DER GRENZGÄNGER - TU Chemnitz

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Grenzgänger Nr. 99 Juni 2021 Seite 1 DER GRENZGÄNGER INFORMATIONEN AUS DEM BÖHMISCHEN ERZGEBIRGE Ausgabe 99 Juni 2021 Themen dieser Ausgabe: Eisenbahnstrecke Vejprty/Weipert Chomutov/Komotau wird wieder befahren Deutsch-tschechische Zeitreise in die Vergangenheit lädt zu Entdeckungs- touren ein Ausstellung „Hranice je jen slovo Grenze ist nur ein Wort“ Für die heutigen Urenkel - Eine Transportkiste, Baujahr 1945 erzählt über die Vertreibung aus Neudek Die Musikpflege in Preßnitz - Zum 25jährigen Bestande der Musikschule Die Nagelschmiede in Natschung und Heinrichsdorf Voigtsgrün (Fojtov) bei Neudek Aussicht vom Feinsten der Jelení hora/Haßberg Ergänzung zum Beitrag „Der Wolf im böhmischen Erzgebirge“ GG 98, Seite 27 f. Blick vom Jelení hora/Haßberg auf die Talsperre Preßnitz

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DER GRENZGÄNGER

INFORMATIONEN AUS DEM BÖHMISCHEN ERZGEBIRGE

Ausgabe 99 Juni 2021

Themen dieser Ausgabe:

➢ Eisenbahnstrecke Vejprty/Weipert – Chomutov/Komotau wird wieder befahren ➢ Deutsch-tschechische Zeitreise in die Vergangenheit lädt zu Entdeckungs-

touren ein ➢ Ausstellung „Hranice je jen slovo – Grenze ist nur ein Wort“ ➢ Für die heutigen Urenkel - Eine Transportkiste, Baujahr 1945 erzählt über die

Vertreibung aus Neudek ➢ Die Musikpflege in Preßnitz - Zum 25jährigen Bestande der Musikschule ➢ Die Nagelschmiede in Natschung und Heinrichsdorf ➢ Voigtsgrün (Fojtov) bei Neudek ➢ Aussicht vom Feinsten – der Jelení hora/Haßberg ➢ Ergänzung zum Beitrag „Der Wolf im böhmischen Erzgebirge“ GG 98,

Seite 27 f.

Blick vom Jelení hora/Haßberg auf die Talsperre Preßnitz

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Liebe Freunde des böhmischen Erzgebirges, seit 13. Mai ist der „Kleine Grenzverkehr“ mit Tschechien für Deutsche wieder ohne bürokratische Hürden, wie Quarantäne und PCR-Test, für 12 Stunden möglich. Über 6 Monate gab es nur für Berufspendler und eine kleine Gruppe von Menschen unter besonderen Bedingungen die Möglichkeit der Einreise ins jeweilige Nachbarland, wobei auch hier die Testpflicht bestand. Obwohl diesmal die Grenze nicht abgeriegelt war, kam die Situation einer Grenzschließung nahe. Das ist nun aufgrund der niedrigen Inzidenzwerte zum Glück erst einmal Geschichte und kommt hoffentlich nie wieder. In Perspektive spricht man bereits von einem möglichen Aufenthalt im Nachbarland von bis zu 24 Stunden. Dies hilft der gebeutelten grenznahen touristischen Infrastruktur, um die Folgen der Schießung Stück für Stück zu überwinden. Das Binnenland profitiert davon aber vorerst kaum. Auch ich nutzte die wiedererlangte Freiheit am 15. Mai für eine Exkursion zwischen Přebuz/Frühbuß und dem Mückentürmchen. An diesem Tag traf ich relativ wenige deutsche Fahrzeuge im grenznahen böhmischen Erzgebirge. Anders sah es an den Pfingstfeiertagen aus. Viele Böhmenfreunde nutzten das schöne Wetter, um nach langer Zeit der Abstinenz den herrlichen Wanderzielen im böhmischen Erzgebirge einen Besuch abzustatten. Die weniger Aktiven kamen meist nur bis zur Tankstelle, dem vietnamesischen Zigarettenhändler ihres Vertrauens und dem Biergarten gleich hinter der Grenze. Deren Betreiber konnten die vielen deutschen Gäste kaum verköstigen, währen nur wenige Meter auf sächsischem Gebiet die Gastronomen noch immer alles geschlossen haben mussten. Das ist für diese schon sehr frustrierend. Der Landrat des Erzgebirgskreises, Frank Vogel, sprach in einer Pressekonferenz vor Pfingsten dieses Thema an und beklagte diese Situation, die nach seinen Worten auch zu der hohen 7-Tage-Inzidenz um den 18. Mai herum geführt hat, wobei der Erzgebirgskreis Deutschlands trauriger Spitzenreiter mit der höchsten 7-Tage-Inzidenz war. Jedoch die kurze Zeit zwischen Grenzöffnung für den „Kleinen Grenzverkehr“ und seiner Aussage lassen Zweifel an der Richtigkeit aufkommen. Die Grenznähe spielt aber unbestritten für die Gesamtentwicklung in den letzten Monaten auch eine Rolle. Aber wie Dr. Raina Hübschmann, die Leiterin der Corona-Schwerpunktpraxis im Erzgebirgskreis gegenüber der „Freien Presse“ sagte, sind die Erzgebirger selbst mit an den hohen Zahlen der Vergangenheit schuld. Im Erzgebirge wohnen im Gegensatz zu Städten noch mehrere Generationen unter einem Dach. Die Erzgebirger sind gesellig und sehen nicht so schnell schwarz. Gerade im oberen Erzgebirge ist Corona oftmals „nur ein Schnupfen“, weswegen man doch nicht zum Arzt geht. Während in Tschechien nun bereits seit 26. Mai die Menschen ab dem 30. Lebensjahr impfberechtigt sind und die Impfungen medienmäßig im Vergleich zu Deutschland relativ ruhig verlaufen, kann man in Deutschland nur den Kopf schütteln über die Impfbürokratie und die Mangelverwaltung mit großspurigen Ankündigungen der

Politiker. Aufgrund der hohen Infektionszahlen im Erzgebirgskreis war ich neugierig, in wie weit die Politik und Bürokratie darauf reagierten und schaute im Sächsischen Impfportal nach. Da ich zu keiner Prioritätsgruppe gehöre, hatte ich die Hoffnung, aufgrund der Hochinzidenz eine Impfung erhalten zu können. Jedoch fand sich am 18. Mai noch immer der Eintrag, dass lediglich die Bewohner des Vogtlandkreises ohne Einschränkung geimpft werden konnten. Dabei lag der Wert an diesem Tag im Vogtland bei 72,1 während er im Erzgebirgskreis 232,6 betrug. Ist das nachvollziehbar? Dass viel Geld benötigt wird, um die Folgen der Pandemie für die Menschen erträglich zu halten, ist unbestritten. Jedoch muss auch in dieser Situation jede Ausgabe unseres Steuergeldes auf die Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit überprüft werden. Wenn ich in der Tageszeitung fast jeden Tag große Anzeigen finde, welche teilweise mit Prominenten für die Coronaschutzimpfung werben und nicht genügend Impfstoff für die impfwillige Bevölkerung durch die verantwortlichen Politiker und Beamten in der europäischen und nationalen Verwaltung geordert wurden, stellt sich dies für mich so dar, als wenn zu DDR-Zeiten täglich die Vorzüge der Bananen angepriesen worden wären, wenn es doch nur viermal im Jahr diese Früchte zu kaufen gab. Verfehlungen führen in Tschechien sehr schnell zu einem Amtsverlust, was beim Personalkarussell des Gesundheitsministers in den letzten Monaten besonders deutlich wurde. Bundesgesundheitsminister Spahn nutzte jede Gelegenheit, um die Bevölkerung anzuhalten, jeden unnötigen Kontakt zu vermeiden. Selbst fuhr er zu einer politischen Spendensammelveranstaltung, nach der er an Corona erkrankte und sich in Quarantäne begeben musste – ohne persönliche Konsequenz. Durch viele großspurige Ankündigungen aus den Kehlen der Politiker, denen keine Taten folgten, durch unsinnige Regelungen und teilweise mangelnde Vorbildwirkung verloren viele Menschen das Vertrauen in die Regierenden – und das im Wahljahr. Bei aller Kritik an der deutschen Corona-Politik gibt es eine wichtige Zahl: die an oder mit Corona verstorbenen Menschen. Diese lag in Tschechien rund dreimal höher als in Deutschland im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Gedenken wir all jener, die den Kampf gegen dieses Virus verloren haben. Gleichzeitig können wir alle dankbar sein, bisher nicht davon betroffen oder wieder genesen zu sein. Die kommenden Monate versprechen erfahrungsgemäß weiter sinkende Inzidenzzahlen und somit eine Normalisierung des öffentlichen und privaten Lebens, der Wirtschaft und des Tourismus. Nutzen wir die Zeit bewusst, um uns persönlich etwas Gutes zu tun. Es muss nicht die vierzehntägige Reise auf die Malediven sein. Bewegung in Gottes freier Natur ist für Körper und Geist eine hervorragende Kraftquelle und noch dazu ohne Ansteckungsrisiko.

Ihr Ulrich Möckel

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Eisenbahnstrecke Vejprty/Weipert – Chomutov/Komotau wird wieder

befahren Die touristisch wertvolle Eisenbahnlinie von Vejprty/Weipert über den Erzgebirgskamm nach Chomutov/Komotau wird auch in diesem Jahr in der Sommerzeit wieder an den Wochenenden befahren. Die Länderbahn betreibt nun diese landschaftlich reizvolle Strecke. An Samstagen und Sonntagen gilt folgender Fahrplan: ab Chomutov 08:10 12:10 16:10 an Vejprty 09:30 13:30 17:30 ab Vejprty 10:26 14:26 18:26 an Chomutov 11:45 15:45 19:45 Es besteht die Möglichkeit, an allen Haltepunkten der Strecke aus- bzw. zuzusteigen. Die präzise Planung kann über https://www.bayern-fahrplan.de/de/auskunft erfolgen. Der Fahrpreis für die Gesamtstrecke beträgt 97 Kč.

Deutsch-tschechische Zeitreise in die Vergangenheit lädt zu

Entdeckungstouren ein Im Rahmen des quartalsmäßigen Austausches der Bürgermeister auf deutsch-tschechischer Seite entstand die Idee bereits 2019, ein grenzüberschreitendes, kulturelles und touristisches Gemeinschaftsprojekt ins Leben zu rufen. Geschichte sollte dabei mit Hilfe moderner Technologien dreidimensional erlebbar gemacht werden. Das Kooperationsprogramm zur Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Sachsen und der Tschechischen Republik fördert mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung unter anderem Projekte dieser Art. So wurde das „Lebendige Erzgebirge“ geboren. Eine App, welche Besuchern des böhmischen und sächsischen Erzgebirges bedeutende historische Ereignisse und prägende Persönlichkeiten, die mit den jeweiligen Regionen in Verbindung stehen, nahebringen und zu Erkundungstouren vor Ort in der realen Welt einladen soll. Die federführenden Editoren Petr Mikšíček und Philipp Nosák freuen sich sehr über die entwickelte App und sind stolz. Im Gespräch erwähnen sie, damit etwas Zeitloses und eine Anwendung mit Mehrwert geschaffen zu haben,

die ihrer Zeit um viele Jahre vorauseilt. „Ich bin stolz darauf, was uns gelungen ist und danke der Europäischen Union, dass sie bei unserer Vision mit den Mitteln aus dem Fonds unterstützen konnte“, so Mikšíček. Nach knapp zweijähriger Entwicklungsarbeit war es am 21. Mai soweit. Das Projekt wurde auf YouTube erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt. Geplant war die Premierenvorstellung ursprünglich im Rahmen einer gemeinsamen Feierlichkeit aller Partner und Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen sowie natürlich der Städte, die sich am Projekt beteiligt haben. Aus bekannten Gründen ist dies zurzeit nicht möglich, sodass nun auch dieser Startschuss - passend zu einer App - digital erfolgt! Insgesamt 40 Visualisierungen aus sieben geschichtsträchtigen Orten des böhmischen und sächsischen Erzgebirges erwarten die Nutzer und Gäste. Abertamy (Abartham), Boží Dar (Gottesgab), Jachymov (Sankt Joachimsthal), Loučná pod Klínovcem (Böhmisch Wiesenthal), Ostrov (Schlackenwerth), Breitenbrunn und Annaberg-Buchholz sind vertreten.

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Das besondere der App ist, dass sie die erweiterte Realität nutzt. Man kann sich zum Beispiel im Schloßpark Ostrov bewegen und sieht auf dem Bildschirm seines Smartphones das Treiben zu früheren Zeiten. Zuerst muss man sich die App „Lebendiges Erzgebirge“ kostenfrei entsprechend seines Betriebssystems im Play Store oder App Store herunterladen. Dies sollte aufgrund der sehr großen Datenmengen möglichst über WLAN

geschehen, sonst ist bei Hunderten Megabyte das gebuchte monatliche Datenvolumen sehr schnell verbraucht. Dann geht es in die Natur auf die entsprechenden Rundwanderwege, welche unterschiedliche Schwierig-keitsgrade aufweisen. Eine Erläuterung und Hintergrundinformationen zu der App findet man unter: https://youtu.be/ur-poIwKoNc

Ausstellung „Hranice je jen slovo – Grenze ist nur ein Wort“ Das Nationalmuseum präsentiert im Tschechischen Marionetten- und Zirkusmuseum in Prachatice (Velké náměstí 43) nicht nur Ausstellungen aus dem Theaterbereich, sondern beschäftigt sich da auch mit kulturellen und gesellschaftlichen Themen im Allgemeinen. Die neue Ausstellung des Nationalmuseums „Grenze ist nur ein Wort“, mit dem Untertitel „Wir sind sousedé / My jsme Nachbarn“ stellt die Aktivitäten vor, die an der geschlossenen Grenze im Frühling des letzten Jahres stattfanden. Sie erinnert daran, dass wir in einem gemeinsamen europäischen Raum leben, und dass vor allem die Grenzgebiete so ineinander verflochtene Regionen sind, dass die Grenze für die Menschen von dort überhaupt nicht mehr existiert. Außer den Aktivitäten der Samstage für Nachbarschaft erinnert die Ausstellung auch an die Proteste der Pendler in der Region von Domažlice und ähnliche Veranstaltungen in der Region von Znojmo. Gleichzeitig stellt sich der Klub deutsch-tschechischer Partnerschaft bei der Ausstellung vor, der auch einer der aktiven Organisatoren der Veranstaltungen an der Grenze war und der sich ganz intensiv einer Entwicklung grenzüberschreitender Kontakte widmet. Und das auch in dieser Zeit, wenn es nicht einfach ist. Das Nationalmuseum erhielt von den Teilnehmenden an den Veranstaltungen des letzten Jahres fast 1500 Fotos. Die Ausstellung bietet eine Auswahl davon und daneben auch Geschichten von Menschen, die von der Grenzschließung vor einem Jahr auf eine traurige Weise betroffen waren. Es werden einzigartige Exponate

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ausgestellt, wie handgemalte Transparente mit Nachrichten für Nachbarn, Steinchen, symbolische Papierblumen der Nachbarschaft, Flaggen, Buttons, Liederbücher oder eine riesige Handwippe, mit deren Hilfe sich die Menschen auf Distanz die Hand reichen konnten. Die Ausstellung wurde symbolisch zum 2. Mai 2021 vorbereitet – also zum Jubiläum des Tages, an dem das

erste Treffen an der grünen Grenze von der Initiative Samstage für Nachbarschaft organisiert wurde. Die Ausstellung wird eröffnet, sobald Corona-Bestimmungen dies zulassen. In Prachatice kann man sie bis Ende November 2021 besuchen, dann wird sie ins Haus der deutsch-tschechischen Verständigung in Jablonec nad Nisou – Rýnovice umziehen.

Randnotizen aus Tschechien Oberstes Gericht lehnt Restitutionsansprüche der Familie Walderode ab Das Gericht in Semily / Semil muss sich mit den Restitutionsansprüchen der Familie Walderode in einem neuen Verfahren befassen. Darüber hat das Oberste Gericht in Brno / Brünn entschieden, das Urteil wurde am Mittwoch veröffentlicht. Das Gericht gab somit der Berufung von Lesy ČR, der Stadt Turnov / Turnau und dem tschechischen Grundbuchamt (SPÚ) statt. Der Entscheidung zufolge hatten die Richter in Semily sich geirrt, indem sie mit einem Zwischenurteil die Restitutionsansprüche der Familie 2017 anerkannt hatten. Die Erbin Johanna Kammerlander bemüht sich seit 1992 um die Rückgabe des Familieneigentums im Gesamtwert von drei Milliarden Kronen (115 Millionen Euro). Kammerlander ist die Witwe von Karel Des Fours Walderode. Das Eigentum der Familie wurde 1946 aufgrund der Beneš-Dekrete beschlagnahmt. (Radio Prag [RP] 28.04.2021) Bilaterales Abkommen soll Elbe-Schifffahrt regeln Die Schifffahrt an der Elbe zwischen der Tschechischen Republik und Deutschland sollte nun durch ein gemeinsames Abkommen der beiden Länder geregelt werden. Darin würde man die Grundparameter für das Funktionieren der Elbwasserstraße festgelegen, die von beiden Staaten gesichert werden müssten. Die tschechische Regierung wird sich mit dem Entwurf des Abkommens auf ihrer Sitzung am Montag beschäftigen, wie aus Angaben des Verkehrsministeriums folgt. Derzeit gibt es kein verbindliches Dokument für die Schifffahrt an der Elbe, obwohl der Fluss zum transeuropäischen Verkehrsnetz TEN-T gehört. Der grenzüberschreitende Verkehr an der Elbe wird nur durch eine tschechisch-deutsche Erklärung von 2006 geregelt, die aber nicht verbindlich ist. Das neue Abkommen basiert eben auf dieser Erklärung. Die Einhaltung der Vereinbarung wird von einer gemeinsamen Kommission überwacht. (RP 02.05.2021) Eurobarometer: Nur 19 Prozent der Tschechen vertrauen der Regierung Die Tschechen vertrauen der Regierung ihres Landes am wenigsten von allen Bewohnern der EU. Dies teilte die Vertretung der Europäischen Union in Tschechien am Montag im Bericht mit den Resultaten des sogenannten Eurobarometers mit. Die Prozentzahl der Bewohner Tschechiens, die dem Kabinett vertrauen, sank dem Eurobarometer zufolge im Vergleich mit dem Vorjahr von 40 auf 19 Prozent. Mit den vom Kabinett getroffenen Corona-Maßnahmen sind nur etwa 25 Prozent der Tschechen zufrieden. Das Vertrauen der Bevölkerung gegenüber der EU ist im Vergleich mit dem Vorjahr von 39 Prozent auf 48 Prozent

gestiegen. Dies ist die höchste Zahl seit 2013. (RP 03.05.2021) Direktoren ČT und ČRo: Gesetzentwurf soll Unabhängigkeit der Medien beschneiden Die Gesetzesvorlage über die pflichtige Offenlegung der Einkommen von Journalisten öffentlich-rechtlicher Medien, sei ein weiterer Versuch, die Unabhängigkeit des Tschechischen Rundfunks (ČRo) und des Tschechischen Fernsehens (ČT) einzuschränken und den Druck auf Journalisten zu erhöhen, die in den vertrauenswürdigsten tschechischen Medien arbeiten. Diese Stellungnahme gaben am Dienstag ČT-Generaldirektor Petr Dvořák und Rundfunkchef René Zavoral in einer gemeinsamen Erklärung ab. Der von den Kommunisten eingebrachte Gesetzentwurf hat im April in erster Lesung das Abgeordnetenhaus passiert. Die Gesetzesvorlage sei der Versuch, die Journalisten in die gleiche Verantwortung zu nehmen, wie sie Politiker und andere öffentliche Funktionäre hätten. Für sie gelte unter anderem das Gesetz über Interessenskonflikte, sagten Dvořák und Zavoral. Journalisten gehörten jedoch nicht zu dieser Kategorie. Das öffentlich-rechtliche Radio und Fernsehen in Tschechien verfügten nicht über Befugnisse, die eine Einstufung von Journalisten in die Kategorie der Beamten rechtfertigen würden. In Tschechien basiere die Arbeit der Medien auf Redefreiheit und Informationsvielfalt, was eine Art der Kontrolle sei, betonten Dvořák und Zavoral. (RP 04.05.2021) Nationalmuseum und Nationalgalerie in Prag öffnen wieder für Besucher Das Nationalmuseum und die Nationalgalerie in Prag öffnen am Dienstag erstmals nach der Corona-Pause wieder für Besucher. Das Nationalmuseum macht seine beiden Hauptgebäude oberhalb des Wenzelsplatzes wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Dadurch wird unter anderem ermöglicht, dass sich Interessenten die Ausstellung „Die Sonnenkönige“ wieder anschauen können. Bei dieser Exposition, die mit Hilfe mehrerer ausländischer Institutionen zusammengestellt wurde, sind unter anderem die größten Entdeckungen tschechischer Archäologen in Ägypten zu sehen. Die Ausstellung dauert noch bis zum 6. Juni. Die anderen Gebäude des Nationalmuseums öffnen später. Die Nationalgalerie öffnet am Dienstag all ihre Objekte. Den Besuchern wird dabei vor allem die neue große Ausstellung mit Werken der tschechischen surrealistischen Malerin Toyen empfohlen, die in der Wallenstein-Reitschule (Valdštejnská jízdárna) zu sehen ist. (RP 04.05.2021)

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Ab Dienstag öffnen mehrere Burgen und Schlösser wieder für Besucher Ab Dienstag können in Tschechien auch wieder mehrere Burgen und Schlösser besucht werden. Das nationale Denkmalschutzamt (NPÚ) erweitert damit das Angebot für Besucher, die seit dem 12. April bereits in einigen Schlossgärten und Parkanlagen verweilen können. Die Burgareale, die man fortan aufsuchen kann, sind jene, die man auch ohne Führung besichtigen kann. Hinzu kommen einige Schlösser und Burgen, bei denen die Führung auf einige ausgewählte Räume begrenzt ist. Gruppenführungen in den Kulturdenkmälern sind noch nicht erlaubt. Ab dem 4. Mai können daher die Burgen Trosky, Bezděz, Točník, Krakovec, Křivoklát, Rabí und Velhartice, das Schloss Valeč, sowie ausgewählte Räumlichkeiten der Schlösser Nebílovy, Kozel, Konopiště, Mníšek pod Brdy und Veltrusy besucht werden. An Wochenenden kommen dann noch das Hamous-Gut in Zbečno, die Burgen Žebrák und Švihov sowie die Synagoge in Březnice hinzu. (RP 04.05.2021) DTIHK-Konjunkturumfrage: Tschechien für Investoren zweitattraktivstes Land in MOE Tschechien ist für ausländische Investoren nach Estland das attraktivste Land in Mittel- und Osteuropa. Dies geht aus der traditionellen Konjunkturumfrage deutscher Handelskammern in der Region hervor. Die Erhebung fand parallel in 16 Ländern statt und umfasste 1300 Firmen. In den Augen der Investoren kann Tschechien vor allem in zwei Bereichen punkten: zum einen bei der „Produktivität und Motivation der Beschäftigten“, zum anderen bei der „Qualität und Erreichbarkeit lokaler Zulieferer“. Am schlechtesten schnitt in Tschechien die öffentliche Verwaltung ab, und das besonders wegen Mängeln bei der Digitalisierung. Den größten Einbruch gab es bei der „politischen und sozialen Stabilität“. Dies müsse man als Warnsignal betrachten, hieß es am Mittwoch bei einer Online-Pressekonferenz der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK). (RP 05.05.2021) Prag ist Sitz der EU-Weltraumagentur EUSPA Prag ist Sitz der neuen Agentur der Europäischen Union für das Weltraumprogramm EUSPA. Diese tritt an die Stelle der früheren Satellitennavigations-Agentur GSA, die schon seit 2012 ihr Hauptquartier in der tschechischen Hauptstadt hatte. Dies gab die EUSPA am Mittwoch bekannt. EUSPA werde eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des Weltraumprogramms der EU und der Erfüllung der Weltraumambitionen der EU spielen, sagte Exekutivdirektor der neuen Agentur, Rodrigo da Costa. Die Weltraumagentur ist die einzige EU-Agentur mit Sitz in Tschechien. Durch ihre Erweiterung sollen etwa 400 neue Arbeitsplätze entstehen. (RP 13.05.2021) Ausländisches Kapital: Luxemburger haben den größten Anteil in tschechischen Firmen Die Bürger und Firmen aus Luxemburg sind die größten ausländischen Eigentümer der Firmen in Tschechien. Dies ergibt sich aus einer Analyse des ausländischen Kapitals im Grundbesitz tschechischer Unternehmen, die die Beratungsfirma Dun & Bradstreet erarbeitet hat. Luxemburg steht mit Investitionen in Höhe von 171 Milliarden Kronen (6,73 Milliarden Euro) an der Spitze der

Rangliste, gefolgt von Deutschland mit 170 Milliarden Kronen (6,69 Milliarden Euro) und den Niederlanden mit 107 Milliarden Kronen (4,91 Milliarden Euro). Das Volumen der Investitionen aus Luxemburg stieg gegenüber dem Vorjahr um 59 Prozent an. Das Gesamtvolumen des ausländischen Kapitals der 20 größten ausländischen Eigentümer stieg gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent von 800 Milliarden Kronen (31,48 Milliarden Euro) auf 915 Milliarden Kronen (36 Milliarden Euro). Dies ist der höchste Wert seit 2019. (RP 18.05.2021) Westböhmische Galerie eröffnet Ausstellung mit Pilsener Madonna als Hauptattraktion Die Westböhmische Galerie in Plzeň / Pilsen hat am Donnerstag die öffentliche Besichtigung der gotischen Originalstatue der Pilsener Madonna eröffnet. Es handelt sich hierbei um das berühmteste, wertvollste und seit Jahrhunderten am meisten verehrte Kunstwerk in Pilsen, das ansonsten im Bartholomäus-Dom beherbergt wird. Nun ist die Skulptur ein weiteres Mal für zehn Tage in der benachbarten Galerie ausgestellt. Bis zum 29. Mai ist sie dort im Rahmen der Ausstellung „Nad slunce krásnější“ (Über der Sonne ist es schöner) zu sehen. Die Tickets sind zu rund 70 Prozent ausgebucht. Man kann sie aber weiter im Vorverkauf unter der Internetseite www.plzenskavstupenka.cz erwerben. Aufgrund der begrenzten Kapazität der Ausstellungshalle sind sie nur für eine bestimmte Besucherzeit gültig. Innerhalb einer Stunde dürfen Corona-bedingt nur maximal 35 Personen in die Ausstellung kommen, sagte Galerie-Sprecherin Gabriela Darebná. Die Öffnungszeiten wurden auf 20:00 Uhr verlängert. (RP 20.05.2021) Präsidentenkanzlei wird mit bestimmten Medien nicht mehr reden Die Kanzlei von Präsident Miloš Zeman wird bestimmten Medien keine Auskünfte erteilen. Die Präsidentenkanzlei begründete ihren Schritt damit, keinen Desinformationen mehr Vorschub leisten zu wollen. Von dieser Entscheidung betroffen sind die Wochenzeitung Respekt, die Internetportale Seznam Zprávy und Deník N sowie die Programme „168 Stunden“ und „Reporter“ des Tschechischen Fernsehens. Das erklärte der Kanzler des Präsidenten, Vratislav Mynář, auf der Webseite der Kanzlei. Ihm zufolge versuchten einige Medien, Informationen von Mitarbeitern der Präsidentenkanzlei „auf unseriöse und nicht standardgerechte Weise“ zu bekommen. Die Vertreter der betroffenen Medien lehnen den Maulkorb ab, den sich der Amtssitz des Präsidenten auf der Prager Burg selbst auferlegt hat. Der Chefredakteur der Wochenzeitung Respekt, Erik Tabery, ist von dem Beschluss der Kanzlei nicht völlig überrascht. Dabei sei von Seiten der Kanzlei nie ein Respekt-Artikel vor Gericht angefochten oder die Redaktion mit irgendwelchen Vorbehalten kontaktiert worden. Und was man veröffentlicht hat, habe sich als wahr herausgestellt, so Tabery. Doch das Bemühen der Kanzlei, mit kritischen Medien nicht zu kommunizieren und wesentliche Informationen lieber zu verbergen anstatt sie zu veröffentlichen, sei ziemlich groß, ergänzte der Chefredakteur. Ähnlich äußerten sich Vertreter der anderen betroffenen Medien. Für sie habe die Kanzlei ihnen gegenüber noch stets „gemauert“, man werde aber immer wieder nachfragen, denn dies sei ihre journalistische Aufgabe, erklärten sie unisono. (RP 22.05.2021)

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Umfrage: Wirtschaft wird 2021 um drei Prozent wachsen, Inflation sinkt, Krone steigt Die tschechische Wirtschaft wird in diesem Jahr um drei Prozent zulegen und im kommenden Jahr um 3,9 Prozent. Das geht aus den Ergebnissen einer regelmäßigen Umfrage hervor, die das Finanzministerium in Prag unter 16 einheimischen Fachinstituten durchgeführt hat. In den Jahren 2023 und 2024 soll das Wirtschaftswachstum dann leicht zurückgehen auf etwa drei Prozent. Die Inflation dürfte schrittweise sinken und die tschechische Währung weiter an Stabilität zunehmen. Die Inflation sollte der Umfrage zufolge in diesem Jahr bei durchschnittlich 2,6 Prozent liegen, im nächsten Jahr aber nur noch bei 2,2 Prozent. Im vergangenen Jahr betrug sie noch 3,2 Prozent. Die tschechische Währung wird den Ergebnissen nach im kommenden Jahr den durchschnittlichen Wechselkurs von 25,30 Kronen / Euro haben und im Jahr 2024 von 24,30 Kronen je Euro. (RP 23.05.2021) Tschechisches Abgeordnetenhaus billigt neues Baugesetz Nach zwei erfolglosen Anläufen hat das tschechische Abgeordnetenhaus am Mittwoch das neue Baugesetz gebilligt. Es soll die bisherigen Regelungen aus dem Jahr 2006 ersetzen. Das zuständige Ministerium für Regionalentwicklung argumentierte, das Gesetz

beschleunige und vereinfache die Bau-Genehmigungsverfahren. Die Abgeordneten entschieden durch eine Änderung der ursprünglichen Regierungsvorlage, dass künftig alle Baubehörden dem Staat zugeordnet werden. Die liberal-konservativen Oppositionsparteien scheiterten mit ihrem Antrag, dass zumindest ein Teil der Baubehörden im Zuständigkeitsbereich der Kommunen bleibt. Das neue Baugesetz wird als Nächstes vom Senat beurteilt. (RP 26.05.2021) Prag verabschiedet Klimaplan: 45 Prozent weniger CO2-Emissionen bis 2030 Die Stadtverordneten in Prag haben einen Klimaplan verabschiedet. Demnach will die tschechische Hauptstadt insgesamt 69 Maßnahmen ergreifen, um die CO2-Emissionen zu senken. Prag hatte sich bereits 2019 dazu verpflichtet, seinen Kohlendioxid-Ausstoß bis 2030 um 45 Prozent zu senken. Der Klimaplan wurde nach vierstündiger Debatte gebilligt. Zu den zentralen Vorhaben gehören der Bau einer Biogas-Anlage, die Nutzung von Abwasserwärme für die Beheizung von Häusern, Energieeinsparungen in öffentlichen Gebäuden sowie die Umrüstung von Straßenlaternen zu Schnellladestationen für Elektro-Autos. (RP 28.05.2021)

Böhmisches im Internet

Radio Prag hat auch in diesem Monat wieder viele ausführlichere, interessante Berichte erarbeitet, deren Themen in Deutschland kaum publiziert wurden. Deshalb hier eine Auswahl. Welches Thema dabei behandelt wird, ersehen Sie aus dem letzten Teil der aufgeführten Adresse. https://deutsch.radio.cz/gemuesebauern-fuer-hohe-preise-sind-supermarktketten-und-mehrwertsteuer-8715966

https://deutsch.radio.cz/vertrauen-tschechische-wirtschaft-am-hoechsten-seit-zwoelf-monaten-8716082

https://deutsch.radio.cz/velorex-das-ungewoehnliche-motorisierte-dreirad-8716012

https://deutsch.radio.cz/gerichtsprozess-gegen-protektoratsregierung-begann-vor-75-jahren-8716174

https://deutsch.radio.cz/tausende-menschen-fordern-praesident-zeman-muss-abberufen-werden-8716306

https://deutsch.radio.cz/im-zeichen-vom-vater-der-genetik-bruenn-bereitet-sich-auf-mendel-jubilaeum-vor-8716311

https://deutsch.radio.cz/150-jahre-staropramen-8716247

https://deutsch.radio.cz/smartwings-wird-wieder-nach-london-fliegen-csa-im-konkurs-8716616

https://deutsch.radio.cz/tschechisches-katasteramt-beschraenkt-einsicht-daten-auf-angemeldete-8716686

https://deutsch.radio.cz/neuer-klang-fuer-den-boehmerwald-grenzueberschreitende-sammlung-fuer-vier-8716774

https://deutsch.radio.cz/import-von-gebrauchtwagen-nach-tschechien-steigt-wieder-8716885

https://deutsch.radio.cz/das-sandtor-die-barocke-befestigungsanlage-prags-und-ihre-relikte-8716878

https://deutsch.radio.cz/vor-110-jahren-erster-grosser-ueberlandflug-boehmen-8716749

https://deutsch.radio.cz/geheimnisumwoben-und-beliebt-der-kraeuterlikoer-becherovka-8717292

https://deutsch.radio.cz/tschechen-umweltbewusster-als-ihr-ruf-umfrage-zu-klimawandel-und-umweltschutz-8717273

https://deutsch.radio.cz/zwei-welten-der-ausbau-erneuerbarer-energien-tschechien-und-deutschland-8717399

https://deutsch.radio.cz/zur-arbeit-gehen-8717547

https://deutsch.radio.cz/nationalmuseum-architektonisches-juwel-voller-unikate-8717401

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https://deutsch.radio.cz/wiederbelebung-nach-corona-tschechien-billigt-nationalen-wiederaufbauplan-8717869

https://deutsch.radio.cz/wohnungs-kaufpreise-tschechien-steigen-mieten-prag-sinken-8717945

https://deutsch.radio.cz/kraftstoffpreise-tschechien-steigen-weiter-8718063

https://deutsch.radio.cz/ausbau-des-radverkehrs-tschechien-geld-ist-da-es-fehlt-die-vision-8718029

https://deutsch.radio.cz/materialmangel-bremst-tschechische-wirtschaft-8718174

https://deutsch.radio.cz/garten-gaertchen-kleingarten-8718156

https://deutsch.radio.cz/nepomuk-zur-wiege-des-boehmischen-heiligen-und-katholischen-maertyrers-8718125

https://deutsch.radio.cz/die-bethlehemskapelle-prag-wo-jan-hus-seine-predigten-hielt-8718041

https://deutsch.radio.cz/eine-woche-geoeffnete-restaurants-tschechische-aussengastronomie-wartet-noch-auf-

8718478

https://deutsch.radio.cz/initiativen-kaempfen-fuer-ein-unabhaengiges-fernsehen-8718494

https://deutsch.radio.cz/metallbaukasten-merkur-das-tschechische-kult-spielzeug-8718620

https://deutsch.radio.cz/prager-strassenbahnen-neuem-design-8718542

https://deutsch.radio.cz/uebung-macht-den-meister-8718827

Meldungen zur Corona-Pandemie Corona-Impfung: Mittlerweile über drei Millionen Dosen verabreicht Seit Beginn der tschechischen Impfkampagne vor vier Monaten sind hierzulande über drei Millionen Impfdosen gegen Covid-19 verabreicht worden. Mehr als drei Viertel davon kamen von den Firmen Pfizer/BioNTech. Die komplette Impfung von zwei Dosen haben bisher 980.327 Menschen erhalten. Das geht aus den Daten hervor, die das Gesundheitsministerium in Prag am Donnerstagmorgen veröffentlicht hat. Tschechien hat insgesamt rund 10,7 Millionen Einwohner. In Tschechien wurden bisher die Impfstoffe der Firmen Pfizer/BioNTech (77 Prozent), AstraZeneca (12 Prozent) und Moderna (10 Prozent) eingesetzt. Die Vakzine der Firma Johnson & Johnson (0,1 Prozent), die nur in einer Dosis verabreicht wird, kam bisher nur sporadisch zum Einsatz. Die meisten Impfungen wurden bislang in Prag vorgenommen, es waren in etwa 488.500. Es folgen die Kreise Südmähren mit fast 344.000 Dosen und Mittelböhmen mit 324.000 Dosen. Laut Gesundheitsminister Petr Arenberger (parteilos) sollen bis Ende Juni knapp drei Fünftel der Erwachsenen in Tschechien die Impfung erhalten haben. (Radio Prag [RP] 29.04.2021) Deutschland ordnet Tschechien in bessere Epidemie-Kategorie ein Mit Gültigkeit ab Sonntag wird Tschechien von Deutschland nicht mehr als Corona-Hochrisikogebiet geführt, sondern in die niedrigere Stufe der „einfachen“ Risikogebiete eingeordnet. Dies teilte das Robert-Koch-Institut am Freitag mit. Grundlegende Veränderungen für Reisen zwischen beiden Ländern bringt die Einstufung aber nicht mit sich. Einzig die Pflicht zur Vorlage eines negativen Corona-Tests bei der Einreise nach Deutschland fällt damit weg. Der Test muss nun erst nach der Ankunft im Land durchgeführt werden. Die zehntägige Quarantäne, die frühestens nach fünf Tagen durch einen

weiteren Negativbescheid abgekürzt werden kann, bleibt hingegen bestehen. Der tschechische Botschafter in Berlin, Tomáš Kafka, bewertet die Herabstufung vor allem als psychologischen Erfolg. Zuvor hatte Deutschland diesen Schritt nämlich noch ausgeschlossen. (RP 30.04.2021) Über eine Million Menschen in Tschechien erhielten zwei Impfdosen gegen Covid-19 Am Freitag wurden in Tschechien 2161 neue Corona-Neuinfektionen registriert. Das bedeutet die geringste Zahl für einen Arbeitstag seit Ende September letzten Jahres, wie aus den Daten des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Gegenüber dem Freitag vergangener Woche sank die Zahl um 440. Seit dem Ausbruch der Epidemie am 1. März 2020 sind hierzulande 29.316 Menschen mit der Covid-19-Erkrankung gestorben. Bei insgesamt mehr als 1,63 Millionen Menschen wurde das Coronavirus nachgewiesen. Mehr als eine Million Menschen hierzulande wurden bisher mit den zwei Dosen der Corona-Impfung immunisiert. Über zwei Millionen Menschen wurde mindestens eine Dosis verabreicht. Das seien 23,6 Prozent der Bevölkerung im Alter über 16 Jahren, wie Gesundheitsminister Petr Arenberger (parteilos) am Freitag twitterte. Die Impfkampagne in Tschechien läuft seit Ende Dezember. (RP 01.05.2021) Lockerungen der Corona-Maßnahmen für Museen, Schulen, Frisörsalons In Tschechien traten am Montag einige Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Kraft. Nach einer längeren Zeit wurden Frisör- und Kosmetiksalons sowie Reha-Einrichtungen geöffnet. Die Kunden müssen einen negativen Corona-Test vorlegen. In Prag und sechs weiteren Kreisen kehrten Schüler der Oberstufe in die Klassen wieder zurück. Die Rückkehr erfolgt nach einem Rotationsprinzip, die einzelnen Klassen wechseln sich wöchentlich im Präsenz- und Distanzunterricht ab.

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In Prag, im Mittelböhmischen Kreis und in den Kreisen Hradec Králové / Königgrätz, Plzeň / Pilsen, Pardubice / Pardubitz, Karlovy Vary / Karlsbad und Liberec / Reichenberg konnten nach einer längeren Zeit Museen und Galerien wieder öffnen. Die Besucher müssen jedoch die hygienischen Maßnahmen einhalten. Führungen von Besuchergruppen sind nicht erlaubt. (RP 03.05.2021) Menschen ab 50 Jahren können sich in Tschechien gegen Corona impfen lassen Am Mittwochmorgen wurde in Tschechien die Anmeldung zur Corona-Impfung für eine weitere Altersgruppe geöffnet. So können sich auch alle Bewohner zwischen 50 und 55 Jahren im zentralen System registrieren. Laut offiziellen Angaben gehören 686.000 Menschen zu dieser Gruppe. Tschechien hat Ende Dezember mit den Corona-Impfungen begonnen. Seitdem wurde insgesamt 3,2 Millionen Dosen verabreicht. Komplett immunisiert sind mittlerweile eine Million Menschen, das ist rund ein Zehntel der gesamten Bevölkerung. (RP 05.05.2021) Museen und Denkmäler ab 10. Mai komplett geöffnet – Lockerungen in der Kultur ab 24. Mai Am kommenden Montag werden auch wieder alle Museen, Galerien und Sehenswürdigkeiten in den Regionen Tschechiens geöffnet werden, in denen es bisher nicht erlaubt war. Das sagte Gesundheitsminister Petr Arenberger (parteilos) am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Prag. In der aktuellen Besucherordnung gelte jedoch weiterhin, dass Gruppenführungen noch nicht stattfinden können. Das betrifft vor allem Kulturdenkmäler wie Schlösser und Burgen. Die ersten größeren Lockerungen im Kulturbereich sollen dem Minister zufolge am 24. Mai erfolgen. Die Bedingungen dafür nannte er jedoch nicht. Arenberger äußerte indes die Vorstellung, dass bei kulturellen Veranstaltungen in Gebäuden vorerst maximal 50 Prozent der Sitzplatzkapazität genutzt werden dürfen. (RP 06.05.2021) Sieben-Tage-Inzidenz sinkt in Tschechien unter 100 Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner ist in Tschechien auf 95 gesunken. Am Montag wurden 1532 neue Corona-Fälle vermeldet. Das waren 685 weniger als in der Vorwoche, wie aus den Daten des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Seit dem Ausbruch der Pandemie im März 2020 sind hierzulande schon über 1,647 Millionen Infektionsfälle registriert worden. Bisher sind über 29.749 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Am Montag wurden knapp 74.000 Menschen gegen das Coronavirus geimpft, das sind 4000 mehr als vor einer Woche. Seit Ende Dezember wurden bereits mehr als 3,731.232 Impfdosen hierzulande verabreicht, über eine Million Menschen wurden mit den zwei Dosen immunisiert. (RP 11.05.2021) Statistik: Sterblichkeit im März 61 Prozent über Durchschnitt der Vorjahre Im März sind rund 16.600 Menschen in Tschechien gestorben. Das ist die höchste Zahl der Todesfälle seit 1947, seitdem die Daten gesammelt werden. Die vorläufigen Angaben für den März wurden am Dienstag vom tschechischen Statistikamt veröffentlicht.

Im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt liegt die Zahl der Todesfälle im März um 61 Prozent höher. In der Altersgruppe über 85 Jahren ging die Sterblichkeit allerdings deutlich zurück. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums sind im März 5967 Menschen mit Bezug auf Covid-19 verstorben, das ist die höchste Zahl pro einen Monat seit dem Ausbruch der Epidemie hierzulande. (RP 11.05.2021) Geimpfte Tschechen müssen in Sachsen nicht in Quarantäne Tschechische Bürger können nach Sachsen zum Einkaufen wieder ohne Corona-Tests reisen, falls deren Aufenthalt auf dem Gebiet dieses Bundeslandes nicht länger als 24 Stunden ist. Die Vollimmunisierten und Genesenen müssen in Sachsen nicht in die Quarantäne gehen. Dies bestätigte die sächsische Bundespolizeidirektion in Pirna am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur ČTK. (RP 14.05.2021) Coronavirus: Zahl der Neuinfizierten in Tschechien so niedrig wie zuletzt Mitte September Die Zahl der Neuinfizierten mit dem Coronavirus lag am Freitag in Tschechien so niedrig, wie es zuletzt Mitte September an einem Tag unter der Woche der Fall war. Insgesamt wurden 1050 weitere Fälle bekannt. Das bedeutete einen Rückgang um ein Drittel im Wochenvergleich, wie aus den Daten des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Auch bei den Corona-Toten verbessern sich hierzulande die Zahlen. Seit Anfang Mai starben 431 Menschen in Tschechien an den Folgen des Virus, das waren 31 im Schnitt pro Tag. Im April lag der Tagesschnitt noch bei 84 Todesfällen. (RP 15.05.2021) Tschechische Regierung will keine Ladenschließungen mehr – selbst bei schlechterer Corona-Lage Die tschechische Regierung will selbst bei einer etwaigen Verschlechterung der Corona-Lage nicht mehr Einzelhandel und Dienstleistungsbetriebe schließen. Dies sagte Industrie- und Handelsminister Karel Havlíček (parteilos) am Sonntag bei einer Talkshow im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen. Grundlage dafür seien vor allem die fortlaufende Impfkampagne, regelmäßige Tests und Corona-Pässe sowie Hygieneregeln, so der Minister. Demnach soll in Tschechien ab 15. Juni eine App für die europaweit geplanten Corona-Pässe zur Verfügung stehen. Havlíček sprach sich zudem dafür aus, noch mindestens bis Ende Juni die Testpflicht in Firmen und Behörden beizubehalten. (RP 16.05.2021) Sachsen, Bayern und Tschechien erinnern in gemeinsamen Gottesdiensten an Corona-Opfer In Sachsen, Bayern und Tschechien wurde am Sonntag in koordinierten Gottesdiensten den Opfern der Corona-Pandemie gedacht. Die Menschen trafen sich zu ökumenischen Andachten im bayerischen Hof, im sächsischen Bad Brambach und im westböhmischen Karlovy Vary / Karlsbad. Darüber informierte der Bayerische Rundfunk (BR). Nach Angaben des BR ging die Initiative dazu von tschechischer Seite aus. Die Kirchenleitung des Bezirks Oberfranken, in dem die Stadt Hof liegt, erklärte in der Ankündigung, dass die Gottesdienste auch als

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Danksagung für den engen Zusammenhalt der benachbarten Grenzregionen dienen sollten. Diese hatten zu Beginn dieses Jahres europaweit zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Gebieten gehört. (RP 17.05.2021) Corona-Inzidenz sinkt in allen tschechischen Kreisen unter 100 Die Sieben-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner liegt seit Dienstag in allen tschechischen Kreisen unter dem Wert von 100. Landesweit sind es derzeit 63 neue Corona-Fälle je 100.000 Einwohner. Dies geht aus den Daten des Gesundheitsministeriums hervor. Demnach bewegt sich die Sieben-Tage-Inzidenz zwischen knapp 30 neuen Fällen im Kreis Hradec Králové / Königgrätz und gut 91 Fällen im Kreis Mährisch-Schlesien. In Prag lag der Wert bei etwas über 53. (RP 19.05.2021) Pandemie: Erstmals unter 1000 Corona-Fälle an einem Werktag im Jahr 2021 Die Zahl der an einem Werktag bei Corona-Tests in Tschechien festgestellten positiven Fälle ist erstmals in diesem Jahr unter 1000 gesunken. Am Mittwoch wurden 777 Neuinfektionen bestätigt, das ist der niedrigste Wert an einem Arbeitstag seit dem 7. September vorigen Jahres. Es sind rund 500 Fälle weniger als in der Vorwoche und zirka 400 weniger als am Vortag. Und auch die Sieben-Tage-Inzidenz nimmt weiter ab: Am Donnerstag verringerte sie sich auf 58 Corona-Fälle bezogen auf 100.000 Einwohner, am Mittwoch waren es noch fünf Fälle mehr. Seit Beginn der Pandemie im März 2020 sind in Tschechien fast 30.000 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Bis zum Mittwoch hat das Gesundheitsministerium insgesamt 29.967 Todesopfer registriert. Ihre Zunahme hat in den letzten Wochen jedoch deutlich nachgelassen. (RP 20.05.2021) Corona: Epidemie in Tschechien ebbt ab – die Impfkampagne legt weiter zu Die Coronavirus-Epidemie in Tschechien ebbt weiter ab. Am Donnerstag sank die Zahl der Neuinfektionen auf 672, das sind 105 Fälle weniger als am Mittwoch. Gleichzeitig ist es der niedrigste Wert an einem Donnerstag seit August vorigen Jahres. Weiter rückläufig ist auch die Sieben-Tage-Inzidenz. Am Freitag wurden 53 Corona-Fälle bezogen auf 100.000 Einwohner registriert, am Donnerstag waren es fünf Fälle mehr gewesen. In den 14 Kreisen des Landes geht die Schere dabei von 21 Fällen in der Region Karlovy Vary / Karlsbad bis auf 76 Fälle im Kreis Mährisch-Schlesien auseinander. Das gab das Gesundheitsministeriums in Prag am Freitagmorgen auf seiner Internetseite bekannt. Noch nicht gemeldet wurde die Zahl der Impfungen gegen Covid-19, die am Donnerstag vorgenommen wurden. Laut Premier Andrej Babiš (Partei Ano) aber habe ihre Zahl mit 95.700 geimpften Personen einen neuen Tages-Rekordwert erreicht. Dies wäre gegenüber dem vergangenen Donnerstag, als erstmals über 90.000 Menschen vakziniert wurden, ein weiterer Anstieg um rund 5200 Dosen. (RP 21.05.2021) Corona: In Tschechien sind über 30.000 Menschen am Virus gestorben Die Zahl der Menschen, die in Tschechien an Covid-19 gestorben sind, hat die Marke von 30.000 überschritten.

Seit dem 1. März 2020, als die Corona-Pandemie hierzulande begann, sind bis einschließlich Freitag 30.012 Personen im Zusammenhang mit dem Virus verstorben. Die Zunahme an Todesopfern hat dabei in den letzten Wochen deutlich nachgelassen. Auch die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist konstant niedrig. Am Freitag sind in Tschechien 672 neue Corona-Fälle festgestellt worden, das sind exakt so viele wie am Donnerstag, aber rund 400 weniger als in der Vorwoche. Das geht aus den Informationen hervor, die das Gesundheitsministerium in Prag am Samstag auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. (RP 22.05.2021) Corona: Neuinfektionen konstant dreistellig – Inzidenz bereits unter 50 Die Coronavirus-Epidemie in Tschechien bewegt sich weiter in Richtung null. Am Samstag sank die Zahl der Neuinfektionen auf 334, das ist der niedrigste Wert am ersten Wochenendtag seit Ende August vorigen Jahres. Im Vergleich zur Vorwoche sind es 260 Fälle weniger. Weiter rückläufig ist auch die Sieben-Tage-Inzidenz. Am Sonntag wurden 47 Corona-Fälle bezogen auf 100.000 Einwohner registriert, am Samstag waren es drei Fälle mehr gewesen. In den 14 Kreisen des Landes geht die Schere dabei von 15 Fällen in der Region Karlovy Vary / Karlsbad bis auf 69 Fälle im Kreis Zlín auseinander. Das gab das Gesundheitsministeriums in Prag am Sonntag auf seiner Internetseite bekannt. (RP 23.05.2021) Tschechien öffnet Corona-Impfungen für alle ab 30 Jahre Am Mittwochmorgen wurde in Tschechien die Anmeldung zur Corona-Impfung für eine weitere Altersgruppe geöffnet. So können sich auch alle Bewohner zwischen 30 und 34 Jahren im zentralen System registrieren. Damit sind hierzulande mittlerweile rund 70 Prozent der Menschen impfberechtigt. Tschechien hat Ende Dezember mit den Corona-Impfungen begonnen. Seitdem wurden 3,5 Millionen Menschen zum Teil oder komplett immunisiert. Das vorgegebene Ziel sind insgesamt mindestens 7,5 Millionen geimpfte Menschen im Land. (RP 26.05.2021) Coronavirus: Geringste Zahl an Neuinfektionen in Tschechien seit 1. September Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Tschechien sinkt beständig. Am Donnerstag kamen 505 neue Fälle hinzu. Das war rund ein Viertel weniger als vor einer Woche und der niedrigste Wert unter der Woche seit 1. September vergangenen Jahres, wie aus den Daten des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Insgesamt haben sich seit Beginn der Corona-Pandemie in Tschechien laut offiziellen Zahlen rund 1,66 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Epidemiologen glauben jedoch, dass die tatsächliche Zahl bis zu dreimal höher liegen könnte. Nachweislich infolge einer Corona-Infektion gestorben sind hierzulande bisher 30.088 Infizierte. (RP 28.05.2021) Ab Montag freie Einreise für Erstgeimpfte aus Deutschland und Österreich nach Tschechien Erstgeimpfte aus sieben Staaten können ab Montag ohne Einschränkungen wieder nach Tschechien reisen. Die Regelung gilt für Menschen aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Polen, der Slowakei, Slowenien und Kroatien. Man wolle damit den Tourismus ankurbeln, sagte

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Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) am Freitag bei der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung. Demnach gilt hierzulande der Nachweis der ersten Impfdosis aus einem der sieben Länder auch für den Besuch von Dienstleistungsbetrieben. Seit knapp zwei Wochen können bereits Menschen aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Slowenien, Polen und der Slowakei ab dem 22. Tag nach der ersten Impfung ohne Corona-Testnachweis nach Tschechien reisen können. (RP 28.05.2021)

Sommerferien: Zwei PCR- und zwei Antigen-Tests kostenlos in Tschechien In den beiden Ferienmonaten Juli und August übernehmen die tschechischen Krankenkassen die Kosten für zwei PCR- und zwei Antigentests auf das Coronavirus pro Person. Dies teilte die Leiterin des zentralen Gesundheitsamtes, Pavla Svrčinová, am Freitag bei der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung mit. Im Juni sind demnach zwei PCR- und vier Antigen-Tests kostenlos für jeden Krankenversicherten in Tschechien möglich. Ab 1. Juli soll zudem der Preis je PCR-Coronatest für die Krankenkassen um die Hälfte sinken – und zwar von 1200 auf 600 Kronen, wie Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) anfügte. (RP 28.05.2021)

Coronabeiträge von Radio Prag:

https://deutsch.radio.cz/aendert-tschechien-seine-corona-impfstrategie-8717146

https://deutsch.radio.cz/weitere-lockerungen-ab-17-mai-restaurant-terrassen-geoeffnet-und-kultur-im-8717231

https://deutsch.radio.cz/rueckkehr-zur-normalitaet-tschechischen-krankenhaeusern-8717327

https://deutsch.radio.cz/corona-pandemie-historiker-werden-uns-keinesfalls-als-tapfer-bezeichnen-8717549

https://deutsch.radio.cz/lockerungen-ab-24-mai-schulen-kultur-und-hotels-8718374

7 – Tage – Inzidenz der grenznahen Kreise auf tschechischer und deutscher Seite

Bezirk oder annähernde Einteilung CZ

25.03. 2021

25.04. 2021

25.05. 2021

Kreis D 25.03. 2021

25.04. 2021

25.05. 2021

Nový Bor 707,2 235,7 209,2 Görlitz 165,8 248,9 50,3

Varnsdorf 1019,8 246,2 136,4 Bautzen 125,8 327,6 96,1

Rumburk 978,8 390,3 89,2 Sächsische Schweiz – Osterz.

123,0 211,7 105,1

Děčín 598,6 118,4 23,6 Mittelsachsen 164,4 284,8 112,1

Ústí nad Labem

632,7 200,3 26,1 Erzgebirgskreis 223,0 382,5 147,8

Teplice 591,7 268,6 21,6 Vogtlandkreis 419,5 232,8 30,1

Litvínov 658,8 232,2 29,8 Hof 280,6 260,6 54,9

Chomutov 586,6 142,0 40,5 Wunsiedel 198,2 119,7 22,0

Kadaň 519,8 83,2 27,9 Tirschenreuth 183,2 83,3 16,7

Ostrov 217,1 50,7 3,7 Neustadt a.d. Waldnaab 102,7 119,6 29,7

Karlovy Vary 207,6 60,8 9,2 Schwandorf 250,2 125,1 60,2

Kraslice 136,5 60,7 0,0 Cham 296,9 232,0 50,8

Cheb 100,1 22,0 4,0 Regen 135,6 215,7 40,1

Aš 90,4 11,3 0,0 Freyung-Grafenau 120,0 245,0 66,4

Mariánské Lázně

120,9 29,2 0,0

Tachov 420,0 75,4 21,5

Domažlice 351,5 73,3 27,2

Klatovy 548,1 65,1 13,8

Sušice 459,6 87,0 45,8

Vimperk 445,2 239,7 57,2

Prachatice 541,0 355,7 42,0

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Mundartbeiträge, Erzählungen, historische Berichte

Für die heutigen Urenkel - Eine Transportkiste, Baujahr 1945, erzählt über die Vertreibung

aus Neudek Text: Anita Donderer, Fotos: Anita Donderer und Karl Wilhelm Schubsky Ich bin eine Kiste von vielen – aber – nein, ich bin eine besondere Kiste. Gebaut wurde ich ca. 1945 in Neudek von Walter Haschberger, (1910 – 1992), Eurem Uropa. Damals war aufgrund der Kriegswirren schon zu erahnen, dass die deutschen Bewohner das Land für die Tschechen frei machen müssen. Im Hinterkopf der damaligen Bewohner überlegte man sich schon, was bei einem eventuellen Weggang unbedingt mitgenommen werden sollte. Vorsorglich wurde ich eigenhändig von Eurem Uropa schon gebaut. Ende des Jahres 1945 musste mein „Erbauer“ mit seiner Frau Erna (1917 - 2009) – Eurer Uromi – und seiner Tochter Anita (1939 ) – Eurer Omi – schon ihre Wohnung für eine tschechische Familie freimachen und lebten dann in einem durch Schränke geteilten Zimmer der Haschberger Ur-Ur-Großeltern im Erdgeschoss des Hauses, Neudek, Karlsbader-Straße 37. Im Juni 1946 bekamen diese dann den Bescheid zur gewaltsamen Aussiedlung. Schnell wurde ich bepackt. Vermutlich kam ein Bett in mein Inneres zusammen mit Utensilien, die man unbedingt brauchte, bzw. an denen man besonders hing. So kann ich mich an eine Wand-Kaffee-Mühle und an eine rosafarbene kleine Standuhr erinnern, die Hochzeitsgeschenke waren. Auch ein Fotoalbum, Urkunden und Medaillen vom Radsport und ein rosarotes Taufkleidchen, welches Eurer Oma während des Krieges zur Geburt aus Frankreich geschickt wurde, wurden mein Inhalt. Ich hörte immer wieder von reichlichen Überlegungen, was wohl noch notwendig sei – das Gepäck durfte 50 Kilogramm pro Person nicht überschreiten. Kleidungsstücke waren wenig in meinem Inhalt, diese wurden drei- und vierfach übereinander angezogen, damit sie nicht zum Gewicht des Gepäcks zählten. So näherte sich der Abschied vom Haus und ich kam ins Lager am Bahnhof in Neudek. Dort musste ich einige Tage warten, bis ein Güterzug kam, in den ich verladen werden sollte. Vorher wurde mein Inhalt jedoch nochmals durchwühlt und durchsucht, damit ich nichts bei mir hatte, was eventuell „verboten“ gewesen wäre. Der Zug war sehr lang – er bestand aus 40 Viehwaggons. In einen dieser Waggons – er trug die Nummer 28 – wurde ich zusammen mit noch einigen Kisten, verladen. Außer dem Gepäck mussten noch 30 Personen einsteigen. Kinder und Ältere wurden hochgehoben, um in den Waggon zu kommen. Auf mich wurden Säcke mit Habseligkeiten anderer „Mitreisender“ gelegt. Gegen Mitternacht am 14. Juni 1946 begann der Zug zu rollen. Ich hörte Weinen und Jammern – es begann eine Fahrt ins Ungewisse. Kinder wurden dann während der Fahrt auf die Säcke zum Schlafen gelegt. Ein Baby, es war der kleine 3 1/2 Monate alte Cousin Eurer Omi fing im Kinderwagen an zu schreien. Sicher hatte er Hunger – ob seine Tante (Eure Uromi) wohl noch etwas für ihn dabeihatte? Er hatte ja keine Mutter mehr, sie verstarb zwei Stunden nach seiner Geburt. Ein alter Mann hustete unentwegt, andere beteten. Mir war ganz schön eng in dem muffigen Viehwaggon mit den vielen Leuten. Als „Toilette“ diente ein großer Eimer im Waggon.

Endlich – es war schon Tag – am anderen Vormittag wurde der bis jetzt verplombte Waggon geöffnet. Angeblich waren wir im Westen, der Bahnhof hieß Wiesau. Jetzt durften oder mussten die Leute aussteigen. Vom Roten Kreuz bekamen sie eine Suppe und auch unser Baby bekam wieder Milch und wurde in einem Bottich, zusammen mit vielen anderen Babys gebadet. Die Erwachsenen wurden „ärztlich“ versorgt, das geschah, indem sie den Oberkörper frei machen mussten und mit weißem Pulver eingestäubt wurden. Einige ehemalige deutsche Soldaten liefen den Zug entlang, sie erkundigten sich nach ihren Angehörigen und erhofften sich, dass jemand von ihren Angehörigen im Transport dabei sei. Eure Omi, damals ein 6 Jahre altes Kind, war ja schon die „Große“ und musste vernünftig sein. Zu allem Unglück stolperte sie am Wiesauer Bahnhof noch über die Gleise und zog sich im Gesicht Abschürfungen zu. Ein paar Tage stand der Zug auf dem Gleis, bis er wieder weiter fuhr in Richtung Süden – nach Dachau. Dort das gleiche, wir Kisten und Gepäckstücke mussten im Wagen bleiben, unsere Besitzer wurden registriert – in Gemeinschaftsbaracken bekamen sie etwas zu essen – nicht viel! Nach einiger Zeit – ich weiß nicht, war es ein Tag oder mehrere - ich hatte keinen Zeitbegriff mehr, wurden einige Waggons abgehängt, und der Zug begann wieder zu rollen. Als ich an einem Haltepunkt ausgeladen wurde, war an dem Bahnhofgebäude „Aichach“ zu lesen. Meine „Besitzer“ wurden dort zusammen mit vielen anderen Leuten in der Landwirtschaftsschule untergebracht, wo ich im Keller einen Platz bekam. Wieder vergingen Tage – es kam ein alter Lastwagen, auf den ich zusammen mit 20 – 30 Personen verladen wurde. Keiner wusste wohin es wohl jetzt geht. Ich hörte jemand sagen: „Wo die uns hinfahren, da sagen sich doch Fuchs und Hasen Gute Nacht!“. In einem kleinen Dorf mit dem Namen Wollomoos hielt das Fahrzeug vor einem Gasthof. In dem Saal des Gasthauses standen eine Reihe von doppelstöckigen Betten, jede Familie bekam welche zugewiesen. Wieder hörte ich Weinen – das Baby bräuchte Milch – aber woher

Transportkisten im Museum Bayerisches Vogtland in Hof

Foto: Karl Wilhelm Schubsky

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nehmen – es blieb nur zum Betteln zu gehen. Die größeren Kinder, wie Eure Omi und die Erwachsenen mussten eben hungern – bis sie aus einer Gemeinschaftsküche irgendeinen „Mampf“ bekamen. Nach etlicher Zeit wurden die Familien nach und nach in Bauernhäuser eingewiesen. Mein „Erbauer“ - Euer Uropa jedoch wollte so schnell wie möglich in die Nähe eines größeren Ortes, um sich nach einer Arbeit umzusehen. In der Nähe von Aichach – in Oberbernbach – bekam die Familie ein Zimmer bei einem bösen Bauern zugewiesen. Trotz alledem - endlich - die Familie war alleine in einem Zimmer. Ich durfte jetzt sogar mit in das Zimmer und war wohl das erste „Möbelstück“ in diesem Raum, der als Schlafzimmer und Küche diente. Nun stand ich da, mit einem Tuch abgedeckt – auf mir standen 2 Schüsseln. Die eine diente zum Geschirrwaschen, die andere als „Waschbecken“. Vor mir stand immer ein Eimer, in dem das gebrauchte Wasser geschüttet wurde. Nach 3 Jahren – hörte ich, wie meine Besitzer voller Freude über eine Wohnung in Augsburg redeten. Mein „Erbauer“ fand dort zum Glück wieder in seinem Beruf eine Arbeit bei der Augsburger Kammgarn-Spinnerei. In der Werkswohnung fühlte ich mich dann recht wohl und wurde noch bei zwei Umzügen innerhalb des „Kammgarn-Areals“ mitgenommen. Zum Schluss war mein Platz in einer Dachkammer Eurer Uroma, bis ich von Euch entdeckt und

mitgenommen wurde. Das freut mich jetzt sehr, dass ich in Eurem neuen Heim einen Platz gefunden habe. Ich fühle mich nach etwa 75 Jahren so richtig wohl und darf in Eurer Mitte sein. Dafür bin ich ehrlich dankbar und bin mir auch sicher, dass sich mein „Erbauer“ freuen würde, dass ich bei seiner Urenkelin „wohnen“ darf. So kann ich nach meiner langen Schicksalsreise doch noch ein „Happy-End“ genießen. Vielen Dank!!

Die Musikpflege in Preßnitz - Zum 25jährigen Bestande der Musikschule von Josef Hoßner, Oberlehrer in Preßnitz, aus: Erzgebirgszeitung 1921 In einem lieblichen Talkessel, zwischen den mächtigen Basaltkegeln des Haßberges und Spitzberges liegt 727 m über dem Meere, die alte freie Berg- und Bezirksstadt Preßnitz mit 465 Häusern und an die 3000 Einwohnern. Infolge der hohen Lage und des kühlen Klimas vermag die Landwirtschaft die Bevölkerung nur unzureichend zu ernähren. Eine ausgiebige, kräftige Industrie fehlt und die Hausindustrie, das Spitzenklöppeln und Gorlnähen, werfen nur geringen Verdienst ab. Wohl war Preßnitz eine der ersten Bergstädte, deren Namen und Silber weithin den besten Klang hatten. Hier wurde unter König Johann I. im Jahre 1342 eine Münzstätte errichtet, in der silberne böhmische Groschen, sogenannte Kremsiger oder Plokatschen geprägt wurden. Aber die Tage der Blüte der Bergstadt sind längst vorbei. Zudem wurde die Stadt am 1. August 1811 von einem großen Brande heimgesucht, dem in 4 Stunden 307 Häuser zum Opfer fielen. Die Kirche, die Schule, die Pfarrei, das herrschaftliche Amtshaus, das städtische Rathaus, die Frohnveste, das städtische Malzhaus und das Bräuhaus lagen in Schutt und Asche. Die Bevölkerung war daher gezwungen, an einen Erwerb zu gehen, der sie zwar in die Ferne treibt, aber immer wieder zur lieben Vaterstadt zurückführt. Und

das war die Musik. Nach dem Zeugnisse bewährter Männer und nach gesammelten Aufzeichnungen war Ignatz Walter, von 1776 bis 1792 Bürgermeister der Stadt Preßnitz, der erste Harfenspieler des Erzgebirges. Er wurde wegen seiner Meisterschaft im Harfenspiel „Der König David“ genannt. Doch sowohl er als auch sein Schüler Isidor Richter spielten die Harfe nur zum Vergnügen. Erst Anna Görner machte dieses Instrument zur Zeit schwerer Not dem Broterwerbe dienstbar, zog zur Messezeit nach Leipzig und verdiente dort durch ihr Spiel eine bedeutende Summe Geldes. Der glückliche Erfolg und Jahre des Krieges, des Mißwachses und des Hungers reizten nun auch andere Frauen zur Erlernung des Harfenspiels und ließen das Reisen mit der Harfe immer mehr in Aufnahme kommen. Später wurde die Harfe durch andere Instrumente verdrängt und es zogen nun ganze Gesellschaften Preßnitzer Musiker in die weite Welt. Nicht nur in Deutschland, Rußland und der Türkei, sondern auch in China, Japan, Indien, dann in Afrika und selbst in Amerika konnte man Preßnitzer Kapellen spielen hören. Anfänglich bestanden diese Gesellschaften aus Herren. Nachher bildeten sich auch Damenkapellen, denen

Die Transportkiste aus Neudek - heute ein Andenkenstück

Foto: Anita Donderer

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höchstens 2 bis 3 Herren angehörten und die unter Aufsicht eines Ehepaares standen. Die Töchter aus den besten Familien von Preßnitz reisten mit Musikgesellschaften. Die Leistungsfähigkeit und die künstlerische Begabung der Mitwirkenden war oft eine Außerordentliche und viele von den Herren erwarben sich draußen in der Fremde ganz angesehene Stellungen. Wenzel Göhler reiste in Rußland und fand an der Oper in St. Petersburg eine Anstellung; er kehrte später wieder nach Preßnitz zurück und wurde durch großen Fleiß Volksschullehrer und schließlich Rektor. Franz Ludwig, ehemaliger Preßnitzer Musiker, kam als Leiter an die Musikfachschule in Graslitz. Florian Iser, Franz Anger und Johann Anger waren Kapellmeister englischer Regimentsmusiken in Indien. Ferdinand Fischer und Alois Stamm gründeten Musikinstitute in Wien und Moskau. Als in den siebziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts [um 1870] in Wien, Berlin, Budapest, Hamburg usw. ebenfalls Damenkapellen entstanden, mußten die Preßnitzer Kapellen, um ihren Rivalen gewachsen zu sein, auf eine gründliche Ausbildung ihrer Mitglieder Bedacht nehmen. Bisher wurde der Musikunterricht durch Preßnitzer Privatmusiklehrer erteilt. Im Jahre 1881 gründete Wilhelm Rauscher eine Privatmusikschule. Mit Erlaß des Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 13. November 1895 wurde schließlich eine öffentliche städtische Musikschule genehmigt und im Herbste des Jahres 1896 eröffnet. Der Zweck dieser Musikschule ist die gründliche musikalische Heranbildung männlicher und

weiblicher Zöglinge für ihren künftigen Beruf als Orchestermusiker und Sänger. Die Musikschule untersteht dem Ministerium für Schulwesen und Volkskultur und wird von einem Musikschulausschusse überwacht. Sie umfaßt 6 Jahrgänge. Wer aufgenommen werden will, muß das 10. Lebensjahr erreicht haben und musikalische Anlagen besitzen. Für minderbemittelte Zöglinge sind Staats- und Landesstipendien und Schülerunterstützungen [möglich]. Der Lehrkörper besteht derzeit [1921] aus einem Direktor und 7 Musiklehrern. Die Musikschule, die auch die Kirchenmusik besorgt, gibt jährlich mehrere Kirchen- und öffentliche Konzerte.

Die Nagelschmiede in Natschung und Heinrichsdorf von K. Reisinger, aus Erzgebirgszeitung 1927 Weltgeschieden auf lieblichem Anger, umringt vom ragenden Walde, ruhen verschwistert, Zeile an Zeile, die Orte Natschung und Heinrichsdorf. Einige Häuser ranken den Hang hinan, der gegen Kienheide führt, einzelne geleiten den Wildbach ein Stückchen Weges nach Kallich und aufwärts bis zum Thomasteich, der wie ein sanftes Auge gebettet ist in anmutige Wiesenflur; etliche aber säumen die Vogelbeerstraße gegen Reizenhain. Ringsum wogen die Fichten hügelauf, talein; düstert die Heide, sperrt filziger Bruch Weg und Steg. Ein heilig Stück Land, geziert durch Seltenes und Schönes: Ein köstlich Brünnlein quillt im moosigen Tann, sein Wasser sprudelt prickelndes Gas; manch prächtige Blume grünt wegab im Hag, in Wald und Moor. Noch röhrt der Hirsch im Gehölz; noch fährt der Postillion bergauf, bergein, der rußige Köhler haust im Forst. In den Ortschaften aber treiben die

Nagelschmiede ihr seltenes Gewerbe. Von ihnen will ich erzählen. Die Gründung des Ortes Natschung fällt spätestens in das 15. Jahrhundert. Die Gegend war reich an edlem und gemeinem Erz vieler Art, von dessen regem Abbau noch heute zahlreiche Halden Zeugnis legen. Auch Glashalden findet man in den Wäldern zwischen dem Orte und dem Forsthause Neuhaus, doch ist nicht bekannt, ob hier eine Glashütte stand. Heinrichsdorf wurde erst im Jahre 1775 über Veranlassung des Grafen H. v. Rottenhahn durch Köhler und Waldarbeiter gegründet. Frühzeitig schon hatten die beiden Orte Beziehung zur Eisenindustrie; lagen ja die weitbekannsten Eisenwerke Gabrielahütten und Kallich in nächster Nähe der beiden Ortschaften; schon im Jahre 1685 wurde von Andreas Maier in Natschung ein Hochofen und eine Frischhütte angelegt, die im Jahr 1699 vom Rothenhauser Grafen von Harras angekauft wurde. Im Jahre 1749 wurde sie nach Kallich übertragen und später vergrößert. Von dem in diesen Eisenwerken hergestellten Werkeisen wurde vieles von den Nagelschmieden, die damals auch noch an anderen Orten der Umgebung ansässig waren, verarbeitet. Dr. Schebek erwähnt, daß die Nägelindustrie (und ebenso die Spiewarenindustrie in Grüntal und Oberleutensdorf) zweifellos durch die Hüttenwerke in Kallich und Gabrielahütten hervorgerufen wurde. Im Jahre 1821 beschäftigte die Nägelindustrie außer Heinrichsdorf und Natschung auch noch die Orte Christofhammer und Hegersdorf. Sie war wahrscheinlich früher noch viel weiter verbreitet, zumal im westlichen Teile des Gebirges die Zahl der Eisenlager und -hütten sehr groß war (Preßnitz, Sorgental, Orpes, Hadorf usw.). Sie ging aber später sehr

Heinrichsdorf um 1926

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zurück. Nach Sommer werkten im Jahre 1846 in Heinrichsdorf noch 8 Nagelschmiede (Meister ohne Gesellen); bezüglich Natschung erwähnte er nichts, dagegen sagt er, daß auf der ganzen Herrschaft Rothenhaus 18 Nagelschmiede mit 89 Gesellen arbeiteten, die wahrscheinlich fast ausschließlich in Natschung und Heinrichsdorf ansässig waren. (Außerdem gab es im Herrschaftsbezirke 16 Schmiede und einen Hammerschmied.) Im Jahre 1897 waren noch 70 bis 80 Nagelschmiede in Natschung und Heinrichsdorf tätig, welche 40 bis 60 Waggons Eisen zu Schienennägeln für Huntebahnen in Kohlenbergwerken, zu Schiffsnägeln nach Aussig und Tetschen, zu Anschifft- und Brettnägeln, Maurer- und Putzhaken, Bankeisen usw. verarbeiteten, wie das noch heute [1927] geschieht. Ihr Absatz reichte bis nach Mähren und Ungarn. Seit 1870 stellte man Nägel auch maschinell her; zuerst Franz Heeg mit einer selbstgebauten Stiftmaschine in Heinrichsdorf Nr. 65. 1884 aber übersiedelte F. Heeg bereits ins Tal und gründete die Drahtstiftenfabrik im Grundtale bei Komotau. Im Jahre 1897 verarbeitete er mit 15 bis 20 Arbeitern Material von Kladno. Auch der Gründer der Draht- und Schmiedenagelwaren-Erzeugung Joh. Heeg in Oberdorf stammt aus Heinrichsdorf. Er verarbeitete im Jahr 1896 mit ca. 10 Arbeitern Werkstoffe aus Kladno und Preußisch-Schlesien. Beide Betriebe erzeugten 1897 jährlich 40 bis 60 Waggons Fertigware. Die Heeg’sche Fabrik im

Grundtal ist noch heute [1927] im Betrieb. Über die gegenwärtige Produktion erhielt ich rechtzeitig keine Mitteilung. In Natschung und Heinrichsdorf betrieben das Gewerbe vor allem die Familien Ihl, Heeg, Seifert, Neubert und Siegert. Im Jahr 1898 waren in Heinrichsdorf nur mehr 28 Nagelschmiede (meistens Gesellen), in Natschung 2 Nagelschmiede. Die meisten arbeiteten in der Rauscher’schen Fabrik, die 1874 gegründet wurde. Es war der einzige Betrieb, der an Ort und Stelle einen etwas größeren Umfang annahm. Die anderen mußten alle hinab ins Tal (wie Heeg), um emporzukommen. Es ist ein durch die Lage bedingtes Verhängnis, daß fast kein Unternehmen, welcher Art auch immer, auf der Höhe des Gebirges zu dauernder Größe aufblühen kann, trotzdem gerade der Erzgebirgler mit seltener Zähigkeit am Heimatboden hängt. Auch die Rauscher’sche Fabrik, die im Besitze Fr. Seiferts im Jahre 1914 bei einem Stande von 35 Arbeitern die billigste Wasserkraft in einer großen Anzahl von Betriebsmaschinen ausnützte, hatte nach einer vorübergehenden Produktionssteigerung in den Nachkriegsjahren in letzter Zeit mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen und mußte bei einem Arbeiterstand von 3 Personen im Herbste 1926 den Betrieb, wenn auch vorübergehend, stilllegen. Auch den übrigen kleineren Betrieben geht es nicht besser. Die Besitzer erhalten nur spärlich Aufträge, müssen oft wochenlang feiern oder anderer Arbeit nachgehen. Dabei arbeiten die Leute, da sie ja selbst nur wenig Bedürfnisse haben, um niedersten Lohn, um geringsten Verdienst, mit kleinster Regie und verwerten billiges Rohmaterial, Abfälle aus größeren Eisenwerken, die sie nicht selten stundenweit nach Hause tragen. Im Herbste des Jahres 1926 bestanden in Natschung noch 3, in Heinrichsdorf 5 Nagelschmiede mit zusammen 19 Arbeitern. Kurz vorher war wieder einer ins Tal gezogen, wo es ihm besser gehen soll. Er arbeitete in Görkau mit 6 bis 8 Gesellen. Es ist ein schönes Bild, wenn die rußigen Männer, vom Lichte der blasenden Essenflamme bestrahlt, mit nervigem Arm die Hämmer schwingen und beinahe aus freier Hand auf klingendem Amboß im Nu einen Nagel oder Haken fertigen. Es werden der Nagelschmiede immer weniger werden. Dem Druck der Zeit, die kein Althergebrachtes und kein beschauliches Handwerk duldet, werden sie weichen.

Voigtsgrün (Fojtov) bei Neudek Text: Pavel Andrš in „Krušnohorský Herzgebirge Luft“, September 2019. Aus dem Tschechischen übersetzt von Josef Grimm. Quellen: Heimatbuch Landkreis Neudek, Augsburg-Göggingen, 1978. Nejdecko. Vlastivědný sborník k 650. výročí města Nejdku, Nejdek 1990. www.pamatkyaprirodakarlovarska.cz Historische Fotos: Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek in Augsburg Pionierlager, Denkmal und ehemaliges Schulgebäude: Pavel Andrš Kapelle: Anita Donderer Voigtsgrün, auf einer Höhe von 588 m über dem Meeresspiegel gelegen, ist eines der ältesten Dörfer im Kreis Neudek. Seine Gründer waren fränkische Siedler. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1273, als es zum Gut Lichtenstadt des Klosters Tepl (statek Hroznětín tepelského klaštera) gehörte. Der Ursprung des Namens Voigtsgrün kommt von Voigt oder Vogt, was „herrschaftlicher Verwalter“ oder „Gemeindevorsteher“ bedeutet. Voigtsgrün gehörte kirchlich zu Tüppelsgrün (Děpoltovice).

In der Vergangenheit gehörten zur Gemeinde Voigtsgrün auch die Ortsteile Neu-Voigtsgrün (Nový Fojtov) und Pechöfen (Smolné Pece), die erst 1872 entstanden und bis 1990 fester Bestandteil von Voigtsgrün waren. Die geschützte Lage von Voigtsgrün bot die Voraussetzungen für hohe wirtschaftliche Erträge. Der Ort war von Anfang an ein wichtiger landwirtschaftlicher Standort, was durch die Tatsache belegt wird, dass im Jahr 1562 20 Bauern ansässig waren. In der zweiten Hälfte 17. Jahrhunderts fand die Bevölkerung ihren Lebensunterhalt neben der

Nagelschmiede in Heinrichsdorf

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Viehzucht auch in der Spinnerei und im Verkauf von Holz. Hundert Jahre später erwähnt das theresianische Kataster Zuchtteiche, zwei Schmiede, einen Weber und zwei Lohnarbeiter. Voigtsgrün behielt über die Zeit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts hinweg ein landwirtschaftliches Ortsbild. Die lokale Bevölkerung nahm hauptsächlich im nahe gelegenen Neudek eine Beschäftigung auf, aber es gab auch welche, die in die Kaolinminen in Poschetzau (Božičany) oder in die Porzellanfabrik Neurohlau (Nová Role) gingen. In der Vergangenheit bot der geologische Untergrund des Dorfes Möglichkeiten zur Gewinnung von Quarz, Basalt und Granit, die in der Keramikindustrie, beim Bau von

Straßen und Häusern und nicht zuletzt zur Herstellung von Gedenksteinen verwendet wurden. Anfang der Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts wurde in Neu-Voigtsgrün eine Uranlagerstätte entdeckt, die von 1974 bis 1979 ausgebeutet wurde. Ungefähr 1880 wurde in Voigtsgrün eine Darlehenskasse gegründet. Das Dorf wurde von März bis Juni 1925 an das Stromnetz angeschlossen. Die freiwillige Feuerwehr, die hier seit 1885 besteht, wurde 1932 mit einer motorisierten Spritze ausgestattet. Für die Bedürfnisse der damaligen lokalen Bevölkerung sorgten unter anderem fünf Kaufleute, fünf Gasthäuser, zwei Bäcker, zwei Metzger, zwei Schneider, zwei Schmiede, ein Wagner, ein Schuhmacher und ein Friseur. Eine Schule wurde in Voigtsgrün 1867 als Ein-Klassen-Schule gegründet. Ab 1878, als man das Schulgebäude mit einem ersten Stock erweiterte, wurde die Schule zweiklassig. Höchstwahrscheinlich befand sie sich die ganze Zeit im Haus Nr. 58 in der Ortsmitte.

Voigtsgrün und insbesondere Pechöfen waren in der Zwischenkriegszeit stark links ausgerichtet, was die Wahlergebnisse belegen. Bei den Wahlen zur Abgeordnetenkammer im Jahr 1929 gewann die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei beispielsweise 57,4% der Stimmen im Dorf, die Koalition des Bundes der Landwirte und der Deutschen Gewerbepartei belegte mit 18,1% den zweiten Platz und die Deutsche Sozialdemokratische Partei belegte mit 17,3% den dritten Platz. In Voigtsgrün fand in den Dreißigerjahren auch die Sudetendeutsche Partei von Konrad Henlein Zuspruch, aber keineswegs so stark wie in anderen Gemeinden. Erst bei den Kommunalwahlen im Frühjahr 1938 errang sie den Sieg mit 62,6 %. Hinter ihr

Ehemaliges Schulgebäude

Nach 1945 Restaurant des Alfréd Matoušek im Haus Nr. 49

Neu-Voigtsgrün 1931

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lagen die Kommunisten mit 31,4% und die deutschen Sozialdemokraten mit 6%. Ein großer Bevölkerungsaustausch fand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs statt, als die deutsche Bevölkerung in die alliierten Besatzungszonen Deutschlands vertrieben wurde. Nach Voigtsgrün kamen Tschechen aus dem Landesinneren, Slowaken und Reemigranten. Von der ursprünglichen Bevölkerung blieb nur ein kleiner Teil hier. Der Schulunterricht wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen. Im Jahr 1966 wurde die Schule im Zusammenhang mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes im Neudeker Wohngebiet aufgelöst, wohin dann sowohl die Schüler als auch das

Personal zogen. Heute dient das Gebäude der ehemaligen Schule zu Wohnzwecken. Aufgrund der natürlichen Bedingungen und der weit verbreiteten landwirtschaftlichen Produktion wurde im Oktober 1949 im Rahmen der Kollektivierung eine einzige landwirtschaftliche Genossenschaft gegründet. Sie bewirtschaftete 180 Hektar landwirtschaftliche Flächen. 1962 wurde sie in das staatliche Unternehmen Státní statek Děpoltovice (Staatsgut Tüppelsgrün) eingegliedert. In der ersten Nachkriegszeit gelang es, die Bevölkerung wenigstens teilweise im Dorf zu halten. Seit den Sechzigerjahren begann die Entvölkerung von Voigtsgrün. Die Einwohner zogen in die Städte, hauptsächlich in das nahe gelegene Neudek. Dies führte zu einer Welle kommunaler Fusionen. 1960 wurde das Dorf Gibacht

Ortsplan

Schulklasse 1927

Pionierlager im Sommer in Neu-Voigtsgrün

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(Pozorka) mit der Siedlung Hohenstollen (Vysoká Štola) an Voigtsgrün angeschlossen. Schon 1949 hatte Kammersgrün (Lužec) das gleiche Schicksal ereilt. Am 1. Januar 1976 wurden Voigtsgrün und seine Siedlungen nach Neudek integriert. Nach den politischen und sozialen Veränderungen nach 1989 fand der gegenteilige Trend statt, als integrierte und ehemalige Gemeinden versuchten, ihre Autonomie wiederzugewinnen. In unserem Fall war es Pechöfen, das mit Voigtsgrün ein gemeinsames Katastergebiet hatte und nach den Kommunalwahlen im Herbst 1990 unabhängig wurde. Seit Anfang der Neunzigerjahre nahm die Einwohnerzahl leicht zu. Im Park in der Mitte von Voigtsgrün fand am 3. August 1995 die feierliche Enthüllung des wieder errichteten Denkmals für die Opfer des Ersten Weltkriegs in Anwesenheit von etwa 80 Gästen statt. Das ursprüngliche Denkmal stand seit Juli 1932 in der Nachbarschaft des Gartens der örtlichen Schule. Der Stein trug auf der Vorderseite eine schwarze Marmortafel mit den 48 Namen der gefallenen Bürger des Dorfes. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, im Juni 1945, wurde befohlen, dieses Denkmal zu zerstören, und der damalige Schulleiter Hans Zimmermann musste ebenfalls an seinem Abriss teilnehmen. Ende des vergangenen Jahrhunderts wurde das Gebäude der ehemaligen Schule in Privatbesitz überführt, und während der Renovierung der Innenräume wurde die Inschriftplatte des ehemaligen Denkmals gefunden, die sich in gutem Zustand befand. Der Schulleiter hatte während des Abrisses des Denkmals trotz strenger Aufsicht die Gedenktafel gerettet und im Schulgebäude aufbewahrt. In Zusammenarbeit mit sudetendeutschen Heimatvertriebenen und tschechischen Bewohnern wurde das Denkmal mit der ursprünglichen Gedenktafel restauriert. Am 16. Mai 1999 wurde die neue Kapelle der Schmerzhaften Mutter Gottes feierlich geweiht, sie steht neben dem Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs. Die Kapelle wurde in Zusammenarbeit von heimatvertriebenen Sudetendeutschen und heutigen tschechischen Einwohnern erbaut. Die Mittel für den Aufbau stammten unter anderem von Spenden aus Deutschland.

Wieder errichtetes Kriegerdenkmal

Kapelle mit Denkmal

Voigtsgrün in Zahlen Fläche: 9,48 km2 Einwohner am 1. 12. 1930: 1032 Einwohner am 17. 5. 1939: 994 Haushalte (1939): 305 Beschäftigte in Land- und Forstwirtschaft (1939): 195 Beschäftigte in Industrie und Handwerk (1939): 601 Beschäftigte in Handel und Verkehr (1939): 62 Gewerbetreibende (1939): 25

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Buchtipp

Mitten im Revier - Kohlebahnen um Sokolov/Falkenau von Petr Beran (Autor), Helmut Bribitzer (Autor), Petr Rojík (Autor) Rund 150 Kilometer Luftlinie sind es zwischen dem mitteldeutschen Braunkohlentagebau Vereinigtes Schleenhain und seinem nordwest-böhmischen Pendant JIŘÍ (Georg) des Reviers Sokolov (Falkenau). Weiter ostwärts reihen sich im Egertal die Reviere von Chomutov (Komotau) und Most (Brüx). Dazwischen liegt einem Querriegel gleich, das Erzgebirge. Über seinen Kamm hinweg wurden noch vor 1900 kühn trassierte Bahnlinien geschaffen, um die böhmische Braunkohle nach Sachsen und weitere deutsche Lande zu bringen. Auf der Nordseite des Gebirges förderte man zwar auf schon hohem Niveau Steinkohle (Zwickau, Lugau/Stollberg), doch der Braunkohle-Bergbau im sächsisch-thüringisch-anhaltischen Dreieck steckte noch in den Kinderschuhen. So erwarben Industrielle wie Richard Hartmann, Chemnitz, und Großhändler/Investoren wie Ignaz Petschek, Aussig/Teplitz, Kuxe oder Bergwerke im später gemeinhin als Sudetenland bezeichneten Deutschböhmen. Der in den 1920er Jahren einsetzende gewaltige Aufschwung des Braunkohlenbergbaus in Mitteldeutschland hatte seine Basis in modernen Technologien, zuvörderst die Großraumförderung in entsprechend dimensionierten Tagebauen. Damit verglichen, verharrte die Förderung etwa im Falkenauer Revier in ihrer Entwicklung – noch herrschten Tiefbau sowie Seil- und Kettenbahnen vor. Ein breiter Zugbetrieb setzte hier erst mit den Neuaufschlüssen nach 1945 ein. Inzwischen waren die Grubenbetriebe tschechisch nationalisiert und die bisher überwiegend deutsche Bevölkerung „abgeschoben“. Doch nicht wenige Bergbaufachleute und Grubenarbeiter blieben von der grausamen Vertreibung aus ihrer Heimat verschont – man brauchte sie einfach, damit der Betrieb weitergeführt werden konnte. Nicht zuletzt gab es, schon vor dem Krieg, Gemeinsamkeiten der mitteldeutschen und nordböhmischen Reviere. Bagger und andere Großgeräte kamen hier wie dort aus Magdeburg und Lauchhammer. Die 150-Tonnen-Grubenlok von AEG fuhr in Espenhain und Brüx (Most); auch ihr Nachfolger aus den Škoda-Werken offenbarte sofort die ursprüngliche Herkunft … Ebenso glichen sich die Kombinate der DDR und ČSSR bei der immensen Umweltverschmutzung mit Kulminationspunkt in den 1980ern unheilvoll. Die kaum filternden Heizkraftwerke und karbochemischen Veredlungsbetriebe setzten den Bewohnern im Süden Leipzigs und im Egertal gleichermaßen zu: Orte wie

Mölbis färbten sich schwarz, die Bäume am Erzgebirgskamm starben ab; der berüchtigte böhmische Wind trug wenig brüderliche Grüße, üblen Katzendreckgeruch, bis weit ins Thüringer Land. Und heute? – Die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (Mibrag) als auch die vom schwedischen Vattenfall-Konzern wieder verkauften Lausitzer Braunkohlenbetriebe (Leag, vormals Laubag) haben tschechische Eigentümer. Eine Zeit lang wurde gar Kohle aus Profen/Mibrag in Ganzzügen via Dresden – Děčín (Tetschen-Bodenbach) in die Tschechische Republik gefahren. Es gibt also historische und aktuelle Verknüpfungspunkte. Grund genug, einmal zu den böhmischen Nachbarn zu schauen – hier im Rückblick speziell auf die Phase um die Jahrtausendwende mit auch noch vorhandenem Schmalspurbetrieb. edition bohemica, 04/2021 Einband: Gebunden Sprache: Deutsch ISBN-13: 9783940819352 Bestellnummer: 10322046 Umfang: 192 Seiten Sonstiges: s/w- und farbige Abbildungen, 1 großformatige Karte als Beilage Gewicht: 772 g Maße: 236 x 164 mm Stärke: 22 mm Erscheinungstermin: 16.4.2021 Preis: 39,00 Euro

Das Buch ist über: https://www.jpc.de/jpcng/books/detail/-/art/petr-beran-mitten-im-revier/hnum/10322046 zu beziehen.

Arbeitsmigration in Delmenhorst

Umfangreiche Studie zu Arbeitswanderern in der Zeit des Kaiserreiches erschienen

Oldenburg. Arbeitsmigration ist nicht nur ein sehr aktuelles Thema. Aus historischer Perspektive nähert sich das aktuell erschienene Buch von Michael Hirschfeld und Franz-Reinhard Ruppert diesem Phänomen. Es nimmt die Arbeitswanderung nach Delmenhorst, der größten

Industriestadt des Oldenburger Landes, während des Kaiserreichs (1871-1918) erstmals genauer in den Blick. Genau vor 150 Jahren begann der rasante Aufschwung der Stadt mit der Gründung einer Jutefabrik. Bald folgten mehrere Linoleumfabriken sowie die Norddeutsche

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Wollkämmerei, die Tausenden junger Arbeitskräfte aus dem zu Österreich-Ungarn gehörenden Böhmen [und hier speziell aus der Region um Neudek] und Galizien wie auch aus entfernten Regionen des Deutschen Reichs, wie dem Eichsfeld, der Provinz Posen und Oberschlesien, ein Auskommen geboten hat. Die Autoren beschreiben die Herkunft der Arbeitswanderer, ebenso wie sie Einblicke in deren Lebenswelt in Delmenhorst vermitteln. Ausführlich dokumentieren sie die Wohnverhältnisse von Elendsquartieren, über Werkswohnungen bis hin zum eigenen Haus und stellen das religiöse Leben sowie Freizeitbetätigungen in Musikkapellen und Sportvereinen als Elemente der Beheimatung vor. Als weitere Aspekte der Integration untersuchen sie die Einbürgerung (Naturalisation) in den oldenburgischen Staatsverband und die Eindeutschung slawischer Nachnamen. Mit Hilfe von über 200 vielfach bisher unbekannten Fotos und Dokumenten bietet das Buch einen Einblick in eine vergangene Lebenswelt. Ein Personen- und ein Ortsregister erschließen die Vielzahl der in Bild und Text erwähnten Arbeitswanderer. Zur Ermittlung der Herkunftsangaben haben die Autoren etwa 30.000 Einträge in den Melderegistern der Stadt Delmenhorst durchgesehen. Dutzende Personalkarteikarten der Nordwolle haben sie ebenso recherchiert. Hilfestellung leisteten das Stadtarchiv Delmenhorst, das Nordwolle Museum und die Oldenburgische Landschaft. Museum und Landschaft haben auch die Herausgeberschaft des Bandes in der wissenschaftlichen Reihe "Oldenburger Studien" (Band 92) übernommen. „Die beiden Verfasser haben eine beachtliche wissenschaftliche Leistung erbracht. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis macht deutlich, dass das Buch auch bei einer breiten Leserschaft Interesse finden kann und wird“, kommentiert Landschaftspräsident Prof. Dr. Uwe Meiners die Neuerscheinung. Die aus Delmenhorst stammenden Autoren, beide Nachfahren von Arbeitswanderern aus Böhmen, dem Eichsfeld bzw. Oberschlesien, sehen den Band auch als ihr Geschenk zur in diesem Jahr in Delmenhorst begangenen 650-Jahrfeier der Stadtrechtsverleihung. Die Autoren: Michael Hirschfeld, Jg. 1971, Prof. Dr., gebürtiger Delmenhorster, apl. Professor für Neuere und Neueste

Geschichte an der Universität Vechta, zahlreiche Veröffentlichungen zur Landes- und Regionalgeschichte Franz-Reinhard Ruppert, Jg. 1940, Dr.-Ing., gebürtiger Delmenhorster, nach langjähriger freiberuflicher Tätigkeit als beratender Ingenieur Engagement für regionalgeschichtliche Studien zur Industriehistorie von Delmenhorst. Michael Hirschfeld – Franz-Reinhard Ruppert, Arbeitswanderer in Delmenhorst in der Epoche des Kaiserreichs 1871-1918. Böhmen – Eichsfeld – Oberschlesier – Galizier in einer nordwestdeutschen Industriestadt, Oldenburger Studien Band 92, Isensee Verlag, Oldenburg 2021, 400 S., zahlr. Abb., Hardcover, ISBN 978-3-7308-1755-1, Preis: 35,00 Euro.

Zu beziehen ist dieses Buch beim Verlag Isensee: https://www.isensee.de/d_dt.cfm?nc=8818224&cat_key=&item_id=2366&r_file=7&r_fl=offset,fs_q&offset=0&fs_q=Ruppert&i_p=home&i_s=schnellsuche&c_get_js_version_value=1.2

Termine und Veranstaltungen Aufgrund der Entwicklung der Corona-Pandemie und den damit je nach Inzidenz verbundenen Einschränkungen und Regelungen ist es den Organisatoren derzeit zwar möglich, Veranstaltungen zu planen. Ob und in welchem Rahmen sie jedoch stattfinden können, muss meist kurzfristig entschieden werden. Daraus resultiert oftmals eine recht kurze Zeit zwischen Einladung und Veranstaltung, die somit hier nicht immer Beachtung finden kann. Deshalb ist es notwendig, sich kurz vor der Veranstaltung nochmals zu informieren.

Ort Datum Informationen

Pernink/Bärringen 18. bis 20.06.2021

Wettbewerb der Motorsägenschnitzer (GG 99, S. 21)

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Rudné/Trinksaifen, Vysoká Pec/Hochofen

03.07. und 04.07.2021

Beerbreifest (Einladung siehe GG 97, S. 38)

Mittleres Erzgebirge 06. bis 19.07.2021

Workcamp im Erzgebirge (Details Siehe GG 99, S. 38)

um Marienberg 15.08.2021 11. Erzgebirgische Liedertour

Přidej se k nám na workcamp v Krušnohoří! Mach bei dem Workcamp im Erzgebirge mit!

Termin: 6.-19.7.2021

Ort-Kde: Výsluní (CZ), Kovářská (CZ) und Schmalzgrube (DE)

Wer-Kdo: 18-99 let

Was kannst Du erwarten? Na co se můžeš těšit? Krušnohoří - UNESCO - příroda - dialog - pomoc - dobrovolnická práce - radost - sdílení a pospolitost - vzájemná

inspirace - udržitelnost - objevování historie - .... a Ty! Erzgebirge - UNESCO - Natur - Dialog - Hilfe - freiwillige Arbeit - Spaß - Beisammensein - Interaktion - Inspiration -

Nachhaltigkeit - Geschichte entdecken - ... und Du!

Díky finanční podpoře Česko-německý fond budoucnosti/ Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds účastníkům hradíme ubytování, stravování a část doprovodného programu! Die Verantstaltung wird durch den Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds gefördert. Die TeilnehmerInnen müssen nicht für die Unterkunft, Verpflegung und Rahmenprogramm bezahlen.

Chceš jet na celý workcamp? Willst du bei dem Workcamp mit machen? Přihlaš se do 24. června tady / Melde dich einfach hier bis zum 24. Juni an: https://1url.cz/GKoNh

Můžeš se přidat jenom na pár dní? Nevadí, rádi tě uvidíme! Kannst du nur ein Paar Tage dabei sein? Gerne! Gib uns nur bescheid wann du dabei sein könntest / Dej nám vědět zde, které dny dorazíš: https://1url.cz/yKoNG Těšíme se na Tebe! Wir freuen uns auf Dich! Organisator: Antikomplex

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Team vom Ort - Místní koordinátoři: #PřísečniceŽije #PreßnitzLebt #NádražíKovářská #BahnhofSchmiedeberg #NaturherbergeHammerwerk #Schmalzgrube S podporou - Mit der Unterstützung von: INEX - Sdružení dobrovolných aktivit #ČNFB #DTZF HeuHoj-Camp Preßnitztalbahn a další & ua.

PS: Budeme rádi, když tuhle pozvánku předáš dál a nebo se přidáš se svými přáteli! Das Weiterleiten ist erwünscht! Du kannst es gerne auch mit deinen Freunden teilen oder am besten mit ihnen zum Camp kommen!

Ausflugstipp

Aussicht vom Feinsten – der Jelení hora/Haßberg von Ulrich Möckel Nordöstlich der einstigen Königlichen Bergstadt Preßnitz, deren Gemarkung sich heute auf dem Grund der gleichnamigen Talsperre befindet, thront als Hausberg der Haßberg oder heute auf Tschechisch Jelení hora. Mit seinen 994 Metern ist er nicht zu übersehen. Er besteht aus Basalt und ist somit vulkanischen Ursprungs. In früheren Jahren war seine Kuppe mit mächtigen Buchen bewachsen. Die exponierte Lage und das Waldsterben der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts haben dem Wald in dieser Region stark zugesetzt. Von den einstigen Buchenwäldern sind im Hangbereich noch einige alte Bestände erhalten. Die abgestorbenen Fichten wurden aus dem Bestand entfernt und an den Wegen

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abgelagert, wie man das heute noch im oberen Bereich an zwei Stellen sehen kann. Der Versuch, die Wälder mit Blau- oder Stechfichte wieder aufzuforsten, schlug fehl, wie man heute großflächig auf dem Erzgebirgskamm sehen kann. Diese Baumart entwickelte sich zwar in den jungen Jahren recht vielversprechend, stirbt aber jetzt nach etwa 30 Jahren ab und wird nur noch gehäckselt als Brennstoff genutzt. Auf den abgestorbenen Ästen sind zwischenzeitlich Flechten gewachsen, die als Indikator für eine gute Luftqualität gelten.

Wir stellen unser Auto wenige Meter unterhalb der Sperrmauer auf einem kleinen Platz rechts neben der Straße ab und überqueren den Staudamm der Trinkwassertalsperre Preßnitz/Přísečnice. Unterhalb sieht man die Fischzuchtbecken und den Ort Christophhammer/ Kryštofovy Hamry. Auf der anderen Seite des Dammes befinden sich die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Talsperrenverwaltung. Wir folgen dem leicht nach links verlaufenden Asphaltweg nach oben bis an ein Wegedreieck und biegen dort nach rechts ab. Dieser ebenfalls asphaltierte Weg führt um die Talsperre zu dem früheren Ort Reischdorf, der im Zuge des Talsperrenbaues komplett abgerissen wurde. Nach etwa 300 Metern mündet links eine gut ausgebaute Schneiße in den ausgebauten Waldweg, die stetig bergan führt. Ein kleiner Wegweiser läßt uns das Ziel nicht verfehlen. Nun geht es stetig aber moderat bergan. Auf beiden Seiten sieht man die unterschiedlichen forstlichen Versuche der letzten Jahrzehnte zur Bewältigung der

Immissionsschäden. Über Fichte, Birke, Lärche, Tanne und Rotbuche kann man hier gelungene Mischungen finden. Im oberen Bereich der Schneiße, die dann vor dem letzten kräftigen Aufstieg noch einmal zur Erholung nahezu eben verläuft, sieht man am linken Wegesrand, wie auch am letzten Aufstieg selbst auf der linken Seite des Weges verfaulte Holzstapel, die noch an die Zeit des Waldsterbens im Erzgebirge erinnern. Da aber die Natur eigentlich den Menschen nicht benötigt, haben sich bereits mehrjährige junge Fichten auf diesen zu Humus werdenden Fichtenstämmen gebildet. Hier biegen wir dann letztmalig links ab und folgen dem Weg auf das Plateau. Dieses wurde vor etwa 15 bis 20 Jahren mit Fichten bepflanzt. Deshalb ist vom eigentlichen Gipfel, also dem höchsten Punkt des Berges keine Fernsicht mehr gegeben. Das Gipfelkreuz verschwindet langsam in den Fichten und aufgeschnittene Gassen führen zum Rand, von wo aus man einen herrlichen Blick genießen kann. Lediglich in Richtung Südost ist dies nicht gegeben. Von verschiedenen Stellen aus kann man vom 910 m hohen Mědník/Kupferhübel über den Klínovec/Keilberg, Fichtelberg, Bärenstein, Pöhlberg bis zum Hirtstein blicken. Auch der hohe Schornstein von Chemnitz ist bei guter Sicht deutlich zu sehen.

Der Aufstieg mit einer Überwindung von rund 280 Höhenmetern vom Parkplatz aus lohnt sich immer wieder. Wolken und der unterschiedliche Lichteinfall bieten ständig neue Impressionen. Hier am Haßberg ist auch das Reich der sagenumwobenen Marcebilla. Besonders in der

Das Gipfelkreuz an der höchsten Stelle (994 m)

Der Ausblick entschädigt für den Schweiß …

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Dämmerung und an nebligen Tagen verwandeln sich Steine und Bäume zu Geistern, die schreckhaften Menschen Furcht einflößen können. Auch lebt jetzt in diesem Waldgebiet ein Wolfsrudel, das sogenannte Výsluní-Rudel, bei denen aber Menschen nicht auf der Speisekarte stehen, da es genügend Wild in dieser Region gibt. Für den Rückweg kann man den gleichen Weg benutzen oder aber nach dem Abstieg von der Kuppe den gelb

markierten Weg nach links folgen. Nach etwa 2,7 km gelangt man dann an den rot markierten Weg E3. Wenn man diesem nach rechts folgt, kommt man nach knapp 3 km an die Straße, die nach Výsluní führt und dort geht es dann gleich wieder rechts ab auf dem Weg um die Talsperre, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Diese große Runde sind etwa 15,5 km, während man mit knapp 7 km auskommt, wenn man den gleichen Weg wieder zurück zur Talsperre läuft.

Bildimpressionen

Vom Aufstieg zum Jelení hora/Haßberg Fotos: Ulrich Möckel

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Frühlingsimpressionen aus Srní/Boxgrün und von der Ruine der Burg Himmelstein von Stefan Herold

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Nach Redaktionsschluss

Interessantes Videodokument Das LandesEcho startete eine Video-Gesprächsreihe „Wie leben Deutsche in Tschechien?“ mit Tomáš Lindner. Der 39-jährige Journalist lebt in Prag, ist aber stolzer Erzgebirger und stammt aus einer deutschen Familie in Bärringen/ Pernink. Im Gespräch mit Steffen Neumann erzählt er, wie es war, in einer deutschsprachigen Familie groß zu werden, welche Vorteile ihm das im Leben brachte und ob er sich heute mehr als Deutscher oder Tscheche fühlt. https://www.facebook.com/LandesEcho/videos/814262516188893

Ergänzung zum Beitrag „Der Wolf im böhmischen Erzgebirge“ GG 98, Seite 27 f. Zu diesem Beitrag stellte mir Diplombiologe Sven Erlacher vom Museum für Naturkunde Chemnitz Fotoaufnahmen zur Verfügung, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Der Aktionsradius der Wölfe hier im Erzgebirge beträgt etwa 20 km. Ich hatte 30 bis 60 km aus Fachliteratur entnommen, was hier aufgrund des guten Nahrungsangebotes nicht zutrifft.

Jährling des Výsluní-Rudels, oberer Erzgebirgskreis, Juni 2020. © Museum für Naturkunde Chemnitz & OWAD-Projekt.

Welpe des Výsluní-Rudels, oberer Erzgebirgskreis, Oktober 2020. © Museum für Naturkunde Chemnitz & OWAD-Projekt.

Wolf des Výsluní-Rudels, oberer Erzgebirgskreis, Februar 2021. © Museum für Naturkunde Chemnitz & OWAD-Projekt.

Wölfin nahe Kühnhaide, oberer Erzgebirgskreis, April 2021. © Sven Erlacher | Museum für Naturkunde Chemnitz.

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Trittsiegel eines Wolfs des Výsluní-Rudels, Erzgebirgskamm, Juni 2020. © privat.

Wölfin GW1874f, ein Nachfahre des Výsluní-Rudels, oberer Erzgebirgskamm, April 2020.

Einer der vier Welpen des Výsluní-Rudels aus 2020, Erzgebirgskamm, Juli 2020. © privat.

Zwei der vier Welpen des Výsluní-Rudels aus 2020, Erzgebirgskamm, Juli 2020. © privat.

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