Der Dachstein und seine Gletscher
Transcript of Der Dachstein und seine Gletscher
Diplomarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
Magistra der Naturwissenschaften (Mag.rer.nat.)
an der Karl-Franzens-Universität Graz
vorgelegt von
Stefanie SEEBACHER
am Institut für: Geographie und Raumforschung
Begutachter: Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerhard Lieb
Graz, 2021
DER DACHSTEIN UND
SEINE GLETSCHER
Eine literaturbasierte Umweltgeschichte
1
Vorwort und Danksagung
Meine Diplomarbeit über den „Dachstein und seine Gletscher“ zu schreiben, lag für mich aus
verschiedenen Gründen nahe. Durch die Nähe zu meinem Heimatort kenne und nutze ich
das Gebirge schon von früher Kindheit an: Bergtouren im Herbst, Skisport im Winter und
Frühjahr und sommerliche Besuche im Eispalast. Das Gebirge wird im Sommer, wie im
Winter auf verschiedenste Weise gesehen und bestiegen, dies wollte ich in meine Arbeit
einfließen lassen. Da auch die Dachstein- Südwandbahn im Jahr 2019 ihr 50-jähriges
Jubiläum feierte, wollte ich auf die Geschichte und die kulturelle Veränderung eingehen und
die Wahrnehmung des Gebirges zu verschiedenen Zeiten nachvollziehen.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen mich bei allen Personen zu bedanken, die mich in dieser
Zeit unterstützten. Beginnen möchte ich bei meinen Eltern, Verwandten und Freunden, die
mich auch in stressigen Zeiten ausgehalten und mir moralischen Halt gegeben haben. Ein
besonderer Dank gilt meinem Betreuer Herrn Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerhard Lieb für die
fachkundige Begleitung meines Schreibprozesses. Weiters bedanke ich mich bei den Planai
und Hochwurzen Bahnen für die Auskunft, sowie beim Alpenverein Haus im Ennstal für die
Bereitstellung von Literatur und bei Herbert Raffalt für die Bilder des Gebirges.
2
Zusammenfassung
Das Dachsteinmassiv ist ein Karstplateau, welches historisch gesehen auf verschiedenste
Weise im Interesse der Bevölkerung stand. Diese Arbeit soll nun genauer auf diese
verschiedenen Wahrnehmungen über den Dachstein eingehen, beginnend beim gefährlichen
Berg über die alpine Erschließung hin zum Forschungsobjekt und zur touristischen
Vermarktung. Dabei soll die Rolle der Gletscher in den verschiedenen Perspektiven Eingang
finden. Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: Inwiefern hat sich die Wahrnehmung über
den Dachstein im Laufe der Zeit verändert und welche Rolle spielt dabei die Vergletscherung?
Da es in dieser Arbeit um ein Verständnis der Wahrnehmung in Bezug auf den Dachstein und
dessen Gletscher geht und wie sich diese Wahrnehmung im Laufe der Zeit verändert hat, wird
in diesem Fall eine kontextorientierte Methode der Literatur- und Textanalyse gewählt.
Dementsprechend wird der Dachstein deduktiv unter den verschiedenen Alpenbildern von
Bätzing (2018) betrachtet und interpretiert. Dazu wird eine literaturbezogene Kulturgeschichte
wiedergegeben. Grundlegend lässt sich festhalten, dass es immer eine subjektive
Wahrnehmung der AutorInnen ist, welche über den Dachstein schreiben, wobei gerade deren
persönliche Intention eine wichtige Rolle spielt. Einheimische Personen sehen das
Dachsteinmassiv unter einem wirtschaftlichen Aspekt. Wo früher hauptsächlich Bergbau,
Land- und Almwirtschaft betrieben wurde, steht heute der Dienstleistungsbereich, vor allem in
der touristischen Vermarktung, im Vordergrund. Die andere Seite spiegelt die von Bätzing
(2018) beschriebenen Alpenbilder der schrecklich-bedrohlichen Alpen, der schrecklich-
schönen Alpen und der Alpen als Freizeitpark wider, in Form der äußeren Wahrnehmung,
welche sich sehr gut auf den Dachstein übertragen lassen. Je nach Intention verändert sich
diesbezüglich auch die Rolle der Gletscher. Von der Gefahr die gemieden wurde, zum
notwendigen Übel, zur Erforschung und zur touristischen Erschließung.
3
Abstract "The Dachstein and its Glaciers. A literature-based environmental history"
The Dachstein massif is a karst plateau that has historically been of high interest to the
public in a variety of ways. This thesis will look more closely at these different perceptions of
the Dachstein. Starting with the dangerous mountain, to the alpine development, further to it
as a research object and finally to the Dachstein as trade marker, brand for tourism. The role
of the glaciers in the different perspectives will be taken into account as part of this paper.
The main research question is: To what extent has the perception of the Dachstein changed
over time and what role does glaciation play within it? Since this paper is concerned with
understanding perceptions regarding the Dachstein and its glaciers and how their
perceptions have changed over time, a context-oriented method of literature and text
analysis is chosen. Accordingly, the Dachstein will be considered and interpreted among the
various images of the Alps by Bätzing (2018). For this purpose, a literature-related cultural
history is given and referred to. In summary, it can be said that it is always a subjective
perception of the authors who write about the Dachstein, whereby the intention also plays an
important role. Local people see the Dachstein massif from an economic point of view.
Whereas mining, agriculture and alpine farming were the main activities in the past, today the
service sector is in the foreground, especially in tourism marketing. The other side is
reflected in the images of the Alps described by Bätzing (2018), the terribly-threatening Alps,
the incredibly-beautiful Alps and the Alps as a leisure park, in the form of external perception.
It is these images and narratives that are disseminated through media, such as literature,
photography, film, etc. Depending on the intention, the role of the glaciers also changes.
From a danger that was avoided, to an inevitable evil, to exploration and tourist development.
4
Inhaltsverzeichnis
Vorwort und Danksagung ...................................................................................................... 1
Zusammenfassung ................................................................................................................ 2
Abstract "The Dachstein and its Glaciers. A literature-based environmental history" ............. 3
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................... 6
1. Einleitung ....................................................................................................................... 8
1.1. Methodik ................................................................................................................. 9
1.2. Untersuchungsgebiet .............................................................................................10
2. Einführung in die Umweltgeschichte ..............................................................................13
3. Kulturgeschichte der Alpen nach Bätzing ......................................................................14
4. Die Gefahr am Berg ......................................................................................................16
4.1. Die Almwirtschaft am Dachstein .............................................................................18
4.2. Salzabbau in Hallstatt .............................................................................................19
4.3. Sage über Gletschervorstöße .................................................................................20
4.4. Der Dachstein und das schrecklich-bedrohliche Alpenbild......................................21
5. Das Zeitalter des Alpinismus .........................................................................................22
5.1. Der Alpinismus am Dachstein ................................................................................24
5.2. Der Alpinismus am Dachstein und das schrecklich-schöne Alpenbild ....................26
6. Die wissenschaftliche Erforschung des Dachsteinmassivs ............................................31
6.1. Friedrich Simony: Bergsteiger und Dachsteinerforscher .........................................32
6.2. Die Gletscher am Dachstein ...................................................................................33
6.3. Grundlagen zur Gletscherkunde .............................................................................34
6.4. Gletscherforschung ................................................................................................36
6.5. Gletscherforschung am Dachstein ..........................................................................37
6.6. Die Wissenschaft und das „schrecklich-schöne Alpenbild“ .....................................40
7. Tourismus am Dachstein ...............................................................................................42
7.1. Der sanfte Tourismus am Dachstein ......................................................................43
7.2. Massentourismus ...................................................................................................46
5
7.2.1. Sport am Dachstein.................................................................................................47
7.2.2. Attraktionen am Dachstein ..................................................................................49
7.3. Der Tourismus am Dachstein und die Alpenbilder ..................................................52
8. Die Bedeutung der Gletscher für die Alpenbilder ...........................................................56
9. Fazit ..............................................................................................................................60
Literaturverzeichnis ..............................................................................................................65
6
Abbildungsverzeichnis
Abb.1.: Der Hohe Dachstein und seine Umgebung aufgenommen bei einem Rundflug
(Quelle: Herbert Raffalt) ........................................................................................................ 8
Abb.2.: Karte des Dachsteingebirges und eingezeichnetes Dachsteinmassiv (Quelle:
Wikipedia) ............................................................................................................................11
Abb.3.: Kuhtrittmuschel (Megalodon triqueter) am Dachsteingebirge, aufgenommen am
Gjaidstein (Quelle: eigene Aufnahme, August 2019) ............................................................11
Abb.4.: Geologische Karte des Dachsteingebirges (Quelle: Geologische Bundesanstalt 1998)
.............................................................................................................................................12
Abb.5.: Ausschnitt des geologischen Profils durch das Dachsteinmassiv von der Ramsau
über den Hunerkogel bis zur Hirlatz (Quelle: Geologischen Bundesanstalt 1998) ................13
Abb.6.: Gosaugletscher aufgenommen beim Vorderen Gosausee (Quelle: Eigene Aufnahme,
Mai 2021) .............................................................................................................................17
Abb.7.: BergsteigerInnen beim Abstieg über die Randkluft am Hohen Dachstein (Quelle:
Herbert Raffalt) .....................................................................................................................24
Abb.8.: Südwand des Dachsteingebirges mit einer Seitenflanke des Torsteins links, dem
Mitterspitz, dem Hohem Dachstein und den Dirndln rechts, aufgenommen auf Höhe der
Türlwandhütte (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019) .....................................................26
Abb.9.: Heilbronnerkreuz am Dachsteinmassiv (Quelle: Eigene Aufnahme) .........................30
Abb.10.: BergsteigerInnen hoch über dem Gosaugletscher mit Blick auf den Hinteren und
Vorderen Gosausee (Quelle: Herbert Raffalt) .......................................................................31
Abb.11.: Blick auf das Gletschergebiet am Dachstein, aufgenommen am Krippenstein
(Quelle: Eigene Aufnahme, Sommer 2016) ..........................................................................34
Abb.12.: Dunkelfärbung des Hallstätter Gletschers ausgelöst durch das Abschmelzen der
winterlichen Schneedecke (weiß), aufgenommen am Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme,
August 2019) ........................................................................................................................36
Abb.13.: Panoramabild des Schladminger Gletschers und des Hallstätter Gletschers
aufgenommen vom Niederen Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019) .............37
Abb.14.: Schladminger Gletscher aufgenommen vom Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme,
August 2019) ........................................................................................................................40
Abb.15.: TouristenInnen auf einer Dachsteinüberquerung (Quelle: Herbert Raffalt) .............42
Abb.16.: Die im Jahr 2018 neuerbaute Seetalerhütte (Quelle: Herbert Raffalt) .....................44
Abb.17.: Persifaldom in der Dachstein Rieseneishöhle (Quelle: Eigene Aufnahme, Juni 2021)
.............................................................................................................................................45
Abb.18.: Tristandom mit Hängebrücke in der Dachstein Rieseneishöhle (Quelle: Eigene
Aufnahme, Juni 2021) ..........................................................................................................46
7
Abb.19.: Ramsauer Gletscherloipe und Skilifte am Schladminger Gletscher (Quelle: Eigene
Aufnahme, August 2019) ......................................................................................................48
Abb.20.: Welterbespirale am Krippenstein (Quelle: Eigene Aufnahme, Juni 2021) ...............50
Abb.21: Skyline und Eispalast am Hunerkogel und im Hintergrund der Hallstätter Gletscher
(Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019).............................................................................51
Abb.22.: Hängebrücke und Treppe ins Nichts als Fotoplatz für TouristenInnen (Quelle:
Eigene Aufnahme, August 2019) ..........................................................................................51
Abb.23.: BergsteigerInnen am Rande des Hallstätter Gletschers, im Hintergrund sieht man
die im Jahr 2018 neuerbaute Seetalerhütte (Quelle: Herbert Raffalt) ....................................52
Abb.24.: SportlerInnen auf dem Weg zur Windlegerscharte (Quelle: Herbert Raffalt) ...........55
Abb.25.: SkitourengeherInnen am Weg zum Hohen Dachstein (Quelle: Herbert Raffalt) ......56
Abb.26.: Blick zum Hunerkogel vom Niederen Gjaidstein. Thermoabdeckungen bedecken
den Eispalast und ein Depot bei der Bergstation (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019) .60
Abb.27.: Welterbeblick auf das Gletschergebiet am Dachstein vom Krippenstein (Quelle: Juni
2021) ....................................................................................................................................64
8
1. Einleitung
Abb.1.: Der Hohe Dachstein und seine Umgebung aufgenommen bei einem Rundflug (Quelle: Herbert Raffalt)
Begrenzt von Trautenfels im Osten, dem Hallstätter See im Norden, Lungötz im Westen und
Ramsau am Dachstein im Süden befindet sich das Dachsteingebirge mit seinen vielen Gipfeln
an der Grenze von Oberösterreich, der Steiermark und Salzburg. Der höchste unter ihnen ist
der Hohe Dachstein (Grassler 1984). Abbildung 1 zeigt den Hohen Dachstein (2995m) in einer
Luftaufnahme mit Blickrichtung NW. Das Dachsteinmassiv ist ein Karstplateau, welches
historisch gesehen auf verschiedenste Weise im Interesse der Bevölkerung stand. Der
gefährliche Dachstein mit seinen steilen Felswänden, verlangte Respekt von der Bevölkerung.
Um ihn drehen sich Mythen und Sagen, welche die Bevölkerung vor Gefahren warnen. Die
alpine Erschließung des Gebietes wurde um das Jahr 1800 mit ersten Versuchen begonnen.
Später kamen viele spektakuläre Geschichten über Besteigungen, aber auch von
verunglückten BergsteigerInnen in Umlauf (Mokrejs und Hasitschka 2015). Ab 1840 widmete
sich Fridrich Simony sein Leben lang der Aufgabe das Dachsteinmassiv und vor allem die dort
liegenden Gletscher wissenschaftlich zu erforschen und deren Entwicklungen festzuhalten
(Simony 1895). Damit setzte er den Grundstein zur Erforschung des Dachsteins und viele
folgten seinem Beispiel. Der Hallstätter Gletscher, der Gosau Gletscher und der Schladminger
Gletscher sind die drei größten Gletscher am Dachstein. Damit nun auch mehr Personen
Zugang finden konnten, wurde die Zugänglichkeit mithilfe von Seilbahnen im Jahr 1951 von
Obertraun aus und 1969 von der Ramsau aus auf das Dachsteinmassiv verbessert. Daraufhin
9
wurden Klettersteige sowie Skipisten und andere Attraktionen errichtet, welche bis heute
TouristInnen anlocken (Dachstein Tourismus AG 2018).
Man sieht, dass sich die Wahrnehmung gegenüber dem Dachstein im Laufe der Zeit verändert
hat. Diese Arbeit soll nun genauer auf diese verschiedenen Wahrnehmungen über den
Dachstein eingehen. Beginnend beim gefährlichen Berg über die alpine Erschließung hin zum
Forschungsobjekt und zur touristischen Vermarktung. Dabei soll die Rolle der Gletscher in den
verschiedenen Perspektiven Eingang finden.
Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: Inwiefern hat sich die Wahrnehmung über den
Dachstein im Laufe der Zeit verändert und welche Rolle spielt dabei die Vergletscherung?
In der Einleitung zu Simony (1921, S. 3) schreibt Rudolf Latzke 1920: „Die Erschließung der
Ostalpen ist nicht nur vom touristischen und geographischen, sondern auch vom allgemein
kulturgeschichtlichen Standpunkt von hohem Interesse“. Seit Simony gab es viele AutorInnen,
die sich dem Dachsteingebirge widmeten und darüber schrieben. Darunter AlpinistInnen,
welche von ihren und anderen Bergtouren berichteten, von Eroberungen und auch Unglücken.
Auch WissenschaftlerInnen, wie Simony, widmeten sich dem Dachstein und erforschten unter
anderem die Geologie, die Pflanzenwelt, die Landschaft, die Gletscher und vieles mehr. Auch
über Geschichten und Erzählungen sowie über die Kulturgeschichte gibt es Literatur. All diese
Bücher, Schriften, Berichte und Aufzeichnungen spiegeln Wahrnehmungen über das Gebirge
und dessen Gletscher wider und wie Fischer und Ritschel (2021, S. 17) schreiben: „Die volle
Bandbreite der Änderung der Alpengletscher lässt sich innerhalb eines Menschenlebens nicht
erfahren, hier sind wir auf die Dokumente unserer Vorfahren und die Spuren der Gletscher in
der Landschaft angewiesen“. Der Wandel der Gletscher sowie die Bedeutung der
Gletscherwahrnehmung im Laufe der Zeit ist ein interessantes Forschungsfeld, welches
generationenübergreifende Perspektiven aufzeigt. Aber nicht nur die Wahrnehmung über die
Gletscher, sondern auch die Wahrnehmung des Gebirges ist ein interessantes
Forschungsfeld, weswegen in dieser Arbeit auch auf beides eingegangen werden soll.
1.1. Methodik
Im Zuge des Unterkapitels der Methodik soll nun beschreiben werden, wie in dieser
wissenschaftlichen Arbeit vorgegangen wurde und wie Texte analysiert und interpretiert
wurden. Um Literatur und Texte zu interpretieren, ist es nötig sich mit verschiedenen Methoden
der Textanalyse auseinanderzusetzten. Wie Nünning und Nünning (2010) festhalten, gibt es
keine Möglichkeit Texte unvoreingenommen zu analysieren und zu interpretieren, denn es
werden immer „Alltagstheorien“ miteinbezogen. Um eine geeignete Methode zu finden, sollte
man sich zunächst Gedanken darüber machen, ob die Literatur bzw. das literarische Werk
selbst oder der Kontext, in welchem das Werk eingebettet ist, im Mittelpunkt stehen. Je
nachdem wählt man eine textzentrierte oder eine kontextorientierte Methode. Da es in dieser
10
Arbeit um ein Verständnis der Wahrnehmung in Bezug auf den Dachstein und deren Gletscher
geht und wie sich diese Wahrnehmung im Laufe der Zeit verändert hat, wird in diesem Fall
eine kontextorientierte Methode gewählt. Wie Nünning und Nünning (2010) beschreiben
„richten kontextorientierte Ansätze ihr Augenmerk auf die Beziehung zwischen literarischen
Texten und ihren geschichtlichen Kontexten“. Wenn man davon ausgeht, dass AutorInnen,
welche über den Dachstein und dessen Gletscher in der Vergangenheit geschrieben haben,
verschiedene Wahrnehmungen widerspiegeln, so geht man davon aus, dass die AutorInnen
nicht objektiv, sondern subjektiv schreiben. Das bedeutet, dass auch immer ihre oder seine
Wahrnehmung auf das Untersuchungsgebiet miteinflossen. „Die sozialen Erfahrungen des
Autors bedingen den literarischen Text während des Entstehungsprozesses und auch der
Leser wird durch seine Sozialisierung bei der Rezeption beeinflusst“ (Nünning und Nünning
2010, S. 201). In sozialgeschichtlichen und gesellschaftstheoretischen Ansätzen, gelten eben
diese äußeren Einflüsse als Grund für den Wandel der Darstellungsform in der Literatur. In der
Methodik werden bei diesen Ansätzen Bezüge zu gesellschaftlichen Prozessen hergestellt. Es
wird untersucht, ob es Fakten zu politischen, gesellschaftlichen oder sozialgeschichtlichen
Ereignissen gibt. Es werden Motive und die dargestellten Figuren untersucht. Es wird
untersucht, was passiert, wer handelt, wo und wann die Handlung stattfindet. Daneben werden
auch die AutorInnen hinterfragt, wobei darauf eingegangen wird, warum sie so schreiben, wie
sie schreiben, wann, wo und für wen sie schreiben bzw. wer das Geschriebene liest. Um die
Wahrnehmung über verschiedene Alpenbilder, bezogen auf den Dachstein und dessen
Gletscher, zu untersuchen, bietet sich eben ein sozialgeschichtlicher und
gesellschaftstheoretischer Ansatz an.
Da es schwierig ist alte, schriftliche Aufzeichnungen über die frühen Ansichten des
Dachsteingebirges zu finden, die auf eine Zeit vor 1800 und weiter zurück gehen, mündliche
Überlieferungen erst viele Jahre später verschriftlicht und festgehalten wurden und dies oft in
Form von Geschichten und Sagen stattgefunden hat, ist es notwendig, um die Denkweise und
die Wahrnehmung über den Gebirgsstock besser zu verstehen, Sekundärquellen, da
Primärquellen fehlen miteinzubeziehen.
1.2. Untersuchungsgebiet
Das Dachsteingebirge, gelegen an der Grenze von Oberösterreich, Steiermark und Salzburg,
ist Teil der Nördlichen Kalkalpen. Abbildung 2 zeigt die Umgrenzung des Dachsteingebirges.
Der wohl markanteste Umgrenzungspunkt und der zugleich tiefst-gelegene ist der Hallstätter
See (497m ü.M.). Im Norden ist das Dachsteingebirge begrenzt durch den Sarstein und das
Koppental. Richtung Südosten bildet die Grenze das Kainischtal bis Bad Mitterndorf und weiter
bis zum Sattel der Klachau. Von Klachau aus erreicht man den östlichsten Punkt entlang der
Nordostseite des Grimmings in Trautenfels. Von dort aus begrenzt das Ennstal den Südrand
11
des Dachsteingebirges bis nach Mandling. Einen Teil der Umgrenzung bildet das Fritztal, von
St. Martin am Tennengebirge geht es weiter nach Nord- Nordosten ins Karbachtal. Dort
erreicht die Umgrenzung Annaberg und verläuft Richtung Nord-Nordwesten weiter bis zur
Russbachmündung in die Lammer. Von dort verläuft sie durch das Gosautal bis zum Hallstätter
See.
Abb.2.: Karte des Dachsteingebirges und eingezeichnetes Dachsteinmassiv (Quelle: Wikipedia)
Den höchsten Punkt des Gebirges misst der Hohe Dachstein mit 2995 m ü.M. Geprägt ist das
Gebirge durch den Dachsteinkalk, welcher die zentralen Wände und den Gipfel aufbaut und
laut Geologischer Bundesanstalt (1998) aus der Triaszeit, vor ca. 215 bis 200 Millionen Jahren,
stammt. Die versteinerten Kuhtrittmuscheln (Megalodon triqueter, Abbildung 3) und auch
versteinerte Algenrasen (Stromatolithen) erinnern an diese Zeit.
Abb.3.: Kuhtrittmuschel (Megalodon triqueter) am Dachsteingebirge, aufgenommen am Gjaidstein (Quelle: eigene Aufnahme, August 2019)
12
Unter dem Dachsteinkalk befinden sich auch ältere Schichten von Wettersteindolomit,
Wettersteinkalk und Werfener Schichten, welche etwa in den unteren Teilen der steilen
Südwände zu beobachten sind. Mit der Erforschung der Schichtfolgen und deren
paläoklimatischen Aussagen am Dachsteingebirge beschäftigte sich u.a. Mandl (2014).
Abbildung 4 zeigt eine geologische Karte des gesamten Dachsteingebirges und Abbildung 5
zeigt ein geologisches Profil. Laut Mandl (2014) stammen die Sand- und Tonsteine der
Werfener Schichten (eingezeichnet in den Abbildungen in Orangetönen) von dem früheren
Pangäa-Kontinent. Ab dem Zeitalter Trias, das vor ca. 250 Millionen Jahren begann, setzte
der Zerfall dieses Kontinents durch die Öffnung eines Meeres ein. Auf den seichteren und
tieferen Meeresschelfflächen und in Lagunen entstanden Riffe aus Kalkschwämmen und
Korallen, welche den heutigen Wettersteinkalk (eingezeichnet in dunklen Violettton) im Riff
und den durch Magnesium umgewandelten Wettersteindolomit (eingezeichnet in einem hellen
Violettton) in Lagunen bildeten. Durch einen Anstieg des Meeresspiegels wurden die Lagunen
überflutet, wodurch sich dieser Prozess wiederholte und den heutigen Dachsteinkalk
(eingezeichnet in einem blaugrünen Farbton) bildete. Durch tektonische Bewegungen,
Hebungen, Faltungen bei der Kollision von Kontinentalplatten, welche sich übereinander
schoben, entstand im Paläogen, vor ca. 30 Millionen Jahren, das Gebirge, welches wir heute
die Alpen nennen (Weingartner 2006).
Abb.4.: Geologische Karte des Dachsteingebirges (Quelle: Geologische Bundesanstalt 1998)
13
Abb.5.: Ausschnitt des geologischen Profils durch das Dachsteinmassiv von der Ramsau über den Hunerkogel bis zur Hirlatz (Quelle: Geologischen Bundesanstalt 1998)
Das Untersuchungsgebiet für die vorliegende Arbeit umfasst das Dachsteinmassiv wie in Abb.
2 gezeigt wird, jedoch ohne Sarstein und Grimmingstock. Zwei typische Merkmale des
Dachsteinmassivs sind das Karstplateau und die Vergletscherung. Diese Vergletscherung ist
die östlichste bestehende Eisfläche in den Alpen und die größte in den Nördlichen Kalkalpen.
Durch die Lage am Alpennordrand werden die Gletscher durch erhöhte Niederschläge vor
allem aus Stauniederschlägen gespeist, weshalb die Gletscher am Dachstein auch niedriger
gelegen sind als jene am Alpenhauptkamm. Die Entwässerung erfolgt größtenteils unterirdisch
in die Flüsse und Seen des Salzkammerguts, wodurch das Gebirge von zahlreichen Höhlen
durchzogen ist (Weingartner 2009).
Wenn man über den Hohen Dachstein und das Dachsteinmassiv spricht, wird dieses laut
Wallnöfer et al. (2018) auch oft kurz als Dachstein bezeichnet. Auch in dieser Arbeit wird das
Dachsteinmassiv des Öfteren als Dachstein bezeichnet.
2. Einführung in die Umweltgeschichte
„Die Welt wird durch Menschen in einer anderen Weise verändert, als es geologische
Prozesse oder andere naturale Abläufe in einer menschenfrei gedachten Welt vermöchten“
(Hermann 2016, S. 1). Bewusst und auch unbewusst verändern Menschen ihre Umgebung.
Laut Hermann (2016) analysiert Umweltgeschichte die Prozesse, die dazu führen, dass
Menschen ihre naturale Umgebung einrichten oder verändern. Dabei wird auf historische
Voraussetzungen eingegangen, die zu diesem Zustand führten. Dabei stehen die
Rekonstruktion und die Rezeption der Natur im Vordergrund. Die Rekonstruktion soll einen
genauen Blick auf die natürlichen Gegebenheiten an einem bestimmten Zeitpunkt und Ort
geben. Die Rezeption untersucht die damaligen Handlungen und Wahrnehmungen, vergleicht
diese mit der Rekonstruktion und ergänzt diese mit aktuellen Einsichten.
Umweltgeschichte beschäftigt sich mit der Frage, „Wie sind Menschen im Verlauf der
Geschichte mit ihrer Umwelt umgegangen und welche Gründe hatten sie dafür?“ (Hermann
2016, S. 6). Um diese komplexe Frage zu beantworten, muss zunächst ein Grundproblem
gelöst werden. Dabei geht es darum, wie Umwelt, Natur und Kultur zu verstehen sind.
14
„Niemand kann der ̀ Umwelt´ entkommen, weil sie konstitutiver Teil seiner selbst ist“ (Hermann
2016, S. 28). Die Umgebung beschreibt Objekte, die sich in einem bestimmten Raum befinden.
Die Umwelt hingegen beschreibt die Wechselwirkung zwischen Umgebung und Lebewesen.
Somit besitzt jeder Mensch und auch jedes Tier der Erde seine eigene Umwelt, in der
gehandelt, gestaltet und wahrgenommen wird.
Unter dem Begriff der Natur wird meistens der objektiv gegebene ursprüngliche Zustand der
Umgebung angesehen, also der Teil der Umgebung, der nicht offensichtlich vom Menschen
gestaltet und eingenommen wurde. Das jedoch auch diese Natur von Menschen geprägt
wurde, wird meistens ignoriert. Allein die Wahrnehmung über die Natur ist vom Menschen
geprägt und unterliegt kulturellen Mustern und Zuweisungen. Daraus ergibt sich, dass jede
Kultur ihre eigenen Vorstellungen von Natur hat. NaturwissenschaftlerInnen versuchen eine
außerkulturell existierende Natur zu erklären und deren Bestandteile aufzuklären, d.h. die
Natur, die ohne den Menschen, deren Beobachtung und Bewertung existiert. Bei der
naturwissenschaftlichen Erklärung der Natur kann somit die Kultur ausgeblendet werden. Will
man jedoch die naturwissenschaftliche Erklärung der Natur und ihre Bedeutung für die
Menschen herausfinden, so ist dies nur in Zusammenhang mit deren Kultur möglich. Somit
sind Natur und Kultur keineswegs als Gegensätze zu betrachten, sondern ergänzen sich
einander. (Hermann 2016). „Die Kultur ist das zentrale Vermittlungsmedium zwischen
Menschen und der Totalität der Bedingungen, der Bedürfnisse und der Äußerungen ihrer
physischen Existenz, indem die Kultur das Verhältnis der Menschen zu den naturalen
Gegebenheiten als die ihnen eigene Umwelt bestimmt“ (Hermann und Sieglerschmidt 2016,
S. 9). Das bedeutet, die Kultur ist die Brücke zwischen dem Menschen und der außerkulturell
existierenden Natur im Rahmen ihrer Umwelt.
Umweltgeschichte untersucht laut Hermann und Sieglerschmidt (2016) natur- und
kulturwissenschaftliche Rekonstruktionen von historischen Umweltbedingungen und versucht
die Wahrnehmung der damals lebenden Menschen zu interpretieren. Dabei ist darauf zu
achten, dass der damals zeitgenössische Zustand von Umwelt, die Normen und Handlungen
bewertet wird.
3. Kulturgeschichte der Alpen nach Bätzing
Bätzing (2015) untersuchte die Umweltgeschichte der Alpen und ging dabei auf verschiedene
historische Nutzungsformen ein und hielt diese in einer Kulturgeschichte fest. Demnach ist laut
Bätzing (2015) Umweltgeschichte mit Kulturgeschichte gleichzusetzen, da es wie auch
Hermann (2016) schreibt, keine naturnahe Natur ohne Kultur gibt. Dabei analysierte er auch
Bilder der Alpen, welche in den letzten 400 Jahren entwickelt wurden und konnte starke
Unterschiede in der Motivwahl feststellen, weshalb er die Behauptung aufstellte, dass es
15
verschiedene Wahrnehmungsmodelle über die Alpen in verschiedenen Zeitepochen gibt.
„Deshalb bilden Alpenbilder keineswegs ̀ die´ Realität der Alpen ab, sondern sie sind Ausdruck
von ganz bestimmten, zeitgebundenen Wahrnehmungen der Alpen“ (Bätzing 2018, S. 12).
Bätzing beschreibt, dass es zwei verschiedene Arten, die Alpen in Bildbänden darzustellen,
gebe. Einerseits die ländliche Idylle, welche eine Harmonie zwischen Natur und Mensch
darstelle, und andererseits die Wildnis, welche Natur ohne Menschen darstelle. Diese
beschreiben vor allem Sehnsuchtsvorstellungen von Menschen, die in Städten leben. Bätzing
will mit seinem Bildband die Wahrnehmung über die Alpen schulen und darauf hindeuten, dass
es eben verschiedene Wahrnehmungsmodelle gibt, um die Alpen darzustellen. Dabei
unterscheidet er drei Alpenbilder, welche sich in der europäischen Geschichte etablierten.
„Die schrecklich-bedrohlichen Alpen (Motiv: sehr steile Felswände/Gipfel mit sehr kleinen
Menschen), die schrecklich-schönen Alpen (vorne ländliche Idylle, hinten Felsen/ Eismassen)
und die Alpen als Freizeitpark (im Zentrum ein Sportler in wagemutiger Aktion, im Hintergrund
Berge)“ (Bätzing 2018, S. 7-12).
Die schrecklich-bedrohlichen Alpen
Die schrecklich-bedrohlichen Alpen, oder auch „montes horribiles“ genannt, sind das älteste
Alpenbild und es entstand zur Zeit des römischen Reiches. Die Alpen wurden als bedrohlich,
schrecklich und furchterregend wahrgenommen und Menschen, die dort lebten, wurden
geradezu als Tiere ohne Kultur angesehen.
Dass die Alpen auch damals schon seit vielen Jahrhunderten bis Jahrtausenden besiedelt und
von einem Naturraum zu einem Lebens- und Wirtschaftsraum entwickelt worden waren, zeigt,
dass die Ansichten nicht die Realität widerspiegeln, sondern Wahrnehmungen von außen sind
(Bätzing 2018, S. 12-16).
Die schrecklich-schönen Alpen
Das Alpenbild ändert sich danach im Zuge von Aufklärung, Technik, naturwissenschaftlichem
Interesse und der industriellen Revolution, indem die Menschen die Angst vor der Natur
verlieren. Die bedrohlichen Alpen werden zur schönen Idylle und die Menschen werden als
glückliche „Wilde“ angesehen, welche ein einfaches und glückliches Leben in der Natur führen.
Es ist die Voraussetzung für den Tourismus in den Alpen.
Auch hier zeigt ein Vergleich zwischen den Ansichten der Einheimischen und der Menschen
in Städten, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist. So fanden die Einheimischen, also die
Leute, die in den Alpen wohnten, Weideflächen und landwirtschaftlich nutzbare Äcker als
schön. Die Menschen aus den Städten, also die ersten TouristenInnen sowie auch
16
AlpinistenInnen, hingegen interessieren sich für Felswände, Gipfel und Gletscher (Bätzing
2018, S. 12-20).
Die Alpen als Freizeitpark
Der Blick auf die Alpen ändert sich wieder, als sich aus einer Industriegesellschaft eine
Dienstleistungsgesellschaft entwickelte. Die Alpen werden durch großtechnische Eingriffe
nutzbar gemacht und im Zentrum stehen Sport und Spaß. Der Mensch ist nicht mehr von der
Natur abhängig, sondern nutzt sie für seine Freizeitgestaltung.
Es entwickeln sich Tourismuszentren in den Alpen und der Massentourismus beginnt.
Gegenden in den Alpen, in denen dies nicht stattfindet, werden demgegenüber als wild
empfunden. Die schöne Landschaft rückt dabei in den Hintergrund und das körperliche
Erlebnis in den Vordergrund. Auch die Angst vor den Alpen verschwindet (Bätzing 2018, S.
12-26).
4. Die Gefahr am Berg
Literatur, welche von früheren Zeiten erzählt, stellt als Siedlungsgebiete für den Menschen vor
allem Ebenen oder sanfte Hügellandschaften vor. Jedoch gibt es Aufzeichnungen und
Überlieferungen, die beweisen, dass es den Menschen auch schon immer zu den Bergen zog.
Laut Grupp (2008, S. 15) „[…] allerdings nicht aus alpinistischem Antrieb, sondern als Gott-
und Sinnsuche oder als Teil der seinem Lebensunterhalt dienenden Arbeit“. Die Berge gelten
als die Orte, an denen sich Himmel und Erde berühren und daher stehen sie im besonderen
Interesse der verschiedenen Religionen. Nicht der Berg selbst ruft sie, sondern der Gott, der
auf diesem Berg sitzt.
In Aufzeichnungen über den Dachstein, welche von früheren bzw. älteren Ansichten
schreiben, werden die Berge als wild und gefährlich dargestellt. So schreibt auch Mandl und
Mandl-Neumann (2009, S. 12), „In vielen Kulturen galten und gelten sie als Sitz der Götter,
wegen ihrer unfassbaren Wildheit aber auch als Sitz von Geistern, Dämonen und
Fabelwesen“.
Es sind vor allem alte Überlieferungen, welche Warnungen über die Berge aussprechen.
Laserer (1998) schreibt aus der Sicht von zugereisten Personen, welche sich in der Gossau
ansiedeln und alte Überlieferungen weitergeben unter anderem wie der Weg und die Reise in
die Gossau verlaufen hätte können. Dabei erzählt er auch von Begegnungen, welche die
Reisenden auf ihrem Weg hatten. Eine dieser Begegnungen erzählt ihnen von einem
nebelverhangenen Tal im Norden. „Die Einwohner verehren die Berge, den ewigen Schnee
auf den Gipfeln, die sie hundert Meilen weit sehen, und bezeichnen sie als den Sitz ihrer
17
Götter“ (Laserer 1998, S.33). Die Götter wurden verehrt, die Berge galten als ihr Aufenthaltsort,
somit wurden auch die Berge verehrt, da man den Göttern wohlgesonnen erscheinen wollte.
Da die Götter eine höhere Macht widerspiegelten, konnten sie auch nur auf den höchsten und
gefährlichsten Bergen sein. Die Wildheit der Berge spiegelte die Erhabenheit der Götter wider.
Jahrhundertelang sprach man von den Bergen und deren Gipfel mit Respekt und deutlich
wahrnehmbarer Angst. Menschen sollten von den Bergen Abstand halten, denn die Gefahren
nicht zu überleben galten als groß. Die Angst hinderte die Leute von fern und nah daran in die
Berge zu gehen. Auch rund um den Dachstein wurde die Meinung lange vertreten, wie Lehr
(1976, S. 12) schreibt: „Selbst die Bewohner der Dachsteingemeinden besaßen nur unklare
Vorstellungen von den Ausmaßen und Höhen des Gebirgsstockes. Mit anderen Worten:
Jahrhundertelang haben die Menschen, die im Salzkammergut wohnten, die Berge ihrer
Heimat nur von unten betrachtet und auch keinerlei Bedürfnis gehabt, ihre Gipfel zu besteigen“
Die Menschen gingen nicht auf die Gipfel, da die Überlieferungen und Erzählungen der Leute
ihnen Angst einjagten. Es herrschte der Glaube, dass man in den höheren Lagen der Berge
keine Luft mehr zum Atmen hätte und daran sterben würde. „Es war die Zeit, in der allgemein
angenommen wurde, ein Mensch müsse in der dünnen Luft des Hochgebirges zerplatzen oder
zumindest Sprache und Verstand verlieren“ (Lehr 1976, S. 12). Abbildung 6 zeigt den Blick
vom Vorderen Gosausee auf den Gosaugletscher. Dies war der Blick, den Laserer (1998)
beschrieb, den die SiedlerInnen der Gosau sahen, und welcher der Sitz ihrer Götter war.
Abb.6.: Gosaugletscher aufgenommen beim Vorderen Gosausee (Quelle: Eigene Aufnahme, Mai 2021)
Obwohl sich dieser Glaube lange hielt, gibt es Beweise dafür, dass schon in der Bronzezeit
vor ca. 4000 Jahren erste Menschen am Dachstein waren. Darauf wird in Kapital 4.1. „Die
18
Almwirtschaft am Dachstein“ noch genauer eingegangen. So schreibt auch Laserer (1998,
S.41): „[..] dort oben liegt der Eispalast, die Burg der Götter. Das war aber nicht immer so.
Früher gab es da liebliche Almen, Wiesen und Dörfer, wo das alte Volk lebte“. Sie waren zwar
nicht auf den Gipfeln, aber auf den hochalpinen Weideflächen. Zunächst wurden natürliche
Wiesen genutzt, später wurden durch Rodung weitere Weideflächen geschaffen. Almgebäude
wurden erbaut und im Sommer bewirtschaftet. Nach Cerwinka und Mandl (1996, S. 161),
zeigen Forschungen, seit wann Menschen am Dachsteinmassiv waren: „Die nun mit diesem
Band vorgelegte Geschichte der Begehung und Besiedlung des Dachsteinplateaus zeigt, in
welchen Zeitabschnitten sich nachweislich Menschen auf dem Plateau aufgehalten haben“.
Nachfolgend sollen die Ergebnisse der Untersuchungen am Dachsteinmassiv kurz dargestellt
werden.
4.1. Die Almwirtschaft am Dachstein
Vor etwa 7000 Jahren begann sich eine neue Wirtschafsform zu etablieren, die Almwirtschaft.
Dabei wurden zum wirtschaftlichen Nutzen die Agrarflächen am Talboden im Sommer
geschont, um einen Vorrat für den Winter anlegen zu können. Dafür wurden im Sommer
Grasflächen in den Hochlagen der Berge genutzt, um das Vieh zu versorgen (Cerwinka und
Mandl 1996, S. 11).
Erste Nachweise für eine Almwirtschaft am Dachsteingebirge stammen aus der Bronzezeit um
2000 vor Christus (Cerwinka und Mandl 1998, S. 237). Eine Erklärung für den Beginn der
Almwirtschaft am Dachsteingebirge könnte der Bevölkerungszuwachs in Hallstatt um 1600 vor
Christus sein, wodurch auf die Almen am Dachsteinplateau für die landwirtschaftliche
Nahrungsproduktion ausgewichen wurde (Cerwinka und Mandl 1996, S. 11).
„Das bronzezeitliche Landschaftsbild war in den Hochregionen des Dachsteinplateaus ähnlich
wie heute. Die Siedlungstätigkeit dauerte etwa 1000 Jahre. In dieser Zeitspanne wurden
wahrscheinlich mehr als 30 Stationen für die Hochweidenutzung in einer Seehöhe von 1600
bis 2100 m eingerichtet. Diese Anzahl übertrifft die Almen der Römerzeit, des Mittelalters und
der Neuzeit in dieser Höhenlage“ (Cerwinka und Mandl 1998, S. 234).
Der Verein ANISA führte ab dem Jahr 1984 am Dachsteingebirge Forschungsprojekte zur
hochalpinen Wüstungsforschung durch. Dabei konnten mittels Radiokohlenstoffdatierung bis
zu 23 Siedlungsplätze untersucht und zurück in die mittlere Bronzezeit datiert werden. Dabei
lagen die Weideflächen auf einer Seehöhe von 1300m bis 2100m (Cerwinka und Mandl 1996,
S. 11- 157). Es konnten auch verschiedene Bauphasen am östlichen Dachsteinplateau mithilfe
von pollenanalytischen Untersuchungen sowie durch archäologische Funde nachgewiesen
werden (Cerwinka und Mandl 1998, S. 91-93).
19
Nach der Bronzezeit erfolgte eine 1000jährige Unterbrechung, die durch das Fehlen der
Hallstattkultur gekennzeichnet ist. Erst provinzialrömische Funde belegen einen erneuten
Anstieg der hochalpinen Weidewirtschaft im 2. Jahrhundert nach Christus.
Die fehlende Almwirtschaft während der Hallstattzeit geht vermutlich auf schlechtere
klimatische Bedingungen (holozänes Hauptminimum) sowie wohl primär auf wirtschaftliche
Faktoren zurück. Während des 1. Jahrtausends vor Christus lag die Waldgrenze um ca. 100-
150m höher als heute. Mit dem Einsetzten des Subatlantikums (ca. 450 vor Christus) sank mit
der Zeit die Schneegrenze von 3000m auf 2700m herab. Dies brachte auch
Gletschervorstöße. Bis zum 8. Jahrhundert geht die Almwirtschaft wieder zurück, bis sie im
Mittelalter ihre Blütezeit erlebt (Cerwinka und Mandl 1996, S. 11-52).
Archäologische Funde wie ein bronzenes Lappenbeil könnten auf eine Holzwirtschaft oder
auch auf den Salzbergbau hinweisen. Funde von bronzenen Lanzenspitzen weisen auf die
Jagd am Dachstein hin. Es kann angenommen werden, dass damals die Wege über das
Plateau „Am Stein“ in den Süden für den Handel, aber auch für den Schmuggel genutzt wurden
(Mandl und Mandl-Neumann 2009, S. 21-24).
4.2. Salzabbau in Hallstatt
Die Geschichte Hallstatts wird seit Jahrtausenden vom Salzabbau beeinflusst. Durch Funde
kann angenommen werden, dass schon 2000 v. Chr. erste Stollen in den Berg gegraben
wurden. Die Stollen werden heute in die Nord-, Ost- und Westgruppe eingeteilt. Der Beginn
des Salzabbaus in Hallstatt kann durch verschiedene Funde auf ein Alter von 1500 bis 1200
v. Chr. festgelegt werden. Auch die ersten Begehungen des Dachsteins sind vermutlich im
Zusammenhang mit dem Salztransport zu sehen, welches von Hallstatt ins Ennstal
transportiert wurde. (Cerwinka und Mandl 1996, S. 11-30).
Das Salz zog die Menschen an und sie ließen sich trotz hierfür sehr ungünstiger
Reliefbedingungen in Hallstatt nieder, um den Abbau von Salz zu betreiben. Im nördlichsten
Teil weisen die ältesten Funde der „Nordgruppe“ auf einen Salzabbau zwischen 1400 v. Chr.
und 800 v. Chr. zurück. Danach wurde vermutlich weiter östlich der Salzabbau zwischen 800
v. Chr. und 300 v. Chr. betrieben. Die jüngsten Funde stammen aus den westlichen Teilen.
Der älteste Fund, ein Hirschgeweihpickel, wurde mithilfe Radiocarbondatierung auf ein Alter
von 7000 Jahren bestimmt (Strauß und Strauß 2006, S.9).
Laserer (1998) beschreibt den Salzhandel während der Hallstattzeit als lebensnotwendiges
Gut, dass einen sehr hohen Stellenwert einnahm und der Salzhandel brachte Reichtum, von
dem etwa FischerInnen und JägerInnen nur träumen konnten.
20
Auch Strauß und Strauß (2006, S. 9) schreiben: „Seit frühester Zeit steht das Dachsteingebiet
im Interesse des Menschen. Salz, das ̀ weiße Gold´, war über Jahrtausende hinweg der größte
Reichtum der Gegend und prägt sie bis heute“.
Der Salzabbau wertete die gesamte Gegend um Hallstatt auf, sodass sogar eine Zeitepoche
danach benannt wurde, die Hallstattzeit (von 800 v. Chr. bis .400 v. Chr.). Durch zahlreiche
Funde im Gräberfeld mit ca. 4000 Bestattungen, während der ca. 400 -jährigen prähistorischen
Nutzungsdauer im Salzbergwerk, konnten reichlich Rückschlüsse auf das Leben der
Menschen in dieser Zeit getroffen werden (Strauß und Strauß 2006, S.12). „Hallstatt war eine
Hochkultur. Doch im 4. Jahrhundert endete sie jäh: Es kam zu einem gewaltigen Bergsturz,
der die Bergwerkstollen verwüstete und das Hochtal unter einer bis zu zehn Meter mächtigen
Schuttschicht begrub“ (Strauß und Strauß 2006, S.13). Nach dem Bergsturz wurde zwar
weiterhin Salzabbau betrieben, wie die Funde im westlichen Teil des Bergwerks belegen,
jedoch nicht mehr im selben Ausmaß (Strauß und Strauß 2006, S. 14).
4.3. Sage über Gletschervorstöße
Rund um den Dachstein erzählt man sich eine Sage, wie die Gletscher am Dachsteingebirge
wuchsen. Wie so oft bei mündlichen Überlieferungen, welche erst Jahrhunderte, wenn nicht
sogar Jahrtausende später verschriftlicht werden, gibt es verschiedene Versionen. Die
einzelnen Versionen unterscheiden sich vor allem im Titel und auch in den Ausschweifungen
der Erzählungen. Der Kerninhalt ist jedoch derselbe. Hasslwander (1964) sammelte
verschiedene Sagen aus dem Salzkammergut, darunter „Die Rache des Dachsteinkönigs“.
Bekannt ist die Sage auch unter den Titeln „Der Tote Schnee“, wiedergegeben von Hofbauer
(2018) oder „Die verwunschene Alm“ von Geramb (1942). Grundlegend lässt sich festhalten,
dass diese legendhafte Sage der Versuch ist, neuzeitliche Gletschervorstöße zu deuten, wobei
eine wissenschaftliche Erklärung ausgeschlossen wurde. Auf die Gletscher und deren
Erforschung wird in Kapitel 6 „ Die wissenschaftliche Erforschung des Dachsteinmassivs“ noch
genauer eingegangen.
Die Rache des Dachsteinkönigs
„Dort, wo heute die Dachsteingletscher im Sonnenlichte erglänzen, lagen vor langer, langer
Zeit ausgedehnte Almgründe, auf denen das Vieh ganz besonders wohlschmeckende und
nahrhafte Gräser und Kräuter zu weiden fand“ (Hasslwander 1964, S. 21). Die Sage handelt
von Sennerinnen, welche Almen am Dachstein bewirtschafteten und im Überfluss lebten, da
sie selbst Nahrungsmittel herstellten. Sie besaßen so viel, dass sie Brot zum Pflastern
verwenden und in der Milch baden, obwohl die Leute im Tal hungern. Auch WandererInnen,
welche Zuflucht oder Stärkung suchten, jagten sie davon. Eines Tages kam ein vom Alter
21
ergrauter Mann hungrig bei der Alm an und bat um Milch und Brot. Die Sennerinnen hatten
kein Mitleid und jagten ihn davon. Plötzlich verwandelte sich der alte Mann vor ihnen und
wurde riesengroß. Es war der Dachsteinkönig, welcher nun die Sennerinnen verwünschte, da
sie ihm die Rast verwehrten. Der Dachsteinkönig beschwor einen Schneesturm herbei,
welcher die Alm samt Sennerinnen und Vieh mit Schnee bedeckte (Hasslwander 1964, S. 21-
22).
4.4. Der Dachstein und das schrecklich-bedrohliche Alpenbild
All dies spiegelt wider, was Bätzing, wie in Kapitel 3 erläutert, als das Alpenbild „der
schrecklich-bedrohlichen Alpen“ beschreibt. „In der traditionellen, vorindustriellen Sicht gelten
die Alpen als schreckliche und furchterregende Berge, als `montes horribles´, in denen man
nicht leben kann bzw. in denen nur `Barbaren´ auf primitive Weise leben. Dieses Bild wird von
römischen Schriftstellern vor 2000 Jahren literarisch fixiert und beherrscht dann die gesamte
europäische Kulturgeschichte bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts“ (Bätzing 2015, S. 14).
Die Alpen galten als nutzungsfeindlich und Menschen, welche dort lebten, als „Tiere ohne
Kultur“. Denn eine Kultur, insbesondere eine Hochkultur, konnte nur in städtisch geprägten
Gegenden entstehen. Das Dachsteingebirge, Beispiel für schroffe, steile Felsformationen und
schneebedeckte Gipfel, welche von der Ferne bedrohlich wirken, spiegelt dies wider. Zu den
religiösen Ängsten, welche die Berge betraf, gesellt sich die Angst vor den unvorhersehbaren
Naturphänomenen. Laut Grupp (2008, S. 17) führten diese Naturphänomene „[…], plötzlich
vorrückende Gletscher, katastrophale Überschwemmungen durch berstende Eisbarrieren und
auslaufende Gletscherseen, Bergstürze, seltsames Knarren und Knarzen in sich bewegenden
Gletschern, regelmäßige Pfeifgeräusche in Felsscharten, rollende Donner mit vielfachem
Echo, aufbrechende Dolinenlöcher [..]“ zum Glauben an Geister, Dämonen, Drachen und
sonstige Kreaturen, welche in den Bergen leben sollten.
Durch Sagen wie „Die Rache des Dachsteinkönigs“ wurde die Angst geschürt und
weiterverbreitet. Vor allem hielt so die Obrigkeit (Adel und Kirche) die Untertanen gezielt unter
Kontrolle, um sie gefügig zu machen. Sie diente als Warnung vor den vielen Gefahren, welche
auf dem Berg vorherrschten. Doch trotz all dieser Warnungen nutzten die Menschen, stets den
Dachstein sowie die meisten anderen Hochgebirge der Alpen, um ihren Lebensunterhalt zu
verdienen. Es waren die Bauern, die ihr Vieh auf alpine Weideflächen führten und diesem auch
in unwegsames Gelände folgten, wenn sich dieses verirrte. Es waren Jäger, welche Gämsen
nachpirschten, sowie Schmuggler, welche sich Wege über die Berge suchten, um die Waren
schnellstmöglich an andere Orte zu bringen. Bätzing nennt es ein „Zerrbild“ und beschreibt,
dass die Alpen schon immer genutzt wurden und auch von den Römern selbst. „[…]
Römerstraßen erlauben damals einen relativ schnellen und einfachen Alpentransit, [...]
Exportprodukte aus den Alpen wie Käse“ werden gerne verspeist (Bätzing 2015, S.14). Es ist
22
laut Bätzing nicht die Angst vor den Bergen, durch welche dieses Alpenbild entstand, sondern
die Angst vor der Natur, welche auf die Alpen übertragen wurde. „Insofern sind die
`schrecklichen Alpen´ weniger eine Beschreibung der Alpen als vielmehr der Ausdruck der
Angst der europäischen Gesellschaften von der tagtäglichen Bedrohung durch die Natur“
(Bätzing 2018, S. 17). Aber schon damals war die Natur am Dachstein von Menschen geprägt.
Das Gelände wurde verändert, wo keine natürlichen Weiden waren, wurden welche
geschaffen. Schon in der Bronzezeit wurden die ersten Hütten erbaut. Selbst in den Berg
wurden für den Salzabbau Stollen geschlagen. Eine Kultur besaßen auch die Menschen,
welche in der Nähe des Dachsteins lebten, diese entsprach nur nicht dem Bild der städtischen
Eliten. Auch wenn Warnungen über die Berge ausgesprochen wurden, so stiegen die Leute,
welche um den Dachstein einheimisch waren, in die Berge. Dies zeigt, dass die Angst vor der
angeblich gefährlichen Natur kein Hindernis war, um in die Berge zu steigen, zumindest für
Einheimische. Als Hindernis stellte es sich für Menschen aus den Städten dar, welchen die
Kultur der Leute in den Alpen fremd war.
5. Das Zeitalter des Alpinismus
Oft werden die Wörter Bergsteigen und Alpinismus in der Literatur synonym verwendet. Im
deutschsprachigem Duden findet man als Definition für Alpinismus „Bergsteigen in den Alpen,
im Hochgebirge“ (Bibliographisches Institut GmbH 2021). Diese Definition stellt somit den
Alpinismus synonym mit Bergsteigen dar. Bergsteigen wird wiederum als „Hobby oder Sport
betriebenes Besteigen von Bergen“ definiert (Bibliographisches Institut GmbH 2021). In
anderen Wörterbüchern oder Enzyklopädien, vor allem auch im fremdsprachigen Bereich,
finden sich oft andere Definitionen. Grupp (2008) widmete sich der Geschichte des Alpinismus.
Auch er versuchte eine Definition für Alpinismus zu finden, musste jedoch feststellen, dass es
viele verschiedene Formen davon gibt. Er konnte jedoch bei den einzelnen Definitionen
Gemeinsamkeiten finden und hielt diese folgenderweise fest. „Zu Alpinismus und Bergsteigen
in idealtypischer Gestalt gehören unabdingbar die wesentliche Zweckfreiheit und der sportliche
Antrieb, der sie begründet. Bergsteiger sind Menschen, die Berge primär nicht aus
utilitaristischen, wissenschaftlichen oder weltanschaulichen Motiven besteigen, auch wenn sie
damit ihren Lebensunterhalt bestreiten oder darüber zu praktischen, ethischen oder religiösen
Erkenntnissen gelangen. Die Art, wie der Gipfel erreicht wird, spielt eine entscheidende Rolle,
wobei gebahnte Wege gemieden werden. Entdeckerfreude, Abenteuerlust, Aufbruch ins
Unbekannte, sinnliche oder ästhetische Freude an der Natur, Risiko und Gefahr gehören dazu,
ebenso wie Ehrgeiz, Anstrengung und Selbstüberwindung“ (Grupp 2008, S. 14).
Durch diese Beschreibung wird deutlich, dass Bergsteigen und Alpinismus eine Leidenschaft
zum Berg, zur Natur verbindet. Es ist nicht nur das bloße Erklimmen der höchsten Gipfel,
23
sondern auch das Gefühl, das dadurch ausgelöst wird. Es benötigt nicht allein Muskelkraft,
sondern vor allem auch Herz und Geist. Diese Leidenschaft und Verbindung wird auch bei
Broer (1964, S. 9) sichtbar: „Bergsteigen ist keine Weltanschauung, keine Religion oder
Religionsersatz, sondern eine Form gesteigerten Lebensgefühles, das aber anderen
Erlebnissen eines voraus hat: die Unbedingtheit des Verbunden seins von Mensch und Natur,
dieses `Ein Teil der Welt sein´, das keine andere `Sportart´, wenn man Bergsteigen auch als
`Sport´ betrachtet, in dem Ausmaße bieten kann“.
Laut Grupp (2008) beginnt der frühe Alpinismus mit der Erstbesteigung des Mount Blanc im
Jahre 1786 durch den Bauern Jacques Balmat und den Arzt Michel Paccard. Im frühen
Alpinismus wurden laut Grupp (2008, S. 94) „die klassischen Touren meist mit zweiten bis
dritten Schwierigkeitsgrad, wo noch viel gelaufen wird, die Hände meist nur zum Halt des
Gleichgewichts nötig und ernsthafte Kletterpassagen relativ selten sind“ bestiegen. Das
goldene Zeitalter des Alpinismus erfolgte zwischen 1850 und 1865. In dieser kurzen
Zeitspanne wurden 68 hohe Alpengipfel erstbestiegen, das waren dreimal so viele wie in der
Zeit seit der Erstbesteigung des Mount Blanc. Das Ende des goldenen Zeitalters beschreibt
die Erstbesteigung des Matterhorns im Jahr 1865, wodurch eine neue Seite des Alpinismus
zu Tage tritt. Ab diesem Zeitpunkt ist der sportliche Aspekt des Alpinismus im Vordergrund.
Die höchsten Gipfel waren schon alle bezwungen, weshalb man sich nun der technischen
Schwierigkeit ab Grad vier bis sechs widmete. „Auf die Epoche der Eroberung der
allerhöchsten, die jeweilige Gebirgsgruppe dominierenden Gipfel, von denen viele noch relativ
leicht über Schneehänge und einfache Felsen zu ersteigen gewesen waren, folgte eine Zeit,
in der einerseits auch sekundäre Gipfel ins Auge gefasst wurden [..] und schließlich gar
einzelne Grattürme“ (Grupp 2008, S. 69). Wo BergsteigerInnen vorher Ausdauer und
Orientierung benötigten, so brauchten sie nun das technische Können zum Klettern, denn nun
galt es sich einen Weg durch steile, fast senkrechte Felswände zu suchen. „Die Idee der
Direttissima, des Kletterns in möglichst direkter Linie, […] setzt sich weitgehend durch“ (Grupp
2008, S. 96).
24
5.1. Der Alpinismus am Dachstein
Abb.7.: BergsteigerInnen beim Abstieg über die Randkluft am Hohen Dachstein (Quelle: Herbert Raffalt)
„Leuchtend, aus großer Entfernung sichtbar- so hebt sich der Dachstein von Norden gesehen
wie eine Vision schon optisch über seine Umgebung hinaus“ (Mokrejs 2015, S. 95). Der
Dachstein, das „stolzeste Schaustück der Nördlichen Kalkalpen“ (Mokrejs 2015, S. 95). mit
seinen steilen Flanken und von Gletschern umgeben, versprach Anerkennung und Ruhm für
dessen Erstbesteigung. Der Gipfel lockte somit gebildete StädterInnen aus ganz Österreich,
welche von ihren Erlebnissen berichteten.
Man weiß oft nichts Genaueres über BergsteigerInnen unter den einfachen Leuten, denn es
waren die angereisten AkademikerInnen, WissenschaftlerInnen, die die ersten
Aufzeichnungen verschriftlichten und welche uns bis heute erhalten blieben. Archäologische
Funde zeigen das Vordringen der Menschen in die höheren Lagen, ob diese Menschen jedoch
auch schon auf den Gipfeln waren, bleibt ein Geheimnis. Eines ist sicher, es waren die
einheimischen Bergbauern/Bergbäuerinnen, HirtInnen, JägerInnen und SchmugglerInnen,
welche die Akademiker auf die Berge begleiteten und führten. Laut Grupp (2008, S. 23). waren
„Eben diese Männer [..] die ersten Bergführer, deren Dienste sich die städtischen Touristen
bedienten, als sie begannen, sich ihrerseits in die Welt des Hochgebirges vorzuwagen“.
Im 19. Jahrhundert wurden die Alpen „erobert“, so etwa wurde 32 Jahre vor dem Dachstein
der Großglockner im Jahr 1800 erstmals bestiegen.
25
Josepf August Schultes war einer der ersten auf dem Großglockner und er schrieb ebenfalls
über den Dachstein. Mit seinem Werk „Excursion auf den Glätscher am Dachstein“ wird er
zum Pionier in der Dachstein-Literatur. Zwei Jahre nach seiner Großglocknerbesteigung
machte sich Schultes am 6. September 1804 mit seinem Kameraden Dr. Klinger in Hallstatt
auf ins Dachsteingebirge. Gut ausgerüstet mit „Steigeisen und Griespeil und Stricken und
Barometer und Thermometer“ stiegen sie bis zum Gletscher empor (Schultes 1809, S. 107-
112).
Erzherzog Johann überschritt am 28.08.1810 das Dachstein-Hochplateau von der Gjaidalm
aus über die Feisterscharte nach Schladming (Mokrejs 2015, S.99).
Am 4. September 1810 machte sich F. J. Kleyle von Hallstatt über das Taubenkar auf bis zum
Gletscher. Eigentlich wollte er den höchsten Gipfel besteigen, jedoch beim Gletscher
angelangt, musste er feststellen, dass er den Rückweg antreten musste, da er laut seinen
Beschreibungen den falschen Weg eingeschlagen hatte und der Aufstieg von dieser Seite
nicht zu bewältigen war. (Kleyle 1814).
Auch Erzherzog Karl steigt am 27.08.1812 bis zum Gletscher empor. Auch er kann die
Eismassen nicht überwinden und kehrt um. Nach ihm wurde der Hallstätter Gletscher „Karls-
Eisfeld“ benannt (Mokrejs 2015, S. 100).
Vor der Erstbesteigung des Dachsteins wurde im Jahr 1819 der Torstein zum ersten Mal, vom
kaiserlichen Jäger Jakob Buchsteiner auch genannt „Schladminger Jakl“ bestiegen (Pilz
1980).
Im Jahr 1832 ereignete sich die Erstbesteigung des Hohen Dachsteins durch den Bauern Peter
Gappmayer über den Westgrat. Zwei Jahre später brachte eben dieser den ersten Touristen,
Professor Thurwieser, zum Gipfel empor (Pilz 1980).
Danach folgten 1841 die Erstbesteigung über die Randkluft und Nordflanke durch Johann
Ramsauer und die erste Überquerung 1842 von Osten nach Westen über den Dachstein-
Gipfel durch Friedrich Simony und den Hallstätter Führer Johann Wallner (Pilz 1980). Schon
im Jahr 1843 lässt Simony erste Sicherungen am Randkluft-Anstieg bis zum Gipfel des Hohen
Dachsteins anbringen, ebenso wie er im Wildkar eine Steinhütte als Notunterkunft erbaut.
26
Abb.8.: Südwand des Dachsteingebirges mit einer Seitenflanke des Torsteins links, dem Mitterspitz, dem Hohem Dachstein und den Dirndln rechts, aufgenommen auf Höhe der Türlwandhütte (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)
Die Dachsteinsüdwand, Abb. 8, wurde erstmals im Jahre 1901 von Eduard Pichl, Eduard
Gams und Franz Zimmerer über den später benannten Pichlweg bezwungen. Im Jahr 1909
meisterten die Brüder Irg und Franz Steiner die direkte Route durch die Südwand bis zum
Gipfel. Diese Route ging als wahre Meisterleistung in die Geschichte ein (Pilz 1980, S. 9-11).
und wird heute wie damals in Anlehnung an Maix (2017, S. 90) noch als Himmelsleiter
bezeichnet.
Im Jahr 1919 fanden Georg Steiner, Matthias Mayerhofer und Alfred Goedel den Goedel-
Steiner-Weg durch die Dachsteinsüdwand (Mokrejs und Hasitschka 2015, S. 143).
5.2. Der Alpinismus am Dachstein und das schrecklich-schöne Alpenbild
Im Hintergrund des Alpinismus stehen die nachfolgenden beschriebenen Entwicklungen des
Alpenbildes der schrecklich-schönen Alpen, wie in Kapitel 3 nach Bätzing (2018) erwähnt.
„Nach zunächst abschreckenden Berichten setzte bald eine Romantisierung und Verklärung
der Berge ein, die sich bis heute fortsetzt und nach wie vor unsere Idealvorstellungen prägt“
(Mandl und Mandl-Neumann 2009, S. 12). Diese „Romantisierung“ und „Verklärung der
Berge“, welche Mandl und Mandl-Neumann hier beschreiben, nennt Bätzing (2018) das
schrecklich- schöne Alpenbild. Das Alpenbild veränderte sich laut Bätzing (2018) zwischen
1760 und 1780, ab diesem Zeitpunkt wurden aus den `schrecklich-bedrohlichen Alpen´ die
`schrecklich-schönen Alpen´. Auch Grupp (2008, S. 36) beschrieb diesen Wandel des
Alpenbildes: „Zuvor galten die Berge als wüste Wildnis und Inbegriff des Chaos. Der Begriff
Wildnis aber war in jeder Hinsicht […] negativ besetzt“.
27
Die Menschen hielten sich von den Bergen und deren steilen Gipfeln nicht mehr fern, sondern
suchten sie gezielt auf. „Bislang hatte der bedrohliche und gefährliche Charakter der Natur die
Menschen daran gehindert, sie als ästhetisch zu genießen, […]“ (Bätzing 2015, S. 14-15).
Diesen Wandel beeinflusste die industrielle Revolution sowie die rationale Denkweise im
Zeitalter der Aufklärung. Dadurch wird die Natur nicht mehr als Gefahr wahrgenommen und
verliert ihren Schrecken. Der Nervenkitzel steigt und die Natur lockt und beeindruckt. Die
ästhetische Schönheit bringt die Kombination aus friedlicher Idylle und Bedrohung. So hält
auch Bätzing (2015, S. 15) fest, „reine Idylle ohne Bedrohung wäre langweilig, und reine
Bedrohung ohne Idylle wäre abstoßend“. Durch Bilder und Gemälde bekommen die Menschen
in Städten das neue Alpenbild präsentiert und diese wollen daraufhin diese Berge
kennenlernen und bezwingen. Es sind zunächst wohlhabende, gebildete Personen mit oft
akademischem Hintergrund, welche sich auf in die Berge machen. So waren es am Dachstein
zum Beispiel die in Kapitel 5.1. erwähnten Personen wie der Arzt und Botaniker Schultes, der
Nationalökonom Kleyle, der Bruder des ehemaligen Kaisers Erzherzog Johann sowie der
Sieger über Napoleon Erzherzog Karl, um nur einige zu nennen (Pilz 1980). Die Einheimischen
konnten diese Euphorie der Städtler zunächst nicht begreifen, da es für sie nutzlos erschien.
Sie passten sich den neuen Gegebenheiten jedoch schnell an und konnten sich als
BergführerInnen und GastwirtInnen den Lebensunterhalt aufbessern (Bätzing 2015). Hallstatt
und auch die Gosau profitierten von dem frühen Alpinismus, welcher den Dachstein betraf. Auf
der Südseite hingegen dauerte es etwas länger, jedoch konnten die Leute, die dort
einheimisch waren, etwa ein halbes Jahrhundert nach dem goldenen Zeitalter des Alpinismus,
als die Dachstein-Südwand wegen ihrer technischen Herausforderung im Mittelpunkt stand,
ebenfalls profitieren. Begonnen im frühen Alpinismus, gibt es bis heute unzählige
festgehaltene Geschichten, Erzählungen von Besteigungen der Gipfel am Dachsteinmassiv.
In Originalschriften sowie in Sammelbändern wie dem Werk von Mokrejs und Hasitschka
(2015), Witzmann (2011) oder dem Werk von Maix (2017). Sie erzählen von den
Erstbesteigungen, von spektakulären Touren über Fels und Eis, über Winterbegehungen und
unvorhersehbare Wetterstürze, über herausfordernde Kletterpartien sowie gelungene
Gipfelsiege und tragische Unglücke.
Da es den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde auf alle diese Geschichten einzugehen,
werden nachfolgend einzelne Passagen von Kleyle (1814), von Maix (2017) und von Pilz
(1980) unter dem Aspekt der „schrecklich-schönen Alpen“ beleuchtet.
Kleyle (1814) berichtet von seinen Erfahrungen, welche er im Jahr 1810 am Dachstein erlebte.
Er wollte von Hallstatt aus den Gipfel des Hohen Dachsteins besteigen, musste jedoch, am
Gletscher angekommen, erkennen, dass er nicht weiterkonnte und den Rückweg antreten
28
musste. In seinen Reiseberichten schildert er, was er auf seinem Weg sieht und fühlt: „In
friedlicher Stille sahen wir den schwarzen See mit seinen hohen Wänden in dem magischen
Lichte des Morgenrots sich allmählig verklären und in froher Erwartung stiegen wir […] um zu
Fuße unseren Weg zum Gletscher zu verfolgen“ (Kleyle 1814, S. 74). Dieser Satz vermittelt in
geschriebener Weise das Alpenbild der „schrecklich-schönen Alpen“. Die Idylle wird
ausgedrückt durch die „friedliche Stille“ und den rotgefärbten Himmel am Morgen beim
Hallstätter See, die Bedrohung durch die „hohen Wände“ und den Gletscher im Hintergrund.
Die Begeisterung, der Antrieb wird ausgedrückt durch „in froher Erwartung“ auf die begonnene
Tour. Eine weitere Passage aus Kleyle Reisebericht beschreibt die Situation der Ankunft am
Gletscher. „Wir standen an der Nordseite des Gletschers, vor uns die größere Hälfte des
östlichen Eisfeldes und an seiner obersten Schneide die zwei Säulen des Torsteins; links das
Dirndl und der Gjadstein; rechts das hohe Kreuz und vor ihm das Schöberl, lauter schroffe,
kahle, graue Kalkmassen, die an ihrem Fuße, auf den Platten und in den Klüften mit ewigem
Schnee bedeckt sind; hinter uns das Taubenkar, und so von allen Seiten umgeben mit höheren
Felsgebirgen waren wir an diesen schauerlichen Szenen der Verödung und des Todes, ohne
alle Aussicht in die Ferne“ (Kleyle 1814, S. 86-87). In diesem Satz wird das bedrohliche
Alpenbild in Erinnerung gerufen. Der Bergsteiger, der am Start der Tour voller Begeisterung
war, muss nun einsehen, dass er den Gletscher, den Berg, nicht bezwingen kann. Die
Bedrohung wird sichtbar durch die „schauerlichen Szenen der Verödung und des Todes“. Das
gesetzte Ziel konnte nicht erreicht werden, dies kann man sich leichter eingestehen, wenn eine
Bedrohung dafür verantwortlich ist. Kleyle muss den Rückweg antreten und tröstet sich mit
dem Gipfel des Krippensteins. In seinen Reiseberichten erkennt man auch, dass zu dieser Zeit
der Hohe Dachstein auch oft als Torstein bezeichnet wurde. Aber nicht nur der Name der
beiden Berge wurde des Öfteren verwechselt, sondern lange Zeit war man sich unsicher,
welcher der Berge der höhere ist. Darum galt lange Zeit der Torstein als der höchste Gipfel.
Heute ist klar, der Hohe Dachstein ist der höchste Gipfel im Dachsteingebirge mit 2995m ü.M.
Der Torstein ist mit 2948m ü.M. der zweithöchste Berg (Mokrejs 2015, S. 99-101).
Maix (2017) schreibt über die verschiedenen BergsteigerInnen, welche sich an der Dachstein-
Südwand erprobt haben. Nicht alle von ihnen schafften es auf den Gipfel, einige mussten
wieder umkehren, da es kein Weiterkommen gab, und einige von ihnen kehrten nicht mehr
lebendig zurück. Er schreibt über die Ausstrahlung der Dachstein-Südwand, die zugleich
„Lockung“ und „Drohung“ ist. „Es ist klarer Mittag. Keine Wolke steht auf dem Himmel. Die Luft
über dem struppigen Almgras zittert leicht vor Hitze. Hellgrau und schier ertrunken im
Sonnenglast steht die Riesenmauer, die Dachstein-Südwand. Mehrere Kilometer lang,
stellenweise tausend Meter lotrecht über die Schutt- und Firnkare emporragend. Leuchtende
Lockung und gnadenlose Drohung zugleich“ (Maix 2017, S.11). Die Dachstein-Südwand prägt
29
das Erscheinungsbild der Ramsau. Im Zuge des fortschreitenden Alpinismus wollen
BergsteigerInnen die Wand bezwingen, die Geschicklichkeit und Können verlangt.
Auch diese Wahrnehmung der Dachstein-Südwand spiegelt das Wahrnehmungsbild, der
„schrecklich schönen Alpen“ wider. Einerseits flößt sie Angst und Schrecken ein, andererseits
fasziniert und begeistert sie. Maix (2017, S. 14) schreibt darüber, dass die Dachstein-Südwand
den Menschen Freiheit und Freude bringt: „Den Willen zur Freiheit, die Kühnheit, die
Eigenwilligkeit. Ihr Leuchten hauchte die nicht zu besiegende Freude am Leben ein“. Maix
beschreibt die damalige Euphorie, die mit einer Durchkletterung der Dachstein-Südwand
einherging. Es galt als frei und kühn die Wand zu besteigen und sie versprach Freude für
diejenigen, die sie meisterten. „Nicht die Schwierigkeit, nicht der Stolz über den neuen Weg
war entscheidend. Das Erlebnis lag in der Landschaft. In der Befriedigung der romantischen
Sehnsucht“ (Maix 2017, S. 36). Auch in dieser Passage wird sichtbar, dass das Alpenbild der
„schrecklich-schönen Alpen“ einen romantischen Blick auf die Landschaft hat.
Aber auch der Schrecken der Vergangenheit und das ältere Alpenbild der „schrecklich-
bedrohlichen Alpen“ ist nicht ganz vergessen: „Droben der Gipfel, der obere Teil der
Riesenmauer brennt schon im Leuchten des jungen Tages. Und ebenso unsere Stimmung.
Ein leichtes Bangsein, das nichts mit Furcht zu tun hat. Nur ein dunkles Gefühl, vererbt von
Generationen von Vorfahren, für die alle der Berg Sitz von Gefahr, göttlicher Gewalt und
Drohung war “ (Maix 2017, S. 48). Das bedrohliche Alpenbild ist eine Erinnerung, wobei die
Spannung und die Anziehung der Südwand höher sind als die Bedrohung und diese in den
Hintergrund verdrängen. Es ist ein und dieselbe Wand, betrachtet zu verschiedenen
Zeitpunkten und durch eine unterschiedliche Perspektive. Die Bedrohung bleibt erhalten,
jedoch ergibt sich durch den Perspektivenwechsel ein neuer Blick auf den Dachstein und die
Südwand. Die Bedrohung rückt in den Hintergrund und es bleibt die Faszination. „Die
Nachmittagssonne lässt aus der großen Wand scharfe Ecken, Kanten und Pfeiler vorspringen.
Sie zeichnet tiefe Risse und Sprünge, malt in dem Wechselspiel von Licht und Schatten ein
Bild von drohender Wildheit und erbarmungsloser Lockung“ (Maix 2017, S. 101).
Maix berichtet auch von einer Rettungsmission in der Dachstein- Südwand. Die faszinierende,
lockende Wand wird zur drohenden Todesfalle. „Vor uns ragt schauerlich steil die Wand des
Dachsteins auf. Alles ist mit Schnee bedeckt. Der Gedanke, dass Menschen in diesem
grausigen Gefängnis leben, legt sich bedrückend aufs Herz. Totenstille. Kein Stein fällt.
Gefroren scheint jede Lebendigkeit in dem eiskalten Morgen. Und ich denke daran, dass in
einigen Stunden die Sonne in die Wand scheinen wird und die Lawinen kommen, die Steine
krachen, die Wasserfälle rauschen, und ich denke, dass wir dann mitten drin sein werden“
(Maix 2017, S. 140). Auch in dieser Passage wird die Erinnerung an die bedrohlichen Alpen
deutlich.
30
Pilz (1980) beschreibt das Unglück, welches sich beim „Ostersturm“ im Jahre 1954 am
Dachstein ereignete. Dabei verirrten sich zehn SchülerInnen und ihre drei LehrerInnen bei
einem Sturm am Dachstein und verloren dabei ihr Leben. Das Heilbronnerkreuz, (Abbildung
9), erinnert noch heute an die Tragödie.
Abb.9.: Heilbronnerkreuz am Dachsteinmassiv (Quelle: Eigene Aufnahme)
„Die leichten Anstiegswege, das schützende Dach der Berghütte, gaukelten oft dem Wanderer
andere Bilder vor- in Wirklichkeit aber blieb der Berg der Gleiche wie ehedem. Er badet im
Glanz des Firnlichtes, schlägt in Sturmeswut zu, grollt im Hagel stürzender Felsen und
losbrechender Lawinen, in Nebelfäden verwirrt er der Wanderer Pfade“ (Pilz 1980, S.8). Die
Bedrohung, welche von den Bergen ausgeht, wird nirgends so sichtbar wie in Erzählungen,
bei welchen BergsteigerInnen, WanderInnen oder auch SchülerInnen ihr Leben ließen. Das
Alpenbild, das dargestellt wird und welches den Leuten die Schönheit vorspiegelt, ist ein Teil
der Wahrnehmung sowie auch die bedrohliche Seite vorhanden ist. Es sind verschiedene
Blickwinkel, verschiedene Perspektiven auf die gleichen Alpen, auf den gleichen Berg oder
wie hier auf den Dachstein. Die Warnungen vor den Gefahren werden immer noch
ausgesprochen. Die Sagen und Geschichten weitererzählt. „Selbst moderne Alpinisten stehen
bruchlos in dieser Tradition, wenn sie die bezwungenen Gipfel mit der Errichtung von
Gipfelkreuzen oder Madonnenfiguren ehren und ihnen auf die Weise die durch die Besteigung
entrissene Aura zurückgeben“ (Grupp 2008, S.16). AlpinistInnen finden oft in den Bergen ihren
Weg zu Gott. Die BergsteigerInnen erzählen von religiösen Erkenntnissen oder mystischen
Erlebnissen, welche sie am Berg erfahren haben. Somit bleibt die Bedrohung auch weiterhin
ein Teil, eine andere Perspektive im Blick auf die Berge, auch wenn nach außen hin das Bild
der „schrecklich-schönen Alpen“ überwiegt. Auch Abbildung 10 zeigt letztendlich Gefahr und
Idylle auf einem Bild.
31
Abb.10.: BergsteigerInnen hoch über dem Gosaugletscher mit Blick auf den Hinteren und Vorderen Gosausee (Quelle: Herbert Raffalt)
6. Die wissenschaftliche Erforschung des Dachsteinmassivs
Schon im 15. Jahrhundert, dem Zeitalter der Renaissance und des Humanismus, beginnt in
Europa ein grundlegender Wandel im Denken der Menschen. Anstatt nur das Leben nach dem
Tod erreichen zu wollen, beginnt der Mensch das Leben vor dem Tod zu leben und zu
gestalten. Bezogen auf die Berge´, muss der Mensch laut Grupp (2008, S. 25) diese „[…]
zuerst erkunden und verstehen. So wird er nicht nur Eroberer, sondern auch Naturforscher,
Geograph, Botaniker, Geologe und findet dabei auch den Weg ins Gebirge“. Wo zuvor die
Berge nur zum eigenen Nutzen, dem Bestreiten des Lebensunterhalts, bestiegen wurden, wie
für die Almwirtschaft oder den Salzabbau, dienen sie nun auch dem Erkenntnisgewinn.
In dieser Zeit entwickelte sich in der Schweiz, in Basel, ein Gelehrtenzentrum der Alpen. Von
diesem aus wurden die Täler und Berge der Alpen, deren Topografie, Geologie, Fauna und
Flora erforscht (Grupp 2008, S. 25- 33). „Dies ist die ursprünglichste Form des Bergsteigens,
bei dem Berge der Wissenschaft wegen bestiegen werden, um geographische, geologische
und botanische Erkenntnisse zu gewinnen oder um die Geheimnisse des Luftdrucks, der
Luftzusammensetzung oder der Meteorologie zu enträtseln“ (Grupp 2008, S. 93).
„Lange bevor man daran dachte, die Berge zu besteigen, wurden sie bereits gezeichnet und
vermessen - die ersten Karten entstanden“ (Strauß und Strauß 2006, S.21). Die ersten Karten
waren jedoch noch sehr fehlerhaft. Es gab weder korrekte Entfernungs- noch korrekte
32
Höhenmessungen. Sie wurden oft anhand von Erzählungen und Einschätzungen gezeichnet.
Die ersten Karten, auf denen das Dachsteinmassiv ersichtlich ist, stammen aus dem 16.
Jahrhundert. Um 1551 zeichnete der Salzburger Marcus Secznagel eine Karte des Erzbistum
Salzburg, wobei auch der Dachstein als Gebirgsstock eingezeichnet wurde. In den
darauffolgenden Jahrzehnten wurden zwar weiterhin Karten erstellt, jedoch oft sehr lückenhaft
und verzerrt. Bei der Gründung des Österreichischen Alpenvereins machte es sich dieser auch
zur Aufgabe, gute und allgemein zugängliche Karten auch für Berggebiete herzustellen. Seit
1865 und seit 1873 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Alpenverein werden Karten
angefertigt. Die erste vom Dachstein stammte aus dem Jahr 1915 (Strauß und Strauß 2006,
S 73-78).
Der frühe Alpinismus begann um 1800 am Dachstein. Wie schon im Kapitel 5.1. beschrieben,
waren die ersten BergsteigerInnen am Dachstein meist wohlhabende und gebildete Personen.
Neben der Ausrüstung, welche zum Bergsteigen gebraucht wird, führt sie wissenschaftliche
Geräte mit, wie das Barometer und Thermometer. Am Dachstein ging vor allem Friedrich
Simony, für die wissenschaftliche Erforschung des Gebirksstockes in die Geschichte ein. Im
nachfolgenden Kapitel 6.1. soll darauf nähe eingegangen werden.
6.1. Friedrich Simony: Bergsteiger und Dachsteinerforscher
Friedrich Simony war nicht nur Bergsteiger, sondern vor allem Wissenschaftler. Er machte sich
die Erforschung des Dachsteinstockes zur Lebensaufgabe. In seinen Werken beschreibt er
seine Erlebnisse auf dem Dachstein, und leitet daraus kulturgeschichtliche sowie geografische
Erkenntnisse ab.
Im Sommer 1840 kam Simony erstmals ins Salzkammergut, nach Hallstatt, und begann bald
darauf seine Erforschung der Landschaft am Dasteinplateau. Laut Witzmann (2011) erzählten
ihm damals die Einheimischen, dass sich das „Karls-Eisfeld“ von Jahr zu Jahr verändert. Dies
weckte in Simony den Drang, die Gletscher genauer zu erforschen und dies nicht nur im
Sommer, sondern auch im Winter (Witzmann 2011, S. 10-11). „Es war im Oktober 1840, als
ich gelegentlich meines ersten Aufenthalts in Hallstatt das Karlseisfeld zum ersten Male betrat
und hiebei sichere Anzeichen seines Wachsens konstatierte [..]“ (Simony 1895, S. 128).
Er fertigte genaue Skizzen an, auf welchen man die Gipfel wie die Gletscher sah. Zwei Jahre
danach, im September 1842, erreichte er erstmals über die Randkluft den Gipfel des Hohen
Dachsteins (Mokrejs 2015, S.294). Simony (1921) beschreibt seine Erlebnisse und
Beobachtungen von zwei „Wanderungen“ am Dachsteinmassiv. Dabei ist zu erwähnen, dass
die erste Wanderung im September 1842 insgesamt drei Tage dauerte und die zweite im
September 1843 zwei Übernachtungen auf dem Gipfel des Hohen Dachsteins beinhaltete.
33
Simony beschreibt seine Wahrnehmung der Landschaft auf seinem Weg über das
Dachsteinmassiv: „Um die finsteren senkrechten Felsmassen wanden sich auf deren
stufenförmigen Absätzen, vom Fuße bis zu ihren blendenden Firnen, in mannigfachen Linien
weiße Schneestreifen, gleich Silberketten die Glieder des Erdbaues umspannend“ (Simony
1921, S.20.). Auch das Glücksgefühl am Gipfel beschreibt Simony: „Ich habe ihn gehabt,
diesen Genuß, er schuf mir die schönste, die erhabenste Stunde meines Lebens“ (Simony,
1921, S.69). Seine Schilderungen über die Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge zählen
zu den „klassischen literarischen Stimmungsbildern der Alpenliteratur“ (Mokrejs und
Hasitschka 2015, S. 294). Simony war auch der erste Bergsteiger, welcher im Winter den
Hohen Dachstein bestieg. Im Jahr 1847 begann er seinen abenteuerlichen Aufstieg mit seinem
Gefährten Wallner (Mokrejs und Hasitschka 2015, S. 294). Das ist aber bei weitem nicht seine
größte Errungenschaft, durch welche er zum Pionier in der Dachsteingeschichte wurde. Laut
Moser (1997, S. 129) hat Friedrich Simony „[…] nicht nur als erster Gletscherforscher im
Dachsteingebiet grundlegende Untersuchungen durchgeführt, sondern mit seinen
wissenschaftlichen Arbeiten und dem zweibändigen Werk `Das Dachsteingebiet´ für alle im
dortigen Gletscherbereich Tätigen, die Basis für weiteres Arbeiten geschaffen“.
6.2. Die Gletscher am Dachstein
Simony (1895) beschreibt sechs Gletscher am Dachstein. Das Karls-Eisfeld, auch Hallstätter
Gletscher genannt, den Gosau-Gletscher, den Schladminger Gletscher, den
Schneelochgletscher, den Torsteingletscher und den Edelgrießgletscher. Moser (1997)
beschreibt neun Gletscher am Dachstein. Neben denen, welche schon Simony benannt hat,
beschreibt er auch den Schmiedstockgletscher. Außerdem teilt er den Gosau-Gletscher in den
Großen und Kleinen Gosau-Gletscher und den Torsteingletscher in Nördlichen und Südlichen
Torsteingletscher. Laut der vom Österreichischen Alkpenverein (2012) veröffentlichten
Alpenvereinskarte 14 „Dachsteingebirge“ mit dem Gletscherstand vom Jahre 2009, gibt es am
Dachsteingebirge acht Gletscher. Die drei größten sind der Hallstätter Gletscher, der Große-
Gosau Gletscher und der Schladminger Gletscher. Danach kommen der Schneelochgletscher,
der Kleine Gosau-Gletscher, der Edelgrießgletscher, der Nördliche und Südliche
Torsteingletscher. Der ehemalige Schmiedstockgletscher ist darauf nicht mehr angeführt. Der
ehemalige Schmiedstock-Gletscher war nördlich des Schmiedstockes und der Hohen
Gamsfeldspitze. Auf Abbildung 11 sieht man das Gletschergebiet am Dachstein vom
Krippenstein. Auf diesem Blick sind der Schladminger Gletscher links und der Hallstätter
Gletscher rechts des Gjaidsteins sichtbar.
34
Abb.11.: Blick auf das Gletschergebiet am Dachstein, aufgenommen am Krippenstein (Quelle: Eigene Aufnahme, Sommer 2016)
6.3. Grundlagen zur Gletscherkunde
„Die Gesamtfläche des Gletschereises auf der Erde wird mit 14,9 Millionen km² angegeben;
das entspricht 10% der Landoberfläche. Hiervon entfallen allein 12,6 Millionen km² auf die
Antarktis und 1,7 Millionen km² auf Grönland; die übrigen 4% sind in Form zahlreicher kleiner
Gebirgsgletscher und Eiskappen über den Rest der Erde verteilt“ (Ehlers 2011, S. 57). Eine
genauere Bestandsaufnahme im Jahr 2014 aller Gletscher der Erde, ausgenommen der
Eisschilde auf Grönland und der Antarktis, ergab eine Gesamtfläche von ca. 730 000 km²
aufgeteilt auf ca. 198 000 Gletscher, wobei die Anzahl der Gletscher durch den Zerfall größerer
Gletscher und den Wegfall kleinerer Gletscher über mehrere Jahre stark variiert (Pfeffer et al.
2014). Im Jahr 2021 wurde eine überarbeitete Version dieser im Jahr 2014 veröffentlichten
Bestandsaufnahme mit einer korrigierten Gesamtfläche der Gebirgsgletscher der Erde von ca.
620 000 km² herausgegeben (Li et al. 2021).
Damit sich aber Gletscher bilden können, muss grundsätzlich die im Winter gefallene
Schneemasse größer sein als die im Sommer abgetaute, sodass sich die Schneemenge im
nächsten Winter weiter erhöhen kann. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine maßgebliche
Rolle, wie die Temperatur und die Niederschlagsmenge. Damit sich Gletschereis bilden kann,
braucht es Schnee, aus ca. 80cm Schnee wird ca. 1cm Gletschereis. Das ist damit zu erklären,
dass durch wiederholtes Auftauen und Wiedergefrieren, das Volumen ab- und die Dichte
zunimmt. Neuschnee enthält ca. 90% Luft, durch wiederholtes Auftauen und Wiedergefrieren
35
entsteht Altschnee, nach einem Jahr Firn genannt mit einem Luftanteil von ca. 50% und
darunter. Im Laufe der Zeit entsteht dann Firneis, mit einem Luftanteil von ca. 30%. Daraus
entwickelt sich durch wiederholtes Zusammenpressen von weiteren Schneelagen und Firneis
Gletschereis, mit einem Luftanteil von ca. 2%.
Der Gletscher selbst wird durch die Gleichgewichtslinie in zwei Teile gegliedert. Oberhalb der
Gleichgewichtslinie befindet sich das Nährgebiet und unterhalb das Zehrgebiet. Im Nährgebiet
überwiegt die Anreicherung von Neuschnee, der über Jahre zu Firn und über Jahrzehnte zu
Gletschereis wird. Das Nährgebiet wird auch Akkumulationszone genannt. Im Zehrgebiet
überwiegt das Abschmelzen, auch Ablation genannt. Ist die Akkumulation größer als die
Ablation, nimmt die Masse des Gletschers zu und er wächst, dies bedeutet eine positive
Massenbilanz. Ist jedoch die Ablation größer als die Akkumulation, verliert er an Masse und
der Gletscher geht zurück, dies ist eine negative Massenbilanz. GletscherforscherInnen
beobachten diese Massenveränderungen der Gletscher über Jahre hinweg und können so
Rückschlüsse auf klimatische Veränderungen treffen.
Ist das herrschende Klima konstant, so stehen Nährgebiet und Zehrgebiet in einem Verhältnis
von ca. 2:1. Gibt es Änderungen im Klima, so verändert sich auch dieses Verhältnis zwischen
Nähr- und Zehrgebiet und somit auch die Gesamtfläche und die Länge des Gletschers.
Schmilzt ein Gletscher ab, so werden am Rand Moränen sichtbar. Moränen entstehen
dadurch, dass Fels und Schutt bei der Bewegung des Eises mittransportiert wird. Neben den
Moränen sind auch Erratika, große vereinzelte Felsen, und Schleifspuren der Gletscher am
Untergrund Merkmale für frühere Ausdehnungen des Gletschers. Laut Fischer et al. (2018, S.
6)) ist „die Reaktion der Gletscher auf veränderte Klimabedingungen, [..] wesentlich komplexer
als der bloße Anstieg der Schmelzbeträge an den Gletscherzungen durch die
Temperaturerhöhung im Sommerhalbjahr“. Demnach spielen auch die Menge der
Niederschläge, die Temperatur während der Niederschläge (= Häufigkeit und Ausmaß der
Schneefälle), die Sonneneinstrahlung und die Oberflächenbeschaffenheit des Gletschers eine
Rolle. Außerdem gibt es Rückkoppelungseffekte, welche das Abschmelzen wiederum
beschleunigen. Zum Beispiel führt das Abschmelzen zu einer Dunkelfärbung der
Gletscheroberfläche (Abbildung 12). Dadurch absorbiert die Oberfläche mehr
Sonneneinstrahlung, wohingegen der helle Neuschnee die Sonneneinstrahlung mehr
reflektiert. Die zusätzliche Wärme treibt das Abschmelzen weiter voran. Damit ein Gletscher
auch als Gletscher angesehen wird, muss er einerseits aus Gletschereis bestehen und
andererseits einer Bewegung unterliegen. Gletscher, die kleiner als ein Hektar sind, werden
oft als „Gletscherfleck“ bzw. „Firnfleck“ bezeichnet (Fischer et al. 2018).
36
Abb.12.: Dunkelfärbung des Hallstätter Gletschers ausgelöst durch das Abschmelzen der winterlichen Schneedecke (weiß), aufgenommen am Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)
6.4. Gletscherforschung
Der Alpenverein führte unter anderem auf Initiative von Eduard Richter ab dem Jahr 1891 in
Österreich systematische und regelmäßige Gletschermessungen ein. Es wird der Abstand des
Gletscherrandes von markierten Fixpunkten aus gemessen, sodass eine Änderung sichtbar
gemacht werden kann und die Werte vergleichbar sind. Die Längenänderungen vieler
Gletscher in Österreich werden dadurch jährlich festgehalten. Laut Fischer et al. (2018) gab
es in Österreich seit 1890 bis 2015 zwei Gletschervorstöße, um 1920 und zwischen 1965 und
1980, ansonsten einen kontinuierlichen Gletscherrückgang. „Zum Zeitpunkt von Eduards
Richter Aufruf zur Beobachtung der Gletscher war kaum vorhersehbar, wie wichtig die damals
begonnenen Messungen des Vorstoßes und Rückgangs im 21. Jahrhundert werden würden.
Heute sind die zurückschmelzenden Gletscher zum Symbol des Klimawandels geworden“
(Fischer et al. 2018, S. 97).
Das Klima unterliegt einem natürlichen Wandel, in dem sich Warm- und Kaltzeiten während
eines Eiszeitalters abwechseln. In der Erdgeschichte gab es schon mehrere Eiszeitalter. Auch
heute leben wir in einem Eiszeitalter, auch Pleistozän genannt, welches vor 30 Mio. Jahren
durch allmähliche Abkühlung abzuweichen begann. Laut Ehlers (2011) bezeichnet man ein
Eiszeitalter als einen Abschnitt der Erdgeschichte, in dem mindestens einer der beiden Pole
vergletschert ist. Während der Kaltzeiten oder Glaziale, dehnen sich die Gletscher aus. In den
Warmzeiten (Interglaziale) ziehen sie sich wieder zurück. Dieser Zyklus wechselt sich ca. alle
100 000 Jahre ab, nach einem langsamen Abschmelzen in einer Warmphase folgt nach ca.
70 - 80 000 Jahren eine Eiszeit. Durch das Zusammenspiel von Exzentrizität der
37
Erdumlaufbahn, des Neigungswinkels der Erdachse und den Zeitpunkt des Perihels wird die
Sonneneinstrahlung auf die Erde beeinflusst, auch Milankovitch-Zyklus genannt, welcher eben
die Kalt- und Warmzyklen auslöst. Dieser natürliche Zyklus wird durch Rückkoppelungseffekte
und anthropogene Einflüsse, wie der vermehrten Freisetzung von Treibhausgasen, wie
Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan (Ch4) beschleunigt, was zu einem schnelleren und
vermehrten Abschmelzen der Gletscher führt (Ehlers 2011). Mit dem Klimawandel beschäftigte
sich auch Schönwiese (2020), der die Mechanismen und deren Auswirkungen beschreibt.
Auch Böhm et al. (2007) schreiben üben den Klimawandel, insbesondere über deren
Auswirkung auf die Gletscher und welchen Einfluss der Mensch dazu trägt.
Laut Li et al. (2021) gibt es weltweit ca. 198 000 Gletscher mit einer Fläche von ca. 620 000
km². Wobei die vergletscherte Fläche in Zentraleuropa, also die Gletscher der Alpen und der
Pyrenäen, 2092 km² beträgt. In Österreich gibt es laut Fischer et al. (2015) 925 Gletscher mit
einer Gesamtfläche von ca. 415 km², wovon auf die Dachstein Gruppe im Jahr 2012 ca. 5,1
km² entfielen.
6.5. Gletscherforschung am Dachstein
Abb.13.: Panoramabild des Schladminger Gletschers und des Hallstätter Gletschers aufgenommen vom Niederen Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)
„Mit vollem Rechte darf das Dachsteingebirge als ein Studienfeld ersten Ranges für alle
Diejenigen bezeichnet werden, welche die verschiedenen physikalisch-geographischen
Eigentümlichkeiten und typischen Charakterzüge der Kalkhochalpen, in einem einzigen enger
begrenzten Gebiete vereint, an Ort und Stelle kennen lernen wollen […]“ (Simony 1895, S.2).
Nachfolgend werden seine Gletschermessungen grob dargestellt und mit anderen
ForscherInnnen, welche sich nach Simony dieser Aufgabe widmeten, ergänzt. Laut Simony
(1895, S. 124) dehnen sich die Gletscher am Dachsteingebirge über eine Fläche von 10,42
km² aus, wobei er in seiner 50jährigen Forschung einen deutlichen Rückgang der Fläche
beobachten konnte. Als Grundlage seiner Berechnung gibt Simony die „[…] Sektionsblätter
der Originalaufnahme der G.-St.-K. aus den Jahren 1872-1874“ an. Simony (1895, S. 126)
verweist auch darauf, „[…] dass gerade die Gletscher des Dachsteingebirges vermöge ihrer
38
leichten Zugänglichkeit und der geräumigen, denselben nahegerückten Schutzhütten ein
ungewöhnlich dankbares, nur vergleichsweise geringe Kosten erforderndes Arbeitsfeld bieten
würden“.
Die einzelnen Gletscherflächen „auf Grundlage der Originalaufnahmen der G.-St.-K.“ betragen
laut Simony (1895, S. 126) am Karlseisfeld 530 ha, am Gosauer Gletscher 210 ha, am
Schladminger Gletscher 199 ha, am Torsteingletscher 43 ha, am Schneelochgletscher 39 ha
und am Edelgrießgletscher 21 ha. Simony verweist darauf, dass die Flächenangabe des
Schneelochgletschers „infolge täuschender Schneeverhältnisse“ vermutlich kleiner ist als die
Fläche des Edelgriesgletschers. Simony stellte schon fest, dass die Aufmerksamkeit bei der
Erforschung der Gletscher eher auf den drei größten Gletschern, den Hallstätter Gletscher,
den Gosau-Gletscher und den Schladminger Gletscher liegen sollte, da die anderen in ihren
Mächtigkeiten einfach viel kleiner waren. „Während die Horizontalprojectionen der drei bisher
besprochenen Gletscher des Dachsteingebirges zusammengenommen eine Fläche von 939
ha bedecken, erreichen jene des Thorstein-, Schneeloch- und Edelgriesgletschers in ihrer
Gesamtheit nur den Betrag von 103 ha, also nicht einmal ein Neuntel der ersteren
Flächensumme, wonach die letztgenannten Gletscher auch vermöge ihrer Ausdehnung
lediglich eine untergeordnete Bedeutung besitzen“ (Simony 1895, S. 139).
Laut Moser (1997) betrug im Jahr 1991 die Fläche des Hallstätter Gletschers 314 ha, die des
Großen Gosaugletschers 127 ha, des Schladminger Gletscher. 80 ha des Kleinen
Gosaugletschers 9 ha, des Schneelochsgletschers 22 ha, des nördlichen Torsteingletschers
5 ha und des südlichen Torsteingletschern 3 ha. Der Edelgrießgletscher hatte eine Fläche von
4 ha und der Schmiedstockgletscher von 2 ha im Jahre 1958 (Moser 1997, S.21-54). Das
ergibt eine Gesamtgletscherfläche von 5,7 km². Somit sind die Gletscher seit Simony (1895),
der sie auf 10,4 km² bemaß, um fast 50% zurückgegangen. Laut Moser (1997) sind es nur
mehr sechs Gletscher am Dachstein, die anderen seien ihm zufolge „Firne“. „Heute stehen im
zentralen Dachsteingebirge drei größere Kargletscher (Hallstätter, Gr. Gosau und
Schladminger) drei kleineren (Schneeloch, Kl. Gosau und Ndl. Torstein) gegenüber. […]
Kleinstgletscher (Edelgrieß und Sdl. Torstein) sollten richtiger als „Firne“ bezeichnet werden,
da sie lediglich Firneisbildung erkennen lassen“ (Moser 1997, S. 38). In den Nördlichen
Kalkalpen besitzt somit der Dachstein laut Moser (1997) die größte vergletscherte Fläche.
Die Gletscher der Dachstein Gruppe umfassten laut Fischer et al. (2015) im Jahr 2012 eine
Fläche von ca. 5,1 km², wobei ein Rückgang der Gletscher seit dem Jahr 1969 bis 2002 von
ca. 9%, also von einer Ursprungsfläche von 6,3 km² auf eine Fläche von 5,7 km², zu
beobachten war. In den zehn Jahren zwischen 2002 und 2012 ging die Gletscherfläche ca.
weitere 11% zurück.
39
Der Verein ANISA führt am Dachstein seit 1996 im Sinne des Natur- und Umweltschutzes
sowie des Gletscherrückganges Beobachtungen am Hallstätter und Schladminger Gletscher
durch. Laut Mandl (2020) betrug die Fläche des Schladminger Gletschers im Jahr 2015 ca.
0,68 km².
Der Untersuchung des Hallstätter Gletschers widmete sich auch das Institut für
Interdisziplinäre Gebirgsforschung (IGF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
(ÖAW) gemeinsam mit der Blue Sky Wetteranalysen Traunmüller und Reingruber OG. Dazu
veröffentlichten zuletzt Helfricht, et al. (2020) einen Bericht. Demzufolge beträgt die Fläche
des Hallstätter Gletschers im Jahr 2020 2,6 km². Seit 2010 nahm die Fläche laut Helfricht et
al. um ca. 13% ab, das würde eine Fläche von ca. 3 km² im Jahr 2010 bedeuten.
Der Alpenverein führt seit dem Jahr 1946 Längenmessungen der Gletscher in der
Dachsteingruppe durch. Dabei werden der Hallstätter Gletscher, der Schladming Gletscher,
der Schneelochgletscher und der Gr. Gosau Gletscher beobachtet und vermessen. Laut den
Gletscherberichten seit 2009/10 bis 2019/20, also in den letzten 10 Jahren, nahmen der
Schladminger Gletscher ca. 36 m, der Hallstätter Gletscher ca. 132 m, der
Schneelochgletscher ca. 55 m und der Gr. Gosau Gletscher ca. 117 m an Länge ab
(Alpenverein Österreich, 2021).
Diese Auswahl von Daten aus verschiedenen Messungen auf den Gletschern am Dachstein
zeigen, dass sich der weltweite Rückzug der Gletscher auch auf dem Dachstein widerspiegelt.
Mag es zwischenzeitlich auch Zeiten gegeben haben, an denen die Gletscher wieder leicht
wuchsen, so lässt sich festhalten, dass es seit den Forschungen von Simony bis heute einen
klaren Trend zum Rückgang der Gletscher gibt. Auf Abbildung 13 sieht man den Schladminger
Gletscher und den Hallstätter Gletscher. Darin sichtbar sind Maßnahmen zur Verringerung der
Gletscherschmelze, wie das Abdecken mit Thermomatten nähe dem Hunerkogel. Auf diese
Maßnahmen wird in Kapitel 8. nochmals genauer eingegangen.
Auch Prognosen für die Zukunft lassen erahnen, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird.
Als Hauptgrund wird dabei der Klimawandel angeführt. Grundlegend hängt das Klima von
verschiedenen Faktoren ab, diese betreffen die Atmosphäre, die Hydrosphäre, die
Kryosphäre, die Biosphäre, die Lithosphäre sowie die Sonneneinstrahlung. Diese Faktoren
bilden den Rahmen, der wiederum durch das Wachstum der Weltbevölkerung, deren
Energieverbrauch sowie die technischen und sozialen Entwicklungen beeinflusst wird. Das
IPCC, Intergovernmental Panel on Climatic Change, widmete sich der Aufgabe, mögliche
Zukunftsszenarien für die Veränderung des Klimas in der Zukunft zu treffen. Eines lässt sich
allen Szenarien entnehmen und zwar wird sich die Temperatur weiter erhöhen. Der
Unterschied der verschiedenen Szenarien besteht darin, wie schnell bzw. wie hoch die
Temperaturen steigen. Schmiedt et al. (2009) beschreiben diese Szenarien sowie deren
Auswirkungen für Österreich. Demzufolge sollen sich die Niederschlagsmengen verringern
40
und die Temperaturen weiter erhöhen. Dies hat zur Folge, dass die Gletscher weiter
abschmelzen und das Abflussverhalten verändert wird. Zunächst führt das Abschmelzen der
Gletscher zu einer kurzfristigen Erhöhung der Abflussmenge, aber auf Dauer fällt diese
Gletscherspende weg. Dadurch wird sich auch die Vegetation ändern. Ähnliche Ausblicke sind
auch in Böhm et al. (2007) für die Alpengletscher festgehalten.
6.6. Die Wissenschaft und das „schrecklich-schöne Alpenbild“
Abb.14.: Schladminger Gletscher aufgenommen vom Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)
Der Beginn des Alpinismus am Dachstein und die wissenschaftliche Erforschung der Gletscher
am Dachstein verliefen zeitlich parallel und sind nicht voneinander trennbar. Wie schon
erwähnt, waren die ersten BergsteigerInnen am Dachstein wohlhabende Leute mit oft
akademischem Hintergrund. Im Gepäck hatten sie wissenschaftliche Messgeräte. Simony
fertigte als erster am Dachstein Skizzen über die Gletscher an und untersuchte diese. Seine
wissenschaftlichen Aufzeichnungen dienen einer Beschreibung des Zustands der Gletscher
sowie der Veränderung während seiner 50-jährigen Forschungszeit. „Als ich im Jahre 1861
das Karlseisfeld neuerdings besuchte, hatte sich der Abstand des Zungenendes vom
Signalblocke gegenüber dem letzten, im September 1853 ermittelten Werte bereits um 0,3 m
vergrössert, wohl aber liess die bis zum äusseren Rande des Stirnwalles 4,7 m breite
Endmoräne erkennen, dass sich die Gletscherzunge seit 1853 noch um 3,2 bis 3,8 m
vorgeschoben und erst in der Folge um einen etwas grösseren Betrag zurückgezogen hatte“
(Simony 1895, S. 130). Simony beschreibt seine Beobachtungen und Messungen zu den
Gletschern wissenschaftlich objektiv. Jedoch wird an manchen Stellen auch seine
Leidenschaft für den Dachstein und dessen Umgebung verdeutlicht. „Fast ein halbes
41
Jahrhundert trennt mich jetzt, wo mein letztes Werk vollendet ist, von jener Weihestunde,
welche mir die Rundschau vom Gipfel des Hohen Dachstein an einem herrlichen Wintertage,
dem 14. Jänner 1847 gewährt hat: nicht als bunter Wechsel von Gletschern, Firnen, Felsen,
Wäldern, Wiesen, Seen, wie ihn das sieben Länder umfassende Panorama im Hochsommer
bietet als der von der Hand des höchsten Geistes in den Weltraum hineingezeichnete
Schöpfungsgedanke einer neuen Erde, welche nun plötzlich in vollendeter, luftiger Lichtgestalt
aus dem dunklen Chaos hervortritt, der aber noch die volle Verkörperung, die Farben des
Lebens fehlen: so erschien mir damals das schneeverhüllte Ländergemälde“ (Simony 1895,
S. 151).
Neben seinen wissenschaftlichen Beschreibungen der Gletscher, gibt er einen Einblick in
seine Wahrnehmung auf den Dachstein. Simony beschreibt die Gletscher, die Felsen, das
Landschaftsbild, die Farben und sein Gefühl dabei, dies alles zu beobachten und zu
erforschen. In seinen Schilderungen wird das Alpenbild der `schrecklich-schönen Alpen´
widergespiegelt. Simony beschreibt die Schönheit, die Leidenschaft und den Genuss, welchen
man auf dem Gipfel des Hohen Dachsteins erleben kann. Parallel schreibt er jedoch auch über
die Gefahren auf dem Weg bis zum Gipfel, von steilen Wänden und scharfen Felsen, von nicht
einsehbaren Gletscherspalten, Lawinen und sonstigen Gefahren (Simony 1921). Bei Simonys
Werken wird deutlich, dass er in wissenschaftlichen Arbeiten Ergebnisse objektiv beschreibt
und erklärt, wobei seine Erzählungen über die Touren am Dachsteingebirge eher subjektive
Beschreibungen seiner Wahrnehmung sind.
Auch andere WissenschaftlerInnen, welche am Dachstein forschten, wie Moser (1997),
Fischer et al. (2018) oder Helfricht et al. (2020) beschreiben den Dachstein und die Gletscher
objektiv, wohingegen bei den AlpinistInnen wie Maix (2017) die subjektive Wahrnehmung im
Vordergrund steht. Antriebsstärke der AlpinistInnen ist die Leidenschaft zu den Bergen, die
der WissenschaftlerInnen der Wissensdrang. WissenschaftlerInnen und auch AlpinistInnen
erzählen und schreiben über ihre Erfahrungen in den Bergen, veröffentlichen Berichte und
andere Texte. Diese Erzählungen und Veröffentlichungen ziehen weitere Personen in die
Berge, wodurch immer mehr Leute Touren in die Berge planen und diese auch erforschen
wollen. Auch die Einheimischen passen sich diesem Trend an, es werden BergführerInnen
ausgebildet, mehr Gaststätten betrieben und die Wege auf den Dachstein mit Haken und
Drahtseilen gesichert, sodass ein leichterer Zugang geschaffen wird (Lehr 1982). Schon
Simony (1895) beschreibt das zunehmende Interesse am Dachsteingebirge für den
Alpensport. Dabei dankt er der Sektion Austria des Deutschen und Österreichischen
Alpenvereins für die bessere Zugänglichkeit durch das Erbauen von Steigen und Wegen und
der Errichtung von Schutzhütten.
Heute ist der Alpenverein bekannt durch seine Arbeit an Kletter- und Wanderwegen,
Schutzhütten sowie anderen Freizeitangeboten. Die wissenschaftlichen und literarischen
42
Aufgaben prägten ebenso sein Bild. Seit im Jahr 1862 der Alpenverein in Wien gegründet
wurde, galt sein Ziel dem Verbreiten und auch dem Erweitern der Kenntnisse von den Alpen,
insbesondere dem österreichischen Anteil davon. In Deutschland, Österreich und Südtirol
zählen die jeweiligen Alpenvereine laut Fischer et al. (2018) zu den mitgliederstärksten
Vereinen in ihrem Land. Der Alpenverein unterstützt schon seit seiner Gründung die
Gletscherforschung und veröffentlichte deren Ergebnisse in Publikationen. Laut Fischer et al.
(2018) war die wissenschaftliche Hauptaufgabe seit 1870 den Gletschern zugeschrieben. Im
Jahr 1891 wurde dann der Gletschermessdienst gegründet, welcher sich die Vermessung der
Gletscher und damit die Aufzeichnung von Längenänderungen zur Aufgabe setzte. Heute
können Schneeverhältnisse und Ausaperungszustände oft von installierten Kameras online
verfolgt werden. Diese werden oft von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
(ZAMG) oder von Seiten des touristischen Angebots zur Verfügung gestellt. Auch auf der
Homepage „Dachstein“, betrieben von der Planai- Hochwurzen-Bahnen Gesellschaft m.b.H.
(2021), wird eine Live-Webcam, welche sich auf der Seilbahn-Bergstation auf dem Hunerkogel
befindet und ein 360° Panoramabild zeigt, angeboten. Abbildung 14 zeigt den Schladminger
Gletscher, aufgenommen vom Niederen Gjaidstein. Zu sehen ist ein Gletschersee am Ende
des Gletschers sowie die Skilifte und das Langlaufareal als Angebot für SportlerInnen.
Nachfolgend soll noch im Kapitel 7 genauer auf die touristische Erschließung und die Angebote
am Dachstein eingegangen werden.
7. Tourismus am Dachstein
Abb.15.: TouristenInnen auf einer Dachsteinüberquerung (Quelle: Herbert Raffalt)
43
Franz Mandl (2019) beschreibt die „Chronologie der touristischen Dachsteinerschließung“ in
fünf Phasen und geht dabei auch auf die damit einhergehende Umweltverschmutzung ein. Wie
im Kapitel 5.1. erwähnt, stieg im Jahr 1834 der erste Tourist, P.C. Thurwieser, auf den Gipfel
des Hohen Dachsteins. Davor waren schon einige bis zum Gletscher vorgestoßen. Die Phase
der Erkundung beginnt.
Im Jahr 1875 wird die Eisenbahn durch das Ennstal und 1877 ins Salzkammergut eröffnet.
Dadurch wird die Anreise erleichtert und preisgünstiger, wodurch sich mehr Leute eine Reise
leisten können. Damals begann der Tourismus, dessen Ausprägung man heute als sanften
Tourismus bezeichnen würde. In dieser Phase werden auch die meisten Schutzhütten erbaut
und eröffnet, darunter im Jahr 1877 die Simonyhütte, im Jahr 1880 die Austriahütte, 1908 die
Adamekhütte, 1914 das Guttenberghaus, 1926 die Dachstein-Südwandhütte und 1929 die
Dachsteinwartehütte. Es wird auch die Rieseneishöhle für den Tourismus im Jahr 1914
erschlossen (Mandl 2019).
Mit der Eröffnung der ersten Seilbahn von Obertraun bis zur Schönbergalm beginnt 1951 die
Phase des Massentourismus. Mit dem Bau der Dachsteinstraße im Jahr 1961, welche von der
Ramsau bis zur Türlwandhütte reicht, nimmt der Massentourismus weiter zu und die vierte
Phase beginnt. In dieser Phase wird die Dachstein-Südwandbahn im Jahr 1969 eröffnet. Am
Gletscher gibt es sogenannte „Gletschertaxis“ und Lifte erlauben den Skisport.
Im Jahr 2003 wird das Dachstein-Gletscher-Skigebiet durch die Planai-Hochwurzen-Bahnen
von der Dachstein Tourismus AG übernommen und es beginnt eine intensive Vermarktung
und Bewerbung, welche den Massentourismus weiter vorantreibt und die fünfte Phase
einläutet. In Folge entstehen unter anderem 2004 der „Dachstein Superpark“, 2005 der
„Dachstein Sky Walk“, 2007 der „Eispalast“ und 2013 eine 81 m lange Hängebrücke und die
„Treppe ins Nichts“. Abbildung 15 zeigt eine Gruppe von TouristInnen auf einer
Dachsteinüberquerung. Nachfolgend soll auf den sanften Tourismus und auf den
Massentourismus nochmals genauer eingegangen werden.
7.1. Der sanfte Tourismus am Dachstein
Mit der Eröffnung der Eisbahn 1875 durch das Ennstal und 1877 durch das Salzkammergut,
wurde der Zugang zum Dachstein für viele erleichtert. Die Anreise wurde kostengünstiger,
wodurch sich mehr Touristen eine Reise leisten konnten. Laut Cerwinka (1999) warb ein
Dachsteinführer vom Jahr 1886 mit der Ramsau als klimatischem Höhenkurort. In den Jahren
1909/10 wurde die Straße zwischen Schladming und der Ramsau gebaut und erleichterte
nochmals die Anreise.
Der Alpenverein investierte in die Errichtung und Sicherung von Wanderwegen sowie in den
Bau von Schutzhütten. Am Dachstein wurde 1874 der Wanderweg von Hallstatt zum
44
damaligen Karls-Eisfeld durch den Deutschen und Österreichischen Alpenverein ausgebaut.
Kurze Zeit später, im Jahr 1876, wurde auch der Bau der ersten Schutzhütte, der Simonyhütte,
begonnen und diese 1877 eröffnet. Wie Lehr und Schenner (1990, S. 20) sagen: „Die
Simonyhütte war schon ziemlich alles, was ein Schutzhaus überhaupt sein kann: Für die
Pioniere des Alpinismus Ausgangspunkt zur Eroberung der Dachsteinwelt; für in Bergnot
Geratene Zuflucht und Lebensretterin; für Seilbahntouristen überflüssiges Wanderziel und
belächeltes Schmuckstück in Großvaters Erinnerungssammlung“. Heute ist die Simonyhütte
auch ein alpines Ausbildungszentrum für BergsteigerInnen, KletterInnen, SkifahrerInnen und
SkitourengeherInnen. Direkt neben der Sinonyhütte befindet sich die Dachsteinkapelle, welche
auch immer wieder Austragungsort von Hochzeiten ist. Laut Cerwinka (1999, S. 193) wurde
1879 „der ̀ Ramsauer Dachsteinweg´, der Aufstieg über die Hunerscharte, durch Sprengungen
und Anbringung von Eisenzapfen und Klammern gangbar gemacht […]“. Als der Tourismus
mehr wird und immer mehr Leute durch BergführerInnen in die Berge begleitet werden, wollen
auch die BergführerInnen aus der Gosau eine Schutzhütte bauen, wie die Simonyhütte auf der
Hallstätter Seite. 1906 begann dann der Bau der Adamek-Hütte, welche im Frühjahr 1907
fertiggestellt war (Laserer 1998). Schon Lehr und Schenner (1990, S. 24) nennen die
Adamekhütte einen „Superlativ […] Sie ist die Dachsteinhütte mit der schönsten Lage“.
Am Dachsteingebirge wurden in dieser Phase des sanften Tourismus laut Mandl (2019) noch
weitere Schutzhütten gebaut, die Austriahütte 1880, die Brünnerhütte 1897, die Hofpürglhütte
1902, das Guttenberghaus 1914, die Dachstein-Südwandhütte 1926 und die
Dachsteinwartehütte 1929, heute Seetalerhütte genannt (Abb. 16).
Abb.16.: Die im Jahr 2018 neuerbaute Seetalerhütte (Quelle: Herbert Raffalt)
45
Im Jahr 1914 wurde die Rieseneishöhle für den Tourismus erschlossen (Abb. 18, 19). Auf
beiden Abbildungen wird das Spektakel, in Form von aufwendigen Lichtshows das den
TouristenInnen geboten wird, sichtbar. Ein gut ausgebauter Weg durch die Höhle ermöglicht
für Jung und Alt einen Besuch. Wie Lehr (1982) behauptet, gehören die „bizarren Paläste des
ewigen Eises in der Märchenwelt der Rieseneishöhlen“ zu den beeindruckendsten
Sehenswürdigkeiten. Weitere für den Fremdenverkehr aufgeschlossene und zugängliche
Höhlen sind die Mammuthöhle und die Koppenbrüllerhöhle. Daneben gibt es noch ca. 500
Dachsteinhöhlen, welche für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind (Lehr und Schenner
1990).
Im Jahr 1923 wurde das erste Prospekt über die Ramsau als Ferienort gedruckt. Laut
Cerwinka (1999) wurden in einem späterem Winterprospekt aus dem Jahr 1938/39 zehn der
19 bestehenden Gasthöfe und Pensionen in der Ramsau beworben. Zu bieten hatten die
Gaststätten und Pensionen elektrisches Licht, ein WC und einige auch schon fließendes
Wasser. Laut Mandl (2019) gab es in der Ramsau 1927 500 Gästebetten. Zu dieser Zeit zeigte
sich auch eine klare Dominanz der Sommersaison, ca. 80-90% aller Touristen reisten in der
warmen Jahreszeit an (Cerwinka 1999).
Abb.17.: Persifaldom in der Dachstein Rieseneishöhle (Quelle: Eigene Aufnahme, Juni 2021)
46
Abb.18.: Tristandom mit Hängebrücke in der Dachstein Rieseneishöhle (Quelle: Eigene Aufnahme, Juni 2021)
7.2. Massentourismus
Am 14. September 1947 erfolgte der Spatenstich zur Erbauung der ersten Teilstrecke für die
Gondelbahn auf den Dachstein. Vier Jahre später, im Jahr 1951, war die erste Gondel von
Obertraun zur Schönbergalm unterwegs. Im Mai 1956 konnte die zweite Teilstrecke bis zum
Krippenstein eröffnet werden. Im Jahr 1958 wurde die dritte Teilstrecke bis zur Gjaidalm in
Betrieb genommen (Lehr und Schenner 1999). Laut Mandl (2019) gab es in der Ramsau im
Jahr 1956 35 Pensionen und 170 Privatvermieter, die Platz für insgesamt 9234 Gäste boten.
Im Jahr 1960 begann der Bau der Dachsteinstraße von der Ramsau bis zur Türlwandhütte,
wodurch man bis zum Fuße der Dachsteinsüdwand fahren konnte. Diese Straße ermöglichte
den Bau der Dachstein-Südwandbahn von der Türlwandhütte bis zur Bergstation auf den
Hunerkogel. Diese Seilbahn führt direkt in das Gebiet des ewigen Eises.
„Im Eröffnungsjahr 1969 wurden von Juni bis Dezember 13.200 Personen befördert, 1970
175.000, 1971 waren es bereits 237.000 Gäste, die mit Hilfe der Seilbahn das ewige Eis des
Dachsteins betreten konnten“ (Cerwinka 1999, S. 162). Mit der Inbetriebnahme der Dachstein-
Südwandbahn und dem touristischen Boom der 1960er und 1970er Jahre in Österreich stieg
die Anzahl der Gäste in der Ramsau um ein Vielfaches an. Im Jahr 1973 wurden laut Cerwinka
(1999) in der Ramsau 66 604 Feriengäste und 706 849 Übernachtungen verbucht. Ab 1973/74
bekam auch die Wintersaison in der Ramsau einen Aufschwung und war mit 45% fast gleich
stark wie der Sommertourismus. Ab dem Jahr 1978 übertraf dann der Wintertourismus den
47
des Sommers. Lehr (1982, S. 105) schreibt „Ramsau am Dachstein, oberhalb von Schladming
auf einer Hochfläche gelegen, mit den Südwandabstürzen des Dachsteinmassivs als
grandiose Naturkulisse, ist heute die meistbesuchte Urlaubsgegend in der Steiermark“.
Im Jahr 2003 übernahmen das Gletscher-Skigebiet am Dachstein und somit auch die
Dachstein Südwandbahn die Planai-Hochwurzen- Bahnen GmbH von der Dachsten
Tourismus AG. Während der Sommersaison wurden im Jahr 2003 laut den Planai-
Hochwurzen Bahnen schon 73.189 Personen mit der Seilbahn befördert, im Winter 2003/2004
waren es 48.095 Personen. Durch intensive Vermarktung und den Ausbau der Attraktionen
am Dachstein stiegen die Zahlen von Jahr zu Jahr, besonders im Sommertourismus, weiter
an. Im Jahr 2007 wurde der Eispalast an der Bergstation Hunerkogel eröffnet. Außerdem
konnte man ab diesem Jahr mit der Schladming-Dachstein Sommercard in der Sommersaison
gratis die Seilbahn in die Gletscherwelt benutzen. In diesem Jahr wurden im Sommer schon
133.758 Personen mit der Dachstein-Südwandbahn befördert und im Winter 2007/2008 waren
es 54.694 Personen. Davon besuchten 45.854 Personen den Eispalast während des
Sommers. Im Jahr 2013 wurde die Dachstein-Südwandbahn erneuert und die
Panoramagondeln, welche einen 360° Blick durch die rundumverglasten Wände erlauben,
eingesetzt. Die neuen Gondeln bieten Platz für ca. 50 Personen und besitzen auch
Freiluftplätze am Dach der Gondel. Im Sommer 2013 wurden 195.578 Personen mit der
Seilbahn befördert und davon besuchten 61.039 den Eispalast. Im Winter 2013/2014 waren
es hingegen 55.106 Personen, welche das Gletschergebiet besuchten. (Planai- Hochwurzen-
Bahnen Gesellschaft m.b.H. 2021). Die bisher höchsten Besucherzahlen wurden im Jahr 2019
vermerkt. In der Sommersaison wurden im Jahr 2019, 214.294 Personen mit der Seilbahn
befördert und davon besuchten 108.334 Personen den Eispalast. Im Winter 2019/ 2020 waren
es hingegen 43.438 Personen.
Laut der Fremdenverkehrsstatistik der Gemeinde Ramsau am Dachstein (2021) gab es im
Jahr 2019 157.735 Ankünfte und 726.672 Nächtigungen allein in der Ramsau. In der gesamten
Tourismusregion Schladming Dachstein (2021), welche 2007 aus den Regionen Schladming,
Ramsau am Dachstein, Haus-Aich-Gössenberg, Gröbminger Land, Öblarn- Niederöblarn,
Naturpark Sölktäler und Grimming- Donnersbachtal gegründet wurde, gab es im Jahr 2019
3.581.192 Nächtigungen.
7.2.1. Sport am Dachstein
Durch die Eröffnung der Dachstein-Südwandbahn, welche direkt an den Oberrand des
Schladminger Gletschers führt, ergaben sich auch für den Alpensport neue Möglichkeiten. Die
Flächen der Gletscher wurden für den Langlauf, den Skilauf, für Skitouren und für das
Snowboarden auch im Sommer genutzt. Im Jahr 1969 wurden die ersten zwei Skilifte am
Gletscher erbaut, der Schladmingerlift I und der Hunerkogellift. Im Jahr 1974 kam aufgrund
48
der hohen Besucherzahlen der Schladmingerlift II dazu, ein Parallellift zum Schladmingerlift I
und im Jahr 1980 der Sessellift Mitterstein. Im Jahr 2003 wurde der Hunerkogellift und der
Austriaschartenlift neu gebaut. 2008 wurde auch der Schladmingerlift erneuert und im Jahr
2016 musste er aufgrund des Gletscherrückganges versetzt und neu gebaut werden.
Skitourenabfahrten gibt es nach Obertraun, Hallstatt, in die Gosau, durch das Windlegerkar,
zum Guttenberghaus und nach Gröbming. Eine beliebte Freeride-Abfahrt ist auch die über das
Edelgrieß in die Ramsau. Um den Zugang zum Edelgrieß zu erleichtern, wurde im Jahr 1983
der Rosmariestollen, ein Tunnel vom Schladminger Gletscher zum Edelgrieß, geschaffen. Im
Jahr 2004 wurde der Dachstein Superpark für SnowboarderInnen eröffnet, dazu wurde
Schnee am Schladminger Gletscher zusammenschoben, damit Schanzen entstehen konnten
(Planai-Hochwurzen-Bahnen Gesellschaft m.b.H. 2021).
Die Langlaufloipen am Dachstein wurden laut Cerwinka (1999) auch von Anfang an für
ausländische Kader zum Training benutzt. Im Jahr 1980 gab es in der Gemeinde Ramsau am
Dachstein und am Dachstein insgesamt 120 km an Loipen und im Jahr 1998 waren es schon
150 km an Loipen für den Langlaufsport. Schon im Jahr 1972 wurde das Langlaufzentrum
Dachstein gegründet und laut Cerwinka (1999) ist dieses am Dachstein und der Ramsau ein
Zeiger für ein „Langlauf-Eldorado“. Laut der Planai- Hochwurzen-Bahnen Gesellschaft m.b.H.
(2021) gibt es heute 18 km lange Loipen allein am Dachsteingletscher, darunter die
Ramsauerloipe, die Hallstätterloipe und die Panoramaloipe. Auf Abbildung 19 sieht man die
Ramsauer Gletscherloipe am Schladminger Gletscher.
Abb.19.: Ramsauer Gletscherloipe und Skilifte am Schladminger Gletscher (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)
49
Der erste gesicherte Klettersteig am Dachstein wurde schon zu Zeiten Simonys 1843
geschaffen, als er Haken in den Fels schlagen ließ, um den Zugang über die Randkluft zu
erleichtern. Besonders in den Jahren nach 1865, als der Alpinismus einen stärkeren Bezug
zum Sport bekam und vor allem technisch schwierigere Herausforderungen gesucht wurden,
entstanden mehr Routen und Wege auf den Dachstein. Es war dies die Zeit der
Erstbesteigungen durch die Südwände des Dachsteins, nachzulesen auch in Kapitel 5.1. Die
erste Durchsteigung der Südwand auf den Hohen Dachstein erfolgte 1901 auf dem Pichlweg.
Wo zunächst ohne viele Hilfsmittel, oft nur mit einem Seil zum Nachziehen der Ausrüstung
geklettert wurde, änderte sich dies, als immer mehr TouristInnen gemeinsam mit
einheimischen BergführerInnen die Kletterrouten nachkletterten. Auch die Wanderwege und
Klettersteige wurden weiterhin, vor allem durch den Alpenverein, ausgebaut. Laut Hoi et al.
(2019) begann die „sportklettermäßige Erschließung ab 1995“. Ab diesem Zeitpunkt wurden
viele Bohrhaken gesetzt und so zugänglich gemacht. Jedoch bietet der Dachstein auch
weiterhin Platz für Freiklettern. Am Dachstein gibt es laut der Planai- Hochwurzen-Bahnen
Gesellschaft m.b.H. (2021) 14 Klettersteige. Zum Beispiel den Klettersteig Johann, der im Jahr
1999 errichtet wurde und zur Dachsteinwarte führt. Im Jahr 2003 wurde der Klettersteig
Gjaidstein errichtet und 2004 der Klettersteig Irg am Koppenkarstein. Im Jahr 2006 wurde der
Sky-Walk Klettersteig eröffnet und 2012 der Austria Klettersteig Sinabell. In dem Werk
„Kletterarena Dachstein West und Süd“ von Hoi et al. (2019) werden über 400 Wander- und
Kletterrouten beschrieben und zeigen die vielen Möglichkeiten an Touren auf. Allein der Gipfel
des Hohen Dachsteins kann auf 27 möglichen Kletter- und Wanderrouten erreicht werden.
Darunter Klassiker, wie die Randkluft mit Schwierigkeit B, der Pichlweg mit einer Schwierigkeit
4 und der Steinerweg mit der Schwierigkeit 5+, aber auch durch die Route „Dach frei“ mit einer
Schwierigkeit von 10.
7.2.2. Attraktionen am Dachstein
Neben dem Sport am Dachstein gab es laut Mandl (2019) ab dem Jahr 1970 bis in die 1990er
Jahre „Gletschertaxis“, welche die TouristInnen über die Gletscher fuhren. Im Jahr 1992 wurde
an der Bergstation Hunerkogel das Panoramarestaurant mit 200 Sitzplätzen ausgebaut. Damit
konnten TouristenInnen die Aussicht und das Gefühl am Dachstein zu sein genießen, ohne
sich von der Bergstation wegzubewegen. Heute werden dort „Sonnenaufgangsfrühstücke“ und
auch „Sonnenuntergangsdinner“ neben den regulären Öffnungszeiten angeboten. Im Jahr
2005 wurde der „Dachstein Sky-Walk“ errichtet, eine aus dem Berg über die Dachstein-
Südwand hinausragende Plattform aus Glas, um den Nervenkitzel des Tiefblicks hinab über
die Dachstein-Südwand zu erleben.
Eine andere, aber ebenso beeindruckende Aussicht kann man auch vom Krippenstein aus
bewundern, wenn man mit der Seilbahn bis zur Bergstation fährt. Dort wurden 2006 die
5fingers, eine Aussichtsplattform in Form einer Hand, welche den Blick zum Hallstätter See
50
und in das Salzkammergut erlaubt, errichtet. Auf dem Weg von der Seilbahn zu der
Aussichtplattform gibt es verschiedene Informationstafeln über den Dachstein, die Vegetation
und vieles mehr. Ebenso kommt man am Welterbeblick vorbei, dieser Platz erlaubt einen Blick
direkt auf die Gletscherwelt am Dachstein (Dachstein Tourismus AG 2021). Im Jahr 2007
wurde der Eispalast in der Nähe der Bergstation Hunerkogel eröffnet. Laut Mandl (2019)
wurden zur Eröffnung 700kg schwere Eisfiguren aus Deutschland importiert. Im Jahr 2009
wurden über den Eispalast Thermomatten gelegt sowie eine elektrische Kühlung installiert.
Die Maßnahmen sollen das Abschmelzen verhindern. Jedes Jahr werden neue Figuren aus
Eis geformt. Die aktuelle Ausstellung seit Juni 2020 ist eine „Zeitreise durch die Geschichte“,
hierfür wurden insgesamt 62 Tonnen Eis verwendet (Planai- Hochwurzen-Bahnen
Gesellschaft m.b.H. 2021). Am Krippenstein wurde 2009 die Welterbespirale eröffnet, zu
sehen auf Abbildung 20, ein Aluminiumschiff als Aussichtsplattform, welche einen 360° Blick
auf den Hohen Dachstein und ins Salzkammergut ermöglicht (Dachstein Tourismus AG 2021).
Abb.20.: Welterbespirale am Krippenstein (Quelle: Eigene Aufnahme, Juni 2021)
Im Jahr 2011 wurde der „Skyline“ eröffnet, ein ca. 100m langes Förderband zwischen der
Bergstation Hunerkogel und dem Eispalast. Auf Abbildung 22 sieht man die Skyline sowie den
mit Thermomatten abgedeckten Eispalast.
51
Abb.21: Skyline und Eispalast am Hunerkogel und im Hintergrund der Hallstätter Gletscher (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)
Im Jahr 2013 wurde eine 81m lange Hängebrücke und die „Treppe ins Nichts“ eröffnet, welche
vom Hunerkogel direkt zum Eingang des Eispalastes reicht, zu sehen auf Abbildung 22.
TouristInnen können diese gemeinsam mit dem Eispalast besuchen (Planai- Hochwurzen-
Bahnen Gesellschaft m.b.H. 2021).
Abb.22.: Hängebrücke und Treppe ins Nichts als Fotoplatz für TouristenInnen (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)
Auch dem Drang nach Wissenserwerb wurde durch Gletscherlehrpfade entgegengekommen.
Weingartner (2006) beschreibt den „Lehrpfad Hallstätter Gletscher“ mit elf Stationen vom
52
Taubenkar bis zur Simonyhütte. An den Stationen und auf dem Weg dazwischen können viele
verschiedene lehrreiche Informationen gesammelt und bestaunt werden. Darunter
Markierungen alter Gletscherhochstände, Moränen, Eisseen, verschiedene Karstformen,
Erosionsformen sowie hochalpine Vegetation und vieles mehr. Auch beim Gosaugletscher gibt
es einen Lehrpfad, den der Alpenverein mit der Unterstützung des Landes Oberösterreich,
Abteilung Naturschutz, anfertigte. Lemmerer und Reingruber (2013) beschrieben diesen
„Gletscherweg Gosaugletscher“. Der Gletscherweg startet und endet bei der Adamekhütte und
umfasst 15 verschiedene Stationen, welche das Gletschervorfeld, den Eisrand sowie die
Landschaft beschreiben und erklären. Im Jahr 2017 wurde auch ein Erlebnispfad am
Gjaidstein errichtet. Dieser bietet Informationen zur Entstehung des Dachsteins, zur Geologie,
zum Europaschutzgebiet Dachstein und zu den Gletschern (Planai-Hochwurzen-Bahnen
Gesellschaft m.b.H. 2019). Auch am Krippenstein gibt es verschiedene lehrreiche Infotafeln,
zum Beispiel über die Alpenflora zwischen der Schönbergalm und der Rieseneishöhle, oder
den Karstlehrpfad am Heilbronner Rundwanderweg (Dachstein Tourismus AG 2021).
7.3. Der Tourismus am Dachstein und die Alpenbilder
Abb.23.: BergsteigerInnen am Rande des Hallstätter Gletschers, im Hintergrund sieht man die im Jahr 2018 neuerbaute Seetalerhütte (Quelle: Herbert Raffalt)
Wie schon Lehr (1976, S. 16) schreibt: „Der Wandel des Salzkammergutes von der
Wirtschaftslandschaft des Salzes zum weltberühmten Fremdenverkehrsgebiet beginnt. Damit
ist auch die Eroberung der Berge in ein neues Stadium getreten“. Bei diesem Zitat wird
deutlich, dass sich der beginnende Tourismus sowie der Alpinismus mit dem Alpenbild der
schrecklich-schönen Alpen nach Bätzing (2018) verknüpfen lässt. Die TouristInnen kommen
aufgrund der „Schönheit der Berge“ und wollen den Dachstein besteigen. Es ist ein sanfter
Tourismus, unterwegs sind vereinzelte Gruppen, wie auch auf Abb. 23 zu sehen, welche im
Sommer wie im Winter die Zeit am Berg genießen.
53
Wie auch Pichl (1936, S. 30) schreibt: „Es hat tüchtig geschneit, den Gletscher deckt weiches
Linnen. Dirndln, Eisstein, Warte, hoher und niederer Dachstein haben ihre Schneemäntel zum
festlichen Empfange angelegt und erwarten das pulverbegierige Völklein der
Schneeschuhfahrer. Die Simonyhütte ist der beste Ausgangspunkt für winterliche und
Frühjahrs-Schiwanderungen, besonders nach Osten hinüber zum Guttenberghaus oder zur
ganzjährig bewirtschafteten Brünner-Hütte oder gar über den Hirzberg nach Mitterndorf oder
Kainisch. Das ist bei schönem Wetter ein vollendeter Hochgenuß“. Pichl schreibt über die
vielfältigen Möglichkeiten von Skitouren am Dachstein, dabei wird auch in seinen Worten
sichtbar, dass zu dieser Zeit der Dachstein als „schrecklich-schön“ angesehen wird. Pichls
Worte wirken, als würden die Gipfel auf BesucherInnen warten und diese empfangen, um das
Bild der Schönheit zu vervollständigen. Als ob die Schönheit der Berge, des Dachsteins erst
durch das Erleben einer, in diesem Fall Skitour durch TouristInnen zu Tage tritt. Es ist eine
indirekte Werbung den Dachstein für das sportliche Vergnügen zu nutzen und eine Einladung,
dabei die Schönheit der Berge zu erleben.
Es ist wahrscheinschlich, dass es solche und ähnliche Erzählungen waren, welche mehr
TouristInnen anlockten, um dasselbe zu erleben. Der Tourismus wächst, es werden mehr
Unterkünfte und Gasthäuser erbaut. Der Zugang auf den Dachstein wird erleichtert, indem
Straßen und auch Seilbahnen erbaut werden. Wie Broer (1964) schrieb: „Unserer Sehnsucht
nach Ferne, rascher Veränderung und gedrängtem Erleben kommt heute vieles zugute. Auch
die Bergstraßen dienen diesem Zwecke“ (Broer 1964, S. 66). Broer schreibt über die
Erschließung und den Zweck von Straßen und Seilbahnen auf die Berge. Dabei erkennt man
an seinen Worten, dass die Beschleunigung unseres Lebensstils auch daran Anteil hat. Es
gibt Straßen und Seilbahnen, die uns schneller nach oben in die Gipfel bringen. Ein anderer
Zweck der Straßen und Seilbahnen ist, mehr Menschen den Zugang zu eröffnen. Der
Massentourismus findet dadurch Eingang auf dem Dachstein. „Nach der Eroberung durch die
Alpinistik, durch die Wissenschaft und durch die Literatur hat auch die Technik vom Dachstein
Besitz ergriffen“ (Lehr 1976, S. 115).
Nicht alle sind aber begeistert von der Entwicklung, was auch in Lehr und Schenner (1990, S.
30) deutlich wird: „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge vermerkt der Österreicher
die Erschließung des Dachsteins durch die Seilbahnen, Sessel- und Skilifte. Massentourismus
im Hochgebirge, seufzen die einen; ein Land wie Österreich kann es sich nicht leisten, die
Chancen des Fremdenverkehrs nicht auszunützen, argumentieren die anderen“. Der
Massentourismus bringt Vorteile sowie er auch Nachteile besitzt. Viele einheimische
UnternehmerInnen bestreiten ihren Lebensunterhalt aus den Einnahmen des Tourismus.
Durch die erleichterte Zugänglichkeit haben auch Menschen die Chance, die aus sportlicher
Sicht den Weg auf die Gipfel nie schaffen würden, die Aussicht und die Gletscher aus der
Nähe zu erleben. So sagt auch Maix (2017, S. 26): „Die persönlichen Grenzen der Menschen
54
sind verschieden. Das ist eben das Großartige an den Bergen, dass sie jedem einzelnen, der
in ihren Bann kommt, ein überreiches Feld der Betätigung gewähren, ihn beschenken an
geistigem und körperlichem Erleben, wie es keine andere Landschaft in diesem Übermaß
kann“. Schattenseiten des Massentourismus sind Menschenmassen auf Wegen, wie von der
Bergstation Hunerkogel zur Dachsteinwarte oder bei touristischen Highlights wie der
Hängebrücke und dem Eispalast. Bewegt man sich von diesen touristischen Wegen und
Plätzen weg, so kann man das Gebirge auch in friedlicher Einsamkeit genießen. Auch
Umweltverschmutzungen, wie Ölverluste durch technische Geräte,
Quellwasserverschmutzungen und Müll in den Gletscherspalten, der nun langsam ausapert,
sind laut Mandl (2019) Folgen des Massentourismus. Laut Mandl (2019) wurde der Dachstein
im Jahr 1995 zum „Naturschutzgebiet im Sinn des §21 Oö.NSchG 1995“ erklärt. Laut der
österreichischen UNESCO-Kommission (2021) wurde im Jahr 1997 die Region Hallstatt-
Dachstein-Salzkammergut zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Im Jahr 1998 wurde das
Dachsteingebirge auch zum „Natura-2000 Schutzgebiet“ (Mandl 2019) erklärt. Trotz dieser
Naturschutzgesetze kommt es laut Mandl (2019) immer wieder zu Sondergenehmigungen,
welche den Bau von weiteren touristischen Attraktionen zulassen und den Tourismus weiter
in die Höhe treiben.
Wie Strauß und Strauß (2005, S. 5) sagen: „Für viele Menschen ist der Dachstein Jahr für Jahr
Feriengebiet. Kaum eine Freizeitaktivität, die im Dachsteinstock nicht beheimatet wäre“. Lehr
(1982, S. 7) schreibt hingegen: „Der Dachstein ist ein Berg für Individualisten! Das erklärt seine
große Anziehungskraft“. Lehr verweist darauf, dass der Dachstein für alle Lebenslagen und
Interessen etwas bieten kann. Ob dies nun in der sportlichen Betätigung beim Klettern,
Skifahren, Langlaufen, Wandern oder im Erholungsfaktor beim Betrachten der Landschaft
liegt. Bei diesen Aussagen kann man sehen, dass sich auch das Alpenbild mit der Zunahme
des Tourismus verändert. War es zu Beginn und im sanften Tourismus noch das schrecklich-
schöne Alpenbild, so entwickelt es sich mit Zunahme des Massentourismus allmählich hin zum
Bild vom Freizeitpark. Laut Bätzing (2018, S. 24) wandelt sich in den 1970er Jahren das
Alpenbild durch den Wandel von der Industrie- hin zur Dienstleistungsgesellschaft: „Die Alpen
werden jetzt nicht mehr als schöne Landschaft bewundert, sondern sie werden als Sportgerät,
Spaßarena, Eventraum und Freizeitpark unmittelbar und ganz direkt genutzt, um
außergewöhnliche Freizeiterlebnisse zu produzieren“.
Laut Bätzing sind es zwei Aspekte, welche diese Bild prägen. Einerseits werden die Aktivitäten
zum Selbstzweck ausgeführt und andererseits werden die Alpen nicht mehr als gefährlich oder
angsteinflößend angesehen. Die Landschaft der Berge wird nicht ihrer Schönheit wegen
besucht, sondern dient dem Erleben des eigenen Körpers durch den ausgeführten Sport. Die
Alpen werden touristisch aufgeschlossen und bieten eine Vielzahl an Aktivitäten zur
Freizeitgestaltung. Die Landschaft der Berge selbst wird zur wahllosen Kulisse, zu einer
55
Randerscheinung. Laut Bätzing ist es nicht mehr relevant, wo der Sport ausgeführt wird,
sondern nur was angeboten wird und worin die Besonderheit bzw. das Highlight liegt. Dadurch
entstehen auch, je nach Sportart oder Nutzung der Alpen, verschiedene Ideale der
Alpenbilder. Die Berge werden zu Sportarenen umgebaut und jeder bietet unterschiedliche
Aktivitäten und Erlebnisse an. Laut Bätzing (2015) verschwindet dadurch ein einheitliches
Alpenbild in Europa und die Einzigartigkeit des Gebirges geht verloren, da viele „Fremdbilder“
die Realität verzerren. Dieses Bild wird auch auf Abbildung 24 deutlich. An Wegen reihen sich
die TouristInnen hintereinander ein und erklettern diese.
Abb.24.: SportlerInnen auf dem Weg zur Windlegerscharte (Quelle: Herbert Raffalt)
Dass auch der Dachstein eine Sportarena ist, in der eine Vielzahl an Aktivitäten geboten wird,
ist aus den Unterkapiteln von Kapitel 7 deutlich geworden. Die Planai und Hochwurzen-
Bahnen GmbH (2019) wirbt mit Gletscherskilauf außerhalb des Winters und mit der längsten
Gletscherloipe der Welt, mit Top Klettersteigen, mit Paragleiten und einer Vielzahl an nicht
sportlichen Aktivitäten, wie dem Eispalast, der Hängebrücke, der Treppe ins Nichts und den
spektakulären Sonnenaufgangsfahrten. Für viele TouristInnen ist dieses Bild der Sportarena
oder auch des Freizeitparks der Grund, um den Dachstein zu besuchen. Das Bild des
Freizeitparks wird nach außen hin präsentiert und beworben. Für andere steht wiederum noch
immer die Schönheit der Landschaft im Mittelpunkt und sie genießen bei einer langen
Wanderung die Idylle und Einsamkeit des Gebirges (Abbildung 25).
56
Abb.25.: SkitourengeherInnen am Weg zum Hohen Dachstein (Quelle: Herbert Raffalt)
8. Die Bedeutung der Gletscher für die Alpenbilder
„Um die Gletscher und deren Bedeutung für die Menschen zu fassen, müssen wir uns ihnen
auf verschiedenen Wegen nähern“ (Fischer und Ritschel 2021). Gletscher gelten als Gestalter
der Hochgebirge, sind Indikatoren für den Klimawandel sowie Wasserspeicher. Das
Gletschergebiet am Dachstein stand und steht noch immer im Interesse der Bevölkerung.
„Ewiges Eis fasziniert. Die Gletscher am Dachstein tragen ganz wesentlich zu seinem
Erscheinungsbild bei“ (Strauß und Strauß 2006, S.73.).
Dabei veränderte sich auch die Wahrnehmung der Gletscher über die Zeit hinweg. In den
Zeiten, bevor der Alpinismus um 1800 auftauchte und die wissenschaftliche Erforschung des
Dachsteins einsetzte, galten, der Berg und besonders die Gletscher als gefährlich. Der
Gletscher galt ebenfalls als Sitz der Götter oder auch der Geister und anderer Fabelwesen
(Mandl 2009). Der Gletscher wurde zum Sinnbild der Gefahr. Sagen erzählen über die Gefahr
und berichten über Almen, welche vom Gletscher überdeckt wurden. Wie in Kapitel 4 erwähnt,
gelangen einheimische Leute bei der Almwirtschaft auch bis zum Rand der Gletscher. Ob sich
dabei auch Leute bei der Suche nach verlorenem Vieh oder Schmuggler auf ihrem Weg über
den Gletscher wagten, kann nur vermutet werden, da es keine Aufzeichnungen darüber gibt,
ist aber eher unwahrscheinlich. Eines lässt sich jedoch feststellen, dass sich die
Wahrnehmung von Einheimischen, welche den Dachstein für sich nutzen, und Fremden,
welche ihn von der Ferne sahen, unterschied. Für Fremde stand die Gefahr im Vordergrund,
57
was dem Alpenbild der schrecklich-bedrohlichen Alpen nach Bätzing (2018) entspricht. Das
Bild des Dachsteins verändert sich mit dem Einsetzen des Alpinismus und der
wissenschaftlichen Erforschung am Dachstein um 1800, wie in Kapitel 5-6 beschrieben. „[…]
in der Frühzeit des beginnenden Alpinismus war man in erster Linie von den hohen
Gletschergipfeln fasziniert, die erbrachten den größten Prestigegewinn“ (Mokrejs 2015, S. 95).
Einer der ersten am Dachstein war Schultes. Er beschreibt, was er am Dachsteinmassiv, am
Gletscher sieht. „Ein herrlicher Anblick! Dunkelblauer als irgendwo auf den Alpen war das
Gezelt des Himmels über uns ausgespannt. Scharf schnitten sich in dem dunklen Blau die
eisigen kalkweissen Gipfel des Dachsteins aus, und das blassgrüne Eis des Glätschers
schattirte das ätherische Gemählde“ (Schultes 1809, S. 110). Verdeutlicht wird die
Leidenschaft des Bergsteigens und die Wahrnehmung über das Alpenbild der schönen Alpen
nach Bätzing (2018). Auch Kleyle schreibt in seinem Reisebericht über den Weg und seine
Beobachtungen über den Gletscher. Am zweiten Tag des Aufstieges, nach einer
Übernachtung in der Gjaidalm, kommt er bis zum Gletscher: „Auf halbem Wege tritt nach einer
Wendung links plötzlich das große Eis und Schneefeld am Thorstein hervor, und das Säuseln
eines kalten Windes verrät die Nähe des Gletschers“ (Kleyle 1814, S. 82). Kleyle beschreibt
die Spannung auf dem Gletscher, das Faszinierende, das erreicht werden will. Pichl (1936)
beschreibt in seinem Werk „Hoch vom Dachstein“ die Besonderheiten am Dachstein, die
verschiedenen Bergspitzen und deren Routen zur Besteigung. Dabei geht er auch auf das
Landschaftsbild ein und beschreibt sowohl Vorzüge als auch Warnungen im hochalpinen
Gelände. „Dort wo der Gletscher an seinem linken, westlichen Rande gegen das Schöberl
hinfließt, ist er am stärksten zerrissen. Kreuz und quer laufen Spalten und Waffenkanäle durch
das blaue Eis, sobald der Sommer weit vorgeschritten ist, und raten zur Achtsamkeit“ (Pichl
1936, S. 26). Doch auch die Gefahr, welche vom Gletscher ausgeht, ist nicht vergessen. Es
sind eben nicht nur die schönen Alpen, sondern die schrecklich-schönen Alpen (Bätzing 2018).
Es ist ein Zusammenspiel von Gefahr und Schönheit. Der Gletscher wird als zu überwindende
Gefahr dargestellt, vor welcher man sich in Acht nehmen muss.
Oft wird der Gletscher in Beschreibungen auch als „Geselle der BergsteigerInnen“
beschrieben, welcher „gute“ oder auch „böse“ Absichten hegt. „Von den beiden Eisfeldern ist
der Hallstätter Gletscher, wie schon seine mäßige Neigung zeigt, ein gutmütiger Geselle, der
gegen den Bergsteiger, soferne ihn dieser nicht mutwillig herausfordert, nichts Böses im
Schilde führt, während der schneller fließende und daher zerrissene Gosaugletscher mit feinen
zwar wenigen aber lauernden Riefenklüften schon mehrere Menschenleben auf dem
Gewissen hat“ (Pichl 1936, S. 61). In den Beschreibungen der AlpinistInnen über ihre Touren
wird der Gletscher auch oft nebenbei erwähnt. Wie bei Maix (2017, S. 18): „Sie kommen vom
Berg, die Bräune der Gletscher auf ihren Gesichtern“ oder „Niemand aber ist vorher durch
diese Felsen gestiegen, die hinauf zur Hunerscharte leiten, wo man den Firnsaum des
58
Gletschers leuchten sieht“ (Maix 2017, S. 40). Der Gletscher, als besonderes Hindernis, das
es zu überwinden gilt, sowie ein Lob für diejenigen, die es geschafft haben.
Wo der Gletscher vorher notwendiges Übel war, welches man auf seinem Weg überqueren
musste, änderte sich dies mit der Erforschung. Die Angst wurde durch die wissenschaftliche
Ästhetisierung überwunden. Bewegungen des Gletschers konnten wissenschaftlich erklärt
werden und die Angst vor dem unbekannten verschwand, wie in Kapitel 7 erwähnt.
Das Bild ändert sich mit dem Einsetzen des Massentourismus. Seilbahnen erleichtern die
Zugänglichkeit, sodass auch Nicht-BergsteigerInnen ins Hochgebirge gelangen. Die
Vergletscherung am Dachstein wird zum Inhalt touristischen Marketings durch verschiedene
Attraktionen, von denen es mit der Zeit immer mehr gibt. Gletschertaxis, Gletscherlehrpfade,
Gletscherskigebiet, Langlaufloipen, Snowboard Superpark und Eispalast um nur einige zu
nennen. Der Dachstein und der Gletscher werden zum Freizeitpark. Dies ist besonders im
südlichen Dachsteingebiet direkt an den Gletschern gut sichtbar. Aber auch im nördlichen und
westlichen Dachsteingebiet mangelt es nicht an touristischen Attraktionen. Im Norden kann
man am Welterbeblick auf des Gletschergebiet des Hallstätter und Schladminger Gletscher
sehen und im Westen, von der Gosau aus, sieht man auf den Gosau-Gletscher. Das Alpenbild,
als Freizeitpark trifft auf den Dachstein insofern zu, als rund um die Gletscher Attraktionen
geboten werden, welche für TouristInnen zu Verfügung stehen, wie auch in Kapitel 7 erläutert.
Auch die Werbung zielt auf diese Attraktionen ab. Dennoch gibt es auch immer noch
BergsteigerInnen, welche den Gletscher auf ihrem Weg auf den Gipfel queren und ihn nicht
als Freizeitpark nutzen und wahrnehmen.
Auch die Veränderung des Gletschers findet Eingang in die verschiedenen
Wahrnehmungsbilder: „Heute sieht man beim Aufstieg auf den Hohen Dachstein in der
Gipfelrinne da und dort einen Grashalm wachsen, vor dreißig Jahren war davon keine Rede!
Das zurückweichende Eis gab eine Mulde frei. Sie war so undurchlässig, daß sich die
Schmelzwasser des Gletschers in ihr sammelten und einen See bildeten“ (Broer 1964, S. 109).
Der Gletscher weicht zurück und dadurch kann neues Leben entstehen. „Seit dem 18.
Jahrhundert und bis in unsere Tage gilt das Interesse der Wissenschaft ganz besonders dem
Phänomen der Gletscher“ (Grupp 2008, S. 114). Der Gletscher selbst wird erforscht und
beschrieben, sein Rückgang und auch sein Vorstoßen aufgezeichnet. „Gletscher, gelassen,
gleißend und erhaben, fast majestätisch in größten Höhen thronend, faszinieren Menschen
seit langer Zeit. Das oft fälschlicherweise als `ewiges Eis´ bezeichnete prägende Element der
Hochgebirgslandschaft ist in Wirklichkeit einer der veränderlichsten Bestandteile der festen
Erde. Nach den Gesetzen der Physik sind Gletscher täglichen, jährlichen und langfristigen
Änderungen unterworfen, die durch die Änderungen der Sonneneinstrahlung, aber auch durch
die Änderungen der Zusammensetzung der Atmosphäre verursacht werden“ (Fischer et al.
2018, S. 1)“.
59
In der Literatur oft als ewiges Eis bezeichnet, verändern sich die Gletscher dauernd und somit
auch die Wahrnehmung und der Nutzen. Heute werden durch den Gletscherrückgang vor
allem der Tourismus und die Wasserwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen. In Zeiten der
Gletschervorstöße war dies die Landwirtschaft. Laut Weingartner (2009) müssen für einen
nachhaltigen Tourismus diese veränderten Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Vor
allem die Klimaszenarien des IPCC, welche eine Temperaturerhöhung um bis zu 6°C in den
nächsten 100 Jahren vermuten, sind zu berücksichtigen. Wobei diese globalen Szenarien
nicht zeigen, wie sich die Änderungen regional auswirken. Zurzeit steht durch die erhöhte
Gletscherschmelze im Sommer mehr Wasser zur Verfügung, wodurch aber die
Gletscherfläche geringer wird und ohne weiteren Gletscherwachstum, somit diese zusätzliche
Gletscherspende langfristig entfällt.
Für den Tourismus hat die Gletscherschmelze vor allem Auswirkungen auf die Skilifte und
Pisten. Um dem entgegenzuwirken, werden am Dachstein die Gletscher teilweise mit
Thermomatten abgedeckt, vor allem im Bereich des Eispalastes, des Langlaufdepots und der
Lifttrasse. Diese Abdeckungen sind auf Abbildung 26 im Bereich der Bergstation Hunerkogel
sichtbar. Außerdem wird Schnee vom Umfeld des Gletschers mithilfe von Pistenraupen auf
den Gletscher geschoben, vor allem bei den Skiliften. Dieser Vorgang ist eine Teilmaßnahme
des „Snow farming“. Beim „Snow farming“ wird Schnee über den Sommer geschützt gelagert,
um ein Abschmelzen zu verhindern. (Mandl 2020).
Durch die erhöhte Ausaperung und durch das Auftauen des Permafrostes, kommt es jedoch
auch zu einem erhöhten Steinschlagrisiko, weshalb Wege und Klettersteige teils gesperrt
werden müssen. Auch ein Teil des Eispalastes brach im Jahr 2011 am Dachstein ein,
woraufhin dieser für einige Zeit geschlossen werden musste. Auch die Wahrnehmung des
Erscheinungsbildes der Gletscher spielt eine Rolle, wie in Weingartner (2009, S. 11)
beschrieben: „der Gletscher wird manchmal als `schmutzig´ empfunden, auch wenn diese
Änderung der Oberfläche nicht von Menschen verursacht ist“. Durch Schuttbedeckungen der
Oberfläche und auch durch die Dunkelfärbung des Gletschers entsteht dieser Eindruck. Laut
Fischer und Ritschel (2021, S. 246) zählen die Alpen zu den „stärksten vom Temperaturanstieg
und der Gletscherschmelze betroffenen Gebirgen“. Die Gletscher der Ostalpen existieren seit
ca. 5000 Jahren, wobei es kühlere und wärmere Phasen gab. Der Mensch passte sich den
Bedingungen an und fand Wege die Berge sowie Gletscher zu nutzen. Wie lange und ob es
die Gletscher am Dachstein noch geben wird, wird die Zukunft zeigen. Eines steht fest, wie
Fischer und Ritschel (2021, S. 247) sagen: „Die Berge gehören uns allen - nicht. Sie gehören
sich selbst. Wir können uns alle an ihnen freuen, ihre Gletscher staunend betrachten, aber
festhalten oder für uns behalten können wir sie nicht“.
60
Am Dachstein werden deswegen schon Attraktionen, wie die Hängebrücke geschaffen, welche
den Berg auch ohne Gletscher attraktiv machen. Es ist mitunter ein starkes Zeichen für den
Fortbestand des Tourismus am Dachsteins für die Zukunft.
Abb.26.: Blick zum Hunerkogel vom Niederen Gjaidstein. Thermoabdeckungen bedecken den Eispalast und ein Depot bei der Bergstation (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)
9. Fazit
In der Literatur liest man von alten Ansichten und Vorformen des Alpinismus, gemeint ist die
Zeit vor 2000 Jahren bis 1800. Dargestellt werden Zeiten, in denen sich die Leute angeblich
nicht in die Berge wagten und die Gletscher fürchteten, wie in Kapitel 4 beschrieben. Eine
Kultur gab es demnach nur in der Stadt und Einheimische, welche in den Bergen lebten, galten
als Wilde. Steile Felsformationen, eisbedeckte Gipfel auch im Sommer sowie unerklärliche
Umweltkatastrophen wie Lawinen, Muren, Überschwemmungen, dazu noch Bergstürze,
vorrückende und zurückweichende Gletscher mit ihren Spalten und das Echo von Gewittern,
all dies musste einen Grund haben und laut den Überlieferungen waren es Zeichen von
wütenden Göttern, Geistern, Drachen und anderen Fabelwesen (Grupp 2008). Nach Bätzing
(2018) war dies das Alpenbild der schrecklich-bedrohlichen Alpen. Archäologische Funde
beweisen laut Cerwinka und Mandl (1998), dass es schon vor ca. 4000 Jahren, in der
Bronzezeit, eine Almwirtschaft am Dachsteinmassiv gab. Die Menschen bestiegen den
Dachstein, wenngleich nicht dessen Gipfel, somit schon seit der Bronzezeit und nutzten diesen
für die Bestreitung ihres Lebensunterhaltes. Auch Bätzing (2015) nennt das Alpenbild der
schrecklich-bedrohlichen Alpen ein „Zerrbild“. Die Einheimischen bestiegen die Berge trotz der
Bedrohung, das Bild, welches beschrieben wird, ist eher eine Wahrnehmung aus der Ferne.
61
Vor allem Leute in den Städten übernahmen dieses überlieferte Bild, letztlich aus Unkenntnis
der Sachlage.
Mit der Erforschung der Gebirge und der Gletscher ab der Aufklärung änderte sich diese
Sichtweise. Die Fremden aus der Stadt kamen als die ersten TouristInnen und bestiegen die
Berge, wie den Dachstein. Einheimische Bauern/Bäuerinnen, JägerInnen und
SchmugglerInnen, welche die Berge schon seit Generationen bestiegen und kannten, wurden
als BergführerInnen gebucht. Der Alpinismus am Dachstein begann um 1800 mit den ersten
Versuchen einer Besteigung, wie in Kapitel 5 beschrieben. Im Jahr 1832 fand dann die
Erstbesteigung auf den Hohen Dachstein, den höchsten Gipfel des Dachsteingebirges, statt.
Der Gletscher war in dieser Zeit ein Hindernis, welches man auf dem Weg auf den Gipfel
überqueren musste. Jedoch brachte die Bezwingung des Gletschers Prestige und Lob.
Ein Gegensatz, der in der Literatur oft erwähnt wird und die Schönheit der Idylle und die Gefahr
des Gebirges vereint. „Jenseits des großen Karstplateaus, das noch ganz im Schatten der
Nacht liegt, leuchten die Gipfel des zentralen Dachsteins im ersten Licht. Rötlich strahlen die
Schnee- und Gletscherflächen, die Felswände und- kanten“ (Strauß und Strauß 2006, S.4.).
Auch hier bei Strauß und Strauß wird dieses Alpenbild sichtbar. Auch Laserer (1998, S. 173)
beschreibt dieses Alpenbild am Dachstein: „Die dritte und schönste Seite des Dachsteins aber
ist die gosauerische. Dort verbinden sich Eis und Fels in vollkommener Harmonie, wie sie
sonst an kaum einer anderen Stelle der ganzen Alpen anzutreffen ist. Spiegelverkehrt wurde
die ganze Berglandschaft noch dazu vom unbewegten, tiefdunklen See reflektiert“.
Viele AutorInnen machen sich ihr Bild vom Dachstein, so auch Lehr (1982, S. 167) „Wenn man
die Begeisterung für Gletscher- und Felslandschaften einmal kurz beiseite läßt und es ganz
nüchtern ausdrücken will, müßte man sagen, daß die Steinerscharte nichts anderes ist als
Geröll und nackter Fels zwischen zwei Eiswüsten. Und mitten drin in dieser leblosen
Landschaft lächeln einem da unerwartet fröhlich blühende Blümchen entgegen. […] Es ist kein
Wunder, daß Bergsteiger im Gletscher-Hahnenfuß ein Symbol triumphierender Lebenskraft
erblicken“. Deutlich wird dabei, dass immer die Betrachtungsweise des Autors/der Autorin
miteinfließt und ein bestimmtes Bild beim Leser/bei der Leserin erzeugt. Es sind subjektive
Beschreibungen des gleichen Gebietes mit unterschiedlichen Ansichten, Interessen und
Wahrnehmungen. Es gibt Erzählungen von Bergtouren, Unglücken sowie Eroberungen,
Geschichten, Märchen und Sagen. Das bekannteste Märchen ist dabei Adalbert Stifters
„Bergkristall“. Die Idee zu dem Märchen stammt von einer gemeinsamen Wanderung am
Dachstein mit Friedrich Simony, bei der ihnen zwei Kinder begegneten. Am nächsten Tag
erzählte Simony über eine Eishöhle am Hallstätter Gletscher. Stifter brachte nun die
Begegnung mit den Kindern und die Erzählung über die Eishöhle in einer Geschichte
zusammen und daraus entstand sein Werk „Bergkristall“. Das Märchen handelt von zwei
Geschwistern, welche sich auf dem Heimweg in der Welt des Eises verirrten. Sie suchten in
62
der Nacht Schutz in einer Höhle, wobei das Knacken des Eises sie vom Schlafen abhielt und
die beiden so überlebten und den eisigen Temperaturen trotzten (Lehr 1982, S. 141-142). Die
Geschichte zeigt die unerbittliche Natur, welche zur Todesfalle werden kann. Aber auch die
Schönheit und Gnade der Natur, welche sich der Kinder erbarmt und sie vor dem Erfrieren
bewahrt.
Ein Gedicht über den Gletscher fasst die Wahrnehmung Broers zusammen. Der Gletscher ist
einerseits Unheil und anderseits Freude. Einerseits Tod und anderseits Leben. Zwei
Gegensätze, so sollte man Glauben, die sich gegenseitig ausschließen sollten, und doch
spiegeln sie die Wahrnehmung des Dachsteins wider.
„Gletscher
Du bist: ungeheuer aus Nebel und Eis,
blauendem Himmel und Wolkenweiß,
kristallener Mantel um Felsenwucht,
grausige Öde, menschenverflucht!
Du bist: blühender Strom in des Abends Glut,
schimmernde Krone voll heller Flut,
himmelsegnender Sonne!“ (Broer 1964, S. 119).
Besonders in dieser Zeit nach 1800 werden viele Berichte, Forschungsergebnisse und auch
Romane über den Dachstein veröffentlicht. Der Drang Wissen aufzuschreiben und zu
verbreiten, trägt somit wesentlich zur Änderung der Wahrnehmung bei. Die Gefahr rückt in den
Hintergrund und es bleibt die Leidenschaft für das Gebirge, für den Dachstein. Durch die
Veröffentlichungen und die Erzählungen über Bergtouren werden mehr Leute in die Berge
gelockt, die diesen Erlebnissen nacheifern und sie auch erleben wollen. Neue Erkenntnisse in
der Wissenschaft und die Forschungen am Gletscher locken auch immer wieder
WissenschaftlerInnen in das Gebirge. Durch den vermehrten Anstieg der Gäste wird die
Zugänglichkeit erleichtert, zunächst die Wanderwege und Schutzhütten ausgebaut und später
auch mit Seilbahnen ausgebaut. Der sanfte Tourismus entwickelt sich hin zum
Massentourismus.
Mit Einsetzen des Massentourismus in der Nachkriegszeit ändert sich nochmals das Alpenbild.
Der Dachstein wurde für den Tourismus erschlossen und vermarktet, wie in Kapitel 7 erläutert.
Wie Strauß und Strauß (2006, S. 4-5) sagen: „Auf dem überschaubaren Raum von circa 400
Quadratkilometern bietet der Gebirgsstock einfach alles, was unsere Alpen ausmacht:
Beeindruckende Wandfluchten an den Südwänden von Torstein, Mitterspitz und Dachstein.
Die Faszination des ewigen Eises mit insgesamt neun Gletschern. Felszacken und -türme in
schier unzählbarer Menge im Gosaukamm. Neben den großen Seen wie dem Hallstätter See
und den Gosauseen auch winzige, versteckte Gebirgsseen. Liebliches Almgelände und weite
Karstlandschaften, die dem Wanderer ein Gefühl von Unendlichkeit vermitteln. Eine
63
geheimnisvolle Höhlenwelt unter der Oberfläche, die noch längst nicht zur Gänze erforscht
ist“. Daneben werden von Jahr zu Jahr neue Attraktionen am Dachstein erbaut, welche den
Tourismus fördern und das Gebirge bewerben. Ein Besuch am Dachstein wird zum Erlebnis.
Bätzing (2018) beschreibt dies als Freizeitpark in den Alpen und wenn man sich die
Möglichkeiten der Freizeitgestaltung am Dachstein anschaut, kann man dem nur zustimmen.
Dies ist besonders im südlichen Dachsteingebiet direkt bei den Gletschern gut sichtbar aber
auch im Norden mangelt es nicht an Attraktionen, wie in Kapitel 7 beschrieben. Im Westen von
der Gosau aus sind es „Brunos Bergwelt“ mit Kinderspielplatz und Bummelzug sowie ebenfalls
das Skigebiet mit Funpark und vieles mehr (Dachstein West 2020). Das Bild der Alpen,
welches Bätzing (2018) als Freizeitpark benennt, trifft auf den Dachstein zu.
Neben diesem Bild bestehen jedoch auch noch weitere Wahrnehmungen. Denn man kann
ebenfalls noch die friedliche Idylle und auch die Gefahr finden. Je nachdem, mit welcher
Intention man den Dachstein besucht, ändert sich auch die Wahrnehmung. Laut Bätzing
(2018) sind die Alpen keine Natur- bzw. keine naturnahe Landschaft, denn sie wurde vom
Menschen im Laufe der Geschichte umgestaltet und somit ist der Dachstein eine
Kulturlandschaft. Am besten zeigt sich dies an den Rodungen von Wald, welche Flächen für
die Almwirtschaft, für Wanderwege, Schutzhütten sowie für Liftstützen und Skipisten
gebraucht wurden. Der Mensch griff ein und veränderte die Natur, sodass eine
Kulturlandschaft entstanden ist.
Die Forschungsfrage, welche sich diese Arbeit stellt, lautet: Inwiefern hat sich die
Wahrnehmung über den Dachstein im Laufe der Zeit verändert und welche Rolle spielt dabei
die Vergletscherung?
Einerseits prägt die Gesellschaft das Bild des Dachsteins. Einheimische Personen sehen das
Dachsteinmassiv unter einem wirtschaftlichen Aspekt, die Leute verdienen heute wie damals
ihren Lebensunterhalt durch die wirtschaftliche Nutzung. Wobei sich die Nutzung mit der Zeit
verändert hat. Wo früher hauptsächlich Bergbau, Land- und Almwirtschaft betrieben wurde, so
steht heute der Dienstleistungsbereich, vor allem in der touristischen Vermarktung, im
Vordergrund. Die andere Seite spiegelt die von Bätzing (2018) beschrieben Alpenbilder der
schrecklich-bedrohlichen Alpen, der schrecklich-schönen Alpen und der Alpen als Freizeitpark
wider, die sich nachvollziehbar auf den Dachstein übertragen lassen und zwar in Form der
äußeren Wahrnehmung von nicht einheimischen Personen. Es sind die Bilder und
Erzählungen, die durch Medien, wie Literatur, Fotografie, Film usw. verbreitet werden. Sie
spiegeln auch immer einen Teil der Charakteristika aus der vorherrschenden Zeitepoche
wider. Der Glaube an das Übernatürliche und die Angst vor dem Unbekannten sowie die
nutzungsfeindliche Umgebung in den Bergen, die der Zeit der schrecklich-bedrohlichen Alpen
zugeschrieben wird. Die Romantisierung und Aufklärung beim Alpinismus sowie der
64
Wissensdrang in der Erforschung im Zeitalter der Vernunft und der industriellen Revolution bei
den schrecklich-schönen Alpen.
Das Dienstleistungszeitalter bedingt den Tourismus und die Alpen werden als Freizeitpark
vermarktet und beworben. Es ist die Wahrnehmung, die der Bevölkerung präsentiert wird, ob
die Menschen diese nun glauben oder sich selbst ein Bild machen, liegt an jedem persönlich.
Fest steht, jeder Autor/jede Autorin, jeder Fotogra/jede Fotografin, jeder Regisseur/jede
Regisseurin bringt seine eigene subjektive Wahrnehmung mit in seine Werke. Auch die Rolle
der Gletscher ändert sich. Von der Gefahr, die gemieden wird, zum Hindernis, welches
überwunden werden will, hin zum Forschungsgegenstand und zur wirtschaftlich nutzbaren
Fläche für den Tourismus.
Das Denken und Handeln in der Gesellschaft veränderten sich in einer bestimmten zeitlichen
Epoche und damit auch das Bild von außen auf die Berge und somit auch auf den Dachstein.
Auf diese Änderung der Wahrnehmung reagieren einheimische Personen, sodass sie das
Gebiet an die Nachfrage bestmöglich anpassen. So wurden zu Beginn des Alpinismus
BergführerInnen gebraucht und diese wurden bereitgestellt. Heute wollen TouristInnen etwas
spektakuläres Erleben, so werden verschiedene Attraktionen geboten. Je nach Intention
verändert sich auch die Rolle der Gletscher. Der Gletscher war gefährlich und ein Betreten
brachte keinen Nutzen, also wurde er gemieden. Die AlpinistInnen wollten die Gipfel erreichen,
darum musste ein Weg über den Gletscher gefunden werden. Der Gletscher verändert sich,
somit wollte man die Hintergründe erforschen. Der Tourismus floriert und es braucht
Besonderheiten, um die Leute auf den Dachstein zu locken, der Gletscher wird zur Sportarena
und zur Attraktion. Auch in der Zukunft wird sich dieses Bild der Wahrnehmung über den
Dachstein weiter verändern, wohin wird die Zukunft zeigen. Auch ob und inwiefern die
Gletscher noch eine Rolle spielen werden, kann nur die Zukunft zeigen. Bis dahin können wir
sie noch von nah und fern, wie auf Abbildung 27 zu sehen, bewundern, erforschen und nutzen.
Abb.27.: Welterbeblick auf das Gletschergebiet am Dachstein vom Krippenstein (Quelle: Juni 2021)
65
Literaturverzeichnis
Alpenverein Österreich (2012): Alpenvereinskarte 14. Dachsteingebirge. 11. Ausgabe:
Alpenvereinskartographie.
Alpenverein Österreich (2021): Archiv der Gletscherberichte. In: www.
alpenverein.at/portal/museum-archiv/gletschermessdienst/archiv-gletscherberichte/archiv-
gletscherberichte.php [31.05.2021].
Bätzing, W. (2015): Die Alpen. Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft.
München: C.H.Beck.
Bätzing, W. (2018): Die Alpen. Das Verschwinden einer Kulturlandschaft. Darmstadt:
Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Bibliographisches Institut GmbH (2021): Duden. In: www.duden.de [19.05.2021].
Böhm, R./Schöner, W./Auer, I./Hynek, B./Kroisleitner, C./Weyss, G. (2007): Gletscher im
Wandel. Vom Eis der Polargebiete zum Goldbergkees in den Hohen Tauern. Wien: ZAMG.
Broer, H. (1964): Ein Jahr geht über die Berge. Der Dachstein und die Tauern im Wandel der
Jahreszeiten. Schladming: Eigenverlag Hannes Broer.
Cerwinka, G. (1999): Ramsau am Dachstein. Bauern. Bibel. Berge. Ramsau am Dachstein:
Verlag der Gemeinde Ramsau am Dachstein.
Cerwinka, G./Mandl, F. (1996): Dachstein. Vier Jahrtausende Almen im Hochgebirge. Band
1. Das Östliche Dachsteinplateau. 4000 Jahre Geschichte der Hochalpinen Weide- und
Almwirtschaft. Haus i. E.: Verein Anisa.
Cerwinka, G./Mandl, F. (1998): Dachstein. Vier Jahrtausende Almen im Hochgebirge. Band
2. Haus i. E.: Verein Anisa.
Dachstein Tourismus AG (2018): Geschichte des Dachsteins. In: https://dachstein-
salzkammergut.com/de/service-infos/faq-infos/geschichte-des-dachsteins/ [13.11.2018].
Dachstein Tourismus AG (2021): Dachstein Krippenstein. In: www.dachstein-
salzkammergut.com/de/ [14.06.2021].
66
Dachstein West (2020): Dachstein West. Like it. In: www.dachstein.at/ [09.07.2021].
Ehlers, J. (2011): Das Eiszeitalter. Heidelberg: Spektrum.
Fischer, A./Seiser, B./Stocker Waldhuber, M./Mitterer, C./Abermann, J. (2015): Tracing
glaciers in Austria from the Little Ice Age to the present using a lidar-based high-resolution
glacier inventory in Austria. In: The Cryosphere, 9, In: https://doi.org/10.5194/tc-9-753-2015
[29.05.2021].
Fischer, A./Patzelt, G./Achrainer, M./Groß, G./Lieb, G./Kellerer-Pirklbauer, A./Bendler, G.
(2018): Gletscher im Wandel. 125 Jahre Gletschermessdienst des Alpenvereins. Berlin:
Springer Spektrum.
Fischer, A./Ritschel, B. (2021): Alpengletscher. Eine Hommage. Innsbruck-Wien: Tyrolia-
Verlag.
Fraedrich, W. (2016): Spuren der Eiszeit. Landschaftsformen in Mitteleuropa. Berlin:
Springer Spektrum.
Gemeinde Ramsau am Dachstein (2021): Fremdenverkehrsstatistik. In:
www.gemeinde.ramsau.at/tag/statistik/ [19.06.2021].
Geramb, V. (1942): Die verwunschene Alm. In: Kinder- und Hausmärchen der Steiermark. In:
http://www.sagen.at/texte/maerchen/maerchen_oesterreich/steiermark/verwunschene_Alm.h
tml [21.05.2020].
Geologische Bundesanstalt (1998): Geologische Karte der Dachsteinregion. In:
www.opac.geologie.ac.at/wwwopacx/wwwopac.ashx?command=getcontent&server=images
&value=dachsteinregion.pdf [15.07.2021].
Geologische Bundesanstalt. (1998): Profile zur Geologischen Karte der Dachsteinregion. In:
www.opac.geologie.ac.at/wwwopacx/wwwopac.ashx?command=getcontent&server=images
&value=dachsteinregion_profile.pdf [15.07.2021].
Grassler, F. (1984): Alpenvereinseinteilung der Ostalpen (AVE). Alpenvereins-Jahrbuch. In:
DAV, OeAV, AVS (Hrsg.): Berg '84. Band 108, S. 215–224.
67
Grupp, P (2008): Faszination Berg. Die Geschichte des Alpinismus. Köln: Böhlau.
Hasslwander, J. (1964): Sagenschatz aus dem Salzkammergut. Gmunden: Heinrich
Javorsky.
Helfricht, K./Reingruber, K./Fischer, A. (2020): Hallstätter Gletscher. Massenhaushalt und
Klima 2019/20. In: https://dachsteingletscher.info/2020/11/09/massenbilanz-hallstatter-
gletscher-2019-2020- [31.05.2021].
Hermann, B. (2016): Umweltgeschichte. Eine Einführung in Grundbegriffe. Heidelberg:
Springer Spektrum.
Hermann, B/Sieglerschmidt, J. (2016): Umweltgeschichte im Überblick. Heidelberg: Springer
Spektrum.
Hofbauer, F. (2018): Sagen aus Österreich. 8. Auflage. Wien: G&G.
Hoi, K./Schall, A./Fischbacher, A./Gruber, M./Gapp, H. (2019): Kletterarena Dachstein West
und Süd. 2. Auflage. Alland: Schall-Verlag. GmbH.
Kleyle, F. J. (1814): Rückerinnerung an eine Reise in Oesterreich und Steyermark im Jahre
1810. Wien: Beck.
Laserer, W. (1998): Dachstein. Geschichten, Mythen und Bilder aus dem Salzkammergut.
Gnas: Herbert Weishaupt.
Li, Y./Li, F./Shangguan, D./Ding, Y. (2021): A new global gridded glacier dataset based on
the Randolph Glacier Inventory version 6.0. In: Journal of Glaciology. In:
http://doi.org/10.1017/jog.2021.28 [29.05.2021].
Lemmerer, E./Reingruber, K. (2013): Gletscherweg Gosaugletscher. Tourismusbroschüre.
Attnang-Puchheim: Land Oberösterreich.
Lehr, R. (1976): Der Kampf um den Dachstein. Die Geschichte seiner Eroberung. Linz: J.
Wimmer.
68
Lehr, R. (1982): Dachstein. Abenteuer in Vergangenheit und Gegenwart. Linz: OLV-
Buchverlag.
Lehr, R./Schenner, K. (1990): Dachstein. Abenteuer in Vergangenheit und Gegenwart. Linz:
Landesverlag.
Mandl, G. (2014): Die Schichtfolge der Dachstein-Gruppe und ihre paläoklimatischen
Aussagen. In: Pistotnik, U./Spitzbart, I./Weidinger, J.T. (Hrsg.) (2014): Der Dachstein im
Klimawandel. Gmundner Geo-Studien 5. Gmunden: Institut/K-Hof.
Mandl, F./Mandl-Neumann H. (2009): Wege in die Vergangenheit rund um den Dachstein.
Wanderungen und Bergtouren. Innsbruck: Tyrolia.
Mandl, F. (2019): Die Chronologie der touristischen Dachsteinerschließung. Von Anfängen
bis zur Übererschließung. In: www.anisa.at/Dachstein%20Chronologie.htm [11.06.2021]
Mandl, F. (2020): Gletscherbericht 2020. Schladminger Gletscher. In: Forschungsberichte
der ANISA. 4. In: www. anisa.at/Gletscherzustandsbericht_Dachsteingebirge_2020.html
[31.05.2021].
Maix, K. (2017): Im Banne der Dachstein Südwand. 1. Auflage des Reprints von 1969.
Berlin: Bild und Heimat.
Mokrejs, A./Hasitschka, J. (2015): Erlesener Dachstein. Geschichten aus Neuen und Alten
Zeiten. Alland: Schall-Verlag
Mokrejs, A. (2015): Reisen ins Unbekannte In: Mokrejs, A./Hasitschka, J.: Erlesener
Dachstein. Geschichten aus Neuen und Alten Zeiten. Alland: Schall-Verlag. S. 95-98.
Mokrejs, A. (2015): Versuche, Irrtümer und Erfolge. Hauptsach´ man weiß, wo der Berg
steht! In: Mokrejs, A./Hasitschka, J.: Erlesener Dachstein. Geschichten aus Neuen und Alten
Zeiten. Alland: Schall-Verlag. S. 99-104.
Moser, R. (1997): Dachsteingletscher und deren Spuren im Vorfeld. Gunskirchen:
Musealverein Hallstatt.
69
Nünning, V, /Nünning, A. (2010): Methoden der literatur- und kulturwissenschaftlichen
Textanalyse. Weimar: J. B. Metzler Stuttgart.
Pfeffer, W./Arendt, A./Bliss, A./Bolch, T./Cogley, J./Gardner, A./Hagen, J./Hock, R./Kaser,
G./Kienholz, C./Miles, E./Moholdt, G./Mölg, N./Paul, F./Radic´, V./Rastner, P./Raup, B./Rich,
J./Sharp, M. (2014) The Randolph Glacier Inventory: a globally complete inventory of
glaciers. In: Journal of Glaciology. Vol. 60. No. 221. In:
https://doi.org/10.3189/2014JoG13J176 [29.05.2021].
Österreichische UNESCO-Kommission (2021): Hallstadt Dachstein/ Salzkammergut. In:
www.unesco.at/kultur/welterbe/unesco-welterbe-in-oesterreich/hallstatt-
dachstein/salzkammergut [19.06.2021].
Pichl, E. (1936): Hoch vom Dachstein an! München: F. Brudmann.
Pilz, R. (1980): Dachstein. König und Schicksalsberg. Der Ostersturm 1954.
Heimatkundliche Schriftenreihe. Band 3. Obertraun am Dachstein: R. Wimmer.
Planai- Hochwurzen-Bahnen Gesellschaft m.b.H. (2019): Dachstein. Schladming-Dachstein,
50 Jahre Dachstein Gletscherbahn. Tourismusbroschüre. Gröbming: Wallig.
Planai- Hochwurzen-Bahnen Gesellschaft m.b.H. (2021): Dachstein. Schladming-Dachstein.
In: www.derdachstein.at [06.06.2021].
Raffalt, H. (2021): Berge und Bilder. In: www.raffalt.com/bergfuehrer-und-fotograf.html
[15.07.2021]
Schladming Dachstein (2021): Die Tourismusregion in Zahlen. In: www.schladming-
dachstein.at/de/Aktuelles/Dahoam%20in%20Schladming-
Dachstein/Einheimisch/Tourismusregion-Zahlen [19.06.2021].
Schmidt, R./Matulla, C./Psenner, R. (Hrsg.) (2009): Klimawandel in Österreich. Die letzten
20 000 Jahre … und ein Blick voraus. In. alpine space- man & environment. Vol. 6.
Innsbruck: innsbruck university press. S. 165-176.
Schönwiese, C.-D. (2020): Klimawandel kompakt. Ein globales Problem wissenschaftlich
erklärt. Stuttgart: Borntraeger.
70
Schultes, J. A. (1809): Reisen durch Oberösterreich: in den Jahren 1794, 1765, 1802, 1803,
1804 und 1808. 1. Band. Tübingen: Trauner.
Simony, F. (1921): Auf dem hohen Dachstein. Wien: Österreichischer Schulbücherverlag.
Simony, F. (1895): Das Dachsteingebiet. Ein Geographisches Charakterbild aus den
österreichischen Nordalpen. Wien: Hölzel.
Strauß, A./Strauß, A. (2006): Dachstein. München: Bergverlag Rother.
UNESCO-Kommission (2021): Welterbe. Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut. In:
www.unesco.at/kultur/welterbe/unesco-welterbe-in-oesterreich/hallstatt-
dachstein/salzkammergut [16.08.2021]
Wallnöfer, E./Kubelka, P./Hell, B. (2018): Wilder Dachstein. Salzburg: Anton Pustet.
Weingartner, H. (2006): Lehrpfad Hallstätter Gletscher. Salzburg: Land Oberösterreich.
Weingartner, H. (2009): Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Dachstein und
Salzkammergut. Band 2. Salzburg: Selbstverlag Landschaft und Nachhaltige Entwicklung.
Wikipedia (2019): Darstellung des Gebirges und Massivs. Hauptkarte von Pechristener
Austria, administrative divisions - de-.svg: TUBS-mit Open Street Map Austria In:
www.de.wikipedia.org/wiki/Dachsteinmassiv/ [15.07.2021]
Witzmann, H. (2011): Geschichte und Geschichten vom Dachstein. Bad Vöslau: Karl-Verlag.