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dtv Taschenbücher Den Himmel lesen lernen Astronomie für Sterngucker von Emily Winterburn, Hermann-Michael Hahn 1. Auflage Den Himmel lesen lernen – Winterburn / Hahn schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Thematische Gliederung: Astronomie: Sachbuch dtv München 2009 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 423 24765 8

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Emily Winterburn

Den Himmel lesen lernen

Astronomie für Sterngucker

Aus dem Englischen von Hermann-Michael Hahn

Mit 58 Abbildungen

Deutscher Taschenbuch Verlag

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Deutsche ErstausgabeDezember 2009DeutscherTaschenbuch Verlag GmbH & Co. KG,München© EmilyWinterburn, 2008Titel der englischen Originalausgabe:The Stargazer’s Guide. How to Read Our Night SkyConstable & Robinson, London© der deutschen Ausgabe: 2009 Deutscher Taschenbuch VerlagGmbH & Co. KG, MünchenDasWerk ist urheberrechtlich geschützt.Sämtliche, auch auszugsweise Verwertungen bleiben vorbehalten.Umschlagkonzept: Balk & BrumshagenUmschlagbild: gray318Redaktion und Satz: Lektyre Verlagsbüro, GermeringGesetzt aus der Concorde 9,5 / 12,5 °Druck und Bindung: Kösel, KrugzellGedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem PapierPrinted in Germany · 978-3-423-24765-8

Der Inhalt dieses Buches wurde auf einem nach denRichtlinien des Forest Stewardship Council zertifiziertenPapier der Papierfarbrik Munkedal gedruckt.

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Vorwort: Weißt du, wie viel Sternlein stehen …?

Kapitel 1: April und die BärenDunkler Himmel und die Beobachtung aus der Stadt · Großer Bär ·

Helle Sterne · Die Bärengeschichte · John Bevis und sein Atlas

Celeste · Die gekippte Erdachse und die Jahreszeiten · Die

Griechen · Das Ehepaar Hevelius · Kreuz des Südens ·

Doppelsterne

Kapitel 2: Mai und HerkulesDie Arbeiten des Herkules · Sternbedeckungen · Astronomische

Instrumente · Nebel und Sternhaufen · Ergänzende griechische

Sagen · Das Sommerdreieck und die Dämmerung · Islamische

Astronomie · Sternwarten

Kapitel 3: Juni und die SonneDie Sonne beobachten · Die Maunders · Polarlichter · Die

bewohnbare Sonne · Venusdurchgang · Finsternisse

Kapitel 4: Juli und der Bayer’sche ZooAustralische Sternbilder · Südafrikanische Sternbilder ·

Südamerika · Der Bayer’sche Zoo · Der andere Himmel · Neue

Planeten und die Magellan’schen Wolken

Kapitel 5: August und Lacailles BergDer Champagner-Astronom · Lacailles Katze · Sinnbilder moderner

Technik · Künstlerwerkzeuge · Das Schiff Argo · Eta Carinae ·

Andere veränderliche Sterne · Der offizielle südliche Himmel

Kapitel 6: September und die MilchstraßeDer Weltenbaum der Mayas · Milchstraßen und Elstern ·

Chinesische Astronomie · Sternbilder entlang der Milchstraße ·

Die Milchstraße wird zur Galaxis · Sehen Sie die Milchstraße? ·

Planeten in der Galaxis

Inhalt

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Kapitel 7: Oktober und der Jäger Orion Sternbilder des Tierkreises · Die Geschichte des Orion · Den Orion

und seine Begleiter finden · Noch mehr Doppelsterne · Das Leben

der Sterne · Das Wintersechseck · Der Orion-Nebel

Kapitel 8: November und SternschnuppenDer Komet Halley · Hale-Bopp · Kometenjäger · Kosmische

Bomben

Kapitel 9: Dezember und die Königin KassiopeiaDie Prinzessin und der Drache · Das Auffinden der Sternbilder ·

Mesopotamien · Astronomie und Religion · Winterfeste · Die

Andromeda-Galaxie · Tychos Supernova

Kapitel 10: Januar, Tee und SterneNördliche Krone · Südliche Krone · Haar der Berenike · Delfin ·

Eridanus · Südlicher Fisch · Dreieck · Quasare · Tee und Sterne

Kapitel 11: Februar, Jason und die ArgonautenJason und die Argonauten · Die Sternbilder auffinden · Die Sterne

selbst · Der Widder und die Tagundnachtgleichen · Kastor und

Pollux · Das Schiff Argo und die Arche Noah · Fernrohre

Kapitel 12: März, Astrologie und der TierkreisDie Sternbilder der Ekliptik · Die Vergangenheit der Astrologie ·

Mythologie · Sterne und Pulsare

Nachwort

Danksagungen Zum WeiterlesenHilfreiche WebseitenBildnachweiseRegister der Sterne und Sternbilder

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Der gestirnte Himmel kann uns, ähnlich wie das weite Meer, neugie-rig machen. Wenn wir auf einem Feld, in den Bergen, in der Wüsteoder auch am Meer stehen und ohne Beeinträchtigung durch künstli-che Beleuchtung den Sternenhimmel betrachten, können wir uns sei-ner Faszination kaum entziehen. Das ganze weite Universum liegt voruns – zumindest jener Teil, den wir mit bloßem Auge überblicken kön-nen. Dieser Anblick ist aus sich heraus schön und überwältigend, abermit einigen Grundkenntnissen über die Geschichte und dieErforschung des Nachthimmels wird dieser Anblick noch großartiger.

Wenn wir den Sternenhimmel betrachten, üben wir uns in vielerHinsicht als Geschichtsbeobachter. Der Blick in den Himmel ist einBlick zurück in die Vergangenheit. Die Sternbilder entstammen nichtder modernen Forschung, sondern beruhen auf Geschichten früherKulturen, und unser Wissen über einzelne Sterne ist im Laufe vonJahrhunderten zusammengetragen worden. Darüber hinaus sehenwir die Sterne so, wie sie aussahen, als sie das Licht aussandten, dasheute bei uns ankommt: Wir können sie nicht in ihrem gegenwärti-gen Zustand beobachten. Aldebaran im Sternbild Stier zum Beispielin 65 Lichtjahren Entfernung erscheint uns so, wie er vor 65 Jahrenaussah.

Himmelsbeobachter hat es immer gegeben, Menschen, die ein-fach mehr über das wissen wollten, was sie am Himmel sahen. Tat -sächlich scheint es eine weit verbreitete menschliche Beschäftigungzu sein, in den Himmel zu blicken und über die Sterne zu rätseln. DieAstronomie, die wissenschaftliche Form dieser Beschäftigung, wurdelange Zeit als praktischer Arm der Astrologie angesehen. WährendAstronomen sorgfältig möglichst genaue Aufzeichnungen über diePositionen von Sternen, Planeten und Kometen am Himmel zusam-mentrugen, deuteten die Astrologen diese Daten, um daraus die

VorwortWeißt du, wie viel Sternlein stehen …?

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Zukunft für Herrscher – und später für das zahlende Volk – abzulei-ten. Als die Astronomen im späten 17. und 18. Jahrhundert dieseAbsicht der Astrologen zunehmend kritisierten, wurden astronomi-sche Vorlesungen, Bücher und Spiele als eine Form »rationalerWiedergeburt« modern. Es wurde üblich, seine Abende damit zu ver-bringen, die Namen und Geschichten zu lernen, die mit den Sternenund Sternbildern verknüpft waren, oder die neuesten Theorien undEnt deckungen der Astronomen zu diskutieren. Astronomen warenprominent, und ihren Vorlesungen zu lauschen galt als schick.

Mir gefällt diese Vorstellung, dass Grundkenntnisse der Wissen -schaften – und hier speziell der Astronomie – einmal »in« waren. Alsziemlich untypische Jugendliche verbrachte ich viele Abende bei wis-senschaftlichen Vorlesungen am Birkbeck College und an der RoyalInstitution, was damals reichlich uncool war. Erst viel später entdeck-te ich, dass ich damit in den 1790er Jahren voll im Trend gelegen hätte.Die Astronomie hat als eine der ältesten Wissenschaften eine lange

8 Vorwort

Dieser Druck mit dem Titel ›Der Hopfen-Händler aus Kent und derOptik-Lehrer‹ stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert.

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und spannende Geschichte. Für mich bietet dieses Buch daher eineGelegenheit, tief in die alten Erzählformen der vielen Himmels -geschichten einzutauchen und sie dem Publikum des 21. Jahrhun -derts nahezubringen – und damit eine neue Generation für die Him -melsbeobachtung zu begeistern.

An der Universität studierte ich Physik mit einigen astronomi-schen Beigaben. Als Kurator einer astronomischen Sammlung (amRoyal Observatory in Greenwich) habe ich die letzten zehn Jahre da-mit verbracht, selbst zu lernen und anderen weiterzuerzählen, wasman am Himmel sehen kann, warum das spannend ist und wie frü-here Generationen das gesehen und interpretiert haben.

Erst vor kurzem habe ich eine Ausstellung über Teleskope vorbe-reitet. Dabei sprach ich mit einem Künstler, der schon an einer Reiheastronomischer Installationen mitgewirkt hatte. Er verwies darauf,dass die Menschen heute allgemein weniger über Astronomie wissenals je zuvor. Wir leben in Städten und sehen daher selten viele Sterne,geschweige denn die Milchstraße. Unsere alltägliche Energie stammtnicht mehr aus der Strömung der Flüsse oder der Gezeiten, die ihrer-seits mit der Bewegung des Mondes verknüpft sind, sondern ausBatterien und aus der Steckdose. Vielleicht glauben wir auch nichtlänger ernsthaft daran, dass die Sterne und Planeten einen Einflussauf unser physisches oder mentales Wohlbefinden haben. Aber – unddarin waren wir uns einig – die Dinge scheinen sich zu verändern.Aus einer Vielzahl von Gründen sind wir alle zunehmend an unsererUmwelt interessiert, und viele unternehmen erste Schritte, um sichmit der Natur auszusöhnen. Dazu gehört auch ein Wissen um denEinfluss der Gestirne auf die Jahreszeiten sowie den natürlichenWechsel von Tag und Nacht. Vielleicht erleben wir gerade eineWiedergeburt der Astronomie – oder zumindest der Himmels beob -achtung – als populäre, moderne Beschäftigung.

Heute neigen wir dazu, den Sternenhimmel als etwas Schönes an-zusehen, das erforscht werden will und das – wenn wir der Vielzahlvon Zeitungshoroskopen Beachtung schenken wollten – uns etwasüber die Zukunft verraten könnte. In der Vergangenheit hatte derNachthimmel wesentlich speziellere Aufgaben. Die Sternbilder wur-den geformt, um einen Kalender zu schaffen und zu kontrollieren,um zu Land und zu Wasser navigieren zu können und um medizini-sche Diagnostik und Behandlungen zu unterstützen.

9Weißt du, wie viel Sternlein stehen …?

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Alte Kulturen versuchten, aus dem Beobachteten Geschichtenüber die Entstehung der Erde, des Himmels und der Menschen abzu-leiten. Später entstanden andere Geschichten darüber, wie uns dieGöt ter den Umgang mit dieser Welt lehrten. Heute dringen die moder-nen Astronomen mit ihren zahlreichen Instrumenten weit in das Welt -all hinaus und tief in das Innere einzelner Sterne vor, ehe sie uns wis-senschaftliche Erklärungen geben darüber, woraus Sterne bestehen,wie sie entstanden sind, sich ändern werden oder wie sie sich bewegen.All das zeigt deutlich, wie wir auf uns und unsere Umwelt blicken.

Parallel zu den Geschichten über die Entstehung der Welt und dieBeziehung zwischen Göttern und Sterblichen entstanden systemati-sche Aufzeichnungen. Man beobachtete und registrierte Auf- undUntergänge verschiedener Sterne und Planeten (»Wandelsterne«) imLaufe des bäuerlichen Jahres. Ganz allmählich wurden Verknüp -fungen deutlich. So wussten zum Beispiel die alten Ägypter, dass derFrühaufgang von Sirius im Großen Hund die nahe Nilflut ankündig-te. Später wurden die gleichmäßigen Bewegungen der Sonne und derSterne genutzt, um Tag und Nacht in kleinere Einheiten zu untertei-len und tagsüber mit Hilfe von Sonnenuhren, nachts mit Astrolabiendie Zeit zu messen. Als die Menschen mit Schiffen auf den offenenOzean hinausfuhren, wurden die Sterne als Navigationshilfen wich-tig. Aus den Sternen konnten sie nicht nur die HimmelsrichtungenNord, Süd, Ost und West ableiten, sondern auch die geografischeBreite und mit den richtigen Tafeln sogar auch die geografischeLänge ihres Stand ortes, also den Abstand östlich oder westlich zu ei-nem fixen Ort der Erde (heute allgemein zur Sternwarte vonGreenwich). Natürlich konnte man auch zu Lande die Sterne nut-zen, um Wüsten und andere Gegenden ohne auffällige Landmarkenzu durchqueren. Und alte Instrumente zeigen, dass man in Erman -gelung eines Kompasses mit Hilfe der Sterne auch die für Muslimewichtige Richtung nach Mekka bestimmen konnte.

Zeitmessung und Navigation verliehen der Astronomie eine wich-tige Rolle, die die frühe staatliche Förderung rechtfertigte. Trotzdemwar es die Astrologie, die ihr eine bedeutsame Unterstützung ver-schaffte. Seit den alten Griechen waren Medizin und Astrologie engverknüpft: Die Planeten wurden für Veränderungen im Gleichge -wicht der Körpersäfte verantwortlich gemacht, während die Tier -kreiszeichen über unterschiedliche Teile des menschlichen Körpers

Vorwort10

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regieren sollten, vom Widder, der für den Kopf zuständig war, bis zuden Fischen, die die Füße kontrollierten. Diagnosen wurden anhandvon Horoskopen erstellt, die Behandlungen stützten sich auf dieAuswahl von Pflanzen und Mineralien mit den richtigen astrologi-schen Verknüpfungen.

Im ersten Jahrhundert nach Christus galt nicht nur der physischeKörper als sternengeprägt, sondern in erweiterter Form auch derGeist und das Temperament eines Menschen. Es entstanden Theo -rien, die Schlüsselereignisse in der Weltgeschichte mit astrologischbedeutsamen Erscheinungen in Verbindung brachten. So wurde dieGeschichte der Menschen insgesamt Teil der Beziehung zwischenHimmel und Menschen. Die Erstellung persönlicher Horos ko pe gabvielen angesehenen Astronomen – aber auch Scharlatanen – langeZeit hindurch viel zu tun. Heute schreiben Astronomen keine Horos -kope mehr, aber vor 400 Jahren mussten viele von ihnen ihren Le -bens unterhalt damit verdienen. Johannes Kepler, der heute für einigewichtige astronomische und mathematische Theorien einschließlichder nach ihm benannten Gesetze bekannt ist, hat rund 400 Horos ko -pe für seine Zeitgenossen erstellt.

Ziel dieses Buches ist es, den Himmel zu neuem Leben zu erwe -cken. Ich habe deswegen die Sternbilder zeitlich geordnet und nicht,wie sonst vielfach üblich, nach dem Alphabet. Dieses Buch richtetsich nicht speziell an Amateurastronomen, wenngleich sie gerne zumLesen eingeladen sind. Es ist kein üblicher Sternbildführer, mit des-sen Hilfe eine systematische Orientierung am Himmel erleichtertwerden soll. Man kann die Sternkarten nutzen, um zum Beispiel denGroßen Bären (Ursa Maior) zu finden, der auch als Großer Wagen,Pflug, Soßentopf oder Schöpflöffel bekannt ist, und dann das Bären -kind zu suchen, den Kleinen Bären (Ursa Minor). Vielleicht wollenSie auch dem Hirten (Bootes) folgen, wie er die Bären mit seinenJagdhunden (Canes Venatici) um den Himmelspol treibt. Und dannwerden Sie vielleicht wissen wollen, woher diese Sternbilder kommenund welche Geschichte sie miteinander verknüpft.

Die griechischen Sternensagen sind nur der Anfang von dem, wasin diesem Buch zu finden ist. Insgesamt gibt es 88 international aner-kannte Sternbilder am Nachthimmel. Nur 48 davon wurden von denalten Griechen beschrieben. Was wir seither über den Rest gelernt ha-ben, ist nicht minder faszinierend. Dann ist da noch die Sonne, unser

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nächster Stern. Ungeachtet der extremen Gefährdung für unsereAugen, wenn wir ungeschützt in die Sonne blicken, gibt sie Amateurenund professionellen Astronomen gleichermaßen die einmalige Chan -ce, einen Stern aus der Nähe zu betrachten. Finsternisse bieten dieMöglichkeit, die äußeren Schich ten dieses Sterns zu untersuchen, zu-gleich aber auch willkommene Begründung dafür, in die entlegenstenGegenden unseres Globus zu reisen, um solche Ereignis se zu beob-achten. Mond und Planeten erwähne ich nur im Vorüber gehen, denndies ist ein Buch über Sterne, und die Planeten sind zu keiner Zeit alsSterne beschrieben oder mit ihnen verwechselt worden, wie dies beiKometen und Meteoren der Fall ist. Hinzu kommt, dass die Planetennicht stets zur gleichen Jahreszeit sichtbar sind und sich daher nicht ineine monatliche Beschreibung des Sternenhimmels einbetten lassen.Der Mond be wegt sich auf einer ziemlich breit »verschmierten« Bahnam Himmel entlang, die ihn nur etwa alle achtzehn Jahre an den glei-chen Punkt zurückführt. Planeten erscheinen zwar auf den erstenBlick verblüffend sternähnlich, doch sie bewegen sich wie die Erde umdie Sonne, und das mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

Entsprechend verharren sie nicht dauerhaft in den einzelnenSternbildern, sondern scheinen sich vor den Sternen »im Hinter -grund« zu bewegen. Wohl aber umfasst dieses Buch Kometen,Meteore (oder Sternschnuppen) und Satelliten, alle mit ihren eige-nen Geschichten – wie sie entdeckt und von früheren Generationenund anderen Kulturen gedeutet wurden oder, im Falle der künstli-chen Satelliten, welchem Zweck sie dienen.

Die Himmelskunde war immer eine der »beliebteren« Wissen -schaften, weil die Sterne einen gewissen romantischen Anstrich ha-ben. Kinderreime sind über sie geschrieben und Gedichte ihnen ge-widmet worden, und auch das Kino hat die Beobachtung des Ster -nenhimmels oft als Kürzel zur Einführung einer besonders beein-drukkenden, idealistischen und attraktiven Figur genutzt. Heute sindentsprechende Kartenspiele, Brettspiele und Spielzeuge, die im 18.und 19. Jahrhundert sehr populär waren, allenfalls noch im Muse umzu finden. Moderne Produkte und Einrichtungen – Bücher, Vorträgeund Gesellschaften – richten sich meist an die konkrete Zielgruppeder Amateurastronomen.

Zweifellos ist die Astronomie ein modernes Hobby, zumal sie ei-nes der wenigen Wissenschaftsfelder darstellt, auf denen Amateuren

Vorwort12

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heute noch wichtige Entdeckungen gelingen. Erst 1995 konnte deramerikanische Amateurastronom Thomas Bopp mit dem Fernrohreines Freundes nahezu zeitgleich mit dem professionellen Astro -nomen Alan Hale einen neuen Kometen entdecken, der unter demNamen Hale-Bopp bekannt wurde. Allerdings hat diese hochspezia-lisierte Form der Amateurastronomie wenig gemein mit dem roman-tisch motivierten Interesse, das die meisten Zeitgenossen demHimmel entgegenbringen.

Dieses Buch ist für solche interessierte Laien geschrieben, fürSternenbeobachter. Ein Sternenbeobachter ist jeder, der zum Him -mel aufschaut und mehr über das erfahren möchte, was er sieht. Ster -nenbeobachter brauchen keine Ausrüstung, allenfalls manchmal eineSitzgelegenheit und eine Sternkarte (wie solche in diesem Buch). Fürdie meisten von uns ist die Sternenbeobachtung eine Ge legen heits -beschäftigung, der wir nur dann nachgehen, wenn wir viel Zeit habenund uns an ungewöhnlichen Orten aufhalten. Die Großstadt lichterund das wolkenreiche Wetter in unseren Breiten führen dazu, dasssie meist Urlaubsaufenthalten auf dem Lande oder am Meer vorbe -hal ten bleibt oder bei gelegentlichen Abenteuer ausflügen in dieWüste praktiziert wird.

Fernab der Großstadtlichter kann man so viele Sterne sehen, dasssich die Notwendigkeit einer Unterteilung in Sternbilder als unbe-dingt zwingend erweist. Nur mit ihrer Hilfe kann man sich am Ster -nenhimmel zurechtfinden. Am Großstadthimmel dagegen sieht manmeist nur eine kleine Zahl hellerer Sterne, die die markanten Umrisseder Sternbilder wiedergeben. Ursa Maior zum Beispiel und Orion ent-halten beide eine Reihe besonders heller Sterne und können daher inder Regel selbst in dicht besiedelten Regionen erkannt werden.

Wo immer man die Sterne beobachtet, wird man erkennen, dasssie gemeinsam über den Himmel ziehen (wiewohl in Wirklichkeit dieErde sich unter dem Himmel dreht). Die Planeten scheinen mit un -ter schiedlichen Geschwindigkeiten durch die Sternbilder zu wan-dern, abhängig von ihrem Abstand zur Sonne. Kometen können imLaufe von wenigen Monaten auftauchen und wieder verschwinden,Satelliten lassen sich einige Minuten lang verfolgen, und Stern -schnup pen oder Meteore blitzen lediglich für Sekundenbruchteileauf. Dieses Buch erklärt die Unterschiede zwischen diesen Erschei -nungen, erläutert die einzelnen Phänomene und gibt Hinweise dar-

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auf, wo sie am besten zu beobachten sind. Auf den folgenden Seitenlernen wir den wechselnden Anblick des Sternenhimmels von Monatzu Monat kennen, mit seinen Stern bildern und deren Sternen. Allehaben ihre eigene Geschichte, sei es eine griechische Sage, eine his -torische Erzählung oder eine astrologische Prognose. Am Ende desBuches sollten Sie sich gerüstet fühlen, die meisten Objekte in einerwolkenfreien Nacht am Himmel wiederzuerkennen. Vielleicht wecktdas Buch sogar die gleiche Leiden schaft für den Himmel, die dieSternenbeobachter früherer Gene rationen gepackt hat.

Zur ersten und einfacheren Orientierung über die Sternbilder amnördlichen Himmel im Laufe der Jahreszeiten dienen die vier sehrschematischen Übersichts-Sternkarten.

14 Vorwort

Der Frühlingshimmel

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15Weißt du, wie viel Sternlein stehen …?

Der Sommerhimmel

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16 Vorwort

Der Herbsthimmel

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17Weißt du, wie viel Sternlein stehen …?

Der Winterhimmel

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Es ist schwierig zu sagen, wann ich zum Sternenbeobachter wurde.Ich erinnere mich nicht daran, die Sternbilder Großer und KleinerBär oder Orion kennengelernt zu haben – ich muss also noch sehrjung gewesen sein. Ich erinnere mich, dass ich als Elfjährige versuch-te, den Kometen Halley bei seiner lange erwarteten Wiederkehr 1986zu finden, aber damals entwickelte sich daraus noch nicht die volleLeidenschaft zur Astronomie. In diesem Alter ist Sternen beo bach -tung noch nicht wirklich ein Hobby, sondern eher bloße Neugier.Man kommt sich vor wie in einem lebendigen Museum, das einenumgibt und dessen Ausstellungen wertvolle Geheimnisse über uns alsMenschen und als Teil einer Weltkultur verraten.

Sternenbeobachtung kann auch diskreter sein, etwas, was Sievielleicht unbewusst schon tun. Wenn es im Winter früh dunkel wird,halten vielleicht auch Sie auf dem Heimweg Ausschau nach Sternen.Und vielleicht kennen Sie schon einige der bekannteren Sternbilder.Da ist zum Beispiel der Große Bär am Nordhimmel, der auch alsPflug, Soßenpfanne oder großer Schöpflöffel bezeichnet wird. Oderdas Kreuz des Südens, das über der Südhalbkugel der Erde zu beob-achten ist. Beide sind gut zu erkennen, sei es in den abgelegenstenRegionen der Erde oder aus dem Zentrum einer ihrer größten Städte.Sie sind ideale Startpunkte, denn ihre Geschichten führen zu denweniger vertrauten Sternbildern, und Einzelheiten der um sie grup-pierten Sagengeschichten geben uns Hinweise darauf, wie sich dieMenschen früher die himmlischen Abläufe vorgestellt haben. Daswiederum führt uns zu den modernen Erklärungen der gleichenPhänomene. Die Vielzahl der Ideen, Probleme, Geschichten und wis-senschaftlichen Theorien, die wir mit ihrer Hilfe kennenlernen, ist ei-ne gute Ausgangsbasis, von der aus wir unser Sternenjahr beginnenkönnen.

Kapitel 1April und die Bären

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Wir starten im April, wenn diese bekanntesten Sternbilder günstigin zentraler Position zu finden sind. Damit folgen wir einer altenTradition der Himmelsbeobachter sowie der Astrologen. Sie began-nen das neue Jahr im Frühling (und tun dies heute noch: Die meistenHoroskope beginnen mit dem Sternbild Widder). Der Frühling wur-de nicht ohne Grund traditionell mit dem Neubeginn verbunden, mitneuem Leben und mit dem Beginn des bäuerlichen Jahres. EinGrund, weshalb frühe Zivilisationen die Sterne beobachteten und zuSternbildern gruppierten, ergab sich aus dem Wunsch, den Beginn je-der neuen Jahreszeit ankündigen zu können. Dabei kam den Stern -bildern des Tierkreises eine Schlüsselrolle zu, und viele unserer heu-tigen Darstellungen dieser Figuren haben noch enge Beziehun gen zuden entsprechenden Jahreszeiten: Die Jungfrau trägt eine Kornähreals Zeichen der Feldfrüchte des Sommers. Der Widder ist ein Symbolmännlicher Fruchtbarkeit und damit für den Beginn neuen Lebens.Theoretisch kann ein Jahr überall beginnen (unser heutiger Jahres -anfang im gregorianischen Kalender, der 1. Januar, ist eine ziemlichwillkürliche Festlegung). Weil aber dieses Buch der Sternenbeobach -tung und ihren Wurzeln gewidmet ist, erscheint ein Beginn im Aprilund damit kurz nach dem Frühlingsanfang auf der Nordhalbkugelder Erde durchaus passend.

Dunkler Himmel und die Beobachtung aus der Stadt

Ich habe zeit meines Lebens in Städten gewohnt. Die Himmelsbeob -achtung aus der Stadt wird durch Straßenlaternen und eine Vielzahlvon Gebäuden mit ihren eigenen Lichtern beeinträchtigt, so dass nurdie hellsten Sterne zu erkennen sind. Selbst in den klarsten Nächtenfindet man dort nur einen winzigen Bruchteil der eigentlich mit blo-ßem Auge sichtbaren Sterne.

Sowohl Astronomen als auch Umweltschützer versuchen, gegendas Problem der »Lichtverschmutzung« anzugehen, aber der Weg istnoch weit. Es gibt durchaus Möglichkeiten, das Problem heller Stadt -lichter in den Griff zu bekommen, wie jeder »Dark-Sky-Anhänger«weiß. Auf den Kanaren-Inseln Teneriffa und La Palma zum Beispiel,wo verschiedene Teleskope des europäischen Nord-Observatoriumsstehen, schützen entsprechende Vorschriften den dunklen Himmel

19Dunkler Himmel und die Beobachtung aus der Stadt

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der Astronomen. Dort müssen Straßenlaternen so ausgelegt sein,dass sie nur die Straße beleuchten und nicht den Himmel. Es gibtweitere Vorschriften für andere Formen von Außenbeleuchtung wiezum Beispiel Reklameflächen. Aber nicht nur die Astronomen profi-tieren vom dunklen Himmel. Umweltschützer argumentieren ausEnergiespargründen für eine effektive und zielgerichtete Boden be -leuch tung. Helle Nächte beeinflussen auch die inneren Uhren vonVögeln, Säugetieren und Insekten, wodurch diese zu einer leichterenBeute für Raubtiere werden und das Gleichgewicht der lokalen Öko-systeme gefährdet wird.

Nachtaufnahmen von Erdsatelliten zeigen die Dringlichkeit desProblems. Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass in weitenTeilen Nordamerikas, Europas und Japans keine sinnvolle astrono-mische Beobachtung mehr möglich ist. Darüber hinaus wird deut-lich, wie stark einzelne Regionen aufgehellt sind, vor allem dann,wenn man sich die Karte eines einzelnen Kontinents anschaut.

So treten die Ballungszentren überdeutlich hervor: Deutschland,Großbritannien, Italien, Frankreich und Spanien. Halbwegs dunkleRe gionen findet man noch allenfalls in Teilen Osteuropas und aufIsland..

Das bedeutet, man muss sich überlegen, welcher Beobach tungs -platz geeignet ist. Aus den Städten heraus kann man nur die hellsten

20 April und die Bären

Die aus Satellitendaten zusammengestellte Nachtansicht der Erde zeigtdas Problem der Lichtverschmutzung in den Ballungszentren.