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  • Zitieren nach: Muth, Susanne. Der Concordiatempel, digitales forum romanum, http://www.digitales-forum-romanum.de/gebaeude/concordiatempel/ (abgerufen am Tag.Monat.Jahr)

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    DER CONCORDIATEMPEL

    von Susanne Muth

    Der unscheinbare Rest des Concordiatempels, der am westlichen Rand der heutigen Ausgrabungsflche noch sichtbar ist, lsst das imposante Erscheinungsbild kaum erahnen, mit dem dieser Bau einst die westli-che Seite des Forums dominierte. Die eindrucksvolle Architektur des Tempels spiegelte dabei die inhaltlich-ideologische Bedeutung des Kultes wider: Verehrt wurde hier Concordia, die Gttin der Eintracht womit vor allem die politische Eintracht unter den Brgern gemeint war, welche als Voraussetzung bzw. Garant fr das Wohl des rmischen Staates verstanden wurde. Nicht von ungefhr stand der Tempel der Concordia auch in der unmittelbaren Nachbarschaft zu den Sttten der politischen Entscheidungsfindung am Forum, Curia und Comitium mit den Rostra, und vergegenwrtigte dort das Ideal der Eintracht als Tugend im politi-schen Handeln. Bedenkt man, wie hufig in der Geschichte Roms gerade diese Eintracht unter den Brgern als gefhrdet erschien, verwundert es nicht, dass man auch diesen Tempel immer wieder instrumentali-sierte, wenn es darum ging, die politische Eintracht zu beschwren. So diente er etwa dem Senat als Ta-gungsort bei brisanten Sitzungen wie etwa bei Diskussion um die Verschwrung des Catilina. Und auch die Grndung des Tempels selbst als auch seine zentralen Umbauphasen fallen entsprechend mit Zeiten zusammen, in denen die Beschwrung eintrchtigen Handelns zum Wohle des Staates von zentraler Bedeu-tung war.

    Errichtung: Errichtung des ersten Tempels umstritten, wahrscheinlich im mittleren 4. Jh. v.Chr. Umbauten: Neubauten 121 v.Chr. und 10 n.Chr., Res-taurierung in sptantiker Zeit Funktion: Kultbau, Ort politischer Entscheidungsfindung

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    Geschichte

    Wie sehr Concordia, der der Tempel geweiht ist, die politische Eintracht der Brgerschaft Roms meint, zeigt sich bereits deutlich an seiner Entstehung. Die Grndung des Kultes und wohl auch die Errichtung eines ersten Tempelbaus fhren ins mittlere 4. Jh. v.Chr. zurck genauer gesagt: in die Zeit um 367/66 v.Chr., als die lange Zeit tobenden Stndekmpfe zwischen Patriziern (Adel) und Plebejern (Volk) berwunden wurden. Um die neue Eintracht zwischen Patriziern und Plebejern zu erlangen, htte so schildern es sp-tere literarische Quellen der legendre Dictator Camillus im Jahr 367 v.Chr. Concordia einen Tempel zu stiften gelobt, woraufhin die Brger Roms sich wieder ausgeshnt und den Tempelbau beschlossen htten. In der Forschung ist umstritten, ob dieser mittelrepublikanische Tempel wirklich errichtet wurde, alternativ wird anstelle des Tempelbaus auch die Errichtung eines kleineren Schreins fr Concordia im Jahr 305 v.Chr. erwogen (was aber im historischen Kontext der Forumsgeschichte weniger plausibel ist, s.u.).

    Eindeutig gesichert ist hingegen ein Neubau des Concordiatempels im Jahr 121 v.Chr. durch den Consul L. Opimius nach seinem Sieg ber C. Gracchus und dessen Anhnger in den brgerkriegsartigen Kmpfen zwi-schen den Optimaten (Mehrzahl der Senatoren) und den Popularen (Untersttzer des Volkes). Diente der erste mittelrepublikanische Tempel noch der hoffnungsvollen Beschwrung einer wiedergewonnenen poli-tische Eintracht unter den Brgern, so gewann der Concordiatempel des Opimius eine wesentlich andere Qualitt: Als aggressives Siegesmonument verwies er auf die Bezwingung der Popularen und die mit Waf-fengewalt erzwungene Eintracht und fungierte somit vor allem als Warnung an die Partei der Popularen, knftig nicht mehr gegen die Interessen des Senats zu agieren.

    Die im Tempel verehrte Concordia wandelte ein weiteres Mal ihr Gesicht, als der sptrepublikanische Tem-pel des Opimius in augusteischer Zeit wiederum abgerissen und durch einen erneuten Neubau ersetzt wur-de. Tiberius hatte seinen Wiederaufbau wohl 7 v.Chr. bernommen und weihte ihn dann 10 n.Chr. ein. Verehrt wurde hier nun die Concordia Augusta, d.h. die Concordia, die durch den neuen Princeps Augustus mit der berwindung aller vorausgehenden Brgerkriege erwirkt worden war und unter seiner Herrschaft auch als garantiert verstanden wurde. Hier wandelt sich die im Tempel verehrte Concordia wieder in eine hoffnungsvollere Vision von der politischen Eintracht der Brger Roms unter der neuen Herrschaft des Au-gustus und seiner Familie.

    Aus der Geschichte des Tempels in der folgenden Kaiserzeit sind keine weiteren greren Restaurierungs-manahmen berliefert. Lediglich Spuren im Inneren der Cella weisen auf eine wohl kleinere Restaurierung in severischer Zeit hin. Wohl bestand der Bau in seiner augusteischen Form mehr oder weniger unverndert bis in die Sptantike. Irgendwann im 4. oder 5. Jh. n.Chr. muss es jedoch zu einer Wiederaufbau- oder zu-mindest Restaurierungsmanahme des alten Baus gekommen sein, wie eine mittlerweile wieder verloren-gegangene Bauinschrift des Tempels aus sptantiker Zeit berliefert. (zu den einzelnen Phasen s.u.)

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    Architektur und Ruine

    Sowohl der sptrepublikanische Tempel des Opimius als auch der augusteische Bau des Tiberius zeigten eine hochaufragende und beraus prchtige Architektur, die den Tempel die Westseite des Forums ein-drucksvoll beherrschen lie. Von dieser Architektur ist heutzutage nahezu alles verloren, lediglich der Fun-damentkern aus opus caementicium des augusteischen Tempels sowie einzelne wenige Baufragmente sind noch erhalten und erlauben eine einigermaen gesicherte Rekonstruktion des augusteischen Baus. Im Ca-ementiciumkern des augusteischen Tempels haben sich auch Fundamentreste des opimischen Baus erhal-ten; inwieweit auch Reste eines mittelrepublikanischen Tempels sich hier berliefert haben, wird kontro-vers diskutiert. Was die verlorene aufgehende Architektur des mittel- als auch des sptrepublikanischen Tempels betrifft, so kann diese vorerst nur durch Vergleiche mit jeweils zeitgenssischen Bauten nhe-rungsweise rekonstruiert werden. (zu Bildern der heutigen Ruine s.u.)

    [Stand 29.09.2014]

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    Phase 1

    Mittelrepublikanischer Tempel

    Inwieweit im mittleren 4. Jh. v.Chr. ein Tempel fr Concordia errichtet wurde, ist in der Forschung umstritten. Literarisch wird bei einem kaiserzeitlichen Autor dieser Bau mit dem legendren Dictator Camillus in Verbindung gebracht, der diesen Tempel gelobt haben soll, wenn die berwindung der Stndekmpfe gelnge, die damals zwi-schen den Patriziern und den Plebejern tobten. Die Stndekmpfe wurden durch die Verabschiedung der licinisch-sextischen Gesetze von 366 v.Chr. beigelegt, im Zuge derer sich ein neuer Amtsadel, die Nobilitt, etablierte, in der Patrizier und Plebejer fortan gemeinsam die Geschicke Roms lenken sollten. Folgt man den (viel) spteren literarischen Quellen, wre die Errichtung eines ersten Tempels fr Concordia also mit diesem Datum zu verbinden. Lngst gilt in der althistorische Forschung Camillus je-doch als eine in spterer Zeit fiktiv aufgeladene und konstruierte Figur, so dass alle (ebenfalls spter entstandenen) literarischen Nachrichten ber ihn ebenfalls in ihrer Historizitt in Zweifel gezogen werden. Dies gilt auch fr den angeblich von Camillus gelobten Concordiatempel. Entsprechend wollen manche Forscher auch nicht 367 v.Chr., sondern erst 305 v.Chr. den Kult der Concordia an der Westseite des Forums gegrndet sehen, in Form eines kleinen Schreines ein erster groer Tempel fr Con-cordia wre demnach erst unter Opimius in der spten Republik entstanden.

    Doch scheint die Existenz eines Tempelbaus schon im mittleren 4. Jh. v.Chr. als die wahrscheinlichere Option: Die Zweifel an der Figur des Camillus mgen auch die ber-lieferte Geschichte in Frage stellen, dass Camillus die Grndung dieses Tempel 367 v.Chr. initiiert hat nicht aber muss damit automatisch auch die Existenz eines Tem-pels aus dem mittleren 4. Jh. v.Chr. in Zweifel gezogen werden. Durchaus denkbar erscheint es, dass damals im Kontext der berwundenen Stndekmpfe tatschlich ein solcher Tempel fr Concordia errichtet wurde, dieser Tempelbau dann aber spter mit dem legendren Camillus verknpft wurde, woraus die tradierte Erzhlung entstand. Denn historisch gesehen, macht die Grndung eines solchen Kultes und Tempels fr Concordia eher im mittleren 4. Jh. als im spten 4. Jh. v.Chr. Sinn. Und nur schwer ist aus der weiteren Geschichte des Forum Romanum auch zu erklren, warum wenn statt eines groen Tempels nur ein kleiner Schrein fr Concordia hier vorerst stand erst im spteren 2. Jh. v.Chr. in diesem Areal ein monumentaler Tempel errichtet wur-de, whrend zuvor im 2. Jh. alle frei verfgbaren Flchen am Forum fr imposante Reprsentationsbauten der untereinander konkurrierenden Politiker schnell besetzt wurden; die spte Errichtung eines imposanten Tempels durch Opimius macht viel-mehr gerade wahrscheinlich, dass hier ebe