Der Fischer Weltalmanach 2008 - spektrum.de · serbischen Geheimdienstes, Milorad Ulemek, und den...

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Unverkäufliche Leseprobe des Fischer Taschenbuch Verlages Preis € (D) 14,95 SFR 27,40 (UVP) 832 Seiten, Broschur ISBN 978-3-596-72008-8 Fischer Taschenbuch Verlag Der Fischer Weltalmanach 2008 Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Text und Bildern, auch auszugs- weise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2007 auch mit CD-Rom erhältlich auch mit CD-Rom erhältlich

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Unverkäufl iche Leseprobe des Fischer Taschenbuch Verlages

Preis € (D) 14,95 SFR 27,40 (UVP)832 Seiten, BroschurISBN 978-3-596-72008-8Fischer Taschenbuch Verlag

Der Fischer Weltalmanach 2008

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Text und Bildern, auch auszugs-weise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2007

auch mit CD-Rom erhältlich

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April 2007

Tsunami verwüstet Inselgruppe im Pazifik Seebebenim Südpazifik lösen am 2. 4. eine meterhohe Flut-welle aus, die verheerende Schäden auf mehrerenInseln der Salomonen verursachen; 52 Menschenwerden getötet, etwa 5000 werden obdachlos.→Salomonen

TGV fährt Schienenrekord Mit einer Spitzengeschwin-digkeit von 574,8 km/h stellt der TGV »V150« derfranzösischen Firma Alstom auf der neu gebautenHochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Straßburgund Paris am 3. 4. einen neuen Weltrekord für Schie-nenfahrzeuge auf. Der alte Rekord aus dem Jahr1990 lag bei 515,3 km/h.

Iran lässt britische Soldaten frei Mit der Freilassungvon 15 in Iran festgehaltenen britischen Marinesol-daten beendet Präsident Mahmud Ahmadinedschadam 4. 4. eine schwere internationale Krise. Die Bri-ten waren am 23. 3. im Mündungsbereich des Schattel-Arab bei der Kontrolle eines Handelsschiffes voniranischen Militärs festgenommen worden. → Iran

Deutschlands Publikumsliebling Besucheransturmim Berliner Zoo: allein am 7. 4. (Karfreitag) drän-geln sich 50 000 Menschen vor dem Gehege des vierMonate alten Eisbären. Mutter Tosca hatte am5. 12.2006 Zwillinge zur Welt gebracht, eines derTiere starb. Der kleine Knut, zunächst 44 Tage imBrutkasten, wurde zwei Monate lang mit der Flascheaufgezogen. Der erste öffentliche Auftritt des tap-sigen Eisbärenbabys am 18. 3. löste einen beispiel-losen Medienrummel aus. Fernsehstationen sen-deten tägliche Knut-Reportagen, wochenlang ziertesein Bild unzählige Titelseiten in- und ausländi-scher Zeitungen.

Amoklauf an US-Universität Der aus Südkorea stam-mende Student Cho Seung-hui erschießt am 16. 4.bei einem Amoklauf an der Technischen Universitätin Blacksburg (Virginia) 32 Kommilitonen. Beim

Das Eisbärenjunge Knut im Freigehege des Berliner Zoos

Eintreffen der Polizei nimmt sich der 23-Jährige dasLeben. Zuvor hatte der offenbar psychisch schwergestörte Mann in einem Video erklärt, dass die Tatvermeidbar gewesen sei. →Vereinigte Staatenvon Amerika

Mordanschlag auf Bibelverlag Bei einem blutigenÜberfall auf einen christlichen Verlag im osttürki-schen Malatya werden am 18. 4. drei Menschen getö-tet, darunter ein Deutscher. Bei den in den folgen-den Tagen in Gewahrsam genommenen Verdächti-gen soll es sich nach Angaben türkischer Medienum Mitglieder einer Zelle nationalistisch-islamisti-scher Fanatiker handeln. → Türkei

Wissenschaftler entdecken bewohnbaren PlanetenEin Astronomen-Team entdeckt am 24. 4. mit ei-nem im chilenischen La Silla stationierten Teleskopder Europäischen Südsternwarte (ESO) den erstenbewohnbaren Planeten in einem anderen Sonnen-system. Die »Super-Erde«, deren Oberflächentem-peraturen bei schätzungsweise 0–40°C liegen, istetwa eineinhalb mal so groß wie unser Planet undwahrscheinlich von Fels oder Wasser bedeckt.In rd. 20 Lichtjahren Entfernung umkreist derHimmelskörper in verhältnismäßig geringemAbstand einen sogenannten Roten Zwerg mit derBezeichnung Gliese 581. Da diese Minisonne weni-ger Wärme abstrahlt als unsere Sonne, liegt der neuentdeckte Planet in einer Zone, in der Leben mög-lich wäre.

Neue Ermittlungen im Fall Buback Die deutsche Ge-neralbundesanwältin Monika Harms kündigt am25. 4. an, dass die Ermittlungen im Mordfall Bubackwieder aufgenommen werden. Zuvor hatte Mi-chael Buback, der Sohn des 1977 ermordeten früheren Generalbundesanwalts Siegfried Buback, er-klärt, er habe Informationen erhalten, wonach derfrühere RAF-Terrorist Christian Klar nicht die töd-lichen Schüsse auf seinen Vater abgegeben habe.Es wird ein Ermittlungsverfahren gegen das ehema-lige RAF–Mitglied Stefan Wisniewski eingeleitet,der 1999 nach 20-jähriger Haft freigelassen wordenwar.

Maßnahmen zum Klimaschutz Bundesumweltminis-ter Sigmar Gabriel (SPD) stellt am 26. 4. die »Kli-maagenda 2010« vor. Darin verpflichtet sich dieBundesregierung durch den Ausbau erneuerbarerEnergien, effizientere Kraftwerke und Gebäude-dämmungen, die CO2-Emissionen in Deutschlandbis zum Jahr 2020 um 40 % (gegenüber 1990) zusenken. →Deutschland

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Mai 2007

Bush gegen Truppenabzug US-Präsident George W.Bush legt am 1. 5. sein Veto gegen den Nachtrags-haushalt des Kongresses ein, der eine Finanzierungvon Militäreinsätzen mit einem Abzug der US-Truppen in Irak verknüpfte. Der Entwurf, den dieDemokraten zuvor mit ihrer Mehrheit in beidenParlamentskammern verabschiedet hatten, stellterd.120 Mrd. US-$ für Auslandseinsätze bereit, for-derte aber gleichzeitig den Beginn des Truppen-rückzugs bis zum 1. 10.2007. →Vereinigte Staatenvon Amerika

Deutscher Filmpreis Bei der Verleihung des 57. Deut-schen Filmpreises am 4. 5. in Berlin gewinnt dasGefängnisdrama »Vier Minuten« von Chris Krausden Filmpreis in Gold. Silberne Lolas gehen anTom Tykwers Bestseller-Verfilmung »Das Parfüm«und an Marcus H. Rosenmüllers bayerische Ko-mödie »Wer früher stirbt, ist länger tot«. Mit ins-gesamt 3 Mio. N ist der Deutsche Filmpreis derhöchstdotierte nationale Kulturpreis.

Neuer französischer Präsident In der Stichwahl umdas Präsidentenamt setzt sich der konservativeKandidat Nicolas Sarkozy von der Union pour unMouvement Populaire (UMP) am 6. 5. mit 53,06 %der Stimmen klar gegen die Sozialistin SégolèneRoyal durch, die 46,94 % erhält. Der 52-Jährigetritt am 16. 5. die Nachfolge von Jacques Chirac an.→ Frankreich

Erster Zug zwischen Süd- und Nordkorea Erstmals seit56 Jahren verkehrt am 17. 5. probeweise wieder einZug zwischen Süd- und Nordkorea. Die Verbindungwar zu Beginn des Korea-Krieges (1950–53) un-terbrochen worden. Ob und wann ein regulärer Zug-verkehr zwischen den beiden Ländern wieder auf-genommen wird, ist ungewiss. →Republik Korea

Konkurrenten um das Präsidentenamt in Frankreich:Ségolène Royal und Nicolas Sarkozy

Weltbank-Präsident tritt zurück Nach einer mehrtä-gigen Krisensitzung gibt der Exekutivrat der Welt-bank am 17. 5. in Washington bekannt, dass der we-gen einer Beförderungsaffäre in die Kritik gerate-ne Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz zum 30. 6.aus dem Amt scheidet. Dem früheren US-Vize-Verteidigungsminister war vorgeworfen worden,seiner ebenfalls bei der Weltbank beschäftigtenLebensgefährtin eine unüblich hohe Gehaltserhö-hung sowie einen Beförderungsanspruch bewil-ligt zu haben. →Internationale Organisationen

Bundeswehrsoldaten getötet Bei einem Selbstmord-attentat kommen am 19. 5. im Norden Afghanis-tans drei deutsche Soldaten ums Leben, zwei weiterewerden verletzt. Der Täter zündete seinen Spreng-satz, als die Deutschen auf einem belebten Markt inKunduz aus ihrem Patrouillenfahrzeug stiegen.Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) er-klärt, die Bundeswehr werde trotz des Anschlagsihren Einsatz in Afghanistan fortsetzen. Zur Zeitsind rd. 3000 deutsche Soldaten in Afghanistanstationiert. →Afghanistan

VfB Stuttgart wird Deutscher Meister Am 19. 5., demletzten Spieltag der Bundesliga, sichert sich dieMannschaft von Armin Veh durch einen 2 :1-Sieg ge-gen Energie Cottbus den fünften Meistertitel derVereinsgeschichte. Zweiter wird der FC Schalke 04.→Sport

Radsportler gestehen Doping Als erster Ex-Radprofides früheren Team Telekom outet sich Bert Dietzam 21. 5. als Doping-Sünder. Mit seiner Aussage,während seiner Zeit als Teamkollege von Jan Ull-rich systematisch gedopt zu haben, löst der 38-Jähri-ge eine Geständnislawine aus: Neben anderenFahrern geben auch Erik Zabel, Rolf Aldag undTour-de-France-Sieger Bjarne Riis die Einnahmedes verbotenen Dopingmittels Epo zu. →Sport

Höchststrafen für Djindjic-Mörder Vier Jahre nach derErmordung des pro-westlichen serbischen Minis-terpräsidenten Zoran Djindjic verurteilt ein Belgra-der Sondergericht am 23. 5. die Drahtzieher desAnschlags, den ehemaligen Kommandeur einernach dem Mord aufgelösten Spezialeinheit desserbischen Geheimdienstes, Milorad Ulemek, undden Todesschützen Zvezdan Jovanovic, zu 40 Jah-ren Gefängnis. Gegen die anderen zehn Angeklagtenverhängt das Gericht zwischen acht und 35 JahreHaft. Der 50-jährige Djindjic war am 12. 3.2003 inBelgrad erschossen worden. →Serbien

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Aids/HIV

Die Ausbreitung der tödlichen Immunschwächekrank-heit Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome)hat 2006 mit 39,5 Mio. Infizierten – darunter 17,7 Mio.Frauen und 2,3 Mio. Kinder unter 15 Jahren – einenneuen Höchststand erreicht. Dies geht aus dem am21. 11.2006 von UNAIDS, dem gemeinsamenHIV /Aids-Bekämpfungsprogramm der Vereinten Na-tionen (UN), veröffentlichten Bericht (2006 AidsEpidemic Update) hervor. Seit der Aids-Erreger HIV(Human Immunodeficiency Virus) 1981 entdecktwurde, infizierten sich etwa 65 Mio. Frauen, Männerund Kinder weltweit mit dem Virus, etwa 25 Mio.Menschen sind bisher daran gestorben.■ Im Jahr 2006 haben sich 4,3 Mio. Menschen neu mitHIV angesteckt, 2,9 Mio. sind an Aids gestorben.2005 lagen die Vergleichszahlen bei 4,1 bzw. 2,8 Mio.,2004 bei 3,9 bzw. 2,7 Mio. Die Krankheit warUNAIDS zufolge in allen Regionen der Welt auf demVormarsch. Die stärksten Zuwächse verzeichnet derBericht in Ostasien, in Osteuropa und Zentralasien.Dort gab es 2006 etwa 21 % mehr Infizierte als noch2004. In Osteuropa/Zentralasien nahm die Zahl derHIV-Infizierten mit 270 000 um fast 70 % gegenüber2004 (160 000) zu, in Süd-/Südostasien mit 860 000um 15 % gegenüber 2004 (770 000). Allein in Indiensind 5,7 Mio. Menschen infiziert; das Land liegt damitvor Südafrika (5,5 Mio.). Der Zuwachs in Nordafri-ka/Naher Osten betrug 12 %; in Lateinamerika, der Ka-ribik und in Nordamerika ist die Zahl der Neuinfek-tionen im Jahr 2006 im Vergleich zu 2004 nahezu kon-stant geblieben. Afrika südlich der Sahara ist nach wievor am stärksten von HIV betroffen: Dort leben 63 %aller weltweit Infizierten; 72 % aller Aids-Todesfälle(2,1 Mio.) entfielen 2006 allein auf diese Region. Amstärksten betroffen ist das südliche Afrika, wo 32 %aller HIV-Infizierten leben und 34 % aller Todesfälle imJahr 2006 zu beklagen waren. Die weltweit höchsteHIV-Prävalenz unter den Erwachsenen weist mit33,4 % Swaziland auf.

Besonders stark sind HIV-Neuinfektionen unterjungen Menschen (15–24 Jahre) zu beobachten. Indieser Altersgruppe fanden 2006 40 % der HIV-Infek-tionen weltweit statt. Auch bei den Frauen (15 Jahreund älter) steigt die Infektionsrate: 17,7 Millionen leb-ten 2006 mit HIV, gut eine Million mehr als 2004. InAfrika südlich der Sahara kommen auf jeweils zehnMänner mit dem HI-Virus mittlerweile 14 infizierteFrauen. In den Regionen Karibik, Nordafrika/NaherOsten und Ozeanien ist fast die Hälfte aller Erwachse-nen mit dem HI-Virus weiblich.

In Deutschland stabilisiert sich die Zahl der HIV-Neudiagnosen nach Angaben des Robert Koch-Insti-tuts auf dem Niveau der beiden vorangegangenen Halb-

jahre 2005 (1254 bzw. 1232) : Im ersten Halbjahr 2006wurden 1197 neue Fälle gemeldet. Insgesamt sind zur-zeit 49 000 Menschen als HIV-infiziert gemeldet.■ Kinder und Aids Trotz Fortschritten bei der Aids-Prävention und bei der Behandlung von infiziertenKindern haben sich 2006 nach UNAIDS-Schätzungenweltweit 530 000 Mädchen und Jungen unter 15 Jah-ren mit der Immunschwächekrankheit angesteckt. Diemeisten dieser Kinder kommen bereits mit dem HI-Virus zur Welt: Sie infizieren sich vor, während odernach der Geburt bei ihrer Mutter. Jedes zweite von ih-nen wird noch vor seinem zweiten Geburtstag sterben,wenn es nicht rechtzeitig medizinisch behandeltwird. Schätzungsweise 15,2 Mio. Kinder und Jugend-liche haben weltweit einen oder beide Elternteiledurch Aids verloren.■ Gegenmaßnahmen Ein wirksamer Impfstoff gegenAids/HIV wurde bisher nicht gefunden, aber die in-

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Aids

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zwischen zur Verfügung stehenden rund 20 verschie-denen Medikamente können in vielen Fällen denHIV-Infizierten ein weitgehend normales Leben er-möglichen und den Ausbruch der Krankheit hinaus-zögern. Doch nur etwa ein Viertel der 6,8 Mio. Bedürf-tigen weltweit erhalten laut UNAIDS Medikamente.UNAIDS beziffert den Finanzbedarf im Jahr 2007 auf18,1 Mrd. US-$, bislang seien jedoch nur etwa10 Mrd. US-$ angekündigt oder zugesagt.

Südafrikas Regierung will ihre umstrittene Aids-Politik neu ausrichten und in den nächsten fünf Jah-ren bis zu 6 Mrd. US-$ in die Bekämpfung der Epide-mie stecken. Ein vom Gesundheitsministerium imMärz 2007 vorgelegtes neues Programm sieht vor, rund80 % der akut an Aids erkrankten Personen mit Me-dikamenten zu versorgen und dadurch die Zahl neuerHIV-Infektionen bis 2011 zu halbieren. Derzeit erhältnur knapp ein Drittel der rund 750 000 akut an Aids er-

krankten Südafrikaner antiretrovirale Medikamente.5,5 Mio. Menschen sind in →Südafrika mit dem HI-Virus infiziert, dem jährlich 250 000 bis 300 000Menschen zum Opfer fallen.■ Welt-Aids-Konferenz Auf der XVI. InternationalenAids-Konferenz vom August 2006 in Toronto riefendie Teilnehmer aus 132 Ländern eindringlich zu einerbesseren Vorsorge und zu mehr Engagement der Po-litik im Kampf gegen HIV /Aids auf. Viele der rund24 000 Delegierten beklagten, dass die reichen Län-der der G8-Gruppe ihre mehrfach gegebenen Spenden-zusagen nicht erfüllten und daher viele MillionenMenschen unnötig an Aids sterben müssten. Zwar be-kämen in Afrika derzeit zehnmal mehr MenschenMedikamente gegen Aids als vor drei Jahren, erklärteder für HIV und Aids zuständige WHO-DirektorKevin De Cock, doch noch immer lebten die meistenBetroffenen dort ohne Behandlung.

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Georgien Vorder-AsienSakartvelos Respublikis, Kurzform:Sakartvelo – GE / GEO

Fläche (Weltrang: 118) : 69 700 km²

Einwohner (115) : F 2005 4 474 000 = 64 je km²

Hauptstadt: Tbilisi (Tiflis)

Amtssprache: Georgisch

Bruttonationaleinkommen 2005 je Einw.: 1320 US-$

Währung: 1 Lari (GEL) = 100 TetriKurs: 1 US-$ = 1,68 GEL; 1 N = 2,25 GEL

Botschaft von GeorgienHeinrich-Mann-Str. 32, 13156 BerlinT 030 4849070, Fax 030 48490720www.botschaftvongeorgien.de

LA N D ESST R U K T U R Fläche: 69 700 km2einschließlichAbchasien, Adscharien und Süd-Ossetien →unten■ Verwaltung: 2 autonome Republiken (Abchasien undAdscharien →unten), 9 Distrikte und Süd-Ossetien■ Städte: (Z 2002) Tbilisi (Tiflis) 1 071 345 Einw., Kutai-si 185 965, Batumi 121 806, Rustavi 116 384; (S 2005)Suchumi 81 546; (Z 2002) Zugdidi 68 894, Gori 49 516,Poti 47 149

B EV Ö L K E R U N G Georgier – F 2005: 4 474 000 Einw.; Be-völkerungswachstum: –1,0 %; letzte Zählung 2002:4 602 000 Einw. – Georgier, Aserbaidschaner, Arme-nier, Russen u. a. ■ Sprachen 1989: 71,7 % Georgisch,41,8 % Russisch; Sprachen der Minderheiten ■ Religi-on: mehrheitlich Georgisch-Orthodoxe; armenisch-apostolische Kirche, Muslime; Minderheit von Juden

STA ATS - U N D R EG I E RU N GS F O RM Verfassung von 1995– Präsidialrepublik seit 1995 – Parlament (ObersterRat) mit 150 Mitgl., Wahl alle 4 J. – Direktwahl desStaatsoberhaupts alle 5 J. (zweifache Wiederwahl) –Wahlrecht ab 18 J. ■ Unabhängigkeit: 1918–1920; Pro-klamation am 9. 4. 1991 ■ Nationalfeiertag: 26. 5.(Unabhängigkeitserklärung 1918)

R EG I E RU N G U N D PA RT E I E N Staats- u. Regierungschef:Micheil Saakaschwili (Nationale Union), seit 25. 1.2004 – Regierungschef: Surab Nogaideli, seit 17. 2.2005– Äußeres: Gela Beschuaschwili, seit 19. 10.2005■ Parlament: Wahlen vom 28. 3.2004: Parteienbündnisaus Nationaler Union und Demokratischer Partei 135,Opposition 15; 85 direkt gewählte Abgeordnete

W I RTS CH A FT BIP 2005: 6,395 Mrd. US-$; realer Zu-wachs: 9,3 %; Anteil (2005) Landwirtschaft 17 %, In-dustrie 27 %, Dienstleistungen 56 % ■ Erwerbstätigkeit2005: Landwirtsch. 54 %, Industrie 9 %, Dienstl. 36 %■ Arbeitslosigkeit � 2006: 13,6 % ■ Inflation � 2006:8,8 % ■ Außenhandel 2006 : Import: 3,678 Mrd. US-$;

Güter: 12 % Erdöl, 8 % Transportmittel, 6 % Erdgas, 3 %Arzneimittel, 3 % Weizen, 2 % Zucker; Länder: 15 %Russland, 14 % Türkei, 10 % Deutschland, 9 % Aser-baidschan, 9 % Ukraine, 4 % USA, 3 % Bulgarien, 3 %Vereinigte Arabische Emirate; Export: 0,993 Mrd. US-$;Güter: 9 % Eisenlegierungen, 8 % Kupfererze und-konzentrate, 7 % Eisenabfälle, 6 % Nüsse, 5 % Trans-portmittel, 5 % Flugzeuge, 5 % Gold, 5 % Mineralwas-ser, 5 % Mineraldünger, 4 % Wein und Weintrauben,3 % Kupferabfälle, 3 % alkoholische Getränke (ohneWein), 3 % Kalk; Länder: 13 % Türkei, 9 % Aserbaid-schan, 8 % Russland, 7 % Armenien, 7 % Turkmenis-tan, 6 % Bulgarien, 6 % USA, 6 % Ukraine

A U TO N O M E G E B I ET E

AbchasienApsny; Abhazija

Fläche: 8660 km2■ Bevölkerung Z 2002: 232 421 Einw.

■ Sprachen: Abchasisch, Georgisch, Russisch ■ Re-ligion: Georgisch-Orthodoxe, Sunniten, armenischeGregorianer ■ Hauptstadt (S 2005) : Suchumi 81 546Einw. ■ Status: Autonome Republik – Verfassung von1999 – Unabhängigkeitserklärung 21. 7.1992 – Volks-versammlung mit 65 Mitgl. (1994 durch Georgien füraufgelöst erklärt) ■ Regierung: Präsident: Sergej Ba-gapsch, seit 12. 2.2005 – Regierungschef: AleksandrAnkwab, seit 14. 2.2005

AdscharienAdzharia

Fläche: 2900 km2■ Bevölkerung Z 2002: 376 016 Einw.

■ Sprachen: Georgisch, Russisch ■ Religion: Musli-me (v. a. Sunniten), Georgisch-Orthodoxe, armenischeGregorianer ■ Hauptstadt (Z 2002) : Batumi 121 806Einw. ■ Status: Autonome Republik – Verfassung u.Parlament ■ Regierung: Regierungschef: LewanWarschalomidze, seit 7. 5.2004

Süd-OssetienJugo Osetija

Fläche: 3900 km2■ Bevölkerung S 2003: 70 000 Einw.

■ Sprachen: Ossetisch, Georgisch, Russisch ■ Reli-gion: Georgisch-Orthodoxe ■ Hauptstadt (S 2005) :Cchinvali (Zchinvali) 40 529 Einw. ■ Status: Auto-nomes Gebiet – Unabhängigkeitserklärung 21. 12.1991– Parlament mit 30 Mitgl. ■ Regierung: Präsident:Eduard Kokoity, seit 18. 12.2001; wieder gewählt 2006 –Regierungschef: Jury Morozow, seit 5. 7.2005

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CH R O N I K

■ Verhaftung von Oppositionellen: Sicherheitskräftenahmen am 6. 9.2006 etwa 30 führende Mitgliederverschiedener kleiner russlandfreundlicher Oppositi-onsbewegungen fest. Ihnen wurde vorgeworfen, ei-nen Staatsstreich geplant zu haben. Die Büros der Ge-rechtigkeitspartei und mehrerer mit ihr verbundenerParteien und Organisationen wurden durchsucht.Der im russischen Exil lebende Führer der Gerechtig-keitspartei, Igor Giorgadse, bestritt die Vorwürfe.■ Russland: Das Verhältnis zu Moskau erreichte neueTiefststände, nachdem georgische Sicherheitskräfteam 27. 9.2006 sechs russische Armeeoffiziere unterSpionagevorwurf verhaftet hatten (→Russland).Nach georgischen Angaben gehörten die Offiziere demrussischen Militärgeheimdienst GRU an und planteneine »ernsthafte Provokation«. Russland zog am fol-genden Tag seinen Botschafter und etwa 100 Bot-schaftsmitarbeiter samt Angehörigen aus Tbilisi abund drohte, alle verfügbaren Mittel einzusetzen, umdie Offiziere zu befreien. Obwohl Präsident MicheilSaakaschwili am 2. 10. die verhafteten Russen ausrei-

sen ließ, begann Russland eine vollständige Blockadealler Verkehrswege nach Georgien und verwies Hun-derte angeblich illegal in Russland lebende Georgieraußer Landes. Am 16. 11. drohte Parlamentspräsiden-tin Nino Burdschanadse, Georgien werde RusslandsWTO-Beitritt blockieren, sollte Moskau nicht seinenImportbann gegen Wein und Mineralwasser aus Ge-orgien aufheben (→ WA 2007, S. 201). Die Beziehun-gen entspannten sich erst Mitte Januar 2007 wiedermit der Rückkehr des russischen Botschafters nachTbilisi.■ EU: Am 14. 11.2006 unterzeichneten die EU und Ge-orgien (zeitgleich mit Armenien und Aserbaidschan)den Aktionsplan der Europäischen Nachbarschaftspolitik(ENP). Der Plan regelt die zukünftige Zusammenar-beit mit der EU. Zu den zehn Handlungsprioritätenzählen u. a. die Befriedung der Konfliktregionen Ab-chasien und Süd-Ossetien (→unten), die Stärkung vonDemokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie die Kor-ruptionsbekämpfung.

Abschiebung der russischen Offiziere am 2. 10. 2006

■ Wirtschaft: Der den Wirtschaftsreformen positiv ge-genüberstehende Internationale Währungsfonds(IWF) warnte die Regierung am 20. 8.2006 vor einerpopulistischen Politik, die die wirtschaftspolitischenErfolge der vergangenen Jahre gefährde. Der IWF kriti-sierte insbesondere die deutlich gestiegenen öffentli-chen Ausgaben und die zu lockere Ausgabenpolitik.Außerdem zeigte sich die Finanzorganisation besorgtüber die wegen der Auseinandersetzungen um die ab-trünnigen Gebiete stark erhöhten Rüstungsausgaben.■ Abchasien: Nach Jahren relativer Ruhe kam es in dergeografisch zu Abchasien, faktisch aber unter derKontrolle der Zentralregierung in Tbilisi stehendenKodori-Schlucht zu heftigen Auseinandersetzungenzwischen dem lokalen Milizenchef Emsar Kwitsianiund georgischen Truppen. Auf die öffentlich vonKwitsiani verkündete Loslösung von Tbilisi und seineAndrohung eines bewaffneten Widerstands durchseine angeblich über 200 Mann starke Privatarmee rea-gierte Präsident Saakaschwili am 25. 7.2006 mit derVerlegung von 1000 Soldaten ins Kodori-Tal. Bei deroffiziell als Polizeieinsatz bezeichneten Aktion wurdeKwitsiani vertrieben, seine Kämpfer nach kurzen Ge-fechten entwaffnet. Am 27. 7. verlegte Präsident Saa-kaschwili die »abchasische Exilregierung« von Tbilisinach Kodori.■ Süd-Ossetien: In einem Referendum am 12. 11.2006stimmten nach Angaben der Wahlleitung in der Pro-vinzhauptstadt Cchinvali 99 % der Süd-Osseten für dieUnabhängigkeit der Provinz. In der parallel abgehalte-nen Präsidentenwahl wurde Amtsinhaber Eduard Ko-koity mit 98 % der Stimmen bestätigt. Kritik an demReferendum kam vom Europarat sowie von EU, OSZEund NATO, Zustimmung von russischen Politikern.Die meisten der etwa 70 000 Süd-Osseten haben russi-sche Pässe und sind wirtschaftlich vollständig vonRussland abhängig. Süd-Ossetien hatte sich nach ei-nem kurzen blutigen Bürgerkrieg Anfang der 1990erJahre gleichzeitig mit Abchasien von Georgien losge-sagt. Die Unabhängigkeit wurde aber internationalnicht anerkannt.

Energieversorgung

Der halbstaatliche russische Energiekonzern Gaspromerhöhte für seine georgischen Abnehmer zum 1. 1.2007 den Erdgaspreis von 110 auf 230 US-$ je 1000 m3.Die Regierung in Tbilisi wertete diesen Schritt als po-litische Bestrafung ihres Westkurses, während Gas-prom erklärte, es handele sich um die seit längeremangekündigte Angleichung der Preise an das interna-tional übliche Niveau. Bereits Anfang Dezember2006 hatten sich Georgien, Aserbaidschan und die Tür-kei darauf geeinigt, dass Georgien mehr günstigesaserbaidschanisches Erdgas aus der neuen Baku-Tbilisi-Erzurum-Pipeline erhält (→Aserbaidschan).

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Basisdaten Bevölkerung 1 Definitionen →Glossar, Quellen →S. 525

EinwohnerBevölkerungs-

dichteStädtische

Bevölkerung Lebens-Bevölkerung

unter 15 J. über 65 J.Fläche in Tsd. je km ² in % erwartung in %in km ² F 2005 2005 2005 2005 2005

Afghanistan 652 225 29 863 46 23 – – –

Ägypten 1 002 000 74 033 74 43 71 34 5

Albanien 28 748 3 130 109 45 75 27 8

Algerien 2 381 741 32 854 14 63 72 30 5

Andorra 468 66 141 91 – – –

Angola 1 246 700 15 941 13 53 41 46 2

Antigua und Barbuda 442 83 188 39 75* – –

Äquatorialguinea 28 051 504 18 39 42 44 4

Argentinien 2 780 403 38 747 14 90 75 26 10

Armenien 29 743 3 016 101 64 73 21 12

Aserbaidschan 86 600 8 388 97 52 72 26 7

Äthiopien 1 133 380 71 256 63 16 43 45 3

Australien 7 692 030 20 329 3 88 81 20 13

Bahamas 13 939 323 23 90 71 28 6

Bahrain 716 727 1 016 97 75 27 3

Bangladesch 147 570 141 822 961 25 64 35 4

Barbados 430 270 628 53 75* 19 10

Belgien 32 545 10 479 322 97 79 17 18

Belize 22 965 292 13 48 72 37 4

Benin 112 622 8 439 75 40 55 44 3

Bhutan 46 500 637 14 11 64 38 5

Bolivien 1 098 581 9 182 8 64 65 38 5

Bosnien und Herzegowina 51 129 3 907 76 46 74 17 14

Botsuana 581 730 1 765 3 57 35 38 3

Brasilien 8 547 404 186 405 22 84 71 28 6

Brunei Darussalam 5 765 374 65 74 77 30 3

Bulgarien 110 994 7 740 70 70 73 14 17

Burkina Faso 274 200 13 228 48 18 48 47 3

Burundi 27 834 7 548 271 10 45 45 3

Chile 756 096 16 295 22 88 78 25 8

China, Rep. (Taiwan) 36 006 22 689 630 – 77 – –

China, Volksrepublik 9 572 419 1 311 904 137 40 72 21 8

Costa Rica 51 100 4 327 85 62 79 28 6

Dänemark 43 098 5 416 126 86 78 19 15

Deutschland 357 093 82 469 231 85 79 14 19

Dominica 751 72 96 73 77* – –

Dominikanische Republik 48 422 8 895 184 67 68 33 4

Dschibuti 23 200 793 34 86 53 41 3

Ecuador 256 370 13 228 52 63 75 32 6

Elfenbeinküste 322 462 18 154 56 45 46 42 3

El Salvador 21 041 6 881 327 60 71 34 5

Eritrea 121 144 4 401 36 19 55 45 2

Estland 45 227 1 346 30 69 73 15 17

Fidschi 18 376 848 46 51 68 32 4

Finnland 338 144 5 246 16 61 79 17 16

Frankreich 543 965 60 873 112 77 80 18 17

Gabun 267 667 1 384 5 84 54 40 4

Gambia 11 295 1 517 134 54 57 40 4

Georgien 69 700 4 474 64 52 71 19 14

Ghana 238 537 22 113 93 48 57 39 4

Grenada 345 107 311 31 73* – –

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n556 EUROPÄISCHE UNION (EU)

Entstehung und Entwicklung der EU

Am Anfang des europäischen Integrationsprozessesstand der■ Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemein-schaft für Kohle und Stahl (EGKS / Montanunion), der am18. 4.1951 in Paris von Belgien, der BR Deutschland,Frankreich, Italien, Luxemburg sowie den Niederlan-den unterzeichnet wurde und am 27. 7.1952 in Krafttrat. Ziel war ein gemeinsamer Markt für Kohle undStahl. Nach Ablauf des auf 50 Jahre befristeten Vertragsam 23. 7.2002 wurden diese beiden Bereiche demRecht der Europäischen Gemeinschaft unterstellt.

Nach dem Beschluss der Außenminister der EGKS-Staaten vom 1. /2. 6.1955 in Messina (Italien), die In-tegration auf alle Wirtschaftsbereiche auszudehnen,unterzeichneten diese sechs Staaten am 25. 3.1957 inRom die Römischen Verträge (in Kraft 1. 1.1958) :■ Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschafts-gemeinschaft (EWG): Ziel ist die Errichtung eines ge-meinsamen Marktes und die schrittweise Annäherungder nationalen Wirtschaftspolitiken.■ Vertrag zur Gründung der Europäischen Atomgemein-schaft (Euratom / EAG): Ziel ist die Förderung der fried-lichen Nutzung der Kernenergie.

EGKS (bis 2002), EWG und Euratom bilden zusam-men die Europäischen Gemeinschaften. Sie haben seitdem sogenannten Fusionsvertrag (in Kraft 1. 7.1967)einen gemeinsamen Rat (Ministerrat) und eine ge-meinsame Kommission; deren Befugnisse waren je-doch bei der EGKS anders geregelt als bei der EWGund Euratom. Die Parlamentarische Versammlung(heute: Europäisches Parlament) und der Gerichts-hof waren von Anfang an für alle drei Gemeinschaftenzuständig.

Die erste grundlegende Änderung und Ergänzungder Gründungsverträge, die v. a. die EWG betraf, er-folgte durch die Einheitliche Europäische Akte (EEA, inKraft 1. 7.1987). Durch sie wurden die Organe der Ge-meinschaft gestärkt, die Kompetenzen der Gemein-schaft und die Ziele der Integration erweitert sowiedie Schaffung des europäischen Binnenmarkts bis Ende1992 festgeschrieben.

Die zweite und bisher grundlegendste Änderungund Ergänzung der Verträge zur Gründung der Euro-päischen Gemeinschaften ist der am 1. 11.1993 in Kraftgetretene Vertrag über die Europäische Union (EU-Ver-trag). Er bildet die Grundlage für die Vollendung derEuropäischen Wirtschafts- und Währungsunion(EWWU) sowie für weitere politische Integrations-schritte, insbesondere eine Gemeinsame Außen- undSicherheitspolitik (GASP) und eine Zusammenarbeit inden Bereichen Justiz und Inneres. Mit der Einführung

des Euro als neue gemeinsame eigenständige Währungin elf EU-Staaten (seit 2001: zwölf; seit 2007: 13; ab2008: 15) begann am 1. 1.1999 termingerecht die drit-te Stufe der EWWU; Euro-Bargeld wurde erstmals zum1. 1.2002 in Umlauf gesetzt.

Durch den am 1. 5.1999 in Kraft getretenen Vertragvon Amsterdam zur Änderung und Ergänzung derVerträge, auf denen die EU beruht, wurden die Stellungder Gemeinschaftsorgane gestärkt, die Kompetenzender Gemeinschaft erweitert, Diskriminierung verbo-ten, Kohärenz, Effizienz und Transparenz der GASPverbessert sowie als neues Ziel der Union die Schaffungeines Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts(Vollendung war für 2004 vorgesehen) festgeschrieben.

Vor dem Hintergrund der Krisen auf dem Balkanbeschloss der Europäische Rat (ER) 1999, die Europäi-sche Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) zu ent-wickeln. Zivile bzw. militärische Krisenmanage-menteinsätze im Rahmen der ESVP werden seit 2003durchgeführt. Seit den Terroranschlägen gegen dieUSA am 11. 9.2001 ist die Bekämpfung des Terrorismusein vorrangiges Ziel der EU.

Der umstrittene Vertrag von Nizza (in Kraft 1. 2.2003)zur Revision der Verträge, auf denen die EU beruht,beinhaltet die institutionellen Reformen, die notwen-dig waren, damit die EU auch nach der Erweiterunghandlungs- und entscheidungsfähig bleibt. Die meis-ten institutionellen Änderungen wurden erst imZuge der fünften und bisher größten Erweiterung der EUum zehn auf 25 Staaten am 1. 5.2004 wirksam. Seit1. 1.2007 hat die EU 27 Mitgliedstaaten.

Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staateneinigten sich am 23. 6. 2007 unter deutscher EU-Rats-präsidentschaft darauf, einen Reformvertrag zur Ände-rung der bestehenden Verträge auszuarbeiten, damitdie erweiterte EU handlungsfähiger und demokrati-scher werden kann. Der nach sehr schwierigen Ver-handlungen erzielte Kompromiss zur Reform der EU,dem zuletzt auch Polen zustimmte, beinhaltet Zuge-ständnisse an mehrere Mitgliedstaaten.

Angela Merkel begrüßt Polens Präsident Lech Kaczynski zumEU-Gipfel am 21. 6. 2007 in Brüssel

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Mitgliedstaaten

Seit 1. 1.2007 hat die EU 27 Mitgliedstaaten mit zusam-men rd. 493 Mio. Einwohnern und einer Gesamtflä-che von 4,3 Mio. km2. Die Außengebiete der EU-Staatengehören entweder zur EU oder sind dieser assoziiert,ausgenommen Färöer (DK) sowie Kanalinseln und In-sel Man (GB). In der Republik Zypern ist die Anwen-dung des gemeinschaftlichen Besitzstands auf die Lan-desteile, auf die die Regierung der Republik Zypernkeine tatsächliche Kontrolle ausübt, d. h. auf den vomEU-Beitrittskandidaten Türkei militärisch besetztenNordteil der Insel, vorerst ausgesetzt.

Amtssprachen (23)Bulgarisch, Dänisch, Deutsch, Englisch, Estnisch, Fin-nisch, Französisch, Griechisch, Irisch (seit 2007; vor-her nur Vertragssprache), Italienisch, Lettisch, Litau-isch, Maltesisch, Niederländisch, Polnisch, Portugie-sisch, Rumänisch, Schwedisch, Slowakisch, Slowe-

nisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch. In be-grenztem Umfang können zusätzlich von den Mitglied-staaten auf nationaler oder regionaler Ebene aner-kannte Sprachen auf Antrag und auf eigene Kosten ver-wendet werden; bisher für die Regionalsprachen Spa-niens (Baskisch, Galicisch, Katalanisch).

BeitrittsgesucheKroatien (21. 2.2003; seit 18. 6.2004 Status eines Bei-trittskandidaten; Beitrittsverhandlungen am 4. 10.2005 eröffnet), Mazedonien (22. 3.2004; seit 16. 12.2005Status eines Beitrittskandidaten), Schweiz (26. 5.1992; Gesuch ruht, seit die Schweizer Bevölkerung am6. 12.1992 gegen die Ratifizierung des EWR-Abkom-mens stimmte) und Türkei (12. 4.1987; seit 10. 12.1999Status eines Beitrittskandidaten; Beitrittsverhand-lungen am 4. 10.2005 eröffnet).

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590UNVereinte NationenUnited Nations (UN); Nations Unies(NU); Naciones Unidas (NU); Vereinte Nationen (VN);inoffiziell auch UNO gebräuchlich

UN-Hauptquartier New York: 1 UN Plaza, New York,NY 10 017, USAT +1 212 9631234, Fax +1 212 9634879www.un.org

UN-Büro Genf: www.unog.ch

UN-Büro Wien: www.unvienna.org

UN-Informationszentrum Brüssel (mit Büro in Bonn) :www.unric.org

■ Gründung: Am 26. 6.1945 beschlossen 51 Staaten inSan Francisco die Charta der Vereinten Nationen(einschließlich Polen, das an der Konferenz nicht teil-nahm). Sie trat am 24. 10.1945 in Kraft. ■ Mitglieder:192, alle Staaten der Welt mit Ausnahme der RepublikChina (Taiwan, UN-Gründungsmitglied, verlor 1971die Mitgliedschaft an die Volksrepublik China) undVatikanstadt, sowie ohne die Demokratische ArabischeRepublik Sahara (Westsahara) und die Türkische Re-publik Zypern (Nordzypern). ■ Amts- und Arbeits-sprachen: Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch,Russisch und Spanisch ■ Generalsekretär: Ban Ki-moon (Südkorea, →Biografien), seit 1. 1.2007 ■ Perso-nal: Das Sekretariat beschäftigt weltweit ca. 16 000Mitarbeiter, das UN-System insgesamt ca. 63 450 (ohne→Friedensmissionen). ■ Haushalt: Der sogenannteordentliche Doppelhaushalt 2006/07 umfasst4,174 Mrd. US-$, die aus Pflichtbeiträgen der Mit-gliedstaaten gedeckt werden. Mit den Budgets für→Friedensmissionen, →Sonderorganisationen,→Programme und Fonds geben die Vereinten Natio-nen pro Jahr ca. 15 Mrd. US-$ aus.

Ziele und Grundsätze

Die Vereinten Nationen gingen aus der Staatenkoalitiondes Zweiten Weltkrieges gegen Deutschland, Italienund Japan hervor; der Name »Vereinte Nationen« wur-de erstmals in der »Erklärung der Vereinten Natio-nen« vom 1. 1. 1942 verwendet. Laut der Charta der Ver-einten Nationen (unterzeichnet am 26. 6.1945 in SanFrancisco, in Kraft getreten am 24. 10.1945) ist daswichtigste Ziel der Organisation die Wahrung desWeltfriedens und der internationalen Sicherheit. Alsweitere Ziele nennt Art. 1 der Charta die Entwicklungfreundschaftlicher Beziehungen zwischen den Natio-nen, die Förderung der internationalen Zusammen-arbeit zur Lösung internationaler Probleme und dieFörderung der Menschenrechte.

Bei der Verwirklichung dieser Ziele gelten die in Art.

2 der Charta vereinbarten Grundsätze der souverä-nen Gleichheit aller Mitglieder, der friedlichen Streit-beilegung, des Gewaltverbots und der Achtung derterritorialen Unversehrtheit aller Staaten. Von demGrundsatz des Gewaltverbots ausgenommen sinddas Recht auf Selbstverteidigung (Art. 51) sowiedie vom →Sicherheitsrat beschlossenen friedens-sichernden oder friedenserhaltenden Maßnahmennach Kapitel VII der Charta.

Das System der Vereinten Nationen

Die Charta der Vereinten Nationen etabliert sechsHauptorgane mit unterschiedlichen Aufgaben, diebei Bedarf Nebenorgane einrichten können. Im Laufeder Zeit entstand ein vielschichtiges Netzwerk vonAdhoc-Organen, Sonderorganisationen, Programmenund Fonds, die ihre Existenz entweder von einemoder mehreren der UN-Hauptorgane ableiten oder mitdiesen vertraglich verbunden sind (→Grafik: DasSystem der Vereinten Nationen). Insbesondere die14 Sonderorganisationen, deren Arbeit dem Prinzipnach der →Wirtschafts- und Sozialrat koordinierensoll, sind durch abweichende Macht- und Mitglieder-strukturen weitgehend unabhängig vom UN-System.

Größte UN-Beitragszahler 2002–04in Mio. US-$ *

USA 3799

Japan + 1815

Großbritannien 1146

Deutschland + 795

Niederlande + 746

Italien + 613

Norwegen + 592

Frankreich 566

Schweden 549

Kanada 537

Größte Truppensteller für UN-Einsätze2003–05 Zahl der Soldaten **

Pakistan + 7340

Bangladesch + 6483

Indien + 4071

Nigeria + 3108

Ghana + 2738

Nepal 2348

Jordanien 2212

Uruguay 2124

Äthiopien 2012

Kenia 1749* Durchschnitt der Beiträge zum ordentlichen Haushalt und zu den Fonds und Sonder-

programmen einschl. Friedenseinsätzen ** im Durchschnitt + derzeit Mitglied in

der Kommission für Friedenskonsolidierung; Sicherheitsratsmitglieder können nicht

doppelt Mitglied werden. Quelle: UN

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621SCO Shanghai-Organisationfür ZusammenarbeitShanghai Cooperation Organisation;Shànghi Hézuò Zzhı; Shanhajskaja organizacijasotrudnichestva

No 41, Liangmaqiao Road, Chaoyang District,Beijing 100 600, ChinaT +86 10 65329806, Fax +86 10 65329808www.sectsco.org

■ Gründung: 15. 5.2001 in Shanghai (China) zur Vertie-fung der Zusammenarbeit zwischen den ehemaligenShanghai Five und Usbekistan; Unterzeichnung derCharta am 7. 6.2002 in St. Petersburg (Russland). ■

Mitglieder: 6 (→Karte) ■ Organe: Rat der Staatschefs,Rat der Regierungschefs, Rat der Außenminister (je-weils jährlich am Sitz der rotierenden Präsidentschaft,2007: Usbekistan, 2008: Kirgisistan), Rat der Natio-nalen Koordinatoren (tagt mindestens dreimal jährlichunter Vorsitz des Vertreters der Präsidentschaft) be-ruft den Generalsekretär (Bolat Nurgaljew, Kasachstan,1. 1.2007–31. 12.2009) mit Sekretariat in Beijing (Chi-na); seit 2004 besteht die Regionale Anti-Terrorismus-Struktur in Taschkent (Usbekistan) zur Koordinie-rung von Anti-Terror-Aktivitäten in Zentralasien(Direktor: Viacheslav Kasymov, Usbekistan).■ Arbeitssprachen: Chinesisch, Russisch.

CH R O N I K Das Gipfeltreffen der Staatschefs am 16. 6.2006 zum fünfjährigen Bestehen der Organisationstellte die Weichen für die weitere Vertiefung der Zu-sammenarbeit bei Terrorismusbekämpfung, wirt-schaftlicher Kooperation und kulturellem Austausch.Wenige Tage vor Beginn einer großen gemeinsamenAntiterrorübung im russischen Südural vereinbartendie obersten Sicherheitspolitiker der SCO-Mitglied-staaten am 24. 5.2007 in Biskek (Kirgisistan) eine enge-re Zusammenarbeit beim Kampf gegen Terrorismusund organisiertes Verbrechen. Die Experten verstän-digten sich auch über gemeinsame Sicherheitsplänefür die Olympiade 2008 in Beijing.

WeltbankgruppeWorld Bank Group

1818 H Street, NW, Washington, D. C. 20433, USAT +1 202 4731000, Fax +1 202 4736391www.worldbank.org

Die Weltbankgruppe umfasst die fünf eng miteinanderverbundenen Institutionen:■ IBRD (Internationale Bank für Wiederaufbau undEntwicklung), gegründet 1944 (in Kraft 1945), 185Mitglieder (Anteilseigner);■ IDA (Internationale Entwicklungsorganisation), ge-gründet 1959 (in Kraft 1960), 166 Mitglieder;■ IFC (Internationale Finanz-Corporation), gegründet1956, 179 Mitglieder (www.ifc.org);■ MIGA (Multilaterale Investitionsgarantie-Agentur):gegründet 1985 (in Kraft 1988), 170 Mitglieder(www.miga.org);■ ICSID (Internationales Zentrum zur Beilegung vonInvestitionsstreitigkeiten), gegründet 1965 (in Kraft1966), 144 Mitglieder (www.worldbank.org/icsid).Gemeinhin werden IBRD und IDA als Weltbank be-zeichnet.■ Organe: Die Weltbankgruppe hat vier Aufsichtsrätefür IBRD, IDA, IFC und MIGA, deren Mitglieder imWesentlichen identisch sind. Von den 24 Exekutiv-direktoren der IBRD wird je 1 von den 5 größten An-teilseignern USA, Japan, Deutschland, Frankreich undGroßbritannien gestellt, die restlichen 19 werden vonden verbleibenden Mitgliedern gewählt. Die Aufsichts-räte berufen und entlassen den Präsidenten und ent-scheiden über laufende Geschäfte (IBRD-Kredite, IDA-Kredite und -Zuschüsse, IFC-Beteiligungen undMIGA-Investitionsgarantien). Präsident: Robert B.Zoellick (USA) seit 1. 7. 2007.■ Personal: ca. 10 000 am Hauptsitz in Washingtonund in 109 Büros weltweit.■ Finanzierung: Die Weltbankgruppe finanziert sichnur zu einem geringen Teil über ihr Grundkapital(Einlagen der Mitgliedstaaten), sondern weitgehenddurch die Aufnahme von Kapital auf den internationa-len Kapitalmärkten. Ihre Betriebskosten erwirtschaftetsie aus dem laufenden Kreditgeschäft. 2006 wurden23,6 Mrd. US-$ vergeben, davon gingen 25 % nach La-teinamerika und in die Karibik, 16 % nach Südasien,20 % nach Afrika, 17 % nach Europa und Zentralasien,15 % Prozent nach Ostasien und in den Pazifik, 7 % inden Nahen Osten einschließlich Ostafrika.

CH R O N I K Im Vorfeld der gemeinsamen Jahrestagungvon Weltbank und → IWF in Singapur protestiertenWeltbank-Präsident Paul Wolfowitz und IWF-DirektorRodrigo de Rato am 8. 9.2006 bei der Regierung Singa-purs gegen ein Einreiseverbot gegen 28 für die Ta-gung akkreditierte Aktivisten von Nichtregierungs-

Robert Zoellick

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Weltwährungsfragen,Auslandsinvestitionen undStaatsverschuldung

Das Weltwährungssystem blieb auch 2006 – wie in denVorjahren – relativ stabil; es gab keine stärkeren Tur-bulenzen, Wechselkursverschiebungen oder Finanz-krisen.

Im Verhältnis der Währungen zueinander war be-sonders die Wechselkursentwicklung zwischen Euround US-Dollar Gegenstand vieler Diskussionen. Nach-dem 2005 der US-Dollar beträchtlich an Wert gewon-nen und der Euro entsprechend verloren hatte, kehrtesich 2006 die Entwicklung um. Vor allem ab Jahres-mitte ergaben sich kräftige Kursgewinne des Euro. Ins-gesamt wertete sich der Euro im Jahresverlauf 2006gegenüber dem US-Dollar um 11,5 % auf. Zum Jahres-beginn kostete der Euro 1,20 US-$, zum Jahresende1,32 US-$. In den ersten Monaten 2007 stieg der Euro-Kurs sogar bis auf 1,38 US-$. Vor allem die Zinsent-wicklung und die Wirtschaftsaussichten sprachen nachAnsicht von Finanzfachleuten für den Euro.

Die globalen Devisenreserven sind 2006 um 845 Mrd.US-$ auf 5,020 Billionen US-$ gestiegen. Allein 1,066Billionen US-$ entfielen hiervon auf China, das wegenseines hohen Leistungsbilanzüberschusses an die1. Stelle vor Japan (875 Mrd. US-$) rückte. WichtigsteReservewährung war auch 2006 der US-Dollar mitrd. 66 % der Weltwährungsreserven, gefolgt vom Euromit ca. 25 %.

Die Globalisierung der Wirtschaft hat in besondersstarkem Maß die Finanzmärkte und die grenzüber-

schreitenden Aktivitäten von Großunternehmen in derIndustrie und im Dienstleistungssektor erfasst. Siezeigt sich u. a. in stark angeschwollenen internationa-len Kapitalströmen und Finanztransaktionen als Fol-ge der Liberalisierung der Finanzmärkte und der zu-nehmenden Bedeutung multinationaler Unternehmen.Die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung(UNCTAD) veröffentlicht jährlich in ihrem »World In-vestment Report« einen »Transnationalitätsindex«(TNI) für große internationale Konzerne als Verhält-nis von Investitionssumme, Umsätzen und Beschäftig-ten jeweils im Inland (Firmensitz) und im Ausland(100 % bedeutet stärkste Multinationalität). GewisseFirmen mit weltweiter Präsenz kommen hierbei aufeinen Index von mehr als 80 % (→Tabelle).Die Direktinvestitionen der Wirtschaft im Ausland (soge-nannte FDI = foreign direct investments) machtenauch 2006/07 einen beträchtlichen Anteil der inter-nationalen Kapitalströme aus. Seit Beginn der 1980erJahre bis zur Jahrtausendwende sind Investitionen inausländische Produktionsstätten – durch Gründungneuer Werke, Kauf bestehender Unternehmen oderZusammenschluss von Unternehmen – etwa sechs-mal so schnell angestiegen wie das Welthandelsvolu-men und haben zu intensiven globalen Finanzver-flechtungen geführt. 2000 wurde ein Höhepunkt er-reicht; die FDI beliefen sich nach Berechnungen derUNCTAD (»World Investment Report«) weltweit auf1387,953 Mrd. US-$, wobei etwa 90 % dieser Summeauf Firmenkäufe und Zusammenschlüsse (M & A,»mergers & acquisitions«) entfielen.

2001–2003 ging das FDI-Volumen stark zurück. DerGrund lag nach Analysen der UNCTAD in einer ge-wissen Normalisierung nach dem »Platzen« des Infor-mationstechnologiebooms um die Jahrtausendwen-

Multinationale Unternehmen 2004in Auswahl

Unternehmen, Firmensitz, Branche Transnationali-tätsindex (TNI)

1. Thomson, Kanada, Medien 97,3

2. Nestlé, Schweiz, Lebensmittel 93,5

3. Vodafone, Großbritannien,Telekommunikation 87,1

4. Alcan, Kanada, Metallurgie 85,6

5. Philips, Niederlande, Elektro/Elektronik 84,0

6. Unilever, Großbritannien/Niederlande,Lebensmittel 82,8

7. BP, Großbritannien, Mineralöl 81,5

8. Roche, Schweiz, Pharmazie 79,0

9. Nokia, Finnland, Telekommunikation 72,5

10. BMW, Deutschland, Kfz 66,9

11. McDonalds, USA, Restaurants 65,7

12. Bertelsmann, Deutschland, Medien 63,4

13. Siemens, Deutschland, Elektro/Elektronik 62,0

14. Hewlett-Packard, USA, Elektronik 61,7

15. VW Deutschland, Kfz 56,4

Quelle: UNCTAD 2007

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de, in der Konjunkturabschwächung, in wirtschaft-lichen Problemen vieler Industriestaaten und in derUnsicherheit über die weitere Entwicklung angesichtsvon Kriegs- und Terrorfurcht.

In den letzten Jahren war eine unterschiedliche Ent-wicklung der FDI zu verzeichnen; die Netto-Investiti-onssummen ausländischer Investoren erhöhten sichvon 561,104 Mrd. US-$ (2003) auf 813,068 Mrd. US-$(2004), um 2005 wieder leicht auf 778,725 Mrd. US-$zurückzugehen.

Bemerkenswert ist nach Meinung der UNCTAD, dasssich der Schwerpunkt der FDI immer stärker vom in-dustriellen in den Dienstleistungsbereich verschiebt.2005 entfielen 64 % der FDI auf Unternehmen destertiären Sektors (Handel, Verkehr, Tourismus, Finanz-dienstleistungen usw.). Auch 2005 betrafen die wich-tigsten grenzüberschreitenden Kapitaltransfers Inves-titionen westeuropäischer und nordamerikanischerFirmen in anderen Industrieländern und in Schwellen-ländern (z. B. Lateinamerika, Südostasien) sowieumgekehrt US-amerikanische und ostasiatische Inves-titionen in Europa. In den östlichen Reformländern

sowie in den Entwicklungsländern wurde demgegen-über wegen der wirtschaftlichen und politischen Ri-siken wesentlich weniger investiert (→Tabelle Rang-liste nach Bonität). Größere Kapitalströme flossenhier nur nach Russland (14,600 Mrd. US-$), in dieTschechische Republik (10,991 Mrd. US-$), in dieUkraine (7,808 Mrd. US-$), nach Polen (7,724 Mrd.US-$), Ungarn (6,699 Mrd. US-$) und nach Rumä-nien (6,388 Mrd. US-$).

Auf Entwicklungsländer entfielen 2005 zwar 40,8 %der Direktinvestitionen, doch der Hauptanteil gingnach China und in die fortgeschrittenen Schwellenlän-der in Ostasien und Südamerika (Brasilien, Kolum-bien, Chile, Argentinien). In die 50 am wenigsten ent-wickelten Länder flossen 2005 nur 9,680 Mrd. US-$,d. h. 1,1 % der weltweiten Auslandsinvestitionen.

Die Staatsverschuldung war auch 2006/07 ein wich-tiges Thema der Weltwirtschafts- und Währungspo-litik. Entscheidend ist weniger die absolute Schulden-höhe als vielmehr das Verhältnis von Schulden zuWirtschaftsleistung und finanzieller Leistungsfähig-keit. So liegt das Hauptproblem bei den Entwick-lungsländern in der Unfähigkeit vieler Schuldnerlän-der, ihre Auslandsschulden fristgerecht zurückzu-zahlen. Die USA und viele westeuropäische Staatensind zwar auch hoch verschuldet, doch handelt essich weitgehend um Inlandsverschuldung, d. h. Kredit-aufnahme bei den eigenen Bürgern. Außerdem ha-ben diese Staaten angesichts ihrer Wirtschaftskraftund des Wohlstands ihrer Bürger keine Probleme mitder Rückzahlung; der Schuldendienst kann lediglichsteuer- und finanzpolitisch gefährlich werden, und erengt zukünftige Handlungsspielräume und die Investi-tionsmöglichkeiten der Staaten ein. Demgegenüberwaren viele hochverschuldete Entwicklungsländerauch 2006 nur mit Mühe oder gar nicht in der Lage,ihren Zahlungsverpflichtungen (Zins- und Tilgungs-leistungen) voll nachzukommen.

Für die Entwicklungsländer bedeutet die hohe Ver-schuldung im Ausland nicht nur eine Überforderung

Die wichtigsten Empfängerländer der welt-weiten Direktinvestitionen Investitionssummenausländischer Investoren in Mrd. US-$ (netto)

Land 2005 2004 2000

Großbritannien 164,530 56,214 118,764

USA 99,443 122,377 314,007

VR China 72,406 60,630 40,715

Frankreich 63,576 31,371 43,250

Hongkong 35,897 34,032 61,939

Kanada 33,822 1,533 66,791

Deutschland 32,663 – 15,113 198,276

Belgien * 23,691 42,044 88,739

Spanien 22,987 24,761 37,523

Singapur 20,083 14,820 12,464

Italien 19,971 16,815 13,375

Mexiko 18,055 18,674 15,484

* 2000 einschl. Luxemburg Quelle: UNCTAD

Die wichtigsten Herkunftsländer der welt-weiten Direktinvestitionen Investitionssummenim Ausland in Mrd. US-$ (netto)

Land 2005 2004 2000

Niederlande 119,454 17,282 75,635

Frankreich 115,668 57,006 177,449

Großbritannien 101,099 94,862 233,371

Japan 45,781 30,951 31,558

Deutschland 45,634 1,883 56,557

Schweiz 42,858 26,838 44,673

Italien 39,671 19,262 22,316

Spanien 38,772 60,532 54,675

Kanada 34,083 43,254 44,675

Hongkong 32,560 45,716 59,375

Schweden 25,938 20,985 40,592

Belgien * 22,925 33,526 86,362

* 2000 einschl. Luxemburg Quelle: UNCTAD

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Erneuerbare Energien

Der Anteil erneuerbarer Energien am Weltenergiebe-darf lag 2004 nach Angaben des Renewable EnergyPolicy Network bei 17 %. Dieser Anteil wird dominiertdurch die Biomasseverbrennung zur häuslichenEnergieversorgung in Entwicklungsländern (»traditio-nelle Biomasse«) und große Wasserkraftwerke. Aufdie sogenannten »neuen Erneuerbaren« (moderne Bio-massenutzung, Biokraftstoffe, kleine Wasserkraft,Windenergie, Solarenergie, Erdwärme, Gezeitenener-gie) entfallen bisher nur 2 %.

Im Jahr 2005 wurde weltweit die Rekordsumme von38 Mrd. US-$ in erneuerbare Energien investiert –8 Mrd. US-$ mehr als 2004. Deutschland und Chinatätigten die größten Investitionen (je 7 Mrd. US-$),ihnen folgten die USA, Spanien, Japan und Indien.Mit einem Wachstum von 24 % auf 59 Gigawatt (GW)verzeichnete die Windkraft die zweithöchsten Kapazi-tätszuwächse nach der Großwasserkraft. Die Strom-

erzeugung aus Biomasse stieg in mehreren Ländernum 50 bis 100 %. Auch im Bereich Biodiesel (85 %Steigerung der jährlichen Gesamtproduktion) undSolarstrom (55 % Wachstum der Kapazität) wurdenhohe Wachstumsraten ausgemacht. Die Kapazität dersolaren Warmwasserbereitung nahm in China um23 % zu und erreichte auch in Europa Rekordwerte.

Bei Solarstrom überholte Deutschland Japan, indemes seine kumulierte Kapazität innerhalb eines Jahresum 600 Megawatt (MW) erhöhte. Erstmals seit 1992waren die USA im Bereich Windkraft führend, gleich-zeitig überholte Indien mit seiner bestehenden Kapazi-tät Dänemark, den Vorreiter in Sachen Windenergie.Zehn Länder installierten mehr als 300 MW Windkraft,2004 waren es nur fünf. Bezüglich der gesamtenStromerzeugungskapazität durch erneuerbare Ener-gien ließ Indien Japan hinter sich zurück. In der Etha-nolherstellung zogen die USA mit dem ehemaligen Spit-zenreiter Brasilien gleich, außerdem begannen dreineue Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) mitder Produktion. Neun neue EU-Mitgliedstaaten ent-schieden sich zudem, Biodiesel zu produzieren. Dasgroße Interesse von Investoren an der Branche dererneuerbaren Energien zeigt sich in der wachsendenZahl börsennotierter Unternehmen. Die Zahl derUnternehmen mit einem Börsenwert von mehr als40 Mio. US-$ stieg zwischen 2004 und 2005 weltweitvon 60 auf 85, ihr Börsenwert wird insgesamt auf50 Mrd. US-$ geschätzt, was eine Verdopplung imVergleich zu 2004 bedeutet. Ebenso wie die Biokraft-stoffindustrie (mehr als 1 Mrd. US-$) investierte dieFotovoltaikindustrie Rekordsummen in neue An-lagen und Geräte (ca. 6 Mrd. US-$).

Weltweit wurden die politischen Initiativen für er-neuerbare Energien verstärkt und neue Programmeeingeführt. Die Zahl der Länder mit Ausbauzielen er-höhte sich von 45 auf 49. In 41 Ländern gibt es Geset-ze über die Einspeisung von Strom aus erneuerbarenEnergien ins öffentliche Netz – vier mehr als 2004.

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Einige Länder erhöhten ihre Zielvorgaben für Biokraft-stoffe drastisch und mindestens zehn Bundesstaa-ten/Provinzen und sechs Länder erließen gesetzlicheVorgaben über die Beimischung von Biokraftstoffenzu fossilen Kraftstoffen. Mehrere EU-Staaten führtenneue Steuerbefreiungen für Biokraftstoffe ein. Spa-nien ist das erste Land, das Fotovoltaikanlagen fürNeubauten zur Pflicht macht, und nach Israel daszweite, das solare Warmwasserbereitung für neue Ge-bäude gesetzlich vorschreibt. Auch einzelne Städtesetzten sich neue Ziele, wie z. B. Tokio, wo der Anteilder erneuerbaren Energien am Primärenergiever-brauch bis 2020 auf 20 % steigen soll.

Erneuerbare Energien in Deutschland

Der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergiever-brauch ist 2006 nach Angaben der Arbeitsgruppe Er-neuerbare-Energien-Statistik (AGEE-Stat) auf 5,3 %(2004: 4,7 %) gestiegen und hat sich damit seit demJahr 2000 (2,6 %) mehr als verdoppelt. Aufgrund derdamit verbundenen Ersetzung fossiler Energieträgerwurden 2006 CO2-Emissionen in Höhe von 97 Mio. t(ca. 10 % der Gesamtemissionen) vermieden.

Der Anteil erneuerbarer Energien am Stromver-brauch lag 2006 bei 11,8 % (2005: rd. 10,4 %).Deutschland ist damit auf gutem Wege, das auf europä-ischer Ebene für 2010 vereinbarte nationale Ziel von

Der großflächige Anbau von Pflanzen zur Produktionvon Kraftstoffen stößt zunehmend auf Kritik von Um-weltschützern und Landwirtschaftsexperten. Diese hatsich u. a. an der Ausweitung des Anbaus von Palmölentzündet. Palmöl wird aus dem Fruchtfleisch der Öl-palme gewonnen und kann u. a. zur Stromerzeugungin Blockheizkraftwerken verwendet werden. Da die Öl-palme bei ihrem Wachstum CO2 aus der Atmosphäreeinbindet, erscheint diese Form der Energiegewinnungzunächst klimaneutral. Die Anbaufläche hat sich lautFAO seit 1990 weltweit auf 12 Mio. ha verdoppelt – eineFläche, die ungefähr der gemeinsamen Größe von Ös-terreich und der Schweiz entspricht. Die Weltprodukti-on von 33 Mio. t entfällt zu 80 % auf Indonesien und→Malaysia. Zur Ausweitung der Palmöl-Plantagenwird dort nach Angaben des UN-Umweltprogramms(UNEP) in großem Umfang Regenwald gerodet. NachBerechnungen der Umweltorganisation Wetland In-ternational werden für die Produktion einer TonnePalmöl 20 t CO2 freigesetzt, ein vielfaches der Menge,die durch die energetische Nutzung des Palmöls einge-spart wird. Deutschland ist mit 800 000 t pro Jahr derfünftgrößte Palmöl-Importeur. Die Bezugspreise liegenca. 120 N pro Tonne unter denen des überwiegend ausdeutscher Produktion stammenden Rapsöls, weshalbimmer mehr Ökostrom-Produzenten auf Palmöl um-steigen. Laut einer Untersuchung des Instituts fürEnergie und Umwelt wird die Verstromung des Palm-öls im Jahr 2007 den Betreibern Erträge aus dem Er-neuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Höhe von ca.200 Mio. N bringen. Das Bundesumweltministeriumhat vor diesem Hintergrund angekündigt, mit der No-velle des EEG zum 1. 1.2009 eine »Nachhaltigkeitsver-ordnung« in Kraft treten zu lassen, die eine Verwen-dung von Pflanzenölen aus zertifiziertem Anbau ver-langt. Es ist jedoch fraglich, ob das Zertifizierungssys-tem in einem solchen kurzen Zeitraum aufgebaut wer-den kann. Eine weitere Kritik an den Energiepflanzenist die zunehmende Flächenkonkurrenz zum Anbauvon Nahrungsmitteln, die sich bereits jetzt in z. T.

drastischen Preissteigerungen äußert. So haben sichAnfang 2007 in nur wenigen Wochen die Tortilla-Prei-se in →Mexiko aufgrund der starken Maisnachfrage inden USA für die Produktion von Bioethanol verdoppelt.Es kam zu Protesten aus der Bevölkerung, die Regie-rung sah sich gezwungen, einen Höchstpreis zu ver-ordnen (»Tortilla-Krise«). Auch die von der brasiliani-schen Regierung geplante Ausweitung des Zucker-rohranbaus für die Verdopplung der Ethanol-Produkti-on auf 35 Mrd. l bis 2013 ist ökologisch nicht unbe-denklich. Zuckerrohr wächst zwar nicht auf den Regen-waldböden, die Ausweitung der Anbauflächen könntejedoch die Soja-Produktion in die Regenwaldgebieteverdrängen. Einen Ausweg aus den Problemen erhofftman sich von den »Biokraftstoffen der zweiten Generati-on«, die über Vergasung und Verflüssigung von Bio-masse (»BTL – Biomass to Liquid«) aus vielfältigstenAusgangsmaterialien hergestellt werden können, wo-durch der Druck auf die Landwirtschaftsflächen ver-ringert wird. Bis zur Marktreife der BTL-Kraftstoffedürften jedoch noch einige Jahre vergehen.

Öko-Kritik an Biokraftstoffen

Palmölplantage in Sabah (Malaysia)

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Am 12. 3.2007 eröffneten der deutsche Kulturstaatsmi-nister Bernd Neumann (CDU) und der Leiter der rus-sischen Staatsagentur für Kultur und Kinematografie,Michail Schwydkoj, die Ausstellung »Merowingerzeit– Europa ohne Grenzen. Archäologie und Geschichtedes 5. bis 8. Jahrhunderts« in Moskau. Das gemeinsamvom Moskauer Puschkin-Museum, der EremitageSt. Petersburg, dem Historischen Museum Moskauund dem Museum für Vor- und Frühgeschichte derStaatlichen Museen zu Berlin konzipierte Ausstel-lungsprojekt thematisierte, nach Kulturräumen gelie-dert, erstmals umfassend die Zeit der Völkerwande-rung zwischen Atlantik und Ural. Die Schau, die nebenrussischen Exponaten und Leihgaben aus der BerlinerSammlung auch rd. 700 sogenannte »kriegsbedingtnach Russland verlagerte Objekte« (»Beutekunst«) ausdem Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichtepräsentierte, wurde als wichtiges Signal in der seit Jah-ren festgefahrenen Beutekunst-Debatte gewertet.

Der Streit um den Verbleib von Kunstwerken, Bü-chern und Archivmaterialien aus deutschem Besitz,die von 1945 bis 1949 nach Russland verschleppt wor-den waren, belastet seit langem die kulturpolitischenBeziehungen zwischen beiden Ländern. Um wieder Be-wegung in die stockenden politischen Verhandlungenzu bringen, wurde im November 2005 die Arbeitsge-meinschaft »Initiative Deutsch-Russischer Museums-dialog« gebildet. Die Initiative, ein Zusammenschlussvon rd. 80 deutschen Museen, die einen Teil ihrer Be-stände in Russland vermuten, zielt auf eine Intensivie-rung der fachlichen Kontakte zwischen deutschenund russischen Museen. Gemeinsam mit russischenKollegen sollen Bestandsaufnahmen erstellt, Koope-rationen bei der Restaurierung und Konservierungvereinbart und Ausstellungen geplant werden. Diedeutsch-russische Zusammenarbeit bei der Ausstel-lung über die frühmittelalterliche Herrscherdynastieder Merowinger gilt als die erste erfolgreiche Umset-zung dieses neuen Ansatzes im Streit um die Beute-kunst. Im Unterschied zum Begriff »Raubkunst«, der

für die von den Nationalsozialisten systematisch ge-raubten und beschlagnahmten Kunstwerke vor allemaus ehemals jüdischem Besitz verwendet wird(→Raubkunst), bezeichnet Beutekunst zunächst all-gemein die widerrechtliche Entwendung von Kultur-gütern durch eine siegreiche Macht im Rahmen einerkriegerischen Auseinandersetzung. Somit wird dar-unter auch der systematische Kunstraub durch dieNationalsozialisten in den von der Wehrmacht besetz-ten Gebieten bezeichnet. Im engeren Sinne bezieht ersich auf die Gesamtheit deutscher Kulturgüter, die nachdem 2. Weltkrieg konfisziert und in die Sowjetunionverbracht worden waren.

Nach Kriegsende hatten sogenannte Trophäenbriga-den in Stalins Auftrag Kunstwerke, Bücher und Ar-chivgut aus Deutschland abtransportiert, darunter den»Schatz des Priamos«, den der Archäologe HeinrichSchliemann 1873 in Troja ausgegraben und später denBerliner Museen vermacht hatte. 1958 gab Russlandeinen Teil der verschleppten Kulturgüter (u. a. die bei-den Marmorfriese des Pergamonaltars) an die dama-lige DDR zurück; der Rest galt lange als verschollen.Erst Anfang der 1990er Jahre gab die russische Regie-rung die Geheimhaltung ihrer Beutekunst-Beständeauf. Nach offiziellen Erkenntnissen lagern in den De-pots russischer Museen noch rd. 200 000 Kunstwerke,4,6 Mio. Bücher und Handschriften sowie 3000 Re-galmeter Archivmaterial. Während die von Russlandnach Deutschland verbrachten Kunstgüter nach demSieg der Alliierten von der Sowjetunion zurückgeführtoder über die von den West-Alliierten eingerichteten»collecting points« an die Sowjetunion restituiert wur-den, scheint eine Rückkehr der aus Deutschlandstammenden Beutekunststücke gegenwärtig unwahr-scheinlich. Zwar hatten sich die Regierungen beiderLänder im deutsch-sowjetischen Nachbarschaftsver-trag vom November 1990 und im deutsch-russischenKulturabkommen vom Dezember 1992 verpflichtet,»unrechtmäßig verbrachte Kulturgüter an den Eigen-tümer« zurückzugeben. Ein vom russischen Parlamentgegen den Widerstand des damaligen PräsidentenBoris Jelzin 1998 verabschiedetes Gesetz erklärt jedochalle im Zuge des 2. Weltkrieges erbeuteten Güter ausdeutschem Besitz zum Eigentum der Russischen Föde-ration: als Kompensation der eigenen im 2. Weltkriegerlittenen Verluste durch die Nationalsozialisten.

Nach deutscher Rechtsauffassung verstößt dasDuma-Gesetz sowohl gegen die Haager Landkriegs-ordnung von 1907, nach der die Beschlagnahme vonKulturgütern nicht zulässig ist, als auch gegen die völ-kerrechtlich verbindlichen Vereinbarungen von 1990und 1992. Eine Präsentation der Merowinger-Ausstel-lung in Deutschland ist deshalb nicht möglich: diedeutschen Behörden müssten die 700 Beutekunststü-cke umgehend beschlagnahmen.

Kunst als Beute – Streitfall Beutekunst

Reiterskulptur auf der Merowinger-Ausstellung in Moskau

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Vor den French Open 2007 gab es nur ein Thema: Rogeroder Rafael? Gelingt es Roger Federer, der in Paris seinachtes Grand-Slam-Finale in Folge erreichte, das spani-sche Kraftpaket Rafael Nadal zu schlagen und alssechster Spieler, der alle vier Grand-Slam-Turniere ge-wonnen hat, in die Geschichte einzugehen? Eine Wo-che vor Roland Garros hatte der Schweizer Tennisästhetnoch spielerisch leicht den »Rafa-Code« geknackt:Nadals 6 :2, 2 :6, 0 :6-Demontage am Hamburger Ro-thenbaum bedeutete zugleich das Ende seiner un-fassbaren Serie von 81 Matchgewinnen und 13 Turnier-erfolgen nacheinander auf Sand.

Der Schweizer Alleskönner wird zumindest nochein weiteres Jahr auf die Realisierung seines großenTraums warten müssen. Im Finale von Paris war Fede-rers »Poesie in Bewegung« (David Foster Wallace)machtlos gegen Nadals einschüchternde physischePräsenz, gegen die Urgewalt und Präzision seinerGrundlinienschläge. Dafür egalisierte Federer aber inWimbledon Björn Borgs Rekord von fünf Siegen inFolge.

Der belgischen Weltranglistenersten Justine Heningelang gegen die chancenlose Serbin Ana Ivanovic inParis der dritte Sieg in Folge. Bei diesen French Openzeigte sich eindrucksvoll das ganze Potenzial der jun-gen serbischen Tennisgarde: Mit Jelena Jankovic (22),

US Open 2006 New York, 28. 8. – 10. 9. 2006

Damen Halbfinale Jelena Jankovic (SRB) – Justine Henin-Hardenne (BEL) 6:4, 4:6, 0:6

Amélie Mauresmo (FRA) – Maria Scharapowa (RUS) 0:6, 6:4, 0:6

Finale Maria Scharapowa (RUS)– Justine Henin-Hardenne (BEL) 6:4, 6:4

Herren Halbfinale Roger Federer (SUI) – Nikolaj Dawydenko (RUS) 6:1, 7:5, 6:4

Andy Roddick (USA) – Michail Juschni (RUS) 6:7, 6:0, 7:6, 6:3

Finale Roger Federer (SUI) – Andy Roddick (USA) 6:2, 4:6, 7:5, 6:1

Australian Open 2007 Melbourne, 15. 1. – 28. 1. 2007

Damen Halbfinale Maria Scharapowa (RUS) – Kim Clijsters (BEL) 6:4, 6:2

Serena Williams (USA) – Nicole Vaidisová (CZE) 7:6, 6:4

Finale Maria Scharapowa (RUS) – Serena Williams (USA) 1:6, 2:6

Herren Halbfinale Roger Federer (SUI) – Andy Roddick (USA) 6:4, 6:0, 6:2

Tommy Haas (GER) – Fernando González (CHI) 1:6, 3:6, 1:6

Finale Roger Federer (SUI) – Fernando González (CHI) 7:6, 6:4, 6:4

French Open 2007 Paris, 28. 5. – 10. 6. 2007

Damen Halbfinale Justine Henin (BEL) – Jelena Jankovic (SRB) 6:2, 6:2

Ana Ivanovic (SRB) – Maria Scharapowa (RUS) 6:2, 6:1

Finale Justine Henin (BEL) – Ana Ivanovic (SRB) 6:1, 6:2

Herren Halbfinale Roger Federer (SUI) – Nikolaj Dawydenko (RUS) 7:5, 7:6, 7:6

Novak Djokovic (SRB) – Rafael Nadal (ESP) 5:7, 4:6, 1:6

Finale Roger Federer (SUI) – Rafael Nadal (ESP) 3:6, 6:4, 3:6, 4:6

All England Lawn Championship 2007 Wimbledon, 25. 6. – 8. 7. 2007

Damen Halbfinale Justine Henin (BEL) – Marion Bartoli (FRA) 6:1, 5:7, 1:6

Ana Ivanovic (SRB) – Venus Williams (USA) 2:6, 4:6

Finale Marion Bartoli (FRA) – Venus Williams (USA) 4:6, 1:6

Herren Halbfinale Roger Federer (SUI) – Richard Gasquet (FRA) 7:5, 6:3, 6:4

Novak Djokovic (SRB) – Rafael Nadal (ESP) 6:3, 1:6, 1:4 (Aufgabe Djokovic)

Finale Roger Federer (SUI) – Rafael Nadal (ESP) 7:6, 4:6, 7:6, 2:6, 6:2

Ana Ivanovic (19) und Novak Djokovic (20) erreich-ten gleich drei von ihnen die Runde der letzten Vier.

Für drei Große des Tenniszirkus ist das Leben hinterder Grundlinie jetzt endgültig vorbei. Martina Navra-tilova: 49 Jahre, 59 Grand-Slam-Titel, die einzige Spiele-rin der Geschichte, die bei jedem der vier Major-Tur-niere in allen Konkurrenzen siegte.

Andre Agassi, acht Grand-Slam-Titel, 60 Turniersiege:der vom »Tennis-Punk« zum Elder Statesman desHerrentennis gereifte Amerikaner spielte im Septem-ber 2006 im Alter von 36 Jahren bei den US Open inFlushing Meadows sein letztes Turnier als Tennisprofi.

Und Kim Clijsters? Die ehemalige Nr. 1 der Welt undGewinnerin der US Open 2005 ist 24, freut sich auf dieHochzeit mit dem US-Basketballer Brian Lynch undträumt von ihrem ersten Baby. Game, set and match:Kim Clijsters.

Letzter Aufschlag: Andre Agassi bei den US Open

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notionalen Währungsfonds und die Weltbank kritisierteund entschied, weniger Geld für die Schuldentilgungund mehr für Sozialprogramme aufzuwenden, wurdeer von Palacio bereits im August 2005 wieder ent-lassen. Bei den Präsidentschaftswahlen half ihm jedochdieses kurze Zwischenspiel, denn bei der Stichwahlam 26. 11.2006 besiegte er den aus der alteingesessenenOligarchie stammenden reichen Unternehmer ÁlvaroNoboa Pontón. Am 15. 1.2007 wurde Correa als Staats-präsident vereidigt.

Déby, Idriss (Tschad), * Fada 1952; seit 1990Staatspräsident

Der Sohn eines Hirten war Weggefährte seines Amts-vorgängers Hissène Habré, zu dessen Aufstieg er ent-scheidend beigetragen hat. Nach Habrés Sieg 1982 wur-de der als gewiefter Taktiker geltende Déby Oberbe-fehlshaber der Armee und 1985 Militärberater. Ein ge-scheiterteter Putschversuch gegen Habré im April1989 zwang Déby zur Flucht in den Sudan, wo er eineneue Kampftruppe, den Mouvement Patriotiquepour le Salut (MPS), gründete. 1990 fiel er mit seinenRebellen im Tschad ein, eroberte die HauptstadtN’Djamena und wurde 1991 als Präsident vereidigt.Déby gelang es, das ethnisch heterogene Land, dasdurch den Gegensatz zwischen dem islamisch-arabi-schen Norden und dem schwarzafrikanischen bevöl-kerungsreichen Süden geprägt ist, zu stabilisieren. Derbewaffnete Konflikt mit den Rebellen im Tibestikonnte 2001 durch ein Friedensabkommen beigelegtwerden. Aus den ersten freien Präsidentschaftswah-len 1996 ging Déby als Sieger hervor (2001 bestätigt),der MPS sicherte sich 2002 eine überwältigendeMehrheit im Parlament. Um sich 2006 erneut im Amtbestätigen zu lassen, ließ der autokratisch regierendeDéby 2004 von der Nationalversammlung die Amts-zeitbeschränkung aufheben und dies 2005 in einemReferendum bestätigen. Wie erwartet siegte er am 3. 5.2006 vor vier weiteren Kandidaten, alle Mitgliedervon Regierungsparteien. Durch die seit Dezember2006 zunehmend auch auf den Tschad übergreifen-den Kämpfe in der sudanesischen Grenzregion Dafur,an der auch tschadische Rebellen, die Déby seit lan-gem stürzen wollen, beteiligt waren, geriet der Präsi-dent zunehmend in Bedrängnis.

Erdogan, Recep Tayyip (Türkei), * Istanbul 26. 2.1954; seit 2003 Ministerpräsident

Nach dem Besuch der staatlich-religiösen Imam-Hatip-Ober-schule studierte der aus einem Ar-menviertel Istanbuls stammen-de Erdogan Wirtschaftswissen-schaften. Anschließend arbeite-te er in der Privatwirtschaft. Als22-Jähriger schloss sich der

strenggläubige Erdogan der fundamentalistischenHeilspartei an und wurde Vorsitzender ihrer Jugend-organisation. Mit Unterstützung seines MentorsNecmettin Erbakan rückte er 1984 in den Vorstandder Wohlfahrtspartei (RP) auf, einer Nachfolgeorgani-sation der inzwischen verbotenen Heilspartei, undwurde 1994 Oberbürgermeister Istanbuls. Mit einerpragmatischen Kommunalpolitik erwarb er sich An-sehen bei der Bevölkerung. Wegen Volksverhetzungwurde Erdogan 1998 zu einer mehrmonatigen Haft-strafe und lebenslangem Politikverbot verurteilt. Seitdieser Zeit setzte er sich von Erbakan ab und gründe-te 2001 die Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung(AKP), in der er demokratische Reformkräfte unterden Religiösen sammelte. Bei den Parlamentswahlen2002 errang er einen überragenden Wahlsieg, konnteallerdings erst nach einer Verfassungsänderung, diesein Politikverbot aufhob, am 12. 3.2003 Ministerprä-sident werden. Seither verfolgt Erdogan mit beachtli-chem Tempo die Durchsetzung politischer und wirt-schaftlicher Strukturreformen, um die Türkei in die EUzu führen. Nachdem die Wahl seines WeggefährtenAbdullah →Gül zum Staatspräsidenten im Frühjahr2007 an der Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlamentscheiterte, stimmte dieses auf einen VorschlagErdogans hin für vorgezogene Neuwahlen am 22. 7.

Espinosa Cantellano, Patricia (Mexiko), * Ciudadde México 21. 10. 1958; seit 2006 Außenministerin

Espinosa studierte am Colégio deMéxico Internationale Bezie-hungen und anschließend Inter-nationales Recht in Genf. Ihrediplomatische Karriere begann1981 mit dem Eintritt in denAuswärtigen Dienst. Zunächstwar sie 1982–88 als Mitglied der

Ständigen Vertretung Mexikos bei den Vereinten Natio-nen in Genf für wirtschaftliche Angelegenheiten zu-ständig. Zurück in Mexiko fungierte sie 1991–93 imAußenministerium als Direktorin der Abteilung fürInternationale Organisationen, bevor sie zur StändigenVertretung Mexikos bei den Vereinten Nationen inNew York wechselte. 1997–2001 hatte Espinosa imAußenministerium den Posten der Generaldirekto-rin der Abteilung für regionale interamerikanischeOrganisationen und Angelegenheiten inne. 2001 gingsie als Botschafterin ihres Landes nach Deutschlandund 2002 in derselben Funktion nach Österreich. Am28. 11.2006 ernannte sie Präsident Felipe →CalderónHinojosa zur Außenministerin. Als Ziele ihrer Arbeitnannte die Diplomatin, die als politisch eher unerfah-ren gilt, eine Diversifikation der mexikanisch-ameri-kanischen Zusammenarbeit im Hinblick auf Immigra-tions- und Sicherheitsfragen sowie eine Wiederbele-bung der diplomatischen Beziehungen mit Kuba undVenezuela.

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Rostropowitsch, Mstislaw (80), russ. Cellist und Diri-gent, galt neben Pablo Casals als bedeutendster Cel-list des 20. Jahrhunderts. Der Sohn eines Cellisten undeiner Pianistin gab im Alter von 13 Jahren sein erstesKonzert. Nach dem Studium am Moskauer Konserva-torium begann seine Karriere in der Sowjetunion, esfolgten Auftritte in der ganzen Welt. Nachdem er undseine Frau, die Sopranistin Galina Wischneskaja,dem oppositionellen Autor und Literaturnobelpreisträ-ger Alexander Solschenizyn Unterschlupf gewährthatten, bekam er 1971 Ausreiseverbot. 1974 verließ erdas Land, 1978 wurde er ausgebürgert. Seit seiner of-fiziellen Rehabilitierung durch Michail Gorbatschow1990 lebte er wieder in Russland. Neben seinem En-gagement für die Nachwuchsförderung setzte sich Ro-stropowitsch besonders für die Musik zeitgenössi-scher Komponisten ein. Zahlreiche Musiker wie DmitriSchostakowitsch, Sergej Prokofjew oder BenjaminBritten schrieben Stücke für ihn. 27. 4.2007 Moskau

Schwarzkopf, Elisabeth (90), dt.Sängerin, galt als eine unüber-troffene Mozart- und Strauss-In-terpretin, ihre Stimme als ein-zigartig. Die in Jarotschin in Posengeborene Tochter eines Oberstu-diendirektors debütierte 1938 inBerlin. 1942 engagierte sie Karl

Böhm an die Wiener Staatsoper, ihre Weltkarriere be-gann 1947 mit einem Gastspiel der Wiener Oper inLondon. Ab den 1960er Jahren konzentrierte sie sichauf fünf Opernpartien: die Fiordiligi, die Donna Elvi-ra und die »Figaro«-Gräfin von Mozart sowie dieStrauss-Partien der »Capriccio«-Gräfin und der Mar-schallin im »Rosenkavalier«. 1972 beendete Schwarz-kopf, die als eine der größten Sopranistinnen des 20.Jahrhunderts galt, ihre Bühnenkarriere. 3. 8.2006Schruns

Sembène, Ousmane (84), senegal. Regisseur undSchriftsteller, galt als Begründer des unabhängigenafrikanischen Kinos. Nachdem er bereits einige Roma-ne veröffentlicht hatte, drehte er 1963 mit »BoromSarret« seinen ersten Kurzfilm, einen der ersten afrika-nischen Filme überhaupt. 1969 war Sembène Mitbe-gründer des Panafrikanischen Filmfestivals FESPACO,das inzwischen alle zwei Jahre in Burkina FasosHauptstadt Ouagadougou stattfindet. Für seinen letz-ten Film »Moolaadé – Bann der Hoffnung« wurde er2004 unter anderem beim Filmfestival von Cannesausgezeichnet. 9. 6.2007 Dakar

Sheldon, Sidney [Schechtel] (89), US-Schriftsteller.Der Bestsellerautor begann seine Karriere als Dreh-buchautor in Hollywood. Für das Drehbuch der Film-komödie »So einfach ist die Liebe nicht« mit CaryGrant und Shirley Temple wurde er 1948 mit einem Os-car ausgezeichnet. Seine Fernsehserien »Bezaubern-

de Jeannie« und »Hart aber herzlich« begeisterten einMillionenpublikum. Erst mit über 50 Jahren debü-tierte er als Romanautor. Seither erschienen 17 weitereBücher, packende Thriller und romantische Liebes-romane, die in 51 Sprachen übersetzt und weltweitmehr als 300 Millionen Mal verkauft wurden. Vieleseiner Bücher wurden auch verfilmt, unter anderem»Jenseits von Mitternacht« und »Das nackte Ge-sicht«. 30. 1.2007 Rancho Mirage (Kalifornien)

Sielmann, Heinz (89), dt. Tier-filmer und Naturschützer. Be-kannt wurde der Verhaltensfor-scher und Biologe vor allem mitder von ihm konzipierten Fernseh-reihe »Expeditionen ins Tier-reich«, die er mehr als 25 Jahrelang moderierte. Ab den 1970er

Jahren war Sielmann auch als Naturschützer aktiv; sei-ne 1994 gegründete Stiftung kaufte verschiedene Ge-biete in Deutschland auf und machte sie zu Rückzugs-gebieten für seltene Tier- und Pflanzenarten. Siel-mann erhielt für seine Arbeit zahlreiche Auszeichnun-gen, darunter den Deutschen Filmpreis, die GoldeneKamera und den Silbernen Bären der Berlinale.6. 10.2006 München

Smith, Anna Nicole [Vickie Lynn Hogan] (39), US-Fotomodell. Die ehemalige Stripteasetänzerin undPlaymate des Jahres 1993 wurde als Modell für Guess-Jeans und eine Dessous-Kampagne der schwedi-schen Textilkette H&M international bekannt. Mit derHeirat des damals 89-jährigen Ölmilliardärs HowardMarshall sorgte sie 1994 weltweit für Schlagzeilen. Mar-shall starb nur ein Jahr später, seither kämpfte diejunge Witwe um das Erbe. Smith, deren 20-jährigerSohn erst im September, kurz nach der Geburt ihrerTochter Dannie Lynn, auf den Bahamas gestorben war,wurde bewusstlos in einem Hotel in Hollywood auf-gefunden: sie starb an einer versehentlich eingenom-menen Überdosis Tabletten. 8. 2.2007 Los Angeles(Kalifornien)

Vonnegut, Kurt (84), US-Schriftsteller. Neben einerReihe von Romanen schrieb er Kurzgeschichten, Es-says und Theaterstücke. Seinen literarischen Durch-bruch hatte er 1963 mit dem weitgehend autobiogra-phischen Roman »Katzenwiege«. Sein 1969 erschiene-ner Bestseller »Schlachthof 5«, 1972 von George RoyHill verfilmt, wurde zum Kultbuch der Vietnamkriegs-gegner. Vonnegut verarbeitete darin seine Kriegser-lebnisse: Als junger US-Soldat in deutscher Kriegsge-fangenschaft hatte er den Bombenangriff auf Dres-den im Februar 1945 im Keller eines zu einem Gefäng-nis umfunktionierten Schlachthofes überlebt. In sei-nen Werken, die in Umkehrung gängiger Marktregeln,zuerst als Taschenbuch und dann erst als gebundeneAusgabe erschienen, verband Vonnegut Autobiogra-

Page 12: Der Fischer Weltalmanach 2008 - spektrum.de · serbischen Geheimdienstes, Milorad Ulemek, und den Todesschützen Zvezdan Jovanovic´, zu 40 Jah-ren Gefängnis. Gegen die anderen zehn

812 GLOSSAR

■ Agglomeration (A) : Ballungsraum; darunter verstehtman ein Stadtgebiet mit seinen Umlandgemeinden.Im Fall von Frankfurt kann man z. B. das Rhein-Main-Gebiet (inkl. Darmstadt, Wiesbaden, Mainz) als einesolche Agglomeration bezeichnen. International sindallerdings die Definition der Stadt und damit die An-gaben zu deren Bevölkerung nicht einheitlich geregelt.■ Alphabetisierungsrate: Anteil der Erwachsenen über15 Jahre, die einen kurzen, einfachen Text ihres alltäg-lichen Lebens lesen, schreiben und verstehen können.Verdecktes Analphabetentum (auch in Industrie-ländern) erlaubt zumeist nur Schätzungen (Quelle:World Development Indicators, Weltbank).■ Amtssprache: Offizielle →Sprache in einem Staat(bei Behörden, Gerichten etc.) oder einer internatio-nalen Organisation■ Arbeitslosenquote: Amtlicher Hauptindikator fürdie Arbeitsmarkt- und Beschäftigungslage. Man un-terscheidet die allgemeine von der speziellen Arbeitslo-senquote. Letztere bezeichnet den Anteil der regis-trierten Arbeitslosen an der Gesamtheit aller abhängigbeschäftigten Erwerbspersonen. Die allgemeine Ar-beitslosenquote (die genauer als die spezielle ist) be-zeichnet den Anteil der registrierten Arbeitslosen ander Gesamtheit aller Erwerbspersonen, zu der auchSelbständige und mithelfende Familienangehörigezählen.

Die hier genannte offizielle Arbeitslosenquote nachILO (International Labour Organization) berücksich-tigt weder die verdeckte Arbeitslosigkeit (z. B. nicht ar-beitslos gemeldete Personen) noch den Anteil derUnterbeschäftigten (Personen, die weniger als 15 Stun-den in der Woche arbeiten). Für Deutschland gilt dienationale Definition, nach der die Unterbeschäftigtenmitberücksichtigt werden.■ Armutsgrenze: Die absolute Armutsgrenze ist defi-niert als Einkommens- oder Ausgabenniveau, unterdem sich die Betroffenen eine angemessene Mindest-ernährung und bestimmte lebenswichtige Artikeldes täglichen Bedarfs nicht mehr leisten können. DieWeltbank bezeichnet Menschen, die mit weniger als1 US-$ pro Tag um ihr Überleben kämpfen, als arm.■ Ausländische Direktinvestitionen →Direktinvestiti-onen■ Auslandsschulden: Sammelbegriff für alle kurz-,mittel- und langfristigen Verpflichtungen eines Staa-tes gegenüber dem Ausland aus dem Handels- und Ka-pitalverkehr sowie aus politischen Verpflichtungenwie z. B. Reparationen (→Staatsverschuldung)■ Auslandsverschuldung: Forderungsrechte des Aus-lands gegenüber einem Staat. Die hier genannteSumme schließt neben privaten und öffentlichen Kre-diten auch staatliche Entwicklungshilfezahlungensowie Kredite des Internationalen Währungsfonds

(IWF) und der Weltbank mit ein. Die hohe Auslands-verschuldung der Entwicklungsländer ist in den letztenJahren zu einem auch internationalen wirtschaftspo-litischen Problem geworden (Quelle: World Develop-ment Indicators, Weltbank); →Staatsverschuldung,→Gesamte Auslandsverschuldung■ Außenhandel: Grenzüberschreitender Handel, wich-tigster Bestandteil der Außenwirtschaft. Er umfasstEx- und Importe von Gütern (Waren und Dienstleis-tungen), die in der Außenhandelsstatistik in tatsäch-lichen Werten erfasst werden.■ Beschäftigte: Die hier genannten Zahlen entstam-men der amtlichen Erwerbsstatistik oder der Sozial-statistik. Erstere erfasst alle abhängig beschäftigten Er-werbstätigen wie Angestellte, Arbeiter, Auszubilden-de, Beamte und Soldaten, Selbständige als Eigentümer,Pächter oder freiberuflich Tätige sowie unbezahlt ar-beitende Familienmitglieder ohne Haushaltsführende.Die Sozialstatistik erfasst alle sozialversicherungs-pflichtig beschäftigten Arbeitnehmer.■ Bevölkerung →Einwohner■ Bevölkerungsdichte: Verhältnis der Bevölkerung ei-nes Gebiets zur Fläche dieses Gebiets in Quadratkilo-metern. Diese Durchschnittszahl gibt keinen Auf-schluss über die unterschiedliche Besiedlungsdichteaufgrund geographischer Gegebenheiten (unbewohn-bare Gebiete) und vermittelt deshalb z. B. für Länderwie Algerien mit seinem hohen Wüstenanteil kaumErkenntnisse.■ Bevölkerungsentwicklung: Anteil der Gesamtbevöl-kerung, um den die Bevölkerung eines bestimmtenRaumes im jährlichen Schnitt wächst oder abnimmt.Das Wachstum geht auf Geburtenüberschüsse, auf ei-nen positiven Wanderungssaldo oder eine Kombinati-on beider Möglichkeiten zurück. Eine Abnahme be-deutet, dass die →Sterberate höher ist als die →Ge-burtenrate oder mehr Personen aus- als eingewan-dert sind (Quelle: UN, Department of Economic andSocial Affairs).■ Bildungsausgaben: Anteil der öffentlichen Ausgabenfür Bildung am →BIP (Quelle: World DevelopmentIndicators, Weltbank)■ Binnenflüchtlinge →Flüchtlinge■ Biologische Vielfalt (auch Biodiversität) : Bezeichnungfür die Verschiedenheit und die Eigenart aller Tier-und Pflanzenarten, ebenso für die Vielfalt an Ökosyste-men wie für die gesamte genetische Vielfalt■ BIP →Bruttoinlandsprodukt■ BNE →Bruttonationaleinkommen■ Brutto(inlands)investitionen: Alle finanziellen, sach-lichen und immateriellen Vermögensanlagen einernationalen Wirtschaft zum Erhalt und Ausbau der Pro-duktionskapazitäten (im Inland). Die Bruttoinvesti-tionen setzen auf dem bestehenden Anlagevermögen

817REGISTER

Aargau 416Abakan 395Abbadi, M. al- 324Abbas, M. 49, 246, 250ff.,

267, 276, 410, 773Abchasien 194, 403Abdallah, A. 478Abdallahi, S. O. C. 327 f., 773Abdi, J. P. N. 168Abdoulwahab, M. 284Abdullah II. 251 f., 266 f.Abe, S. 114, 259 ff., 773Abeokuta 355Abidjan 172Åbo 179Abreu, A. 340Absi, S. al- 308Abu Dhabi 499Abuja 355Abu Omar 257Abu Sayyaf 384Accra 196Aceh 225 f.Acevedo Vilá, A. 503Achmetow, D. 275, 789Adada, R. 288Adam, U. 247Adamkus, V. 313Adamstown 202Adana 479Adeang, D. 344Adelaide 66Adélieland 184Aden 264Adipositas 21, 40, ▲ 41Adis Abeba 64Admiralty Islands 379Adscharien 194 f.Adygien 395Afewerki, I. 175Affoga Tuiatua Tupua Tama-

sese Efi 406Afghanistan 30 f., 44 ff., ▲ 46,

69, 118, 164, 191, 209, 257,272, 360, 376, 506, 520f.,526, 530, 534, 538, 564, 615

African Devlopement Bank309

Afrika 21, 26, 38 f., 112, 190 f,▲ 550, 586, 616

Afrikaforum 196Afrikanische Union (AU) 31,

113, 172, 196, 284, 311, 444,457 f. 485, 601, 605

Afrikanischer Gerichtshof fürMenschen- und Völker-rechte 605

Agadir 322Agboyibo, Y. 470Agglomeration 811Ägypten 47 ff., ▲ 49, 234, 520f.,

526, 530, 534, 538

Ahern, B. 208 f., 242 f.Ahern, D. 242Ahmadabad 218Ahmadinedschad, M. 236 ff.,

299, 350, 411, 498, 500, 514,773 f.

Ahmed, A. al- 252Ahmed, A. J. 442, 774Ahmed, F. 72 f., 774Ahmed, I. 72 f.Ahmeti, A. 331Ahtisaari, M. 432, 602Ahvaz 237ai → amnesty internationalAids / HIV 21, 28, 38 f., ▲ 38 f.,

87, 96, 193, 280, 311, 455,460, 530 ff., 595, 814

Akihito 259Akishino 262Åland 179 f.Albanien 50 f., 96, 520 f., 526,

530, 534, 538, 565Albar, S. H. 318Al-Basrah 229Albert II. (Belgien) 75 f.,Albert II. (Monaco) 337Ålborg 115Alckmin, G. 89 f.Alderney 201Aleppo 461Alexis, J.-E. 215 f.Algerien 31, 51 ff., ▲ 53, 325,

520 f., 526, 530, 534, 538Algier 51Alicante 444Alijew, M. 395Alijew, R. 274 f.Al-Iskandariyah 47Äliyev, I. 62Al-Jfara 310Al-Jizah 47Al-Khalil 246Al-Kuwayt 300Allammi, A. 473 f.Alliot-Marie, M. 186Almaty 274Al-Mawsil 229Almere 351Almirante Brown 58Almirqeb 310Al-Muharraq 71Almunia Amann, J. 573Alofi 184, 348Alois 312Alphabetisierung / -sraten

530 ff., 597, 811Al-Qaida 52, 110, 207, 230,

265 ff., 376, 409, 447, 462,508 f., 510

Altai 395Althaus, D. 144Altmann, R. 803

Aluminium ▲ 459, 665, ■ 665Amado, L. 388Amadora 388Amadou, H. 354America’s Cup 764, ■ 764Amerikanische Jungfernin-

seln 503Amerikanisch-Samoa 503Amman 266amnesty international (ai)

48, 65, 111, 168, 176, 210, 458Amorim, C. 88 fAmsterdam 351An Ghaillimh 242Andalusien 446Andamen und Nikobaren 218Andischan 492 f.Andorra 53 f., ■ 53, 520 f., 526,

530, 534, 538Andorra la Vella 53Anegada 202Angaur 377Angola 54 f., ● 55, 112, 288,

520 f., 526, 530, 534, 538, 618Anguilla 200 f.Angula, N. 342Anjos, C. 408Anjouan 284Ankara 479Annan, K. 175, 276, 443, 469,

599, 776Ansip, A. 176 f.Antalya 479Antananarivo 315Antarktis 519, ▲ 519, 717Antigua und Barbuda 56, ▲ 56,

520 f., 526, 530, 534, 538Antiterrorkampf →Terroris-

musAntonios, A. 176Antsirabe 315Antwerpen 75APEC →Asiatisch Pazifische

WirtschaftsgemeinschaftApeldoorn 351Apia 406Appenzell Ausserrhoden 416Appenzell Innerrhoden 416Aptidon, H. G. 168Aquakultur 646Äquatorialguinea 57, ▲ 57, 192,

288, 520 f., 526, 530, 534, 538Arabische Liga 234, 249, 254,

411, 442, 604Arafat, J. 773Arar, M. 272Araújo Castro, M. C. 283, 774Araújo Perdomo, F. 281, 774Arbeitsmarkt / -losigkeit 189,

312, 326, 624, 626 f., ■ 627,678, 811

Arbour, L. 595

Architektur 733 ff.Arequipa 381Argentinien 58 ff., ▲ 59, 82, 491,

519, 520 f., 526, 530, 534, 538Århus 115Ariana 478Arias Sánchez, Ó. 114 f.Aristide, J.-B. 216Arktis 518, ▲ 518Armenien 61 f., 520 f., 526, 530,

534, 538Armut / -sgrenze 52, 57, 90,

170, 211, ▲ 211, 214, 216f.,280, 302, 309, 328, 334, 350,568, 811

Ar-Rayyan 276Arroyo, G. M. 383 f., 384Ar-Rusayfah 266Arthur, O. S. 74Aruba 351 ff.Arusha 465Ärzte ohne Grenzen 55Aschdod 245ASEAN →Verband Südost-

asiatischer StaatenAseb 175Aserbaidschan 62 f., ▲ 63, 195,

520 f., 526, 530, 534, 538Asgabat 483Ashkenazi, G. 247Asiatische Entwicklungsbank

(ADB) 326Asiatisch Pazifische Wirt-

schaftsgemeinschaft 512Asien 21, 28, 38, ▲ 551, 568Asis, M. A. 323Asis, S. 374Asmara 175Aso, T. 259 f., 263Assad, B. al- 236, 241, 252,

299, 461 ff., 463, 775As-Salimiyah 300Assam 222Asselborn, J. 314As-Sulaymaniyah 229As-Suways 47Astana 274Asunción 380Asylsuchende / -gesetze 67 f.,

227; → auch FlüchtlingeAtambajew, A. 279, 775Athen 198Äthiopien 31, 64 f., ▲ ■ 65, 168,

175 f., 442 f., 520 f., 526, 530,534, 538

Athos 198Atomkraft / -werke →EnergieAtomprogramm 228, 239 ff.,

▲ 240, 267, 311, 603, 608Atomwaffen / -test 191, 221,

223, 248, 262f., 289, ▲ 290,294

■ = Karte ▲ = Tabelle ● = Grafik