Der Rauhfußbussard [Buteo lagopus lagopus (Brünn)] als deutscher Brutvogel

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470 Mayr, Weidenmeisen-Beobachtungen. [ J" f" O. t928 ST~I~, G., Beitrag zur Fortpflanzung der m~.rklschenWeidemneisen, Beitr. z. Fortpfl.-biologie 3, 1927~ p. 116--119. --, Weitere Mitteilungen zur Fortpflanzung der mSrkischen Weidenmeisen, Beitr. z. Fortpfl.-biol. 3, 1927, p. 155---159. STR~S~AN~, E.~ BrutvSget tier Vorulpen~ V. 0. G. B. 13~ 1918, p. 339--342. --, Zwischen Isar und Lech, O. 5~. B. 30, 1922, p. 51--52 [Stimme]. - - u. SACRTL~B~, H., Ueber die euroF~ischen Nattkopfmeisen~ V. O. G. B. 1G 1920, ]9- 228--269. SU~K~L~ W., Ueber Vorkommen mad Lebensweise tier Weidenmeise in Nord- frankreieh, O. M. B. 27, 1919, 93. --, Fundplgtze tier Weidemneise in Hessen, O. ${. B. 30, 192~, p. 8"2--83 [Sp~te Bruq. Der Rauhfugbussard [Buteo lagopns lagopns (Brfinn)] als deutscher Brutvogel. (Vortrag auf der Jahres-Versammhmg tier D. 0. G. in Leipzig' 1927.) Von Walter Sahmann. Wer die ornithologische Literatur der letzten 75 d~hre auf- merksam verfolgt hat, dem wird nicht entgangen sein, dug his in die neueste Zeit hin und wieder Notizen fiber ein Brtiten des gauhful3bussards in Deutschland ersehienen sin& Doch nieht allein die zerstreuten Notizen reizen dazu, die Brutversuehe des Rauhfugbussards in Deutschland zu verfolgen, sondern auch die Kenntnis dieses Vogels als eines Durchziiglers oder Wintergastes hNt das Interesse an ihm waeh. Man mSchte beinahe seine Zu- gehSrigkeit zu den deutsehen BrutvSgeln wtinschen, und dieser %~unsch hat wahrseheinlich manchmal die tatsfi.chliehen Ver- h~iltnisse verkannt. Eine Bearbeitung der verhi~ltaismi~gig zahl- reiehen Brutmeldungen aus Deutschland erfordert eine Priifung in doppelter Hinsicht: 1. Hat der Rauhfugbussard in DeutschIand lteimatreehte er- worben ? II. Ist ein Nlm~ihliehes Vordringen nach Deutschland zu kon- statieren ? V o r b e m e r k u n g : HAI~TERT (11) bezeichnet Buteo laqopus laqopus (Briinn) Ms Brutvogel yon Skandinavien und Nordrul31and, wo er haupts~ehlieh die Tundren bewohnt. Er soll aber auch noeh in den Ostseeprovinzen briitend angetroffen werden. Nach Osten zu wird der skandinavische Rauhi\lgbussard dutch die Form

Transcript of Der Rauhfußbussard [Buteo lagopus lagopus (Brünn)] als deutscher Brutvogel

470 Mayr, Weidenmeisen-Beobachtungen. [ J" f" O. t928

ST~I~, G., Beitrag zur Fortpflanzung der m~.rklschen Weidemneisen, Beitr. z. Fortpfl.-biologie 3, 1927~ p. 116--119.

--, Weitere Mitteilungen zur Fortpflanzung der mSrkischen Weidenmeisen, Beitr. z. Fortpfl.-biol. 3, 1927, p. 155---159.

STR~S~AN~, E.~ BrutvSget tier Vorulpen~ V. 0. G. B. 13~ 1918, p. 339--342. --, Zwischen Isar und Lech, O. 5~. B. 30, 1922, p. 51--52 [Stimme]. - - u. SACRTL~B~, H., Ueber die euroF~ischen Nattkopfmeisen~ V. O. G. B.

1G 1920, ]9- 228--269. SU~K~L~ W., Ueber Vorkommen mad Lebensweise tier Weidenmeise in Nord-

frankreieh, O. M. B. 27, 1919, 93. --, Fundplgtze tier Weidemneise in Hessen, O. ${. B. 30, 192~, p. 8"2--83

[Sp~te Bruq.

Der Rauhfugbussard [Buteo lagopns lagopns (Brfinn)] als deutscher Brutvogel .

(Vortrag auf der Jahres-Versammhmg tier D. 0. G. in Leipzig' 1927.)

Von Walter Sahmann.

W e r die ornithologische Li tera tur der letzten 75 d~hre auf- merksam verfolgt hat, dem wird nicht entgangen sein, dug his in die neueste Zeit hin und wieder Notizen fiber ein Brtiten des gauhful3bussards in Deutschland ersehienen sin& Doch nieht allein die zerstreuten Notizen reizen dazu, die Brutversuehe des Rauhfugbussards in Deutschland zu verfolgen, sondern auch die Kenntnis dieses Vogels als eines Durchziiglers oder Wintergastes hNt das Interesse an ihm waeh. Man mSchte beinahe seine Zu- gehSrigkeit zu den deutsehen BrutvSgeln wtinschen, und dieser %~unsch hat wahrseheinlich manchmal die tatsfi.chliehen Ver- h~iltnisse verkannt. Eine Bearbei tung der verhi~ltaismi~gig zahl- reiehen Brutmeldungen aus Deutschland erfordert eine Priifung in doppelter Hinsicht :

1. H a t der Rauhfugbussard in DeutschIand l te imatreehte er- worben ?

I I . I s t ein Nlm~ihliehes Vordringen nach Deutschland zu kon- statieren ?

V o r b e m e r k u n g : HAI~TERT (11) bezeichnet Buteo laqopus laqopus (Briinn) Ms Brutvogel yon Skandinavien und Nordrul31and, wo er haupts~ehlieh die Tundren bewohnt. E r soll aber auch noeh in den Ostseeprovinzen briitend angetroffen werden. Nach Osten zu wird der skandinavische Rauhi\lgbussard dutch die Form

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Buteo lWopus pcdlidus (Menzb.) ersetzt, deren Brutgebiet wahr- scheinlich ganz Sibirien 5stlich des Urals his Kamtschatka bildet. An den arktischen Ktisten und in einem Teile des nearktischen Faunengebietes briitet die etwas kleinere Form B,deo 1Wopus sancti-johannis (Gm.). Die beiden zuletzt genannten Formen miissen voIlkommen unberiicksichtigt bleiben, well sie nicbt einmal a.ls Irrgast, gesehweige denn als Zugvogel Deutschland beriihrt haben und mithin als Brutvoget iiberh~npt nieht in Betracht kommen. In dieser Abhandlung wird also nur die skandinavisehe Rasse Buteo 1. lwopus behandelt, die wenigstens in Siid-, 3/[ittel- und Ostdeutschland in keinem gahre als Zugvogel oder Winter- ga.st fehlt und sich in ma.nehen Wintern in groger Zahl einstellt. Yon den zahlreichen deutsehen Brutnotizen erwghnt HA~TEI~T aber nur zwei, eine fiir den Taunus und eine fiir Schlesien. Im iibrigen hebt er hervor, dag es sich bei den meisten Fgllen um unbewiesene oder unbeweisbare Behauptungen handelt. Dasselbe gilt fiir aul~erdeuts&e Brntvorkommnisse, die veto eigentlichen Brutgebiet entfernt sin& Aueh Bus der Schweiz, (}rol~britannien und Irland liegen keine sicheren Brutnachweise vor.

Bei der Behandlung der Brntnotizen sell versueht werden, ihre Zuverlgssigkeit und Glaubwiirdigkeit abzuwggen, um zu einem mSglichst einwandfreien Ergebnis zu kommen. Na.ch dem bereits erwtthnten Brutgebiet mfiI~te man a.nnehmen, dab der Rauhfu[~- bussard als nordeuropgischer Vogel sieh zungchst im Norden und Osten Deutsehlands ansiedeln wfirde. Ftir dieses Gebiet liegen zwaac such eine ganze Anzahl yon Angaaben vor, a.ber eine Reihe von Notizen betrifft doch Siiddeutsehland und d a v o r a.llen Dingen Bayern.

In einer Notiz fiber ,Der VSgelzug usw." erw~Imt Pfarrer J. JXCKEL (18), dal~ am 2. ±~ai ] 854 bei Arberg (in der Nghe yon Gunzenhausen in 5Iittelfra.nken) zwei Rauhful~bussa.rde erlegt worden sind, wobei es sieh um Brutv6gel handeln k6nne. Wie ira folgenden oft, wird es sieh aueh hier mit derselben Wahr- seheinliehkeit mn Naehziig]er handeln. Da einma] niehts fiber einen Horst gesagt wird und zum andern B. lwo2ous manehmal seinen Rfiekzug bis Ende April und Anfang Mai verzSgert, kann dieser vermeintlichen Brutanga~be keine Bedeutung zukommen. JXCK~L erwiihnt abet a. a.. O. ferner , dal3 ein ,,Herr LEv zu Augsburg" am 5. und 19. April alte VSgel und am 11. Juni einen noch nicht flugbaren aungen erbalten habe. Da.nach wgre

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nnter Umst~nden ein Brutvorkommen des Rauhfu~bussards fiir Bayern sieher erwiesen, wenn nicht JXeKEL seine Angaben in der Naumannia (19) widerrufen hgtte. Dureh einen Schreibfehler (!) seines Berichterstatters sei der Irrtum entstaaden; es habe sich um einen jungen M~usebussard gehandelt. Von dieser Beriehtigung hat aber O. vo~,~ RI]SS~STgAL (31) nichts erfahren; denn er gibt in seinem bekannten Werk fiber die RanbvSgel Dentschlands die Angaben JXcgELs als verbfirgt wieder. JXcK~:n (20) wiederholt in seinem sp~ter erschienenen Buche iiber die VSgel Bayerns die Einzelnotizen nicht, er vermerkt aber, dgl3 der Rauhfu~bnssard hie und da gebriitet haben soil. Damit ist aber durchaus nichts Positives und Beweiskrgftiges geliefert.

Ebensowenig 1Ngt sich etwas mit der Bemerkung aafangen, die im X. Jahresberieht des Aussehusses fiir Beobachtungsstationen der VSgel Deutsehlands (21) festgehalten ist; dean dort wird ohne Einzelheiten angegeben, dal3 der Ranhfugbussard bei Ebraeh (Ober- fmnken) gebriitet habe. Es leuehtet ein, dag eine derartig knappe Notiz nieht verwertet werden kann, zumal aueh fiber den Beobaehter (Se~ntettTEGI~oT~5) und dessert Zuverl~ssigkeit niehts gesagt i s t . - VStlig bedeutungslos sind au& die Angaben, die I:IAs-S STADLER (33) macht, wenn er ohne Einzelheitea den gauhfugbussard als ,,unregelm~gigen Brtiter" des 5faintgles bei Lohr uad der Nachbar- gebiete bezeignet.

Der Ornithologe Fraakeas, J. GEscmE~, Nhrt drei Fglle eines wahrseheinli&en Brtitens des Rauhfugbusssa°ds im fr~nkisehen Gebiet an. Er bemerkt in einer Arbeit fiber ,Fremdlinge aus der Vogelwelt in Bayern" (8), dal~ tier RaukNgbussard 1870 in Zailberg in Unterfranken gebriitet habe. Die Originalarbeit ist mir bisher nieht zugiinglieh gewesen, und ieh Nge hierbei nut auf einer Bespreehung in den Ornithologisehen Monatsberichten (8). Aus der kommentarlosen Bespreehung darf wohl gefolgert werden, dalt an& hier keine sieheren, beweiskr~ftigen Angaben vortiegen. Die beiden weiteren BrntfAlle bringt G~sGL~ in seiner Vogelwelt l~'Iittelfra, nkeas (9) zur Kennt:nis. Am 3. Juli 1904 sind bei Sehillingfi~rst zwei Rauhfugbussarde erlegt worden, die PArrOT untersueht trod fiir ein Brutpaar der Gegend gehalten hat. Da naeh diesen Angaben weiter niehts fiir einen Brutversueh spricht Ms alas Erlegen yon zwei alten Rauhful~bussarden zu un- gewSlmlieher Zeit, so darf man wohl auch in diesem Falle skeptiseh bleiben. Es besteht durehaus die M6glichkeit, d~l~ es sieh um

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zwei zuri~ckgebliebene VSgel hande]t. In so]chen Fi~llen kann der Berichterstatter hie exakt genug sein und mull in allen Einzelheiten angeben, warum die beiden Tiere als BrutvSgel an- gesehen werden. Das spi~te Erlegungsdatmn ist zwar sehr auff~llig, beweist aber allein noeh niehts. So fehlt jede Angabe, ob ein itorst in fler N~he der Erlegungsstelle gestanden hat, ob Brut- fleeke bei den VUgeln naehzuweisen waren und ob bei der Sektion des ~ der BeNnd des Ovars auf eine EiabIage sehliegen lieg, die unter Umst~nden kurze Zeit zu erkennen ist. Solange diese Angaben fehlen, kann man nieht yon einem bewiesenen Brutvor- kommen des Rauhful3bussards spreehen. - - Noeh weniger ist mit dem dritten, yon GENas~ erw~hnten Fall anzufangen. Ein nieht n~her genannter BaAND~r erhielt zu sp~iter Frtihjahrszeit zwei RauhNl~bussarde yon Illesheim, die vielleieht zur Fortpflanzung sehreiten wollten. Aueh hier fehlen die Beweise vSllig, und so darf man sieh wohl nieht tier G~aLE~'sehen Ansieht ansehliel3en und den Rauhfugbussard als einen unregelmfiBigen Brutvogel Mittelfrankens bezeiehnen. Aber nieht nur fiir Mittelfranken sondern ftir ganz Bayern kann, wie aus den vorstehenden Aus- fiihrungen hervorgehen diirfte, Buteo 1. lagopus n i e h t Ms ]3rut- vogel genannt werden.

Ftir das hessisehe Gebiet liegen ebenfa]ls einige Notizen yore Briiten des Rauhfugbussards vor. AT_aX~DE~ vor~ HOMEY~R refit im Journal fiir Ornitho]ogie 1859 (16) mit, dag F. D. HEYm~MAXS; aus dem Taunus Eier erhalten habe. Das beim Horst gesehossene

soll keinen Zweifel zugelassen haben, dal] es sich wirklich um den Rauhfugbussard handele. Diese Notiz hat ein ]ebhaftes Echo in der Literatur gefunden. Zu ihr darf wohl bemerkt werden, dag sie viel zweifelsfreier als die bayerisehen Angaben k]ingt. An den Eiern Mlein kann man, wie aus den sp~teren Darlegungen ersehen werden soll~ den Brutnachweis nieht fi~hren. Das am Horst ertegte ~ bringt abet den Naehweis des Briitens. Es kSnnen nur noeh, wie so oft, Zweifel an dem Gewiihrsmann ent- stehen. Die Zweifel bringt Bo~aGnEv~ (1) zum Ausdruek und z~hlt deshalb den Rauhful~bussard nicht zu den Brntv6geln gessens. A. Yo~ HO~IESrER findet aber in seinen Zus~tzen und Berich- tigungen zu BOI~GGREVES Werk (17) Gelegenheit, die Zuverl~ssig- keit seines Gew~hrmannes zu bekritftigen. Zwar erkennt er an, dag m~n mit Gewiihrsleuten vorsiehtig sein mug, well viele Angaben verallgemeinert werden. Aus dem vereinzelten Brutvorkommen

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wird in einer Mitteihng R S ~ s (Verzeichnis der VSgel Nassaus, .lahresbticher 186'2/63) berichtet, dag B ~ t e o 1. lagop~.~s b i s w e i l e n im Taunus brfiten soll. Immerhin betont Ho~Y~R, dab sein @ew~ihrsmann D. F. HEYN]~IANN anerkannt guter Vogelkenner und als Conchyliologe eine Autorit~t ersten Ranges sei. Man hat nichts wieder i~ber den Verbleib der Eier und des Vegels geh6rt. Es hiefte aber, alles Vertrauen in ornithologischen Dingen verlieren, wenn einzig und allein Museumsobjekte beweiskriiftig sein sollen, und man mfiftte eigentlich das anerkennen, was ALEXANnER VOS Ho~Im'sa mit seinem guten Ruf Ms exakter Wissensehaftler deckt. [nfolgedessen wird der Brutfall yon verschiedenen Autoren als sicher angenomraen. HAR~r:~RT erw~ihnt ihn in seinen VSgeln der palgarktisd~en Fauna (11), und auch SUSKEL (34) nimmt das Briiten des Rauhfnftbussards fiir Hessen a n . - - Einem zweiten Fail kann hingegen keine Bedeutung zuerkannt werden. ~VInJ~ELsI S c H u s ~ bemerkt in tier Zeitsehrift Nr Oelogie (32), daft er 1900 in der Gemarkung ftopfmannsfeld, Vogelsberg, ans einem Rauh- Nftbussardnest ein anormales Ei yon weiller Farbe, ganz runder @estalt und Taubeneigr6fte geholt babe. Das klingt, Ms ob ein Rauhfufibussardhorst in Deutschland niehts allzu Seltenes sei. Die beweiskriiftigen Angaben fehlen abet vollkommen; denn an den Eiern, nnd noch weniger an anormalen Eiern, kann das Brtiten von B u t e o 1. layopu.s nieht bewiesen werden. - -

Ftir Mitteldeutsgland liegen auch nur wenige Notizen vor. 1878 bemerkt L ~ E (26), daft yon friiheren Beobacbtern Notizen vorliegen, nach denen der R, auhNftbussard in Thtiringen brtiten soll. Naeh dem Urteii LJ~B~s, dem man sieh ansehlieften muB, bernhen die Angaben jedenfalls auf einem Irrtum. Aueh CE~. L. B R ~ r (2) erwi~hnt das Briiten eines Rauhfugbussards in der N~he bei Querfurt. Sein Gew~hrsmann, ein Gymnasiast, hat im April 1821 auf einer hohen Eiehe den ttorst dieses Vogels ge- %nden. Er enthieR 4 stark bebriitete Eier, yon denen eins beim Ausblassn zerbrach und ein ganz ausgebildetes, bis auf die Zehen rnit weiftgrauer Wolle bekleidetes Junges zeigte. Ein anderes Ei hat B u ~ bekommen, das mit einem yon Riigen stammenden Rauhfuftbussardei tibereinstimmen soil B x ~ erw~hnt noeh a. a. O., daft sich die Wahrheit vom Nisten n6rdlieh wohnender VSgel mitten in Deutschland erneut best~tige. D a a b e r Bu~u~ und aueh sein Sohn A s ~ D in sp~teren Sehriften das Brutvor- kommen des B u t e o 1. la.qolous nieht wieder erwiihnen, darf man

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annehmen, dag dieser Fail doch nicht ale bewiesen gelten kann. Die his an die Zehen bedannten F~nge des Jnngvogels sind noeh kein Beweis. Es k6nnen ebensogut M~nsebussarde gewesen sein, die ein recht langfaserige s Dannsnkleid tragen nnd nnter Umst~nden eine Bedaunung bis an die Zehen vort:~iuschen k6nnen. --FIEYD:,~:a berichtet in seiner ,,Ornis saxonica" (1'2) ~'on einem s~gsis&en Brutvorkommen des RauhNgbussards. Der Beobaehter beriehtet nnr sehr dtirftig, dag er 1885 Bin C~ (~ nistend im KtosterwMd bei Ebersbach (Lausitz) angetroffen habe. Die Verweehslnng mit dem Mgusebussard liegt aueh hier auf der FIand. ~ Der Voll- st~ndigkeit halber sei anch eine Bemerknng, die sogar ans nenester Zeit stammt, fiir die Mark Brandenburg erw~hnt (42). In einem Beri&t tiber Raubvogelsehntz wird summafis& festgestellt, dab 183 Bruten yon Ranbv6geln hochgebracht worden seien. Darunger habe sieh eine yore Rauhfngbnssard befunden. Den Naturschutz in allen Ehren, abet er diirfte doeh etwas exakter sein und ein wenig mehr Weft auf Naturkenntnis legen. Wenn in Dents&land ein RauhNgbusSard horstet, so ist der einwandfreie Na&weis hgher als die Sehutzmaftnahmen einznseh~tzen. Hier ist nnr zweierlei am Platze, Abs&ng der Mten nnd jungen Vggel oder ktinstliehes Ausbriiten der Eier nnd Anfzneht der Jnngen. In beiden Fallen wird der Wissenschaft ein Opfer gebra&t. Das mug aueh der Natnrschutz zubilligen, wenn er eine tragbare Idee bleiben will.

Na& den sehr zahlreiehen Angaben fiir Sehlesien innate man glauben, daft der Ranhfugbnssard in Sehlesien bestimmt horste. Aber die Mitteilnngen dariiber sind alle so lit&enh~ft, zweifelhaft und nngenan, daft in keinem Falle ein exakter Brutnaehweis ge- Nhrt wird. Fl~oEt{.:m~ stiitzt sieh in seiner Arbeit ,,Beitr~ge zur Ornis yon Preuftisch-Sehlesien" (¢) anf eine ganze Reihe yon Gewghrslenten, die er Nr so glaubhaft h~lt, data er sieh sogar zu der Behanptung versteift: ,,G-egenw~trtig (1891) horstet schon jedes Jahr eine ganze Anzahl yon c¢ ~ bei nns." Danach soll z. B. Buteo t. lagopus bei Niesky, anf dem Zobten nnd auf dem Geiersberge (~2), in Sehwammelwitz bei Ottmachan, bei Nieder-Briesnitz, in Guhtan bei Glogau nnd in Niederlinda bei Lauban gehorstet haben. Die Gew~hrsleute sind fast durchweg Forstbeamte, und keiner yon ihnen nennt irgend einen Anhalt, naeh dem ganz sin- wandfreie Beoba&tungen oder erlegte V6gel vorliegen. FLOEI~ICKE (4 a) erw~hnt ferner, daft der RauhNftbussard in tier Bartseh-

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niedermtg ein h~ufiger Wintergast sei und im Sommer bei Crasch- witz erlegt wurde. Wal~'scheinlich soll mit dieser Bemerkung ebenfalls auf ein Brutvorkommen hingewiesen werden. KOLLIBAY (23) hat sich auJBerordentliche Mfihe gegeben~ um Klaxheit fiber das Horsten des Rauhfuf/bussards in Preuf3isch-Sehlesien zu er- langen, und hat 108 schriftliche Anfragen erlassen. 69 Antworten lauten auf nein, und nur 3 Befragte wollen etwas davon wissen. Ein FSrster hat Ende Juli 190~9 bei Breslau zwei Rauhfugbussarde erlegt~ aber weggeworfen. Wenn nach der Beschreibung zwar auf laqopus gesehlossen werden kann, so gelten auch dieselben Zweifel wie Nr die beiden Exemplare bei Sehitlingffirst (Bayern), und alas Horsten ist nicht erwiesen. Einem Prgparator ist ferner ein bei Gnadenfrei am 24. ~Iai 1905 erlegtes Mtes ~) fiberbra&t worden. Hier diirfte es sich wohl nur um einen zurfiekgebliebenen Vogel handeln. Die fibrigen Brutangaben betreffen nicht mehr das deutsche Reichsgebiet, sic fallen naeh Oesterreichisch-Schlesien. Neben einigen belanglosen Angaben (6, 7) verdienen vor allem die Angaben IEMIL C. F. RZEHAI~'S Beaehtung (30). Er hat am 12. Mai 189~ bei Wiesa (n~chst J~gerndorf) einen weibliehen Eauhfugbussard aus dem tlorste gesehossen~ in dem sich auch zwei Eier befanden. Die arts Vorsieht abgefeuerte Doublette habe aber den Vogel so stark beschg.digt, dug ein Ausstopfen nicht mehr mSglich gewesen wS~re. Ebenso sollen die Eier dtxreh die Sehiisse zerstSrt worden sein. Alie Umst~nde sprechen hier Nr einen Brutnachweis, es hiege denn die Glaub~4irdigkeit RZE~AJI's zu bezweifeln, und das ist Ermessensfrage. Im iibrigen liegen ffir Oesterreiehisch-Schlesien und far 3/lighten no& mehr Brutnotizen vor, die aber in dieser Arbeit nieht weiter interessieren und zudem nieht zweifelsfrei sin& Sonach diirfte far Seblesien der Brut- nachweis des Rauhfugbussards ebenfalls nicht erbraeht sein. Der Paunist dieser Provinz, KOI~LIBAY, vertritt a. a. O. dieselbe An- sieht. - -

Viel wahrsebeinlicher mfigte in Anbetracht des eigentlichen Brutgebietes das Nisten des RauhfuBbussards im Norden Deutseh- lands und in tier Ostmark sein. Kaog~ (~4) erw~tmt zwei Fi~lle, yon denen einer das Italnburger Gebiet betrifl~. Mit einer Notiz, dag der RauhNt]bussard bei Hamburg nistend oder auf dem Zuge vorkomme, ist jedoch aus den sehon vielfaeh erlauterten Grfinden niehts anzufangen. Ebenso niehtssagend ist die Bemerkung, dug MECHLENBURG aUS tier Flensburger Gegend 5fters Rauhful3bussarde

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im Sommer erhalten habe; denn damit allein ist das Briiten noch ~ficht bewiesen. - -

Die meck]enburgischen L~nder betreffen einige Nschrichten yore Briiten des RauhfuSbussards. Wi%T~s.I (45) schreibt in seinen Beobachtungen aus der Ornis Mecklenburgs im Jahre 19007 dab er aus einer iilteren Ssmmlung ein Raubvogelei mit der Bezeichnung Buteo lagopus, Laage, erhslten habe. Er h~lt, da Laage im nord- 5stlichen Mecklenburg liegt, das Brutgesch~ff immerhin fiir mSglich. Die Ausdmcksweise ist sehr vorsichtig und die MSglichkeit des Briitens wird damit begriindet, dal3 der RauhfuBbussard schon im benachbsrten Pommern als Brutvogel konstatiert worden sei, und dab er den J~gern besser als der Wespenbussard beksnnt sei. W S s ~ E I bI~ngt dann eine Beschreibung des znr Rede stehenden Eies, das nach der tP~rbung und nach dem ganzen Typus yon Mgusebussard-Eiern abweiche. Doch wagt er nicht, RauhfuB- bussardeier mit Sicherheit yon M~usebussardeiern zu unterscheiden. Es ist nach vieler Auffassung und auch nach meiner AnsichL nicht mSglich, die beiden Bussardeier auseinander zu halten, Se]bst bei grol3em Vergleichsmaterial mit zweifelsfl'eien Rauhfug- bussardeiern scheint es ausgeschlossen, pr~ignsnte Unterscheidungs- merkmale festzustellen. Diese Ansicht vertritt u. a. R ~ I c ~ o w (28)7 w~hrend SZIEnASKO (35) minimate Unterschiede in Bezug auf die Zahl und Breite der Poren und auf die Substanzfarbe angibt. Es gebietet wohl die Exaktheit, alle t~alle, die nur auf Grand yon Eiem das Briiten des Rauhfut3bussards stiitzen wollen, als unbewiesen hinzunehmen. Das gilt such fiir den soeben behandelten Mecklenburger Fsl]. BedeutnngsvolI scheint eine Notiz zu sein, die ein Referendar GI~]ZVERUS (10) im Jahre 1903 mittei]t. In tier Umgebung der Stad£ Malchin, im Remm]iner Holz, habe ,,e into a l sich sogar Archibuteo lagopus zum Nisten entschtossen und auch 3 gunge aufgebracht", die abet dann, wie derVerfasser sich erinnert, beim Horste erlegt wurden. Was arts den Jungen geworden ist, ob sie pr~pariert worden sind, ob der GewShrsmann Zuverlgssig'keit besitzt nsw., dariiber wird nichts gesagt, nnd es diirffe gerechtfertigt sein, auch diesen Fall sis nicht sicher bewiesen anzusehen. F~ir diese]be Gege~d bringt W$'scsEI (46) ira Jahre 1902 eine ganz knappe Notiz. Dabei diirfte es sich um denselben, eben erwghnten FMI handeln, wenn such diese Mitteihng ein d-ahr frfiher erschienen ist. Auch aus neuester Zeit liegt eine nlecklenburgische Brutnotiz vor, die abet auch

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nieht ~ls sieher gelten k~nn. FL0~'I~ICKE (5) teiit in seiner Zeit- schr~ft die Beobachtungen eines Inspektors HE~BE~.T SC~U~DTtN, Gehmkendorf bei JSrdenstorff, am angebli&en Horst eines RanhfutJ- bussards mit und hebt in seinen Bemerkungen dazu hervor, dag seines Wissens B,~tteo 1. lagopus erst einmal mit roller Sieherbeit als de~tseher Brutvogel naehgewiesen sei. ]~'LOS~CK~ gibt damit die Zweifelsfreiheit seiner sehlesisgen BeNnde preis. In diesem neuen mecklenburgischen Falle handelt es sieh darum, dag ein zerbroehenes Bussardei yon ungew6hnlieh starker WSlkung und erheblicher GrSge vorliegt. Wie schon ausgefiihrt, kSnnen die Eier niemals als einwandfrei dem Rauhful3bussard zugesproehen werden. Als weitere Beweise werden die Horstbeobaehtungen angeffihrt. Der GewN~rsmann spricht yon den deutlich his an die Zehen befiederten Lgufen und yon einem merkwtirdig zutraulichen Vet- hal ten des Vogels. Es fNlt dabei auf, dag kein weiteres Kenn- zeiehen Erwghnung findet. Bei Feldbeobaehtungen achtet man doeh stets auf den hellen Biirzel des Rauhfugbussards, wodnr& er sieh so leicht yore 2VI~tusebussard unters&eidet. Ohne dieses gennzeiehen w~re es vielfa& garnieht mSglieh, ziehende oder iiberwinternde Rauhfugbussarde bei uns festzustellen. Es ist seltsgm, da.l? bei alien angeblichen Brutnotizen niemals auf dieses hervorsteehende Kennzeichen bingewiesen wird. Mithin kann die Schildernng des meeklenburgischen :BrUtversuehes keinesfalls fiber- zeugen und ma,n darf nicht wie ]?LOSmCtCE sagen~ ,dab sie kaum einen Zweifel zulgBt". Vielmehr ist naeh dieser Sehilderung das Brutvorkommen des Rauhfugbussgrds noch reeht zweifelhaft.

In reidler lVlenge liegt das Literaturmaterial Nr die Provinz Pommern vor. Die ersten Angaben stammen aus dem Jahre 1853 yon K~/3PE~ (25), der am 13. Mai 184:5 auf Mitteilung eines Oberf6rsters bei Jiidkemiihl den angebliehen Horst eines Rauhfugbnssards erstiegen hat und ihn leer vorfand. Die Eier seien leider schon yon Itirten ausgenommen worden. KRt~p~:R gibt zwar selbst zu, zumal er dgs angegebene Brutpaar nieht beobaehtete, dag in diesem Falle das Brfiten des Rauhfugbussards nicht behauptet werden kSnne. Er hebt aneh noeh hervor, dal~ sieh der Rauhful~bussard sehr spiit im Friihjahr in Pommern aufhalte, wie schon mehrere Beispiele yon zurfiekgebliebenen Bus- sarden lehren. Die sp~te Beobachtung eines Rauhfugbnssards und ein bezogener Horst eines anderen Raubvogels werden au& bier in Verbindung gebracht und fix entsteht eine Notiz fiber den

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Rauhftfl3bussard Ms deutsehen t~rutvoge]. - - In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts bringt der FSrster-W. HI~Tz I Mlj~hflicb einen Beriebt fiber VSgel in Pommern. I n diesen Beriehten fehlen a.ueh die Zugdaten yon Buteo 1. tagopus nieht, vereinzelt taueht aber aueh eine Brutnofiz auf. So im Berieht ffir 1861 (13), in dem er angibt, dal3 der Rauhfugbussard fiberhaupt nieht briitend bemerkt worden set, doeh soll er naeh sieheren Naeh- riehten auf Riigen gehorstet haben. N~here Angaben bringt H I ~ z nieht, man kann hSehstens annehmen, dag er sieh auf Cu~. L. B~EH~ (3) bezieht. Dieser fiibrt an, dag Herr SCmSLINa dureh seine Reisen auf Rfigen den Rauhfugbussard im Sommer 1818 nieht nm" einzeln auf R~gen gesehen, sondern aueh seinen i-Iorst gefunden habe. Es wird bier noeh ngheres tiber den Horst mit- geteilt und eine Besehreibung tier Eier beigeffigt. Das Mte soll seheuer Ms tier M~usebussard gewesen sein, also ganz im Gegensatz zu der letzten meeklenburgisehen' Notiz. Die Be- sehreibung der Jungen, die fibrigens Herr Sc~Lr~G nieht selbst gesehen hat, ist so niehtssagend. Z .B. sind die Nestjungen Mler llaubv6gel mit Flaumfedern bedeekt, so dag daraus noeh lange nieht auf RauhNgbussard geschlossen werden kann. In dem Jahresberieht yon 1865 bemerkt HINTz (14) ohne Kommentar, dal~ ein O ~ ~ Rauhfugbussarde ha& sehriNieher 3/Iitteilung im GreifswMder Forst gebrfitet haben soil Ein Jahr SlOi~ter (15) sagt der Berieht nut ganz kurz: ,,B~tteo l. lagopus dieses Jahr bier niehg bemerkt. Von Swinemiinde habe ieh dieses Jahr Eier erhMten und ist er dort briitend vorgekommen." 2,fig sol&en knappen Angaben l~igt sieh nieht viel anfangen, doeh wird tier letzte FM1 dadureh interessant, dag sieh wahrseheinlieh etwas fiber den Verbleib der Eier sagen liiSt. In tier Sammlung des shehsis&en Ornithologen H a x s t - I i )5~a~ , Sitzenroda, befindet sieh ein yon W. [-Ii~Tz I geliefertes Gelege des I%auhful~bussardes. Die Eti- kette tr~gt die Bezeiehnung ~. 5. 97 Swinemiinde. Hier wird zweifellos eine Verweehslung der Jahreszahl vorliegen, denn 1897 hat Hi~rz nieht mehr gelebt, und augerdem wiire fiber den Brut- fM1 im Jabre 1897 sieheHieh eine Literaturnotiz erfolgt. Da gus den sehon erwi~hnten Grfinden R~uhNgbussardeier yon M~tuse- bussardeiern nicht zu unterseheiden sind, mug das Brfiten des Raubfugbussards bei Swinemfinde bestritten werden. RrES~TUA5 (31) hat fibrigens die Notizen yon HI~Tz in seinem bekannten Raubvogelbueh a u f g e n o m m e n . - WI~s~, der Forstmeister der

480 Salzmann, Der Rauhfllfsbussard. [ J ' f" O. ~928

Ul~iversit~t Greifsw~ld, bringt auch zwei Notizen tiber d~s Brtiten des Rsuhfuflbussards in Pommern. Im Journal veto Jahre 1865 (43) wird tiber eine Vers~mralnng der Ornithologen Meeklenburgs beriehtet, zn der ein Brief yon WIES~ einging, in dem er u. a. mitteilt, d~f~ bei Ueckermtinde ein tctyop~t8 genistet, haben soil. Neben dieser belsnglosen Mitteilung verdient eine zweite Nsch- richt viel mehr Be~chtung. Der Verfasser berichtet (44) yon einem Feldwebel Sc~T:Lz veto Pommerschen J~tgerbatsilton, der vor einigen Jahren in dera G-reifsw~ld benschbarten Stadtforst Wackrow einen Rsuhful~busssrd abschof~. In dem Horst befsnd sich ein Ei, das WI~s:E in seine Sammhng einverleibte. Er gibt selbst zu, das Ei des Rsuhful~bussards nieht yon dem des ~ u s e - busssrds unterscheiden zu kSnnen. Wohl spr~che abet der sb- geschossene und ausgestopfte Vogel yon dem Brutvorkommen des Rauhful~busssrds. Obwohl WissE die G-lsnbwiirdigkeit seines Gewghrsm~nnes besonders versichert, dtirften Zweifel angebraeht sein, zumal sieh WIEsE scheinbsr yon tier richtigen Bestimmnng des Rsnbvogels nieht iiberzeugt hat. - - Eine weitere ziemlich gleichgeartete Bmtnotiz liegt noch fiir Pommern vet. In ver- schiedenen Zeitschriften (39, 40, 41) ver6ffentlieht der Oberforst- meister v. VA~s~Do~', dat3 im Friitljshr 1894 fin R~ndowbruche bei Cssekow ein Rsuhful~busssrdhorst ausgenommen worden sei Das arts drei Eiern bestehende Gelege ist in den Besitz des Berichterstatters gekommen. Den Vogel hat der Hilfsj~iger G~ASDKt~ am Horst erlegt und ausgestopft. In diesem Falle hat sich allerdings der Berichterstatter yon der richtigen Artbestimmung tiberzeugt, gibt aber nicht beksnnt, ob es sich am c~ oder handelt. Aueh iiber die Vertrauenswi~rdigkeit des Hilfsj~tgers wird niehts gesagt, doch nml~ vo:s VA~:~DoR~ ~ ihn glsubwtirdig gehalten haben~ er witrde sonst nicht schlnl~folgern, d~13 die viel umstrittene Frage, ob der Rauhful~bnsssrd in Deutschland brtitet, tfiernsch als gelSst angesehen werden dsrf. - - Den eben erwiihnten Fall greift einige dshre spgter R~Y als etw~s Neues auf und gibt di~ Bemerkungen vo~ VA~sDo~ss sis pers6nliehe Mitteihmg in der Ornithologischen Monatsschriff (~9) bekannt. Aus dieser sind sie such in die Ornithologischen ~onstsberichte (~9) tiber- nommen worden.

Ftir Westpren~en liegen anscheinend keine Angaben iiber das Briiten des Rsuhful~busssrds vor, es sei denn, msn beriick- sichtigt tier Vollst~ndigkeit halber eine Notiz yon L~o NEU~A~N

LXXVI] Salzmann, Der R anhfu~sbnssard, z~8t Heft 3 j

(27), in d e r e r fiber die Verwendung eines K~tsehers spricht, mit dem er in der Tueheler ~teide die Eier ein-es Rauhftd~bussards dem ttorst entnommen habe.

Von allen Landesteilen Deutsehl~nds mfit3t60stpreuBen, wenn der t~uht'ul~bussard fiberhaupt in Deutschland brfitet, am ehesten als Brutgebiet in Frage kommen; denn bier haben m~nehe nord- 6stliche V6gel ihre deutsche St~tsangeh6rigkeit erworben. Es liegen auch eine g~mze Anzahl yon Brutmeldungen vor, abet alle kranken genau so wie die t~brigen deutschen Brutnotizen an irgend einer Zweifelsfrage. Wenn es nur einmal gelungen w~re, das Brtiten so exakt nachzuweisen, dag selbst dem gr6gten Skeptiker keinerlei Bedenken aufkommen! Die vorziigliehe faunistische Bearbeitung Ostpreul~ens dutch TIsc~nER (38) erfagt alle Literatur- notizen fiber das Brutvorkommen des Rauhfuges bis zmn Jahre 1913. Alle die F~lle, die entweder Mlgemein yon Ostpreugen sprechen, oder die genaue Ortsbestimmung (Eichwald, Tzulkimmen, liMsehing) geben, sind infolge ihrer Ungenauigkeit nicht darnaeh angetan, das siehere Brfiten zu beweisen. Dagegen erscheint TISC~LER die THrs~-E~IA~-~-sehe Mitteilung (36) vom Horsten des Rguhfuges in W aldburg bei Nordenburg als sicherer Brutnaehweis. Die Bestimmnng ist allerdings wieder einmM auf Grund der Eier erfolgt. Der Brutvogel selbst wurde nieht erlegt, dagegen ver- sichert GEo~c~ K~AIJSE g~nz bestimmt, dab es si& hier zweifellos m n Bu teo 1. lctgopus handele. RmCHENOW (28) bezweifelt mit Reeht sofort das sichere Brutvorkommen und weist dar~uf hin, dag es ganz unm6glieh sei, Rauhful~- und 3/[~usebussardeier ~von- einander zu unterseheiden. TmE~E~ASN hat sein Interesse am t~auhful~bussard waeh gehalten und bringt 19~3 (37) noeh 6ine Anzahl neuer Brutmitteitungen, yon denen freilich keine als er- wiesen gelten kann. TmE~E~Ah-N gibt dgs Fehlen der Beweiskraft in den vier F~llen auch zu, yon denen drei auf Beobachtungen zur Brutzeit in den Gegenden Ktinigsberg, KurkenMd und Gedau bei Zinten fallen. Der 4. Fall li~gt aufhorchen. Der ttegemeister PL~PP~n in Augstutschen, Kreis Pitlkatlen, will den Rauhfugbnssard in den Jahren 1905--1910 mehrfaeh beobachtet haben. 1918 konnte sehlieglieh ein Horst entdeckt werden, aus dem die Jungen abgesehossen wurden. Eine Pr~tparation der JungvSgel sei nicht mSglich gewesen, es habe sich abet bestimmt um R~nhfugbussarde gehandelt, und eine Verwechslung mit den nicht allzuweit, ent.fernt brtttenden Schreiadlern liege nieht vor. go~n~sAY (~3) hebt aller-

[J, L O. 48~ Salzmann, Der Rauhfufsbussard. k 1928

dings hervor, da]] junge Schrei~dler manchmal fiir R~uhfuBbussarde angesehen wiirden. In den folgendenJahren soll der R~mhfugbussard in der erwithnten Gegend wieder zur Brutzeit beobachtet worden sein.

Wenn ich nach der Behgndhmg and Abwi~gung der Literatur- notizen iiber das Brutvorkommen des RauhfuBbussards in Deutsch- land auf die im Anfang gestellten Fragsn zuriickkomme, so l~Bt. sich die erste Frgge nicht ohne Weiteres begntworten. Die tiber- wiegende Zghl gller Brutmitteihngen kann nicht als zweifelsf'rei betrachtet werden, sic l~8t vielmehr die Behanptung zu: der Rauhfugbussard hat nicht in Deutschland gebriitst. Doch bleiben zwei Falle iibrig, wo sich die Meinungen teilen kSnnen. Es sind die Mitteihngen yon H o ~ x ~ s fiir Hessen und yon ~FA~ENDOI~tsS

fiir Pommern. Man kann beide F~,lle als erwiesen ansehen, man kann aber auch hier noch skeptisch bleiben~ wenn man die Glaub- wiirdigkeit der Berichterstatter and ihrer Gew~thrsleute in Zweifel zieht. Die Glaubwiirdigkeit und Zuverlgssigkeit in ornithologischen Dingen ist eine heikle Frage~ die oft entschieden werden muB, zumal wenn es sich urn Feldbeobachtungen handelt. In diesen beiden F'~llen Iiegen jedoch nicht bloge Feldbeobachtungen, sondern erlegte t![orstvSgel and Eier vor. Die Eier scheiden bei der Be- urteihng arts. Die erlegten VSgel sollen prgpariel'¢ worden sein, doch hat man nichts wieder fiber ihren Verhleib gehSrt. Das ist sch~de, sic hgtten einem Museum eh~verleibt werden miissen. Aber dadurch warden wieder Zweifel geschaffen. Man kann nach vielen Jahrzehnten auch behaupten, dab der ausgestopfte Vogel nicht als Brutvogel zu erkennen ist. Wer weiB, ob der Gew~thrs- mann den angeblichen Brutvogel nicht etwa zur Zugzeit erlegt und spiiter dem Museum iibergeben hat? Solche Zweifel k6nnten bei vielen Museumsobjekten geguBert werden. Deshalb muB m. E. die an sich wohl berechtigte Skepsis einmai eine @renze haben, und deshalb m/Jehte ich meine zuerst gestellte Frage mit ,,ja" beantworten: D e r R a u h f u B b u s s a r d h a t a ls A u s n a h m e - e r s c h e i n u n g je e i n m a l in t t e s s e n und in P o m m e r n d e u t s c h e H e i m a t r e c h t e e r w o r b e n .

Die zweite Frage ist jedoch zu verneinen. Die beiden Brut- vorkommnisse sind 5rtli& wie zeitlich so isoliert, dab man yon einem allmghlichen Vordringen des Ranh%gbussards in Deutsch- land nicht sprechen kann. Ob der RanhfuBbussard sein Brut- gebiet iiberhaupt naeh Siiden zu ausdehnt mug eine sp~tere Unter- suehLtng des auBerdeutsehen ~Brutvorkommens lehren.

LXXVI-] Heft 3 ] Salzmann, Der Rauhfufsbussard. 483

In der sich an diesenVortrag anschl ie l~endenAusspraehe erkl~rte Herr JAcom, dab er die yon dem Redner als einiger- mal~en sicher bezeichneten Berichte fiber das Briiten des Rauh- fuBbussards in Deutschland ffir zweifeihaft halte, dab der Rauhful]- bussard naeh seiner Ansieht kein deutseher Brutvogel und nur ein am Horst geschossener Vogel beweisend set. Der Ranhful]- bnssard set ein ausgesproehener Tundrabewohner.

Herr WICH~glCH wies auf die leiehte Verweehsehmg zwisehen gewShnlichem und Rauhfugbussard hin, da beide stark variieren und auch bei dem gewShnliehen Bussard weige Biirzelflecke vor- kommen, die sieh his auf den Sehwanz erstreeken, sodaB aueh der weige Sehwanz nieht immer beweisend sei.

Herr HILDEBRAND¢ hob hervor, dab schon CHII, ISTIAN LUD'WIt] B g ~ M sieh mit der Frage des Briitens des Rauhfugbussards in Deutschland befal3t babe; 182t soil ein Ranhtul3bussard bet Quer- furt gebriitet haben; als Beweisstfick set ein Embryo mit stark bedaunten Tarsen vorhanden gewesen; B ~ habe aber wohl diesen Embryo ni&t gesehen.

Herr TgIE~: hielt es nicht ffir erforderlich, die BrutvSgel am Horste abzuschiel]en, um siehere Belegstficke zu haben; es genfige, einige sachkundige Zeugen hinzuzuziehen. Sehr ~dchtig set es, die VSgel ausbrfiten zu lassen und dann die Jungen z u beobachten.

Herr H~dLNROTtI erwiderte, das einfaehste set, ein Ei aus- zunehmen und ausbrfiten zu lassen, jede Henne oder Pure brfite ein Bussardei aus.

Herr ST~ESEMA~N warf die Frage nach der Sfidgrenze des natfirlichen Vorkommens des Rauhfugbussards fiberhaupt auf und erkl~rte, dat~ er auch die Angaben fiber das Brfiten des Rauhfug- bussards in den Ostseeprovinzen ffir zweifelhaft halte, da der Vogel ein ausgesprochener Tundrabewohner set und die Ostsee- provinzen die Bedingungen der Tundra nicht bSten.

Jourm f. Orn. LXX¥I. Jahrg. Juli 1928. 32

484 Saizmann, Der Rauhfufsbussard. ]- J ' f' O. ' - L 1 9 2 8

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