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Der Blaue Ozean als Strategie W. Chan Kim, Renée Mauborgne Wie man neue Märkte schafft, wo es keine Konkurrenz gibt ISBN 3-446-40217-9 Leseprobe Weitere Informationen oder Bestellungen unter http://www.hanser.de/3 - 446 - 40217 - 9 sowie im Buchhandel Seite 1 von 1 Produktinformation 21.09.2005 http://www.hanser.de/deckblatt/deckblatt1.asp?isbn=3-446-40217-9&style=Leseprobe

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Der Blaue Ozean als Strategie

 

W. Chan Kim, Renée Mauborgne

Wie man neue Märkte schafft, wo es keine Konkurrenz gibt

 

ISBN 3-446-40217-9

 

Leseprobe

 

Weitere Informationen oder Bestellungen unter http://www.hanser.de/3-446-40217-9 sowie im Buchhandel

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Teil 1

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Strategien zur Eroberungblauer Ozeane (SEOs)

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1 Erschließung blauer Ozeane

So kann es gehen: Guy Laliberté, einst Akkordeonspieler, Stelzenakrobatund Feuerschlucker, ist heute CEO von Cirque du Soleil. Der wohl bekann-teste kanadische Kulturexport konnte in den 20 Jahren seit seiner Gründungdurch eine Gruppe von Straßenkünstlern (1984) fast 40 Millionen Zu-schauer in 90 Städten auf der ganzen Welt verbuchen. Damit erreichte Cir-que du Soleil in nur zwei Jahrzehnten ein Umsatzniveau, für das RinglingBros. and Barnum & Bailey, der Weltführer in der Zirkusbranche, über einJahrhundert brauchte.

Das ist umso bemerkenswerter, weil es sich in einer von der Rezession ge-troffenen Branche abspielte – also in einem Bereich, dem die klassischestrategische Analyse kaum Wachstumsmöglichkeiten einräumte. Auf dereinen Seite stand die immense Verhandlungsmacht der Zulieferer (der Starsder Manege), auf der anderen der wachsende Druck von Markt und Kun-den, mehr zu liefern als bisher. Andere Formen der Unterhaltung – vonSportveranstaltungen bis zu den Videos, die man sich zu Hause im gemüt-lichen Sessel ansehen konnte – warfen immer längere Schatten. Die Kinderwollten nicht mehr in den fahrenden Zirkus gehen, sondern lieber eine Play-Station haben. Daher litt die Branche unter sinkenden Zuschauerzahlen,Umsätzen und Gewinnen. Außerdem kämpften die Tierschützer verstärktgegen die Dressur im Zirkus. Ringling Bros. and Barnum & Bailey setzte denStandard, und die kleineren Zirkusse zogen mit abgespeckten Versionennach. Unter dem Gesichtspunkt einer wettbewerbsbasierten Strategie wardie Zirkusbranche somit unattraktiv.

Der Erfolg von Cirque du Soleil war auch deshalb so zwingend, weil dieZuschauergewinne nicht auf Kosten der bereits schrumpfenden Zirkusbran-che gingen, deren Hauptkunden ja schon immer die Kinder waren. Cirquedu Soleil trat nicht als Konkurrent von Ringling Bros. and Barnum & Baileyauf. Man schuf vielmehr einen neuen Markt, wo es keine Konkurrenz gab.Cirque du Soleil sprach nämlich eine völlig neue Kundengruppe an: Er-wachsene und Firmenkunden, die bereit waren, für ein ganz neuartiges Frei-zeiterlebnis einen Preis zu zahlen, der um ein Mehrfaches über dem der tra-ditionellen Zirkusse lag. Nicht umsonst hieß eine der ersten Produktionen»Wir erfinden den Zirkus neu!«

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Neue Märkte

Cirque du Soleil hatte Erfolg, weil man dort erkannte, dass die Unterneh-men in Zukunft nur gewinnen können, wenn sie nicht mehr gegeneinanderantreten. Die Konkurrenz lässt sich nur auf eine Weise schlagen: indem manaufhört, es zu versuchen.

Um verstehen zu können, was Cirque du Soleil geschafft hat, wollen wiruns ein Marktuniversum vorstellen, das aus zwei Arten von Ozeanen be-steht: roten und blauen. Die roten Ozeane repräsentieren alle Branchen, diees heute gibt; sie bilden den bekannten Markt. Die blauen Ozeane dagegenstehen für alle Branchen, die es noch nicht gibt, also für die unbekanntenMärkte.

In den roten Ozeanen sind die Grenzen der einzelnen Branchen genaudefiniert und werden akzeptiert; die Regeln für den Wettbewerb sind be-kannt.1 Die Unternehmen versuchen hier, ihre Konkurrenten zu übertreffen,um sich einen größeren Anteil an der vorhandenen Nachfrage zu sichern. Jeenger es in diesem Markt wird, desto stärker sinken die Gewinn- undWachstumschancen. Die Produkte werden zur Massenware, der Konkur-renzkampf wird immer härter.

Die blauen Ozeane dagegen werden durch bisher noch nicht erschlos-sene Märkte, die Erzeugung von Nachfrage und die Aussicht auf höchst pro-fitables Wachstum definiert. Auch wenn manche weit außerhalb der bisheri-gen Branchengrenzen erschlossen werden, entstehen die meisten aus rotenOzeanen heraus, durch eine Ausdehnung der existierenden Branchengren-zen – wie bei Cirque du Soleil. In den blauen Ozeanen spielt der Wettbe-werb keine Rolle, da die Spielregeln erst noch festgelegt werden müssen.

Es wird immer wichtig bleiben, durch Überflügeln der Konkurrenz er-folgreich im roten Ozean zu schwimmen. Die roten Ozeane werden auchweiterhin zum Leben der Unternehmen gehören. Da das Angebot aber inimmer mehr Branchen die Nachfrage übersteigt, reicht es – wenn eine hohePerformance aufrechterhalten werden soll – nicht aus, sich dem Konkur-renzkampf um einen Anteil an den schrumpfenden Märkten zu stellen (ob-wohl das natürlich nötig ist).2 Die Unternehmen müssen über den Wett-bewerb hinausgehen: Um sich neue Gewinne sichern und neueWachstumschancen ergreifen zu können, müssen sie außerdem blaueOzeane erobern.

Die blauen Ozeane sind allerdings größtenteils noch nicht vermessenworden. In den letzten 25 Jahren lag der Hauptfokus der Strategiearbeit auf

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wettbewerbsbasierten Strategien für die roten Ozeane.3 Daher wissen wirheute recht gut, wie man sich dort erfolgreich gegen die Konkurrenz be-haupten kann – von der Analyse der wirtschaftlichen Grundstruktur existie-render Branchen über die Wahl einer strategischen Position mit niedrigenKosten, ausreichender Differenzierung oder starkem Fokus bis zur Beob-achtung der Konkurrenz. Bei den blauen Ozeanen sieht das jedoch andersaus. Es gibt zwar einige Bücher, die sich mit ihnen beschäftigen,4 aber kaumpraktische Anleitungen dafür, wie man sie erobern kann. Ohne analytischeTools für die Erschließung blauer Ozeane und ohne Prinzipien für ein effek-tives Risikomanagement ist ihre Eroberung bisher weitgehend Wunschden-ken geblieben. Sie gilt als zu riskant, um als Strategie verfolgbar zu sein. Un-ser Buch füllt diese Lücke. Es liefert praktische und analytische Tools undFormate für die systematische Suche nach blauen Ozeanen und ihre Erobe-rung. Die entsprechenden Strategien bezeichnen wir als SEOs (Strategienzur Eroberung blauer Ozeane).

Blaue Ozeane gestern und morgen

Der Begriff blaue Ozeane ist zwar neu, die Existenz dieser Ozeane jedochnicht. Sie waren schon immer ein Kennzeichen des Wirtschaftslebens. Bli-cken Sie doch einmal 100 Jahre zurück – wie viele unserer heutigen Bran-chen kannte man damals? Die Antwort lautet: Viele Branchen, die heute soelementar sind wie die Automobil- und die Tonträgerbranche, die Luftfahrt,die Petrochemie, das Gesundheitswesen und die Managementberatung,steckten allenfalls gerade in den Kinderschuhen. Selbst wenn wir nur um30 Jahre zurückgehen, stoßen wir auf eine Vielzahl von Branchen, die heuteMilliardenumsätze machen, damals aber noch ganz am Anfang standen: of-fene Investmentfonds, Handys, mit Gas betriebene Kraftwerke, die Biotech-nologie, Discounter, Eilzustellung von Paketen, Minivans, Snowboards, Im-bissstuben und Videorecorder …

Stellen Sie die Uhr nun um 20 – oder vielleicht auch 50 – Jahre vor. Wieviele heute unbekannte Branchen wird es dann wohl geben? Falls man ausder Vergangenheit auf die Zukunft schließen kann, lautet die Antwort wie-der: viele!

Es ist eine Tatsache, dass die Branchen nie stillstehen. Sie entwickeln sichständig weiter: Die Verfahren werden besser; die Märkte dehnen sich aus;neue Unternehmen kommen, alte gehen. Die Geschichte lehrt uns, dass wirüber eine enorm unterschätzte Fähigkeit zur Schaffung neuer Branchen und

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zur Umgestaltung alter verfügen. So wurde das vom US-amerikanischen Sta-tistikamt veröffentlichte, ein halbes Jahrhundert alte System der Standard In-dustrial Classification (SIC) 1997 durch den North American Industry Classi-fication Standard (NAICS) ersetzt. Das neue System erweiterte die zehnBranchensektoren des SIC auf 20, um den entstehenden neuen TerritorienRechnung zu tragen.5 Dabei wurde beispielsweise der Dienstleistungsbe-reich des alten Systems in sieben Wirtschaftsbereiche aufgegliedert, von derInformation über das Gesundheitswesen bis zum Sozialwesen.6 Da solcheSysteme mit dem Blick auf eine Standardisierung und Kontinuität entworfenwerden, zeigt die Abschaffung des alten, wie groß die Ausdehnung derblauen Ozeane war.

Trotzdem war das strategische Denken bisher fast ausschließlich auf denWettbewerb in den roten Ozeanen fokussiert – nicht zuletzt, weil die Strate-gie der Unternehmen stark durch ihre Wurzeln in der Militärstrategie beein-flusst wird. Schon die englische Sprache der Strategie ist von militärischenBegriffen durchzogen, es gibt chief executive officers in headquarters undtroops an den front lines. Wenn man Strategien so beschreibt, geht es darum,sich einem Gegner zu stellen und um ein Stück Land zu kämpfen, dessenGröße beschränkt ist und sich nicht ändert.7 Im Gegensatz zum Krieg zeigtuns die Geschichte der Branchen aber, dass das Marktuniversum noch niekonstant geblieben ist; im Laufe der Zeit wurden immer wieder blaue Oze-ane erschlossen. Die Fokussierung auf die roten Ozeane bedeutet daher, dieeinschränkenden Schlüsselfaktoren des Krieges – begrenztes Terrain und dieNotwendigkeit, den Feind zu schlagen – zu akzeptieren und gerade jenenFaktor zu verneinen, der in der Wirtschaft die besondere Stärke ist: die Fä-higkeit, neue Märkte zu schaffen, die noch niemand für sich beansprucht.

Wie die Eroberung blauer Ozeane sich auswirkt

Um quantifizieren zu können, wie die Eroberung blauer Ozeane sich auf dasUmsatz- und Gewinnwachstum der Firmen auswirkt, untersuchten wir dieneuen Angebote von 108 Unternehmen (siehe Abbildung 1.1). Dabei stell-ten wir fest, dass 86 Prozent dieser Angebote Erweiterungen der vorhande-nen Paletten waren, also inkrementelle Verbesserungen innerhalb des rotenOzeans des existierenden Marktes. Auf sie entfielen aber lediglich 62 Pro-zent des Gesamtumsatzes und 39 Prozent des Gesamtgewinns. Nur 14 Pro-zent der neuen Angebote zielten auf die Eroberung blauer Ozeane ab. Sieerzeugten jedoch 38 Prozent des Gesamtumsatzes und 61 Prozent des Ge-

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samtgewinns. Da die neuen Angebote die gesamten Investitionen in Strate-gien für rote und blaue Ozeane beinhalteten (unabhängig davon, wie sie sichauf Umsatz und Gewinn auswirkten, also einschließlich von Misserfolgen),ist es offensichtlich enorm profitabel, blaue Ozeane zu erschließen. Wir ver-fügen zwar nicht über Daten zur Erfolgsquote der Versuche, sich in rotenOzeanen zu behaupten beziehungsweise blaue Ozeane zu erobern, doch dieUnterschiede bei der Gesamtperformance sind erheblich.

Weshalb es heute so wichtig ist, blaue Ozeane zu erobern

Blaue Ozeane zu erschaffen wird von Tag zu Tag wichtiger. Dafür gibt esmehrere Gründe. Die schnelleren Fortschritte bei der Technologie habendie Branchenproduktivität erheblich verbessert und es den Herstellern er-möglicht, eine viel größere Palette von Produkten und Dienstleistungen an-zubieten als je zuvor. Dadurch übersteigt in immer mehr Branchen das An-gebot die Nachfrage.8 Der Trend zur Globalisierung verschärft die Lagenoch. Durch den Abbau der Handelsschranken zwischen den Ländern undRegionen und die sofortige weltweite Verfügbarkeit von Informationen überdie Produkte und Preise verschwinden immer mehr Nischenmärkte undMonopol-Oasen.9 Das Angebot nimmt ebenso zu wie der globale Wettbe-werb, doch es gibt keine klaren Anzeichen für einen Anstieg der globalenNachfrage – die Statistiken deuten sogar auf einen Bevölkerungsschwund invielen Industrieländern hin.10

All das hat zu einer schnelleren Vermassung der Produkte und Dienst-leistungen, härteren Preiskriegen und schrumpfenden Gewinnspannen ge-

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Abb. 1.1: Auswirkung der Eroberung blauer Ozeane auf Gewinn und Wachstum

Angebote in roten Ozeanen Angebote zur Eroberung blauer Ozeane

Neue Angebote

Auswirkung auf den Umsatz

Auswirkung auf den Gewinn

86% 14%

62% 38%

39% 61%

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führt. Neue branchenweite Untersuchungen zu großen amerikanischenMarken bestätigen diesen Trend.11 Ihnen zufolge werden die Marken sichbei den Hauptkategorien der Produkte und Dienstleistungen allgemein im-mer ähnlicher, und die Verbraucher treffen ihre Wahl zunehmend aufGrundlage des Preises.12 Im Gegensatz zu früher bestehen die Leute heutenicht mehr darauf, nur mit Persil zu waschen. Auch ihrer alten Zahnpastahalten sie nicht unbedingt die Treue, wenn es eine neue im Angebot gibt. InBranchen, wo die Konkurrenten sich praktisch gegenseitig auf die Füße tre-ten, wird es für die Unternehmen bei Auf- wie bei Abschwüngen in derWirtschaft immer schwieriger, ihre eigenen Marken von denen der Konkur-renz abzuheben.

Mit anderen Worten: Die wirtschaftliche Umgebung, in der die meistenStrategie- und Managementverfahren des 20. Jahrhunderts entstanden sind,verschwindet allmählich. Da der Wettbewerb in den roten Ozeanen immerruinöser wird, müssen die Manager sich stärker als bisher mit den blauenOzeanen beschäftigen.

Vom Unternehmen und der Branche zurstrategischen Bewegung

Wie können Unternehmen sich aus dem roten Ozean des ruinösen Wettbe-werbs befreien? Wie können sie einen blauen Ozean erobern? Gibt es dafürein systematisches Verfahren, durch das sich eine hohe Performance auf-rechterhalten lässt?

Bei unserer Suche nach einer Antwort auf diese Fragen mussten wir zu-nächst die analytische Grundeinheit für unsere Forschungen definieren.Wenn es um die Wurzeln hoher Performance geht, wird in der Wirtschafts-literatur gewöhnlich das Unternehmen als Grundeinheit benutzt. Man hatsich gefragt, durch welche besonderen strategischen, operativen und be-trieblichen Charakteristika Firmen für ein starkes, profitables Wachstumsorgen können. Unsere Frage aber lautete: Gibt es auf Dauer »herausra-gende« oder »visionäre« Unternehmen, die kontinuierlich eine bessere Per-formance erreichen als der Markt und immer wieder blaue Ozeane erobern?

Nehmen wir beispielsweise die Bücher Auf der Suche nach Spitzenleistun-gen und Immer erfolgreich.13 Der Bestseller Auf der Suche nach Spitzen-leistungen erschien vor über 20 Jahren, doch schon zwei Jahre danachbegann für einige der untersuchten Unternehmen der Abstieg in die Bedeu-tungslosigkeit: Atari, Chesebrough-Pond’s, Data General, Fluor, National

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Semiconductor. Wie in Managen auf Messers Schneide dokumentiert, warenfünf Jahre nach dem Erscheinen des Buches zwei Drittel der dort als Mus-terfirmen identifizierten Unternehmen als Branchenführer entthront wor-den.14

Immer erfolgreich ging den gleichen Weg. Die Autoren suchten nach den»Erfolgsgewohnheiten visionärer Unternehmen«, nach den »Strategien derTopunternehmen«, die über einen langen Zeitraum eine herausragende Per-formance vorweisen konnten. Um die Schwierigkeiten zu umgehen, denenAuf der Suche nach Spitzenleistungen begegnet war, dehnte man denForschungszeitraum bei Immer erfolgreich auf die gesamte Lebenszeit derUnternehmen aus; gleichzeitig beschränkte man die Analyse auf Firmen, dieälter als 40 Jahre waren. Dieses Buch wurde ebenfalls ein Bestseller.

Inzwischen sind jedoch auch bei einigen der in Immer erfolgreich hervor-gehobenen »visionären« Unternehmen Schwächen und Mängel zutage ge-treten. Schöpfen und zerstören (im Original 2001 erschienen) zufolge war dermanchen der Musterunternehmen in Immer erfolgreich zugeschriebene Er-folg zu einem großen Teil auf die Performance des Branchensektors zurück-zuführen, nicht auf die eigene Leistung der Firmen.15 So erfüllte Hewlett-Pa-ckard (HP) die Kriterien von Immer erfolgreich, da es die Performance desMarktes langfristig übertraf. Das galt damals aber für die gesamte Brancheder Computer-Hardware. HP übertraf nicht einmal die Konkurrenz in jenerBranche! Aufgrund solcher Beispiele bezweifelten die Autoren von Schöpfenund zerstören, dass es »visionäre« Unternehmen, die die Performance desMarktes fortwährend übertreffen, überhaupt gibt. Wir haben ja auch alle er-lebt, dass die Performance der japanischen Firmen, die auf ihrem Höhe-punkt Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre als »revolutionäre« Strate-gen gefeiert wurden, stagnierte oder sogar sank.

Wenn es aber keine Unternehmen mit ständigen Spitzenleistungen gibt,wenn ein und dasselbe Unternehmen im einen Augenblick brillant sein, imnächsten aber schon falsch liegen kann, scheint das Unternehmen für die Er-forschung der Wurzeln hoher Performance und blauer Ozeane nicht die ge-eignete Analyseeinheit zu sein.

Andererseits zeigt die Geschichte ja, dass im Laufe der Zeit immer wie-der neue Branchen entstehen und alte sich ausdehnen; die Bedingungen inden Branchen und ihre Grenzen sind also nicht unveränderlich, sondernkönnen durch individuelle Akteure beeinflusst und gestaltet werden. DieUnternehmen brauchen nicht in einem gegebenen Branchenraum fron-tal gegeneinander anzutreten; Cirque du Soleil beispielsweise schuf einenneuen Markt im Unterhaltungssektor und erzeugte dadurch ein starkes, pro-

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fitables Wachstum. Für die Erforschung der Wurzeln profitablen Wachs-tums scheint somit auch die Branche keine gute Analyseeinheit zu sein.

Unsere Untersuchung hat das bestätigt: Wenn man die Eroberung blauerOzeane und die Aufrechterhaltung einer hohen Performance erklären will,ist weder das Unternehmen noch die Branche die richtige Grundeinheit,sondern die strategische Bewegung. Darunter verstehen wir die Gesamtheitder Handlungen und Entscheidungen, durch die Manager ein großes markt-schaffendes Angebot machen können. So wurde Compaq 2001 von Hewlett-Packard übernommen und war fortan kein eigenständiges Unternehmenmehr. Daher könnte man Compaq zu den erfolglosen Firmen zählen. Diestrategischen Bewegungen zur Eroberung blauer Ozeane, durch die Com-paq die Serverbranche schuf, werden dadurch jedoch nicht entwertet. Siegehörten nicht nur zum schwungvollen Comeback des Unternehmens Mitteder 90er-Jahre, sondern erschlossen auch einen gigantischen neuen Marktbei den Computern.

Im Anhang A, »Das geschichtliche Muster bei der Eroberung blauerOzeane«, skizzieren wir unter Rückgriff auf unsere Datenbank die Ge-schichte dreier repräsentativer US-Branchen: der Autos (wie wir zur Arbeitkommen), der Computer (was wir bei der Arbeit benutzen) und der Kinos(wohin wir nach der Arbeit zur Unterhaltung gehen). Wie wir im Anhang Azeigen, ließ sich weder ein Unternehmen noch eine Branche mit ständigenSpitzenleistungen finden. Bei den strategischen Bewegungen, durch dieblaue Ozeane erschlossen wurden und neues starkes, profitables Wachstumentstand, scheint es jedoch eine auffallende Gemeinsamkeit zu geben.

Die von uns besprochenen strategischen Bewegungen lieferten Produkteund Dienstleistungen, die neue Märkte schufen und eroberten, wobei es zueinem steilen Anstieg der Nachfrage kam. Neben den großartigen Geschich-ten von profitablem Wachstum stehen nachdenklich stimmende von Unter-nehmen, die in roten Ozeanen feststeckten und ihre Chancen verpassten.Wir haben unsere Studie um diese strategischen Bewegungen aufgebaut, umherausfinden zu können, nach welchem Muster die Eroberung blauer Oze-ane und das Erreichen von Spitzenleistungen ablaufen. Wir untersuchtenüber 150 strategische Bewegungen, die von 1880 bis 2000 in mehr als30 Branchen gemacht wurden, und befassten uns jeweils eingehend mit denbeteiligten Unternehmen. Die Branchen reichten von der Hotellerie, demKino und dem Einzelhandel über Luftfahrt, Energie, Computer, Rund-funk/Fernsehen und Bau bis zum Stahl und den Autos. Wir analysiertennicht nur die Gewinner, denen es gelang, blaue Ozeane zu erobern, sondernauch ihre nicht so erfolgreichen Konkurrenten.

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Wir suchten sowohl im Rahmen der einzelnen strategischen Bewegungenals auch übergreifend nach Gemeinsamkeiten bei den Unternehmen, dieblaue Ozeane erobern konnten, und bei jenen, die im roten Ozean feststeck-ten. Außerdem suchten wir in beiden Gruppen nach Unterschieden. Sokonnten wir einerseits die Faktoren ermitteln, die zur Erschließung blauerOzeane führen, andererseits die wichtigen Unterschiede, durch die sich dieGewinner von den bloßen Überlebenden und den Verlierern, die im rotenOzean treiben, abheben.

Unsere Analyse von über 30 Branchen bestätigt, dass der Unterschiedzwischen den beiden Gruppen sich weder durch branchen- noch durchunternehmenstypische Charakteristika erklären lässt. Bei der Untersuchungder branchen- und unternehmenstypischen sowie der strategischen Varia-blen stellten wir fest, dass es ganz unterschiedlichen Unternehmen gelang,blaue Ozeane zu erschließen und zu erobern: kleinen und großen, mit jun-gen und mit alten Managern, in attraktiven und unattraktiven Branchen,Neulingen und Etablierten, Familienunternehmen und Publikumsgesell-schaften, in Lowtech- und Hightech-Branchen und verschiedenen nationa-len Ursprungs.

Wir fanden weder ein Unternehmen noch eine Branche mit ständigenSpitzenleistungen. Hinter den scheinbar einzigartigen Erfolgsgeschichtenentdeckten wir jedoch ein durchgängiges gemeinsames Muster bei den strate-gischen Bewegungen zur Erschließung und Eroberung blauer Ozeane. Fordmit dem Modell T im Jahre 1908, GM mit seinen die Emotionen ansprechen-den Autos 1924, CNN ab 1980 mit den Nachrichten in Echtzeit rund um dieUhr, sieben Tage in der Woche, Compaq, Starbucks, Southwest Airlines, Cir-que du Soleil – bei allen von uns untersuchten Bewegungen zur Eroberungblauer Ozeane stimmte das strategische Vorgehen über die Zeit gesehen über-ein, unabhängig von der Branche. Wir befassten uns auch mit berühmten stra-tegischen Bewegungen bei Turnarounds im öffentlichen Bereich und fandendort ein ganz ähnliches Muster.

Nutzeninnovation: Der Grundpfeiler von SEOs

Der Faktor, durch den sich die Gewinner bei der Eroberung blauer Ozeanedurchgängig von den Verlierern unterschieden, war das strategische Vorge-hen. Die im roten Ozean feststeckenden Unternehmen gingen konventionellvor: Sie versuchten, die Konkurrenz zu schlagen, indem sie sich innerhalbder existierenden Branchenordnung eine Position aufbauten, die sie vertei-

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digen konnten.16 Die Eroberer blauer Ozeane hingegen benutzten erstaunli-cherweise nicht die Konkurrenz als Bezugspunkt.17 Sie folgten vielmehreiner anderen strategischen Logik, die wir als Nutzeninnovation bezeichnen.Sie ist der Grundpfeiler aller SEOs. Von einer Nutzeninnovation sprechenwir, weil der Fokus nicht darauf liegt, die Konkurrenz zu schlagen, sondernihr auszuweichen – durch die Erzeugung eines Nutzengewinns für die Käu-fer und für das Unternehmen, sodass ein neuer, bisher von niemandem be-anspruchter Markt erschlossen wird.

Bei Nutzeninnovationen sind der Nutzen und die Innovation gleichwichtig. Nutzen ohne Innovation bedeutet meist eine Konzentration auf eineinkrementelle Wertschöpfung, was zwar den Wert und damit den Nutzenverbessert, aber nicht ausreicht, damit ein Unternehmen im Markt hervor-sticht.18 Und Innovationen ohne Nutzen sind gewöhnlich technologiebasiert,futuristisch oder Marktpioniertum und schießen oft über das hinaus, was dieKäufer zu akzeptieren und zu bezahlen bereit sind.19 Deshalb muss man zwi-schen Nutzeninnovationen einerseits und technologischen Innovationenoder Marktpioniertum andererseits unterscheiden. Unsere Studie zeigt, dassder wesentliche Unterschied zwischen den Gewinnern bei der Erschließungblauer Ozeane und den Verlierern weder nagelneue Technologie noch dasrichtige Timing beim Einstieg in den Markt ist. Diese Faktoren sind zwarmanchmal vorhanden, meist aber nicht. Zu einer Nutzeninnovation kommtes nur, wenn die Innovation mit Nutzen-, Preis- und Kostenpositionen ver-knüpft wird. Falls technologische Neuerer und Marktpioniere die Innova-tion nicht auf diese Weise im Nutzen verankern, werden die von ihnen ge-legten Eier oft von anderen Unternehmen ausgebrütet.

Die Nutzeninnovation ist ein neues Konzept für Strategien, die zur Er-oberung blauer Ozeane und zum Abschütteln der Konkurrenz führen. Zubeachten ist, dass die Nutzeninnovation im Widerspruch zu einem weithinakzeptierten Dogma der wettbewerbsbasierten Strategie steht: dass zwi-schen Nutzen und Kosten ein direkter Zusammenhang existiert.20 Der klas-sischen Ansicht zufolge können die Unternehmen nämlich entweder einengrößeren Nutzen für die Kunden bei höheren Kosten oder einen annehmba-ren Nutzen bei niedrigeren Kosten erzeugen. Hier wird die Strategie somitals Entscheidung zwischen einer Differenzierung und niedrigen Kosten be-trachtet.21 Jene Unternehmen aber, die blaue Ozeane erschließen wollen,streben gleichzeitig eine Differenzierung und niedrige Kosten an.

Zurück zu Cirque du Soleil: Im Kern des von ihm geschaffenen Unter-haltungserlebnisses liegt eben die gleichzeitige Verfolgung einer Differenzie-rung und niedriger Kosten. Zur Zeit seines Debüts konzentrierten die ande-

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ren Zirkusse sich auf das gegenseitige Benchmarking; jeder wollte sich durchdas Aufpeppen traditioneller Nummern einen möglichst großen Anteil ander bereits sinkenden Nachfrage sichern. Dazu gehörte, die berühmtestenClowns und Löwenbändiger zu engagieren. Durch diese Strategie wurde na-türlich die Kostenstruktur nach oben gedrückt, ohne dass das Zirkuserlebnissich wesentlich verändert hätte. Das Ergebnis waren steigende Kosten ohneentsprechende Umsätze und eine Abwärtsspirale bei der Gesamtnachfrage.

Cirque du Soleil entzog diesen Bemühungen den Boden. Das Unterneh-men, weder ein normaler Zirkus noch eine klassische Theaterproduktion,interessierte sich nicht dafür, was die Konkurrenz machte. Es hielt sich nichtan die traditionelle Logik, die Konkurrenz durch eine bessere Lösung fürdas vorhandene Problem – die Erschaffung eines Zirkus, der den Leutennoch mehr Spaß und Sensationen bot – auszustechen. Man wollte den Leu-ten vielmehr den Spaß und die Sensationen des Zirkus und die für das Thea-ter typische intellektuelle Anregung und künstlerische Fülle bieten. Mit an-deren Worten: Man definierte das Problem als solches neu.22 Cirque duSoleil durchbrach also die Marktgrenzen des Theaters und des Zirkus undverstand sowohl die Kunden der Zirkusbranche als auch ihre Nichtkunden –die erwachsenen Theaterbesucher – anders.

So entstand ein ganz neues Zirkuskonzept, das den direkten Zusammen-hang zwischen Nutzen und Kosten aushebelte und einen blauen Ozean er-schloss. Die Unterschiede sind offensichtlich: Während die anderen Zir-kusse sich darauf konzentrierten, Tiernummern anzubieten, Starartisten zuengagieren, mehrere Manegen (in Form von drei Ringen) zu präsentierenund den Verkauf von Getränken, Knabbereien und »Fanartikeln« zu forcie-ren, schaffte Cirque du Soleil all das ab. In der traditionellen Zirkusbranchewaren diese Faktoren lange als selbstverständlich betrachtet worden; nie-mand hatte angezweifelt, dass sie auch weiterhin wichtig sein würden. Dochdie Tiernummern wurden von der Öffentlichkeit zunehmend abgelehnt.Außerdem gehörten sie zu den teuersten Elementen, denn die Tiere musstenja nicht nur gefüttert, sondern auch ausgebildet, medizinisch versorgt, unter-gebracht, versichert und transportiert werden.

Bei den Artisten und Clowns sah es ganz ähnlich aus. In den Augen derpotenziellen Besucher verblassten die so genannten Zirkusstars völlig nebenden Filmstars. Auch diese mit hohen Kosten verbundene Komponente fandbei den Zuschauern also nur wenig Anklang. Die aus drei Ringen bestehen-den Manegen sind inzwischen ebenfalls verschwunden. Ganz abgesehen da-von, dass die Zuschauer Angst bekamen, wenn sie ständig von einem Ringzum anderen blickten, wurden für diese Manegen natürlich auch mehr Dar-

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steller benötigt, sodass die Kosten stiegen. Der Verkauf von Getränken,Knabbereien und »Fanartikeln« schien zwar eine gute Möglichkeit zur Er-wirtschaftung von Umsätzen zu sein, doch die Zirkusbesucher wurdendurch die hohen Preise abgeschreckt; sie hatten das Gefühl, dass man ihnendas Geld aus der Tasche ziehen wollte.

Die Anziehungskraft, die der traditionelle Zirkus so lange ausübte,beruhte letztendlich auf nur drei Schlüsselfaktoren: dem Zelt, den Clownsund den klassischen Akrobatiknummern. Daher blieb Cirque du Soleilbei den Clowns, verlagerte ihren Witz aber vom Klamauk zu einem an-spruchsvolleren, mehr auf Verzauberung ausgerichteten Stil. Außerdemmachte man das Zelt glitzernder und prachtvoller. Ironischerweise hattenviele Zirkusse inzwischen begonnen, auf dieses Element zu verzichten undVeranstaltungsorte zu mieten. Bei Cirque du Soleil aber erkannte man, dassgerade das Zelt den Zauber des Zirkus symbolisch einfing. Daher statteteman es mit mehr äußerem Glanz und höherem Komfort aus, sodass es an dieZelte der großen Zirkusse der Vergangenheit erinnerte. Kein Sägemehlmehr, keine harten Bänke! Die Akrobaten und die anderen Sensationenwurden zwar beibehalten, doch ihre Rolle wurde reduziert, und man ver-edelte die Nummern, indem man auf künstlerisches Flair und geistige An-reize achtete.

Cirque du Soleil blickte außerdem über die Marktgrenze des Theaters –das ja ebenfalls Live-Unterhaltung bietet – und übernahm von dort neue,dem Zirkus bis dahin fremde Faktoren: eine die einzelnen Programmteileverbindende Geschichte sowie intellektuellen Gehalt, künstlerische Musikund Tanz und Mehrfachproduktionen.

Im Gegensatz zu den traditionellen Zirkusvorstellungen mit lauter iso-lierten Nummern gibt es bei allen Produktionen von Cirque du Soleil einThema und eine durchgehende Geschichte, ähnlich wie bei Theaterauffüh-rungen. Das Thema ist zwar bewusst vage gehalten, bringt aber Harmonieund ein intellektuelles Element in die Show, ohne das Potenzial für dieNummern einzuschränken. Cirque du Soleil übernimmt auch Ideen ausBroadway-Shows. So bevorzugt man statt der traditionellen EinheitsshowsMehrfachproduktionen. Außerdem gibt es bei jeder Produktion von Cirquedu Soleil eine eigene Choreografie; die Musik bestimmt die visuelle Darbie-tung, die Beleuchtung und das Timing der Nummern, nicht umgekehrt. DieShows beinhalten auch abstrakten und spirituellen Tanz, was man sich vomTheater und vom Ballett abguckte. Die Einführung dieser neuen Faktorenmachte die Produktionen von Cirque du Soleil anspruchsvoller und kulti-vierter. Durch das Konzept der Mehrfachproduktionen und dadurch, dass

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man den Leuten einen Grund gab, öfter in den Zirkus zu gehen, konnte dieNachfrage enorm gesteigert werden.

Kurz gesagt: Cirque du Soleil bietet das Beste von Zirkus und Theater –alles andere wurde eliminiert oder doch zumindest reduziert. Mit seinemAngebot eines ganz neuen Nutzens erschloss das Unternehmen einen blauenOzean und erfand eine Form der Live-Unterhaltung, die sich sowohl vomtraditionellen Zirkus als auch vom traditionellen Theater deutlich unter-scheidet. Durch die Eliminierung eines großen Teils der kostspieligsten Zir-kuselemente gelang es gleichzeitig, die Kostenstruktur erheblich zu drückenund neben einer Differenzierung auch niedrige Kosten zu erreichen. Bei derPreisgestaltung nahm man sich das Theater zum Maßstab; Cirque du Soleilhob den Preispunkt der Zirkusbranche um ein Vielfaches an. Man wähltedie Preise für seine Produktionen strategisch geschickt so, dass sie die Masseder erwachsenen Zuschauer, die an Theaterpreise gewöhnt waren, anzogen.

Die Dynamik von Differenzierung und niedrigen Kosten als Unterbaufür eine Nutzeninnovation wird in Abbildung 1.2 dargestellt.

1 Erschließung blauer Ozeane 15

Zu einer Nutzeninnovation kommt es in jenem Bereich, wo die Aktionen eines Unterneh-mens sich sowohl auf seine eigene Kostenstruktur als auch auf den Nutzen seines Ange-bots für die Käufer vorteilhaft auswirken. Die Kosteneinsparungen erfolgen durch die Eli-minierung oder Reduzierung derjenigen Faktoren, auf denen der Wettbewerb in derBranche beruht. Der Nutzen für die Käufer wird dadurch erhöht, dass Elemente, die dieBranche bisher kaum oder gar nicht geboten hat, gesteigert beziehungsweise kreiertwerden. Im Laufe der Zeit sinken die Kosten aufgrund des großen Umsatzvolumens, dasein besonderer Nutzen erzeugt, weiter.

Abb. 1.2: Nutzeninnovation: Der Grundpfeiler von SEOs

Kosten

Nutzen für die Käufer

Dynamik von Differenzierung und niedrigen Kosten

Nutzen- innovation

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Wie Abbildung 1.2 zeigt, geht es bei der Erschließung blauer Ozeane da-rum, den Nutzen für die Käufer zu erhöhen und gleichzeitig die eigenenKosten zu reduzieren. So erreicht man einen Nutzengewinn für das Unter-nehmen und für die Käufer. Da einerseits der Nutzen für die Käufer vomPreis abhängt, andererseits der Nutzen für das Unternehmen aus dem Preisund der Kostenstruktur erzeugt wird, kann eine Nutzeninnovation nur ge-lingen, wenn das ganze System der Nutzen-, Preis- und Kostenaktivitätendes Unternehmens ausgewogen ist. Erst durch dieses auf das Gesamtsystemgerichtete Vorgehen wird die Eroberung blauer Ozeane zu einer nachhalti-gen Strategie. SEOs beinhalten daher die Integration der gesamten funktio-nellen und operativen Aktivitäten der Unternehmen.

Andere Innovationen dagegen, zum Beispiel bei der Produktion, lassensich auf der Ebene der Teilsysteme erreichen, ohne Auswirkungen auf dieGesamtstrategie des Unternehmens. So können Firmen ihre Kostenstrukturdurch Innovationen beim Produktionsprozess drücken, um ihre vorhandeneStrategie der Führung bei den Kosten zu verstärken, ohne den Nutzen ihresAngebots für die Käufer zu ändern. Natürlich können Innovationen dieserArt dazu beitragen, die Position eines Unternehmens im existierenden Marktzu festigen und sogar zu verbessern, doch durch ein lediglich Teilsystemebetreffendes Vorgehen lassen sich nur selten blaue Ozeane und damit neueMärkte erschließen.

In diesem Sinne ist eine Nutzeninnovation mehr als eine Innovation. Eshandelt sich dabei um eine Strategie, die das ganze System der Aktivitätenumfasst.23 Nutzeninnovationen zwingen die Firmen, das gesamte System da-rauf auszurichten, sowohl für die Käufer als auch für sie selbst einen Nutzen-gewinn zu erreichen. Ohne diese ganzheitliche Vorgehensweise bleibt die In-novation immer vom Kern der Strategie getrennt.24 Abbildung 1.3 zeigt dieHauptcharakteristika der Strategien für rote und blaue Ozeane.

Die wettbewerbsbasierte Strategie für rote Ozeane geht davon aus, dassdie strukturellen Bedingungen der Branchen feststehen und die Firmen imRahmen dieser Bedingungen gegeneinander antreten müssen; diese An-nahme ergibt sich aus der strukturalistischen Sichtweise, dem Umgebungs-determinismus.25 Die Nutzeninnovation dagegen beruht auf der Ansicht,dass die Marktgrenzen und die Branchenstruktur nicht feststehen, sonderndurch die Aktionen und Überzeugungen der Unternehmen umgestaltet (re-konstruiert) werden können. Das bezeichnen wir als rekonstruktivistischeAuffassung. In den roten Ozeanen ist eine Differenzierung mit Kosten ver-bunden, da die Unternehmen mit der gleichen Best-Practice-Regel konkur-rieren. Hier müssen die Firmen eine strategische Entscheidung zwischen

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Differenzierung oder niedrigen Kosten treffen. In der rekonstruktivistischenWelt dagegen besteht das strategische Ziel darin, durch Aushebeln des di-rekten Zusammenhangs zwischen Nutzen und Kosten neue Best-Practice-Regeln zu erzeugen und dadurch einen blauen Ozean zu erschließen. (ImAnhang B, »Nutzeninnovation: Rekonstruktivistische Betrachtung der Stra-tegie«, besprechen wir das ausführlicher.)

Cirque du Soleil setzte die Best-Practice-Regel der Zirkusbranche außerKraft – durch die Umgestaltung von Elementen über die bestehenden Bran-chengrenzen hinweg konnte man sowohl eine Differenzierung als auch nied-rige Kosten erreichen. Ist Cirque du Soleil angesichts von all dem, was mandort eliminierte, reduzierte, steigerte und kreierte, denn überhaupt noch einZirkus? Oder ist es Theater, und zu welchem Genre gehört es dann – Oper,Broadway-Show, Ballett? Das lässt sich eben nicht sagen. Cirque du Soleilgestaltete Elemente quer über diese Unterscheidungen hinweg um und istletztendlich ein bisschen von allem und nichts davon ganz. Das Unterneh-men erschloss einen blauen Ozean – einen neuen, bisher von niemand bean-spruchten Markt, für den es noch keine allgemein anerkannte Branchenbe-zeichnung gibt.

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Abb. 1.3: Strategien für rote und blaue Ozeane

Strategien für rote Ozeane Strategien zur Eroberung blauer Ozeane

Wettbewerb im vorhandenen Markt Schaffung neuer Märkte

Die Konkurrenz schlagen Der Konkurrenz ausweichen

Die existierende Nachfrage nutzen Neue Nachfrage erschließen

Direkter Zusammenhang Aushebelung des direkten zwischen Nutzen und Kosten Zusammenhangs zwischen Nutzen

und Kosten

Ausrichtung des Gesamtsystems Ausrichtung des Gesamtsystemsder Unternehmensaktivitäten an der der Unternehmensaktivitäten aufstrategischen Entscheidung für Differenzierung und niedrige KostenDifferenzierung oder niedrige Kosten

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Formulierung und Umsetzung von SEOs

Die wirtschaftlichen Umstände deuten darauf hin, dass die Eroberungblauer Ozeane immer wichtiger wird. Andererseits herrscht allgemein dieÜberzeugung, dass die Erfolgschancen niedriger sind, wenn Firmen sich ausdem existierenden Branchenraum hinauswagen.26 Die große Frage ist, wieUnternehmen in blauen Ozeanen Erfolg haben können. Wie können sie dieChancen systematisch maximieren und gleichzeitig die mit der Formulie-rung und Umsetzung von SEOs verbundenen Risiken minimieren? Wennein Unternehmen die Prinzipien der Chancenmaximierung und der Risiko-minimierung nicht gut genug versteht, verschlechtern sich die Erfolgschan-cen für seine Initiative zur Eroberung eines blauen Ozeans.

Eine Strategie, die mit keinerlei Risiko behaftet wäre, gibt es natürlichnicht.27 Strategien sind immer sowohl mit Chancen als auch mit Risiken ver-bunden, ob es nun um den Erfolg in einem existierenden roten Ozean gehtoder um die Eroberung eines blauen Ozeans. Im Augenblick besteht jedochein starkes Ungleichgewicht zugunsten von Tools und analytischen Forma-ten für die roten Ozeane. Solange sich das nicht ändert, werden die strategi-schen Agenden der Unternehmen weiter von den roten Ozeanen beherrschtwerden, obwohl die Erschließung von blauen immer dringlicher wird. Viel-leicht ist das die Erklärung dafür, dass die Unternehmen den Rat, sich nichtauf den existierenden Branchenraum zu beschränken, bisher nicht ernsthaftbefolgt haben.

In diesem Buch wollen wir uns mit jenem Ungleichgewicht befassen undeine Methodologie zur Unterstützung unserer These einführen. Wir werdenhier die Prinzipien und die analytischen Hilfsmittel präsentieren, die manbraucht, wenn man in blauen Ozeanen Erfolg haben will.

Im Kapitel 2 stellen wir die wichtigsten analytischen Tools und Formatefür die Erschließung und Eroberung blauer Ozeane vor. Wir werden sie danndas ganze Buch hindurch benutzen, in den späteren Kapiteln aber nochergänzende Tools einführen. Wenn Unternehmen diese Tools und Formate,die auf der Problematik der Chancen und Risiken beruhen, bei der Erschlie-ßung blauer Ozeane gezielt anwenden, können sie Grundfaktoren der Bran-che oder des Marktes proaktiv verändern. In den restlichen Kapiteln geht esdann um die Prinzipien für eine erfolgreiche Formulierung und Umsetzungvon SEOs und ihre Anwendung – zusammen mit der Analytik – in der Praxis.

Die erfolgreiche Formulierung einer SEO muss auf vier Grundprinzipienberuhen, die in den Kapiteln 3 bis 6 behandelt werden. Im Kapitel 3 befas-

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sen wir uns mit der systematischen Schaffung neuer Märkte unter Über-schreitung von Branchengrenzen, also mit der Verringerung des Suchrisikos.Wir zeigen Ihnen, wie Sie der Konkurrenz ausweichen und lohnende blaueOzeane erschließen können, indem Sie über die sechs traditionellen Wettbe-werbsgrenzen hinwegblicken: über alternative Branchen, strategische Grup-pen, Käufergruppen, komplementäre Produkt- und Dienstleistungsange-bote, die funktionale oder emotionale Orientierung der Branche und übernachhaltige Trends.

Im Kapitel 4 erläutern wir, wie Unternehmen den Prozess der strategi-schen Planung so gestalten können, dass nicht nur inkrementelle Verbesse-rungen erreicht werden, sondern Nutzeninnovationen. Wir präsentieren eineAlternative zum existierenden Prozess der strategischen Planung, der nichtzu Unrecht als reine Rechnerei kritisiert wird, durch die die Unternehmen aufinkrementelle Verbesserungen beschränkt werden. Dieses Prinzip befasstsich mit dem Planungsrisiko. Wir setzen dabei stark auf Visualisierung (sodassSie sich auf das Gesamtbild konzentrieren können und müssen, statt in Zah-len und Fachsprache unterzugehen) und beschreiben einen aus vier Schrittenbestehenden Planungsprozess, durch den Sie eine SEO entwickeln können.

Wie kann man die Größe blauer Ozeane maximieren? Darum geht es imKapitel 5. Wer einen möglichst großen neuen Markt schaffen will, darf nichtauf eine weitere Segmentierung abzielen, um die Vorlieben der existierendenKunden zu befriedigen. Das ist zwar das klassische Verfahren, führt aber oftzu einer ständigen Verkleinerung der Zielmärkte. Wir zeigen Ihnen, wie Siedie Nachfrage bündeln können: nicht durch eine Fokussierung auf dieUnterschiede zwischen den Kunden, sondern indem Sie die starken Ge-meinsamkeiten der Nichtkunden nutzen. So können Sie die Größe Ihresentstehenden blauen Ozeans und der neuen Nachfrage maximieren und da-mit das Größenrisiko minimieren.

Im Kapitel 6 erläutern wir, wie eine Strategie aussehen muss, durch dieSie nicht nur der Masse der Käufer einen Nutzengewinn bieten, sondernauch ein Geschäftsmodell entwickeln können, das Ihnen ein profitablesWachstum sichert – Ihr Unternehmen muss von dem blauen Ozean, den eserschließt, ja auch profitieren können. Dieses Kapitel befasst sich also mitdem Risiko des Geschäftsmodells. Wenn Sie sicher sein wollen, dass das neueTerrain sowohl Ihrem Unternehmen als auch Ihren Kunden Gewinnebringt, müssen Sie Ihre Strategie in einer bestimmten Abfolge aufbauen:Nutzen, Preis, Kosten und Annahme.

Thema von Kapitel 7 und 8 sind die Prinzipien für die effektive Umset-zung von SEOs. Im Kapitel 7 stellen wir die Tipping-Point-Führung vor.

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Durch diese Art der Führung können die Manager die größten Hürden fürdie Umsetzung einer SEO in der Organisation überwinden und das betrieb-liche Risiko verringern. Wir erläutern, wie die Manager die Hürden beim Be-wusstsein, bei den Ressourcen, der Motivation und der Firmenpolitik trotzder Begrenztheit der zur Verfügung stehenden Zeit und Ressourcen nehmenkönnen.

Damit alle in der Organisation dazu motiviert werden, die SEO auf nach-haltige Weise auszuführen, muss die Umsetzung in die Strategieentwicklungintegriert werden. Im Kapitel 8 besprechen wir den gerechten Prozess. SEOsbedeuten ja stets eine Abkehr vom Status quo. Durch einen gerechten Pro-zess kann man die Leute zu der freiwilligen Mitarbeit motivieren, die für dieUmsetzung einer SEO erforderlich ist, und sowohl die Entwicklung derStrategie als auch ihre Umsetzung erleichtern. Mit anderen Worten: Es gehtum das mit der Einstellung und dem Verhalten der Leute verbundene Mana-gementrisiko.

Abbildung 1.4 zeigt, welche Risiken durch die sechs Prinzipien für die er-folgreiche Formulierung und Umsetzung von SEOs verringert werden.

Im Schlusskapitel beschäftigen wir uns mit den dynamischen Aspektenvon SEOs – mit den Fragen der Nachhaltigkeit und der Erneuerung.

Im Kapitel 2 geht es nun um die wichtigsten analytischen Tools und For-mate, die wir im ganzen Buch für die Formulierung und Umsetzung vonSEOs benutzen werden.

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Abb. 1.4: Die sechs Prinzipien von SEOs

Prinzipien für die Formulierung Risikofaktor, der verringert wirdUmgestaltung der Marktgrenzen ↓ Suchrisiko

Fokussierung auf das Gesamtbild ↓ Planungsrisiko

Über die vorhandene Nachfrage hinausgreifen ↓ Größenrisiko

Die richtige strategische Abfolge einhalten ↓ Modellrisiko

Prinzipien für die Umsetzung Risikofaktor, der verringert wirdDie entscheidenden Hürden in der ↓ Betriebliches RisikoOrganisation überwinden

Die Umsetzung in die Strategie integrieren ↓ Managementrisiko

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