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  • April 2010

    DerPrfingenieurPrf

    Zeitschrift der Bundesvereinigungder Prfingenieure fr Bautechnik

    ISSN 1430-9084

    36Seite 4

    Die Regel der Deregulierung

    Seite 15Berechnungsmodelle fr Betongelenke

    Seite 27Statik am Gesamtmodell: Modellierung,

    Berechnung und Kontrolle

    Seite 35Der Brandschutz bei der energetischen Sanierung von Bildungssttten

    Seite 41Die Geotechnische Normung auf dem Weg zum Eurocode 7

    Seite 55Eine neue Strategie fr die Ertchtigung alter Straenbrcken

  • INHALT

    3Der Prfingenieur April 2010

    EDITORIALDr.-Ing. Hans-Peter Andr:

    Die Regel der Deregulierung 4

    NACHRICHTENPrfingenieure in Nordrhein-Westfalen wollen 200.000 Euro in eine

    praxisgerechte Normung investieren 612. Sachverstndigentagung des Eisenbahn-Bundesamtes diskutierte

    ber den Wandel der Bauaufsicht 8vpi-EBA-Mitgliederversammlung besttigt ihren Vorstand im Amt 9

    Seminar in Bayern: Fazit: Regelmige berprfungen durchqualifizierte Ingenieure sind notwendig 10

    6. Zertifizierungslehrgang zum Sachkundigen Planer fr dieBeton-Instandsetzung erfolgreich beendet 11

    Eisenbahn-Verrechnungsstelle bvs-EBA steht jetzt allenPrfern zur Verfgung 12

    BVPI Arbeitstagung Anfang September in Landau in der Pfalz 12Landesvereinigung NRW rstet sich mit neuem Vorstand

    fr die Zukunft 13Dipl.-Ing. Otto A. Sasse 14

    Internationale Mauerwerkskonferenz vom 4. bis 7. Juliin der Altstadt von Dresden 14

    Tagung der Prfingenieure in Baden-WrttembergEnde Juni in Baden-Baden 14

    MASSIVBAUProf. Dr.-Ing. Steffen Marx/Dipl.-Ing. Gregor Schacht:

    Berechnungsmodelle fr Betongelenke 15

    TRAGWERKSPLANUNGProf. Dr.-Ing. Manfred Robert Bischoff:Statik am Gesamtmodell: Modellierung,

    Berechnung und Kontrolle 27

    BRANDSCHUTZPLANUNGDipl.-Ing. Sylvia Heilmann:

    Der Brandschutz bei der energetischen Sanierungvon Bildungssttten 35

    ERD- UND GRUNDBAUUniv.-Prof. Dr.-Ing. habil. Christian Moormann:

    Die Geotechnische Normung auf dem Weg zum Eurocode 7 41

    BRCKENBAUMinisterialrat Dipl.-Ing. Joachim Naumann:

    Eine neue Strategie fr die Ertchtigung alter Straenbrcken 55

    IMPRESSUM 67

  • 4Der Prfingenieur April 2010

    EDITORIAL

    Liegt der Irrtum nur erst wie einGrundstein unten im Boden,immer baut man darauf,nimmermehr kommt er an Tag.

    Goethe und Schiller, Xenien

    Auch die Abwesenheit vonMarkt- und Verhaltensregeln unter demausschlielichen Primat des billigstenAngebots stellt eine Regel dar.

    Dieser deregulierte Preiswettbe-werb hat im Bauwesen den Betrug zurRegel gemacht. Der Verzicht auf ethi-sche Handlungsmaxime der Marktbe-teiligten hat die Bauqualitt ruiniertund zu erheblichem wirtschaftlichemSchaden gefhrt.

    Zum Zeitpunkt des Verkaufs bereits fertig herge-stellter Serienprodukte sind die Qualitt und die Her-stellkosten eine eindeutige, auch im Zuge eines Preis-wettbewerbs nicht mehr vernderbare Gre.

    Der Konflikt zwischen den Interessen des Ku-fers (hohe Qualitt, geringer Preis) und denjenigen desVerkufers (geringe Qualitt, hoher Preis) und die damitverbundenen Risiken knnen daher von beiden Parteiennachvollziehbar ausgeglichen werden.

    Bei einer vertraglichen Vereinbarung ber in derZukunft zu erbringende intellektuelle und kreative Pla-nungs- und/oder Bauleistungen sind die Qualitt und dieHerstellkosten dieser Leistungen bei Vertragsabschlukeine real mebaren, sondern nur beschreibbare Gren.

    Qualitt und Verkaufspreis beruhen auf einer ge-genseitigen Zusage, von deren materiellen Konkretisie-rung sich beide Parteien unterschiedliche Vorstellungenmachen knnen.

    Auch die Richtigkeit der Annahmen, die dieserZusage zugrunde liegen, bewahrheitet sich erst im Zugeder Konkretisierung. Beispielsweise lsst selbst derrechnerische Nachweis der Standsicherheit und der Ge-brauchstauglichkeit nach bauaufsichtlich eingefhrtentechnischen Baubestimmungen Interpretationsspielru-me offen.

    Bei einem Preiswettbewerb sind daher ber dieprzise Leistungsbeschreibung und die technischen

    Baubestimmungen hinaus Verhaltens-regeln der Beteiligten erforderlich, diemit den Begriffen Treu und Glaubenund dem ungeschriebenen Verhaltens-kodex eines ehrbaren Kaufmannsumschrieben werden knnen.

    Demgegenber ist heute in vie-len Fllen ein auf Zockermentalitt be-grndetes, kaufmnnisch-juristisch un-bersichtliches Vertrags- und Verhal-tensgeflecht die Regel, das zu unprzi-sen funktionalen Ausschreibungen, rui-nsem Marktverhalten, unterverprei-sten Angeboten, bewuter Qualittsun-terschreitung und aggressivem Nach-tragsmanagement gefhrt hat [1].

    Qualifiziertes Fachpersonal derBauverwaltungen und der Bauaufsichtwird dabei hufig nur noch in eine Sta-

    tistenrolle gedrngt, in der formaljuristische Verfah-rensablufe und Entscheidungen wider besseres Wissenmitgetragen werden mssen.

    Mit der Hufung spektakulrer Schadensflle inder jngsten Vergangenheit werden die aus diesem de-regulierten Preiswettbewerb resultierenden Fehlent-wicklungen offenkundig.

    Schadensrelevante Fehler bei Planung, Bauaus-fhrung und Instandhaltung lassen sich nicht nur aufIrrtum, Ignoranz, Sorglosigkeit und Fahrlssigkeit zu-rckfhren, die mit den bekannten Methoden der bau-technischen Prfung entdeckt werden knnten, sondernauch auf eine mittlerweile gesellschaftlich akzeptiertebetrgerische Grundhaltung.

    Aber auch der Fehlerprvention durch die bau-technische Prfung ist immer mehr durch Freistellung,Aufgabe der Unabhngigkeit und Unterwerfung untereinen Preiswettbewerb die Grundlage entzogen worden.

    Die viel gepriesene Strkung der Eigenverant-wortlichkeit der Beteiligten hat sich bei Bauherren undbei Auftragnehmern als Lippenbekenntnis herausge-stellt, weil unter dem Diktat des Preiswettbewerbs keinedementsprechenden Anreizsysteme fr die handelndenPersonen herausgebildet wurden. Anreizsysteme fr diehandelnden Personen sind nmlich fr einen fairen In-teressensausgleich dann kontraproduktiv, wenn sie nurauf individuelle Vorteilsnahme hin ausgerichtet sind,beispielsweise auf Seiten des Bauherren auf eine finan-

    Die Regel der Deregulierung

    Dr.-Ing. Hans-Peter AndrPrsident der Bundes-

    vereinigung der Prfingenieurefr Bautechnik (BVPI)

  • 5Der Prfingenieur April 2010

    EDITORIAL

    zielle Beteiligung des Einkufers am Verhandlungser-folg.

    Kontraproduktiv ist es gleichermaen, wenn alsinnerbetrieblich honorierter Erfolg des Projektleitersdes Bauherrn nur die Minimierung der Kosten und derPlanungs- und Bauzeiten bewertet wird, und beim Pro-jektleiter des Bauunternehmens nur die Maximierungder Preise und das erfolgreiche Behinderungs- undClaimmanagement. Vergleiche mit Gladiatorenkmpfendrngen sich auf, bei denen jeder Beteiligte gezwungenist, nur noch die eigene Haut zu retten.

    Ein auf berzeugung begrndetes Interesse anqualittsvoller Arbeit und der Einhaltung erprobtertechnischer Baubestimmungen besteht nur noch in Aus-nahmefllen und wird auch von den Geschftsleitungender beteiligten Institutionen allenfalls in Sonntagsredenartikuliert.

    Die fr ffentliche Bauvorhaben haushaltsrecht-lich geltenden Regeln der Sparsamkeit und Wirtschaft-lichkeit werden durch diese derzeitige Praxis in groberWeise verletzt.

    Sowohl im Sinne des Gemeinwohls als auch imSinne wirtschaftlicher Prosperitt von Bauherren, Bau-unternehmen und Planungsbros ist es daher geboten,die derzeitige Praxis grundhaft zu reformieren und denderegulierten und daher hufig betrgerischen Preis-wettbewerb im Bauwesen mit allen seinen Fehlentwick-lungen zu eliminieren.

    Der Lsungsansatz fr das Problem kann nurdarin bestehen, dass zwischen allen Beteiligten Vertrau-en durch Transparenz und gegenseitiges Verstndnisherbeigefhrt wird.

    Diese Transparenz bedeutet auch bei der Preisge-staltung ein fr beide Parteiein nachvollziehbares Spielmit weitestgehend offenen Karten, wie es ja schon welt-weit in einer Reihe von Lndern erfolgreich ausgebtwird.

    Zweifellos wird hierfr auch eine Reform desVergaberechts notwendig sein, was insbesondere in An-betracht der EU-Rahmenbedingungen nicht einfach seinwird. Andererseits gilt aber auch und gerade fr dasVergaberecht der biblische Grundsatz, dass die Gesetzeden Menschen dienen mssen, und nicht die Menschenden Gesetzen, wenn diese offenkundig zu Fehlentwick-lungen gefhrt haben.

    Gemeinsame Anstrengungen und berzeugungs-arbeit von ffentlichen Bauherren, Bauwirtschaft, Kam-mern und Verbnden sind daher dringend geboten, umweiteren Schaden abzuwenden.

    Zur Herbeifhrung eines Interessensausgleichsbei wirtschaftlich erfolgreichen, qualittsvollen und fai-ren Bauprozessen spielen auch unabhngige Mediato-ren und Koordinatoren eine wichtige Rolle.

    Diese Rolle wird auch heute schon von vielenPrfingenieuren und Prfsachverstndigen wahrgenom-men. Dies gehrt zwar von Haus aus nicht zu ihremvorgegebenen Aufgabengebiet, es ist aber im Sinne derRisikoanalyse und Fehlervermeidung durch die Sicher-stellung eines ungestrten Planungs- und Bauaublaufseine mindestens gleichbedeutende Aufgabe wie diePrfung der rechnerischen Nachweise und die Bauber-wachung.

    Der erweiterte Vorstand ruft als Ergebnis einerKlausurtagung im Februar 2010 die Mitglieder derBundesvereinigung der Prfingenieure fr Bautechnik(BVPI) dazu auf, neben der wirtschaftlichen Unabhn-gigkeit, Integritt und der fachlichen Qualifikation auchdie Pflege partnerschaftlichen Verhaltens, lsungsorien-tierter Herangehensweise, Offenheit und Kommunikati-onsfhigkeit als Ziel zu verfolgen, um damit einenwichtigen Beitrag fr ethisch begrndetes baukulturel-les Handeln und die Wiedererlangung eines wirklichenWettbewerbsvorteils fr das deutsche Bauwesen in Eu-ropa und in der Welt zu erzielen.

    Die BVPI steht den ffentlichen Bauverwaltun-gen, der Bauwirtschaft und allen am Bau Beteiligtendabei als Berater und Partner zur Verfgung.

    Vi