Der Begriff Der Person inder Psychiatrie

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Der Nervenarzt 3•2002 | 239 Zusammenfassung Der Begriff der Person erscheint in der psychiatrischen Terminologie zunächst nur im negativen Sinn, nämlich beim speziellen Symptom der Depersonalisation. Selbstent- fremdung lässt sich jedoch als ein Grund- merkmal psychischen Krankseins auffassen, das seine Voraussetzung in der widersprüch- lichen Struktur menschlicher Personalität selbst hat. Eine Analyse des Personbegriffs ist daher für die Psychopathologie unentbehr- lich. Das Leitmotiv der Arbeit bildet vor allem der Gegensatz von „persona“ als Maske oder Rolle einerseits und„Person“ als individuellem, autonomem Selbst andererseits. Diese Dialektik wird auf anthropologische Grund- strukturen wie Sozialität, Selbstverhältnis, Selbsttranszendenz und Fiktionalität zurück- geführt. Dabei geht die kulturhistorische ebenso wie die individuelle Entwicklung von Personalität notwendig mit Entfremdungs- phänomenen einher, die als Depersonalisa- tionen auch psychiatrisch relevant werden können. Am Beispiel der Depression werden vitale und emotionale Depersonalisation, am Beispiel der Schizophrenie dann die „inten- tionale Depersonalisation“ beschrieben. Schizophrene Symptome ersten Ranges wie Willensbeeinflussung oder Gedankenein- gebung erweisen sich dabei als Störung der zentralen Strukturen von Personalität. Schlüsselwörter Person · Identität · Rolle · Entfremdung · Depersonalisation · Schizophrenie Zu den rätselhaftesten Phänomenen in der Psychiatrie gehört das Empfinden von Patienten, dass sie sich fremd ge- worden und nicht mehr sie selbst seien. Sie beschreiben dies in Äußerungen wie: „Ich bin wie ein Automat, nicht mehr lebendig. Ich spüre nichts mehr, alles geht nur noch mechanisch.“ „Wenn ich etwas tue, habe ich doch nicht das Gefühl, es wirklich zu tun.“ „Ich empfinde mich gar nicht mehr als Person.“ Die Kranken fühlen sich wie Zu- schauer ihrer selbst; sie merken, wie sie denken, reden, handeln, spüren es aber nicht mehr. Ihre Existenz selbst kann ihnen fragwürdig werden. Wir nennen diese schwereren Formen der Selbstent- fremdung Depersonalisation. Das Sich- fremd-Werden im weiteren Sinn ist aber so charakteristisch für psychisches Kranksein, dass schon Griesinger im letzten Jahrhundert die Entfremdung als das Grundmerkmal der seelischen Krankheiten ansah ([13] S. 117), und das Französische bezeichnet sie sogar insge- samt mit dem Begriff der aliénation. Nun ist die Selbstentfremdung offenbar ein schwer begreifbares Phäno- men. „Ich bin nicht mehr ich“ – das scheint unsinnig:Wenn jemand sich mit „ich“ bezeichnet, muss er sich schon identifiziert haben und kann dies nicht im selben Satz bestreiten. Aber diese Selbstidentifizierung ist im Grunde nicht minder rätselhaft. Um meiner selbst bewusst zu sein, muss ich sozusa- gen aus mir heraustreten, mich von mir selbst trennen und dann als denselben wiedererkennen – mir selbst zusehen. Ein Wesen,das sich selbst identifizieren kann, zeigt damit eine eigenartige Dop- pelung oder Gespaltenheit, die schon den Keim der Selbstentfremdung in sich trägt. Ein solches Doppelwesen ist aber das, was wir mit dem Begriff der Per- son bezeichnen. Um die Phänomene der Selbstentfremdung zu verstehen, müssen wir daher fragen, was es heißt, „Person“ zu sein. Historische Entwicklung des Personbegriffs Person stammt vom lateinischen persona, das ursprünglich die Maske im antiken Theater bedeutet, dann auch den Schau- spieler und seine Rolle [10]. Später nann- te man persona auch die Rolle, die einer in der Gesellschaft spielt, das, was einer zu sein scheint. Persona hat also ur- sprünglich mit „Vorstellung“, auch mit Verstellung und Schein zu tun, was zu- nächst nicht zum heutigen Personbe- griff zu passen scheint. Aber gerade die „Vorstellung“ beruht ja darauf, dass der Mensch sich etwas vorstellen kann, was nicht ist. Er kann „so tun als ob“, er spielt, er verwandelt sich, und nimmt soziale Rollen ein. Damit deutet persona als Maske bereits voraus auf das Ent- scheidende am späteren Personbegriff: Personen sind Wesen, die nicht einfach sind, was sie sind, sondern die sich zu sich selbst verhalten können. In fast allen archaischen Kulturen dienen Masken als Ausdruck ritueller Originalien Nervenarzt 2002 · 73:239–246 © Springer-Verlag 2002 T. Fuchs · Psychiatrische Klinik der Universität Heidelberg Der Begriff der Person in der Psychiatrie Überarbeitete und gekürzte Fassung der am 05.07.1999 an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg gehaltenen Antrittsvorlesung des Autors Priv.-Doz. Dr. med. Dr. phil.T. Fuchs Psychiatrische Universitätsklinik,Voßstraße 4, 69115 Heidelberg

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Texto escrito por T. Fuchs, psiquiatra, académico de la Universidad de Heidelberg.Se intenta una aproximación al concepto de persona que permita comprender el fenómeno psicopatológico de la despersonalización.

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Der Nervenarzt 3•2002 | 239

Zusammenfassung

Der Begriff der Person erscheint in der

psychiatrischen Terminologie zunächst nur

im negativen Sinn, nämlich beim speziellen

Symptom der Depersonalisation. Selbstent-

fremdung lässt sich jedoch als ein Grund-

merkmal psychischen Krankseins auffassen,

das seine Voraussetzung in der widersprüch-

lichen Struktur menschlicher Personalität

selbst hat. Eine Analyse des Personbegriffs ist

daher für die Psychopathologie unentbehr-

lich. Das Leitmotiv der Arbeit bildet vor allem

der Gegensatz von „persona“ als Maske oder

Rolle einerseits und „Person“ als individuellem,

autonomem Selbst andererseits. Diese

Dialektik wird auf anthropologische Grund-

strukturen wie Sozialität, Selbstverhältnis,

Selbsttranszendenz und Fiktionalität zurück-

geführt. Dabei geht die kulturhistorische

ebenso wie die individuelle Entwicklung von

Personalität notwendig mit Entfremdungs-

phänomenen einher, die als Depersonalisa-

tionen auch psychiatrisch relevant werden

können. Am Beispiel der Depression werden

vitale und emotionale Depersonalisation, am

Beispiel der Schizophrenie dann die „inten-

tionale Depersonalisation“ beschrieben.

Schizophrene Symptome ersten Ranges wie

Willensbeeinflussung oder Gedankenein-

gebung erweisen sich dabei als Störung der

zentralen Strukturen von Personalität.

Schlüsselwörter

Person · Identität · Rolle · Entfremdung ·

Depersonalisation · Schizophrenie

Zu den rätselhaftesten Phänomenen inder Psychiatrie gehört das Empfindenvon Patienten, dass sie sich fremd ge-worden und nicht mehr sie selbst seien.Sie beschreiben dies in Äußerungen wie:„Ich bin wie ein Automat, nicht mehrlebendig. Ich spüre nichts mehr, alles gehtnur noch mechanisch.“ – „Wenn ichetwas tue, habe ich doch nicht das Gefühl,es wirklich zu tun.“ – „Ich empfinde michgar nicht mehr als Person.“

Die Kranken fühlen sich wie Zu-schauer ihrer selbst; sie merken, wie siedenken, reden, handeln, spüren es abernicht mehr. Ihre Existenz selbst kannihnen fragwürdig werden. Wir nennendiese schwereren Formen der Selbstent-fremdung Depersonalisation. Das Sich-fremd-Werden im weiteren Sinn ist aberso charakteristisch für psychischesKranksein, dass schon Griesinger imletzten Jahrhundert die Entfremdungals das Grundmerkmal der seelischenKrankheiten ansah ([13] S. 117), und dasFranzösische bezeichnet sie sogar insge-samt mit dem Begriff der aliénation.

Nun ist die Selbstentfremdungoffenbar ein schwer begreifbares Phäno-men. „Ich bin nicht mehr ich“ – dasscheint unsinnig: Wenn jemand sich mit„ich“ bezeichnet, muss er sich schonidentifiziert haben und kann dies nichtim selben Satz bestreiten. Aber dieseSelbstidentifizierung ist im Grundenicht minder rätselhaft. Um meinerselbst bewusst zu sein, muss ich sozusa-gen aus mir heraustreten, mich von mirselbst trennen und dann als denselbenwiedererkennen – mir selbst zusehen.Ein Wesen, das sich selbst identifizierenkann, zeigt damit eine eigenartige Dop-pelung oder Gespaltenheit, die schon

den Keim der Selbstentfremdung in sichträgt. Ein solches Doppelwesen ist aberdas, was wir mit dem Begriff der Per-son bezeichnen. Um die Phänomeneder Selbstentfremdung zu verstehen,müssen wir daher fragen, was es heißt,„Person“ zu sein.

Historische Entwicklungdes Personbegriffs

Person stammt vom lateinischen persona,das ursprünglich die Maske im antikenTheater bedeutet, dann auch den Schau-spieler und seine Rolle [10].Später nann-te man persona auch die Rolle, die einerin der Gesellschaft spielt, das, was einerzu sein scheint. Persona hat also ur-sprünglich mit „Vorstellung“, auch mitVerstellung und Schein zu tun, was zu-nächst nicht zum heutigen Personbe-griff zu passen scheint. Aber gerade die„Vorstellung“ beruht ja darauf, dass derMensch sich etwas vorstellen kann, wasnicht ist. Er kann „so tun als ob“, erspielt, er verwandelt sich, und nimmtsoziale Rollen ein. Damit deutet personaals Maske bereits voraus auf das Ent-scheidende am späteren Personbegriff:Personen sind Wesen, die nicht einfachsind, was sie sind, sondern die sich zusich selbst verhalten können.

In fast allen archaischen Kulturendienen Masken als Ausdruck ritueller

OriginalienNervenarzt2002 · 73:239–246 © Springer-Verlag 2002

T. Fuchs · Psychiatrische Klinik der Universität Heidelberg

Der Begriff der Personin der Psychiatrie

Überarbeitete und gekürzte Fassung

der am 05.07.1999 an der Psychiatrischen

Universitätsklinik Heidelberg gehaltenen

Antrittsvorlesung des Autors

Priv.-Doz. Dr. med. Dr. phil.T. FuchsPsychiatrische Universitätsklinik,Voßstraße 4,

69115 Heidelberg

Originalien

T. Fuchs

The concept of the person in psychiatry

Summary

At first sight, the concept of “person”appears

in psychiatric terminology only in the negative

sense, i. e., as in depersonalization. However,

self-alienation may be regarded as the

hallmark of mental illness in general and is

based on the ambiguous structure of human

personality itself.Thorough analysis of the

concept of the person is therefore indispens-

able to understanding psychopathology.This

paper focuses on the contrast of “persona”

(“mask”or “role”) on the one hand to “person”

as an individual self on the other.Their

dialectical relation derives from basic anthro-

pological structures such as sociality, self-

reference,self-transcendence,and fictionality.

As can be shown, the historical and cultural

ontogeny of the personality includes experi-

ences of self-alienation which may become

relevant for psychiatry as depersonalization

syndromes.The example of depression is

used to illustrate vital and emotional deper-

sonalization, whereas schizophrenia may be

described as “intentional depersonalization.”

Following this line of reasoning, the classic

schizophrenic experiences of alien control or

thought insertion are interpreted as a

disturbance in the fundamental personality

structures.

Keywords

Person · Identity · Role · Depersonalization ·

Schizophrenia

Verwandlungen in kollektiv definierteIdentitäten, sei es die eines Totems, einesAhnen oder Dämons. Diese Metamor-phosen sind möglich, weil der archai-sche Mensch keine ausgeprägte Indivi-dualität mit festen Ichgrenzen ent-wickelt; er ist eher Teil eines kollektivenBewusstseins der Gruppe. Ein wesentli-cher Schritt zum individuellen Person-begriff vollzog sich nun im römischenRecht, wo die persona, ursprünglichauch die Maske der Ahnen einer Familie,deren Angehörige in ihrem Status alsfreie Rechtssubjekte bezeichnete (wäh-rend eine Sklave keine persona war)[28]. Die eigentliche Entwicklung vomPersona- zum Personbegriff ist jedochmit dem Christentum verbunden. Ent-scheidend war dabei die spätantike Leh-re von der Einheit der göttlichen undmenschlichen Natur Christi, ein Wider-spruch, den man theologisch mit derFormel „Zwei Naturen – eine Person“aufzulösen suchte. Man könnte sagen,dass Christus im Wortsinn die erste„Person“ des Abendlandes ist, von derauch ein bis heute wirksamer individua-lisierender Impuls ausgegangen ist.Exemplarisch veranschaulicht dies dasbekannte Selbstbildnis Dürers aus demJahr 1500: Es zeigt einerseits das inzwi-schen entwickelte Selbstbewusstsein desMenschen, andererseits noch deutlichdas Vorbild der Christusikonographiedes Mittelalters.

Die weitere Individualisierung desPersonbegriffs durch die Entwicklungdes modernen Selbst [41] erreichte um1800 einen Höhepunkt, erkennbar etwain der Kultivierung des Personidealsdurch die deutsche Klassik oder in derEntdeckung der absoluten Subjektivitätdurch die idealistische Philosophie. 1798schrieb Kant in seiner Anthropologie:„Dass der Mensch in seiner Vorstellungdas Ich haben kann, erhebt ihn unend-lich über alle anderen auf der Erde leben-den Wesen. Dadurch ist er eine Personund vermöge der Einheit des Bewusst-seins bei allen Veränderungen eine unddieselbe Person“ ([18] S. 127).

Hier finden wir zentrale Merkmaleder Person mit Emphase formuliert:Ichbewusstsein, Einheit, Identität in derZeit. – Schon bald aber geriet dieses ein-heitliche, autonome Subjekt in Konfliktmit der zunehmenden Vergesellschaf-tung der Individuen und mit seinemeigenen Inneren. Die Zerrissenheit derRomantiker, das Auftauchen des Dop-

pelgängermotivs in der Literatur vonE.T.A. Hoffmann bis Oscar Wilde oderder Marx’sche Begriff der Entfremdungoffenbaren die Krisenhaftigkeit desmodernen Subjekts,das die Einheit seinerPerson nur schwer aufrechterhaltenkann. Es fühlt immer mehr eine Spal-tung zwischen bürgerlicher Rolle undprivatem Selbst, persona und Person,und seine neurotischen Leiden rufenschließlich die Psychoanalyse auf denPlan. Seitdem gilt der Psychiater ge-meinhin als derjenige,der den Menschenhinter die Maske sieht. So kann man jain Freuds Sicht auch das ganze Arsenalneurotischer Symptome – Zwänge,Angstzustände, Konversionssymptomeusw. – als entfremdete Produkte derunbewussten Selbsttätigkeit des Patientenauffassen, die sich der Verfügung seinesbewussten Ich entziehen und die Ein-heit der Person zweifelhaft erscheinenlassen. An der Wende zum 21. Jahrhun-dert scheint schließlich das Ideal derpersonalen Einheit mehr und mehreiner postmodernen „Dekonstruktion“des Subjekts in multiple Teilidentitätenzu weichen [12, 19]. Das vielbeachteteKonstrukt der dissoziativen Identitäts-störung oder „multiplen Persönlichkeit“und ihre sprunghafte Zunahme dürftenauch vor diesem Hintergrund zu sehensein.

Anthropologische Strukturenvon Personalität

Damit sei der kurze historische Rück-blick beendet. An die Herkunft desPersonbegriffs aus der Welt des Theaterslässt sich nun eine Darstellung an-thropologischer Grundstrukturen vonPersonalität knüpfen (vgl. [39])

Sozialität. Der Schauspieler ist zunächsteine persona dramatis, er agiert nicht,wie ihm gerade zumute ist, sondern wiees die Maske oder die Rolle verlangt; erdarf nicht „aus der Rolle fallen“. SeinSpiel hat überhaupt nur Sinn im Ganzendes Stücks, bezogen auf seine Mitspieler.Ebenso steht der Mensch als sozialesWesen immer auf der Bühne der Gesell-schaft und gewinnt seine Identität ausden Rollenbeziehungen zu den Anderen.

Selbstbewusstheit und Identität. DerSchauspieler kann aber seine Rolle nurspielen, wenn er seiner selbst bewusst istund sich in all seinen Akten als den-

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Nervenarzt2002 · 73:239–246 © Springer-Verlag 2002

selben erkennt. Damit steht er auch überseiner Rolle; er verfügt über eine Innen-perspektive, die den Zuschauern nichtzugänglich ist. Diese Erste-Person-Perspektive beruht wesentlich auf demArbeits- und autobiographischen Ge-dächtnis; denn erst durch die Verknüp-fung der aufeinanderfolgenden Be-wusstseinsmomente im Gedächtnisentsteht die Kontinuität oder Identitätder Person in der Zeit.

Selbstverfügung. Die kontinuierlicheBewusstheit der Abläufe von Denken,Fühlen oder Tun allein würde aber nurein traumartiges Begleitbewusstseinerzeugen.Erst wenn diese primären Pro-zesse auch gehemmt und gelenkt werdenkönnen, entsteht personale Selbstverfü-gung oder Freiheit.Man kann sich das sovorstellen, dass sich im Bewusstseins-strom gewissermaßen Strudel bilden,also Rückkoppelungen,die auf seine Rich-tung Einfluss nehmen können [40]. EinePerson erfasst sich als Urheber ihrerGedanken und Handlungen, insofern siein der Lage ist, deren Abfolge zu beein-flussen.Diese Selbstbestimmung beziehtdas ganze Leben ein: Personen lebennicht einfach aus ihrer Natur heraus,sondern sie planen und führen ihr Leben.

Selbsttranszendenz. Der Schauspieler siehtsich selbst aus dem Blickpunkt derZuschauer. Umgekehrt können diese dasSchauspiel nur mitvollziehen, indem siesich in die Akteure hineinversetzen. Dasheißt, Personen übersteigen, transzen-dieren ihre ursprüngliche Perspektive.Sie sehen sich von innen und von außenzugleich, und sie wissen, dass sie vonanderen Personen gesehen werden.Dieser Perspektivenwechsel geschiehtunmerklich in jedem Dialog, bei demwir ständig zwischen unserem Stand-punkt und dem des Anderen oszillieren,um ihn zu verstehen ([8] S. 292 ff).

Fiktionalität. Der Schauspieler spielt, alsob er die dargestellte Person wäre; undder Zuschauer gibt sich dem Schein hin,als ob das Stück das wirkliche Lebendarstellte.Wir können also das Unmittel-bare immer auch für etwas anderesnehmen, d. h. den Bezugsrahmenwechseln bei unverändertem Anblick.Personsein heißt, das „Als-ob“, dieFiktionalität zu begreifen. Darauf beru-hen nicht nur das Spiel und die Kunst,sondern auch das Zeichen und die

Sprache, weil das Wort ja etwas anderesbedeutet als was sein bloßer Klang ist.Überblicken wir diese Grundstrukturendes Personbegriffs, so erweisen sie sichals widersprüchlich.Was wir sind, reali-sieren wir im ständigen Rollenspiel mitanderen; und doch erleben wir uns alsjemanden, der in diesem Spiel nichtganz aufgeht. Besteht die Identität derPerson also in der Totalität ihrer Rollenund Beziehungen oder doch in einemKern des Menschen, der übrigbleibt,wenn alle Rollen abgelegt sind?

Dieser Gegensatz wäre zu unvermit-telt. Identität ist nicht einfach vorgege-ben, sondern sie entwickelt sich in denRollen, durch die wir uns selbst formen.Der Mensch verwirklicht sein Wesen nurals Doppelgänger, als Rollenspieler ineinem interpersonalen Raum [33]. Denndie Rolle ermöglicht ihm die Konkreti-sierung seiner Individualität, die ohneRollenübernahme nur abstrakt bliebe.Nicht die Befreiung von allen Rollenkann sein Ziel sein, sondern eher dieSouveränität, sie aktiv zu gestalten undzu formen. Die Kunst und das Spiel,beides Medien des „Als-ob“, stellenbesondere Möglichkeiten dar, diesepersonale Freiheit zu realisieren. Es istdie Fähigkeit zur Fiktionalität, die es unserlaubt, zwischen Fremd- und Selbst-bild,zwischen der Rolle und dem eigenenSelbstempfinden hin- und her zuwechseln. Indem wir „so tun als ob“ undversuchsweise Rollen übernehmen,entfalten wir Seiten an uns selbst, derenwir vorher gar nicht innewaren.

Zur Ontogenese der Person

Personalität hat somit eine Geschichte;von Anfang an entwickelt sie sich ineinem interpersonalen Raum. Schon derSäugling ist nicht das quasi-autistischeWesen, das Freud und Mahler in ihmgesehen haben, sondern immer schonauf die anderen Menschen bezogen[4, 40]. So sind Kinder von Geburt an inder Lage, die Mimik eines Erwachsenenin eigene Mimik zu übersetzen und Be-wegungen wie Mundöffnen, Zungeher-ausstrecken oder Stirnrunzeln zu imitie-ren [30]. Auf diese Weise merken sie,dass sie mit den Anderen verwandt sind;in ihren Gesichtern beginnen sie sichselbst zu erkennen. Und so kann sichauch ihre Personalität nur entfalten, weilsie von den Anderen schon wie Personenbehandelt werden, noch bevor sie es

ganz geworden sind: Die Mutter mussdas Kind anlächeln, damit es einesTages zurücklächelt; sie muss mit ihmsprechen, als ob es schon verstünde,damit es eines Tages versteht und spricht([38] S. 257).

Lacan [26] hat die Entwicklung desreflexiven Bewusstseins mit dem Spiegel-stadium im 2. Lebensjahr verknüpft –das Kind erkennt sich selbst, indem esvon anderen Personen, ihren Blickenund Stimmen gespiegelt wird.Aber dazumuss es ursprünglich den Keim des Ichschon in sich tragen. Stern [40] hatdaher von einem „Kernselbstgefühl“gesprochen,das sich bereits in den erstenLebensmonaten des Babys entwickeltund an das Empfinden des eigenenLeibes und elementarer Affekte geknüpftist. Das entfaltete Selbstbewusstseinwird dann erkennbar am Spiegel: Mit18–20 Monaten realisiert das Kind, dassdas Spiegelbild es selbst darstellt, unddamit zugleich, dass dieses Bild nur einvirtuelles, ein „Als-ob“ ist. Um diegleiche Zeit beginnt es nun auch,„Als-ob“-Spiele zu verstehen, etwa wenndie Mutter eine Banane wie einen Tele-phonhörer benutzt [27]. Das heißt, eserwirbt die Fiktionalität und die Selbst-transzendenz, die Fähigkeit, sich inandere und ihre Absichten hineinzuver-setzen. Dies ist die Voraussetzung derunzähligen Rollenspiele, in denen dieKinder die Erwachsenen imitieren,indem sie sich im „Als-ob“ in sie hinein-versetzen: „Ich wäre jetzt der Kapitänund du der Matrose“, usw.

Das Spiegelbild erfassen bedeutetauch, sich aus der Perspektive derAnderen zu sehen. Mehr und mehr wirddas Kind nun seiner Erscheinung in derÖffentlichkeit bewusst. Damit verbun-den ist aber auch eine Entfremdung desursprünglichen Kernselbst,des unmittel-baren leiblichen Erlebens.Denn letztlichbesagt der Spiegel: Die Anderen habenein Bild von mir, dessen ich selbstniemals habhaft werden kann; ein Teilvon mir ist sozusagen in ihrer Hand(vgl. [35]). Ein Weg, diese Entfremdungzwischen Selbst- und Fremdbild zuüberwinden,besteht in der Identifikation:Das Kind übernimmt die ihm vonden Anderen gespiegelten Bilder undRollenzuschreibungen und integriert siein das eigene Selbst. Es entwickelt einepersona: In der zur Schau getragenenMiene, in der Pose des „kleinen Erwach-senen“, in der Selbstdarstellung durch

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Originalien

Sprechweise, Gestus, Kleidung undVerhalten formen sich die sozialen,insbesondere die Geschlechterrollen;und sie werden uns nach und nach zur„zweiten Natur“, zur „Charaktermaske“.

Solche Masken dienen ihrem Trägeroft dazu, eine tiefere Unsicherheit imSelbstempfinden zu verbergen und esvor Verletzungen zu schützen, vor allemvor Beschämungen. Scham – das ist dergrundlegende Affekt der Selbstbewusst-heit, der Wahrnehmung der eigenenPerson aus der Perspektive der Anderenoder der Öffentlichkeit [7]. Scham istselbst auch eine Maske, die das Selbstschützen soll [45]; sie entsteht, wenn wiruns vor den Anderen entblößt unddurchschaut fühlen und lässt uns aufpeinliche Weise unserer selbst bewusstwerden. Daher ist in der Paradieser-zählung die Scham des Menschen überseine Nacktheit gleichbedeutend mit derSelbsterkenntnis und dem Verlust derkindlichen Unschuld. Scham bezeichnetden Übergang vom natürlichen zumPersonsein.

Neurotische Persönlichkeitsstruk-turen lassen sich oft als Masken verste-hen, die vor dem Erkanntwerden undder Beschämung schützen. So kann manin der histrionischen Selbstdarstellung,dem Sich-Gefallen vor den Anderen ineiner gespielten Rolle, eine Vermeidungder Scham sehen, die entstünde, wennman in seinem eigentlichen Sein wahr-genommen würde. Aber auch dasnarzisstische Bestreben, das idealeSelbstbild zu realisieren, beruht aufeiner Entfremdung vom authentischen,leiblich-gefühlshaften Erleben. SeineSchwäche und Bedürftigkeit wird unterder Maske eines „falschen Selbst“ imSinne Winnicotts versteckt [44].Wie dieKleidung den Körper, so bedeckt diepersona die abgewehrten Gefühle. Manverbirgt, wie einem eigentlich zumuteist,um nicht vor anderen „das Gesicht zuverlieren“. Denn wie es Nietzsche inbekannter Schärfe ausdrückte: „Diebeste Maske, die wir tragen, ist unsereigen Gesicht“ [32].

Der Konflikt zwischen Rolle undSelbst, zwischen persona und Person istein zentrales Thema der JungschenPsychologie. Die persona ist nach Jungdie „Maske der Kollektivpsyche“, ein„Kompromiss zwischen Individuumund Sozietät über das, „als was einererscheint’“ ([17] S. 173). Sie ermöglichtsoziale Anpassung, erschwert oder

erstickt aber auch Ansätze zu einer auto-nomen Existenz. Dem zu Beginn darge-stellten historischen Übergang von derMaske zur Person entspricht nun beimEinzelnen der Prozess der Individuation:Darin sah Jung eine in der Biographielatent wirksame Tendenz zur Selbstwer-dung, zur Ablösung von starren Rollenund zur Integration bislang ungelebterSelbstanteile – eine Aufgabe, die er vorallem der 2. Lebenshälfte zuwies. Neuro-tische Störungen entstehen, wenn dieserIndividuationsprozess blockiert ist unddie Entfaltung der autonomen Personmisslingt. Neurose bedeutet demnachUneinssein mit sich selbst oder Selbst-entfremdung. In die gleiche Richtunggeht die anthropologische Auffassungder Neurose etwa bei von Gebsattel ([11]S. 329 ff): Der Neurotiker verfehlt sichselbst und gelangt nicht zur Einheitlich-keit seiner Person, da er sich einerseitsan unpersönliche Rollenschemata ver-liert, andererseits unerfüllte (Trieb-)Bedürfnisse nicht zu integrieren vermag.

Aber auch unabhängig von neuro-tischen Widersprüchen zwischen personaund Person, Maske und Selbst, sindbiographische Übergänge und Rollen-wechsel häufig mit Krisen und Konfliktenverbunden – zwischen alter und neuerRolle oder zwischen Rolle und Selbst.Solche Identitätskrisen können mitEntfremdungsgefühlen bis hin zurDepersonalisation einhergehen, etwa inder Pubertät, die ja eine der einschnei-densten Veränderungen der Biographiedarstellt [30]. Ein anderer, zunehmendhäufig beobachteter Rollenkonflikt be-trifft berufstätige Frauen, die nach derGeburt eines Kindes durch die völligentgegengesetzten Anforderungen derMutterrolle in eine schwere Identitäts-krise und Entfremdung zu ihrem Kindgeraten. Hier liegen auch wichtige Ur-sachen für depressive Störungen: So hatKraus [22] gezeigt, dass melancholischePatienten aufgrund mangelnder Rollen-distanz und hypernomischen VerhaltensRollenkonflikte oder -wechsel beson-ders schlecht bewältigen und so in eineDepression geraten können.

Selbstentfremdungund Depersonalisation

In der Grundstruktur des Personseinsliegen, wie sich gezeigt hat, bereits dieVorbedingungen für Entfremdungs-phänomene und letztlich auch für die

Depersonalisation. Ihre psychopatholo-gische Struktur sei nun zunächst amBeispiel einer Schauspielerin verdeut-licht, die dem Autor von einem plötzli-chen Entfremdungserlebnis währendihrer Vorstellung berichtete: „Ich spürteetwas wie Panik, wusste nicht mehr, wasich tat, sprach und gestikulierte aberweiter wie ein Roboter, bis ich plötzlichmeine Hand nicht mehr als die meineerkannte. Ich hörte meine Stimme, aberich sprach sie gar nicht. Ich fasste michheimlich am Körper und Gesicht, umsicher zu sein, dass ich noch existierte.“

Was hier geschieht, ist offenbar ei-ne Abkoppelung des Ichbewusstseinsvom leiblich handelnden und fühlendenSelbst, eine Spaltung in ein beobachten-des und ein beobachtetes Ich. Man „stehtneben sich“, das eine Ich sieht demanderen zu, als wäre sein Tun das einesFremden, eines Automaten. Geht das Ichnicht wirklich in sein Sprechen, Tunoder Denken ein, dann bleiben alle seineAkte wie ungetan. Bei anhaltenderDepersonalisation entsteht so ein schwerbeschreibbarer, aber äußerst quälenderZustand von Widersprüchlichkeit undUnerfülltheit. Die Patienten klagen übermangelnde oder fehlende Gefühle,ebensoüber ein verändertes Leibempfinden –der eigene Körper erscheint fremd wieein toter Gegenstand – und über einenfehlenden Kontakt zur Realität: Ohnedass sich äußerlich etwas gegenüberfrüher verändert hätte, erleben sie dieUmwelt doch als fremd, unwirklich undkulissenhaft.

Dabei mangelt es den Depersonali-sierten nicht etwa am Ichbewusstsein,im Gegenteil: Sie kreisen mit ihremDenken fortwährend um sich selbst,ohne jedoch zur Vereinigung mit demleiblich-emotionalen Empfinden zugelangen. Descartes meinte, die Gewiss-heit des eigenen Denkens versichere unsauch unserer Existenz. Die Depersonali-sation zeigt, dass er damit Unrecht hat-te. Die bloße Reflexion oder Kognitionkann das quälende Erlebnis des fehlen-den Selbstgefühls nicht aufheben. Ent-scheidend für die einfache Evidenz desDaseins ist vielmehr das leiblich-emotionale Grundempfinden, das demKernselbst des Säuglings entspricht undin das die Selbstreflexion eingebettetbleiben muss, da sie es sonst nie mehrerreicht. Dieses elementare Selbstemp-finden teilt sich auch all unseren Wahr-nehmungen und Handlungen mit: Wir

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erfahren dabei immer die Welt und unszugleich, und die Gewissheit der Exi-stenz ist hier viel eher zuhause als in derBlickwendung nach innen. Oder wiePaul Schilder formuliert hat: „Wir sindum so mehr Ich selbst, je rückhaltloserwir uns den Gegenständen zuwendenund in ihnen aufgehen. Wir sind dannam meisten Ich, wenn wir dem Ich unsereAufmerksamkeit nicht zuwenden“ ([37]S. 105).

Nach Damasios neurophysiologi-scher Bewusstseinstheorie ist das Kern-bewusstsein, der elementare „Selbst-Sinn“, untrennbar mit dem Hinter-grundempfinden des Körpers verknüpft;Stimmung und Empfindung, verankertin der zönästhetischen Leiblichkeit,bilden dann die Basis für das erweiterteoder Selbstbewusstsein ([4] S. 344).Entkoppelt sich aber dieses reflexiveBewusstsein vom elementaren Selbst-empfinden, so wird die Welt ebensounwirklich wie die eigene Person. Dasheißt, Befinden, Gefühl und Stimmungstellen eine teilnehmende Beziehung zurUmgebung her, die grundlegender ist alsihre reflexive Erkenntnis.

Zu einem Verlust dieser Gefühls-resonanz mit der Umwelt kommt es auchin der melancholischen Depression. DiePatienten erleben sich als leer, stumpf,versteinert und innerlich abgestorben.Sie sehen die Welt, spüren aber keineBerührung mehr mit ihr,keine Beziehungzu den Anderen.Diese Isolierung bedeu-tet zugleich eine Selbstentfremdung –weshalb von Gebsattel ([11] S. 18 ff) oderKraus [24] in der Melancholie letztlicheine Form der Depersonalisation sahen.Eine äußerste Steigerung erfährt sie inder nihilistischen Melancholie, in der dieKranken ihr eigenes Dasein oder dieExistenz der Welt bestreiten. Aus demvollständigen Verlust aller Empfindungenschließen sie, sie seien schon gestorbenund müssten begraben werden. Derholländische Psychiater Kuiper hat soseine eigene Melancholie geschildert:„Alles ist genauso, wie es sein würde,wenn es normal wäre....(Aber) was wiedas normale Leben aussieht, das ist esnicht mehr. Ich befand mich auf deranderen Seite... Ich war gestorben, aberGott hatte dieses Geschehen meinemBewusstsein entzogen“ ([25] S. 136). –„Das Argument: ,Dies ist das normaleLeben, aber du bist schwer krank‘, verfingnicht bei mir. Selbst die Berufung auf dieWahrnehmung hatte keinerlei Sinn. Ich

sehe euch wohl, ja sicher... so habt ihrausgesehen, aber trotzdem seid ihr esnicht....Es existiert nichts, und was ichsehe, sind meine eigenen Halluzinationen.Dies ist die vollkommene Einsamkeit“([25] S. 138).

Für einen Menschen in diesemZustand äußerster Entfremdung gibt eskein Kriterium mehr, das ihn von derRealität seiner Wahrnehmungen über-zeugen könnte. Ein nur denkender, nichtleiblich fühlender Mensch „lebt“ nichtmehr, nämlich im Sinne des lebendigenExistierens, das allem Denken zugrundeliegt. Personsein beruht nicht nur aufKognition oder Reflexion, sondern hatgerade als Selbstverhältnis ein vitalesFundament:Wir erkennen uns im Spiegelunseres Bewusstseins nur wieder, wennuns das elementare Selbstempfindennicht verloren geht, das uns zugleich mitder Welt und den Anderen verbindet.

Die Schizophrenie als Krankheitder Person

Wenn jemand sagt, seine Handlungenwürden ihm gegen seinen Willen vonaußen aufgezwungen,oder er sei genötigtzu denken, was andere ihm eingeben, sobedeutet dies wohl die tiefgreifendsteStörung der Person in ihrer Selbstverfü-gung. Dass ein Mensch sein eigenesDenken, Wollen und Handeln nichtmehr als das eigene erlebt, erscheinträtselhaft, so rätselhaft wie der mensch-liche Geist selbst. Um hier einem Ver-ständnis näherzukommen, müssen wirdie Grundbedingungen der Personalitätauf einer Ebene suchen, die Kant als dietranszendentale bezeichnet hat.

Der phänomenologischen Psycho-logie Brentanos und Husserls verdankenwir die Einsicht, dass das Bewusstseinkeine passive Bühne darstellt, auf dersich seine Inhalte einfinden, sonderndass es sich in Akten vollzieht. Wir be-gegnen hier nicht zufällig wieder einemAusdruck, der sich auch im Theaterfindet: Das Ich spielt nicht eine passiveRolle, sondern ist selbst der transzen-dentale „Akteur“ seines Denkens, Füh-lens,Wollens und Handelns. Dies basiertdarauf, dass all diese Prozesse auf ihrObjekt und zugleich auf sich selbstzurück gerichtet sind. Das heißt, imDenken bin ich mir implizit immerdessen inne, dass ich denke, im Fühlen,dass ich fühle, im Tun, dass ich tue. Es istzugleich das Prinzip, das die Lenkung

des Bewusstseinsstroms ermöglicht: Ichdenke, nicht „es denkt“, und zwar ebendadurch, dass ich meines Denkens innebin. Nur durch diese Rückkoppelungenoder „Strudel im Bewusstseinsstrom“ist dieser Strom mehr als die bloßeRepräsentation von Zuständen desOrganismus; nur so werden wir wirklichzu „Tätern unseres Tuns“.

Diese Selbstbezüglichkeit oder„Autoreferenzialität“ der psychischenAkte ist die Bedingung für das Selbst-verhältnis der Person.„Dass das Psychi-sche, sei es Wahrnehmung, Körperemp-findung, Erinnerung, Vorstellung, Ge-danke, Gefühl, diesen besonderen Tondes ,mein‘, des ,ich‘, des ,persönlichen‘,des eigenen Tuns bekommt“, nannte Jas-pers daher auch „Personalisation“ ([16]S. 101). Ohne diese gerichtete Akttätig-keit hingegen geraten wir in den passi-ven Zustand des Träumens. Einbruchdes Traumbewusstseins in das Wachbe-wusstsein, so kann man daher auch be-zeichnen, was dem Schizophrenen inseinen Halluzinationen, Gedankenein-gebungen oder Willensbeeinflussungengeschieht: „Ich konnte nicht mehrdenken, wie ich wollte..., wie wenn einergar nicht mehr selber denkt, an seinemeigenen Denken gehindert wird..., als obich es überhaupt nicht mehr selber seinmüsste, der da denkt. Ich fing an zu über-legen, bin das noch ich oder bin ich eineausgetauschte Person“ ([21] S. 111).

Der Patient erlebt Gedanken, jedochohne sie selbst zu denken; die Selbst-bezüglichkeit geht ihnen verloren unddamit der Indikator ihrer Herkunft ausder eigenen Person.Dadurch ändert sichdie Grenze zwischen Innen und Außen:Werden Gedanken nicht mehr selbst ge-dacht, so erscheinen sie als Eingebungenoder auch als Stimmen, die sich imAußenraum zu befinden scheinen.Schizophrenie ist die Krankheit, die denMenschen im Kern seines Personseinstrifft, nämlich in der Selbstbezüglichkeitund damit Ichqualität seiner personalenAkte. Man kann sie als eine „trans-zendentale Depersonalisation“ bezeich-nen [9].

Auf neurophysiologischer Ebeneließe sich diese Störung am ehesten inModellen zunehmend komplexer Rück-koppelungen zwischen verschiedenenneuronalen Systemen abbilden. DiesesPrinzip kennzeichnet bereits V. vonWeizsäckers Gestaltkreis von Wahrneh-mung und Bewegung [43], der sich im

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Originalien

neuronalen „Reafferenzprinzip“ wider-spiegelt [15]. So muss z. B. jede zentralausgelöste Bewegung der Augen zu-gleich dem Sehzentrum mitgeteilt wer-den, das diese „Efferenzkopie“ mit deneintreffenden visuellen Informationenverrechnet; anderenfalls erhielten wirbei jeder Blickwendung den Eindruck,die Welt hätte sich um uns gedreht. Dasheißt: Erst die begleitende Repräsentanzder Eigenbewegung des Organismus imZNS erlaubt eine realitätsgerechte Wahr-nehmung. – Auf höherer Integrations-ebene lässt sich analog die Entstehungeines „Kernbewusstseins“ mit neurona-len Mustern 2. Ordnung korrelieren,welche die jeweilige Beziehung vonOrganismus und Objekt bzw. Umweltals solche repräsentieren. Die an sol-chen „Metarepräsentanzen“ beteiligtenStrukturen sind offenbar in der Lage,Signale von anderen Zentren zu emp-fangen und zu integrieren, die einerseitsden Organismus, andererseits dasObjekt repräsentieren ([4] S. 206 ff, 233).

Für die Entwicklung des Ichbe-wusstseins wäre darüber hinaus die neu-ronale Metarepräsentanz des zeitlichenAblaufs des Kernbewusstseins erforder-lich: Selbstbewusstheit bildet ein Inte-gral über die Folge von Bewusstseins-momenten und erzeugt so die personaleEinheit des Bewusstseinsstroms. Davonausgehend lässt sich für die Schizophre-nie die Hypothese einer Fragmentierungdes Bewusstseinsprozesses durch denintermittierenden Ausfall des begleiten-den Ichbewusstseins entwickeln.Ein sol-cher momentaner Verlust der Bewusst-seinskontinuität würde aufsteigendeEinfälle oder Bewegungsimpulse derIchqualität berauben,und sie würden alsGedankeneingebung, als Halluzinationoder als Willensbeeinflussung erlebt.Dies kann hier freilich nur angedeutetwerden (vgl. ausführlich [9] S. 144 ff).

Die Entfremdung der Denk- undHandlungsvollzüge in der Schizophrenieberuht nach diesen Überlegungen aufeiner Störung ihrer Selbstbezüglichkeitoder Ichqualität – eine Störung, die sichim Prinzip durchaus in Verbindung mitneurophysiologischen Voraussetzungenvon Personalität bringen lässt. – DieKonsequenzen dieser grundlegendenStörung seien nun noch an einigenBeispielen aufgezeigt. Das erste betrifftdie Wahrnehmung in der beginnendenSchizophrenie. Nach den klassischenBeschreibungen etwa bei Conrad [3]

erleben die Patienten dabei eine zuneh-mende Verfremdung ihrer Umgebung,die ihnen in unheimlicher Weise verän-dert, künstlich und gestellt erscheint:„Wo man auch hinguckt, sieht alles schonso unwirklich aus..., und man bekommtwahnsinnige Angst....irgendwie ist plötz-lich alles für mich da, für mich gestellt...Man steht im Mittelpunkt einer Handlungwie unter Kulissen“ ([21] S. 69).„Peoplelook confusing... they are almost likethey’re made up... people that I know...have masks on or they’re disguisingthemselves. It’s like a big play... like a bigproduction story“ [6].

Wie kommt es zu dieser Verfrem-dung, zur Bedeutsamkeit des Gestelltenund Kulissenhaften? – Dazu müssen wiruns klarmachen, dass auch das Wahr-nehmen eine Ichtätigkeit darstellt, alsozu den psychischen Akten gehört. Es be-steht nicht nur aus passiven Sinnes-empfindungen oder gestaltlosen Ein-drücken, sondern ebenso aus den aktiv-erkennenden, autoreferenziellen Akten:Sehend bin ich dessen inne, dass ichsehe. Diese Tätigkeit des Subjekts imWahrnehmungsakt ermöglicht dieobjektivierende Leistung des Wahrneh-mens: „Ich sehe einen Tisch“, d. h. ichverleihe dem Gesehenen eine Bedeutungund stelle es mir gegenüber.

Dieser Aktcharakter geht nun, wiebeim Denken, auch dem Wahrnehmendes Schizophrenen verloren. Das heißt,er erkennt nichts mehr im aktiven Sinn,sondern empfängt nur noch rätselhafteBilder – ähnlich passiv wie im Traum.Fehlende Objektivierung bedeutet aberEigenbeziehung (auch im Traum beziehtsich alles auf den Träumenden selbst).Darum erscheint nun das Wahrgenom-mene gestellt, kulissenartig und hinter-gründig: Auch auf der Theaterbühnewird ja alles so „aufgestellt“, dass esWirklichkeit vortäuschen soll. Weil derSchizophrene nicht mehr aktiv wahr-nimmt, wird er zum Zuschauer einerVorstellung, die seine Sinne ihm geben,ohne zu wissen, was mit ihm gespieltwird (vgl. [9] S. 132 ff). Diese Verfrem-dung der Realität drängt den Patientenzu dem Bemühen, den geheimen Zweckund die „Drahtzieher“ dieser Veranstal-tung zu durchschauen. Dass seinezunächst noch hypothetisch gebildeteAnnahme zur wahnhaften Überzeugungder Bedrohung und Verfolgung wird,und der anfängliche Vorbehalt des„Alsob“ unter dem zunehmenden

Druck der psychotischen Angst nichtmehr aufrechterhalten werden kann, hatKlosterkötter zu Recht als Beginn dereigentlichen Psychose herausgestellt[21]. Denn gerade die Aufgabe des„Alsob“ entspricht dem Verlust derSelbstdistanz und Fiktionalität als wesent-lichen Merkmalen von Personalität.

Diese Strukturen wurden oben ander Entwicklung des Kleinkindes erläu-tert, das sich im 2. Lebensjahr im Spiegelerkennt,„Als-ob“-Spiele versteht und sichin die Anderen hineinzuversetzen lernt.Die zentrale personale Fähigkeit zurFiktionalität, zum Perspektivenwechselund Überstieg ist also eine erworbeneund kann wieder verloren gehen: Schizo-phrene sind zum Oszillieren zwischenzwei Bezugssystemen oft nicht mehr inder Lage. Auf sprachlicher Ebene wirddies im schizophrenen Konkretismuserkennbar: Die Patienten verstehenSprichwörter oder Metaphern nicht inihrer „Als-ob“-Struktur,sondern nehmensie buchstäblich.Es kommt also zu einem„Kurzschluss“ zwischen der wörtlichenund der metaphorischen Ebene [14].

Noch prekärer wird die Störung desPerspektivenwechsels auf der intersub-jektiven Ebene. Da jede Einnahme einersozialen Rolle den ständigen Wechselzwischen dem eigenen Standpunkt unddem der Anderen, also den Überstiegvoraussetzt, ist die Fähigkeit zur Rollen-übernahme bei Schizophrenen nurunzureichend ausgebildet. Als Auslösereiner Erstmanifestation wirken dahermeist Situationen, die den Aufbau derdezentrierten Erwachsenenrolle erfor-dern, sei es der Eintritt ins Berufslebenoder die Aufnahme intimer Partner-beziehungen [23]. Kraus spricht von der„Rollenlosigkeit“ des Schizophrenenund erklärt den Autismus aus dem Un-vermögen, die Rolle des „generalisiertenAnderen“ zu übernehmen [29], also sichin andere hineinzuversetzen und dieeigene Identität durch die Außenbezie-hungen hindurch zu festigen.

Die sozialen Beziehungen könnenfür den Schizophrenen deshalb so pre-kär werden,weil die Unterscheidung vonSelbst- und Fremdwahrnehmung aufdem Spiel steht. Denn wenn ich mich inden Anderen hineinversetze,ohne dieserBewegung selbst innezusein – es fehltihre Selbstbezüglichkeit – dann werdeich plötzlich selbst der Andere. Ich kanndie „Als-ob“-Perspektive des Überstiegsnicht mehr durchhalten und verliere

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mich selbst. So kommt es zu den be-drohlichsten Passivierungserlebnissenin der Schizophrenie, die Patienten soschildern: „Wenn ich andere sehe odersprechen höre, so kann es geschehen, dassich ebenso spreche und mich bewege –und Angst habe, dass ich die anderenbin“ ([36] S. 74).„When I look at some-body my own personality is in danger. Iam undergoing a transformation andmyself is beginning to disappear“ [2].

In die gleiche Richtung weist dassog.Spiegelzeichen in beginnenden Psy-chosen, bei dem die Kranken sich imSpiegel nicht mehr eindeutig identifizie-ren können [1]. Die Verwirrung beimEinnehmen der Außenperspektive aufsich selbst hat ein Patient Kimuras [20]eindrucksvoll geschildert: „Wenn ich inden Spiegel sehe, weiß ich nicht mehr, obich hier mich dort im Spiegel sehe, oderich dort im Spiegel mich hier sehe. Seheich einen anderen im Spiegel, so vermagich ihn nicht mehr von mir zu unterschei-den. In einem noch schlechteren Befindengeht auch der Unterschied zwischen mirselbst und einem wirklichen anderen ver-loren... Ich weiß nicht mehr, ob sich dasInnere nach außen kehrt oder das Äußerenach innen. Ob es nicht zwei Ichs gibt?“

Wir sehen, wie die Strukturen entfal-teter Personalität, die das Kind im 2. Le-bensjahr erwirbt, in der Schizophrenie ei-ne zentrale Störung erleiden – vor allemdie Fähigkeit zum Perspektivenwechsel,zum „Als-ob“. Schizophrenie ist dieKrankheit, die nur entstehen kann, weilder Mensch zum Bewusstsein seiner selbstkommt und sich damit als Person unteranderen Personen erkennt.Dieses Vermö-gen des Menschen,die Anderen als solchewahrzunehmen, kehrt sich in der Schizo-phrenie gegen ihn selbst und bedroht inmit dem Untergang seiner Person. Abergerade indem der Schizophrene leidet,sich ängstigt, sich bedroht, entfremdetund überwältigt fühlt, bezeugt er, dass ergleichwohl Person bleibt. Auch in der äu-ßersten Depersonalisation zeigt sich im-mer noch die Person des Kranken selbst.

Abschließend sei auf therapeuti-sche Gesichtspunkte hingewiesen, diesich aus dieser Betrachtung der Schizo-phrenie ergeben. Wenn die Kunst unddas Spiel, wie zuvor erwähnt, ausge-zeichnete Möglichkeiten des Menschendarstellen, personale Freiheit zu realisie-ren, dann kann in ihnen auch ein Ansatzzur Heilung für Menschen liegen, derenFähigkeit zum „Als-ob“ und zur Selbst-distanz schwer gestört ist. So vermag dieKunsttherapie über die bildhafte Gestal-tung der Innenwelt die geschwächte Ich-Aktivität des Kranken zu fördern. Mankönnte sagen, dass die fehlende innereRepräsentanz des eigenen Denkens undTuns durch das äußere Bild ersetzt wirdund so wieder ein Bewusstsein für daseigene Tätigsein entstehen kann. Oftfindet sich in den schizophrenen Selbst-porträts das Motiv der Maske wieder –als Ausdruck der Entfremdung desKranken von seiner äußeren Erschei-nung. Aber gerade indem der Krankedieses Maskiertsein darstellen und dar-über sprechen kann, gewinnt er bereitsein Stück Freiheit zurück.

Eine zweite Möglichkeit bestehtdarin, die aktive Selbstverfügung desSchizophrenen mit dem Mittel des Spielszu fördern, nämlich des Theaterspiels.Diese bereits um 1800 von J.C. Reil ([34]S. 209 ff) begründete Tradition derSchizophreniebehandlung ist heute etwain der polnischen oder argentinischenPsychiatrie noch lebendig. Auch inDeutschland gibt es im rehabilitativenBereich der Psychiatrie inzwischen wie-der Ansätze zu einer Theatertherapie. IhrZiel ist, dass der Kranke in der „Als-ob“-Darstellung einer Rolle den Überstiegübt und sich im Rahmen der Fiktionfreier bewegen kann als sonst in seinensozialen Beziehungen; dass er also geradedurch die Übernahme einer persona seinPersonsein wieder erfahren kann.

Personen sind gefährdete Wesen. Jaman kann sagen: Der Mensch wird psy-chisch krank, weil er Person ist, d. h. zusich selbst in einem Verhältnis steht unddamit die Möglichkeit der Selbstentzwei-ung bis hin zum Selbstverlust in sich trägt.Um wieder zu sich zu finden, bedarf erauch anderer, die verstehen, was es heißt,Person zu sein. Die Psychiatrie kann aufden Begriff der Person nicht verzichten.

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Fachnachricht

Alois Alzheimer-Award (Alois Alzheimer-Preis)

Für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der

Alzheimerschen Krankheit und anderer neuro-

degenerativer Prozesse stiftet Novartis Pharma

den „Alois Alzheimer-Preis (AAA)”. Die Preis-

Summe beträgt US $ 20.000,-.

Mit dem international ausgeschriebenen

Preis werden seit 1995 Wissenschaftler ausge-

zeichnet, deren Forschungsarbeiten das Wissen

von der Ätiologie, der Pathogenese, der Diagnos-

tik oder der Therapie der Alzheimerschen Krank-

heit und/oder verwandter Erkrankungen durch

neue Erkenntnisse bereichert haben.

Bewerbungen und Nominierungen (8fach)

sind bis zum 30. Mai 2002 zu richten an:

Prof. Dr. H.-J. Möller

Psychiatrische Klinik und Poliklinik

Ludwig-Maximilians-Universität

Nußbaumstraße 7

80336 München

Den Bewerbungen/Nominierungen sind

beizufügen:

• ein kurzer Lebenslauf

• Sonderdrucke von ein bis drei die Thematik des

AAA betreffenden Arbeiten

Dem Preisrichterkollegium gehören an:

Prof. K. Beyreuther, Heidelberg, Prof. C.G. Gottfries,

Göteborg, Prof. S. Henn, Mannheim, Prof. R. Levy,

London, Prof. Dr. J.M. Orgogozo, Bordeaux,

Prof. K. Maurer, Prof. H.-J. Möller,

Prof. Dr. B.Winblad, Huddinge