DAS RÄTSELHAFTESTE LAND DER WELT. EINE LIEBE OHNE … · Der Mann, der Sun Moon liebt J un Do...

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DAS RÄTSELHAFTESTE LAND DER WELT. EINE LIEBE OHNE FREIHEIT. EIN SENSATIONELLER ROMAN.

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Page 1: DAS RÄTSELHAFTESTE LAND DER WELT. EINE LIEBE OHNE … · Der Mann, der Sun Moon liebt J un Do träumte von Haien, die ihn bissen, von der Schauspielerin Sun Moon, die verzweifelt

DAS RÄTSELHAFTESTELAND DER WELT.

EINE LIEBEOHNE FREIHEIT.

EIN SENSATIONELLERROMAN.

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Der Mann, der Sun Moon liebt

Jun Do träumte von Haien, die ihn bissen, von der Schauspielerin Sun Moon, die verzweifelt blinzelte, so wie damals Rumina, als sie den Sand in die Augen bekommen hatte. Er träumte vom Zweiten Maat, der im-

mer weiter in das grelle Licht hineintrieb. Schmerzen durchzuckten ihn – schlief er oder war er wach? Seine Augäpfel kreisten unter zugeschwollenen Lidern. Der endlose Fischgestank. Das Schrillen der Fabriksirenen mar-kierte den Anbruch eines Heldentags der Arbeit, und dass es Nacht ge-worden war, wusste er, wenn zusammen mit dem Strom das Summen eines Kühlschranks in seiner Nähe ausging. All seine Gelenke waren wie eingerostet, und wenn er tief einatmete, entfesselte das ein Höllenfeuer aus Schmerz. Als sein guter Arm endlich hinübergreifen und den verletzten betasten konnte, spürte er dort etwas wie die dicken Borsten einer Pferdebremse – man hatte ihn scheinbar mit einem festen Faden zusammengefl ickt. Sehr dunkel erinnerte er sich daran, wie man ihm die Treppe des Wohnblocks hinaufgeholfen hatte, in die Wohnung des Zweiten Maats und seiner Frau. Der Lautsprecher der Propaganda unterhielt ihn tagsüber. Am Nach-mittag kam sie aus der Konservenfabrik nach Hause, an den Händen noch schwacher Maschinenölgeruch. Der kleine Teekessel rasselte und pfi ff, und sie summte beim Kim-Jong-Il-Marsch mit, der immer am Ende der Nach-richten gespielt wurde. Dann desinfi zierten ihre vom Alkohol eiskalten Hände seine Wunden. Dieselben Hände rollten ihn nach rechts und nach links, um die Laken zu wechseln, und er glaubte, den Ehering an ihrem Finger zu spüren. Bald ließen die Schwellungen nach, und seine Augen waren nicht mehr entzündet, sondern nur noch verklebt. Mit einem dampfend heißen Wasch-lappen weichte sie den Schorf auf. »Da ist er ja«, sagte die Frau des Zweiten Maats, als er endlich wieder sehen konnte. »Der Mann, der Sun Moon liebt.« Jun Do hob den Kopf. Er lag unter einem hellgelben Laken nackt auf einer Pritsche am Boden. Er erkannte die Lamellenfenster des Wohnblocks. Quer durchs Zimmer waren Drähte gespannt, an denen kleine Barsche wie Wäschestücke zum Trocknen aufgehängt waren. Sie sagte: »Mein Vater war überzeugt, dass seine Tochter nicht zu hun-gern bräuchte, wenn sie einen Fischer heiratet.«Er sah die Frau des Zweiten Maats an. »In welchem Geschoss sind wir hier?«, fragte er. »Im zehnten.« »Wie hast du mich hier hochgekriegt?« »So schwer war das nicht. So, wie mein Mann dich beschrieben hat, dachte ich, du wärst viel größer.« Sie fuhr ihm mit dem warmen Wasch-lappen über die Tätowierung, das Bild Sun Moons auf seiner Brust, und er versuchte, nicht zusammenzuzucken. »Deine arme Schauspielerin, ganz blau und grün im Gesicht. Alt sieht sie aus, als ob ihre besten Zeiten vorüber wären. Kennst du ihre Filme?« Als er den Kopf schüttelte, tat sein Nacken weh. »Ich auch nicht«, sagte sie. »Nicht in diesem Provinzkaff. Der einzige Film, den ich gesehen habe, war aus dem Ausland. Eine Liebesgeschichte.« Sie tauchte den Waschlappen wieder in heißes Wasser und tupfte die wuls-tigen Nähte auf seinem Arm ab. »Er handelte von einem Schiff, das gegen einen Eisberg fährt, und alle sterben.« An der Wand, unterhalb der Bildnisse des Großen und des Geliebten Führers, war ein kleines Regal, auf dem die Amerikaschuhe des Zweiten

Maats standen. Jun Do zerbrach sich den Kopf darüber, wie er sie nach Hau-se geschafft haben mochte, wo doch die gesamte Besatzung dabei zugesehen hatte, wie die Dinger über Bord gingen. An die Wand gepinnt war die große Seekarte der Junma. Das gesamte Koreanische Ostmeer war darauf zu se-hen; alle anderen Karten an Bord bezogen sich auf diese Hauptkarte. Alle hatten angenommen, dass sie zusammen mit den anderen dem Feuer zum Opfer gefallen war. Stecknadeln markierten sämtliche Fischgründe, die sie angefahren hatten, und im Norden waren an mehreren Stellen mit Bleistift Koordinaten eingetragen. »Das ist eine Karte mit allen Orten drauf, wo er schon war«, sagte sie. »Die roten Nadeln sind Städte, von denen er schon mal gehört hat. Er hat immer davon geredet, wohin er mal mit mir fahren würde.« Sie sah Jun Do fragend in die Augen. »Was ist?«, fragte er. »Hat er das wirklich gemacht? Hat er wirklich einen Trupp amerika-nischer Soldaten mit dem Messer bedroht, oder ist das irgendein Schwach-sinn, den ihr euch ausgedacht habt?« »Und warum würdest du mir glauben?« »Weil du vom Geheimdienst bist«, antwortete sie. »Weil dir sowieso alle hier in diesem Scheißkaff egal sind. Wenn dein Auftrag erledigt ist, gehst du zurück nach Pjöngjang und denkst nie wieder an uns Fischerleute.« »Und was ist mein Auftrag?« »Es wird einen Krieg auf dem Meeresgrund geben«, vertraute sie ihm an. »Vielleicht hätte mir mein Mann das nicht erzählen dürfen, hat er aber getan.« »Das ist lächerlich«, sagte er. »Ich bin Funker, nichts weiter. Und, ja, dein Mann hat sich der amerikanischen Marine mit nichts als einem Messer bewaffnet gegenübergestellt.« Voll stummer Bewunderung schüttelte sie den Kopf. »Er hatte so viele verrückte Pläne«, sagte sie. »Wenn man das hört, sollte man fast glauben, dass er einen davon in die Tat umgesetzt hätte, wenn er nicht umgekommen wäre.« Sie löffelte Jun Do gesüßtes Reiswasser in den Mund, rollte ihn dann wieder auf den Rücken und deckte ihn zu. Es wurde dunkel im Zimmer, und bald würde der Strom abgeschaltet. »Ich muss noch mal weg«, sagte sie. »Wenn etwas ist, ruf einfach, dann ist die Blockwartin sofort an der Tür. Die steht schon auf der Matte, wenn hier jemand einen fahren lässt.« Sie wusch sich bei der Tür, wo er sie nicht sehen konnte. Er hörte nur das Wispern des Waschlappens auf ihrer Haut und das Wasser, das von ihrem Körper in die Schüssel tropfte, in der sie hockte. Er fragte sich, ob es dersel-be Lappen war, mit dem sie auch ihn gewaschen hatte. Dann stand sie vor ihm in einem Kleid, dem man ansah, dass es von Hand ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt worden war. Sie war eine echte Schönheit, hochgewachsen und breitschultrig und doch in eine Schicht weichen Babyspecks gehüllt, das sah er, auch wenn seine Augen noch etwas verklebt waren. Ihre Augen waren groß, ihr Blick schwer zu le-sen, ein schwarzer Pagenschnitt rahmte ihr rundes Gesicht ein. In der Hand hielt sie ein Englischwörterbuch. »Ich habe schon öfter Leute gesehen, die sie so fertiggemacht haben wie dich«, sagte sie. »Du wirst wieder gesund.« Und dann fügte sie auf Englisch hinzu: »Sweet dreams!«

Adam JohnsonDas geraubte Leben des Waisen Jun Do Aus dem amerikanischen Englisch

von Anke Caroline Burger.

Leseprobe

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Umschlagabbildungen: © Stephen Mucleahey/TW (Schiff, Vögel, Hintergrund); Ryger/Shutterstock (Wellen).

Foto Adam Johnson: © Tamara Beckwith. Alle anderen Fotos: Adam Johnson

© Suhrkamp Verlag, Pappelallee 78-79, 10437 Berlin. (978-3-518-91524-0)

Preisänderungen und Lieferbarkeit vorbehalten.

www.suhrkamp.de

Am Morgen fuhr er aus dem Schlaf – ein Traum, der in stechendem Schmerz geendet hatte. Das Betttuch roch nach Zigaretten und Schweiß. Da wusste er, dass sie neben ihm geschlafen hatte. Als er

sich endlich aufgesetzt hatte, war sie nirgendwo zu sehen. Das Licht wurde vom Meer zurückgeworfen und erfüllte das Zimmer mit strahlender Helligkeit. Er hob das Laken: Blaue und grüne Blutergüs-se blühten auf seiner Brust, seine Rippen waren mit offenen Platzwunden übersät. Die Nähte waren verkrustet, und man roch, dass sie vereitert wa-ren. Der Lautsprecher grüßte ihn: »Bürger, heute wurde bekannt gegeben, dass eine nordkoreanische Delegation Amerika besuchen wird, um die Schwierigkeiten zu diskutieren, die zwischen unseren beiden mächtigen Nationen bestehen.« Dann ging die Radiosendung gemäß der gewohnten Formel weiter: Belege für die weltweite Anerkennung Nordkoreas, ein wei-teres Exempel der gottgleichen Weisheit Kim Jong Ils, ein neuer Tipp, wie die Bürger dem Hungertod entgehen konnten, und schließlich Ermahnun-gen verschiedener Ministerien an die Zivilbevölkerung. Zugluft brachte die Trockenfi sche an der Leine zum Schwanken; ihre Flossen sahen so durchsichtig aus wie Transparentpapier. Zum ersten Mal seit Tagen bekam Jun Do Hunger. Die Tür ging auf, und die Frau des Zweiten Maats kam schwer atmend herein. Sie schleppte einen Koffer und zwei Fünf-Liter-Wasserbehälter. Sie schwitzte und hatte ein seltsames Grinsen im Gesicht. »Wie fi ndest du meinen neuen Koffer?«, fragte sie. »Hab ich getauscht.« »Was hast du dafür hergegeben?« »Ist doch egal«, sagte sie. »Kannst du dir vorstellen, dass ich nicht mal einen Koffer hatte?« »Wahrscheinlich bist du nie verreist.« »Wahrscheinlich bin ich nie verreist«, sagte sie zu sich selbst. Sie schöpfte ihm etwas Reiswasser in eine Plastiktasse. Er trank und fragte dann: »Vermissen die dich gar nicht in der Konservenfabrik?« Sie gab keine Antwort, sondern kniete sich hin und durchwühlte die Kofferfächer nach Hinterlassenschaften des Vorbesitzers. Jun Do sagte: »Du kriegst bestimmt eine Selbstkritiksitzung aufge-brummt.« »Ich gehe nicht mehr in die Konservenfabrik«, erklärte sie. »Gar nicht mehr?« »Nein«, antwortete sie. »Ich gehe nach Pjöngjang.« »Du gehst nach Pjöngjang.« »Ganz genau«, sagte sie. Im Innenfutter des Koffers fand sie abgelaufene Reisepapiere, die an jeder Kontrollstelle zwischen Kaesong und Ch'ongjin abgestempelt worden waren. »Meistens dauert es mehrere Wochen, aber ich habe irgendwie ein gutes Gefühl. Vielleicht passiert es ja schon morgen.« »Was passiert morgen?« »Dass sie einen Ersatzmann für mich fi nden.« »Und du glaubst also, der ist in Pjöngjang?« »Ich bin die Frau eines Helden«, erwiderte sie. »Die Witwe, meinst du.« »Sag das nicht. Witwe klingt furchtbar.« Jun Do trank sein Reiswasser aus und legte sich ganz, ganz langsam wieder hin. »Es ist doch so«, sagte sie. »Was mit meinem Mann passiert ist, ist furcht-bar. Ich darf gar nicht daran denken. Ehrlich, sobald meine Gedanken dahin wandern wollen, dann wendet sich etwas in mir einfach ab. Aber wir waren ja nur ein paar Monate verheiratet, und davon war er fast die ganze Zeit bei euch an Bord.« Das Aufsetzen hatte Jun Do sehr angestrengt, und als sein Kopf jetzt die Pritsche berührte, war es ein herrliches Gefühl, sich der Erschöpfung zu überlassen. Ihm tat praktisch alles weh, und doch überkam ihn ein körperli-ches Wohlbefi nden, als habe er zusammen mit seinen Kameraden den gan-zen Tag geschuftet. Er schloss die Augen; als er sie wieder aufmachte, war es Nachmittag. Möglicherweise hatte ihn das Geräusch der Tür geweckt, die sich hinter ihr schloss. Er rutschte ein wenig zur Seite, bis er die andere Zimmerecke sehen konnte. Da war die Schüssel, in der sie sich wusch. Er wünschte, er könnte den Arm danach ausstrecken und fühlen, ob das Was-ser noch warm war.

Von unten im Hof kam Gejohle, gefolgt von Lachen oder Weinen, das ließ sich nicht genau sagen, und Jun Do wusste, dass inmitten der Gruppe von Betrunkenen die Frau des Zweiten Maats stand. Der

Lärm drang selbst in den zehnten Stock hinauf, und überall im Wohnblock ertönte das Quietschen, als die Glaslamellen aufgekurbelt wurden, weil die Bewohner sehen wollten, wer sich da unten so danebenbenahm. Jun Do richtete sich auf, schob einen Stuhl als Gehhilfe vor sich her und schleppte sich ans Fenster. Am Himmel stand eine schmale Mondsichel, und weit unten im Hof machte er mehrere Leute an ihrem lauten Gelächter aus – zu sehen waren nur schwarze Schatten. Aber er konnte sich den Glanz ihres Haars, den Schimmer ihres Nackens und ihrer Schultern vorstellen. Als sie zur Tür hereinschwankte, hatte er eine Kerze angezündet und saß, in sein Laken gewickelt, auf einem Stuhl. Sie hatte geweint. »Arschlöcher«, sagte sie und steckte sich eine Zigarette an. »Komm zurück«, rief eine Stimme von unten. »Wir haben doch nur Spaß gemacht.« Sie ging ans Fenster und warf einen Fisch auf sie. Sie drehte sich zu Jun Do um. »Was glotzt du so?« Aus einer Kommode zog sie Kleidungsstücke ihres Mannes. »Zieh dir lieber mal ein Hemd an!« Sie warf ihm ein weißes Unterhemd ins Gesicht. Das Hemd war zu klein und roch nach dem Schweiß des Zweiten Maats. Die Arme durchzustecken war die Hölle. »Vielleicht ist die Karaokebar ja nicht der richtige Ort für dich«, meinte er. »Arschlöcher«, sagte sie, rauchte auf dem anderen Stuhl und starrte an-gestrengt an die Decke, als denke sie über etwas nach. »Den ganzen Abend haben sie auf meinen Mann getrunken, auf den Helden.« Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Die haben mir mindestens zehn Glas Pfl aumen-wein ausgegeben. Dann haben sie angefangen, traurige Lieder in der Karao-kemaschine auszusuchen. Als ich ›Pochonbo‹ gesungen hatte, war ich völlig fertig. Und dann haben sie sich darum gestritten, wer mich trösten darf.« »Ich verstehe nicht, warum du dich mit solchen Typen abgibst.« »Ich brauche sie«, erwiderte sie. »Mein neuer Mann wird bald ausge-wählt. Ich muss einen guten Eindruck auf die Leute machen. Sie sollen wis-sen, wie gut ich singen kann. Das ist meine große Chance.« »Das sind doch nur Lokalfunktionäre. Die haben gar nichts zu melden.« Sie hielt sich den schmerzenden Bauch. »Ich hab die Nase so voll von den ständigen Fischvergiftungen, ständig muss ich Chlortabletten schlucken. Hier, riech mal, wie ich stinke. Ist es nicht unglaublich, dass mein Vater mir so was angetan hat? Wie soll ich es nach Pjöngjang schaffen, wenn ich nach Fisch und Chlor stinke?« »Ich weiß, dass es dir ungerecht vorkommt«, tröstete Jun Do sie, »aber dein Vater wusste bestimmt, was auf dem Spiel stand. Er hat ganz sicher das gewählt, was für dich am besten war.« »Mehrmals im Jahr kamen Männer zu uns in den Ort, oben an der Küste. Alle Mädchen wurden in einer Reihe aufgestellt, und die hübschen« – sie legte den Kopf in den Nacken und blies den Rauch aus – »sind einfach verschwunden. Mein Vater hatte Verbindungen, er hat immer Wind davon gekriegt, und meldete mich an diesen Tagen krank. Und dann hat er mich hierhergeschickt. Und wozu, kannst du mir das sagen? Wozu Sicherheit, wozu überleben, wenn man dann ein halbes Jahrhundert lang Fische aus-nehmen muss? Schönheit bedeutet hier gar nichts«, sagte sie. »Hier inter-essiert nur, wie viele Fische über deinen Tisch gehen. Niemanden juckt es, dass ich so schön singen kann – nur die Kerle, die mich trösten wollen. Aber in Pjöngjang, da sind das Theater, das Kino, das Fernsehen, die Oper. Nur in Pjöngjang werde ich mal jemand sein.« Jun Do atmete tief durch. Gleich würde sie die Kerze auspusten, und der Abend wäre vorbei und das Zimmer so fi nster wie das Meer, auf dem der Zweite Maat trieb.

– sie legte den Kopf in den Nacken und blies den Rauch aus – »sind einfach verschwunden. Mein Vater hatte Verbindungen, er hat immer Wind davon gekriegt, und meldete mich an diesen Tagen krank. Und dann hat er mich hierhergeschickt. Und wozu, kannst du mir das sagen? Wozu Sicherheit, wozu überleben, wenn man dann ein halbes Jahrhundert lang Fische aus-nehmen muss? Schönheit bedeutet hier gar nichts«, sagte sie. »Hier inter-essiert nur, wie viele Fische über deinen Tisch gehen. Niemanden juckt es, dass ich so schön singen kann – nur die Kerle, die mich trösten wollen. Aber in Pjöngjang, da sind das Theater, das Kino, das Fernsehen, die Oper. Nur

Jun Do atmete tief durch. Gleich würde sie die Kerze auspusten, und der Abend wäre vorbei und das Zimmer so fi nster wie das Meer, auf dem der

Am Morgen fuhr er aus dem Schlaf – ein Traum, der in stechendem Schmerz geendet hatte. Das Betttuch roch nach Zigaretten und Schweiß. Da wusste er, dass sie neben ihm geschlafen hatte. Als er

sich endlich aufgesetzt hatte, war sie nirgendwo zu sehen. Das Licht wurde vom Meer zurückgeworfen und erfüllte das Zimmer mit strahlender Helligkeit. Er hob das Laken: Blaue und grüne Blutergüs-se blühten auf seiner Brust, seine Rippen waren mit offenen Platzwunden übersät. Die Nähte waren verkrustet, und man roch, dass sie vereitert wa-ren. Der Lautsprecher grüßte ihn: »Bürger, heute wurde bekannt gegeben, dass eine nordkoreanische Delegation Amerika besuchen wird, um die

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»Dieser Roman ist die Aufregung um ihn wert. Ein Pageturner.«

The Washington Post

»Dieser Roman ist die Aufregung um ihn wert. Ein Pageturner.«

»Ein Roman mit Suchtfaktor. Mutig und beeindruckend.«

David Mitchell»Ein Autor, der weiß,

wie man eine gute Geschichte erzählt ... fantastisch.«

Zadie Smith

»Johnsons Buch ist eine Hymne auf etwas Unzerstörbares im Menschen. Es

steckt voller Mut, Liebe, Humor und Erlösung.«Richard Powers

»Pures Gold.«Abraham Verghese»Ein Meisterwerk.«

Charles Bock

»Brillant.«Wall Street Journal

»Ein kühner und bemerkenswerter Roman.«The New York Times

»Atemberaubend gut.«Oprah Magazine

»Ein Roman mit Suchtfaktor. Mutig und beeindruckend.«