„Der tibetische Buddhismus steht für die Einheit von S•tra ... · PDF fileist,...

5
Tibet und Buddhismus 3/07 23 Interview Frage: Was sind die Besonderheiten des tibetischen Buddhismus? Antwort: Eine Besonderheit des tibetischen Buddhismus ist, dass die Einheit von S•tra und Tantra gelehrt und prak- tiziert wird. Wir versuchen, die wichtigsten Inhalte des all- gemeinen buddhistischen Pfades zu erlernen und in die Praxis umzusetzen. Darauf aufbauend üben wir das bud- dhistische Tantra. Letztlich geht es im tibetischen Buddhis- mus darum, alle Mittel bereitzustellen, damit ein Prakti- zierender, der großen Enthusiasmus und große Kraft hat, sogar in einem Leben die Buddhaschaft verwirklichen kann. Der tibetische Buddhismus ist im Westen besonders beliebt. Geshe Lobsang Palden, Abt der Klosteruni- versität Sera-Jhe in Südindien, spricht im Interview über die Besonderheiten des tibetischen Buddhismus, die Zukunft der Lehre und gibt Ratschläge für die Praxis im Westen. Jörg Hoffmann Interview mit Geshe Lobsang Palden von Birgit Stratmann „Der tibetische Buddhismus steht für die Einheit von S•tra und Tantra”

Transcript of „Der tibetische Buddhismus steht für die Einheit von S•tra ... · PDF fileist,...

Page 1: „Der tibetische Buddhismus steht für die Einheit von S•tra ... · PDF fileist, dass die Einheit von S•tra und Tantra gelehrt und prak-tiziert wird. Wir versuchen, ... Wir kennen

Tibet und Buddhismus 3/07 23

Interview

Frage: Was sind die Besonderheiten des tibetischenBuddhismus? Antwort: Eine Besonderheit des tibetischen Buddhismusist, dass die Einheit von S•tra und Tantra gelehrt und prak-tiziert wird. Wir versuchen, die wichtigsten Inhalte des all-gemeinen buddhistischen Pfades zu erlernen und in diePraxis umzusetzen. Darauf aufbauend üben wir das bud-dhistische Tantra. Letztlich geht es im tibetischen Buddhis-mus darum, alle Mittel bereitzustellen, damit ein Prakti-zierender, der großen Enthusiasmus und große Kraft hat,sogar in einem Leben die Buddhaschaft verwirklichenkann.

Der tibetische Buddhismus ist im

Westen besonders beliebt. Geshe

Lobsang Palden, Abt der Klosteruni-

versität Sera-Jhe in Südindien, spricht

im Interview über die Besonderheiten

des tibetischen Buddhismus, die

Zukunft der Lehre und gibt Ratschläge

für die Praxis im Westen.

rg H

offm

ann

Interview mit Geshe Lobsang Palden

von Birgit Stratmann

„Der tibetische Buddhismus steht für die Einheit von S•tra und Tantra”

Page 2: „Der tibetische Buddhismus steht für die Einheit von S•tra ... · PDF fileist, dass die Einheit von S•tra und Tantra gelehrt und prak-tiziert wird. Wir versuchen, ... Wir kennen

Interview

Tibet und Buddhismus 3/0724

Frage: Ist es obligatorisch für einen Übenden des tibeti-schen Buddhismus, Tantra zu praktizieren? Antwort: In der Geschichte gibt es auch einige berühmteMeister, die nur den S•tra-Pfad geübt haben. Die großenVorbilder sind jedoch Meister, die auch das Tantra in ihrePraxis integriert haben.Frage: In der heutigen Zeit hat man den Eindruck, dass eseinem Übenden kaum gelingt, den S•tra-Pfad intensiv zuüben, geschweige denn, ein tieferes Verständnis desTantra zu entwickeln. Antwort: Man kann den S•tra-Pfad in wenige Punktezusammenfassen, wie Je Tsongkhapa es in seinen Textenzum Stufenweg zur Erleuchtung (Lamrim) getan hat.Zentral sind die Drei Hauptaspekte des Pfades: dieEntsagung, der Erleuchtungsgeist, also das mit Altruismusverbundene Streben nach Erleuchtung, und die Erkennt-nis der Leerheit. Wer diese gut kennt, einige Erfahrungendamit gesammelt hat und darauf aufbauend ein Gotthei-tenyoga ausübt, hat eine vollständige Praxis.

Nach den Schulen der neuen Überlieferung, wozuauch die Gelug-Tradition gehört, ist der Urtyp des Höchs-ten Yoga-Tantra das Guhyasamåja. Wer auf der Basis dereben genannten Drei Hauptaspekte die Grundzüge desGuhyasamåja-Tantra kennen lernt und praktiziert, übtden Dharma vollständig. Das ausgedehnte Studium, wiewir es hier an den Klosteruniversiäten ausführen, sehe ichals etwas Zusätzliches an, das vor allem der Bewahrungder buddhistischen Lehre dient. Frage: Die richtige Dharmapraxis fängt an, wo man tiefeErfahrungen macht, etwa in Bezug auf die Entsagung oderdas Mitgefühl. Um Tantra zu üben, braucht man darüberhinaus eine Einsicht in die endgültige Realität, die sehrschwer zu erreichen ist. Wie soll man dann auch nochErfahrungen auf dem tantrischen Weg machen?Anwort: Ja, das ist richtig, ohne Erfahrungen in den grund-legenden buddhistischen Tugenden können wir keineFortschritte im Tantra machen. Ich sehe das Tantra alseine Vertiefung der Drei Hauptaspekte des Pfades. Ohneden Erleuchtungsgeist fehlt die Motivation. Ohne dieGeistige Ruhe (Œamatha) und die Besondere Einsicht

(Vipaœyanå) kann man die negativen Geistesfaktoren undTäuschungen nicht überwinden.

Die Œamatha-Praxis, also die Übung der Konzentra-tion, ist in der Erzeugungsstufe des Tantra enthalten, dieeinzelnen Stufen und Methoden werden im S•trasystemerklärt. Auf der Vollendungsstufe des Tantra geht esdarum, die Ansicht der Leerheit auf der Ebene des subtil-sten Bewusstseins zu üben. Ein gutes Verständnis derLeerheit ist dafür eine unabdingbare Voraussetzung.Letztlich geht es im Tantra darum, mit der Praxis desIllusionskörpers die subtilsten Hindernisse des Geistes zuüberwinden. Die Grundprinzipien von S•tra und Tantrapassen genau zusammen.

„Heute ist leider nicht die Zeit der

Verwirklichungen”

Frage: Kommen wir auf die Situation im Westen. In tibeti-schen Zentren werden Initiationen fast obligatorisch gege-ben, und jeder kann teilnehmen. Die meisten habenwenig Zeit für die Praxis. Oft läuft es darauf hinaus, dassdie Verpflichtungen, die mit der Initiation gegeben wur-den, per Rezitation eingehalten werden. Die Zeit reichtnicht, um über essenzielle Themen zu meditieren. Wiekönnen wir den tibetischen Buddhismus im Westen prak-tizieren?Antwort: Heute ist weniger die Zeit der Verwirklichungenals viel mehr die Zeit, gute Eindrücke im Geist zu sam-meln. Die Erwartung, dass wir heute in einem Leben dieBuddhaschaft erreichen könnten, ist nicht realistisch.Daher gaben die Kadampa-Meister den Ratschlag: Richtedeinen Blick weit in die Ferne. Das heißt, wir sollten mitentspanntem Geist langfristige Ziele anstreben und denPfad zur Buddhaschaft schrittweise in uns aufbauen.

Für uns bedeutet es konkret, dass wir den Buddhismusmit dem Ziel lernen, ihn irgendwann vollständig zu prakti-zieren. Wichtig ist, dass wir uns auf die wesentlichenPunkte konzentrieren, wie von Tsongkhapa genannt.

Page 3: „Der tibetische Buddhismus steht für die Einheit von S•tra ... · PDF fileist, dass die Einheit von S•tra und Tantra gelehrt und prak-tiziert wird. Wir versuchen, ... Wir kennen

Interview

25Tibet und Buddhismus 3/07

Frage: Wie gehen wir mit den Verpflichtungen um, die inInitiationen gegeben werden?Antwort: Das Wichtigste im Tantra sind natürlich dieMeditationen. In Indien gab es keine längeren Texte undRezitationsverpflichtungen. Die großen Yogis empfingenvon ihren Meistern die Initiation sowie Anleitungen zurMeditation und konnten dann mit der Praxis beginnen.Erst später begann man mit dem Verfassen von Medita-tionstexten. Denn während der Initiation werden Ver-pflichtungen wie Gelübde gegeben. In den Meditations–texten sind diese Gelübde sowie die wichtigsten Punkteder Praxis enthalten.

Leider wurde dieser praktische Ansatz, alles in einemText zusammenzufassen, dazu benutzt, es sich allzu ein-fach zu machen: Man liest nur noch den Text und weißwomöglich gar nicht, was die einzelnen Punkte bedeutenund worum es in der Tantrapraxis genau geht. Das ist eineFehlentwicklung, denn der Kern ist die Meditation, dasGottheiten-Yoga mit den verschiedenen Aspekten auf derSeite der Methode und auf der Seite der Weisheit.

Wir müssen die Prinzipien des Dharma durchschauenund diese einüben. Wir sollten in der Lage sein, alles, waswir im Dharma hören – ob in Verbindung mit S•tra oderTantra –, auf die essenziellen Punkte zurückzuführen. DiePraxis ist wichtig. Und wir sollten meditieren, solange wirnoch jung sind. Denn ist man erst einmal alt, übt manmeist eine Mischung aus Schlaf und Meditation oder dieMeditation dient nur noch zum Einschlafen. Das ist natür-lich nicht der Weg zur Erleuchtung.

„Das Studium fördert die Meditation und den Bestand des Dharma”

Frage: Welche Rolle spielt das Studium in der tibetischenTradition?Antwort: In den Klosteruniversitäten wird viel Wert auf dasStudium gelegt, denn dieses dient der Bewahrung desWissens und letztlich dem Bestand der buddhistischen

Lehre. Studium und Lernen der Schriften sollten natürlichder Praxis dienen. So hat es Tsongkhapa in seinem Lebenvorgemacht: Er hat anfangs viel gelernt und intensiv überden Dharma nachgedacht. Dann hat er, wie er selbst sagte,alles als persönliche Anleitung betrachtet und intensivmeditiert.

Tsongkhapas Betonung des Lernens für die spirituelleEntwicklung hat dazu geführt, dass in der Gelug-Traditionsehr viel studiert wird. Allerdings ist das in einem größerenKontext zu sehen, denn es geht um den Bestand desDharma, auch für zukünftige Generationen.

Würde nicht so ausführlich studiert, ginge viel von demWissen verloren, und dann könnte der Dharma nicht indieser Tiefgründigkeit und Vollständigkeit weiterbestehen,was sich natürlich irgendwann auch auf die Praxis aus-wirkt. Irgendwann gäbe es keine Menschen mehr, die dasumfangreiche Wissen, das in den Schriften enthalten ist,kennen. Niemand würde die Inhalte noch verstehen, sodass der Dharma degeneriert.

Wer auf der anderen Seite nur studiert und nicht prak-tiziert, kann keine Erfahrungen machen und auch keineVerwirklichungen erlangen. Wir haben hier in Sera eingeregeltes Studium mit Klassen, Debatten, Prüfungen usw.Jemand, der ausgiebig studiert, sollte sich Zeit für dieMeditationspraxis nehmen. Wer das Geshe-Studium abge-schlossen hat, hat die Aufgabe, den Dharma einzuübenund zu praktzieren - neben seiner Lehrtätigkeit. Man mussdie Zeit gut einteilen in Lehre und Praxis.Frage: Ist die Einheit von Studium und Meditation eineweitere Besonderheit des tibetischen Buddhismus?Antwort: Das Studium soll die Praxis fördern. Wenn mandas richtig versteht, ist das tiefe Verständnis des Dharmaeine wichtige Grundlage für die Meditation, das Lernenmacht die Praxis effektiver. Diese Anweisung ist in dertibetischen Tradition stark vertreten.Frage: Der tibetische Buddhismus reklamiert für sich, dasser alle buddhistischen Inhalte und Übungen einzuschließt.Stimmt das wirklich? Was beispielsweise wird von denÜbungen des Theravåda integriert?Antwort: Im großen Lamrimtext von Je Tsongkhapa ist der

Fotos: Spitz/Schönauer

Page 4: „Der tibetische Buddhismus steht für die Einheit von S•tra ... · PDF fileist, dass die Einheit von S•tra und Tantra gelehrt und prak-tiziert wird. Wir versuchen, ... Wir kennen

Interview

26 Tibet und Buddhismus 3/07

ganze buddhistische Weg enthalten – sowohl S•tra alsauch Tantra. Das Theravåda gehört für mich zur Praxis dermittleren Stufe im S•trasystem, auf der vor allem Entsa-gung entwickelt wird. Natürlich sind nicht alle Theravåda-Lehren wortwörtlich enthalten, aber die wichtigen Inhaltewerden in der tibetischen Tradition praktiziert.Frage: Im tibetischen Buddhismus werden aber nicht dieS•tras des Pali-Kanon studiert und sie sind auch noch nichtins Tibetische übersetzt worden.Antwort: Die Tibeter kennen gar nicht alle Lehren derTheravåda-Tradition. Daher können wir gar nicht denAnspruch erheben, alles zu haben. Aber wenn jemandeine gute Kenntnis und einige Erfahrungen im tibetischenBuddhismus hat und dann mit Buddhisten aus anderenTraditionen zusammenkommt, sollten ihm diese Lehrennicht fremd sein. Diesen Anspruch erhebt der tibetischeBuddhismus, dass wir mit den Inhalten der anderen Tradi-tionen vertraut sind und diese in unsere Praxis integrieren.

„Ein guter Guru unterrichtet die Lehre des Buddha”

Frage: Der tibetische Buddhismus wird manchmal abwer-tend als „Lamaismus” bezeichnet. Tatsächlich wird dasAnvertrauen und das Verhältnis zum spirituellen Lehrerstark betont. Was sagen Sie zu diesem Schlagwort?Antwort: Ich denke, das hat seine Wurzeln in Indien,denn schon dort wurde das Verhältnis zum Guru für diespirituelle Entwicklung besonders herausgestellt. In Indiengalt es keinesfalls als problematisch, dass ein Übender eingutes Verhältnis zu seinem Lehrer hatte, sondern als för-derlich für die spirituelle Entwicklung. Im Laufe der Zeitbrachten große Meister oder Gurus den Buddhismus vonIndien nach Tibet, und auch in Tibet selbst entwickeltengroße Persönlichkeiten den Buddhismus weiter. Im indi-schen und tibetischen Buddhismus spielte der Lama vorallem mit Blick auf die tantrische Praxis eine große Rolle.Denn im Tantra übt man sich darin, den Lama und dieMeditationsgottheit als eins zu betrachten.

Der Begriff „Lamaismus” wird als Kritik benutzt, aberrund um dieses Thema gibt es meines Erachtens vieleMissverständnisse. Wie schon gesagt, hat der Lama aufdem tantrischen Pfad eine besondere Rolle. Manchmalheißt es sogar, er sei wichtiger als der Buddha. Das bedeu-tet aber nicht, dass er mehr Tugenden als der Buddhahätte – das ist nicht möglich –, sondern dass er für deneinzelnen Praktizierenden wichtiger sein kann.

Wir kennen die Geschichte, dass der große SiddhaMarpa seinem Schüler Milarepa das Bild einer Gottheitzeigte und ihn fragte, vor wem er sich nun verneige: vorseinem Guru oder vor der Gottheit. Milarepa verneigte

sich daraufhin vor der Gottheit, weil er dachte: „DenLama sehe ich jeden Tag.” Aber das war genau falsch. DerLama war wichtiger, weil er ihn erst in Kontakt mit demDharma und der Gottheit gebracht hat.

Ich stimme aber mit S.H. dem Dalai Lama überein, derempfiehlt, in Dharmazentren nicht den Lama in denMittelpunkt zu stellen, z.B. auf dem Altar, sondern denBuddha. Denn es geht um die Lehre des Buddha undnicht um die Lehre einzelner Lamas. Ein guter Lamaunterrichtet nichts anderes als den Dharma. Aus diesemGrund betont S.H. der Dalai Lama immer wieder, wiewichtig die Lehre des Buddha ist, die von den großenindischen Panditas weitergegeben und erhellt wurde. Wirsollten nicht denken, dass qualifizierte Lamas Ratschlägeoder Anweisungen hätten, die nicht in der Lehre desBuddha enthalten wären. Falls sie so etwas machen, zeigtes, dass sie sich von der Lehre des Buddha entfernen, unddas ist falsch.

Der Buddhismus sollte Erkenntnisse der Naturwissenschaften einbeziehen

Frage: Wie sehen Sie die Zukunft des tibetischenBuddhismus?Antwort: Wenn die Lehren der großen indischen Mahå-yåna-Meister wie Någårjuna und Asa‡ga im Zentrum vonStudium und Praxis stehen, dann sieht die Zukunft für dentibetischen Buddhismus gut aus. Es sind die Schriften die-ser Meister, die in der tibetischen Tradition vorrangig stu-diert und praktiziert werden, wobei die eigentlicheIntention des Buddha vor allem von Någårjuna am klar-sten dargelegt wird. Auf dieser Basis können wir unsereTradition am besten bewahren.Frage: Sehen Sie einen Bedarf für Reformen? Betrachtenwir wichtige gesellschaftliche Felder wie den Interreligiö-sen Dialog oder den Austausch mit Wissenschaftlern,dann hat man den Eindruck, dass der tibetische Buddhis-mus noch gar nicht in der Moderne angekommen ist. Antwort: Der tibetische Buddhismus muss sich im Kernnicht wandeln, aber er sollte Erkenntnisse der modernenWelt, z.B. der Naturwissenschaften, einbeziehen. Ich binkein Experte, aber es scheint so zu sein, dass neuere For-schungen, die sich mit dem Aufbau der Materie beschäf-tigen, mit der Philosophie des Abhängigen Entstehens imEinklang stehen. Wenn man ein materielles Teilchenuntersucht, findet man keinen unveränderlichen Kern, esgibt nichts, worauf man zeigen könnte, dennoch existiertes. Diese Relativität hat der Buddha auch erklärt. DerBuddhismus kann sich verändern, indem er solcheErkenntnisse einbaut und sich mehr mit anderen gesell-schaftlichen Kräften austauscht.

Page 5: „Der tibetische Buddhismus steht für die Einheit von S•tra ... · PDF fileist, dass die Einheit von S•tra und Tantra gelehrt und prak-tiziert wird. Wir versuchen, ... Wir kennen

Interview

27Tibet und Buddhismus 3/07

Auf der anderen Seite ist im Buddhismus ein reichesWissen über den Geist und die spirituelle Dimension desLebens vorhanden. Hier könnte die moderne Welt imKontakt mit dem Dharma etwas lernen. Im Kern geht esum die geistigen Ebenen wie die fünf Pfade, um Erkennt-nisse und Methoden, um sich vom Leiden zu befreienund echtes Glück zu erreichen. Diese Lehren sind heutenoch genau so gültig wie früher und bedürfen keinerReform.Frage: Sie sind Abt einer der größten Klosteruniversitäten.Was sehen Sie als Ihre Hauptaufgabe an?Antwort: Ich betrachte es als meine vorrangige Aufgabe,das Studium in Sera-Jhe auf hohem Niveau zu erhalten.Ich hoffe, dass dies auch für andere von Nutzen ist. Wirkönnen den Wert des Dharma klarmachen und zeigen,welche Qualität der Dharma hat und dass er eine authen-tische spirituelle Tradition ist.

Aus dem Tibetischen übersetzt von Christof Spitz

Geshe Lobsang Palden, 72, istAbt der Klosteruniversität Sera-Jhe in Indien. Er durchlief dietraditionelle Ausbildung an derKlosteruniversität Sera in Lhasabis zu seiner Flucht aus Tibet1959. Im Jahr 1967 wechselteer an das neu gegründete

Central Institute of Higher Tibetan Studies in Sarnathund schloss sein Studium mit dem Acarya ab. 1978legte er im neu gegründeten Kloster Sera seinePrüfungen zum Lharampa-Geshe ab. Seit 1980 unter-richtet er auf Wunsch S.H. des Dalai Lama im KlosterSera-Jhe. Im Jahr 2005 besuchte er auf seiner erstenReise in den Westen das Tibetische Zentrum.

Spitz