Der Mensch - Ein sprechender Affe?

download Der Mensch - Ein sprechender Affe?

of 108

Transcript of Der Mensch - Ein sprechender Affe?

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    1/108

    D E R M E N S C H

    S P R E C H E N D E RA F F E ?

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    2/108

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    3/108

    Roger LiebiDer Mensch -ein sprechender Affe?

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    4/108

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    5/108

    Roger Liebi

    Der Mensch -ein sprechender Affe ?Sprachwissenschaftcontra Evolution

    Schwengeler-VerlagCH-9442 Berneck

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    6/108

    Die Deu tsche Bibliothek - CIP-E inheitsaufnahm eLiebi, Roger:Der Mensch - ein sprechender Affe?/Roger Liebi.-Berneck: Schwengeler, 1991(Schwengeler-Sachbuch; Nr. 140)ISBN 3-85666-708-3NErGT

    ISBN-Nr. 3-85666-140-9Paperback-Nr. 140 1991 Schweng eler-Verlag, CH -9442 BerneckUmschlag und Gesamtherstellung:Cicero-Studio am Rosenberg, Berneck/Schweiz

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    7/108

    Inhaltsverzeichnis

    Einleitung 7Kapitel 1Allgemeine Bemerkungen zum Phnomender mensch lichen Sprachen 11Kapitel 2Aussagen zum Ursprung der Sprachen 201. Evolutionistische b erlegunge n 202. Biblische Au ssagen 243. Schlussfolgerungen (Deduktionen) aus der Sichtder Evo lutionslehre 284. Schlussfolgerungen (Deduktionen) aus denbiblischen Au ssagen 29Kapitel 3Erste Untersuchung:Die ltesten Sprachen der Welt 311. D as Sum erische 322 . Das Akk adische 343. Das g yptische 444. Fazit 48Kapitel 4Zweite Untersuchung:Zur Geschichte der Sprachen:Evolution oder Devolution? 511. Beispiele au s aller Welt 522. Fazit 65

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    8/108

    Kapitel 5Dritte Untersuchung:Sind die Sprachen der Eingeborenenvlker primitivund unterentwickelt? 661. Illustrationsbeispiele 662 . Fazit 74Kapitel 6Diskussion 751. Einwnde un d Entgegnung en 752 . W eitere Schw ierigkeiten fr die Ev olu tion slehre 81Kapitel 7Ergebnisse aus den Deduktionen 851. Ko nsequen zen fr die Ev olutionsleh re 852 . Ko nsequ enzen fr die biblischen Au ssagen 85Kapitel 8Im An fang war das W ort... 86Anhang 941. Anmerkungen 942 . Literaturverzeichnis 97

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    9/108

    Einleitung

    Darwins PublikationenIm Jahr 1859 gab der Englnder Charles Darwin sein Buch DieEntstehung der Arten durch natrliche Selektion heraus. 1871folgte ein weiteres Buch mit dem Titel Die Abstamm ung des Men-schen. Der Erfolg dieser Publikationen war enorm. Darwin ge-lang es dadurch , den Evolutionsgedanken im Abendland unter un-zhligen Intellektuellen populr zu machen.Darwin und das 20. JahrhundertDarwins Anstze wurden von anderen weiter ausgebaut. Immermehr wurde der Evolutionismus in der Folge an Schulen und Uni-versitten gelehrt, zunehmend als reine Selbstverstndlichkeit.Auch die Massenmedien leisteten einen grossen Beitrag zu seinerVerbreitung.So begannen imm er mehr Menschen aus allen Schichten der Ge-sellschaft, das Weltall mit all seinen Galaxien und Sonnensyste-men, die Erde, die Lebewesen und damit auch den Menschen, alsZufallsprodukt einer unwahrscheinlich langen Entwicklung zu be-trachten.Man bertreibt wohl kaum, wenn man sagt, dass Darwin einewesentliche Grundlage fr das im 20. Jahrhundert dominierendemoderne Weltbild gelegt hat. Er bewirkte tatschlich einen ent-scheidenden W endepunkt im Denken der breiten Masse in den Ln-dern der abendlndischen Hochzivilisation. Unzhlige begannensich dadurch vom Christentum loszulsen. Fr sie wurde die bibli-sche Sicht, dass Gott die Welt und das Leben erschaffen und denMenschen in seinem Bild gemacht habe, immer inakzeptabler1.Darwins Lehre fhrte auch zu vllig neuen Betrachtungsweisenin der Philosophie, Psychologie, Pdagogik, Soziologie, Theologie,Geschichte, Astronomie und in vielen weiteren Fachgebieten2.

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    10/108

    Kein nebenschliches ThemaDie Them atik, um die sich der Darwinismus bzw. Neodarwinismusbewegt, ist kein Them a, das lediglich von wissenschaftlichem Inter-esse wre. Nein, die Fragen nach der Herkunft des Weltalls, derErde, der Pflanzen, der Tiere und des Menschen gehren zu dentiefsten Fragen des Menschen. Ganz besonders die Frage nach derHerkunft des Menschen. Sie ist doch geradezu von existentiellerBedeutung! Woher kommt der Mensch? Oder persnlicher ausge-drckt: Woher komme ich? Daraus folgt die nicht minder brisanteFrage: Wohin gehe ich? Die Beantwortung dieser Fragen steht auchengstens in Verbindung mit der Beantwortung der so lebenswichti-gen Frage: Wo bin ich? Wer nmlich ber den Sinn des persnlichenLebens nachzudenken gewillt ist, mchte doch auch zu einer Stand-ortbestimmung seiner momentanen Existenz gelangen.Woher? Wohin? Wo?Diese drei grundlegenden Fragen stellte Gott bereits im ersten Buchder Bibel.

    In 1. Mose 16,8 fragte Gott H agar, die Hals ber Kopf vor prek-ren familiren Schwierigkeiten geflohen war: Woher kommst du,und wohin gehst du? Diese Frage wurde ihr gestellt, als sie sich ge-rade an einer Wasserquelle in der Wste befand und die Hoffnungs-losigkeit ihrer Situation zutiefst empfand.Die erste Frage, die Adam , nachdem er sich bewusst im Ungehor-sam gegen Gott aufgelehnt hatte, aus dem Mund Gottes vernahm,bezog sich auf seinen momentanen Standort (1. Mose 3,9): Wo bistdu?Alle diese drei Fragen im ersten Buch Mose, dem Buch derUrsprnge3, erfahren im Verlauf des gesamtbiblischen Zeugnisseseine eingehende Beantwortung.Doch diese Antworten werden von der durch das neodarwinisti-sche Denken geprgten Gesellschaft im Westen im allgemeinennicht mehr als relevante Antworten angesehen. Die Meinung istweit verbreitet, dass die Bibel mit ihrem angeblich veralteten Welt-bild durch die moderne Wissenschaft total berholt sei. Die Bibelknne deshalb, so wird argum entiert, dem m odernen M enschen ge-genber ihren Anspruch auf gttliche und allgemeinverbindlicheAutoritt in der Beantwortung dieser Grundfragen nicht mehr auf-

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    11/108

    rechterhalten. Unzhlige betrachten hingegen den Neodarwinis-mus als letzte Wahrheit, wenigstens in seinen prinzipiellen Aussa-gen.Zunehmende EvolutionskritikDoch, entgegen der oft zu hrenden bzw. zu lesenden B ehauptung,dass heute kein ernstzunehmender Wissenschaftler die Richtigkeitder Evolutionslehre noch bezweifle, sind in den letzten Jahren im-mer mehr gewichtige evolutionskritische Stimmen hrbar gewor-den. Argumente, die die Evolutionslehre grundstzlich in Fragestellen, sind von fhrenden Wissenschaftlern der verschiedenstenDisziplinen vorgebracht worden. Die Einwnde entstammen z.B.folgenden Fachgebieten: Biologie, Chemie, Physik, Mathematik,Palontologie, Geologie, Astronom ie, Genetik, Em bryologie, Wis-senschaftstheorie (Epistemologie) und Informationstheorie. Esgeht dabei allerdings nicht nur um Kritik, vielmehr wird auch einewissenschaftliche Alternative im Rahmen der biblischen Mitteilun-gen geboten.

    Bei dieser Infragestellung der Evolutionslehre geht es nicht nurum Teilaspekte. Vielmehr wird massiv an den Grundlagen des Sy-stems gerttelt. So wurde z.B. von der Wissenschaftstheorie her-kommend aufgezeigt, dass die Entwicklungslehre nicht einmal dienormalerweise an eine Theorie gestellten Bedingungen zu erfllenvermag. M an drfte daher, streng logisch betrachtet, den Darwinis-mus niemals als Theorie bezeichnen und schon, gar n icht als be-wiesene Tatsache4. Ich verweise den Leser an dieser Stelle auf dieim Anhang unter der Anm erkung5 aufgefhrte einschlgige Litera-tur, deren detaillierten bibliographischen Angaben dem alphabe-tisch geordneten Literaturverzeichnis (ebenfalls im Anhang) ent-nomm en werden knnen. Aus der bereits beachtlich grossen M engean Publikationen habe ich einige Titel ausgewhlt, die das eben Ge-sagte anschaulich dokumentieren.Die These dieses BuchesM.E. ist in diesem Zusammenhang die Feststellung sehr beein-druckend, dass eigentlich alle Teilgebiete, die irgendwie die Evolu-tionslehre berhren, Einsichten liefern, die zu Ungunsten des Dar-winismus sind. Nebst den oben genannten Fachgebieten liefert

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    12/108

    auch die Sprachwissenschaft bemerkenswerte Argumente gegenden Neodarwinismus.In der vorliegenden Publikation soll aufgezeigt werden, inwie-fern man sagen kann, dass die Tatsachen der Sprachwissenschaft imWiderspruch zur Evolutionslehre stehen. Folgendes sei zunchst alsThese hingestellt:Die objektiv feststellbaren Fakten der modernen Linguistik wider-sprechen den evolutionistischen Ansichten ber den Ursprung dermenschlichen Sprachen. Im Gegensatz dazu harmonieren diese Tat-sachen aber ausgezeichnet mit den biblischen Aussagen bezglichder Herkunft des Phnomens Sprache. Aus dieser Erkenntnis re-sultieren wichtige Konsequenzen.

    10

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    13/108

    Kapitel 1Allgemeine Bemerkungenzum Phnomen dermenschlichen SprachenBevor aufgezeigt werden kann, dass sich die Fakten der Sprachwis-senschaft mit der Evolutionstheorie nicht vertragen, sollten zu-nchst einige allgemeine Bemerkungen zum Phnomen dermenschlichen Sprachen gemacht werden:Code-SystemeDie menschlichen Sprachen sind genial konzipierte Code-Systeme,am Information auszudrcken. Mit ihrer Hilfe kann eine unbe-grenzte Anzahl von Mitteilungen gemacht werden.Zur Einzigartigkeit des MenschenIm Tierreich gibt es keine irgendwie vergleichbaren Kommunika-tionssysteme. Es gibt zwar unter den Tieren wunderbare Mglich-keiten der Informationsweitergabe (z.B. der Vogelgesang, der Bie-nentanz usw.), doch die Mglichkeiten sind im Vergleich zu den ar-tikulierten Sprachen des Menschen usserst begrenzt.Wenn man in Verbindung m it Tieren von Sprache redet, sollteman sich dessen klar bewusst sein. Ein Vergleich lsst sich aberdurchaus mit untergeordneten menschlichen Kommunikationsmit-teln, wie beispielsweise Mimik, Gebrdensprache und emotionalenLauten herstellen.Wenn es darum geht, den Menschen vom Tier zu differenzieren,muss daher der menschlichen Sprechfhigkeit besondere Beach-tung geschenkt w erden. Viele Forscher haben schon mit Nachdruckdarauf hingewiesen, dass die Kommunikationsfhigkeit durchSprachen mit artikulierten Lauten zu den charakteristischstenMerkmalen des Menschen gehren6.Bei den Tieren fehlen brigens prinzipiell schon die ntigen bio-logischen Voraussetzungen fr das Sprechen und das Sprachver-stndnis. So fehlen bei allen Tieren z.B. das Brocasche Zentrum,

    11

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    14/108

    das sich beim Menschen auf der einen Seite im Grosshirn befindet,und wo die Sprachproduktion lokalisiert wird, oder das Wernicke-sche Zentrum im Temporallappen, wo sich der Ort des Sprachver-stndnisses befindet, sowie die Verbindungswege zwischen diesenZentren. Lautusserungen, Schreie und Rufe bei allen Sugetieren,also auch bei Menschenaffen, werden dagegen durch das Limbi-sche System gesteuert. Beim Limbischen System handelt es sich umeine Art Gefhlszentrum (der Mensch besitzt es brigens auch),das tief im Gehirn verborgen ist und im Gegensatz zum mensch-lichen Sprachsystem symmetrisch angelegt ist7.Auch das erstaunliche Sprechen gewisser Tierarten, wie Papa-geien etc., hat nichts mit wirklicher Sprachbefhigung zu tun. Sokann z.B. ein Papagei von den Stzen, die er durch Dressur zu spre-chen gelernt hat, nichts verstehen. Er kann den Sprachcode nichtentschlsseln, er kann lediglich die Laute menschlicher Sprachenachahmen. Zudem ist er auch unfhig, neue Stze, geleitet durchgrammatische Regeln, zu bilden. Hingegen kann bereits ein Kind,das daran ist, seine erste Sprache zu lernen, neue Stze bilden, diees noch nie gehrt hat

    8.Mehr als 6000 SprachenHeutzutage kann man weltweit mit mehr als 6000 verschiedenenSprachen rechnen9. Die Dialekte sind hier nicht m itgezhlt. Die ge-naue A nzahl der Sprachen kann allerdings nicht angegeben werden,da 1. die Unterscheidung zwischen Sprache und Dialekt in vielenFllen problematisch ist, und weil 2. die Sprachen zahlreicherVolksgruppen bis heute noch nicht erforscht sind.

    Zur Grammatik, Semantik und Graphemikder SprachenIm Code-System einer Sprache knnen fnf verschiedene Ebenenunterschieden werden:1. PhonologieDer menschliche Sprechapparat kann ausserordentlich viele ver-schiedene Laute erzeugen. Weltweit werden ungefhr 600 verschie-dene Laute sprachlich angewendet10. In zahlreichen Sprachen wer-den zustzlich noch verschiedene relative Tonhhen unterschieden.12

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    15/108

    Diese Laute sind die Bausteine der Sprachen. Man bezeichnet sieauch als Pho nem e. Beispiele fr Phoneme im Deutschen wrenfolgende Laute: /a/, /b/, /c/, /d/ etc., sowie /ai/, /eu/, /seh/ etc.In keiner Sprache werden alle Laute verwendet. Die Anzahl derverwendeten Phoneme in einer bestimmten Sprache ist begrenzt.Sie liegt je nach Sprache im Bereich von ungefhr 11 bis 100 (ohnedie relativen Tonhhen).Die meisten Phoneme tragen fr sich isoliert keine Bedeutung,sie sind aber bedeutungsunterscheidend. So kann man z.B. dankder Phoneme / h / und / ! / die Wrter Haus und Laus vonein-ander unterscheiden.

    Die Erforschung der Phonem e ist die Domne der Phonologie.2. MorphologieAuf der nchst hheren Ebene im sprachlichen System geht es umdie Kombination von Lauten zu Wrtern und Wortformen. DieserAspekt der Sprache ist Gegenstand der Morphologie.3. SyntaxAuf der dritten sprachlichen Ebene werden bedeutungstragendeLautkombinationen zu Stzen und Satzverbnden zusammenge-setzt. Mit den Gesetzmssigkeiten, nach denen dies geschieht, be-schftigt man sich in der Syntax.4. SemantikIn der Grammatik, bestehend aus Phonologie, Morphologie undSyntax, befasst man sich mit der Ausdrucksseite der Sprachen. DieInformationsseite der Sprachen ist Sache der Semantik (= Bedeu-tungslehre, Sprachinhaltsforschung). Es geht hier um die Bedeu-tung von Lautgebilden. Nehm en wir als Beispiel das Wort Haus.Man kann die Bedeutung der Lautkombination /h/ -f /au/ + /s/z.B. mit Bauw erk, in dem m an w ohnt bzw. arbeitet beschreiben.5. GraphemikIn der Graphemik (= Schriftlehre) beschftigt man sich mit derEbene der Schrift. Jede Sprache kann durch graphische Zeichendargestellt werden. So reprsentieren z.B. im Deutschen die vierZeichen H + a + u + s zusammen die Lautgestalt /haus/.

    13

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    16/108

    Da wir uns im Rahm en der vorliegenden Publikation insbesonde-re mit der Entstehung der gesprochenen Sprachen beschftigen,und nicht etwa mit dem Ursprung der schriftlichen Fixierung der-selben, so werden in unserem Zusammenhang speziell die erstenvier genannten Sprachebenen von Bedeutung sein.Zur Einteilung der SprachenVergleicht man die Sprachen weltweit miteinander, so fllt auf, dassmanche untereinander z.T. grosse hnlichkeiten aufweisen. Spra-chen mit solchen Verwandtschaftsmerkmalen fasst man systema-tisch in Sprachstmmen zusammen.

    Die meisten Linguisten glauben, dass die Sprachen eines be-stimmten Sprachstammes auf eine gemeinsame Ursprache zurck-gehen. Dies ist allerdings eine nicht bewiesene Annahme, die auchnicht ohne Probleme ist. Manche sprachgeschichtlichen Schwierig-keiten Hessen sich m.E. besser angehen, wenn man auch die Mg-lichkeit offen liesse, die heutigen Sprachen eines bestimmtenSprachstammes evtl. auch auf mehrere Ursprachen hnlicherStruktur zurckzufhren11.Sprachen verschiedener Sprachstm me zeigen entweder keinerleiAnzeichen von Verwandtschaft auf, oder dann sind die Bezge sounklar, dass die Annahm e eines gemeinsamen Ursprungs im hch-sten Grad fragwrdig ist.Man unterscheidet einige Dutzend verschiedene Sprachstmme.Sie sind sehr unterschiedlich gross. Es gibt Sprachstmme, die Hun-derte von Sprachen umfassen (z.B. das Indogermanische). Danngibt es aber auch Flle, wo ein Sprachstamm nur gerade eine Spra-che umfasst. Das auf beiden Seiten der Pyrenen in Spanien undin Frankreich gesprochene Baskisch z.B. scheint mit keiner bekann-ten Sprache der Welt klare Verwandtschaftsbezge zu besitzen undsteht daher gewissermassen isoliert da. Es gibt allerdings Lingui-sten, die eine Verwandtschaft mit den kaukasischen Sprachen ver-muten, doch diese Ansicht ist zur Zeit nicht allgemein akzeptiert.Ein weiteres Beispiel ist das Sumerische, das allerdings eine ausge-storbene Sprache ist, aber mit keiner uns bekannten Sprache ver-wandt zu sein scheint.Bezglich der Einteilung der Sprachen ist noch lange nicht ber-all das letzte Wort gesprochen worden. Bei der Flle von Sprachen14

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    17/108

    gibt es noch unermesslich viel Forschungsarbeit zu leisten. Dochdie Einsicht, dass die zahlreichen Sprachen der Welt prinzipiell inStmme eingeteilt werden mssen und daher letztlich, von der lin-guistischen Evidenz her, nicht auf eine Ursprache zurckgefhrtwerden knnen, ist sehr beachtenswert.Innerhalb eines Sprachstammes macht man weitere Einteilun-gen, indem besonders engverwandte Sprachen zu Sprachfamilienzusammengefasst werden. So bilden z.B. innerhalb des Indogerma-nischen die germanischen, die romanischen und die slawischenSprachen je eine Sprachfamilie. Im Fall der romanischen Sprachenist es z.B. geschichtlich nachweisbar, wie diese Familie entstandenist. Alle heutigen romanischen Sprachen gehen nmlich zurck aufdas Latein, genauer gesagt, auf das Vulgrlatein.Besonders nahverwandte Sprachfamilien werden ihrerseits zu Fa-miliengruppen zusammengefasst. Analog werden auch sich beson-ders nahestehende Sprachen innerhalb einer Sprachfamilie wiederzu Untergruppen vereinigt usw. Kurz gesagt, die Systematik kannim Prinzip beliebig verfeinert werden.

    In der folgenden Zusammenstellung findet der Leser eine Aus-wahl an Sprachstmmen, Sprachfamilien und Sprachen aufge-listet12 . Tote Sprachen werden durch ein Sternchen (*) gekennzeich-net.INDOGERMANISCH:a) Griechisch:Altgriechisch *, Neugriechischb) Italisch:Lateinisch * (fhrte zu den romanischen Sprachen), Oskisch *, Um-brisch *c) Romanisch:Portugiesisch, Spanisch, Katalanisch, Provenzalisch, Italienisch*Rtoromanisch, Rumnischd) Germanisch:Nordgermanisch: Altnordisch *, Islndisch, Schwedisch, Norwe-gisch, DnischOstgermanisch: Gotisch *, Wandalisch *

    15

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    18/108

    Westgermanisch: Englisch, Friesisch, Niederlndisch, Afrikaans,Deutsche) Keltisch:Glisch, Schottisch, Irisch, Bretonisch, Kymrischf) Slawisch:Ostslawisch: Weissrussisch, Grossrussisch, UkrainischWestslawisch: Polnisch, Tschechisch, SlowakischSdslawisch: Bulgarisch, Serbokroatisch, Slowenischg) Baltisch:Lettisch, Litauischh) Albanischi) Armenischk) Indoiranisch:Iranisch: Altpersisch *, Neupersisch, Medisch *, Afghanisch,Tadschikisch, OssetischIndisch: Altindisch (Vedisch *, Sanskrit *)Neuindisch: Hindustani, Bengali, Sindhi

    BASKISCH bzw. BASKISCH-KAUKASISCHURALISCH-ALTAISCH:a) Samojedischb) Finnisch-Ugrisch:Estnisch, Finnisch, Karelisch, Lappisch, Ungarischc) Altaisch:Trkisch, Kirgisisch, Usbekisch, Turkmenisch, Kasachisch, Mon-golische Sprachen

    16

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    19/108

    HAMITO-SEMITISCH:a) Ostsemitisch:Akkadisch * (Assyrisch *, Babylonisch *)Nordwestsemitisch: Amoritisch *, Ugaritisch *, Kanaanisch (Ph-nizisch-Punisch *, Althebrisch *, Iwrith [Neuhebr.], Moabitisch *,Ammonitisch *), Aramisch (nahezu ausgestorben)Sdsemitisch: Arabisch, thiopisch *b) gyptisch:gyptisch *, Koptischc) Kuschitischd) Omotische) Berber-Sprachenf) TschadischSUMERISCH *SINO-TIBETISCH:a) Tibeto-Birmanisch: Tibetisch, Burmesisch, Assam-Sprachenb) Thai-Chinesisch: chinesische Dialekte, Thai-SprachenKOREANISCHJAPANISCHMANDSCHU-TUNGUSISCHPALOASIATISCH:Eskimo-Sprachen

    17

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    20/108

    DRAWIDA-SPRACHEN:Tamil, Telugu, Kanaresisch, MalayalamNIGER-KORDOFANISCH:Bantu-Sprachen: Kisuaheli, Kongo, Duala, Herero, ZuluKHOISANISCH:Buschmnnisch, HottentottischAUSTRISCH:a) Austroasiatisch:Munda, Khasi, Khmerb) Austronesisch:Indonesisch: Javanisch, Sunda-Sprachen, Malaiisch, Madagas-sischOzeanisch: Melanesisch, Mikronesisch, PolynesischINDIANER-SPRACHEN:a) Nordamerikanisch:Athapaskisch, Irokesisch-Huronisch Algonkin, Comanche, Nava-jo, Hopi, Chopewa, Wintub) Mittelamerikanisch:Naua, Mayac) Sdamerikanisch:Karaibisch, Aurakanisch, Ketschua, Aymara, ChibchaSprachtypologieNach dem Typus des Sprachaufbaus kann m an u.a . folgende Klas-sifizierungen vornehmen13:a) Isolierende Sprachen: Die Gestalt der einzelnen Wrter bleibtunverndert, vllig unabhngig davon, was ihre Funktion im Satzist (z.B. Chinesisch, auch Englisch hat sich diesem Typus stark an-genhert).18

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    21/108

    b) Polysynthetische Sprachen: Alle bedeutungstragenden Elementewerden zu einer Wortform zusammengesetzt. Form al kann ein Satzoft aus nur einem Wort bestehen (z.B. Grnlndisch, die meistenIndianersprachen).c) Agglutinierende Sprachen: Der Wortstamm wird durch Prfixe,Infixe und Suffixe erweitert (z.B. Trkisch, Sumerisch).d) Flektierende Sprachen: Je nach Rolle des Wortes im Satz knnenWrter in ihrer Form verndert werden (z.B. indogermanische undsemitische Sprachen).

    Diese Unterscheidungen beruhen auf Vereinfachungen bzw. Ab-straktionen. Man kann daher eine bestimmte Sprache immer nurannhernd einem bestimmten Typus zuordnen.

    19

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    22/108

    Kapitel 2Aussagen zum Ursprungder Sprachen1. Evolutionistische berlegungenWer im Rahmen des Evolutionsmodells denkt, m uss glauben, dassdie menschlichen Sprachen im Lauf einer stammesgeschichtlichenEntwicklung entstanden seien. Die Sprachen mssten somit das Re-sultat einer Evolution aus primitivsten Uranfngen heraus sein.ber die Anfnge der menschlichen Sprachen ist viel spekuliertworden. Die ideologischen Grundvoraussetzungen waren dabeistets dieselben. Nachfolgend sei auf einige besonders w ichtige Vor-schlge hingewiesen, die im Verlauf der Geschichte des Darwinis-mus erwogen worden sind14 .

    Bei den z.T. als Spitznamen anm utenden Bezeichnungen handeltes sich um durchaus gebruchliche Begriffe. Wenn im folgendenwiederholt der Begriff Theorie verwendet wird, so heisst diesnich t, dass es sich um Theorien im wissenschaftstheoretischen Sinnhandelt. Der Ausdruck Theorie wird nur blicherweise in diesemZusammenhang so verwendet, wiewohl dies streng genommennicht korrekt ist.a) Die Wau-Wau-TheorieDiese Ansicht besagt, dass die ersten menschlichen Wrter Nach-ahmungen verschiedener Naturlaute gewesen seien. Aus diesenGrundbausteinen heraus h tten sich im weiteren die heutigen Spra-chen entwickelt. Charles Darwin selbst war ein Vertreter dieserAnsicht15.

    Bezglich dieses Ansatzes sei auf folgende wichtige Beobachtunghingewiesen: Nur relativ wenig Wrter einer bestimmten Sprachesind onomatopoetisch, d.h. lautmalerisch (z.B. Deutsch quiet-schen, zwitschern, Hebrisch baqbuq [= Flasche], daswohl den Klang beim Ausgiessen der Flssigkeit imitiert). Aber imPrinzip sind alle bekannten Sprachen arbitrre (willkrliche) Syste-20

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    23/108

    me, die mit Lautnachahm ung in den meisten Fllen nicht viel zu tunhaben. Im allgemeinen kann zwischen dem Klang eines Wortes undseiner Bedeutung kein Zusammenhang erkannt werden16. Wer sichnmlich vom Wortklang her leiten lassen will, um die Bedeutungeines Wortes zu erraten , knnte einige berraschungen erleben. Fol-gende Anekdote vermag diesen Sachverhalt etwas zu illustrieren:Ein Franzose war drauf und dran, seine unkonventionellen auto -didaktischen Hebrischstudien aufzugeben, weil er fand, dass dasHebrische so unwahrscheinlich viele dstere, traurige und unheim-liche Wrter enthalte, wie z.B. hu' sameach, hu' zoreach unddergleichen. Von seinem an sich bedauernswerten Vorhaben liess ersich schliesslich aber doch noch abhalten , als er endlich tro tz allemnoch auf ein lustiges und frhliches W ort stiess. Es lautete: 'umla-lah. Allerdings war es diesem Studierenden offensichtlich nichtgelungen, auch nur annhernd aus der Klangqualitt die Bedeu-tung der W rter zu erraten, hu* sameach heisst nmlich er freutsich, h u' zoreach er strahlt und "umlalah bedeutet sie ver-schmachtete!b) D ie Aua-TheorieDieser Meinung nach stehen an der Basis der Sprachen Aufschreieund durch Emotionen hervorgerufene Ausrufe.Diese Vermutung kann jedoch nicht ber das Niveau von Speku-lation hinausgehen. Man kann dafr keine gewichtigen Argumenteanfhren, weil natrlich keine Dokumente oder sonstige Quellenals Grundlage dienen knnen.c) Die H auruck-TheorieBei dieser Idee geht es um folgendes: Ausrufe bei gemeinsamen kr-perlichen Arbeiten seien der Ausgangspunkt der Sprachen gewesen.Hier kann man kritisch anfragen, ob nicht sprachliche Kommu-nikation prinzipiell bereits eine wichtige Voraussetzung fr gemein-sames Arbeiten sei.d) Die Ding-Dong-TheorieDieser Ansatz kann wie folgt umrissen werden: Jedes Ding habe sei-ne natrliche Resonanz. Analog bringe jede Vorstellung im Kopfeinen charakteristischen Klang hervor.

    21

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    24/108

    Diese Spekulation kann allerdings nicht erklren, warum dennfr ein und dasselbe Ding in verschiedenen Sprachen total unter-schiedlich klingende Wrter bestehen. Des weiteren gilt hier auchdas bereits unter Punkt a) bezglich der onomatopoetischen Wr-ter Gesagte.e) Die Tata-TheorieDie ersten Sprachversuche gehen gemss dieser Vorstellung aufNachahm ungen der Gebrdensprache durch die Zunge zurck. Sohabe man z.B. begonnen, mit der Zunge die Gebrde des Winkenszu imitieren.

    Mehr als Spekulation kann allerdings auch dieser Ansatz nichtsein, weil man Mhe haben wird, solche Spuren in den Sprachennachzuweisen, ohne bei der Auswahl von Belegbeispielen vlligwillkrlich zu verfahren.f) Die Trarabumm-TheorieDiese Theorie besagt, dass die Sprachen aus rituellen Tnzen undmagischen Beschwrungen entwickelt worden seien.Hier ist allerdings folgende Anfrage am Platz: Setzen solche T-tigkeiten aber nicht bereits schon artikulierte sprachliche Komm u-nikation voraus (vgl. Punkt c)?g) Die Singsang-TheorieHier geht es um die Ansicht, dass die Sprachen aus Gesngen her-vorgegangen seien.Auch hier handelt es sich um eine Vermutung ohne Beweise. Aufwelche Informationsquellen sollte man sich auch absttzen kn-nen?h) Die Theorie der MonogeneseZunchst einige Vorbemerkungen: Im Rahmen der historisch-ver-gleichenden Sprachwissenschaft (ihre Anfnge gehen auf das Endedes 18. Jah rhunderts zurck) entdeckte man am Beispiel vieler in-dogermanischer Sprachen folgende Tatsache: Je weiter man in derGeschichte dieser Sprachen zurckgeht, desto grssere hnlichkeithaben sie untereinander (Althochdeutsch und Altenglisch sind sichz.B. viel hnlicher als ihre modernen Nachfahren). Aus diesen Be-22

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    25/108

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    26/108

    Nebst den genannten gibt es, wie gesagt, noch weitere zumeisthnlich lautende Auffassungen. Auch durch diverse Kombinatio-nen kann die Anzahl der Anstze gewissermassen beliebig erhhtwerden, um die Entstehung der Sprachen evolutionistisch zu erkl-ren.Wie verschieden auch die diversen Anstze im einzelnen ausse-hen mgen, es bauen letztlich alle auf dem Prinzip auf, dass dieExistenz der Sprachen als Ergebnis eines Entwicklungsprozessesvon unten nach oben gedeutet werden muss.

    2 . Biblische AussagenDie Bibel bezeugt Gott als Schpfer der menschlichen Sprachen.Auch die Sprachbegabung des Menschen ist gemss der HeiligenSchrift das Ergebnis eines gttlichen Schpfungsaktes.Das Zeugnis des SchpfungsberichtesLaut dem Bericht der Genesis (1. Buch Mose) erschuf G ott den er-sten Menschen, Adam, mit einer von Anfang an voll funktionieren-den Kommunikationsfhigkeit:a) Sprachverstndnis von Anfang an1. Mose 2,16 und 17 berichten davon, wie Gott mit Adam, gleichnach seiner Erschaffung, einen Bund schloss (vgl. Hosea 6,7):Und der Ewige, Gott, gebot dem Menschen und sprach: Von je -dem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen. Aber vondem Baum der Erkenntnis des Guten und Bsen, davon sollst dunicht essen, denn an dem Tag, da du davon issest, wirst du gewiss-lich sterben.Somit war Adam gemss dieser Stelle von allem A nfang an in derLage, Gottes Sprechen zu verstehen, ohne dass er dies zuerst h ttelernen mssen.b) Sprechfhigkeit von Anfang anGemss 1. Mose 2, 23 war Adam von Anfang an auch fhig, sichdurch eine artikulierte Sprache auszudrcken. Dies geschah nocham selben Tag1*, da er ins Dasein gekommen war (vgl. 1. Mose 1,26-31).24

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    27/108

    c) Befhigung zur Neubildung von WrternAus 1. Mose 2,19 bis 20 geht hervor, dass Adam vom lag seiner Er-schaffung an in der Lage war, neue Wrter zu erfinden und somitsein Vokabular durch sogenannte Neologismen zu erweitern undzu bereichern:Der Ewige, Gott, hatte ja aus dem Erdboden alle Tiere des Fel-des und alle Vgel des Himmels gebildet, und so brachte er sie nunzu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen wrde. Und wieirgend der Mensch ein lebendes Wesen nennen wrde, so sollte seinName sein. Und der Mensch gab Nam en allem Vieh und den V-geln des Himm els und allen Tieren des Feldes.

    Somit war der M ensch von Anfang an in die Lage versetzt wor-den, im Bereich der Semantik die Sprache zu erweitern und zu be-reichern.d) Dichterische Begabung1. Mose 2,23 zufolge konnte Adam von Anfang an m it seiner Spra-che sogar poetisch um gehen ". Seine Frau gab ihm dazu Anlass. Alser sie zum erstenmal sah - dies geschah, wie bereits darauf verwie-sen, noch am sechsten Schpfungstag (!) - da war er dermassenberwltigt von ihr, dass er sich gar dichterisch zu artikulieren be-gann:Diese ist endlich Gebein von meinen Gebeinenund Fleisch von meinem Fleisch.Diese soll Mnnin (hebr. fischah)heissen,denn von dem Manne (hebr. tfisch) ist diese genomm en.Poesie ussert sich zu einem gewichtigen Teil durch einen knstle-risch-kreativen Umgang mit der Syntax. Gerade in der alttesta-mentlichen Dichtung ist dies brigens besonders augenscheinlich,da sich hier die Syntax bedeutend von der Alltagssprache unter-scheidet20.Das Zeugnis in 1. Mose 111. Mose 2 zufolge erschuf Gott anfnglich eine Sprache fr denMenschen. Der Bericht, wie Gott weitere Sprachen erschuf, findetsich in 1. Mose 11,1-9:

    25

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    28/108

    Und die ganze Erde hatte eine Sprache und einerlei Worte.Und es geschah, als sie nach Osten zogen, da fanden sie eine Ebeneim Land Sinear und wohnten dort. Da sprachen sie einer zum an-dern: Auf, lasst uns Ziegel streichen und hart brennen! Der Ziegeldiente ihnen als Stein, und der Asphalt diente ihnen als Mrtel. Siesprachen: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessenSpitze an den Himmel reiche, und m achen wir uns einen Nam en,dass wir nicht zerstreut werden ber die ganze Erde!Da fuhr der Ewige herab, um die Stadt und den Trm zu besehen,die die Menschenshne bauten. Daraufsprach der Ewige: Siehe siesind e i n Volk, und haben alle eine Sprache, und dies haben sieangefangen zu tun; und nun wird ihnen nichts verwehrt w erden,was sie zu tun ersinnen. Auf, lasst uns herabfahren und dort ihreSprache verwirren, dass sie einer des andern Sprache nicht verste-hen! Da zerstreute sie der Ewige von dort aus ber die ganze Erde.So hrten sie auf, die Stadt zu bauen. Darum gab man ihr den Na-men Babel (= hebr. Verwirrung), weil der Ewige dort die Spracheder ganzen Erde verwirrt hatte. Und von dort zerstreute sie der Ewi-ge ber die ganze Erde.Einige Bemerkungen zu diesem Text:a) Die Bibel datiert dieses Ereignis in die erste Zeit nach derSintflut21 . Diese Beschreibung will uns die erste nachsintflutlicheFrh- und Hochkultur vorstellen. Beachtlich ist in diesem Zusam-menhang die Feststellung namhafter Archologen, dass die frheHochzivilisation im Zweistromland (4. /3 . Jahrtausend v.Chr.)pltzlich entstanden sei, ohne fassbare Entwicklung aus primitiv-sten Anfngen heraus". Man muss in diesem Zusammenhangwahrlich von dem Phnom en einer regelrechten Kulturexplosionsprechen.b) Bei dem Trm handelte es sich um einen Bau, der im Zusam-menhang mit Gtzendienst und Okkultismus stand (vgl. Jesaja47,12). Im Zweistromland wurden spter noch zahlreiche solcheTrme nach dem Vorbild des ersten errichtet. Im Akkadischennann te man diese Trme ziqquratu(m) (= Bergspitze, Gip-fel, abgeleitet vom Verb zaqqaru(m) = hoch sein).c) Das mit verwirren bersetzte hebrische Wort balal hatdie Grundbedeutung vermengen oder vermischen. Es wird imAlten Testament an manchen Stellen verwendet, wenn es spezifisch26

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    29/108

    um Vermengung von l mit M ehl geht (z.B. 2. Mose 29,40; 4. Mose15,4 etc.). Eine solche Vermengung von l mit Mehl fhrt bekannt-lich zu einem unentwirrbaren Ergebnis. Daraus erklrt sich die se-kundre Bedeutung von balal im Sinne von verwirren23.Die Aussage, dass Gott in Babel die eine Ursprache verwirrt hat-te, bedeutet, dass Gott durch Erschaffung verschiedener neuerSprachen die ursprngliche E inheit zerstrt und eine Situation dertotalen Verwirrung herbeigefhrt hatte, die zur Aufteilung in ver-schiedene Gruppen fhrte.d) Die Erschaffung der Ursprachen von Babel fhrte gemss 1.Mose 10 zur Aufteilung der Menschheit in verschiedene Nationen

    (vgl. 1. Mose 10,5+20+31-32; Kapitel 10 greift chronologisch vor-aus!).Wer den Anspruch der Bibel, Gottes Wort zu sein (vgl. 2. Tim o-theus 3,16), ablehnt, wird, zumindest im grossen und ganzen, diesebiblischen Aussagen als Ausdruck menschlicher religiser Phanta-sie ablehnen. Somit stehen im M oment Aussagen gegen Aussagen.Wie kann man diese Aussagen berprfen?Wir haben nun evolutionistische und biblische Aussagen ber denUrsprung der Sprachen einander gegenbergestellt. Wie kann m ansie nun auf ihren Wahrheitsgehalt berprfen?Wir knnen nicht mehr in die Vergangenheit zurckkehren, umzuzusehen, wie die Sprachen entstanden sind. Die Mglichkeit derdirekten B eobachtung ist uns in dem Sinn vllig verschlossen. Aberaus der Wissenschaftstheorie bietet sich in solchen Fllen die Me-thode der Deduktion an24 :Von jedem Standpunkt aus, lassen sich durch Logik Schlussfol-gerungen ziehen, die mit uns zugnglichem Faktenmaterial vergli-chen und kontrolliert werden knnen.Ein S tandpunkt, dessen durch Ableitung vorausgesagte Sachver-halte einer Prfung nicht standhalten, verdient, als dadurch wider-legt betrachtet zu werden. Ein Standpunkt, dessen Voraussagensich mit dem untersuchbaren Faktenmaterial deckt, verdient, wis-senschaftlich ernst genommen und als besttigt betrachtet zu wer-den.Mit dem Begriff Faktenmaterial meine ich in unserem Zusam-menhang insbesondere die bekannten Daten ber die alten und mo-

    27

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    30/108

    dernen Sprachen der Welt, die aus Dokumenten u nd/oder aktuellerSprachbentzung gewonnen werden knnen.

    Unsere Vorgehensweise sieht einfach skizziert folgendermassenaus:

    Evolutionslehre""biblische Aussagen Deduktion s

    Besttigung/Widerlegung

    abgeleiteteSachverhalte

    >Faktenn

    Prfung

    lalcilai

    3 . Schlussfolgerungen (Deduktionen) ausder Sicht der Evolutionslehre1. Aus der Sicht der Evolutionslehre m sste man logischerweise er-warten, dass die ltesten bekannten Sprachen der Welt im Vergleichzu den modernen Sprachen der hochzivilisierten Lnder des 20.Jahrhunderts (bedeutend) primitiver waren.2. Folgerichtig msste im Lauf der Geschichte einer bestimmtenSprache eine (stete) Hherentwicklung auf allen Ebenen des Code-Systems festgestellt werden knnen.3. Der Standpunkt des Darwinismus legt nahe, dass die Sprachender Stmme und Volksgruppen auf tiefer Zivilisationsstufe, im Ver-gleich mit den Sprachen der modernen Hochkulturen, (bedeutend)primitiver sein mssen.28

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    31/108

    4 . Schlussfolgerungen (Deduktionen) ausden biblischen Aussagen1. Die Aussagen der Bibel ber den Ursprung der Sprachen zwingeneinen zum Schluss, dass die ltesten Sprachen der Welt strukturellbesonders hochstehend und komplex sein mssen, da sie ja , gemssdem Zeugnis der Heiligen Schrift, als Schpfungswerk aus derHand Gottes hervorgegangen sind und dem Zeitpunkt der Erschaf-fung am nchsten stehen. Was aus der Hand Gottes hervorgeht,muss, wie z.B. der Bericht in 1. Mose 1 eindringlich bezeugt, stetssehr gut sein (1. Mose 1,31; vgl. 1,4.10.12.19.21.25).2. Es ist damit zu rechnen, dass eine Sprache im Lauf ihrer Ge-schichte Zerfallserscheinungen unterliegt. Gemss Rmer 8,20 istdie ganze (!) Schpfung (durch den Sndenfall Adam s) dem Gesetzder Vergnglichkeit verfallen. Es heisst dort: Denn die Schpfungist der Vergnglichkeit unterworfen worden....Aber Vorsicht! Es ist wichtig, folgendes gut zu beachten: Wie-wohl vom biblischen Standpunkt aus mit einem Zerfall innerhalbder Sprachen zu rechnen ist, braucht dies nicht unbedingt au f alleEbenen des sprachlichen Code-Systems zuzutreffen:a) Es ist denkbar, dass im Bereich des Vokabulars unter Um stn-den m it Fortschritten zu rechnen ist, da der Mensch prinzipiell zurBildung von neuen Wrtern (Neologismen) befhigt worden ist.Allgemein kann sogar gesagt werden, dass prinzipiell im Bereichder Semantik Verfeinerungen, Bereicherungen und Aufwrtsent-wicklungen durchaus erwartet werden knnen, obwohl dies nichtzwingend ist, d.h . dass man auch mit Verarmung bzw. Abw rtsent-wicklung rechnen kann.b) Wir haben gesehen, dass der Mensch gemss 1. Mose 2 vonAnfang an mit poetischen Fhigkeiten ausgerstet worden ist. Da-bei haben wir festgestellt, dass diese Fhigkeiten zu einem gewichti-gen Teil durch eine knstlerisch-kreative Wirksamkeit im Bereichder Syntax zum Ausdruck kom mt. D aher muss man erwarten, dassim Verlauf der Geschichte einer bestimmten Sprache unter U mstn-den bereichernde Entwicklungen auf der Ebene der Syntax festge-stellt werden knnten.c) In den Dom nen der Sem antik und Syntax sind also nebst Ab-

    29

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    32/108

    wrtsentwicklungen unter Umstnden auch (bedeutende) Auf-wrtsentwicklungen zu erwarten. Es bleiben nun noch die beidenuntersten Ebenen des Sprachsystems, wenn wir, wie bereits frherangetnt, in unserem Zusammenhang von der Graphemik absehen:die Morphologie und die Phonologie. Diese Bereiche entziehen sichin besonderem Masse dem kreativen Umgang mit der Sprache. (Werkme denn schon auf den Gedanken z.B. im Deutschen urpltzlichKasusformen eines Lokativs, Instrumentals, quativs oder Voka-tivs etc. einfhren zu wollen?) Somit mssten speziell in diesen Be-reichen die bedeutendsten Zerfallserscheinungen zu finden sein!3. Der Standpunkt der Bibel zwingt nicht zur Annahme, dass dieSprachen von Eingeborenenvlkern primitiver sein mssen als dieSprachen der Hochkulturen. Ihre Sprachen sind der HeiligenSchrift zufolge genauso aus der Schpferhand Gottes hervorgegan-gen wie die Sprachen der hochzivilisierten Nationen.Vorstellbar wre es allerdings, dass je nach Sprache der Zerfallschneller vor sich gegangen sein knnte. Aber genau das Umge-kehrte ist auch denkbar. Jedenfalls wre es ganz einfach zu erkl-ren, wenn gewisse Eingeborenensprachen strukturell sogar komple-xer als abendlndische Sprachen wren. Prinzipiell kann man vonden Aussagen der Bibel ausgehend fr beide Mglichkeiten offensein.In den folgenden Kapiteln wollen wir nun die beiden einanderentgegengesetzten Standpunkte im Rahm en dreier Untersuchungeneinem Test unterziehen.

    30

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    33/108

    Kapitel 3Erste Untersuchung:Die ltesten Sprachen der WeltDie ltesten bekannten Sprachen sind das Sumerische, das gypti-sche und das Akkadische. Die frhesten erhaltenen Sprachzeugnis-se fhren uns in die Zeit von etwa 3100 v. Chr. zurck. Es ist somitmglich, anhand des zugnglichen Faktenmaterials ungefhr 5100Jahre in die Vergangenheit der Sprachgeschichte zurckzugehen.Es stellt sich nun die Frage, ob diese Sprachen im Vergleich zuden modernen Sprachen des 20. Jahrhunderts besonders primitivund einfach bzw. usserst komplex und hochstehend sind.Wir werden dies im folgenden speziell im Bereich der Formenleh-re (Morphologie) untersuchen. N atrlich ist die Ebene der Phono-logie damit eng verbunden, da sie die Grundlage der erstgenanntenSprachebene ist. Aus diversen G rnden werden sich diese Bereichefr unsere Untersuchung als usserst aufschlussreich erweisen. An-schauliche Daten knnen jeweils besonders dem Nominal- und demVerbalsystem entnommen werden.1. Das Sumerische

    m * OteSEIBeispiele

    = ku= gud= ansu= se= dingir= utu= apin= e= lu

    sumerischer

    = Fisch= Ochse= Esel= Korn= Gott, Himmel= Sonne, Tag, Licht= bebauen, pflgen= Haus= Mann

    Keilschrift, um 2800 v. Chr., mitUmschrift und deutscher bersetzung.31

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    34/108

    Die frhesten berlieferungen in sumerischer Sprache25 gehen aufdie Zeit von etwa 3100 v. Chr. zurck. Diese Zeugnisse stammen ausSdmesopotamien. Es handelt sich um keilinschriftliche Doku-mente.Um ca. 2000 v. Chr. starb das Sum erische als gesprochene Spra-che aus. Es musste dem Akkadischen weichen. Als geschriebeneSprache vermochte sich das Sumerische allerdings noch sehr langezu halten. Die jngsten berlieferungen stamm en aus dem 1. Jah r-hundert n. Chr. Die sumerische Sprachgeschichte kann somit bereinen Zeitraum von mehr als 3100 Jahren verfolgt werden.Perioden der SprachgeschichteDie Sprachgeschichte des Sumerischen kann in vier verschiedenePerioden gegliedert werden:a) Archaisches Sumerisch: ca. 3100-2500 v. Chr.b) Altsumerisch bzw. Klassisches Sumerisch: ca. 2500-2300 v.Chr.c) Neusumerisch: ca. 2300-2000 v. Chr.

    d) Postsumerisch: ca. 2000 v. Chr.-l. Jahrh. n. Chr.Zur Wiederentdeckung des SumerischenDie Entzifferung keilinschriftlicher Texte erfolgte in den erstenJahrzehnten des 19. Jahrhun der ts. Dabei wurden drei Sprachen neuentdeckt: Akkadisch, Altpersisch und Elamisch. Aber erst als dieKenntnis des Akkadischen einigermassen fortgeschritten war, wur-de man sich der Tatsache bewusst, dass es noch eine weitere keilin-schriftlich berlieferte Sprache gab: das Sumerische.Zur Einordnung des SumerischenBis heute konnte, wie schon an frherer Stelle ange tnt, keine Ver-wandtschaft des Sumerischen mit irgendeiner anderen Sprache derWelt nachgewiesen werden.

    Sprachtypologisch gesehen, ist Sumerisch eine agglutinierendeSprache. Dies zeigt sich u.a. darin, dass im Sumerischen, gemssusserst komplexen, aber genau festgelegten Regeln, eigentlicheMorphemketten gebildet werden.

    32

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    35/108

    Bemerkungen zum NominalsystemDas Nom en unterscheidet sich formal durch nichts von einem Verb.So kann z.B. das Wort dug26 , wenn es fr sich allein steht, sowohlRede als auch reden bedeuten. Der Unterschied wird aberdurch die Syntax und durch diverse Zustze deutlich.Ein gramm atisches Geschlecht gibt es fr das Nomen nicht. Da-fr kennt man ein Zweiklassensystem, das Nomina entweder einersog. Personen- bzw. Sachklasse zuweist.Es wird zwischen Singular und Plural unterschieden. Der Pluralwird entweder durch die Suffixe -me (bzw. me + esh),-hia, und -ene, oder durch Reduplikation bezeichnet (z.B.kur = Berg, kur-kur = Berge).Ferner existiert ein umfassendes Kasussystem (die Bindestriche inden Transkriptionen erleichtern dem Leser, die einzelnen Morphe-me zu erkennen):a) Der Nominativus absolutus hat keine zustzliche Endung(z.B. kur = Berg),b) Den Agentiv erkennt m an am Suffix -e . Subjekte von fini-

    ten transitiven Verben stehen im Agentiv (z.B. lugal-e =Knig).c) Der Genetiv wird durch das Suffix ak bzw. k bezeichnet(z.B. dumu-an-ak-e = Kind von An).d) Der Dativ: Dieser Kasus wird oft durch das Suffix -ra be-zeichnet (z.B. en-ra = dem Herrn).e) Der Lokativ ist am Suffix -a erkenntlich (z.B. e-a = imHaus).f) Der Lokativ-Terminativ der unmittelbaren Nhe: Dieser Ka-sus besitzt das Suffix -e (z.B. ka-e = neben der Tr).g) Der Terminativ: Durch -sehe, -esche oder esch wirdeine Richtung ausgedrckt (z.B. an-sche = zumHimmel).h) Der Komitativ: Das Suffix lautet -de bzw. -da (z.B. la-gascha-da = mit Lagasch),i) Der Ablativ-Instrumental: Die Postposition lautet hier -ta(z.B. kur-ta = vom Bergland),k) Der qativ: Dieser Kasus wird in der lteren Sprachstufedurch -gim ausgedrckt (z.B. a-gim = wie Wasser.Hinzu komm en noch weitere (!) Kasusformen, u.a. der Vokativ.

    33

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    36/108

    Bemerkungen zum VerbalsystemDas sumerische Verbalsystem besitzt eine beraus komplexe und ex-trem komplizierte Struktur.Es steht eine beeindruckend grosse Zahl von Prfixen, Infixenund Suffixen zur Verfgung. M it Hilfe dieser sprachlichen Elemen-te knnen Verbalinhalte auf usserst przise Art und Weise zumAusdruck gebracht werden. So gibt es z.B. Elemente, durch die Per-son, Zahl, Tempus (Prsens, Futur, Prteritum und Permansiv),Modus (Indikativ, Optativ, Prohibitiv, Prekativ, Kohortativ, Pro-spektiv, Imperativ) und Diathese (aktiv, passiv, reflexiv) bezeichnetwerden. Ferner knnen Aspekte (Punktual, Durativ) ausgedrcktwerden. Es gibt auch Mglichkeiten, In tensitt, Richtung, Relationund Objektsbeziehung der Handlung durch gebundene Morphemezu verdeutlichen. Die Reihenfolge der Kettenbildung geschiehtnach streng festgelegten grammatischen Regeln. Es knnen Tausen-de von verschiedenen Verbalformen gebildet werden!Den interessierten Leser, der sich gerne nher ber die sumeri-sche Sprache informieren mchte, verweise ich auf die im Literatur-verzeichnis (im Anhang) aufgefhrten Grammatiken von Poebel,Falkenstein und Delitzsch.2 . Das AkkadischeDie ltesten akkadischen Dokum ente stamm en aus der Zeit von ca.2500 v. Chr. Sie sind in Keilschrift berliefert. Die Akkader ber-nahmen die Schrift der Sumerer. Allerdings war sie zur W iedergabeihrer Sprache recht ungeeignet. Akkadisch ist ja , wie schon an fr-herer Stelle erwhnt, eine semitische Sprache und damit strukturellganz anders aufgebaut als das Sumerische.Die jngsten berlieferungen auf akkadisch stammen aus derZeit um 70 n. Chr. Som it kann diese Sprache ber einen Zeitraumvon annhernd 2600 Jahren untersucht werden.Zur Einordnung des AkkadischenTypologisch gesehen, handelt es sich beim Akkadischen27 , wie beiallen semitischen Sprachen, um eine flektierende Sprache. Gegen-ber den anderen semitischen Sprachen weist das Akkadische aller-dings gewisse Eigenheiten auf. Es hat eben grosse Beeinflussungen34

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    37/108

    durch das Sumerische erlitten, weil die Akkader kulturell stark vonden Sumerern abhngig waren. Zudem hatten sich die beiden Vl-ker allmhlich vllig miteinander vermischt.

    ^ATff^HHFaM

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    38/108

    Perioden der Sprachgeschichtea) Altakkadisch: ca. 2500-2000 v. Chr. Nachher teilt sich dasAkkadische in zwei Dialekte auf:b) 1. Altbabylonisch: ca. 2000-1500 v. Chr. (klassisches Akka-disch!)2. Altassyrisch: ca. 19. und 18. Jahrh. v. Chr. (wenige In-schriften aus dieser Zeit erhalten)c) 1. Mittelbabylonisch: ca. 1500-1000 v. Chr.2. Mittelassyrisch: ca. 1500-1000 v. Chr.d) 1. Neubabylonisch: ca. 1000-500 v. Chr.2. Neuassyrisch: ca. 1000-612 v. Chr. (612 = Untergang desassyrischen Reiches)e) Sptbabylonisch: ca. 500 v. Chr.-70 n. Chr.

    Im folgenden sollen das Nominal- und das Verbalsystem relativausfhrlich zur Sprache kommen2*.Zum NominalsystemDas akkadische Nominalsystem kennt zwei Geschlechter (maskuli-num und femininum), drei Numeri (Singular, Plural und Dual),einen Status rectus und einen Status constructus, sowie drei Flle(Nominativ, Genetiv und Akkusativ).Damit man sich eine konkretere Vorstellung von den Deklinatio-nen im Akkadischen machen kann, soll das Wort kalbum(Hund) bzw. kalbatum (Hndin) als Illustrationsbeispieldurchexerziert werden (die in der Transkription verwendeten Binde-striche sollen dem Leser die Formenbildung etwas verdeutlichen):Status rectus, Maskulinum:Singular: Plural:Nom inativ: kalb-um kalb-uGenetiv: kalb-im kalb-iAkkusativ: kalb-am kalbiStatus constructus, Maskulinum:Singular: Plural:Nom inativ: kalab kalb-36

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    39/108

    Genetiv: kalb-i kalb-iAkkusativ: kalab kalb-ikalab bedeutet Hund des. Der Gebrauch des Status construc-tus wird an folgendem Beispiel deutlicher: kalab wardim = derHund des Sklaven (wardim = Gen. von wardum).Status rectus, Femininum:Singular:Nominativ: kalb-at-umGenetiv: kalb-at-imAkkusativ: kalb-at-amStatus constructus, Femininum:Singular:Nominativ: kalb-atGenetiv: kalb-at-iAkkusativ: kalb-at

    Plural:kalb-t-umkalb-t-imkalb-t-imPlural:kalb-tkalb-t-ikalb-t-i

    Zum Dual: Hier werden keine Geschlechter unterschieden. Als Bei-spiel folgt das Wort sepn = beide Fsse.Nominativ: sepnGenetiv: sepinAkkusativ: spnZum VerbalsystemDas Verbalsystem im Akkadischen ist beraus komplex. Anhanddes regelmssigen Verbes parasum (= scheiden) mchte ichdem Leser einen gewissen Eindruck von den grossartigen morpho-logischen Mglichkeiten dieser Sprache vermitteln.Man unterscheidet verschiedene Verbalstmme. Es folgen zu-nchst die Formen des Grundstammes (= G-Stamm):1. Der G-Stamm:a) Prteritum:Das Prteritum drckt eine punktuelle Vergangenheit aus (z.B.iprus = er schied).

    37

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    40/108

    M an beachte folgendes: In den Verbaltabellen werden die Perso-nen in anderer Reihenfolge aufgefhrt, als dies im Deutschen b-lich ist: nm lich: 3./2. /1. Person. Die 3. und 2. Person werden zu-dem fr M askulinum und Femininum gesondert aufgefhrt, da siez.T. formal unterschieden werden knnen.Singular:i-prusi-prusta-prusta-prus-ia-prus

    (3. Pers. M.)(3 . Pers. F.)(2. Pers. M.)(2. Pers. F.)(1. Pers.)

    Plural:i-prus-i-prus-ta-prus-ta-prus-ni-prus

    (3 . Pers.(3 . Pers.(2. Pers.(2. Pers.(1. Pers.)

    M.)F.)M.)F.)b) Prsens:Das akkadische Prsens kann Verschiedenes ausdrcken: Gegen-wrtiges, Zuknftiges, Modales (knnen, wollen, drfen) und D u-ratives (in Gegenwart und Vergangenheit). So bedeutet z.B. ipar-ras u.a . er scheidet, er wird scheiden, er will scheiden oderer pflegte zu scheiden. Man bedenke in diesem Zusam menhang,dass Mehrdeutigkeit sprachlicher Ausdrcke meistens durch kon-textuelle Faktoren neutralisiert werden29.Singular: Plural:i-parras i-parras-i-parras i-parras-ta-parras ta-parras-ta-parras-i ta-parras-a-parras ni-parrasc) Perfekt:Das Perfekt bezeichnet soeben Vollendetes, das bis in die Gegen-wart hinein Wirkung hat. Nebst Prfixen und Affixen wird hierauch noch ein Infix verwendet (t). iptaras z.B. bedeutet ungefhrer hat soeben geschieden.Singular: Plural:i-ptaras i-ptars-i-ptaras i-ptars-38

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    41/108

    ta-ptarasta-ptars-ia-ptaras

    ta-ptars-ata-ptars-ni-ptarasEs folgen nun die Formen des Passiv-/Reflexiv-Stammes (N-Stamm):2. Der N-Stamm:a) Prteritum:ipparis z.B. bedeutet er wurde geschieden.Singular: Plural:i-ppris i-ppars-i-pparis i-ppars-ta-pparis ta-ppars-ta-pparis-T ta-ppars-a-pparis ni-pparisb) Prsens:Singular:i-pparrasi-pparrasta-pparrasta-pparras-ia-pparras

    c) Perfekt:Singular:i-ttaprasi-ttaprasta-ttapras _ta-ttapras-ia-ttapras

    Plural:i-pparras-i-pparras-ta-pparras-ta-pparras-ni-pparrasPlural:i-ttapras-i-ttapras-ata-ttapras-ta-ttapras-ni-ttapras

    Es folgen die Formen des Faktitiv-Stammes (D-Stamm). DieserVerbalstamm drckt meistens die Herbeifhrung des durch den G-Stamm ausgedrckten Vorgangs bzw. Zustands aus.

    39

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    42/108

    3. Der D-Stamm :a) Prteritum:Singular:u-parrisu-parristu-parristu-parris-iu-parrisb) Prsens:Singular:u-parrasu-parrastu-parrastu-parras-iu-parrasc) Perfekt:Singular:u-ptarrisu-ptarristu-ptarristu-ptarris-iu-ptarris

    Plural:u-parris-u-parris-tu-parris-tu-parris-nu-parris

    Plural:u-parras-u-parras-tu-parras-tu-parras-nu-parras

    Plural:u-ptarris-u-ptarris-tu-ptarris-tu-ptarris-nu-ptarris

    Es folgen die Formen des Kausativ-Stammes (S-Stamm). M it die-sem Stamm wird das Veranlassen des durch den G- Stamm ausge-drckten Vorgangs zum Ausdruck gebracht.4. Der S-Stamm:a) Prteritum :Singular:u-saprisu-^apristu-sapristu-sapris-iu-sapris

    Plural:u-saprisu-sapristu-sapris-tu-sapris-nu-sapris

    40

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    43/108

    b) Prsens:Singular: Plural:u-sapras u-sapras-u-sapras u-sapras-tu-sapras tu-sapras-tu-sapras-i tu-sapras-u-Sapras nu-s'aprasc) Perfekt:Singular: Plural:u-stapris u-stapris-u-kapris u-stapris-tu-stapris tu-Stapris-atu-stapris-i tu-stapris-au-stapris nu-staprisNeben den Formen des Prteritum, Prsens und Perfekt kennt dasAkkadische ferner den sogenannten Permansiv, mit dem Zustndeohne Bercksichtigung der Zeitstufe beschrieben werden. Es folgendie Parad igmata im G-Stamm. paris kann z.B. mit er ist einer,der scheidet bersetzt werden.4. Der Permansiv (G-Stamm ):Singular: Plural:paris pars-pars-at pars-pars-ta pars-tunupars-ti . pars-tinapars-ku pars-nu5. Der Subjunktiv:Im Prteritum, Prsens, Perfekt und Permansiv knnen in allenVerbalstmmen Subjunktivformen gebildet werden. An die en-dungslosen Verbformen wird dabei das Suffix -u angehngt. DerSubjunktiv kennzeichnet das Verb in Nebenstzen. So lautet z.B.die Form iprus (= er schied) im Subjunktiv iprusu.

    41

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    44/108

    6. Der Ventiv:In allen vier Tempi bzw. Aspekten (Prteritum, Prsens, Perfektund Permansiv) und in allen Verbalstmmen knnen Ventivformengebildet werden. Dabei werden an die Verba die Suffixe -am,-m bzw. -nim angehngt. Der Ventiv vermag etwas ber dieBewegungsrichtung der durch das Verb ausgedrckten Handlungauszudrcken (zu mir/ her) . Als reprsentatives Beispiel folgendie Formen des Prteritum im G-Stamm. iprusam z.B. bedeutetwrtlich er schied her.Singular: Plural:i-prus-am i-prus--nimi-prus-am i-prus--nimta-prus-am ta-prus--nimta-prusi-m ta-prus--nima-prus-am ni-prus-am7. Der Imperativ:Die Imperativformen betreffen die 2. Person, im Singular werdendie Geschlechter formal unterschieden. In allen Verbalstmmenknnen Imperativformen gebildet werden. Als Beispiel folgen nurdie Formen des G-Stammes:Singular: Plural:purus (M.) purs- (M.)purs-i (F.) purs- (F.)8. D as Partizip:Beim Partizip werden zwei Geschlechter (M askulinum und Femini-num), Singular und Plural, Status rectus und Status constructusund die Kasusformen Nominativ, Genetiv und Akkusativ unter-schieden. Ferner ist zu betonen, dass das Partizip von allen Verbal-Stmmen aus gebildet werden kann. Die maskulinen Nominativ-formen im Singular lauten folgendermassen:G-Stamm: pris-umN-Stamm: mu-ppars-umD-Stamm: mu-parris-umS-Stamm: mu-sa-pris-um42

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    45/108

    9. Der Infinitiv:Von allen Verbalstmmen aus kann ein Infinitiv konstruiert wer-den. Ferner wird oft auch eine Deklination desselben im Genetivverwendet.G-Stamm: parsumN-Stamm: naprusumD-Stamm: purrusumS-Stamm: suprusum10. Die Gt-, Dt- und St-Stmme:Das akkadische Verb kennt fr alle Tempi bzw. Aspekte, Partizi-pien, Imperative und Infinitive der G-, D- und S-Stmme Formenmit einem ta-Infix. Durch dieses Bildeelement entstehen neue Ver-balstmm e. Im G t-Stamm wird die Handlung als reziprok oder alsein nachfolgender Vorgang beschrieben, iprus (er schied) z.B.,lautet mit ta-Infix iptaras = er schied daraufhin. Die Plural-form iptaras kann sie schieden einander bedeuten. Die Dt-und St-Stmme haben passivische Bedeutung.11. Die Gtn-, Ntn-, Dtn- und Stn-Stmme:Durch das Einschieben eines tan-Infix in den G-, N-, D- und S-Stamm (in allen Tempi, Partizipien etc.) entstehen vier weitere Ver-balstmme. Diese Stmm e haben iterative Bedeutung. E in Beispielmag klrend wirken: iparras (= er scheidet) mit tan-Infix lau-tet iptanarras und bedeutet er scheidet immer wieder.12. Pronominalsuffixe:Ein weiteres interessantes Merkmal des akkadischen Verbes ist dieTatsache, dass Pronomen im Dativ und Akkusativ in Form vonSuffixen angehngt werden knnen. D adurch knnen recht kompli-zierte Formen entstehen. Ein Beispiel mag hier von Nutzen sein:atrudakkussu bedeutet ich sandte ihn zu dir (= 1. Pers. Sing.Prteritum von taradum im Ventiv, mit Dativ- und Akkusativ-suffix).13. Wunschformen:Nebst dem Imperativ kennt das Akkadische diverse Wunschfor-men:

    43

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    46/108

    a) Prekativ: Er wird durch das Prfix li- bei der 3. Person gebil-det (z.B. liprus = er soll scheiden).b) Voluntativ: Dies ist eine Wunschform der 1. Person Singular.Diese Form wir durch das Prfix lu- gebildet (z.B. luprus =ich will scheiden).Somit ergeben sich auch fr das Akkadische wieder Tausendevon verschiedenen mglichen Verbalformen. Sieht man von denPronominalsuffixen einmal ab, so komm t man auf annhernd 1000verschiedene Formen. Zhlt man die Pronominalsuffixformen mit,so wird die genannte Zahl durch die vielen Kom binationsmglich-keiten gewaltig vervielfacht.3 . Das gyptischeMit gyptisch ist hier nicht der heute in gypten gesprochene ara-bische Dialekt gemeint. Es geht um die von den alten gyptern be-nutzte Sprache.Die ltesten schriftlichen Dokum ente der alten gypter stammenaus der Zeit der 1. D ynastie, ca. 2900 v. Chr.30. Diese Zeugnisse sindfast alle in Hieroglyphenschrift verfasst.Die jngste Sprachstufe des gyptischen ist unter der Bezeich-nung Koptisch bek ann t. Lange glaubte man, dass das Koptische voreinigen Jahrh underten ausgestorben sei. Doch 1936 entdeckte Vy-cichl, dass es noch immer gewisse Drfer in Obergypten gab, dienach wie vor eine lebendige Tradition des Koptischen erhaltenhatten31! Somit ist die Sprachgeschichte des gyptischen ber ca.5000 Jahre hinweg erforschbar.

    Einige Knigsnamen in gyptischer HieroglyphenschriftSchreibung Umschrift bliche Wiedergabe

    Imn-htp AmenophisDhwtj-ms ThotmosisHi.t-Sps.wt Hatschepsut

    44

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    47/108

    Schreibung Umschriftih-n-ItnTwt-'nh-Imn

    bliche WiedergabeEchnatonTutanchamun

    R'-ms-s RamsesTihrwkPsmtkTirjwb

    TaharkaPsammetichDarius

    Ptrwmjs Ptolemaios

    Perioden der SprachgeschichteDas gyptische kann in folgende Perioden eingeteilt werden32:a) Frhgyptisch: 1.-2. Dynastie, ca. 2900-2620 v. Chr. (kurze,schwer verstndliche Inschriften)b) Altgyptisch: 3.-10. Dynastie, ca. 2620-2100 v. Chr.c) Mittelgyptisch: 11.-13. Dynastie, ab 2100 v. Chr. (sehr nahebei den ltesten Sprachstufen; als klassische Sprache noch bisin die Ptolemerzeit verwendet; durch ins Altgyptische ein-gedrungene Vulgarismen entstanden; Grundlage der moder-nen Grammatik)d) Neugyptisch: 18.-26. Dynastie (diese Sprachstufe brachtegrosse Vernderungen in der Syntax)e) Demotisch: ab der 26. Dynastie, 7. Jahrh. v. Chr.-l. Jahrh.n. Chr.f) Koptisch: 2.-20. Jahrh. n. Chr.

    45

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    48/108

    Zur Wiederentdeckung der HieroglyphenschriftViele Jahrhunderte hindurch war die Kenntnis der Hieroglyphen-schrift in vllige Vergessenheit geraten. Die Entzifferung dieser lan-ge als mysteris gegoltenen Zeichen gelang erst im letzten Jahrhun-dert. D ank der Entdeckung des Steines von Rosetta (1799), einer indrei verschiedenen Schriften abgefassten Inschrift (hieroglyphisch,demotisch und griechisch), gelang es dem jungen Franzosen J.F.Champollion um 1822, die harte Nuss zu knacken.Zur Einordnung des gyptischenDie Sprache der alten gypter stellte sich als eine hamito-semiti-sche Sprache heraus. Das gyptische nimmt dabei gewissermasseneine Mittelstellung zwischen den semitischen (z.B. Akkadisch, He-brisch) und den hamitischen Sprachen (z.B. Berber-Sprachen,Tschadisch) ein.Sprachtypologisch ist das gyptische eine flektierende Sprache.Zum NominalsystemIm gyptischen" gibt es zwei Geschlechter: Maskulinum und Fe-mininum . Des weiteren werden drei Numeri unterschieden: Singu-lar, Dual (fr paarweise auftretende Dinge) und Plural.Die folgenden Transkriptionen aus dem gyptischen widerspie-geln lediglich die hieroglyphische Konsonantenschrift; die zur Aus-sprache notwendigen Vokale sind bewusst weggelassen worden.Singular: Maskulinum: keine EndungFemininum: Endung tDual: Maskulinum: Endung wjFemininum: Endung tjPlural: M askulinum: Endung wFemininum: Endung wtZum VerbalsystemErst in den letzten Jahren ist man einem adquaten Verstndnis desgyptischen Verbalsystems einen grossen Schritt nher gekommen!Dabei erwiesen sich die Untersuchungen von H.J. Polotsky alsbahnbrechend. Die grossen und wichtigen Standardgrammatiken,z.B. von Gardiner, Erman und Brunner etc., sind daher, so ntzlich46

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    49/108

    sie bezglich mancher Aspekte heute noch sind, in ihren Aussagenber die Bedeutung der Konjugationen inhaltlich weitgehend veral-tet und berholt.Das gyptische Verbalsystem ist eben beraus komplex. Es eignetsich daher vorzglich zum Ausdruck grosser Przision und feinerNuancierungen.Dem gyptischen Verb liegen Wurzeln von 2-4 Konsonanten zu-grunde.Morphologisch knnen zahlreiche verschiedene Konjugationenunterschieden werden. Es gibt weit ber 200 verschiedene syntheti-sche Verbformen.

    Nebst dem morphologischen Aspekt spielt im gyptischen dassyntaktische Verhalten der Verbformen eine beraus grosse Rolle,wie es der eben genannte H J . Polotsky eindrcklich aufgezeigt h at.(Dies ist im A kkadischen viel weniger der Fall, da der Reichtum anFormen dort grosser ist.)Durch das gyptische Verbalsystem werden, nebst vielem ande-rem, z.B. folgende Kategorien ausgedrckt:In den K onjugationen werden 8 Personen unterschieden, indeman die Wurzel Personalendungen angehngt werden. Zustzlich zuden 6 Personen, die es im Deutschen gibt, kann in der 2. und 3. Per-son Singular zwischen Maskulinum und Femininum differenziertwerden.Handlungen knnen mit Zeitbezug (Vergangenheit, Gegenwartund Zukunft) oder auch ohne Zeitbezug beschrieben werden (in

    dem Fall ist nur die Handlung als solche wichtig). Es werden zudemverschiedene Diathesen (aktiv, passiv und kausativ) sowie verschie-dene Aspekte (Durativ, Punktual und Resultativ) unterschieden.Auch verschiedene Modi wie Indikativ, Optativ, Adhortativ, Kon-junktiv, Voluntativ und Im perativ knnen zum Ausdruck gebrachtwerden. Vor-, Gleich- und Nachzeitigkeit knnen ohne grossenAufwand ausgedrckt werden.Wenn ich oben der Verstndlichkeit halber gram matische Begriffeaus der griechisch-lateinischen Grammatik verwendet habe, so soll-te sich der Leser dessen bewusst sein, dass sich die heute in der gyp-tologie verwendete Terminologie jedoch weitgehend von der in euro-pischen Sprachen gebruchlichen unterscheidet. Die Sprachstruk-tur und damit auch die Mittel, um die eben genannten Katego-47

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    50/108

    rien auszudrcken, sind im gyptischen oftmals grundstzlich vonanderer Art, als was man sich in indogermanischen Sprachen ge-wohnt ist.4 . FazitEin kleiner Einblick in die ltesten bekannten Sprachen der Weltmag beraus verblffend wirken. Die komplexen Strukturen desSumerischen, Akkadischen und gyptischen stehen in eindrckli-chem Gegensatz zu den z.T. vergleichsweise extrem simplen mor-phologischen Strukturen der modernen Sprachen, die im 20. Jahr-hundert im Abendland gesprochen werden.Whrend z.B. im Akkadischen Tausende von synthetischen Ver-balformen gebildet werden knnen, findet sich z.B. im Deutschendes 20. Jahrhunderts ein geradezu armselig wirkendes Formenin-ventar.In diesem Zusammenhang muss vielleicht kurz erklrt werden,was mit synthetischen Formen gemeint ist: Unter diesem Begriffversteht man aus einem Wort bestehende Formen, die keine weitereUmschreibung durch Hilfsverben (z.B. haben, sein, wollen,drfen etc.), Partikel (z.B. Prpositionen) brauchen. Verbfor-men, die durch Umschreibungen gebildet werden, nennt man ana-lytische Formen.Betrachten wir als Beispiel im Deutschen das Verb sprechenmit seinen mglichen (synthetischen) Ableitungen:Prsens, Indikativ:Singular: Plural:ich spreche wir sprechendu sprichst ihr sprechter spricht sie sprechenImperfekt:Singular: Plural:ich sprach wir sprachendu sprachst ihr sprachter sprach sie sprachen48

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    51/108

    Konjunktiv Prsens:Singular: Plural:ich spreche wir sprechendu sprechest ihr sprechter spreche sie sprechenKonjunktiv Imperfekt:Singular: Plural:ich sprche wir sprchendu sprchest ihr sprcheter sprche sie sprchenZu diesen 24 Formen kommen noch das Partizip Prsens spre-chend (M., F. und N .) und das Partizip Perfekt gesprochen, derInfinitiv (diese Formen knnen alle zustzlich dekliniert werden)sowie die Imperative sprich un d sprecht h inzu. D amit sind wiraber bereits an einem relativ bescheidenen Ende angekommen,denn alles weitere, wie Plusquam perfekt, Perfekt, Futur I, Fu tur IIetc. sind nur noch Umschreibungen mit Hilfsverben (haben, seinetc.), Partizipien und dem Infinitiv.Im Englischen ist das Inventar an synthetischen Formen noch ge-ringer. Hinzu kommt der Umstand, dass so usserst viele Verbfor-men gleich klingen. Von dem Verb to speak z.B. knnen m orpho-logisch nur 5 Formen unterschieden werden (speak, speaks, spoke,spoken, speaking)!Auch in den alemannischen Schweizerdialekten (z.B. Zrich-deutsch) ist das Bild usserst arm selig. Da gibt es z.B. nicht einmalein Im perfekt. M an m uss sich hier mit etwas mehr als 20 syntheti-schen Verbformen zufriedengeben, von denen diverse sogar nochgleich lauten.Natrlich gibt es moderne europische Sprachen, die einen vielgrsseren morphologischen Reichtum aufweisen als Hochdeutsch,Englisch und Alemannisch (z.B. romanische und slawische Spra-chen), doch im Vergleich zu den ltesten Sprachen, ist ihr Formen-inventar auch da immer noch recht bescheiden.Die Armut einer Sprache im Bereich der Morphologie muss

    49

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    52/108

    durch syntaktische Mittel, wenigstens zum Teil, ausgeglichen wer-den, d.h. durch Umschreibungen und/oder durch bestimmte Wort-stellungen im Satz. Die Syntax eignet sich gut als Ausgleichsmittel,weil mit Hilfe dieser Sprachebene jeder beliebige Gedanke ausge-drckt werden kann. Doch die morphologisch reichen Sprachensind bedeutend konomischer. Das heisst, dass man in diesen Spra-chen mit weniger Wrtern auskommt, um beispielsweise die ge-wnschte Verbalform zu bilden. Zudem ist man in einer m orpho lo-gisch reichen Sprache bei aller Sparsam keit gezwungen, sich prziseauszudrcken. In einer deutlich analytischen Sprache ist es in vielgrsserem Masse dem Wohlwollen des Sprechenden berlassen, ober um der Przision willen ausfhrlicher werden will oder nicht.Weiter muss man beachten: Je formenreicher eine Sprache ist, destoflexiblere Mglichkeiten ergeben sich fr die Wortstellung. Da-durch knnen wiederum Nuancierungen auf hchst konomischeArt zum Ausdruck gebracht werden.Deutsch und deutlich mchte ich an dieser Stelle noch betonen ,dass jede Sprache ein hchst kompliziertes und bewundernswertesCode-System ist, auch die modernen europischen. Der Autor dieserZeilen weiss seinen muttersprachlichen Schweizerdialekt (Zrich-deutsch m it gewissen Abarten) durchaus zu schtzen und zu lieben.Doch es ging in diesem Kapitel um einen Vergleich zwischen altenund m odernen Sprachen, u nd da m uss man einfach eine gewaltigeDiskrepanz feststellen, die man durchaus neidlos anerkennen darf.Im Rahmen der ersten Untersuchung kommen wir also zu folgen-dem Schluss:Die linguistischen Tatsachen stehen den Erw artungen aus demEvolutionsmodell vllig entgegen. Die ltesten Sprachen habennicht den geringsten Anstrich von Primitivitt. Wre z.B. Zrich-deutsch die lteste Sprache der Welt, und Sumerisch, Akkadischoder gyptisch wren Sprachen des 20. Jahrhunderts, so knnteman die Voraussage vom evolutionistischen Standpunkt aus als er-fllt betrachten. Da aber die Situation nun einm al gerade umge-kehrt ist, so ist man zur Feststellung gezwungen, dass die Deduk-tion aus dem Evolutionsmodell bezglich der ltesten Sprachenvllig fehlgeht. Im Gegensatz dazu trifft die logische Ableitung ausden biblischen Mitteilungen bezglich der ltesten Sprachen denNagel auf den Kopf.50

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    53/108

    Kapitel 4Zweite Untersuchung:Zur Geschichte der Sprachen:Evolution oder Devolution?In diesem Kapitel soll die Frage beantwortet werden, ob sich Spra-chen, deren Geschichte ber lngere Zeitrume hinweg erforschtwerden kann, im Laufe der Zeit im Bereich der Morphologie undder damit gekoppelten Phonologie hher entwickelten oder viel-mehr Zerfallserscheinungen unterworfen waren.Es gibt zahlreiche Sprachen, besonders semitische und indoger-manische, die sich fr solche Untersuchungen ausserordentlich guteignen, da sie ber sehr grosse Zeitabschnitte hinweg schriftlich do-kumentiert sind. Nachfolgend seien beispielhaft einige Sprachenaufgefhrt, fr die das zutrifft (die Zahlen zwischen Klammern be-zeichnen die Lngen der Perioden , ber die hinweg diese Sprachenverfolgt werden knnen): gyptisch (5000 Jahre), Akkadisch (2600Jahre), Hebrisch (3500 Jahre), Griechisch (3500 Jahre) etc.Oftmals ha t sich eine Sprache im Lauf ihrer Geschichte in diverseneue Sprachen aufgespaltet. Auch in verschiedenen solchen Fllenknnen sprachgeschichtliche Vernderungen ber grosse Zeitperio-den hinweg untersucht werden. Ein gutes Beispiel hierfr ist das La-teinische, das in den verschiedenen romanischen Sprachen seineFortsetzung gefunden hat. In diesem Fall umfasst die verfolgbarePeriode etwa 2600 Jahre (die wohl lteste bekannte lateinische In-schrift, jene auf dem sogenannten Grab von Romulus auf dem Fo-rum Romanum, datiert man auf das 7. Jahrhundert v. Chr.).Das Gesetz des ZerfallsIn der Naturwissenschaft (z.B. Physik, Chem ie etc.) spielt das Ge-setz des Zerfalls eine entscheidende Rolle. Dieses Gesetz, auch un-ter dem Begriff Entropiegesetz bekannt, ist im 2. Thermodyna-mischen Hauptsatz formuliert worden34. Offensichtlich hat diesesunerbittliche Naturgesetz in gewissem Sinn auch seine Bedeutungin der Linguistik:

    51

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    54/108

    Wo man auch immer im Bereich der Sprachgeschichte hin-schaut, berall lsst sich deutlich eine Entwicklung des Zerfalls,der Reduktion und der Simplifizierung feststellen, d.h. insonder-heit im Bereich der Morphologie und der damit verknpften Pho-nologie. Die nachfolgenden Beispiele mgen dabei in ihrer mono-tonen Aussage etwas stereotyp wirken, denn sie alle knden dassel-be: Die Sprachgeschichte ist auf den Ebenen der Morphologie undPhonologie durch Devolution (Abwrtsentwicklung) frmlichcharakterisiert.Die Ursachen fr Devolution im Bereich der Sprachen hngeneng zusammen mit einer nicht zu leugnenden Trgheit der Spre-chenden. Sie lsst sich weltweit und zu allen Zeiten der erforschba-ren Sprachgeschichte feststellen. Diese Trgheit fhrte zum Ab-schleifen phonologischer Elemente und weiter bis hin zur Eliminie-rung morphologischer Strukturen. Morphologischer Verlust hattejeweils Auswirkungen auf die Ebene der Syntax. Verlorengegange-ne morphologische Strukturen mussten, zumindest teilweise, durchsyntaktische Umschreibungen oder durch bestimmte Wortstellun-gen im Satz wieder ausgeglichen werden. Die Syntax eignet sich da-fr sehr gut, wie bereits einmal erwhnt, weil mit Hilfe dieser Ebeneim Prinzip jeder beliebige Gedanke ausgedrckt werden kann. Al-lerdings nie so konomisch wie mittels der lteren morphologi-schen Strukturen.1. Beispiele aus aller WeltFallbeispiel AkkadischEin erstes Beispiel mag das eben Gesagte etwas verdeutlichen: ImAltakkadischen lautete das Wort fr Hund kalbum. Im Ver-lauf der Sprachgeschichte wurde das Phonem / m / am Schluss desWortes abgeworfen. Der Hund hiess dan n nu r noch k albu . DieseReduktion betraf zunchst lediglich den Bereich der Phonologie,fr die Morphologie selbst hatte diese Vernderung noch keinengrossen Einfluss. kalbu war, im Mittelbabylonischen, immernoch als Nominativ Singular erkennbar, wiewohl der Unterschiedzum Nominativ Plural nunmehr sehr geringfgig war: Im Pluralwurde das u, im Gegensatz zum Singular, lang ausgesprochen.Die phonologischen Vernderungen gingen jedoch stetig weiter, bis52

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    55/108

    schliesslich, etwa ab der Zeit Nebukadnezars (6. Jahrhundert v.Chr.), das akkadische Kasussystem zusammenzubrechen begann35 .Die fast 2600 Jahre schriftlich dokumentierte akkadischeSprachgeschichte redet deutlich gegen die Auffassung, dass sichSprachen morphologisch aufwrtsentwickeln36.Zum gyptischenDie Sprache, deren Geschichte ber den grssten Zeitraum hinweguntersucht werden kann, ist eindeutig das gyptische (ab ca. 2900v. Chr. bis ins 20. Jahrh. n. Chr.).Die Geschichte des gyptischen legt kein Zeugnis fr Evolutionder Morphologie, jedoch fr Devolution derselben ab. Bereits imMittelgyptischen zeichneten sich gegenber dem Altgyptischenwichtige Vernderungen ab. Trotz der Existenz eines ausreichendensynthetischen Verbalformeninventars, begannen immer mehr ana-lytische Formen (Umschreibungen durch Hilfswrter) aufzutau-chen. Die analytischen Formen fhrten lange Zeit ein Eigenlebenneben den synthetischen. Doch im Koptischen kam es zu einer mas-siven Verdrngung der synthetischen Flexionen und dam it zu einergewaltigen Einbusse an morphologischen Strukturen37.Wir haben gesehen, dass das gyptische in seinen ltestenSprachstufen, trotz der ber 200 synthetischen Verbaiformen, ver-glichen mit dem Sum erischen und dem Akkadischen, einen bedeu-tend geringeren Formenreichtum aufwies (auch im Nominalsy-stem). Dabei muss aber festgehalten werden, dass der Formenbe-stand im Verlauf der gyptischen Sprachgeschichte stetig abnahmund nie grosser wurde!In diesem Zusammenhang m ag fr den Leser auch noch von In-teresse sein, zu wissen, dass sprachgeschichtliche Vernderungenim gyptischen prinzipiell schneller vor sich gegangen sind als imSumerischen und im Akkadischen. Dieses grssere Tempo mag eineErklrung dazu liefern, weshalb in den ltesten gyptischenSprachstufen der Form enbestand (bereits) bedeutend geringer warals im Sumerischen und im Akkadischen. Das Sumerische erwiessich brigens im Gegensatz zum gyptischen als eine extrem kon-servative Sprache (Man beachte: extrem konservativ heisst abernicht evolvierend!). Dies kann z.T. damit erklrt werden, dass dasSumerische whrend etwa zwei Dritteln seiner Sprachgeschichte

    53

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    56/108

    eine tote Sprache war. Das ist allerdings nicht der einzige Faktor,denn Hebrisch z.B. war ja auch lange keine Umgangssprache mehrund hat in dieser Zeit dennoch beachtliche Vernderungen erfah-ren.Dies fhrt uns direkt zum nchsten Illustrationsbeispiel:

    Zum HebrischenHebrisch ist eine kanaanische Sprache. Sie lsst sich, wie bereitserwhnt, ber einen Zeitraum von ca. 3500 Jahren hinweguntersuchen 38 . Man kann folgende vier Perioden unterscheiden:a) Althebrisch: ca. 1500-400 v. Chr. (= Abfassungszeit derSchriften des Alten Testamentes)b) Mittelhebrisch: ca. 400 v. Chr.-500 n. Chr.c) Mittelalterliches Hebrisch: ab ca. 500 n. Chr.d) Modernes Hebrisch (Ivrith): ab 1922 offizielle Sprache inIsrael

    mn - imm - imn mnrre/ma mn KTI ,-a-in mnvn D^nm D^TI vn in .wm ~wxl/onm "je/nn -PKD mxn .nn^n n1? -nnbHebrische Schrift (Inhalt des Textes: Johannes-Evangelium1, 1-4 in modernem Hebrisch)

    Whrend vieler Jahrhunderte (mglicherweise sogar ca. 2000Jahre lang) war Hebrisch allerdings keine gesprochene Umgangs-sprache mehr, sondern lediglich noch Sprache der Synagoge undder Gelehrten. Doch auch durch diesen Umstand wurden steteSprachvernderungen nicht blockiert.In der ltesten Sprachstufe wies das Hebrische ein Kasussystemauf, in dem Endungen des Nominativs, Genetivs und Akkusativs54

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    57/108

    unterschieden wurden. Aus der Konsonantenschrift des Alten Te-stamentes ist diese Tatsache nicht deutlich erkennbar, da dieKasusendungen nicht geschrieben werden mussten; nichtsdesto-trotz wurden sie aber vom Leser ursprnglich ausgesprochen. DieseTatsache geht z.B. deutlich aus den Keilschrifttexten von Teil el-Amarna hervor39. Diese Dokumente mit kanaanischen Glossenwerden in das 14. Jah rhundert v. Chr. datiert. In diesen Texten sinddiese Endungen dank der syllabischen Keilschrift ausgeschrieben.In spterer Zeit gingen die Kasusendungen jedoch verloren.Die Reduktionen im Bereich des Verbalsystems sind noch viel be-merkenswerter. Im Rahmen der vorliegenden Publikation ist esnicht mglich, berall breit auf Einzelheiten einzugehen, deshalbverweise ich den Leser auch immer wieder auf die Spezialliterturzu diversen Sprachen. Doch sei an dieser Stelle noch darauf hinge-wiesen, dass z.B. der im Althebrischen in Erzhltexten blicheNarrativ (wajjiqtol) im Lauf der Sprachgeschichte vollstndigverlorengegangen ist40 , und dass der Gebrauch der verschiedenenVerbalstmme deutlich zurckgegangen ist (z.B. die Formen desPual- und des Hophaistam mes). Auch der vollstndige Verlust derweqatal-Formen und die weitgehende Aufgabe der Pronominal-suffixe beim Verb sind erw hnensw ert. Prinzipiell kann gesagt wer-den, dass das Verbalsystem des modernen, heute in Israel gespro-chenen Hebrisch (Ivrith), gegenber dem Verbalsystem im Althe-brischen, eine starke Vereinfachung und Reduktion darstellt;In dieser Weise knnte man mit den anderen semitischen Spra-chen, die ber Jahrtausende hinweg dokumentiert sind (z.B. Ara-misch, Arabisch etc.) weiterfahren. berall ist dasselbe festzustel-len: Im Laufe der Zeit streben Sprachen im morphologischen Be-reich von hoher Komplexitt zu immer strkerer Vereinfachung hin .Evolution lsst sich einfach nicht feststellen.Zu den indogermanischen SprachenWenden wir uns nun etwas den indogermanischen Sprachen zu.Wie bereits gesagt, gibt es auch in diesem Sprachstamm diverseSprachen, die z.T. ber Jahrtausende hinweg schriftlich dokum en-tiert worden sind.

    55

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    58/108

    Sanskrittext in bengalischer Schrift (Inhalt: Lukas-Evangeli-um 15,10)Auch hier lsst sich dasselbe sagen: Die ltesten Sprachstufen

    sind gegenber den jngeren komplexer. So ist z . B . bezeichnender-weise die lteste indo-arische Sprache, das Vedische41 (manchmalauch vedisches Sanskrit genannt), das, wie es scheint, bis in dieMitte des 2. Jahrtausends v. Chr. zurckverfolgt werden kann,schlechthin die komplexeste indogerm anische Sprache! Das Verbal-system mit seinen vielen hundert Flexionsformen ist dabei berausbeeindruckend.Konzentrieren wir uns nun auf Europa, und besehen wir einmalkurz die lteste berlieferte Sprache in diesem Raum:Das GriechischeDas Griechische ist ber einen Zeitraum von ca. 3400 Jahrenberliefert42. Es ist, im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen, einesehr konservative Sprache, aber auch sie blieb von dem Zerfallsge-setz nicht verschont.

    jp ! V T j l ^ < p ( 0 V 7 J U T O U j ,i j x X r )p u vr)T x x a f t f i o u j iS v < i E VT U a p a i x p a o ^ mx T J V i j j i i l p a v T O T t 6 t p a [ i o y v T r ) p r ) [ i t o , o u i i c c i p a o a v o i 5 8 v 8 o x t { I a t a x a i e T S o v x ahGriechische Schrift (Text: Hebrerbrief 4,7b-10a in Koine-Griechisch)

    56

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    59/108

    Man kann folgende Sprachperioden unterscheiden:a) Das mykenische Griechisch: ca. 1400 bis 1200 v. Chr.(Tontfelchen in Silbenschrift)b) Altgriechisch: ca. 800 v. Chr. bis 550 n. Chr.Die wichtigsten Dialekte:(1) Dorisch(2) Ionisch(3) olisch(4) Attisch1. das vorklassische Griechisch: ca. 800 bis 450 v. Chr.2. das klassische Griechisch: ca. 450 bis 300 v. Chr.

    c) die 'Koine': (he koin dialektos = die griechische Gemein-sprache) ca. 300 v. Chr. (nach der Eroberung Alexanders desGrossen) bis ca. 565 n. Chr. (Tod Justinians)d) Mittelgriechisch: ca. 565 n. Chr. bis ca. 1453 n. Chr. (= Ero-berung Konstantinopels)e) Neugriechisch: ca. 1453 bis heuteDas griechische Flexionssystem43 in seiner ltesten (!) Form stelltdas komplexeste Gebilde im Bereich der europischen Sprachendar.Einige Bemerkungen zum Verbalsystem mit seinen etwa 450 bzw.500 synthetischen Flexionsformen (beim Zhlen kommt es daraufan, ob man die gleichlautenden Passiv- und Mediumformen imPrsens zusammenfasst oder nich t) mgen dies verdeutlichen:Das griechische Verb besitzt drei Personen (wie im Deutschen),drei Numeri (Singular, Plural und Dual), vier Modi (Indikativ,Konjunktiv, Optativ und Imperativ), sieben Tempora (Prsens, Im-perfekt, Futur I, Aorist, Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II),drei Diathesen (aktiv, passiv, medium) und vier Infinitive (Aorist,Perfekt, Prsens, Futur). Hinzu kommen noch vier Partizipien(Aorist, Perfekt, Prsens, Futur, drei Diathesen), die alle wiederumdekliniert werden knnen.Im Verlauf der Sprachgeschichte ging immer mehr von diesemeinstigen Reichtum verloren - wie gesagt, trotz der Tatsache, dassdas Griechische, im Vergleich zu den meisten indogermanischenSprachen, sich als extrem konservativ erwiesen hat44.Vergleicht m an das Altgriechische mit dem m odernen, im heu ti-

    57

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    60/108

    gen Griechenland gesprochenen Griechisch, so stellt man u.a. fol-gendes fest45: Der Reichtum an Partizipien w urde reduziert, der Op-tativ und der Dual wurden vollstndig aufgegeben. Die Formen desalten Perfekts und des alten Futurum s gingen verloren. Um diesenVerlust teilweise wieder etwas wettzumachen, entstanden Neubil-dungen durch U mschreibungen, also analytische Formen (beim Fu-tur: tha + Konjunktiv, beim Perfekt: echo (= haben) mitPartizip (z.B. echo demeno = ich habe gebunden) oder mitInfinitiv (echo desei). Auffllig ist die Beseitigung des Infinitivs(in seiner Funktion als Infinitiv). Das gleiche Phnomen findet sichauch in andern Balkansprachen, nmlich im Bulgarischen, Rum-nischen und Albanesischen.Auch im Bereich des Nom ens gab es keine Evolution. Es en tstan-den z.B. keine neuen Kasus. Bemerkenswert ist aber das vllige Ver-schwinden des Dativs.Latein und die romanischen SprachenWie wir bereits gesehen haben , sind aus dem Latein zahlreiche m o-derne Sprachen entstanden. Die wichtigsten sind folgende: Italie-nisch, Franzsisch, Spanisch, Portugiesisch und Rumnisch.Das Latein besass einen grossartigen Form enreichtum 46 . Die wei-tere Sprachgeschichte Hess diesen Reichtum aber auf erstaunlicheWeise zusamm enbrechen47. Auch hier bewahrheitete sich, was z.B.der Linguist F. Bodmer allgemein im Zusamm enhang m it den indo-germanischen Sprachen zum Ausdruck gebracht hat:Whrend der letzten 2000 Jahre haben sich alle indogermani-schen Sprachen auf Vereinfachung und Vereinheitlichung des Fle-xionssystems zubewegt. Diese Tendenz auf Sparsamkeit hin ist beiden stlichen Sprachen so augenscheinlich wie bei den westlichenund zeichnet sich in keiner Sprache schrfer ab als im Neupersi-schen und Hindustani48 .Einige Bemerkungen zum Nominalsystem: Das Lateinischekannte im Singular und im Plural je sechs Kasusformen. Das Wortamicus (= Freund) diene uns als Illustrationsbeispiel:Singular:NominativGenetiv amicusamici

    Plural:amiciamicorum58

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    61/108

    Singular:DativAkkusativVokativAblativ

    amicoamicumamiceamico

    Plural:amicisamicosamiciamicisEinige erklrende Bemerkungen dazu: Der Vokativ ist die Anre-deform (amice = o Freund). Der Ablativ hat diverse Funktio-nen, u .a. die eines Instrum entals. In diesem Sinn knnte man am i-co mit durch den Freund bersetzen.In den romanischen Sprachen ist dieses Kasussystem auf ein-

    drckliche Weise zusammengebrochen. Was ist z.B. im Franzsi-schen davon briggeblieben? Es gibt nur noch die Singularformam i und die Pluralform am is. Im brigen ist sonst alles verlo-rengegangen. Auch im Italienischen, Spanischen und Portugiesi-schen, um die Beispiele zu mehren, konnten nicht mehr Kasusfor-men berleben. Im Italienischen lautet der Singular amico undder Plural am ici, und damit bewendet sich die Morphologie desNomens. Im Rumnischen ging der Zerfall langsamer vor sich.Hier konnten sich noch drei Kasus halten.Wenn es um das Verbalsystem geht, so sieht man auch hier, wiedas Zerfallgesetz gewirkt hat. Von den so zahlreichen synthetischenFormen im Latein (ber 170) ist in den romanischen Sprachen vielesvon dem einstigen sprachlichen Reichtum der alten Rmer abhan-den gekom men. berall lsst sich die Tendenz feststellen, dass syn-thetische Formen durch analytische ersetzt werden, will sagen,durch syntaktische Umschreibungen, z.B. mit Hilfsverben wiesein und haben etc.Nehmen wir als Beispiel das moderne Franzsisch: Man verwen-det heute noch ca. 40 synthetische Verbalformen. Im Latein kannteman aber, wie gesagt, ber 170. So sind u.a. smtliche Passivfor-men verlorengegangen, aber auch die Formen des Plusquamper-fekts, des Futur II etc. Sind diese Einbussen an Flexionen nicht us-serst eindrucksvoll?Zum DeutschenKommen wir nun auf einige Beispiele zu sprechen, die zur Familieder germanischen Sprachen gehren und daher den meisten Lesernwohl am nchsten stehen.

    59

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    62/108

    Zunchst einige Bemerkungen zum Deutschen. Wir haben be-reits festgestellt, dass das Deutsche des 20. Jahrhunderts, vergli-chen mit formenreichen alten Sprachen, kein besonders grossesFormeninventar besitzt. Frher sah die Situation aber noch etwasanders aus. Das Althochdeutsche besass einen grsseren morpho-logischen Reichtum. Vergleicht man das Kasussystem des Althoch-deutschen mit dem modernen Hochdeutsch, so ist dies augenfllig.Als Beispiel verwenden wir das W ort Tag49. Whrend heute mor-phologisch nur noch 4 verschiedene Formen unterschieden werdenknnen, konnten im Althochdeutschen noch deren 7 dieserart dif-ferenziert werden. Zudem ist der Instrumental vllig verlorenge-gangen:Singular: mod. Hochdeutsch AlthochdeutschNominativGenetivDativAkkusativInstrumental (!)Plural:Nom.Gen.Dat.Akk.

    TagTag-esTag(e)Tag-

    Tag-eTag-eTag-enTag-e

    tagtag-estag-etagtag-u

    tag-atag-otag-umtag-aAuch im Verbalsystem ist manches verlorengegangen. Als Bei-spiel diene das Prsens des Wortes geben50. M an beachte, dass dasAlthochdeutsche in der Konjugation keine selbstndigen Pronomenbrauchte, weil die Verbformen fr sich schon gengend klar waren.

    Singular: mod. Hochdeutschich gebedu gibster gibtwir gebenihr gebtsie geben

    Althochdeutschgibugibisgibitgebamesgebetgebant

    60

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    63/108

    Alemannische SchweizerdialekteSchweizerdeutsche Dialekte wie Zrichdeutsch, Baseldeutsch,Berndeutsch etc., zhlt man zu den sogenannten alemannischenDialekten. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass man in diesenDialekten kein Prteritum bzw. Imperfekt kennt. Es gibt hier somiteinzig im Prsens synthetische Verbformen. Als Entsprechung zumHochdeutschen ich ging verwendet man die analytische Perfekt-form ich bi gange. Das war aber nicht immer so. In der erstenHlfte des letzten Jahrhunderts verwendete man z.B. im BernerOberland ein synthetisches Prteritum 51, z.B. i was (= ichwar), r gieng frt (= er ging fort).EnglischDer Zerfall der Morphologie schritt nicht in allen Sprachen gleichrasch voran, wie wir bereits festgestellt haben. Es gab z.T. riesigeUnterschiede. Im Englischen ging der Zerfall beraus schnell vorsich. Das Altenglische zur Zeit der ltesten erhaltenen schriftlichenQuellen (7./8. Jahrh. n. Chr.) war eine Sprache, die noch einiges anFlexionen besass" . Im m odernen Englisch ist davon jedoch extremviel weggefallen. Der Zerfall im Deutschen verlief whrend der glei-chen Zeit merklich langsamer.Betrachten wir z.B. den Verlust der Kasusendungen im Engli-schen anhand des Wortes Stein:Singular:Nom.Gen.Dat.Akk.Plural:Nom.Gen.Dat.Akk.

    mod. Englisch:stonestonestonestonestonesstonesstonesstones

    Altenglischstanstanesstanestanstanasstanastanumstanas

    Im Bereich des Verbalsystems ist z.B. der Verlust praktisch allerPersonalendungen sehr beachtenswert. Fr das Verbum im Prsens61

  • 8/8/2019 Der Mensch - Ein sprechender Affe?

    64/108

    gibt es im modernen Englisch nur zwei verschiedene Formen. Solautet z.B. das Verb to help (helfen) fr alle Personen, mit Aus-nahme der 3. Person Singular, gleich:Singular:Ihe lpyou helphe helpsIm AltenglischenSingular:ic helpethu hilpsthe hilpth

    Plural:we helpyou helpthey helpwurde das Verb r

    Plural:we helpathge helpathhie helpathIm Prteritum lauten im modernen Englisch alle Verbformen ge-nau gleich, whrend das Altenglische wiederum mehrere verschie-

    dene Formen kannte.Erwhnenswert ist im brigen, dass das Altenglische noch weite-re synthetische Formen besass, die aber im m odernen Englisch vl-lig ausgestorben sind.Whrend das Altenglische noch eine deutlich flektierende Spra-che war, hat sich das moderne Englisch immer mehr durch Fle-xionszerfall dem Typus der isolierenden Sprachen angenhert.Hierin liegt auch der Grund fr den beraus hohen Prozentsatz voneinsilbigen Wrtern im Englischen.Im englischen Bibeltext von Johannes 1,1-10 sind ca. 90% derWrter einsilbig. Damit man eine Vergleichsgrundlage hat, seinachfolgend der prozentuale A nteil an einsilbigen W rtern in derselben Textstelle fr einige andere Sprachen angegeben53:Islndisch 73%