Der Koran: Entstehung, Aufbau und Gehalt · PDF filevon Stefan Heinemann...

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    Der Koran: Entstehung, Aufbau und Gehalt a) Nach dem Tod Mohammeds findet man 114 Suren, die Zaid ibn Tabit, lange Zeit sein Sekretr, gesammelt hat. Daraus entsteht der Koran. Nach dem Tod Mohammeds vergehen aber 20 Jahre, ehe die endgltige Fassung entsteht. Die Initiative dafr geht von seinem dritten Nachfolger und Schwiegersohn aus, dem Kalifen Othman ibn Affan, der 644-656 regiert. b) Die Suren sind ihrer Lnge nach geordnet. Dabei stehen die kurzen Suren, die im allgemeinen als erste offenbart wurden, am Ende. Die erste Sure, die Fatiha, ist von besonderer Wichtigkeit. Sie ist die meist zitierte Sure des Koran und ziert die Fahne Saudi-Arabiens. Die 2. Sure, die al-baquara (Kuh), ist die lngste Sure c) Islamische Schriftgelehrte schlagen eine Aufteilung in zwei Gruppen vor: 1. Mekkanische Suren Sie knne in drei Zeitabschnitte eingeteilt werden: - Der erste Abschnitt entspricht den ersten vier Jahren der prophetischen Ttigkeit Mohammeds: Er warnt vor dem nahenden Jngsten Gericht, das jeder zu frchten habe. - Der zweite Abschnitt stammt aus dem fnften und sechsten Jahr seines Predigens Die Suren tragen Namen wie Noah, Die Propheten, Maria . . . - betonen den Monotheismus und die Macht Gottes, die Menschen auferstehen zu lassen. - Der dritte Abschnitt vom siebten bis zum zehnten Jahr enthlt mehrere Berichte ber das Leben der Propheten Abraham, Joseph und Jonas. 2. Medinensische Suren Sie richten sich an die dortigen Religionen Islam, Judentum und Christentum. Mohammed erscheint nun als politischer Fhrer. Der poetische Stil der ersten Offenbarungen weicht einem gewichtigeren, juristischen Ton (Abrogationsproblematik). Diese Suren bilden die Grundlagen der Saria. d) Die Hadit ist gebildet aus spter gesammelten Zeugnissen der Gefhrten Mohammeds. Sie sind Fragmente ber das Leben des Propheten. Ihre Gesamtheit bildet die Sunna. e) Bestimmte Auslegungsmethoden wurden entwickelt: - Philologische Auslegung: Die Sprache des Korans wurde durch grammatikalische Analysen und Vergleich mit zeitgenssischer arabischer Dichtung durchleuchtet. - Die Tradition der frheren Exegeten, die mit Mohammed lebten, wird bercksichtigt. - Systematische Einordnung der Auslegungen in die Traditionen verschiedener theologischer Schulen. f) Fr den heutigen Islam gilt: - Alle Gebete, die auf dem Koran beruhen, drfen vom Muslim nur auf Arabisch rezitiert werden, und der Glubige empfindet den Segen des Wortes Allahs, auch wenn er das Wort selbst nicht versteht. - Der Koran darf abgeschrieben oder rezitiert werden nur von Muslimen im Zustand ritueller Reinheit. Es haben sich verschiedene Schulen entwickelt: - Die Traditionalisten / Hanbaliten (nach Ibn Habal, 780-885) berufen sich Koran und Tradition als einzig zuverlssige Quellen des Glaubens. Auch der Gebrauch der Vernunft wird als unzulssig zurckgewiesen. - Die Mutaziliten verstehen den Menschen als mit Vernunft begabtes Wesen. Er ist verpflichtet, seine Vernunft auch im Bereich der Religion anzuwenden. Am Beginn der Suche nach der Wahrheit steht daher der Zweifel, nicht die falsche Sicherheit. Zentrale Aussagen: - Gott ist unzugnglich in seiner Einzigkeit. Deswegen muss ihm alles antropomorphe abgesprochen werden; auch der Koran ist erschaffene Mitteilung gttlichen Willens. - Der Mensch besitzt Willensfreiheit. Daher muss jeder Muslim eigenstndig fr die Gerechtigkeit Gottes eintreten. Wenn nicht, wird er als Snder zur Rechenschaft gezogen. - Die Ashariten vertreten einen durch vernnftige Beweisfhrung bekrftigten Traditionalismus: Man muss die Tradition der Kontrolle der Vernunft unterziehen, um Beliebigkeit und Widersprchlichkeit Einhalt zu gebieten. Dieser vernnftige Traditionalismus wurde jahrhundertelang die Position der islamischen Orthodoxie.

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