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Seite 1 Riexingen Superior Der III gehörnte Stier berichtet von der römischen villa rustica Stierblättle Mense Decembris Anno MMXIII Asses III Artifices, nautae et Legionarii Die historischen Handwerke auf der Enz-Insel wurden nicht nur von professionellen Hand- werkergruppen repräsentiert, sondern auch von örtlichen Vertretern, die sich in die anti- ke Herstellungsweise eingear- beitet hatten. So ließ sich bei- spielsweise ein Deichelbohrer bei der Herstellung römischer Wasserleitungen ebenso über die Schulter schauen wie die Bändchenweberin, eine Färbe- rin von Wolle, Schindelmacher, Strohflechterin oder Käseher- steller, um nur einige zu nen- nen. Beim Steinmetz konnte man sogar selbst Hammer und Meißel schwingen oder beim Schuster Schuhsohlen bena- geln, ein Mosaik legen oder eine Partie Rundmühle gewin- nen. Auch der Prahm-Nachbau und der Vergleich mit einem modernen Stocherkahn ließen den Fortschritt über die Jahrtausende erkennen. Die Militäreinheit Numerus Britto- num aus dem Welzheimer Kastell exerzierten Wachablö- sung, trugen Kasten und Amphore, während die Solda- ten der Legio VIII Augusta die Götter wie Jupiter durch ein Weiheopfer besänftigten und anschließend die Löcher in ihren Kettenhemden flickten. Von Wettsichlern und Gottesdienstbesuchern Am Sonntagmorgen, nach dem ökumenischen Gottesdienst, startete auf dem Feld Groß- molten das Wettsicheln von Dinkel, der Hauptgetreideart in römischer Zeit. Von den insge- samt 10 Sichlern, inklusive der römischen Legio- Familienführungen im Römerkeller am 11.5. und 16.11.2014 www.roemerkeller-oberriexingen.de Römisches Ernte-, Schiffsbau-, Handwerkerfest am 27. und 28. Juli 2013 Wettergott Jupiter lässt sich mit Weihopfer für wenige Stunden milde stimmen Mehr als 1200 Gäste aus Nah und Fern konnten beim römischen Ernte-, Schiffsbau- und Handwerkerfest Ende Juli auf beein- druckend vielfältige Weise erfahren, wie man vor rund 2000 Jahren in der hiesigen Gegend lebte. Hauptsächlich ging es um die römische Warenproduktion und den Transport der Erzeugnisse zu den antiken Handelsplätzen, aber auch darum, wie man sich kleidete und wie die römischen Einwanderer mit den ortsansässigen Kelten klarkamen.

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Riexingen SSuperiorDer III gehörnte Stier

berichtet von der römischen villa rustica

Stierblättle Mense Decembris Anno MMXIII Asses III

Artifices, nautae et Legionarii Die historischen Handwerkeauf der Enz-Insel wurden nichtnur von professionellen Hand-werkergruppen repräsentiert,sondern auch von örtlichenVertretern, die sich in die anti-ke Herstellungsweise eingear-beitet hatten. So ließ sich bei-

spielsweise ein Deichelbohrerbei der Herstellung römischerWasserleitungen ebenso überdie Schulter schauen wie dieBändchenweberin, eine Färbe-rin von Wolle, Schindelmacher,

Strohflechterin oder Käseher-steller, um nur einige zu nen-nen. Beim Steinmetz konnte

man sogar selbst Hammer undMeißel schwingen oder beim

Schuster Schuhsohlen bena-geln, ein Mosaik legen odereine Partie Rundmühle gewin-nen. Auch der Prahm-Nachbauund der Vergleich mit einem

modernen Stocherkahn ließenden Fortschritt über dieJahrtausende erkennen. DieMilitäreinheit Numerus Britto-num aus dem WelzheimerKastell exerzierten Wachablö-sung, trugen Kasten undAmphore, während die Solda-ten der Legio VIII Augusta die

Götter wie Jupiter durch einWeiheopfer besänftigten undanschließend die Löcher inihren Kettenhemden flickten.

Von Wettsichlern undGottesdienstbesuchernAm Sonntagmorgen, nach demökumenischen Gottesdienst,startete auf dem Feld Groß-

molten das Wettsicheln vonDinkel, der Hauptgetreideart inrömischer Zeit. Von den insge-samt 10 Sichlern, inklusive derrömischen Legio-

Familienführungen im Römerkeller

am 11.5. und 16.11.2014

www.roemerkeller-oberriexingen.de

Römisches Ernte-, Schiffsbau-, Handwerkerfest am 27. und 28. Juli 2013Wettergott Jupiter lässt sich mit Weihopfer für wenige Stunden milde stimmen

Mehr als 1200 Gäste aus Nah und Fern konnten beim römischen Ernte-, Schiffsbau- und Handwerkerfest Ende Juli auf beein-druckend vielfältige Weise erfahren, wie man vor rund 2000 Jahren in der hiesigen Gegend lebte. Hauptsächlich ging es umdie römische Warenproduktion und den Transport der Erzeugnisse zu den antiken Handelsplätzen, aber auch darum, wie mansich kleidete und wie die römischen Einwanderer mit den ortsansässigen Kelten klarkamen.

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näre, siegte Florian Ott mit24,5kg, dicht gefolgt von HerrnWild mit 21kg und Herrn BuckJunior mit 15kg. Der Einsatz eines Vallus, einerantiken, von Eselin Lena gezo-

genen Erntemaschine mitHolzzähnen, brachte die ratio-nelle Erntetechnik gegenüberder Sichel zur Geltung. Dochder Regen verhinderte dasoptimale Funktionieren. An-schließend wurdend i e

G a r b e nmit Leiterwagen und

Pferdegespann zur Enz-Inseltransportiert. Wer wollte,konnte am Nachmittag mitdem Pferdegespann undKutsche den Römerkeller besu-chen.

Die PompaAuf der Enz-Insel eröffneteDuumvir Wernerius SomlaiusFelix mit der Begrüßung der"Cives" das Fest offiziell undGroß und Klein konnte sich imDreschen, Darren, Stampfen,Worfeln und Mahlen der Ernteversuchen sowie anschließend

Mostbrötchen im Römerofenbacken. Diese kamen traditio-

nell als Rohlinge aus der römi-schen Abteilung der BäckereiLaier.Mulsum, süffiger, römischerWürzwein aus Riesling mitHonig, Mastix und diversenGewürzen, hatte WeinbauerTobias Stärk speziell hergestelltund reichte diesen zusammenmit seinen anderen Reben-säften zur Gaumenprobe. Dankder Erfahrung der "Collegia"wie TSV, Musikverein undVulkania, die gemeinsam mitden Landfrauen bereits beim

letzten Römerfest 2005 für dasleibliche Wohl gesorgt hattenund neben römischer Legio-närspfanne oder LukanischenWürsten auch zeitgenössischeKost wie Langosch und Kuchenanboten, ging die Speisung derGäste reibungslos über dieBühne.

Die SpectaculaeApropos Bühne, dort spieltesich ebenfalls viel Interessantesab. Nach Country- und Line-dance-Musik der Band

R.E.A.C.H. am Samstagabendgab es am Sonntag zahlreicheSketche zu sehen. Unter ande-rem brachte die Walheimer

Delegation eine willkommeneSteuererstattung in Form vonSchoko-Sesterzen, die begei-stert vom jüngsten Publikumangenommen wurden, wäh-rend römische Freunde ausEnzberg unter der Führung vonManfredius Corvus Naturalisein überraschendes Gastge-schenk mitbrachten. Statt Öl,

das in der Amphore sein sollte,floss Wein aus Hispania zwi-schen den Amtskollegen mitden Worten "Nunc est biben-dum!" (Lasst uns trinken) und"Bene te!" (zum Wohl). Aufeiner "Modenschau aus der

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Provinz" wurde schließlich prä-sentiert, was so manchesDamenherz höher schlagenlässt, eine römische Ärmeltuni-ka aus Leinen oder eine Stolaaus roter Wolle für verheirate-te Frauen, keltischer Peplos so-wie karierte gallische Hosen.Schließlich verbarg sich untermanch römischem Namen ein

waschechter Kelte, der diewarme Hose der kniekurzenTunika vorzog.

Vinum ob LaibBeim Spectaculum des Thea-ters unter der Dauseck aufdem Ennery-Platz gab es"Einblicke in die Zeit, als dieRömer Migranten waren". Indem Stück "Vinum ob Laib"erfuhren die Zuschauer vonden Konflikten um das frucht-bare Ackerland, das die Römer

gerne mit Weinreben, dieKelten dagegen mit Getreidefür die Bierherstellung bepflan-zen wollten. Den keltischen

Frauen war es schließlich zuverdanken, dass man sich auf"Brot und Wein" und damit aufeine fruchtbare Verbindung

beider Kulturen einigte, dieoffenbar bis heute in der

Gegend der "SchwäbischenToskana" anhält.

Furnus alatus - Der geflügelte BackofenFür das Römerfest auf der Enz-Insel ging sogar der Backofenauf Reisen, denn die gutenMostbrötchen der BäckereiLaier brauchen den gewohntenHolzbackofen.

Ein zwei Tonnen schwererAutokran nä-

herte sich der römischen Jupi-tergigantensäule in der Weiler-straße. Nach längerem Rangie-ren und dem Ausfahren vonzwei Stützpfeilern in FranzKretschmers Garten gelang es,den ebenfalls fast zwei Tonnenschweren Backofen zu heben.

Völlig losgelöst flog er durchdie Luft und landete auf demLastwagen, der ihn zur Enz-Insel brachte. Franz Kilian,Franz Kretschmer und LudwigKnabel sind stolz, dass alles gutüber die Bühne ging. VielenDank.

Vera Gergia Quattuorviri, Cornelia Vilica

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Die Hüttenbauer Nachdem Dieter Krause undFranz Kilian 3,5 Tage lang 60

Löcher 50 cm tief in den Bodender Enzinsel gebohrt hatten,konnte das "Hüttenbau-Kommando" anrücken. Von je-dem Verein kamen 2-3 Abge-ordnete. Insgesamt waren fürjede Hütte 18 Stangen zu setz-ten, Querriegel einzupassenund zu verschrauben. DasGanze für 12 Hütten. Dakommt ganz schön was zusam-men, nicht nur an Stangen,sondern auch an Arbeitszeit.

Logistik und GestaltungEin eigens ins Leben gerufenes

Ausgestaltungsteam sorgte aufdem Festplatz, dass dieStrohquader aus der Buck'-schen Scheune, die Kübel-pflanzen und Birken und ande-

res an den rechten Platzgerückt wurden. Anschließendschmückten und bestückten

die Vereine samt Landfrauenihre Stände mit der Logistik,

die ein moderner Stand trotzrömischem Ambiente braucht.

Nicht zu vergessen die Organi-sation und den Einkauf diverserSpeisen und Getränke und allesim vorgegebenen Zeitplan.

Cornelia Karow

Im Römerhaus Walheim gingdas römische Nähteam aufIdeenklau. Leinen, Baumwolle,

Wolle, alles gab`s bei Ikea zumNachschneidern. Keiner sieht's,dass der rosafarbene, keltischePeplos einst ein Duschvorhangwar. Nicht nur römische

Tuniken in allen Größen undFarben, sondern auch eine bar-barische Hose, wie sie dieKelten trugen, wurde geschnei-dert. Römer trugen nur zum

Reiten eine Art Knickerbocker,sonst die knielange Tunika.Herr Somlai wurde eigens alsModell bestellt, um dieEinheitsgröße mit Bauchriemenund die Paenula, den Kapu-zenmantel, zu testen. Schließ-lich lebte hier bereits vor 2000Jahren eine multikulturelleGesellschaft aus Römern,

Kelten und Germanen. Erstabends um 10:00 ging nachzwei arbeitsreichen Tagen das

Licht aus, ein bisschenHeimarbeit blieb aber noch fürjeden übrig.

Gaby Karner, Doris Öhler, Cornelia Karow

Festvorbereitungen auf der Insel Kleider für die Modenschau

Die Vorbereitungen zum Römerfest

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Die Handelswege der villarusticaDie villa rustica, den römischenGutshof, dessen Keller heutedas kleine Römermuseum birgt,gründeten die Römer vorknapp 2000 Jahren. Sie bautennicht nur Getreide an, sonderntransportieren dieses auch zurnächsten Handelsstation inBietigheim oder Walheim. Mitden Erzeugnissen versorgtensie vornehmlich die Soldatenam Limes. Die Wasserwegewaren nicht nur die Hauptver-kehrswege, sondern der Trans-port war auch zehnmal billigerals zu Land. So hatte der Guts-hof von Oberriexingen eineverkehrsgünstige Anbindungdurch die Enz, obwohl er nichtdirekt an einer Römerstraßelag.

Die KonstrukteureAls Transportmittel zu Wassernutzte man Flachboote ohneKiel mit wenig Tiefgang undgroßer Tragfähigkeit. Solch ei-

nen Lastkahn oder Prahmhaben die HobbyschiffsbauerRichard Öhler, Michael Heu-berger und Albrecht Noller in

einem Ausschnitt nachgebaut,um die Art der Konstruktionund die Abdichtung nach zuvollziehen. Technische Bera-tung und Material lieferteihnen Florian Ott, Zimmer-mannmeister, während die

"Spanten" vom Häckselplatz inOberriexingen stammen. AmRömerfest stand der Nachhbaueinem modernen Stocherkahnvon Bootsbauer Rudolf Raidtgegegenüber.

Prahm contra StocherkahnDer Prahm ist ein grobes Last-schiff der antiken Binnen-schifffahrt, während der Sto-cherkahn ein moderner hoch-wertiger Holzkahn für Freizeit-zwecke ist. Er wäre eher mitden römischen Schnellbootendes Militärs zu vergleichen.Preisgünstige Nutzfahrzeugebestehen heute nicht mehr ausHolz, sondern aus pflegeleich-

ten Glasfaser- oder Kunststoff-materialien.

Antike HolzverbindungenDer Vergleich zeigt trotzdem,dass das Material Eiche schonimmer das beste und wohl

auch teuerste Bauma-terial für den Schiffsbauwar. In der Antike ver-wendeten die Bootsbauerfür den Schiffsrumpf nurdann Nadelholz, wennkein Eichenholz zur Ver-fügung stand. Auch dieTechniken, Holz zu ver-binden, wie Zapfen, Nutund Feder, Schäftung,oder das tragende Bauteil

"Spanten", sind seit der Antikebekannt. Waren die Spanten

früher knieförmig gewachsen,kann man diese heute biegen.Von den handgeschmiedetenNägeln wechselten die moder-nen Bootsbauer zur Schraube.Modernes Dichtungsmaterialsorgt für die Abdichtung derimmer noch stumpf (kraweel)aneinander gesetzten Plankenund ersetzt pflanzliche Fasernund Gewebe.

Alle antiken Antriebstechnikenwie Rudern, Staken oder Segelnpraktiziert man heute noch,lediglich das mühselige Trei-deln der Schiffe durch Menschoder Tier flussaufwärts erledigtheute ein Motor.

Nachbau eines römischen Lastkahns "Prahm"

Die Vorbereitungen zum Römerfest

Die "opifices", Dieter Hohn undFritz Ott erhielten von der

Vilica Cornelia das Foto einesrömischen Vallus, einer Ernte-

maschine. Zur damaligen Zeitwar sie absolute hightec. Nichtdie Sichel, sondern ein voneinem Esel geschobener Kasten

mit langen Holzzähnen riss dieÄhren von den Halmen. Diezwei Handwerker standen fra-

gend da: wie hoch sollte derKasten, wie lang die Holzzähne

sein? Doch dazu gab es keineantiken Vorgaben.

So war learning bei doingangesagt. Eine passendeWagenachse von Dieter HohnsLeiterwagen war das Fahrwerk.

Der Kasten, der die Ähren beider Ernte aufnehmen sollte,durfte nur so hoch sein, dass

Esel Pedro noch drüber sehenkonnte. Die Konstruktion der

Erntezähne jedoch bereiteteKopfzerbrechen. Mangels reiferÄhrenfelder zog Fritz Ott ver-schiedene Prototypen probe-weise durch Gänseblümchen-felder, um die Abrisstechnik zuprüfen.

Zum Test der Erntemaschineging es auf Esel Pedros Wieseder Familie Setzer nachSersheim. Die Anschirrungbohrten die beiden Handwerker

direkt neben dem im Gefährtstehenden Esel. Dieser warüber die Zuwendung äußerst

angetan und bedankte sichdurch Kuscheln. Dann jedoch

schob Pedro das unbekannteGefährt gekonnt über dieWiese. Dieter Hohn strich mitdem Schieber statt ÄhrenGrashalme in den Erntekasten.Auch Duumvir WerneriusSomlaius Felix war von PedrosLeistung angetan. Das Ernte-fest konnte kommen, lediglichdie Erntezähne sollten noch anreifem Getreide getestet wer-den.

VVooccaabbuullaarriiuummOpifices - Erbauer, Handwerker,KünstlerVallus - ErntemaschineDuumvir - Bürgermeister

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Römische Erntetechnik im Experiment

Die Vorbereitungen zum Römerfest

Curriculum Vitae breviterdescriptum:Die Jahreszeit des Autumnusscheint für unseren DuumvirWernerius Somlaius Felix dieentscheidende zu sein: So er-blickte er Kalendis SeptembrisAnno 1953, vor genau 60Jahren, das Licht der Welt. Am15. September 1973 - römisch:am 17. Tag vor den Kalendendes Oktober - begann er denCursus honorum in der admini-

stratio der Civitas RiexingensisSuperior. Gut, dass er nichtgewählt werden und vorher"Wahlgeschenke" verteilenmusste, wie es in römischerZeit üblich war. Aufgestiegen zum Stadtkäm-merer überwachte er langeJahre das aerarium, die Ein-und Ausgaben der Stadt.Schließlich erfüllte sich an denKalenden des Oktober 2009 einlang gehegter Wunsch. Nacheinem engagierten Wahlkampftrat er als Duumvir die Nach-folge von Willius AgricolaSerenus an.

LaudatioKurt Benz als Duumvir vicariusbegrüßte die Gäste der Feier-stunde: die Amtsgenossen aus

den Civitates finitimae, diedelegati der institutiones etcollegia, sowie den Praefectusprovinciae Dr. Haas. Daraufwürdigte er die virtutes desJubilars: fortitudo, constantiaebenso wie fidelitas, diligentiaund besonders die providen-tia, die es Somlaius ermöglicht

hätten, sein Berufsziel desDuumvir zu erreichen. Erwünschte ihm weiterhin Kraftund Erfolg im Amt.

Prophet im eigenenLändleLandrat Dr. Rainer Haasüberreichte ihm einDiploma seines 40-jähri-ges Dienstjubiläums. Diebesondere Karriere vonSomlaius war ihm aufgefallen.Denn dieser habe den weitbe-kannten Spruch vom propheta,der im eigenen Lande nichtsgelte, in vollem Umfang wider-legt. Er sei schließlich als"waschechter Enzweihinger"während seines Cursus hono-rum zumeist in räumlicherNähe geblieben und habegezeigt, dass man auch zuHause etwas werden könne: "Sie kennen die kleinste Stadtim Landkreis in- und auswen-dig, wissen, wo der Schuhdrückt, und haben einengroßen Anteil an der hervorra-genden Entwicklung von Rie-xingen Superior." Nach Gruß-worten aus der francogalli-schen provincia Ennery unddem Curriculum Vitae für denDuumvir und Dominus der villarustica, Wernerius SomlaiusFelix, vorgetragen von CorneliaKarow, ergriff der Jubilar selbstdas Wort.

Ein "Mordskerle"Anno 1973, so der Jubilar,begann sein Cursus honorumim heutigen evangelischenGemeindehaus, die Curia warnämlich gerade Baustelle. Nachdem Umzug prüfte sein Prae-fectus sein handwerkliches Ge-schick. Mit zwei Gemeindear-beitern hatte er den Rathaus-keller zu betonieren. "Dies kannman wohl nicht unbedingt alseine klassische Aufgabe desnichttechnischen Verwaltungs-

dienstes ansehen", konstatierteDuumvir Somlaius; "aber derBeton hält noch heute." Er warwohl so nachhaltig, wie der

römische Beton - dasopus caementicium.Kommentar seinerMitarbeiter: "Kerle,oins kannsch dr gleimerga, en Riexingawird was gschafft!"

Peregre abit PortumNach seinem Examen 1978ging Somlaius dann ins be-nachbarte Ausland. Bis 1982arbeitete er in der Kreiskäm-merei in Pforzheim. Er verwal-tete das aerarium der CivitasPortus, das vor 2000 Jahrennoch römisch war. "In dieserZeit im Badischen habe ichneben vielem anderen gelernt,was der Unterschied zwischenbadischen und schwäbischenSpätzle ist. Die Badenser neh-men auf ein Kilo Spätzle vierEier und die Schwaben auf vierKilo Spätzle ein Ei", berichteteer schmunzelnd von der dama-ligen Belehrung.

Von nix kommt nixAls camerarius kehrte er nachRiexingen Superior zurück."Heute kann ich`s zugeben -eigentlich wollte ich nur vierJahre bleiben, jetzt sind es mit-tlerweile über 30 und vermut-lich werden Sie mich auchnicht mehr los", verriet derDuumvir und bedankte sichrückblickend bei seinem Vor-gänger, dem Duumvir WilliusAgricola Serenus, für den gutenlangjährigen Beistand: adiuto-rium auxiliumque. Bei seinerjetzigen Amtsperiode als Bür-germeister sei nun bereits inwenigen Tagen Halbzeit. Wasadministratio und decuriones,collegia und ecclesiae sowieviele cives pro bono publico indieser Zeit gemeinsam auf die

Beine gestellt hätten, könnesich durchaus sehen lassen,meinte Somlaius weiter. Erdankte allen Beteiligten, eben-so wie seiner coniunx Carmenfür ihre Unterstützung.Schließlich versprach er mitBlick auf die Zukunft: " Ein runder Dies natalis von bissena lustra (60) ist noch langekeine causa senectutis undocto lustra (40) in re publicakeine causa, die Hände in denSchoß zu legen." Ex nihilo nihilfit.

Vera Gergia Quattuorviri,Cornelia Vilica, MonicaMagistra Latina

VVooccaabbuullaarriiuummbivicennalia:40-jährigesJubiläum(2x20)gratulamur -wir gratulieren

Kalendis Septembris - am 1. September Kalendis Septembris Anno postChristum natum millesimo nongentesi-mo quinquagesimo tertio - am1.9.1953Duumviro civitatis RiexingensisSuperioris - dem Bürgermeister derGemeinde von OberriexingenCurriculum vitae brevie - kurzerLebenslaufCursus honorum - Ämterlaufbahnadministratio der Civitas RiexingensisSuperior - Verwaltung desGemeinwesens Oberriexingenaerarium - Stadtkasseduumvir - Bürgermeistercamerarius - KämmererDuumvir vicarius - stellvertretenderBürgermeistercivitates finitimae - benachbarteGemeindendelegati der institutiones et collegiae- Vertreter von Institutionen undVereinenvirtutes - Tugendenfortitudo, constantia, fidelitas, dili-gentia - Stärke, Beharrlichkeit, Treue,Sorgfaltprovidentia, auctoritas, stabilitas -Voraussicht, Fachkompetenz,Zielstrebigkeitdiploma - Urkunde des Jubilars: curia - Rathauspraefectus - Vorgesetzter Peregre abit Portum - er geht in dieFremde nach Pforzheimadiutorium auxiliumque - Beistandund HIlfedecuriones - Stadträtecollegium - Verein, Genossenschaftecclesia - Kirchecives pro bono publico - Ehrenamtlichelustrum - Zeitraum von 5 Jahrenseni, senae, sena - sechsBis sena lustra - zweimal sechsFünfjahresgruppencausa senectutis - Ursache desGreisenalters

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Duumviro Civitatis Riexingensis Superioris gratulamur Bivicennalium causa

EigenvermarktungAnfangs kauften die "Milch-leut" die Milch vom Bauernzum Eigenverbrauch. DieMilchproduktion war jedochstarken Schwankungen unter-worfen, weil die Kühe "trocken

standen" oder nach der Feld-arbeit weniger Milch gaben.Bei Milchüberschuss entrahm-te man die Milch über eineZentrifuge und stampfte sie imButterglas zu Butter. Die Ma-germilch diente zur Fütterungder Kälber und Schweine. DaMilch nur mit fließendem Was-ser gekühlt werden konnte,schmeckte die Butter oft säu-erlich.

Die MilchgenossenschaftIm Jahr 1935 gründeten dieMilchbauern eine Genossen-schaft und bauten ein Milch-häusle samt Abwasserkanal,der das Milchhäusle, Gasthaus"Krone" samt Metzgerei Schülesowie Kronenstraße und Hä-gelesgasse entwässerte. Vor-sitzender war von Anfang anFriedrich Grettenberger, derauch die Darlehenskasse untersich hatte. Jedes Mitglied führ-te ein Milchbuch, in das dieMilchanlieferungen eingetra-gen und gegen Einkäufe vonButter und Käse verrechnet

wurden. Aus den Büchern derGenossenschaft ist ersichtlich,dass vom Vorstand ab und zuMilchlieferungen beanstandetwurden, weil die Milch entwe-der nicht sauber oder aber mitGeißenmilch vermengt war. So

etwas wurde streng geahndet,weil die Milchwerke etwaigeMängel mit Preisreduzierungenbestraften.

Milchtransport Karl Stengel wog die angelie-ferte Milch. Vollmilch wurdefrisch verkauft, den Rest schüt-tete er zur Entrahmung in die

Zentrifuge. Die Magermilchnahmen die Bauern als Vieh-futter wieder mit, während derRahm in besondere Kannengefüllt und von Karl Brett, dem"Bretta Karle", mit dem Motor-rad mit Seitenwagen zur Bahnnach Sachsenheim zum Wei-tertransport ins Milchwerknach Ludwigsburg gebrachtwurde.

Tratsch und EheanbahnungMorgens und abends brachtenmeist die Frauen die Milch zumMilchhäusle und tauschten dasneueste vom Flecken, aberauch Klatsch und Tratsch aus.So wird berichtet, dass KarlStengel die jungen Mädchenbei der Milchannahme warten

ließ, damit ersich mit ihnenu n t e r h a l t e nkonnte. Für diejungen Leute,die sich vordem Milch-häusle trafen,war es beson-ders reizvoll,wenn währenddes Kriegs Ver-dunkelung an-geordnet wur-de. So konntendie Jungs dieMädchen un-erkannt ärgern,m a n c h m a l

auch mit ihnen schmusen.

Schlachthaus im MilchhäusleNach dem 2.Weltkrieg ver-größerte man den Verkaufs-raum im Milchhäusle und

baute im Kellergeschoss einenSchlachtraum und eineGemeinschaftsgefrieranlageein. Sie diente dem Milch-häusle ebenso wie demSchlachtraum. Die Beteiligungan den Baukosten betrug 650DM, die Benutzung kostetefünf DM im Monat.

Vom Milchhäusle zurSeniorenanlage1960 gab es zwar nur noch 104meist größere Betriebe, jedochmit größerem Bestand anMilchvieh. Tankwagen holtennun die Milch direkt auf denHöfen ab, und der Schlacht-raum fiel den Hygienevor-schriften zum Opfer. So wurdedie Gemeinschaftsgefrieran-lage im Milchhäusle überflüs-sig. Bis 1978 blieb das Milch-häusle unter der Geschäfts-

führung von Frau Ruth Kühnleeine beliebte Milch- undLebensmittelverkaufsstelle.Dann zogen Mieter ein: InsUntergeschoss ein Blumen-laden, ins Kellergeschoss bis1996 der Jugendtreff. Ein Jahrspäter im Zuge der Ortskern-sanierung musste das Milch-

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Das Milchhäusle von OberriexingenUm 1900 gab es etwa 1000 Einwohner, aber auch 520 StückRindvieh. In den 30iger Jahren betrieben 190 HaushalteLandwirtschaft mit insgesamt ca. 350 Kühen.

Wie es damals war: Geschichten vom römischen Gutshof und dem mittelalterlichen Städtchen

Ruth Kühnle

Oregano als GewürzEr ist eine sehr aromatischeund sehr heilkräftige Pflanze,die aus der Bergwelt der Mit-telmeerländer stammt. Erpasst gut zu Omelettes, italie-nischen Soßen, Tomatenge-richten, Lamm- und anderenFleischgerichten, zu Fisch,

Pizzen und Pasta. Fast unver-zichtbar ist er für das Anrich-ten von Dressings, Marinadenund Dips. Er harmoniert gut mitTomaten und Käse und verträgtsich gut mit anderen Gewürzenwie Kümmel, Knoblauch oder,Zwiebeln.

Kräuterschmalz200 g Palmin und 80 mlSonnenblumenöl - oder 200 gKokosfett, 1 EL Röstzwiebeln,1 EL getrocknete oder frischeKräuter wie Beifuß oder Dost(wilder Majoran ), ¼ TL Salz. Palmin mit Öl oder das Kokos-fett in einem Topf schmelzenlassen, Zwiebeln, kleingehackteKräuter und Salz hineingebenund etwa fünf Minuten erhit-zen, aber nicht sieden lassen.Anschließend abkühlen lassenbis das Schmalz fest wird.

Gelegentlich umrühren damitsich die Kräuter nicht amBoden absetzen. Hinweis: Das Schmalz mit dengetrockneten Kräutern ist biszu vier Wochen haltbar, mit fri-schen Kräutern nur wenigeTage. Das Schmalz lässt sichaber auch einfrieren

Bohneneintopf römisch nachApicius"Koche Bohnen. Wenn es auf-gehört hat zu schäumen, gibstdu Lauch, Koriander und Mal-

venblüten hinein. Während daskocht, reibe Pfeffer, Lieb-stöckel, Oregano, Fenchelsa-men; du gießt liquamen (Fisch-soße) und Wein zu, gibst es inden Topf, füge Öl hinzu. Wennes aufgekocht hat, rührst duum. Du gießt grünes Öl darü-ber; und trage auf."

Oregano als HeilpflanzeOregano zählt zu den wir-kungsvollsten natürlichen An-tibiotika. Er ist darüber hinausein stark fungizides Mittel undwirkt deshalb gut bei Pilz-infektionen aller Art. Interes-sant ist außerdem seine blut-verdünnende Wirkung, so dasser auch in der Schlaganfall-und Herzinfarktprophylaxe ein-gesetzt werden könnte.

Römische AnwendungAls Heilpflanze diente erbereits den Griechen undRömern als Antiseptikum beischlecht heilenden Wunden,gegen Atemwegserkrankungen,Krämpfe und zur Kur beiMagen-Darm-Störungen:"Gegen Krämpfe, innere Rup-turen und Wassersucht wird esmit Feigen gegessen. Trocken,ein Essignäpfchen voll, mitHonigmeth getrunken, führt esdie schwarzen Säfte durch den

Bauch ab. Mit Honig als Leckmittel beför-dert es die Katamenien undheilt den Husten. Jucken,Krätze und Gelbsucht bessertseine Abkochung als Bad. DerSaft der grünen Pflanze heiltMandel- und Zäpfchenentzün-dung sowie Soor; es reinigtauch durch die Nase (den

Kopf), wenn es mit Irisöl hin-eingebracht wird. Mit Milchlindert es Ohrenschmerzen. MitZwiebeln und Speisesumachwird aus ihm ein Brechmittelbereitet, indem alles vierzigTage bei der Hitze der Hunds-tage in die Sonne gestelltwird."

Quelle: 29. Origanum heracleoticum(Labiatae) - Scharfer Dosten(Dioskurides, Materia Medica Buch III)Militärarzt aus dem 1.Jh.n.Chr.

Carmen, coniunx WerneriusSomlaius Felix

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Condimenta - "Das Feuer der Gewürze für eine

geharnischte Zunge"

häusle einer Seniorenwohnan-lage weichen.

Die Geschichte des Milchhäuslesvon Oberriexingen wurde im Jahre2013 nach Berichten vonAugenzeugen aufgeschrieben.Besonderer Dank gilt Frau RuthStrobel und Frau Ruth Kühnle fürdie Überlassung von Bildern undZeitdokumenten.

Willi BaurWillius Agricola SerenusGerda Öhler

Anlässlich des diesjährigenSommerferienprogramms hat-ten die Mitarbeiterinnen derBücherei Sersheim zueinem Besuch des Rö-merkellers in Oberriexin-gen eingeladen. ZehnJungen und Mädchenwurden von der Vilica -der Verwalterin des Guts-hofes Villa Rustica aliasCornelia Karow, ihres Zei-chens Museumspädago-gin beim LandesmuseumStuttgart in kurzweiligerManier begrüßt.Gekonnt lockte sie diekleinen Besucher aus derReserve, indem sich diesegleich zu Beginn als echteRömer verkleiden durften. MitBegeisterung schlüpften die

Kinder in die verschiedenenTunikas. Mit Sicherheitsnadeln(die übrigens auch von denRömern erfunden wurden) undGürteln wurden die Gewänderauf die individuelle Größeangepasst. Danach marschierteein bunter Zug aus Dominusund Domina (den Hausherrender Villa Rustica) gemeinsammit ihren Kindern und Bedien-

steten sowie einem leibhafti-gen Senator zur Jupitersäule,um dort verschiedenes über die

Götter der Römer zu erfahren.Die eigentliche Attraktion aberwar die anschließende Besich-tigung des Römerkellers. Dortgab es z.B. eine riesige Am-phore mit ca. 30 kg Leerge-wicht, die von den Gästen miteiner Tragestange gemeinsamgestemmt wurde. Außerdemstaunten diese nicht schlechtüber einen "viel zu hohenTisch", der zum Schutz vorMäusen und anderem Unge-ziefer zur Lagerung von Speckund anderen Lebensmittelngenutzt wurde.Nachdem der Wettergott wohlgesonnen war, konnten sich dieKinder zum Abschluss nochbeim römischen Deltaspiel so-wie bei der Rundmühle (demVorläufer des heutigen Mühle-spiels) gegenseitig messen.Nach den Spielen und vor derHeimfahrt gab es in der Pergolaneben der Jupitersäule nocheine kleine Stärkung.

Karin Öhler, Bücherei Sersheim

"Nochmals lieben Dank für dieeindrucksvollen historischenund kulinarischen Einblicke indie Oberriexinger Unterwelt!"So resümierte Herr Dr. Kolb denBesuch im Römerkeller.

Auf Ihrer Kanutour von Vaihin-gen Enz abwärts legte die Crewder Arztpraxis Dr. Kolb in Ober-riexingen einen Zwischenstopp

ein. Mangels römischerSchiffslände trug sie die Bootean Land und parkte sie am Ufer.Da die Tour wie geplant ohneStau und Zwischenfälle verlief,nahm die Gruppe pünktlich underwartungsvoll den Weg perpedes zum Römerkeller. Nach

einigen Fakten über römischeLogistik auf Fluss und Straße,den Getreideanbau und den

Schutz diverser Götter, servier-te Cornelia Vilica, die Verwalte-rin der villa rustica, einen römi-schen "Snack": gekühltenMulsum zu gefüllten Datteln.Gewöhnlich genoss man Mul-sum zur "gustatio", der Vor-

speise, die meist aus Gemüseund Salaten wie Kraut, Bocks-hornklee, Hülsenfürchten oderKohl bestand. Doch niemandvermisste solch deftige Kost.Gestärkt und gut gelaunt setz-te die Crew anschließend ihreFahrt fort.

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Abstieg in die Unterwelt vonOberriexingen

Brot und Spiele im Römerkeller inOberriexingen

Besuch im Römerkeller

Wir, eine jahrgangsgemischteKlasse 5/ 6 mit 29 Schülerin-nen und Schülern, sind beischönem Wetter am 11. Juli2013 um 8:30 Uhr in Schwie-berdingen mit dem Fahrradlosgefahren nach Oberriexin-gen. Wir hatten eine angeneh-me Strecke zu fahren, bis aufeinen kleinen Abschnitt an derGlems mit großen, holprigenSteinen und einem engen Wegmit Brennnesseln und anderenPflanzen. Die Fahrt dauerte fast

zwei Stunden, so dass wir nach10 Uhr in Oberriexingen waren.Als wir in der Kelter ankamen,haben wir uns alle erst einmal

ausgeruht und gegessen undgetrunken. Nach ungefähreiner halben Stunde Pause hatuns Frau Karow Gewürze rie-chen und probieren lassen.

Danach hatte jeder seineneigenen Teig und durfte mitKäse uns Speck sein eigenesrömisches Brötchen backenund so verzieren, dass man es

danach auch wieder erkennenkonnte. Solange die Brötchen im Back-ofen waren, gingen wir zumRömerkeller. Dort waren zwei

Räume: im ersten waren ver-schiedene Ausgrabungen,Götter und andere Darstellun-gen aus der Römerzeit. Ambesten gefiel uns die schwere

Amphore, die man anhebenkonnte. Im zweiten Raum, demeigentlichen Römerkeller, hatte

der Boden Löcher und manmusste aufpassen, dass mannicht hinfiel. Nach der Führungsind wir zurück zum Backofengegangen und haben unsereBrötchen anschließend geges-sen.Der Rückweg war zwar fürmanche dann ziemlich langund anstrengend, aber insge-samt waren wir stolz, dass wirdie Radtour geschafft haben.Wir hatten alle Spaß bei unse-rem Ausflug.

Denise Meißner, Ekinsu Seyhanvon der Klasse 5/ 6 derHermann-Butzer Schule inSchwieberdingen

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Radtour in den Römerkeller

Schule im Museum

Bei ziemlich nebligem Wetterstartete die StadtverwaltungVaihingen zu Ihrer traditionel-len Winterwanderung. Warenbisher die unterschiedlichen

Stadtteile von Vaihingen dasZiel, so verließ die Gruppe dies-mal die Stadtgrenze und wan-derte auf dem Römerwander-weg ins benachbarte Oberrie-

xingen und besuchte denRömerkeller. Obwohl sich diebeiden Gemeinden in vergan-genen Zeiten eher feindseliggegenüber standen, gab esdiesmal keine Zwischenfälle zuvermelden. Selbst das Ein-schießen der Mostbrötchen inden heißen Ofen gelang ohneBlessuren.Bei der Führung im Römerkellererriet Herr Rentschler auf An-hieb das Leergewicht derÖlamphore und OB Maischbediente das römische Schie-beschloss so sicher, als wäreihm dieses aus seinem Rathausvertraut. Anschließend ließensich alle die noch warmenMostbrötchen mit einem Be-cher Mulsum schmecken. Dankder guten Organisation vonFrau Leonhardt konnten dannalle gestärkt wieder zurück insheimische Vaihingen aufbre-chen.

CorneliaKarow

Vaihingen zu Gast im Römerkeller

Besuch im Römerkeller

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Schule im Museum

Zum siebten Mal standen dieweißen Zelte auf Hans Bucks

grüner Wiese hinter dem Stall.Pfarrerin Elke Gratz und Ihre

Frauen hatten in dieser Wochedie Bibelstelle von derBekehrung des Paulus zumThema gewählt. Ein Höhe-punkt war das römisch-christ-liche Fest in Korinth am Endeder Freizeit. Die Mädchenließen sich dafür römischeFlechtfrisuren legen und stie-gen in Gewänder aus reichlichStoff. Beim Tanz und bei derModenschau präsentierten siestolz ihr "outfit". Andere hatten

Schild und Schwert bemalt undzeigten die römische Verteidi-gungart, "Schildkröte" ge-nannt. Der anschließendeSchwertkampf führte zu lauts-tarker Unterstützung der bei-den Kontrahenten durch dasPublikum. Sehr fortschrittlichwar die Aufnahme von Mäd-chen bei den römischenLegionären. In römischer Zeitwaren Frauen nicht im Militär-lager geduldet. Sie durften imvicus, dem Dorf vor dem Lager,leben. Christliche Lieder wie"echt elefantastisch" schmet-terten die Kinder ausgelassenzwischen den Darbietungen. Eswar nicht zu übersehen, dassGott hier und "nicht weit oben"war.

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Römisches aus christlichem Blickwinkel

Ori- Kinder- Tage 2013 - Christliche Römer in Korinth

Impressum

Civitas RiexingensesSuperioresTel 07042 90931Hrsg. Wernerius SomlaiusFelix, Duumvir

Redaktionsteam 2013:Cornelia VilicaVera Gergia QuattuorviriMonica Magistra LatinaWillius Agricola Serenus Karin Öhler, Sersheim

Ulrich GratzCarmen, coniunx W.Somlaius F.

Denise Meißner, EkinsuSeyhan, Kl. 5/6, H.- B.Schule, SchwieberdingenSchüler Kl. 4c Marbach

Bildrechte:Stefan HasenhündlDr. Joachim KolbStadt VaihingenMarina WöhrFranz KilianStadt OberriexingenRichard ÖhlerVKZ, LKZRedaktionsteam

Der Palast des Herodes unddie Villa Rustica von Ober-riexingenNach eingehender vorausge-hender Beschäftigung mit derGeschichte des Judentums, derVätergeschichten im altenTestament sowie der Überliefe-

rung des Neuen Testamenteskonnten nun die geschicht-strächtigen Orte direkt inAugenschein genommen wer-den. Beeindruckend zunächstdie einstige HerodesstadtCäserea am Meer. Hier wohnteder Herrscher von Roms Gna-den standesgemäß mit allemKomfort samt Pferderennbahndirekt am Mittelmeer. DerUnterschied seines Palastes zurOberriexinger Villa Rustica istdoch beträchtlich - nicht nurder Lage wegen.

Jüdischer Widerstand - römi-scher MachtanspruchDie Zeugnisse römischer Bau-kunst begleiten die Reisendenauf Schritt und Tritt und führendamit auch deutlich vor Augen,dass die Größe und Haltbarkeitder Bauwerke nicht unbedingtim direkten Bezug zur heutigenBedeutung für die Menschheitstehen müssen, denn archäolo-gisch verwertbare Spuren Jesu

oder seiner Jünger finden sichauf der Reise keine. Dafürbelegt die Festung Massada inder Nähe des Toten Meeressowohl den unbedingten Frei-

heitswillen von Teilen des jüdi-schen Volkes ebenso wie dieunerbittliche Durchsetzung derrömischen Machtansprüche inPalästina zur Zeit der erstenChristen.

Religion als politisches Mittelder Macht - damals und heuteGing es um die Durchsetzungrömischer Interessen, spieltenZeit, Kosten und Opfer keineRolle für die Mächtigen. Zu derZeit kaum vorstellbar, dass die

friedliche Religion des Chri-stentums später zur Staats-religion der Römer wurde - nurum sofort für die gleichenInteressen missbraucht zu wer-den wie einst die diversenrömischen Gottheiten. Wieüberhaupt der Kampf umMacht und Besitz unter zuHilfenahme der Religion bisheute die Geschicke der ganzenRegion prägt, was sich dannbesonders deutlich inJerusalem zeigte.

Bethlehem - 4 an einem TischDass auch Anderes denkbarund möglich ist, zeigte eineRandbegebenheit in Bethle-hem. Ein israelischer Jude, einmuslimischer Nomade, einpalästinensischer Christ undein deutscher Christ sitzenfriedlich und vergnügt beimgemeinsamen Essen an einemTisch.Vielleicht ein Fingerzeig, wie esgehen könnte, damit die

genannten Völker und Religio-nen nicht den gleichen Weggehen wie das einst Weltbeherrschende Römische Reichsamt seiner Religion.

Auszug aus dem Reisetage-buch: …… Nach kurzer Fahrt durch dieWüste, vorbei an Wadis undbeeindruckenden Steinforma-tionen kamen wir an der Tal-station von Massada (277 munter dem Meeresboden) an.Mit der Seilbahn ging es hochzur Festung, die 33 m über demMeeresboden liegt. Herodes derGroße hat sich für seinenWintersitz einen herrlich war-men Ort ausgesucht. Wie er umChristi Geburt toskanischeWeine und Fischeier ausPortugal herbringen ließ, istkaum vorstellbar.

Assaf (Reiseleiter) erzählte unsdie Geschichte der 960 Zeloten,die nach der Eroberung vonJerusalem durch die Römer aufdie verlassene Festung geflohenwaren, sich verschanzt hattenund von den Römern belagertwurden. Nach 3 Jahren unddem Einsatz von 8000 römi-schen Soldaten mit schwerenSteinschleudern stand die Ein-nahme der Festung kurz bevor,als die ganze Bevölkerung derZeloten auf der FestungSelbstmord beging. Die Archäo-logen fanden im Boden derSynagoge den Text von"Hesekiel 37" ........und ich holeeuch heraus aus euren Grä-bern". Nur mit diesem Bewusst-sein ist der Selbstmord derZeloten zu verstehen. Assaferzählte uns die Bedeutung die-ses Satzes am Beispiel seinerGroßmutter und des Großvatersdes Leiters der Ausgrabungs-stätte, die gemeinsam, ohnedies zu wissen, im Arbeitslagerwaren.

Man war betroffen. …….

Ulrich Gratz

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Auf den Spuren von Juden, Römern und Christen in IsraelAuf wesentlich bequemere Weise als die römischen oder germanischen Vorfahren gelangten im Februar 2013 35 Reisende andie östliche Mittelmeerküste in den einst römisch beherrschten Landstrich Palästina, der zur Wiege des Christentums wurde.

Römisches aus christlichem Blickwinkel

Kuhlen im römischenKellerbodenDazu lud MuseumspädagoginCornelia Karow in denGewölbekeller der Villa Rustikain die Weilerstraße ein undberichtete neben Interessan-tem rund um das Gebäude undseine Bewohner, dass aufgrundder immer noch sichtbarenKuhlen im Boden dort einmalmehrere der großen Vorrats-gefäße gelagert hätten. Mitihrem engen Hals und einge-lassen in die Erde schützten dietönernen Behältnisse in Zeitenohne Kühlschrank im kühlenDunkel ihren Inhalt wieOlivenöl, Wein oder die Würz-soße Garum optimal vor demVerderben.

Olivenöl für Haut undKochtopfAußerdem hörten die motivier-ten Museumsgäste - darunterSechst- und Siebtklässler, diederzeit gerade die Römer imGeschichtsunterricht behan-deln, sowie die bewandertenSprösslinge eines Lateinlehrers- wie die Behältnisse, durchWeidenkörbe geschützt, denweiten Weg von Spanien oderGriechenland bis ins Enz-Tal

fanden. Es dauerte oft Wochen,bis die begehrten Waren ausdem Mittelmeerraum per Schiff

und auf Ochsenkarren die hie-sigen Märkte beispielsweise inEnzweihingen erreichten.Nicht nur zum Kochen verwen-

deten die Bewohner der villarustica das teure Öl, sondernvor allem für die Körperpflegevor und nach dem gemeinsa-men Bad. In den großenStädten in Italien sei derBedarf an Amphoren entspre-chend riesig gewesen, was derMonte Testaccio in Rom ein-drucksvoll mit seinem 50 Meterhohen Scherbenhaufen zeigt.

AmphorenträgerAn einer Nachbildung konntendie Besucher dann selbst Handanlegen, die Amphore wiegen,hochheben und versuchen, sie

über einen Schlauch mit Was-ser zu füllen. Besonders dasTragen war nur im Team zumeistern, wiegt das größteExemplar in Oberriexingendoch bereits im Leerzustand 30kg. Ca. 70 Liter oder 100 Kilo Ölfasste das bauchige Gefäß, das

von den Kindern auf 1,10 mLänge bzw. 4 Fuß und 1,80 mDurchmesser vermessen wurde.Auch das Befüllen, das dieRömer wohl mit Lederschläu-chen und Schöpfkellen bewerk-stelligten, gelang schließlichmit vereinten Kräften und boteinen gelungenen Abschlussder Themenführung.

Vera Gergia Quattuorviri

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Amphoren als Kühlschrankersatz der AntikeAm 7. Oktober drehte sich alles um das Thema "Römische Amphoren - ´Tetrapack´ der Antike".

Familienführung mit anschließendem Experiment

Umweltschäden der RömerErwachsene und Kinder lausch-ten den Ausführungen derMuseumspädagogin Cornelia

Karow. Nicht nur für dieThermen, die es fast an jedervilla rustica gab, so auch inOberriexingen, sondern auch

für die Gewinnung vonRohstoffe wie Eisen, warHolzkohle die Voraussetzung,um den Rennofen zu befeuern.Holz war vor Öl und Wasser derwichtigste Energieträger. Dieca. 30 Personen, die auf dervilla rustica in Oberriexingenlebten und arbeiteten ver-brauchten als Brenn- Bau- undHandwerksholz im Jahr ca. 1-2 ha Wald. Kein Wunder, dassnach 200 Jahren Römerherr-schaft nur noch 40% desWaldbestandes vorhanden war.Den Raubbau am Wald erkenntman an entwurzelten Aue-waldeichen am Rhein und anPollenanalysen, die keine Pollenvon hochwertigen Hölzern wieEiche und Buchen mehr ent-halten.

Holz - der "Strom" der AntikeAm 17. November war die römische Energieversorgung dervilla rustica das Thema.

Sägen und ZündelnNach den Ausführungen legtendie größeren Kinder Hand andie Hölzer, stopften genüsslichGrillanzünder in die Luftschlit-ze und setzten die Schweden-

hölzer langsam in Brand. Allesunter sorgsamer Bewachungder Eltern. Die kleineren dage-gen sägten tatkräftig Luft-schlitze in die Hölzer, die FranzKilian mit Schraubzwingen festan die Balkender Back-ofenpergolageheftet hat-te. Winterteeund römischeSüßis wärmtendie Besuchervon innen.

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Familienführung mit anschließendem Experiment

Obwohl der Sonntag im Herbstso verregnet war, wartetendoch 10 Personen am Back-häusle gespannt auf denBeginn. Manche erklärten, dasssie jetzt schon mehrmals teil-nahmen, weil sie immer wiederetwas Neues erfahren.

Kartoffelkuchen undStrümpfe strickenGestartet wurde am Back-häusle, wo die Stadtführerinsogleich auf die kulinarischenKöstlichkeiten der Kirbefestemit den typischen Wildge-richten und Zwiebel- und

Kartoffelkuchen verwies, die esim "Gilb-" bzw. "Weinmonat"Oktober traditionell gibt. Auchdas christliche Erntedankfestfällt in diese Periode. Da mitdem Ende des bäuerlichenJahres die Arbeit für die Frauenauf dem Feld ruhte, wurden zufrüheren Zeiten im Oktoberwieder die so genanntenSpinn- oder Lichtstuben einge-richtet, wo man sich in dendunklen Monaten schon nach-mittags zum Strümpfe stricken,Spinnen und Erzählen traf.

Die Enz - vom Nutzen undSchadenVorbei an buntem Herbstlaubging es durch die Backhaus-gasse weiter zum Hägelinstorund zu zum Trinktor an derStadtmauer. Hier am Fluss gabes Ausführungen über die

Bedeutung der Enz für die mit-telalterliche Stadt. Sie warGrenze, Transportweg, aberauch Fischwasser und Vieh-tränke. Außerdem bewässerteman mit Enzwasser die Wiesen,um mehr Gras und Heu für dasVieh zu erzeugen. Bei Hoch-wasser schloss man die Torezur Enz und rettete sich imNotfall auf die Stadtmauer, diean der Enz entlang führte. Ansolchen Tagen konnten dieBewohner des "Hafenviertels"nur per Boot ihre Häuser errei-chen.

"In der Hauptstraße, der frühe-ren Mittleren Gasse, lagenauch die meisten Gastwirt-schaften, wie zum BeispielRappen und Adler als Schilder-bzw. Flößerwirtschaften", sodie Stadtführerin weiter, dieihren interessanten Rundgangan der ehemaligen Floßgassemit romantischem Blick auf dieEnz beendete.

Stadtrundgang durchs herbstliche Oberriexingen mit seiner bewegten Vergangenheit

Einen Spaziergang der besonderen Art durch Oberriexingen erlebten die Teilnehmer des histo-rischen Stadtrundgangs mit Gabriele Hohn-Schwenninger. Waren es am 24. März Oster- undFruchtbarkeitsbräuche, so standen am 27.10. Kirbe und z'Licht gehen im Vordergrund.

Steuereinnahmen bzw. dieRückzahlung von zu viel einge-triebenen Steuern, war auchdas Thema beim Römerfest inWalheim. Dumvir und Dominusder villa rustica in RiexingenSuperior, Wernerius SomlaiusFelix, war erfreut über dieRückzahlung, wollte er docheinige Investitionen auf dem

Gutshof durchführen. DieRückzahlung fiel jedoch aus-gesprochen mager aus. Dafürwarfen die römischen Honora-tioren aus Walheim die Mün-zen in das versammelte Volkund sorgten dafür, dass dereigene Wirtschaftskreislauf inSchwung kam und nicht derdes entfernteren Riexingen.

Der Römerkeller zu Gast imRömerhaus Walheim