Der Münzfund von Friesoythe Von Karl Kennepohl Fundbericht von Heinrich Ottenjan

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Landesbibliothek Oldenburg Digitalisierung von Drucken Oldenbur ger J ahrbuch des Vereins für Landesgeschichte und Altertumskunde Oldenburger Verein für Landesgeschichte und Altertumskunde Oldenburg, 1934 Der Münzfund von Friesoythe. Von Karl Kennepohl. Fundbericht von Heinrich Ottenjann. urn:nbn:de:gbv:45:1-3217 Visual ^Library

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    Oldenburger Jahrbuch des Vereins fr Landesgeschichte und Altertumskunde

    Oldenburger Verein fr Landesgeschichte und Altertumskunde

    Oldenburg, 1934

    Der Mnzfund von Friesoythe. Von Karl Kennepohl. Fundbericht von Heinrich Ottenjann.

    urn:nbn:de:gbv:45:1-3217

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  • Der Mnzfund von Friesoythe. Von K a r l K c n n c p o h l .

    Mit Fundbericht von H e i n r i c h O t t e n j a n n .

    I .

    Fundbericht. Anfang des Jahres 1935 erwarb Herr Josef Hillen aus Fries-

    oythe am Ausgange dieser Stadt, und zwar an der Cloppenburger Strae (Art. 1311) ein Grundstck, um hier ein Gebude zu er-richten. Da das Gelnde, das ehemals von einem zweiten Arm des Soesteflusses durchschnitten wurde, morastig war, lie er es zunchst auffahren. Die hierfr bentigten Erdmassen erhielt er zu einem groen Teil (ca. 500 cbm!) aus der Stadt Friesoythe selbst, und zwar von einem Grundstck, auf dem ehemals die Wirtschaft Dumstorf? gestanden. Auf diesem unmittelbar neben dem Rathaus gelegenen Grundstck steht heute das Gamersche Kaufhaus. Hillen versichert, da er sein an der Cloppenburger Strae belegenes Grundstck durch die aufgefahrenen Erdmassen insgesamt um ca. 1 Meter erhht habe. Als das Haus bereits errichtet war, fand er in dem anliegenden Gartengelnde, und zwar in dem Augenblick als er hier einen Obst-baum pflanzen wollte, in einer Tiefe von ca. 40 bis 50 cm eine Menge Silbermnzen, und zwar kamen diese zu Tage, als er einen feucht-klebrigen Lehmklumpen durchstach. Hillen versichert, da die Mnzen von einer fauligen Stoffhlle, die aber sofort zerfiel, umgeben gewesen seien. Fr die Richtigkeit dieser Behauptung spricht die Tat-sache, da an einer dieser Mnzen noch ein winziger Stoff- bzw. Lederrest klebt. Hillen ist nun der Meinung, da die Mnzen in dem genannten Lehmklumpen von dem mitten in der Stadt Fries-oythe gelegenen Grundstck, von dem er die Erde und zwar 3 Meter tief, abfahren lie, zu der Fundstelle gelangten. An sich klingt dies kaum glaublich, da die Erde, bis Hillen darin die Mnzen fand, drei-oder viermal verarbeitet wurde. Dennoch mte man es annehmen, wenn wirklich das Hillensche Grundstck 1 Meter hoch bersandet wurde und die Mnzen nur 40 bis 50 cm tief lagen. Nach einer frheren Mitteilung Hillens aber lagen die Mnzen tiefer, und zwar 1 Meter tief. Hillen versichert jedoch heute auf das bestimmteste, Oldenburger Jahrbuch 9

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    da er die Mnzen nicht in dem sumpfigen, sondern in dem erst von ihm aufgetragenen Boden gefunden habe.

    Insgesamt umfat der Fund 307 Stcke, die vollstndig un-versehrt sind. Ein weiteres Stck wurde von Herrn Hillen erst spter gefunden, so da die Gesamtzahl der guterhaltenen Mnzen, die smtlich im Cloppenburger Heimatmuseum aufbewahrt werden, auf 308 gestiegen ist. Des weiteren aber liegt noch eine Anzahl Bruchstcke von Mnzen vor, die z. T . wenigstens wohl daher rhren, da der Finder, wie er selbst sagte, einige Mnzen zerbrach, um festzustellen, aus welchem Metall sie hergestellt seien.

    I I .

    Beschreibung des Fundinhaltes. A b k r z u n g e n : St. = Stck(e) ; Mzst. = Mnzsttte; Hess. = Fund

    Hesseln; Lecht. = Fund Lechtingen; Vs . = Vorderseite; Rs. = Rckseite; D . = Durchschnittsgewicht; W . = W i n k e l ; R . = Rechte ; L. = Linke.

    Der Fund enthielt 303 ganze und einige zerbrochene Stcke. Alle Mnzen weisen auf beiden Seiten einen ueren und inneren Perlkreis auf, ihr Durchmesser betrgt etwa 1819 mm. Es handelt sich um Sterlinge und Denare, die nach Mnzsttten bzw. Mnz-herren geordnet im folgenden beschrieben werden. Vgl. dazu die Abbildungen auf den beiden Tafeln.

    Knigreich England. H e i n r i c h III . , 12161272.

    1. Sterling. Vs. Kopf von vorn, darber Kugelkreuz, rechts (heraldisch)

    Hand mit Szepter. hQNRIflVSR e x

    Rs. Zwillingsfadenkreuz (Sterlingskurzkreuz"), i. d. W. Kugel-kreuzchen. 8SL///N0NCIK

    1 S t . ; 1,35 g (Abb. 1).

    Erzbistum Kln. H e i n r i c h I. v o n M o l e n a r k , 12251238.

    M z s t . K l n . 2. Denar. I. Typ.

    Vs. Erzbischof mit zweispitziger Mitra, i. d. R. einen Krumm-stab, i. d. L. ein Buch, auf einem Faltstuhl sitzend. (HQ)NR(IG - IQVS)

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  • Der Mnzfund von Fr iesoythe 1 3 1

    Rs. Eine Mauer, ber der sich ein Turm erhebt, an beiden Seiten je eine flatternde Fahne. (SNCIT(MIO(L)ONIK

    3 St . ; bestes S tck : 1,32 g Hv. , Mz. Kln I , 6421) (Abb. 2).

    Die Prgung dieser Denare ist stets recht nachlssig.

    Bistum Mnster.

    L u d o l f v o n H o l t e , 12261248. Die folgenden Sterlinge von Mnster mit Pauluskopf und

    Rosenkreuz knnen auf Grund des brigen Inhaltes des vorliegenden Fundes, aber auch derjenigen von Hesseln2) und Lechtingen3) nur dem obigen Bischof zugewiesen werden.

    3. Sterling. Zweites Geprge um 12301235; Rosenkreuz"-Gruppe. Freie Weiterbildung der Sterlinge Knig Heinrichs III. von England, 12161272. A. Die Umschrift der Rs. endet mit einem M

    Vs. Kopf des hl. Paulus im Nimbus. a) - { -SNGT P V L V 9 b) V c ) I d) ////zTRV// e) CITOHIT/ PVLV

    Rs. Zwillingsfadenkreuz, i. d. W. je Rosenkreuz"4) -j-MONSTRIYM

    B. Die Umschrift endet mit einem Ol Vs. w. v.

    a) +SNGTQ PVLV9 b ) V 9 c) I

    Rs. w. v. +M0NST6RIVCR

    Der hl. Paulus ist der mnsterische Stiftsheilige. Auch bei Stcken mit gleicher Umschrift finden sich zahlreiche StempelVerschiedenheiten.

    x) Hvernick, Die Mnzen von Kln, Band I , Kln 1935. 2 ) Wippo, Die Mnzfunde von Hesseln und Bren, Z. v. G . West f . 29 ,

    Mnster 1871, S. 236. 3 ) Buchenau, Westf . Sterlingsfund, Mit t . Bayr. Num.Ges., Mnchen 1924. *) Dieser R s . - T y p wird im folgenden, nach Buchenaus Vorgang, kurz als

    Rosenkreuz bezeichnet.

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    a) 76 S t . ; b) 103 S t . ; Umschriftende der Rs. nicht mehr feststellbar: 39 St . ; zus.: 218 St . D w . von 200 S t . : 1,28 g Lecht. 8 ; Hess. 7 ; Grote) 17 (Abb. 3 B) .

    Bistum Osnabrck. K o n r a d v o n L a u e n r o d e - V e l b e r , 12271238.

    A. M z s t . O s n a b r c k . 4. Denar. Zweites Geprge um 1230.

    Nachahmung von Kln, Heinrich /., 122538, 2. Typ (Hv., Kln I, 647). Vs. Der Bischof, auf einem Faltstuhl sitzend, mit Mitra, die

    hinten noch eine Spitze zeigt, Krummstab i. d. R. und Buch i. d. L. 8 0 N R DVS

    Rs. Der hl. Petrus mit Nimbus umfat die Pfosten eines Ge-budes mit zweispitzigem Dach, seitwrts noch je ein kleiner Turm. NO(SN)DRVG0 Das N am Anfang der Umschrift ist vom Schlu herber-gezogen; das D ist aus B verdorben.

    1 St . ; 1,15 g; Grote 2 ) 13 ; Lecht. 15 (Abb. 4) .

    5. Sterling. Drittes Geprge um 123135. Die Vs. ist den Sterlingen Knig Heinrichs III. von England, 121672, die Rs. den irischen Sterlingen (Mzst. Dublin) Knig Johanns ohne Land von England, 11991216, nachgeahmt. Vs. Der brtige Kopf des hl. Petrus mit Nimbus und angedeu-

    tetem Halsgewand, i. d. R. einen Kreuzstab. a) SNOTI PTR I b ) PQT RI

    Rs. In einem geperlten Dreieck ein achtspeichiges Rad; in den Winkeln des Dreiecks je drei Punkte. OSQ NBR - V G 6

    Der hl. Petrus ist der Osnabrcker Stiftsheilige. Bistum und Stadt fhren ein sechs- (urspr. acht-)speichiges Rad im Wappen.

    22 St . ; D w . von 20 S t . : 1,25 g. Grote 16 ; Lecht. 17 ; Hess. 14 (Abb. 5) .

    J ) Grote, Mnst. Mz. des MA., Mzst. I , Leipzig 1857. 2 ) Grote, Osnabrcksche Geld- und Mnzgesdi., Mzst. I V , Leipzig 1865.

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  • Der Mnzfund von Fr iesoythe 1 3 3

    B. M z s t . W i e d e n b r c k . 6. Sterling. Erstes Geprge um 1230.

    Nachahmung der mnsterischen Rosenkreuzsterlinge (s. Nr. 3). Vs. Langbrtiger Kopf des hl. Paulus im Nimbus.

    -j-SNGT PVLV 9 Rs. Rosenkreuz.

    -|-WI(D)NBRVGa 1 S t . ; 1,24 g. Lecht. 19 (Abb. 6) .

    Vorstehende Mnze bildet bis jetzt den frhesten Beleg fr die Ttigkeit der osnabrckischcn Mzst. Wiedenbrck, obwohl Kaiser Otto d. G. i. J . 952 bereits der Osnabrcker Kirche das Mnzrecht fr diesen Ort verliehen hatte. Die Mzst. Wiedenbrck zeigt sich hier in starker Abhngigkeit von Mnster, eine Tatsache, die brigens auch in dem Geldumlauf der Wiedenbrcker Gegend in jener Zeit ihre Besttigung findet.

    7. Sterling. Drittes Geprge um 123233. Weiterbildung der mnsterischen Rosenkreuzsterlinge. Vs. Kurzbrtiger Kopf des hl. Petrus mit geperltem Stirnband

    und Nimbus. - j - a o N R D V ( s e p ) a

    Rs. Rosenkreuz. -f-W(I)DHNbRVG8

    2 St . ; 1,39 g; 1,33 g. Vs . Lccht. 2 0 ; Rs. Lecht. 19; Vs. Hess. 15 (Abb. 7).

    8. Sterling. Viertes Geprge um 123335. Weiterbildung der mnsterischen Rosenkreuzsterlinge. Vs. w. v. Nr. 7.

    -KIONRD(V)SPa Rs. Rosenkreuz, aber auf der Mitte des Kreuzes noch ein acht-

    speichiges Rad. -f-WIDBNBRV6QNGIV 9

    2 S t . ; 1,27 g; 1,20 g. Lecht. 21 (Abb. 8).

    Grafschaft Ravensberg. O t t o II., 12211244.

    In einer Urkunde aus den Jahren 12161220") verbietet Knig Friedrich II. dem Bischof Adolf von Osnabrck, den Grafen von Ravensberg in seinen Zllen und den Mnzen zu Vechta und Hase-lnne zu beeintrchtigen. Die Urkunde hebt ausdrcklich hervor,

    i ) Osnabr. U B . I I , 65.

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    da der Graf diese Rechte bereits von den Vorgngern des Knigs erhalten hat. Dieselbe Bemerkung findet sich in der bekannten Her-forder Urkunde v. J . 12241), in der Knig Heinrich (VII.) die Grfin Sophie von Ravensberg mit den Reichslehen ihres Mannes, des Grafen Otto, belehnt, darunter mit der Mnze zu Emden, dem Zoll auf der Ems, mit Mnze und Zoll zu Haselnne, Vechta, Bielefeld und Vlotho. Andererseits verspricht Knig Heinrich (VII . ) in einer Frankfurter Urkunde v. J . 12322) dem Bischof Konrad von Osna-brck, ihn in dem Besitz der seiner Kirche von seinen Vorfahren verliehenen Mnzen, Zllen und Gerichten nicht zu engen oder zu schdigen, sondern besttigt ihm dieselben ungeachtet einiger von ihm und seinem Vater, dem Kaiser, dagegen erlassenen Urkunden. Philippi, der Herausgeber des Osnabrcker UB., lt die Frage offen, ob die betr. Urkunden verloren oder die beiden eingangs erwhnten Urkunden gemeint sind. Das letztere wre nicht unmglich. Jeden-falls scheinen die beiden Mnz- und Zollsttten in Haselnne und Vechta den Osnabrcker Bischfen recht unbequem gewesen zu sein. Beide Orte lagen an Verkehrswegen, die fr den Osnabrcker Handel sehr wichtig waren, an den Straen nach Emden bzw. nach Bremen, auerdem lag es im Wesen eines jeden greren Mnzherrn, zum Schaden der ffentlichkeit unterhltig prgende Heckenmnz-sttten" mglichst auszumerzen. Da die Osnabrcker Bischfe mit ihren Bestrebungen bez. Vechtas in mnzpolitischer Hinsicht keinen Erfolg gehabt haben, beweisen die aus dem 13. und 14. Jh. tat-schlich vorkommenden Vechtaer Mnzen. Wie die Dinge hinsicht-lich der Mzst. Haselnne liegen, bleibt ungewi. Dahin gehrende Mnzen haben bis heute nicht nachgewiesen werden knnen, wobei es sehr auffllig erscheinen mu, da weder die Funde von Brmmer-lohe, Grafsch. Hoya, v. J . 1842 und Lechtingen b. Osnabrck v. J . 1923, noch vor allem der vorliegende Friesoyther Fund Haselnner Mnzen enthalten haben. Da im Funde von Hesseln b. Halle i. W. v. J . 1869 Haselnne nicht vertreten war, brigens auch nicht Vechta und Wildeshausen, ist wegen der rtlichen Entfernung nicht weiter auffllig. Nach Lage der Dinge ist m. E. wenig Hoffnung vor-handen, da neue Funde Haselnner Mnzen noch zum Vorschein bringen werden. Es besteht natrlich die Mglichkeit, da in Hase-lnne die Erzeugnisse benachbarter Mnzsttten so getreu kopiert wurden, da dieselben fr uns heute nicht mehr erkennbar sind.

    Ebd. I I , 187. a ) Ebd. I I , 294.

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  • Der Mnzfund von Fr iesoythe 1 3 5

    M z s t . V e c h t a . 9. Sterling. Erstes Geprge um 1230.

    Nachahmung der mnsterischen Rosenkreuzsterlinge. Vs. Kopf des hl. Paulus im Nimbus, darber, die Umschrift

    trennend, ein Schildchen mit zwei Sparren. MONQT OT(ONI)

    Rs. Rosenkreuz, aber im zweiten Winkel statt der Rose ein Kugelkreuz. -KMONlSTeRIVl

    1 St . ; 1,20 g (Abb. 9) .

    Der Sparrenschild auf der Vs. deutet das Ravensberger Wappen an, das entsprechend dem Schildsiegel des Grafen Otto v. J . 12211) zwei Sparren aufweist, whrend ein gleichzeitiges Stck aus der Ravensberger Mzst. Vlotho (Lecht. 38) drei Sparren aufweist. Diese letztere Form ist spter die bliche geworden. 10. Sterling. Zweites Geprge um 123135.

    Nachahmung der mnsterischen Rosenkreuzsterlinge. Vs. w. v. Nr. 9.

    MONT OTNI Rs. w. v. Nr. 9.

    a) -j-MONQTDaVTe b ) VQT c ) ve

    21 St . ; Dw. von 20 S t . : 1,20 g. Lccht . 32 (Abb. 10 b).

    Propstei Wildeshausen. P r o p s t O t t o v o n d e r L i p p e , 123148. V g t e H e i n -r i c h III., 11991234, und sein Bruder B u r k h a r d , 1199 bis 1233, v o n O l d e n b u r g - W i l d e s h a u s e n , bzw. Burkhards

    Sohn H e i n r i c h IV. d e r B o g e n e r , 12341270. Auf den um 123538 entstandenen jngeren Sterlingen von

    Wildeshausen mit Sterlingskurzkreuz werden sowohl Propst Otto (Lecht. 29) als auch Heinrich IV. der Bogener2) als Mnzherren ge-nannt. Die im vorliegenden Funde auftretende ltere Gruppe mit Rosenkreuz auf der Rs. verschweigt den Namen des Mnzherrn. Die sechsbltterige Rose auf der Vs. von Nr. 1113 vermag ebenso-wenig eine Aufklrung ber den Mnzherrn zu geben wie das

    *) Buchenau, a. a. O . 2 ) Erbstein, J . u. A., Die Schellha'sche Mnzsammlung, Dresden 1870.

    Nr. 728.

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  • 110 Oldenburger J a h r b u c h 136

    Schildchen mit einer fnfbl. Rose auf der Rs. von Nr. 11, da sowohl der Propst Otto als auch die Vgte Heinrich III. und Burkhard eine Rose im Wappen fhrten, diese die hallermundische von ihrer Mutter Beatrix her, jener die lippische1).

    Die Zuweisung der nachstehenden Sterlinge zu Wildeshausen knnte auf den ersten Blick berhaupt zweifelhaft erscheinen. An eine Prgung der Grafen von Hallermund selbst ist allerdings nicht zu denken, da dieses auerhalb des Sterlingsgebietes im Bereiche der sog. hohlen Niederweserpfennige lag. Wohl aber liee sich wegen der Rosenbeizeichen bzw. -wappen an eine grflich lippische Mzst. (Lemgo, Lippstadt) denken, auch an Herford (btissin Gertrud von der Lippe, 1 2 1 7 1 2 3 3 ) . Fr Herford wrde an sich der hl. Petrus (s. Nr. 11 und 12) gut passen, der in diesem Falle dann den kl-nischen Stiftsheiligen verkrpern wrde, whrend der Stiftspatron von Wildeshausen der hl. Alexander ist. Entscheidend fr Wildes-hausen ist ein Sterling des Fundes von Lechtingen (Nr. 26): Vs. Langbrtiger Kopf im Nimbus & S N C I T 0 P 8 T R I Rs. Rosenkreuz: + W I L D 6 S H V S Q , der aber auf der Rs. im ersten Kreuzwinkel statt der Rose das Beizeichen .*. aufweist. Dieses Beizeichen findet sich auch auf anderen Stcken des Lechtinger Fundes in Verbindung mit der Rs.-Umschrift M O N S T 0 R 1 V A 1 (Lecht. 2 4 u. 2 5 ) gekoppelt mit dem Vs.-Stempel: Pauluskopf, darber sechsbl. Rose in Perlrundung und S N O T Q P V L V 9 (s. a. u. Nr. 1 3 ) . Im vorliegenden Funde wird das Beizeichen noch durch drei weitere feine Punkte vermehrt (.!.). Die Vorderseiten der betr. Mnzen nennen sowohl den hl. Paulus wie den hl. Petrus, darber jeweils eine Rose. Da die letztere Vs. wiederum gekoppelt ist mit Rs. Rosenkreuz, darber Rosenschild, und M O N S T 0 R I V M , ist die ganze Reihe fr die Propstei Wildes-hausen einwandfrei gesichert. 1 1 . Sterling. Erstes Geprge um 1 2 3 0 3 5 .

    Vs. Nachahmung der Osnabrcker Sterlinge (s. o. Nr. 5). Rs. Nachahmung der mnsterischen Rosenkreuzsterlinge. Vs. Kopf des hl. Petrus im Nimbus.

    f g s S N C I T e P T R I

    Rs. Rosenkreuz, oben ein Schildchen mit einer fnfbl. Rose. a) + M O N H S T 6 R I V O I b ) M c )

    7 St. a)b) zus. 6 S t . ; D w . 1,17 g; c ) 1 S t . ; 1,30 g. b) Lccht 23. (Abb. 11 b) .

    ber die mittelalterl. Gesch. und das Mzrecht der Propstei Wildeshausen unterrichtet im brigen sehr gut Buchenau in der Z. f . Num. X V , Berlin 1888, S. 262 f .

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  • D e r Mnzfund von F r i e s o y t h e 1 3 7

    12. Sterling. Zweites Geprge um 123035. Nachahmung w. v. Nr. 11. Vs. w. v. Nr. 11. Rs. Rosenkreuz, aber im zweiten Winkel statt der Rose

    (H-MONISTRI(VM) 1 St . ; 1,35 g (Abb. 12).

    13. Sterling. Viertes Geprge um 123035. Nachahmung der mnsterischen Rosenkrcuzsterlinge. Vs. Kopf des hl. Paulus im Nimbus, darber, die Umschrift

    trennend, eine sechsbl. Rose in Perlrundung. SNdTG PVLV9

    Rs. Rosenkreuz, aber im dritten Kreuzwinkel statt der Rose H-MONST0RIVM

    1 S t . ; 1,30 g. Lccht . zu 25 a (Abb. 13).

    Abtei Herford. E r z b i s c h o f H e i n r i c h I. v o n K l n , 12251238, und

    b t i s s i n G e r t r u d v o n d e r L i p p e , 12171233 .

    Gegen das Recht, die Altstadt von Herford zu befestigen und die Neustadt anzulegen, mute i. J . 1224 die btissin Gertrud dem Erzbischof von Kln als dem Herzog von Westfalen die Hlfte von Zoll und Mnze in Herford abtreten1) Infolgedessen bten in der Folgezeit Erzbischof und btissin das Mnzrecht gemeinsam aus, wobei die letztere in der Umschrift und im Prgebild im 13. Jh. meistens stark zurcktritt. Auf den Sterlingen des vorliegenden Fundes macht sie sich nur durch die sechsbl. Rose ber dem Kopf des Heiligen auf der Vs. bemerkbar.

    Smtliche Stcke sind Nachahmungen der mnsterischen Rosenkreuz-sterlinge.

    14. Sterling. Erstes Geprge um 123035. Kopf des hl. Paulus im Nimbus. HN(RICIVS)KUiaRI Rs. Rosenkreuz. (MON)STGRI(VOi)

    1 St . ; 1,26 g. Lccht. 3 9 ; Hv. , Kln I , 1046 (Abb. 14).

    ) Nheres s. Hvernick, Kln I , S. 258.

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  • 1 3 8 Oldenburger J a h r b u c h 1937

    15. Sterling. Zweites Geprge um 123035. Vs. w. v. Nr. 14. Rs. Rosenkreuz. *HGRQ VOR. + TGI VIT 2 St . ; 1,16 g; 1,13 g. Lccht. 40 a ; Hv. , Kln I, 1047 (Abb. 15).

    16. Sterling. Drittes Geprge um 123035. Vs. Kopf eines Heiligen im Nimbus.

    SN(ITI PVSINI Rs. Rosenkreuz.

    a) -fMONSTGRIVM b) Ol

    3 St . ; 1,30 g; 1,21 g; 1,17 g (Abb. 16 a) .

    17. Sterling. Viertes Geprge um 123035. Vs. w. v. Nr. 16. Rs. Rosenkreuz.

    a) -j-hGRVOR-DGGIVI b) -J-hQRVO RDGGI c) -j-HGRVIR D8CIIV

    11 St . ; D w . von 10 S t . : 1,27. a) Lccht . 41 a ; H i v . Kln I , 1048 ; b) Lccht. 4 1 b ; Hv. , Kln I , 1048; c) Lccht . 40 b (nur Rs.) (Abb. 17 a) .

    Im Lechtinger Funde kamen einige unvollstndige Stcke mit S N G T I P V S I N vor. Buchenau vermutete in der Umschrift eine Abkrzung, die er auflste: SANCTI P(etr)VS IN (Rs.) HERVORDE ClVI(tas). Die besser erhaltenen Stcke des vorliegen-den Fundes sttzen durchaus die Ansicht Kohls1), der in der Um-schrift den einzigen Beleg auf Mnzen fr die hl. Pusinna sieht, deren Reliquien der hchste Schatz der Herforder Mnsterkirche waren, und die noch heute im Kirchensiegel zu sehen ist. Da der Stempel-schneider in gedankenloser Nachahmung der mnsterischen Paulus-umschrift aus der hl. Jungfrau einen Mann gemacht hat, ist bei den vielfach verdorbenen Umschriften der Zeit, die nur die wenigsten lesen konnten, nicht weiter verwunderlich.

    Abtei Corvey. H e r m a n n I. v o n H o l t e , 122354.

    18. Sterling. Nachahmung der Sterlinge Knig Heinrichs III. von England, 12161272. l ) Kohl , Herfords metallene Chronik, Ravensberger Bltter N r . 5, Biele-

    feld 1932, S. 38 f .

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  • Der Mnzfund von F r i e s o y t h e 1 3 9

    Vs. Kopf des hl. Vitus mit vollem Haarwuchs. +S((ISV)ITVS01 (artir).

    Rs. Sterlingskurzkreuz, i. d. W. Kugelkreuzchen. #haPHNVS01I

    1 S t . ; 1,16 g. Weingrtner, Mzn. Corvey, 10. (Abb. 18).

    Die Buchstaben P und H sind aus R und M verdorben. Der hl. Vitus ist der Stiftsheilige von Corvey.

    Grafschaft Arnsberg. G o t t f r i e d II., 11851235.

    19. Sterling. Die Rs. ist eine Nachahmung der Sterlinge Knig Heinrichs III. von England, 121672. Vs. Einkpfiger Adler, (heraldisch) rechts blickend.

    *G////OR(D)I Rs. Sterlingskurzkreuz, i. d. W. Kugelkreuzchen.

    (RN)flSBR(G) 1 St . ; 1,15 g. Hess. 6 ; Grote, Mzst. V I I , S. 502, N r . 12 (Abb. 19).

    Der Adler ist das Wappen der Grafen von Arnsberg. Vor-liegender Sterling gehrt wohl noch Gottfried II. an, noch nicht Gottfried III., 12351287, da der vorliegende Fund sptestens 1235 schliet (s. u.) und das Stck schon sehr abgegriffen ist.

    Grafschaft Schwalenberg. V o l k w i n III. , 12141249.

    20. Sterling. Um 123035. Nachahmung der mnsterischen Rosenkreuzsterlinge. Vs. Kopf des hl. Paulus im Nimbus.

    SrcNCITQ PTCVLV9 Rs. Rosenkreuz.

    *MONSTRIVl 2 St . ; 1,22 g; 1,20 g. Lccht. 44 (Abb. 20) .

    Buchenau, a. a. O., weist das vorliegende Stde mit Recht wegen des aufflligen achtstrahligen Sternes auf der Rs. statt des mnste-rischen Trennungskreuzes dem Hause Waldeck zu, und zwar der Schwalenberger Linie, deren Gebiet dem mnsterischen am nchsten

  • 1 4 0 Oldenburger Jahrbuch 1937

    Grafschaft Pyrmont. G o d s c h a l k II., 1243 .

    21. Sterling. Nachahmung der Sterlinge Knig Heinrichs III. von England, 121672. Vs. Brtiger Kopf von vorn, vor der Stirn ein Anker ( I ) ;

    rechts (heraldisch) Hand mit Kreuzszepter. * ( ? o s a H L ( n v ) s - D a - i

    Rs. Sterlingskurzkreuz, i. d. W. -j 1 1 - 4 -+DO(MI)NNVS D P1R

    1 St. ; 1,22 g (Abb. 21).

    Das Wappen Pyrmonts ist das Ankerkreuz (%) , das in dieser Form bereits auf einem Denar vorkommt, der auf der Vs. den entlehnten Namen des Paderborner Bischofs Bernhard III., 1203 bis 1223, auf der Rs. das sog. S. Colonia-Monogramm zeigt (Hv., Kln I, 985). Die gleiche Form findet sich auf den Lgder Denaren des Klner Erzbischofs Wikbold, 12971304 (ebd. 1074). Der auf vorliegendem Stck in ganz aufflliger Weise vor der Stirn des Grafen und auf der Rs. in einem Kreuzwinkel angebrachte Anker ist wohl als frhere Entwicklungsform des Ankerkreuzes aufzufassen. Dieser Anker ist als Beizeichen auf Nachahmungen von Soester Ge-prgen bereits bekannt: Hv., Kln I, 935, Erzb. Dietrich von Kln, 120812; ebd. 965, Sedisvakanz 121216; ebd. 998, Erzb. Engel-bert I., 121625. Die Pyrmonter Herkunft dieser Stcke, die Hver-nick bereits vermutet, wird durch den obigen Sterling gesichert.

    I II .

    Kulturgeschichtliche Ergebnisse des Fundes. Abgesehen von vier Denaren (3 von Kln und 1 von Osnabrck)

    handelt es sich bei dem Friesoyther Funde ausschlielich um sog. Sterlinge, die wiederum bis auf ein englisches Original Nachahmun-gen englischer bzw. irischer Vorbilder aus Mnzsttten des west-flischen Raumes sind. Dieser Typ stellt fr die westflischen Mnz-verhltnisse der ersten Hlfte des 13. Jh. etwas Neues dar. Denn seit der Zeit der Karolinger und bes. der Sachsenkaiser war der Einfiu der Klner Mnze in bezug auf Whrung und Prgebild richtung-gebend fr Westfalen gewesen. Diese Entwicklung wird um das

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  • D e r Mnzfund von F r i e s o y t h e 1 4 1

    Jahr 1200 dadurch unterbrochen, da seit dieser Zeit englisches Geld in grerem Mae in Westfalen in Umlauf kam. Schatz und Einzel-funde beweisen das. Abgesehen von den lippischen Mnzschmieden ist jedoch die westflische Sterlingsperiode bereits um 1240 im wesentlichen abgeschlossen.

    Diese Tatsache mag auf den ersten Blick verwunderlich er-scheinen. Die politischen Spannungen jener Zeit in Deutschland, vor allem aber die Handelsverhltnisse, die sich in ihrer Lagerung von den heutigen durchaus unterschieden, sind jedoch geeignet, die Ver-breitung englischen Geldes so fern vom Ursprungslande aufzuklren1).

    Die scharfe Betonung des Devolutionsrechtes bei der zwie-spltigen Ltticher Bischofswahl von 1192 von seiten Kaiser Hein-richs VI . und die damit in Verbindung stehende Ermordung des ppstlichen Kandidaten Albert von Lwen machte den schon vom Klner Erzbischof Philipp von Heinsberg vorbereiteten Abfall des Niederrheins von den Staufern zur Tatsache. Und nun schlssen sich jene beiden norddeutschen Kreise, deren Rivalitt der Kaiser-macht Barbarossas lange zugute gekommen war, der niederrheinisch-klnische und der schsisch-weifische, zu einer gefhrlichen Verbindung zusammen, aus der bald genug das Gegenknigtum Ottos IV. er-wachsen sollte. Hinter beiden stand England, das mit Kln durch wirtschaftliche, mit den Weifen durch verwandtschaftliche Bande verknpft war2).

    Es ist nicht anzunehmen, da die Lsegelder, die Ottos IV. Oheim Richard Lwenherz an Heinrich VI. zahlen mute, in Deutschland in Umlauf gekommen sind. Diese werden vielmehr zur Finanzierung des sizilischen Unternehmens gleich nach Italien ge-gangen sein. Aber die englischen Hilfsgelder, die 119899 und 120203 zur Untersttzung Otto IV. besonders reich flssen, werden Deutschland mit den Sterlingen genugsam bekannt haben. Ungleich intensiver und andauernder mute aber Westfalen mit englischem Gelde durch die zahlreichen Handelsbeziehungen bekannt werden, die schon damals seit langer Zeit bestanden haben mssen. Der Mangel an Urkunden lt diese Verbindungen zwischen den west-flischen Stdten und England vor 1200 zwar nur ahnen, aber das von dieser Zeit an immer zahlreicher werdende Auftreten von Brgern von Dortmund, Soest, Mnster und Osnabrck in Urkunden ber Verkufe u. dgl., die direkt oder unter Vermittlung flan-

    ) Kennepohl, Sterlingsgeld in Westf . , Berl. Mbl. 1924, S. 150 f . s ) Hampe, Dtsche Kaisergesch., 6. Aufl . 1923 S. 187. 7. Aufl . 1937 S. 214.

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  • 1 4 2 Oldenburger J a h r b u c h 1937

    drischer oder friesischer Pltze mit England abgeschlossen wurden, lassen doch manche Rckschlsse auf frhere Zeiten zu1).

    Nach alter berlieferung sollen englische Kaufleute das Geld zum Bau der Marienkirche in Osnabrck gegeben haben. Diese Nachricht wird natrlich so zu verstehen sein, da die Osnabrcker Handelswaren in England Absatz fanden, und da daher englisches Geld in gewissen Mengen fr den Kirchenbau zuflo2). Der wichtigste Ausfuhrartikel der westflischen Stdte nach England waren die hochwertigen Eisen- und Stahlwaren, denen gegenber England nur Wolle als billiges Rohprodukt liefern konnte3). Die Handelsbilanz war daher passiv, so da bestndig die englischen Sterlinge nach Westfalen strmten. Dieses massenweise Auftreten englischer Mnze in Westfalen hat nun zu einer ausgedehnten Nachprgung Veran-lassung gegeben. Die Einfhrung einer neuen Whrung war nicht damit verbunden, da zufllig der englische Sterlingsfu und der westflische Denarfu zueinander paten. In Westfalen rechnete man nach der klnischen Mark, die zu 160 Denaren ausgebracht werden sollte. In England war noch das karolingische Pfund in Gebrauch, das damals wie heute in 240 Sterlinge eingeteilt wurde. Das theoretische Gewicht der Denare betrug 1,46 g, das der Sterlinge 1,458 g, ein im praktischen Verkehr unmerkbarer Gewichtsunterschied.

    Freilich bleiben die uns erhaltenen Stcke fast stets hinter den Normalgewichten zurck; sie wiegen durchschnittlich nur 1,21,4 g, so da Buchenau in seiner Beschreibung des Lechtinger Mnzfundes vielleicht nicht mit Unrecht einen 10% leichteren Mnzfu vermutet. Auerdem mute man sich wegen der unvollkommenen Technik damit begngen, da die einzelnen Schrtlinge nur al marco gewogen wurden, wodurch natrlich unsauberen Machenschaften Tr und Tor geffnet war.

    Der Feingehalt beider Mnzsorten, der Denare und Sterlinge, war derselbe, nmlich feines Silber, d. h. so fein, als man es damals zu brennen verstand, etwa 1314ltig. Eine absichtliche Beschickung

    *) Erstmalig ist 1224 eine Emder Kogge urkundlich in London nachweisbar. Vgl . Lbbing im Oldenb. Jahrb . 31 (1927) , 141. Der Englandhandel von Soest ist seit 1231 urkundlich belegt. Vgl. H . J . Seeger, Westfalens Handel u. Gewerbe vom 9 .14. Jahrhundert (Berlin 1926), S. 5.

    2 ) Vgl. Hist . Mitt . Osn. X I , 145; audi BuKdm. v. Osn., S. 118. D e r Englandhandcl Osnabrcks ist urkundlich freilich erst 1303 nachweisbar. Vgl . Seeger a. a. O .

    3 ) Vgl . Seeger a. a. O . 5, 25, 66, 85.

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  • Der Mnzfund von F r i e s o y t h e 1 4 3

    des Silbers mit unedlem Metall kann nicht nachgewiesen werden, war damals auch wohl noch nicht blich. Erst nach 1300 kann man ein langsames Schlechterwerden des Mnzsilbers beobachten.

    Die groe Zahl der durch die Funde von Brmmerlohe, Hesseln, Lechtingen und Friesoythe bekanntgewordenen westflischen Ster-lingsmnzsttten gibt einen guten Uberblick, wie die kleineren Mnzschmieden durch die greren, die natrlich mit den Handels-zentren zusammenfielen, beeinflut worden sind. Erklrlicherweise wurden die Typen der englischen Urstcke in Westfalen z. T . selb-stndig weitergebildet. Den Ansto dazu haben die drei fhrenden Sterlingsmnzen gegeben: Dortmund, Mnster und Osnabrck. Nach den von diesen ausgebildeten Typen haben sich die kleineren Mnz-sttten gerichtet. Auch sind die drei genannten Hauptmnzsttten nicht voneinander unabhngig. Ebenso wie durch die Nachahmung der Sterlinge berhaupt lassen sich durch die Kopierung der Dort-munder, Osnabrcker und mnstrischen Typen durch die kleineren Mnzstnde wieder wertvolle handelspolitische Rckschlsse fr den innerwestflischen Verkehr ziehen. So wird der starke wirtschaft-liche Einflu Mnsters auf die Gebiete Mittel- und Nordwestfalens durch den berragenden Anteil der mnsterischen Sterlinge an dem Inhalt des Friesoyther Fundes (71 %!) klar zum Ausdruck gebracht. Der kleine Mnzherr lie natrlich dasjenige Geld nachschlagen, das in seinem Lndchen am meisten umlief, also das Geld der betr. Stadt, in dessen Wirtschaftsbereich sein Gebiet lag. Da solche Interessen-gebiete Vernderungen erfahren, mit anderen Worten, da Nach-ahmungen verschiedener Typen in derselben Mnzsttte vorkommen, ist verstndlich.

    Die Vergrabungszeit des Friesoyther Fundes ist auf Grund unserer Kenntnisse der westflischen Sterlingsperiode verhltnis-mig einfach festzustellen. In der Fundmasse fehlen die Herforder Sterlinge des Klner Erzbischofs Konrad von Hochstaden, 1238 bis 1261, ferner die Denare des Osnabrcker Bischofs Engelbert I. von Isenburg (zum zweiten Male), 123950. Es fehlen aber auch die jngeren Ludolfsterlinge von Mnster: Vs. Bischof mit Stab und Buch, Rs. Sterlingskurzkreuz. Diese Gruppe bildet eine Nachahmung der letzten Dortmunder Kaiscrsterlingc, deren Prgung von Buchenau (a. a. O.) scharfsichtig mit dem Zuge Kaiser Friedrichs II. nach Deutschland i. J . 1235 in Zusammenhang gebracht wird. Diese Ver-mutung wird durch den vorliegenden Fund gesttzt, da er das jngste Sterlingsgeprge Konrads I. von Osnabrck: Vs. Petruskopf, Rs. Sterlingskurzkreuz, ebenfalls nicht enthielt. Alle die genannten

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  • 1 4 4 Oldenburger J a h r b u c h 1937

    Mnzen von Osnabrck, Mnster und Herford, ferner deren Nach-ahmungen von Bentheim, Wildeshausen, Vechta u. a. htten nor-malerweise im Funde auftreten mssen, falls die Vergrabungszeit nach dem Jahre 1235 lge. Es steht jedoch nichts dagegen, diese noch etwa ein Jahr hinaufzurcken. Die Mglichkeit, da der Friesoyther Schatz in der fr jene Gegend unruhigen Zeit des Kreuzzuges gegen die Stedinger') i. J . 1234 der Erde anvertraut wurde, ist nicht von der Hand zu weisen.

    *) Vgl . dazu H . A. Schumacher, Die Stedinger, Bremen 1865.

  • Die Bevlkerung der Stadt Cloppenburg von der zweiten Hlfte des 15. bis um die

    Mitte des 17. Jahrhunderts.1 Von B e r n h a r d R i e s e n b e c k .

    Die Bevlkerung der kleinen Stdte in frheren Jahrhunderten ist selten zum Gegenstand von Untersuchungen gemacht worden. Die Ortsgeschichten behandeln die Bevlkerungsfrage meistens nur im Vorbergehen oder ganz unzureichend, aber auch in der heimat-geschichtlichen Literatur findet man darber verhltnismig wenige Arbeiten. Wenn sich nur vereinzelte Lokalhistoriker dieser Frage zu-wandten, so lag das gewi wohl mehr an der Mangelhaftigkeit des Quellenmaterials, das keine lohnenswerte Ausbeute zu versprechen schien, als an einer Unterschlzung des Wertes solcher Untersuchun-gen berhaupt.

    Die vorliegende Arbeit will einen Beitrag zur Bevlkerungskunde der Stadt Cloppenburg von 1473 bis 1662 mit einem kurzen Rckblick auf die Zeit vorher liefern, nicht allein im Sinne der statistischen Er-fassung, sondern auch vom Gesichtspunkt der Familienforschung aus, auf deren Pflege sich unsere Zeit in erfreulicher Weise wieder be-sonnen hat. Die Untersuchung schliet mit der Zeit ab, wo die Kir-chenregister der Pfarrgemeinde Krapendorf, der die Stadt Cloppen-burg kirchlich angehrte, zu weiteren Nachforschungen herangezogen werden knnen.

    Q u e l l e n . Die Grundlage dieser Untersuchung bilden haupt-schlich Schatzungsregister. Aus dem oldenburgischen Landesarchiv sind benutzt worden (Mnst. Akten, Abtlg. I B IX E lb): 1. Das Clop-penburger Amtsregister des Amtmanns Hinrick Hackvord, das Sello dem Jahre 1473 zuschreibt. 2. Das Personenregister des Kirchspiels Krapendorf vom Jahre 1498, angefertigt vom Pastor Herman Half-

    F o r t s e t z u n g und A b s c h l u der A r b e i t w e r d e n fr ein s p t e r e s H e f t v o r b e h a l t e n .

    Oldenburger Jahrbuch 10