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Der Deutsche Schulpreis Die Preisträger 2007

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Der Deutsche SchulpreisDie Preisträger 2007

Bosch_Brosch_T_413x250_RZ 26.11.2007 17:32 Uhr Seite 1

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2 Vorwort4 Robert-Bosch-Gesamtschule, Hauptpreisträger

12 Helene-Lange-Schule, Preisträger 18 Montessori-Oberschule, Preisträger24 Friedrich-Schiller-Gymnasium, Preisträger30 Carl-von-Linné-Schule, Preisträger36 Die nominierten Schulen38 Die Jury des Deutschen Schulpreises39 Gute Schule – was ist das?

Die sechs Qualitätsbereiche des Deutschen Schulpreises40 Impressum

Inhalt

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Viele Schulen haben sich auf den Weg gemacht, um eigene Antworten auf die großen Heraus-forderungen zu finden, denen sich Schule heute gegenübersieht. Dabei sind überzeugendeModelle entstanden, von denen andere lernen können. Solche Vorbilder wollen die RobertBosch Stiftung und die Heidehof Stiftung und ihre Partner ZDF und stern vorstellen. Mit demDeutschen Schulpreis werden seit 2006 in jedem Jahr allgemeinbildende Schulen allerSchularten in Deutschland ausgezeichnet. Der Preis würdigt die pädagogische Leistung vonSchule und macht sie für die Schulentwicklung im ganzen Land nutzbar. Der Hauptpreis ist mit 50.000 Euro dotiert, vier weitere Schulen erhalten Preise in Höhe von je 10.000 Euro.

Im ersten Wettbewerbsjahr gingen die vier Preise an die Offene Schule Waldau in Kassel, an die Jenaplan-Schule in Jena, an die IGS Franzsches Feld in Braunschweig und an die Max-Brauer-Schule in Hamburg. Den Hauptpreis erhielt die Grundschule Kleine Kielstraße in Dortmund.

Um den Deutschen Schulpreis 2007 haben sich 170 Schulen aller Schularten, in privater oderöffentlicher Trägerschaft, aus allen Bundesländern beworben. Die Auswahl orientierte sich beiden Bewertungen der schulischen Praxis an den sechs Qualitätsbereichen des Deutschen Schul-preises: Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Schulleben, Verantwortung undSchule als lernende Institution. Auch die Kooperationen mit externen Partnern wurden bei derAuswahl berücksichtigt.

Durch den Wettbewerb entsteht über die Jahre ein Netzwerk exzellenter Schulen. Die Weiter-entwicklung dieser Schulen, ihre Kooperation untereinander, aber auch die Weitergabe ihrerguten Praxis an möglichst viele reforminteressierte Schulen – dies ist die Aufgabe der Akademiedes Deutschen Schulpreises. Sie hat in diesem Jahr mit ersten Veranstaltungen ihre Arbeit auf-genommen. So wurde in dem ersten »Exzellenzforum«, das allen Bewerberschulen des Wett-bewerbsjahres 2006 offenstand, anhand der sechs Qualitätsbereiche die Unterrichtspraxisder Teilnehmerschulen kritisch aufgearbeitet. Im ersten Multiplikatorenseminar, das an derDortmunder »Kleinen Kielstraße« durchgeführt wurde, kamen ausgewählte Schulräte aus ganzDeutschland zusammen, um über Gelingensbedingungen guter Schule aus der Sicht von Schul-verwaltung und Schulaufsicht zu diskutieren. Stipendien ermöglichten es 20 Lehrern, an denPreisträgerschulen mehrwöchige Hospitationen durchzuführen. Weitere Maßnahmen folgen.Auf diese Weise kann der Deutsche Schulpreis seine nachhaltige Wirkung entfalten und seineneigentlichen Zweck, Schulentwicklung, erfüllen.

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Vorwort

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Die Robert Bosch Stiftung wie die Heidehof Stiftung blicken auf eine lange Tradition zur Reformdes Schul- und Bildungswesens zurück. Reformpädagogische Konzepte, Integration und Krea-tivitätsförderung sind Wurzeln, aus denen umfangreiche Programme zur Schulentwicklunghervorgingen, immer mit dem Ziel, die Qualität des Unterrichts zu verbessern und Schülern dieMöglichkeit zu Eigenständigkeit und hoher Leistung zu geben. Diese Bildungstradition wurdevon Robert Bosch begründet, von seinen Kindern weiter gepflegt und in beiden Stiftungen sys-tematisch fortentwickelt. Der Deutsche Schulpreis sieht sich in der Kontinuität dieser langjäh-rigen Bildungsarbeit.

Wir danken unseren Medienpartnern stern und ZDF, die der »Guten Schule« in Deutschlandeine breite Öffentlichkeit verschaffen. Besonders aber danken wir den zahllosen Lehrern,Eltern und Schülern, die immer wieder unter Beweis stellen, dass gute Schule in Deutschlandmöglich ist.

Ebenso danken wir der Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan, dass sie den Deutschen Schulpreis 2007 persönlich überreicht. Den Juroren und den pädagogischenExperten danken wir für ihre wertvolle Arbeit.

Wir hoffen, dass der Deutsche Schulpreis weiterhin viele Schulen motiviert, in der Schulent-wicklung neue Wege zu gehen und eigene Konzepte zu erproben.

Dr. Ingrid Hamm Dr. Eva MadelungRobert Bosch Stiftung Heidehof Stiftung

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Die Lehrer an der Robert-Bosch-Gesamtschulearbeiten in Jahrgangsteams und Fachberei-chen zusammen. Ständig überprüfen sie ihreArbeit: Sie befragen ihre Schüler und hospi-tieren gegenseitig im Unterricht. An anderenSchulen wäre dies undenkbar. Doch hier hatkeiner Angst vor Offenheit.

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Wer es mal zu etwas bringen soll, der ging inHildesheim früher auf ein klassisches Gymna-sium: zum Beispiel auf das Josephinum, einekatholische Schule, gleich neben dem tausendJahre alten Mariendom erbaut und fast genau-so alt. Wer heute in Hildesheim etwas werdenwill, der geht auf die Robert-Bosch-Gesamt-schule (RBG). Die liegt hinterm Bahnhof imNorden der Stadt neben dem Zentralfriedhof.

Die Schule im nüchternen Betonbau aus den70er-Jahren kann sich vor Anmeldungenkaum retten, im Sommer musste SchulleiterWilfried Kretschmer von 380 Bewerbern überdie Hälfte ablehnen. Noch vor 15 Jahrenkämpfte die Schule um jeden neuen Schüler.Anfang der 90er-Jahre war sie ganz unten.Damals hatte die Gesamtschule einen miesenRuf und galt als Schule für Schwache. Jetztbekommt sie den Deutschen Schulpreis.

Die Schule wurde nach folgenden Kriterienbeurteilt: Leistung, Umgang mit Vielfalt,Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schul-leben und Schulentwicklung. Bei allen sechshat die Schule die Jury der Robert BoschStiftung überzeugt. Der Sprecher der elf Jury-mitglieder, Peter Fauser, Professor an derUniversität Jena, hat die Schule im Sommerzwei Tage inspiziert. Bei seinem Urteil überdie Hildesheimer Gesamtschule gerät derErziehungswissenschaftler regelrecht insSchwärmen: »So guten Unterricht habe ichselten gesehen«, sagt er. »Die Schule arbeitet

ganzheitlich und projektorientiert. AnderenSchulen ist sie in ihrer Entwicklung zehnJahre voraus. Sie wird hochprofessionell ge-managt.« Sein Kollege aus der Jury, der nieder-ländische Schulinspektor Johan van Bruggen,hat schon viele gute Schulen gesehen. Er sagtüber die Robert-Bosch-Gesamtschule: »GuteSchulen haben den Willen zu lernen. Die Leh-rer in Hildesheim sind nie zufrieden, sie su-chen immer nach Möglichkeiten, noch besserzu werden.«

Für Nicolas ist das abstrakte Theorie. Für denElfjährigen zählt etwas anderes: »Hier küm-mert sich einer um den anderen«, sagt er. Nicogeht erst seit ein paar Wochen in die sechsteKlasse der Robert-Bosch-Gesamtschule undgehört bereits dazu. An seiner alten Schulehatte er Probleme, Freunde zu finden.

Zusammen mit vier Mädchen sitzt er um einenTisch. Sie sind allein in dem großen Klassen-raum. Die fünf Sechstklässler bekleben Holz-rahmen mit buntem Papier. »Wir basteln fürden Weihnachtsbasar«, erklärt Nico, währender vorsichtig dünnes Seidenpapier mit Kleb-stoff bestreicht. Lynn bestreut ihren Rahmenderweil mit Glitzer. Die Mutter einer Schüle-rin leitet diese sogenannte »Gruppenstunde«,so wie 149 andere ehrenamtlich tätige Elternin den fünften und sechsten Klassen. »Mirmacht das Spaß«, sagt Claudia Skibbe, die Mut-ter von Mayra-Lee, einer Klassenkameradinvon Nico, die ebenfalls Rahmen beklebt. »Undwir Eltern bekommen einen ganz anderen Ein-blick in den Schulalltag unserer Kinder.« Aufder Suche nach einer Schule für ihre beiden

Robert-Bosch-Gesamtschule, HildesheimHauptpreisträger

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Töchter hat sie sich bewusst für die Gesamt-schule entschieden – gegen ein Gymnasium.»Für mich zählt soziales Engagement, ich willkeine Einzelkämpfer«, sagt Claudia Skibbe.

Während Nico und die Mädchen basteln,kochen ihre 20 Klassenkameraden mit ElternMarmelade oder spielen Inlinehockey in derTurnhalle. Fünf Mädchen proben ein Theater-stück im Schwarzlichtraum. »Das ist besser,als den ganzen Tag rumzusitzen wie an mei-ner alten Schule«, erzählt Nico, während erdas klebrige Seidenpapier vorsichtig um denRahmen wickelt. »Diese Gruppenstunden sindmindestens so wichtig wie Deutsch oder Ma-the«, erklärt Nicos Klassenlehrerin RosemarieSteinkühler. »Wer in einer kleinen Gruppefunktioniert, kommt auch in der großen klar.«

1.318 Schüler gehen auf die Robert-Bosch-Gesamtschule in Hildesheim, sie werden von103 Lehrern unterrichtet. Außer dem Namen,den die Schule in den 70er-Jahren erhielt, gibtes keine Verbindungen zu der Stiftung. »Inden letzten Jahren haben wir die PersonRobert Bosch wieder für uns entdeckt«, sagtSchulleiter Wilfried Kretschmer. »Er passt zuuns mit seinem Verständnis von Bildung undVölkerverständigung.« Seit 28 Jahren gehörtdie Gesamtschule zum Netzwerk der UNESCO-Projektschulen.

Die RBG ist eine riesige Schule, aber keineLernfabrik. Trotz der Hunderte von Schülern,die täglich durch die Pausenhalle strömen,gibt es kein Zeichen von Vandalismus. Selbsteine Stehlampe aus zartem Reispapier nebeneinem Podest bleibt heil. Überall stehenGrünpflanzen, kein Schüler rupft an ihrenBlättern. An den Wänden auf den Gängenhängen Plakate oder Bilder von Schülern,Schmierereien gibt es nicht. In der Pausenhallestehen Terrarien mit Schildkröten und eingroßer Vogelkäfig, die von Schülern gepflegtwerden. Auf dem großen Schulgelände findensich überall Nischen, kleine Gärten, ein Stegam Schwimmteich oder das UNESCO-Café, einBrunnen unter einem Baldachin, gestaltet vonSchülern.

Haupt- und Realschüler und Gymnasiastenlernen gemeinsam, ab der siebten Klasse wirdder Unterricht schrittweise in A- und B-Kursedifferenziert. Bei der Zusammensetzung derKlassen orientiert sich Schulleiter WilfriedKretschmer an der Empfehlung der Grund-schule für die weiterführende Schule. Etwa 55 Prozent haben eine Empfehlung für dieHaupt- und Realschule. Jeder Dritte schaffthier einen höheren Abschluss als von derGrundschule prognostiziert. Keiner bleibt sit-zen, und kaum einer geht ohne Schulabschluss.Jury-Sprecher Peter Fauser sagt: »Das ist eineenorme Leistung. International wird kritisiert,dass die deutschen Schulen viel zu selektivsind. Die übliche Formel, die Herkunft einesSchülers entscheidet über seine Zukunft, giltan der Hildesheimer Gesamtschule nicht.«

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Das gelingt, weil die Schüler Verantwortungfür ihr Lernen übernehmen. So wie in derDeutschstunde der 6.3 bei Christoph Domm-nich. Er ist der zweite Klassenlehrer von Nico.Die Klasse wiederholt die Regeln einer Erzäh-lung. Zunächst soll jeder Schüler diese alleinauflisten, dann mit seinem Nachbar diskutie-ren und in der Gruppe ein Plakat dazu ent-werfen. Anschließend muss jede Gruppe ihrPlakat vor der Klasse präsentieren. Nicoschreibt auf: »1. Man soll in der Vergangen-heit schreiben, 2. spannende Wörter benut-zen, 3. Höhepunkte spannend machen und 4. wörtliche Rede.« – »Es ist wichtig, dass dieKinder die Regeln selbst aufschreiben«, er-klärt Lehrer Dommnich. »Ich kann ihnen diefünfmal erzählen, viele behalten sie trotzdemnicht.« Nico malt inzwischen mit seiner Grup-pe auf einem gelben Plakat eine Spannungs-kurve, gemeinsam listen sie die Regeln auf.

Jetzt präsentieren die Schüler ihre Arbeit,Nicos Gruppe ist als Erste dran: Christian,Nico, Isabelle, Semra und Shannon gehennach vorn und kleben ihr Plakat an die Tafel.Semra und Shannon erklären, was sie aufge-schrieben haben. Ihre Mitschüler meldensich, um die Präsentation zu kommentieren.Lehrer Dommnich sagt: »Denkt dran – erstetwas Positives sagen, dann: Man könnteeventuell noch verbessern …« Michelle sagt:»Ich fand nicht so gut, dass ihr gesagt habt:

Man muss, muss.« – »Stopp!«, unterbricht sieder Lehrer. »Gut finde ich, dass ihr die Span-nungskurve aufgemalt habt«, verbessert sichMichelle. Das findet auch Finn, aber er kriti-siert, dass nicht alle aus der Gruppe vorgetra-gen haben.

Ein paar Mädchen kichern, die Klasse wirdunruhig, die Konzentration lässt nach. KeinWunder, es ist bereits 14.30 Uhr. »Alle stehenjetzt mal auf«, sagt Lehrer Dommnich. »Wolltihr Laurenzia oder eine Entspannungsübung?«Die Schüler rufen: »Laurenzia!« Dann singensie laut: »Laurenzia, liebe Laurenzia mein,wann wollen wir wieder beisammen sein? AmMooontag!«, und gehen dabei zum Takt in dieKnie. Nach ein paar Minuten sind alle völligaus der Puste – aber die Spannung ist raus, esist wieder ruhig. Der Unterricht kann weiter-gehen. »Nach dem Mittag kann ich nicht ein-einhalb Stunden durcharbeiten«, sagt Chris-toph Dommnich. »Das ist für alle die Hölle – fürdie Schüler und für mich auch.«

An der RBG dauert der Unterricht bis 15.30Uhr, für die Oberstufe bis 16.15 Uhr. KeinKlingeln unterbricht das Lernen; die Schul-glocke wurde abgeschafft, »weil wir keineFabrik sein wollen«, sagt Schulleiter WilfriedKretschmer. Der Unterricht wird überwie-gend in Doppelstunden organisiert, dazwi-schen gibt es 20 bis 25 Minuten Pause, mittagshaben die Schüler 45 Minuten Zeit zum Essenin der Schulkantine mit bunten Stühlen im Kel-ler der Schule. Am Nachmittag stehen nichtbloß zusätzliche Freizeitangebote auf dem

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Stundenplan, sondern Unterricht. Erholungs-zeiten, Sport, Musik und Theater sind überden Tag verteilt. Nico ist in der Bläserklasse,alle 25 Schüler der 6.3 lernen ein Blasinstru-ment. Nico spielt Klarinette, Christian Wald-horn und Semra lernt Tuba. Die Instrumentebekommen sie von der Schule gestellt. »Hierfinde ich es eindeutig besser als in meinemalten Gymnasium«, sagt Nico. »Wenn um halbvier die Schule vorbei ist, habe ich keineHausaufgaben mehr.«

Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Präsentierenziehen sich wie ein roter Faden durch denUnterricht von der fünften Klasse bis zumAbitur. An »Methodentagen« lernen die Schü-ler, wie man Referate hält, die wesentlichenThesen in Texten unterstreicht oder recher-chiert. Die Techniken wenden sie jeden Tagan. Während der Arbeits- und Übungsstun-den arbeitet jeder Schüler für sich: Nico maltein Plakat über Ungarn für das Fach Gesell-schaft, sein Tischnachbar Christian schreibtan seiner Erzählung für Deutsch weiter undLynn macht ihre Englischaufgabe zu Ende.Wer mit seiner Aufgabe fertig ist, geht zueinem Zettel an der Wand und zeichnet aufdem Wochenplan seine Aufgabe ab.

»Wir fanden es toll, den Wochenplan für allesichtbar abzuhaken«, erzählt Franca. »Daswar ein Wettbewerb, wer ist der Schnellste?«Die 16-Jährige geht in die zehnte Klasse undbenutzt wie alle Großen für ihre Arbeitspla-nung jetzt einen Timer. Während der Arbeits-stunde in der 10.1 üben die meisten für eine

Chemiearbeit. Franca ist im A-Kurs, Sharon,6, geht in den B-Kurs und hat die Reaktions-gleichung noch nicht kapiert. Franca erklärtes ihr geduldig. »Es ist leichter, einen Schülerzu fragen«, sagt Sharon, »deshalb gehe ich zuFranca, sie ist der Crack bei uns.« – »Und ichmuss es verstanden haben, um es erklären zukönnen. Dafür kann ich Sharon in anderenFächern fragen. Das ist ein Geben und Neh-men«, sagt Franca. Die Starken helfen denSchwachen – noch ein Grund für den Erfolgder Schule.

Nach einer Erfolgsgeschichte sah es lange Zeitnicht aus. Gegründet wurde die RBG 1971.Gegen die Gymnasien in Hildesheim konntesich die Schule nicht durchsetzen. Die Schülerblieben weg, vor allem die guten. Vor überfünf Jahren machte sich die Schule auf denWeg. »Wir haben uns buchstäblich am eige-nen Schopf aus dem Sumpf gezogen«, sagtSchulleiter Wilfried Kretschmer, 55. Er kam1979 als Referendar an die Schule und wollteursprünglich nach fünf Jahren wieder weg,die Süßwasserforschung lockte den Lehrerfür Biologie und Politik. Doch aus fünf Jahrenwurden 28 Jahre, erst war er Oberstufenkoor-dinator, seit 2002 ist er Schulleiter.

Auslöser für systematische Reformen war dieWahl zur Expo-Schule im Jahr 2000. Ausge-rechnet die Gesamtschule wurde ausgewählt,und nicht eines der Gymnasien, sich auf derWeltausstellung in Hannover zu präsentieren.

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»Das war das erste Mal, dass wir öffentlicheAnerkennung bekamen«, sagt Kretschmer.Danach suchten sich die Lehrer einen profes-sionellen Unternehmensberater und zogenBilanz: Wo liegen unsere Stärken? Wo unsereSchwächen? »Wir stellten fest: Wir machentolle Projekte, aber konventionellen Unter-richt«, erzählt der Schulleiter. Es gab vieleIdeen, die kaum aufeinander abgestimmtwaren. 25 Lehrer, die Schulleitung und das»mittlere Management«, so Kretschmer, ent-warfen einen Masterplan. Die Ziele: Entwick-lung eines Leitbilds, Schaffung transparenterGremien, Erarbeitung eines modernen Lehr-plans und eines pädagogischen Konsens, Ver-besserung des Unterrichts.

Sie entwickelten »Jahresarbeitspläne«. Diebunten grafischen Übersichten hängen über-all in der Schule. Vor den Sommerferien plantein Lehrerteam das gesamte Schuljahr, Stufefür Stufe, Fach für Fach. So entsteht nicht nureine Übersicht, sondern die Fachlehrer stim-men ihren Unterricht aufeinander ab undlegen gemeinsam Lernziele fest. In der sechs-ten Klasse wird das Thema Afrika zum Bei-spiel parallel in drei Fächern behandelt: Kunst,Gesellschaft und Religion, Werte und Nor-men. Geschichtslehrer Christian Augustin sagt:»Wir wollen weg von: ›Ich und mein Fach‹, hinzu: ›Wir und unsere Schule‹.«

Die Lehrer arbeiten in »Jahrgangsteams« undFachbereichen zusammen. Ständig überprü-fen sie ihre Arbeit: Sie befragen ihre Schülerund hospitieren gegenseitig im Unterricht.

An anderen Schulen wäre das undenkbar.Doch hier hat keiner Angst vor Offenheit – imGegenteil, sie motiviert. Der Krankenstandunter den Lehrern ist mit zwei Prozent auf-fallend niedrig.

Projektwochen, die den gesamten Unterrichtlahmlegen, wie an anderen Schulen, gibt esnicht. Fächerübergreifendes Lernen findet sooft wie möglich und in jedem Fach statt. Dasgeht so weit, dass Schüler in der Oberstufe ausdem Biologie- und Geschichtskurs gemeinsamFacharbeiten zum Thema Natur schreiben.Auch in Kunst und Deutsch wird zu dem Themagearbeitet.

Gelernt wird nicht nur in der Schule. So fährtder achte Jahrgang jedes Jahr zur Sommer-schule auf die dänische Insel Aarö. Die Schülererforschen die Natur und die Lebensbedin-gungen auf der Insel und halten Referate. DasCamp ist ein fester Bestandteil in der Schul-laufbahn, es ist ein Initiationsritus für dieSchüler. »Die Woche schweißt richtig zusam-men«, schwärmt Franca aus der Zehnten.

Kann jede Schule so arbeiten wie die Robert-Bosch-Gesamtschule? »Natürlich!«, sagtSchulleiter Kretschmer. »Das ist eine Fragedes Wollens, nicht der Ressourcen.«

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Aus der Laudatio

Die Robert-Bosch-Gesamtschule besticht durch heraus-ragende Qualitäten auf den wesentlichen Feldern. Daspädagogische Klima ist beeindruckend. Die Schule ist sehrgroß, und doch fühlen Schüler und Lehrer sich zu Hause.Jeder spürt: »Auf mich kommt es an.« Bei der Ausgestal-tung als Ganztagsschule setzt die Robert-Bosch-Gesamt-schule Maßstäbe. Vormittag und Nachmittag, Unterrichtund Projekte, Breiten- und Spitzenförderung, Eltern, Lehrerund außerschulische Experten, Wettbewerbe, Feste undöffentliche Aktionen sind hier in einer wohldurchdachtenChoreografie aufeinander abgestimmt. Schülerinnen undSchüler erreichen allgemein hohe und exzellente Leis-tungen, besonders aber in Biologie, wo preisgekrönteSchülerforschung und praktische UmweltverantwortungHand in Hand gehen.

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Ernsthaftigkeit, Selbstdisziplin und Hingabean die Sache, das sind zentrale Anliegen derHelene-Lange-Schule in Wiesbaden, die seitden Achtzigerjahren zu den wichtigstenReformschulen in Deutschland zählt und als»Leuchtturm« unter den Schulen gilt.

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Dass im Proberaum dicke Luft herrscht, hörtman schon draußen auf dem Flur. »Ich bindoch nicht eure Kindergärtnerin!«, schimpfteine Frauenstimme. »Wenn ihr nicht zu-hören könnt, brechen wir ab! Zehn MinutenPause!«

Ein Dutzend Neuntklässler schleicht mit ge-senkten Köpfen aus dem Raum. Einige habenihre Texte nicht richtig gelernt, einer hat mitdem Nachbarn getuschelt. So was kann dieRegisseurin nicht ausstehen. Ulrike Gubisch,Schauspielerin am Hessischen StaatstheaterWiesbaden, verlangt Konzentration, Disziplinund höchste Aufmerksamkeit. Schließlich willsie mit ihnen ein anspruchsvolles Stück ein-studieren: »Die Hexenjagd« von Arthur Miller.In drei Wochen ist Premiere.

Klassenlehrer Arnulf Kunze wirkt nicht beson-ders mitleidig. »Sie dürfen ruhig die Ernsthaf-tigkeit spüren«, sagt er. Das Theaterprojektder Klasse 9 an der Helene-Lange-Schule istkeine nette Abwechslung vom Schulalltag,sondern das wirkliche Leben – und das kannauch mal so hart sein wie Frau Gubisch. Allesdarf passieren, nur nicht, dass sich die Trup-

pe vor vollem Saal mit Stottern und lahmenRezitationen blamiert. Also wird fünf Wochenlang Tag für Tag geprobt, auch an den Sams-tagen, manchmal bis in den späten Abend, solange, bis jeder Satz und jede Geste sitzt. DieSchüler nehmen ihrer Regisseurin den Kaser-nenhofton nicht übel, denn sie spüren ihreLeidenschaft. »Du musst in seinem letzten Satzmitatmen, fall ihm ins Wort!«, feuert UlrikeGubisch Henriette an. »Solche Projekte in derPubertät sind nicht nur wichtig für die Identi-tätsfindung, sondern halten auch die Klassen-gemeinschaft zusammen«, sagt SchulleiterinIngrid Ahlring. Henriette holt tief Luft, ihreStimme wird laut und hart, gekonnt fährt sieihrem Mitspieler in die Parade.

Ernsthaftigkeit, Selbstdisziplin und Hingabean die Sache, das sind zentrale Anliegen der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden, die seit den Achtzigerjahren zu den wichtigstenReformschulen in Deutschland zählt und als»Leuchtturm« unter den Schulen gilt – einAnspruch allerdings, den auch eine Versuchs-schule wie die Helene-Lange-Schule jedenTag neu einlösen muss, im Theaterraum wieim Klassenzimmer.

Helene-Lange-Schule, WiesbadenPreisträger

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Dabei macht die Schule mit ihren 600 Schülernauf den ersten Blick einen eher kuscheligenEindruck: brauner Nadelfilzteppich überall,Pflanzen, selbst gemalte Bilder an den Wän-den, Ruheecken, Wohnzimmeratmosphäreauf den Fluren. Schüler der Klasse 6 fläzensich in Gruppen auf dem Teppich, in ihreHefte vertieft, lassen sich von keinem stören.So viel Konzentration und Respekt will er-lernt sein. »Die ersten Jahre, wenn wir Ritualewie das Ruhezeichen einführen, sind schweiß-treibend«, räumt Ingrid Ahlring ein, »aber eslohnt sich.«

Als hilfreich empfinden die Lehrer dabei, dasskeiner von ihnen ein Einzelkämpfer ist. JedeKlassenstufe hat ihr eigenes Lehrerzimmer,die sechs bis acht Lehrer arbeiten eng zusam-men, jeder kennt die Lernfortschritte, Stärkenund Schwächen aller hundert Schüler seinesJahrgangs. Die Türen stehen auch währenddes Unterrichts fast immer offen. Die Lehrerbegleiten ihre Schüler sechs Jahre lang vonKlasse 5 bis 10, danach wechseln die Bestenaufs Gymnasium – mehr als die Hälfte derSchüler. Noten gibt es erst ab Klasse 7. Keiner

bleibt in der Gesamtschule sitzen. Dennoch –oder vielleicht gerade deswegen – hat dieSchule einen Leistungsbegriff, der weit übergute Noten hinausgeht. »Unsere Schüler sol-len Verantwortung für ihren eigenen Lern-prozess übernehmen«, sagt Ingrid Ahlring.»Wir erwarten viel – wir wollen, dass sieselbstständig werden«, sagt EnglischlehrerinMarianne Strasser, die vor zwanzig Jahrenans »Hela« kam. Dabei dürfen sie sich Zeit las-sen. Sauer wird Marianne Strasser nur, »wenneiner rumsitzt und nix tut – das tadle ich.«

Casimir aus der 9c wechselte vom Gymnasiumauf die »Hela«, wie die Schüler ihre Schulenennen. »Da musste man vor der Bioarbeitdicke Ordner auswendig lernen. Im Gedächt-nis haften blieb gar nichts. Hier ging ich mit einem Klassenkameraden in den Wald,um herauszufinden, welche Bäume undTierarten es gibt.« Zum Schluss hatte er wie-der einen Ordner in der Hand –, aber allesdarin war selbst erarbeitet. »Da ist man richtigstolz.« Leistung werde an dieser Schule mehrrespektiert als anderswo, sagt Casimir. »Aufmeiner alten Schule galt einer, der gute Leis-tungen bringt, gleich als Streber.« Ebenso viel Wert legt die Schule aber auf »überfach-liche Kompetenzen«: tolerant zu sein beispiels-weise, Menschen in völlig anderen Lebens-umständen verstehen zu lernen.

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Tommaso, der später mal Arzt werden will,machte sein Betriebspraktikum als Vierzehn-jähriger im Krankenhaus, wo er Patientenwusch. Besonders an die Nieren ging ihm dieAntwort einer Patientin. »Ich fragte sie, ob ichihr helfen könne, sie sagte nur: Du kannst mirnicht helfen. Sie lag im Sterben.« Casimir be-suchte mit einer alten Dame die Synagoge undirgendwann erzählten sie und ihre Freundin-nen ihm von ihrer Zeit im Konzentrationslagervon Riga – und was es hieß, unter solchen Be-dingungen schwanger zu sein. »Solche Erfah-rungen verändern dich«, sagt er. »Wäre ich aneiner anderen Schule, wäre ich heut anders.«

Zu den wichtigsten Institutionen der Schulezählt der Klassenrat, der jeden Freitag tagt.Wer Schüler ernst nimmt, so die Erkenntnisder Lehrer, gibt ihnen die Möglichkeit, Demo-kratie und damit die eigene Kompetenz zuerfahren statt »Objekt« zu sein. Dazu gehörtauch die Freiheit, den Lehrer kritisieren zudürfen. Regel: »Man darf den anderen nichtpersönlich angreifen, sondern muss sach-lich bleiben«, fasst Lena zusammen. Wer da-

gegen verstößt, bekommt die rote Karte ge-zeigt und fliegt aus dem Stuhlkreis.

In Klasse 8c steht heute die neue Sitzordnungauf der Tagesordnung des Klassenrats. Jannikeröffnet die Diskussion. Dann werden dieSitznachbarn ausgelost. Plötzlich lauter langeGesichter: »Ach du Scheiße!« – »Nein, ich sitznicht neben dem!« Tobias will nicht nebenJulius, Jule nicht neben ihre Freundin Domi-nique, »weil wir uns dann gegenseitig ablen-ken«. Ein Mädchen in der hinteren Reiheweint – sie sitzt jetzt schon das dritte Malneben einem Jungen, neben dem sie sichschlecht konzentrieren kann. »Können wirnicht noch mal losen?«, fragt einer. »Dasbringt es nicht, einer ist immer unzufrieden«,lautet der Einwand. »In der Grundschule hateinfach die Klassenlehrerin bestimmt«, schlägtJule vor. Doch das will Klassenlehrerin Car-men Bietz nicht – und die Klasse auch nicht.Die Stunde ist zu Ende. Drei Nächte dürfenihre Schüler drüber schlafen. Dann lautet diesalomonische Entscheidung: Wir losen nocheinmal neu, aber an diesem Ergebnis ist nichtmehr zu rütteln. »Ist doch nicht so schlimm«,sagt Sarah einsichtig, »wir haben uns dochjedes Mal aneinander gewöhnt, oder?« Schließ-lich ist hier das wirkliche Leben.

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Aus der Laudatio

Wie nur wenige Schulen hat die Helene-Lange-Schule zurModernisierung unseres Erziehungsdenkens beigetragen:mit ihrer exzellenten pädagogischen Arbeit und ihremIdeenreichtum, mit ihren provozierenden Impulsen sowiemit ihrer fachlichen und öffentlichen Präsenz. Ihr Bildungs-konzept ist zugleich praktisch und verständnisintensiv. Es umfasst forschendes Lernen und handwerkliche Arbeit,demokratisches Engagement im eigenen Haus und welt-weit, künstlerische und theatrale Arbeit, die ihresgleichensucht und Jugendlichen zu sich selbst befreit – zu ihrerKreativität und zur Leidenschaft für eine Sache.

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Die Montessori-Schule in Potsdam verzichtetauf jede Form des Frontalunterrichts. Sositzen die Kinder im Kreis, alle teilen sich dieLernmaterialien und Rücksicht gehört zu den obersten Geboten. Das ist lebenswichtig in einer Schule, in der auch Behinderte amnormalen Unterricht teilnehmen.

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An der Montessori-Oberschule übernehmenKinder Verantwortung für ihre Mitschüler undlernen dabei wie von selbst.

Das Wichtigste sagt sie zuletzt. »Soziale In-telligenz steht bei uns an erster Stelle!«, sagtUlrike Kegler und fährt mit dem Finger vorund zurück. So, als wolle sie die Worte an derWand festnageln. Sie dreht sich um, hinter ihrhängt ein rotes Bild an der Wand. Überall inder Schule dominieren bunte Farben. »HättenSie gedacht, dass diese Schule von innen sohübsch ist?«, fragt sie.

Nein, auf diesen Gedanken kommt keiner, derdas Gebäude nur von außen kennt. In der Tatähnelt die Montessori-Oberschule in Potsdamdem Verwaltungstrakt eines abgewickeltenIndustriekombinats. Grau in grau duckt siesich zwischen aufgeplatzten Waschbeton-platten auf der einen und windschiefen Bäu-men auf der anderen Seite.

Ulrike Kegler lächelt. »Wir hätten auch zuerstdie Fassade renovieren können, aber der Wan-del muss von innen kommen.«

In Potsdam hat sie den Wandel geschafft.Nach der Wende kämpfte die Anstalt umsÜberleben. Es gab nicht genug Anmeldungen.1991 begann man mit der Integration behin-derter Kinder und übernahm Ideen aus derMontessori-Pädagogik. »Beides war eher demÜberlebenstrieb geschuldet als innerer Über-zeugung«, sagt Ulrike Kegler, die damals alsLehrerin nach Potsdam wechselte und dieerste Montessori-Klasse aufbaute.

Doch der damalige Rektor und die Kollegenbegegneten der Montessori-Pädagogik mitgroßer Skepsis. Das Prinzip des offenenUnterrichts widersprach ihren Methoden inwesentlichen Punkten. Es verzichtet zum Bei-spiel auf jede Form des Frontalunterrichts. So sitzen die Kinder im Kreis, keiner drehtdem anderen den Rücken zu, alle teilen sichdie Lernmaterialien, Rücksicht gehört zu den obersten Geboten – lebenswichtig in einerSchule, in der auch behinderte Kinder amnormalen Unterricht teilnehmen.

Als der Schulleiter in den Ruhestand ging, batdas Schulamt Ulrike Kegler, den Posten zu

Montessori-Oberschule, PotsdamPreisträger

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übernehmen. »Die Lehrerrolle hat sich seithervöllig verändert«, sagt ihre Kollegin MonikaPeater. Sie sitzt in der Ecke eines Klassen-zimmers, auf einem kleinen Stuhl an einemkleinen Tisch. Auf dem Boden liegt ein bunterTeppich. In Regalen, auf Augenhöhe und in Griffweite der Kinder stehen Rechenhilfen,Lesebücher und eine Weltkugel.

Hinter ihr baut sich eine Wand aus Ordnernauf, jeder Schüler hat einen eigenen, den ergestalten kann, wie er möchte. Irgendwo vordem Fenster steht der Lehrertisch. Sie sagt:»Man steht nicht mehr gottgleich vor derKlasse, sondern ist eher Moderator.« Aber:»Natürlich achten wir darauf, dass die Schülerdie Lernziele erreichen.« Offenbar mit Erfolg:Bei den zentralen Abschlussprüfungen undVergleichsarbeiten des Landes Brandenburgschneiden viele Montessori-Schüler über-durchschnittlich gut ab.

Auf dem Fußboden hocken der achtjährigeRaul, Piratentuch um den Kopf, Haare bis zuden Schultern, und der ein Jahr jüngere Carl.Sie versuchen, eine Matheaufgabe zu lösen,minutenlang und immer wieder auf anderenWegen, von denen manche zum Ziel führen

und andere irgendwo versanden. Schließlichgeht Raul zum Klassenlehrer und fragt: »Wasstimmt denn nun, Herr Meyer?«

Als Nicolas Meyer auf eine Lösung deutet,setzt sich Raul wieder neben Carl auf den Bo-den und erklärt mithilfe von bunten Kugeln,die er über den Teppich rollt, wie er auf dieLösung gekommen ist. Aber Carl hat baldkeine Lust mehr, holt sein Schreibheft undbeginnt, Buchstaben zu üben. Er kann dasbesser als Leonora, die neben ihm sitzt undweil er dazu noch ein Jahr älter ist als sie,guckt sie ihm bewundernd über die Schulterund tut es ihm nach. Als der Lehrer den Raumverlässt, blickt keiner der Schüler auf, so ver-tieft sind alle in ihre Arbeit.

Jede Klasse besteht aus Kindern verschiede-ner Altersstufen, jeder Schüler gehört alsozuerst zu den Jüngeren, dann zu den Älterenund wenn er in die nächste Gruppe kommt, ister wieder Anfänger. Auf diese Weise könnenÄltere den Jüngeren helfen, Jüngere könnenÄltere fragen. Ziel ist eine Schulform, in derdas Lernen wichtig ist, nicht ein auswendigaufgesagtes Ergebnis.

Am Anfang war solch ein Arbeiten schwierig.Um sich an die neue Art des Unterrichts zu gewöhnen, teilten sich zwei Lehrer eine

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»Wir hätten auch zuerst die Fassaderenovieren können, aber der Wandelmuss von innen kommen.«

Klasse, »da sind dann Eifersüchteleien ausge-brochen«, sagt Monika Peater. Das Kollegiumhabe sich belauert und einer habe dem an-deren den Erfolg nicht gegönnt. Manchebesuchten Weiterbildungskurse, andere boy-kottierten die Montessori-Pädagogik. »DieWiderstände waren teilweise sehr groß«, sagtsie und faltet die Hände wie zum Gebet. »Dasist jetzt komplett weg.«

Vor allem die Kinder profitieren davon. ZumBeispiel Franz, der seinen elften Geburtstagfeiert. Die Kinder sitzen im Kreis um eine

Kerze, die Lebenslicht und Sonne in einemdarstellt. Franz hat einen Globus in der Hand.Er läuft elfmal um die Kerze, wobei sichspielerisch erklärt, dass sich die Erde um dieSonne dreht und wie lange das dauert.

Danach wählt Franz elf Schüler aus, einen fürjedes Jahr. Weil er eine Sprachstörung hat,redet er nicht besonders laut, aber alle helfenihm, Worte in Sätzen zu ordnen. Schließlichumringen sie ihn und heben ihn mit dem Stuhlelfmal über ihre Köpfe. Seine Beine fliegenhoch, er lacht und gluckst.

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Ulrike Kegler, Schulleiterin:

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Aus der Laudatio

Die Montessori-Oberschule in Potsdam ist heute eineReformschule mit überregionaler Ausstrahlung. Mit MariaMontessori bilden Freiheit und Disziplin für sie nichtGegenpole, sondern korrespondierende Elemente derErziehung. Dass jedes Kind anders lernt, weiß hier jedesKind. Kinder und Jugendliche, die ihren eigenen Lern-prozess mit positiver Spannung organisieren, Eltern, die verantwortungsbewusst ihre Kinder begleiten, Lehrerinnenund Lehrer, die assistieren statt zu kritisieren und eineSchulleitung, die nach innen und außen stärkt und profiliert –das ist die Montessori-Oberschule Potsdam.

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Schüler abzuschieben, nur weil sie schwierigsind, gilt am Friedrich-Schiller-Gymnasium als verpönt. Vergangenes Jahr empfahl dieSchule 17 von insgesamt 1.000 Schülern denWechsel auf die Realschule. Das sind wenigeim Vergleich zu anderen Gymnasien, aberimmer noch 17 zu viel.

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Friedrich-Schiller-Gymnasium, MarbachPreisträger

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Warnung: An dieser Schule wird Lehrern ei-niges zugemutet. Das fängt schon beim Vor-stellungsgespräch an. »Sie können Englischund Geschichte – was können Sie sonst noch?«ist eine Lieblingsfrage des Schulleiters anBewerber.

An dieser Schule wird auch Kindern einigeszugemutet. Wer schlechte Noten schreibt,wird schon mal verdonnert, die Arbeit so oftnachzuschreiben »bis aus der Fünf eine Zweigeworden ist«. Oder gemeinsam mit älterenSchülern in den Sommerferien den Stoff nach-zubüffeln – die Schule bleibt dafür vier Wochenlang geöffnet.

Der Direktor der Friedrich-Schiller-Schule imschwäbischen Marbach stellt Ansprüche anLehrer, Schüler und Eltern. Letzteren gibt erschon mal auf, »daheim für bessere Stimmungzu sorgen und nicht dauernd zu fragen, wannder Fünfer weg ist«.

Günter Offermann, 57, ist ein Machertyp, dereher durch seine Schule fliegt als geht, neben-bei Papierschnipsel aufklaubt und vor Ideen

nur so sprudelt. Ein Patriarch, so heißt esüber ihn, aber einer, der zuhören kann – undnicht nur die eigenen Ideen gelten lässt. »Ichbrauche ständig jemand um mich, den ichanlabern und nach seiner Meinung fragenkann«, sagt Offermann. »Zum Beispiel, washaltet ihr vom Laptop in Klasse 5?« Ein Schul-leiter könne noch so viele Ideen haben, stellter klar, »getragen werden sie von der Mann-schaft«. Manchen Zahn haben ihm die Kollegengezogen. »Aber wenn etwas beschlossen war,haben sie mich nie im Stich gelassen.«

Wie man überzeugt, hat der Sohn eines Obst-händlers schon im Laden der Eltern gelernt,wo er auch mal Bananen verkaufte, »die schonein bissle fleckig waren«.

Dass er seinen Kollegen weder überreifeFrüchte noch unreife Ideen andrehen konnte,war ihm schnell klar, als er vor 18 Jahren alsSchulleiter antrat. Davor hatte er zehn Jahrelang unterrichtet und vier Jahre als Referentim Oberschulamt viele Kontakte geknüpft.Offermann versuchte es erst gar nicht aufautoritäre Art. »Ein Schulleiter in Baden-Würt-temberg kann nichts anweisen – er muss über-zeugen.«

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Das Werk scheint gelungen. Binnen 15 Jahrenhat sich die Schülerzahl auf fast 2.000 Schülerverdoppelt, damit zählt die Schule in Marbachzu den größten Gymnasien in Deutschland.Allein Klassenstufe 5 besteht aus zehn Paral-lelklassen. Und Offermann will weiter expan-dieren. Die Partnerschaft mit einer Schule inChina will er weiter ausbauen, Chinesisch alszweite Fremdsprache in Klasse 6 einführen.»Je früher, desto besser.«

Weltoffen sollen sie sein, die Schüler aus Mar-bach. »Wir haben viele Eltern, die für interna-tionale Konzerne wie Bosch arbeiten.« Erführte vor drei Jahren »internationale Klassen«ein. Dort lernt Elftklässlerin Eva aus Marbachgemeinsam mit Liina aus Finnland und Martaus Estland – alles auf Englisch. Die Gastschülerleben ein Jahr lang bei Marbacher Familienund sorgen für ein internationales Netzwerk,das von China bis Argentinien und von denUSA bis Estland reicht.

Einige Schüler wollen zusammen mit einempensionierten Lehrer einen Griechischkurseinführen? Der Schulchor hat eine Einladungnach Schanghai bekommen? »Super!« DerRektor hilft, dass das Projekt läuft und küm-mert sich um die Finanzierung. Jeder Schüler»braucht zumindest eine Sache, von der er

sagt, hier kriege ich Anerkennung – egal obSpanisch, Chinesisch oder die Tüftler-AG.Dann gilt der Deal, den Rest nehm’ ich mit. Soeinfach muss man Schule konstruieren.«

Ähnlich einfach klingt auch ein anderer Satzvon Günter Offermann, der zugleich die größ-te Herausforderung für ein Gymnasium dar-stellt: »Jeder kommt ans Ziel.« Schüler »abzu-schulen«, nur weil sie schwierig sind, gilt amFriedrich-Schiller-Gymnasium als verpönt.»Einer, der als struppig gilt, aber das Zeug hat zum Lernen, um den kümmern wir unsselbst«, stellt der Schulleiter klar. Jeder Lehrerist für Erfolg oder Misserfolg seiner Schülerverantwortlich. »Abschieben, im Stich lassen,das geht hier nicht«, stellt EnglischlehrerinAndrea Saffert klar. Vergangenes Jahr emp-fahl die Schule 17 von insgesamt rund 1.000Schülern der Unter- und Mittelstufe denWechsel auf die Realschule, »weil sie insbe-sondere mit der zweiten Fremdsprache überfordert waren«. Das sind wenige im Ver-gleich zu anderen Gymnasien, aber immernoch 17 zu viel.

»Wenn ein Schüler absackt, versuchen wir herauszukriegen, woran es liegt«, sagt Offer-mann. »Liegt es an der Qualität des Unter-richts? Hat er Liebeskummer? Oder Problemedaheim? Das muss geklärt werden. Der Lehrerist dafür da, dass er wieder gut wird.« Der Leh-rer? Nein, ein ganzes »Unterstützungssystem«.

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Fünfte Stunde – auffällig still ist es auf denFluren, obgleich hinter den Türen im Ober-stufenflügel fast 400 Schüler arbeiten. Allen-falls Murmeln ist im »Tutoriat«, der Übungs-stunde, erlaubt. Die Mathelehrer AndreasDold und Falk Bittermann halten sich imHintergrund. »Wir werden nur noch bei ganzschwierigen Fragen gebraucht«, sagt AndreasDold. Die Hauptarbeit machen die Schüler.Stärkere helfen den Schwächeren. Nina ausder Dreizehnten erklärt Jessica die zweiteSteigerung der Parallele. Jan hilft Sarah beieiner komplizierten Gleichung.

»Rollentausch« nennt das Andreas Dold, under dürfte zum Schwierigsten zählen, was maneinem Gymnasiallehrer zumuten kann – Ver-

antwortung abzugeben, den Schülern dieBühne zu überlassen. »Manchmal ist es besser,wenn ihnen etwas in ihrer eigenen Spracheerklärt wird«, sagt Andreas Dold. »EinenGleichaltrigen traut man sich eher zu fragenals den Lehrer«, bestätigt Jessica, 18. Über-heblichkeit gegenüber Schwächeren ist ver-pönt. Schulsprecher Constantin hilft in derMittagspause Hauptschülern bei den Haus-aufgaben. Gymnasiastin Hannah, 17, übt mitdem elfjährigen Miguel aus der HauptschuleDeutschaufsatz. Gymnasiasten, Realschülerund Hauptschüler planen einen gemeinsamenRuder-Achter. »Wir wollen den Kindern zeigen,wie die Welt aussieht«, erklärt der Direktor –auch die, die nur einen Steinwurf entferntliegt.

»Diese Schule ist stolz aufjedes Kind, das sie behält, und nicht darauf aus, Kinder zu verlieren.«

Die Jury:

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Aus der Laudatio

Mit über 1.800 Schülerinnen und Schülern ist das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach eine der größten Schulen in ganz Deutschland. Umso mehr überrascht und fasziniertbei dieser Größe die Prägekraft und Sogwirkung von Zu-gehörigkeit und individueller Förderung, von Reformstärkeund Ergebnisorientierung. An dieser Schule gilt: »Wirmachen das Beste daraus.« Leistung wird hier als ein huma-ner Inbegriff erfüllter Lebensführung begriffen – als einselbstverständlicher, gelebter und erstrebter Wert, der dieser Lerngemeinschaft von Schülern, Eltern und LehrernRichtung und Profil verleiht.

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Als einzige Schule für Körperbehinderte betei-ligt sich die Carl-von-Linné-Schule in Berlin-Lichtenberg an landesweiten Vergleichstests.»Das traut sich sonst keine Sonderschule«,sagt Schulleiter Friedsam.

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Carl-von-Linné-Schule, BerlinPreisträger

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An der Carl-von-Linné-Schule in Berlin machtjeder Schüler einen Abschluss – selbst wenner im Rollstuhl sitzt.

Die Schülerin steht schon eine Weile in derTür des Sekretariats. Was macht sie hier? »Ichwollte nur mal Hallo sagen«, erklärt sie. »Ichvermisse die Schule.« Im Hintergrund eiltSchulleiter Peter Friedsam durch den Raum,kramt irgendwas zusammen, er muss los. Alser die ehemalige Schülerin hört, bleibt er kurzstehen und freut sich – nicht nur, weil sie vorsechs Monaten ihren Abschluss gemacht hatund eine Lehrstelle hat. Er fühlt sich bestätigt,er sagt: »Hier will eben keiner weg.«

Den meisten Ehemaligen geht es ähnlich.Denn die 1977 gegründete GanztagsschuleCarl-von-Linné in Berlin-Lichtenberg ist mit470 Schülern nicht nur die größte Schule fürbehinderte Kinder in Europa, sondern unter-richtet auch als einzige sonderpädagogischeInstitution nach dem Prinzip der Gesamtschu-le. Eine schwere Aufgabe bei Schülern mitQuerschnittslähmung oder offenem Rücken,bei Kindern, die an Legasthenie, Epilepsieoder Diabetes leiden – oder gar an schwerenHerzfehlern. »Da muss immer eine Begleit-person bereitstehen, die bei einem Anfallsofort eine Spritze setzen kann, sonst sterben

sie«, erklärt Friedsam. Umso erstaunlicher,dass jeder seiner Schüler einen Abschlussmacht. »Manche Leute halten uns für chao-tisch, aber wir haben einen roten Faden: denSchulabschluss.«

Auch Carmela aus der siebten Klasse wird ihnschaffen. Sie steht mit ihrem Rollstuhl vor ei-ner Tafel voller Tiersymbole und Buchstaben.Weil sie bei ihrer Geburt unter Sauerstoff-mangel litt, kann sie nicht sprechen. An ihremStuhl ist ein Computer angebracht, der ihrhelfen soll, sich auszudrücken. »Stell dir vor,der Motor deines Stuhls ist kaputt«, sagtLehrer Frank Bühling. »Was machst du?«Carmela wackelt hin und her, schlägt mit denHandrücken auf die Tastatur und sagt etwasUnverständliches, aber ihr Lehrer versteht,dass sie »Schieben« gesagt hat.

»Fast geschafft«, sagt er, aber eines noch:»Bilde mal einen Satz mit ›Schieben‹.« Carmeladrückt auf der Tastatur herum, Buchstaben-folgen gleiten über den Monitor, der Computerbesitzt ein Programm, das nach dem passen-den Wort sucht. Von allen acht Rollstuhlfah-rern, die an dem Sprachcomputer ausgebildetwerden, ist Carmela eine der schnellsten.»Kannst du mich schieben?« steht schließlichauf dem Bildschirm.

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Mittlerweile ist Peter Friedsam zurück in sei-nem Büro. Er reibt sich die Hände, so, jetzt hater kurz Zeit: »Ist doch Quatsch, wenn ein Kindnach der Schule den ganzen Tag im Rollstuhlsitzt und aus dem Fenster sieht. Wie soll mandenn da selbstbewusst werden?« Lernenfunktioniere durch Emotionalität, davon ist er überzeugt, aber will man in Lichtenberg,Storkower Straße, östliches Ostberlin, wirk-lich emotional sein?

Plattenbauten bestimmen die Szene. DieSchule sieht aus wie aus einem Baukasten zu-sammengesteckt, irgendwann, so scheint es,hatte der Bauherr keine passenden Kompo-nenten mehr und hat einfach andere benutzt.»Hm«, macht Friedsam, aus dem Fenster

sehend, »deswegen gehen unsere Schüler oftauf Reisen.«

Jedes Jahr gibt es Sommercamps und Klassen-fahrten. Im nächsten Sommer wird die Schuleeinen Surfkurs anbieten. Vor Jahren gab esein EU-Programm, bei dem die Lehrer nachBrüssel eingeladen wurden: »Wir haben dieSchüler einfach mitgenommen«, sagt Fried-sam. »Wir stärken das Ich, indem wir mit denSchülern so oft es geht Sachen außerhalb derSchule machen.« Als einzige Schule für Kör-perbehinderte beteiligt sich seine Anstalt anlandesweiten Vergleichstests. Dabei werdenden Schülern in einer Art Klausur eine Reihevon Aufgaben in Fächern wie Deutsch, Matheund Englisch vorgelegt. »Das traut sich sonst

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»Manche Leute halten uns fürchaotisch, aber wir haben einen rotenFaden: den Schulabschluss.«

Peter Friedsam, Schulleiter:

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keine Sonderschule«, sagt Friedmann undfreut sich, dass seine Schüler besonders beiEnglischtests regelmäßig besser abschneidenals nicht behinderte Schüler.

Nsimba, acht Jahre alt, zwei Zöpfe baumeln anihrem Kopf, sehr gut in Mathe und Deutsch,aufgeweckt und redegewandt, hat Sichelzel-lenanämie, eine Blutkrankheit, die in schwe-ren Fällen zu Organschäden führen kann.

Sie steht im Musikraum und hüpft auf derStelle. Hier gibt’s keine Stühle, hier wird Wertauf Bewegung gelegt. Hampelmann, Boxen,sich-im-Kreis-drehen, Knie vor die Brust, dasklappt bei den meisten ganz gut, Nsimba hatdamit ohnehin keine Probleme. Eigentlich hatsie, von ihrer unsichtbaren Erkrankung abge-sehen, überhaupt keine Probleme. »Die wirdes weit bringen«, sagt Hella Schulze, ihreKlassenlehrerin. Gäbe es da nicht ein außer-schulisches Dilemma.

Nsimba kommt aus Angola, ihre Eltern sindverschollen, sie lebt bei einer Pflegefamilie.Plötzlich sind Leute aufgetaucht, die behaup-ten, Verwandte zu sein, sie wollen das Mäd-chen zu sich holen, haben einen Anwalt, sogareinen Pfarrer eingeschaltet. Sind sie wirklichVerwandte? Der Beweis fehlt. Ist das im Sinnedes Mädchens?

Die Schule glaubt es nicht, interveniert beimJugendamt und bekommt Recht. Das Mädchenbleibt, wo es ist.

»Und das ist noch ein leichter Fall«, sagtFriedsam. Oft sind Eltern mit ihren behinder-ten Kindern überfordert, dann muss dieSchule einspringen. Das Angebot ist vielfältig.In einfachen Fällen reicht es, Kontakte zuBehörden oder Hilfsangeboten herzustellenoder den Eltern einfach zuzuhören. 40 so-genannte ambulante Lehrer gehen zu denKindern nach Hause und geben Tipps, wieEltern zum Beispiel die Wohnung behinder-tengerecht gestalten können.

»Stimmt schon, wir sind eine Schule«, sagtPeter Friedsam, zum ersten Mal sitzt er ruhigin seinem Sessel. »Aber wir machen mehr alsSchule. Wir machen lebensfähig.«

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Aus der Laudatio

Die Carl-von-Linné-Schule ist ein »SonderpädagogischesFörderzentrum für den Förderschwerpunkt ›Körperlicheund motorische Entwicklung‹ mit Grundschule, Oberschule,Schule mit dem Förderschwerpunkt ›Lernen‹ und Sonder-berufsschule«. Hinter dieser sperrigen Bezeichnung blühtund gedeiht eine pädagogische kleine Stadt für Kinder ausder Großstadt Berlin. In unwirtlicher Umgebung ist sie wie eine Oase für das Lernen, mehr noch: sie bildet eineneigenen förderlichen Lebenskreis für die ihr anvertrautenKinder und Jugendlichen. Die gemeinsame Fürsorge durchFamilien und Lehrpersonen, Erzieherinnen und Fachkräfte,deren großes berufliches Können und ebenso ihr ehren-amtliches Engagement sind es, was die exzellente Qualitätdieser Schule prägt und trägt.

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Aus den 170 Bewerberschulenwurden zehn Schulen in einemmehrstufigen Auswahlverfahrenfür den Deutschen Schulpreisnominiert.

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Der RavensbergStaatliches BeruflichesGymnasiumRankestraße 224118 Kiel/Schleswig-HolsteinSchulleiter: Wulf Wersigwww.bsravensberg-kiel.de

Friedrich-Schiller-GymnasiumStaatliches Gymnasium

Schulstraße 3471672 Marbach am

Neckar/Baden-WürttembergSchulleiter: Günter Offermann

www.fsg-marbach.de

Gymnasium NeckartenzlingenStaatliches Gymnasium

Auwiesen 472654 Neckartenzlingen/

Baden-WürttembergSchulleiter: Helmut Kopecki

www.gymnasiumneckartenzlingen.de

Helene-Lange-SchuleStaatliche Integrierte

GesamtschuleLangenbeckstraße 6–18

65189 Wiesbaden/HessenSchulleiterin: Dr. Ingrid Ahlring

www.helene-lange-schule.de

Die nominierten Schulen

Carl-von-Linné-SchuleStaatliche FörderschulePaul-Junius-Straße 1510367 BerlinSchulleiter: Peter Friedsamwww.linne-schule.cidsnet.de

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IGS ListStaatliche IntegrierteGesamtschuleRöntgenstraße 630163 Hannover/NiedersachsenSchulleiter: Oswald Nachtwey www.igs-list.de

LaagbergschuleStaatliche GrundschuleMasurenweg 938440 Wolfsburg/NiedersachsenSchulleiterin: Karola Städing www.laagbergschule.de

Montessori-OberschuleStaatliche Oberschule mit

integrierter PrimarstufeSchlüterstraße 2

14471 Potsdam/BrandenburgSchulleiterin: Ulrike Kegler

www.potsdam-montessori.de

Robert-Bosch-GesamtschuleStaatliche Integrierte

GesamtschuleRichthofenstraße 37

31137 Hildesheim/Niedersachsen

Schulleiter: Wilfried Kretschmer www.robert-bosch-

gesamtschule.de

Waldhofschule – Eine Schule für alle

Private Grund- und FörderschuleRöddeliner Straße 36

17268 Templin/BrandenburgSchulleiter: Wilfried Steinert

www.waldhofschule.de

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Drs. Johan van BruggenHauptinspektor a.D. beim niederländischen Schul-inspektorat

Prof. Dr. Hannelore Faulstich-WielandFachbereich Erziehungswissenschaft der UniversitätHamburg

Prof. Dr. Peter FauserInstitut für Erziehungswissenschaften der UniversitätJena

Prof. Dr. Eckhard KliemeDeutsches Institut für Internationale PädagogischeForschung, Frankfurt

Prof. Dr. Jürgen OelkersPädagogisches Institut der Universität Zürich, Schweiz

Prof. Dr. Manfred PrenzelLeibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissen-schaften, Kiel

Enja RiegelEhemalige Schulleiterin und Gründerin des CampusKlarenthal

Dr. Erika RisseVereinigung der Deutschen Landeserziehungsheime,Oberhausen

Prof. Dr. Michael SchratzInstitut für Lehrerbildung und Schulforschung derUniversität Innsbruck, Österreich

Dr. Otto SeydelDr. Otto Seydel Institut für Schulentwicklung, Überlingen

Prof. Dr. Erich ThiesGeneralsekretär der Ständigen Konferenz derKultusminister der Länder in der BundesrepublikDeutschland, Bonn

In den Auswahlprozess waren darüber hinaus einbezogen:

Klemens AuberleProf. Dr. Silvia-Iris BeutelDr. Wolfgang BeutelHelga BoldtDr. Gislinde BovetKarin BrügelmannProf. Dr. Monika BuhlProf. Dr. Helmut FrommerHanns HämkerDr. Wolfgang HarderProf. Dr. Gotthilf HillerProf. Dr. Katrin HöhmannHiltrun Hütsch-SeideIngrid KaiserDr. Manuela KiehneSusanne KienleKurt OhmannErich OttGötz PlessingProf. Dr. Volker ReinhardtDr. Fritz SchäfferRolf SchwarzElke UrbanKlaus WenzelAxel WeyrauchDr. Klaus WildDr. Wolfgang WildfeuerDr. Beate Wischer

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Die Jury des Deutschen Schulpreises

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Grundlage des Deutschen Schulpreises ist einumfassendes Verständnis von Lernen undLeistung, das in sechs Qualitätsbereichen zumAusdruck kommt. Schulen, die sich um denDeutschen Schulpreis bewerben, müssen inallen Bereichen mindestens gut und in einemBereich weit überdurchschnittlich abschnei-den.

LeistungSchulen, die – gemessen an ihrer Ausgangs-lage – besondere Schülerleistung in den Kern-fächern (Mathematik, Sprachen, Naturwissen-schaften), im künstlerischen Bereich (z. B.Theater, Kunst, Musik oder Tanz), im Sportoder in anderen wichtigen Bereichen (z. B.Projektarbeit, Wettbewerbe) erzielen

Umgang mit VielfaltSchulen, die Mittel und Wege gefunden haben,um produktiv mit den unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen und Leistungsmög-lichkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler –kulturelle und nationale Herkunft, Bildungs-hintergrund der Familie, Geschlecht – umzu-gehen; Schulen, die wirksam zum Ausgleichvon Benachteiligungen beitragen; Schulen,die das individuelle Lernen planvoll und kon-tinuierlich fördern

UnterrichtsqualitätSchulen, die etwas dafür tun, dass die Schülerselbst die Verantwortung für ihr Lernen über-nehmen können; Schulen, die ein erfahrungs-und praxisorientiertes Lernen auch unterEinbeziehung außerschulischer Lernorte er-

möglichen; Schulen, die den Unterricht unddie Arbeit von Lehrern mithilfe neuer Erkennt-nisse kontinuierlich verbessern

VerantwortungSchulen, in denen die Prinzipien und Formeneines achtungsvollen Umgangs miteinander,Möglichkeiten gewaltfreier Konfliktlösungund der sorgsame Umgang mit Sachen nichtnur postuliert, sondern gemeinsam vertretenund praktisch geltend gemacht werden; Schu-len, die Mitwirkung und demokratisches Enga-gement, Eigeninitiative und Gemeinsinn imSchul- und Unterrichtsalltag und über die Schu-le hinaus tatsächlich fordern und umsetzen

Schulklima, Schulleben und außerschulischePartnerSchulen, die durch ein gutes Klima und regesSchulleben dafür sorgen, dass Schüler, Lehrerund Eltern gern in die Schule gehen; Schulen,die pädagogisch fruchtbare Beziehungen zuaußerschulischen Personen und Institutionensowie zur Öffentlichkeit pflegen

Schule als lernende InstitutionSchulen, die neue und ergebnisorientierteFormen der Zusammenarbeit des Kollegiums,der Führung und des Managements etablierthaben und die Motivation und Professionali-tät ihrer Lehrer planvoll fördern; Schulen, diedie Bewältigung der Stofffülle, die Verbesse-rung des Lehrplans, die Organisation undEvaluation des Schulgeschehens als eigene Auf-gaben der Schule ansehen und daran selbst-ständig und nachhaltig arbeiten

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Gute Schule – was ist das? Die sechs Qualitätsbereiche des DeutschenSchulpreises

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Kontakt Robert Bosch StiftungProgrammbereich Bildung und GesellschaftHeidehofstraße 3170184 Stuttgart

Dr. Roman RöschProjektleiter Deutscher SchulpreisTelefon 0711/46084-138Telefax 0711/[email protected]

Christina DistlerProjektassistentin Deutscher SchulpreisTelefon 0711/46084-137Telefax 0711/[email protected]

ImpressumHerausgegeben von der Robert Bosch Stiftung GmbH

VerantwortlichGünter GerstbergerBereichsleiter Bildung und Gesellschaft

SchulporträtsCatrin Boldebuck, Ingrid Eißele, Philipp Kohlhöfer

RedaktionDr. Roman Rösch, Josef Krieg, Christina Distler

BildredaktionDr. Roman Rösch, Christina Distler

GestaltungBÜRO WEISS, Berlin

DruckKönigsdruck, Berlin

BildmaterialTheodor Barth

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