Der Einfluß von Na+ auf K+- und Ca++-Transporte der isolierten perfundierten Amphibienniere

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Pflügers Archiv 281, 356--364 (1964)

Aus dem Biologischen Ins t i tu t Madaus, Köln

Der Einfluß von 5Ta + auf K +- und Ca+ +-Transporte der isolierten perfundierten Amphibienniere*

Von GÜNTHER VOGEL und URSULA TERVOOREN

(Eingegangen am 17. September 1964)

To critically s tudy the question as to whether Na + is e s s e ß i ß for tubular K + secretion, in the sense of flow direction or active t ransport , experiments were carried out on isolated and perfnsed kidneys of Rana ridibunda.

I n the aortal perfusion fluid reaching the glomeruli and supplying the glomerular filtrate, Na + was increasingly replaced by isoosmotic concentrations of manni tol and raffinose; except in the "control" series, K + was not present in the perfusate. In the reniportal perfusion fluid, Na + was iavariably replaced by isoosmotic manni tol or raffinose concentrations; the K + concentration was kept constant with 2.75 mM/1.

Regardiess of whether ~Na + is replaced by manni tol or raffinose, i t holds t rue t ha t with the reniportal supply of K + without Na + in the aortal perfusion fluid, K + is cxcreted only ia a trifling degree. As eontrol experiments showed, with K+-free solutions, this I~+ arises from the renal tissucs which lose i t under the experimental conditions deseribed. By inereasing ~he luminal ~ a + concentrat ion from 2.75 to 76.0 mM/l, the excretion of K + is a t first rapid and then slows down. Accordingly, Na + proved essential in the seeretory sense for transcellular K + transport . A Na+/K + iaterchange ia a 1 : 1 molar ratio does not oceur.

Zur Analyse der Frage, ob für eine tubuläre K+-Sel~etioa -- im Sinne der Fluß- r ichtung oder eines akt iven Transportes -- Na + essenticll ist, werden Versuche an isolierten künstl ich perfuadierten Nieren von Rann r idibunda durchgeführt.

Dabei wird in der aortalen Perfusionsflüssigkeit, die in die Glomerula gelangt und das Glomerulumfiltrat liefert, Na + steigend durch isosmotische Konzentra t ion von Mannit und Raffinose ersetzt, K + befindet sich -- außer in der Kontrollreihe - - nicht im Perfusat. I n des renoportalen Perfusionsflüssigkeit wird Na + stets durch isosmo- tische Mannit- oder Raffinosekonzentrationen ersetzt, die K+-Konzentrat ion be- t räg t gleichmäßig 2,75 mMol/1.

Gleichgültig, ob Na+ durch Mannit oder Raffinose ersetzt wurde, gilt: Bei reno- portaler K+-Zufuhr ohne Na + ia der aortalen Perfusionsflüssigkeit wird K + gering- gradig ausgeschieden. Dieses K + ents tammt, wie Kontrollversuche mi t K+-freien Lösungen zeigen, dem Nierengewebe, das unter den vorliegenden Versuehsbedin- gungen K + verliert. Mit Steigerung der luminalen Na+-Konzentrat ion von 2,75 bi~ 76,0 mMol/1 steigt die Menge ansgeschiedenen K + erst schnell, darm langsamer. Dem- nach erweist sich Na + für den transcellulären K+-Transport im Sinne der Sekretion als essentiell, ein Na+/K+-Austausch in einem molaren 1 : 1-Verhältnis findet n icht s tat t .

* Herrn Prof. Dr. med. MAx SCHNEIDER, Direktor des Ins t i tu ts für normale und pathologische Physiologie der Univers i tä t Köln, zum 60. Geburts tag in Dank- barkeit und Verehrung zugeeignet.

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Einfluß von Na + auf K +- und Ca++-Transporte der Amphibiermiere 357

Einleitung und Problemstellung Wenn Tubuli von t~atten mit isotonen Mannit-Raffinose- oder Poly-

äthylcnglykol-Lösungen durchstrSmt werden, laufen Na +, K +, C1- und andere Ionen in das Tubu]uslumen s. Bei stehender Flüssigkeitssäule wird der Ioneneinstrom zunehmend geringer und schließlich Null, wenn die Gleichgewichtskonzentration erreicht ist. In der umgekehrten Versuchs- unordnung - - g e r i n g e ManI~it-, hohe Konzentration der zu unter- suchenden Ionen im Tubuluslumen - - wird die intraluminale Ionenkon- zentration so lange kleiner, bis wiederum die Gleichgewichtskonzentra- tion erreicht ist. Der transtubuläre Ionenaus- bzw. -einstrom, aufgetragen gegen T/P für das betreffende Ion, ist die Transportcharakteristik dieser Ionenart. Werden in einem biologischen System, z.B. der von Aorta und V. renoportalis doppelt perfundierten Froschniere, die Flußgeschwindig- keifen konstant gehalten, dann lassen sieh Untersuchungen darüber an- stellen, wie das Vorhandensein der einen Ionenart die Transportraten einer oder mehrerer anderer beeinflußt. In der vorliegenden Arbeit wurde geprüft, welche Bedeutung Nu+ für transtubuläre K +- und Ca++-Flüsse besitzt, insbesondere für einen K+-Transport im Riehtungssinne einer ù Sekretion".

Die isolierte perfundierte Frosehniere bietet günstige anatomische Vor- aussetzungen zur experimentellen Prüfung des angeschnittenen Problems. Man kann hier K + ausschließlich oder fast ausschließlich den Tubulus- zellen von der Blutseite her anbieten, Nu+ dagegen von der luminalen Zellpartie. Die Darbietungsriehtung entspricht somit jeweils der Trans- portriehtung. Dazu wurden die folgenden Versuehsreihen durchgeführt:

1. Ersatz des Nu+ in aortaler und renoportaler Perfusionsflüssigkeit durch isosmotische Konzentrationen Mannit, 2,75 mMol/1 KC1 in beiden Perfusionsflüssigkeiten.

2. Entspricht 1., jedoch 2,75 mMol/1 KC1 nur in renoportaler Per- fusionsflüssigkeit.

3. In aortaler Perfusionsflfissigkeit 2,75 mMol/1NaC1, der Rest Mannit, in renoportaler Perfnsionsflüssigkeit nur Mannit plus 2,75 mMol/1 KC1.

4. Entspricht 3., jedoch 40 mMol/1 NaC1 in der aortalen Perfusions- flüssigkeit.

5. Entspricht 3., jedoch 76,0 mMol/1 NaCI und kein Mannit in aortaler Perfusionsflüssigkeit.

6. Entspricht 1., s tat t Mannit jedoch isomolare Konzentrationen von Raffinose.

7. Entspricht 6., jedoch 2,75 mlV[ol/1 KC1 nur in renoportaler Per- fusionsflüssigkeit.

8. In aortaler Perfusionsflüssigkeit 2,75 mMol/l NaC1, der Rest Raf- finose, in renoportaler Perfusionsflüssigkeit nur Raffinose plus 2,75 mMol/l KC1.

Pflügers Arch. ges. Physiol., Bd. 281 25

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9. Entspr icht 8 , jedoch 40 mMol/1 NaC1 in der aortalen Perfusions- flüssigkeit.

Diesen Versuchsanordnungen liegen folgende Überlegungen zugrunde : die doppelte Gefäßversorgung der Amphibienniere gestattet , K+ von der kontraluminalen Seite an die Tubulusepithelien heranzubringen. Wenn der aortalen und der renoportalen Perfusionsflüssigkeit verschiedene zur t~estimmung der GFI~ geeignete Substanzen zugesetzt werden, läßt sich der Anteil K +, der renoportal zugeführt, aber dennoch filtriert wird, bestimmen. Ausgeschiedenes K+, das diesen Betrag übersteigt, muß dem- nach t rans tubulär in den H a r n gelangt sein~% ~9. Dem kontraluminal an- gebotenen K+, dessen Konzent ra t ion der des Plasmas entspricht, s teht luminal angebotenes Na+ in verschiedenen - - steigenden - - Konzentra- t ionen gegenüber. Es ist zu erwarten, daß bei Anwesenheit von Na+ mehr renoportal angebotenes K + per secretionem ausgeschieden wird als bei Abwesenheit von Na +. Zur Isotonisierung werden die in den Perfusions- flüssigkeiten fehlenden KC1- und NaC1-Mengen durch äquivalente Mengen Mannit und l%affinose ersetzt. Die Verwendung von Mannit und Raffinose war notwendig, da in den Mannitversuchen eine Flüssigkeits- resorption - - v e r m u t l i c h durch Mannitresorption - - beobachtet wurde. U m auch an Nieren ohne jeden Flüssigkeitstransport zu arbeiten, wurden die Versuche unternommen, in denen Isotonizi tgt durch Raffinose eingestellt war.

Meth~dik Alle Versuche wurden von Juni bis Dezember 1963 an isolierten künstlich per-

fundierten Nieren von Rana ridibunda vorgenommen, die Technik der DurchstrÖ- mung entsprach früheren Mitteilungen 2s. Die Perfusionsflüssigkeit hatte die folgende Grundzusammensetzung:

NaC1 76,0 ] KC1 2,75 i CaCI~ 2,0 / mMol/1 lUgS04 1,0 | Trispuffer* 25,0 J pH 7,4

In den Versuchsreihen 1--5 wurden das fehlende NaC1 und/oder KC1 in den Per- fusionsflüssigkeiten durch isotone Konzentrationen Mamlit ersetzt, in den Versuchs- reihen 6--9 durch Raffinose. Die aortale Perfusionsflüssigkeit enthielt zur Bestim- mung der ,aortalen" glomerulären Filtrationsrate (GFR) 20 mg]100 ml Inulin, zur Bestimmung der ,renoportalen" GFI~ und der ,renoportal" filtrierten Substanz- mengen war der renoportalen Durehströmungsflüssigkeit Kreatinin 40 mg/100 ml zugesetzt. Die gesamte Filtratproduktion wurde als Summe von ,aortaler" plus ù renoportaler" GFI~ berechnet. Sezerniertes K + = ausgesehiedenes minus ,reno- portal" filtriertes 29. In den Versuchen mit raffinosehaltiger Perfusionsflüssigkeit konnte Inulin Ms Clearaneesubstanz nicht verwandt werden. Hier enthielten beide Perfusionsflüssigkeiten 40 mg/100 ml Kreatinin, entsprechend konnten die ,reno-

* Tris- (hydroxymethyl)-amino-methan.

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Einfluß von Na ÷ auf K +- und Ca*+-Transporte der Amphibienniere 359

portale" GFIB und die ,renoportal" filtrierten Substanzmengen nicht berechnet werden. Daher sind vergleichbare Kriterien vor1 Versuchsreihe 1--5 einerseits und 6--9 andererseits die ausgeschiedenen K+-Mengen. Da indes -- siehe Ergebnisse -- in den Mannit- und den Raffinoseversuchen die Werte der (Gesamt-)GFt~ n~hezu identisch sind, darf unterstellt werden, daß auch die ,re,lopertMe" GFR und damit die ,renopõrtal '~ filtrierten Substanzmengen identisch sind.

Gemessen bzw. errechI~et ~~drden die folgenden Größen: I~Iarnfluß, GFR (Reihe 1--5Summen aus ,aortMer" Inulil» plus ,renoportaler" Kreatininelearance; Reihe 6--9 sls Kreatininelearance), resorbierte Flüssigkeit absolut und in Prozen~ der GFR, filtriertes, resorbiertes und/oder sezerniertes Na +, K + und Ca++, wenn möglich unter Berücksichtigung der ,renoport~len" Filtr~tion. Wo eine Differen- zierung in ,aortal" und ,renoportM" filtrierte Mengen nicht möglich war, wurden für jene Ionen, deren Konzentratione~ ia aortaler und renoportMer Perfusionsflüssig- keit unterschiedlich waren (Na + und K+; Versuehsreihen 6--9), nur die Ausschei- dungswerte angegeben.

Ergebnisse 1. ~rsatz von ~TaCl durch Manni t (siehe Tab. 1)

Unter den Bedingungen des vollständigen Na+-Ersatzes in beiden Perfusionslösungen und eines K+-Cehalts von 2,75 mMol/1 (physiologi- sche Konzentration), ebenfalls in beiden Perfusionsflüssigkeiten, werden etwa 20°/0 weniger K+ ausgeschieden als filtriert wird (Versuchsreihe 1). Per saldo überwiegen I~eabsorptionsvorgänge. Wb~d K+ den Tubulus- zellen nur von der Bintseite angeboten (Versuehsreihe 2) und steht eben- falls kein Na+ zur Verfügung, dann sinkt gegenüber (1) die ausgeschiedene K+-Menge; von 20 Nieren zeigen jedoch 15 Sekretion sie scheiden 147o/o mehr aus als ,renoportal" filtriert sein kann --, bei 5 Nieren ist eine K+-Reabsorption von 19°/o zu beobachten. Steht auf der luminalen Zellseite (Versuchsreihe3) eine äqnivalente Menge NaCI zur Ver- fügung, dann wird gegenüber (2) die K+-Ausseheidung nieh~ gesteigert, wiederum macht die K+-Sekretion 145°/0 des K + aus, das renoportal filtriert sein kann. Steigert man die,,aortale" NaC1-Konzentration (4) auf 60 mMol/1, dann wird die Menge ausgesehiedenen K+ erheblich vermehrt, die K+-Sekretion beträgt das 20fache einer möglichen renopor~alen Fil- tration. Letztere ist allerdings wegen der niedrigen ,renoportalen" Kreatininelearanee außerordentlich klein (60/o der Gesamt-GFI~). Steige- rung der NaC1-Konzentration auf der luminalen Tubulusseite auf 76,5 m~ol/l läßt die K+-Ausseheidung weiter - - allerdings langsamer - - wachsen (5). Es zeigt sieh demnach, daß bei K+-Angebot nur von der Blutseite die Niere auch ohne Na+ K + zu ,sezernieren" vermag, aller- dings nur in geringen Mengen. Ist Na + - - von der Tubulusseite her an- geboten--verfügbar, dann steigt die K+-Ausseheidung durch Steigerung der tubulären K+-Sekretion in Abhängigkeit von der Na+-Konzentratior~ erst schnell, dann langsamer.

Bemerkenswert ist fernerhin die ffir die isolierte Frosehniere nicht unbeträehtliche F]üssigkeitsreabsorption von 19--34°/0 der GFI~, die

25*

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Einfluß von Na + auf K +- und Ca++-Tr~asporte

auch ohne Anwesenhe i t von Na+(2,3) beobach t - ba r ist. Der Befund ist nur durch die A n n a h m e einer Mamf i t r eabsorp t ion deut- bar . Die Ca++-Resorp- t ion l iegt zwischen 43 bis 63o/0 des gef i l ter ten Ca ++ in den Re ihen 1 - - 5 ; ein +

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Einfluß des Na+ auf die ~~.~~-' ~ Ca++-l~eabsorption ist ~ ~ .~ ~ nicht erkennbar. +

2. Ersatz von N a C l durch +

Ra/ / ino~e (siehe Tab .2) - -~ 7 ~ ~ ~ .~

Hins ich t l ich der K +- ~ "" Aussche idung entspre- ; ~ 7 chen die W e r t e der I~eihcn ~ ~ . ~ } 6 - - 9 denen von 1- -5 . ~" ~" W i r d K+ aor ta l und reno- ~ + po r t a l angeboten(6) , dann Z ~ "g .~ is t die ausgeschiedene ê ~ " Menge um 3t °/o größer als ~ "s ~N~7 die ( , a o r t a l " und , r eno- ~ ÷ .~ _~ po r t a l " ) f i l tr ierte. I n (7), ~ ~ " " die (2) en t sp r ich t - - K + - - n u r r e n o p o r t a l z u g e f ü h r t , ~ ~~.~ :: kein Na+ vorhanden - - , ~~ be t r äg t die K+-Ausschei- F~~ ~ dung 0,127 #Mol /min- kg, bei Angebo t von 2,75 "~ ~ ~ ~ mMol/1 NaC1 von der .~ 7 luminalen Zellseite ~ ~ ~~ Reihe 8 - - s te ig t die K+. ~ "

~7 Aussehe idung - - analog ~ .~ Reihe 3 - - nicht , jedoch .~~ ~. ~ ~ ' wird bei Angebo t von 40 mMol/1 NaC1 - - Reihe 9 - - be t räch t l i ch mehr K + ausgeschieden. Dieses Ergebnis en t sp r ich t Beihe 4. Die abso lu t aus-

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der Amphibienniere

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geschiedenen K+-Mengen in den analogen Reihen (Ersatz des NaC1 durch Mannit resp. Raffinose) entsprechen sich in etwa.

Bemerkenswert ist, daß in allen Raffinoseversuchen keine Flüssig- keitsreabsorption erfolgt, auch dann nicht, wenn 40 mMol/1 Raffinose in der aortalen Flüssigkeit (I~eihe 9) durch NaC1 ersetzt wurden. Gegenüber den Reihen 1 - -5 ist die Resorptionsquote von Ca ++ (Prozent reabsorbiert vom filtrierten) deutlich niedriger, was dafür spricht, daß ein Teil der Ca++-Reabsorption der Flüssigkeitsreabsorption parallel geht.

Diskussion

Aus vergleichenden Clearalq_ce- und anderen Untersuchungen an Mammalia, Aves und Amphibia ist bekannt, daß K+ durch renale Sekte- tion - - sowohl im Sinne der Transportrichtung als auch ,bergauf" gegen eine elektrochemischc Potentialdifferenz im Sinne eines aktiven Trans- portes - - ausgeschieden werden kann 1-3,13,16,1s,2»,2G,29. Es wird angenom- men, dag die K+-Sekretion im Austausch gegen Na+ und/oderH+-Ionen erfolgt4,1% 21, und zwar im distalen Tubulus und/oder den Sammelroh- ren 10,12,20,~2-24,30. Bei Necturus und in distalen Tubuh von Rat ten ist eine K+-Sekretion nachgewiesen, ob sie unter allen Umständen obligatorisch ist, muß offenbleiben, insbesondere ist nicht geklärt, ob K + bei minimaler Ausscheidung durch Sekretion in die Tubulusflüssigkeit gelangt 6,14,15.

Die vorliegenden Versuche sprechen dafür, daß tubuläre K+-Trans- porte kleiner Mengen - - im Sinne einer Sekretion - - ohne Na+ möglich sind. 3Bei dieser Deutung wird unterstellt, daß das im Harn ausgeschie- dene K + transtubulär in die Tubulushmina gelangt ist und der renopor- talen Perfusionsflüssigkeit entstammt. Indes besteht noch eine andere Möglichkeit, die Herkunft dieses K + zu erklären: es kann angenommen werden, daß das Nierengewebe unter den Bedingungen der künstlichen Perfusion K+ verliert. Um diese Frage zu klären, wurden Nieren aortal und renoportal mit Lösungen perfundiert, in denen NaC1 und KC1 durch isosmotisehe Konzentrationen von Mannit ersetzt waren. Keine der Per- fusionslösungen enthielt K +. Unter diesen Bedingungen scheiden die Nieren ebenfalls K + aus, und zwar entsprechen K+-Harnkonzentrat ion und ausgesehiedene Mengen quanti tat iv den Ergebnissen von Reihe 2, 3, 6 und 8. Daraus ist zu folgern, daß unter den Bedingungen: kein oder 2,75 mMol/1 Na + in der aortalen Perfusionsflüssigkeit; 2,75 mMol/1 K+ nur in der renoportalen Perfusionsflüssigkeit das ausgesehiedenc K + nicht einem transtubulären Fluß entspringt, sondern daß dieses K + dem K+-Verlust unter den gewählten Perfusionsbedingungen ents tammt, nicht aber einem transtubulären Transport. Dagegen wird die K+-Aus- seheidung um etwa den Faktor 3- -4 gesteigert, wenn die Na+-Konzen- t rat ion von 2,75 auf 40 mMol/1 erhöht wird. Weitere Erhöhung der Na +- Konzentration führt zu keiner wesentlichen weiteren Steigerung der

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Einfluß von Na + a.uf K +- und Ca++-Transporte der Amphibienniere 363

K+-Sekretion. Dieses K + ist also t r ans tnbu lg r t ranspor t ie r t worden. I n den Versuchsreihen 4, 5 u n d 9 ist die K+-Harnkonzen t r a t ion identisch oder

höher als in den Perfusionsflüssigkeiten. W e n n also 40 mMol/1 Na + und mehr von der lnmina len Zellpart ie her angeboten werden, k a n n K + auch , b e r g a u f " t ranspor t ie r t werden. Na+ ist demnach für den t r ans tubu lg ren K+-Flug in das T u b u l u s l n m e n essentiell. Allerdings spricht nichts dafür, daß der Na+/K+-Austauseh in einem molaren l : l - V e r h g l t n i s vor sich geht. Zu dem gleichen Befund kommen auch BeRG et al. 7 nach Ver-

suchen an separierten Tubul i .

F ü r den K+-Transpor t durch proximale Tnbuluszel len u n d einen Na+/K+-Austausch im distalen Tubu lus sind hypothet ische Niodelle ent- wickelt wordeng, 1«, denen ein in der kon t ra lumina len Zellpartie gelegener Na+/K+-Pumlomeehanismus gemeinsam ist. i n den proximalen Tubulus- zellen wird ein lnmina l akt iver K+-Pumpmechan i smus angenommen <15. Die in der vorl iegenden Unte r suchung erfaßten ?¢[eßgrÖßen ges ta t ten ke inen b indenden Schluß auf die Na tu r des K+-Transpor tes u n d auf seine cellulgre Lokalisation, sie zeigen indes, daß für einen t ranseel lulären K+. Transpor t im Sinne einer Sekret ion die Anwesenhei t von Na + essentiell

ist.

Herrn Kollegen K. J. ULLg~CH, Berlin, danke iek für Diskussion, Kritik und Altregungen.

L i t e r a t u r

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