Der große Traum vom Titel - ARENA Verlag · 2021. 3. 6. · Training beim FC Bayern versprochen....

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41 Ab 8 Jahren 144 Seiten Format 13,5 x 20,5 cm · Gebunden ISBN 978-3-401-60132-8 Ulli Potofski Der beste Kicker des Universums Der große Traum vom Titel

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Ab 8 Jahren144 SeitenFormat 13,5 x 20,5 cm · GebundenISBN 978-3-401-60132-8

Ulli Potofski

Der beste Kicker des Universums Der große Traum vom Titel

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Stuart, der gerade mit einem weiteren Galopper auf der Bahn eingetroff en war, antwortete hoff nungsvoll: »Am kommenden Samstag spielen wir schon um elf Uhr gegen Fortuna Köln. Pferderennen sind Samstag in Neuss erst ab 16 Uhr – das schaff st du locker!«

Mr Bridge nickte. »Okay, ich schaue mir das Match an, und wenn ihr so schlecht wie England spielt  – komme ich nie wieder dorthin. Alles klar?«

Alle lachten. Manolo war so erleichtert, dass Stuart die Reise nach Frankreich eventuell doch antreten durfte, dass er Camie am liebsten gedrückt hätte. Aber wie hätte das denn ausgesehen?

Vor dem Spiel gegen Fortuna Köln war Manolo wie jedes Mal besonders motiviert. Ständig dachte er daran, dass er unbedingt ein Tor schießen musste. In der letz-ten Saison hatte er insgesamt 31 Treff er in der Meister-schaft erzielt. In dieser Spielzeit waren es lediglich sechs.

Im Stadion am Flughafen hatten sich an diesem Sams-tag rund 120 Zuschauer versammelt. Unter ihnen ent-deckte Manolo auch einen Herrn in dunklem Anzug mit Krawatte und einem grauen Wollmantel. Es war Stuarts Vater.

Wie immer stand auch Camie am Spielfeldrand. Mit ihrem lilafarbenen Pelzmantel aus Kunstfell war sie ein absoluter Blickfang. Sie winkte Manolo und Stuart zu

11Es ist wie verhext! Ausgerechnet vor dem wichtigen EM-Turnier in Frankreich trifft Manolo nicht mehr. Doch neben seinem Torfluch beschäftigt den Kicker noch eine andere Mission: Der deutsche Nationaltorwart hat seine Glückshandschuhe verloren und dem Finder ein Training beim FC Bayern versprochen. Zum Glück haben Manolo und sein Freund Stuart schon eine Spur. Und die führt nach Frankreich.

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Stuart, der gerade mit einem weiteren Galopper auf der Bahn eingetroff en war, antwortete hoff nungsvoll: »Am kommenden Samstag spielen wir schon um elf Uhr gegen Fortuna Köln. Pferderennen sind Samstag in Neuss erst ab 16 Uhr – das schaff st du locker!«

Mr Bridge nickte. »Okay, ich schaue mir das Match an, und wenn ihr so schlecht wie England spielt  – komme ich nie wieder dorthin. Alles klar?«

Alle lachten. Manolo war so erleichtert, dass Stuart die Reise nach Frankreich eventuell doch antreten durfte, dass er Camie am liebsten gedrückt hätte. Aber wie hätte das denn ausgesehen?

Vor dem Spiel gegen Fortuna Köln war Manolo wie jedes Mal besonders motiviert. Ständig dachte er daran, dass er unbedingt ein Tor schießen musste. In der letz-ten Saison hatte er insgesamt 31 Treff er in der Meister-schaft erzielt. In dieser Spielzeit waren es lediglich sechs.

Im Stadion am Flughafen hatten sich an diesem Sams-tag rund 120 Zuschauer versammelt. Unter ihnen ent-deckte Manolo auch einen Herrn in dunklem Anzug mit Krawatte und einem grauen Wollmantel. Es war Stuarts Vater.

Wie immer stand auch Camie am Spielfeldrand. Mit ihrem lilafarbenen Pelzmantel aus Kunstfell war sie ein absoluter Blickfang. Sie winkte Manolo und Stuart zu

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und setzte sich dann zu Mr Bridge. Manolo hoffte ganz fest, dass sie ihn mit ihrer charmanten Art für Stuarts Fußballspiel begeistern konnte. Wenn nicht sie, wer dann?

Auch Stuart hatte seinen Vater entdeckt und winkte schüchtern in dessen Richtung. Manolo hatte das Ge-fühl, sein bester Freund war mindestens genauso ner-vös wie er.

Der Schiedsrichter winkte sie heraus und die Mann-schaften betraten das Spielfeld. Es hatte in den letzten Tagen immer wieder geregnet und der Platz war tief. Alles andere als beste Voraussetzungen für einen Tech-niker wie Manolo.

Beide Teams gingen in Stellung, dann begann das Spiel. Und ausgerechnet Stuart sah gleich ganz schlecht aus. Die rot-weißen Fortunen hatten die Überfalltaktik gewählt. Ihr Rechtsaußen kam mit

enormer Geschwindigkeit auf Stuart zugerannt. Der machte einen kleinen Schritt auf seinen Gegenspieler zu, rutschte dann aber auf dem tiefen Boden kom-plett mit dem Standbein weg. Der Gegner hatte freie Bahn und nutzte diese auch aus. Er lief noch fünf Meter auf das Tor der Viktoria zu und zog ab – ein trockener Schuss und der Ball zappelte im Netz. Stu-art lag noch immer am Boden und Manolo konnte Mr Bridges enttäuschte Blicke förmlich spüren. Ar-mer Stuart.

Nach dem schnellen Führungstreffer entwickelte sich ein zähes Spiel, WIE FUSSBALLREPORTER SAGEN würden. Die Gäste standen nur in ihrer eigenen Hälfte und droschen den Ball immer wieder ohne Konzept aus der Gefahrenzone.

Viktoria rannte an. Manolo mühte sich redlich, aber auch er brachte einfach nichts zustande. Es war das bis dahin langweiligste und schrecklichste Spiel der gan-zen Saison.

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und setzte sich dann zu Mr Bridge. Manolo hoffte ganz fest, dass sie ihn mit ihrer charmanten Art für Stuarts Fußballspiel begeistern konnte. Wenn nicht sie, wer dann?

Auch Stuart hatte seinen Vater entdeckt und winkte schüchtern in dessen Richtung. Manolo hatte das Ge-fühl, sein bester Freund war mindestens genauso ner-vös wie er.

Der Schiedsrichter winkte sie heraus und die Mann-schaften betraten das Spielfeld. Es hatte in den letzten Tagen immer wieder geregnet und der Platz war tief. Alles andere als beste Voraussetzungen für einen Tech-niker wie Manolo.

Beide Teams gingen in Stellung, dann begann das Spiel. Und ausgerechnet Stuart sah gleich ganz schlecht aus. Die rot-weißen Fortunen hatten die Überfalltaktik gewählt. Ihr Rechtsaußen kam mit

enormer Geschwindigkeit auf Stuart zugerannt. Der machte einen kleinen Schritt auf seinen Gegenspieler zu, rutschte dann aber auf dem tiefen Boden kom-plett mit dem Standbein weg. Der Gegner hatte freie Bahn und nutzte diese auch aus. Er lief noch fünf Meter auf das Tor der Viktoria zu und zog ab – ein trockener Schuss und der Ball zappelte im Netz. Stu-art lag noch immer am Boden und Manolo konnte Mr Bridges enttäuschte Blicke förmlich spüren. Ar-mer Stuart.

Nach dem schnellen Führungstreffer entwickelte sich ein zähes Spiel, WIE FUSSBALLREPORTER SAGEN würden. Die Gäste standen nur in ihrer eigenen Hälfte und droschen den Ball immer wieder ohne Konzept aus der Gefahrenzone.

Viktoria rannte an. Manolo mühte sich redlich, aber auch er brachte einfach nichts zustande. Es war das bis dahin langweiligste und schrecklichste Spiel der gan-zen Saison.

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und setzte sich dann zu Mr Bridge. Manolo hoffte ganz fest, dass sie ihn mit ihrer charmanten Art für Stuarts Fußballspiel begeistern konnte. Wenn nicht sie, wer dann?

Auch Stuart hatte seinen Vater entdeckt und winkte schüchtern in dessen Richtung. Manolo hatte das Ge-fühl, sein bester Freund war mindestens genauso ner-vös wie er.

Der Schiedsrichter winkte sie heraus und die Mann-schaften betraten das Spielfeld. Es hatte in den letzten Tagen immer wieder geregnet und der Platz war tief. Alles andere als beste Voraussetzungen für einen Tech-niker wie Manolo.

Beide Teams gingen in Stellung, dann begann das Spiel. Und ausgerechnet Stuart sah gleich ganz schlecht aus. Die rot-weißen Fortunen hatten die Überfalltaktik gewählt. Ihr Rechtsaußen kam mit

enormer Geschwindigkeit auf Stuart zugerannt. Der machte einen kleinen Schritt auf seinen Gegenspieler zu, rutschte dann aber auf dem tiefen Boden kom-plett mit dem Standbein weg. Der Gegner hatte freie Bahn und nutzte diese auch aus. Er lief noch fünf Meter auf das Tor der Viktoria zu und zog ab – ein trockener Schuss und der Ball zappelte im Netz. Stu-art lag noch immer am Boden und Manolo konnte Mr Bridges enttäuschte Blicke förmlich spüren. Ar-mer Stuart.

Nach dem schnellen Führungstreffer entwickelte sich ein zähes Spiel, WIE FUSSBALLREPORTER SAGEN würden. Die Gäste standen nur in ihrer eigenen Hälfte und droschen den Ball immer wieder ohne Konzept aus der Gefahrenzone.

Viktoria rannte an. Manolo mühte sich redlich, aber auch er brachte einfach nichts zustande. Es war das bis dahin langweiligste und schrecklichste Spiel der gan-zen Saison.

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SPRACHE DER FUSSBALLREPORTERFußballreporter benutzen manche Begriffe immer wieder: Reporter sprechen zum Beispiel häufig davon, dass es »im Strafraum brennt« oder dass »ein Stürmer in der Luft hängt«. Das ist natürlich nur bildlich ge-meint.

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Stuart hatte als In-nenverteidiger wenig Arbeit und rückte im-

mer mal wieder mit nach vorne. Als nur noch eine Minute bis zur Halbzeit zu spielen war, entschied der Schiedsrichter noch einmal auf Ecke für die Viktoria. Eine

Aufgabe für Ma-nolo. Der Ball

drehte sich vom Tor weg und kam am Elfme-terpunkt wieder herunter. Dort stieg Stuart hoch, und obwohl er rein körperlich nicht der Allergrößte war, übersprang er den lan-gen Abwehrspieler um einen halben Meter. Stuart traf den Ball perfekt mit der Stirn, das Leder flog genau in den rechten oberen Winkel.»Gooooaaallll«, schallte

es von der Tribüne herü-ber und dann lagen sich das Mädchen im lila Fellmantel und der Herr im grauen

Mantel in den Armen. Eine komische, aber wunder-schöne Farbmischung.

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SPRACHE DER FUSSBALLREPORTERFußballreporter benutzen manche Begriffe immer wieder: Reporter sprechen zum Beispiel häufig davon, dass es »im Strafraum brennt« oder dass »ein Stürmer in der Luft hängt«. Das ist natürlich nur bildlich ge-meint.

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Stuart hatte als In-nenverteidiger wenig Arbeit und rückte im-

mer mal wieder mit nach vorne. Als nur noch eine Minute bis zur Halbzeit zu spielen war, entschied der Schiedsrichter noch einmal auf Ecke für die Viktoria. Eine

Aufgabe für Ma-nolo. Der Ball

drehte sich vom Tor weg und kam am Elfme-terpunkt wieder herunter. Dort stieg Stuart hoch, und obwohl er rein körperlich nicht der Allergrößte war, übersprang er den lan-gen Abwehrspieler um einen halben Meter. Stuart traf den Ball perfekt mit der Stirn, das Leder flog genau in den rechten oberen Winkel.»Gooooaaallll«, schallte

es von der Tribüne herü-ber und dann lagen sich das Mädchen im lila Fellmantel und der Herr im grauen

Mantel in den Armen. Eine komische, aber wunder-schöne Farbmischung.

SPRACHE DER FUSSBALLREPORTERFußballreporter benutzen manche Begriffe immer wieder: Reporter sprechen zum Beispiel häufig davon, dass es »im Strafraum brennt« oder dass »ein Stürmer in der Luft hängt«. Das ist natürlich nur bildlich ge-meint.

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Stuart hatte als In-nenverteidiger wenig Arbeit und rückte im-

mer mal wieder mit nach vorne. Als nur noch eine Minute bis zur Halbzeit zu spielen war, entschied der Schiedsrichter noch einmal auf Ecke für die Viktoria. Eine

Aufgabe für Ma-nolo. Der Ball

drehte sich vom Tor weg und kam am Elfme-terpunkt wieder herunter. Dort stieg Stuart hoch, und obwohl er rein körperlich nicht der Allergrößte war, übersprang er den lan-gen Abwehrspieler um einen halben Meter. Stuart traf den Ball perfekt mit der Stirn, das Leder flog genau in den rechten oberen Winkel.»Gooooaaallll«, schallte

es von der Tribüne herü-ber und dann lagen sich das Mädchen im lila Fellmantel und der Herr im grauen

Mantel in den Armen. Eine komische, aber wunder-schöne Farbmischung.

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Die Halbzeitansprache von Rubeja fi el präzise aus und gipfelte in dem Satz: »Verschlaft mir ja nicht wieder den Anfang des Spiels.« Er zwinkerte Stuart zu: »Wenn aber jeder seinen Fehler so ausbügelt wie Stuart – dein Kopfballtor war klasse –, verzeihe ich jedem von euch. Lieber wäre mir aber, ihr konzentriert euch und rutscht nicht wie Eiskunstläufer über den Platz. Also raus jetzt und haut die Fortunen weg!« Ein vielstimmiges »Jaaaaa!« war die Antwort.

Nach der Halbzeit spielte die Viktoria wie aufgedreht und erarbeitete sich Chancen im Minutentakt. Manolo war kurz davor, endlich das lang ersehnte Tor zu schießen. Doch dreimal traf er den Pfosten. Der Torfl uch hielt an.

Rubeja raufte sich die Haare, Camie schrie

wie eine ganze Horde Ultras und sogar Mr Bridge ließ jegliche englische Gelas-senheit vergessen. Er feu-erte die Viktoria an, als stünde England in einem WM-Endspiel.

Die drei Punkte ge-gen die Fortuna wa-ren fest eingeplant. Und wenn Manolo seinen Torfl uch nicht bald besiegen konnte, würde es bei nur einem bleiben.

Jetzt waren es nur noch fünf Minuten bis zum Schlusspfi ff . Zu allem Überfl uss kamen die rot-weißen Fortunen nun auch noch zu einer Konterchance. Vier von ihnen liefen auf zwei Abwehrspieler der Viktoria zu. Der Linksaußen passte den Ball in die Mitte. Der Mittelstürmer bewegte sich alleine auf Martin, den Schlussmann der Viktoria, zu. Während der sich ganz groß machte, hechelte Stuart dem Stürmer hinterher. Martin rannte aus seiner Kiste heraus und wollte den Stürmer irritieren. Der schlug jedoch einen eleganten Bogen um den Keeper herum und war auch schon an diesem vorbei. Stuart rannte in den Strafraum hinein. Er orientierte sich aber nicht am Stürmer der Fortunen, sondern lief geradeaus auf die Torlinie zu. Der Mittelstürmer wollte lässig abschließen – von sei-

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Die Halbzeitansprache von Rubeja fi el präzise aus und gipfelte in dem Satz: »Verschlaft mir ja nicht wieder den Anfang des Spiels.« Er zwinkerte Stuart zu: »Wenn aber jeder seinen Fehler so ausbügelt wie Stuart – dein Kopfballtor war klasse –, verzeihe ich jedem von euch. Lieber wäre mir aber, ihr konzentriert euch und rutscht nicht wie Eiskunstläufer über den Platz. Also raus jetzt und haut die Fortunen weg!« Ein vielstimmiges »Jaaaaa!« war die Antwort.

Nach der Halbzeit spielte die Viktoria wie aufgedreht und erarbeitete sich Chancen im Minutentakt. Manolo war kurz davor, endlich das lang ersehnte Tor zu schießen. Doch dreimal traf er den Pfosten. Der Torfl uch hielt an.

Rubeja raufte sich die Haare, Camie schrie

wie eine ganze Horde Ultras und sogar Mr Bridge ließ jegliche englische Gelas-senheit vergessen. Er feu-erte die Viktoria an, als stünde England in einem WM-Endspiel.

Die drei Punkte ge-gen die Fortuna wa-ren fest eingeplant. Und wenn Manolo seinen Torfl uch nicht bald besiegen konnte, würde es bei nur einem bleiben.

Jetzt waren es nur noch fünf Minuten bis zum Schlusspfi ff . Zu allem Überfl uss kamen die rot-weißen Fortunen nun auch noch zu einer Konterchance. Vier von ihnen liefen auf zwei Abwehrspieler der Viktoria zu. Der Linksaußen passte den Ball in die Mitte. Der Mittelstürmer bewegte sich alleine auf Martin, den Schlussmann der Viktoria, zu. Während der sich ganz groß machte, hechelte Stuart dem Stürmer hinterher. Martin rannte aus seiner Kiste heraus und wollte den Stürmer irritieren. Der schlug jedoch einen eleganten Bogen um den Keeper herum und war auch schon an diesem vorbei. Stuart rannte in den Strafraum hinein. Er orientierte sich aber nicht am Stürmer der Fortunen, sondern lief geradeaus auf die Torlinie zu. Der Mittelstürmer wollte lässig abschließen – von sei-

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Die Halbzeitansprache von Rubeja fi el präzise aus und gipfelte in dem Satz: »Verschlaft mir ja nicht wieder den Anfang des Spiels.« Er zwinkerte Stuart zu: »Wenn aber jeder seinen Fehler so ausbügelt wie Stuart – dein Kopfballtor war klasse –, verzeihe ich jedem von euch. Lieber wäre mir aber, ihr konzentriert euch und rutscht nicht wie Eiskunstläufer über den Platz. Also raus jetzt und haut die Fortunen weg!« Ein vielstimmiges »Jaaaaa!« war die Antwort.

Nach der Halbzeit spielte die Viktoria wie aufgedreht und erarbeitete sich Chancen im Minutentakt. Manolo war kurz davor, endlich das lang ersehnte Tor zu schießen. Doch dreimal traf er den Pfosten. Der Torfl uch hielt an.

Rubeja raufte sich die Haare, Camie schrie

wie eine ganze Horde Ultras und sogar Mr Bridge ließ jegliche englische Gelas-senheit vergessen. Er feu-erte die Viktoria an, als stünde England in einem WM-Endspiel.

Die drei Punkte ge-gen die Fortuna wa-ren fest eingeplant. Und wenn Manolo seinen Torfl uch nicht bald besiegen konnte, würde es bei nur einem bleiben.

Jetzt waren es nur noch fünf Minuten bis zum Schlusspfi ff . Zu allem Überfl uss kamen die rot-weißen Fortunen nun auch noch zu einer Konterchance. Vier von ihnen liefen auf zwei Abwehrspieler der Viktoria zu. Der Linksaußen passte den Ball in die Mitte. Der Mittelstürmer bewegte sich alleine auf Martin, den Schlussmann der Viktoria, zu. Während der sich ganz groß machte, hechelte Stuart dem Stürmer hinterher. Martin rannte aus seiner Kiste heraus und wollte den Stürmer irritieren. Der schlug jedoch einen eleganten Bogen um den Keeper herum und war auch schon an diesem vorbei. Stuart rannte in den Strafraum hinein. Er orientierte sich aber nicht am Stürmer der Fortunen, sondern lief geradeaus auf die Torlinie zu. Der Mittelstürmer wollte lässig abschließen – von sei-

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nem rechten Fuß ließ er den Ball in Richtung Tor lau-fen. Manolo beobachtete, wie er bereits die Arme zum Torjubel hochgerissen hatte, als plötzlich Stuart wie der Blitz angerauscht kam. Wie im Flug rutschte er über den feuchten Rasen und erwischte den Ball mit dem lang ausgestreckten Bein gerade so, um dem Le-der eine Richtungsänderung zu geben. Und tatsäch-lich, der Ball rollte am rechten Pfosten vorbei ins To-raus.

Die Zuschauer jubelten, als wäre gerade das ent-scheidende Tor für die Viktoria gefallen. Und Mr Bridge platzte fast vor Stolz.

Manolo bekam von alledem nicht allzu viel mit. Denn sosehr er sich für Stuart freute, so sehr ärgerte er sich über seine eigene Torflaute. Wenn er nicht endlich traf, würden sie hier am Ende doch noch verlieren. Der Schiedsrichter zeigte gerade mit erhobenen Fingern die Nachspielzeit an – noch vier Minuten.

Die folgende Ecke der Fortuna war schnell abgewehrt und Stuart hatte den Ball klug auf Manolo gelegt. Der spurtete los. Da die Fortunen für die Ecke ziemlich auf-gerückt waren, stellten sich ihm nur zwei Gegenspieler entgegen. Manolo schüttelte sie ab wie lästige Insekten. Ein einziger Abwehrspieler stand noch am 16-Meter-Raum. Manolo sah ihn auf sich zukommen. Und er sah noch etwas anderes. Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass Stuart etwa auf gleicher Höhe angelaufen kam. Er

überlegte kurz, dann entschied er sich, dem Zweikampf mit dem Verteidiger aus dem Weg zu gehen, und spielte den Ball but-terweich auf Stuart.

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nem rechten Fuß ließ er den Ball in Richtung Tor lau-fen. Manolo beobachtete, wie er bereits die Arme zum Torjubel hochgerissen hatte, als plötzlich Stuart wie der Blitz angerauscht kam. Wie im Flug rutschte er über den feuchten Rasen und erwischte den Ball mit dem lang ausgestreckten Bein gerade so, um dem Le-der eine Richtungsänderung zu geben. Und tatsäch-lich, der Ball rollte am rechten Pfosten vorbei ins To-raus.

Die Zuschauer jubelten, als wäre gerade das ent-scheidende Tor für die Viktoria gefallen. Und Mr Bridge platzte fast vor Stolz.

Manolo bekam von alledem nicht allzu viel mit. Denn sosehr er sich für Stuart freute, so sehr ärgerte er sich über seine eigene Torflaute. Wenn er nicht endlich traf, würden sie hier am Ende doch noch verlieren. Der Schiedsrichter zeigte gerade mit erhobenen Fingern die Nachspielzeit an – noch vier Minuten.

Die folgende Ecke der Fortuna war schnell abgewehrt und Stuart hatte den Ball klug auf Manolo gelegt. Der spurtete los. Da die Fortunen für die Ecke ziemlich auf-gerückt waren, stellten sich ihm nur zwei Gegenspieler entgegen. Manolo schüttelte sie ab wie lästige Insekten. Ein einziger Abwehrspieler stand noch am 16-Meter-Raum. Manolo sah ihn auf sich zukommen. Und er sah noch etwas anderes. Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass Stuart etwa auf gleicher Höhe angelaufen kam. Er

überlegte kurz, dann entschied er sich, dem Zweikampf mit dem Verteidiger aus dem Weg zu gehen, und spielte den Ball but-terweich auf Stuart.

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Der nahm ihn volley mit dem rechten Fuß an und don-nerte das Leder in den oberen rechten Winkel des Tores! Das Tornetz wölbte sich und der Ball zappelte wie ein gefangener Fisch im Tor der Fortunen.

Schon wieder war der Viktoria ein Sieg in letzter Sekunde geglückt. Auf und neben dem Spielfeld lagen

sich alle in den Armen. Manolo lief auf Stuart zu und gratulierte seinem bes-ten Freund. Ausgerechnet heute hatte er Unglaubliches geschaff t und

damit die Fahrkarte nach Frankreich ge-löst. Da war Manolo sich sicher.

Nach dem Schlusspfi ff saß die Mannschaft noch lange zufrieden in der Umkleidekabine. Obwohl er nicht getroff en hatte, war auch Manolo glücklich. Dabei half ihm Rubejas Lob: »Toll, dass du da kurz vor Schluss Stuart angespielt hast.«

Mit Stuart war der Trainer ganz besonders zufrieden. »Junge, das war heute dein bestes Spiel für uns. Wenn du so weitermachst, dann wirst du noch unser Torjäger Nummer eins!«

Alle lachten, nur Manolo verzog das Gesicht. 14 Spiele ohne Tor – er hatte wirklich die Seuche am Fuß.

In den folgenden Tagen versuchte Manolo noch ein-mal, den Kontakt zu Messi aufzubauen. Doch es blieb dabei, die Verbindung zu dem vermutlich besten Fuß-ballspieler der Welt ließ sich einfach nicht mehr her-stellen. Auf einem Online-Fußballportal stolperte er stattdessen über eine merkwürdige Nachricht. Sie war so klein, dass Manolo sie beinahe überlesen hatte. Doch etwas daran stimmte ihn nachdenklich.

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