Den digitalen Wandel gesund gestalten · Technologien vielfältige Möglichkeiten, um einen...
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titel arbeit 4.0
Gesundheitsförderung Lernfähige Roboter in der Fabrik, smarte Technik im Büro und unterwegs: eine Entwicklung, die Chancen bietet, aber auch Risiken birgt. Und Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt. Betriebe, die bei der Digitalisierung mithalten wollen, sollten auch die gesundheitlichen Auswirkungen im Blick behalten.
Den digitalen Wandel gesund gestalten
Wie sich diese veränderten gesundheitlichen Rah-menbedingungen auf die Beschäftigten auswirken und wie Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in Zeiten der digitalen Transformation ge-staltet werden kann, um nachhaltige Lösungen für gute und gesunde Arbeitsbedingungen in Betrieben zu fördern, betrachtet die AOK Niedersachsen in ihrem Innovationsprojekt „Gesundheit in der Ar-beitswelt 4.0“.
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Fahren Autos und Lkws bald ganz ohne menschliches Zutun? Welche Rolle werden Roboter übernehmen? Viele technische Entwicklungen sind heute erst im Ansatz
erkennbar. Und wie genau sie die zukünftige Ar-beitswelt verändern werden, ist ungewiss. Sicher ist aber: Die Digitalisierung wird die Wirtschaftspro-zesse und Arbeitsbedingungen der Zukunft prägen. Mobile Geräte wie Notebooks, Tablets und Smart-phones ermöglichen es schon heute, von überall auf Informationen zuzugreifen und sämtliche Akteure der Wertschöpfungskette miteinander zu vernetzen.
Es zeichnet sich eine Entwicklung ab, die zahlrei-che Chancen bietet, aber auch Risiken birgt. Wenn E-Mails immer und von überall bearbeitet werden können, fördert das Flexibilität und Freiheit in der Arbeitszeitgestaltung, es lässt aber auch die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmen. Wenn immer mehr Arbeitsschritte automatisiert werden, fallen körperlich belastende Tätigkeiten weg. Es entstehen aber auch neue Belastungsszena-rien durch zunehmenden Bewegungsmangel und neue komplexe Aufgaben. Das sind nur zwei Bei-spiele, die zeigen, wie eng Chancen und Risiken in der digitalen Arbeitswelt beieinanderliegen und wie sich durch die Digitalisierung gesundheitliche Rah-menbedingungen verändern.
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Mehr als 80 %der Beschäftigten in Deutschland
nutzen in ihrer beruflichen Tätigkeit bereits digitale Informations- oder
Kommunikationstechnologien. Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS):
Weißbuch, Arbeit 4.0, November 2016
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Den digitalen Wandel gesund gestalten
Arbeit 4.0 ...... ist die digitale Vernetzung von Arbeitsmitteln, Beschäftigten, Prozessen, Arbeitsorganisation und Arbeitsumgebung bis hin zu vernetzten Wertschöpfungsketten. Diese werden autonom und in Echtzeit mittels intelligenter Softwaresysteme gesteuert. Ausgehend von der Industrie 4.0 verändert die Entwicklung alle Branchen und Berufsfelder.
Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS): Weißbuch, Arbeit 4.0, November 2016
Veränderte Bedingungen, gleiche Ziele
» Die AOK setzt sich für die Beschäftigten in Niedersachsen ein. In Anbetracht der Arbeitswelt 4.0 entwickeln wir unser Angebot im Betrieblichen Gesundheitsmanagement weiter und erarbeiten maßgeschneiderte Maßnahmen, die die Risiken und Chancen der digitalen Arbeitswelt berücksichtigen. So unterstützen wir dabei, die Arbeit für die Beschäftigten auch künftig gesundheits- förderlich zu gestalten. « Ulrich Gransee, Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Niedersachsen, Vertreter der Arbeitnehmerseite
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titel arbeit 4.0
Für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) stellen die veränderten Rahmenbedingungen der Arbeitswelt eine Herausforderung dar. Gute BGM-Maßnahmen setzen sich aber auch in der Arbeitswelt 4.0 aus Verhältnis- und Verhal-
tensprävention zusammen. Das heißt, Ziel ist und bleibt, in gleicher Weise gesunde Arbeitsverhältnisse zu schaffen, die das gesunde Verhalten der Beschäftigten fördern (mehr Infos zum Aufbau und Ablauf eines BGM-Projekts auf Seite 9).
Gesunde FührungFührungskräfte stehen in der Arbeitswelt 4.0 vor der Herausfor-derung, eine „Führung auf Distanz“ in dezentralen und virtuellen Teams umzusetzen. Kommunikationsfähigkeit wird in diesem Szenario zur zentralen Kompetenz. Wer seine Beschäftigten erfolgreich durch den digitalen Wandel führen möchte, sollte sich ihre Einschätzung der betrieblichen Situation anhören, die subjektiv empfundenen Belastungen ernst nehmen und empa-thisch sein. Verschiedene Beschäftigte reagieren auf dieselben Arbeitsbedingungen ganz unterschiedlich, da ihnen jeweils an-dere Kompetenzen und Ressourcen zur Verfügung stehen.
Auch bei dezentralen Teams können Führungskräfte dafür sorgen, dass Beschäftigten digitale Angebote der Gesundheits-förderung zur Verfügung stehen. Hier eröffnen die digitalen Technologien vielfältige Möglichkeiten, um einen gesunden Arbeits- und Lebensstil von Bewegung und Ernährung über Entspannung und Suchtprävention bis hin zum Stressmanage-ment zu unterstützen.Fo
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» Die AOK Niedersachsen ist seit Jahrzehnten ein kompetenter und leistungs-
starker Partner für Unternehmen. Mit dem Innovationsprojekt Gesundheit in der Arbeitswelt 4.0 unterstützen wir diese dabei, die Gesundheit ihrer Beschäftigten
auch in der sich verändernden Arbeitswelt zu erhalten und zu fördern. Wir werden
so auch in Zukunft ein verlässlicher Begleiter sein. «
Bernd Wilkening, Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Niedersachsen,
Vertreter der Arbeitgeberseite
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Von niedrigschwelligen Angeboten zum Kennenlernen über gezielte BGFMaßnahmen bis hin zum Aufbau eines nachhaltigen BGM – die AOK bietet für jede Unternehmensgröße und branche individuelle, bedarfsorientierte Gesundheitslösungen. Für den leichten Einstieg eignen sich 3stündige Workshops, die von den AOKFachkräften direkt im Betrieb durchgeführt werden.
Einstiegsworkshops:
p Im Stress nicht untergehen
p Zeit- und Selbstmanagement
p Ergonomie am Arbeitsplatz
p AOK Check-Up
p Bildschirmarbeit gesund gestalten
p Rauchfrei werden
p Betriebliches Eingliederungsmanagement
BGM-Angebote der AOK Niedersachsen
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tler Grenzenloses Arbeiten
Arbeiten von 9 bis 17 Uhr? In vielen Branchen ist das bereits Geschichte. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit ver-schwimmen immer mehr. Mobile Arbeitsgeräte wie Notebooks, Tablets und Smartphones sowie das Fernsteuern und -warten von Maschinen machen das Arbeiten von jedem Ort aus und zu jeder Zeit möglich. Die Kehrseite der neuen Flexibilität: Beschäftigte können unter ständiger Erreichbarkeit leiden. In gleicher Zeit muss mehr Arbeit geschafft werden. „Wir kön-nen viel schneller viel mehr kommunizieren, dadurch müssen wir aber bestimmte Aufgaben auch immer schneller erledigen, wie das Beantworten von E-Mail-Anfragen“, erläutert Prof. Dr. Bertolt Meyer, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Psychologie an der TU Chemnitz. Darüber hinaus spiele der soziale Faktor eine große Rolle: „Gute unterstützende Bezie-hungen mit Kollegen, Vorgesetzten, Freunden und Familie sind das, was am stärksten vor psychischen Belastungen schützt.“ Die mit der Digitalisierung einhergehende Flexibilisierung und gestiegene Mobilitätsanforderungen führen jedoch dazu, dass die Zeit für die Pflege von Beziehungen immer knapper wird.
Interaktion Mensch & MaschineDie technische Entwicklung bringt immer intelligentere und zunehmend autonome Maschinen hervor. Die Interaktion von Mensch und Maschine wird entsprechend immer enger – und das in nahezu allen Branchen und Lebensbereichen. Das führt auf der einen Seite zu Entlastungen von körperlich schweren Ar-beiten. Ergonomisch ungünstige Arbeitsplätze lassen sich durch Maschinen unterstützen oder ersetzen, sodass Fehlbelastungen reduziert werden. Vor dem Hintergrund einer immer älter wer-denden Gesellschaft ist das ein wichtiger Beitrag zur Fachkräfte-sicherung. Auch bei der Inklusion behinderter Menschen kann Digitalisierung durch individuell zugeschnittene Maßnahmen hel-fen. Zum anderen ersetzen immer mehr Roboter den Menschen in der Wertschöpfungskette. Das baut bei Beschäftigten Ängste, Stress und psychischen Druck auf. Dem können Arbeitgeber mit entsprechenden Qualifizierungs- und Weiterbildungsangeboten begegnen. Denn in der Interaktion von Mensch und Maschine sind neue Kompetenzen zum Umgang mit den digitalen Systemen erforderlich. In vielen Fällen gibt es zwar keine direkten Alternati-ven für den „alten“ Arbeitsplatz. Dafür entstehen neue Tätigkeiten an anderer Stelle, zum Beispiel im IT-Bereich – von der Program-mierung über die Steuerung bis hin zur Kontrolle der Systeme.
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titel arbeit 4.0
Speziell für kleinere und mittlere Unternehmen bietet die AOK Niedersachsen zusammen mit der AOK Nordost mit dem Netzwerk KMUKompetenz ein attraktives Angebot zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Es ist eines der größten Unternehmensnetzwerke in Deutschland. Im Vordergrund stehen der Erfahrungsaustausch, die gegenseitige Unterstützung und Lösungsfindung sowie das Lernen an Best Practice.
aok-business.de/nie/gesundheit
Netzwerk KMU-Kompetenz
» Wir möchten unser Unternehmen zukunftssicher aufstellen. Der Blick auf das Thema Arbeitswelt 4.0 erfordert in diesem Zusammenhang auch eine Wei-terentwicklung der betrieblichen Prävention. Durch die Teilnahme an dem Innovationsprojekt der AOK Niedersachsen erwarten wir zusätzliche Erkennt-nisse, die zur Zufriedenheit und Gesunderhaltung
unserer Mitarbeiter beitragen können.«
Dr. Dietrich Vieregge, Vorstandsvorsitzender ALTE OLDENBURGER Krankenversicherung AG
Partnerunternehmen des Projekts Gesundheit in der Arbeitswelt 4.0
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Betriebliches Gesundheitsmanagement mit der AOK NiedersachsenDer Wandel in der heutigen Arbeitswelt ist in nahezu allen Branchen spürbar. Die Gesundheit der Beschäftigten und der Erhalt der Arbeitsfähigkeit bis zur Rente werden für Unternehmen auch vor dem Hintergrund alternder Belegschaften und zunehmendem Fachkräftemangel immer wichtiger.
Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) setzt genau da an. Sie zielt darauf ab, Gesundheitsressourcen auf- und Belastungen abzubauen. Dies kann durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden: Verhaltenspräventive Maß-nahmen zielen darauf ab, das Gesundheitsverhalten der Beschäftigten zu verbessern (z. B. Workshops zu Stress-management, Sucht u. a.). Durch verhältnispräventive Maßnahmen können die Arbeitsbedingungen im Betrieb verbessert werden (z. B. Abbau von Zeitdruck, ergono-mische Verbesserungen). Optimal ist es, wenn beides miteinander kombiniert wird.
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) geht noch einen Schritt weiter: Hier geht es um den systemati-schen Aufbau von gesundheitsförderlichen Strukturen, BGF wird fest in die Unternehmensstrukturen eingebet-tet und wirkt dadurch nachhaltig.
BGM ist gekennzeichnet durch die Vernetzung des vom Arbeitgeber gesetzlich zu erfüllenden Arbeits- und Gesundheitsschutzes, des Betrieblichen Eingliederungs-managements (BEM), der medizinischen Präventions-leistungen und der Betrieblichen Gesundheitsförderung.
BGM-Projekte erfolgen als Prozess in vier Phasen: Analyse, Maßnahmenplanung, Umsetzung und Erfolgs-kon trolle. Während des gesamten Prozesses wird das Unternehmen von einer BGM-Fachkraft der AOK beglei-tet und unterstützt. Sie ist auch Mitglied des zentralen Steuerkreises, über den der BGM-Prozess gelenkt wird:
Vertretung des Personalwesens
Geschäfts- führung
BGM- Fachkraft der AOKVertretung
der Mitarbeitenden (Betriebsrat)
Projektleitung
Qualitäts- Management- beauftragter Fachkraft
Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit
Betriebsärztin/ -arzt
Steuerkreis
Die Veränderungen der Arbeitswelt durch die zuneh-mende Digitalisierung sind zwar klar erkennbar, wo-hin die Reise geht, weiß aber niemand genau. Auch das komplexe Zusammenspiel zwischen gesellschaftlichem
Wandel, veränderten Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz und der persönlichen Konstitution eines jeden Einzelnen sowie die konkreten Auswirkungen der Arbeitswelt 4.0 auf die Gesundheit der Beschäftigten sind aktuell noch wenig erforscht.
Als Vorreiter im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) sieht sich die AOK Niedersachsen in der Verantwortung, die Veränderungen der Arbeitswelt genauer zu betrachten und auf Basis dieser Erkenntnisse das BGM weiterzuentwickeln. Aus dieser Motivation heraus entstand das Innovationsprojekt Ge-sundheit in der Arbeitswelt 4.0.
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titel arbeit 4.0
Partnerunternehmen des Projekts Gesundheit in der Arbeitswelt 4.0Partnerunternehmen des Projekts Gesundheit in der Arbeitswelt 4.0
Mit Innovationin die Zukunft
» Mit den heutigen BGM-Ansätzen erreichen wir viele Beschäftigte nicht mehr. Deshalb
erhoffen wir uns von dem Projekt zukunftsfähige, innovative Ansätze, um möglichst viele
Beschäftigte zur Teilnahme zu motivieren. «
Willi Poll, Head of Human Resources Commercial Vehicle Group, Fahrzeuge Bernard Krone GmbH & Co. KG
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Hierbei begleiten die BGM-Experten der AOK Niedersachsen drei Jahre lang 20 niedersächsische Unternehmen, analysieren die durch Digitalisierung entstehenden Belastungssituationen vor Ort und entwickeln zusammen mit den Beteiligten neue be-triebliche Gesundheitsmaßnahmen. Begleitet wird das Projekt vom Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI), das die gewonnenen Erkenntnisse wissenschaftlich und unabhängig auswertet. So ist eine fundierte Weiterentwicklung des BGM-Ansatzes gewährleistet (mehr zur Begleitforschung ab Seite 13). Wie muss sich das BGM weiterentwickeln, um auch in Zukunft passende Angebote für Unternehmen und deren Beschäftigte zu bieten? Genau an dieser Fragestellung setzt das Projekt Gesund-heit in der Arbeitswelt 4.0 an.
Initiiert wurde das Projekt im November 2016. In der Vorberei-tungs- und Planungsphase wurden die Grundlagen erarbeitet, unter anderem durch die Analyse der bisherigen Erkenntnisse zur Arbeitswelt 4.0 und der Wirkung auf die Gesundheit der Beschäftigten, die Recherche zu bestehenden digitalen Mög-lichkeiten der Gesundheitsförderung und Prävention sowie die Akquise von strategischen Partnern und Projektunternehmen.
Der offizielle Startschuss für die Umsetzungsphase fiel am 9. August 2017 im Rahmen einer Auftaktveranstaltung. Seit Ok-tober 2017 beraten die BGM-Experten der AOK Niedersachsen die teilnehmenden Partnerunternehmen. Auf Basis der Erkennt-nisse aus der Praxis folgen die Weiterentwicklung des BGM-Prozesses und die Erprobung neuer Gesundheitsförderungsmaß-nahmen. Ab Oktober 2020 startet die Gesamtevaluation des Pro-jekts in Kooperation mit dem soziologischen Forschungsinstitut. Die Ergebnisse werden in einem Abschlussbericht veröffentlicht.
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Die Basis für ein erfolgreiches BGM ist ein umfassendes Gesundheitsverständnis, das von allen Ebenen des Unternehmens geteilt werden sollte. Das beginnt bei der Geschäftsführung, die ebenso Mitglied im BGMSteuerkreis ist wie auch Vertreter der Beschäftigten (Betriebsrat). Je besser die Beschäftigten in allen Phasen des BGMProzesses beteiligt werden, desto effektiver können Maßnahmen geplant und umgesetzt werden. Sie kennen ihre Arbeit am besten und wissen, wo der Schuh drückt. Nur dann, wenn alle am gleichen Strang ziehen, kann es gelingen, die Gesundheit im Betrieb nachhaltig zu verbessern.
Qualitäts- kriterien für ein erfolgreiches BGM
»Unsere Zusammenarbeit mit der AOK war bislang sehr fruchtbar. Durch das Projekt kommen wir
branchenübergreifend mit namhaften Unternehmen in Kontakt und können Nutzen im Sinne von
Benchmarking erzielen. Gemeinsam werden wir Ideen und Angebote entwickeln, die uns zukunftsfähig
aufstellen. Gesundheit und Zufriedenheit sind im Wettbewerb entscheidende Erfolgsfaktoren. «
Dr. Norbert Hemken, Geschäftsführer und Kurdirektor, Kurbetriebsgesellschaft Bad Zwischenahn mbH und Bad Zwischenahner Touristik GmbH
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Die Ziele, die das Projekt verfolgt, sind:• die Wirkung der Arbeitswelt 4.0 auf die Gesundheit der Be-
schäftigten zu verstehen und die Gesundheit positiv zu beein-flussen
• die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im digitalen Wan-del zu stärken
• ein zukunftsfähiges Betriebliches-Gesundheitsmanagement-Konzept zu gestalten
Im Fokus des Projekts stand von Anfang an, dass es einen hohen Praxisbezug haben soll. So können auch wirklich Maßnahmen entwickelt werden, die die Gesundheit der Beschäftigten nach-haltig fördern. 20 niedersächsische Unternehmen unter anderem aus dem Gesundheitssektor, der Logistik und der Elektroindust-rie konnten als Projektpartner gewonnen werden. So erreicht das Projekt rund 25.000 Beschäftigte. In den kommenden drei Jahren werden die BGM-Experten der AOK Niedersachsen diese Un-ternehmen und ihre Beschäftigten bei der Arbeit begleiten. Ziel ist es zu erfahren, welche gesundheitlichen Belastungen es gibt und wo Verbesserungen der Arbeitsbedingungen möglich sind.
Für die Unternehmen und ihre Beschäftigten ergeben sich aus der Teilnahme an dem Projekt konkrete Vorteile:• Analysen und fokussierte Rückmeldung zu arbeitsbezogenen
Anforderungen und Problemlagen im eigenen Betrieb• gezielte, betriebsindividuelle Handlungsempfehlungen• Good-Practice-Sharing durch Erfahrungsaustausch der
teilnehmenden Unternehmen
Das Projekt wurde in Partnerschaft mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung und dem Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesund-heit und Gleichstellung ins Leben gerufen. Ebenso wird es unter-stützt vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Zudem begleiten die Unternehmerverbände Niedersachsen e. V. und der Deutsche Gewerkschaftsbund Niedersachsen – Bremen – Sach-sen-Anhalt das Projekt.
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titel arbeit 4.0
Partnerunternehmen des Projekts Gesundheit in der Arbeitswelt 4.0
» Durch die Teilnahme an dem Projekt erhalten wir bei der Umsetzung des BGM-Pilotprojekts in einem Verwaltungsbereich fachliche und praxisorientierte Expertise.
Wir wollen zielorientierte Präventions- maßnahmen, insbesondere für unsere
international agierenden Teams, erarbeiten und umsetzen. «
Oliver Soddemann, Manager Car Chassis Technology, ZF Friedrichshafen AG
In Partnerschaft mit
Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung
Niedersächsisches Ministeriumfür Soziales, Gesundheitund Gleichstellung
Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung
Niedersächsisches Ministeriumfür Soziales, Gesundheitund Gleichstellung
Mit Unterstützung vom
Sozialpartnerschaftliche Begleitung durch
Ziel des mit der AOK Niedersachsen gemeinsamen initi-ierten Forschungsprojekts Gesundheit in der Arbeitswelt 4.0 ist es, Erkenntnisse über die arbeitsbezogenen Anfor-derungen, Problemlagen und Gestaltungsmöglichkeiten
einer sich zunehmend digitalisierenden Arbeitswelt zu gewinnen. Es geht um Orientierungswissen als Grundlage für eine gesund-heitsorientierte Arbeitspolitik sowie ein der Arbeitswelt 4.0 ange-passtes Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM).
Die AOK Niedersachsen wird gemeinsam mit den teilneh-menden Partnerunternehmen ein agiles Beratungskonzept sowie auf die Arbeitswelt 4.0 angepasste Instrumente und Maßnahmen im Rahmen des BGM entwickeln und erproben. In Kooperation mit dem Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) ist das Ziel des Projekts die Wirkung der Arbeitswelt 4.0 auf die Ge-sundheit der Beschäftigten zu verstehen, sie positiv zu beeinflus-sen sowie anhand der in dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse ein zukunftsfähiges BGM zu gestalten. p
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Orientierungswissenfür die Arbeitswelt 4.0
» Um bei den Mitarbeitern ein Verständnis und vor allem ein Vertrauen in den bevorstehenden Veränderungsprozess zu erzeugen, ist es uns
wichtig, die wichtigste Ressource auf dem Weg in die Arbeitswelt 4.0 nicht zu verlieren.
Wir wollen den Weg mit der Belegschaft gemeinsam gehen. «
Kathrin Schipper, Personalreferentin & BGM-Beauftragte, Stiebel Eltron GmbH & Co. KG
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Das Design der SOFI-Studie basiert auf vergleichenden Fallstu-dien in ausgewählten, besonders relevanten Tätigkeitsfeldern, in denen jeweils zwei Erhebungswellen durchgeführt werden. Zunächst wird untersucht, wie neue Technologien und gewan-delte Anforderungen die Arbeitssituation prägen. Außerdem wird überprüft, wie Betriebe die Arbeit gestalten und welche Auswirkungen das auf die Gesundheit der Beschäftigten hat. In einer zweiten Erhebungswelle (Follow-up-Erhebungen & BGM-Evaluation) werden die Prozesse des Betrieblichen Ge-sundheitsmanagements analysiert sowie dadurch angestoßene Veränderungen bewertet und mit Blick auf Schlussfolgerungen für BGM in der zukünftigen Arbeitswelt analysiert.
In beiden Erhebungsphasen kommen vielfältige Forschungsme-thoden zum Einsatz, wie qualitative Beobachtungsverfahren und Interviewmethoden (Beschäftigteninterviews, Gruppendiskus-sionen/Fokusgruppen, Expertengespräche) sowie quantitative Erhebungen durch Fragebögen. Soweit möglich und sinnvoll wird zudem auf betrieblich vorliegende Daten zurückgegriffen.
Durch quer- und längsschnittartige Vergleiche von betriebli-chen Veränderungsprozessen in konkreten Tätigkeitsbereichen, die in Summe jedoch relevante Felder abdecken, soll ein empi-risch fundierter und zugleich differenzierter Einblick in die An-forderungen und Arbeitssituation einer digitalisierten Arbeitswelt (Arbeiten 4.0) ermöglicht werden. Durch systematische Verglei-che über Tätigkeiten und Betriebe hinweg sind zugleich aussa-gekräftige Erkenntnisse zur Frage, wie die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten erhalten und gefördert werden kann, zu erwarten.
Digitalisierung• Flexibilisierung, Entgrenzung, Vernetzung• Veränderte Zusammenarbeit• Beschleunigte Prozesse
Globalisierung• Internationale Vernetzung• Globale Kommunikations-
und Arbeitsprozesse
Wertewandel• Veränderte Ansprüche an Arbeit• Vermehrte Eigenverantwortung• Zunahme individueller
Lebensentwürfe
Gesellschaftlicher Wandel• Demografischer Wandel • Migration und Integration• Qualifizierung
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titel arbeit 4.0
Arbeitswelt 4.0 – was sich verändert
»Die neue Arbeitswelt birgt viele Chancen, aber auch gesundheitliche Herausforderungen. Wir wollen mit wissenschaftlicher Unterstützung durch das beteiligte SOFI vorangehen, unser Betriebliches Gesundheitsmanagement nachhaltig stärken und getreu unseres Mottos auch hier gute Arbeit leisten. « Alexander Neudorf, Personalleiter, Assmann Büromöbel GmbH & Co. KG
Partnerunternehmen des Projekts Gesundheit in der Arbeitswelt 4.0
Digitalisierung bietet viele ChancenInterview In ihrem Innovationsprojekt untersucht die AOK Niedersachsen, welche Auswirkungen die Arbeitswelt 4.0 auf die Gesundheit der Beschäftigten hat. Im Interview erläutert Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen, die Motivation und die Ziele des Projekts.
Warum haben Sie sich persönlich für das Projekt eingesetzt?Ich beschäftige mich seit Beginn der 1990er-Jahre mit neuen Formen der Arbeitsorganisation, Gruppenarbeit, Kaizen* und Lean-Production-Konzepten. Die Weiterentwicklung der In-dustrie 4.0 zeigt für mich eine Kontinuität auf, die mit Konzep-ten der Betrieblichen Gesundheitsförderung flankiert werden muss. Die AOK Niedersachsen möchte in diesem Bereich ihre Marktführerschaft ausbauen. Mittelfristig werden von unseren Ergebnissen alle Unternehmen pro-fitieren – egal ob groß oder klein.
*Konsequentes Innovationsmanagement und Verbesserung aller betrieblichen Prozesse.
Warum beschäftigen wir uns derzeit so viel mit Digitalisierung?Die Digitalisierung schreitet in allen Bereichen mit großer Dynamik voran. Deutschland darf sich dabei nicht abhängen lassen und muss wieder in eine Vorreiterrolle kommen. Auch im Gesundheitswesen bietet die Digitalisierung viele Chancen. Diese wollen wir nun ergreifen.
Digitalisierung und Arbeitswelt 4.0 – wie hängt das für Sie zusammen?Die Digitalisierung wird unsere Arbeitswelt zum Teil radikal verändern. Mit der digitalen Transformation entstehen neue Prozesse und Möglichkeiten. Wie wird sich unser Arbeitsalltag verändern, wie werden wir uns dem technischen Fortschritt anpassen? Diese Fragestellungen wollen wir in unserem Projekt Gesundheit in der Arbeitswelt 4.0 untersuchen.
Weshalb engagiert sich die AOK Niedersachsen so stark für die zukünftige Arbeitswelt?Bei all dem Hype um Digitalisierung wird oft eines vergessen: Hinter all dem technischen Fortschritt stehen immer noch Men-schen. Sie tragen die Veränderungen. Unsere Aufgabe ist es, die Gesundheit der Menschen unter diesen Bedingungen zu schützen und zu fördern.
» Hinter all dem technischen Fortschritt stehen immer noch Men-schen. Sie tragen die Veränderung. «
Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen
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