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Der Ton macht (auch) das Wort... Vor einiger Zeit moderierte die Sprecherin eines öffentlich-rechtlichen Hörfunksenders (es war nicht der SWR) etwas peinlich berührt ein längeres Interview mit dem Philosophen Peter Sloterdijk entschuldigend an: „Wenn der Philosoph sich zurücklehnt, bekommt das zwar den Gedanken, nicht aber immer der Aufnahme.“ Wie recht sie hatte! Wer für den Hörfunk zu arbeiten beginnt, begegnet irgendwann jenem be- rühmt-berüchtigten Satz erfahrener Kollegen „Das versendet sich..“. Ein tröstli- cher Satz, mit dem man aber nur eines tun sollte – ihn ganz schnell wieder vergessen. Denn gut gemeint ist bekanntlich noch lange nicht gut. Wer mit Aufnahmegerät und Mikrofon unterwegs ist, ist vor allem der Qualität ver- pflichtet, auf die die Hörerinnen und Hörer zumal von den öffentlich- rechtlichen Sendern Anspruch haben, weil sie sie mit ihren Gebühren finanzie- ren. Eine Qualität, die sich immer aus zwei Komponenten zusammensetzt, der inhaltlichen und der technischen. Wobei es keine Rolle spielt, ob es beim späte- ren Endprodukt um „Kino im Kopf“, also ein aufwendiges Feature im Kulturpro- gramm geht, oder um den unter zeitlichem Hochdruck produzierten „Anderthalbminüter“ mit O-Ton im Hauptinformationsprogramm. Um diesem Qualitätsanspruch gerecht zu werden braucht es neben journalisti- schem Talent vor allem eine sattelfeste Beherrschung des radiofonen Hand- werkszeugs, des sprachlichen wie des technischen gleichermaßen. Mit einer fundierten journalistischen Ausbildung sorgt der SWR dafür, dass aus journalis- tischen Talenten qualifizierte Hörfunk- und Fernsehjournalisten werden, und die Vielzahl hochkarätiger Fortbildungsangebote garantiert, dass die journalis- tische und technische Qualität immer weiter ausgebaut und auf den neuesten Stand gebracht wird. Dass sich aber nicht nur Aus- und Fortbildung dieser Qua- lität verpflichtet fühlen, dafür ist die vorliegende Broschüre „Mit dem Mikrofon vor Ort“ der beste Beweis. Noch dazu einer, den man schwarz auf weiß nach Hause tragen kann. Hinter der Idee und ihrer Umsetzung stehen die Fachkom- petenz und die jahrelange Erfahrung von Kollegen aus Programm und Technik – allen voran Wolfgang Rein (HF Produktion und Sendebetrieb) und Udo Zindel (SWR2 Wissen). Sie transportieren mit ihren „Tipps für Reporter und Autoren“ eine klare Botschaft: ein Mikrofon ist ein Mikrofon ist ein Mikrofon... dazwi- schen aber liegen Welten. Welten, die sich in Text und Bild erschließen lassen, Welten, die zu immer neuen Expeditionen in das Reich der technischen und radiofonen Möglichkeiten verführen. Grund genug für viele Kolleginnen und Kollegen im SWR, das engagierte Vorhaben materiell oder ideell zu unterstüt- zen. Darunter auch das Referat Journalistische Ausbildung, das sich ganz be-

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Der Ton macht (auch) das Wort...

Vor einiger Zeit moderierte die Sprecherin eines öffentlich-rechtlichenHörfunksenders (es war nicht der SWR) etwas peinlich berührt ein längeresInterview mit dem Philosophen Peter Sloterdijk entschuldigend an: „Wenn der Philosoph sich zurücklehnt, bekommt das zwar den Gedanken, nicht aber immer der Aufnahme.“ Wie recht sie hatte!

Wer für den Hörfunk zu arbeiten beginnt, begegnet irgendwann jenem be-rühmt-berüchtigten Satz erfahrener Kollegen „Das versendet sich..“. Ein tröstli-cher Satz, mit dem man aber nur eines tun sollte – ihn ganz schnell wieder vergessen. Denn gut gemeint ist bekanntlich noch lange nicht gut. Wer mit Aufnahmegerät und Mikrofon unterwegs ist, ist vor allem der Qualität ver-pflichtet, auf die die Hörerinnen und Hörer zumal von den öffentlich-rechtlichen Sendern Anspruch haben, weil sie sie mit ihren Gebühren finanzie-ren. Eine Qualität, die sich immer aus zwei Komponenten zusammensetzt, der inhaltlichen und der technischen. Wobei es keine Rolle spielt, ob es beim späte-ren Endprodukt um „Kino im Kopf“, also ein aufwendiges Feature im Kulturpro-gramm geht, oder um den unter zeitlichem Hochdruck produzierten „Anderthalbminüter“ mit O-Ton im Hauptinformationsprogramm. Um diesem Qualitätsanspruch gerecht zu werden braucht es neben journalisti-schem Talent vor allem eine sattelfeste Beherrschung des radiofonen Hand-werkszeugs, des sprachlichen wie des technischen gleichermaßen. Mit einer fundierten journalistischen Ausbildung sorgt der SWR dafür, dass aus journalis-tischen Talenten qualifizierte Hörfunk- und Fernsehjournalisten werden, und die Vielzahl hochkarätiger Fortbildungsangebote garantiert, dass die journalis-tische und technische Qualität immer weiter ausgebaut und auf den neuesten Stand gebracht wird. Dass sich aber nicht nur Aus- und Fortbildung dieser Qua-lität verpflichtet fühlen, dafür ist die vorliegende Broschüre „Mit dem Mikrofon vor Ort“ der beste Beweis. Noch dazu einer, den man schwarz auf weiß nach Hause tragen kann. Hinter der Idee und ihrer Umsetzung stehen die Fachkom-petenz und die jahrelange Erfahrung von Kollegen aus Programm und Technik – allen voran Wolfgang Rein (HF Produktion und Sendebetrieb) und Udo Zindel (SWR2 Wissen). Sie transportieren mit ihren „Tipps für Reporter und Autoren“ eine klare Botschaft: ein Mikrofon ist ein Mikrofon ist ein Mikrofon... dazwi-schen aber liegen Welten. Welten, die sich in Text und Bild erschließen lassen, Welten, die zu immer neuen Expeditionen in das Reich der technischen und radiofonen Möglichkeiten verführen. Grund genug für viele Kolleginnen und Kollegen im SWR, das engagierte Vorhaben materiell oder ideell zu unterstüt-zen. Darunter auch das Referat Journalistische Ausbildung, das sich ganz be-

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sonders freut, mit dieser Broschüre einen weiteren Baustein in ihr Ausbildungs-gebäude einfügen zu können. Ein Dank an alle, die zum Gelingen dieses Projektes beigetragen haben und so dafür Sorge tragen, dass sich auch künftig selbst der prominenteste Philosoph im SWR-Interview gelassen zurücklehnen kann. Es wird nicht nur den Gedan-ken, sondern immer auch der Aufnahme bekommen. Gisela von Krogh, Evelyn Lattewitz Journalistische Ausbildung

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Inhalt

1. Herzlich willkommen in den Geräteausgaben des SWR! 5

2. Kleine Mikrofonfibel 7 2.1 Verschiedene Richtcharakteristiken in der Praxis 7

2.1.1 Kugelmikrofone 7 2.1.2 Nierenmikrofone 8 2.1.3 Richtrohrmikrofone 9

2.2 Die Wandlertypen der Mikrofone und ihre Wirkung 10 2.2.1 Dynamische Mikrofone 10 2.2.2 Kondensatormikrofone 10 2.2.3 Elektret-Mikrofone 11

3. Aufnahmepraxis 12 3.1 Das Reportermikrofon 12 3.2 Richtung und Abstand 13 3.3 Aufnahmen mit Stativ 14 3.4 Windstörungen 15 3.5 Zweikanal-Aufnahmen 17

4. Aufnahmegeräte 19 4.1 DAT-Rekorder 20 4.2 Minidisk-Rekorder (MD-Rekorder) 22 4.3 FlashCard-Rekorder 23

4.3.1 Denon DN-F20R 24 4.3.2 Marantz PDM 690 25

4.4 Aussteuern 26 4.5 Verzerrungen bei der Aufnahme 28 4.6 Aufnahmeautomatik und Limiter 29 4.7 Reporters Alptraum 30 4.8 Batterien und Akkus 31

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5. Aufnahmen in Stereo 32 5.1 Einführung in die Stereofonie 33 5.2 Das XY-Verfahren 34 5.3 Das MS-Verfahren 34 5.4 Das AB-Verfahren 35 5.5 Das ORTF-Verfahren 36 5.6 Kunstkopf-Stereofonie 37 5.7 Originalkopf-Mikrofone 37

6. Der stereofone Klang 39 6.1 Die Schallrichtung 39 6.2 Präsenz kontra Atmosphäre – Die Raumbalance 41 6.3 Das Stereopanorama 42 6.4 Die Stereobasis 43

7. Die Nachbearbeitung 45

8. Reisevorbereitungen 47

9. Mikrofonbeschreibungen 52 9.1 Stereomikrofone 58

10. Literaturhinweise 62

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1 Herzlich willkommen...

Herzlich willkommen... 1

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1. Herzlich willkommen in den Geräteausgaben des SWR!

Hier stehen Mikrofone, Rekorder und Zubehör zur Ausleihe bereit. Die Geräte sind auf hohem technischen Niveau und werden regelmäßig gewartet. Deshalb ist es eigentlich nicht sinnvoll, sich private Geräte anzuschaffen. Sie würden sich der weiteren techni-schen Entwicklung verschließen, weil Sie ja nicht ständig neue Geräte nachkaufen können. Auch die Wartung und Pflege seitens des SWR ist für private Geräte nicht möglich. Bevor Sie in die Geräteausgabe kommen, sollten Sie genau überlegen, was Sie auf Ihrem Termin erwartet und was Sie dafür an Ausrüstung brauchen (siehe S. 47). Die Kollegen der Technik können nicht ahnen, ob Sie gerade an einer Umfrage von 1:30

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Herzlich willkommen... 1 1 Herzlich willkommen...

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Minuten oder an einem Stunden-Feature arbeiten, sie sind aber gerne bereit, Sie auch bei speziellen Anliegen nach Kräften zu unterstützen. Sollte einmal etwas kaputt gehen (das kann auch den sorgfältigsten Reportern passieren), teilen Sie es den Kollegen von der Technik bitte bei der Rückgabe mit, damit es umgehend repariert wird und der nächste, der das Gerät ausleiht nicht den Schaden hat. Bitte halten Sie die vereinbarten Rückgabetermine ein und planen Sie lieber etwas großzügiger. In Stuttgart im Funkhaus, 5. Ebene, Raum Nr. 5304 wird die Ausleihe von Dietmar Faußbetreut, Telefon 0711/929-2278. Die Öffnungszeiten sind Mo+Mi. 9.30-12,

Di +Do 14-16 Uhr, Fr. 12.30-15 Uhr. In Baden-Baden befindet sich die Ausleihe beim IvD-Büro des Hörfunk-Sendebetriebes im Haus des Hörfunks Raum 0251. Dort kann Mo.-Fr. von 8-21 Uhr und am Wochen- ende 10-18 Uhr ausgeliehen werden, Tel. 07221/929-2374. In begründeten Ausnahme- fällen kann auch außerhalb dieser Zeiten im Schaltraum um Hilfe gebeten werden. In Mainz sind die Geräte fest an die Mitarbeiter bzw. Redaktionen verteilt. Dort gibt es bisher keine Ausleihe. In speziellen Fällen kann das IvD-Büro des Hörfunk-Sende- betriebes um Unterstützung gebeten werden, Mo.-Fr. 7-19 Uhr, Tel. 06131/929-2206, am Wochenende 10-18 Uhr. Weitere Mikrofone und Zubehör, z.B. Windschutze, Stative etc. gibt es auch im Technischen Gerätelager im EG Raum 0430 (neben dem Zentral- lager), Tel. 06131/929-2345. Auch in Freiburg und Mannheim können Geräte ausgeliehen werden. Ansprechpartner in Mannheim ist Herr Washeim. Er ist zu den üblichen Bürozeiten in Raum 210 unter Tel. 0621/4104-275 zu erreichen. In Freiburg ist das Technische Betriebsbüro in Raum 2011-13 zuständig, Tel. 0761/3808-151, erreichbar Mo.-Fr. von 9-17.45 Uhr. Keine Ausleihe, aber einige Geräte und Mikrofone sind auch in Tübingen, wie in allen Regio- nalstudios vorhanden. Wenden Sie sich bitte direkt an die dortige Technik-Dispo bzw. direkt an die Kollegen der Technik.

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2 Kleine Mikrofonfibel

Kleine Mikrofonfibel 2

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2. Kleine Mikrofonfibel

Wenn eine Aufnahme enttäuschend klingt, hat das in vielen Fällen mit dem Mikrofon zu tun. Ein Mikrofon wandelt Schallwellen in elektrische Signale um. Mängel, die bei dieser Umwandlung - sprich bei der Aufnahme - entstehen, können später auch im Schneideraum oder im Studio nicht oder nur sehr schwer behoben werden. Selbst wenn Sie Mikrofone bester Qualität einsetzen, können sich Fehler einschleichen: z.B. wenn ein Mikrofon für einen bestimmten Zweck nicht geeignet ist, oder wenn Sie es falsch handhaben. Die folgende Übersicht soll Ihnen helfen, solche Fehler zu vermei-den. Man unterscheidet Mikrofone zunächst nach dem Grad ihrer Richtwirkung, das heißt danach, wie sehr Schall von vorne gegenüber Schall aus seitlichen oder rück-wärtigen Richtungen "bevorzugt" wird. 2.1 Verschiedene Richtcharakteristiken in der Praxis

2.1.1 Kugelmikrofone

Mikrofone mit kugelförmiger Richtcharakteristik (Kugeln) haben keine Richtwirkung, sie nehmen Schall rundherum ohne Unterschied auf. Darüber hinaus haben Kugeln weitere, für Reporter wichtige Eigenschaften: Sie haben z.B. eine sehr straff gespannte Membran1. Deshalb sind sie robuster, weniger empfindlich für Hand- und Kabel-geräusche und weniger anfällig für Windstörungen im Freien. Wichtig ist auch, dass sie bei sehr kleinen Sprechabständen (bei z.B. fünf Zentimeter Abstand zwischen Mund und Mikrofon) weit weniger zu Popp-Störungen2 neigen als vergleichbare Nie-renmikrofone. Aus diesen Gründen sind Kugeln gute Reportermikrofone. Kugeln übertragen auch tiefe Töne sehr gut und vermitteln so oft die „Wucht eines Ereignisses“ am besten. Sie klingen in geringstem Abstand zur Schallquelle ebenso natürlich wie in großer Entfernung. Aufgrund dieses konstant homogenen Klanges und der fehlenden Richtwirkung geben Kugelmikrofone Entfernungen und Räume am naturgetreuesten wieder. Aber Vorsicht: Kugelmikrofone konzentrieren sich nicht auf Ihren Gesprächspartner. Außerhalb des Nahbereichs einer Schallquelle, also zum Beispiel zu weit vom Mund entfernt plaziert, nehmen Kugeln den Raumhall und alle

1 Eine Mikrofonmembran besteht aus einer sehr dünnen und leichten Folie, die ähnlich wie das menschliche Trommelfell von den Schallwellen der Luft zu Schwingungen angeregt wird. 2 Halten Sie einmal die Hand dicht vor den Mund und spüren Sie die beim Sprechen entstehenden „Stoßwellen“ der Atemluft. Sie versetzt eine Mikrofonmembran in Schwingungen. Dadurch entstehen bei Explosivlauten wie ‘P‘, ‘B‘, ‘T‘ sogenannte Popp-Störungen im Klangbild. Vgl. „Windstörungen“ S. 15

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Kleine Mikrofonfibel 2 2 Kleine Mikrofonfibel

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Störgeräusche mit auf. Dieser Nachteil kann auch zum Vorteil werden: Kugelmikrofone eröffnen Ihnen die Chance zu wunderbaren atmosphärischen Aufnahmen, die akustische Szenen in ihrer ganzen Tiefe "abbilden". (Siehe auch S. 12)

Bild1: Darstellung der Richtcharakteristiken Kugel und Niere (Richtdiagramm). An der Länge des Pfeils lässt sich die Empfindlichkeit des Mikrofons für die entsprechende Richtung ablesen.3

2.1.2 Nierenmikrofone

"Nieren" (engl. cardioid microphones) sind gerichtete Mikrofone. Sie nehmen vor allem von vorne kommenden Schall auf. Seitlich oder von hinten kommender Schall wird schwächer übertragen. Mit zunehmender Richtwirkung spricht man von Supernieren bzw. Hypernieren. Aus physikalischen Gründen haben gerichtete Mikrofone einen sogenannten „Nah-besprechungseffekt“. Das heißt Bässe werden umso stärker aufgenommen, je näher die Schallquelle sich am Mikrofon befindet. Ein Nierenmikrofon, das für Aufnahmen über große Entfernungen konzipiert ist, klingt daher bei Nahbesprechung unan-genehm basslastig ("dick"). Ein spezielles Nahbesprechungsmikrofon dagegen, das für sehr kleine Sprechabstände von z.B. drei Zentimeter konzipiert ist, klingt in großer Entfernung zur Schallquelle flach, weil die Bässe fehlen. Nahbesprechungsmikrofone sind für Interviews nicht geeignet. Ein Gesprächspartner würde wohl zurückweichen, wenn Sie ihm ein Mikrofon so dicht vor den Mund hielten. Außerdem klänge seine

3 Richtdiagramme fallen für verschiedene Frequenzen meist recht unterschiedlich aus. In den linken und rechten Diagrammhälften sind die Kurven jeweils für eine mittlere und eine hohe Frequenz eingezeichnet.

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Stimme unnatürlich überzeichnet und bliebe ohne Raum und Umgebungsgeräusche. Nahbesprechungsmikrofone sind überdies nicht für leise Töne geeignet und nicht universell einsetzbar. Nierenmikrofone für Reporter (zum Beispiel das Sennheiser MD 421) haben bei einem Abstand von etwa 20 Zentimeter zur Schallquelle einen ausgewogenen Klang. Für andere Abstände muss der Bassanteil im Studio angeglichen (gefiltert) werden. Wenn man mit Nierenmikrofonen richtig umgeht, trägt der Nahbesprechungseffekt zu einer sonoren, voll klingenden Stimme bei. Nieren haben eine elastische, nachgiebige Membran und sind daher anfällig für Wind- und Poppstörungen und auch für Hand- und Kabelgeräusche. Die besten Nieren-mikrofone für den Reportageeinsatz haben weich gelagerte Mikrofonkapseln, die solche Störfaktoren abdämpfen. Meist erreichen sie aber nicht die Robustheit von Kugelmikrofonen. Nieren und vor allem die noch stärker gerichteten Supernieren sollten Sie sorgfältig auf die Schallquelle ausrichten, denn Schall aus seitlichen und rückwärtigen Richtungen erfährt bei diesem Mikrofontyp neben der Dämpfung eine hörbare Klangverschlechterung. Für die Praxis heißt das zum Beispiel: nicht seitlich ins Mikrofon sprechen. Fazit: Immer wenn Sie mit Ihrem Mikrofon nicht nah genug an eine Schallquelle heran kommen, brauchen Sie ein Nierenmikrofon, eine noch stärker gerichtete Superniere oder gar ein Richtrohr. 2.1.3 Richtrohrmikrofone

Film und Fernsehen sind die Domäne der Richtrohrmikrofone. Dort ergeben sich oft sehr große Mikrofonabstände, weil die Mikros nicht im Bild zu sehen sein sollen. Richtrohre haben, mit zunehmender Länge, eine noch stärkere Richtwirkung als Nierenmikrofone und rücken der Schallquelle akustisch noch ein Stück näher. Um z.B. die Stimmen wilder Tiere auch aus größerer Entfernung aufnehmen zu können, werden Richtmikrofone mit mehr als einem halben Meter Länge verwendet. Richtrohre müssen exakt auf eine Schallquelle ausgerichtet werden (man muss also „zielen“), da sie seitlich eintreffenden Schall erheblich dämpfen und im Klang verfärben.

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2 Kleine Mikrofonfibel Kleine Mikrofonfibel 2

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2.2 Die Wandlertypen der Mikrofone und ihre Wirkung

Hochwertige Mikrofone werden heute nach dem elektrodynamischen oder dem elektrostatischen Wandlerprinzip gebaut. Je nach Bauart haben die Mikrofone unterschiedliche Eigenschaften, am auffälligsten unterscheiden sie sich in ihrer Empfindlichkeit und im Klangcharakter. 2.2.1 Dynamische Mikrofone

Vergleichbar einem Fahrraddynamo erzeugen sie aus der Energie der Schallwellen auf mechanischem Wege einen schwachen Strom. Deshalb sind sie bei extrem lauten Schallquellen hervorragend einzusetzen, weil sie, bildhaft gesprochen, ein wenig schwerhörig sind. Viele sehr gute Nahbesprechungsmikrofone für Gesang oder Interviews sind dynamische Mikrofone. Bei mittleren Lautstärken (zum Beispiel Sprache aus einem Meter Abstand) können Sie mit dynamischen Mikrofonen allerdings verrauschte Aufnahmen nur vermeiden, wenn das Aufnahmegerät technisch hoch-wertige, rauscharme Mikrofoneingänge besitzt. Das ist der Fall beim großen Sony DAT-Rekorder TCD-D10 PRO, sowie dem (silberfarbenen) Sony DAT-Walkman TCD-D100. Nicht geeignet sind die (schwarzen) Sony DAT-Walkmen TCD-D3, D7 und D8, einige MD-Rekorder und der Denon FlashCard-Rekorder DN-F20R. Bedingt durch die mechanische Konstruktion bilden dynamische Mikrofone einen Klang weicher ab und nehmen beispielsweise einer Stimme ein wenig die Härte und Impulshaftigkeit. Das wirkt sich bei kleinen Mikrofonabständen angenehm „klang-schmeichelnd“ aus und hört sich natürlich an. Kritisch wird der Einsatz dynamischer Mikrofone wenn sehr leise Töne, wie Flüstern, Vogelstimmen oder ähnliches aufgenommen werden sollen. Der Mikrofonregler müsste dann bis zum Anschlag aufgedreht werden und die Aufnahme wäre trotzdem noch untersteuert und würde deutlich hörbar rauschen. 2.2.2 Kondensatormikrofone

Dazu zählen vor allem Studiomikrofone. Sie sind unter Reportern wenig verbreitet. Die Membranen dieses Typs stehen unter einer Spannung zwischen 48 und 130 Volt, die aus den Aufnahmegeräten oder separaten Batteriekästchen gespeist werden muss (Phantomspeisung), und das ist im Reportageeinsatz unpraktisch oder unhandlich. Wenn Schallwellen die Membran eines Kondensatormikrofons bewegen, ändert sich deren Spannung. Eine eingebaute Verstärkerelektronik gewinnt aus diesen winzigen Änderungen die Mikrofon-Ausgangsspannung. Kondensatormikrofone sind erst-klassige Studiomikrofone. Sie sind sehr rauscharm, klangneutral und vielseitig einzusetzen. Höchste Ansprüche an eine Aufnahme können deshalb den Einsatz von

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Kondensatormikrofonen auch unterwegs vor Ort erfordern, die nötige Erfahrung im Umgang mit diesen "feinen Ohren" vorausgesetzt. 2.2.3 Elektret-Mikrofone

Sie arbeiten ähnlich wie Kondensatormikrofone. Ihre Mikrofonkapseln haben jedoch eine dauerpolarisierte ("eingefrorene") Spannung, die einige Jahrzehnte vorhält, und sie werden industriell in großen Stückzahlen und unterschiedlicher Qualität gefertigt. Der eingebaute Verstärker wird von einer Batterie gespeist, die im Mikrofon unterge-bracht ist und etwa 200 Betriebsstunden hält. Die Qualität dieser Mikrofone ist bei renommierten Mikrofonherstellern (zum Beispiel Sennheiser, beyerdynamic, AKG, einige Modelle von Sony) gut. Elektret-Mikrofone haben eine deutlich höhere Ausgangsspannung als dynamische Mikrofone und eignen sich daher für leisere Töne. Bei Aufnahmegeräten, die keine rauscharmen Mikrofoneingänge besitzen, sind Elektret-Mikrofone den dynamischen dringend vorzuziehen. Eine Einschränkung gilt allerdings für laute Signale: Im Gegen-satz zu dynamischen Mikrofonen übersteuern Elektret-Mikrofone, wenn es zu laut wird. Wenn Sie in einem Karosseriewerk direkt neben den lärmenden Blechpressen Ihrem Interviewpartner ins Ohr schreien müssen, kann dies mit einem Elektret-Mikrofon zu Verzerrungen Ihrer Aufnahme führen (siehe auch S. 28) Manche Elektret-Mikrofone haben einen Bassschalter4 (Low-Cut, (/—) mit dem sich tieffrequente Störungen, wie Rumpeln, Dröhnen oder Brummen herausfiltern lassen. Sie treten zum Beispiel bei einer Auto- oder Bahnfahrt auf, aber auch bei Windstö-rungen am Mikrofon (siehe auch S. 15).

4 z.B. für Frequemzen unterhalb 200 Hz bei Sennheiser ME62/64/66 mit K6

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Aufnahmepraxis 3 3 Aufnahmepraxis

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3. Aufnahmepraxis

Die Mikrofonhersteller bauen aus den beschriebenen Richtcharakteristiken und Wandlertypen eine Vielzahl unterschiedlicher Mikrofone, die sich für entsprechend unterschiedliche Aufnahmezwecke eignen. Die folgenden Kapitel sollen den Dschungel technischer Details ein wenig lichten und den Schritt von der Theorie in die Praxis zeigen. 3.1 Das Reportermikrofon

Ein Reportermikrofon soll gegen Hand- und Kabelgeräusche gut geschützt sein, soll gut klingen und universell einsetzbar sein. Deshalb sind dynamische Kugelmikrofone die idealen Reportagemikrofone. Sollten Ihre Aufnahmen allerdings häufig verrauscht sein, könnte dies an den technisch weniger hochwertigen Mikrofoneingängen Ihres Rekorders liegen. Dann sollten Sie auf eine Elektret-Kugel wechseln. Auch wenn manche Interviewpartner instink-tiv danach greifen - geben Sie das Mikrofon niemals aus der Hand. Damit würden Sie die Gesprächsführung abgeben und hätten keine Möglichkeit mehr dazwischenzufragen oder zu unterbrechen. Legen Sie das Mikrokabel in einer Schleife um Ihre Hand, um den Stecker am Mikrofon zu entlasten. Achten Sie auch darauf, dass der Stecker gut im Mikrofon sitzt und auf keinen Fall wackelt. Das hätte ständiges Knacken zur Folge. Halten Sie das Mikrofon, solange Sie oder Ihr Interviewpartner sprechen, absolut ruhig. Bewegen Sie es beim Hin und Her von Frage und Antwort weich und ohne zu rucken. Spontane Reaktionen sind manch-mal schwer einzufangen. Deshalb verzichtet man bei Reportagemikrofonen auf Richtwirkung, um Interviewpartner nicht unfreiwillig ein- bzw. sich selbst nicht auszublenden.

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3 Aufnahmepraxis

Aufnahmepraxis 3

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3.2 Richtung und Abstand

Achten Sie auf zwei Dinge, wenn Sie das Mikrofon in der Hand halten: Einsprechrich-tung und Mikrofonabstand. Sie und Ihre Gesprächspartner sollten immer genau von vorne ins Mikrofon sprechen. Mundöffnung und Mikrofon müssen eine Linie bilden, denn so klingen Ihre Stimmen am besten. Über den Abstand des Mikrofons zum Mund bestimmen Sie den Anteil an Raum oder Atmosphäre (Umgebungsgeräuschen), der auf die Aufnahme kommt. Mit zunehmender Entfernung des Mikrofons verliert die Stimme an Präsenz und Verständlichkeit, gewinnt aber an Atmosphäre. Wenn eine Aufnahme unscharf und etwas schemenhaft klingt - und damit schwer verständlich ist - war der Mikroabstand zu groß. Dann müssen Sie näher ran. Die Frage nach der richtigen Balance, ob Stimme und akustischer Hintergrund eine sinnvolle Beziehung zueinander eingehen, hängt aber letztlich vom Thema ab. Der übliche Mikrofonabstand beträgt bei Kugelmikrofonen gewöhnlich 10 bis 15 Zentimeter, in kleinen Räumen etwas weniger, in sehr großen Räumen oder im Freien auch mehr5. Achten Sie bei Interviews auch darauf, dass die Mikrofonabstände bei Ihnen und den Befragten gleich groß sind, damit sich Ihre Fragen in der Aufnahme nicht zu laut abheben. Sollten Sie ein Nierenmikrofon für Reportagen benutzen, ist der richtige Mikrofon-abstand größer als bei der Kugel und beträgt 15 bis 25 Zentimeter. Wenn Menschen sprechen, möchten sie auch gehört und verstanden werden. Das ist so tief in uns verankert, dass wir die Lautstärke unserer Stimme unwillkürlich an jede Umgebung anpassen. Dieses Verhalten kommt Reportern bei der Arbeit mit dem Mikrofon zugute, weil sie dadurch den Mikrofonabstand auch bei unterschiedlicher Umgebungslautstärke konstant halten können. Nehmen Sie einmal eine Reportage an einer stark befahrenen Straße auf und stellen Sie sich dabei möglichst nahe an die Fahrbahn. Sie werden merken wie deutlich Ihre Stimme auf den sich ändernden Geräuschpegel reagiert. Achten Sie dann beim Abhören auf das Verhältnis von Stimme und Straßenlärm. Für den Hörer muss die Situation plausibel, die Straße also ebenso laut wie Ihre Stimme zu hören sein, sonst bleibt Ihr plötzliches Lauterwerden ohne Grund. Mit dieser Übung entwickeln Sie ein sicheres Gefühl für den richtigen Mikro-fonabstand. Wenn Sie eine Veranstaltung moderieren, wird Ihnen der Beschallungstechniker ein Nahbesprechungsmikrofon in die Hand geben (siehe S. 8f.). Es ist bestmöglich gegen

5 In sehr großen Räumen wie Kirchen, verteilt sich die Schallenergie z.B. eines Sprechers auf ein sehr großes Volumen. Kirchen klingen zwar lange nach, die Lautstärke des Nachhalls ist objektiv gesehen allerdings gering. In einem Badezimmer verteilt sich dagegen die Schallenergie auf ein sehr kleines Volumen. Der Nachhall klingt hier viel lauter und färbt eine Aufnahme viel stärker und unangenehmer, was durch einen kleineren Mikrofonabstand ausgeglichen werden muss.

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Aufnahmepraxis 3 3 Aufnahmepraxis

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Popp-Störungen geschützt und auf maximale Richtwirkung getrimmt, damit es möglichst nicht die Lautsprecher im Saal mit aufnimmt und es bei großer Lautstärke nicht zu Rückkopplung kommt. Beim Sprechen müssen Sie in diesem Fall Sprechab-stände von wenigen Zentimetern zum Mikrofon einhalten (Beispiel: Rockmusik). 3.3 Aufnahmen mit Stativ

Ein Mikrofon, das Sie auf ein Stativ montieren, um damit Sprache aufzu-nehmen, muss immer ein Nieren-mikrofon sein! Das gilt für ein kleines Tischstativ genauso wie für ein Mikrofon an einem Rednerpult, weil der Mikro-fonabstand mit Stativ häufig 30 Zenti-meter oder mehr betragen kann - und das wäre für ein Kugelmikrofon ent-schieden zu weit. Wegen ihrer Richtwir-kung nehmen Nieren nur etwa halb soviel Raumhall auf wie Kugeln. Auch das Rauschen einer Klimaanlage und andere Störgeräusche dämpfen sie ab. Vergleicht man eine Niere mit einer Kugel bei gleichem Abstand zur Schall-quelle, so klingt die Aufnahme des Kugelmikrofons fast doppelt so weit entfernt wie die der Niere. Bei Pressekonferenzen kann der Mikro-fonabstand häufig 50 Zentimeter und mehr betragen. In diesem Fall bringt ein kurzes Richtrohrmikrofon bessere Verständlichkeit und mehr Präsenz, weil es Störgeräusche und Raumhall noch stärker ausblendet als eine normale Niere oder Superniere. Manchmal benutzen Fernseh-Korrespondenten ein kurzes Richtrohr bei ihren Berich-ten, um es tiefer und damit unterhalb der Bildmitte halten zu können.

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3 Aufnahmepraxis

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3.4 Windstörungen

Ein Mikrofon soll Schall, also kleinste Schwankungen des Luftdrucks, in elektrische Signale umwandeln. Die Mikrofonmembran ist dazu möglichst leicht gebaut, damit sie den Schallwellen exakt folgen kann. Wird sie massiven Luftbewegungen ausgesetzt, bei Wind zum Beispiel, oder wenn ganz nah ins Mikrofon gesprochen wird, muss es deshalb zu Störungen der Aufnahme kommen. Diese Windstörungen können sogar viel lauter sein als das, was man eigentlich aufnehmen wollte. Deshalb gehört ein Schaum-stoff-Windschutz6 (der gleichzeitig auch Popp-Schutz ist) bei allen Aufnahmen zur Grundausstattung des Mikrofons. Darüberhinaus können Sie für einigen Schutz sorgen, indem Sie sich zum Wind geschickt plazieren. Bei leichtem Luftzug mag es genügen, nur den Rücken zum Wind zu drehen und das Mikrofon vor den Körper zu halten. Wenn es aufbrist, empfiehlt es sich, hinter der windabgewandten Seite eines Gebäudes, einer Baumgruppe oder eines Hügels Schutz zu suchen. Doch bei dieser Ausgesetztheit spätestens sollte man auch auf technisch besseren Windschutz des Mikrofons zurückgreifen. Die einzelnen Mikrofone sind für Windstörungen unterschiedlich anfällig. Für Repor-tage-Einsätze am besten schneiden dynamische Kugelmikrofone ab, sie sollten deshalb bei Wind bevorzugt verwendet werden. Mit einem normalen (kleinen) Schaumstoff-windschutz, der über die Mikrofonkapsel gestülpt wird, ist ein Kugelmikrofon bereits recht gut vor leichtem Wind bis etwa Windstärke 3 (bei der sich kleine Zweige und Blätter bewegen) geschützt. Ein Schaumstoffwindschutz ist übrigens umso wirksamer, je dicker er ist. In den Funkhäusern sind in der Regel Windschutze mit ca. 10 Zentime-ter Durchmeser vorrätig, die bis etwa Windstärke 5 (bei der kleine Bäume zu schwan-ken beginnen) ausreichen. Voraussetzung dafür ist, dass der Windschutz eng und dicht am Mikrofon anliegt und alle Öffnungen zur Membran abdeckt. Achtung: Schaum-stoffwindschutze leiern mit der Zeit aus und müssen dann ausgetauscht werden. Und noch ein Tipp: Lassen Sie bei Wind viel Reserve beim Aussteuern. Wenn die Aufnahme nicht übersteuert ist (siehe S. 28ff.), können unvermeidbare Windstörungen im Studio weggefiltert werden. Bei stark dämmendem Windschutz muss allerdings mit einem Verlust an Höhen gerechnet werden. In solchen Fällen kann man zum Ausgleich Mikrofone mit Höhen-anhebung verwenden oder den Verlust bei der Nachbearbeitung im Schneideraum oder Studio wieder ausgleichen. Elektret-Mikrofone sind bei Wind ungleich anfälliger als dynamische. In jedem Fall sollte man ihren Low-Cut-Schalter (/—) aktivieren, der tiefe Frequenzen und damit auch Windstörungen abschwächt. Auch einige Rekorder

6 Offenporiger Schaumstoff lässt Schallwellen nahezu ungehindert passieren, bildet aber einen wirksamen Schutz gegen Luftbewegungen.

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Aufnahmepraxis 3 3 Aufnahmepraxis

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haben Low-Cut-Filter (z.B. Sony TCD-D10 PRO), die bei starkem Wind eingeschaltet werden können. Damit bei noch stärkerer Luftbewegung am Windschutz selber keine Geräusche entstehen, kann der Schaumstoff nochmal mit einem speziellen Kunstfaser-Fell bezogen werden. Es sieht aus wie ein feiner, graumelierter Vollbart, und ist vor allem bei den Gerätevergabestellen des Fernsehens erhältlich. Damit sollten Sie auch an Deck eines Segelschiffes, selbst bei Sturm mit Windstärke 9, noch gute Aufnahmen zuwege bringen. Vorsicht allerdings bei heftigen Böen: Kleben Sie den Windschutz sehr gut fest, sonst wird er vom Wind fortgerissen. Um ein anfälligeres Nierenmikrofon vor Windstörungen zu schützen, muss um die Mikrofonkapsel ein zusammenhängender Luftraum frei bleiben. Das gilt auch für die meisten Stereomikrofone, da sie Nierenkapseln enthalten. Für Nieren-Mikros werden deshalb Schaumstoffwindschutze mit eingebautem Hohlraum oder Windschutzkörbe mit einem Bezug aus Kunstfaser-Fell gefertigt. Eine einfache Schaumstoffkugel, wie für Kugelmikrofone üblich, bringt bei Nieren wenig. Allgemein gilt: Selbst ein richtig präpariertes Nierenmikro ist bestenfalls für leichten Wind (bis Windstärke 2) geeignet. Gerichtete Mikrofone (Nieren, usw.) verlieren unter der streuenden "Schaumstoff-

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3 Aufnahmepraxis

Aufnahmepraxis 3

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haube" zusätzlich an Richtwirkung - ein Grund mehr, gleich die weniger windan-fälligen Kugelmikrofone zu verwenden.

Bild 2: Schoeps-Kugelmikrofon mit großem Schaumstoffwindschutz (links) und zu-sätzlichem Fellüberzug (rechts)

3.5 Zweikanal-Aufnahmen

Für längere Gespräche zwischen zwei Leuten ist die Zweikanal-Aufnahmetechnik optimal. Dabei wird beiden Gesprächspartnern je ein Nierenmikrofon auf einem Tischstativ zugeordnet. Sie sollten sich gegenüber sitzen, um eine gute Trennung der beiden Mikrofonsignale zu erreichen und auch damit keiner von beiden im Gespräch den Kopf drehen muss und so am Mikrofon vorbei redet. Schließen Sie Ihr eigenes Mikrofon immer am linken und das Ihres Gesprächspartners immer am rechten Kanal an. Das hilft Ihnen bei einem Fehler die Situation richtig einzuschätzen7. Für eine Zweikanalaufnahme benötigen Sie:

• 2 Nierenmikrofone (auch Supernieren), am besten Elektret-Mikrofone • 2 Tischstative • Je nach Aufnahmegerät 2 einzelne Mikrofonkabel oder ein Spezialkabel, um

zwei Einzelmikrofone an einen Stereoeingang anzuschließen. Stereo-Rekorder mit Kassetten und Batterien (eventuell auch Netzteil mit ausreichen-dem Verlängerungskabel) Achten Sie, bevor Sie loslegen, immer auch auf Nebengeräusche, die sich vielleicht abstellen lassen, wie Klimaanlagen, Kühlschränke, tickende Uhren oder laufende Fernseher zwei Türen weiter. Eine Zweikanal-Aufnahme per Tischstativ ist naturgemäß

7 Kratzen Sie kurz am Windschutz um die Zuordnung an der Pegelanzeige zu kontrollieren.

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Aufnahmepraxis 3 3 Aufnahmepraxis

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frei von Hand- oder Kabelgeräuschen und vermittelt eine akustisch konstante und damit konzentrierte Gesprächsatmosphäre. Sie kann aber gestört werden, wenn ein temperamentvoller Gesprächspartner auf den Tisch klopft oder Papier in Mikrofon-nähe bewegt. Im schlechtestem Sinne "unüberhörbar" ist das Klappern von Kaffeege-schirr in der Nähe eines Mikrofons, aber auch ein Glas sprudelndes Mineralwasser. Plazieren Sie auch den Rekorder etwas abseits vom Mikrofon, um keine Laufgeräusche einzufangen. Zweikanal-Aufnahmen gleichen der Ping-Pong-Stereofonie früher Beatles-Aufnahmen: Sie haben einen extremen links-rechts-Effekt. Beim Überspielen werden die beiden Einzelkanäle entweder in ein Mono- oder ein Stereosignal umgewandelt. In der endgültigen Mischung sollten die Gesprächspartner nur noch halb-links und halb-rechts sitzen oder beide in der Mitte. Solche nachträglichen "Plazierungen" erreicht man mit sogenannten Richtungsmischern. Gleichzeitig können beide Stimmen unabhängig voneinander gefiltert werden, da sie über getrennte Mikrofone aufge-nommen wurden. Der 'S'-Fehler Ihres Gesprächspartners zum Beispiel kann so ohne Klangeinbuße für Ihre eigene Stimme durch Filtern ausgeglichen werden. Während ein Gesprächspartner redet, kann beim Kopieren der Klanganteil des jeweils anderen Mikrofons zurückgenommen werden, um Störgeräusche zu reduzieren.

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5 Aufnahmen in Stereo

Aufnahmen in Stereo 5

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4. Aufnahmegeräte

„Die schönste Musik,“ schrieb der Komponist John Cage, „ist die absolute Stille.“ Analoge Kassettenrekorder kennen diese Qualität der Lautlosigkeit nicht - sie haben ein hörbares Bandrauschen und nach einigen Jahren im Einsatz läuft ihre mechanische Bandführung weniger präzise, wodurch deren Klangqualität hörbar nachlässt. Seit vielen Jahren steht mit DAT-Rekordern eine sehr hohe Klangqualität zur Verfügung, aber die Geräte sind teuer. Da erscheint die Minidisc (MD) vor allem im privaten Bereich als eine ideale Ergänzung. MD-Rekorder sind günstig, sie klingen gut und bieten darüber hinaus Vorteile beim Markieren und Auffinden einzelner Aufnahmen. Das Reportagegerät der Zukunft könnte vielleicht der kleine hand-held-Computer für unterwegs werden, der bisher als Notizblock, Adressbuch, zur Terminverwaltung oder als Diktiergerät dient. Er könnte schon bald auch zu einem leistungsfähigen Audiore-korder werden. Nah an der Computertechnik, aber noch eigenständige Entwicklungen speziell für Reportageaufnahmen, sind FlashCard-Rekorder. Sie benutzen zur Aufzeichnung Speicherkarten in Scheckkartengröße, wie die PC-Card (PCMCIA) oder die Compact-FlashCard, die auch in digitalen Kameras eingesetzt wird. Mit Ausnahme des DAT-Rekorders arbeiten alle digitalen Aufzeichnungsgeräte mit Datenreduktion (wie z.B. von DIGAS bekannt), um möglichst viel Aufnahmezeit auf einer Disk oder Card unterzubringen. Das bedeutet, dass vor der Aufnahme das Tonsignal nach nicht hörbaren Einzelheiten durchsucht wird, die dann weggelassen, also nicht mit aufgezeichnet werden. Dadurch lässt sich die Datenmenge eines Tonsignals auf z.B. 20% reduzieren, ohne dass unsere Ohren (im Idealfall) etwas vermissen. Die Rechenverfahren (Algorithmen) nach denen die Datenreduktion arbeitet, wurden in den letzten Jahren kontinuierlich verfeinert und sind heute auf hohem Niveau. Im Vergleich zu DAT sind dennoch Unterschiede hörbar, gerade bei „groben“, ungewöhnlichen Klängen, wie sie vor Ort häufig auftreten. Bild 3 Seite 20 zeigt den schematischen Aufbau eines digitalen Aufnahmegerätes. Die einzelnen Bedienungselemente sind Thema der folgenden Kapitel. Beachten Sie den Übergang vom analogen zum digitalen Signal im Analog/Digital-Wandler, sowie die Datenreduktion und die anschließende digitale Aufzeichnung (Speicherung). Bei vielen Digitalrekordern muss die Abtastfrequenz eingestellt werden. Sie kenn-zeichnet das Aufzeichnungsformat und beträgt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf Vorschlag der EBU8 48 kHz. Im Unterschied dazu arbeitet die Compact Disk (CD) mit

8 EBU: European Broadcasting Union

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Aufnahmen in Stereo 5 5 Aufnahmen in Stereo

Bild 3: Schematischer Aufbau eines digitalen Aufnahmegerätes. (Bei DAT-Rekordern entfällt die Datenreduktion.)

der Abtastfrequenz 44.1 kHz. Um beim digitalen Überspielen mit den Studios kompa-tibel zu sein, sollten Sie Ihr Aufnahmegerät ebenfalls auf 48 kHz einstellen. 4.1 DAT-Rekorder

Die besten Aufnahmegeräte sind DAT-Rekorder9, vor allem die Modelle Sony TCD-D100 oder der ältere TCD-D10 PRO. Sie sind extrem rauscharm und sogar in der Lage, die akustisch oft besonders wertvolle Lautlosigkeit präzise aufzuzeichnen. Was die gern zitierte Zuverlässigkeit angeht, sind DAT-Rekorder, entgegen häufiger Vorurteile, gegenüber analogen Kassettengeräten nicht im Nachteil, wie viele erfolgreiche Aufnahmen z.B. aus den Polargebieten Nordost-Kanadas bei starkem Frost oder den tropischen Philippinen bei +35˚ Grad Celsius und 90% Luftfeuchtigkeit zeigen. DAT-Rekorder zeichnen sich vielmehr durch eine über Jahre hinweg gleichbleibende, hohe

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DAT: Digital Audio Tape, 1985 entwickelt von Sony

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5 Aufnahmen in Stereo

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Bild 4: Sony DAT-Rekorder TCD-D100

Aufnahmequalität aus. Und s zt - genauso leicht und rasch zu bedienen. Damit Ihr Gerät ktioniert, sollten Sie Ihren DAT-Rekorder mindestens jähder Geräteausgabe warten laseiner speziellen Kassette gere Beim Arbeiten mit DAT-Rekor(absolute time) anzeigen. A-Twird als Time-Code neben demdamit ein zuverlässiges WiedeGeräten, z.B. im Studio. DAT-Rdaher die A-Time-Anzeige immBandanfang nicht zu verlierenaneinandergefügt werden, dableiben. Wenn Sie zurückspulßend wieder zum Aufnahmeepositioniert sich etwa eine Seaufnehmen, kann es passierenwerden. Um dies zu vermeideauf Stop drücken, sondern die

ie sind - Übung vorausgesetauch auf lange Sicht gut fun

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rlich (oder wenn kleine Wiedergabefehler auftreten) bei sen. Kopftrommel und Mechanik werden dann mittels inigt.

dern sollte das Display immer die sogenannte A-Time ime ist die seit Beginn der Kassette verstrichene Zeit. Sie

Tonsignal auf Band geschrieben und gewährleistet rfinden einzelner Bandpassagen, auch auf anderen DAT-ekorder spulen sehr schnell, behalten Sie beim Spulen er im Auge! Um den zeitlichen Bezug der A-Time zum

, müssen aufeinanderfolgende Aufnahmen nahtlos zwischen dürfen keine Leerstellen (blanks) stehen en, um in eine Aufnahme hineinzuhören und anschlie-nde spulen, stoppt der DAT-Rekorder automatisch und kunde vor Ende der letzten Aufnahme. Wenn Sie jetzt neu

, dass die letzten Silben Ihrer Aufnahme angelöscht n, sollten Sie am Ende jeder Aufnahme nicht allzu schnell Aufnahme ruhig einige Sekunden nachlaufen lassen.

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Aufnahmen in Stereo 5 5 Aufnahmen in Stereo

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DAT ist ein sehr sicheres Aufnahmemedium. Am Anfang einer DAT-Kassette treten aber erfahrungsgemäß die meisten Bandfehler auf. Daher ist es üblich, wichtige Aufnahmen erst bei etwa 30 Sekunden oder einer Minute zu beginnen. Schalten Sie Ihr Gerät mit einer neuen DAT-Kasette daher bereits während des Vorgesprächs auf Aufnahme und beginnen Sie Ihr Interview erst ein wenig später. Eine DAT-Kasette besitzt übrigens einen Löschschutz wie eine Diskette. Mit dem Herausnehmen bereits bespielter DATs sollte es Ihnen zur Gewohnheit werden, auch sofort den Löschschutz zu aktivieren. Bei jedem Start einer neuen Aufnahme schreiben DAT-Rekorder eine Markierung auf Band, die sogenannte ID (Identification). Damit lassen sich Anfänge von Aufnahmen schnell wiederfinden. Erneutes Drücken der REC-Taste bei laufender Aufnahme erzeugt weitere IDs. Damit lassen sich zum Beispiel bei Tagungen oder im Landtag Redner-wechsel markieren. Für das Wiederfinden ausgewählte Passagen notiert man beim Abhören die Zeiten der A-Time. 4.2 Minidisk-Rekorder (MD-Rekorder)

Wegen ihrer günstigen Preise sind MD-Rekorder unter Privatleuten weit verbreitet. Inzwischen bietet der Markt eine fast unüberschaubare Modellvielfalt mit entspre-chend unterschiedlicher Ausstattung und verschiedenen Bedienungskonzepten. Manche Modelle sind auch für den Reportageeinsatz gut geeignet. MD-Rekorder arbeiten mit Datenreduktion10. Damit lassen sich im Format 48kHz bis zu 73 Minuten Aufnahmezeit auf einer Disk unterbringen. Lässt sich das Gerät auf Mono umschalten, steht sogar die doppelte Dauer zur Verfügung. Die Long-Play-Aufzeich-nung, mit der sich die Aufnahmezeit nochmals verdoppelt, sollte wegen des schlech-teren Klanges nicht benutzt werden. Aufgrund verbesserter Algorithmen klingen neuere MD-Geräte meist besser als ältere. Da alle MD-Modelle dasselbe Aufzeichnungsformat benutzen, klingen sie recht ähnlich. Große Unterschiede gibt es vor allem beim Mikrofoneingang, der - je nach Qualität - mehr oder weniger rauscht. Um dieses Rauschen zu verringern, empfiehlt es sich Elektret-Mikrofone zu verwenden. Den auffälligsten Unterschied stellt man aber beim Bedienungskomfort fest. Um immer preisgünstigere Geräte anbieten zu können, wurde die Zahl ihrer Bedienungselemente stark reduziert. Viele Geräte lassen sich nur noch über Menuetasten einstellen und haben keine manuelle Aussteuerung mehr. Andere lassen sich nur manuell aussteuern, wenn nicht gleichzeitig die Aufnahme läuft. Um nachzuregeln muss die Aufnahme jedesmal unterbrochen werden. Das ist z.B. bei den Sony-Modellen (MZ-R900, R700) der Fall und für Reporter in der Praxis nicht akzeptabel. Falls Sie sich doch entschließen, einen MD-Rekorder zu kaufen, sollten Sie auf ein gutes Display und eine übersichtliche Pegelanzeige Wert legen. Die

10 nach dem ATRAC-Verfahren (Adaptive Transform Acoustic Coding)

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5 Aufnahmen in Stereo

Aufnahmen in Stereo 5

Bild 5: MD-Rekorder von Sharp

Pegelanzeige (vgl. S. 26 Bild 7) sollte einen Bereich von über 40 dB darstellen und in mehr als 10 Segmente unterteilt sein. Ein entscheidender Vorteil bei Minidisk ist der schnelle Zugriff auf einzelne Takes. Bei Aufnahme oder Wiedergabe können Markierungen gesetzt und beschriftet oder numeriert werden - ein großer Vorteil beim Aussuchen und Wiederfinden bestimmter Passagen einer Aufnahme. Bei de rders sollten Sie darauf achten, dass die Titelbeschriftung 4.3 FlashCard-Rekorder

Die neuesten portablen AufnahmFlashCards. Das sind Speicherkartdigitalen Kameras verwendet weliche Teile mehr, dadurch entfälltGegenüber dem filigranen InnenlRekorder viel robuster und langlekeit oder raschen Temperaturwecwerden, auch was die Zuverlässigwechsel betrifft. Diese Technik stkapazität der verschiedenen Cardrasch weiterentwickeln.

r Anschaffung eines MD-Reko

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auch während der laufenden Aufnahme möglich ist.

egeräte speichern die Daten auf sogenannten en im Scheckkartenformat, wie sie z.B. auch in rden. Die Rekorder benötigen dazu keinerlei beweg- eine aufwendige mechanische Konstruktion. eben eines DAT-Rekorders dürften FlashCard-biger sein. Über den Betrieb bei hoher Luftfeuchtig-hseln müssen allerdings erst Erfahrungen gesammelt keit des Kartensteckplatzes bei häufigem Karten-eckt erst in den Anfängen. Mit wachsender Speicher--Typen und weiter fallenden Preisen, dürfte sie sich

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Aufnahmen in Stereo 5 5 Aufnahmen in Stereo

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Die Hersteller setzen auf zwei unterschiedliche Card-Typen: Die PC-Card und die CompactFlash-Card. Beide Karten sind technisch weitgehend identisch, unterscheiden sich aber vor allem in ihren Abmessungen. Die CompactFlashCard ist nur etwa halb so lang und schmaler als die PC-Card. Sie kann aber mit Hilfe eines einfachen Adapters auch in jedem PC-Card-Slot gelesen oder beschrieben werden. FlashCards arbeiten mit einer Dateiverwaltung, wie man sie vom PC her kennt. Dadurch lassen sich Aufnahmen bereits vor Ort in verschiedene Verzeichnisse vorsortieren, etwa nach einzelnen Kategorien wie ‘Interviews‘, ‘Atmos‘ oder ‘Musik‘.

Card-Rekorder bieten auch einen schnellen Zugriff auf einzelne Takes. Die größte Zeitersparnis liegt aber darin, dass ein Überspielen der Aufnahmen in Echtzeit in ein Schnittsystem entfällt. Von der Speicherkarte lassen sich die Aufnahmen über „Drag and Drop“ mit der Maus einfach in ein PC-Verzeichnis hinüberziehen und können dort sofort geschnitten und bearbeitet werden11.

Bild 6: FlashCard von Sandisk

Wie die Minidisc arbeiten auch FlashCard-Rekorder mit Datenreduktion. Bei den Geräten Denon DN-F20R und Marantz PMD 690 stehen jeweils einige Aufzeichnungs-formate zur Wahl, die mit Digas kompatibel sind und dort direkt weiterbearbeitet werden können. 4.3.1 Denon DN-F20R

Ein guter Kompromiss zwischen Klangqualität und Aufnamedauer ist das Format MPEG 48 kHz in Mono oder Stereo12. Abhängig von den verwendeten Karten stehen die in Tabelle 1 angegebenen Aufnahmezeiten zur Verfügung. Sind beide Steckplätze des Denon DN-F20R mit Karten bestückt, verdoppelt sich die Aufnahmezeit. Zur Zeit existieren CompactFlash-Cards bis zu 400 Megabyte, die jedoch für den Denon DN-F20R bisher nicht freigegeben sind.

11 Mit dem Wegfall des Kopiervorgangs entfällt auch die Möglichkeit, die Aufnahme auszusteu-ern, oder den Klang zu bearbeiten. Dies muss dann entweder im Schnittsystem oder bei der Produktion erfolgen. (Siehe S. 45) 12 Laut Betriebsanleitung exakt: ISO/IEC MPEG1 Layer2 mit 48 kHz Abtastfrequenz, als Mono- oder Stereoaufnahme

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5 Aufnahmen in Stereo

Aufnahmen in Stereo 5

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Karten-größe

MPEG 48 kHz MONO

(128 kBit/s) (datenreduziert)

MPEG 48 kHz STEREO

(2 * 128 kBit/s) (datenreduziert)

48 kHz STEREO

(2 * 768 kbit/s) linear

Preis (EUR) Stand 200113

(zur Orien-tierung)

32 MB 34 Min. 17 Min. 2.8 Min. 33.--

64 MB 68 Min. 34 Min. 5.7 Min. 55.--

96 MB 102 Min. 51 Min. 8.5 Min. 92.--

128 MB 136 Min. 68 Min. 11.3 Min. 110.--

192 MB 204 Min. 102 Min. 17 Min. 210.--

Tabelle 1: Aufnahmedauern verschiedener Speicherkarten

Trotz seiner Computertechnik im Inneren sieht der Denon-Rekorder sehr schlicht und funktionell aus, ohne weiteren Schnickschnack. Das Aufnehmen ist sehr einfach, das Gerät läuft - wie beim analogen Kassettenrekorder - sofort an, wenn die Aufnahme gestartet wird. Es hat auch einen eingebauten Lautsprecher und die Mikrofon-anschlüsse sind mit stabilen XLR-Buchsen bestückt. Leider hat dieses sonst so professi-onelle Gerät einen elementaren Mangel: Dynamische Mikrofone können mit diesem Gerät nicht verwendet werden, weil die Mikrofoneingänge deutlich hörbar rauschen. 4.3.2 Marantz PDM 690

Dieser PC-Card-Rekorder bietet drei Aufnahmemodi: Standard Play (SP) für Atmo- und Musikaufnahmen in stereo, Long Play (LP) für Stereoaufnahmen in reduzierter Qualität und MONO. Für alle drei Modi kann das Aufzeichnungsformat per Voreinstellung festgelegt werden. Standard Play und Long Play nehmen grundsätzlich stereofon auf, auch bei einem angeschlossenen Monomikrofon. In diesem Fall zeichnet der rechte Kanal einen gegenüber dem linken Kanal um 15 dB reduzierten Pegel auf und bietet somit eine zusätzliche Reserve gegen Übersteuerung – allerdings mit dem Nachteil eines erhöhten Speicherplatzbedarfs. Angesichts begrenzter Kapazitäten bei Flash-Cards wird diese Betriebsart aber eher die Ausnahme bleiben. Vielmehr wird man in MONO aufzeichnen und den dadurch gewonnenen Speicherplatz als längere Aufnah-medauer nutzen.

13 Quelle: http://www.computeruniverse.net/products/90016256.asp

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5 Aufnahmen in Stereo Aufnahmen in Stereo 5

Bild 7: Anzeigefeld eines Sony-DAT-Rekorders mit ID-Nummer, A-Time, Batteriezu-stand, „REC“ und Pegelmesser. Die beiden Kanäle L und R sind bezeichnet, die Marke „–12 dB“ für Sprache ist hervorgehoben.

Laut Betriebsanleitung sind für den PDM 690 alle PCMCIA-kompatiblen Speicherkarten und MicroDrive-Festplatten zugelassen. Mit letzteren stünden heute schon Speicher-größen bis zu einem Gigabyte zur Verfügung. Der Marantz PC-Card-Rekorder kommt praktisch ohne Menü-Bedienung aus. Alle wichtigen Funktionen lassen sich über neun kleine Schalter an der Oberseite des Gerätes einstellen. Er bietet alles, was man von einem professionellen Gerät erwartet, inklusive Phantomspeisung für Studiomikrofone und einem Digitalausgang. Die umfangreichen Einstellmöglichkeiten setzen allerdings eine gewisse Vertrautheit mit diesem Gerät voraus. Hinsichtlich rauscharmer Mikrofonverstärker ist der Marantz-Rekorder besser als das Denon-Gerät, aber auch er erreicht nicht die z.B. vom DAT TCD-D100 gewohnte rauschfreie Qualität. 4.4 Aussteuern

Analoge Geräte mussten generell möglichst hoch ausgesteuert werden, damit ihr önt“ wurde. Kurze, laute tlich über 100% hinaus, also

schfreien Aufnahme. Digitale

technisch bedingtes Bandrauschen so gut es ging „übertSpitzen durften auf dem Aussteuerungsanzeiger gelegenin den roten Bereich ausschlagen, im Interesse einer rau

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Geräte haben keinen „roten Bereich“, sie haben lediglich die 100%-Markierung bei deren Erreichen sofort „OVER“ angezeigt wird. Die dann entstehende Verzerrung ist meist störend hörbar. „OVER“ sollte beim Aussteuern Ihrer Aufnahmen also nie aufleuchten. Digitalrekorder können eine Dynamik14 von über 80 dB aufzeichnen, das ist das doppelte analoger Kassettenrekorder. Angesichts dieser beträchtlichen Dyna-

14 Als Dynamik bezeichnet man den aussteuerbaren Bereich zwischen dem Eigenrauschen des Aufnahmegerätes (untere Grenze) und der Vollaussteuerung (obere Grenze). 80 dB Dynamik entsprechen ungefähr dem Lautstärkeunterschied zwischen der Stille einer nächtlichen Wohnung und der Schmerzgrenze unseres Gehörs.

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mik gilt für das Aussteuern der Grundsatz: Leise Objekte werden niedrig ausgesteuert, laute Objekte hoch! Normale Sprache im O-Ton soll mit ihren lautesten Stellen 12 dB unter Vollaus-steuerung, also auf –12 dB (das sind 25% der Gesamtdynamik) ausgesteuert werden (vgl. Bild 7). Diese lautesten Stellen erkennen Sie, wenn Sie mindestens „drei Sätze lang“ auf die Aussteuerungsanzeige schauen. Wenn Sie so aussteuern, erhalten Sie eine vollkommen rauschfreie Aufnahme und verfügen trotzdem noch über eine gewisse Sicherheitsreserve gegen Übersteuerung. Sehr leise Stimmen steuert man niedriger aus, auf –20 dB (10%), um auf ein impulsives Lauterwerden der Inter-viewpartner vorbereitet zu sein. In sehr lauter Umgebung, wenn in einer Fabrikhalle z.B. wegen des Produktionslärms bereits sehr laut gesprochen wird und sich die maximalen Lautstärken gut ab-schätzen lassen, kann man noch etwas höher gehen, auf höchstens –6 dB (50%) immer gemessen an den lautesten Stellen. Entscheiden Sie sich aber in Zweifelsfällen getrost für eine schwächere Aussteuerung: Digitalaufnahmen klingen auch dann noch hervorragend.

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Aufnahmen in Stereo 5 5 Aufnahmen in Stereo

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Leise Geräusche oder Atmos werden auch in Ihrer späteren Sendung leise zu hören sein, wenn ihr Charakter beibehalten werden soll. Aus diesem Grund dürfen leise Töne auch leise aufgenommen, also niedrig ausgesteuert werden. Für eine sehr leise Naturatmo etwa, reicht selbst eine Aussteuerung von –40 dB (1%) noch aus. Kommt dann ein leichter Wind auf oder nähert sich ein Insekt Ihrem Mikrofon, sind auch 40 dB Reserve schnell aufgebraucht.

4.5 Verzerrungen bei der Aufnahme

Leider können auch bei richtiger Aussteuerung Verzerrungen entstehen. Daran sollte man immer denken, wenn in sehr lauter Umgebung aufgenommen wird. Dafür gibt es zwei mögliche Ursachen: Ein übersteuerter Mikrofoneingang des Rekorders oder, falls Sie ein Elektret-Mikrofon benutzen, das Mikrofon selbst. Ein Mikrofon gibt in geräuschvoller Umgebung ein sehr starkes Signal ab. Dadurch kann der Verstärker direkt hinter der Mikrofonbuchse des Aufnahmegerätes über-steuert werden. Daran sollten Sie stets denken, wenn Sie den Aussteuerungsregler Ihres Aufnahmegerätes sehr weit zugedreht haben, aber an der Pegelanzeige trotzdem noch eine auffallend hohe Aussteuerung ablesen. Die Aufnahme wäre dann sicherlich verzerrt. Aktivieren Sie in diesem Fall die Mikrofon-Dämpfung Ihres Aufnahmegerätes, Mic-Att15 oder Mic-Sense16 gennant. Sie reduziert das Mikrofonsignal gleich am Eingang um 20 dB und Sie können den Aufnahmeregler dann wieder höherdrehen.

15 Microphone Attentuator, Mikrofonabschwächer 16 Microphone Sensitivity, Mikrofonempfindlichkeit

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Elektret-Mikrofone verzerren bei zu großen Lautstärken (vgl. S. 11). Schalten Sie dann am Mikrofon (falls vorhanden) die 10 dB-Dämpfung ein, um den Signalpegel bereits im Mikrofon zu reduzieren. Wenn tiefe Frequenzen17 mit im Spiel sind, z.B. bei Auto- oder Bahnfahrten, aber auch bei Windstörungen am Mikrofon, sollte man den Low-Cut-Schalter (/—) des Mikrofons aktivieren.

Mikrofon-Dämpfung Mic Att Mic Sense

AUS 0 dB ‘H‘ = High

EIN 20 dB ‘L‘ = Low

Tabelle 2: Mikrofon-Dämpfung bei verschiedenen Geräten

4.6 Aufnahmeautomatik und Limiter

Aldo Gardini, Feature-Redakteur im Schweizer Radio DRS nennt eine Aufnahmeauto-matik (AGC Automatic Gain Control) „schlichtweg unbrauchbar“, und für Toningenieur Axel Müller18 vom SFB ist es das erste, was man über ein Aufnahmegerät wissen müsse: Wie sich Aufnahmeautomatik und Limiter abschalten lassen. Eine Aufnahmeautomatik strebt immer nach einem konstanten, hohen Aufnahmepe-gel. Zwangsläufig wirkt sie dadurch jeder Lautstärkeänderung vor dem Mikrofon entgegen und mindert so die Dynamik einer Aufnahme. Typisch ist das andauernde Hochregeln der Umgebungsgeräusche in den Sprechpausen. Automatik-Aufnahmen wirken unruhig und eindimensional. Die starke Wirkung guter Feature-O-Töne, über die wir beim Hören das Medium vergessen, geht von Ihnen kaum aus. Eine Aufnahmeautomatik kann nur physikalisch messen, sie kann nichts interpretieren oder bewerten. Daher ist sie auch nicht in der Lage hoch oder niedrig auszusteuern und Reserven einzuplanen, wie es z.B. für Atmoaufnahmen unerlässlich ist. Ein Limiter hat den großen Nachteil, dass er unbemerkt arbeitet und Ihnen eine falsche Pegelanzeige vortäuscht. Stellen Sie sich vor Sie nehmen ein längeres Gespräch auf, konzentrieren sich dabei auf Ihren Interviewpartner und können nicht ständig die Aussteuerung beobachten. Immer wenn Ihr Gesprächspartner aber dynamisch wird oder vielleicht lacht, werden Sie aber auf den Pegel achten, weil Sie sich jetzt das Lauterwerden an die Aussteuerung erinnert. Zeigt Ihnen der Pegel dann eine Reserve

17 Tiefe Frequenzen haben einen vergleichsweise hohen Schallpegel, auch wenn unsere Ohren sie nicht so laut empfinden. Das ist z.B. der Fall wenn es rumpelt, dröhnt oder brummt, bei Verbren-nungsmotoren, Gebläsen, Fahrgeräuschen, Maschinengeräuschen, Industrielärm, Baulärm etc. 18 Zusammen mit Wolfgang Bauernfeind, dem Leiter der Feature-Abteilung des SFB

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von z.B. 2 dB an, war nicht übersteuert – Sie haben also Glück gehabt. Dasselbe passiert im Laufe des Gesprächs vielleicht noch mehrmals. Am Ende des Gesprächs wird Ihnen aber doch mulmig, denn die Anzeige zeigt ständig 2 dB unter Vollaus-steuerung an, nicht mehr, aber auch nicht viel weniger. Beim Abhören wird Ihnen klar, warum: Sie hatten den Aufnahmeregler viel zu weit aufgedreht und selbst leise Passagen klingen durch den Limiter extrem komprimiert und entstellt. Eine kleine, heilsame Übersteuerung am Anfang der Aufnahme hätte Ihnen dieses erspart. Lassen Sie deshalb lieber den Limiter aus! Nur in Situationen, die wirklich sehr schwer abzuschätzen sind, kann ein Limiter etwas mehr Sicherheit geben, wenn Sie ihn nach dem Einpegeln einschalten. (Und nach dieser Aufnahme wieder aus!) 4.7 Reporters Alptraum

Läuft das Band? Nimmt das Gerät auch wirklich auf? Ist die technische Qualität in Ordnung? Das sind wichtige Fragen, die Sie aber zuverlässig in jeder Situation beant-worten können. Ob ein Rekorder aufnimmt, ist an drei Bedingungen geknüpft:

1. Die Aussteuerung muss ein Signal anzeigen 2. die Bandanzeige (Zählwerk, TimeCode) muss laufen, 3. die „REC“ – Anzeige muss leuchten19.

Digitale Aufnahmegeräte haben in der Regel keine Hinterbandkontrolle. Daher sollten Sie bei schwierigen Aufnahmesituationen und immer wenn die Zeit dafür reicht, kurz in die Aufnahme reinhören. Damit können Sie viele Fehler ausschließen:

• Laufwerks- und Bandfehler • Verzerrungen (Übersteuerung des Mikrofons oder des Rekorderein-

gangs) • Verrauschte Aufnahmen (leere Batterie im Mikrofon, ausgeschalte-

tes Mikrofon) • Störungen durch defekte Kabel (Aussetzer, Brummen, Rauschen,

Radioempfang20) • Popp- und Windstörungen

Vergessen Sie danach aber nicht, wieder ans Aufnahmeende zu spulen und nichts zu löschen. Nehmen Sie also zum Abhören immer einen Kopfhörer mit.

19 Siehe hierzu Bild 7, Seite 26 20 Mikrofonkabeln mit defekter Abschirmung wirken wie Antennen. Dadurch kann es vor allem bei Aufnahmegeräten mit Miniklinken-Steckern zu Radioempfang kommen.

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4.8 Batterien und Akkus

Viele Rekorder arbeiten inzwischen mit Batterien. Sie müssen sachgerecht behandelt werden, sonst können sie auslaufen und das Gerät beschädigen, deshalb:

• Bitte nur Alkali-Batterien21 verwenden • Weder verschiedene Batterietypen, noch alte und neue Batterien

zusammen verwenden • Leere Batterien aus dem Gerät nehmen.

Ein Hinweis an Benutzer der Sony DAT-Walkmen TCD-D7 und TCD-D8: Nehmen Sie bitte – wenn Sie Ihr Gerät nicht brauchen - den Batterieblock heraus, um eine schlei-chende Entladung22 zu vermeiden. Beim TCD-D100 ist dies nicht mehr nötig. Einige Rekorder arbeiten mit Nickel-Cadmium-Akkus, z.B. Sony TCD-D3 und TCD-D10 (PRO). NiCd-Akkus sollte man erst kurz vor Gebrauch aufladen und auch erst wenn sie wirklich ganz leer sind, da sonst ihre Kapazität rasch zurückgeht (Memory-Effekt)23. Die neu entwickelten Nickel-Metallhydrid-Akkus (Ni-Mh) weisen keinen Memory-Effekt auf und haben eine längere Lebensdauer. Ihre Kapazität beträgt das 1,5fache gegen-über NiCd-Akkus, auch die Selbstentladung ist erheblich geringer. Allerdings benötigen Ni-Mh-Akkus spezielle Ladegeräte mit Strombegrenzung, um die Akkus vor innerer Überhitzung zu bewahren. Tiefe Temperaturen verringern die Kapazität aller Batterien und Akkus, in kalten Gegenden trägt man sie daher eng am Körper. Am empfindlichs-ten bei Kälte sind Ni-Mh-Typen. Beim Laden fehlt häufig eine Kontrolle über den Zustand des Akkus. Einfache Stecker-netzteile laden einen Akku „schonungslos“. Anspruchsvollere Modelle führen vor dem Laden eine Entladung durch, um einem Memory-Effekt vorzubeugen und den Akku zu schonen. Das Ladegerät des Marantz PC-Card-Rekorders z.B. zeigt nach jedem Entlade-Lade-Vorgang die zur Verfügung stehende Kapazität des Akkus numerisch an. Dieser Wert sollte mindestens 80% der auf dem Akku aufgedruckten Nennkapazität errei-chen, andernfalls muss der Akku ausgetauscht werden.

21 Alkali-Batterien haben die 10...15fache Kapazität von herkömmliche Zink-Kohle-Batterien, haben eine sehr geringe Selbstentladung und sind lange lagerfähig. 22 Die Batterien wären nach wenigen Tagen leer. 23 NiCd-Akkus müssen über spezielle Tiefentladegeräte, wie sie in der Ausleihe vorhanden sind, regelmäßig gewartet werden.

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5. Aufnahmen in Stereo

Der weitaus überwiegende Teil aller Aufnahmen, die vor Ort für das Radio gemacht werden, sind Interviews und Gespräche, die wir als Originaltöne bezeichnen. O-Töne sind aber nicht nur Inhalt, der sich ebensogut abtippen und nachlesen ließe, die Stimmen von Menschen haben einen klanglichen Reiz, eine Geschichte und eine Stimmung. Da werden Befindlichkeiten und Emotionen hörbar, Alter und Tempera-ment. Aus Dialekten und Akzenten lassen sich ganze Biographien heraushören. Auch Fremdsprachen sind spannend zu hören, selbst wenn wir kein Wort verstehen. Prägt die Stimme die Gestalt einer Aufnahme, dann liefert der umgebende akustische Raum sozusagen die Farbe dazu. Ein Interview in einer Lehmhütte klingt ganz anders als in einem Iglu, einem Zelt oder einem modernen Großraumbüro. Sprachaufnahmen sind vielfältig, das wird von Radioleuten häufig überhört, wenn sie allzu kompromiss-los auf einen präsenten, stark komprimierten Sprachklang drängen, der keine Dynamik und Farbe mehr zulässt und der eindimensional und auf Dauer seltsam leer wirkt und am Ende auf zehn Sekunden gekürzt wird. Um Gespräche in einem authentischen akustischen Umfeld als ein ‚in sich stimmiges Bild’ aufzuzeichnen, gehen einige Feature-Autoren dazu über, ihre Interviews mit einem Stereomikrofon zu machen – so empfehlen es z.B. auch Wolfgang Bauernfeind und Axel Müller vom SFB in ihrer Feature-Werkstatt24. Das gilt erst recht für fremd-sprachige O-Töne, mit selten gehörter Atmosphäre und Lebendigkeit. Sie können in Ihrer Sendung viel mehr sein, als nur die (gedoppelte) Aussage eines „Voice Over“25.

24 Jährlich stattfindendes Seminar der ZFP und der Feature-Abteilung des SFB in Berlin. 25 Haben Sie beim Schneiden von Feature-O-Tönen zudem den Mut, auch kleine Pausen oder Stotterer drin zu lassen. Jeder einzelne Schnitt strafft zwar die Aussage, reduziert mithin aber Stimmung und sprachliche Geste.

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5.1 Einführung in die Stereofonie

Um räumlich hören zu können, haben höhere Lebewesen zwei Ohren, mit denen sie Schallwellen jeweils unterschiedlich wahrnehmen. Aus der kleinen Differenz26 der „Ohrsignale“ bestimmt das Gehirn Richtung und letztlich auch Entfernung einer Schallquelle. Für ein akustisches Raumerlebnis sind unsere Ohren auch beim Radio-hören immer auf zwei geringfügig unterschiedliche Signale angewiesen. Deshalb wurde die Stereotechnik entwickelt. Zwei Lautsprechern (oder einem Kopfhörer) mit linkem und rechtem Kanal für die Wiedergabe entsprechen bei der Aufnahme zwei Mikrofone. Große klangliche Gestaltungsmöglichkeiten erhält man, wenn man zwei einzelne Mikrofone auf eine Schiene mit Handgriff montiert und im Abstand zueinander verändert, je nach Aufnahmesituation. Werden für diese sogenannte "Stereo-anordnung" Mikrofone mit Kugelcharakteristik verwendet, dann spricht man von „Laufzeitstereofonie“ und vom AB-Verfahren. Mit Nierenmikrofonen entsteht ein gemischtes Verfahren, bei dem Unterschiede in Intensität und Laufzeit gleichzeitig auftreten. Ein Beispiel dafür ist das ORTF-Verfahren. Außerdem können zwei gerichtete Mikrofone ganz nah beieinander (koinzident) plaziert und nach verschiedenen Seiten ausgerichtet werden. Dabei entstehen Lautstärkeunterschiede zwischen den Mikrofonen, man spricht daher von „Intensi-tätsstereofonie“. Die Verfahren nennt man XY oder MS (näheres siehe unten). Die Kapseln zweier Mikrofone lassen sich z.B. auch in einem Mikrofonkörper – einem Stereomikrofon unterbringen: Stereomikrofone bieten den idealen Einstieg in die Stereotechnik, da ihre Handhabung den Monomikrofonen vergleichbar ist.

26 Zwei Kriterien für das räumliche Hören, nach denen unser Gehirn die beiden Ohrsignale und damit die eintreffenden Schallwellen analysiert, sind Lautstärkeunterschiede (Intensitäten) und Zeitdifferenzen (Laufzeiten) beim Eintreffen einer Schallwelle. Deshalb müssen auch bei Stereoaufnahmen Unterschiede in Intensität und Laufzeit übertragen werden.

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5.2 Das XY-Verfahren

Es ist Standard in den gängigen Stereomikrofonen für Reporter: Zwei Elektret-Kapseln mit Nierencharakteristik werden ganz eng beieinander plaziert (Koinzidenzmikrofon) und um 90 Grad gegeneinander verdreht. Sie liefern je ein Signal für den linken und rechten Stereo-Kanal. Weil zwei Nierenkapseln verwendet werden, finden sich im XY-Verfahren die akusti-schen Eigenschaften von Nierenmikrofonen wieder. Insgesamt hat ein XY-Stereomikrofon eine Richtwirkung nach vorne. Die Mittelachse ist auf dem Mikrofon-körper markiert und muss auf das Zentrum der akustischen Szene ausgerichtet werden, sonst erhalten Sie eine unsymetrische Aufnahme. Der darstellbare Stereobe-reich beträgt ungefähr 180 Grad, reicht also von vorne nach beiden Seiten. XY-Aufnahmen wirken plakativ, klingen wegen der gerichte-ten Kapseln weniger räumlich und haben eine reduzierte akustische Tiefe. Das XY-Verfahren eignet sich besonders für klar umrissene Schallquellen (im Gegensatz zu rundum klingenden Atmos) und für kleine bis mittlere Mikrofonabstände. Konkrete Geräusche können damit akustisch schön groß und mächtig dargestellt werden. Bild 8: XY-Verfahren

5.3 Das MS-Verfahren

Vereinzelt werden auch Stereomikrofone in MS-Technik angeboten, die einige Vorteile bieten. Beim MS-Verfahren zeigt eine Mikrofonkapsel nach vorne und erzeugt ein sogenanntes Mittensignal. Das Mittensignal entspricht einer ganz normalen Monoaufnahme, wie man sie mit einer Kugel, Niere oder sogar mit einem Richtrohr macht. Eine zweite Kapsel ist quer zum Mittenmikrofon ausgerichtet und liefert das Seitensignal. Diese Kapsel nimmt nur den Schall von links und rechts auf. Sie liefert gewissermaßen den Stereoanteil zum Mono-Mittensignal hinzu. Aus Mittensignal und Seitensignal wird anschließend im Mikrofon das Stereosignal für den linken und rechten Kanal gemischt.

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Für das Seitensignal verwendet man eine Mikrofonkapsel in Acht-Charakteristik oder - wie in den meisten Stereo-Reportagemikrofonen - zwei Nieren-kapseln, die Rücken an Rücken montiert sind. Damit enthält ein MS-Repor-termikrofon 3 Nierenkapseln. Den Aufnahmewinkel beim MS-Verfahren bestimmt die Mikrofonkapsel für das Mittensignal. Arbeitet das Mikrofon mit einer Niere, beträgt er 180 Grad, mit einer Kugel nimmt das Mikrofon 360 Grad, also rundherum auf. Mit einer Kugelkapsel im Mittenkanal erreicht das MS-Verfahren seine höchste Klangqualität und über-trifft damit insbesondere das XY-Ver-fahren. Bild 9: MS-Verfahren

5.4 Das AB-Verfahren

Gelungene AB-Aufnahmen beeindrucken durch ihren brillanten Klang, der sich durch große Breite, akustische Tiefe und auffallende Räumlichkeit auzeichnet. Das AB-Verfahren wird in fast allen Aufnahmen klassischer Musik verwendet und arbeitet mit zwei Kugelmikrofonen, die in einem Abstand ab etwa 20 Zentimeter zueinander auf einer Schiene montiert und parallel ausgerichtet werden. Das Abstandsmaß wird in der Fach-sprache Stereobasis genannt und abhängig von den akustischen Bedingungen verändert. (siehe S. 43) Der Aufnahmewinkel dieser Anordnung beträgt 360 Grad, AB nimmt also den gesamten Klang rundherum auf. Das ist ideal für Atmo-Aufnahmen ohne klar umrissene Schallquelle, wie in Bild 10: AB-Verfahren

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einem Frühlingswald z.B. Im AB-Verfahren finden sich alle Eigenschaften der Kugel-mikrofone wieder, z.B. die Unempfindlichkeit gegen Wind. Wegen der fehlenden Richtwirkung darf der Abstand der Mikrofone zur Schallquelle nicht zu groß werden. Wenn Sie mit geschlossenen Augen hören und sich dabei auf das konzentrieren, was hinter Ihnen stattfindet (lassen Sie sich dafür mindestens 20 Sekunden Zeit), gewinnen Sie eine konkrete Vorstellung des Klanges einer AB-Anordnung. Variieren Sie Ihren Hörabstand zum aufzunehmenden Objekt und hören Sie dabei auf die sich ändernde akustischen Balance zwischen dem Objekt und der Umgebung, dann finden Sie auch den idealen Mikrofonabstand für Ihre Aufnahme. 5.5 Das ORTF-Verfahren

Das klassische ORTF27 soll ein Äquivalent zum menschlichen Hören darstellen. Es arbeitet mit zwei Nierenmikrofonen, die in einem Winkel von 110 Grad und im Abstand von 17,5 Zentimeter montiert werden. Dieses Maß ist dem durchschnittlichen Ohrabstand Erwachsener nachempfunden. Aufnahmen im ORTF-Verfahren klingen sehr natürlich: Richtungsabbildung, Raumklang und Darstellung der räumlichen Tiefe stehen in einem guten Verhältnis zueinander. ORTF hat eine leichte Richtwirkung nach vorne und klingt weniger räumlich als AB. Es ist universell einsetzbar, von einer einzelnen Schallquelle bis hin zu Atmoaufnahmen aus vorwiegend einer Richtung. Der praktische Aufnahmewinkel beträgt etwa 180 Grad, das heißt, ORTF "hört" gut nach beiden Seiten und nach vorne. Um einen stärkeren Stereoklang zu erhalten kann der Abstand zwischen den beiden Mikrofonen wie beim AB-Verfahren auch erhöht werden.

Bild 11: ORTF-Verfahren

27 Office Radio Télévision Française

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5.6 Kunstkopf-Stereofonie

Vom ORTF-Verfahren ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Kunstkopf-Technik. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um einen in Größe und Form exakt nachgebil-deten menschlichen Kopf, samt Ohrmuscheln und Gehörgängen aus weichem Kunststoff. Die Trommelfelle sind im Kunstkopf durch Kugelmikrofone ersetzt. Moderne Kunstköpfe sind sehr kostspielig, etwas sperrig in der Handhabung und bei Aussenaufnahmen zudem höchst auffällig. Doch das Ergebnis ist die Mühe wert: Kunstkopf-Stereofonie, mit Kopfhörern abgehört, erzeugt bei den meisten Menschen einen realistischen Originalklang, als ob sie sich mitten im Geschehen bewegen würden. Diese verblüffende Direktheit übt eine außerordentliche Faszination auf Zuhörer aus. 5.7 Originalkopf-Mikrofone

Eine einfache und erheblich billigere Möglichkeit, dem Kunstkopf ähnliche Aufnahmen mit dem eigenen Kopf zu machen, bietet das Originalkopfmikrofon28 (OKM). Zwei fingernagelgroße Kugelmikrofon-Kapseln werden, vergleichbar einem bügellosen Walkman-Kopfhörer, in die Ohren gesteckt. Sie liefern Aufnahmen von beachtlicher Brillianz und sind dabei - ein entscheidender Vorteil - gar nicht als Mikrofone zu erkennen. Deshalb ist OKM das Stereoverfahren der Wahl für Stadtgetümmel, weite Reisen, unsichere Regionen und alle Gelegenheiten, wo ein sichtbares Mikrofon Zuschauer und Zaungäste anlocken würde und so keine ungestörte Aufnahme mehr möglich wäre. Rasche Kopfdrehungen sollte man während der Aufnahme mit einem OKM vermeiden, da sich das Stereoklangbild jeweils mitdreht. Dies ist für Hörer später nicht mehr nachvollziehbar. Außerdem sind OKM-Kapseln extrem anfällig gegenüber Kabel- und Kratzgeräuschen. Jede kleinste Bewegung überträgt sich "hautnah" auf die Mikrofon-membran als hässliches Krachen. Die Kapseln müssen deshalb fest im Ohr sitzen und die Kabel dürfen bei der Aufnahme nicht berührt werden. Auch bei Wind ist eine OKM-Aufnahme sehr gefährdet, es gibt keinen geeigneten Windschutz dafür. Bei großen Lautstärken, insbesondere wenn tiefe Frequenzen mit im Spiel sind, verzerren die Mikrofone schnell (siehe S. 28).

28 OKM II Klassik, siehe www.soundman.de

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Bild 12: Originalkopf-Mikrofon

Mit OKM lassen sich auch normale AB-Aufnahmen machen, wenn man die Mikrofon-kapseln mit Klebeband an einem geeigneten Ort festklebt, z.B. am Treppengeländer, am Autodach, am Rucksack, auf dem Fußboden etc.. (siehe S. 35 „Das AB-Verfahren“ und S. 43 „Die Stereobasis“)

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6 Der stereofone Klang

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6. Der stereofone Klang

Der Erfindung der zeichnerischen Perspektive in der Renaissance vergleichbar, eröff-nete die Stereofonie zu Beginn der sechziger Jahre den akustischen Raum und die Darstellung von Breite und Tiefe des Gehörten. Durch sie wurde das Geräusch zur Bausubstanz, zum Baumaterial, erzählt der Feature-Pionier Peter Leonhard Braun: "Man bekam einen faszinierend direkten Zugang zur Wirklichkeit, zur Thematik, in ihren Kern hinein und zwar in ihren emotionalen Kern. Sie sind nicht mehr draussen und beschreiben etwas, sondern Sie sind mittendrin und geben dieser Substanz, die da ist und raus will, im Grunde ein Fenster nach draussen, als ob Sie einen Vulkan anstechen."29 Diesen Kern gilt es bei jeder Aufnahme neu zu entdecken. Hören Sie sich deswegen in jedes akustische Szenario in Ruhe ein. Erst wenn Sie die Klangwelt mit den Sinnen und dem Verstand erfasst haben, können Sie Ihre Aufnahmen auch handwerklich und künstlerisch gestalten. So wie man Gegenstände in Fotografie und Malerei auf die unterschiedlichste Art darstellen kann, sie als Motive betrachten kann, so kann man auch mit Klängen umgehen. Die Raumakustik, einzelne Geräusche, Konkretes und Diffuses, ergeben einen Gesamtklang, den Sie nach Ihren Vorstellungen verändern und gestalten können. 6.1 Die Schallrichtung

Ob eine Aufnahme gut klingt, hängt entscheidend von der Plazierung des Mikrofons ab. Schallquellen strahlen ihren Klang im allgemeinen in eine bevorzugte (typische) Richtung ab. Bei Sprechenden ist dies die Richtung der Mundöffnung, bei Trompeten die des Schalltrichters, bei Gitarren die des Schalloches im Instrumentenkörper (im Zweifelsfall gilt die Regel: Augen zu und mit den Ohren orten). Das Mikrofon muss sich in dieser bevorzugten Schallrichtung befinden und dabei selbst genau auf die Schall-quelle ausgerichtet sein, denn die Hauptachse eines Mikrofons ist klanglich immer die beste. Manchmal lässt sich keine einheitliche Schallrichtung erkennen, zum Beispiel bei Atmoaufnahmen im Freien, bei der Musik einer Orgel, die im ganzen Kirchenschiff widerhallt oder bei einem kilometerlangen Demonstrationszug. In solchen Fällen setzen Sie am besten Kugelmikrofone ein, die Klänge von allen Seiten gut aufnehmen. Ein Nierenmikrofon würde - wegen seiner Richtwirkung - nur einen Teil der akusti-schen Szenerie abbilden.

29 zitiert nach Katrin Schlenstedt, Seite 44

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Bild 13: Die großen Kathedralen mit ihrem langen, dunklen Nachhall sind immer ein außergewöhnliches Klangerlebnis. Dicke Mauern und kleine Fenster lassen den Lärm unserer Zeit vor der Tür. Im Innern herrscht ein seit Jahrhundertenten unverändertes Klangbild aus menschlicher Stimme und Raumklang vor. Im Freiburger Münster (Bild) beträgt die maxinale Nachhallzeit 7,5 Sekunden bei 90 Hz, im Kölner Dom gar 13 Sekunden bei 100 Hz.

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6.2 Präsenz kontra Atmosphäre – Die Raumbalance

Unter Raumbalance versteht man das Verhältnis zwischen dem direkten Klang einer Schallquelle und dem diffusen Schall, der aus dem umgebenden Raum kommt, also Nachhall zum Beispiel, oder Hintergrundgeräusche. Das Verhältnis dieser beiden Schallarten können Sie über den Abstand von Mikrofon zu Schallquelle verändern: Ein nah plaziertes Mikrofon nimmt vor allem die Schallquelle selbst auf und kaum Nebengeräusche. Ein großer Mikrofonabstand dagegen bildet mehr die diffusen Raumanteile ab, die Schallquelle gerät dadurch aus dem Vordergrund auf eine Ebene mit vielen anderen Geräuschen, die aus allen Richtungen kommen. Bei kleinem Mikrofonabstand klingt eine Aufnahme sehr präsent. Dies ist bei Sprache notwendig, damit man sie gut verstehen kann. Ein zu geringer Abstand erzeugt allerdings eine unnötig "analytische" oder gar "klinische" Aufnahme, bei der Sie jedes Schmatzen, jede Lippenbewegung eines Gesprächspartners überdeutlich genau hören. Ein an sich lautes Geräusch aus dem Hintergrund wirkt dagegen eher harmlos. Mit zunehmendem Mikrofonabstand gewinnt eine Aufnahme an Homogenität, der akustische Raum und die Atmosphäre werden hörbar. Zu große Mikrofonabstände erzeugen aber diffuse und indifferente Aufnahmen, bei denen Einzelgeräusche zu einer konturenlosen

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Klangsauce verschmelzen. Die richtige Raumbalance sollte ein idealer Kompromiss sein zwischen Präsenz einerseits und Atmosphäre andererseits und muss für jede Auf-nahme neu gefunden werden. Ein Interview mit einem Dirigenten bei Proben in einem Konzertsaal zum Beispiel, kann seinen besonderen Charakter erhalten, wenn die Stimme zwar präsent, der schöne Nachhall im Raum jedoch hörbar bleibt - und damit auch die Musiker. 6.3 Das Stereopanorama30

Ein Geheimnis guter Stereoaufnahmen ist deren Breite, heißt es, denn dadurch unterscheiden sie sich von Mono-Aufnahmen. Mit Breite ist gemeint, dass auch die extremen Positionen im Stereoklangbild vorkommen müssen: Das „Ganz-links-außen“ und das „Ganz-rechts-außen“. Das soll nicht heißen, dass der berühmte Zug immer von links nach rechts fahren muss. Im Gegenteil: Er kann z.B. aus der Mitte heraus sich nähern und rechts am Mikrofon vorbei zum Stillstand kommen. Anschließend eilen die aussteigenden Fahrgäste links und rechts am Mikrofon vorbei – ein Auseinandereilen von der Mitte zwischen den Lautsprechern extrem nach außen. Der Hörer ist zwangs-läufig mitten drin. Eine Stereoaufnahme erhält durch den Standort des Mikrofons immer auch eine Bedeutung (Semantik), wie dies auch bei der Filmkamera zutrifft. Die Breite einer Aufnahme erfordert sehr oft Nähe zum Objekt: Je mehr Sie sich zum Beispiel zwei Handwerkern in einer Werkstatt nähern, desto mehr wandern beide im Stereoklangbild nach außen, bis sich das Mikrofon zwischen ihnen befindet und beide jeweils im linken oder rechten Lautsprecher hantieren. Bedenken Sie bei solchen Aktionen immer, dass der Aufnahmebereich Ihres Mikrofons mit der Breite der aufzunehmenden Klanglandschaft übereinstimmen muss. Oder: Eine Gruppe ausge-sperrter Arbeiter, die durch lautes Rufen protestieren, können Sie zum Beispiel aufnehmen, indem das Mikrofon an ihnen vorbeizeigt. Die Gruppe ist dann äußerst links oder rechts im Lautsprecher zu hören, die Aussperrung wird also auch akustisch deutlich. Reporter können auch durchaus inszenieren: Musiker oder menschliche Stimmen lassen sich um ein Mikrofon herum so anordnen, dass die Aufnahme den gewünschten Effekt erzielt. Im Studio fällt das leicht, als AutorIn unterwegs haben Sie es schwerer, Objekte nach Ihren Vorstellungen zu plazieren. Überlassen Sie aber nicht von vorn-herein alles dem Zufall. Trauen Sie sich ruhig eine akustische Inszenierung zu, wo immer sie möglich ist, und gruppieren Sie zum Beispiel eine Sammlung von Kuckucks-uhren nach Ihren klanglichen Vorstellungen. Die Bereitschaft zu solchen akustischen Manövern ist bei den meisten Interview- und Gesprächspartnern überraschend groß.

30 Stereopanorama: Der Hörbereich zwischen den beiden Stereolautsprechern.

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6 Der stereofone Klang

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Noch ein Hinweis zu bewegten Objekten: Führen Sie Ihr Mikrofon nicht vorbeituckern-den Fischerbooten, trabenden Pferden usw. nach, sonst stünde die Schallquelle still und die ganze Welt drum herum bewegte sich. Kein Hörer könnte dies am Lautspre-cher nachvollziehen. Versuchen Sie vorherzusehen, in welchen Bahnen eine Bewegung verlaufen wird und richten Sie Ihr Mikrofon so aus, dass ihre akustische Spur möglichst das ganze Panorama abdeckt. Dazu ist auch Geduld nötig: Harren Sie mit laufendem Gerät aus, auch wenn Ihr Objekt sich extrem in eine Richtung bewegt - gerade das schafft Raumeindruck. 6.4 Die Stereobasis31

Beim AB-Verfahren (siehe S. 35f.) kann man die Breitenwirkung einer Aufnahme über die Stereobasis verändern. Eine kleine Stereobasis erzeugt schlichte, natürlich klin-gende Aufnahmen. Mit zunehmender Stereobasis erhält eine Aufnahme mehr Breite und dadurch mehr Wirkung und Überzeugungskraft. Der Hörer gerät dann gewisser-maßen immer mehr in die Mitte des Geschehens. Zwei Extrembeispiele zur Verdeutlichung: Sind die beiden Kugelmikrofone einer AB-Stereoanordnung genau am selben Platz (Stereobasis= 0), dann ist die Aufnahme Mono. Gerät die Stereobasis dagegen zu groß, liegen beispielsweise fünf Meter Abstand zwischen den Mikrofonen, dann kann unser Gehör den linken und rechten Kanal nicht mehr „zusammenhören". Eine Aufnahme zerfällt in mono-links und mono-rechts, es rauschen, bildlich gesprochen, links der Atlantik und rechts das Mittelmeer. Ein praktisches Beispiel: Sie stehen auf dem Dach des Motodrom in Hockenheim um die Atmosphäre während eines Formel-1-Rennens (Rennfahrzeuge, Hubschrauber, Lautsprecher, Publikum etc.) aufzunehmen. Ihr Mikrofon, zwei dynamische Kugeln auf einer Stereoschiene (AB-Verfahren), ergibt mit 30 Zentimeter Stereobasis eine gute, realistische Aufnahme. Da der Klang aber vorwiegend aus einer Richtung, von vorne, unten eintrifft, lässt sich durch vergrößern der Stereobasis auf 1-1.5 Meter eine größere Breitenwirkung erzielen. (Die Mikrofone lassen sich dafür z.B. am Geländer festmachen.) Die Aufnahme beeindruckt dadurch stärker, weil sie den Hörer mehr in die Mitte des Geschehens rückt, ihn besser einhüllt. Bei den Stereoverfahren AB und ORTF kann die Stereobasis somit kreativ verändert werden. Die Größe der Stereobasis hängt von der akustischen Ausdehnung der Schallquelle und vor allem von der Größe des Aufnahmeraumes ab. Bei einer Basis von z.B. 30 Zenti-meter bildet sich eine von allen Seiten gleichmäßige Geräuschkulisse (tropischer Regenwald) überzeugend auf den Lautsprechern ab. Kommen die Schallwellen aber

31 Gegenseitiger Abstand der Mikrofone einer AB-Anordnung. Mit Hilfe der Stereobasis wird die Breite einer Stereoaufnahme beschrieben.

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überwiegend von vorne (wie bei Meeresbrandung), kann die Stereobasis vergrößert werden. Damit verstärkt sich der Stereoeffekt, die Aufnahme vermittelt mehr Raum. Vor Ort finden Sie die optimale Stereobasis mit etwas Übung: Beim Probehören mit dem Kopfhörer müssen Sie ganz von Atmosphäre eingehüllt sein. Wenn Sie eine zu große Stereobasis gewählt haben, zerfällt das Klangbild in links und rechts, was Sie am 'akustischen Loch' in der Mitte erkennen können. Orientieren Sie sich an den in Tabelle 3 angegebenen Werten. Noch ein Hinweis zu Atmoaufnahmen ganz allgemein: Nehmen Sie sich auch dafür genügend Zeit! Prüfen Sie verschiedene Mikrofonpositionen (Augen zu und in alle Richtungen hören) und lassen Sie Ihr Aufnahmegerät dann mindestens drei Minuten, bei sehr außergewöhnlichen Atmos auch 10 Minuten laufen. Atmos müssen häufig geschnitten werden um Windstörungen, Fahrzeuge oder Flugzeuge etc. herauszu-schneiden. Aus üppigen 5 Minuten können so kurzerhand 50 Sekunden werden.

Raumgröße / Größe der Schallquelle Stereobasis

Mittlerer Raum (Wohnraum) 25 cm

Großer Raum 30 cm

Kleiner Saal 30 bis 50 cm

Konzertsaal/Kirche 30 bis 80 cm

Im Freien, bei rundum klingender Atmo 30 cm

Im Freien, bei Atmo aus einer bestimmten Richtung bis maximal 2 m

Tabelle 3: Größe der Stereobasis bei verschiedenen Aufnahmesituationen

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7 Die Nachbearbeitung

Die Nachbearbeitung 7

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7. Die Nachbearbeitung

Unterwegs, beim Abhören mit dem Kopfhörer, lässt sich eine Aufnahme klanglich kaum endgültig beurteilen. Im Vergleich zum Hören über Lautsprecher tritt im Kopfhörer z.B. der umgebende Raum bzw. der akustische Hintergrund deutlich stärker hervor. Die Qualität ist erst mit etwas Abstand zum realen Erlebnis, im Studio, unge-stört über Lautsprecher gehört, zuverlässig einzuschätzen. Seien Sie nicht gram falls - trotz Ihrer Mühe – mit der Ernte einer Recherchereise klanglich nicht alles zum Besten steht: Im Tonträger oder Studio lässt sich mit Filtern etc. noch einiges "herausholen". Am besten erzählen Sie den Technikern ausführlich, wo und wie die Aufnahmen entstanden sind und wie Form und Stil Ihrer Sendung aussehen sollen. Denn eine gute Nachbearbeitung stellt sich auf das Endprodukt ein. Beim Umkopieren Ihrer Aufnahmen wird noch einmal ausgesteuert, unterschiedlich laute Stimmen in Interviews oder Gesprächen werden einander angeglichen. Entfällt das Überspielen, beispielsweise wenn Aufnahmen von FlashCard direkt ins Digas kopiert werden, müssen unterschiedliche Lautstärken beim Schneiden angepasst werden. Verlassen Sie sich dabei ausschließlich auf Ihre Ohren und lassen Sie sich nicht durch die Hüllkurvendarstellung Ihres Schnittsystems beeindrucken. Entscheidend ist nicht der Pegel im Verlauf einer Aufnahme, sondern ausschließlich die subjektive Lautheit. O-Töne für ein Programmumfeld von moderner Popmusik (SWR1, SWR3, DasDing) "verdichtet" man häufig über Kompressoren, um ihre Lautstärke zu erhöhen. Bei sensiblen Original-Tönen für ein Feature in SWR2 sollte man zunächst darauf verzich-ten: Es wäre schade, wenn die Natürlichkeit und Lebendigkeit der Sprache, die auch von ihrer Dynamik lebt, bereits im ersten Arbeitsgang eingeschränkt würde. Bei Bedarf werden Aufnahmen gefiltert, um den Klang zu verbessern. Das ist zum Beispiel notwendig, um

• den Nahbesprechungseffekt von Nierenmikrofonen auszugleichen • die Verständlichkeit von Sprache durch Anheben der Präsenz oder der

Höhen zu verbessern • einen modernen Sound zu realisieren (passend zu Popmusik) • zu scharfe Zischlaute abzusenken (zu scharfes ‘S‘) • Sprechfehler zu mildern (Lispeln) • Höhenverluste durch Windschutz zu kompensieren • Windstörungen oder andere tieffrequente Störungen zu beseitigen

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Die Nachbearbeitung 7 7 Die Nachbearbeitung

SWR 2002 46

Veränderungen von Stereobasis und Stereorichtung gehören zum Repertoire der stereofonen Nachbearbeitung. Bei Aufnahmen in XY-Technik ist dies gut möglich. Eine schön aufgenommene Atmo, die sich aber nur in der Stereomitte bewegt, kann technisch auf den ganzen Bereich zwischen den Lautsprechern "aufgeblasen" werden. Auch ein etwas auf den rechten Kanal geratener Kinderchor lässt sich auf diese Weise wieder in die Mitte rücken. AB-Aufnahmen werden sehr behutsam stereofon bearbei-tet, da der Klang häufig darunter leidet. Hier muss man im Einzelfall abwägen. (siehe auch „Zweikanal-Aufnahmen“, S. 17) Bei der Nachbearbeitung beschränkt man sich auf Korrekturen im Klangbild. Darüber hinausgehende, „klangschöpferische“ Veränderungen, etwa durch Effektgeräte der Studiotechnik, wird man in der Regel erst bei der Produktion Ihrer Sendung vorneh-men.

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8 Reisevorbereitungen

Reisevorbereitungen 8

SWR 2002 47

8. Reisevorbereitungen

Die einfache Reporteraustattung sind die dynamische Kugel beyerdynamic M 101 und ein XY-Stereomikrofon, z.B. Sennheiser MKE 44. Interviews führen Sie wie gewohnt mit dem Monomikrofon, für Geräusche und Atmos ist das Stereomikrofon zuständig. Gerade fremdsprachige O-Töne in lebendiger Atmosphäre lassen sich aber auch mit dem Stereomikrofon sehr schön aufnehmen. Das Mono-Mikrofon ist dann Reserve für Außenaufnahmen bei Wind. Stellen Sie sicher, dass der Windschutz fest auf den Mikrofonen sitzt und das Kabel im Mikrofonstecker nicht wackelt. Gegebenenfalls austauschen! Für Ihr Thema „Land und Leute“ lässt sich diese Grundausstattung mit einem OKM-Mikrofon erweitern. Damit erhalten Sie klanglich bessere Ergebnisse bei breiten Atmos und kommen z.B. auch in Accra, Ghana relativ ungehindert über den dortigen Markt. Außerdem können die Elektret-Kugeln des OKM als AB-Anordnung (siehe S. 35) benutzt werden. Wenn einmaligen Naturaufnahmen in Ihrer Sendung eine zentrale Bedeutung zukommt, bei einer Reise zu den Galapagos-Inseln z.B. oder in den Himalaya, nach Grönland oder in die Sahara, sollten Sie eine AB-Anordnung (40 Zentimeter Stereobasis als Ausgangspunkt) mit zwei dynamischen Kugeln und dickem Windschutz benutzen. Nur dadurch sind Ihre Aufnahmen ausreichend vor Wind und Wetter geschützt. Und die Aufnahmequalität ist einfach beeindruckend. Am besten nehmen Sie dann noch ein einzelnes Mikrofon für Interviews mit, um Ihre AB-Schiene nicht ständig zerlegen zu müssen. Wenn Sie weniger Atmosphären, dafür aber mehr das konzentrierte Gespräch suchen, sollten Sie Zweikanal-Aufnahmen vorsehen. Dafür nehmen Sie zwei Elektret-Nieren Sennheiser ME64 oder zwei kurze Richtrohre ME 66 mit. Zusätzlich brauchen Sie ein Handmikrofon. Da das ME 64 dafür nicht geeignet ist, sollten Sie noch eine dynami-sche Kugel mitnehmen, oder - vorausgesetzt Sie nehmen vor allem in Innenräumen auf - eine dynamische Niere, z.B. Sennheiser MD 421. Sind Sie als O-Ton-Reporter auch auf Statements zwischen Tür und Angel angewiesen? Steht zu befürchten, dass Sie an einzelne Politiker nicht immer nah genug heran kommen? Dann brauchen Sie sicherheitshalber eine Niere als Handmikrofon, z.B. MD 421. Auch das M58, ein dynamisches Kugelmikrofon ist zu empfehlen, weil es ein sehr langes Gehäuse hat, das gut in der Hand liegt und bestmöglich gegen Griffgeräusche geschützt ist. Am besten nehmen Sie zusätzlich noch ein Richtrohr ME 66 und ein

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Reisevorbereitungen 8 8 Reisevorbereitungen

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stabiles, nicht zu leichtes Tischstativ mit (damit es zuverlässig stehen bleibt). Bei gut besuchten Pressekonferenzen setzen Sie sich damit im „Wald der Mikrofone“ besser durch. Checkliste: Aufnahmegerät und Zubehör • Rekorder (Bei Reisen in technisch weniger gut versorgtes Ausland auch ein Zweit-

gerät mit gleichen Steckverbindungen oder Adapter) • Netzgerät, Netzkabel • Steckdosenadapter für Auslandsreisen • Ausreichend Kassetten/Discs/Cards, bei umfangreichen Projekten zwei Stunden

pro Aufnahmetag (eine DAT 120 Minuten pro Tag) • Mindestens zwei Ersatzakkus, bei extremen Kältegraden32 oder in Gegenden ohne

zuverlässige Stromversorgung auch mehr • Akku-Ladegerät, falls nicht gleichzeitig Netzgerät (Betriebsspannung mit der

Netzspannung im Gastland vergleichen) • Batterien als Reserve, falls im Gerät vorgesehen • Kopfhörer (bei lauter Umgebung am besten ein Modell mit geschlossenen Ohrmu-

scheln) • Anschlusskabel an Stereoanlage (Cinch), um vor Ort Radioprogramme mitzu-

schneiden bzw. Aufnahmen abhören zu können,

32 Die Kapazität von Batterien und Akkus kann sich bei sehr niedrigen Außentemperaturen halbieren. Tragen Sie deshalb Akkus oder Batterien am Körper.

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8 Reisevorbereitungen

Reisevorbereitungen 8

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Mikrofone (siehe oben) • Dynamisches Kugelmikrofon (viele nehmen es wegen seiner Unempfindlichkeit

gegen klimatische Einflüsse immer mit) mit Kabel und Windschutz • Dynamisches Nierenmikrofon mit Kabel und Windschutz • Adapterkabel, um ein Monomikrofon an beide Eingänge L und R eines Rekorders

anzuschließen33 (falls erforderlich) • Stereomikrofon mit Kabel und Windschutz • OKM-Mikrofon mit Kabel, Zubehör und Windschutz • Klebeband für OKM-Kapseln

Für AB-Aufnahmen: • Zwei bzw. zweites dynamisches Kugelmikrofon (mit Windschutz und Kabel) • AB-Stereoschiene mit zwei Mikrofonklammern (werden oft vergessen) und

Haltegriff. • Zwillingskabel, um zwei Mono-Mikrofone am Rekorder an den Stereoeingang

anzuschließen (für AB und Zweikanal)

Für Zweikanal-Aufnahmen: • Zweites Nierenmikrofon bzw. zwei Elektret-Nierenmikrofone für Zweikanal-

Aufnahmen (mit Windschutz und Kabel) • dazu zwei Tischstative und zwei Mikrofonklammern • Zwillingskabel, um zwei Mono-Mikrofone am Rekorder an den Stereoeingang

anzuschließen (für AB und Zweikanal)

Mikrofon-Zubehör: • ggf. Ersatzbatterien für Elektret-Mikrofone, Stereomikrofone, OKM • zusätzlich hochwirksamen Windschutz • längere Mikrofonkabel, z.B. 10 oder 15 Meter (bei klassischen Musikaufnahmen z.B.

oder wenn Ihr Mikrofon auf der Bühne steht, Sie aber im Publikum sitzen) • 2-Meter-Klappstativ (kann an einem Rednerpult stehen oder bei Lesungen und

Tagungen benutzt werden)

33 Auch bei Monoaufnahmen sollte man beide Kanäle eines Stereo-Aufnahmegerätes zur Aufzeichnung nutzen. Dadurch wird die Datensicherheit erhöht.

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Reisevorbereitungen 8 8 Reisevorbereitungen

SWR 2002 50

Sonstiges:

• Gerätetasche • Klebeband z.B. breites Gewebeband um ein Mikrofon oder Kabel auch einmal

festkleben zu können • Falls Sie auch nachts aufnehmen: Mini-Taschenlampe! • Kassetten-Aufkleber (bei gebrauchten Kassetten), Notizblock, Stifte • Staub- und Nässeschutz für Ihre komplette Ausrüstung (Outdoor-Läden haben für

Paddler wasserdichte Säcke und Behälter)

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8 Reisevorbereitungen

Reisevorbereitungen 8

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Testen Sie vor Abreise alle Geräte auf ihre Funktion. Schließen Sie die Mikrofone an und achten Sie über Kopfhörer auf Störungen. Es darf nichts rauschen oder verzerren. Knackt das Mikrofonkabel? Gegebenenfalls muss es ausgetauscht werden. Sitzt das Kabel fest und zuverlässig im Rekorder? Besonders Miniklinke-Buchsen leiern mit der Zeit aus. Ist „Mic-Att“ richtig eingestellt? Ist das Format 48 kHz eingestellt? Ist der Limiter ausgeschaltet? Funktionieren beide Kanäle des Kopfhörers? Sind die Batterien der Elektret-Mikrofone in gutem Zustand? Ist „Low-Cut“ an Mikrofon und Rekorder ausgeschaltet? Nimmt Ihr Rekorder auf beiden Kanälen auf – auch bei einem Mono-Mikrofon? Sind die Akkus des Rekorders geladen? Sind sie in gutem Zustand oder weisen sie womöglich einen Memory-Effekt auf? (Verlassen Sie sich nicht ausschließ-lich auf gebrauchte, Ihnen unbekannte Akkus). Bitte melden Sie der Ausleihe alle Fehler, nur dadurch kann Abhilfe geschaffen werden. Machen Sie eine Probeaufnahme, spulen Sie ein Stück zurück und hören Sie die Aufnahme ab. Wenn alles in Ordnung ist, schalten Sie Ihr Gerät ab und aktivieren Sie den Hold-Schalter. Damit sperren Sie die Funktion der Bedienungselemente und Ihr Gerät ist in der eng gepackten Reisetasche vor versehentlichem Einschalten geschützt.

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Mikrofonbeschreibungen 9 9 Mikrofonbeschreibungen

SWR 2002 52

9. Mikrofonbeschreibungen

beyerdynamic M 101

Dynamisches Mikrofon, Kugel Gewicht: 160 Gramm Abmessung: 118 mm lang Empfindlichkeit34: 1,3 mV/Pa Das am besten klingende dynamische Kugelmikro! Vielseitig einsetzbar, gutes Reportagemikrofon für Interviews, Geräusche und Atmos. Sehr gut auch für AB-Aufnahmen. Sehr ausgewogener Klang. Etwas empfind-lich für Hand- und Kabelgeräusche. Kleine Ausgangsspannung, bei leiser Sprache sind Rekorder mit rausch-armen Mikrofonverstärkern erforderlich, (TCD-D100 oder TCD-D10). Nicht für leise Töne geeignet. Mit großem und satt anliegendem Schaumstoffwindschutz sind sogar Aufnahmen bei starkem Wind mög-lich.

beyerdynamic M 58

Dynamisches Mikrofon, Kugel Gewicht: 256 Gramm Abmessung: 260 mm lang Empfindlichkeit: 1,3 mV/Pa Professionelles Reporter-Handmikrofon. Die elastisch eingebaute Mikro-fonkapsel reduziert Hand- und Kabelgeräusche auf ein Minimum. Extra langer Mikrofonschaft für die typische Reportersituation vor Ort. Höhenbetonter Klang, schwache Bässe, klingt weniger ausgewogen als das M 101. Mit zusätzlichem Schaumstoffwindschutz ist es bestens gegen Popp- und Wind geschützt. Kleine Ausgangsspannung, bei leiser Sprache sind Rekorder mit rausch-armen Mikrofonverstärkern erforderlich, (TCD-D100 oder TCD-D10). Nicht für leise Töne geeignet.

34 Ausgangsspannung eines Mikrofons in Millivolt, gemessen bei einem Schalldruck von 1 Pascal. Das entspricht einem schon recht hohen Schallpegel von 94 dB.

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9 Mikrofonbeschreibungen

Mikrofonbeschreibungen 9

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AKG D 230

Dynamisches Mikrofon, Kugel Gewicht: 225 Gramm Abmessung: 218 mm lang Empfindlichkeit: 2,5 mV/Pa

Professionelles Reporter-Handmikrofon. Sehr gut gegen Hand- und Kabelgeräusche gedämmt. Höhenbetonter Klang, klingt weniger ausgewogen als das M 101. Mit zusätzlichem Schaumstoffwindschutz ist es sehr gut gegen Popp und Wind geschützt. Das D 230 hat unter den dynamischen Mikrofonen die größte Emp-findlichkeit und damit die höchste Ausgangsspannung. Es ist auch für leisere Töne, bzw. an Rekordern für weniger rausch-armen Mikrofoneingängen zu verwenden. Mit Schaumstoffwindschutz gut geeignet für Nahbesprechung und Einsatz bei Wind.

Sennheiser MD 21

Dynamisches Mikrofon, Kugel Gewicht: 280 Gramm Abmessung: 137 mm lang Empfindlichkeit: 1,8mV/Pa Vielseitiges, gutes und sehr robustes Reportage-mikrofon, das seit 1954 im Einsatz ist. Warmer, leicht historisch gefärbter Klang. Wenig anfällig für Hand- und Kabelgeräusche. Mit Schaumstoffwindschutz gut gegen Wind und Popp geschützt. Nicht für leise Töne geeignet.

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Mikrofonbeschreibungen 9 9 Mikrofonbeschreibungen

Sennheiser MD 22

Dynamisches Mikrofon, Kugel Gewicht: 165 Gramm Abmessung: 201 mm lang Empfindlichkeit: 2 mV/Pa

Reportagemikrofon. Wie viele neu entwickelte Mikrofone der letz-ten Jahre folgt auch das MD 22 einem Trend nach hell klingenden Stimmen35. Es klingt verfärbt mit schwachen Bässen. Dadurch fehlt den Aufnahmen der nötige „Druck“, das Mikrofon klingt dünn. Bei Nahbesprechung und bei Wind Schaumstoffwindschutz not-wendig. Mit seinem Plastikgehäuse ist dieses Mikrofon anfällig für Hand- und Kabelgeräusche.

beyerdynamic M 201

Dynamisches Mikrofon, Hyperniere Gewicht: 220 Gramm Abmessung: 160 mm lang Empfindlichkeit: 1,2 mV/Pa Hypernieren-Richtmikrofon mit starkem Nahbesprechungseffekt. Sehr anfällig für Hand- und Kabelgeräusche, Wind- und sehr Popp-empfindlich, daher für Reporter wenig geeignet. Kleine Ausgangsspannung, bei normaler Sprache sind Rekorder mit rauscharmen Mikrofonverstärkern erforderlich, (TCD-D100 oder TCD-D10). Nicht für leise Töne geeignet.

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35 Damit soll nach Meinung einiger Mikrofonhersteller eine hohe Sprachverständlichkeit erzielt werden. Diese Mikrofone haben eine schwache Basswiedergabe unterhalb etwa 150 Hz und verstärken den Präsenzbereich von Sprache zwischen 2000 und 5000 Hz um einige dB.

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9 Mikrofonbeschreibungen

Mikrofonbeschreibungen 9

SWR 2002 55

beyerdynamic M 59

Dynamisches Mikrofon, Hyperniere Gewicht: 227 Gramm Abmessung: 205 mm lang Empfindlichkeit: 3 mV/Pa

Gutes Handmikrofon, gut gegen Hand- und Kabelgeräusche geschützt. Nahbesprechungsmikrofon, nicht für größere Ab-stande oder Atmos geeignet. Starker Ausblendeffekt bei In-terviews. Präsenter und voller Klang. Ideal für Rednerpulte oder als Moderatotenmikrofon bei Beschallung. Es ist auch für leisere Töne, bzw. an Rekordern für weniger rauscharmen Mikrofoneingängen zu verwenden.

Sennheiser MD 421

Dynamisches Mikrofon, Niere Gewicht: 385 Gramm Abmessung: 215 mm lang Empfindlichkeit: 2 mV/Pa

Vielseitiges, robustes Reportagemikrofon, seit 1960 weiter verbessert. Ausgewogener Klang, mäßige Richtwirkung, ge-ringer Nahbesprechungseffekt, daher sind auch kleine Sprechabstände möglich. Das Mikrofon hat am Steckerende einen 5-stufigen Schalter, um die Bässe bei Nahbesprechung abzuschwächen. Normal-einstellung ist immer „M“ (Musik), nur bei extremer Nahbe-sprechung „S“ (Sprache). Mit großem Schaumstoffwindschutz kaum Poppstörungen. Leider anfällig für Hand- und Kabelgeräusche. Mit dickem Windschutz sieht es auch gut aus.

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Mikrofonbeschreibungen 9 9 Mikrofonbeschreibungen

SWR 2002 56

Sennheiser Elektret-Mikrofone

Die Sennheiser Elektret-Mikrofonkapseln ME 62, ME 64 und ME 66 sind Teil eines Modulsystems, sie ergeben jeweils zusammen mit dem Verstärker Sennheiser K6 ein vollständiges Mikrofon. Die Mikrofone dieser Serie haben eine sehr hohe Empfindlichkeit von 31 bzw. 50 mV/Pa und daraus resultierend eine sehr hohe Ausgangsspannung. Daher sind diese Mikrofone für leise Töne gut geeignet. Sie sind vor allem auch empfehlenswert für Aufnahmegeräte deren Mikrofonverstärker rauschen. Vorsicht bei großen Lautstärken: Sie führen im Rekorder häufig zu Verzerrungen. Sollte die 20 dB-Dämpfung nicht ausreichen, können diese Mikrofone auch an den Line-Eingang des Rekorders angeschlossen, bzw. der Eingang auf „Line“ umgeschaltet werden, je nach Aufnahmegerät. Das zuschaltbare Low-Cut-Filter kann z.B. bei Fahrgeräuschen im Zug, tieffrequentem Dröhnen oder Rumpeln und bei Windstörungen aktiviert werden.

Sennheiser ME 62 + K6

Elektret-Mikrofon, Kugel Gewicht: 75 Gramm Abmessung: 188 mm lang Empfindlichkeit: 31 mV/Pa Das Mikrofon besteht aus Verstärker K6 und der Mikrofonkapsel ME 62. Sehr ausgewogener Klang. Mit gutem, d.h. großem und satt anlie-gendem Schaumstoffwindschutz sind auch Aufnahmen bei Wind möglich. Nicht für sehr hohe Lautstärken. (Weitere Eigenschaften siehe oben) Das vergleichbare Modell MCE 58 von beyerdynamic klingt heller und weniger voll. (Weitere Eigenschaften siehe oben.)

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9 Mikrofonbeschreibungen

Mikrofonbeschreibungen 9

SWR 2002 57

Sennheiser ME 64 + K6

Elektret-Mikrofon, Niere Gewicht: 80 Gramm Abmessung: 200 mm lang Empfindlichkeit: 31 mV/Pa Das Mikrofon besteht aus Verstärker K6 und der Mikrofonkapsel ME 64. Anfällig für Hand- und Kabelgeräusche, bei Nahbe-sprechnung gepresster Klang und Popp-Störungen! Mindestabstand ist 10 cm. Nicht als Handmikrofon geeignet! Anfällig für Windstörungen. Sehr gut für Sprachaufnahmen mit Tischstativ, wie z.B. bei Zweikanalaufnahmen, dann sehr guter Klang! Liefert auch bei leisen Stimmen genügend Pegel. Nicht für hohe Lautstärken. (Weitere Eigenschaften siehe Seite 56)

Sennheiser ME 66 + K6

Elektret-Mikrofon, Hyperniere/Richtrohr Gewicht: 110 Gramm Abmessung: 315 mm lang Empfindlichkeit: 50 mV/Pa (!) Das Mikrofon besteht aus Verstärker K6 und der Mikrofonkapsel ME 66. Mit seiner extrem hohen Empfindlichkeit ist es gut für leise Stimmen, jedoch nicht für große Lautstärken geeignet. Das Mikrofon blendet bei Sprechabständen ab ca. 15 cm Störgeraü-sche besser aus als ein normales Nierenmikrofon. Gut z.B. für Zweika-nalaufnahmen mit Tischstativ, Autorenlesungen usw. Guter, ausgewogener Klang. Sehr windempfindlich. (Weitere Eigenschaften siehe Seite 56)

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SWR 2002 58

Sennheiser ME 60 + K3

Dieses Modell ist die ältere Ausführung des ME 66+K6. Klanglich sind die beiden Mikrofone weitgehend identisch. Wegen seiner geringeren Empfindlichkeit und dadurch niedrigeren Ausgangs-spannung ist das ME60 + K3 aber leichter auszusteuern. Die Gefahr von unerkannten Verzerrungen im Aufnahmegerät ist mit diesem Mikrofon deutlich geringer.

9.1 Stereomikrofone

Sennheiser MKE 44

Stereomikrofon in XY-Technik (zwei Elektret-Nieren) Gewicht: 125 Gramm Abmessung: 190 mm lang Empfindlichkeit: 6,3 mV/Pa

Das MKE 44 ist ein vielseitiges, sehr gutes Stereomikrofon. Zum Mikrofon gehört ein speziell passender Velour-Windschutz. Er schützt das Mikrofon bei leichtem Wind recht zuverlässig und ist ein guter Popp-Schutz für Sprechabstände ab 10 cm. Das Mikrofon kann für Interviews wie ein Nierenmikrofon verwendet werden. Es ist sehr gut gegen Griffgeräusche geschützt. Zuschaltbares Bassfilter z.B. bei Fahrgeräuschen im Zug, tieffre-quentem Dröhnen oder Rumpeln und bei Windstörungen.

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9 Mikrofonbeschreibungen

Mikrofonbeschreibungen 9

SWR 2002 59

Soundman OKM II Klassik

Originalkopf-Mikrofon (zwei Elektret-Kugeln) Gewicht/Maße/Empfindlichkeit: (keine Angaben) Das Mikrofon besteht aus zwei Kapseln und einem Speiseadapter A3 mit Batterie. Das Modell Klassik verzerrt bei großen Lautstärken und starken tiefen Frequenzen. Speziell dafür ist das Modell OKM II Rock geeignet. Für Aufnahmen in Kunstkopf-Stereofonie werden die Kapseln ins Ohr gesteckt, sie sind aber auch als AB-Anordnung geeignet und mit Klebeband überall leicht zu befestigen. Ausgewogener Klang, aber sehr störanfällig bei kleinsten Berührungen der Kapseln oder der Kabel. Windempfindlich, da kein geeigneter Windschutz existiert. Manche OKM-Mikrofone sind mit einem Low-Cut-Filter ausgestattet. Sony ECM - MS 907

Stereomikrofon in MS-Technik (Elektret-Kapseln) Gewicht: 110 Gramm Abmessung: 127 mm lang Empfindlichkeit: ca. 4 mV/Pa Das ECM-MS 907 ist ein einfaches Stereomikrofon. Es nimmt tiefe Frequenzen nur schwach auf und klingt dünn. Den Höhen fehlt es an Brillanz. Am kunststoffbeschich-teten Gehäuse entstehen häufig Griffgeräusche. Vorsicht, bei hohen Lautstärken verzerrt das Mikrofon. Die mitgelieferte Mikrofonklammer kann als Handgriff und (zur Not ) als Tischstativ verwendet werden. Das Mikrofonkabel ist fest verbunden.

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Mikrofonbeschreibungen 9 9 Mikrofonbeschreibungen

SWR 2002 60

Sony ECM - MS 957

Stereomikrofon in MS-Technik Gewicht: 330 Gramm Abmessung: 183 mm lang Empfindlichkeit: 7.2 mV/Pa

Das MS 957 hat eine schwenkbare Mittenkapsel und kann von vorne oder von der Seite aufnehmen. Die Kapsel muss entspre-chend einjustiert werden. Das Mikrofon hat eine präsente, klare Höhenwidergabe aber schwache Bässe und klingt daher leicht verfärbt (siehe Fußnote Seite 53). Der passende Velour-Windschutz sollte als Poppschutz immer auf dem Mikrofon bleiben, er schützt das Mikrofon auch bei leichtem Wind. Zuschaltbares Bassfilter z.B. bei Fahrgeräuschen im Zug, tieffre-quentem Dröhnen oder Rumpeln und bei Windstörungen.

Sony ECM-S 959 C

Stereomikrofon in XY-Technik (zwei Elektret-Nieren) Gewicht: 250 Gramm Abmessung: 246 mm lang

Empfindlichkeit: 6 mV/Pa

Gutes und ausgewogen klingendes Stereomikrofon, vor allem wegen der schönen Basswiedergabe. Der mitgelieferte Windschutz bietet keinen ausreichenden Schutz bei Außenaufnahmen. Man behilft sich mit einem Windschutz eines anderer Herstellers. Mit fest verbundenem Mikrofonkabel.

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9 Mikrofonbeschreibungen

Mikrofonbeschreibungen 9

SWR 2002 61

SONY ECM 999 PR

Stereomikrofon in MS-Technik Gewicht: 385 Gramm Abmessung: 246 mm lang Empfindlichkeit: ca. 4 mV/Pa Großes Stereomikrofon mit seitlicher Einsprecherichtung. Dieses professionell schei-nende Mikrofon ist sehr anfällig für Handgeräusche und extrem windempfindlich. Es ist als Handmikrofon nicht geeignet, ebenso wenig für Aufnahmen im Freien. Guter Klang.

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SWR 2002 62

10. Literaturhinweise

[1] Udo Zindel, Wolfgang Rein (Hg.): Das Radio-Feature: Ein Werkstattbuch. UVK

Medien Konstanz 1997.

[2] Udo Zindel: Dier ganze Welt im Ohr. Tipps für Feature-AutorInnen. Broschüre der Redaktion SWR2 Wissen/Schulfunk 1999

[3] Wolfgang Rein: Hörbilder für Richtungswesen. In: CUT. Journalismus, Fiction und Technik in den elektronischen Medien. Ausgabe 12/1997, Seite 36 ff.

[4] Thomas Rombach: Dynamische Grundausstattung. In: CUT. Journalismus, Fiction und Technik in den elektronischen Medien. Ausgabe 3/2001, S. 46 ff.

[5] Helmut Kopetzky: Draufhalten. In: CUT. Journalismus, Fiction und Technik in den elektronischen Medien. Ausgabe 5/2000, Seite 44 ff.

[6] Katrin Schlenstedt: Zur Methodik des Hörfunk-Features. Diplomarbeit im Fach Journalistik. Universität Leipzig 1994.

[7] Bruce Barlett: On-Location Recording Techniques. Focal Press, USA 1999.

[8] Gerhart Boré: Mikrophone. Arbeitsweise und Ausführungsbeispiele / Fa. Georg Neumann GmbH, Berlin 1981.

[9] Jörg Wuttke: „Betriebsverhältnisse von Mikrofonen bei Wind und Popp“ in: 14. Bericht der Tonmeistertagung, herausgegeben vom VDT, München 1986, Seite 160 ff.

[10] Wolfgang Rein: Grundlagen der Tonstudiotechnik. In: Medienwissenschaft. Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen. Hrsg. v. Joachim-Felix Leonhardt u.a. Teilband 2. De Gruyter, Berlin / New York 2001.

[11] Michael Dickreiter: Handbuch der Tonstudiotechnik. K.G.Saur, München 1987.

[12] Jürgen Meyer: Akustik und musikalische Aufführungspraxis. Verlag Das Musikinstrument Frankfurt am Main 1972

[13] Kataloge der Mikrofonhersteller beyerdynamik, Sennheiser, AKG, Schoeps, Neumann, Sony

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Danksagung

Diese Broschüre entstand in gemeinsamer Arbeit von Udo Zindel, Autor und Redakteur, Frank Benkowitz, Cartoonist und Wolfgang Rein, Toningenieur. Wir danken allen, die dieses Projekt mitgetragen haben sehr herzlich. Insbesondere Detlef Clas, SWR2 Bildung und Wissenschaft, für seine inzwischen schon langjährige Unterstützung und Gisela von Krogh, Referat journalistische Ausbildung im SWR, für ihre Förderung, ohne die dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre. Unser Dank geht ebenso an Evelyn Lattewitz, Referat journalistische Ausbildung für ihr Vorwort, Christoph Schmidt, PuS Baden-Baden, Iris Drögekamp, künstlerische Produktion, sowie Axel Müller (SFB) und Aldo Gardini (DRS, Studio Basel) für inhaltliche Beiträge, Anregungen und Korrekturen. Danke an Ingbert Neumeister und Johannes Steuer für Informationen aus Mainz und Stuttgart, Ralf Kölbel und Iris Kuhlemann für Online-Präsentation und Grafik sowie für die Umschlaggestaltung an Tanja Burkart und Markus Masino. Für weitere Unterstüt-zung dieses Projektes sei Georg Keh, Dr. Wolfgang Tinnefeldt, Dr. Alfred Grupp, Lars Stahl und Maximilian Federhofer ebenfalls sehr herzlich gedankt. Wir danken dem Hörfunk-Betriebsbüro in Baden-Baden, sowie Torsten Exel und Sandor Markthaler von der Geräteausgabe in Stuttgart für die geliehenen Geräte. Nicht zuletzt sei auch den Teilnehmern vieler Feature- und Reportagegeräte-Seminare des SWR gedankt. Sie haben diese Broschüre mit vielen Fragen immer wieder um neue Aspekte bereichert. Baden-Baden/Stuttgart, im Oktober 2001

Wolfgang Rein Udo Zindel Über Anregungen und Kritik freuen sich: Wolfgang Rein, HF PuS SÜDWESTRUNDFUNK 76522 Baden-Baden [email protected]

Udo Zindel, SWR2 Wissen SÜDWESTRUNDFUNK 70150 Stuttgart oder 76522 Baden-Baden [email protected]

SWR 2002 63