Das wird dünner - Capital Bank · Aber von irgendwo müssen doch die hohen Aktienkurse kommen. Die...

3
"Das Eis wird immer dünner" Noch erzielen Kunden von Privatbanken gute Renditen. Doch was, wenn die Hausse jäh zu Ende geht? Ein Gespräch über Angst, Gier und Vertrauen. TEXT: GERHARD HOFER Die Presse 28/05/2015 1/3 Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Artikelfläche 191092 mm² Seite Private Banking12-14 Auflage 80.410 Anfragen zu weiteren Nutzungsrechten an den Verlag oder Ihren Medienbeobachter Artikelwerbewert Euro 43683.63

Transcript of Das wird dünner - Capital Bank · Aber von irgendwo müssen doch die hohen Aktienkurse kommen. Die...

Page 1: Das wird dünner - Capital Bank · Aber von irgendwo müssen doch die hohen Aktienkurse kommen. Die sind, wenn Sie so wollen, ... Das Eis wird immer dünner. ... wird auf dem Eis

"Das Eis wird immer dünner"

Noch erzielen Kunden von Privatbanken gute Renditen. Doch was, wenn die

Hausse jäh zu Ende geht? Ein Gespräch über Angst, Gier und Vertrauen.

TEXT: GERHARD HOFER

Die Presse

28/05/2015

1/3Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG.

Artikelfläche 191092 mm²

Seite Private Banking12-14 Auflage 80.410

Anfragen zu weiteren Nutzungsrechten an den Verlag oder Ihren Medienbeobachter

Artikelwerbewert Euro 43683.63

Page 2: Das wird dünner - Capital Bank · Aber von irgendwo müssen doch die hohen Aktienkurse kommen. Die sind, wenn Sie so wollen, ... Das Eis wird immer dünner. ... wird auf dem Eis

Es heißt ja auch, dass viele Lotto-Ge-winner das Geld nach einem Jahr wieder verloren haben.

Das hängt aber sehr oft damit zusam-men, dass diese Menschen oft nicht mit

Geld umgehen können. Aber wo lernt man denn, mit Geld umzugehen? In der Schule offenbar nicht.

Der Umgang mit Geld ist auch schwer zu erlernen. Deshalb ist es ja auch klug, in eine Privatbank zu gehen. Denn dort sitzt quasi die aggregierte Erfahrung von vielen Fehlern und Irrtümern und Ver-

lusten, die schon passiert sind und aus denen man aber gelernt hat. Als Privater hat man nicht die Möglichkeit, so viele Fehler zu machen, weil irgendwann das Geld weg ist. Alle Untersuchungen zei-gen: Selbstentscheider verdienen bei mehr Risiko deutlich weniger als der Markt hergeben würde. Und man denkt als Privatanleger oft auch nicht rational.

Der Mensch ist kein Homo oeconomi-cus. Und obwohl es um so schwerwie-gende Themen wie Geldanlage geht, werden die meisten Entscheidungen in-tuitiv getroffen. Ein guter Berater schafft es deshalb, dass ein Kunde intuitiv die richtigen Entscheidungen trifft. Wo gehen die Anleger am häufigsten ein zu hohes Risiko ein?

Das Kernprobleme ist die mangelnde Streuung. Dabei ist Streuung doch die einzige Risikoreduktion, die gratis ist. Denn die Ertragserwartung sinkt ja nicht. Das Problem dabei ist, dass sich der Anleger mehr um sein Investment

kümmern muss. Und darum kümmern heißt in die-

sem Fall, das Geld anderen anzuver-trauen. Warum ist es beim Thema Geld mit dem Vertrauen nicht weit her? Wurde das von den Banken im Zuge der vergangenen Krisen ver-spielt?

Man kann nur vertrauen, wenn vier Fak-toren zutreffen. Bei den Banken fehlen

in der Regel zwei davon. Es geht um Kompetenz und Ergebnisse. Das ist das sichtbare Vertrauen, das ist vorhanden. Bei den unsichtbaren Faktoren geht es

um das sogenannte Bauchgefühl. Es

StA

*

BPAÄ13

äs hat sich nach der Finanzkrise im Verhältnis zwischen Privatbanken und

ihren Kunden geändert, und warum ist die Erwartungshaltung vieler Anleger bereits bei fast zehn Prozent Rendite? Constantin Veyder-Malberg, Vorstand der Capital Bank, spricht darüber, wie Banken das Vertrauen ihrer Kunden wieder zurückgewinnen können. Gute Beratung in Sachen Vermögensanlage sei gerde in Zeiten niedriger Zinsen sehr wertvoll. Das Problem vieler Anleger sei, dass sie intuitiv entscheiden. Ein guter Berater sorge dafür, dass ein Kunde "auch intuitiv das Richtige tut".

Es gibt Umfragen, denen zufolge die Erwartung der Anleger bei über neun Prozent Rendite liegt. Das klingt ja fast schon überheblich. Wie geht man als Berater mit so großen Erwartungshaltungen um?

CONSTANTIN VEYDER-MALBERG: Un-sere Aufgabe als Private Banker ist es, die Leute entweder aus ihrer Gier zu holen oder aus ihrer Angst. Beides sind Gefüh-

le, die in der Geldanlage keinen Platz haben sollten. Auch wenn die Erwartun-gen in Österreich niedriger sind, Basis dafür sind immer die Zuwächse aus der Vorperiode. Unsere Kunden hatten in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt 4,3 Prozent Zuwachs pro Jahr nach allen

Kosten, 4,9 Prozent, wenn sie sich mit 25 Prozent weniger Risiko bei uns in die

Vermögensverwaltung begeben haben. Das war weit über den risikolosen Zin-sen, die es in diesen Jahren gegeben hat.

Gibt es heute überhaupt noch so etwas wie risikolose Zinsen?

Unter Banken gibt es mittlerweile den geflügelten Spruch: Früher gab es risiko-lose Zinsen, heute zinsloses Risiko. Die

Welt hat sich umgedreht. Meute müssen

wir den Anlegern klarmachen, dass das, was sie bisher gesehen haben, in Zu-kunft entweder nur mit erhöhtem Risiko möglich ist oder bei gleichem Risiko we-sentlich weniger Ertrag zu erwarten ist. Der Umgang mit Erwartungen zählt zu den Kernaufgaben des ehrlichen Private Bankers.

Dabei gebe es ja großartige Charts, mit steilen Kurven nach oben, die tolle Gewinne versprechen.

Der Verkäufer verkauft über historische Performance. Der sagt seinem Kunden: "Schauen Sie, so viel hat mein Fonds in den letzten Jahren gemacht. Das ist ja viel mehr als auf dem Sparbuch." Ganz ehrlich: Das ist nicht wahr. Historische Performance ist die gefährliche Droge, die ein Berater einnimmt, um ein leich-tes Geschäft zu machen.

Aber am Ende fühlt sich der Kunde

doch ohnehin nur gut beraten, wenn er Geld verdient hat, oder?

Zufriedenheit in Bezug auf Geld heißt nicht unbedingt, dass man reicher ge-worden ist. Glück wird sehr stark danach

definiert, dass man ein bisschen mehr hat als der, mit dem man sich vergleicht.

Blenden die Menschen nicht sehr oft

das Risiko aus, wenn es um Geldan-lage geht?

Wir müssen davon abkommen, die Leute am Beginn einer Veranlagung ein-fach nur zu fragen, welches Risiko sie nehmen wollen. Menschen, die ein Ver-

"Glück bedeutet, dass man mehr

hat als der, mit dem man sich

vergleicht"

mögen geerbt haben, wollen dieses an ihre Kinder weitergeben und greifen es auch nicht an. Manchmal ist das kontra-produktiv, weil etwa zu wenig Risiko-streuung vorhanden ist. Mit Geld, das man leicht gewonnen hat, geht man auch viel leichtfertiger um. Menschen, die schnell viel Geld verdienen, sind oft

risikobereit.

Die Presse

28/05/2015

2/3Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG.

Auflage 80.410

Anfragen zu weiteren Nutzungsrechten an den Verlag oder Ihren Medienbeobachter

Page 3: Das wird dünner - Capital Bank · Aber von irgendwo müssen doch die hohen Aktienkurse kommen. Die sind, wenn Sie so wollen, ... Das Eis wird immer dünner. ... wird auf dem Eis

Madoff damals der größte Betrüger der Finanzgeschichte war. Damals sind wir am Ende des Vertrauens angelangt. Da-mals ist uns allen klar geworden: Wenn es um Beratung bei der Geldanlage geht, gehören klare Regeln her.

Und diese klaren Regeln gab es frü-

her nicht? Es stand immer ein gewisser Generalver-

dacht im Raum. Der Kunde hat uns im

Verdacht, dass wir verdienen, während er Geld verliert. Dass wir ihm Dinge auf-

schwatzen, weil sie gut für uns und nicht gut für ihn sind. Diesen Generalverdacht galt es auszuräumen. Durch klare Regeln im Vorhinein. Die auf Fairness aufbau-

en statt versteckter Provisionen gibt es Gebühren nur bei Erfolg. Wo befinden sich die Anleger der-zeit: im Angst- oder im Giermodus?

Seit der Finanzkrise, glaube ich, ist der Angstmodus latent vorhanden. Das sieht

man bei den Aktien. Viele private Anleger investieren heute eher in Immobilien.

geht um die Frage: Welche Motive und welche Absichten hat mein Gegenüber? Und dabei hakt es. Denn der Berater will

bekanntlich nur mein Geld und davon so viel wie möglich an Spesen weg-schneiden.

Tatsächlich machen Sie es aus reiner

Nächstenliebe, oder? Nein. Das Erste, was wir dem Kunden klar sagen müssen, sind unsere Motive. Wir müssen natürlich unsere Kosten de-cken, wir sind ein normaler Wirtschafts-betrieb und verlangen für unsere Tätig-

keit Gebühren. Diese Motive müssen von Anfang an klargestellt werden. Auf versteckte Produktprovisionen verzich-ten wir freiwillig und informieren klar und transparent über alle Gebühren.

Somit weiß der Kunde: Das kostet es. Ist das eine Erkenntnis aus der ver-gangenen Finanzkrise?

Die Finanzkrise hat uns zum Umdenken gebracht, nämlich der Beginn der Fi-nanzkrise nach der Lehman-Pleite. Als

Aber von irgendwo müssen doch die hohen Aktienkurse kommen.

Die sind, wenn Sie so wollen, unter Aus-schluss der Öffentlichkeit entstanden. Da sind die Privaten noch gar nicht

dabei. Die sogenannte Hausfrauen-Hausse ist noch nicht gekommen.

Wird sie jemals wiederkommen? Der Mensch vergisst sehr schnell. Die Medien tun zwar ihr Bestes, um die Fi-nanzkrise immer wieder zu erwähnen.

Dabei haben wir auf den Kapitalmärkten keine Krise, sondern einen irrsinnigen

Boom. Oder wir fabrizieren gerade eine

Blase, die wiederum in eine Krise führen wird.

Aber gerade diese Angst, die in eine Ak-tienaversion mündete, spricht eigentlich gegen eine Blase. Andererseits führt der

Druck der Notenbanken, also die Nied-rigzinspolitik, zwangsläufig ins Risiko. Das Geld ging zuerst ins Gold, dann in

Immobilien, jetzt in Aktien. Und diese Aktien sind nicht mehr billig, aber es ist

genügend Kaufinteresse da, weil Alternativen fehlen.

Zudem müssen Investoren immer mehr riskieren, nur um ihr Vermö-gen zu halten.

Das Eis wird immer dünner.

Aber solange die Notenbanken mu-sizieren, wird auf dem Eis getanzt.

Doch niemand spricht darüber, dass die Musik irgendwann zu Ende gehen wird. Und deshalb ist Beratung heute auch viel wertvoller als in Zeiten, in denen es 4,5 Prozent aufs Sparbuch gab und man sein Vermögen auch ohne Risiko ver-mehren konnte. Leider wissen auch wir

nicht, wann die Musik aufhören wird zu spielen. Was wir machen können, ist, das Risiko zu streuen und Übertreibun-gen der Märkte zu erkennen.

Vielleicht müssen wir uns nur end-lich eingestehen, dass im Leben

nichts risikolos ist, schon gar nicht in Bezug auf Geld.

Ich bin dankbar, dass Sie das sagen. Denn leider sind es wir, die Banken, die diese Botschaft in Zeiten der Negativzin-sen überbringen müssen. Die Politik

und die Notenbank machen es ja nicht. Sie sind aber dafür verantwortlich.

Die Presse

28/05/2015

3/3Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG.

Auflage 80.410

Anfragen zu weiteren Nutzungsrechten an den Verlag oder Ihren Medienbeobachter