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YU ISSN 0350—7653 UDC 930.84 (4— 12) ACADEMIE SERBE DES SCIENCES ET DES ARTS INSTITUT DES ETUDES BALKANIQUES BALCANICA ANNUAIRE DE L’INSTITUT DES ETUDES BALKANIQUES XXVI Rédacteur NIKOLA TASIĆ Directeur de l’Institut des Etudes balkaniques Secrétaire ALEKSANDAR PALAVESTRA Membres de la Rédaction MtLUTIN GARAŠANIN, MILKA IVIĆ, ČEDOMIR POPOV, ANTHONY-EMIL TACHIAOS (Thessalonique), DIMITRIJE ĐORĐEVIĆ (Santa Barbara), DRAGOSLAV ANTONIJEVIĆ, VESELIN ĐURETIĆ, MIODRAG STOJANOVIĆ BELGRADE 1995 YU ISSN 0350—7653 UDC 930.84 (4— 12) ACADEMIE SERBE DES SCIENCES ET DES ARTS INSTITUT DES ETUDES BALKANIQUES http://www.balcanica.rs

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XXVI

R éd ac teu r NIKOLA TASIĆ

Directeur de l’Institut des Etudes balkaniques

S ecré ta ireALEKSANDAR PALAVESTRA

M em bres de la R éd ac tio nMtLUTIN GARAŠANIN, MILKA IVIĆ, ČEDOMIR POPOV,

ANTHONY-EMIL TACHIAOS (Thessalonique),DIMITRIJE ĐORĐEVIĆ (Santa Barbara), DRAGOSLAV ANTONIJEVIĆ, VESELIN

ĐURETIĆ, MIODRAG STOJANOVIĆ

BE L GRADE1995

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R éd ac teu r NIKOLA TASIĆ

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ANTHONY-EMIL TACHIAOS (Thessalonique),DIMITRIJE ĐORĐEVIĆ (Santa Barbara), DRAGOSLAV ANTONIJEVIĆ, VESELIN

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Ш С 902.6:572.087(497) Originalstudie

Živko MIKIĆ Philosophische Fakultat Belgrad

ÜBERSICHT DER ETHNOANTHROPOLOGISCHEN PROZEBE AUF DEM TERRITORIL1M

DES ZENTRALBALKANS VON DEN ÀLTESTEN SPUREN BIS ZUM MITTELALTER

4£srrac(.Dieser Text stellt die Zusammenfafiung einer lângeren Studie dar, die in absehbarer Zeit prasentiert vverden vvird. Das Ziel ist, allem voran eine tibersicht der sogenannten ethnoanthropologischen ProzeBe auf dem Territorium des ZentraJbalkans seit den àltesten ErkenntniBen bzw. seit den neo-aneolithischen anthropologischen Überresten des Menschen bis zum Mittelalter wiederzugeben.

Die anthropologische Sérié im Eisemen Tor zahlt etwa 400 indi­viduelle Skelette von etwa zehn Fundstàtten, die sich an beiden Ufem der Donau befinden. Wegen der Zahl der ausgegrabenen Skelette sind fur die Anthropologie in erster Linie VIasac, Lepenski Vir, Padina und Kula von grôBter Bedeutung, die gleichzeitig chronologisch auch am àltesten sind.1 Es muB hervorgehoben werden, daB auBer Kôrperbestat- tungen - immer innerhalb der Siedlung - auch Leichenbrandbestattun- gen üblich waren, so daB dtese auf Vlasac seit den àltesten Zeiten bestehen, und etwa zehn Individuen zàhlen, die eingeâschert wurden.

Wenn es um die Sérié des Eisemen Tors geht, bezieht sich die ur- sprüngliche SchluBfolgerung auf den ProzeB der Neolithisierung îm anthropologischen Sinne.1 Es zeigt sich, daB groBe Migrationen, die eine "Neolithische Révolution" bedingten, jeder anthropologischen Grundlage entbehren. Im Gegenteil, handelt es sich um mikroevolutive Verânderungen, die in Bezug auf die altéré Zeitperiode von einer verànderten Art und Weise sowie Organisation des Lebens überhaupt

1 D. Srejovié, Protoneolit - Kultura Lepenskog vira, Praistorija jugoslovenskih zemalja, II, Svjetlost, Sarajevo 1979, 33-76.

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Živko Mikić. 10

bedingt sind.2 Unter anderem hôrt die Praxis des Konsums der alteren, vorwiegend ge b rate n e n/g erost e t en Emàherung, reich an Proteinen aus dem Fleisch von Vierbeinern. auf and es beginnt eine vorwiegend ge- kochte Ernâherung, welche durch die Erfmdung von Topferwaren er- inoglicht vvurde, und reicher an Vitamî.nen sowie Mineralen aus Getreide, Milch und MjlcherzeugniBen ist * Sicherlich spielte das Kul- tivieren von Cerealien und die Domestikation bestimmler Arten von Saugetieren im gesamten Gefüge der Veranđerungen Anfang des Neo- hthikums eine groBe Rolle, welche aber auch im bioanthropologischen Sinne, wenn es um den Kôrperbait der damaligen Menschen geht, vôl- lig deutlich registriert werden.

Der Mensch als ein bkosensibles Wesen reagicrt auf allé diese EreigniBe auch durch Veranderungen im anthropologischen Bau, was an den damaligen Skeletten mitverfolgt werden kann, so dal3 der Grazi- lisationsprozeB nnmer mehr m Scliwung kam 1 Es kam zu einer an­thropologischen Transformation der damaligen Menschen, und zwar in dem Sinne, daB sich ein neolithischer anthropologischer Kern mit- bildete, bei dem der sogenannte Mittelmeertyp des Menschen (und seine zahlreichen Varietâten) auf dem breiten Raum der Baikanhalbin- sel dominierte. - ZusammenfaBend gesagt, konnte eine derart gro(3e Zalil von Menschen des Mittelmeertyps am Anfang des Neolithikums von nirgendsher durch grol3e Migrationen auf das Territorium des Bal­kans kommen, sondem ist das Résultat einer miKroevolutiven Entwicklung, bedingt durch soziookologische Verànderungen, welche die sogenannte "Neolithische Révolution" kennzeichnete.4 - Es sollte hervorgehoben werden, daB geringere Migrationen aïs ein Resulat der àuBeren biologischen Dvnamik der neolithischen Bevôlkerungsgrup- pen auch vom anthropologischen Standpunkt lier nicht ausgeschlofien und auch als Beweis bei den Ânderungen der materiellen Kultur nicht benutzt werden kônnen, wie das manchmal auch der Fall war, dabei handelte es sich auBchlieBlich um bioanthropologische Kategorien wie 7. B gerade groBe Migrationen von Menschen, ausgefaBt durch einsei- tige Mechamsmen und daller falsch interpretiert.

2 J. Nemeskéri - L. Szatmâri, Vlasac - Mezolilsko nasefje и Djerdapu, Posebno i/dan|e S AN U DXIl.P-Il, antropologi)a. Beograd 1978. 69-188.

3 I. Schwidetzky - Ž. Mikić, Lepemki l'ir und das ( irazilisationsproblem in der Anthropoloÿie Godišniak XXVI/24 Centra za balkanoloSka ispitivanja AINl1 Bill, Sarajevo 10S8, 1 13-120

4 Ž. îviikié, Podumtvlje, (Jkrajina, Kriin - "Plodni polumesec" F.vrope, Etnoantropolo- ški prablcmi 5. Belgrad 1989, 79-85.

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__________________ Übei dcht der Fthnoanthropologischen Prozesse_______________

Im Laufe des Neolithikums dauerte der GrazilisationsprozeB wei- terhin verstàrkt an, und es treten auch die altesten brachykranen Schâdel auf. Die an den Fundorten wie Lepenski Vir (antliropologische Funde aus den Schichten Ш/а und Ш/b), Ajmana, Velesmca. Divostin, Kamenjar bei Niš, Rudnik Kosovski, Paâina (В. III), Zlatara bei Ruma, Vinča, Obrež, Usée Kamemčkog Poiuka, Vizié/Golokut, Gomolava, Mostonga und Bogojevo in Nordbačka gefundenen Skeletle gehdren zu den Varietâten des anthropologischen Mittelmeertyps.5

Im Laufe des Aneolithikums ereigneten sicb die ersten groBen Migrationen, die anthropologisch dokumentierl sind. - Es wurde die Prâsenz nouer anthropomorphologischer Typen registriert, die auf die- sem Temtorium zum ersten Mal auftreten. Das sind protonordische und nordische, atlantische, Atlantik-Mittelmeer- sowie Typen ôstlicher Herkunft mit spezifischen dolichokranen Schàdeln. Die bedeutenden Fundorte mit Skelettmaterial sind Nosa, Vajska, Gomolava und Voj- lovica6

In den Metallzeiten - gemâB der klaBischen archâologischen Aufteilung der Urgeschichte - dauern zuvor begonnene bioanthropolo- gische ProzeBe auch weiterhin an. Konkret, wàhrend der letzten zwei Millenmen der Urzeit war der ProzeB der Brachykranisation mehr mit seinen Effekten anwesend als das mit dem GrazilisationsprozeB der Fall ist. Verschiebungen von Bevôlkerungsgruppen dauerten weiterhin an, wovon fur die altéré Zeitpenode die anthropologische Hetero- gemtàt der Nekropole in Mokrin am besten zeugt.7 In der Eisenzeit weisen die anthropologischen Funde aus Gomolava, Bêla Crkva, ï8e- lotić (nicht Belotié-Bela Crkva-Gruppe), Kriva Reka, Glogovik und Romaja eine Fortsetzung der bereits genannten ProzeBe auf, und im Vergleich mit den Angaben der Histonographie ist zu sehen, daB die damaligen Bevôlkerungsgruppen des Zentralbalkans noch kein ausge- bautes BewuBtsein über eine gemeinsame ethnische Attnbutierung hat- ten.8

5 Ž. Mikić, Prilog antropološkom upoznavanju neolita и Srbiji, Glasnik Arheološkog društva Srbije, 5, Beograd 1989, 18-26.

6 Z. Mikié, Stanje i problemi Jiziâke aniropologije и Jugoslcn’iji - Praistorijski période Posebno îzdanje LIII/9 Centra za balkanološka ispitivanja ANU BlH, Sarajevo 1981, 91-106.

7 Gy. Farkas - P. Liptak, Anlropoloska istraiivanja nekropole и Mokrinu, DissertdÜones et Monographie, XI, Beograd 1971,239-271.

8 F. Papazoglu, Srednjobalkanska plemena и predrimsko doba, Djela XXX/1 Centra za balkanološka ispitivanja ANU Bill, Sarajevo 1969, 15-406

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112 Živko Mikić

Die letzten Jahrhunderte der Vorzeit, bzw. der griechischen Akulturation einerseits sowie die Expansion der Kelten andererseits, sind anthropologisch nicht gleichermafien bekannt. Wàhrend wir über die Hellenisierung vpm anthropologischen Aspekt aus nahezu nichts wiBen, ist die Situation mit der Pràsenz der Kelten anthropologisch klar dokumentiert. Der anthropologische Inhalt der Nekropole auf Pećine bei Kostolac (Raum des antiken Vimmacium) zeigt deutlich, dafi in ihr sowohl die altansàBige als auch die neu hinzugekommene Bevolkerung bestattet wurde, welche zum Teil in jedem Falle an die Kelten gebunden werden muB.9

Die Zeit der rômischen Domination dauerte in diesen Gebieten etwa fünf Jahrhunderte. Es muB jedoch sogleich betont werden, daB eine groBe Unstimmigkeit zwischen den anthropologischen ErkenntniBen besteht, welche minimal sind, undjenen vom Aspekt der Erforschung der Geschichte der rômischen Archâologie, Architektur u.â., einen unvergleichlich grôBeren Umfang aufweisen. Der Versuch einer Deutung dieser Diskrepanz würde uns aus dem Rahmen dieses Beitrags führen, und daher werden wir nur die Fundorte aufzâhlen, von denen das anthropologische Material verôffentlicht wurde: Sočanica bei Kosovska Mitrovica, Ulpiana ebenfalls in Kosowo, Karalaš am Eisemen Tor und Vimmacium an der Mündung der Mlava in die Donau. Die ersten drei Fundorte lieferten je mehrere Du'zend Skelette, und Vimmacium selbst etwa elf Tausend - über sieben Tausend Grâber mit Kôrperbestattung und über drei Tausend Leichenbrandgràber - womit es die grôBte erforschte rômische Nekropole vom Territonum des groBen Rômischen Kaiserreiches darstellt.10 Da es sich jedoch im Falle Viminaciums nicht um eine "normale anthropologische Bevôlk- erung" handelt, sondem um eine mehr urbane und militarische Gruppe, kônnen wemge generellen bioanthropologischen Angaben abgeleitet werden. - ZusammenfaBend gesagt, wiBen wir auf der jetztigen Stufe der Erforschung nicht, wie die sog. "romanische Retorte" im anthro­pologischen Sinne ausgesehen hat, auBer in den grundlegendsten Rahmen.

Die groBe Vôlkerwanderung auf dem Balkan brachte Slawen und Germanen sowie bestimmte Gruppen asiatischer FLerkunft hierher. An-

9 Ž. Mikić, Antropološka problemalika lalenske nekropole "Pećine" kod Koslolca, Kulture gvozdeno doba u jugoslovenskom Podunavlju, Beograd 1994, 155-161

10 Z. Mikié, О anlropološkim tipovima prisutnim и anličkim nekropolama Viminaciuma, Starmar XXXI, Belgrad 1980, 117-122.

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I 'bersicbt der llthnoanthropologischcn I 'rozessc 113

thropologische [.Ъеп-este der Slawen sind GroBteils aus der Zeit zwi- schen dem 9. und 11. Jahrhunđert bekannt, so daJ3 wir darauf zurtickkom- men werden. Die anthropologischen Uberreste der Germanen werden jedoch an das Ende des 5. Jahrhundert u.Z. gebunden. Eine repràsenta- tivste gepidische Nekropole ist vom 'I erritorium des antiken Viminacmm bekannt, die archàologisch und anthropologisch vollig erforscht und bearbeitet ist.11 Von insgesamt IO.J mdividuellen Skeletten vviesen an- nàhernd ein Dnttel dieser SchadeI künstliclie Deformationen bei beiden Geschlechtem und im Kindesaiter auf. Die anthropologische Analyse zeigte, daB es dieser Bevôlkerungsgruppe der Gepiden, übrigens Fôderaten in der byzantinischen Arme, an Frauen mangelte, woraus als normale Folge auch der Mangel an Kindern hervorging, daB sie îm Bezug auf die umliegende Bevolkerung lsoliert lebte, und daB îhre Bewohner im Durchschmtt eine kürzere Lebensdauer hatten als die reproduktive Période îhrer i rauen. Gemafi bioanthropologischen Kritenen war diese Grappe aufgrund ail deBen innerhalb weniger als etwa einhundert jaiiren zu einem biologischen AuBterben "verurteilt", was sicherlich als ein neu entdecktes Modell eme anthropologische Er- ganzung zur allgemeinen geschichtlichen Interprétation der Zeitpen- oden und ProzeBe groBer Vôlkerwanderungen ist.

Anthropologische Überreste von Germanen wrarden auf diesem Terntonum auch Bei Subotica, Acla, Pančevo, sowie auf Gradina, auf dem Jelica-Berg bei Cačak gefunden.12

Wenn es um den SlawisierungsprozeB geht, dann ist der Anteil der Anthropologie m defien Identifikation und Erterpretatron sicherlich von groBer Bedeutung. Das ermôglichen auch zahlreiche Funde von vielen Fundstellen, so dafi aile bisherigen SchluBfolgerungen nur eini- germaBen zu ergânzen sind. - Wir werden eimge bisherigen wichtigeren anthropologischen SchluBfolgerungen über die Slawen zusammen- faBen.

Die komparative anthropologische Analyse der zur Verfügung stehenden etwa sechzig Skelettsenen aus der Zeitpenode zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert, die den Slawen von dem groBen Territo- rium zwischen dem Don, dem Baltikum, der Oder und dem Balkan

11 Ž. Mikić, Vimmachnn - Pnkaz tiekropola iz perioda velike seobe naroda, Saopštenja XXV Republičkog zavoda za zaStitu spomenika kulture Srbije, Beograd 1993, 199-207.

12 Ž. Mikić, Antropološki osvrl na veštački defonnisane lobanje iz perioda velike seobe naroda, Zbonnk Narodnog muzeja u Beogradu, XV/1 - arheologija, Beograd 1994, 133-138.

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zugeschrieben werden, zeigte, daB die klaBische linguistische Auftei- lung der Slawen in ostliche, westliche und südliche jeder anthropolo- gischen Grundlage entbehrt.13 Allé Skelettserien von diesem groBen geographischen Raum der Slawen im Mittelalter weisen eine auBeror- dentliche Homogenitât auf, so daB die AufFaBung vertreten werden kann, daB sie vor ihren groBen expansive Bewegungen relativ lange und isoliert in îhrem Mutterland lebten, das wir die Urheimat der Slawen nennen.

Die Migrationen der Slawen weisen spezifische Merkmale auf. So hat z.B. die moderne Démographie keinen Ausdruck für den Migra- tionstyp bei dem auch anthropomorphologisch nahestehende Nachbarn im Mutterland auch in neu besiedelten Regionen Nachbam bleiben, wie das der Fall mit den Slawen z.B. an den Ufem des Ohrid-Sees war (Nekropolen Rađolište und Sve/i Erazmo).14

In neu besiedelten Gebieten hatten die Slawen sehr starke Heirats- bzw. Ehebarneren in Bezug auf die altansàBige Bevôlkerung. Das zeigt z.B. die mittelalterliche Nekropola m Vinča bei Belgrad sehr deutlich, die in ihrem Inhalt zwei unterschiedliche Bevolkerungsgrup- pen hat - brachymorphe AltansàBige und leptodolichomorphe Slawen - welche dieselbe Nekropoie und dieselbe Siedlung benutzen, jedoch gibt es keine anthropologischen Übergangstypen unter ihnen.15 Das würde bedeuten, daB der Beginn ihrer anthropogenetischen Vermi- schung spâteren Datums ist, so daB in jedem Falle mit der Zeitpenode vor Beginn der türkischen Eroberungen des Territorium des Zentralbal- kans gerechnet werden muB.

Parallel zu Erforschung des SlawisierungsprozeBes sind die an­thropologischen Forschungen auch auf die F.ntwicklung des anthro­pologischen dinarischen Typs ausgerichtet, deren Beginn an den ProzeB der Brachykranisierung gebunden werden kônnte, und der in die jüngere Urgeschichte zurückgreift. Ungeachtet der àlteren Erscheinung erster brachykraner Schàdel wurde in der àlteren Eisenzeit im Raum des Zentralbalkans ein anthropologischer dinarischer Kem gebildet - im Gegenteil zum Mittelmeertyp im Neolithikum - ein Ergebnis der

13 Ž. Mikić, Relation between Slavic Anthropology and Linguistics, Etnoantropološki . problemi, 7, Beograd 1990, 97-102.14 Z. Mikić, Prilog antropolo'skoj problematici migracija Slovena, Glasruk Srpskog

arheološkog društva, 7, Beograd 1991,30-42.15 Z. Mikié, Heiratsgrenzen und Bevôlkerungsmischung zwischen Einheimischen

und slcnvischen Zuwanderem in Jugoslawien, Homo, XXXIII, Mamz - Ctôttmgen 1983, 134-139.

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_________________Ùbersicht der Etlmoanthropologischen Prozcsse______________ 1_T5

weiteren autochthonen bioanthropologischen Entwicklung.16 Ab dieser Zeit kann đie Kontinuitàt der Entwicklung anthropologisch zuverlâBig mitverfolgt werden. Sie ist durch allometrische Verànderungen an den Schâdeln am besten reprasentiert, bzw. durch Verànderungen der charakteristischen Schâdelindizes. - Es wurde ein Wachstum der brachykranen Werte der Schàdel festgestellt, vor allem in der Blütezeit des Mittelalters, so daB die AuffaBung vertreten werden kann, daB der ProzeB der Brachykranfsation auf dem Territorium des Zentralbalkans mehrere Jahrtausende dauerte. In bestimmten Zeitspannen in der Ver* gangenheit wurde er nur durch den Zustrom neuer Bevôlkerungen gestôrt aber niemals auch abgebrochen, so daB er zur Gtiiize als das Résultat einer kontmuierlichen autochthonen bioanthropologischen Entwicklung gedeutet werden kann.17 Mit ihm steht sicherlich die Entsteh* ung und Entwicklung des brachykranen anthropologischen dinarischen Typs ш direkter Veibindung, der auch ein pnmàres anthropologisches Merkmal der lebenden Bevôlkerung dieser Gebiete ist.18 Andererseits kônnen wir in diesem Augenblick feststellen, daB esjungere anthro- pologische Funde nach dem 16. Jahrhundert einfach nicht gibt, d.h daB sie auf diesem Territorium nicht archâologisch ausgegraben wur- den, was jedoch sicherlich eine der Fragen bei der Planung neuer in- terdisziplinàrer Porschungen ist - Es fehlt das "Bmdeglied" zwischen diesem Datum und der modernen Zeit, bzw. der rezenten Bevôlkerung, das unsere ErkenntniBe über ethnokuturelle und historische ProzeBe auch vom bioanthropologischen Standpunkt aus innerhalb der letzten paar Jahrhunderte sicherlich ergànzen wurde,19

16 Ž. Mrkić, Die Ethnogenese der Ilivrer aus der Sicht der Anthropologie, Ethnogenese europâischer Volker, Crustav Fischer Vcrlag, Stuttgart - New' York 1986, 75-89.

17 Z. Miklé, Social Stratification and ihe bmehvkranisalion proeefi in the Médiéval, Homo, XLI, Mainz - Gôttingen 1990, 136-146.

1S Siehe in. Glasnik AntropoloSkog društva Jugoslavije, l-25,Beograd 1962-1988.I 9 Ž. Mikic, O sa\’rememm islraživanjima skeletnih populacija na tlu Jugoslavije,

Etnoantropološki problème 4, Relgrad. 1989, 17-24

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ПРЕГЛЕД ЕТНО-АЕГГРОПОЛОШКИХ ПРОЦЕСА НА ТЕРИ ТО РШ И ЦЕНТРАЛНОГ БА Л КА Н А

ОД HAJCTAPMJHX ТРАГОВА ДО С'РЕДБЬЕГ ВЕКА Р е з и м е

Текст представлю скраЬену верзилу (едне веЬе студне о етноантро- полошким збивазьима на централном Балкану почев од HajcTapnji« трагова битннх за етногенезу. па до оних najMaaipnx, односно средзьове- ковних антрополошких налаза. С'вакако да (рердапска антрополоижа cepuja Koja садржи преко 400 индивидуал них скелета са десетак налазишта лоцнранпх на обе стране Дунава, представлю najcTapiijy фазу антро- полошких посматразьа. Показало се да оновремени човек као егзистенци- jaHHo биРе pearyje микроеволутивним променама на нзмезъене услове живота и природно окружеье. Конкретно, грацилизацфа - процес олазсшавазьа коштане масе Koja ynecTByje у градзьи (едног скелета - на- jcTapnju je процес и резултира пшроким распростразьезьем грацилног медитеранског типа л>уди Kojn чини неолитско антрополошко je3rpo.

У периоду енеолита догаффу се велике Miirpapuje праисторзцског становзшштва Koje су и антрополошки докумеззтоване. Потом, у металном добу — током задзьа два милени]ума старе ере — форсираним ефектима делу)е процес брахикранизацп)е (промена алометрфских односа на ло- базьи у смислу смазьезьа дужине и повеЬазьа ширине и висине) и знатно je више изражен од помезтутог и cTapujer процеса грацззлизаци]е. Током старзцег гвозденог доба антрополошки je констатовано jejiHO (езгро бра- хикранизацфе, одн. динаризацще позног праисторфског становништва централног Балкана.

Велика сеоба народа доводи у ове области Словене, Германе и одре()еие трупе a3iijcKor порекла. Према досадашшим антрополошким ин- формацзцама само су се Словени oflroBapajyhiHM процесом метизацзце и асимззлацп|е везалп за аутохтоно становништво, чфи pa3B0j антропогенет- ски можемо да пратимо од поззшх с}заза npaifCTopiijcKor периода.

Паралено са процесом славизаци)е антрополошки се прати и процес динаризацфе аутохтоног становништва, kojh се хронолошки и биоантро- полозпки Be3yje за процес брахикранпзацфе. Он током задзьа два миленн- jyMa HHje био прекидан осим L3iTO je у по]единим периодима "само ометан" уплнвом новог етничког елемента (нпр. у периоду раног средшег века). Доказ томе je врло широка распростразьеност дннарског антрополошког тзша као супстрата у Hatnoj penemmoj позгулацфи, Koja je уз то и )една од яа)брахикралнзфзх у Европи (према новщим биоантрополошким ис- тражзгваьызма савременог становништва).

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