Datareport 2 · Agil und flexibel Der Betrieb einer modernen IT-Infrastruktur erfordert neue und...

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1 Datareport IT-Sicherheit Wie Dataport Krypto-Trojaner bekämpft Digitaler Wandel Brücken schlagen, Chancen nutzen Experiment in Bremen Die erste virtuelle und globale Weinprobe 2 2017 E-Government und Bürgerbeteiligung Geodaten als Motor der Digitalisierung

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Datareport

IT-SicherheitWie Dataport Krypto-Trojaner bekämpft

Digitaler WandelBrücken schlagen, Chancen nutzen

Experiment in Bremen Die erste virtuelle und globale Weinprobe

2 2017

E-Government und Bürgerbeteiligung

Geodaten als Motor der Digitalisierung

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Reshaping the Datacenter

Agil und flexibelDer Betrieb einer modernen IT-Infrastruktur erfordert neue und moderne Betriebskonzepte, die Ressourcen schonen, flexibel und agil sind und gleichzeitig kostenoptimiert arbeiten. Das ermöglicht schnelle Anpassun-gen an sich ändernde Geschäftssituationen und ein Verlagern der Ressour- cen: weg von der reinen Wartung der IT-Infrastruktur und hin zu Geschäfts-anwendungen und Prozessinnovationen.

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Editorial

Britta Heinrich,Leiterin Öffentlichkeitsarbeit

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mit der Richtlinie INSPIRE zum Ausbau der Geo-dateninfrastruktur in der Europäischen Gemein-schaft wurde schon 2007 eine Tatsache herausge-stellt: Ohne Geodaten geht nichts mehr. Das zeigt sich in diesem Jahr besonders beim G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg. Bei der Vorbereitung des Großereignisses geht es neben organisatorischen Fragen natürlich vor allem um die Sicherheit. Manchester, London, Paris, Brüssel und andere Anschläge der jüngsten Zeit haften im Gedächt-nis.

Umso erfreulicher ist es, dass Geodaten nicht nur zur Problemlösung kritischer Situationen beitra-gen. Sie erlauben auch neue Wege der Bürgerbe-teiligung. Ab Seite 10 lesen Sie, wie Schleswig-Holstein eine direkte Teilhabe der Öffentlichkeit bei Planungsvorhaben zulässt. Die Online-Veröf-fentlichung der Unterlagen für die Windenergie-planung des Landes hat das digitale Beteiligungs-verfahren BOB-SH ermöglicht. Die IT-Struktur dazu stellt Dataport, der Zugang erfolgt über ein Serviceportal.

„Künftig wird es vorwiegend um die Bereitstel-lung von Diensten gehen, die eine einfache Nut-zung der Geodaten ermöglichen. Auch das Voran-schreiten von bundesweiten Open Data-Angebo-ten ist essentiell zur Steigerung der Mehrwerte.“ Katrin Lange, Innenstaatssekretärin in Branden-burg, das derzeit den Vorsitz des Lenkungsgremi-ums Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE) innehat, wirft einen Blick in die Zukunft. Sie sieht Geodaten vor allem als Motor für den Ausbau von E-Government-Lösungen (Seite 16).

Im April legte die Bundesregierung ihren Legis-laturbericht zur „Digitalen Agenda“ vor und zog eine positive Bilanz. Nicht nur im Wahljahr 2017 steht die Agenda allerdings auf dem Prüfstand: Von Beginn an gab es Stimmen, die in dem Papier vor allem eine Problembeschreibung sehen, kaum

aber praktikable Lösungsansätze. Oft ist es aller-dings eine Frage der Perspektive, ob man die Dinge positiv oder negativ sieht. Lernen können wir an dieser Stelle gut von Marianne Wulff, der ehema-ligen Geschäftsführerin von Vitako, die im April dieses Jahres zu Dataport gewechselt ist. In ihrer Abschiedsrede plädiert sie dafür, Veränderung als Lernprozess zu sehen und Brücken zwischen ver-schiedenen Standpunkten zu schlagen. (Seite 22).

Natürlich bestehen manche Ängste und Vorbe-halte gegenüber der Digitalisierung zu Recht. Der Krypto-Trojaner „WannaCry“ erregte im Mai weltweit Aufsehen, weil er über 200.000 Rechner-systeme infizierte. Da ist es gut zu wissen, dass das Bundesamt für Sicherheit in der Informations-technik unser Rechenzentrum erneut für seinen hohen Standard zertifiziert hat. Dataport schützt derzeit circa 70.000 Verwaltungsrechner auf der Basis von fünf Grundsätzen, die Sie auf Seite 30 nachlesen können.

IhreBritta Heinrich

Reshaping the Datacenter

Agil und flexibelDer Betrieb einer modernen IT-Infrastruktur erfordert neue und moderne Betriebskonzepte, die Ressourcen schonen, flexibel und agil sind und gleichzeitig kostenoptimiert arbeiten. Das ermöglicht schnelle Anpassun-gen an sich ändernde Geschäftssituationen und ein Verlagern der Ressour- cen: weg von der reinen Wartung der IT-Infrastruktur und hin zu Geschäfts-anwendungen und Prozessinnovationen.

Fujitsu bietet Ihnen die passende Balance zwischen schneller und robuster IT. Unser Leistungsangebot umfasst die Technologien, Lösungen, Services und Partnerschaften, die Sie für den Aufbau einer strategischen Basis für heutige und zukünftige Geschäftsmodelle brauchen. Wir nutzen unsere Erfahrung und unser Wissen, um gemeinsam mit unseren Kunden der Öffentlichen Hand die Zukunft der Verwaltungsmodernisierung mitzugestalten.

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Inhalt

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Titel

Bürgerbeteiligung per LandkarteSchleswig-Holstein lässt die Bürger mitreden: Bei Windenergie und weiteren Planungsvorhaben setzt das Land auf interaktive Karten.

Mehr Harmonie schaffen Um die Geodateninfrastruktur in Deutschland auszubauen, werden die technischen Standards weiterentwickelt.

Geodaten für alleInterview mit Katrin Lange, Innenstaatssekretärin des Landes Bran-denburg, zu Status Quo und Perspektiven der Geodaten.

Die Daten wachsen zusammenDer Blick in die Zukunft zeigt: Verwaltung, Bürger und Wirtschaft profitieren davon, wenn Geodaten interoperabel verfügbar sind.

In Kürze

Auskommentiert

Von Leuchttürmen und Leuchtkäfern Aufwändige IT-Projekte lautstark abloben? Ranglisten und Preise fördern keineswegs die Zusammenarbeit in der Verwaltung. Ein Plädoyer von Peter Batt, IT-Direktor im Bundesinnenministerium.

Unter Partnern

Hamburgs schlanke Prozesse im RechnungswesenDie Kasse der Stadt Hamburg arbeitet mit einem zentralisierten elek-tronischen Posteingang und ersetzt die bisherige Papierbearbeitung.

Ein Fall für zweiDas Bayerische Landesamt für Steuern und Dataport entwickeln gemeinsam eine Software für die Prozessoptimierung in Steuerre-chenzentren.

Verkostung mal andersBeim fünften Fachkongress des IT-Planungsrats wurde Wein im Bre-mer Rathaus auf eine ganz neue Art verkostet.

Modern verwalten

Achtsam und neugierig in die Zukunft spazieren!Digitaler Wandel? Marianne Wulff plädiert dafür, Veränderung als Lernprozess zu sehen und Brücken zwischen Traditionalisten und Digitalenthusiasten zu bauen.

Die E-Mail vom Amt ist unerwünschtUmfrageergebnis: Die Mehrheit der Deutschen möchte keine sensib-len Informationen per Mail erhalten.

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Inhalt

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Mittendrin

„Hier lässt es sich gut leben“In Altenholz bei Kiel hat Dataport seinen Unternehmenssitz. Bürger-meister Carlo Ehrich berichtet über Projekte der Gemeinde.

TechnoLogisch

E-Mail as a ServiceFlexible und sichere E-Mail-Lösung aus der Cloud: Sensible Vorgän-ge in der öffentlichen Verwaltung sind geschützt.

Hier kommt keiner rein Dataports Rechenzentrum ist erneut für seinen hohen Sicherheits-standard zertifiziert worden.

Unternehmen

Zugriff verweigert: Erpresser kapern ComputerSchutz vor Ransomware und Krypto-Trojanern: Maßnahmen, die über 70.000 Verwaltungsrechner vor Übergriffen bewahren.

Mehr als nur ProgrammierenDer Arbeitsalltag von Softwareentwicklern ist eintönig und lang-weilig? Nicht bei Entwicklern, die bei Dataport arbeiten.

Digitale Experimente im SchulunterrichtSchüler erfassen Daten mit Raspberry Pi, Kamera und Sensoren. Zu-gleich erwerben sie unter Praxisbedingungen digitale Kompetenzen.

Querbeet

Jazz begeistert kleine NachwuchsmusikerDas größte europäische Jazzfestival „Jazzahead“ hat sich erstmals mit einem Konzert dem Nachwuchs gewidmet.

Impressum

Herausgeber:DataportAnstalt des öffentlichen RechtsAltenholzer Straße 10-1424161 AltenholzTelefon (0431) 3295-0Telefax (0431) 3295-6410Internet: www.dataport.deE-Mail: [email protected]

Redaktion: Britta Heinrich (v.i.S.d.P.)Andrea Brücken, Kirsten Wohlfahrt

Redaktionsbeirat: Michael Hauschild, Gerd Schramm, Sabine Wichmann, Olaf WustrowReproduktion: Freie und Hansestadt Hamburg, Landesbetrieb Geoinformation und VermessungLayout: Christina WalterAuflage: 3.500, Ausgabe: 2 / Juni 2017

Die einzelnen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Ein Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur nach Genehmigung der Redaktion gestattet.

beebright – Fotolia

Petra Sch

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Diese Ausgabe wurde auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.

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In Kürze

Landtagswahl läuft störungsfrei

Bildung braucht neue AnsätzeUm die Digitalisierung im Bildungsbereich vo-ranzubringen, ist es erforderlich, neue pädago-gisch-didaktische Ansätze für die gezielte Nut-zung neuer Technologien im Schulunterricht zu entwickeln. Das zeigt ein im Mai vorgestelltes Gutachten („Bildung 2030 – veränderte Welt“) des Aktionsrats Bildung. Digitalisierung im Bil-dungsbereich sei dabei mehr als nur das Ersetzen analoger durch digitale Lehrmittel. Lehrende und Ausbilder müssten auf die Digitalisierung auch vorbereitet werden. Zudem wird in dem Gutachten die Technik angesprochen: Breitbandtechnologi-en seien für die Digitalisierung des Lehrens und Lernens essenziell. Rechtliche und regulatorische Herausforderungen müssten ebenfalls bewältigt werden. Mit der Einführung von digitalen Lehr- und Lernformaten rückten urheberrechtliche Fra-gen und der Schutz der Privatsphäre in den Fokus. Mehr unter www.aktionsrat-bildung.de.

Auch bei Wahlen geht nichts mehr ohne Infor-mationstechnik. Ohne technische Zwischenfälle verlief die schleswig-holsteinische Landtagswahl am 7. Mai 2017. Dataport hat Schleswig-Holstein bei der Wahl mit IT- sowie Service- und Sicher-heitsleistungen unterstützt. Die bei der Wahl ein-gesetzte Software „voteplus“ wird im Hochsicher-heitsrechenzentrum von Dataport betrieben. Die lokale technische Infrastruktur im Kieler Landes-haus sowie die Funktionsfähigkeit des gesamten Verfahrens wurden vorab vom Statistikamt Nord und Dataport gemeinsam konzipiert und getestet. Am Wahltag wurden die speziell für die Landtags-wahl aufgebauten Arbeitsplatzrechner in enger Abstimmung mit Dataport sodann durch Fachleu-te des Statistikamtes Nord betreut. Zudem gab es eine Rufbereitschaft für Techniker, die im Falle von Störungen des Verfahrens unmittelbar hätte eingreifen können.

Die niedersächsische Landesregierung hat im Mai den Entwurf eines In-formationszugangsgesetzes beschlossen. Nach Inkrafttreten haben Bür-gerinnen und Bürger einen voraussetzungslosen Auskunftsanspruch ge-genüber Ämtern, Behörden und Ministerien des Landes. Öffentliche oder private Belange sind durch das Gesetz allerdings besonders geschützt. Personenbezogene Daten, Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse werden nicht herausgegeben, wenn betroffene Dritte der Herausgabe widerspre-chen. Einige Ausnahmen sieht das Gesetz bei Behörden wegen ihrer be-sonderen Aufgaben, zum Beispiel bei Gerichten oder Finanzbehörden. Der Gesetzesentwurf muss noch vom Landtag verabschiedet werden.

Niedersachsen beschließt Transparenzgesetz

Bild: winterbilder – FotoliaBild: Bilan 3D – Fotolia

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In Kürze

zählt der 115-Verbund seit Mai. Das 50. Ser-vicecenter hat die Kreisverwaltung im rheinland-pfälzischen Cochem eingerichtet. Die einheitliche Be-hördenrufnummer 115 ist erster Ansprech-partner für die Bür-gerinnen und Bürger

des Landkreises Cochem-Zell für alle Fragen zur Verwaltung. Anders als in einer Telefonzentrale leiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Anru-fer nicht weiter, sondern beantworten den größten Teil der Fragen sofort. Landrat Manfred Schnur: „Nicht geplant war, dass wir nun das 50. Service-center bundesweit und das fünfte im Rheinland- Pfalz sind. Das ist Zufall, aber ein Jubiläum, das uns natürlich freut." Der 115-Verbund wurde 2009 gegründet. Er umfasst zurzeit 470 Kommunen, zwölf Länder und die gesamte Bundesverwaltung.

50. Servicecenter im 115-Verbund eröffnet

Zum April 2017 hat Dataport den Infrastrukturbetrieb für die Compu-ter-Arbeitsplätze der Landespolizei Schleswig-Holstein übernommen. Dataport verantwortet damit den Betrieb der insgesamt 6.500 Computer-Arbeitsplätze inklusive Wartung und Support – in den rund 300 Dienst-stellen der – Landespolizei. Die Computer-Arbeitsplätze werden nun nach dem Landesstandard „+1-Infrastruktur“ betrieben. Diesen Standard für Verwaltungs-Computer hat Dataport gemeinsam mit dem Land Schles-wig-Holstein entwickelt. Dieser ist bereits für rund 25.000 Arbeitsplätze in der Landesverwaltung im Einsatz. Mit der Übernahme des Infrastruk-turbetriebs durch Dataport wird die Landespolizei von fachfremden Auf-gaben entlastet.

Dataport übernimmt Betrieb für Polizeirechner

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat einen Mindeststan-dard für die Nutzung externer Cloud-Dienste veröffentlicht.

Er umfasst neben der Datenka-tegorisierung und Risikoana-lyse den gesamten Lebenszy-klus einer Cloud-Nutzung. Sie reicht von der Beschaffung bis

zu dem Punkt, an dem die Nut-zung der Cloud beendet wird. Für alle Phasen hat das BSI Anforderungen an die Sicher-heit festgelegt. Sie sind mit den Basisanforderungen des vom BSI ebenfalls veröffentlichten allgemeinen Anforderungskata-logs für Cloud-Computing eng verknüpft. Dieser Katalog richtet sich an Cloud-Anbieter. Externe Cloud-Dienste für Stellen des Bundes müssen diese Anforde-rungen erfüllen. Behörden der Länder und Kommunen kön-nen den Mindeststandard als Leitfaden für die eigene Cloud-Nutzung nutzen. Sie sind unter www.bsi.bund.de abrufbar.

BSI schärft Standards für externe Cloud-Dienste

Bild: kamasigns – Fotolia

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In Kürze

Der Glasfaserausbau in Deutschland hinkt hinter-her, weil Bund und Länder schlecht miteinander kommunizieren. Zu diesem Ergebnis kommen das Fraunhofer-Institut für System- und Innovations-forschung (ISI) und die Bertelsmann-Stiftung in ihrer im Mai erschienenen Studie „Ausbaustrate-gien für Breitbandnetze in Europa.“ Zurzeit verfol-gen Bund und Länder ihre eigenen Ansätze. Ziel sollte es aber sein, mehr zusammen zu arbeiten und Ausbauaktivitäten besser zu koordinieren. Für die Studie wurden zunächst Länder betrach-tet, die im Glasfaserausbau erfolgreich sind, zum Beispiel Estland oder Schweden. Daraus wurden

Maßnahmen für Deutschland abgeleitet. „Der ak-tuelle Stand der Glasfaser-Versorgung ist nicht gut, aber das eigentliche Drama ist, dass der Aufhol-prozess durch politische Weichenstellungen un-zureichend unterstützt wird", sagt Brigitte Mohn, Vorständin der Bertelsmann Stiftung. In allen betrachteten Vergleichsländern nähmen Kommu-nen eine stärkere Rolle beim Breitbandausbau ein. Dem Engagement der Kommunen und Landkreise seien in Deutschland jedoch rechtliche Grenzen gesetzt, die entsprechend geändert werden sollten. Die Studie steht unter www.bertelsmann-stiftung.de zur Verfügung.

Schlechte Abstimmung beim Glasfaserausbau

Bessere Rahmenbedingungen für die digitale Transformation der Ver-waltung fordert der Branchenverband Bitkom anlässlich der anstehenden Bundestagswahl in seinem Aktionspapier „Transformation und Teilha-be“, das im Mai vorgestellt wurde. Es seien mehr finanzielle Ressour-cen und Impulse für die Modernisierung nötig, damit die Verwaltung digitaler werde, betont der Verband. Zudem sollte die Verwaltungsaus-bildung modernisiert werden und Themen wie Open Data und soziale Medien berücksichtigen. Die Verwaltung sollte laut dem Aktionspapier ihre Wettbewerbsfähigkeit bei der Nachwuchsgewinnung steigern. Für Letzteres müsse die Verwaltung nicht nur eine innovationsorientierte Verwaltungskultur, sondern auch modern ausgestattete Arbeitsplätze und verschiedene Arbeitszeitmodelle schaffen. Das Aktionspapier kann unter www.bitkom.de eingesehen werden.

Bitkom fordert mehr Impulse für Verwaltung

Foto: ThomBal – Fotolia

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Auskommentiert

Peter Batt leitet die Abtei-lung Informationstechnik im Bundesministerium des Innern (BMI) und ist IT-Direktor des BMI.

„Es ist schon alles gesagt worden – nur von mir noch nicht!“ Das findet sich als wohlbekannter Scherz in mancher Rede wieder. Das Publikum lacht dann und ist dankbar. Dankbar, weil der Scherz andeutet, dass der Redner sich kurz fassen will und das Buffet endlich eröffnet wird.

So ähnlich ist es mit den Leuchttürmen. Nicht mit den „echten“ Leuchttürmen, son-dern mit Leuchtturmprojekten, „von denen eine Signalwirkung oder Vorbildfunkti-on ausgeht“ (Wikipedia). „Es gibt schon prima Vorbilder – nur noch nicht von uns!“ würde die abgewandelte Version lauten. Das Problem, das sich dahinter verbirgt, ist ernst. Es stammt aus einer Zeit, als es für einen Bürgermeister, Geschäftsführer oder Amtsleiter eine Frage des Prestiges war, einen Computer im Arbeitszimmer zu haben. Das sah nach Modernität und nach herausgehobener Bedeutung aus. Denn die Technik war richtig teuer – und alle wussten das. Benutzt haben den Computer nur die wenigsten.

Nun haben sich die Zeiten geändert. Geblieben ist aber das Bedürfnis vieler Men-schen – in der IT und bei ihren Auftraggebern – sich aus der Masse herauszuheben, um dadurch in einer immer uniformeren Welt die eigene Identität und Bedeutung zu behalten. Geblieben ist auch das Bedürfnis, an gewohnten Verhaltensweisen und Verfahren nichts ändern zu müssen. Versteckt wird das oft hinter AGABU. AGABU ist mir zum ersten Mal vor mehr als zwanzig Jahren begegnet und ist das Kürzel für „Alles ganz anders bei uns“. Das war der Kampfruf derjenigen, die sich auf keinen Fall vorhandene, erprobte und bewährte Lösungen zu eigen machen wollten.

Zusammenarbeit in der Verwaltung

Von Leuchttürmen und Leuchtkäfern

Benchmarks sind keine Hitparade, sondern dazu da, von anderen zu lernen.

AGABU ist nur selten richtig. Und es wäre schön, wenn das völlig berechtigte Streben nach eigener Identität und Bedeutung nicht dazu führt, in aufwändige IT-Leuchtturmprojekte zu investieren. Es wäre auch schön, wenn Preise und Hitpa-raden mit Rangfolgen erfolgreicher Digitalisierungsvorhaben dieses Streben nicht noch belohnen würden. „Benchmarks“ sind nämlich nicht dazu da, um Hitpara-denplätze zu vergleichen, sondern um von anderen zu lernen. Mit anderen zu spre-chen, zu kommunizieren, das Passende mitzunehmen, zu adaptieren und auch die „echten“ Besonderheiten kennen- und (ein)schätzen zu lernen. Das wäre schön.

Also: Dies ist ein Plädoyer für das Projekt „Leuchtkäfer“. Diese senden Lichtsignale zur Kommunikation aus, damit sie zueinanderfinden.

Auf gute Zusammenarbeit in der Verwaltung!

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Geodaten in Schleswig-Holstein

Bürgerbeteiligung per LandkarteBeim Ausbau der Windenergie und anderen Planvorhaben lässt Schleswig-Holstein die Öffentlichkeit mitreden. Das geht überall und jederzeit durch die von Dataport be-triebene Onlineplattform BOB-SH. Land und Kommunen setzen auf die Vorteile einer interaktiven Karte und nutzen dazu dieselbe IT-Infrastruktur.

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Titel

Digitale Geodaten sind fester Bestandteil des privaten und gesell-schaftlichen Lebens. Sie sind Orientierungshilfe und Planungs-instrument. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger sammeln Er-fahrungen mit Online-Navigationssystemen, die frühzeitig Staus erkennen, Ausweichrouten vorschlagen und den Weg zur nächsten Tankstelle oder Bankfiliale weisen. Auch die Verwaltung setzt für ihre Aufgaben auf digitale Daten mit Raumbezug und vernetzte An-wendungen, die Geodaten und damit verbundene Fachinformatio-nen strukturiert zugänglich machen. Neben Expertensystemen für die Landesvermessung, Infrastrukturplanung sowie Umwelt- und Katastrophenschutz gewinnen dabei mobile Apps und einfach be-dienbare Webanwendungen immer mehr an Bedeutung.

Online mitreden mit BOB-SHFür die laufende Windenergieplanung bietet Schleswig-Holstein einen zusätzlichen, komfortablen Beteiligungsweg über das Inter-net an. Herzstück dieser Bürger- und Behörden-Online-Beteiligung

Schleswig-Holstein (BOB-SH) ist eine Geo-Webanwendung. Sie soll den Beteiligungspro-zess wesentlich vereinfachen. Hintergrund ist der Ausbau der Windenergie auf dem Weg zur Energiewende in Deutschland. Das Ziel, von fossilen Energie-trägern und der Kernkraft Ab-stand zu nehmen, ist politischer Konsens. Der Bau neuer Wind-kraftanlagen betrifft aber vor allem ländliche Regionen. Umso wichtiger ist es, eine möglichst breite Öffentlichkeit an der Flä-chenplanung zum Windenergie-ausbau zu beteiligen.

Drei Aktenordner Wind-energieplanung Im Dezember 2016 hat die Lan-desplanungsbehörde sämtliche Unterlagen für den Beteiligungs-prozess in BOB-SH veröffent-licht – zum Beispiel Umweltbe-richte und Begründungen. In Papierform füllen sie etwa drei Aktenordner. Die Dokumente liegen auch in Rathäusern und Amtsverwaltungen zur Einsicht aus. Zusätzlich sind ihre Inhalte in BOB-SH über eine interaktive Karte von Schleswig-Holstein zugänglich. Durch ein- und aus-blendbare Kartenebenen lassen sich sowohl für die Windener-gienutzung geeignete als auch ungeeignete Areale anzeigen.

Die laut Planungsbehörde geeig-neten Gebiete, so genannte Vor-ranggebiete, umfassen knapp zwei Prozent der Landesfläche. Die restlichen 98 Prozent sind

Mitreden und den eigenen Lebensraum mitgestalten: Bürge-rinnen und Bürger in Schleswig-Holstein können sich online an Planungsvorhaben von Land und Kommunen beteiligen. Foto: TimSiegert-batcam – Fotolia

Geodaten

Geodaten sind digita-le Informationen zu einer bestimmten Po-sition auf der Erdober-fläche. Sie lassen sich in Geobasisdaten, die Grundlegendes wie To-pografien und bebaute Flächen beschreiben, und Fachdaten mit Raumbezug (Geofach-daten) unterscheiden. Geofachdaten werden in Geoinformations-systemen (GIS) ge-führt.

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Titel

für die Windenergienutzung ausgeschlossen. Diese Areale setzen sich aus Tabuzonen und abgelehnten Potenzialflächen zusammen, zum Beispiel aufgrund ihrer Nähe zu Wohnsiedlungen oder Na-tur- und Landschaftsschutzgebieten. Per Mausklick auf die farblich hervorgehobenen Vorranggebiete bekommen Bürger sowie Vertreter von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen Hintergrundin-formationen angezeigt. Dabei können sie sich die Flächen im Detail anschauen und sich über ihre Nutzungsart und bisherige Abwä-gungsgründe erkundigen. Auch ist es möglich, für jeden Punkt in der Karte die dort zutreffenden Kriterien abzufragen.

Direkt Stellung nehmenUmfangreiche Informationen sind mit der interaktiven Karte in BOB-SH leicht zugänglich und übersichtlich strukturiert. Das er-höht die Transparenz im Beteiligungsprozess. Nutzer können über die Webanwendung aber auch direkt Stellung nehmen. Das senkt die Schwelle und den Aufwand, sich zu beteiligen. Davon profitiert nicht zuletzt die Verwaltung.

Bis zum Ende des Beteiligungsprozesses am 30. Juni 2017 sammelt die Landesplanungsbehörde alle Stellungnahmen, um die Sachar-gumente abzuwägen und die Planungsentwürfe zum Ausbau der Windenergie anzupassen. Die über BOB-SH eingehenden Rückmel-dungen lassen sich dabei schneller auswerten als Briefe oder gar mündlich zur Niederschrift abgegebene Stellungnahmen. Das spart den Behörden Zeit, Papier und Geld. Im Beteiligungsprozess gewon-nene Informationen, beispielsweise über schützenswerte Nistplätze, werden anschließend genauso mit dem Kartenmaterial verknüpft wie Rückmeldungen zu neuen oder nicht mehr vorhandenen Liegen-schaften. Diese grundlegenden Informationen helfen wiederum den Vermessungsämtern, ihre Geobasisdaten zu aktualisieren – Daten, die dann auch anderen Verfahren wie der kommunalen Bauleitpla-nung zur Verfügung stehen.

Online-Beteiligung: zwei in einsDie Vernetzung und Interoperabilität von Geoinformationen in ver-schiedenen Fachanwendungen sind entscheidend für den Nutzen digitaler Geodaten und die Leistungsfähigkeit von E-Government. Mit BOB-SH bildet Schleswig-Holstein zwei Verfahren innerhalb einer technischen Lösung ab: Die Beteiligungsplattform ist ein gemeinsames Projekt des Landes Schleswig-Holstein, des Kom-munalen Forums für Informationstechnik und der kommunalen Landesverbände. Dabei hat das Land Schleswig-Holstein sein Be-teiligungsverfahren zum Ausbau der Windenergie auf das bereits bestehende kommunale Online-Beteiligungsverfahren für die Bau-leitplanung aufgesetzt.

Von den technischen Neuerungen wie dem interaktiven Karten-Client profitiert auch die Bauleitplanung. Kommunen, die BOB-SH für die gesetzlich vorgeschriebene Beteiligung in der Bauleitpla-nung nutzen, können darüber alle Informationen zu den Planvor-haben veröffentlichen. Die interaktive Karte ermöglicht es ihnen, lokalisierte Stellungnahmen entgegenzunehmen. Neben Behörden, Einrichtungen und angrenzenden Gemeinden können so auch Bür-gerinnen und Bürger zu Bauvorhaben wie Kindergärten oder Möbel-häusern in ihrer Umgebung online Stellung beziehen – von jedem Ort aus und unabhängig von den Öffnungszeiten der Verwaltung.

Das Verfahren BOB-SH ist in den zentralen Schleswig-Holstein-Service eingebunden. Einmal in diesem Serviceportal regis-triert, können sich öffentliche Einrichtungen, Gemeinden und Planungsbüros in allen Beteili-gungsverfahren des Landes und der angeschlossenen Kommu-nen engagieren.

Bürgerinnen und Bürger dürfen sich frei entscheiden, ob sie sich für ihre Stellungnahme regist-rieren wollen. Doch profitieren registrierte Nutzer von mehr Komfort. Sie können dann bei-spielsweise angefangene Stel-lungnahmen speichern und zu einem späteren Zeitpunkt aus-formulieren und abschicken. Der Schutz ihrer persönlichen

BOB-SH

Die Bürger- und Be-hörden-Online-Beteili-gung (BOB-SH) macht Mitreden spielend ein-fach: Über das Online-Portal BOB-SH stellt Sch leswig-Holstein alle wichtigen Infor-mationen zu Planvor-haben über das Inter-net zur Verfügung. Bürger, beteiligte Ein-richtungen und an-grenzende Gemeinden können die Planungs-dokumente online ein- sehen und direkt Stel-lung beziehen. Dataport betreibt BOB-SH in seinem hochsicheren Rechenzentrum.

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Titel

Daten ist dabei garantiert, denn Dataport betreibt sowohl das Serviceportal als auch die da-von getrennte technische Infra-struktur für BOB-SH in seinem hochsicheren Rechenzentrum.

Die zentrale Anmeldemöglich-keit und eine einheitliche Op-tik und Handhabung machen die von Land und Kommunen gemeinsam genutzte Plattform für Bürger einfach und intuitiv bedienbar: Wer sich einmal mit einem landesweiten oder kom-munalen Beteiligungsverfah-

Die Verbindung zentraler Lö-sungen mit leicht bedienbaren Geo-Webanwendungen führt so zu einem Qualitätssprung der E-Government-Angebote, ein wichtiger Effekt für die vo-ranschreitende Digitalisierung. Denn umso positiver die Erfah-rungen der Bürger mit elektro-nischen Verwaltungsdienstleis-tungen sind, desto größer ihre Bereitschaft, solche zu nutzen.

Unabhängig bleibenMit öffentlich-rechtlichen tech-nischen Lösungen für Geodaten bleibt die öffentliche Verwal-tung dabei unabhängig von den Kartendiensten großer Such-maschinenanbieter und sichert ihre Hoheit über rechtsverbind-liche Geobasisdaten.

E-Government wird mit leicht bedienbaren Geo-Webanwen-dungen einfacher.

ren beschäftigt hat, findet sich meistens schnell auch in einem anderen Verfahren zurecht. Darüber hinaus können sich angemeldete Nutzerinnen und Nutzer automatisch über kom-

munale Planvorhaben in ihrer Nähe informieren lassen. Wenn sie sich für eine ganz bestimmte Region interessieren, brauchen sie dafür nur einen Umkreis in der Karte definieren. Sie werden dann sofort informiert, sobald dort ein Beteiligungsverfahren startet.

Die Bürger- und Behör-den-Online-Betei l igung (BOB-SH) im Film erklärt. [YouTube / 1:32 Minuten]

Hier darf kein Windrad stehen. Aber gäbe es alternative Standorte, um die Windenergie voranzubringen? Bei der Standortsuche für Windräder geht ohne Geodaten nichts. Foto: bluedesign – Fotolia

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Titel

Geodateninfrastruktur

Mehr Harmonie schaffen

Im Frühjahr 2017 haben sich Geodaten-Experten von Bund, Ländern und Kommunen dar-auf geeinigt, die Geodateninf-rastruktur (GDI) der deutschen Verwaltungen weiter auszubau-en. Dafür beschlossen sie unter anderem, Geodaten für Verwal-tungsprozesse, aber auch für ex-terne Nutzer wie Unternehmen besser verfügbar zu machen. Da-rauf haben sich die Mitglieder des Lenkungsgremiums Geoda-teninfrastruktur Deutschland (GDI-DE) verständigt.

Der Begriff Geodateninfrastruk-tur bezeichnet den technischen Unterbau, der erforderlich ist, um Geodaten bereitzustellen und auszutauschen. Zunächst sind dies die Metadaten selbst: Informationen, die Geodaten quasi wie auf einer Karteikarte beschreiben, zum Beispiel Nut-zungsbedingungen oder An-sprechpartner in der für den Datensatz zuständigen Behör-de. Zum anderem gehören dazu Netzwerke wie Datenleitungen, Server und Geodienste – Verfah-ren, über die man über das In-ternet auf raumbezogene Infor-mationen wie Karten zugreifen kann.

Der GDI-DE koordiniert die ab-gestimmte Weiterentwicklung der Geodaten bundesweit und in Europa. Denn Geodaten bezie-hungsweise deren Räume, auf die sie sich beziehen, machen nicht an Grenzen halt. Nur mit einheitlichen Regeln sind die

Weniger Vielfalt, mehr Standards: Geodaten sollen übergreifend besser genutzt werden können. Von Behörden, aber auch von Externen wie Unternehmen oder interessierten Bürgern. In Deutschland koordiniert das Lenkungsgremium Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE) die Weiterentwicklung der technischen Basis für Geodaten.

Daten übergreifend ohne Probleme nutzbar. Seit 2007 sind die EU-Mitgliedstaaten durch die INSPIRE-Richtlinie der EU (Infrastruc-ture for Spatial Information in the European Community) dazu ver-pflichtet, ihre Geodaten stufenweise online bereitzustellen, nach einheitlichen technischen Standards.

Geodaten sind nicht nur EU-weit heterogen und noch lange nicht harmonisiert. Auch innerhalb Deutschlands gilt bis dato: Die Geo-daten aus Bund, Ländern und Kommunen sind technisch vielfältig und oft nicht interoperabel. Mit dieser Vielfalt verhält es sich im Spezialgebiet Geodaten wie beim E-Government im Allgemeinen. Auch hier ist die technische Landschaft bunt und oft nicht kompa-tibel. Deshalb unterstützt der GDI-DE den IT-Planungsrat, das Ko-ordinierungsgremium von Bund und Ländern, bei übergreifenden IT-Projekten eine homogene IT-Infrastruktur in Behörden aller Ver-waltungsebenen zu schaffen.

GDI-DE

Das Lenkungsgremi-um Geodateninfra-struktur Deutschland (GDI-DE) ist 2005 auf Initiative von Bund und Ländern errich-tet worden. Ziel ist es, Geodaten der Ver-waltungen von Bund, Ländern und Kommu-nen zeitgemäß mithil-fe einer webbasierten, übergreifend vernetz-ten und auf Standards beruhenden Geodaten-infrastruktur bereitzu-stellen. Unter anderem hat das Gremium 2015 die Nationale Geoin-formationsstrategie be-schlossen. Das Land Brandenburg hat 2017 / 2018 den Vor-sitz.

Geografische Räume sind grenzenlos. Geodaten sollten deshalb auch grenzüberschreitend genutzt werden können. Foto: Denys Rudyi – Fotolia

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Titel

Katrin Lange ist Staats-sekretärin im Ministeri-um des Innern und für Kommunales.

Länderübergreifende Standardisierung

Geodaten für alleBrandenburg hat derzeit den Vorsitz in zwei föderalen Gremien inne, welche die In-formationstechnik der öffentlichen Verwaltung weiter entwickeln: dem Lenkungsgre-mium Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE) und dem IT-Planungsrat. Innen-staatssekretärin Katrin Lange erklärt Status Quo und Perspektiven der Geodaten.

Das gilt selbstverständlich auch für Geoinformationen bei Kata-strophenvorsorge und -management. Brandenburg will als aktuelles Vorsitzland die Zeit nutzen, die länderübergreifende Digitalisierung und Standardisierung auf diesem Feld maßgeblich voranzubringen. Raumbezogene Informationen sind nicht nur für die Verwaltung relevant, auch für Unternehmen und Bürger. Wie kann die Nut-zung von Geodaten vereinfacht werden, um ihren Mehrwert noch zu steigern?Im Land Brandenburg sind flächendeckende, raumbezogene Infor-mationen über das „Geoportal Brandenburg“ und den Geodatenshop „Geobroker“ im Internet einfach zugänglich. Insbesondere im „Geo-portal Brandenburg“ sind diese Angebote in weiten Teilen entgelt-frei. Bundesweit erfolgt der Zugang vergleichbar über das Geoportal Deutschland. Künftig wird es vorwiegend um die Bereitstellung von Diensten gehen, die eine einfache Nutzung der Geodaten ermögli-chen. Auch das Voranschreiten von bundesweiten Open Data-An-geboten ist essentiell zur Steigerung der Mehrwerte. Nur wenn die Nutzung von Geodaten effizient und ohne großen zusätzlichen Auf-wand erfolgen kann, wird eine optimale Wertschöpfung möglich. Welche App, die auf Geodaten zugreift, müsste Ihrer Meinung nach unbedingt noch entwickelt werden?Die Entwicklung schreitet hier weiter rasch voran. Deshalb wird es schwer, hier die „eine“ App zu benennen. Ein ganz wichtiger Aspekt ist meines Erachtens aber, dass zahlreiche staatliche Geodatenan-gebote noch zu wenig auf die Nutzung durch Smartphone und Co. geeignet sind. Um mobile Anwendungen sachgerecht zu unterstüt-zen, müssen wir deshalb bestehende Internetangebote künftig so gestalten, dass diese auch auf mobilen Endgeräten jederzeit genutzt werden können.

Standardisierung und Harmonisierung sind im E-Government bundesweit einer der Knackpunkte, um den digitalen Flickentep-pich zu entsorgen. Können Geodaten als Motor dienen, die Digi-talisierung der Verwaltung zu beschleunigen? Viele E-Government-Anwendungen greifen heute schon auf die Geobasisdaten der Vermessungsverwaltungen der Bundesländer zu-rück. Man könnte deshalb fast sagen, Geodaten sind auch ein Motor für E-Government. Hinzu kommt: Die Mehrzahl dieser Geobasis-daten werden bereits seit Mitte der neunziger Jahre in einheitli-chen Datenformaten und länderübergreifend bereitgestellt. Dieses Vorgehen der Vermessungsverwaltungen kann auch als Vorbild für E-Government-Prozesse und -Anwendungen dienen.

Geodaten machen nicht an Grenzen halt. Katastrophen auch nicht. Brandenburg hat dies zum Beispiel bei Oder-hochwassern wie 1997 sehr zu spüren bekommen. Wie wollen Sie übergreifende Standardi-sierung weiter vorantreiben? In der Tat fehlten 1997 noch länderübergreifend zugängliche und standardisierte Geodaten. Das hat sich grundlegend geän-dert. Seit Mitte der 2000er Jahre wird europaweit auf Basis der INSPIRE-Richtlinie der EU eine Geodateninfrastruktur aufge-baut. Damit sollen Geoinforma-tionen zu einer breiten Palette von Datenthemen über das Inter-net in einem EU-weit einheitli-chen Standard grenz- und orga-

nisationsübergreifend zur Verfügung gestellt

werden.

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Titel

Anfang Juli findet in Hamburg das Gipfeltreffen der Gruppe der zwanzig führenden Industrie-nationen (G20-Gipfel) statt. Die Bewegungen von über 10.000 politischen Gästen, Medienver-tretern, Demonstranten, An-wohnern sowie Sicherheits- und Polizeikräften müssen für die zweitägige Großveranstaltung koordiniert werden. Mithilfe von Geodaten kann die Einsatz-leitung Demonstrationsrouten, Sperrbereiche und Verkehrs-umleitungen exakt festlegen. Geodaten und interaktive Kar-ten liefern im Zusammenspiel mit der Sicherheitssoftware Eu-rocommand wichtige Daten aus dem Einzugsgebiet und ermögli-chen eine Echtzeitüberwachung der eingesetzten Polizisten.

Initialzündung InspireDie europäische Richtlinie Ins-pire stößt eine Entwicklung an, die Geodaten eine neue Wertig-keit verleiht. Sie verlangt die nachhaltige Bereitstellung der Datensätze mit Blick auf eine zu-kunftsorientierte Nutzung. Die Daten müssen über Internet-Por-tale mit Suchfunktionen, Visua-lisierungen und der Möglichkeit des Downloads bereitgestellt werden. Das betrifft Geobasis-daten der Landesvermessungen wie Adressen, Flurstücke und Straßen und alle Geofachdaten,

Bye bye Datensilos

Die Daten wachsen zusammen

Wenn Geodaten zentral, einheitlich und offen verfügbar sind profitieren Verwaltung, Bürger, Wissenschaft und Unternehmen davon. Der Blick in die Zukunft lässt hoffen, dass auf der Basis von interoperablen Geodaten viele neue Dienstleistungen und leicht bedienbare Services entstehen.

Die fachliche und technische Herausforderung besteht seit Jahren vor allem darin, Daten mit einheitlichen Parametern zu entwickeln, die in Englisch verfügbar und maschinenles-bar sind. Für die Nutzung der Daten werden wiederum zent-rale und anwenderfreundliche

Lösungen benötigt. Die Anwen-der sind dabei keine Geodaten-spezialisten. „Nehmen wir den Schwerlastverkehr mit Son-dergenehmigung, der mehrere Bundesländer durchfährt oder europäische Landesgrenzen überquert. Wichtig ist, dass die benötigten Daten interoperabel sind und digital vorliegen. Man braucht für so einen Fall ein mandantenfähiges und Daten-schutz zertifiziertes Verfahren, weil dort gegebenenfalls sen-sible Daten verarbeitet werden“, führt Eckard aus.

Sensorik spart KostenVolker Eckard hat viele Visionen für die Geodaten der Zukunft:

„Sensorik wird eine sehr viel größere Rolle spielen. Im Küs-ten- und Katastrophenschutz zum Beispiel. So kann über ein

zum Beispiel aus den Bereichen Raumordnung oder Umweltver-waltung. „Viele Geodaten, die in der Vergangenheit auf abge-koppelten Servern oder Datei-systemen in den verschiedenen Verwaltungen und Gebietskör-perschaften nur wenigen Mitar-beitern zur Verfügung standen,

können nun von Verwaltungen, Wirtschaft und einer breiten Öffentlichkeit gleichermaßen genutzt werden“, erklärt Vol-ker Eckard, Leiter Umwelt- und Geodatenverfahren bei Dataport.

Geodaten fließen in ungefähr 80 Prozent aller Verwaltungs-vorgänge mit ein. Dies können neben demografischen und to-pografischen Daten zum Bei-spiel auch die Planungsdaten für Baustellen sein. „Ein Bereich, in dem es ohne Geodaten gar nicht geht ist die Flächennutzung.“ erläutert Eckard. „Boden- und Luftqualität, Lärmaufkommen, Bevölkerungsdichte und Ver-kehrsanbindung bestimmen den Wert einer Liegenschaft und entscheiden somit über die Nut-zung als Wohn- oder Industrie-fläche.“

INSPIRE

Infrastructure for spa-tial information in Europe (INSPIRE) ist eine Richtlinie der Eu-ropäischen Union aus dem Jahr 2007. Sie soll die gemeinschaftliche Nutzung von Geodaten erleichtern.

In Zeiten der Digitalisierung sind Datensilos kontraproduktiv.

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Bye bye Datensilos

Die Daten wachsen zusammen

Netz von Pegelständen die Ent-wicklung eines Hochwassers beobachtet und gezielt Evaku-ierungsmaßnahmen eingeleitet werden.“

Als weiteres Beispiel für den Einsatz von Sensorik nennt Vol-ker Eckard die Müllabfuhr im ländlichen Raum. Dort ist die Bevölkerungsdichte geringer als in der Stadt, die Kosten für die Entsorgung von Abfällen sind aber höher. „Manche Tonnen laufen über, weil sie zu selten geleert werden. Altglas-Contai-ner werden nicht genutzt, weil sie an der falschen Stelle stehen. Mithilfe von Sensordaten lässt

planungen und als Info-Service für Naturwanderungen. „Die Aussicht ist ganz klar: Solche Services werden im Rahmen der Digitalisierung zunehmen und müssen auch als App für das Smartphone angeboten werden“, sagt Volker Eckard abschließend.

„Die Hoffnung ist, dass neben der Verwaltung auch die Privatwirt-schaft durch die Open Data-Ini-tiativen neue Geschäftsmodelle, Dienstleistungen und Services entwickelt. So werden in Zu-kunft Wirtschaft, Bürger und Verwaltungen gleichermaßen vom Wert der Geodaten und da-mit auch am technologischen Fortschritt partizipieren.“

sich das Abfall-Management kostengünstiger und effizienter gestalten.“

Mobile BürgerservicesGenerell lassen sich mit Geoda-ten auch Bürgerservices verbes-sern. So arbeiten einige Kom-munen bereits mit Systemen wie dem Hamburger Melde-Michel, über das Bürger standortbezo-gen defekte Straßenlaternen, ka-putte Parkbänke, wilde Müllde-ponien und Straßenschäden an ihre Verwaltung melden können.

Auch im Tourismus bringt der Einsatz von Geodaten Mehr-werte, zum Beispiel bei Routen-

Titel

Der Polizei erleichtern Geodaten die Arbeit: Für Großveranstaltungen kann sie Verkehrsrouten und Sperrbereiche so planen, dass alle Menschen vor Ort bestmöglich geschützt sind . Foto: animaflora – Fotolia

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Unter Partnern

Wenn Unternehmen und öffentliche Einrichtun-gen ihre Prozesse im Rechnungswesen optimie-ren, starten sie oft mit der Rechnungsbearbeitung. Denn die Beschleunigung der Fallbearbeitung führt zu Skontoerträgen und vermeidet damit mögliche Mahngebühren. Ähnlich war es auch in der Kasse.Hamburg. Seit mehreren Jahren läuft dort erfolgreich ein System für die Eingangsrech-nungsbearbeitung unter dem Namen „Herakles-IT“. Hosting und Support für die Anwendung erfolgen über Dataport in den Hochsicherheitsre-chenzentren in Hamburg und Norderstedt.

Die IT-Architektur enthält sowohl Standardkom-ponenten, wie Regelwerk und Software für das Auslesen von Belegen und deren Klassifikation

Digitalisierung

Hamburgs schlanke Prozesse im RechnungswesenSchnellere und schlankere Arbeitsprozesse: Die Stadt Hamburg hat ihren Rechnungs-eingang zentralisiert und verarbeitet eingehende Rechnungen durchgängig elektro-nisch. Für alle buchhaltungsrelevanten Prozesse ist künftig eine elektronische Post-eingangsbearbeitung vorgesehen.

von der WMD Group, sechs Scamax-Produktions-scanner von InoTec, eine Scan-Lösung von Kofax, Klassifizierungssoftware von I.R.I.S. als auch eine individuell für die Kernverwaltung der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) entwickelte Archivlö-sung sowie ein Vorgangsbuch mit integriertem Ge-nehmigungsworkflow. Insgesamt ein eindrucks-volles Gemeinschaftsprojekt.

Zentraler RechnungseingangUm die Verarbeitung der eingegangenen Rech-nungen deutlich zu beschleunigen und die Pro-zesse transparenter zu gestalten, hat die Freie und Hansestadt Hamburg auf einen zentralen Rechnungseingang umgestellt. Zunächst rein auf Rechnungsbelege ausgelegt, musste die Lösung

Papierbelege gehören der Vergangenheit an. Dank der elektronischen Posteingangsbearbeitung werden Rechnungen bei der Kasse.Hamburg deutlich schneller verarbeitet. Foto: v.poth – Fotolia

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Unter Partnern

Digitalisierung

Hamburgs schlanke Prozesse im Rechnungswesen

sehr schnell erweitert werden, um auch andere Belegarten wie zum Beispiel Aufträge, Gebüh-renbescheide, Barauslagen, Ho-norarrechnungen und interne Belege vollautomatisiert den je-weiligen Bearbeitungsprozessen zuordnen zu können.

Mit diesem Konzept findet die Verarbeitung der Belege somit nicht mehr manuell und verteilt in den einzelnen Behörden statt. Papierbelege gelangen über eine gesonderte Postleitzahl (22222) zum zentralen Rechnungsein-gang der Kasse.Hamburg im Stadtteil Bahrenfeld und wer-den dort gescannt. Für PDF-Eingangsrechnungen sowie sol-che mit Meta-Daten (sogenannte ZUGFeRD-Rechnungen) hat die Stadt eigene E-Mail-Adressen eingerichtet. ZUGFeRD bezeich-net ein von Bundesregierung und der Wirtschaft entwickeltes Standardformat für elektroni-sche Rechnungen und steht für „Zentraler User Guide des Fo-rums elektronische Rechnung Deutschland.“

Nutzer in allen Hambur-ger BehördenNach dem Scanvorgang liest IRISXtract, die Klassifikati-onslösung, alle Daten aus den gescannten Papier- beziehungs-weise den elektronisch einge-gangenen PDF-Rechnungen aus. Das xFlow Interface der WMD Group als Systemschnittstelle übergibt die Informationen an-schließend an weiterverarbei-

tende Systeme: ein elektroni-sches Archiv sowie ein für die Hamburger Verwaltung speziell entwickeltes Vorgangsbuch mit einem eigenen integrierten Ge-nehmigungsworkflow. Die Lö-sung ist auf die Anwender, die an der Mittelbewirtschaftung in der FHH beteiligt sind, ausge-richtet.

Das derzeit aktuelle Belegauf-kommen, das in Dataports Re-chenzentrum mit dieser neuen Lösung verarbeitet wird, beläuft sich pro Jahr bereits auf über 1,2 Millionen Seiten. In Kür-ze erfolgt die Einbindung von Landesbetrieben der FHH in die elektronische Bearbeitung. Ende 2016 stellte Dataport eine SAP-integrierte Eingangsrechnungs-verarbeitung mit xFlow Invoice SAP für alle Hamburger Lan-desbetriebe als Erweiterung der „Herakles-IT“ zur Verfügung – unter Nutzung der bestehenden Infrastruktur für Scannen und OCR/Beleglesung aus den etab-lierten Prozessen.

Ziel: Elektronische Post-eingangsbearbeitung Nach der Rechnungsverarbei-tung als Keimzelle der Opti-mierung geht es inzwischen mit großen Schritten in Richtung Di-gitalisierung. Die elektronische Erfassung und Weiterleitung des gesamten Posteingangs mit einem Bezug zur Buchhaltung und allen weiteren zahlungs-relevanten Prozessen ist das nächste große Projekt der Kas-

se.Hamburg. Der Vorteil in der Gesamtkonstruktion der WMD-Lösung ist, dass hierbei die für den Rechnungseingang einge-setzten Komponenten (Scanner, Scansoftware, Klassifizierung, Schnittstelle zu Folgesystemen) mitgenutzt werden können. Egal wer künftig ein Schriftstück in welcher Form (Brief, E-Mail, Fax) an die Verwaltung schickt – direkt nach dem Posteingang wird dieses auf den Scanner gelegt beziehungsweise auf den E-Mail-Server übertragen. Die digitale Posteingangslösung übernimmt die Dokumente des E-Mail-Servers. IRISXtract verrichtet anschließend – wie bei den Rechnungen – seinen Dienst, liest aus, um welche Art von Beleg es sich handelt und xFlow Interface organisiert dann die Weitergabe in die an-schließenden Bearbeitungspro-zesse.

Perspektivisch strebt die Freie und Hansestadt Hamburg an, dass künftig die gesamte ein-gehende Post, gleich an welche Behörde, frühestmöglich digi-talisiert vorliegt und direkt im Anschluss durchgängig mit den vordefinierten Workflows ein-heitlich digital weiterbearbeitet wird. Elektronische Prozesse sollen die bisher papierbasierte Bearbeitung durchweg erset-zen. Ziel ist die Vermeidung von Medienbrüchen und die deutli-che Reduzierung der Wege- und Liegezeiten im Bearbeitungsver-lauf.

Autorin

Eva Jadamus-Ulitzka ist die Leiterin des Re-ferats K25 bei der Kas-se.Hamburg mit den Fachlichen Leitstellen für die Fachverfahren Herakles, Integrierte Erfassung und Bear-beitung von Zuwen-dungen (INEZ) und Vertragskataster.

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Unter Partnern

Ohne Steuern kein Staat. Die Steuern von Bürgern und Unternehmen werden in Steuerrechenzen-tren berechnet. Jedes Bundesland hat so eines. Die sechs Trägerländer des Dataport-Verbundes teilen sich das gemeinsame Data Center Steuern in Rostock. Über diesen Verbund hinaus ist 2016 eine neue Kooperation mit dem Freistaat Bayern hinzugekommen: Das Bayerische Landesamt für Steuern und Dataport entwickeln zusammen eine Software, mit der die steuerliche Datenverarbei-tung verbessert und die Digitalisierung im Steuer-wesen vorangetrieben wird.

Die ersten Module des Programms CAESAR (Co-operative Accounting Event-Service ARchitectur) laufen im Pilotbetrieb in Nürnberg beim Rechen-zentrum Nord des Bayerischen Landesamt für

Steuern. Ein erstes Modul, das Modul Auftrags-management, wird Ende 2017 einsatzbereit sein.

Die Software automatisiert unter anderem Aufträ-ge, mit denen in den Rechenzentren IT-Systeme für die Steuerverarbeitung aktualisiert werden. Sollten zum Beispiel Steuerprogramme an Ge-

Digitalisierung im Steuerrechenzentrum

Ein Fall für zweiEin Programm, zwei Partner: Das Bayerische Landesamt für Steuern und Dataport ko-operieren bei der Digitalisierung. Ein von ihnen entwickeltes System digitalisiert und optimiert Prozesse im Steuerrechenzentrum und erspart Mitarbeitern in der Finanz-verwaltung und im IT-Betrieb rund 10.000 Word-Formulare im Jahr.

setzesänderungen angepasst oder neue Versionen installiert werden, stießen die Mitarbeiter der Finanzverwaltungen die dafür notwendigen Ar-beiten bislang per E-Mail und Word-Formular an – es gibt rund 9.000 bis 10.000 Aufträge im Jahr, etwa 800 im Monat. Über das Modul CAESAR-Auftragsmanagement werden Arbeitsaufträge nun per automatisiertem Workflow in die Wege gelei-tet. Der Auftrag wird vom Kunden im Amt bis zum ausführenden Verfahrensbetreuer im Rechenzen-trum transparent überwacht und nachvollzogen. Manuelle Fehler bei der Eingabe sollen durch die Automatisation vermieden werden.

CAESAR passt auf Weitere Module stehen in Zusammenhang mit der Kontrolle der Produktion sowie dem Erheben

von Kennzahlen und Erstellen von Statistiken. Das System be-aufsichtigt die mit dem Verfah-ren verbundenen Prozesse und informiert alle an der Verfah-rensbetreuung beteiligten Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter automatisch über relevante Än-derungen oder gar Störungen im Rechenzentrumsbetrieb. Über ein weiteres Modul können zu-dem nun per Knopfdruck Kenn-zahlen erhoben und Statistiken oder Dokumentationen zu be-stimmten steuerlichen Frage-stellungen angefordert werden.

Bislang ist es in Deutschland einzigartig, dass zwei Steuer-rechenzentren bei der Digita-

lisierung ihres IT-Betriebs in dieser Dimension kooperieren. Bayern und die Partner des Dataport-Verbundes wollen mit CAESAR die Abläufe in der Steuerverwaltung und den dahinter liegenden Technikbereichen weiter digitalisieren. Das Sys-tem ist so aufgestellt, dass es auch von weiteren Partnern genutzt werden kann.

Besserer Workflow: Ein neues System digitalisiert Prozesse im Steuerrechen-zentrum.Bild: bakhtiarzein – Fotolia

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Unter Partnern

Die Abendsonne scheint durch die gotischen Fensterbögen der oberen Bremer Rathaushalle. Sie wärmt Gläser mit Rotwein, die in großflächigen Dreiecks-formationen auf weiß gedeck-ten Tafeln stehen. 300 Gäste des Abendempfangs zum fünften Fachkongress des IT-Planungs-rates blicken auf vier großflächi-ge Beamer-Projektionen. „Moin,

Bremen!“ hallt es wiederkeh-rend durch die Rathausmauern. „Bonsoir“, „Buona sera“ und „Good morning“ antwortet Dirk Böhling. Der Rundfunkmode-rator begrüßt nacheinander 15 internationale Gäste aus sechs Kontinenten zur ersten weltwei-ten virtuellen Weinprobe. Sie alle sind live per Internet-Video zugeschaltet.

Mit der von Dataport koordinier-ten globalen Videokonferenz de-

Weltweite virtuelle Weinprobe

Verkostung mal andersBeim Abendempfang zum fünften Fachkongress des IT-Planungsrates lässt Bremen Wein verkosten – unter 15 Teilnehmern in aller Welt und 300 Gästen im Bremer Rat-haus. Eine Videokonferenz verbindet die Anwesenden mit den Testern rund um den Globus.

monstriert Bremen die Möglichkeiten der Digitalisierung und gibt gleichzeitig eine Kostprobe seiner Besonderheiten: als historische Stadt mit Tradition, als Stadt der Logistik und Hafenwirtschaft, als Stadt des digitalen Wandels, der Raumfahrt und des Weins. „Diese fünf Sachen muss man wie beim Kochen günstig kombinieren“, er-klärt der Bremer Staatsrat Hans-Henning Lühr sein Rezept für die weltweite virtuelle Weinprobe.

Zu probieren gibt es drei Weine aus dem Bremer Ratskeller – einen Grauburgunder, einen Spätburgunder und den Bremer Senatswein, eine Riesling Spätlese. Videoprojektionen zeigen den Weintestern

vor Ort und in der Welt unter-haltsame Hintergrundinforma-tionen: zum Beispiel, dass der Bremer Riesling aus Rheinland-Pfalz kommt, wie die Probier-Weine in alle Welt verschifft wurden und welchen Aggregat-zustand Wein braucht, damit er im Weltraum zu genießen ist.

Eine Frage des GeschmacksWie sich am Erdboden der Weingeschmack richtig entfal-tet, weiß Ratskellermeister Karl-Josef Krötz. Mit viel Luft sollen die Tester ein paar Tropfen Ries-ling über ihre Zunge ziehen. Er verrät außerdem, dass es unter

anderem in Asien und Amerika eine Vorliebe für fruchtsüße Wei-ne gibt. So schmeckt auch Kirsten Powell in Washington der Bre-mer Riesling. Im Video-Chat sagt sie: „Das ist ein sehr feiner, süßer Wein, den wir zum Dessert genießen.“ Dennoch kann der Bremer Senatswein nicht bei allen Probanden punkten. Mit weißen, roten und weiß-rot gestreiften Karten stimmen sie nach der Verkostung über ihren Favoriten ab. Während der Rotwein kaum Befürworter findet, liefern sich Grauburgunder und Riesling bei den Gästen in Bremen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Stichwahl entscheiden die 15 externen Weintester. Sie alle sind im Schachbrettmuster verteilt auf den Videowänden zu sehen. Die meisten von ihnen halten eine weiße Karte vor ihre Webcam. Damit fällt die Entscheidung für den besten Wein der ersten weltweit virtuellen Weinprobe digital: Es ge-winnt der Graue Burgunder.

Ganz virtuell geht es dann doch nicht: Der Wein musste „in echt“ neben dem Rechner stehen. Foto: WavebreakmediaMicro – Fotolia

Abgedreht: Die virtuelle Weinprobe im Bremer Rathaus im Film.[YouTube / 7:11 Minuten]

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Digitaler Wandel und Veränderungen

Achtsam und neugi erig in die Zukunft spazieren!Digitaler Wandel ruft Ängste hervor, weil er zum Beispiel das Arbeitsleben umfassend verändert. Dabei soll er doch Spaß machen und nützlich sein. Ein Plädoyer dafür, Ver-änderung als Lernprozess zu verstehen, Brücken zwischen Traditionalisten und Digital-enthusiasten zu bauen und die Chancen des digitalen Wandels zu nutzen.

Modern verwalten

wir Einstellungen und Werte überdenken und vielleicht über Bord werfen. Manche müssen sogar die eigene berufliche Iden-tität neu finden. Ein Sachbear-beiter, der sich als rechtssicherer Bearbeiter von Anträgen identi-fiziert, tut sich schwer damit, diese Verantwortung an eine Maschine abzugeben. Das Ge-fühl, die eigene Kompetenz sei nichts mehr wert, tut weh. Sich neu zu definieren als Berater des Bürgers braucht seine Zeit.

Wir brauchen einen Kulturwan-del.

Max Weber und Open GovernmentWir Digitalisierungsenthusias-ten begehen häufig den Fehler, das Neue ersatzlos an die Stelle des Alten zu setzen. Also: die agile, transparente, offene, flexi-ble, fehlertolerante Verwaltung statt der, die auf Sorgfalt, Feh-lerfreiheit und Rechtssicherheit aufbaut. Aber wir brauchen bei-des: die Max Webersche Verwal-tung und die Open Government-Verwaltung. Bescheide sollen nach wie vor verlässlich und richtig sein. Aber daneben brau-chen wir Strukturen, in denen Neues ausprobiert werden kann.Die Kunst besteht darin, die verschiedenen Wert- und Über-zeugungssysteme zu versöhnen:

Digitaler Wandel soll Freude bereiten und Spaß. Ich möchte ein Bild zeichnen, das neugierig macht auf Veränderung. Es soll all die Angst machenden Bilder ersetzen, die verbunden sind mit der digitalen Revolution: Was geschieht mit meinen Daten? Ist mein Arbeitsplatz gefährdet? Muss ich immer erreichbar sein? Diese Ängste wiegen für viele schwerer als die Chancen.

Zwar lassen sich die Auswir-kungen des digitalen Wandels auf das Gemeinwesen abstrakt wunderbar beschreiben: Le-bensqualität auf dem Lande, intelligente Städte mit intelli-gentem Verkehr, intelligenten Häusern, digitalen Schulen und einer kundenorientierten, schnellen digitalen Verwaltung, die gemeinsam mit den Einwoh-nern Leistungen erzeugt, und einer Politik, die noch klarere Entscheidungen trifft, weil sie die Bürger beteiligt und Daten analysiert – das alles sind Tei-le des digitalen Staates. Doch bleiben all diese Bilder letztlich blutleer, wenn die Beteiligten nicht erkennen können, was der Nutzen sein soll.

Glühende KohlenWir müssen das, was wir mit der Digitalisierung erreichen wol-len, so plastisch wie möglich be-

schreiben. Welchen Problemen können wir damit ein Schnipp-chen schlagen? Wo kann ich ei-nen Beitrag leisten? Solche Zu-kunftsbilder setzen Energie frei für Veränderung. Denn wenn ich etwas wirklich will, kann ich auch über glühende Kohlen lau-fen, ohne mich zu verbrennen.

Gegenwärtig beobachte ich ganz unterschiedliche Entwicklun-gen: Nichtstun – der Kelch wird schon an mir vorübergehen. Symbolisch die Smart City aus-rufen – allerlei Projekte starten, die aber nicht unbedingt zu ei-ner Verbesserung führen, son-dern Etikettenschwindel sind, um „modern“ zu erscheinen. Die dritte, noch zu seltene Variante: Die Chancen der Digitalisierung nutzen, um Probleme zu lösen, Teilhabe und Lebensqualität verbessern.

Wie schaffen wir es, dass die letzte Gruppe größer wird? Ver-änderungsprozesse sind Lern-prozesse. Digitalisierung der Verwaltung bedeutet, das Leis-tungsportfolio zu überdenken, Arbeit anders zu erledigen, den Bürgerkontakt neu zu gestalten, Aufgaben auch gemeinsam mit anderen zu wuppen. Leicht über-sehen wir dabei, dass dies nicht allein erfordert, neue Techniken zu erlernen. Vielmehr müssen

Marianne Wulff wechselte im April zu Dataport, um die Digitalisierung bei dessen Trägern verant-wortlich mitzugestalten. Sie war von 2009 bis 2017 Geschäftsführerin von Vitako, Bundes-Arbeitsge-meinschaft der Kommu-nalen IT-Dienstleister e.V. Wulff ist Expertin für E-Government und Gestaltung des digitalen Wandels in Kommunen.Dieser Text ist ein Auszug der Abschiedsrede, die Marianne Wulff bei ihrer Verabschiedung von Vitako im März im Roten Rathaus in Berlin hielt.

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Digitaler Wandel und Veränderungen

Achtsam und neugi erig in die Zukunft spazieren!

Wir müssen lernen, auch die traditionellen Wer-te zu achten. Und den Traditionalisten sei zuge-rufen, dass neue Ideen nicht spinnert sind und sich auch nicht von selbst erledigen werden. Auf diesem Feld geschieht zu wenig. Wir konstruieren Gegensätze dort, wo wir Synthesen brauchen. In-tegrieren, nicht spalten ist die Aufgabe.

Ganz wichtig: Wir müssen die Voraussetzungen für Veränderungsbereitschaft schaffen. Die wich-tigsten Energielieferanten im Veränderungspro-zess sind: › Ein lohnendes Ziel. Weil die Menschen vor Au-

gen haben müssen, wie der Soll-Zustand sein wird und dass es sich lohnt, dorthin zu gehen.

› Aktive Beteiligung. Wenn Menschen zumin-dest teilweise selbst entwickelte Ideen umsetzen

können, identifizieren sie sich eher mit den Lö-sungen.

› Neugier belohnen und Fehler zulassen.

Mein Appell: Lasst uns aufmerksam, achtsam und neugierig in die Zukunft spazieren, die Chancen nutzen, ohne die Risiken aus den Augen zu ver-lieren. Holen wir uns Spinner ins Haus, Innovato-ren, die kompetent und spielerisch frischen Wind mitbringen. Und respektieren wir dabei die, die nach wie vor ganz klassisch ihren Dienst am Bür-ger tun. Lasst uns auf die schauen, die mutig vor-auseilen. Neugierig und prüfend: Kann ich etwas davon übernehmen?

Denn eins ist klar: Digital geht nicht mehr weg!

Modern verwalten

Intelligente Häuser in der Smart City können Probleme lösen und die Lebensqualität steigern. Foto: Sergey Nivens – Fotolia

Die vollständige Rede von Marianne Wulff finden Sie auf www.dataport.de.

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Online-Kommunikation mit Behörden

Die E-Mail vom Amt ist unerwünscht

E-Mail vom Amt statt Gang zur Behörde, um amtliche Dokumente zu erhalten? Eine Umfrage ergab: Die Mehrheit der Deutschen findet die Idee, dass Behörden oder auch Unternehmen ihnen wichtige Dokumente oder Informationen per Mail zuschicken, nicht gut.

Modern verwalten

Die Digitalisierung wirkt sich auf nahezu alle Le-bensbereiche aus und verändert vieles, das sich über Jahrzehnte hinweg etabliert hat. Was früher von Telefonhörer zu Telefonhörer weitergetragen wurde, wird heutzutage über Messenger-Dienste, Chat-Gruppen und E-Mails geteilt. Was bislang im heimischen Briefkasten landete, erreicht die Men-schen immer häufiger auf elektronischem Wege. Wirtschaft und Verwaltung arbeiten mit Hoch-druck daran, die Kommunikation mit ihren Kun-den auf digitale Kanäle umzustellen. Schneller und bequemer soll sie werden. Und kostengüns-tiger.

Eine im Auftrag des Deutschen Instituts für Ver-trauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) im

März 2017 durchgeführte repräsentative dimap-Umfrage zeigt allerdings: Die Mehrheit der deut-schen Bevölkerung (55 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren) findet es schlecht (35 Prozent) oder sogar sehr schlecht (20 Prozent), dass Unternehmen und Behörden ihnen wichtige Dokumente und Informationen per E-Mail zuschi-cken oder in Online-Postfächern hinterlegen, aus denen sie dann abgerufen werden müssen. Fast zwei Drittel (64 Prozent) sorgen sich bei elektro-nischer Übermittlung um die Sicherheit ihrer per-sönlichen Daten.

Bürger vertrauen E-Mails nichtWenn es um möglicherweise sensible Daten und Inhalte geht, werden gerade E-Mails, obwohl sie

Ist die amtliche E-Mail unerwünscht? Die Mehrheit der Deutschen möchte wichtige Daten nicht elektronisch erhalten. Bild: Julien Eichinger – Fotolia

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Online-Kommunikation mit Behörden

Die E-Mail vom Amt ist unerwünscht

für viele mittlerweile zum Alltag gehören, mit großer Skepsis be-trachtet. Das mag unter anderem daran liegen, dass die Mehrheit der Bürger die Kommunikati-on per E-Mail ganz grundsätz-lich für nicht vertrauenswürdig hält. Dies sagten zumindest 55 Prozent der Befragten einer im April 2017 durchgeführten Fol-geumfrage.

Insbesondere mit der Glaubwür-digkeit von Absendern haben die Befragten Probleme. 65 Pro-zent geben an, dass sie gelegent-lich oder gar häufig nicht sicher sind, ob eine empfangene E-Mail von einem seriösen Absender stammt oder ob es sich um eine gefälschte E-Mail eines unseri-ösen Absenders handelt. Dies dürfte umso schwerer fallen, je ausgefeilter die Strategien derer werden, die Böses im Schilde führen. Längst nicht alle ge-fälschten Mails sind leicht zu erkennen. Wenn Texte in korrek-tem Deutsch verfasst, die Inhalte optisch überzeugend aufbereitet sind und sonstige Warnzeichen fehlen, dann bedarf es schon eines vertieften Verständnisses, um sie doch noch als gefälscht zu enttarnen. Allerdings: Die wenigsten sind IT-Experten.

Besorgnisse sollten ernst genommen werdenAuch wenn Unternehmen sowie Behörden über die schleppende Digitalisierung ihrer Kommuni-kation zum Kunden beziehungs-weise Bürger klagen: Weite Teile

der Bevölkerung sind diesbezüglich ausgesprochen skeptisch. Ihre Besorgnisse gilt es ernst zu nehmen, wenn die Digitalisierungsbe-mühungen auf breite Akzeptanz stoßen sollen.

Schon frühere staatliche Maßnahmen, die eine sichere digitale Kommunikation unterstützen sollten (zum Beispiel der neue Perso-nalausweis mit Online-Ausweis-Funktion, Einheitlicher Ansprech-partner für Unternehmer und Dienstleister, De-Mail), blieben relativ erfolglos. Eine breite Akzeptanz scheinen staatliche Online-Dienst-leistungen bei den Bürgerinnen und Bürgern noch nicht zu finden.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Während die einen Sicherheits-bedenken haben, ist es anderen zu umständlich und nicht nutzer-freundlich genug. Sehen die einen gar nicht erst einen Anlass, aus dem sie sich in die digitale Verwaltungswelt aufmachen sollten, är-gern sich andere darüber, dass sie am Ende doch noch etwas auf Papier irgendwohin schicken müssen.

Online-Verwaltung muss einfach und sicher sein Banken, Versicherungen, Kommunikationsdienstleister, Ver- und Entsorger setzen immer mehr auf Online-Postfächer, aus denen Kunden ihre Dokumente abrufen können. Eine Praxis, die die Mehr-heit der Bevölkerung ablehnt. Will sich der Staat hier zum Beispiel mit eigenen Portalen für Verwaltungs-Services einreihen, sollte die Größenordnung der Ablehnung dieser Art der Kommunikation nicht einfach ignoriert werden.

Beim behördlichen Wunsch nach Prozessoptimierung scheint es geboten, nicht das Interesse der Kunden – der Bürger – aus dem Blick zu verlieren. Ein Ansatz kann sein, die Notwendigkeit, Ver-waltungsdienstleistungen zu digitalisieren, nach Lebenslagen zu betrachten. Was brauchen und wollen junge Familien, wenn sie mit Behörden agieren müssen? Was benötigen Arbeitssuchende? Wie kann das Leben von Menschen mit Einschränkungen bei Behörden-kontakten erleichtert werden?

Für einen Erfolg digitaler Angebote der Verwaltung ist es nicht zu-letzt erforderlich, auf allen Ebenen des Staates und der Kommunen die digitale Nutzung der Dienstleistungen aktiv zu bewerben. Da-bei muss unbedingt gewährleistet sein, dass das angebotene System leicht zu bedienen sowie technisch zuverlässig und sicher ist. Denn nur wenn die Nutzung positive Erfahrungen für die Bürgerinnen und Bürger mit sich bringt, wird sich dauerhaft ein Interesse daran generieren lassen.

Modern verwalten

Joanna Schmölz ist Vize-Direktorin des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI).

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Die schleswig-holsteinische Gemeinde Altenholz liegt inmitten einer herrlichen Naturlandschaft und bietet Vorzüge, die Carlo Ehrich sehr zu schätzen weiß. Seit Januar 2011 ist er Bürgermeis-ter, 2016 wurde er wiedergewählt. „Die Nähe zur See und zum Nord-Ostsee-Kanal, die Felder und Wälder: Es lässt sich gut leben hier. Gleichzeitig ist man in wenigen Minuten im urbanen Raum“, sagt Ehrich. Diese geringen Entfernungen machen die Arbeit für ihn und die Verwaltung leichter. „In zehn Minuten bin ich in Kiel in einem Mi-nisterium oder beim Gemeindetag.“ Trotz der Be-schaulichkeit gibt es viele Projekte, die zurzeit umgesetzt werden müssen. Dabei versucht Carlo Ehrich, die richtige Mischung aus Vorreiterrolle und Nachhaltigkeit zu finden.

Neben der Nähe zur Landeshauptstadt zeichne die Gemeinde auch ihre Familienfreundlichkeit aus, so Ehrich. „In den Ortsteilen Stift und Klausdorf haben wir zwei Grundschulstandorte mit jeweils einer betreuten Grundschule, in Stift gibt es eine Gemeinschaftsschule und ein Gymnasium. Dazu kommen zwei Jugendzentren und ein Sportverein. In Klausdorf wird zudem im Sommer eine neue Kita mit 70 Plätzen eröffnet, in Stift ist die Erwei-terung der kirchlichen Kindertagesstätte geplant. Vor allem bei Krippenplätzen ist die Nachfrage hoch.“

Kurzer Draht und KooperationWichtig ist Carlo Ehrich die Kooperation mit sei-nen Nachbarn: „Wir leben in der Kieler Region und sind Teil des Dänischen Wohlds, der Halbin-sel zwischen Eckernförder und Kieler Bucht. Ob Nachbargemeinden wie Dänischenhagen, Gettorf oder Kiel – wir unterstützen uns gegenseitig. Das ist ein Geben und Nehmen, wir stehen in engem Austausch, pflegen einen kurzen Draht.“ Gute

Vor Ort in der Gemeinde Altenholz

„Hier lässt es sic h gut leben“Breitbandausbau, papierloses Büro und das Gewinnen von Nachwuchs für die Ver-waltung sind langfristige Aufgaben für die Gemeinde Altenholz in der Kieler Region. Bürgermeister Carlo Ehrich sprach mit uns über Herausforderungen sowie den Spagat zwischen Pilotprojekten und Zukunftsplanung.

Beziehungen mit regelmäßigen gegenseitigen Be-suchen unterhält Altenholz auch zu seiner Part-nerstadt Châteaurenard in Frankreich und zur estnischen Hafenstadt Paldiski. „Aus einem Schü-leraustausch entstammt die Partnerschaft mit Châteaurenard, die seit 1991 stetig gewachsen ist und in der sich Menschen aus ganz Altenholz en-gagieren.“

Großes Engagement und Motivation schätzt Carlo Ehrich auch bei seinen Kollegen im Rathaus, der Kfz-Zulassung, dem Bauhof und weiteren Außen-stellen. „Wichtig ist außerdem das Einvernehmen mit der Verwaltung, da es bei unserer Arbeit um Sachentscheidungen geht und nicht um partei-politische Dinge.“ Wichtige Entscheidungen wa-ren zuletzt der Neubau des Leistungszentrums für den Handballverein THW Kiel und der Wie-deraufbau der Ladenzeile in Altenholz-Stift, die

Mittendrin

Bürgermeister Carlo Ehrich schätzt die Kooperation mit Nach-bargemeinden. Foto: Thomas Schulze

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Vor Ort in der Gemeinde Altenholz

„Hier lässt es sic h gut leben“2014 aufgrund von Brandstif-tung vollständig zerstört wurde. „Nachdem mehrere Interessen-ten abgesprungen sind, haben wir endlich einen Investor und Betreiber gefunden. Der Bau-beginn mit Supermarkt, Café, Backshop und Blumenladen ist für diesen Sommer geplant“, er-klärt Ehrich.

Technisch arbeitet Altenholz zusammen mit anderen Gemein-den am Breitbandausbau, „um die sogenannten weißen Flecken in der Gemeinde zu beheben. Bei diesem Projekt kooperieren wir mit dem Breitbandzweckver-band und dem Breitband-Kom-petenzzentrum.“ Alles in allem sei Altenholz aber bereits gut mit Internet versorgt: „Das Rathaus und die weiterführenden Schu-len sind ans Glasfaserlandesnetz angeschlossen, dort erreichen wir eine Datenübertragungsrate von zwei Megabit pro Sekunde. Das soll in Zukunft auf zehn ge-steigert werden.“ Ein mittelfris-tiges Ziel sei die Einführung des papierlosen Büros. „Doch bevor alle Akten digitalisiert werden, brauchen wir zunächst eine ver-nünftige Organisationsstruktur als Basis.“

Erstes Bürgerbüro 1933 wurde die Gemeinde, die vorher Klausdorf hieß, in Al-tenholz umbenannt. 1963 löste sich Altenholz auf Bestreben des damaligen Bürgermeisters Edgar Meschkat aus dem Amt Dänischenhagen heraus und

wurde amtsfrei mit eigener hauptamtlicher Verwaltung. Der spä-tere Altenholzer Bürgermeister Horst Striebich war es, der in der Verwaltung die EDV einführte und das erste Bürgerbüro eröffnete. Als Pionier war Altenholz Vorbild für zahlreiche Kommunalverwal-tungen, die der Gemeinde mit eigenen Bürgerbüros folgten. Heute wohnen knapp 10.000 Einwohner in Altenholz, die sich auf sieben Ortsteile und Siedlungen verteilen. Im Ortsteil Altenholz-Klausdorf hat Dataport, der größte Arbeitgeber der Gemeinde, seinen Unter-nehmenssitz.

In die Zukunft blickend sieht sich Carlo Ehrich unter anderem mit der Herausforderung konfrontiert, qualifizierten Nachwuchs für die Verwaltung zu gewinnen. Dabei werden alternative Arbeitszeitmo-delle wie Job-Sharing oder Homeoffice eine immer größere Rolle spielen, weiß er. Eine Idee, die den Bürgermeister umtreibt, ist die mögliche Verwaltungsfusion mit dem Amt Dänischenhagen. „Die beiden Verwaltungen liegen fünf Kilometer auseinander und haben fast alles zweimal. Nach der Kommunalwahl 2018 würde ich das Projekt gerne erneut anstoßen.“ Vor einer Entscheidung sei es jedoch wichtig, Vor- und Nachteile eines solchen Zusammenschlusses aus-zuloten.

Mittendrin

Der Nord-Ostsee-Kanal verbindet die Elbmündung mit der Kieler Förde. Im Jahr 2016 passierten ihn knapp 30.000 Schiffe. Foto: Gabriele Rohde – Fotolia

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TechnoLogisch

Egal ob in großen Unternehmen, Verwaltungen oder kleinen Or-ganisationen – die E-Mail ist nach wie vor das wichtigste Medium für geschäftliche Kom-munikation. Verändert sich die Organisation oder wächst sie, so verändert sich auch ihr Bedarf an Technik. Zum Beispiel wer-den bei Wachstum mehr oder

Neuer Service für den öffentlichen Sektor

E-Mail as a ServiceEine sichere Cloud-Mail-Lösung für alle: Mit dSecureMail bietet Dataport nun auch über die Kernverwaltungen seiner Träger hinaus einen Mailservice an, der auf Cloud- Computing basiert. Institutionen des öffentlichen Sektors profitieren von der Flexibi-lität und Sicherheit des E-Mail-Dienstes.

derungen anzupassen, um auch in Zukunft sicher und zuverlässig zu arbeiten.

Möglich wird diese Flexibilität mit E-Mail-Diensten aus der Cloud. Dataport stellt bereits seit 2015 mit seinem „Community-Cloud-Mail-Service“ (CCMS) 90.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Verwaltungen Bremens und Hamburgs E-Mail-Dienste zur Verfügung, die auf einer Cloud-Computing-Lösung basieren. Die Cloud-Mail löste die bestehenden einzelnen Exchange-Lösungen ab. Wichtig bei sensiblen Vorgängen im Verwaltungsumfeld: Die E-Mails aus der Cloud sind sicher. Die Daten sind im vom Bundesamt für

Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifizierten Hochsi-cherheitsrechenzentrum Dataports gespeichert.

Aus der Cloud und dennoch sicher Das Prinzip „Sichere E-Mail aus der Cloud“ erweitert

Dataport nun auch für weitere Institutionen und Unternehmen des öffentlichen Sektors, die Inte-

resse daran haben, ihre E-Mail-Infrastrukturen künftig flexibler – und dennoch sicher – zu gestalten. DSecureMail heißt dieser Service, den Dataport seit dem Frühjahr anbietet.

Warum eine E-Mail aus der Cloud? Der Leistungsumfang von dSecureMail kann gemäß dem flexiblen Cloud-Computing-Prinzip jederzeit an den aktuellen Bedarf angepasst werden. Vom Funktionsumfang

unterscheidet sich die Lösung dabei nicht von herkömmlichen Mail-Systemen. Über ein

Selfservice-Portal steuert der Nutzer, wie viele Postfächer er benötigt und welche Zusatzleis-

tungen wie zum Beispiel Virenschutz er hinzubu-chen möchte. Abgerechnet werden monatlich nur

die in Anspruch genommenen Leistungen. Natürlich kann auf dSecureMail auch mobil zugegriffen werden.

Der Vorteil: Eine E-Mail-Lösung, die auf Cloud-Computing-Tech-nologie basiert, entlastet die Nutzer. Sie müssen keine eigene Mail-Infrastruktur wie Server mehr unterhalten, denn die Cloud-Mail wird vollständig im Rechenzentrum von Dataport betrieben. So profitieren die Nutzer der dSecureMail von dem hohen Sicherheits-niveau, das für Informationstechnik der öffentlichen Verwaltung im Allgemeinen und bei Dataport im Besonderen gilt.

neue E-Mail-Postfächer benötigt. E-Mail-Lösungen, die flexibel sind, helfen in solchen Situatio-nen, sich rasch an neue Anfor-

Bild: Bualong – Fotolia

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TechnoLogisch

Nun ist es amtlich: Dataports Rechenzentrum ist erneut für seinen Sicherheitsstandard zer- tifiziert worden. Es erfüllt die Anforderungen nach dem Grundschutzniveau „sehr hoch" des vom Bundesamt für Sicher-heit in der Informationstechnik (BSI) definierten Schutzstan-dards „IT-Grundschutz“.

Das Rechenzentrum ist damit seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2013 durchgängig nach diesem Standard zertifiziert. Der IT-Planungsrat – das Steu-erungsgremium von Bund und Ländern für ihre Informations-technik – schreibt vor, dass die Zertifizierung nach BSI-Grund-schutz spätestens nach drei Jah-ren komplett erneuert werden muss. Der IT-Grundschutz ist einer der vorgegebenen Sicherheitsstandards für die Informationstechnik der deutschen Verwaltungen. Dieser Standard muss von allen Behörden bis Ende 2017 für ihre technischen Infra-strukturen umgesetzt werden. Dataport entspricht damit die-sen Forderungen weit vor dem geforderten Termin.

Auch vom TÜV gab es eine Plakette Das Rechenzentrum ist zudem eines von nur drei Rechenzent-ren in Deutschland, die das vom TÜV vergebene höchste Sicher-heitszertifikat für IT-Infrastruk-turen erlangt haben – das „TÜV IT Trusted Site Level 4“. Dieses

Sicheres Rechenzentrum

Hier kommt keiner reinDas Rechenzentrum von Dataport ist erneut für seinen hohen Sicherheitsstandard zer-tifiziert worden. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat es auf Herz und Nieren geprüft und festgestellt: Die in diesem Rechenzentrum verarbei-teten sensiblen Daten sind sicher aufgehoben.

Zertifikat wird für die physische Sicherheit und Hochverfügbarkeit von so genannten Level 4-Rechenzentren ausgestellt. Die in Level 4 eingeordneten Rechenzentren haben aufgrund der bei ihnen ver-arbeiteten sensiblen Daten sehr hohen Schutzbedarf, ihre Dienste müssen höchstverfügbar sein. Die Grundlage ist die europäische Rechenzentrumsnorm EN 50600. Der TÜV prüft für dieses Zerti-fikat die komplette Infrastruktur: unter anderem Brand- und Ein-bruchsschutz, Energie- und Notstromversorgung, Prozesse für War-tung und Betrieb.

Hintergrund: In Hamburg und Norderstedt sind Neubauten entstan-den, in denen bisher auf sechs Standorte verteilte Rechenzentren zusammengeführt wurden. Rund 600 Verfahren hat Dataport dazu bis Ende 2016 in die neue technische Infrastruktur überführt. Die beiden Standorte in Hamburg und Norderstedt sind über eine re-dundante Hochgeschwindigkeitsdatenanbindung gekoppelt. Dieses „Zwillings-Designprinzip“ basiert auf zwei identischen Rechenzen-tren mit verteilten

IT-Systemen. Die Infra-struktur ist so ausgelegt, dass jederzeit flexibel auf Technologiesprünge reagiert werden kann. Ziel der Konsolidierung war es, die Technik zu vereinheitlichen und den Betrieb der zentralen IT-Systeme noch effizienter zu ge-stalten. So wird Dataport dem steigenden Bedarf seiner Träger an Rechenzentrums-Kapazitäten und höchster Sicherheit auch in Zu-kunft gerecht.

Bild: bluebay2014 – Fotolia

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Eine seltsame E-Mail, ein fal-scher Klick und ein voreilig gestarteter Download – mehr braucht es nicht, und der eigene Rechner ist von einem Trojaner infiziert. Was dann folgt, ist im-mer häufiger dieses Szenario: Nach dem Download werden auf der Festplatte gespeicherte Daten umgehend verschlüsselt. Ein Zugriff auf diese ist binnen Sekunden nicht mehr möglich. Im Filesystem erscheint dann ein Text mit eindeutig erpresse-rischem Inhalt: Der Nutzer soll einen geforderten Geldbetrag be-zahlen, um einen Entschlüsse-lungscode sowie das zugehörige Entschlüsselungsprogramm zu erhalten. Ob das jedoch tatsäch-lich zur Dekodierung führt und die Daten gerettet sind, ist un-gewiss – nicht in allen bekann-ten Fällen hat die Datenfreigabe funktioniert.

Diese Art von Schadsoftware wird auch als Ransomware oder Krypto-Trojaner bezeichnet. Ge-meint sind Programme, mit de-nen Nutzer erpresst werden, um an deren Geld zu gelangen. Da-bei werden Datenbestände des Nutzers verschlüsselt, so dass er nicht mehr darauf zugreifen kann. Erpresser, die in interna-tional aktiven, kriminellen Ban-den zusammenarbeiten, setzen die Trojaner ein. Dabei handelt

Krypto-Trojaner und IT-Sicherheit

Zugriff verweigert: Wenn Erpresser den Computer kapernCyber-Erpressungen wie durch den Krypto-Trojaner „WannaCry“ Mitte Mai nehmen weltweit zu, sowohl vom Umfang als auch von der Qualität der Schadsoftware. Atta-ckiert wird auch die öffentliche Verwaltung. Dataport schützt rund 70.000 Verwal-tungscomputer vor kriminellen Angriffen aus dem Netz.

Unternehmen

CERT

Der CERT-Verbund (Computer Emergen-cy Response Team) ist auf Bundes- und Länderebene die zen-trale Anlaufstelle für präventive und reak-tive Maßnahmen bei sicherheitsrelevanten Vorfällen in Computer-Systemen. Um schnell auf Bedrohungen re-agieren zu können, arbeitet Dataport im CERT-Verbund länder-übergreifend zusam-men. Für Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Sachsen-Anhalt betreibt Data-port das CERT Nord. Es versorgt die Sicher-heitsbeauftragten der Länder mit aktuellen Informationen und Warnmeldungen.

DATAPORT: FÜNF GRUNDSÄTZE FÜR SICHERE IT

Im Mai 207 infizierte der Trojaner "WannaCry" weltweit hun-derttausende Windowsrechner. Die von Dataport in seinen Trägerländern betriebenen Systeme waren nicht betroffen. Da-taport schützt seine Kunden auf der Basis von fünf Grundsät-zen für IT-Sicherheit vor Schäden aus dem Netz: › Standardisierte Endgeräte: Zentral gemanagte Computer

mit Standardkonfigurationen sind weniger anfällig gegen Schadsoftware als frei konfigurierte Rechner.

› Striktes IT-Management: Software wird auf Sicherheit über-prüft, bevor sie eingesetzt werden darf. Nicht benötigte Dienste von Betriebssystemen werden deaktiviert, um Ein-fallstore für Schadsoftware zu schließen.

› Professionelles Patchmanagement: Mit Patches und Updates werden Software-Sicherheitslücken schnell geschlossen.

› Klare Organisation: Rechte und Pflichten der Nutzer von IT-Systemen sind klar beschrieben. Sicherheitskritische Ereig-nisse werden nach definierten Standards behandelt.

› Hohes Sicherheitsbewusstsein: Das Einhalten von Sicher-heitsvorschriften und gesundes Misstrauen sind wesentliche Sicherheitsfaktoren. Das Einhalten von sicherheitsrelevan-ten Prozessen und Regeln und Wachsamkeit für Unregelmä-ßigkeiten sind fester Bestandteil der Unternehmenskultur.

es sich um ein professionelles Business mit Entwicklern, Vertrieb-lern und „Geldtransferagenten“.

Trojaner als Handelsware aus dem DarknetMartin Meints, IT-Sicherheitsbeauftragter von Dataport, sieht in Krypto-Trojanern bereits eine Art von „Ransomwa-re as a Service“, die unter anderem über das Darknet vertrieben wird. Betroffen von den Trojanern sind Privatpersonen, Unternehmen und Behörden. „Es ist wie ein systematisches Abscannen von Märkten. Abgesehen haben es die Erpresser auf Geld, idealerweise in Form anonymer

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Krypto-Trojaner und IT-Sicherheit

Zugriff verweigert: Wenn Erpresser den Computer kapern

Unternehmen

Zahlungsmittel wie Bitcoins“, erläutert er.

Dataport betreut in seinen sechs Trägerländern rund 70.000 PC-Arbeitsplätze von Verwal-tungsmitarbeiterinnen und

-mitarbeitern. Um diese vor Angriffen von Trojanern zu schützen, ergreift Dataport verschiedene Maßnahmen. Martin Meints erör-tert diese: „Zum einen verfügen Nutzer im Regelfall nur über eine eingeschränkte Client-Funktion. Das heißt, Dienste, die nicht benö-tigt werden, sind abgeschaltet. Das minimiert die Angriffsfläche. Zudem verhindern sogenannte AppLocker, dass Schadsoftware ausgeführt wird. Als dritte Abwehrmaßnahme setzen wir auf ein systematisches Berechtigungsmanagement – so kann zum Beispiel installierte Software vom Nutzer nicht überschrieben werden.“

Neue Zeitzünder-SchadsoftwareNeu ist eine Schadsoftware, die Nutzerdaten unbemerkt

und transparent verschlüsselt und erst nach einigen Wochen oder Monaten löscht. Plötzlich sind die Da-

ten nicht mehr abrufbar und – wenn überhaupt – nur noch sehr alte Datensicherungen verfügbar.

„Salopp beschrieben könnte man von Schad-software mit Zeitzünder sprechen.“ Was in

Zukunft verstärkt auftreten wird, sind neue Infektionswege, mit deren Hilfe Kriminel-le versuchen, Sicherheitsmechanismen zu umgehen. „Wir haben das bereits mit Ma-kros und OLE-Objekten (Objekt-Verknüp-fung und -Einbettung) erlebt. Ich erwarte weitere neue Angriffswege, auf die wir dann reagieren müssen“, ist sich Martin Meints sicher. Aber wie? „Unsere Maß-nahmen sind proaktiv und reaktiv. Pro-aktiv über den Informationsaustausch im Verbund der Computer Emergency Response Teams (CERT) von Bund und

Ländern, reaktiv in Form einer Schad-softwareanalyse und Maßnahmenentwick-

lung, wenn es zu einem Sicherheitsvorfall gekommen ist.“

Wird ein anderes CERT-Mitglied angegriffen, informiert es die übrigen Mitglieder, damit diese

Maßnahmen gegen die Attacke ergreifen können. Das hat in der Vergangenheit schon in mehreren Fällen gut

funktioniert. Dank der Schutzsysteme konnte Dataport 2016 alle Erpressungsversuche bei den 70.000 betreuten Ver-

waltungscomputern abwehren. Jeden Monat erkannten die Antivi-rensysteme über 1.000 Bedrohungen durch Schadsoftware.Bild: TAlex – Fotolia

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Im Competence Center Soft-wareentwicklung programmie-ren Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter von Dataport Software nach den Anforderungen ihrer Auftraggeber. Langweilig, den-ken viele und haben dabei das Klischee des Entwicklers im Kopf, der einsam den ganzen Tag Programmzeilen in seinen Rechner tippt. „So sieht mein Arbeitsalltag bei Dataport defi-nitiv nicht aus“, berichtet Jörg Michel lachend. Er ist seit 17 Jahren Softwareentwickler bei Dataport.

Für Abwechslung ist gesorgt„Langweilig kann mir als Soft-wareentwickler gar nicht wer-den, denn ich habe viele Auf-gaben, die über die klassische Programmierarbeit hinausge-hen“, erzählt Jörg Michel weiter. Je nach Projekt ist er zum Bei-spiel dafür verantwortlich, die Anforderungen an eine Software zu analysieren oder er schätzt ein, wie-viel Zeit und Personal ein Entwicklungs-projekt in Anspruch nehmen wird. Für Abwechslung sorgen Softwareprojekte da-bei nicht nur durch ihre Aufgaben, son-dern auch durch ihren

Als Softwareentwickler hält Jörg Michel zudem auch Präsen-tationen und informiert seine Auftraggeber über den aktuel-len Entwicklungsstand eines Projekts oder führt Workshops durch.

Etwas Nützliches tun: ein gutes Gefühl„Bei Dataport bekomme ich auch immer wieder die Chance, mehr Verantwortung zu überneh-men“, erzählt Jörg Michel wei-ter. Bei einem anderen Projekt für die Hamburger Polizei hat er zunächst als Entwickler ein Vor-gangsbearbeitungssystem, das unter anderem zur Erfassung von Strafanzeigen genutzt wird, mitprogrammiert. Später wurde er technischer Entwicklungslei-ter. So bestimmte er maßgeblich die Softwarearchitektur und den so genannten Styleguide, in dem Richtlinien für die Pro-

grammierung festgelegt wer-den. In einem anderen Pro-

jekt leitete Jörg Michel die Entwicklung. Er koordi-nierte dabei die Vertei-lung der Aufgaben an die Entwickler und die Zusammenarbeit der Software mit anderen Systemen.

Zurzeit arbeitet Jörg Michel wieder an einem

Softwareentwickler bei Dataport

Mehr als nur Pro grammierenJörg Michel hat als Softwareentwickler bei Dataport einen abwechslungsreichen Ar-beitsalltag. Er programmiert nicht nur, sondern erstellt als technischer Entwicklungs-leiter auch Konzepte, koordiniert die Aufgabenverteilung und berät die Kunden. Zu seinen Auftraggebern zählt die Hamburger Polizei.

Unternehmen

Bild: avian – Fotolia

Umfang. „Bei der Neuentwick-lung einer Software ist Team-geist gefragt, denn da braucht man mehrere Kolleginnen und Kollegen. Ein Konzept entwickle ich aber auch mal ganz alleine“, sagt Jörg Michel.

Bei einem Entwicklungsprojekt für die Polizei Hamburg, in dem es um eine Software für sicher-gestellte Fahrzeuge ging, beriet Jörg Michel die Auftraggeber: „Der direkte Austausch ist für mich immer ganz besonders spannend. So konnte ich ge-meinsam mit den Fachleuten im Gespräch die Ansprüche an die Software ermitteln. Dabei habe ich einen tiefen Einblick in die Arbeitswelt der Polizei bekom-men, und das war wirklich inte-ressant.“

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Softwareentwickler bei Dataport

Mehr als nur Pro grammieren

Projekt für die Hamburger Poli-zei. Für ihn sind die Auftragge-ber von Dataport immer wieder etwas Besonderes an seinem Beruf: „Ich habe auch schon für die Justiz gearbeitet. Die Soft-ware, die ich täglich entwickle, wird wirklich gebraucht. Das motiviert mich. Durch mein ak-tuelles Projekt unterstütze ich außerdem die Polizei dabei, für Sicherheit zu sorgen. Das ist ein gutes Gefühl.“

Unternehmen

ALS SOFTWAREENTWICKLER ZU DATAPORT

Der Einstieg ist mit einem Abschluss als Fachinformatiker An-wendungsentwicklung, einem Hoch- oder Fachhochschulab-schluss in Informatik möglich. Daneben zählen vor allem Mo-tivation und tatsächliche Kompetenzen. Als Bewerber sollten Sie Verständnis für verschiedene Programmierparadigmen, Wissen zu Datenmodellierung, Datenbankkonzepten oder Soft-warearchitekturen mitbringen. Des Weiteren sollten Sie team-fähig, kommunikationsstark und verantwortungsbewusst sein.Stellenangebote finden Sie auf www.dataport.de.

Entwickler Jörg Michel: „Bei der Neuentwicklung einer Software ist Teamgeist gefragt.“ Foto: Stefan Törmer

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Online-Einkauf, Medienkonsum per Stream, Kommunikation über die Smartphone-App – die alltägliche Lebenswelt von Kindern und Jugend-lichen ist längst digital. Aber auch wenn sie sich mit den digitalen Medien oft besser auskennen als Erwachsene fehlt vielen jungen Menschen die Fä-higkeit, die genutzten Inhalte und den Umgang mit eigenen Daten kritisch zu reflektieren. Diese digi-tale Kompetenz, zu der auch ethische und soziale Fragestellungen gehören, soll im Schulunterricht vermittelt werden. In der Praxis findet das bislang jedoch kaum statt. Laut einer im November 2016 veröffentlichten Sonderstudie der Initiative D21

liegt dies sowohl an der mangelnden technischen Ausstattung als auch an fehlenden pädagogischen Konzepten für die praxisnahe Vermittlung digita-ler Kompetenz.

Gemeinsam mit dem Beratungs- und IT-Dienst-leistungsunternehmen Capgemini hat Dataport deshalb ein Programm entwickelt, mit dem de-monstriert wird, wie der souveräne Umgang mit digitaler Technik innerhalb des Unterrichts ver-mittelt werden kann. Unter dem Motto „Digita-lisierung macht Schule“ werden den Schülern digitale Prozesse auf spielerische Weise näher

Pilotprogramm in Schleswig-Holstein

Digitale Experiment e im SchulunterrichtKinder und Jugendliche nutzen täglich digitale Medien, ohne einen reflektierten Um-gang mit ihnen erlernt zu haben. In der Schule wird dies bisher kaum vermittelt. Das Beratungsunternehmen Capgemini und Dataport haben daher ein Pilotprogramm für die Integration von digitalen Medien und Werkzeugen in den Unterricht entwickelt.

Unternehmen

Kresse züchten im Bio-Unterricht – ein Klassiker. In fünf Schulen in Schleswig-Holstein könnte das grüne Gewächs künftg aber auch dazu dienen, die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit digitalen Werkzeugen zu trainieren. Foto: Petra Schüller– Fotolia

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Pilotprogramm in Schleswig-Holstein

Digitale Experiment e im Schulunterricht

gebracht. „Es geht darum, prak-tische Experimente zur Daten-erfassung und Datenauswer-tung in den Schulunterricht zu integrieren“, erklärt Kai-Uwe Stehnken, verantwortlich für das Thema Bildungswesen bei Dataport. „Die Schüler erfah-ren so, wie Daten über ihre Um-gebung entstehen und was aus diesen Daten abgeleitet werden kann.“

Verschiedene Szenarien für den UnterrichtDie Grundlage für die Daten-experimente bildet ein so ge-nanntes Starterpack, das den Schulen von Dataport zur Ver-fügung gestellt wird. Es enthält neben dem Einplatinenrechner Raspberry Pi eine Kamera sowie verschiedene Sensoren. Damit können die Schüler Daten zu Temperatur, Licht, Wärme oder Stromverbrauch innerhalb des Klassenraums erfassen. Die Da-ten werden über den Raspberry Pi per WLAN in eine von Capge-mini eingerichtete Cloud über-tragen und dort gespeichert. Auf diese Cloud können nur die in das Projekt eingebundenen Lehrer und ihre Schüler über eigene Endgeräte, wie zum Bei-spiel Smartphones, zugreifen.

Capgemini hat zudem mehrere Szenarien entwickelt, die den Einsatz der Sensoren mit Un-terrichtsstoff aus naturwissen-schaftlichen Fächern wie Biolo-gie oder Physik verknüpfen. Die Schüler züchten zum Beispiel

Die Lehrer an den Pilotschulen nutzen den Raspberry mit den Sensoren zunächst für sechs Monate im Unterricht. Für Jan Henning Steuer, Direktor des Hans-Geiger-Gymnasiums in Kiel, eine wichtig Ergänzung des Unterrichts: „Durch den Einsatz der Sensoren können wir den Schülern naturwissenschaftli-che Phänomene mit Hilfe der gemessenen Daten näher brin-gen. Wir freuen uns darauf, die digitale Technik im Unterricht einzusetzen.“ Bewährt sich der Einsatz in der Praxis, könnten die Starterpacks langfristig so-gar landesweit in den Unterricht integriert werden.

Kai-Uwe Stehnken sieht im Ein-satz der Sensoren darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten: „Die in den Klassenräumen gemessenen Daten können zusammengeführt und für die Verbesserung der Inf-rastruktur in den Schulgebäuden genutzt werden – als ein erster Schritt hin zu einer intelligenten Gebäudesteuerung.“

Unternehmen

Raspberry Pi

Der Raspberry Pi ist ein nur aus einer Pla-tine bestehender Mini-rechner, der in seiner Grundfläche so groß wie eine Kreditkarte ist. Der Rechner wur-de von der britischen Raspberry Stiftung mit dem Ziel entwickelt, junge Menschen auf einfache Weise an Pro-grammier- und Hard-warekenntnisse her-anzuführen. Er ist seit 2012 auf dem Markt erhältlich. Foto: goodcatfelix – Fotolia

selbst Kresse und beobachten mit Hilfe der Sensoren, wie sich Temperatur, Licht und Bewäs-serung auf das Wachstum aus-wirken. Ein anderes Szenario beschreibt, wie sie mit Modell-häusern aus unterschiedlichen Dämmstoffen testen, welche Ma-terialien die Wärme besonders gut speichern. Die Schüler steu-ern dabei eigenständig, welche Daten sie erfassen und verwal-ten diese auch selbst in der da-für bereitgestellten Cloud. „Auf diese Weise lernen die Schüler, selbstverantwortlich mit Da-ten umzugehen“, sagt Kai-Uwe Stehnken.

Die erfassten Daten sollen die Schüler anschließend auswerten und in einen größeren Kontext bringen. So können beispiels-weise in der Schule gesammelte Wetterdaten mit Daten aus einer Wetterdatenbank im Internet ab-geglichen werden.

Pilot an fünf SchulenFür den Pilotbetrieb des Pro-gramms wurden fünf schleswig-holsteinische Schulen in der Region Kiel ausgesucht. Wich-tige Voraussetzung bei der Aus-wahl der Pilotschulen war die Anbindung an ein leistungsfä-higes Breitbandnetz sowie der Betrieb eines WLAN-Netzwerks an den einzelnen Schulen. Denn wie in den übrigen deutschen Flächenländern verfügen auch in Schleswig-Holstein bislang nur wenige Schulen über einen schnellen Internetanschluss.

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Hägar der Schreckliche

Querbeet

Mehr als 500 begeisterte Kinder, vier mitreißende Musiker und Jazz vom Feinsten: Das größte europäische Jazzfestival „Jazzahead“ hat sich erstmals mit einem Konzert dem Jazz-Nachwuchs gewidmet. Dataport ermöglichte Grundschulklassen die Teilnahme am „Symposium Improvisation und Jazz für Kinder“.

Gebannt blicken die großen Augen vieler klei-ner Musikfans hoch auf die Bühne in der Bremer Messehalle 6. Dort oben steht Jazz-Bassist Mini Schulz, in den Händen hält er bunte Duplo-Steine. Seinen Kontrabass hat der Professor der Musikhochschule Stuttgart zur Seite gestellt. In der dunklen Halle ist es mucksmäuschen-still. Mithilfe der Steine erklärt der Bassist, wie kurze Melodien funktionieren und wie Musiker diese mit ihren Instrumenten in-terpretieren können. Immer wie-der ändert er Reihenfolge und Aufbau der Steine, seine Band-kollegen spielen die Abfolge am Klavier, dem Schlagzeug und mit dem Saxophon nach. Dann singen die Kinder im Publikum die Melodien lautstark nach.

Zum ersten Mal richtete sich das europaweit größte Jazzfesti-val „Jazzahead“ in Bremen Ende

April mit einem Konzert gezielt an Kinder. Dataport unterstützte die Teilnahme der Schul-klassen finanziell. Der Anstoß zum Symposium

Dataport unterstützt Kinderkonzert

Jazz begeistert kleine Nachwuchsmusiker

Bassist Mini Schulz und Saxophonist Peter Lehel haben einen Haufen musikalischer Fragen im Gepäck. Foto: Thomas Schulze

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Peter Batt

Florian Bayer

Andrea Brücken

Eva Jadamus-Ulitzka

Heiko Scharffenberg

Thomas Schulze

Joanna Schmölz

Stefan Törmer

Katharina Trebes

Kirsten Wohlfahrt

Marianne Wulff

Die Autoren dieser Ausgabe

Seite 9

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Seite 18

Seite 28

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Seite 22

Querbeet

und Improvisationskonzert kam von der Stuttgarter Kombo „Jazz für Kinder“, die in Baden-Würt-temberg schon seit Längerem Kita- und Grundschulkinder über Jazzkonzerte an die Musik heranführt.

In zwei einstündigen Konzer-ten stellten die Jazzmusiker in Bremen unter Beweis, dass sich Kinderlieder wie „Der Kuckuck und der Esel“ und „Alle meine Entchen“ stilistisch vortreff-lich jazzig modifizieren lassen. Spätestens als Mini Schulz den Kindern schilderte, wie ihm sein Kontrabass vor kurzem in

Schanghai von drei Chinesen entwendet wurde, woraufhin er ein Kinderlied erfand und dieses auf der Bremer Bühne anstimmte, hatte er den Saal auf seiner Seite. Dass das Kinderlied „Drei Chi-nesen mit dem Kontrabass“ in dieser Variante erstmals 1922 von Deutschen im Baltikum angestimmt worden war, übersprang Mini Schulz bei seiner spannenden Erzählung geschickt. Mitsingen, Auf-stehen, Klatschen und Tanzen – das kam bei den Kindern gut an, die in kleinen Frage-Antwort-Spielen obendrein noch etwas lern-ten, zum Beispiel die Tonleiter. Nach dem Konzertende stürmten die Nachwuchsmusiker lautstark aus der Messehalle, in ihrem Gepäck mit vielen neuen Eindrücken zur Musik und zur Stilrichtung Jazz.

Das Symposium Improvisation und Jazz für Kinder ist eine eintägi-ge Fachveranstaltung der internationalen Fachmesse „Jazzahead“ in Bremen. Im Fokus steht die umfassende Beleuchtung von Jazzmusik für Kinder im Kita- und Grundschulalter. Über Improvisation wird der spielerische Ansatz verfolgt, Kindern Musik im Allgemeinen und Jazz im Speziellen näher zu bringen.

Mit voller Konzentration sind die Konzertgäste im Grundschulalter dabei: Singen, Aufstehen, Tanzen, Klatsschen – Bewegung ist nicht nur erlaubt sondern explizit erwünscht. Foto: Thomas Schulze

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