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Der Bergname Passwang neu gedeutet FLURNAMEN Die seit 1928 akzeptierte Namenserklärung Bar-Schwang = kahle Schwende vermag dem Gewicht der Belege nicht standzuhalten. Dafür zeigt sich die Verwandtschaft des Passwang mit dem Born. ROLF MAX KULLY Im Oltner Tagblatt vom 27. April haben wir eine Deutung des Bergnamens Born vorge- stellt und ihn auf ein altes deut- sches Wort für «Anhöhe» zurückgeführt. Heute diskutie- ren wir einen anderen Namen, von dem es nicht auf der Hand liegt, dass er in irgendeiner sprachlichen Beziehung zum Born stehen könnte, aber je wei- ter wir die Namenentwicklung zurückverfolgen, desto mehr nähern sich die beiden Namen einander an. EIN MASSIV der zweiten Jura- kette trägt den Namen Pass- wang, heute vor allem bekannt durch die gleichnamige Auto- strasse, die das Guldental mit dem Schwarzbubenland verbin- det. Sie wurde in ihrem jetzigen Verlauf während der Krisenzeit der Dreissigerjahre des 20. Jahr- hunderts angelegt, führt von Mümliswil nach Ramiswil und steigt dann auf eine Höhe von 943 m ü. M. an, wo sie in den Zingelentunnel einmündet. Ihren Austritt aus dem Tunnel findet sie bei der Zingelenflue, einer hohen, fast senkrechten Felswand. Der Autofahrer muss annehmen, der Name sei leicht verständlich, scheint er doch die Passstrasse, die unter der Wang (mundartliche Ausspra- che von Wand) hindurchführt, zu charakterisieren. Jedoch galt der Name oder eine lautliche Variante auch schon für den Karrweg, der seit dem 18. Jahrhundert in einer anderen Linie über den Berg führte. Dieser erklomm von Mümliswil aus geradenwegs ei- ne Höhe von 1001 m ü. M. und hatte den Ruf der denkbar ungünstigsten Verkehrsverbin- dung des Landes. Urs Peter Strohmeier hält in seiner Be- schreibung des Kantons Solo- thurn fest: «Die Strasse über diesen Berg wurde 1730 unter dem Bauherrn Sury erbauet; sie steigt an vielen Orten über 20 Fuss Prozent, und ist un- streitig die schlechteste Com- munikationsstrasse der Schweiz, obwohl sie eine der volksreichsten Amteien und die ausgedehnteste mit den vier übrigen und der Haupt- stadt des Kantons verbindet. Es scheint, man habe beim Baue dieser halsbrechenden Strasse die höchsten Joche und un- schicklichsten Stellen geflis- sentlich ausgewählt, um sie da durchzuführen.» DIE STRASSENBEZEICHNUNG ist jedoch sekundär und von der Umgebung übertragen. Viel älter als die Passstrasse und ihr Name sind die Namen der drei Berghöfe Oberer, Mittlerer und Unterer Passwang sowie des nördlich davon gelegenen Berg- grates Passwang mit der höchs- ten Erhebung Vogelberg, 1204 m über Meer. Schon anno 1928 hat der Basler Sekundarlehrer A. Seiler breit ausgeführt, dass das Wort Pass (von lateinisch passus, «Schritt») im Sinne von Bergübergang erst im 15. Jahr- hundert aufgekommen und nie ein volkstümliches Wort ge- wesen sei und dass Wang nicht von Wand herzuleiten sei, son- dern dass der Name, gestützt auf die alten Schreibungen Boschwand und Barschwang, in Bar-Schwang zu trennen sei. Die Bedeutung sei «Rodung bis zur völligen Blösse». Ihm folgt Urs Wiesli, Geographie des Kantons Solothurn (Seiten 195 f.): «Der Name hat mit Pass nichts zu tun. Es liegt hier viel- mehr eine volksetymologische Umdeutung von Barschwang = kahle Schwende vor.» Auch wir haben diese auf den ersten Blick sehr einleuchtende Er- klärung jahrzehntelang ge- glaubt und in unser Buch über Nuglar-Sankt Pantaleon (Band 1, Seite 109) übernommen. Frei- lich vermag sie dem Gewicht der Belege nicht standzuhalten (siehe Auswahl auf dieser Sei- te). DIE ÄLTESTEN FORMEN von 1480 bis 1545 zeigen alle ein «o» im Bestimmungswort: Bo-. Nur 1521 und 1531 erscheint nach dem «o» ein «r»: Bor-. Von 1575 an wird das «o» durch ein «a» ab- gelöst: Ba-. Erst 1724 taucht auch das «r» vereinzelt wieder auf: Bar-. 1668 finden wir erst- mals die moderne Form Pass- wang, es dauert dann über zwei- hundert Jahre, bis sie sich durchsetzt. Im Solothurnischen werden die alten langen «â» zu «ô» geho- ben und gerundet: Mittelhoch- deutsch blâsen zu solothur- nisch blôse; dâche («Docht») zu Dôche; schâf zu Schôf; blâtere («Blase») zu Blôtere, und so wei- ter. Dieser Lautwandel betrifft jedoch ausschliesslich die ur- sprünglich langen Vokale, nicht die sekundär gedehnten wie Sâ- gi («Säge»), Stâl («Stahl, Stall»), bârfis («barfuss»). Es gibt nur ei- ne Ausnahme: Die alten kurzen «a» werden in den Bezirken Thal und im Schwarzbubenland vor «ld» oder «lt» zu «o» gehoben und gerundet. Josef Reinhart zi- tiert das Balsthaler Scherzwort «Der Olt soll Holz spolten im Wold» («Der Alte soll Holz spal- ten im Wald»). Das Adjektiv bar «bloss» wird denn auch unseres Wissens im Solothurnischen und überhaupt im Schweizer- deutschen nie und nirgends zu bor (Schweizerdeutsches Wör- terbuch Band 4, Seiten 1433 f.). Den alten «o»-Belegen in Boswand kann also kein kurzes «a» zu Grunde liegen. Das «o» in bo(r) muss demzu- folge ursprünglich sein, und die ursprüngliche Namenform wird *borswand gelautet haben. Nun wissen wir aus dem Artikel über den Born, dass althoch- deutsch bor «Anhöhe» bedeutet. Die Form boswand ohne «r» er- klärt sich entweder durch den Zusammenstoss dreier Konso- nanten und ihre Reduktion auf zwei oder vielleicht auch durch den verbreiteten «r»-Verlust vor einem anderen Konsonanten in den Solothurner Dialekten («Si göh ufe Bäägg go Beeri sueche und hei e waammi Wuuscht im Choop» – «Sie gehen auf den Berg Beeren suchen und haben eine warme Wurst im Korb»). Dieser «r»-Schwund kann übri- gens in Einzelfällen in der ganzen deutschen Schweiz nachgewiesen werden. Das deutlichste Beispiel dafür ist das alemannische Wort Donnschtig «Donnerstag», in dem in der Lautverbindung «rst» das «r» der Erleichterung der Dreierkonsonanz zum Op- fer gefallen ist. WIR KOMMEN FOLGLICH zu ei- ner neuen Deutung des Namens Passwang. Die jetzige Form ist umgedeutet aus Baschwang, das selber wieder auf Bor- schwand zurückgeht. Mit grös- serer Wahrscheinlichkeit wird also der Name nicht als «Ro- dung bis zur totalen Blösse», was nach dem heutigen Land- schaftsbild jedenfalls für die Passwanggegend nicht zutrifft, sondern als «Rodung auf der An- höhe» erklärt. Fazit: Born und Passwang sind sprachlich sehr nahe Ver- wandte, denen im Verlauf der Zeit durch die Neumotivierung und die Anknüpfung an Pass die ursprüngliche Ähnlichkeit abhanden gekommen ist. Der Vollständigkeit halber sei jedoch angemerkt, dass der Name Barschwand im Emmen- tal vorkommt. So heisst ein Wei- ler in der Gemeinde Linden, wo Tom Lüthi, der Töff-Weltmeister in der 125er-Klasse, geboren ist und immer noch wohnt. Zitierte Literatur: U. P. Strohmeier, Der Kanton Solo- thurn, historisch, geographisch, statistisch geschildert. St. Gallen und Bern, 1836. A. Seiler, Passwang und Hohe Win- de, ein Beitrag zur Namenkunde. Separatdruck aus der Baselland- schaftlichen Zeitung 1929. Urs Wiesli, Geographie des Kan- tons Solothurn. Solothurn, 1969. Rolf Max Kully, Die Namenwelt der Gemeinde Nuglar-Sankt Pantaleon, 1999. Rolf Max Kully, Woher unser Born seinen Namen hat. Oltner Tagblatt, 27. April 2006, Seite 21. Ruedi Kuhn, «Die Schule hat Tom nicht interessiert». Mittelland-Zei- tung, 23. März 2006, Seite 2. In Kürze Dass der Name Passwang nicht auf «Pass» zurückge- hen kann, hat der Basler Se- kundarlehrer A. Seiler schon 1928 dargelegt. Seiler deute- te den Bergnamen als Bar- Schwang («Rodung bis zur völligen Blösse», «kahle Schwende»). Auch der Solo- thurner Namenforscher Rolf Max Kully folgte bisher die- ser allgemein anerkannten Deutung. Im vorliegenden Artikel zeigt er nun aber auf, dass der Passwang in den ältesten Belegen der For- schungsstelle Solothurni- sches Namenbuch, bis etwa Mitte des 16. Jahrhunderts, mit -o- im ersten Wortteil ge- schrieben wurde (Boswand, Boschwand, Borschwand). Kully erkennt darin das glei- che mittelhochdeutsche Sub- stantiv bor («Anhöhe») wie im Namen des Hügelzugs Born zwischen Gäu und Ol- ten. Für den Passwang ver- mutet Kully deshalb eine ur- sprüngliche Namensform *borswand, was so viel be- deuten würde wie «Rodung auf der Anhöhe». (CVA) Der Name Passwang durch fünf Jahrhunderte Nachstehend eine knappe Auswahl von Be- legen aus der Sammlung der Forschungs- stelle Solothurnisches Namenbuch für den Namen Passwang von der Gegenwart bis zurück ins Jahr 1480. Die vollständige Reihe mit den Quellennachweisen kann in der Forschungsstelle in Solothurn eingesehen werden. 2001 S Chratteneggli, dasch de tiefsch Punkt i de Paschwangchetti (mündlich) 1982 Passwang, Ober Passwang, Mittler Passwang, Unter Passwang, Passwang- strasse 1949 Der Tod am Barschwang 1895 am Fusse dess Passwang, Barschwang im Volksmunde 1884 Barschwang, Passwang, Ober Bar- schwang, Mittler Barschwang, Unter Bar- schwang 1864 an der Strasse des Basswands oder Barschwang genant 1840 ein Mätteli an der alten Pasawangstra- se 1796 Buschwang 1771 ober baschwang ... der mitler baschwang … nider baschwang … der baschwang 1761 solle der Mittler barschwang zahlen 1754 bis Zúm Gatter an der Baschwang Landstrasss 1752 die strass genambset die Baschwandt- strass 1738 die baschwand strass 1725 im bogentall hinder der paarschwang 1716 Barschwang 1699 Ober Barschwang 1668 Passwang 1627 an wäg der vff Baschwand geht 1580 Bendicht grolimundt vff baschwant ge- sessen 1575 an wäg der vff Baschwanndt gadt 1545 vom hoffe Jn vff boschwand 1544 an dem wäge so hinuff vff Boschwan- de gatt 1535 petter vff Boschwand 1534 petter Äbi vff Boschwand 1531 dem grat nach durch Porschwannden haruff 1529 minen berg vnnd alp boschwand ge- nampt 1521 des houptverköiffers weÿd vff bor- schwand gelegen 1520 vff vnnd Ab einer weÿde vff Boschwand 1517 Hanns Ebi vff boschwand 1500 So den jn durch boschwand 1480 durch boswand in löffels matt. OBERER PASSWANG Auch das (heutige) Landschaftsbild zeigt keine «Rodung bis zur völligen Blösse». ROLF MAX KULLY Si göh ufe Bäägg go Beeri sueche und hei e waammi Wuuscht im Choop SPRECHENDES BEISPIEL FÜR DEN R-SCHWUND VOR KONSONANTEN IN DEN SOLOTHURNER DIALEKTEN

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Geleitete Schulen auch inWinznauSchulleitung und Gemeinderat haben eine grosse Ver-antwortung wahrzunehmen. Schulleiter wurde MichaelBielser. Seite 28

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Der Bergname Passwang neu gedeutetFLURNAMEN Die seit 1928 akzeptierte Namenserklärung Bar-Schwang = kahle Schwende vermag demGewicht der Belege nicht standzuhalten. Dafür zeigt sich die Verwandtschaft des Passwang mit dem Born.

ROLF MAX KULLY

Im Oltner Tagblatt vom 27.April haben wir eine Deutungdes Bergnamens Born vorge-stellt und ihn auf ein altes deut-sches Wort für «Anhöhe»zurückgeführt. Heute diskutie-ren wir einen anderen Namen,von dem es nicht auf der Handliegt, dass er in irgendeinersprachlichen Beziehung zumBorn stehen könnte, aber je wei-ter wir die Namenentwicklungzurückverfolgen, desto mehrnähern sich die beiden Nameneinander an.

EIN MASSIV der zweiten Jura-kette trägt den Namen Pass-wang, heute vor allem bekanntdurch die gleichnamige Auto-strasse, die das Guldental mitdem Schwarzbubenland verbin-det. Sie wurde in ihrem jetzigenVerlauf während der Krisenzeitder Dreissigerjahre des 20. Jahr-hunderts angelegt, führt vonMümliswil nach Ramiswil undsteigt dann auf eine Höhe von943 m ü. M. an, wo sie in denZingelentunnel einmündet.Ihren Austritt aus dem Tunnelfindet sie bei der Zingelenflue,einer hohen, fast senkrechtenFelswand. Der Autofahrer mussannehmen, der Name sei leichtverständlich, scheint er dochdie Passstrasse, die unter derWang (mundartliche Ausspra-che von Wand) hindurchführt,zu charakterisieren.

Jedoch galt der Name odereine lautliche Variante auchschon für den Karrweg, der seitdem 18. Jahrhundert in eineranderen Linie über den Bergführte. Dieser erklomm vonMümliswil aus geradenwegs ei-ne Höhe von 1001 m ü. M. undhatte den Ruf der denkbarungünstigsten Verkehrsverbin-dung des Landes. Urs PeterStrohmeier hält in seiner Be-schreibung des Kantons Solo-thurn fest: «Die Strasse überdiesen Berg wurde 1730 unterdem Bauherrn Sury erbauet;

sie steigt an vielen Orten über20 Fuss Prozent, und ist un-streitig die schlechteste Com-munikationsstrasse derSchweiz, obwohl sie eine dervolksreichsten Amteien unddie ausgedehnteste mit denvier übrigen und der Haupt-stadt des Kantons verbindet. Esscheint, man habe beim Bauedieser halsbrechenden Strassedie höchsten Joche und un-schicklichsten Stellen geflis-sentlich ausgewählt, um sie dadurchzuführen.»

DIE STRASSENBEZEICHNUNG

ist jedoch sekundär und vonder Umgebung übertragen. Viel

älter als die Passstrasse und ihrName sind die Namen der dreiBerghöfe Oberer, Mittlerer undUnterer Passwang sowie desnördlich davon gelegenen Berg-grates Passwang mit der höchs-ten Erhebung Vogelberg, 1204m über Meer. Schon anno 1928hat der Basler SekundarlehrerA. Seiler breit ausgeführt, dassdas Wort Pass (von lateinischpassus, «Schritt») im Sinne vonBergübergang erst im 15. Jahr-hundert aufgekommen undnie ein volkstümliches Wort ge-wesen sei und dass Wang nichtvon Wand herzuleiten sei, son-dern dass der Name, gestütztauf die alten Schreibungen

Boschwand und Barschwang,in Bar-Schwang zu trennen sei.Die Bedeutung sei «Rodung biszur völligen Blösse». Ihm folgtUrs Wiesli, Geographie desKantons Solothurn (Seiten 195f.): «Der Name hat mit Passnichts zu tun. Es liegt hier viel-mehr eine volksetymologischeUmdeutung von Barschwang =kahle Schwende vor.» Auch wirhaben diese auf den erstenBlick sehr einleuchtende Er-klärung jahrzehntelang ge-glaubt und in unser Buch überNuglar-Sankt Pantaleon (Band 1,Seite 109) übernommen. Frei-lich vermag sie dem Gewichtder Belege nicht standzuhalten(siehe Auswahl auf dieser Sei-te).

DIE ÄLTESTEN FORMEN von1480 bis 1545 zeigen alle ein «o»im Bestimmungswort: Bo-. Nur1521 und 1531 erscheint nachdem «o» ein «r»: Bor-. Von 1575an wird das «o» durch ein «a» ab-gelöst: Ba-. Erst 1724 tauchtauch das «r» vereinzelt wiederauf: Bar-. 1668 finden wir erst-mals die moderne Form Pass-wang, es dauert dann über zwei-hundert Jahre, bis sie sichdurchsetzt.

Im Solothurnischen werdendie alten langen «â» zu «ô» geho-ben und gerundet: Mittelhoch-deutsch blâsen zu solothur-nisch blôse; dâche («Docht») zuDôche; schâf zu Schôf; blâtere(«Blase») zu Blôtere, und so wei-ter. Dieser Lautwandel betrifftjedoch ausschliesslich die ur-sprünglich langen Vokale, nichtdie sekundär gedehnten wie Sâ-gi («Säge»), Stâl («Stahl, Stall»),bârfis («barfuss»). Es gibt nur ei-ne Ausnahme: Die alten kurzen«a» werden in den Bezirken Thalund im Schwarzbubenland vor«ld» oder «lt» zu «o» gehobenund gerundet. Josef Reinhart zi-

tiert das Balsthaler Scherzwort«Der Olt soll Holz spolten imWold» («Der Alte soll Holz spal-ten im Wald»). Das Adjektiv bar«bloss» wird denn auch unseresWissens im Solothurnischenund überhaupt im Schweizer-deutschen nie und nirgends zubor (Schweizerdeutsches Wör-terbuch Band 4, Seiten 1433 f.).Den alten «o»-Belegen inBoswand kann also kein kurzes«a» zu Grunde liegen.

Das «o» in bo(r) muss demzu-folge ursprünglich sein, und dieursprüngliche Namenform

wird *borswand gelautet haben.Nun wissen wir aus dem Artikelüber den Born, dass althoch-deutsch bor «Anhöhe» bedeutet.Die Form boswand ohne «r» er-klärt sich entweder durch denZusammenstoss dreier Konso-nanten und ihre Reduktion aufzwei oder vielleicht auch durchden verbreiteten «r»-Verlust voreinem anderen Konsonanten inden Solothurner Dialekten («Sigöh ufe Bäägg go Beeri suecheund hei e waammi Wuuscht imChoop» – «Sie gehen auf denBerg Beeren suchen und habeneine warme Wurst im Korb»).Dieser «r»-Schwund kann übri-gens in Einzelfällen in derganzen deutschen Schweiznachgewiesen werden. Dasdeutlichste Beispiel dafür istdas alemannische WortDonnschtig «Donnerstag», indem in der Lautverbindung«rst» das «r» der Erleichterung

der Dreierkonsonanz zum Op-fer gefallen ist.

WIR KOMMEN FOLGLICH zu ei-ner neuen Deutung des NamensPasswang. Die jetzige Form istumgedeutet aus Baschwang,das selber wieder auf Bor-schwand zurückgeht. Mit grös-serer Wahrscheinlichkeit wirdalso der Name nicht als «Ro-dung bis zur totalen Blösse»,was nach dem heutigen Land-schaftsbild jedenfalls für diePasswanggegend nicht zutrifft,sondern als «Rodung auf der An-höhe» erklärt.

Fazit: Born und Passwangsind sprachlich sehr nahe Ver-wandte, denen im Verlauf derZeit durch die Neumotivierungund die Anknüpfung an Passdie ursprüngliche Ähnlichkeitabhanden gekommen ist.

Der Vollständigkeit halbersei jedoch angemerkt, dass derName Barschwand im Emmen-tal vorkommt. So heisst ein Wei-ler in der Gemeinde Linden, woTom Lüthi, der Töff-Weltmeisterin der 125er-Klasse, geboren istund immer noch wohnt.

Zitierte Literatur:

U. P. Strohmeier, Der Kanton Solo-thurn, historisch, geographisch,statistisch geschildert. St. Gallenund Bern, 1836.A. Seiler, Passwang und Hohe Win-de, ein Beitrag zur Namenkunde.Separatdruck aus der Baselland-schaftlichen Zeitung 1929.Urs Wiesli, Geographie des Kan-tons Solothurn. Solothurn, 1969.Rolf Max Kully, Die Namenwelt derGemeinde Nuglar-Sankt Pantaleon,1999.Rolf Max Kully, Woher unser Bornseinen Namen hat. Oltner Tagblatt,27. April 2006, Seite 21.Ruedi Kuhn, «Die Schule hat Tomnicht interessiert». Mittelland-Zei-tung, 23. März 2006, Seite 2.

In Kürze

Dass der Name Passwangnicht auf «Pass» zurückge-hen kann, hat der Basler Se-kundarlehrer A. Seiler schon1928 dargelegt. Seiler deute-te den Bergnamen als Bar-Schwang («Rodung bis zurvölligen Blösse», «kahleSchwende»). Auch der Solo-thurner Namenforscher RolfMax Kully folgte bisher die-ser allgemein anerkanntenDeutung. Im vorliegendenArtikel zeigt er nun aber auf,dass der Passwang in denältesten Belegen der For-schungsstelle Solothurni-sches Namenbuch, bis etwaMitte des 16. Jahrhunderts,mit -o- im ersten Wortteil ge-schrieben wurde (Boswand,Boschwand, Borschwand).Kully erkennt darin das glei-che mittelhochdeutsche Sub-stantiv bor («Anhöhe») wieim Namen des HügelzugsBorn zwischen Gäu und Ol-ten. Für den Passwang ver-mutet Kully deshalb eine ur-sprüngliche Namensform*borswand, was so viel be-deuten würde wie «Rodungauf der Anhöhe». (CVA)

Der Name Passwang durch fünf JahrhunderteNachstehend eine knappe Auswahl von Be-legen aus der Sammlung der Forschungs-stelle Solothurnisches Namenbuch für denNamen Passwang von der Gegenwart biszurück ins Jahr 1480. Die vollständige Reihemit den Quellennachweisen kann in derForschungsstelle in Solothurn eingesehenwerden.

2001 S Chratteneggli, dasch de tiefsch Punkti de Paschwangchetti (mündlich)1982 Passwang, Ober Passwang, MittlerPasswang, Unter Passwang, Passwang-strasse1949 Der Tod am Barschwang1895 am Fusse dess Passwang, Barschwangim Volksmunde1884 Barschwang, Passwang, Ober Bar-schwang, Mittler Barschwang, Unter Bar-schwang1864 an der Strasse des Basswands oderBarschwang genant1840 ein Mätteli an der alten Pasawangstra-se1796 Buschwang1771 ober baschwang ... der mitlerbaschwang … nider baschwang … derbaschwang1761 solle der Mittler barschwang zahlen

1754 bis Zúm Gatter an der BaschwangLandstrasss1752 die strass genambset die Baschwandt-strass1738 die baschwand strass1725 im bogentall hinder der paarschwang1716 Barschwang1699 Ober Barschwang1668 Passwang1627 an wäg der vff Baschwand geht1580 Bendicht grolimundt vff baschwant ge-sessen1575 an wäg der vff Baschwanndt gadt1545 vom hoffe Jn vff boschwand1544 an dem wäge so hinuff vff Boschwan-de gatt1535 petter vff Boschwand1534 petter Äbi vff Boschwand1531 dem grat nach durch Porschwanndenharuff1529 minen berg vnnd alp boschwand ge-nampt1521 des houptverköiffers weÿd vff bor-schwand gelegen1520 vff vnnd Ab einer weÿde vffBoschwand1517 Hanns Ebi vff boschwand1500 So den jn durch boschwand1480 durch boswand in löffels matt.

OBERER PASSWANG Auch das (heutige) Landschaftsbild zeigt keine «Rodung bis zur völligen Blösse». ROLF MAX KULLY

Si göh ufe Bäägggo Beeri suecheund hei e waammiWuuscht im ChoopSPRECHENDES BEISPIEL FÜR DENR-SCHWUND VOR KONSONANTENIN DEN SOLOTHURNER DIALEKTEN

19 MZ Mittwoch, 9. August 2006

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