Denny und Flo - Nickstories.de · Denny langsam seine Augen. Sieht mich an, grummelt etwas, dreht...

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Nickstories - Vielfältiger als jeder Regenbogen Rusty Denny und Flo Jedem das, was er verdient

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  • Nickstories - Vielfältiger als jeder Regenbogen

    Rusty

    Denny und FloJedem das, was er verdient

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  • Kurzes VorwortKurzes Vorwort

    Kurzes Vorwort: Erstmal herzlich Dank für die Arbeit die sich der Lenni bei der Korrektur derStory gemacht hat. Und natürlich danke für die „vielen“ Feedbacks von euch... es dürfen auch einpaar mehr sein..... :-) LG Rusty

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  • Jedem das, was er verdient

    Was war das denn jetzt? Der Penner ist einfach abgehauen. Ich sag dem, dass ich ihnliebe und der verpisst sich einfach. Gut, ich geb´ zu, das war vielleicht etwas früh, aberdeswegen gleich abhauen...? Tja, nun sitz ich hier und heul mir die Augen aus. Und dasalles nur, weil ich so blöd bin und schon am zweiten Tag von Liebe rede.

    Moment mal. So ein Schwachsinn, das gibt ihm ja wohl noch lange nicht das Recht, ein-fach abzuhauen. Er hätte ja auch erst mal mit mir reden können.

    Ziemlich spät an dem Abend klingelt es plötzlich an der Haustür. Und wer kommt da inmein Zimmer reingestiefelt? Denny......

    „Na du. Was ist denn hier los? Alles dunkel, du hast total verheulte Augen und es läuftHerzschmerz-Musik. Sag bloß, ihr zwei Turteltäubchen habt schon euren ersten Krach...“

    „Halt die Klappe. Ich will nicht darüber reden!“, erwidere ich trotzig.

    „So schlimm?“, fragt er besorgt, „Na komm......“

    Er kriecht zu mir ins Bett, ich schlinge meine Arme um ihn und heule wie ein kleinesKind. Nach einer Weile, nachdem ich mich wieder beruhigt habe, wird mir plötzlich dieSituation bewusst, die sich mir hier bietet.

    „Sag mal, du als mein „Nicht Schwuler“ Freund liegst kuschelnderweise in meinem Bettund tröstest mich?!?“, frage ich ihn gespielt verwundert.

    „Woher willst du denn wissen, dass ich nicht schwul bin? Außerdem werd ich meinenbesten Freund ja wohl trösten dürfen, wenn er Liebeskummer hat!“, antwortet er empört.

    „Ich raff da grad was nicht. Willst du mir damit sagen, dass du schwul bist?“

    „Nein...“, antwortet er gedehnt, „... ich will damit sagen, dass man nicht schwul seinmuss, um seinen besten Freund in den Arm zu nehmen und zu trösten, wenn es ihmschlecht geht. Wenn dir das unangenehm ist, kann ich auch aufhören.“

    „Um Gottes Willen. Nicht aufhören!!“, flehe ich ihn schon beinahe an und kuschel michwieder an ihn.

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  • Es ist schon komisch. Ich habe schon so oft mit Denny in einem Bett geschlafen und ge-kuschelt. Aber dieses Mal kommt mir das Ganze arg komisch vor. Ich fühle mich unge-wöhnlich wohl in seinen Armen. Seine tröstenden Worte tun so gut. Ich löse mich, wieferngesteuert, aus der Umarmung und bewege meinen Kopf hoch zu seinem. Er atmetunkontrolliert, legt seine Hände in meinen Nacken und zieht mich langsam zu sich. SeineAugen flackern glänzend, bestimmt hat er auch geweint. Ich spüre seinen Atem, der un-definierbar gut riecht. Unsere Nasenspitzen berühren sich und dann, auf einmal, befin-den sich seine Lippen auf meinen. Zuerst noch ganz zaghaft. Fast schon ängstlich. Dochmit der Zeit wird der Kuss immer wilder. Ich stehe praktisch neben mir. Ich kann mirselber zusehen wie ich ihn küsse. Unfähig, zu realisieren, was da genau abgeht. Obwohlich es ganz genau weiß. Alles wessen ich mir sicher bin, ist, dass es wunderschön ist undich niemals mehr damit aufhören will.

    Nach zig Stunden Geknutsche schaffe ich es dann aber doch, mich von ihm zu trennen.

    „Wir sollten...... das ist......ich kann nicht...“, stottere ich mir einen zurecht.

    „Ja, ich weiß“, antwortet er keuchend.

    Und schon befinden sich seine Lippen wieder auf meinen.

    Wir wälzen uns wie die Wilden im Bett rum. Reißen uns förmlich die Klamotten vomLeib, knutschen, lecken, knabbern und beißen wie irre an uns rum. Als er auf einmalaufhört und mich fast schon panisch ansieht.

    „Scheiße. Fuck. Was mach ich denn hier?“, sagt er mehr zu sich selber. „Oh Gott. Bittedenk jetzt nichts Schlechtes von mir, aber ich bin nicht schwul. Ich mag dich unendlichgern, das musst du mir einfach glauben. Doch mehr ist da nicht. Ich bin nicht verliebtin dich!“

    „Das weiß ich doch alles. Trotzdem will ich dich jetzt, egal ob verliebt oder nicht.“, ver-suche ich so sexy zu sagen wie es nur ging.

    Und es geht noch wilder zur Sache als vorher.

    Was soll ich sagen, für mein erstes Mal mit einem Jungen, war´s extremst geil. Wir habenwirklich alles ausprobiert. Bis auf das eine. Soweit haben wir uns beide nicht vorgetraut.Trotzdem vermisse ich nichts.

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  • Während ich am nächsten Morgen über den Sex von gestern Abend nachdenke, öffnetDenny langsam seine Augen. Sieht mich an, grummelt etwas, dreht sich um und schläftwieder ein. Ich glaube ich hab noch nie was Niedlicheres gesehen. Natürlich habe ichnicht vor, ihn einfach so schlafen zu lassen. Wär´ ja noch schöner....

    „Psst. Hey Denny.“, flüstre ich und stupse ihn dabei aus Versehen etwas zu unsanft indie Seite. „Werd endlich wach, wir müssen heut noch irgendwann in die Schule.“

    „Scheiß auf die Schule.“, nuschelt er ins Kopfkissen. „Ich glaub, ich bin krank.“

    „Okay. Ich ruf gleich mal in der Schule an und sag denen, dass du „krank“ bist und ichmich in ganz besonderem Maße um dich kümmern muss.“

    „Leck mich doch einfach.“, meckert er.

    Bevor ich allerdings den Gedanken mit der Revanche für die Leckattacke von ihm zuEnde denken kann, hat er sich schon umgedreht und grinst mich an.

    „Haha, ich weiß genau, was du jetzt denkst. Aber das kannste knicken. Klar?“, lacht er.

    „Okay. Da du ja jetzt wach bist, kannst du auch so langsam mal aufstehen und dich fürdie Schule fertig machen. Es ist schon kurz vor neun.“

    „Echt, schon so spät?“, fragt er gespielt panisch. „Dann haben wir ja unseren Lieblings-lehrer, Herrn Dörner verpasst. Ach man Flo. Du hättest mich ruhig früher wecken kön-nen.“

    „Jaja ich Arschloch... ich weiß...“, sage ich. „Trotzdem geh ich jetzt ins Bad, damit ichwenigstens zur dritten in der Schule bin.“

    Denny hat sich dann doch noch dazu entschlossen, aufzustehen und mit zur Schule zukommen. In der Schule war dann alles wie gehabt: Langweilen und so tun als wenn michder Mist echt interessieren würde! Mit Jasmin hatte ich eine sehr unschöne Auseinander-setzung.

    „Hey Denny. Ich vermisse dich ganz schön.“ Was labert die da? Hat die ´se nicht mehralle? Ich konnte dazu gar nichts sagen. Das ist ja wohl so was von unverschämt....

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  • „Ich mein das ist alles ganz schön schief gelaufen, oder?“, fragt sie und blinzelt mir dabeizu.

    „Äh....ich.... also....“, der Versuch, meine wirren Gedanken zu ordnen schlägt erst malfehl.

    „Du musst jetzt nichts sagen. Ich weiß, dass ich dich damit ganz schön überrenne, aberich mag nicht mehr ohne dich einschlafen. Ich vermisse dich einfach so sehr....“,

    OKAY. Du kleine Drecksau. Du willst Ärger? Bitte! Kannste haben.

    „Oh, ich möchte aber gerne was dazu sagen.“ Noch einmal durchatmen..... „ICH werdganz sicher NICHT zu dir zurückkommen. Du kleine Schlampe, was bildest du dir ei-gentlich ein? Machst mit mir Schluss, weil du in den tollen Lars verknallt bist, den du ausBerlin kennst und denkst jetzt echt, ich würd` wieder zu dir zurückgekrochen kommen.Sag mal, wie bescheuert bist du eigentlich. Okay, ich werd dir sagen, was ich machenwerde! Ich ziehe jetzt meine Hose runter, drehe mich um, streck dir meinen Arsch entge-gen und dann darfst du mal an dem lecken, wenn du magst!“

    Puh. Das tat richtig gut. Und scheinbar hat es gewirkt. Jasmin ist nämlich, ohne noch einWort zu sagen, einfach davon gerannt. Ich glaub, die hatte Tränen in den Augen. Na toll.Wieder mal ein Mädchenherz auf dem Gewissen. Aber was soll´s. Die hat nichts anderesverdient.

    Nach der Aktion muss ich erst mal eine rauchen gehen.

    „Hey, was is´n mit deiner Ex los? Die hat irre geflennt und ist vom Hof gerannt.“, fragtDenny der wohl auch mal eine Rauchen muss.

    „Die kam angekrochen und dachte wohl, dass ich irgendwie klein beigebe und wiederwas mit der anfange.... Wie blöd kann man eigentlich sein?“, ich bin immer noch stink-sauer auf die...

    „Ach du Scheiße. So wie ich dich kenne hast du das natürlich nicht, oder?“, fragt er grin-send.

    „Öhm, nein!“, antworte ich.

    „Und hast ihr wahrscheinlich noch ordentlich, verbal, eins auf die Fresse gegeben?“, fragter weiter.

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  • „Natürlich! Was denkt die Alte denn? Macht wegen dem Wichser Lars mit mir Schlussund denkt, wenn sie mir ein paar mal zublinzelt und was Nettes sagt, komm ich zurück-gekrochen.“, motze ich mir einen zu Recht.

    „Ist ja schon gut. Kann dich ja verstehen.“, Denny hebt abwehrend die Arme, „Lass deineschlechte Laune ja nicht an mir aus!“

    „Tut mir Leid. Ich bin echt sauer auf Jasmin.“, entschuldige ich mich.

    „Schon gut. Ist ja nix passiert. Aber denk immer dran, dass du an dem Abend eh mit ihrSchluss machen wolltest“, grinst er mich an...

    „Grrr, noch ein Wort.....“, drohe ich ihm.

    „Wir haben übrigens noch nicht über gestern Abend gesprochen.“, sagt Denny nach einerWeile zu mir.

    „Und dabei sollten wir es auch belassen, oder? Ich mein du hast deinen Standpunkt ja klargesagt und ich war damit einverstanden. Also gibt es eigentlich nichts mehr zu bereden.“

    „Genau so seh` ich das auch. Was ist eigentlich mit Lars? Ist der heut da?“, fragt Denny.

    „Nee, Gott sie Dank nicht. Sonst hätte der heut´ auch noch das Passende zu hören be-kommen.“

    Weiter kommen wir nicht, weil es klingelt und wir uns noch zwei Stunden hier langwei-len dürfen.

    Ich stehe gerade vor Jasmins Haustür, um mich bei ihr für heute Morgen zu entschuldi-gen.

    Ich klingle und keine zwei Sekunden später geht die Tür auf.

    „Hey Jasmin. Ich wollte mich für mein arschiges Benehmen heute Morgen entschuldigen.Ich war nur so überrascht von deinem „Angriff“, dass ich erst mal überreagiert habe.“,sage ich zu ihr.

    „Hm, magst du rein?“

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  • Ganz wohl ist mir dabei ja nicht. Ich dachte eigentlich, dass ich mich entschuldige unddann ganz schnell verschwinde.... Wir schmeißen uns also zu ihr aufs Bett, wobei siesich viel zu nah neben mich legt. Fehlt nur noch, dass sie eins ihrer Beine über meineschmeißt....

    „Jasmin, ich hab mich zwar für mein arschiges Benehmen entschuldigt, aber ich habenach wie vor nicht das Verlangen, wieder mit dir zusammenzukommen.“, meine ich zuihr, nachdem sie keine Anstalten macht, mir ein bisschen Luft zu lassen.

    „Hab ich was gesagt?“, fragt sie ganz erstaunt.

    „Nein. Aber du rückst mir so dermaßen auf die Pelle, dass ich doch davon ausgehenmuss, dass es das ist, was du willst.“, ich werd schon wieder frech.

    „Wenn du so eine geringe Meinung von mir hast, kannst du dich gleich wieder verpis-sen.“, droht sie mir, „Als wenn ich nichts anderes im Kopf hätte als den tollen Flo.“

    „Ach ja? Wen denn noch?“, frage ich, während ich aufstehe, „Doch nicht etwa den Lars?“

    „Doch, genau den meine ich.“, grinst sie mich triumphierend an.

    „Tja Liebes, da muss ich dich leider enttäuschen. Um den hab ich mich in der Zwischen-zeit gekümmert.“, ich kann eindeutig besser grinsen als sie.....

    Sie schnappt nach Luft und will mir anscheinend etwas nachschreien. Aber das interes-siert mich gar nicht mehr, weil ich schon aus der Tür bin. Mehr Schwachsinn halte ichheute nicht aus.

    „Hey Denny, soll ich dir mal was sagen?“ Ich hab Denny gleich angerufen als ich daheimwar. Ich musste ihm schließlich die Story erzählen.

    „Na mach und frag nicht so blöd.“, erwidert er.

    „Ich war eben bei Jasmin und wollte mich für meinen kleinen Ausraster von heute Mor-gen entschuldigen und weißt du, was die macht?“

    „...... was?“

    „Die fängt an, an mir rumzugraben. Scheinbar ist die als Kind mal auf den Kopf gefallen.“

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  • „Oje. Der arme Flo musste sich aus den Fängen seiner Ex-Freundin befreien.“, lacht er.

    „Wenn ich verarscht werden will, dann würde ich Lars anrufen.“, motze ich.

    „Was ist mit mir?“, fragt ein ziemlich traurig aussehender Lars, der mit gesenktem Kopfplötzlich in meinem Zimmer steht.

    „Denny, ich muss Schluss machen. Lars ist grad gekommen.“

    „Schon klar. Aber lass dir keinen Scheiß von dem einreden.“, sagt er.

    „Nein mach ich nicht. Bis dann.“

    Ich drücke den roten Knopf, sehe hoch zu Lars und warte auf eine Reaktion.

    „Hey.“, sagt er ganz schüchtern.

    „Hey.“, antworte ich ihm so kalt wie ich nur kann.

    „..... Ich.....ähm......ich weiß nicht, wie......“, stottert er sich was zurecht. „Es tut mir Leid!“

    „Das ist doch schon mal ein Anfang. Und weiter?“

    „Ich hätte mich nicht einfach so verpissen dürfen. Ich hätte mit dir darüber reden müs-sen.“

    „Da hast du sicher Recht.“, erwidere ich.

    „Ich mag dich echt unheimlich gern. Aber das geht mir einfach zu schnell. Ich bin nichtder Typ, der nach einem Tag schon von Liebe spricht. Ich fand es gestern echt sehr schönmit dir. Aber als du das dann gesagt hast, da hab ich auf einmal Schiss bekommen undhab mich verpisst. Ich würde es gerne ein bisschen ruhiger angehen lassen.“

    Hm, das war doch eigentlich als Entschuldigung ganz in Ordnung.

    „O.K. Wie genau meinst du das mit dem ruhig angehen lassen?“, frage ich. Schließlichist das ein nicht unwesentlicher Punkt.

    „Na ja, ich dachte an ein paar Mal weggehen, was trinken, ein bisschen knutschen, haltalles einfach auf uns zukommen zu lassen. Ohne dabei von Liebe zu reden.“

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  • „Also genau so weitermachen, wie es gestern angefangen hat, nur ohne >ich liebe dich

  • Tja und seitdem hab ich mir geschworen, so eine Beziehungsgeschichte langsam angehenzu lassen.“

    „Ich hasse so abgewichste Arschlöcher. Von mir wirst du so einen Spruch aber nicht zuhören bekommen. Klar? Und jetzt komm her, ich will knutschen.“

    Er grinst kurz, stürzt sich dann auf mich und wir sind den ganzen restlichen Nachmittagüber nicht mehr zu trennen.

    Lars ist vor einer halben Stunde Heim gegangen. Ich bin echt mal gespannt, wie dasweitergehen wird. Ich mein, wir haben das mit uns jetzt zwar soweit geklärt, dass wires (mit Liebe) probieren wollen, aber so ganz will ich dem Frieden noch nicht trauen.Draußen gewittert es wie Hölle, kann nur hoffen, dass er gut heimgekommen ist. Ich rufihn am besten mal an.

    „Ja?“, antwortet er, nachdem ich es ewig lang anklingeln lassen musste.

    „Ich wollt nur kurz hören, ob du gut heimgekommen bist?“

    „Wenn du mal genau hinhören würdest, würdest du vielleicht feststellen, dass ich im-mer noch durch den Regen renne! Ich meld mich gleich, wenn ich im Trockenen bin.“,antwortet er zickig.

    „Oh, sorry. Bis gleich!“

    Tut. Aufgelegt. Ok, wenn ich durch den Regen rennen müsste, wäre ich auch nicht beson-ders gut gelaunt. Aber wieso ist der immer noch unterwegs, der sollte eigentlich schonlängst daheim sein. So weit ist es nämlich nicht bis zu ihm. Ich mache mir noch >Wie eineinziger Tag< an, da geht´s um eine alte Frau und einen alten Mann. Und am Ende sieht´sganz anders aus. Klasse Beschreibung, mh? Ich hoffe nur, dass sich Lars bald mal meldet.

    Oh Scheiße, war das ein wunderschöner schnulziger Film. Vor allem zum Schluss, dahätte ich sogar beinahe geheult. Aber von Lars war weit und breit kein Anruf in Sicht.Mittlerweile war es kurz vor zwölf. Es hatte aufgehört zu gewittern aber regnen tut´simmer noch saudoll. Ich probier´s noch mal.

    „Mh?“

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  • Mist, der hat schon geschlafen.

    „Hey.“, flüstere ich ins Telefon. „Du wolltest dich melden wenn du daheim bist und ichhab mir eben Sorgen gemacht. Ich dachte, wegen dem Gewitter, dir hätte sonst was pas-sieren können.“,

    „Entschuldige. Ich hab´s einfach vergessen. Wir sehen uns morgen in der Schule, ja?“

    „Spinnst du? Ich sterbe hier fast vor Sorgen und was besseres als >ich hab´s einfach ver-gessen< fällt dir nicht ein?“, ich glaub der hat ´se nicht mehr alle.

    „Tut mir ja Leid, aber ich bin auf dem Heimweg drei Mal auf die Fresse geflogen. MeineMutter hat einen Aufstand gemacht, wo ich mich den ganzen Tag rumtreiben würde.Und mit meiner verkackten Laune hätte ich dich wahrscheinlich eh nur angemotzt. Estut mir wirklich Leid.“

    Oh Gott ist der schwierig. „Hey dafür bin ich doch da. Wenn´s dir schlecht geht will ichdas wissen. Wenn´s dir gut will ich das wissen und wenn´s irgendwo dazwischen liegt,will ich das auch wissen. Alles klar?“

    „Ok. Tut mir wirklich Leid.“

    Oh man. Wenn das immer so kompliziert ist, dann werd ich das nicht lange durchhalten.

    „Wieso legst du dich eigentlich drei Mal auf die Fresse? Du warst doch bis jetzt noch nichtso tollpatschig.“, lache ich.

    „Leck mich. Bin halt gerannt und hab dabei nicht immer auf die Straße geachtet.“, sagtLars.

    Der hat mit Sicherheit ́ n knallroten Kopf. „Und wieso hast du solange gebraucht?“, woll-te ich wissen.

    „Na, weil ich mich im Schrauber unterstellen wollte, in der Hoffnung, dass es vielleichtein bisschen aufhört zu regnen.“

    „Na gut. Dann schlaf mal schön weiter, mh?.“

    „Mhm du auch. Lieb dich!“

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  • Ich glaub, der ist schon fast wieder am Schlafen. „Ich dich auch!“, sage ich, lege aber nichtauf. Ich kann ihn gleichmäßig atmen hören. Das gibt´s nicht. Der pennt echt ein, währendich mit dem Telefoniere. Na warte. „EY!“, sage ich ziemlich laut ins Telefon. „Was fällt´n dir ein, einfach so einzupennen, während ich dir sage, dass ich dich liebe.“, tue ichempört.

    „Wie? Was? Ich hab nicht geschlafen.“, verteidigt er sich.

    „Ja ja, schon gut Kleiner.“, lächle ich. „Schlaf schön.“, sage ich sanft.

    „Du auch!“

    Ich kann noch nicht schlafen, also check ich meine E-Mails. Da ist eine von Jasmin dabei.Ich glaub ich werd nie meine Ruhe vor der haben.

    „Hey Flo. Ich weiß, du hast deinen Standpunkt mir gegenüber mehr als deutlich klargemacht. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass du für mich überhaupt keine Gefühlemehr hast. Und deswegen bin ich nicht bereit, einfach so unsere Beziehung zu vergessen.“

    Weiter lese ich nicht, weil ich so viel Schwachsinn auf einen Haufen gar nicht mehr aus-halte. Bin ja mal gespannt was da noch bei rumkommt. Jasmin kann ganz schön hartnä-ckig sein, wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat. Das weiß ich aus eigener leidvollerErfahrung. Ich hab jetzt aber keine Lust, mir weiter darüber ´n Kopp zu machen. Ich legmich lieber ins Bett und lass dabei ein Troy Pierce Set laufen.

    Bin grad auf dem Weg zu Denny. Der musste mich unbedingt und sofort sehen. Warum,weiß ich nicht, alles was ich weiß, ist, dass er sich seit ´ner guten Woche extrem merk-würdig verhält. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es mich bisher nicht wirklichinteressiert hat. Ich bin so Lars-fixiert, dass ich fast alles vernachlässige. Ich bin seit un-gefähr zwei Wochen richtig mit ihm zusammen und war, wenn´s hochkommt ca. an zweiAbenden daheim. Ansonsten war ich bei Lars und am Wochenende hab ich wie immeraufgelegt, um dann bei Lars zu übernachten.

    Als ich in seine Straße einbiege, sehe ich ihn mit einem Mädchen vor der Tür stehen.Ziemlich eng beieinander. Eigentlich sogar schon zu eng. Wow ...... die knutschen! Nicht,dass ich und Lars das in den letzten zwei Wochen nicht gemacht hätten.... und noch vielmehr wenn ihr wisst, was ich meine....., aber Denny da mit dem Mädchen stehen zu sehen,

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  • ist doch schon ein bisschen überraschend. Normalerweise bin ich nämlich der erste, derso was erfährt. Beziehungsweise werde ich schon informiert sobald er nur den Versuchstarten will, bei einem Mädchen zu landen.

    Mittlerweile bin ich bei den beiden angekommen, aber die sind so in ihr Geknutschevertieft, dass sie überhaupt nicht merken, dass ich direkt neben ihnen stehe. Ich hustegespielt,........ aha, da gucken die zwei mich an. Beide haben blutrote Lippen und einenSchlafzimmerblick.

    „Hey Flo, du bist schon da, ich dachte, du kommst erst später.“, beginnt Denny.

    „Hm komisch. Ich dachte du hättest gesagt >komm sofort rüber zu mir

  • „Joa, doch, kann man lassen.“, grinse ich ihn an.

    „Wichser. Als wenn dein Lars besser aussehen würde als meine Dini....“

    „Ich glaube nicht, dass man Äpfel mit Birnen vergleichen sollte.“

    „Du willst damit sagen, dass Lars die Form von einem Apfel, und Dini die von einerBirne hat?“, fragt Denny mich irritiert.

    „Nein, andersrum! Lars sieht nicht aus wie´n Apfel.“, sage ich empört.

    „Also wie ´ne Birne?“, fragt mich Denny lachend.

    „Halt die Klappe, Klugscheißer! Du weißt genau, wie ich das meine!“ Sage ich, um end-lich von dem Thema wegzukommen. „Warum wolltest du mich eigentlich so dringendsehen?“

    „Na ja, wir sollten da mal über was reden.“, beginnt er „Ich habe das Gefühl, dass wiruns auseinander leben.“

    Ich muss erst mal kurz lachen, bei dem Satz.

    „Hör auf zu lachen, du weißt genau, wie ich das meine..... Wir kriegen uns überhauptnicht mehr zu Gesicht. Wenn, dann nur in der Schule, aber das reicht mir nicht! Ich möchtegerne wieder mit dir zum See fahren, wenn es das Wetter zulässt. Oder ins Schrauber ´nTee trinken. Nur geht das nicht, weil du ja nur noch Augen für deinen Lars hast.“

    „Ich weiß. Genau das ist mir auf dem Weg hierhin auch durch den Kopf gegangen. Ichliebe Lars über alles. Aber du bist mein bester Freund und das, was wir haben, das kannuns keiner nehmen. (Der Satz ist aus Sommersturm geklaut... ich weiß....) Nicht der Larsund auch nicht deine kleine Dini. Es tut mir auf jeden Fall Leid, dass ich dich so vernach-lässigt habe! Ich mach´s wieder gut, ja?“

    „Dann musst du dich aber beeilen!“, sagt Denny.

    „Warum? Versteh ich nicht.“

    „Ich werde für ein Austauschjahr nach Südafrika gehen.“

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  • „Südafrika? Bist du bescheuert? Was willst du denn da? Ich hab gehört, da werden dieLeute auf offener Straße einfach so abgeknallt! Und wann hast du dich überhaupt zu soeinem Scheiß überreden lassen?“ Ich bin total entsetzt. Was soll der Scheiß? Natürlichhab ich nur gehört, dass die da einfach so erschossen werden. Trotzdem kann der dochauch ein Austauschjahr in Frankreich machen oder so....

    „Den Antrag hab ich schon vor Ewigkeiten ausgefüllt, hab schon gar nicht mehr an dengedacht und hatte nur nichts gesagt, weil ich wusste, wie du reagieren würdest! Aberjetzt darf ich mir die Chance nicht versauen!“

    „Was denn für ´ne Chance?..... Dich abknallen zu lassen, nur weil du an der falschenStraßenecke stehst?“

    „Nein. Ich werde ein Jahr bei einer Englisch sprechenden Familie verbringen. Das gibtmir die Chance, endlich mein Englisch zu perfektionieren.... Du weißt doch, dass ich Dol-metscher werden will.“, sagt Denny.

    Diesen Scheiß mit der Dolmetscherei hab ich Arsch auch noch unterstützt. Ich hab zwarnie verstanden, warum der das machen will, aber hey, wir leben in einem freien Land, alsohab ich ihm gesagt „klasse Beruf, find ich gut, dass du was anderes als Bürokaufmannoder Kfz-Mechaniker werden willst...“ Und das hab ich jetzt davon.....

    „Was soll überhaupt aus Dini werden? Ihr seid erst seit einer verdammt kurzen Zeit zu-sammen und dann soll alles zu Ende sein?“, frage ich ihn.

    „Danke, dass du mich dran erinnerst! Das wissen wir beide jawohl am besten und kom-men damit überhaupt nicht klar. Aber ich kann mir einfach diese eine Chance nicht ent-gehen lassen!“, der hat Tränen in den Augen.

    „Wann soll es denn überhaupt losgehen?“, frage ich ihn und hab dabei einen Riesenschissvor der Antwort.

    „In zwei Wochen.“, antwortet er.

    Na klasse. Jetzt hab ich auch Tränen in den Augen. Aber ich darf eigentlich gar nichtrumjammern. Denny ist grad mit Dini zusammen und schon trennen sich die beidenwieder... Klar gibt es Telefon und die Post. Aber das kann doch nie im Leben gut gehen.Dini wird hier anderen hübschen Kerlen über den Weg laufen und Denny wird sicherauch ein hübsches Mädchen finden.

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  • Sorry, dass ich nicht so romantisch bin und an eine Liebe glaube die zig tausend Kilometernur mit Hilfe von Post und Telefon überdauert. Dafür bin ich wohl zu realistisch.....Na-türlich sag ich ihm das nicht. Dem geht´s eh schon dreckig genug, da braucht der keinenFlo, der ihm so einen Mist erzählt. Der natürlich kein Mist ist......

    „Mist, schon so schnell? Ich denke da hilft nur eins, um auf andere Gedanken zu kom-men....“

    „.....Tee trinken im Schrauber!“, sagen wir beide zusammen und fangen an zu lachen!

    Aus dem Tee trinken ist dann aber nichts geworden. Andreas hatte heute Dienst und hatuns, nachdem wir ihm alles erzählt hatten, mit Wodka Red-Bull versorgt bis eigentlichnichts mehr ging. Das Taxi für die Heimfahrt hat er uns Gott sei Dank bestellt, weil wirkaum noch vernünftig reden konnten. Während der Fahrt mussten wir dann mehrmalsanhalten, weil ständig einer von uns kotzen musste. Aber mein bester Freund verpisstsich bald in ein Land, in dem Menschen wegen irgendeinem Mist einfach so abgeknalltwerden. Da werd ich wohl mal extrem über die Strenge schlagen dürfen......

    Ich hab dann auch noch die Nacht bei ihm verbracht, damit die Taxifahrt nich so teuerwird. An Laufen war ja nicht mehr zu denken. Musste mich ganz eng an ihn kuscheln,wer weiß, wie oft ich noch die Gelegenheit dazu hab.

    Der nächste Morgen ist richtig übel. Weder die Dusche noch zwei Kopfschmerztablettenhelfen irgendwie.

    „Mhm. Ich denke die ganze Zeit, dass ich mir den ganzen Mist mit Südafrika im Suffzusammen gesponnen hab.“, sage ich irgendwann nachmittags zu ihm.

    „Mach´s mir doch bitte nicht so schwer. Mit Dini wird es schon noch schwer genug.“

    „Tut mir Leid. Es fällt mir nur einfach so schwer, mir vorzustellen, wie es ohne dich wei-tergehen soll....“, sage ich weinerlich.

    „Mir geht es doch genauso. Ich kann mir aber diese Chance wirklich nicht entgehen las-sen! Für mich wird es doch genauso hart. Aber ich kann und will es vor allem nicht an-ders.“

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  • Wenn ich noch lange hier bleiben würde, dann artet das wahrscheinlich in ein Heulgelageaus.

    „Ich glaube, ich gehe jetzt besser. Dini wird sicher gleich noch mal vorbeikommen.“, sageich

    „Ja, sie müsste eigentlich jeden Moment da sein. Du musst aber noch nicht gehen!“, er-widert er.

    „Doch, doch. Ich denke, es ist besser so, sonst kann ich hier für nix garantieren.“

    „Ok, dann mach das. Und wehe du machst dich so rar wie vor unserem Gespräch!“

    „Bist du bescheuert? Ich werd jedem in die Fresse schlagen müssen, der dich von mirfernhalten will!“, sage ich

    Denny lächelt nur und nickt. „Bis die Tage.“

    Bin als Erstes zu Lars gefahren um ihm alles zu erzählen. Was natürlich mit viel, vielGeheule verbunden war.

    „Du bist so süß, Hase!“, sagt Lars zu mir, „Ich hoffe du heulst auch, wenn ich mal vonhier weggehen sollte.“

    Ich muss mich sofort an ihn klammern. „Daran denkst du doch nicht wirklich, oder? Weilich dir sonst jetzt sofort deinen niedlichen Kopf vom Hals hacken müsste!“

    „Nein, natürlich denk ich nicht ans Weggehen. Ich werd den Teufel tun und dich hierallein lassen.“

    Leider baut mich das nur zum Teil auf.

    Die letzten zwei Wochen vergingen wie im Flug. Wir waren in jeder freien Minute, dieuns Dini schweren Herzens gegeben hat, zusammen unterwegs. Wir sind sogar mal zumFrühstücken nach Paris gefahren, da hatten wir aber natürlich Dini und Lars dabei. Dasswir dafür um fünf Uhr morgens losfahren mussten, war uns egal.

    Aber egal, was wir noch alles gemacht haben, der Tag der Abreise rückte unerbittlichnäher.

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  • Selbstverständlich fahren wir alle gemeinsam zum Flughafen. Doch als es soweit ist, be-komm ich einfach keinen Ton raus.

    „Ich werd dich so oft wie es nur geht anrufen und mindestens einmal pro Woche einenBrief schreiben.“, sagt er mit feuerroten Augen. „Und wehe du schreibst nicht zurück.“

    „Mhm.“, mehr ging nicht. Ich heule los wie ein kleines Kind, dem man den Lolli wegge-nommen hat. Ich drücke ihn ganz fest an mich.

    „Schhh. Ich bin doch bald wieder da.“

    Ein ganz toller Spruch, der mich leider noch weiter runterzieht. Aber irgendwann musser sich zwangsläufig von mir trennen, um sich noch von Dini zu verabschieden. Wasdie zwei reden kann ich mir nicht mehr anhören. Ich renne raus und setze mich vor dieFlughafenhalle. Lars schlingt seine Arme um mich und versucht mich zu beruhigen, aberdas hilft alles nichts.

    Denny ist jetzt schon eine ganze Weile in Südafrika und ich geh hier kaputt. Wenn ichihm den Scheiß mit dem Dolmetschern nur ausgeredet hätte. Dann wäre er jetzt nochhier und würde nicht zig Tausende von Kilometern in der Pampa hausen.

    Lars ist wie erwartet eine Riesenhilfe für mich. Er unterstützt mich wo er nur kann, wasnatürlich nicht wirklich viel ist, aber er bemüht sich wirklich. Mit Dini läuft es auch Prima.Wir haben sie einfach bei uns aufgenommen. Also nicht wirklich aufgenommen. Eherals neuen Freund in unserer klitzekleinen Gemeinschaft, bestehend aus Lars und mir,aufgenommen.

    Alles ist fast wie gehabt. Als ich an einem Sonntag auf den Anruf von Denny warte aberkeiner kommt, ich wollte schon Lars anrufen ob er vielleicht bei ihm angerufen hat. Aberdann hätte Denny wahrscheinlich in dem Moment angerufen und hätte nur ein besetztgehört. Also hab ich mir das Telefon genommen und ein bisschen gelesen. Harry Potterauf Englisch fesselt genauso wie auf Deutsch. Es dauert nur länger, bis man etwas richtigverstanden hat.

    Um elf klingelt endlich das Telefon.

    „Ja? Denny?“, frage ich hastig ins Telefon.

    - 20 -

  • „Hier ist Denny. Flo?“, fragt er.

    „Natürlich, wer denn sonst?“, antworte ich irritiert, weil im Hintergrund ein Riesenkrachist und Denny sich extrem betrunken anhört....

    „Ich.....Mir geht´s immer noch gut hier unten! Aber ich glaub, ich werd irre, wenn ichdich nicht bald wiedersehen kann.“

    „Was ist denn los mit dir? Bist du betrunken? Wo bist du überhaupt?“

    „Mir geht´s richtig beschissen. Ich bin rotzevoll und du bist in Deutschland und nicht beimir.“, erwidert er.

    „Was soll das denn werden, Denny? Wir sehen uns doch in ein paar Monaten wieder.“

    „Aber das dauert mir zu lang. Ich.... Ich glaub.....Moment!“, ich höre ihn würgen. „Sorry,das musste nur schnell raus.“, fährt er fort.

    „Jetzt erzähl schon Denny. Was ist denn los bei dir?“

    „Ich liebe Dich. Das ist los.“ Klick, aufgelegt.

    Ich fass es nicht. Jetzt, wo er ewig weit von mir weg ist, fängt der an von Liebe zu reden.Jetzt wo ich so richtig glücklich mit Lars bin, erzählt er mir, dass er mich liebt. Jetzt, wo ereine Freundin hat, die ihn offensichtlich richtig liebt, labert der so einen Mist. Und ich?Ich liebe Lars auf jeden Fall, aber wenn man mal ehrlich ist, ging mir der Abschied vonihm doch ein bisschen zu nah. So eine Szene hätte man vielleicht von Dini erwartet, aberdoch nicht von mir.

    In meiner Not bin ich runter zu meiner Mutter gegangen und hab ihr die ganze Geschich-te vom Anfang bis zum Ende erzählt. Ich hatte ja sonst keinen, mit dem ich darüber hät-te reden können. Dini hätte mir sofort mindestens in die Eier getreten und Lars würdenoch mal nachtreten, wenn er es wüsste. Während ich alles erzähle, fällt mir ein, dass sieüberhaupt noch nicht wusste, dass ich schwul bin. Anmerken lässt sie es sich aber nicht.Allerdings hätte ich auch nichts anderes von ihr erwartet.....

    „Es ist doch ganz klar. Du liebst Denny bis zum Schwachsinn. Das hab ich schon immergewusst.“, war das Einzige, was sie mir an dem Abend sagte.

    - 21 -

  • Und komischerweise wusste ich sofort, was ich machen musste. Gleich am nächsten Mor-gen, noch vor der Schule bin ich zu Lars gegangen.

    „Lars, ich weiß nicht, wie ich dir das jetzt sagen soll. Aber du sollst wissen, dass ich dichwirklich liebe.“, fange ich an. „Denny hat mich gestern angerufen und gesagt, dass ermich liebt. Ich weiß nicht, ob es der größte Fehler meines Lebens ist, aber ich muss sofortzu ihm und herausfinden, was ich wirklich fühle.“

    „Oh man. Irgendwie hätte ich es ja wissen müssen. Nachdem, wie du dich am Flughafenaufgeführt hast. Aber Ok. Werd ruhig glücklich mit dem. Nur, falls du dich noch maltrauen solltest, mir unter die Augen zu treten, muss ich dich töten. Und das mein ichernst.“

    Diesmal war er es, der anfing zu heulen als wenn es kein Morgen geben würde. Er um-klammerte mich, dass ich beinahe keine Luft mehr bekommen hätte. Das ging eine ganzeWeile so, bis er mich von sich stieß und mich anbrüllte.

    „Du mieses verficktes Stück Scheiße.“, danach rannte er weg.

    An Schule war natürlich heute nicht mehr zu denken.

    Daheim habe ich mir einen Flug nach Südafrika aus dem Internet rausgesucht und tat-sächlich einen gefunden, der noch am Abend gehen sollte. Ich würde zwar zwei Malumsteigen müssen, aber das war mir so was von scheißegal. Weniger egal war der Preisfür den Flug. Dafür durfte meine Mutter herhalten. Ich musste ihr einige Versprechenabgeben, die ich sonst nie gemacht hätte, aber was sollte ich machen......

    Ich glaube, es gibt nichts Schlimmeres als Fliegen. Man sitzt die ganze Zeit in einem Sitz,der so bequem ist wie eine Parkbank, muss zum Pinkeln auf eine Toilette, die nicht größerist als ein Dixi-Klo, dafür aber noch erbärmlicher stinkt. Das Essen ist ein Riesenwitz. JedeZeitung schmeckt besser als das, was die uns hier vorsetzen. Und man hat immer einenSitznachbarn, der nach allem stinkt, was man gerne Toiletten runterspült. Kurz gesagt,es war die Hölle.

    Als ich dann nach tausend Stunden endlich aus der Flughafenhalle in Kapstadt trat, trafmich erst mal der Schlag. Ich hab selten soo viele Menschen auf einem Haufen gesehen.Zum Glück sind die Taxis hier auch gelb, sodass ich sehr schnell eins gefunden hatte. Ichdrückte dem fetten Taxifahrer den Zettel mit der Adresse in die Hand, er nickte kurz,packte meine Koffer in den Kofferraum und wir fuhren los.

    - 22 -

  • Als wir nach einer endlosen Fahrt in einem saunaartigen Taxi endlich ankamen, bekamich erst mal Panik. Warum sagt mir auch keiner vorher, dass die hier nicht mit Eurosbezahlen? Gott sei Dank lächelte er als er meine Euros sah, >Euros auch gut!< sagte erund hat mich mit Sicherheit übers Ohr gehauen. Aber mir war´s egal. Hauptsache ichwar endlich bei Denny.

    Dann überkam mich aber schon der zweite Panikanfall. Natürlich hat ihm Keiner Be-scheid gesagt, dass ich komme. Was, wenn er das nur im Suff gesagt hat und es gar nichtso meint? Was, wenn er heute Morgen mit seiner Klasse auf Klassenfahrt gefahren ist?Was, wenn er gestern auf offener Straße abgeknallt wurde? Tausend Sachen konnten vongestern auf heute passiert sein und dann stehe ich hier und muss zusehen, wie ich wei-terkomme.

    „FLO!“, wer ruft mich da? Ich seh´ mich nach allen Seiten um, kann aber niemandensehen. Doch die Stimme kann nur Denny sein.

    „FLO?“, da schon wieder. Ich seh´ mich wie ein Geisteskranker um, kann dennoch immernoch niemanden sehen. Bis mein Blick auf ein Fenster im zweiten Stock eines ziemlichgroßen Hauses fällt, das von einer hohen Mauer umgeben ist. Da steht Denny. Er hat nurein ganz luftiges weißes Hemd an, seine dunkelblonden Haare wehen im Wind und ersieht einfach nur atemberaubend aus.

    „Komm endlich runter und hilf mir mit den Koffern.“, ruf ich hoch zu ihm.

    Als er das Tor aufmacht renne ich auf ihn zu und umarme ihn so fest ich nur kann, docher drückt mich schnell von sich.

    „Nicht hier auf der Straße. Die sehen das nicht so gern!“, sagt er.

    Seine Gastfamilie ist wirklich sehr nett. Die haben mich sofort aufgenommen und mir erstmal etwas zu Essen serviert. Oder sollte ich besser sagen, servieren lassen! Die haben danämlich Angestellte. Bis jetzt dachte ich auch immer, das es nur ein Klischee ist, aber dieAngestellten hier sind Schwarze und irgendwie muss ich die ganze Zeit an die ganzenBürgerrechtsfilme denken und bekomm sofort ein schlechtes Gewissen.

    Das alles ist aber nebensächlich. Ich halte heimlich unter dem Tisch, sodass es keinersehen kann, Denny´s Hand und ich kann es nicht abwarten, mit ihm in sein Zimmer zugehen.

    - 23 -

  • „Ich gehe davon aus, dass du dir denken kannst, dass ich mit Lars so was wie Schlussgemacht habe.“, sage ich in seinem Zimmer zu ihm.

    „Ja, kann ich. Deine Mutter hat mir aber auch schon alles erzählt!“

    „Ok. Das macht es mir leichter! Ich denke, ich liebe dich und wenn es dir genauso geht,und du das nicht nur gesagt hast, weil du besoffen warst, dann will ich das bisschenZeit, das wir miteinander haben, genießen und nicht über Lars oder Dini sprechen. Istdas Ok?“

    „Also erstens hab ich das nicht nur so gesagt. Und zweitens werd ich den Teufel tun undüber was anderes reden als über dich!“, erwidert er.

    „Eins muss ich aber noch wissen. Warum hast du es mir erst jetzt gesagt und nicht schonfrüher?“

    „Ich wollte es dir sagen als wir in der Raucherecke standen. Nach unserer Nacht.... , aberdu hattest sofort davon geredet, dass es halt nur Sex für uns beide war, da hab ich micheinfach nicht mehr getraut, etwas zu sagen. Vorgestern hab ich es dann aber nicht mehrausgehalten und der Alkohol hat den Rest getan....“.

    „Und was ist mit Dini?“, frage ich ihn

    „Was soll mit ihr sein? Wir haben doch eben beschlossen, nicht über die beiden zu reden.“

    „Ja schon. Aber wenn du doch schon die ganze Zeit was von mir wolltest, warum bistdu dann mit ihr zusammen?“

    „Keine Ahnung. Es tat auf jeden Fall mit jedem Tag mehr weh, dich mit Lars so glücklichzu sehen und da kam sie mir wohl gerade recht.“

    „Du verarscht sie also?“, frage ich ihn grinsend.

    „Nein, so´n Quatsch! Ich wusste es wohl zu dem Zeitpunkt nicht besser....... Doch, natür-lich wusste ich es besser, aber ich wollte es nicht wissen! Ich hab die Sache mit dir einfachverdrängt, weil sie mir das gegeben hat, was ich mir von dir so gewünscht hatte.“

    „Hab ich dir heut schon gesagt, dass ich dich liebe?“, frage ich und gehe dabei langsamauf ihn zu.

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  • „Nein, so richtig noch nicht.“, antwortet er.

    „Also gut. Ich liebe dich. Und da ich dich ja wohl erst mit meinem Sex zur Homosexualitätbekehrt habe, sollten wir den wohl noch mal wiederholen oder?“

    Er geht einen Schritt auf mich zu, sodass sich unsere Nasenspitzen berühren. „Es warnicht der Sex, den wir hatten. Es war deine Niedlichkeit am nächsten Morgen.“

    Ich musste grinsen. „Nicht ich war der Niedliche, sondern du! Du hast so komisch vordich hingemurmelt.“

    Er wird verlegen und ich liebe es, wenn er so niedlich rot im Gesicht wird. „Das hab ichgar nicht.“, dabei sieht er ganz verschämt zu Boden.

    Ich hebe seinen Kopf wieder hoch, küsse ihn kurz auf den Mund und sage: „Doch hastdu und dafür liebe ich dich!“

    Für den Rest des Abends kamen wir nicht mehr aus seinem Zimmer raus.

    Leider hat mir meine Mutter nur eine Woche Südafrika erlaubt, sodass der Heimreiseter-min immer näher und näher rückt. Wir verbrachten jede freie Minute miteinander, wasgar nicht so viel ist, weil er ja immer bis um drei in der Schule hocken muss. Wenn mirlangweilig war, half ich meistens den Angestellten beim Kochen oder sonst was. Nicht,dass ich Kochen oder Putzen oder so was könnte, aber um die Zeit totzuschlagen bis Larswieder da war, war es auf alle Fälle bestens geeignet.

    Einmal bin ich auf eigene Faust in die Stadt gegangen. Aber das ist mir echt nicht geheuer.Ich hab ja schon immer ein Problem mit Großstädten, aber hier das ist ja ne Metropoleund da laufen so viele verschiedene Leute rum, dass ich einfach Panik krieg. Weiß nicht,woher das kommt, haben tu ich´s auf jeden Fall schon sehr lange.

    Denny hat mir versprochen, in zwei Monaten zu mir zu kommen. Ob und wie ich es bisdahin aushalten soll, weiß ich noch nicht. Ich genieße auf jeden Fall, erst mal die Zeit, dieich noch mit ihm hier unten verbringen kann und vermeide tunlichst Gedanken an Larsoder Dini. Die werden mir bestimmt den Kopf abhacken und Denny´s in zwei Monatendann auch.....

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  • NachwortNachwort

    Also erst mal muss ich sagen, das ich absolut keine Ahnung habe, ob man für ein Austauschjahrnach Südafrika gehen kann. Von England, Frankreich und Amerika weis ich, aber da fährt dochjeder hin, also fährt der Denny halt nach Südafrika. Ob man in Südafrika an jeder Straßeneckeerschossen werden kann weis ich auch nicht, aber das ist halt mein, von den Medien geprägtesBild. Trotzdem hoffe ich, dass die Story hat euch gefallen hat. Wenn nicht, lasst es mich wissen,und wenn doch, natürlich auch... Liebe Grüße Rusty

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