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Datenschutz bei Bild-, Ton- und Videoaufnahmen Was ist in der Kindertageseinrichtung zu beachten? Bitte auch das Infoblatt zur Broschüre lesen!

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Datenschutz bei Bild-, Ton- und VideoaufnahmenWas ist in der Kindertageseinrichtung zu beachten?

Bitte auch dasInfoblatt zurBroschüre lesen!

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Datenschutz bei Bild-, Ton-

und Videoaufnahmen

Was ist in der Kindertageseinrichtung

zu beachten?

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Herausgegeben von

Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Bernhard-Weiß-Straße 6, 10178 Berlin

und

Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Friedrichstraße 219, Besuchereingang: Puttkamerstraße 16-18, 10969 Berlin

1. Auflage 2018

Text Dr. Claudia Federrath, Annette Hautumm-Grünberg

Konzeption und RedaktionNele Borck, Dana Krüger, Laima Nicolaus, Mirjam Niketta, Birgit Saager

GestaltungMaria-Helene Tornau

IllustrationenTasche

Druck und Bindung:ARNOLD group

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Inhalt

1. Bild-, Ton- und Videoaufnahmen in Kindertagesein-richtungen

2. Datenschutzrechtliche Einordnung2.1. Rechtliche Grundlagen2.2 Grundsätze zum Datenschutz

3. Datenschutz bei Bild-, Ton- und Videoaufnahmen vonKindern

3.1 Inhalt einer Einwilligungserklärung3.2 Praktische Fallkonstellationen3.2.1 Aufnahmen im pädagogischen Alltag und bei Veran-

staltungen3.2.2 Fotos in den Räumlichkeiten der Einrichtung3.2.3 Nutzung privater Aufnahmegeräte3.2.4 Professionelle Fotografinnen und Fotografen3.2.5 Wissenschaftliche Projekte, Studien, Qualifizierungen3.2.6 Veröffentlichung durch Externe

4. Datenschutz bei Bild-, Ton- und Videoaufnahmen vonMitarbeiterinnen und Mitarbeitern

4.1 Erforderlichkeit für das Beschäftigungsverhältnis4.2 Abhängigkeitsverhältnis zum Arbeitgeber4.3 Voraussetzungen für Bild-, Ton- und Videoaufnahmen

von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

5. Medienkompetenz als pädagogische Aufgabe

6. Beratung zu allen Fragen rund um den Datenschutz

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rechtliche Grundlagen (S. 10)

• Grundgesetz (GG)

• Sozialgesetzbuch (SGB VIII)

• Rahmenvereinbarung – RV TAG

•Bundesdatenschutzgesetz

(BDSG)

• Kunsturhebergesetz (KunstUrhG)

Grundsätze (S. 11)

• Erforderlichkeit

• Zweckbindung

• Transparenz

• Direkterhebung

Datenschutz bei Bild-,

Ton- und Videoaufnahmen

• Einwilligungserklärung (S. 18)

• pädagogischer Alltag und

Veranstaltungen (S. 20)

• in den Räumlichkeiten (S. 21)

• private Aufnahmegeräte

(S. 22)

• professionelle Fotograf_innen

(S. 22)

•wissenschaftliche Projekte

(S. 23)

• Veröffentlichungen (S. 23)

• Erforderlichkeit für

Beschäftigungsverhältnis

(S. 27)

• Abhängigkeitsverhältnis zum

Arbeitgeber (S. 28)

Medienkompetenz als pädagogische

Aufgabe (S. 31)

von Kindern von Mitarbeiter_innen

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1. Bild-, Ton- und Videoaufnahmen in Kindertageseinrichtungen

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Bild-, Ton- und Videoaufnahmen von Kindern und gelegentlich auchdurch Kinder werden im pädagogischen Alltag in vielen Situationenangefertigt. So z. B. von Spielszenen im Garten und im Haus, für dieAuswertung der sprachlichen Fähigkeiten eines Kindes, im Zusam-menhang mit der Eingewöhnung oder zur Begleitung und Dokumen-tation von Projekten. Bildmaterial und authentische Tonaufnahmenunterstützen die pädagogische Arbeit nach dem »Berliner Bildungs-programm für Kitas und Kindertagespflege«1 erheblich. Wenn mitKindern über Projekte gesprochen wird und die entsprechendenDokumentationen durchgesehen werden, erkennen sie, wie ihrgemeinschaftlicher und individueller Lernweg war. Dies stärkt ihrelernmethodischen Kompetenzen, ihr Gefühl von Selbstwirksamkeitund die sozialen Kompetenzen. Eine Ton- und Videoaufnahmeunterstützt die Erläuterungen zum Sprachstand des Kindes imEntwicklungsgespräch mit Mutter oder Vater. Bilder von der Einge-wöhnung erleichtern Eltern den Übergang, da sie erkennen können,ob ihr Kind sich in der neuen Umgebung ohne sie wohlfühlt. KollegialeBeratungen, Supervision und Fallbesprechungen lassen sich mitBildmaterial aus dem pädagogischen Alltag unterstützen. Die Fotosoder der digitale Bilderrahmen im Eingangsbereich geben Elternalltagsnahe Einblicke in das Kitaleben.

Doch was ist zu beachten, wenn Bild-, Ton- und Videoaufnahmenim Kita-Alltag genutzt werden? Darüber, unter welchen rechtlichenVoraussetzungen entsprechende Aufnahmen angefertigt werdendürfen und wer welche Rechte an diesen im pädagogischen Alltagbesitzt, soll die vorliegende Broschüre aufklären. Sie richtet sich

1 Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege, Senatsverwaltungfür Bildung, Jugend und Wissenschaft (Hrsg.), Berlin 2014

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vor allem an Träger, die Kita-Leitung, die pädagogischen Fachkräfteund darüber hinaus an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, wiez. B. Fortbildnerinnen und Fortbildner. Neben der Aufklärung überdie datenschutzrechtlichen Grundlagen wird über den richtigenUmgang mit Bild-, Ton- und Videoaufnahmen sowohl von betreutenKindern als auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern informiert.Die Broschüre soll dabei unterstützen, für den reflektierten Umgangmit den eigenen und den persönlichen Daten anderer zu sensibili-sieren und zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Persönlichkeits-rechte zu achten, zu bewahren und Kinder im Umgang mit Mediendarauf hinzuweisen.

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2. Datenschutzrechtliche Einordnung

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Jede/r Einzelne hat grundsätzlich ein Recht darauf, über die Preis-gabe und Verwendung ihrer/seiner persönlichen Daten selbst zubestimmen. Wird dies missachtet, handelt es sich um einen Eingriffin das Grundrecht der Betroffenen. Dies gilt auch für Kinder.

2.1. Rechtliche Grundlagen

Eingriffe in dieses Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung,das durch Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz (GG) i. V. m. Art. 1 Abs. 1 GGgeschützt wird, bedürfen einer rechtlichen Grundlage.

Werden personenbezogene Daten2 der Kinder und ihrer Familien inKindertageseinrichtungen erhoben, verwendet, übermittelt und ge-speichert (d. h. in Bögen oder auf Karteikarten erfasst, in Portfolioseingearbeitet, im Sprachlerntagebuch notiert, als Fotos oder Videosfestgehalten, im Eingangsbereich ausgehängt, auf der Internetseiteveröffentlicht oder per E-Mail verschickt), sind in erster Linie dieVorschriften des Sozialgesetzbuches VIII (SGB VIII) maßgeblich. DieKitas sind als Einrichtungen der Jugendhilfe verpflichtet, den Schutzder personenbezogenen Daten entsprechend den Vorschriften desSGB VIII zu gewährleisten.3 Da es sich bei den verarbeiteten Datenum Sozialdaten handelt, die dem Sozialgeheimnis unterliegen, giltein besonderer Schutz. Mit solchen personenbezogenen Daten imKontext Kita korrekt umzugehen, gehört zum professionellen Handelnvon Trägern, Leitung und pädagogischen Fachkräften.

2 Personenbezogene Daten sind alle Informationen, die Rückschlüsse auf die Personzulassen, wie z. B. Name, Anschrift, Alter sowie Bild- und Tonaufnahmen.

3 § 61 Abs. 3 SGB VIII sowie § 3 Abs. 2 der Rahmenvereinbarung über die Finanzierung undLeistungssicherstellung der Tageseinrichtungen für Berlin (Rahmenvereinbarung – RV Tag)

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Für die in einer Kita Beschäftigten gilt das Recht auf informationelleSelbstbestimmung in gleicher Weise wie für betreute Kinder undihre Familien. Allerdings gelten für die Verarbeitung der Beschäftig-tendaten nicht die Regelungen des SGB VIII, sondern die eigens ge-schaffenen Vorschriften über den sog. Beschäftigtendatenschutz. Die-ser ist in erster Linie im Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) geregelt.

Jede Kita sollte sich im Team über den Datenschutz in ihrer Einrich-tung grundsätzlich und regelmäßig verständigen, sich umfassendinformieren und alles Wesentliche hierzu schriftlich fixieren. Aufdiese Weise kann bei allen Beteiligten – vor allem neuen Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern – mehr Handlungssicherheit erreicht werden.Es wird empfohlen, es als Anlage der Kita-Konzeption zuzufügenund auch den Eltern zur Information vorzulegen.

2.2 Grundsätze zum Datenschutz

Eine Verarbeitung personenbezogener Daten, zu der das Erheben,Speichern, Ordnen, Löschen etc. von Daten gehört, ist immer dannzulässig, wenn hierfür eine gesetzliche Grundlage vorliegt oder wenndie Betroffenen, d. h. die Kinder bzw. ihre Eltern, ihre Einwilligungerteilt haben.

Vor dem Hintergrund der oben beschriebenen rechtlichen Grundlagengilt es, einige Grundsätze zu beachten. Diese gelten sowohl fürelektronische Daten, z. B. Bild-, Ton- und Videoaufnahmen, alsauch für klassische Formen der Datenerhebung, z. B. über Fragebögen.

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Grundsatz der ErforderlichkeitEs dürfen nur solche personenbezogenen Daten erhoben werden,die zur Erfüllung des Zwecks unmittelbar notwendig sind. In diesemZusammenhang erfolgt die Datenerhebung zum Zweck der Erziehung,Bildung und Betreuung des Kindes in der Kindertageseinrichtungund für die dafür erforderlichen Verwaltungsvorgänge.4

Erforderlich sind zunächst diejenigen Grundinformationen, ohnedie eine Betreuung des Kindes gar nicht möglich wäre. Hierzugehören z. B. Name, Geburtsdatum, Anschrift des Kindes und seinerEltern sowie Telefonnummern, unter denen diese im Notfall zuerreichen sind, und die Namen weiterer Abholberechtigter. Auchdie Kenntnis etwaiger gesundheitlicher Einschränkungen (Krankheiten,Allergien, Einnahme von Medikamenten etc.) sind erforderlich. DesWeiteren unterstützen und ergänzen Kitas als sozialpädagogischeBildungseinrichtungen die Erziehung des Kindes in der Familiedurch eine alters- und entwicklungsgemäße Förderung.5 Hierbei hatdie Förderung in der Tageseinrichtung die individuellen Bedürfnisseund das jeweilige Lebensumfeld des Kindes und seiner Familie zuberücksichtigen.6 Kenntnisse hierzu sind demnach erforderlich, umdiesen Zweck zu erfüllen.

Entscheidend ist, welche Daten zur Betreuung des Kindes durchdie Kindertageseinrichtung erforderlich, d. h. notwendig und nichtlediglich nützlich sind. Es ist demnach nicht zulässig, Daten aufVorrat zu erheben und zu speichern, weil sie zu irgendeiner Zeit

4 § 62 Abs. 1 SGB VIII.5 § 1 Abs. 1 Satz 1 Kindertagesförderungsgesetz (KitaFöG). 6 § 1 Abs. 2 Satz 1 KitaFöG.

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nützlich sein könnten. So ist es beispielsweise im pädagogischenAlltag wichtig, bereits eine konkrete Idee eines Projekts zu haben,die darüber hinaus zeitnah umgesetzt werden soll. Daraufhin kannin der Kita damit begonnen werden, Informationen bei Familien zusammeln, die für eine Umsetzung des Projekts notwendig sind.

Grundsatz der ZweckbindungPersonenbezogene Daten dürfen nur für den Zweck verwendet werden,für den sie erhoben wurden. Daher muss der Zweck der Erhebungimmer festgelegt werden. Wenn der Zweck erfüllt ist, sind die Datenzu löschen. Es ist nicht erlaubt, Daten von Kindern, wie Wohnort,Anzahl der Geschwisterkinder oder Entwicklungsdokumentationen,an Dritte (z. B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Forschungs-projekts) weiterzugeben, ohne dass die Eltern ihr Einverständniserklärt haben. Entsprechend erfolgt eine Weitergabe der Lerndoku-mentation aus dem Sprachlerntagebuch von der Kita an die Grund-schule, die das Kind zukünftig besuchen wird, nur nach schriftlichdokumentierter Einverständniserklärung der Eltern.

Grundsatz der TransparenzDas Recht auf informationelle Selbstbestimmung gebietet es, allenBürgerinnen und Bürgern – also auch Kindern, Eltern und Beschäf-tigten – eine weitestgehende Mitbestimmung über die Verarbeitungihrer Daten zu ermöglichen.

Grundsatz der DirekterhebungPersonenbezogene Daten über eine Person sind bei dieser selbstoder – wenn es um ein Kind geht – bei den Eltern zu erfragen undnicht ohne deren Kenntnis bei Dritten.

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3. Datenschutz bei Bild-, Ton- und Videoaufnahmen von Kindern

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Die Weiterentwicklung der modernen Kommunikationstechnik hatin der Kita zwar viele Möglichkeiten eröffnet, sie wirft aber im päda-gogischen Alltag eine Reihe von Fragen auf, die vor allem den Umgangmit den Daten von Kindern betreffen: Was ist mit Entwicklungsdokumentationen, die Fotos oderTonmitschnitte enthalten?

Dürfen Aufnahmen vom letzten Projekt per E-Mail oder unterNutzung sozialer Netzwerke an die Eltern verschickt werden?

Die letzte Projektdokumentation würde sich sehr gut für dieWebseite der Kita eignen. Unter welchen Voraussetzungen kannsie eingestellt werden?

Ein Foto ist schnell gemacht: Dürfen für die Aufnahme überhauptprivate Geräte genutzt werden? Was ist es dabei zu beachten?

Im Mittelpunkt stehen Fragen aus dem Alltag einer Kita. Viele Sach-verhalte sind dennoch auf den Arbeitszusammenhang Kindertages-pflege übertragbar.

Wie zuvor beschrieben, handelt es sich bei Bild-, Ton und Video-aufnahmen um personenbezogene Daten bzw. Sozialdaten, überdie die Kinder, die abgebildet sind, oder deren Eltern im Sinneihres Rechts auf informationelle Selbstbestimmung eigenständigentscheiden dürfen. Der Umgang mit digitalen Bild- und Tondatenist streng geregelt, weil sie unbegrenzt vervielfältigt, verändert,gespeichert und veröffentlicht werden können. Hier ist also einebesondere Sorgfalt geboten, um den Nutzen für die Pädagogikeinerseits auszuschöpfen, gleichzeitig aber nicht in die Persönlich-keitsrechte der Kinder und der Beschäftigten einzugreifen.

Bei Bild-, Ton- und Videoaufnahmen von Kindern im Kindergartenaltersind die Erziehungsberechtigten entscheidungsbefugt. Da Eltern im

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Rahmen der Aufnahme und Eingewöhnung ihres Kindes sehr vieleInformationen und Hinweise zu gleicher Zeit erhalten, ist es ratsam,dass die pädagogischen Fachkräfte das Thema der Anfertigung undinsbesondere Veröffentlichung von Bild-, Ton- und Videoaufnahmenzeitnah, z. B. auf einem Eltern- oder Infoabend für die »neuenEltern«, mit praktischen Beispielen aufgreifen und Raum für Fragenlassen. Auch wenn dieses Vorgehen Zeit in Anspruch nimmt – eineAuseinandersetzung mit einem verärgerten Elternteil kann weitausmehr Zeit und Energie kosten. Sorgfalt und Transparenz in Fragendes Datenschutzes sind geboten und zahlen sich langfristig aus.Verstehen die Eltern wenig oder gar kein Deutsch, kann eineSprachmittlung unterstützen, so dass sichergestellt ist, dass sieverstanden haben, was sie unterzeichnen. Eltern müssen auch da-rüber informiert werden, dass sie ihre Einwilligung für die Zukunftwiderrufen können.

Für Eltern ist es ein bedeutender Schritt, einen Vertrag über dieBetreuung des Kindes abzuschließen. Keinesfalls darf bei ihnender Eindruck erweckt werden, dass ein Platz in der Kita davon ab-hängt, ob sie Bild- und Tonaufnahmen von ihrem Kind zustimmen.Damit die Einwilligungserklärung übersichtlicher wird, kann nachFotos, Video- und Tonaufnahmen des Kindes unterschieden werden.

Des Weiteren ist es von Vorteil, eine Person im Kita-Team zu benennen,die für die Verarbeitung, d. h. insbesondere Speicherung und Löschungder erhobenen personenbezogenen Daten, zuständig ist. Leitungund Team einer Einrichtung sollten sich darüber verständigen,wie die digitalen Dateien von Kindern und ggf. Mitarbeitenden ab-gespeichert werden. Zudem sollten sie festlegen, auf welchen Da-tenträgern die Daten gespeichert und gesichert werden, z. B. in einemlokalen gut abgesicherten Ordner auf dem Einrichtungsrechner oder

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auf einer externen Festplatte, die nur für eine bestimmte Person(z. B. die Kita-Leitung oder eigens ernannte Medienbeauftragte derKita) zugänglich ist. So kann gewährleistet werden, dass Daten aneiner dafür vorgesehenen Stelle aufbewahrt und durch eine Personund ggf. eine festgelegte Stellvertreterin oder einen Stellvertreterregelmäßig gepflegt, gelöscht und ordnungsgemäß verwaltet werdenkönnen.

3.1 Inhalt einer Einwilligungserklärung

Den Eltern wird möglichst bereits bei der Aufnahme des Kindes indie Einrichtung eine vorbereitete Einwilligungserklärung vorgelegtund erläutert. Die Eltern werden gebeten, diese zu unterzeichnen.Falls das nicht beim Eintritt des Kindes in die Kita erfolgt ist, istdiese schriftliche Einwilligung unbedingt einzuholen, bevor Bild-oder Tonaufnahmen gemacht werden. Bei speziellen Projekten oderVorhaben, die nicht in der vorgelegten Einwilligung aufgeführt underläutert sind, müssen weitere Einwilligungen von den Eltern ein-geholt werden. Dies ist z. B. bei Projektwochen oder Forschungs-projekten, bei denen andere Einrichtungen oder Institutionenbeteiligt sind, der Fall. Im Zusammenhang mit derartigen Koopera-tionen muss gewährleistet sein, dass eine Nutzung von Daten durchDritte nicht ohne eine weitere projektbezogene Zustimmung derEltern erfolgt.

Um zu gewährleisten, dass die Einwilligungserklärungen den An-sprüchen und Rahmenbedingungen der jeweiligen Kita entsprechen,verzichten wir an dieser Stelle auf die Vorlage von Blankovordrucken.Es ist wichtig, dass jede Kitaleitung ihre individuell angepassteVorlage erstellt, die je nach Projektvorhaben weiterentwickelt und

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aktualisiert werden kann. Bei Unsicherheiten in der Formulierunggibt es immer die Möglichkeit, sich bei der Berliner Beauftragtenfür Datenschutz und Informationsfreiheit beraten zu lassen undHilfestellungen einzuholen.

Folgende Punkte sind in eine Einwilligungserklärung aufzunehmen:

Zweckbestimmung der Aufnahmen In der Einwilligungserklärung wird transparent gemacht, in welchemRahmen (bei Beobachtungen der Kinder, zur Dokumentation vonProjekten, bei Kita-Reisen oder Ausflügen, durch professionelle Foto-grafinnen und Fotografen etc.) und zu welchem Zweck (i. d. R. Beob-achtung und Dokumentation, Erinnerung an die Kita-Zeit) die Einrich-tung beabsichtigt, Fotos der Kinder anzufertigen. In der Einwilligungs-erklärung werden diese Zwecke möglichst konkret beschrieben.

Nutzung bzw. weitere Verwendung der AufnahmenIn der Einwilligungserklärung wird erklärt, in welcher Weise dieAufnahmen genutzt bzw. (weiter)verwendet und wem sie gezeigtoder vorgeführt werden. Je konkreter der Personenkreis schonbenannt werden kann, desto besser. Die Eltern können hier auchAngaben machen, ob sie einer Nennung des Namens und/oder desAlters ihrer Kinder unter Bildern zustimmen oder nicht.

Dauer der Aufbewahrung und Zeitpunkt der LöschungIn der Einwilligungserklärung wird beschrieben, wie lange die Auf-nahmen aufbewahrt und wann diese gelöscht bzw. vernichtet werden.Aufnahmen, die z. B. nach einem Entwicklungsgespräch nicht mehrgebraucht werden, werden von den Festplatten oder mobilen Daten-trägern gelöscht oder vernichtet. Das gleiche gilt, wenn ein Kinddie Einrichtung verlässt.

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Möglichkeit des WiderrufsHaben Eltern einmal ihr Einverständnis erteilt, gilt dies nicht zwingendfür die gesamte Zeit in der Kita. Sie haben immer die Möglichkeit,ihre Erklärung mit Wirkung für die Zukunft zu widerrufen. Die Elternsollten auch darauf hingewiesen werden, dass ihnen keine Nachteileentstehen, wenn sie die Einwilligung nicht erteilen oder sie wider-rufen möchten.

3.2 Praktische Fallkonstellationen

3.2.1 Aufnahmen im pädagogischen Alltag und bei Veranstaltungen

Das pädagogische Fachpersonal trägt dafür Sorge, dass lediglich die-jenigen Kinder fotografiert werden, für die – wie oben beschrieben –eine Einwilligung für den jeweiligen, konkreten Zweck vorliegt. Sol-len z. B. Fotos von einzelnen Kindern in ihr Sprachlerntagebucheingeklebt werden, ist zu beachten, dass bei Bildern mit mehrerenKindern die Einwilligung der jeweiligen Eltern auch hierfür vorliegt.

Stehen Veranstaltungen wie z. B. Sommer- oder Abschlussfeste an,die von einem größeren Personenkreis (z. B. weiteren Verwandten,Freunden der Familie) besucht werden, ist es hilfreich, Informationenbereitzuhalten und klare Vorgaben für den Umgang mit Videosoder Fotos zu machen. Werden Fotos zu privaten Zwecken durchEltern, Freunde oder Verwandte angefertigt, liegt die Verantwortungbei der fotografierenden Person. Aufnahmen von Kindern, die nichtzur Familie gehören – auch wenn sie gemeinsam mit dem eigenenKind abgebildet wurden –, dürfen ohne Zustimmung der betreffen-den Eltern z. B. nicht ins Internet eingestellt oder über soziale

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Netzwerke verbreitet werden. Um mögliche rechtliche Folgen zuvermeiden, sollten sowohl Kitas als auch fotografierende Privat-personen dafür Sorge tragen, dass nur die Kinder aufgenommenwerden, für die ein Einverständnis vorliegt. Da es mittlerweiledurchaus verbreitet ist, Fotos oder Videos z. B. in sozialen Netz-werken zu veröffentlichen, wäre ein Infoblatt/Flyer zu diesem Themahilfreich. Hier könnte in kurzen Sätzen beschrieben werden, waswährend einer Veranstaltung zulässig ist und was nicht. Damitwürden die Kitas für Sicherheit und Sensibilisierung bei den Familien,den Kindern und den Gästen sorgen.

3.2.2 Fotos in den Räumlichkeiten der Einrichtung

Der Aushang oder die Präsentation von Fotos (z. B. auch über sog.digitale Bilderrahmen oder Werbung des Trägers für seine Arbeit)in den Räumlichkeiten der Einrichtung sind sehr gute Möglichkeiten,die Familien am Leben in der Kita teilhaben zu lassen. Sie ergänzendie Erzählungen der Kinder darüber, was sie während des Tageserlebt haben. Auch diejenigen Eltern, die sich mit den pädagogi-schen Fachkräften aus sprachlichen Gründen nicht gut verständigenkönnen, erhalten dadurch einen lebendigen Einblick in den Alltagihrer Kinder. Der Aushang oder die Präsentation setzt voraus, dassdie Eltern damit einverstanden sind. Dabei ist zu beachten, dassdie ausgehängten Fotos nicht durch Fremde (z. B. an der Einrichtungvorbeigehende Passanten) eingesehen werden können. Eltern müssenauch um ihr Einverständnis gefragt werden, wenn bei Elternabendenoder im Rahmen von Festen Fotos oder Videos der Kinder gezeigtwerden. Dies sollte auch Bestandteil der Einwilligungserklärungsein (siehe unter Punkt 3.1).

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3.2.3 Nutzung privater Aufnahmegeräte

Ein Smartphone besitzt heute fast jede/r. Ein Foto oder Video damitist schnell angefertigt und kann ggf. per SMS/MMS, über Messenger-dienste wie WhatsApp, Snapchat oder soziale Netzwerke wie Facebookmit anderen geteilt werden. Private Aufnahmegeräte, wie Handys,Foto- oder Videokameras, dürfen für die Dokumentationspraxisallerdings nicht eingesetzt werden. Denn eine Einrichtung ist wederin der Lage, die geltenden strengen Maßnahmen zu ergreifen, dieeine sichere Nutzung dienstlicher Daten auf privaten Geräten er-möglichen, noch die ihr obliegenden Kontrollpflichten wirksam aus-zuüben. Demnach ist von vornherein die Nutzung privater Geräteuntersagt und nur der Einsatz einrichtungseigener Technik zugelassen.

3.2.4 Professionelle Fotografinnen und Fotografen

Regelmäßig – meist einmal jährlich – besuchen Fotografinnen undFotografen die Einrichtungen und fertigen Einzelportraits sowieGruppenfotos der Kinder an. Diese werden anschließend den Elternzum Kauf angeboten. Die Fotografinnen und Fotografen sind ei-genverantwortlich und sollten zu ihrer datenschutzrechtlichenAbsicherung Erläuterungen dazu bereithalten, wie mit den digitalenAufnahmen der Kinder nach dem Kauf verfahren wird, bzw. auchfür den Fall, dass die Eltern die Aufnahmen nicht erwerben. Aufgabeder pädagogischen Fachkräfte ist es in diesem Fall, sicherzustellen,dass nur von denjenigen Kindern Einzelportraits angefertigt werden,für die im Vorfeld eine Erlaubnis der Eltern erteilt wurde und diedies selbst möchten. Auch auf Gruppenfotos dürfen nur die Kinderabgebildet werden, für die die Eltern eingewilligt haben. Es ist ratsam,

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vorher in Erfahrung zu bringen, wie die Speicherung der Fotosdurch die Fotografinnen und Fotografen erfolgt, und zu vereinbaren,wann die Bilder gelöscht werden. Eine Löschung sollte spätestenszum Ende des Kitajahres erfolgen.

3.2.5 Wissenschaftliche Projekte, Studien, Qualifizierungen

Nimmt eine Kita an einem wissenschaftlichen Projekt oder einerbesonderen Qualifizierung teil, sind diese oft zum Zeitpunkt derAufnahme des Kindes in die Kita und damit der Unterzeichnungder Einwilligungserklärung noch nicht absehbar. Eltern müssendeshalb darüber informiert werden, bevor ggf. Aufnahmen angefertigtwerden. Die schon vorhandene Einwilligungserklärung sollte umdiesen besonderen Zweck ergänzt werden. Es kann evtl. sinnvollsein, aus Gründen der Transparenz eine gesonderte Einwilligungs-erklärung für das Forschungsprojekt zu entwickeln. Bei den Projekt-verantwortlichen ist u. a. in Erfahrung zu bringen, in welchem Zu-sammenhang die Aufnahmen gezeigt, bis wann sie gespeichertwerden, ob persönliche Angaben (Name, Alter etc.) notwendig sindund wer Ansprechpartner/in für Fragen der Eltern ist. Eltern solltenaußerdem die Möglichkeit erhalten, die Aufnahmen vor der weiterenVerwendung anzusehen. Selbst wenn die Erlaubnis zur Verwendungder Aufnahmen schon vorher erteilt wurde, zeugt dies von verant-wortungsvollem Umgang, Partizipation und Transparenz.

3.2.6 Veröffentlichung durch Externe

Bei Veröffentlichungen von Aufnahmen durch andere (z. B. in Büchernoder [Fach-]Zeitschriften) muss sehr sorgfältig vorgegangen werden,

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da hier ein weiterer rechtlicher Tatbestand greift: Eine Verbreitungvon Fotos, auf denen die Kinder abgebildet sind, verletzt unterUmständen deren Recht am eigenen Bild. So dürfen nach dem hiermaßgeblichen § 22 Satz 1 des Kunsturhebergesetzes (KunstUrhG)Bildnisse nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oderöffentlich »zur Schau gestellt« werden. Es ist deshalb eine wichtigeVoraussetzung, dass die Eltern um ihre schriftliche Einwilligunggebeten werden und diese sich ausdrücklich auf die geplanteVeröffentlichung des jeweiligen Fotos bezieht. Werden Fotos inDruckwerken (Bücher, Zeitschriften etc.) verbreitet, ist ein Widerrufder Einwilligung der Eltern nicht mehr möglich, wenn diese bereitsgedruckt sind oder der Druckauftrag erteilt ist. Allerdings muss einerfolgter Widerruf bei einer Neuauflage berücksichtigt werden.

Eltern sollten bei einer geplanten Veröffentlichung von Bildmaterialim Internet zusätzlich darauf aufmerksam gemacht werden, dassdie Aufnahmen weltweit abrufbar sind und von jedermann gespei-chert werden können. Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit,dass die Bilder und Angaben von Dritten genutzt werden, um ausverschiedenen Quellen ein Profil des Kindes zu erstellen. Datenkönnen über Suchmaschinen mit wenig Aufwand gefunden werden.Eine Entfernung von einmal im Internet veröffentlichten Fotos istinsofern schwer möglich, da vor allem bei geteilten Inhalten, z. B.in sozialen Netzwerken, nicht nachvollzogen werden kann, wendieser erreicht hat und vor allem ob der entsprechende Inhaltgespeichert wurde und damit weiterverwendet werden kann. Auchbebilderte Artikel in der Tagespresse, in Fachzeitschriften o. Ä. sindhäufig über das Internet abrufbar, so dass hier die gleichen An-forderungen gelten. Namen und Alter der Kinder zu nennen ist indiesem Kontext in der Regel nicht notwendig. Sollte dies doch ein-mal erforderlich sein, müssen die Eltern ihre Einwilligung erteilen.

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4. Datenschutz bei Bild-, Ton- und Videoaufnahmen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

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Da Kindertagespflegepersonen in der Regel nicht abhängig be-schäftigt sind, bezieht sich dieser Abschnitt nur auf Mitarbeitendein Kindertagesstätten.

In Kindertagesstätten sind Bild-, Ton- und Videoaufnahmen vonMitarbeitenden mittlerweile häufige Praxis. Solche Aufnahmen werdenmeist im Rahmen von Dokumentationen des pädagogischen Alltags,von Fort- und Weiterbildungen, von wissenschaftlichen Projektenoder für die Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung oder des Trägersangefertigt. Die Aufnahmen sind üblicherweise für pädagogischeZwecke gedacht. Die Aufnahme einer kleinen Interaktionssequenzzwischen einer sozialpädagogischen Fachkraft und einem Kindsowie ein anschließendes, professionelles Feedbackgespräch kanneine wertvolle Basis für die berufliche und persönliche Weiterent-wicklung sein. Weitgehend auszuschließen ist hier eine Verhaltens-kontrolle per Video- oder Tonaufnahme von Seiten des Arbeitgebers.

Folgende Fragen ergeben sich aus diesen Situationen: Kann eine pädagogische Fachkraft es ablehnen, im Rahmen einesForschungsprojekts oder für eine kollegiale Beratung bei ihrerArbeit aufgenommen zu werden – selbst wenn der Träger ent-schieden hat, an dem Projekt teilzunehmen?

Was ist mit Aufzeichnungen von Beschäftigten, die nicht mehrin der Einrichtung arbeiten?

Wo und wie lange sind Fotos von Beschäftigten aufzubewahren?

Bei der Dokumentationspraxis, bei der Mitarbeitende im Mittelpunktstehen – z. B. bei ihrer Interaktion mit Kindern – gelten die Grund-sätze, die bereits unter 2.2 ausgeführt sind. Zudem sind drei Tat-bestände besonders zu berücksichtigen:

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4.1 Erforderlichkeit für das Beschäftigungsverhältnis

Für jedes Foto, das die mühelose Identitätsfeststellung einer be-stimmten Person ermöglicht, gilt nach dem Kunsturheberrecht dasRecht am eigenen Bild7. Danach dürfen Bildnisse (Fotos etc.) nurmit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet (gezeigt) werden.Dieser Grundsatz folgt den verfassungsrechtlichen Vorgaben undsteht im Einklang mit der Rechtsprechung des Europäischen Gerichts-hofes. Bei Minderjährigen ist die Einwilligung der Sorgeberechtigtenerforderlich. Eine Zuwiderhandlung ist strafbar.8 Die Einwilligungrichtet sich nach § 6 Abs. 3 Berliner Datenschutzgesetz.

Auch bei der Anfertigung von Aufnahmen von Mitarbeitenden handeltes sich um personenbezogene Daten, die – wie in den vorherge-henden Kapiteln ausgeführt – einem besonderen Schutz unterliegen.Für Kitas in öffentlicher Trägerschaft ist § 2 Abs. 2 des Berliner Da-tenschutzgesetzes (BlnDSG) einschlägig. Danach findet § 32 ff.Bundesdatenschutzgesetz (BDSG)9 Anwendung, soweit die Daten-verarbeitung frühere, bestehende oder künftige dienst- oder arbeits-rechtliche Rechtsverhältnisse betrifft. Für Kitas in freier Trägerschaftgilt das BDSG unmittelbar.

In § 32 BDSG ist dazu Folgendes geregelt:

»Personenbezogene Daten eines Beschäftigten dürfen für Zweckedes Beschäftigungsverhältnisses erhoben, verarbeitet oder genutzt

7 § 22 KunstUrhG.8 § 33 KunstUrhG.9 Ab 25. Mai 2018 enthält § 26 BDSG-neu eine entsprechende Regelung für die

Datenverarbeitung für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses.

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werden, wenn dies für die Entscheidung über die Begründungeines Beschäftigungsverhältnisses oder nach Begründung des Be-schäftigungsverhältnisses für dessen Durchführung oder Beendigungerforderlich ist.«

Allerdings kann der Auftrag von Bildung, Betreuung und Erziehungvon Kindern in der Kindertagesbetreuung nach § 22 SGB VIII erfülltwerden, ohne dass Bild-, Ton- oder Videoaufnahmen der Mitarbei-tenden angefertigt werden. Im Sinne des Bundesdatenschutzgesetzessind diese Daten nicht erforderlich. Der Aspekt der Freiwilligkeitund der Transparenz des Umgangs mit den erhobenen Daten vonMitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird daher umso wichtiger.

Ein anderer Sachverhalt liegt vor, wenn Fotos oder Videoaufnahmenbei Jahresabschlüssen, Festen, Feiern oder Reisen angefertigt werden.Jede/r kennt die Fotos einer Gruppe, bei der die pädagogischenFachkräfte neben »ihren« Kindern abgebildet sind. Hier ist davonauszugehen, dass es sich um einen üblichen Bestandteil der Tätig-keit einer sozialpädagogischen Fachkraft handelt. Aber Vorsicht:Werden solche Aufnahmen in Print- oder digitalen Medien (Zeit-schriften, Bücher, Internet, soziale Medien) verbreitet, greift wiederdas Kunsturheberrecht, wie schon vorher unter 3.2.6 beschrieben.

4.2 Abhängigkeitsverhältnis zum Arbeitgeber

Weiterhin gilt es Folgendes zu bedenken: Mitarbeitende stehenaufgrund des Arbeitsverhältnisses mit ihrem Arbeitgeber – demTräger der Einrichtung – in einem Abhängigkeitsverhältnis. Es istnicht auszuschließen, dass Mitarbeitende davon ausgehen (müssen),

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es sich nicht »leisten« zu können, z. B. eine Videoaufnahme abzu-lehnen ohne Unverständnis oder gar negative Konsequenzen vonSeiten ihres Arbeitgebers zu riskieren. Auch andere Mitarbeitendeoder Seminarteilnehmende können Druck aufbauen. Diese erklärensich z. B. zu einem Videomitschnitt des Morgenkreises oder einerGesprächssituation bereit, welcher im Anschluss nach verschiedenenKriterien ausgewertet wird. In einem solchen Fall ist es für eine/einenEinzelne/n sehr schwer »nein« zu sagen, ohne Kommentare odersogar Ablehnung in Kauf nehmen zu müssen. Das heißt, dass dieFreiwilligkeit der Zustimmung der Betroffenen zu Bild-, Ton- undVideoaufnahmen eingeschränkt ist. Diese Freiwilligkeit ist jedochdie zentrale Voraussetzung dafür, dass eine Einrichtung die erhobenenDaten dieser Person nutzen und weiterverarbeiten kann.

4.3 Voraussetzungen für Bild-, Ton- und Videoaufnahmen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

Sind Bild-, Ton- und Videoaufnahmen von Beschäftigten geplant,müssen die Verantwortlichen (z. B. die Dozentinnen und Dozenteneiner Fortbildung, die Fachberaterinnen und Fachberater oder dieProjektverantwortlichen einer wissenschaftlichen Forschung) denaufzunehmenden Personen deshalb ausführlich erläutern, worumes geht und welchen Zweck eine Video- oder Tonaufnahme bzw.ein Foto erfüllt. Mitarbeitende oder Teilnehmende müssen daraufhingewiesen werden, dass keine Verpflichtung zur Aufnahme bestehtund dass ein »Nein« nicht begründet werden muss, ohne negativeFolgen zu erwarten. Eine schriftliche Erläuterung ist eine wichtigeGrundlage, die den Mitarbeitenden und Teilnehmenden neben der

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eigentlichen schriftlichen Einverständniserklärung vorgelegt werdensollte. Diese Erklärung muss folgende Aspekte enthalten (siehe auchunter 3.1):

Beschreibung des Zwecks oder der Ziele der Aufnahme(n), Hinweis auf die Freiwilligkeit, aufgenommen zu werden, Möglichkeit des Widerrufs der Einwilligung (auch für die Zukunft), Hinweis darauf, wann und wo Aufnahmen gezeigt oder abgespieltund von wem sie angesehen/abgehört werden (Zugriffsrechte),

Hinweis darauf, wo die erhobenen Daten aufbewahrt werdenund an wen sie u. U. weitergegeben werden (z. B. auch die Ver-sicherung, dass die Daten oder ein Feedback zu den Datennicht an den Arbeitgeber weitergeleitet wird),

Hinweis darauf, wann und durch wen die erhobenen Daten wiedergelöscht werden,

sollte eine Veröffentlichung (z. B. in einem Buch, einer Zeitschriftoder einem Lehrfilm) geplant sein, sollte sich ein Hinweis finden,dass die Veröffentlichung – falls gewünscht – auch ohne Angabevon Namen erfolgt.

Auch auf die Aufnahmegeräte ist zu achten: Private Smartphonesdürfen z. B. nicht verwendet werden (siehe unter 3.2.3).

Werden Aufnahmen im Rahmen von Fort- und Weiterbildungen miteiner Gruppe von Teilnehmenden besprochen, sollte die Leitungunbedingt auf den Vertrauensschutz hinweisen: Die Teilnehmendenverpflichten sich, keine Einzelheiten zum Prozess nach außen zuverbreiten.

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5. Medienkompetenz als pädagogische Aufgabe

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Kinder wachsen in einer Welt auf, in der der Umgang mit unter-schiedlichen Medien selbstverständlich ist. Gerade weil Kinderschon im frühen Lebensalter mit Medien in Berührung kommen, istes wichtig, sie in der Auseinandersetzung damit von Beginn an zubegleiten. Aus diesem Grund hat es sich die Berliner Beauftragtefür Datenschutz und Informationsfreiheit zum Ziel gesetzt, bereitsKinder über den Umgang mit ihren eigenen Daten aufzuklären. Jefrüher Kinder lernen, was personenbezogene Daten sind, was sichhinter dem Begriff Datenschutz verbirgt und wie sie selbst Einflussdarauf nehmen können, was mit ihren Daten geschieht, destomedienkompetenter und mündiger können sie später in unsererGesellschaft von ihrem Recht auf informationelle SelbstbestimmungGebrauch machen. Und was noch viel wichtiger ist: Sie könnendieses Wissen weitergeben.

Neben technischem Wissen und Fähigkeiten zur Anwendung be-inhaltet Medienkompetenz auch ein Bewusstsein über die Folgender Weiterverarbeitung von Daten. Mit zunehmendem Alter desKindes findet Mediennutzung nicht mehr ausschließlich im Eltern-haus, sondern auch an anderen sozialen (Lern)orten wie z. B. derKita statt. Pädagogische Fachkräfte haben eine wichtige Vorbild-funktion und können Kinder wirksam für ein datensparsamesMedienverhalten sensibilisieren. Ein Bewusstsein über das eigeneMedienverhalten – hier insbesondere die Datenverarbeitung und -weitergabe im Kitaalltag – ist Voraussetzung dafür, ein gutesVorbild zu sein. Je nach Alter der Kinder kann bereits gemeinsammit ihnen überlegt werden, ob ein Bild ins Netz gestellt wird,welche Folgen damit verbunden sind und ob eine Verbreitung über-haupt erforderlich und gewünscht ist. Auch Eltern sollten in dieseÜberlegungen einbezogen und dafür sensibilisiert werden, was es

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bedeutet, wenn sie ein Bild ihres Kindes ins Netz stellen oder überihr Smartphone mit anderen teilen. Dritte können daraus u. a.Rückschlüsse auf den Namen des Kindes, den Wohnort, Tagesablaufund die Freizeitgestaltung ziehen (siehe dazu die Ergebnisse derminiKIM-Studie10). Ein wichtiges Ziel der Erziehung zur Medienkom-petenz ist die Fähigkeit zu entscheiden, was wann preisgegebenwird und was besser im geschützten, privaten Raum bleibt. Erwach-sene – seien es Eltern oder pädagogische Fachkräfte – sollten sichin die Perspektive des Kindes versetzen und überlegen, ob eineVerbreitung oder Veröffentlichung im Sinne des Kindes ist. Kinderin diese Überlegungen einzubeziehen, indem man ihnen alters-gemäße Erklärungen gibt und sie fragt, ob sie einverstanden sind,ermöglicht ihnen weitere wichtige Schritte in Richtung Medien- undDatenschutzkompetenz.

Hilfreiche Unterlagen für Familien – speziell für den Umgang mitKinderfotos im Internet – findet man z. B. auf www.netzbilder.net,ein Projekt der Uni Basel. Die Materialien geben einen anschaulichenÜberblick, wie wichtig ein datensparsamer Umgang mit Bildern imNetz ist.

10 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.) (2015): miniKIM 2014.Kleinkinder und Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang mit 2- bis 5-Jährigenin Deutschland. Stuttgart: o.V., S. 30.

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6. Beratung zu allen Fragen rund um den Datenschutz

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Für Fragen rund um den Datenschutz können zunächst die Texte ineinschlägigen Gesetzen zu Rate gezogen werden:

Das Bundesdatenschutzgesetz, Berliner Datenschutzgesetz und dasSozialgesetzbuch VIII.

Zu einzelnen Fragen oder bei Unsicherheiten im Umgang mit perso-nenbezogenen Daten beraten und unterstützen weiterhin:

Berliner Beauftragte für Datenschutz und [email protected]

oder

Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und [email protected]

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Die Anfertigung von Fotos sowie Ton- und Videoaufnahmen in

Kindertageseinrichtungen wirft immer wieder datenschutzrechtliche

Fragen auf. Im pädagogischen Alltag führt dies häufig zu Unsicherheit.

Mit der vorliegenden Broschüre soll den pädagogischen Fachkräften

in kurzer und verständlicher Form ein Überblick über die daten-

schutzrechtlichen Regelungen gegeben werden. Die Broschüre kann

bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie oder bei

der Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit

angefordert werden.