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VORWORTAlexander Shulgin übt seit über drei J ahrzehnten einen äußerst seltenen Beruf aus: Erentwickelt und synthetisiert psychoaktive Substanzen. Diese ganz legale Tätigkeit hat ihn inder pharmakologischen Fachwelt bekannter gemacht, als er es in psychedelischen Szenenoder der Öffentlichkeit ist. Bemerkenswert. Unter anderem verdanken wir ihm dieWiederentdeckung der Substanz MDMA. die seit ihrer Entwicklung vor dem 1. Weltkrieg durch

die Firma Merck ungenutzt in der Fachliteratur schlummerte.Nun hat Schulgin zusammen mit seiner Frau Arm eine aufsehenerregende Paar-Autobiografievorgelegt: PIHKAL - A Chemical Love Story. Das fast tausendseitige Werk ist in zwei Teilegegliedert. Im ersten Teil erzählen uns die Shulgins aus ihrem Leben, und zwar anhand von Trips mit unterschiedlichen Substanzen, von denen die meisten Eigenentwicklungen warenSchon in den 50er J ahren beschloß Shulgin, daß Tests psychoaktiver Drogen mit Tierensinnlos seien und entschloß sich, den jeweils ersten Versuch mit einer neuen Substanz selberdurchzuführen, um dann den jeweils nächsten Versuch im Freundeskreis zu unternehmen.Dabei haben sich in der und für die Praxis zwei Regeln herauskristallisiert:1. Paare, die sich erst auf Droge kennengelernt haben, sollten sich bei dieser Sessionsexueller Kontakte enthalten.

z. Um Gehör für eine wichtige Mitteilung für die »reale Alltagswelt« zu gewinnen, solltenentsprechende Durchsagen mit erhobener Hand gemacht werden. (»Das Haus brennt!« -»Hahahaha!« - Mit erhobener Hand: »Das Haus brennt!« »Hilfe! Feuerwehr!«).Im zweiten Teil des Buches PIHKAL (Abk. für »Phenethylatnines I have known and loved«)werden der chemische Aufbau, die Wirkungen auf den menschlichen Organismus und anderewissenswerte Infos der über 100 Substanzen beschrieben, die Shulgin entwickelt hat (mehrzum Buch am Ende dieser Publikation).»In vielleicht nicht allzufemer Zukunft, wenn es wieder erlaubt sein wird, den menschlichenGeist mit chemischen Werkzeugen zu erforschen und zu studieren, wird dieses Buch eineeinzigartige Fundgrube sein, eine Art Sammlung von Zaubersprüchen für den

Psychiater/ Schamanen von morgen.« (Dieter Hagenbach)Die vorliegende Broschüre enthält eine Übersetzung des Kapitels 42 aus PIHKAL, »Lecture At The University«. In ihm gelt es Shulgin um die gesellschaftliche Sicht des Gebrauchs vonpsychoaktiven Substanzen, politische Trends und die Reaktionen der Reaktionäre. Zwar isthier nur von den US-amerikanischen Verhältnissen die Rede, aber diese werden vors deneuropäischen Politikern ja allzugerne kopiert. Wir erinnern uns an das bundesdeutscheMDMA-Verbot, das auf Drängen der USA erging, ohne daß den deutschen Behörden auch nurein Fall von MDMA-MiBbrauch bekannt gewesen wäre.Die Shulgins waren wiederwillen in Deutschland. Auf der Bewußtseinsforschungstagung imSeptember 1992 in Göttingen gab uns Alexander Shulgin freundlicherweise die Erlaubnis fürdiese Publikation.

Nicht nur dafür sind wir ihm zu Dank verpflichtet.

Werner Pieper Dezember 1992

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Seit einigen J ahren halte ich im Herbst Vorlesungen an der Universität in Berkeley. Offizielhandelt es sich dabei um einen theoretischen wie auch praktischen Toxikologie-Kurs.Hauptschwerpunkt ist die Analyse in Körperflüssigkeiten, vor allem auch im Rahmen derBeweisermittlung vor Gericht. Ich habe mir angewöhnt, die Vorlesungstexte meinen Studentenschon im voraus schriftlich zukommen zu lassen. So können sie sich mit der Materie vertrautmachen und die offizielle Vorlesungszeit für weitergehende Fragen und Erklärungen nutzen.

Sollte es keine Fragen geben, kann ich mich in den vorgesehenen zwei Stunden über ein Thema meiner Wahl auslassen. Dabei geht es mir vor allem darum, ihnen dieBegeisterungsfähigkeit für die Wissenschaft und das Lernen zu vermitteln. J ahr für J ahr binich über das Desinteresse der Studenten an der organischen Chemie schockiert, die doch dieGrundlage des Kurses bildet. Die Studenten sind es gewöhnt. Texte aus Büchern zumemorieren, um gerade mal durch die Examen zu gelangen und dann wieder alles zuvergessen. Sie hassen die Routinearbeit.Also versuche ich, Chemie als Kunstform statt als Wissenschaft zu präsentieren. Warum sindZucker meistens weiß? Warum sind Nahrungszusätze immer geruchlos? Wie erklärt manGeschworenen ohne wissenschaftlichen Hintergrund die Chromatographie?Manchmal erscheint mir ein Thema so aktuell und wichtig, daß ich ihm die ganze

Vorlesungszeit widme. Was nun folgt, ist der Text einer solchen Vorlesung.Ich weiß, daß ich hier eigentlich über die Wies und Wos der Drogenaktivitäten im Gehirn redensollte, um Ihnen ein Bild von der Untersuchungen der chemischen Wirkstoffe und derPhamtakodynamik zentral aktiver Komponenten zu vermitteln.Aber ich werde mir eine der mir als Professor zustehenden kostbaren Freiheiten nehmen unddas Thema ändern. Ich werde über Politik und Regierung sprechen. Dabei werde ich überFreiheit im allgemeinen und über den Verlust einiger Freiheiten unter dem schändlichenVorwand des Feldzugs »Krieg dem Rauschgift« im genaueren reden.Unsere Regierungsform ist die einer föderalen Republik. Die föderale Struktur wurde etwazehn J ahre nach unserer Unabhängigkeitserklärung von England durch die Unterzeichnung

unserer Verfassung besiegelt. Viele unserer noch heute gültigen unveräußerlichen Grundrechtewurden vier J ahre danach in Form von zehn Zusatzartikeln zur Verfassung, dem sogenannten»Bill of rights« niedergelegt. Diese Grundrechte - der freien Rede, der Presse, derReligionsausübung, Schutz gegen urerlaubte Durchsuchungen und Beschlagnahmungen, dasRecht eines jeden Angeklagten, über die Natur der Anklage aufgeklärt zu werden und von einerunabhängigen J ury beurteilt zu werden - bilden das Fundament unserer Nation und gehörenfest zu unserem nationalen Alltag.Diese Grundrechte sind nun vor allem durch Gesetzesvorlagen des Kongresses permanentenAngriffen ausgesetzt. Diese Vorlagen werden oft ohne das nötige Bewußtsein für unsereGrundrechte formuliert. Die Aufgabe des Obersten Gerichtshofes, des Supreme Court, war eseigentlich immer gewesen, als Sicherheitspuffer gegen Gesetzesvorlagen zu dienen, die unsere

Verfassung mißachten. Es wird jedoch zunehmend klarer, daß wir uns auf diese Schutzinstanznicht mehr verlassen können.Als wir uns von England unabhängig trachten, haben wir etliche Grundrechte und Freiheitenvon den ehemaligen Kolonialherren übernommen. Die Engländer haben nie eine geschriebeneVerfassung besessen. Sie leiten ihre Rechtsprechung aus einer lockeren Strukturbemerkenswerter Urteile und Beschlüsse. wie z. B. der Magna Charta, ab. Wir haben vonihnen Konzepte wie »habeas corpus« (Wessen bin ich angeklagt?) und die Verurteilung durcheine J ury, d. h. Schöffen, übernommen.

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Drei weitere absolut wichtige Grundrechte, die Teil dieser Überlieferung sind, wurden nie inder Verfassung niedergeschrieben, bilden aber nichtsdestoweniger die Grundlage unseresnationalen Selbstverständnisses. Dabei handelt es sich u. a. um die Annahme der Unschuld,das Recht auf Privatsphäre und die Freizügigkeit der Nachforschungen. Diese Rechte werdenzusehends untergraben. Gleichzeitig mehren sich die Stimmen derer, die behaupten, daß dieErodierung dieser traditionellen Rechte relativ unwichtig sei, solange hierdurch nationale

Interessen wahrgenommen werden. Im Augenblick handelt es sich bei dem nationalenAnliegen um den sogenannten »Krieg dem Rauschgift«, war on drugs, der gewonnen werdensoll. In der Zukunft mag es sich um einen Krieg gegen eine andere Bedrohung unserernationalen Sicherheit handeln. Dieser Spruch hat schon vormals gezündet, und man kann sichdarauf verlassen, daß er auch künftig die gewünschten Konsequenzen nach sich ziehen wirdLeider werden nach solchen Kriegen einmal aufgegebene Rechte nie wieder Gültigkeiterlangen, zumindest nicht zu unseren Lebzeiten, noch in der Zeit unserer Kinder undKindeskinder. J ene, die sich bewußt sind, was hier geschieht, müssen individuell oder kollektiv handeln, vonsich aus initiativ werden. Sie müssen das, was uns genommen wird, wieder einklagen. Siemüssen dafür sorgen, daß es nicht zu noch weiteren Verlusten dieser Art kommt.

Gesetze werden als Konzepte geboren. Sie müssen jedoch erst schriftlich niedergelegt werden,bevor sie in Kraft treten. Die genaue Auslegung der Worte ist in hohem Maße von ihremzeitgemäßen Gebrauch und dem jeweiligen Verständnis ihrer jeweiligen Interpretationabhängig. Da es nie einen völligen Konsens aller Definitionen geben wird, verbleiben immereingebaute Doppeldeutigkeiten. Ich werde ein paar Beispiele für solch einenInterpretationswechsel anführen.Überlegen Sie einmal, auf welcher Basis die Einschätzung von Schuld und Unschuld einerPerson geschieht. die auf Grund irgendwelcher Beschuldigungen nun als Angeklagte/ r zumGegenstand offizieller Untersuchungen geworden ist. In der Vergangenheit mußten dieseAnschuldigungen formell als Anklage schriftlich fixiert werden. Erfolgte dann eine Verhaftung

hatte der Kläger, also der Staatsanwalt oder wer auch immer, die Aufgabe, diese Anklagedurch Beweise zu erhärten.Wenn es sich dabei um ein Verbrechen handelt, also das potentielle Strafmaß eineInhaftierung in einem Bundesgefängnis vorsieht, muß die Schuld des Angeklagten über jedenvernünftigen Zweifel hinaus bewiesen werden. Zweifel sind offensichtlich Herausforderungengegenüber vorgelegten Indizien. Was aber um Gottes willen meint man mit »vernünftig«? In derRechtspraxis bedeutet dies heute, daß eine J ury einstimmig darin übereinkommt, daß es ihreAuffassung nach keine Zweifel an der Schuld der angeklagten Person gibt. Nach diesemKriteriurn wird jemand einer kriminellen Tat als überführt erklärt. Trotzdem ist es heute. zur Zeit der Drogenhysterie und der Verstöße gegen dasBetäubungsmittelgesetz. nicht mehr nötig, eine J ury einzuberufen oder gar eine fundierte

Anklage zu erheben. um jemandem, der im bloßen Verdacht steht, an einer drogenbezogenenAktivität teilgenommen zu haben, zu schaden oder ihn zu bestrafen. Heutzutage reicht schonder geringste Hinweis oder Beweis, einen Verdächtigen zu »kriegen«. Dazu werden nicht mehr jene Qualität und Quantität von Beweisen benötigt, die vormals von Gerichten gefordertwurden, um eine »Schuld jenseits eines vernünftigen Zweifels« feststellen zu können. Ich redehier leider nicht von Ausnahmefallen, sondern von der Regel.Als Autoritätspersonen befassen sie sich nicht mehr direkt mit dem Verdächtigen, sondern nurmit seinem Besitz. Unterstellen seinem Kontostand, ein Resultat krimineller Aktivitäten zusein und beschlagnahmen das Guthaben. Beschuldigen seinen Wagen, illegale Dingen

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transportiert zu haben, und konfiszieren ihn. Behaupten, sein Haus wäre aus Kokain-Dollarsfinanziert worden, nehmen es seinem Besitzer weg. Galt eine solche Vorgehensweise früher alskriminell, so gehört sie inzwischen zum Alltag bürgerlicher Rechtsauslegung. Eine mitentsprechender Rechtsgewalt ausgestattete Person kann einfach entscheiden, daß ihr Autoihr Boot, ihre besten Hektar Weideland irgendetwas mit einem drogenbezogenen Delikt zu tunhaben. Sie kann und wird ihren Wagen (Boot, Haus, Land) beschlagnahmen, dabe

Mechanismen zivilrechtlicher Verluste heraufbeschwören, und Sie können nichts dagegenunternehmen. Die Phrase »im Zusammenhang mit einem Verbrechen« bedeutet, daß derbeschlagnahmte Gegenstand Teil der kriminellen Tat war oder vom Erlös derselben besorgtwurde.AU dies geschieht auf Anweisung der Autoritäten, ohne daß dafür eine J ury gebraucht würdeohne daß irgendeine Art von Gerichtsverfahren einberufen werden müßte.Unser Schutz gegen solcherart persönliche Verluste war Teil unseres britischen Erbes anGrundrechten. Seit den Zeiten der Gründerväter der USA wurde dies Recht bei uns respektiert1978 hob der Kongress es durch die Einführung des »Psychotropic Substances Act«, derNeufassung des Betäubungsmittelgesetzes, auf. Dieses Gesetz muß rückgängig gemachtwerden.

Wenden wir uns der Phrase »in gutem Glauben« zu. Dabei entfernen wir uns noch weiter vomunzweifelhaften Beweis und nähern uns den undokumentierten Launen. Hier ist alles glich(Deutsche Entsprechung: » Bei Gefahr im Verzuge...« Anm. d ll.). Denn einem Mann oder einerFrau in einer Entscheidungsposition nachzuweisen, doll er oder sie »in schlechtem Glauben«handelte, bedeutet, ihm oder ihr nachzuweisen, daß er oder sie gewissenlos agierte oder garlog. Und so was ist teuflisch schwer zu beweisen. »Ich roch Methylamin und das bedeutete fürmich, doll es sich hier um ein Methamphetatnin-Labor handeln mußte. Auf Grund meinerAussage wurde ein Durchsuchungsbefehl ausgestellt. Wir fanden zwar keine Spuren vonMethylamin, dafür entpuppte sich der Laden als LSD-Labor. Naja, das war schon o. k. so,denn ich handelte in gutem Glauben.« Natürlich kann man Hausdurchsuchungen auch nicht

wieder rückgängig machen.»Mein Hasch-Hund sagte mir: >In dem Haus ist Hasch!< Es stellte sich heraus, daß dortPsilocybin-Pilze waren, jawoll, aber kein Marihuana Aber das ist auch o. k., denn ich handeltein gutem Glauben, da ich der Reaktion meines Hundes vertraute.« Haftbefehl bleibt Haftbefehl.Eine Weiterentwicklung dieses Rechtsmißbrauchs ist das Erstellen und der Gebrauch vonPersönlichkeitsprofilen. auf Grund deren Menschen, natürlich auch wieder in gutem Glauben,angehalten und durchsucht werden. Die Polizei hat ein festgelegtes Bild des Laotentypen. Wiegenau der aussieht, ist und bleibt ihr Geheimnis, aber in Flughäfen spielen Faktoren wieHautfarbe, Hektik, Einweg-Tickets. die bar bezahlt werden etc. eine Rolle. Wenn eine Personins vorgegebene Raster paßt, kann sie als potientieller Drogenkurier in Gewahrsamgenommen, befragt und so gründlich, wie es die Autoritätsperson möchte, durchsucht werden

Wenn das Raster auf einen potentiellen Schlucker-Kurier (jemand, der Drogen z. B. inKondomen verpackt im Magen oder Darm schmuggelt) zutrifft, kann diese Person ohne eigeneZustimmung geröngt und, wenn gewünscht, unter Aufsicht festgehalten werden, bis sie ihrenDarminhalt auf natürlichem Wege von sich gegeben hat.Zum Autobahnprofil gehört nicht nur der Fahrstil, sondern auch Fabrikat und Zustand desWagens, und, ob Sie es glauben oder nicht, die verdächtig genaue Einhaltung derHöchstgeschwindigkeit (um bloß keinen Verdacht zu wecken). »Er fuhr einen teueraussehenden Wagen mit einem Nummernschild aus Florida und genau die erlaubteHöchstgeschwindigkeit. Meiner Meinung nach paßte er genau in das Rasterbild eines

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Drogenkuriers. Also hielt ich ihn an und fand fast 5000 Dollar in seinem Handschuhfach. DieGeldnoten zeigten Kokainspuren. Ich beschlagnahmte sein Geld, aber ich zeigte ihn nicht an.«Die Einziehung des Geldes war rechtens, denn sie geschah in gutem Glauben, auch wennKokainspuren auf Dollarscheinen heute keineswegs bedeuten müssen, daß der Besitzer desGeldes irgendetwas reit Drogen zu tun hat, geschweige denn ein Dealer sein muß.Immerhin haben Regierungs-Chemiker anhand von Geldscheinstichproben nachgewiesen, daß

Dollarscheine in den USA häufig kokainverseucht sind. Die heutigen Prüfinstrumente sind sosensibel, daß sie auf potentiell jedem Geldschein in jedem Geldbeutel Kokainrückständenachweisen können.Obwohl der Suprere Court den Einsatz solcher Profile genehmigt hat, meine ich, daß dieseForen der Überwachung und des Verhörs zu leichtfertig von den Autoritäten mißbrauchtwerden kann. Zumal so eine Prozedur in diesem Land weder benötigt wird noch gewolltwerden sollte.Es geht jedoch noch weiter abwärts. Inzwischen gibt es ein Gebiet, auf dem die Autoritäten jemanden ohne jegliche Beweise oder Schuldhinweise belästigen. Diese sich schnelentwickelnde Abteilung der drogenbezogenen polizeistaatlichen Methoden spricht jederPerson vorab jegliche Unschuld ab, man unterstellt einfach mal ein Vergehen. Es liegt an den

Beschuldigten, ihre Unschuld zu beweisen. Ich spreche von den sich immer mehrverbreitenden Urintests.Was nun folgt, ist ein ziemlich herbes Statement, aber ich stehe voll und ganz mit meinemHegen dahinter: In meinem Land gibt es keine Berechtigung, den Urin eines Menschen, woauch immer und wann auch immer zu untersuchen, solange keine begründetenVerdachtsmomente einer kriminellen Tat vorliegen.Lassen Sie mich das noch einmal mit anderen Worten ausdrücken. Von einem Menschen zuverlangen, in den Becher zu pissen, ohne daß ein stichhaltiger Verdachtsmoment besteht, daßer illegale Substanzen zu sich genommen habe, ist ein in unserer Republik untragbarerVorgang. Das ist, als würde man dem Bürger sagen:

Ich mache mir Gedanken, ob du dich so verhältst, wie ich es von dir erwarte. Überzeuge michvon deinem guten Verhalten.«Unglaublich.UntolerierbarMir ist es gleich, ob es sich dabei um den Piloten der Air Force One mit dem Präsidenten anBord handelt oder den Mann am Roten Knopf eines Atom-U-Bootes mit 24 Trident U D-5Raketen unter seiner Verfügungsgewalt. Es ist undenkbar, daß man einen Urintest von jemandem verlangt, ohne daß es einen stichhaltigen Grund dafür gibt, daß er seine Aufgabenicht als Herr seiner Sinne erledigen kann. J awohl, es mag sein, daß wir hier ein Flugzeugverlieren und dort ein Geplänkel, aber der Preis, den wir damit zahlen würden, wäre dochrecht gering. Immerhin würden wir in einem Staat leben, der das Recht auf das Privatleben

des Einzelnen und die Annahme seiner Unschuld schützt. Vielleicht geht es dem Piloten oderdem Mann am Knopf nicht gut, vielleicht hat er wegen eines verbrannten Toasts am MorgenStreit mit seiner/ in Liebhaber/ in. Dann müßten wir sein Verhallen checken, seineEinsatzfähigkeit, ob er fähig ist, seine Aufgabe zu erfüllen. Man kann seine Reflexe oder seinKoordinationsvermögen testen, um eine mögliche Unfähigkeit festzustellen. Wenn er nicht inder Lage sein sollte, seine Aufgaben konkret zu lösen, dann, aber erst dann gäbe es einenGrund, auch seinen Urin zu testen.

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 J edenfalls kann eine blinde Suche nach Drogen im Urin aller Piloten nur einen winzigenSchutz vor abweichendem Verhalten bieten. Er wird am Tag der Urinabgabe allemal fliegen,und die Ergebnisse des Urintests werden frühestens in einer Woche vorliegen.Unter diesen Bedingungen bietet ein Urintest keinen Schutz.Ich glaube, einer der Hauptgründe für die rasche Ausbreitung und Propagierung der Urintests,für die Ausbreitung dieser neuen, schnell wachsenden Industrie ist schlicht das schnelle Geld,

das damit verdient werden kann.Es gibt noch weitere Hinweise und Aktivitäten der Autoritäten, für diese »Nehmen wir an, sieseien schuldig, sollen sie uns doch ihre Unschuld beweisen«-Einstellung. Im vergangenen J ahkontaktierte die DEA (Drug Enforcement Agency. die staatliche Drogenkontrollbehörde) alleInserenten des Gegenkulturmagazins HIGH Times, die Gerätschaften zur Pflanzenzucht imHaus anbieten. Ihre Kundenlisten wurden beschlagnahmt und alle Kunden, die entsprechendeWare gekauft hatten, bekamen unter dem Verdacht, Marihuana anzubauen. Besuch vonRepräsentanten der DEA. Nachdem sich die Besuchten fast ausnahmslos als harmloseOrchideenzüchter entpuppt hatten, ließ der Enthusiasmus der Autoritäten schlagartig nachAber die üble Art und Weise ihres Vorgehens zeig ein erschreckendes Bild des Vorgehensunserer Gesetzesschützer auf.

Da mag der Gesetzgeber nicht zurückstehen. Man muß wohl das Bemühen eines jedengewählten Kongreßmitglieds als eine Art »strenge Rache« ansehen. Sie tun allesamt ihrbestmögliches, um den Krieg gegen das Rauschgift zu gewinnen. Ihnen fallen dazu immerhärtere Strafen für Drogendelikte ein.Inzwischen gibt es feste Gefängnisstrafen und Geldstrafensätze. die für bestimmte Taten mitbestimmten Drogen ausgesprochen werden. Wenn Sie dies oder das mit dieser oder jenerSubstanz machen, bekommen Sie die dafür vorgesehene Strafe (wie das Punktesystem fürAutofahrer in Flensburg, nur ungleich härter - der Übers.). Die Mindestzeit, die Sie im Knastverbüßen müssen, ist abhängig von der Menge der Drogen, ob Sie bestimmte Fähigkeitenhaben, ob Sie schon einmal verhaftet wurden und ob eine Knarre dabei im Spiel war. Dabe

sollte ein wichtiges Faktum sticht unberücksichtigt bleiben. Wenn in einer beschlagnahmtenMasse auch nur eine Spureiner bestimmten Droge aufzuspüren ist, dann geht das Gericht davon aus, daß dieganze Masse diese Droge darstellt (10 g Heroin in 100 g Traubenzucker = 100 gHeroin; so lassen sich hervorragende Erfolgsstatistiken hochrechnen! Anm. d. U.).Wenn Sie ein Schiffskapitän sind oder ein Anwalt oder eine besondere höhere Ausbildungvorweisen können, dann wird dies strafverschärfend berücksichtigt. Wenn Sie daheim imNachttisch einen Revolver haben, wird Ihnen dieser strafverschärfend angerechnet, auch wennIhre kriminelle Tat woanders stattfand. All diese Besonderheiten werden im Strafmaß aufGrund fester »Tarife« berücksichtigt. Das kann sichzwischen Monaten im Knast und lebenslanger Haft bewegen. Zusätzlich können

noch Geldstrafen in Millionen-(Dollar-)Höhe verhängt werden.Sind Sie als Dealer ein Dicker Fisch (was auch immer das bedeuten mag), könnenSie unter bestimmten Umständen auch zum Tode verurteilt werden. Letzthin schlugder Senat einen Gesetzesentwurf vor, nach dem man schon als Großdealer gilt, wennmatt lediglich eine Menge X von der Substanz Y kauft oder verkauft. Das Gesetzwurde verabschiedet, und nun müssen Sie reit Ihrer Hinrichtung rechnen, wenn Sieüberführt werden.Die Todesstrafe als obligatorischer Preis für den Besitz von mehr als XYZ GrammDope. Wo in der Welt außer in den USA, im Iran und in Malaysia, gibt es so etwas?

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Für den unautorisierten Besitz einer Atombombe handelt man sich ein Maximum vonzwölf J ahren Haft ein.Eine subtilere und unterschwelligere Form des Freiheitsverlustes kann matt anunseren Schulen beobachten. Die Regierung hat an Colleges und Universitäten einede-facto-Zensur eingeführt, indem sie nur bestimmte Forschungszweige finanziellunterstützt und somit deren Richtung bestimmt. Dies wird von einer regelrechten

Pressekampagne unterstützt, und niemand von denen, die das durchschauen. wagt,dagegen aufzustehen.In den öffentlichen Schulen kümmert man sich um die Schüler. Die Botschaftheißt: »J ust Say No«. Es wird keinerlei Mühe unternommen. die Schüler aufzuklären,sie zu bilden, ihnen die komplexen Informationen über Drogen nahezubringen, damitsie sich ein eigenes Urteil bilden könnten. Es wird ihnen einfach mitgeteilt, daß Drogen töten.Dies ist dein Gehirn. Dein Gehirn steht unter Drogen. Brutzel, brutzel,brutzel - und das Ei ist gebraten. Deine süße, jungfräuliche Tochter mußte sterben, weil siesich mit Drogen nicht auskannte, d. h. nicht gelernt hatte, »NO!« zu sagen.So etwas kann man doch nicht Erziehung oder Ausbildung nennen. Es handelt sich dabei umden Versuch, durch endlose Wiederholung einer Botschaft bestimmte Verhaltensmuster zu

verankern. Das ist Propaganda.In unserer Kultur, in unserem way of life sind alle möglichen Drogen tief und fest permanentinstalliert. Ihre Werte und ihre Gefahren müssen unseren Kindern beigebracht werden. DiesesLebpensum muß aufrichtig und ehrlich vermittelt werden. Integrität ist gefordert.Wie sieht es mit der Forschung an den Medizinerschulen, den Universitäten und denindustriellen Labors im Lande aus? Ich kann Ihnen versichern, daß da Psychedelika für dieErforschung an Menschen als nicht wichtig eingestuft wurden, auch kein müder Dollarirgendwo für entsprechende Forschung locker gemacht wird. Nirgends werden ihre Wirkungenin und auf den menschlichen Organismus und das Gehirn untersucht.In da Tat wird heute fast alle Forschung auf akademischer Ebene von Regierungsgeldern

unterstützt. Wenn für ein Forschungsgebiet, das den Autoritäten nicht ins Konzept paßt. einAntrag gestellt wird. wird dieser abgeschmettert, d. h. er bekommt keinerlei Unterstützung.Über die Aktivitäten der pharmazeutischen Industrie wird noch mehr gewacht. Es wirdkontrolliert, daß nur solche Drogen erforscht werden dürfen, deren eventuelle medizinischeNützlichkeit im voraus feststeht. Ein offizielles Statement besagt, daß es nicht eine einzigeDroge aus dem faszinierenden Gebiet der Psychedelika gibt. die medizinisch genutzt werdenkönnte. Sie sind alle illegal, und weder für sie noch für ihre Analoge gibt es irgendwelchemedizinischenEinsatzmöglichkeiten.Wie steht es nun mit den von den Medien verbreiteten Botschaften? Viel zu häufig werdenreißerische Skandalmeldungen breitgetreten. Oft unterbleiben notwendige Richtigstellungen

Ich möchte das anhand einiger konkreter Beispiele belegen.- Überdenken Sie einmal Phrasen wie «Schon das erste Mal kann tödlich sein« und«Selbst reiner Stoff kann töten«, wie sie auf Kokain angewendet werden. Beide Aussagenwurden als Fakten verkauft. Konkret handelte es sich um den tragischen Tod des SportlersRoger Bias, der an einer Überdosis Kokain starb. Dies geschah zu einer kritischen Zeit, geradeein paar Wochen, bevor im Parlament eine Abstimmung zum Thema Drogen anstand. In denZeitungen stand zu lesen, daß die Autopsie ergeben hätte, der junge Mann habe zumerstenmal und dazu noch reines Kokain zu sich genommen. Das ist purer Unsinn. Weder kanndie Reinheit einer Droge, noch die

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Häufigkeit ihrer Einnahme durch die Analyse von Körperproben nach dem Tode festgestellt werden. Als endlich der definitive Autopsiebericht im »J ournal of the American Medical Association« publiziert wurde, stellte sich heraus, daß Mr. Bias einegroße Dosis oral zu sich genommen hatte. Womöglich war es einem Erfrischungsgetränkbeigemixt, womöglich handelte es sich gar um Mord, denn es gab keinen Hinweis, daß er essich selber verabreicht hatte.

Diese Version wurde nirgends publiziert; was blieb, waren die beiden Schlüsselsätze, die nochheute zu »aufklärerischen« Zwecken mißbraucht werden: »Schon daserste Mal kann tödlich sein« und »Auch purer Stoff kann töten«.Natürlich wurde die Anti-Drogen-Abstimmung mit großer Mehrheit im Parlamentunterstützt. Dann kam es zu jenem tragischen Zugunglück in der Nähe von Baltimore, bei dem1987 16 Menschen getötet und 170 verletzt wurden. Die Medien posaunten aus, daß der fürden Unfall verantwortliche Fahrer positiv auf Rückstände von Marihuana in seinem Körpergetestet wurde. Dieser Vorfall wurde medienwirksam ausgeschlachtet als ein Hauptargumentfür die Einführung des Urintests vor allem im öffentlichen Nah- unf Fernverkehr. Erst sechsMonate später stellte sich heraus, daß der Chef des mit den Tests beauftragten Firma, die jene Marihuana Rückstände bekanntgegeben hatte (das FAA-Labor in Oklahoma City) seit

MonatenDrogentests einfach frei fabriziert hatte. Es gab Resultate von Tests bekannt, die niedurchgeführt worden waren, denn niemand im Labor war in der Lage, die kompliziertenApparaturen für diese Tests zu bedienen.Als man nun versuchte, die Wahrheit über diesen Fall zu erfahren, mußte manfeststellen, daß die Original-Computerdaten offensichtlich verlorengegangen waren.Auch waren keine Blutproben für eine weitere Analyse mehr vorhanden. Wir werdenalso nie erfahren, ob dieser Zugführer in der Tat unter Marihuana-Einfluß gestandenhat. Aber der Einfluß des Falles auf die Politik und die von der ursprünglich publiziertenFassung geweckten Emotionen blieben.

Die permanente Wiederholung des Slogans »Drug War« (bzw. »Krieg dem Rauschgift« bei unsAnm. d. Ü.) übt einen heimtückischen Einfluß auf die öffentliche Meinung ans. Er gaukelt unsein Bild von »unserer Seite«, im Gegensatz zu einer »anderen Seite« vor, als gäbe es in diesemKampf eine Siegesmöglichkeit. Nicht zu siegen würde bedeuten, als Nation zu versagen, janicht überleben zu können. Sowird es allenthalben behauptet. Permanent wird uns die Botschaft eingetrichtert, daß fast alleProbleme der Nation - seien es die Armut, die Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, die monströsanwachsenden Kriminalstatistiken, die steigende Kindersterblichkeit und andereGesundheitsprobleme, selbst die Gefahr für unsere nationaleSicherheit durch Terrorismus und ausländische Agenten - direkte Ergebnisse des illegalenDrogengebrauchs seien. Als ob alle diese Probleme netterweise verschwänden,

wenn wir eine effektive Lösung für diese schreckliche Geißel der Menschheit findenwürden.Erinnern Sie sich an das Wort »Kristallnacht« aus der Geschichte der Nazis imc Deutschland der späten dreißiger J ahre? Als die Staatspolizei und andere Nazis durch' die Straßen tobten und Zeichen jüdischen Lebens. Geschäfte, Synagogen und Wohnungenzerstörten? »Wenn wir uns von dem jüdischen Abschaum befreien«, so die- Autoritäten, »können wir die sozialen Probleme der Nation lösen«In Deutschland wurde die jüdische Bevölkerung angegriffen, geprügelt und totgeschlagen. Eshandelte sich um den >erfolgreichen< Versuch, alle Frustrationen und

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Vorurteile auf eine Bevölkerungsgruppe zu bündeln, um ihr alle Schwierigkeiten undProbleme der Gesellschaft in die Schuhe zu schieben. Es entstand eine nationaleStimmung der Verbundenheit und geistigen Einheit. Diese erlaubte die Bildung einesüblen, gemeinen, machtvollen, faschistischen Staates. Die Verdammung der J uden.das erübrigt sich wohl zu bemerken, half Deutschland nicht, seine sozialen Problemezu lösen.

Ich sehe hier eine Parallelentwicklung, auch wenn ein paar Schlagworte ausgetauscht wurden»Wenn es uns gelingt, den Abschaum der Drogenkonsumenten aus unserer Gesellschaft zubeseitigen, wenn wir ihnen ihre Wohnungen, ihr Eigentum, ihre Crackhäuser konfiszierendann werden wir die sozialen Probleme der Nationgelöst haben.«In unserem gegenwärtigen Amerika wird die Drogen gebrauchende Bevölkerungähnlich als Vogelscheuche herangezogen, und ich fürchte mich vor einem ähnlichen Konsensder Nation. dem Verlust unserer angestammten Freiheiten und unserer individuellen Rechte.Unsere ernsthaften sozialen Schwierigkeiten werden dadurch auch nicht gelöst werden. Wieschwerwiegend ist das Problem mit illegalen Drogen nun wirklich? Allein die beidengesellschaftlich akzeptierten legalen Drogen Tabak und Alkohol sind in den USA für jährlich

über 500.000 Todesfälle verantwortlich. Dazu kommen nochmals ca. 100.000 Tote durchMißbrauch verschreibungspflichtigen Drogen. Wenn man alle Todesfälle durch illegale Drogenwie Heroin, Kokain, Marihuana, Methamphetamine und PCP zusammenzählt, ergibt dasweitere 5000. In andem Worten: wenn durch Zauberei plötzlich alle illegalen Drogenverschwänden, würde dies die Todesfälle durch Drogen in diesem Lande um ein ganzesProzent verringern. Die verbleibenden 99 Prozent wären dagegen genauso tot wie vorher, aberimmerhin legale Tote, also sozial akzeptabel.Man sagt uns, daß sich die volkswirtschaftlichen Schäden von Produktionsverlusten, die durchillegale Drogen entstehen, auf 60 Milliarden Dollar jährlich belaufen. Diese Zahl wurde aufGrund von Daten einer einzelnen Studie festgelegt, die selbst das National Institute of Drug

Abuse als ungültig bezeichnet. In dieser Studie vom Research Triangle Park wurden rund4000 Haushalte untersucht und deren Einkommen mit dem Haushaltbudget vonMarihuana-Rauchern verglichen. Letztere hatten ein niedrigeres Einkommen, und das wurdeihrem Marihuana-Genuß angelastet. Als dies auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnetwurde, kam man auf 28 Milliarden. Dazu wurden nun die Beträge drogenbezogenerKriminalitäts-, Gesundheits- und Unfallkosten mit Drogenhintergrund gerechnet, und schonkam man auf 47 Milliarden. Diese Zahl wurde mit der Inflationsrate und dem Bevölke-rungszuwachs, angereichert, und schon war man bei 60 Milliarden angelangt. Diese Zahl wirdnun immer wieder zitiert. Diese schändliche Studie bildet die Basis für den Kreuzzug gegenden Gebrauch lllegaler Drogen in der Industrie.Dabei handelte es sich um die einzige bislang angelegte Studie dieser Art. In ihr wurde auch

nach dem Gebrauch anderer illegaler Drogen gefragt. Hätte man die Zahlen aus Haushaltenmit Kokain- oder Heroingebrauch als Grundlage für die Hochrechnung genommen, hätte siebewiesen, daß es da keine Unterschiede zu normalen Haushalten gibt. Man wärenotgedrungen zu dem Schluß gekommen, daß es durch Heroin- oder Kokaingebrauch keineEinbußen der Volkswirtschaft gibt. Aber man brauchte ja Zahlen als Zunder für das Feuer desheiligen Drogenkrieges.Das Drogenproblem mag nicht so groß sein, wie es uns dargestellt wird, aber es ist allemagroß genug. um Besorgnis zu erregen. Was sind die Ursachen? Unter unserer ärmerenBevölkerung, vor allem den jungen Schwarzen herrscht ein Gefühl der Hilflosigkeit. Vielen

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Bewohnern der Innenstädte fehlt jegliches Selbstwertwertgefühl. Die Arbeitslosigkeit und dieDiskrepanz zwischen den Amten und der Mittelschicht nehmen rapide zu. Auf der einen Seiteheißt es zunehmend: »Ich hab'. was mir gehört und zur Hölle mit dir«, und auf der anderenSeite schallt es: »Ich hab nix zu verlieret, also fick dich.«Die schändlichen Volksgesundheitsprobleme nehmen sprunghaft zu, sei es nun AIDS,Schwangerschaften von Teenagern, die steigende Kindersterblichkeit oder das Nachlassen

ernsthafter Hilfe für Menschen mit psychischen Problemen. Viele Kinder haben weder Familienoch Nahrung, Unterkunft. Ausbildung oder Hoffnung. In den Straßen unserer großen Städteherrschen fast anarchische Zustände. In den ländlichen Gebieten verschwindet zusehends dasZusammengehörigkeitsgefühl. Alles dies wird dem »Drogenproblem« zugeschrieben, obwohDrogengebrauch nichts damit zu tun hat.Drogen sind nicht der Ursprung aller dieser Probleme. Sie mögen eines der Resultate seinaber nicht der Ursprung. Trotzdem gehört es zu den übernagenden nationalen Anstrengungen,die amerikanischen Bürger davon zu überzeugen, daß ein Sieg im »Krieg den Drogen« all dieseProbleme schlagartig lösen wird. Auch wenn dabei für den totalen Sieg ein paar unsererGrundrechte geopfert werden müßten.Dieser Krieg kann nicht gewonnen werden. In diesem sinnlosen Kampf werden wir nur immer

mehr Rechte aufgeben müssen, ohne etwas gewinnen zu können. Wir müssen unsereAnstrengungen gegen die Ursachen, nicht gegen die Konsequenzen des Drogenmißbrauchseinsetzen. Aber in der Zwischenzeit geht alles den Bach runter. Ich werde von Menschen alsDefätist beschimpft, wenn ich die offensichtliche Lösung vorschlage: Für Erwachsene ist derGebrauch von Drogen zu legalisieren.Mir wird unterstellt, ich würde die Botschaft aussenden, Drogengebrauch sei o. k. Eliminiertdie Gesetze, und unser Land wird über Nacht Schauplatz einer orgiastischen Drogenepidemiewerden. Ich kann darauf nur antworten, daß wir uns allemal schon in einer Situation derDrogenschwemme befinden. J eder. der zahlen kann, hat freien Zugang zum Drogenmarktseiner Wahl und vergrößert dadurch die Macht der

4' , kriminellen Organisationen, wie wir es sei den glorreichen Zeiten der Alkoholprohibition inden USA nicht mehr erlebt haben.In der Tat mag es sein, daß eine Beseitigung der Drogengesetze ein paar schüchternePresbyterianer ermuntern könnte, auch einmal Kokain zu schnupfen; aber der grundsätzlicheDrogengebrauch wird nicht größer werden, als er heute bereits ist. Nach ein paarExperimenten wird der Bürger zu dem zurückkehren, was er bislang genossen hat. Es gibtdoch keine stille Mehrheit, die nur darauf wartet, daß Drogen legalisiert werden, um dann,Holdriee!, zuzuschlagen. Die Mehrheit der Menschen wird Nutzen daraus ziehen, daß Polizeiund Gerichte sich wieder den wahren Problemen wie Diebstahl, Vergewaltigung und Mord, jenen Verbrechen gegen die Gesellschuft, für die wir Gefängnisse brauchen, zuwenden könnenDenn Kiffen, daran sei

nochmals erinnert, ist an sich kein antisozialer Akt.Lassen Sie mich nun eine einfache Frage stellen: Welche Indikatoren würden Sie als Merkmaleeines Polizeistaates akzeptieren, wenn sich dieser klammheimlich tun Sie hemmtmaterialisieren würde? Ich meine einen Staat, den Sie nicht tolerieren könnten Einen Staat, indem vielleicht weniger Drogen genommen, in dem die Machthaber aber mehr und mehr Ihrtägliches Leben reglementieren und Ihre Freiheiten einschränken würden. Ich bitte nun jedenvon Ihnen ganz persönlich und privat eine imaginäre Linie zu ziehen, eine Linie, die sagt: bishierhin und nicht weiter!

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Ich möchte Ihnen einige Gedanken als Richtlinien vorgeben. Wie steht es mit einerZwangsurinabgabe, bevor man Sozialhilfe oder einen J ob bei McDonalds erhält?Oder dem beaufsichtigten Pissen in einen Becher, bevor Ihr Kind eingeschult werdenkann? Würde Ihnen eine solche Aktion klarmachen, daß unsere Nation in der Klemme steckt?Immer mehr große Gesellschaften und Arbeitgeber in den USA bestehen auf Urintests vor derEinstellung und führen Zufallsanalysen während der Arbeitszeit durch.

Nicht nur Busfahrer und Polizisten müssen zwangspissen, auch Möbelverkäufer undAngestellte im Gemüsegeschäft. 1n einigen Schulen werden schon Urintests für Schüler ab dersiebten Klasse eingeführt, wenngleich diese bislang nur mit der Einwilligung der Elterndurchgeführt werden dürfen. Bewohner von Sozialwohnungen.Empfänger von Universitätsstipendien u. ä. müssen versichern, daß sie sich und ihreUmgebung drogenfrei halten. Heute werden solche verbalen Versicherungen noch akzeptiertaber was kommt morgen?Können Sie sich vorstellen, sich täglich an Kopf & Körper zu rasieren, damit niemand einesBeweises Ihres Drogenkonsums in der Vergangenheit habhaft werden kann? In Ihren Haarenist Ihre Drogengeschichte manifestiert, und es wird zusehends mehr Wert darauf gelegt, imZusammenhang mit legal korrekten Festnahmen auch gleich die Haare des Überführten zu

analysieren, um seine kriminelle Drogenkarriere äzu beweisen.Wie reagieren Sie, wenn die Regierung plötzlich darauf besteht, daß Sie bei einer Reise nachHolland größere Summen als 300 Dollar im Voraus anzumelden haben? oder 200 Dollar?Vormals gab es da keine Beschränkung, inzwischen sind wir bei 10000 Dollar angelangt, aberdiese Zahl wird sicherlich demnächst mit dem Hinweisauf Drogengeldwäschereien weiter gesenkt.Vieles von dem, was ich hier angesprochen habe, betrifft >den anderen<, aber nicht direktSie. Ihr Drogen genießender Nachbar wird ein paranoides Leben führen müssen, aber nichtSie. Es ist ein Leichtes, diese Erosion des Privatrechts als geringfügig abzutun, wenn man

nicht selber zu den Betroffenen gehört. Aber lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen, dienicht so leicht zu beantworten ist: Wann und wo sind Ihre persönlichen Grenzen erreicht?In welchem Ausmaß darf Ihnen jemand Ihr persönliches Verhalten vorschreiben undkontrollieren? Welche Zugeständnisse an das Wohlbefinden der Allgemeinheit sind Sie bereitzu machen? Lassen Sie mich davon ausgehen, daß für Sie ein Urintest auf Kokainkonsumakzeptabel ist. Sie nehmen womöglich kein Kokain. Wie würden Sie aber einem freiwilligen Tabaktest gegenüberstehen? Wie steht es mit der Testbarkeit Ihres Alkoholkonsums? OderIhrem Kaffeekonsum?Bis zu welchem Punkt würden Sie es den Autoritäten erlauben, sich in Ihr Privatlebeneinzumischen? Lassen Sie uns einmal annehmen, daß ein Polizist ohne Durchsuchungsbefehwegen einer Angelegenheit, in der Sie unschuldig sind, Ihre Wohnung durchsuchen möchte

Lassen Sie ihn herein? Wie würden Sie reagieren, wenn er Ihre Wohnung in Ihrer Abwesenheitdurchsuchen würde? Würden Sie dann immer noch sagen: »Das macht mir nichts aus, ichhabe nichts zu verbergen?«Ich bezweifle, daß sich viele von Ihnen durch die Existenz einer nationalen computerisiertenFingerabdruck-Kartei bedroht fühlen werden. Wie aber steht es um Ihre Einstellung zu einernationalen Gen-Bank? Was halten Sie von einer speziellen Polizeierlaubniskarte fürAuslandsreisende? Wie würden Sie reagieren, wenn Sie nach jeder Auslandsreise eineHaarprobe abgeben müßten? Wie steht es um Ihre Gefühle. wenn Ihre Post automatischgeöffnet und gelesen würde? Alle diese Maßnahmen könnten als Strategie im Krieg gegen

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Drogen eingeführt werden. Wo würden Sie die Grenze des für Sie Akzeptablen ziehen? J edevon uns muß diese Linie für sich selber ziehen. Es handelt sich hier um eine sehr persönlicheEntscheidung, die Ihnen niemand abnehmen kann. Wann sind Ihre persönlichen Grenzenerreicht? Wann sagen Sie: »Bis hierhin und nicht weiter!«?Dann gilt es eine zweite, ebenso wichtige Entscheidung zu fällen. Diese ergibt sich, wenn wirdas zuvor gesagte rekapitulieren. Zuerst gilt es, jene Grenze zu ziehen, bis zu der wir eine

Erosion unserer Rechte und Freiheiten akzeptieren würden wenn sie uns unter demDeckmantel des »Krieg dem Rauschgift« untergejubelt würde.Daraus würde sich als Konsequenz der zweite Schritt ergeben, und der betrifft Ihre i,Zukunft: Entscheiden Sie am besten schon im voraus, was Sie tun werden, wenn Ihre Toleranzgrenze überschritten sein wird? Was werden Sie tun, wie werden Sie reagieren, wennder Punkt erreicht ist, an dem Sie erkennen: »Das geht nun wirklich zuweit. J etzt ist die Zeit gekommen, etwas zu unternehmen!« ?Entscheiden Sie jetzt, wie Sie dann reagieren werden. Malen Sie sich schon heute aus, welcheSchritte Sie morgen unternehmen werden. Passen Sie genau auf. Es ist ein Leichtes zu sagen»Nun, die Grenze ist zwar erreicht, aber alles andere scheint doch gutartig zu laufen und ichbin nicht selber direkt bedroht, vielleicht sollte ich meine Grenze doch von hier nach dort

verschieben.« Diese verführerische Rationalisierung kostete im von Nazis besetzten EuropaMillionen von Menschen das Leben.Wenn Sie in der Lage sind, Ihre Grenzen zu verschieben, so waren Sie schon von Anfang annicht ehrlich zu sich selbest.WO SIND IHRE GRENZEN?Und, wenn diese überschritten werden:WAS WERDEN SIE TUN?Seien Sie sich der politischen Entwicklung permanent bewußt. Verfolgen Sie Trends undRichtungen, die die Innenpolitik einschlägt. Überdenken Sie Ihre eigenen Pläne im voraus,während Sie alles in Ihrer Macht stehende tun, eine weitere Beschneidung Ihrer Rechte und

Freiheiten zu verhindern.Geben Sie Ihre Rechte nicht wehrlos auf, nur um der Polizei ihre Arbeit zu erleichtern. In der Tat könnte das zwar helfen, mehr Kriminelle zu fassen, aber früher oder später können Sieselber entsprechend bedroht werden. Die Aufgaben der Polizei sind nicht leicht, das habenschon die Gründerväter unserer Republik klar gemacht. In einem freien Land sind dieAufgaben der Polizei immer schwer. Eine Gesellschaft freier Bürger wird immer mitKriminalität. Gewalt und sozialen Unruhen leben müssen. Sie wird niemals absolut sicher seinDie Alternative dazu ist der Polizeistaat. Ein Polizeistaat kann Ihnen Sicherheit auf der Straßebieten, dafür müssen Sie allerdings mit Ihrer Menschlichkeit, mit Ihrem Geist bezahlen.Zusammengefaßt: Vergessen Sie nicht, daß ein Verdächtiger so lange als unschuldig zu geltenhat, bis man ihm in einem Prozeß seine Schuld bewiesen hat. Der neugierige Bürger muß

allzeit Zugriff auf die von ihm gewünschten Informationen haben. Es sollte ihm möglich seinzu lernen, was er will, ohne daß ihn ideologische Gründe eines anderen daran hindern dürfen.Dem Einzelgänger muß erlaubt sein, nach seiner Facon zu leben, ob seine Nachbarn das nungut finden oder nicht. J eder muß sich in seine Privatsphäre zurückziehen können. J eder sollteso ihm danach ist, die Freiheit besitzen, den ganzen Tag vor dem Fernseher zu sitzen und zuglotzen. Oder unablässig Konversationen mit seinen Katzen halten. Oder, wenn dies seinBegehren ist, Drogen seiner Wahl zu nehmen. So lang jemand durch seine Taten nicht dasWohlbefinden oder die Freiheit eines anderen beeinträchtigt, sollte ihm die Gelegenheit

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gegeben werden, so zu leben, wie er möchte. Man sollte ihn in Ruhe lassen. Ohne wenn undaber.Ich bin überzeugt davon, daß die sukzessive Abschaffung der Drogengesetzgebung und diedamit Hand in Hand gehende Informationsvermittlung über die wahre Natur der Drogen, derVor- wie der Nachteile, sowie die Abschaffung von Urintests und ähnlichen Perversionen des juristischen Systems dazu führen würden, daß sich die Gefängnisse erheblich leeren. Wenn

das hierdurch eingesparte Geld in wirklich benötigte soziale Verbesserungen und dieöffentliche Gesundheitspflege, die Obdachlosenhilfe, Drogentherapien und psychiatrischeHilfen umgeleitet werden könnte, dann wäre uns allen geholfen. Und die Energien derStrafverfolger könnten wieder jenen Aufgaben zugewendet werden, für die wir unsere Steuernzahlen.Unsere Gesellschaft mag dadurch hier und da etwas unsicherer werden, aber für unsere Köpfe& Körper wäre es gesünder. Die jungen Männer mit Knarren könnten auf den Straßen keineProfite mehr einheimsen. Menschen mit Drogenproblemen würden leichter Hilfe finden, stattwie bislang Monate in Verwirrung und Hilflosigkeit darauf warten zu müssen. Schließlichkönnte die Erforschung der Wirkungen einzelner Drogen und möglicher Therapieformen wiederin Gang kommen und uns neue Möglichkeiten des Lernens eröffnen.

Wir wären wieder freie Bürger in einem freien Land. Ein Vorbild für den Rest der Welt.Zum Abschluß möchte ich etwas aus einem Brief vorlesen, den ich gestern erhalten habe. Ein junger Mann, dem Psychedelika eine große Hilfe in seiner Entwicklung zum Schriftstellerwaren, hat ihn mir geschrieben.»Ist es denn verwunderlich, daß gesetzliche Verbote des Gebrauchs von Psychedelikatraditionell mißachtet wurden? Das monströse Ego (oder die Dummheit!) eines Menschen odereiner Gruppe von Menschen, die glauben, sie hätten das Recht oder die Macht, mich inmeinem Körper und in meinem Geist zu reglementieren!Das ist in der Tat absolut falsch. Eigentlich müßte man darüber lachen, wenn es nicht sotraurig, ja tragisch wäre.

Es hat den Anschein, als ob alle Gesellschaften eine Gesetzesstruktur, Regeln undEinschränkungen brauchen. Nur absolut fanatische Anarchisten werden dem widersprechenIch habe als verantwortungsbewußter und erwachsener Mensch nicht vor, jemandem anderenals mir die Wahl darüber einzuräumen, was ich mit und in meinem Kopf & Körper anstelleVon der Haut inwärts unterliege ich meinen eigenen Gesetzen, oder? Ich treffe die Wahl, wasich reinlasse oder nicht. Hier bin ich der Zollbeamte und die Küstenwache. In diesem Territorium bin ich mein eigener rechtlicher und spiritueller Führer. Hier gelten nur meineeigenen Gesetze. Nur ich darf diese überwachen. Würde ich mir nun das Recht nehmen, die Territorien anderer zu sabotieren oder zu besetzen, so hätte jede Nation das Recht, ja diePflicht, mich entsprechend zu bestrafen.Aber was ich denke? Wohin ich meine Aufmerksamkeit lenke? Welche biochemischen

Reaktionen ich mir auch aussuche, um innerhalb meiner eigenen Haut zu forschen, das hatmit keiner anderen Person und deren Glauben, Moral, Gesetz oder Vorliebe zu tun!Ich bin ein souveräner Staat. Ich fühle, daß mir meine Grenzen heiliger sind als die Grenzeneines politischen Staates.«Dazu kann ich nur »amen« sagen.Das wärs.Bis zum nächstenmal.

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