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Schulfernsehen Der 30jährige Krieg Vom Prager Fenstersturz bis zur Schlacht bei Lützen Ein Film von Katharina Putz Beitrag: Simon Demmelhuber, Volker Eklkofer & Christian Sepp Inhalt Am 21. Mai 1618 stürzen böhmisch-protestanti- sche Adlige zwei verhasste Statthalter des katho- lischen Kaisers aus einem Fenster der Prager Burg. Diese zunächst lokale, ständisch-religiöse Auseinandersetzung bringt rasch ein gesamteu- ropäisches Pulverfass zur Explosion. Zwischen Katholiken und Protestanten entbrennt ein schon lange schwelender, erbitterter Streit, der sich zum Kampf der europäischen Mächte auf deut- schem Boden ausweitet. Nacheinander greifen Spanien, die Niederlande, Dänemark, Schweden und Frankreich in das Geschehen ein. Die geg- nerischen Mächtekonstellationen veränderten sich in dieser Zeit ebenso wie deren Kriegsziele. Da es keiner der Seiten gelingt, den Krieg dauer- haft militärisch für sich zu entscheiden, zieht sich das blutige Ringen 30 Jahre lang hin. Kriegsschauplatz Bayern Als eine der führenden katholischen Mächte ist auch Bayern in die Kriegswirren verstrickt. Viele Spuren der Verheerungen und Kampfhandlungen haben sich bis auf heutigen Tag erhalten. Weil sie mehr über die Ursachen und Folgen des 30- jährigen Krieges wissen wollen, machen sich die Schülerinnen Anna, Nadine und Mia in München auf die Suche nach Zeugnissen aus der Zeit des großen Mordens. Sie besuchen das Zeughaus, das einstige Waffenarsenal, in dem das Kriegs- material gelagert wurde. Dabei erfahren sie, dass alle Vorkehrungen vergebens waren. Denn obwohl die kaiserlichen Feldherren Tilly und Wal- lenstein anfangs Siege erringen und obwohl das der bayerische Herzog die Stadt befestigen und in Alarmbereitschaft versetzen lässt, rücken die Schweden im Mai 1632 in München ein. Der schwedische König Gustav Adolf fordert ein im- menses Lösegeld gegen das Versprechen, die Stadt zu verschonen. Als München die Summe trotz aller Anstrengungen nicht aufbringt, nimmt Gustav Adolf Geiseln, die bis zur vollständigen Bezahlung in Haft bleiben. Hunger, Seuchen, Angst und Not Tobias und Elsa, zwei „geisterhaften“ Zeitzeugen aus der Zeit des 30-jährigen Krieges, steuern © Bayerischer Rundfunk 1

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Der 30jährige Krieg

Vom Prager Fenstersturz bis zur Schlacht bei Lützen

Ein Film von Katharina PutzBeitrag: Simon Demmelhuber, Volker Eklkofer & Christian Sepp

Inhalt

Am 21. Mai 1618 stürzen böhmisch-protestanti-sche Adlige zwei verhasste Statthalter des katho-lischen Kaisers aus einem Fenster der Prager Burg. Diese zunächst lokale, ständisch-religiöse Auseinandersetzung bringt rasch ein gesamteu-ropäisches Pulverfass zur Explosion. Zwischen Katholiken und Protestanten entbrennt ein schon lange schwelender, erbitterter Streit, der sich zum Kampf der europäischen Mächte auf deut-schem Boden ausweitet. Nacheinander greifen Spanien, die Niederlande, Dänemark, Schweden und Frankreich in das Geschehen ein. Die geg-nerischen Mächtekonstellationen veränderten sich in dieser Zeit ebenso wie deren Kriegsziele. Da es keiner der Seiten gelingt, den Krieg dauer-haft militärisch für sich zu entscheiden, zieht sich das blutige Ringen 30 Jahre lang hin.

Kriegsschauplatz Bayern

Als eine der führenden katholischen Mächte ist auch Bayern in die Kriegswirren verstrickt. Viele Spuren der Verheerungen und Kampfhandlungen

haben sich bis auf heutigen Tag erhalten. Weil sie mehr über die Ursachen und Folgen des 30-jährigen Krieges wissen wollen, machen sich die Schülerinnen Anna, Nadine und Mia in München auf die Suche nach Zeugnissen aus der Zeit des großen Mordens. Sie besuchen das Zeughaus, das einstige Waffenarsenal, in dem das Kriegs-material gelagert wurde. Dabei erfahren sie, dass alle Vorkehrungen vergebens waren. Denn obwohl die kaiserlichen Feldherren Tilly und Wal-lenstein anfangs Siege erringen und obwohl das der bayerische Herzog die Stadt befestigen und in Alarmbereitschaft versetzen lässt, rücken die Schweden im Mai 1632 in München ein. Der schwedische König Gustav Adolf fordert ein im-menses Lösegeld gegen das Versprechen, die Stadt zu verschonen. Als München die Summe trotz aller Anstrengungen nicht aufbringt, nimmt Gustav Adolf Geiseln, die bis zur vollständigen Bezahlung in Haft bleiben.

Hunger, Seuchen, Angst und Not

Tobias und Elsa, zwei „geisterhaften“ Zeitzeugen aus der Zeit des 30-jährigen Krieges, steuern

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wertvolle Erinnerungen bei. Sie erzählen, was der Kampf um Macht und Religion für die einfa-chen Leute bedeutete: Hunger, Seuchen, Angst, Flucht, Not, Inflation und Mord waren an der Ta-gesordnung. Die Dörfer rings um München wur-den verbrannt, die Menschen verfolgt und ge-quält, die Felder verwüstet und die Scheunen ge-plündert. Spekulanten verschärfen die Hungers-not, und als Gustav Adolf Kontributionen für die Verschonung Münchens fordert, müssen auch die Ärmsten der Stadt ihr letztes Hab und Gut hingeben.

Fakten

Der Dreißigjährige Krieg - Überblick

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) begann als eine ständisch-religiöse Auseinandersetzung in Böhmen, die sich bald zu einem erbitterten Machtkampf der europäischen Mächte auf deut-schem Boden ausweitete. Der "Prager Fenster-

sturz" wurde dabei zum Funken, der den Konflikt-stoff zum verheerenden Brand auflodern ließ.

Im Laufe des Krieges griffen zahlreiche europäi-sche Mächte wie Spanien, die Niederlande, Dä-nemark, Schweden und Frankreich in das Ge-schehen ein. Die kriegerischen Auseinanderset-zungen lösten sich mehr und mehr in Einzelaktio-nen auf. So zerfällt der Zeitraum zwischen 1618 und 1648 in mindestens dreizehn Einzelkriege und zehn Friedensschlüsse. Die gegnerischen Mächtekonstellationen veränderten sich in dieser Zeit ebenso wie deren Kriegsziele. Keiner der Seiten gelang es, den Kampf militärisch für sich zu entscheiden.

Kampf der Konfessionen

Auf dem Höhepunkt seiner Macht erließ Kaiser Ferdinand II. aus dem Hause Habsburg das Re-stitutionsedikt (1629), mit dem die Rekatholisie-rung Deutschlands gesichert werden sollte. Doch

mit diesem Vorhaben stieß er nicht nur auf den Widerstand der Stände des Heiligen Römischen Reiches, sondern provozierte auch das Eingrei-fen weiterer protestantischer Mächte, in diesem Falle des schwedischen Königs Gustav II. Adolf.

Das große Sterben inmitten Europas

Die Folgen des dreißigjährigen Ringens waren für den deutschen Kriegsschauplatz katastro-phal: mehr als 15.000 Dörfer wurden zerstört, die Zahl der Einwohner sank drastisch, einzelne Landstriche waren total verwaist. Die großen Verwüstungen setzten erst 1635 ein, als der Krieg alle geregelten Bahnen verließ. An Intensi-

tät und menschlichen Verlusten übertraf der Dreißigjährige Krieg alle vorherigen Kriege.

Die unaufhaltsame Eskalation

Dass der Dreißigjährige Krieg sich zu einem krie-gerischen Geschehen bislang ungekannten Aus-maßes ausweitete, hat mehrere, vielschichtige Gründe. Es handelte sich um• einen Religionskrieg zwischen Protestanten

und Katholiken, ausgelöst durch Reformation und Gegenreformation,

• einen verfassungspolitischen Konflikt zwi-schen der Macht der Stände und der Krone, die Tendenzen zur absolutistischen Monarchie aufzeigte,

• einen Kampf um die Hegemoniestellung in Eu-ropa zwischen Österreich/Spanien (Haus Habsburg) und Frankreich, vorbereitet von dem Konflikt zwischen dem französischen Kö-nigshaus Valois und Habsburg in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und

• einen Konflikt der skandinavischen Staaten Dänemark und Schweden um die Vorherr-schaft im Ostseeraum.

Der endgültige Durchbruch wurde erst 1648 mit den Friedensschlüssen und Münster und Osna-

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brück erzielt. Alle Versuche, die kaiserliche Zen-tralgewalt zu stärken, waren mit dem Westfäli-schen Frieden gescheitert.

Eine europäische Zeitenwende

In der Geschichte Europas bildet der Dreißigjäh-rige Krieg die große Zäsur zwischen Reformation und Französischer Revolution und gilt als vierter europäischer Religionskrieg nach den Hugenot-tenkriegen in Frankreich (1562-1598), dem Schmalkadischen Krieg in Deutschland (1546/47) und dem Kappeler Krieg in der Schweiz (1529/1531).

2. Die Ausgangssituation

Seit der Wende zum 17. Jahrhundert verschärf-ten sich im Heiligen Römischen Reich die Ge-gensätze, die durch die Reformation und die Ge-genreformation im 16. Jahrhundert entstanden waren. Die Kompromissbereitschaft im Reich, die sich im Augsburger Religionsfrieden (1555) ma-nifestiert und dem Reich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Zeit des Friedens be-schert hatte, schien aufgebraucht. Als Fanal wirk-te der Fall Donauwörth: In der Reichsstadt war es zu Streitigkeiten zwischen Protestanten und Katholiken gekommen; Kaiser Rudolf II. (1552-1612, reg. 1576-1612) entschied gegen die Pro-testanten, erklärte Donauwörth unter Acht und beauftragte - gegen die Reichsverfassung - den katholischen Herzog Maximilian I. von Bayern (1573-1651, reg. 1598-1651) mit deren Durch-

führung. Die protestantischen Stände sahen sich bedroht und gingen auf Konfrontationskurs. Ein Ausgleich auf dem Reichstag von 1608 scheiter-te, mehrere protestantische Stände verließen das Gremium unter Protest. Damit war das wichtigste Ausgleichsorgan des Reiches lahmgelegt.

Die Lager formieren sich

Im Anschluss an den gescheiterten Reichstag von 1608 gründeten mehrere protestantische und

calvinistische Reichsstände unter Führung des Kurfürsten von der Pfalz die protestantische

"Union". Ihr gehörten neben dem Kurpfälzer un-ter anderem der Landgraf von Hessen-Kassel, der Herzog von Württemberg und die Markgrafen von Baden-Durlach und Brandenburg-Ansbach, so wie eine große Zahl von Reichsstädten an. Außerdem gelang es der Union unter dem ent-scheidenden Einfluss ihres "Architekten", des Fürsten Christians I. von Anhalt-Bernburg (1568-1630), Bündnisse mit Mächten außerhalb des Reiches abzuschließen: 1612 mit England, 1613 mit den Niederlanden. Auch Frankreich und Dä-nemark standen der Union mit Wohlwollen ge-genüber.

Als Antwort auf die Gründung der Union formier-te sich 1609 unter Führung des Herzogs von Bayern die "Liga", ein katholisches Bündnis, dem

auch die drei Erzbischöfe des Reiches (Mainz, Trier und Köln) angehörten.

Ein europäischer Konflikt bahnt sich an

Im Jahr der Gründung der Liga brach auch Erb-folgestreit um die Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg am Niederrhein aus (1609-1614), in dem die bei-den neugegründeten Bündnisse alsbald mit-mischten. Auch ausländische Mächte - wie Frankreich, England und die Niederlande - grif-fen in die Auseinandersetzungen ein. Im Jü-lich-Klevischen Erbfolgestreit zeichneten sich schon sehr deutlich die Konfliktlinien des kom-menden Dreißigjährigen Krieges ab.

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Wie im Reich war auch auf europäischer Ebene die Situation angespannt. Im Ostseeraum be-kriegten sich die beiden Mächte Dänemark und Schweden, und Spanien und die Niederlande standen sich feindlich gegenüber. Seit 1572 tobte in den Niederlanden, die einst zum habsburgi-schen Imperium gehört hatten, ein Freiheits-kampf. 1609 hatten sich die Parteien auf einen Waffenstillstand geeinigt, der 1621 auslaufen sollte. Mit weiteren Kämpfen wurde gerechnet.

Der böhmische Zündfunke

Den eigentlichen Anlass zum Ausbruch des Drei-ßigjährigen Krieges bildeten aber Ereignisse an einer Stelle in Europa, an der man nicht damit gerechnet hatte: in den habsburgischen Erblan-den selbst, genauer gesagt in Böhmen. Das Kö-nigreich Böhmen wurde seit 1526 von den katho-lischen Habsburgern regiert, war aber mehrheit-lich protestantisch gesinnt, ebenso wie die Kron-länder Mähren, Schlesien und die Lausitz. 1609 hatten die Böhmischen Stände im sogenannten "Böhmischen Majestätsbrief" weitgehende Rech-te erhalten. Sie waren der Lohn dafür, dass sie sich im Kampf zwischen Kaiser Rudolf II. und sei-nem Bruder und Nachfolger Matthias (1557-1619, reg. 1612-1619) auf die Seite des Kaisers gestellt hatten. Unter anderem garantierte der Majestätsbrief den Ständen Religionsfreiheit. Nun begann sich aber abzuzeichnen, dass nach dem Tod des kinderlosen Kaiser Matthias sein Vetter, Erzherzog Ferdinand aus der inneröster-reichischen Linie der Habsburger, seine Nachfol-ge antreten würde. Ferdinand hatte von sich als einem überzeugten Führer der Gegenreformation Reden gemacht und die Böhmen akzeptierten ihn nur widerwillig als ihren König (1617).

3. Der Böhmisch-Pfälzische Krieg (1618-1623)

Als Beginn des Dreißigjährigen Kriegs bezeich-net man heute den Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618. Eine Gruppe aufständischer böhmi-scher Adliger unter der Führung des Grafen Heinrich Matthias von Thurn-Valsassina (1567-1640) entschloss sich zum Bruch mit der Habs-burgerherrschaft in Böhmen, in dem man zwei verhasste Statthalter des Kaisers aus den Fens-tern des Hradschin herabwarf (siehe Kasten). Nach diesem Signal verbündeten sich die böhmi-schen Stände mit denen von Schlesien, Mähren, der Lausitz, Österreich und dem Fürsten von Sie-benbürgen, Gábor Bethlen von Itkár (1580-1629). Der schon zum König von Böhmen gewählte und gekrönte Ferdinand wurde abgesetzt und an sei-ner Stelle der junge Kurfürst Friedrich V. von

der Pfalz, Oberhaupt der protestantischen Uni-on, zum neuen König gewählt. Die böhmischen Stände rechneten bei ihrer Entscheidung auf die

Unterstützung der Union, Englands und der Nie-derlande. Wenige Wochen nach seiner Wahl nahm Friedrich V. die Wenzelskrone an, doch die erhoffte Unterstützung seiner Verbündeten blieb aus.

Der „Winterkönig“ wird eingekreist

Mittlerweile war der abgesetzte Ferdinand zum Kaiser gewählt worden und knüpfte Bündnisse mit der katholischen Liga, Spanien, dem Papst und dem protestantischen Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen an, dem für sein Eingrei-fen die Lausitzen und Schlesien versprochen wurden. Mit Hilfe seiner Bundesgenossen be-gann Ferdinand II. den neuen Böhmenkönig ein-

zukreisen: Ein Ligaheer unter dem Grafen Tilly besetzte Oberösterreich, ein spanisches Heer unter Ambrosio Spinola (1569-1630) fiel in der Kurpfalz ein und Sachsen besetzte die Lausitz. Die protestantischen Fürsten der Union mussten sich unter französischem und englischem Druck im Ulmer Vertrag (Juli 1620) für neutral erklären und der Fürst von Siebenbürgen verglich sich mit dem Kaiser.

Der Schlacht am Weißen Berg

Nachdem Friedrich so isoliert war, marschierte Tilly in Böhmen ein und schlug das böhmische

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Heer unter Christian von Anhalt in der Schlacht am Weißen Berg vor Prag (8. November 1620) vernichtend.

Bayern wird Kurfürstentum

Das Königtum Friedrichs, des "Winterkönigs", brach sofort zusammen. Friedrich musste mit sei-ner Familie in die Niederlande fliehen, wurde im Januar 1621 geächtet und verlor seine Kurwürde, die 1623 von Kaiser Ferdinand II. an Herzog Ma-ximilian von Bayern übertragen wurde. Dies war

der Lohn, den der Kaiser dem Bayernherzog 1619 im Vertrag von München für sein Eingreifen zugesagt hatte.

Die Rache der Sieger

Böhmen wurde bis 1622 von den kaiserlichen Truppen zurückerobert, rekatholisiert und der böhmische Adel weitgehend enteignet; 27 Führer des Aufstandes wurden in Prag hingerichtet (Pra-

ger Blutgericht, 1621), 300.000 böhmische Pro-testanten zur Auswanderung gezwungen. Die protestantische Union löste sich im April 1621 selbst auf und 1622 schloss Tilly die Unterwer-fung der Kurpfalz ab - der Sieg des Kaisertums über seine Gegner schien perfekt.

Dennoch setzten sich für die Sache des Winter-königs drei protestantische Feldherren ein: Ernst von Mansfeld (um 1580-1626), Christian von Braunschweig (1599-1626) und der Markgraf Ge-

org Friedrich von Baden-Durlach (1573-1638), ehemals Mitglied der Union, führten den Kampf fort. Nachdem Mansfeld und Markgraf Georg Friedrich Tilly überraschend bei Wiesloch (1622) geschlagen hatten, konnte die Liga eine Reihe von Siegen erringen. Bei Wimpfen (1622), Höchst (1622) und Stadtlohn (1623) mussten die Protestanten Niederlagen einstecken.

Die Verstrickung der Niederlande

Zur selben Zeit begann sich der böhmisch-pfälzi-sche Krieg mit dem Freiheitskampf der Nieder-lande zu verquicken, denn 1621 war der Waffen-stillstand zwischen den Niederlanden und Spani-en ausgelaufen. Aus dem deutschen Religions-krieg wurde so ein politischer Kampf um die Vor-herrschaft des Hauses Habsburg in Europa. 1622 begannen spanische Truppen unter Spino-la eine großangelegte Offensive gegen die Nie-derlande, auf deren Höhepunkt 1625 die Festung Breda erobert wurde. In Folge verbündeten sich die Niederlande mit England, Dänemark und Friedrich V. von der Pfalz, um die Truppen der Liga aus Norddeutschland zu vertreiben (Haager Vertrag, Dezember 1625).

Stichwort Prager Fenstersturz (23. Mai 1618)

Der (Zweite) Prager Fenstersturz griff in seiner Tradition auf den Ersten Prager Fenstersturz von

1419 zurück, als Demonstranten das Rathaus in der Prager Neustadt stürmten und insgesamt 13 Personen zum Fenster hinauswarfen, darunter einen Richter und drei Ratsherren. Der Erste Prager Fenstersturz war durch die hussitenfeind-lichen Maßnahmen von König Wenzel (reg. 1378-1400, als König von Böhmen bis 1419) ausgelöst worden und leitete die Hussitenkriege in Böhmen ein. Fensterstürze waren in Prag seit dem 15. Jahrhundert gebräuchlich und wurden auch als die "böhmische Methode" bezeichnet.

Als im Frühjahr 1618 die Proteste gegen die zum Teil gewaltsamen Rekatholisierungsmaßnahmen der Habsburger in Böhmen immer heftiger wur-

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den, berief das im Böhmischen Majestätsbrief von 1609 zugestandene Kollegium der Defenso-ren eine Versammlung nach Prag ein. Obwohl Kaiser Matthias (reg. 1612-1619) diese verbat, kamen die Vertreter am 21. Mai in der böhmi-schen Hautstadt zusammen. Zwei Tage später zogen etwa 100 Delegierte unter der Führung des Grafen Heinrich Matthias von Thurn-Valsas-sina (1567-1640) zum Prager Schloss, dem Hradschin. Ziel war es, die Vorkämpfer der ka-tholischen Partei in Böhmen, die kaiserlichen Statthalter Jaroslaw Martinitz (1582-1649) und Wilhelm Slawata (1572-1652), zu ermorden und damit den Ständen ein Signal zum offenen Auf-ruhr zu geben. Nach einer bewusst inszenierten Tumultszene wurden die beiden Statthalter und ihr Schreiber Fabricius ca. 17 Meter tief aus ei-nem Fenster in den Schlossgraben gestürzt. Trotzdem überlebten alle drei, wenn auch leicht verletzt. Die katholische Propaganda erhöhte die-se Rettung durch die Darstellung, dass die Jung-frau Maria höchstpersönlich die Herren mit ihrem Mantel durch die Lüfte zur Erde getragen hätte. Aber auch ohne Todesopfer wirkte der Fenster-sturz als Fanal. Die zum Kampf entschlossenen böhmischen Stände stellten ein Heer auf und we-nig später wurden die Jesuiten, in denen man Vorkämpfer der Gegenreformation sah, aus Böh-men vertrieben.

Mit dem Zweiten Prager Fenstersturz begann der Böhmische Aufstand (1618-1620), der den Drei-ßigjährigen Krieg einleitete.

4. Der Dänisch-Niedersächsischer Krieg (1625-1629)

Christian IV., König von Dänemark, griff in seiner Funktion als Herzog von Holstein und Oberst des

Niedersächsischen Kreises - und somit als Reichsstand - in die Kämpfe ein. In einem koordi-nierten Feldzug zwischen dem Dänenkönig, Christian von Braunschweig und Ernst von Mans-feld sollten die kaiserlichen Truppen zum Rück-zug gezwungen werden. Um ein Gegengewicht

zu den Truppen der Liga zu schaffen, hatte Kai-ser Ferdinand II. mittlerweile ein Heer durch Al-brecht von Wallenstein aufstellen lassen. Wallen-stein gelang es, Mansfeld an der Dessauer Brücke zu schlagen (1626), während Tilly dem Dänenkönig bei Lutter am Barenberg (1626) eine empfindliche Niederlage zufügte.

Der Frieden von Lübeck (1629)

Im Anschluss trieben Wallenstein und Tilly die dänischen Truppen bis nach Jütland zurück und

brachten den Norden des Reiches unter kaiserli-chen Einfluss. Wallenstein, mittlerweile Herzog von Friedland und Sagan, wurde vom Kaiser zum "General des Ozeanischen und Baltischen Meeres" (1628) erhoben und mit dem Herzogtum Mecklenburg belehnt (1629). Allerdings scheiter-te Wallenstein bei der Belagerung der Stadt Stralsund (1628/29). Mit dem Frieden von Lü-beck (1629) schied Dänemark aus dem Krieg aus; auch England zog sich aus dem Haager Bündnis zurück.

In dieser hoffnungsvollen Situation erließ Ferdi-nand II. auf dem Gipfel seiner Macht das Restitu-tionsedikt (1629), das die von den Protestanten vorgenommen Säkularisationen im Reich wieder rückgängig machen sollte. Doch der Kaiser hatte damit seine Machtposition überschätzt, Wider-stand im eigenen Lager bildete sich. Auf dem Regensburger Kurfürstentag (1630) erzwangen die Kurfürsten die Entlassung Wallensteins, des-sen beispiellose Machterweiterung sie aufge-schreckt hatte; außerdem erreichten sie die Aus-setzung des Restitutionsediktes. Der Oberbefehl der kaiserlichen Armee wurde an Tilly übertra-gen.

Stichwort Restitutionsedikt (1629)

Nachdem das protestantische Dänemark besiegt worden war (1629 Friede von Lübeck), suchte Kaiser Ferdinand II. seine neue Machtstellung zu sichern und zu erweitern. Beeinflusst wurde er in seiner Entscheidung von den durch protestanti-

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sche Fürsten enteigneten Orden, von Kurfürst Maximilian I. von Bayern und von seinem Beicht-vater, dem Jesuiten Wilhelm Lamormain (1570-1648), den Zeitgenossen den "Beherrscher des kaiserlichen Willens" nannten. Der Kaiser wollte seine neue Machtfülle dazu ausnutzen, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 in seinem Sinne auszulegen und die Stellung des Hauses Habsburg durch die Übernahme zahlreicher Bi-stümer in Norddeutschland zu stärken. Ferdi-nand II. hielt die Zeit für reif, den "großen Gewinn und die Frucht des Krieges" einzubringen - so seine eigenen Worte. Zu diesem Zwecke erließ er einseitig, das heißt ohne Einberufung eines Reichstages, am 6. März 1629 das sogenannte Restitutionsedikt. Es kennzeichnet den Höhe- und Wendepunkt der kaiserlichen Machtstellung im Reich.

Das Restitutionsedikt verfügte, dass alle seit dem Passauer Vertrag (1552) säkularisierten geistli-chen Territorien und Güter zum Katholizismus zurückkehren sollten. Den katholischen Reichs-ständen wurde die Rekatholisierung ihrer Unter-tanen gestattet. Mit der Durchführung des Edik-tes wurden kaiserliche Kommissare beauftragt. Widerstand sollte mit Acht und Aberacht geahn-det werden.

Betroffen von dem Restitutionsedikt waren in ers-ter Linie die Erzbistümer Magdeburg und Bre-men, die Bistümer Minden, Halberstadt, Lübeck, Verden, Ratzeburg, Brandenburg, Havelberg, Le-bus und Kammin, sowie vor allem schwäbische und niedersächsische Klöster. Aus politischer Rücksicht wurden Besitzungen des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (reg. 1611-1656) ausgenommen, denn das protestantische Sach-sen war ein wichtiger Verbündeter des Kaisers im Reich.

Gegen die Durchführung des Restitutionsediktes und somit gegen die damit verbundene Stärkung der Stellung des Hauses Habsburg erhob sich überkonfessioneller Widerstand unter den Reichsfürsten. Aber auch innerhalb des kaiserli-chen Lagers gab es Widerstand. So weigerte sich der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Trup-pen, Wallenstein, Truppen für die militärische Re-stitution zur Verfügung zu stellen. Auch von Sei-ten der Kurie und des spanischen Hofs wurden Warnungen laut. Schon ein Jahr nach dem Er-lass musste der Kaiser auf dem Kurfürstentag von Regensburg der Opposition eine Überprü-fung des Ediktes zugestehen. Im Frieden von Prag (1635) wurde das Restitutionsedikt für 40 Jahre ausgesetzt. Im Westfälischen Frieden (1648) wurde es schließlich ganz annulliert.

5. Der Schwedische Krieg (1630-1635)

In der Zwischenzeit bereitete eine andere protes-tantische Großmacht Europas ihr Eingreifen in den Krieg vor: Schweden unter der Dynastie der Wasa. 1629 hatte König Gustav II. Adolf den

Krieg mit seinem polnischen Vetter beendet. So wieder handlungsfähig landete der Schwedenkö-nig am 4. Juli 1630 auf der Insel Usedom. Die Schweden hatten ihr Eingreifen propagandistisch vorbereitet und Gustav II. Adolf erließ nach sei-ner Landung eine Kundmachung an die Bevölke-rung und die Herrscher Europas, die in fünf Sprachen die Gründe seines Eingreifens erläu-terte ("Schwedisches Kriegsmanifest"). Autor war der Schwede Johan Adler Salvius (1590-1651). Die Intervention wurde in erster Linie mit der Ret-tung des Protestantismus in Deutschland be-gründet, hatte aber auch rein machtpolitische Gründe, da Schweden sich durch die Ausdeh-nung Habsburgs bis an die Ostsee in ihrem Stre-ben nach der Vorherrschaft in diesem Raum (Dominium maris baltici) gefährdet sah.

Die Zerstörung Magdeburgs (1631)

Anfangs stießen die Schweden auf wenig Zu-spruch unter den Reichsfürsten. Erst nachdem Frankreich im Vertrag von Bärwalde (Januar 1631) Schweden seine Unterstützung zusagte, kam der Vormarsch in Gang. Allerdings kam Gu-stav II. Adolf zu spät, um die von Tilly und dem

Grafen Gottfried Heinrich von Pappenheim (1594-1632) belagerte Stadt Magdeburg, eine Hochburg des Protestantismus, zu entsetzen.

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Durch die Eroberung und Zerstörung Magde-burgs (Mai 1631), bei der 20.000 Menschen ums Lebens gekommen sein sollen, bekam die pro-testantische Sache gewaltigen Aufwind. Kurbran-denburg schwenkte ins schwedische Lager um und wenig später auch das ansonsten kaiser-treue Kursachsen, nachdem Tilly durch Nah-rungssorgen getrieben zuvor die sächsische Neutralität verletzt hatte.

Gustav II. Adolf nimmt München ein

Solchermaßen unterstützt, konnte Gustav II. Adolf einen unvergleichlichen Siegeszug durch das Reich antreten. Bei Breitenfeld in Sachsen besiegte er Tilly (September 1631), der dadurch seinen Nimbus als unbesiegbarer Feldherr ver-lor. Nach dem Sieg bei Rain am Lech (April 1632) konnten sich die Schweden auch als Her-ren über Süddeutschland betrachten. Kurz nach der Schlacht erlag der kaiserliche Oberbefehls-haber Tilly in Ingolstadt seinen Verletzungen. Bayern stand den Schweden offen, Gustav II. Adolf zog in der Hauptstadt München ein.

Wallenstein wieder im Sattel

In dieser misslichen Situation sah sich Ferdinand II. dazu veranlasst, abermals Wallenstein mit dem Oberbefehl über seine Armee zu betrauen. Der Feldherr verlangte im Gegenzug allerdings weitgehende militärische und politische Hand-lungsfreiheit. Wallenstein gelang es nun, die Schweden zum Rückzug aus Bayern zu zwin-gen. Bei Lützen in Sachsen kam es zur Schlacht, die unentschieden blieb. Allerdings fiel in dieser Schlacht König Gustav II. Adolf und die kaiserli-

che Armee war dermaßen geschwächt worden, dass sich Wallenstein nach Böhmen zurückzog und für längere Zeit jeden Einsatz verweigerte.

Nach dem Tod Gustav Adolfs führte der Reichs-kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) die schwedische Politik weiter und konnte die protes-tantische Koalition im Heilbronner Bund (23.4.1633) aufrecht erhalten. Im kaiserlichen La-

ger kam es in der Zwischenzeit zu einer ent-scheidenden Veränderung: Wallenstein geriet wegen undurchsichtiger und eigenmächtiger Ver-handlungen in Wien in den Verdacht, vom Kaiserhof abfallen zu wollen. Im Februar wurde der ehemals mächtige Generalissimus in Eger von kaisertreuen Offizieren ermordet.

Wallensteins Nachfolger Matthias Gallas (1584-1647) gelang es im September 1634 mit einem spanisch-kaiserlichen Heer, die Schweden bei Nördlingen zu schlagen und Süddeutschland zu befreien. Das protestantische Bündnis fiel aus-einander, der Heilbronner Bund löste sich auf.

Im Mai 1635 kam es zum Abschluss des Frie-dens von Prag zwischen dem Kaiser und dem Kurfürsten von Sachsen, dem sich die meisten Reichsstände (außer Baden, Württemberg und Hessen-Kassel) anschlossen. Doch der Friede sollte nicht, wie erhofft, den Krieg beenden, da er die in ihn verwickelten ausländischen Mächte (Frankreich, Schweden) ausgeschlossen hatte.

6. Der Friede von Prag (1635)

Eine wichtige Wende im Geschehen des Dreißig-jährigen Krieges stellte die Schlacht von Nördlin-gen da (6. September 1634), die die Schweden gegen ein kaiserlich-spanisches Heer verloren. In Folge löste sich der Heilbronner Bund auf. Der Nimbus Schwedens als Schutzmacht des Pro-testantismus war vorerst dahin - und Süd-deutschland befand sich wieder in der Hand der Katholiken. Nur zehn Wochen nach der Niederla-ge bei Nördlingen zerbrach das Bündnis zwi-schen Kursachsen und Schweden und Kurfürst Johann Georg I. wandte sich wieder dem Kaiser zu, mit dem er am 24. November 1634 ein Ab-kommen abschloss, die sogenannten Pirnaer Noteln, die als Präliminarvertrag zum Prager Frieden im Jahr darauf zu sehen sind.

Am 30. Mai 1635 schlossen der Kaiser und Kur-sachsen in Prag einen Frieden ab, dem sich un-ter dem Druck der kaiserlichen Autorität die meisten Reichsstände anschlossen, so auch Kurbrandenburg und Kurbayern. Ausnahmen bil-deten Baden, Württemberg und Hessen-Kassel.

Die wichtigsten Regelungen des Prager Friedens waren:• Aussetzung des Restitutionsediktes von 1629

und Einführung der "Normaljahres"-Regelung: Der Besitzstand am 12. November 1627 sollte ausschlaggebend sein, bei welcher Konfessi-on das jeweilige Kirchengut verblieb. Gültigkeit

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dieser Bestimmung auf 40 Jahre. Allerdings sollten die von den Protestanten besetzten Stifte kein Stimmrecht auf den Reichstagen haben (sogenannter Geistlicher Vorbehalt).

• Bestätigung der Übertragung der pfälzischen Kurwürde und der Oberpfalz an Bayern.

• Aufhebung der gegenseitigen Kriegskosten seit 1630.

• Verkündung einer allgemeinen Amnestie, al-lerdings ausgenommen der Verursacher der "böhmischen und pfälzischen Händel und Sa-chen" (einseitig erstreckte der Kaiser diese Amnestieausnahmen noch auf Württemberg, Baden und eine Reihe von Grafen und Baro-nen).

• Bildung eines Reichs-Kriegsheers zur Frie-denssicherung unter kaiserlichem Oberbefehl.

• Entfernung aller fremder Mächte vom Reichs-boden.

• Kassierung des Bündnisrechtes der Reichs-stände, Auflösung der Sonderbünde (Heilbron-ner Bund, Liga).

• Ausgeschlossen blieben die calvinistischen Reichsstände (v.a. Hessen-Kassel).

Ein bisschen Frieden auf Zeit

Der Prager Friede schien den Machtkampf zwi-schen Monarchie und Ständen zugunsten der Monarchie zu entscheiden. Verfassungsrechtlich brachte der Friedensschluss Kaiser Ferdinand II. eine Machtsteigerung. Doch der Prager Friede war nicht der erhoffte Ausgangspunkt einer allge-meinen Befriedung des Reiches, da er dem fak-tisch-politischen Kräfteverhältnis nicht entsprach. Die Kriegsverstrickung der ausländischen Mäch-te Frankreich und Schweden war von kaiserlicher Seite schlicht ausgeblendet worden. Die protes-tantischen Reichsstände waren tief unzufrieden mit dem Frieden und hofften auf ein weiteres Kriegsglück der Schweden und Franzosen.

Frankreich im Kampf gegen Habsburg

Während Schweden sich im Laufe des Jahres 1635 kriegsmüde zeigte, fiel nun die ausschlag-gebende Rolle an Frankreich unter der Regie-rung von Kardinal Richelieu. Dieser wollte sich keinesfalls mit der Machtausweitung des Hauses Habsburg zufrieden geben. Er schloss deshalb Bündnisse mit den Feinden Habsburgs (Nieder-lande, italienische Staaten), um die spanischen Niederlande und das spanische Mailand anzu-greifen. Die Gefangennahme des Trierer Erzbi-schofs Philipp Christoph von Sötern (1567-1652), eines französischen Parteigängers, durch spani-sche Truppen, bildete den Anlass für die Kriegs-erklärung Frankreichs an Spanien am 21. Mai

1635. Der Krieg ging so mit neu aufflackernder Brutalität ungehemmt weiter.

7. Chronik zur Geschichte des Dreißigjähri-gen Krieges bis 1635

Wichtige Ereignisse im Vorfeld des Dreißigjäh-rigen Krieges

1607: Exekution gegen die Reichsstadt Donau-wörth.

1608: Der Reichstag in Regensburg endet mit dem Auszug einiger protestantischer Stände.

Mai 1608: Gründung der Union, einem Sonder-bündnis protestantischer Stände des Reiches unter der Führung der Kurpfalz.

Juni 1609: Als Reaktion auf die Gründung der Union schließen sich mehrere katholische Reichsstände zur Liga zusammen.

Juli 1609: Kaiser Rudolf II. gewährt den böhmi-schen Ständen den "Böhmischen Majestätsbrief".

1609 bis 1614: Um die bedeutende Erbschaft der Territorien von Jülich, Kleve und Berg am Nie-derrhein entbrennt ein heftiger Erbfolgekrieg von europäischem Ausmaß.

1610: Tod des pfälzischen Kurfürsten Friedrichs IV.; Nachfolger wird sein minderjähriger Sohn Friedrich V., der 1613 die englische Königstoch-ter Elizabeth Stuart heiratet.

Böhmisch-Pfälzischer Krieg (1618-23)

23. Mai 1618: Zweiter Prager Fenstersturz löst den Böhmischen Aufstand aus; Beginn des Drei-ßigjährigen Krieges.

März 1619: Tod des kinderlosen Kaisers Matthi-as (reg. 1611-1619).

August 1619: Erzherzog Ferdinand von Innerös-terreich wird von allen Kurfürsten des Reiches zum römisch-deutschen Kaiser gewählt (regiert bis 1637 als Kaiser Ferdinand II.).

August 1619: Die böhmischen Stände setzen Ferdinand II. als König ab und wählen an seiner Stelle den calvinistischen Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz.

November 1619: Friedrich V. wird in Prag mit der Wenzelskrone zum König von Böhmen gekrönt

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November 1620: Die Truppen der katholischen Liga unter Tilly besiegen die pfälzisch-böhmi-schen Truppen am Weißen Berg bei Prag. Flucht des böhmischen Königspaars in die Niederlande.

1620: König Philipp III., aus der spanischen Linie der Habsburger, greift auf Seiten des Kaisers in die Kämpfe ein.

Januar 1621: Friedrich V. von der Pfalz verfällt der Reichsacht.

21. Juni 1621: "Prager Blutgericht"; Kaiser Ferdi-nand II. lässt die Anführer des Böhmischen Auf-standes durch ein Sondergericht verurteilen, 27 Adelige werden hingerichtet.

1621: Ende des Waffenstillstandes (abgeschlos-sen 1609) zwischen den Niederlanden und Spa-nien; die Niederlande rüsten protestantische Ar-meen gegen Kaiser und Katholiken im Reich aus.

1622: Spanien beginnt seine Offensive gegen die Niederlande.

Mai 1622: Die Anhänger Friedrichs V. erleiden bei Wimpfen durch spanisch-kaiserliche Truppen eine empfindliche Niederlage.

Februar 1623: Übertragung der pfälzischen Kur-würde in Regensburg durch den Kaiser an Her-zog Maximilian I. von Bayern, der auch die Ober-pfalz als Pfandbesitz erhält.

August 1623: Bei Stadtlohn an der niederländi-schen Grenze werden die Truppen Christians von Braunschweig durch Tilly aufgerieben.

September 1623: Heidelberg, Hauptstadt der Kurpfalz, wird von den Truppen Tillys erobert und geplündert.

5. Juni 1625: Die niederländische Festung Breda ergibt sich der spanischen Armee unter Spinola.

Niedersächsisch-Dänischer Krieg (1625-1629)

1625: Die nordische Großmacht Dänemark unter König Christian IV. greift in den Dreißigjährigen Krieg auf Seiten der Protestanten ein.

Juli 1625: Albrecht von Wallenstein wird Heerfüh-rer des Kaisers.

Dezember 1625: In der Haager Konvention ver-pflichten sich England und die Niederlande zur Unterstützung der dänischen Militäroperationen in Deutschland.

April 1626: Wallenstein besiegt den protestanti-schen Heerführer Ernst von Mansfeld bei der Dessauer Brücke. Dieser Sieg begründete Wal-lensteins Feldherrenruhm.

August 1626: König Christian IV. von Dänemark erleidet eine schwere Niederlage in der Schlacht bei Lutter am Barenberge (bei Salzgitter) gegen die Liga unter Graf Tilly. Norddeutschland wird von dem kaiserlichen Heer unterworfen.

1627: Wallenstein und Tilly besetzen Mecklen-burg und Pommern.

1628: Wallenstein wird vom Kaiser zum "General des Baltischen und Ozeanischen Meeres" er-nannt.

1629: Kaiser Ferdinand II. überträgt das Herzog-tum Mecklenburg an Wallenstein.

6. März 1629: Kaiser Ferdinand II. verkündet das Restitutionsedikt; Höhepunkt der Macht des Kai-sers und der gegenreformatorischen Rekatholi-sierung in Deutschland.

Mai 1626: Mit dem Frieden von Lübeck zwischen Kaiser Ferdinand II. und König Christian IV. scheidet Dänemark aus dem Krieg in Deutsch-land aus.

Schwedischer Krieg (1630-1635)

Juli 1630: Der schwedische König Gustav II. Adolf landet auf der Insel Usedom.

Juli - November 1630: Kurfürstentag in Regens-burg; Zerwürfnis zwischen Kaiser Ferdinand II. und Kurfürst Maximilian I. von Bayern, der die Entlassung Wallensteins erzwingt.

Januar 1631: Vertrag von Bärwalde zwischen König Gustav II. Adolf und Frankreich; Frank-reich - unter Kardinal Richelieu - finanziert damit einen erheblichen Teil der Kriegsführung der Protestanten gegen ihre katholischen Gegner und den Kaiser.

Bild 23 drkb01b23Mai 1631: Magdeburg, Hochburg des Protestan-tismus, wird von der Liga unter Tilly erobert und fast vollständig durch Feuer vernichtet. Die Opfer unter der Zivilbevölkerung werden auf 20.000 ge-schätzt.

September 1631: König Gustav II. Adolf siegt in der Schlacht bei Breitenfeld vernichtend über Til-ly.

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Dezember 1631: Zweite Berufung Wallensteins.

April 1632: Nach der Schlacht bei Rain am Lech stirbt der kaiserliche Feldherr Graf Tilly; Bayern wird durch die Schweden besetzt.

Mai 1632: Gustav II. Adolf zieht in der bayeri-schen Residenzstadt München ein - und erreicht damit den südlichsten Punkt seines Siegeszuges durch das Reich.

November 1632: In der unentschiedenen Schlacht bei Lützen fallen König Gustav II. Adolf und der kaiserliche Feldmarschall Graf zu Pap-penheim; die Kaiserlichen erleiden große Verlus-te; Wallenstein zieht sich nach Böhmen zurück.

Februar 1634Wallenstein wird von Ferdinand II. als Verräter abgesetzt und in Eger ermordet.

September 1634: Schlacht bei Nördlingen; Sieg der Kaiserlichen über die Schweden unter dem Feldherren Herzog Bernhard von Sachsen-Wei-mar; die Schweden werden aus Süddeutschland vertrieben.

Mai 1635: Friede von Prag zwischen dem Kaiser und Kursachsen, dem sich die meisten Reichs-stände anschließen; das Restitutionsedikt von 1629 wird für 40 Jahre ausgesetzt.

8. Hauptakteure des Dreißigjährigen Krieges

Friedrich V., Kurfürst von der Pfalz

Friedrich ([*26. August 1596, Heidelberg - † 29. November 1632, Bacharach am Rhein] ist der al-

teste Sohn von Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz aus dessen Ehe mit Louise Juliane von Nassau-Oranien, einer Tochter Wilhelms I. von Nassau-Oranien. 1613 heiratet er Elizabeth Stu-art (1596-1661), die älteste Tochter des Königs Jakob (James) I. von Großbritannien und der Anna von Dänemark. Aus dieser Ehe stammen 13 Kinder.

Nach dem frühen Tod seines Vaters (1610) stand Friedrich bis 1614 unter der Vormund-schaftsregierung seines Schwagers, Herzog Jo-hann von Pfalz-Zweibrücken. Bereits im Alter von 16 Jahren heiratete er die gleichaltrige Elizabeth Stuart, Tochter von König Jakob I. von Großbri-tannien. Diese Heirat sollte das Bündnis festigen, das 1612 zwischen England und der Union, ei-nem Zusammenschluss der wichtigsten protes-tantischen Reichsstände, dessen Oberhaupt Friedrich als Kurfürst von der Pfalz war, abge-schlossen worden war. Die pfälzischen Regie-rungsgeschäfte wurden in erster Linie von Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg (1568-1630), dem Architekten der Union, und Ludwig Camera-rius (1573-1651) geführt.

Seit dem Ausbruch des Aufstandes in Böhmen mit dem Prager Fenstersturz (1618) verhandel-ten die Rädelsführer mit kurpfälzischen Vertre-tern. Als im darauffolgenden Jahr Kaiser Matthi-as verstarb, setzen die Böhmen dessen gewähl-ten Nachfolger Ferdinand II. als ihren König ab und wählten stattdessen Friedrich V. zum König von Böhmen. Fast zeitgleich wurde in Frankfurt am Main Ferdinand II. zum Nachfolger Matthias' in der Kaiserwürde gewählt.

Obwohl die übrigen Mitglieder der Union die böh-mischen Pläne nicht unterstützten und auch der Bundesgenosse England keine Unterstützung si-gnalisierte, akzeptierte Friedrich die böhmische Krone. Zusammen mit seiner hochschwangeren Gemahlin, seinem ältesten Sohn und vielen sei-ner Räte verließ der pfälzische Kurfürst seine Regierungsstadt Heidelberg und zog über die Oberpfalz nach Böhmen. In Prag wurde Friedrich im November 1619 mit der Wenzelskrone zum König von Böhmen gekrönt. Wer oder was Fried-rich V. letztendlich dazu gebracht hat, sich auf dieses waghalsige Abenteuer einzulassen, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Einige Zeitgenos-sen sahen in Friedrichs Gemahlin Elizabeth die treibende Kraft, aus den Quellen lässt sich dies jedoch nicht belegen. Wesentlich ausschlagge-bender dürfte der Einfluss Christians von Anhalt gewesen sein, der den Böhmischen Aufstand mit vorbereitet hatte und dem sich der Kurfürst ganz unterordnete. Nach der Wahl Friedrichs über-nahm Anhalt den Oberbefehl über die böhmi-schen Truppen.

Obwohl sich der Einzug des kurpfälzischen Paa-res in Prag als großer Triumph gestaltete, war die pfälzische Herrschaft in Böhmen schon inner-halb eines Jahres wieder beendet. Am 8. No-vember 1620 besiegte ein kaiserlich-ligistisches Heer unter Graf Tilly die böhmisch-pfälzischen

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Kontingente in der Schlacht am Weißen Berg, ei-ner der Entscheidungsschlachten des Dreißigjäh-rigen Krieges. Friedrich und sein Hofstaat muss-ten überstürzt aus Prag fliehen, wobei beinahe der jüngste in Prag geborene Sohn Ruprecht ver-gessen worden wäre. Tatsächlich zurück blieb ein Grossteil der Geheimkorrespondenz Chris-tians von Anhalt, die unter anderem seine Ver-strickung in den Böhmischen Aufstand nach-zeichnete. Friedrichs bayerischer Vetter, Herzog Maximilian I. von Bayern, zog daraus Kapital, in-dem er Auszüge unter dem Titel "Anhaltinische Kanzlei" zu Propagandazwecken veröffentlichen ließ (sogenannter Kanzleienstreit).

Friedrich und seine Familie flohen im tiefsten Winter über Breslau nach Berlin und weiter über Wolfenbüttel und Hamburg in die Niederlande, wo sie Aufnahme bei seinen Verwandten mütter-licherseits fanden. Für den Spott nach dem schnellen Verlust seiner Krone brauchte Fried-rich nicht zu sorgen, die katholische Propaganda verunglimpfte ihn als "Winterkönig", ein Beiname, der ihm bis heute geblieben ist.

Nun holte Kaiser Ferdinand II. zum Gegenschlag aus: Im Januar 1621 wurde über Friedrich V. die Reichsacht verhängt, seine Stammlande von spanischen Truppen unter Ambrosio Spinola er-obert. Heidelberg wurde geplündert (1622), die wertvolle pfälzische Bibliothek "Palatina" von dem Bayernherzog an den Papst verschenkt. Schließlich übertrug Kaiser Ferdinand II. die pfäl-zische Kurwürde sowie die Herrschaft über die Oberpfalz an Herzog Maximilian I. (1623), als Dank für dessen Unterstützung bei der Nieder-schlagung des Böhmischen Aufstandes. Dieser Schritt wurde als Verfassungsbruch gesehen und löste im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation einen Proteststurm aus.

Die Frage der Restitution der Pfalz und der Kur-würde an Friedrich, beziehungsweise nach des-sen Tod an seine Kinder, blieb bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges eine der zentralen Fra-gen. Der Exilhof des Pfälzer Paares wurde zum Hauptquartier der protestantischen Sache. Doch bis zum Eingreifen des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf waren die reellen Erfolge äußerst gering. Friedrich schloss sich dem Zug der Schweden nach Süden an und erlebte noch deren Einzug in München. Doch kurz nach dem Tod Gustav II. Adolfs in der Schlacht bei Lützen starb auch Friedrich im Alter von 36 Jahren in Bacharach am Rhein an der Pest.

Nach dem Tod Friedrichs setzte seine Gemahlin Elizabeth den Kampf für die Rechte ihrer Kinder

fort. Doch erst im Westfälischen Frieden erhielt ihr ältester Sohn Karl Ludwig (1617-1680) die Stammlande - allerdings ohne die Oberpfalz - und die Kurwürde zurück. Elizabeth gebar ihrem Gemahl 13 Kinder, von denen der Sohn der jüngsten Tochter Sophie 1714 als Georg I. den englischen Thron bestieg (Haus Hannover).

Unter Friedrichs Kindern ragte besonders die äl-teste Tochter Elisabeth (seit 1667 Äbtissin von Herford) hervor, die sich der Philosophie widme-te und mit den berühmtesten Männern ihrer Zeit in Briefwechsel stand, so mit ihrem Lehrer René Descartes. Von den Zeitgenossen wurde sie als "Philosophische Prinzessin" oder gar als "Wun-der des Nordens" gefeiert.

Johann Tserclaes Graf von Tilly

Tilly [* Februar 1559 - † 30. April 1632 in Ingol-stadt] stammt aus einem Adelsgeschlecht in Bra-

bant und wurde von den Jesuiten erzogen. Er kämpfte im Heer von Alexander Farnese im Nie-derländischen Freiheitskampf, anschließend im Kölner Krieg gegen Bischof Gebhard Truchsess von Waldburg, schließlich in Frankreich und seit 1600 in Ungarn in habsburgischen Diensten ge-gen die Türken. Hier stieg er zum Oberst (1602) und binnen weniger Jahre zum Feldmarschall (1605) auf. Im habsburgischen Bruderzwist zwi-schen Kaiser Rudolf II. und Erzherzog Matthias stand er auf der Seite des Kaisers. 1608 zog er sich kurzfristig ins Privatleben zurück.

Die 1609 gegründete katholische Liga bestellte Tilly ein Jahr später zum Oberbefehlshaber ihrer Armee. Im Alter von 61 Jahren wurde er 1620 von Herzog Maximilian I. von Bayern zum Gene-ralleutnant der Liga befördert. Im selben Jahr ge-lang ihm der entscheidende Sieg über die Trup-pen des "Winterkönigs" Friedrich V. von der Pfalz am Weißen Berg bei Prag.

Die Anhänger Friedrichs V., Ernst von Mansfeld und Georg Friedrich Markgraf von Baden-Durlch, siegten überraschend über Tilly bei Wiesloch (1622). Aber nur kurze Zeit später brachte der

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katholische Feldherr den Truppen des Markgra-fen Georg Friedrich bei Wimpfen eine empflindli-che Niederlage bei (1622) und siegte bei Höchst über Christian von Halberstadt (1622). Als Lohn wurde er im selben Jahr in den Reichsgrafen-stand erhoben. 1623 beendete der Sieg Tillys bei Stadtlohn über die Truppen Christians von Braunschweig die erste Phase des Dreißigjähri-gen Krieges.

Im Dänisch-Niedersächsischen Krieg (1625-1629) fiel Tilly 1625 in den niedersächsischen Reichskreis ein und besiegte König Christian IV. 1626 in der Schlacht bei Lutter am Barenberge. In Folge erreichte er die völlige Niederwerfung Dänemarks und den Abschluss des Friedens von Lübeck (1629), den Tilly als zu milde für den Dä-nenkönig betrachtete. Die Durchführung des von Kaiser Ferdinand II. erlassenen Restitutionsedik-tes setzte er - im Gegensatz zu Wallenstein - in Norddeutschland energisch durch.

Nach der Absetzung Wallenstein auf dem Re-gensburger Fürstentag 1630 wurde Tilly dessen Nachfolger als Oberbefehlshaber der kaiserli-chen Truppen, allerdings ohne Wallensteins um-fassende Machtbefugnisse. Im Mai 1631 gelang ihm die Eroberung von Magdeburg, das sich dem Restitutionsedikt widersetzte. Gegen seinen Wil-len wurde die Stadt durch Feuer fast völlig zer-stört, es gab 20.000 Tote unter der Zivilbevölke-rung. Im September desselben Jahres erstürmte er Leipzig, wurde aber nur wenig später bei Brei-tenfeld von den Schweden unter König Gustav II. Adolf vernichtend geschlagen. Diese Schlacht zerstörte seinen Nimbus als unbesiegbarer Feld-herr. Trotzdem versuchte er weiterhin, den vor-dringenden Schweden Widerstand zu leisten und eroberte im März 1632 Bamberg zurück. Bei dem Versuch, die Schweden an der Überquerung des Lechs zu hindern, wurde er in der Schlacht bei Rain am Lech verwundet und starb kurz darauf im belagerten Ingolstadt im Alter von 73 Jahren an seinen Wunden.

Obwohl zu Lebzeiten von Feind und Freund hoch geschätzt (Gustav II. Adolf schrieb anlässlich sei-nes Todes einen bemerkenswerten Nachruf), wurde das Bild Tillys lange Zeit durch die Zerstö-rung Magdeburgs, einem der grauenhaftesten Höhepunkte des Dreißigjährigen Krieges, domi-niert und verdunkelt. Zeitgenossen bezeichneten Tilly gerne als "geharnischten Mönch", als "Heili-gen im Harnisch" und als "General der Mutter Gottes". Tilly wird bescheinigt, von tiefer Religio-sität durchdrungen gewesen zu sein; sein gan-zes Leben strebte er nach einer durchgehenden Rekatholisierung Deutschlands. Die Durchfüh-

rung des Restitutionsediktes, "ein Gott wohlgefäl-liges Werk", betrachtete er als seine heilige Pflicht. Obwohl der spanische Niederländer des Deutschen nur sehr wenig mächtig war, gilt Tilly als bedeutendster bayerischer Feldherr und wur-de von König Ludwig I. durch ein Denkmal in der Münchner Feldherrenhalle geehrt.

Gustav II. Adolf, König von Schweden

Gustav Adolf [* 9. Dezember 1594, Stockholm - † 6. November 1632, Lützen bei Leipzig] ist der

Sohn des Herzogs Karl von Södermanland, dem späteren König Karl IX. von Schweden (1600/1607-1611), und der Prinzessin Christine von Holstein-Gottorp. 1620 heiratet er Marie Eleonore von Brandenburg (1599-1655). Aus dieser Ehe stammt eine Tochter, die spätere Kö-nigin Christina von Schweden (1626-1689, reg. 1631 [unter Vormundschaft]/1644 - 1654).

Gustav Adolf gehörte dem Hause Wasa an, das seit 1587 auch Könige von Polen stellte. Diese polnisch-schwedische Union stieß wegen der ge-genreformatorischen Politik König Sigismunds III. Wasa und dessen Missachtung schwedischer In-teressen in Schweden auf heftigen Widerstand stieß. 1598 wurde Sigismund von seinem Onkel, Herzog Karl von Södermanland, dem Reichsver-weser Schwedens, auf dem Schlachtfeld besiegt und 1599 vom schwedischen Reichstag für ab-gesetzt erklärt. Herzog Karl wurde 1604 von den schwedischen Ständen zum König ausgerufen und 1607 als König Karl IX. im Dom zu Uppsala gekrönt. Diese Vorgänge hatten einen - mit Un-terbrechungen - fast dreißig Jahre dauernden Krieg zwischen Schweden und Polen zur Folge (1601-1629).

Nach dem Tod Karls IX. wurde dessen Sohn Gu-stav Adolf durch die Stände für mündig erklärt und bestieg als König Gustav II. den schwedi-schen Thron (Krönung 1617). Allerdings musste Gustav Adolf dafür den Ständen umfassende Rechte garantieren, wie beispielsweise die Re-servierung aller hohen Staatsstellen für den Adel. Zusammen mit dem neuernannten Reichs-

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kanzler Axel Oxenstierna (1583-1654) führte der König eine Reihe von inneren Reformen durch, die die schwedische Großmachtpolitik des 17. Jahrhunderts begründeten: Neuordnung von Zentralverwaltung und Rechtsprechung, Heeres-reform, zielstrebige Förderung der wirtschaftli-chen Entwicklung. Außenpolitisch strebte er nach der Vorherrschaft Schwedens im Ostseeraum ("Dominium maris baltici"), die er durch Ausgrei-fen nach den südlichen und östlichen Randge-bieten der Ostsee sichern wollte. Zur Bereinigung der Verhältnisse schloss Gustav II. Adolf sowohl mit Dänemark als auch mit Russland, mit denen sein Vater im Krieg gelegen hatte, Frieden (mit Dänemark 1613 in Knäred, mit Russland 1617 in Stolbova). Der Frieden mit Russland brachte Schweden Ostkarelien und Ingermanland ein und verwehrte somit den Russen den Zugang zur Ostsee.

1621 griffen schwedische Truppen das unter pol-nischer Oberhoheit stehende Livland an und noch im selben Jahr wurde Riga erobert. Zu Be-ginn des Jahres 1626 hatte Gustav Adolf die Er-oberung der baltischen Provinzen Polens abge-schlossen und seine Truppen fielen in das polni-sche Preußen ein. Dieser Krieg sollte einen Eck-pfeiler zur Sicherung des Dominium maris baltici bilden. Die Verlegung des Kriegsschauplatzes brachte den schwedisch-polnischen Krieg in Be-rührung mit dem Dreißigjährigen Krieg. Zudem unterstützte Kaiser Ferdinand II. König Sigis-mund von Polen. So stießen schwedische und kaiserliche Truppen bereits 1628 bei der Belage-rung von Stralsund zusammen; der kaiserliche Feldherr Wallenstein musste daraufhin die Bela-gerung abbrechen. Nachdem Gustav Adolf im folgenden Jahr von kaiserlichen Truppen auf der Stuhmer Heide geschlagen wurde, schloss er einen Waffenstillstand mit Polen (Waffenstillstand von Altmark, 26. September 1629). Schweden behielt in dieser Vereinbarung zahlreiche Küsten-städte, die als Operationsbasis genutzt werden konnten, sowie die reichen Zolleinnahmen von Danzig, die Gustav Adolf gewaltige Einnahmen sicherten.

Mehrere Gründe bewogen Gustav Adolf 1630 dazu, persönlich mit einem Heer in den Dreißig-jährigen Krieg einzugreifen. Dänemark war mitt-lerweile durch den Frieden von Lübeck (1629) aus dem Krieg ausgeschieden, mit dem Erlass des Restitutionsediktes stand Kaiser Ferdinand II. auf dem Gipfelpunkt seiner Macht. Der Schwe-denkönig musste fürchten, dass die polnische Li-nie der Wasa mit Hilfe der Habsburger erneut die Herrschaft der schwedischen Wasa erschüttern könnte. Der Beginn der kaiserlichen Ostseepolitik

unter Wallenstein gefährdete zudem die schwe-dischen Seeherrschaftspläne und die Handelsin-teressen im Ostseeraum. Im Juli 1630 landete Gustav Adolf mit Truppen auf der Insel Usedom. Als wichtigsten Beweggrund für sein Eingreifen gab der Schwedenkönig an, den deutschen Pro-testantismus retten zu wollen, der durch das Re-stitutionsediktes stark gefährdet war. Allerdings dürfen auch die Eroberungen nicht übersehen werden, die sich der Schwedenkönig durch sein Eingreifen erhoffte und die seine Ostseepolitik abrunden sollten.

Die Mehrzahl der deutschen Fürsten reagierte skeptisch auf das schwedische Eingreifen im Reich. Allerdings bot die kurz zuvor erfolgte Ent-lassung Wallensteins den Schweden Möglichkeit zur Offensive. Erst die Unterstützung durch Frankreich im Vertrag von Bärwalde (Januar 1631) brachte den Schweden mehr Unterstüt-zung ein. Die Eroberung und Zerstörung von Magdeburg durch Tilly im selben Jahr konnte Gustav Adolf allerdings nicht verhindern; dieses Ereignis bewirkte aber ein Umdenken im protes-tantischen Lager. So liefen sowohl der Branden-burger Kurfürst als auch der sächsische Kurfürst zu den Schweden über. Mit seinen neuen Ver-bündeten schlug er die kaiserlichen Truppen un-ter Tilly am 17. September 1631 bei Breitenfeld in Sachsen entscheidend.

Nach dem Sieg bei Breitenfeld dachte der Schwedenkönig vielleicht sogar erstmals daran, die deutsche Kaiserkrone zu erwerben, denn die österreichischen Erblande lagen ungeschützt vor ihm. Doch diese Vermutungen bleiben reine Spekulation. Um die protestantischen Stände des Südens zu entlasten, zog Gustav Adolf nach Südwestdeutschland. Über Bamberg und Würz-burg gelangte er nach Frankfurt am Main, wo auch der entthronte Böhmenkönig Friedrich V. von der Pfalz zu ihm stieß. Währenddessen er-oberten die schwedischen Generäle weite Teile des rheinisch-westfälisch Reichskreises. Im März 1632 zog Gustav Adolf weiter gen Osten und schlug abermals Tilly, der bei der Verteidigung des Lechübergangs tödlich verwundet wurde (Schlacht bei Rain am Lech, 15. April 1532). Nach diesem wichtigen Sieg besetzten die schwedischen Truppen Bayern und eroberten Augsburg und München. In dieser kritischen Si-tuation entschloss sich Ferdinand II., Wallenstein wieder zum kaiserlichen Oberbefehlshaber zu er-nennen. Um nicht von seinen Verbindungslinien abgeschnitten zu werden, musste der Schwe-denkönig wieder nach Norden ziehen. Die Er-stürmung des Lagers von Wallenstein bei Fürth misslang den Schweden, die abermals nach

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Bayern einfielen. Doch die kaiserlichen Truppen zogen nach Sachsen weiter. Gustav Adolf folgte Wallenstein und prallte unvermutet auf die geg-nerische Hauptmacht. In der unentschiedenen Schlacht bei Lützen fiel König Gustav II. Adolf, die Kaiserlichen erlitten jedoch schwere Verluste und Wallenstein zog sich nach Böhmen zurück. Nach dem Tod des Königs führte der schwedi-sche Reichskanzler Oxenstierna den Krieg wei-ter.

Die zeitgenössischen protestantischen Dichter feierten den Schwedenkönig als einen Gottess-treiter und Glaubensretter, in Flugblättern wurde er als "Löwe aus Mitternacht" tituliert, der gekom-men sei, um die geknechteten evangelischen Fürstentümer und Reichsstände zu einen. Sein früher und gewaltsamer Tod trug zur Überhö-hung dieses Bildes natürlich bei. In der Wissen-schaft wird immer wieder über die Motive seines Kriegseintritts diskutiert. Religiöse Gründe vermi-schen sich mit politischen und wirtschaftlichen. Ein starkes Haus Habsburg an der Ostsee konn-te - mit Bunde mit Spanien - für Schweden poli-tisch und wirtschaftlich existenzbedrohend sein.

Ferdinand II., deutsch-römischer Kaiser

Ferdinand [* 9. Juli 1578, Graz † 15. Februar 1637, Wien] ist der Sohn des Erzherzogs Karl II.

von Innerösterreich, des jüngsten Sohns Kaiser Ferdinands I., und der Prinzessin Maria von Bay-ern, einer Tante von Herzog Maximilian I. von Bayern. Er ist in erster Ehe (1600) verheiratet mit seiner Cousine Maria Anna von Bayern (1574-1616), aus dieser Ehe stammen sieben Kinder; seine zweite Ehe (1622) schloss er mit Eleonora Gonzaga von Mantua (1598-1655), diese Ehe blieb kinderlos.

Ferdinand genoss von frühester Kindheit an eine streng katholische Erziehung; seit 1590 besuchte er die Jesuitenuniversität von Ingolstadt und blieb sein Leben lang ein Freund der Jesuiten, aus de-ren Reihen er seine Beichtväter holte. Nachdem Ferdinand die Volljährigkeit erreicht hatte (1595), übernahm er die Regierungsgeschäfte in den

habsburgischen Ländern seines verstorbenen Vaters, der Steiermark, Kärnten und Krain ("In-nerösterreich"). Seine enge Beziehung zu den bayerischen Wittelsbachern festigten sich weiter durch seine Heirat (1600) mit einer Schwester Herzog Maximilians I. von Bayern, Maria Anna.

In seinen Erblanden existierte eine starke protes-tantische Minderheit, mit der sich der Vater Fer-dinands stets arrangierte hatte. Ferdinand jedoch - als eifriger Katholik und unter dem Einfluss sei-ner strengkatholischen Mutter Maria - nahm den Kampf gegen die Stände auf. Mit Hilfe von "Re-formationskommissionen" führte er in seinen Ländern konsequent die Gegenreformation durch. Die Protestanten wurden vor die Wahl ge-stellt, auszuwandern oder sich dem katholischen Glauben zuzuwenden. Ferdinand war mit seinen Maßnahmen sehr erfolgreich.

In das Licht der Öffentlichkeit rückte Ferdinand nach dem Tode Kaiser Rudolfs II. (1612), als sich abzuzeichnen begann, dass dessen Nach-folger Matthias kinderlos bleiben würde. Um sich die Nachfolge von Kaiser Matthias zu sichern, schloss Ferdinand mit König Philipp III., dem Oberhaupt des spanischen Zweigs der Habsbur-ger, einen Vertrag ab, der Ferdinand die Nachfol-ge sicherte, aber im Gegenzug dem spanischen König die Herrschaft über das Reichslehen El-sass versprach. Das Elsass benötigte Spanien dringend, um seine Truppen von Norditalien in die Niederlande zu verschieben (sogenannter Oñate-Vertrag, benannt nach dem spanischen Gesandten in Wien, 1617). 1617 wurde Ferdi-nand trotz seiner stark katholischen Prägung von den mehrheitlich protestantischen Ständen zum König von Böhmen gewählt; obwohl der Herr-scher den Ständen ihre durch den Böhmischen Majestätsbrief (1609) zugesicherten Rechte be-stätigte, setzte er doch seine Rekatholisierungs-politik auch in Böhmen fort. Diese daraus entste-henden Spannungen führten zum Böhmischen Aufstand und zum Prager Fenstersturz und bil-deten somit den direkten Auslöser des Dreißig-jährigen Krieges.

Nach dem offenen Aufstand erfolgte in Böhmen praktisch eine Übernahme der Regierungsgewalt durch die Stände. In Prag bildete sich ein drei-ßigköpfiges Ständedirektorium "zur Verteidigung von Glauben und Freiheit", beschlagnahmte das kaiserliche Kirchengut, verbannte die Jesuiten und stellte ein eigenes Heer auf, um in das Her-zen der habsburgischen Lande einzufallen. Au-ßerdem gelang es den Direktoren, die böhmi-schen Nebenländer zum Aufstand zu überreden - zuerst Schlesien und die Lausitzen, nach eini-

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gem Zögern auch Mähren (April 1619). Mittler-weile war der auf Ausgleich bedachte Kaiser Matthias gestorben (März 1619) und Ferdinand sollte zu seinem Nachfolger gewählt werden. Doch die Situation verschlechterte sich für den Habsburger: Neben den Böhmen begehrten auch die österreichischen Stände auf und ver-langten von dem Herrscher Religionsfreiheit. Gleichzeitig gelang es dem böhmischen Heer un-ter dem Grafen Thurn sich bis nach Wien durch-zuschlagen - allerdings musste es nach wenigen Tagen wieder abziehen.

Als sich die Situation beruhigt hatte, konnte Fer-dinand schließlich nach Frankfurt am Main zie-hen, wo er am 28. August 1619 von allen Kur-fürsten des Reiches zum Kaiser gewählt wurde. Nur zehn Tage zuvor hatten allerdings die böhmi-schen Stände Ferdinand als ihren König für ab-gesetzt erklärt und wählten Ende August 1619 den jungen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem neuen König.

In dieser Lage griff Ferdinand, nun als Kaiser Ferdinand II., auf die Hilfe seines engen Ver-wandten, des Herzogs Maximilian I. von Bayern zurück. Im Vertrag von München (Oktober 1619) verspricht der tatkräftige und finanzstarke Her-zog, eine Armee der Liga mit 25.000 Mann ins Feld zu führen - gegen volle Erstattung der Kriegskosten und gegen ein mündliches Verspre-chen des Kaisers, nach der Niederwerfung Fried-richs V. ihn mit dessen Kurwürde zu belehnen. Über die Tatsache, dass es sich bei diesem Vor-gehen um einen klaren Bruch mit der Reichsver-fassung handelte, trösteten sich beide Parteien damit hinweg, dass sowohl Friedrich als auch Maximilian dem Geschlecht der Wittelsbacher angehörten und die Kurwürde somit in der Fami-lie bleibe.

Und Ferdinand hatte auf die richtige Karte ge-setzt: Am 8. November 1620 schlug das Liga-heer, das unter dem Kommando des 60-jährigen Generalleutnants Johann Tserclaes von Tilly

stand, die böhmischen Truppen vernichtend in der Schlacht am Weißen Berg. Friedrich, von nun

an von der kaiserlichen Propaganda als "Winter-könig" verspottet, musste fliehen. Ferdinand zer-schlug nun in den wiedereroberten Gebieten die ständische Macht mit Hilfe der Gegenreformation wie einst in Innerösterreich. Böhmen wurde in der Folgezeit wirtschaftlich, sozial und kulturell völlig umgekrempelt. Man schätzt, dass 300.000 Protestanten ihr Heimatland verlassen mussten. Die freiwerdenden Latifundien wurden meist an landfremde katholische Geschlechter verscher-belt. Auf diesem Wege gelangte auch der späte-re kaiserliche Generalissimus Albrecht von Wal-lenstein (der selbst aus Böhmen stammte) an 50 Güter. Die Anführer des Böhmischen Aufstandes wurden hart bestraft: Am 21. Juni 1621 wurden 27 Adelige auf dem Richtplatz am Altstädter Ring in Prag hingerichtet. Während der Hinrichtung der Aufständischen betete Kaiser Ferdinand II. in Mariazell vor dem Bild der Madonna, "dass sie glücklich sterben".

Als nächsten Schritt musste Ferdinand seinen Schwager Maximilian entlohnen: Nach der Schlacht am Weißen Berg erhielt dieser Oberös-terreich als vorläufiges Pfand, 1621 besetzte der Herzog die zu den kurpfälzischen Besitzungen gehörende Oberpfalz und 1623 wurde ihm in ei-ner offiziellen Zeremonie in Regensburg die Kur-würde übertragen, nachdem Friedrich V. zuvor der Acht verfallen war und somit seiner Titel ver-lustig gegangen war.

Als Dänemark 1625 in das Kriegsgeschehen ein-griff, reichte das Heer der Liga alleine nicht mehr aus - in dieser Situation war es von großer Be-deutung, dass Ferdinand II. auf das Angebot des böhmischen Großgrundbesitzers Albrecht von Wallenstein einging, ein 40.000 Mann starkes Heer aufzustellen. Gemeinsam mit Tilly brachte Wallenstein große Teile Norddeutschlands unter kaiserlichen Einfluss: Der kaiserliche Feldherr stieg zum Herzog von Mecklenburg auf, während Dänemark 1629 mit dem Frieden von Lübeck aus dem Krieg ausschied. Im selben Jahr erließ Ferdinand auf dem Höhepunkt seiner Macht das sogenannte Restitutionsedikt, das die Situation im Reich ein für allemal im Sinne der Gegenre-formation regeln sollte. Doch damit überschätzte er seine Machtstellung, eine breite Fürstenoppo-sition wendete sich gegen den Kaiser und den Oberbefehlshaber seiner Truppen. Auf dem Kur-fürstentag von Regensburg musste Ferdinand schließlich Wallenstein entlassen und auf die Durchführung des Ediktes verzichten.

Der Siegeszug König Gustav II. Adolf von Schweden durch das Reich (1631/32) veränderte die Lage grundlegend. Nach dem Tod von Tilly

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nach der Schlacht bei Rain am Lech sah sich der Kaiser dazu veranlasst, Wallenstein zurückzube-rufen und mit außerordentlichen Vollmachten auszustatten. Als sich nach der Schlacht bei Lüt-zen das militärische Gleichgewicht wieder einge-stellt hatte, ließ Ferdinand seinen Generalissimus beseitigen - Wallenstein wurde Anfang 1634 in Eger auf kaiserlichen Befehl ermordet. Die Machtfülle und die selbständige Politik seines Feldherrn war ihm zu gefährlich geworden.

Nach der Beseitigung Wallensteins ging Ferdi-nand auf Friedenskurs. Am 30. Mai 1635 schloss er mit dem Kurfürsten von Sachsen den Prager Frieden ab, den fast alle Reichsstände ratifizier-ten. Allerdings gelang es dem Kaiser dadurch nicht, den Krieg zu beenden, in den nun Frank-reich aktiv eingriff. Kurz vor seinem Tod gelang es Ferdinand II., dass auf dem Reichstag von Regensburg die Reichsstände seinen Sohn zu seinem Nachfolger wählten (1636). Kurze Zeit nach der Rückkehr von diesem Reichstag verstarb der Kaiser an der Wassersucht in Wien.

Allgemein heißt es von Ferdinand II., dass er ein maßvoller, leutseliger Fürst gewesen sei, der sei-nen Feinden - soweit sie sich unterwarfen - leicht verzieh. Äußerst fromm, ja bigott, stand er unter dem Einfluss seines Beichtvaters Wilhelm La-mormain (1570-1648), der besonders sein hartes Durchgreifen gegen die böhmischen Protestan-ten, das Restitutionsedikt und die Entlassung Wallensteins beeinflusste. Ferdinand führte ein vorbildliches Familienleben. Mit seiner ersten Frau Maria Anna hatte er sieben Kinder, darunter seinen Nachfolger Ferdinand III. (1608-1657, Kaiser 1637-1657) und die Tochter Maria Anna (1610-1664), die 25jährig 1635 auf väterlichen Wunsch des Vaters den verwitweten 65jährigen Kurfürsten Maximilian von Bayern heiratete.

Albrecht Wenzel von Wallenstein, Herzog von Friedland, Sagan und Mecklenburg

Wallenstein [*24. September 1583, Hermanitz (Ostböhmen) † 25. Februar 1634, Eger], ist ne-

ben König Gustav II. Adolf von Schweden die be-

rühmteste Figur des Dreißigjährigen Krieges. Er stammt aus dem alten, aber niederen und ver-armten böhmischen Adelsgeschlecht Waldstein (Valdštejn). Seine Eltern sterben, bevor er das 12 Lebensjahr erreicht. Der protestantisch erzo-gene Albrecht besucht die Lateinschule in Gold-berg/Schlesien und studiert danach an der Uni-versität Altdorf, wo er sich als übler Raufbold einen Namen macht. 1604 tritt er in die militäri-schen Dienste der Habsburger ein, kämpft gegen die Türken und die Aufständischen in Ungarn. 1606 tritt er heimlich zum Katholizismus über, al-lerdings ist dieses Datum in der Geschichts-schreibung umstritten (genannt werden z.B. auch 1602). 1609 heiratet Wallenstein die reiche Wit-we Lukretia Nekeš von Landeck (um 1582-1614), deren früher Tod ihn zum einem der größ-ten Grundbesitzer in der Markgrafschaft Mähren macht.

Bisher war Wallenstein nicht größer in Erschei-nung getreten, dies änderte sich aber mit dem Gradiskaner- oder Uskokenkrieg (1615-18), einer der größeren Auseinandersetzungen im Vorfeld des Dreißigjährigen Kriegs. Es handelte sich hierbei um eine Auseinandersetzung zwischen der Republik Venedig und dem Erzherzog Ferdi-nand von der Steiermark, auf dessen Seite Wal-lenstein 1617 in den Krieg eingriff und das Re-nommee des künftigen Kaisers rettete. Als Dank dafür erhob ihn Kaiser Matthias 1617 in den Gra-fenstand.

Als in Böhmen mit dem Prager Fenstersturz der offene Aufstand gegen die Habsburger aus-brach, war Wallenstein Obrist in Mähren, wech-selte aber bald in "Wildwestmanier" (Friedemann Bedürftig) zu kaiserlichen Partei, wobei er die mährische Kriegskasse entführte und an die Habsburger übergab. Mit diesem Schritt wurde Wallenstein zum Habenichts, denn die mähri-schen Stände konfiszierten in Folge seine Besit-zungen und verwiesen ihn auf ewig des Landes.

Erst nach der Schlacht am Weißen Berg und der Niederwerfung des Böhmischen Aufstands kehr-te Wallenstein nach Böhmen zurück. Durch den Erwerb von über 50 Gütern - Besitztum der Re-bellen, das zu Schleuderpreisen verkauft wurde - vermehrte er seinen beträchtlichen Reichtum. Sein Aufstieg war nun nicht mehr aufzuhalten: 1623 heiratete Wallenstein in zweiter Ehe Isabel-la Maria von Harrach, Tochter eines der Vertrau-ten Kaiser Ferdinands II., und wurde in den Pfalzgrafen- und Fürstenstand erhoben; 1625 stieg er zum Herzog auf. Zu diesem Zwecke wur-de die als Rebellengut konfiszierte Herrschaft Friedland, die 1621/22 an Wallenstein gefallen

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war, erheblich erweitert. Daher rührt auch die Be-zeichnung Wallensteins als "der Friedländer".

In der Verwaltung seiner Güter zeigte sich Wal-lenstein als Wirtschaftstalent ersten Ranges. So gründete er Industrien in Friedland, legte Vorräte an, kontrollierte die Landwirtschaft, steigert die Exporte, kümmerte sich aber auch um das Bil-dungswesen, die Wohlfahrtspflege und die medi-zinische Versorgung seiner Untertanen. Binnen weniger Jahre hatte Wallenstein in Böhmen einen Musterstaat geschaffen. Die erwirtschafte-ten Gewinne betrugen bis zu 700.000 Gulden pro Jahr und ermöglichten Wallenstein ab dem Herbst 1625 die Errichtung einer Rüstungsindus-trie, die ähnlich wie die Landwirtschaft organisiert war und Waffen, Schanzzeug, Munition, Unifor-men und Stiefel in Massenproduktion herstellte.

1625 trat abermals eine Wendung in Wallen-steins Lebens ein, als Dänemark sich in den Dreißigjährigen Krieg einmischte und die be-drängten Ligastreitkräfte um Entlastung suchten. So machte Kaiser Ferdinand II. Wallenstein 1625 zum Oberbefehlshaber aller kaiserlichen Trup-pen. Der Friedländer stellte innerhalb kürzester Zeit ein Heer von 40.000 Mann auf - eine Größe, die alle herkömmlichen Begriffe sprengte. Die Riesensummen, die alleine schon bei der Anwer-bung anfielen, beschaffte sich Wallenstein über seinen Bankier Hans de Witte († 1630), einen Niederländer mit erstklassigen Verbindungen in der Finanzwelt Europas. De Witte schoss mit Hil-fe seiner Faktoren (reicher Geschäftsleute im Reich) Gelder in beliebiger Höhe vor, die zu je-dem Zeitpunkt und an jedem Ort ausbezahlt wer-den konnten. Durch dieses Heer war Ferdinand II. nicht mehr zwingend auf das Ligaheer Maximi-lians I. von Bayern angewiesen, weshalb der Bayernherzog von Anfang an eine Abneigung ge-gen den Friedländer hegte.

Mit seiner neuen Armee griff Wallenstein in den Krieg in Norddeutschland ein: Im April 1626 be-siegte er den protestantischen Feldherren Ernst von Mansfeld an der Dessauer Brücke und ver-folgte diesen bis nach Ungarn. Zurückgekehrt kaufte Wallenstein das Fürstentum Sagan in Schlesien, denn der Kaiser konnte seinem Feld-herren aus Geldmangel nichts bieten als Herzog-tümer. Im Anschluss zog Wallenstein mit dem Feldherren Graf Tilly nach Norddeutschland, be-setzte Jütland (1627), Mecklenburg (1628) und Pommern (1628). Einzig die Stadt Stralsund konnte - mit schwedischer Hilfe - seiner Belage-rung standhalten. Der Kaiser konnte immer noch nicht zahlen und so belehnte er seinen Feldher-ren mit dem Herzogtum Mecklenburg; zuvor hat-

te der Kaiser allerdings die beiden Herzöge Adolf Friedrich und Johann Albrecht absetzen müssen.

Wallenstein war am Gipfelpunkt seiner Macht an-gelangt, er titulierte sich jetzt als Herzog von Friedland, Mecklenburg und Sagan, zudem war 1628 zum "General des Ozeanischen und Balti-schen Meeres" ernannt worden. In diesem Titel klingen hochfliegende Pläne an, die in der For-schung als "Ostseeplan" bezeichnet werden. Wallenstein soll im Norden des Reiches ein neu-es Machtzentrum geplant haben und Mecklen-burg sollte Basis für eine habsburgische Kriegs-flotte werden. Für diesen Plänen fühlte sich die schwedische Krone bedroht, die wiederum ihre eigenen Pläne im Ostseeraum verfolgten.

Nach dem Frieden von Lübeck (Juni 1629), mit dem Dänemark aus dem Krieg ausschied und den Wallenstein verhandelt und unterzeichnet hatte, war der Unterhalt einer riesigen Armee nicht mehr notwendig. Nun wurde Wallenstein seine neue Machtfülle zum Verhängnis: Im Reich formierte sich eine überkonfessionelle Fürstenal-lianz gegen den Emporkömmling, der allen zu gefährlich erschien. Auf dem Regensburger Kur-füstentag (1630) geriet der Kaiser so unter Druck, dass er der Entlassung seines Feldherren zustimmen musste. Drei Viertel des kaiserlichen Heeres wurde entlassen, Wallenstein zog sich nach Böhmen zurück. Mittlerweile hatte das wal-lensteinsche System auch an anderer Stelle zu bröckeln begonnen: Das Finanzsystem funktio-nierte nicht so, wie es sollte - wenige Wochen nach der Entlassung Wallensteins beging sein Bankier Hans de Witte Selbstmord, indem er sich in dem Brunnen seines Hauses ertränkte.

Doch die Situation sollte sich schnell wieder än-dern: Noch vor der Entlassung Wallensteins war der schwedische König Gustav II. Adolf auf der Insel Usedom gelandet und griff auf Seiten der Protestanten in der Krieg ein. Im September 1631 schlugen die Schweden die kaiserlichen Truppen unter Tilly bei Breitenfeld in Sachsen vernichtend. Nach längeren Verhandlungen übernahm Wallenstein abermals den Oberbefehl über das kaiserliche Heer, zunächst vorläufig, nach dem Tode Tillys in der Schlacht bei Rain am Lech unumschränkt. In den Vereinbarungen von Göllersdorf (April 1632), die mündlich zwi-schen dem Feldherren und dem Fürst Eggen-berg getroffen wurden, wurde Wallenstein Gene-ralissimus des Hauses Habsburg, und zwar ohne Beschränkungen ("in absolutissima forma"). Dem Feldherren wurden höchste Auszeichnungen versprochen und weitreichende Vollmachten zu-gestanden, von denen allerdings nicht klar ist,

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wie weit sie reichten. Denn der Inhalt der Verein-barungen von Göllersdorf ist nur aus Quellen überliefert, die Wallenstein negativ beurteilen.

Wallensteins Zweites Generalat begann mit der Befreiung von Böhmen; im November 1632 focht der Generalissimus bei Lützen eine Schlacht ge-gen die Schweden, die unentschieden blieb, in der allerdings auch der Schwedenkönig Gustav II. Adolf fiel. Nach der Schlacht zog sich Wallen-stein nach Böhmen zurück. Der Friedländer ver-fiel in eine eigenartige Apathie, hinzu kamen ver-schiedene Krankheiten, an denen er schon län-ger litt. Nebenher betrieben Wallenstein und sei-ne Getreuen eine ausufernde Geheimdiplomatie. Die Verhandlungen mit Sachsen, Schweden, Frankreich und böhmischen Exilanten mal gegen den Kaiser, mal für den Kaiser mussten Misstrau-en am Wiener Kaiserhof erregen. Hinzu kamen Intrigen seiner Gegner am Hof.

Anfang 1634 versuchte Wallenstein zweimal in-nerhalb weniger Wochen, seine Offiziere in Pil-sen an seine Person zu binden (Erster Pilsener Revers, 12. Januar 1634; Zweiter Pilsener Re-vers, 20. Februar 1634). Doch zu dieser Zeit war der ehemals mächtige Generalissimus eigentlich schon ein toter Mann, denn am 24. Januar 1634 hatte Kaiser Ferdinand II. seine Absetzung be-

schlossen und dies mit einer Verschwörung ge-gen seine Person begründet. Dabei handelte es sich um ein "verklausuliertes Todesurteil" (Georg Schmidt). Wallenstein erkannte dies wohl, nahm Verhandlungen mit dem protestantischen Feld-herren Bernhard von Sachsen-Weimar auf, musste dann aber nach Eger, in der Nähe der schwedischen Stellungen flüchten. Dort wurde er am 25. Februar im Haus des Bürgermeisters er-mordet, den tödlichen Stoß gegen den Wehrlo-sen führte ein Ire namens Devereux. Zuvor wa-ren seine letzten treuen Offiziere, darunter sein Schwager Adam Graf Terzcka, bei einem Ban-kett ermordet worden. Der Wallenstein vorgewor-fene Hochverrat ist aus seinen Papieren nicht zu beweisen.

Seit seiner Jugendzeit hatte sich Wallenstein mit Astrologie befasst, der in der Frühen Neuzeit ein hoher Stellenwert zukommt. 1609 verfasste nie-mand geringerer als Johannes Kepler für ihn ein Horoskop. Seit 1629 beschäftigte Wallenstein den Italiener Giovanni Battista Seni (1600-1656) als Hofastrologen, der ihn bis nach Eger beglei-tete. Nach neueren Untersuchungen soll Seni aber nicht nur von Wallenstein sondern auch von seinen Gegnern bezahlt worden sein, die ihn dazu veranlassten, Informationen zu liefern und dem Feldherrn verkehrte Horoskope zu stellen.

Didaktische Hinweise

Die Sendung kann im GSE- und Geschichtsunterricht ab der 7. Jahrgangsstufe eingesetzt werden.

Lehrplanbezüge (Bayern)

Hauptschule

7. Jgst.GSE7.4.2 Der Dreißigjährige Krieg 1618 – 1648 (Ursachen, Verlauf und Ergebnis des Krieges; Alltag; der Westfälische Friede)

Realschule

7. Jgst.Geschichte7.4 Reformation und Kampf um die Vorherrschaft in EuropaDer Dreißigjährige Krieg als Kampf um die Vorherrschaft in Europa (Interessenkonflikte und Verlauf des Krieges; Kriegsführung und Leiden der Bevölkerung; der Westfälische Friede

Gymnasium

7. Jgst.Geschichte7. Vom Mittelalter bis zum Absolutismus7.3 Neue geistige und räumliche Horizonte (der Dreißigjährige Krieg als konfessionelle und machtpoli-tische Auseinandersetzung)

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Lernziele

Die Schülerinnen und Schüler sollen:• die Zeit zwischen 1350 und 1650 als eine Epoche grundlegender konfessioneller, politischer und

wirtschaftlicher Veränderungen begreifen;• die Grundzüge der kriegsbeteiligten Mächtekonstellationen und ihrer Interessen am Beginn des 17.

Jahrhunderts in Grundzügen verstehen;• über die Auslöser und entscheidenden Konflikte des Dreißigjährigen Krieges Bescheid wissen;• wesentliche Abschnitte, Akteure und Schauplätze des Dreißigjährigen Krieges kennen;• mit den wesentlichen Folgen und Ergebnissen des Krieges und der Friedensschlüsse vertraut sein;• die besonderen Auswirkungen des Krieges und der Friedensschlüsse für Bayern kennen.

Anregungen und Arbeitsaufträge

• Schildert kurz die wichtigsten Ereignisse im Reich im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges!

Die wichtigsten Ereignisse im Reich im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges:

1607 Verhängung der Reichsacht durch Kaiser Rudolf II. über die Reichsstadt Donauwörth wegen Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten um eine Prozession. Der Kaiser greift auf Seiten der Katholiken in den Konflikt ein. Die Protestanten fühlen sich bedroht und gehen auf Konfrontationskurs. Der Reichstag von 1608 in Augsburg scheitert. Die Protestan-ten verlassen unter Protest den Reichstag, der damit als Ausgleichsorgan im Reich ausfällt. Nach dem gescheiterten Reichstag von 1608 kommt es zur Bildung des protestantischen Sonderbündnisses der Union (unter Führung der Kurpfalz) und seines katholischen Gegen-stücks, der Liga (unter Führung von Bayern).

Durch den Erbfolgekrieg um die Herzogtümer Jülich-Kleve und Berg am Niederrhein (1609-1614) werden die Konfliktlinien sichtbar. Ausländische Mächte wie England, Frankreich und die Niederlande greifen in den Konflikt auf der Seite der Protestanten ein. Die Katholiken wer-den im Gegenzug vom Kaiser und von Spanien (Haus Habsburg) unterstützt.

“Bruderzwist” im Hause Habsburg schwächt das Kaisertum. 1618 Ausbruch des Böhmischen Aufstandes. Die Böhmen weigern sich, ihren neuen Souverän, den erzkatholischen Ferdinand von der Steiermark (aus einer habsburgischen Nebenlinie) anzuerkennen und erheben sich in Berufung auf alte Rechte (“Böhmischer Majestätsbrief”, 1609). Der Krieg bricht aus, als die Böhmen Ferdinand – mittlerweile zum Kaiser aufgestiegen – absetzen und Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, Oberhaupt der Union, zum neuen König wählen.

• In welche verschiedenen Phasen lässt sich der Dreißigjährige Krieg einteilen?

Der Dreißigjährige Krieg lässt sich in vier verschiedene Phasen einteilen:• Böhmisch-Pfälzischer Krieg (1618-1623)• Dänisch-Niederländischer Krieg (1625-1629)• Schwedischer Krieg (1630-1635)• Französisch-Schwedischer Krieg (1635-1648)

Literaturhinweise

Friedemann Bedürftig: Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg. München [dtv] 1998.

Fritz Dickmann: Der Westfälische Frieden. Münster [Aschendorff Verlag] 1998.

Maurus Friesenegger: Tagebuch aus dem 30jährigen Krieg. Nach einer Handschrift im Kloster An-dechs. Hrsg. v. Willibald Mathäser. Mit Vorw., Anmerk. u. Register. München [Allitera Verlag] o.J.

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Manfred Peter Heimers: Krieg, Hunger, Pest und Glaubenszwist, München im Dreißigjährigen Krieg. München [Stadtarchiv München] 1998.

Andreas Kraus: Maximilian I. Bayerns großer Kurfürst. Regensburg [Pustet] 1990.

Bernhard R. Kroener: Kriegsgurgeln, Feireuter und Merodebrüder. Soldat des Dreißigjährigen Krie-ges. Täter und Opfer. In: Wolfram Wette (Hrsg.): Der Krieg des kleines Mannes. Eine Militärgeschich-te von unten, 2. Aufl., München/Zürich 1995.

Links

http://www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfaelischer_Friede/dokumentation/ausstellungen/ausstel_katal/in-dex2_htmlFür eine intensivere Beschäftigung unverzichtbare Webseite der Forschungsstelle "Westfälischer Frie-de".

http://www.wcurrlin.de/links/basiswissen/basiswissen_dreissigjaehriger_krieg.htmÜbersichtliche, umfassende Darstellung des 30-jährigen Krieges, gute Einstiegsmöglichkeit und soli-des Basiswissen

http://www.uni-potsdam.de/u/geschichte/mdk/index.htmMuseum des Dreißigjährigen Krieges. Eine vorzügliche Themenseite der Uni Potsdam

http://www.koni.onlinehome.de/basisdateien/inhalt-frames.htmInformative Themenseite zum 30-jährigen Krieg von Klaus Koniarek mit umfangreichem Personenlexi-kon

http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za146/barock/30krieg.htm#Erste%20StationThemenseite des Peter-Petersen-Gymnasiums zum 30-jähri8gen Krieg

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Drei%DFigj%E4hriger_Krieg.htmlKurze, zuverlässige Zusammenfassung der Kriegsereignisse

http://www.lsg.musin.de/geschichte/!daten-gesch/16-17jh/krieg30.htmVirtuelles Geschichtsheft für den Unterricht am städtischen Louise-Schroeder-Gymnasium in Mün-chen

http://www.krieg.historicum-archiv.net/themen/m30jk/einfuehrung.htmSpezielle Themenseite zur Geschichte des 30-jährigen Krieges in München, ein Projekt des Histori-schen Seminars der Ludwig-Maximilians-Universität München (Historicum.net)

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