Delir – ein geriatrischer Notfall - DIAKOVERE · Diagnose v.a. Kognition andere MMSE TFDD DemTect...

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Demenz Definition, Epidemiologie, Demenzformen und Demenzverläufe, Frühsymptome, Screening, Diagnostik, Symptome der fortgeschrittenen Demenz, DD: Delir / Demenz / Depression Delir (Definition, Formen, Ursachen und Behandlung) Zercur Hannover, 2013 K. Hager

Transcript of Delir – ein geriatrischer Notfall - DIAKOVERE · Diagnose v.a. Kognition andere MMSE TFDD DemTect...

Demenz Definition, Epidemiologie,

Demenzformen und Demenzverläufe, Frühsymptome, Screening,

Diagnostik, Symptome der fortgeschrittenen Demenz, DD: Delir /

Demenz / Depression

Delir (Definition, Formen, Ursachen und Behandlung)

Zercur

Hannover, 2013

K. Hager

Programm für den

02.11.2013, morgens

Hager 2

Hager 3

Gedächtnissprechstunde Hannover Ermächtigung seit 1995, Zuweisung durch niedergelassene Neurologen und/oder

Psychiater

Anamnese

Fremdanamnese

körperliche

Untersuchung

neuropsychologische

Testung

Besprechung mit

Patienten

Fallbesprechung

intern, Brief

weitere

Untersuchungen

Besprechung

bei Bedarf

Tag 1

bei Bedarf

Frau Kenklies, Tel. 0511/289 3804

pro Patient beim Erstbesuch ca. 2 Stunden „(wo)manpower“ Fallbesprechung für jeden Patienten bei der Arztbrieferstellung

Anmeldung:

Tel. 0511/289-3222

oder -3223

oder

0511/289-3804

Struktur Hannover

Hager 4

AlBe (Förderverein für Alzheimer Betroffene und deren

Angehörige e.V.)

• Selbsthilfegruppe

• und Betroffenentraining

– Hirnleistungstraining

– Körperwahrnehmungsschulung

– Kunsttherapie

– Musiktherapie

• gemeinsame Treffen mit Betroffenen und

Angehörigen

• mit „Experten“unterstützung

• anerkannt als niederschwelliges Angebot

• 4-5 Gruppen im wöchentlichen Treffen

Struktur Hannover

Gedächtnissprechstunde

Gedächtnissprechstunde

Hager 6

Prävalenz von Demenzerkrankungen

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

65-69 70-74 75-79 80-84 85-89 90+

Preston (1986)

Jorm et al. (1987)

Hofman et al. (1991)

Ritchie et al. (1992)

Prävalenzrate (%)

Altersgruppe

Meta-Analysen von Feldstudienresultaten

Hager 7

Vorherrschen der Demenz in Europa

Hager 8

Häufigkeit von Demenz und Depression

im Alter (Zahlen aus der Berliner Altersstudie)

Hager 9

ALZHEIMER - epidemiologisch 20% der über 80jährigen, 30% der über

90jährigen mittelschwer bis schwer betroffen

in vielen Familien zumindest eine Person im Alter dement

mind. 1 Mio. Patienten in Deutschland

200.000 Neuerkrankungen pro Jahr*

4 Mio. Patienten in den U.S.A.

15 Mio. Patienten weltweit

Kosten für Behandlung und Pflege Demenzkranker in Deutschland: ca. 15 Mrd. Euro / Jahr (insbes. Heimpflege)

Quelle: Statistisches Bundesamt, *Hirsch, R.D., Der Internist 12 - 2003

1,2 2,8

6

13,3

23,9

34,6

65 - 69 70 - 74 75 - 79 80 - 84 85 - 89 90 +

Altersgruppe in Jahren

Altersspezifische Prävalenz Von Demenzerkrankungen in %

MMSE bei Aufnahme (2006-2009)

Hager 11

MMSE-Score

2.966

0

26-21

1.533 1.493

20-15

3.850

8.805

14-10

1.136

13.864

< 10

Pflegekosten K

os

ten

/ J

ah

r [

TE

uro

] ambulant stationär

0

2

4

6

8

10

12

14

nach Lobo et al. 2000, Hallauer 2000

Alzheimer-Demenz: bereits heute der häufigste Grund für Heimeinweisung ! Die zunehmende Betreuungs- und letztlich Pflegeabhängigkeit verursacht familiäre,

finanzielle und wachsende gesundheitliche Probleme für Angehörige !

Kosten der Alzheimer-Demenz: eine gesellschaftliche Herausforderung

Hager 12

Erk

ran

ku

ng

sris

iko

%

Lebensalter

40 45 50 55 60 65 70 75 80

35

30

25

20

15

10

5

0

mindestens zwei

Verwandte (einer

jünger 70 Jahre)

kein Verwandter

ein Verwandter

jünger 70 Jahre

ein Verwandter

älter 70 Jahre

Krämer G: Alzheimer Kranke betreuen.Thieme Verlag 1995: 25

Alzheimer - Erkrankungsrisiko für Angehörige

Hager 13

Gehirn im Alter – Beispiele für Veränderungen

• Gehirngewicht nimmt ab – Mittleres Hirngewicht des/der erwachsenen – Mannes: 1336 g – Frau: 1198 g – Maximales Hirngewicht etwa im Alter von 20

Jahren – Gewichtsverlust im Laufe des Lebens ca. 100 g – jährlicher Gewichtsverlust des Gehirns ca. 2 g

Hartmann et al. (1994) Pathologe 15: 165-170

• Gehirnfurchen werden weiter, Windungen schmaler

• Zellzahl bleibt etwa konstant oder ändert sich nur unwesentlich

• Nervenzellen nehmen in einigen Hirnarealen allerdings stärker ab

• verminderter Blutfluss (ca. 15-20%)

• Neurotransmitter nehmen ab (z.B. Acetylcholin)

• Zellfortsätze (Dentriten) nehmen ab

Hager 14

Veränderungen psychischer

Leistungen mit dem Alter

Beim normalen Altern wird man nicht dement!?!

Hager 15

Lebensalter und geistige Produktivität

Hager 16

Costa et al., 1986

Einige Eigenschaften sind

im Verlauf des Alterns

recht konstant.

So verändern sich z.B.

Grundzüge der

Persönlichkeit kaum.

Persönlich-

keitszüge

und Alter

Hager 17

„Werde ich jetzt dement?“

• Ich verlege Dinge, muss viel suchen

• Ich suche mehr nach Worten.

• Ich verlieren den Faden im Satz.

• Ich muss mir mehr aufschreiben.

• Ich stand jemanden gegenüber und mir fiel der Name nicht ein.

• Ich kann nicht mehr gleichzeitig mehrere Dinge machen.

• …

Hager 18

Bewusstsein ist bei Diagnosestellung nicht getrübt

Dauer: > 6 Monate

keine akute Erkrankung, keine psychische/psychiatrische Erkrankung

obligat obligat mind. 1 Faktor

Gedächtnis-

störung

Verlust

der sozialen

Kompetenz

(Alltags-

Kompetenz)

Aphasie

Apraxie

Agnosie

Urteilsbildung

oder

oder

oder

Alltagsrelevante Abnahme von Gedächtnis und anderen kognitiven

Funktionen im Vergleich mit dem ursprünglichen Funktionsniveau des

Patienten, die länger als 6 Monate besteht.

Syndromdiagnose Demenz (DSM IV-Kriterien)

Hager 19

Diagnosekriterien für das „MILD COGNITIVE

IMPAIRMENT (MCI)“

• subjektive Gedächtniseinbuße

• fremdanamnestische Bestätigung

• signifikante Leistungsminderung in validierten Gedächtnistests

• normale sonstige kognitive Leistungen

• keine Einschränkungen der ADL

(mod. aus P. Calabrese, Frühdiagnostik kognitiver Defizite in der hausärztlichen Praxis, Hausarztkolleg, 01/02)

Hager 20

Demenz – normales Altern

Differentialdiagnose

Demenz "normales" Altern

Voranschreiten „schnell“ langsam

Vergessen wichtiger Dinge ja nein

Verirren ja nein

neuropsych. Störungen ja nein

Klagen über Vergessen seltener ja

ADLs betroffen nicht betroffen

Hager 21

Differentialdiagnose Depression - Demenz

• subjektive Klagen stärker als objektiver Befund

• eher stabile depressive Stimmung

• Depression vor Kognitionsstörung

• Schuldgefühle, Versagensangst

• rascher Beginn (Dauer< 6 Mon.)

• Schlaflosigkeit

• familiäre Häufung, frühere depr. Phasen, Persönlichkeit

• ADL erhalten

• Selbstabwertung

• wenig Antrieb bzw. Leistungsfähigkeit

• Leistungsschwankungen bei Tests gleichen Schwierigkeitsgrades

• Besserung der Symptome unter antidepressiver Medikation

• Symptome eher bagatellisiert

• Pat. ist affektlabil

• Kognitionsstör. vor Depression

• Pat. beschuldigt andere

• schleichend (> 6 Monate)

• nächtliche Unruhe

• familiäre Belastung mit Demenz

• ADL eingeschränkt

• eher Selbstüberschätzung

• Kompensationsversuche (z. B. Notizen)

• gleichmäßige Leistungsminderung bei Tests

• Persistenz d. Kognitionsstörung trotz antidepressiver Therapie

(mod. aus P. Calabrese, Hausarztkolleg, 01/02)

Hager 22

Verhaltens-

auffälligkeiten Neuropsychiatrisches Inventar (NPI)

Fremdbeurteilung

Alltagsaktivitäten

NOSGER

BARTHEL-Index

Abgrenzung

Depression

TFDD

Geriatrische Depressions-Skala

Diagnose

v.a. Kognition

andere MMSE

TFDD

DemTect

CERAD

SKT

Uhrentest

Psychometrische Tests bei Demenzen

(Auswahl!)

Hager 23

Mann, Kollege, 79 Jahre • Erstbesuch in 2008

– Gedächtnislücken, findet auch geläufige Worte nicht mehr, laut Ehefrau massive Kurzzeitgedächtnisstörungen, Ehefrau muss erinnern, Alltag laut Ehefrau beeinträchtigt

– Beispiel: findet den Weg vom Kongresszentrum zum Hotel nicht, auch nicht nach 5 Tagen Kongress

• Folgebesuch am 23.09.2009 – Orientierung nachgelassen, muss zu Körperpflege

angehalten werden, weiter Merkfähigkeitsstörungen

– laut Ehefrau beginnt der Tag erst am 11 Uhr, für die Ehefrau belastend

Hager 24

Mann, Kollege, 79 Jahre Test Datum 22.01.08 23.09.09

Referenzbereich

MWT-B (praemorbider IQ) 130 124 91-109

KAI (Informationsverarbeitung, IQ) 98 98 91-109

Uhrzeichentest (Score) 1 1 Score 1

Zahlensymboltest (geteilte Aufmerksamkeit, ...... Zeichen) 29 30 von möglichen 67 Zeichen

Zahlenverbindungstest (IQ, ab 60 J. gilt 2 min. als Bearbeitungszeit) 36 sec 33 sec altersabhängig

Benton-Test (räumlich-konstruktiv, richtige Wiedergaben) 4 5 10 von 10

Syndrom-Kurztest – SKT (Kurzzeitgedächtnis, Fehlerpunkte) 6 3 4-6 Fehlerpunkte

SPM (logisch analytisches Denken, richtige Lösungen) 9 9 12 Aufgaben ( Standard C )

MMSE (Punkte) 27 27 24 - 30 Punkte

DemTect (Punkte) 12 11 13 - 18 Punkte

D2 (Aufmerksamkeit/Belastung)

Prozentrang, altersabhän.

Word fluency Test (Worte) 36 40 Norm 42 Wörter

Die kognitiven Tests messen nur das was sie messen, manchmal gibt es deutliche Diskrepanzen zwischen Anamnese und Tests.

Hager 25

CERAD Name, Vorname: Muster Beat Geschlecht: m

Initialen: BM Ausbildung (Jahre): 12

Diagnose: DAT Untersuchungsdatum:

Weitere Angaben: - UntersucherIn: G. Frauch

14. Jan 05

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4

1

2

3

4

4a

4b

4c

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

z-Werte

CERAD: Consortium to Establish a Registry for

Alzheimer's Disease

am: 23.09.09

Hager 26

Konzentrationsstörungen bei depressivem Syndrom? Lehrer, Jahrgang 1952, Wörter entfallen häufiger, Schülernamen werden vergessen,

benutzt mehr externe Gedächtnishilfen, seit einem Jahr, kontinuierlich schlechter,

Handlungsabläufe und räumliche Orientierung aber nicht betroffen, Stimmung auf

dem Tiefpunkt)

Test Datum 21.03.03 07.01.04 21.09.04

MWT-B (praemorbider IQ) 107 112 =

KAI (Informationsverarbeitung, IQ) 86 97 95 Uhrzeichentest (Score) 1 1 1

Zahlensymboltest (Zeichen) 52 47 49

Zahlenverbindung (IQ, ab 60 J. max. 2 in.) IQ 79 IQ 85 IQ 94 Benton-Test (räuml.-konstr., richtige Wiedergaben) 7 8 =

Syndrom-Kurztest – SKT (Fehlerpunkte.....) 11 10 7

SPM (logisch analytisches Denken, richtige Lösungen. ) 12 12 = MMSE (Punkte) 30 30 30

DemTect (Punkte) 18 17 =

D2 (Aufmerksamkeit/Belastung) 65,5 65,5 75,8 Word fluency Test 32 33 38

Hager 27

Differentialdiagnose

Kognitive Einbußen, demenzähnliche Symptome

• kognitive Einbußen – subjektive Einbußen

– alternsbedingte kognitive Einbußen

– Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen

– „mild cognitive impairment” (MCI)

– Demenz

jungalt

Dem

MCI

AAMI

Häufigkeit

• neurologisch-psychiatrische Störung

– affektive Störungen (meist Depressionen)

– Delir – akutes hirnorganisches Psychosyndrom

– fokale kognitive Einbußen (z.B. Aphasie)

– Schizophrenie

– Minderbegabung

Hager 28

Mögliche Frühsymptome der Demenz

(unspezifisch!)

• Antriebsarmut

• Konzentrationsstörungen

• Interessensverarmung

• Vergesslichkeit

• Wortfindungsprobleme

• Überforderungsgefühl

• Erschöpfbarkeit

• Depressivität

• Ängste

• Rückzug

Hager 29

Schweregrade der Demenz

• Leicht: Arbeit und soziale Aktivitäten deutlich beeinträchtigt, Fähigkeit unabhängig zu leben (persönliche Hygiene, Urteilsvermögen) erhalten.

• Mittel: selbständige Lebensführung nur mit Schwierigkeiten, Aufsicht erforderlich

• Schwer: tägliches Leben derart beeinträchtigt, daß eine kontinuierliche Aufsicht erforderlich ist

Hager 30

Schweregrad und MMST

• MMST 20 bis 26 Punkte: leichte Alzheimer-

Erkrankung

• MMST 10 bis 19 Punkte: moderate /

mittelschwere Alzheimer-Erkrankung

• MMST weniger als 10 Punkte: schwere

Alzheimer-Erkrankung (Quelle: S3-Leitlinie Demenz 2009:

http://www.dgn.org/images/stories/dgn/pdf/s3_leitlinie_demenzen.pdf)

Hager 31

Demenzsyndrom: klinisch

Ätiologie: apparativ klären Häufigkeitsangaben: zit n. Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen

Ärzteschaft, 3. Auflage, 2004

• sekundäre Formen (ca. 4%)

• vaskuläre Demenzen (VaD) (ca. 16%) – Multiinfarktdemenz

– mikrovaskuläre Schädigung

• neurodegenerative Demenzen (ca. 72%) – Alzheimer-Demenz (AD) (60%)

– Lewy-Körperchen-Demenz (LBD)

– frontotemporale Demenz (FTD)

– Parkinson-Demenz-Komplex

– andere (MSA, PSP, CBD, SRO...)

• Mischformen (ca. 8%) – aus neurodegenerativen und vaskulären Anteilen

Hager 32

Ausschluss sekundärer

Demenzursachen

körperliche Untersuchung Blutkontrolle • Blutbild (Hämoglobin) • BSG, Leukozyten, CRP • Glucose • Na+, K+, Ca++ • „Leberwerte“, z.B. GT • Kreatinin, Harnstoff • TSHbasal • Vit. B12, Folsäure zerebrale Bildgebung Liquoruntersuchung funktionelle Untersuchungen

(SPECT/PET) andere: EEG…

obligat: zerebrale Bildgebung

Hippocampusatrophie einseitig

Hager 33

Alzheimer-

Demenz,

Temporal-

lappen und

Hippo-

campus

links

volumen-

gemindert

Hager 34

nach Hentschel, F., Bildgebende Diagnostik; in: Förstel, H. (Hrsg) Lehrbuch der

Gerontopsychiatrie und –psychotherapie, 2002

nach Förstl, Bickel, Kurz (Hrsg.) Alzheimer Demenz, 1999

frontal temporal Hippo-

campus parietal okzipital

Stamm-

ganglien

Alzheimer-Demenz + ++ ++ +

Lewy-Body-Demenz ++ + (+) + +

Frontotemporale

Demenz ++ ++ (+) (+)

Atrophiemuster

Atrophien bei Demenzen

Hippocampus-Atrophie

1 Jahr

2,09 ml 1,91 ml

Hager 35

Gesund 55 Jahre

Alzheimer Demenz

60 Jahre

Vaskuläre Demenz

50 Jahre

M. Pick 69 Jahre

Gesund 55 Jahre

Alzheimer- Demenz

60 Jahre

Vaskuläre Demenz

50 Jahre

M. Pick 69 Jahre

nach Prof. Dr. L. Frölich, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg

Single-Photonen-Emissions-Computer-Tomographie (SPECT)

Positronen-Emissions-Tomographie (PET)

Regionen mit

pathologischem

Glukosestoffwechsel

18Fluor-Desoxyglukose-PET: Differenzialdiagnose der Alzheimer-Demenz

Bildgebende Verfahren

– Funktionelles Neuroimaging

Hager 36

Mann, Jahrgang 1942, Lehrer

cMRT am 28.11.2003: geringe vaskuläre Veränderungen; 2005: Tau-Protein normal, Beta-Amyloid erniedrigt PET

Hager 37

Zell-

membran

Extrazellulärraum

Intrazellulärraum

a-Secretase b-Secretase

-Secretase

b-Amyloid

A

P

P

Sekretasen und Entstehung von amyloiden Plaques

Hager 38

Tau-Protein und Alzheimer

Hager 39

Liquorparameter bei Demenz

• Liquorparameter – tau-Protein (Marker für Neurofibrillen)

– Phospho-Tau (hyperphosphoryliertes Tau-Protein)

– b-Amyloid 1-40 (Marker für Amyloidbildung)

– b- Amyloid 1-42 (Marker für Amyloidbildung)

– Protein 14-3-3 (Marker für Creutzfeld-Jakob-Erkrankung)

– Neuronenspezifische Enolase (NSE) (Marker für geweblichen Umbau)

– viele Untersuchungen zu Liquormarkern in der Forschung

• typische Konstellation bei „Alzheimer“ – tau-Protein bzw. Phospho-Tau erhöht

– b- Amyloid 1-42 erniedrigt

– Quotient 1-40/1-42 erniedrigt

– Sensitivität/Spezifität um 80%

Frau B., Plaques

Frau B., Tangles, Tau-Protein

Hager 40

Fall: Frau, Lehrerin, geb. 1942, seit einem Jahr sehr

vergesslich geworden, z.T. auch depressiv, verschreibt sich

häufiger, im Beruf schon etwas beeinträchtigt

Test Ergebnis Referenzbereich

MWT-B (praemorbider IQ) 124 91-109

KAI (Informationsverarbeitung, IQ) 90 91-109

Uhrzeichentest (Score) 1 Score 1

Zahlensymboltest (Zeichen) 23 von möglichen 67 Zeichen

Zahlenverbindungstest 32 sec altersabhängig

Syndrom-Kurztest – SKT (Fehlerpunkte) 4 4-6 Fehlerpunkte

MMSE (Punkte) 27 24 - 30 Punkte

DemTect (Punkte) 11 13 - 18 Punkte

Word fluency Test 38 Norm 42 Wörter

Tau-Protein im Liquor: 527 pg/ml (normal bis 450 pg/ml)

Beta-Amyloid im Liquor: 152 pg/ml (normal ab 450 pg/ml)

Hager 41

Demenzsyndrom: klinisch

Ätiologie: apparativ klären Häufigkeitsangaben: zit n. Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen

Ärzteschaft, 3. Auflage, 2004

• sekundäre Formen (ca. 4%)

• vaskuläre Demenzen (VaD) (ca. 16%) – Multiinfarktdemenz

– mikrovaskuläre Schädigung

• neurodegenerative Demenzen (ca. 72%) – Alzheimer-Demenz (AD) (60%)

– Lewy-Körperchen-Demenz (LBD)

– frontotemporale Demenz (FTD)

– Parkinson-Demenz-Komplex

– andere (MSA, PSP, CBD, SRO...)

• Mischformen (ca. 8%) – aus neurodegenerativen und vaskulären Anteilen

Hager 42

Lewy-Body Demenz (LBD)

- klinische Diagnosekriterien

zentrales Symptom:

• progredienter kognitiver Abbau

Kernsymptome: (2 = DLB wahrscheinlich; 1 = DLB möglich)

• spontane Fluktuationen bes. von Aufmerksamkeit /

Vigilanz

• wiederholte optische Halluzinationen, oft detailliert

• spontane motorischen Zeichen i.S.e. akinetisch-rigiden

Parkinsonsyndroms (Ruhetremor ist selten)

Hager 43

Diagnostische Kriterien der Lewy-

Körperchen Demenz (2) • die Diagnose unterstützende Symptome sind:

– wiederholte Stürze

– Synkopen

– vorübergehender Bewusstseinsverlust

– Neuroleptika-Sensitivität

– Systematische Wahnvorstellungen

– Halluzinationen anderer Modalitäten

=> Sensitivität der Diagnose ca. 58 %, Spezifität ca. 87%

Hager 44

Frontotemporale Demenz,

Pick-Komplex

Kernsymptome:

• Verlust an sozialem Verhalten

• Beeinträchtigung der Steuerung des Sozialverhaltens

• emotionale Verflachung

• fehlende Krankheitseinsicht

unterstützende Kriterien

• Verhaltensstörungen

• Sprech- u. Sprachstörungen

• Neurologische Befunde

Hager 45

topographische Verteilung der

Atrophien in der Bildgebung

• frontotemporale Demenz: medialer, dorso-lateraler und orbitaler Frontallappen

• primär progrediente Aphasie: asymmetrisch, links-fronto-lateral

• semantische Demenz: links-temporal

• corticobasale Degeneration: asymmetrisch, hinterer Frontallappen und Parietallappen

Hager 46

„…der Pathologe weiß alles, aber leider zu spät“

• aus einem SA-Gutachten 2008 – Frau, 86 Jahre, Sturz, subdurales Hämatom....

• vorbestehende klinische Diagnose – Alzheimer Demenz

• neuropathologisches Gutachten: – unilaterale Hippocampusnekrose rechts

– Veränderungen wie bei Alzheimer Demenz, jedoch nur in einem Braak-Stadium I

– zusätzlich Veränderungen wie bei einer Lewy Körperchen-Erkrankung (LBD)

Demenzdiagnostik

Hager 47

Frau EH,

Auszüge aus den Arztbriefen • 2005

– „Aufgrund der insgesamt guten Leistungen in den Tests denken wir zurzeit nicht an einen dementiellen Prozess. Wir haben aber eine Nachtestung in 3-4 Monaten angeboten. Sollten sich dann die Defizite deutlicher zeigen, wäre über eine weitere Diagnostik nachzudenken.“

• 2008 – „...spricht der Abfall aller Testwerte innerhalb der zurückliegenden drei Jahre für einen

relativ rasch progredienten dementiellen Verlauf.“

– „Ein Verbleiben in der derzeitigen Wohnsituation ist sinnvoll, solange Frau Heise ihr Leben dort alleine bzw. mit Hilfen einigermaßen regeln kann.“

– „Betreuungs- und Vorsorgevollmachten wurden angesprochen. Eine Pflegestufe wird man noch nicht bekommen.“

– „Versuchsweise könnte man unter dem Aspekt der neurodegenerativen Komponente einen Cholinesteraseinhibitor probieren (N1 hier rezeptiert).“

• 2009 – kann ihren Tag nicht mehr strukturieren, Tag-Nacht-Umkehr, sammelt und versteckt

Müll in der Wohnung, kann beispielsweise das Klingeln des Telefons nicht mehr vom Klingeln an der Haustüre unterscheiden, meine Frage: „Ist das Ihr Sohn?“ Längeres Nachdenken: „Der ist immer mit dabei.“

Hager 48

74jährige Frau EH, gut aussehend, mobil,

Verlauf von 2005 bis 2009

Test Datum 27.05.05 02.09.08 16.09.09 Referenzbereich

MWT-B (praemorbider IQ) 130 100 Abbr. 91-109

KAI (Informationsverarbeitung, IQ) 107 98 71 91-109

Uhrzeichentest (Score) 1 2 --- Score 1

Zahlensymboltest (geteilte Aufmerksamkeit, ...... Zeichen) 42 17 n.m. von möglichen 67 Zeichen

Zahlenverbindungstest (IQ, ab 60 J. gilt 2 min. als Bearbeitungszeit) 30 sec 71 sec n.m. altersabhängig

Benton-Test (räumlich-konstruktiv, richtige Wiedergaben) 9 4 n.m. 10 von 10

Syndrom-Kurztest – SKT (Kurzzeitgedächtnis, Fehlerpunkte) 1 16 25 4-6 Fehlerpunkte

SPM (logisch analytisches Denken, richtige Lösungen) 12 2 n.m. 12 Aufgaben ( Standard C )

MMSE (Punkte) 26 17 n.m. 24 - 30 Punkte

DemTect (Punkte) 15 4 n.m. 13 - 18 Punkte

D2 (Aufmerksamkeit/Belastung) --- --- --- Prozentrang, altersabhän.

Word fluency Test (Worte) 37 9 --- Norm 42 Wörter

Basisaktivitäten, ADL (Toilette, Hygiene, Ankleiden, Essen, Beweglichkeit) --- --- --- 0-24 Punkte, höchste P. = viel

Hilfe

Instrumentelle ADL (Telefon, schreiben, Amtsgesch., Geld, Einkauf, Hobbies) --- --- --- 0-30 Punkte, höchste P. = viel

Hilfe

Verbesserung des

FIM insgesamt in

Abhängigkeit vom

MMSE

Motor FIM

Items und

MMSE bei

Aufnahme

FIM Verbesserung 15 Punkte oder mehr (besser: unterer Teil der Säulen; schlechter: oberer Teil des Säulen)

43,8 47,6 39,8 29,5

56,2 52,4 60,270,5

0

20

40

60

80

100

27-30 20-26 10-19 0-9

MMSE

%

FIM improvement => 15 points FIM improvement < 15 points

Verbesserung des kognitiven FIMs verglichen mit dem

Gesamt-FIM (nur Patienten mit einem MMSE von 0-19 Punkten bei Aufnahme)

Alter und

Verbesserung

im FIM

linear correlation

(Pearson) age

versus FIM

improvement:

r=0,019; p 2-

tailed: 0,333;

n=2527

Besten Dank für Ihre Geduld