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205 Die Höhepunkte der Umweltberichterstattung lagen in den achtziger Jahren. Das waren die Zeiten, als ein Skandal den anderen jagte, als die Wälder noch auf ein Wun- der warteten. Geblieben ist das Ritual des alljähr- lichen Waldschadensbe- richtes. Die Umweltschüt- zer – mit ihnen im Boot viele Journalisten – haben eine Menge erreicht. Das Staatsziel Umweltschutz ist im Grundgesetz fest- geschrieben, kein ver- nünftiger Mensch zweifelt an seiner Bedeutung. Die Debatten haben sich ver- sachlicht, das Bewusstsein dafür ist gewachsen, dass ökologische, wirtschaftli- che und soziale Interessen sorgfältig gegeneinander abzuwägen sind. Auch die Zeitungen setzen neue Akzente, beziehen die Leser mit ein und wollen erreichen, dass das Dorf schöner und die Stadt lebenswerter werden. u Alltag u Alter u Anwalt u Ausländer u Bürokratie u Demokratie u Dritte Welt u Ehrenamt u Europa u Forum u Foto u Freizeit u Geschichte u Gesundheit u Haushalt u Heimat u Hintergrund u Jugend u Justiz u Katastrophen u Kontinuität u Kriminalität u Lebenshilfe u Marketing u Menschen u Recherche u Schule u Tests UMWELT u Unterhaltung u Verbraucher u Vereine u Wächteramt u Wahlen u Wirtschaft u Wissenschaft u Wohnen u Zukunft Auch Zeitungen setzen neue Akzente

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Die Höhepunkte der Umweltberichterstattung lagen in den achtziger Jahren. Das waren die Zeiten, als ein Skandal den anderen jagte, als die Wälder noch auf ein Wun-der warteten. Geblieben ist das Ritual des alljähr-lichen Waldschadensbe-richtes. Die Umweltschüt-zer – mit ihnen im Boot viele Journalisten – haben eine Menge erreicht. Das Staatsziel Umweltschutz ist im Grundgesetz fest-geschrieben, kein ver-nünftiger Mensch zweifelt an seiner Bedeutung. Die Debatten haben sich ver-sachlicht, das Bewusstsein dafür ist gewachsen, dass ökologische, wirtschaftli-che und soziale Interessen sorgfältig gegeneinander abzuwägen sind. Auch die Zeitungen setzen neue Akzente, beziehen die Leser mit ein und wollen erreichen, dass das Dorf schöner und die Stadt lebenswerter werden.

uAlltag

uAlter

uAnwalt

uAusländer

uBürokratie

uDemokratie

uDritte Welt

uEhrenamt

uEuropa

uForum

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uGeschichte

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uSchule

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UMWELT

uUnterhaltung

uVerbraucher

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uZukunft

Auch Zeitungen setzen neue Akzente

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Julia Niemeyer, Chefredakteurin, Telefon: 05151/200202, E-Mail: [email protected]

UMWELT

Der Wald ruft

Den ganzen Monat Mai führt die Zeitung ihre Leser in den Wald. Sie lüftet seine Geheimnisse, lässt

ihn duften, porträtiert seine Bewohner. Die Serie ist crossmedial angelegt, Leserveranstaltungen

gehören zum Programm.

Wer ihn auf Försterromantik und Sonn-

tagsspaziergänge reduziert, sieht sprich-

wörtlich den Wald vor lauter Bäumen

nicht. Er ist viel mehr, der Wald. In ihm

treffen sich Sehnsüchte und Ängste,

Rückzugsbedürfnisse und Wirtschafts-

interessen. Der Wald ist realer Ort und

Projektionsfläche zugleich, Lebensraum

und Fantasiegemälde für Wildnis, Heimat

und Nation. Diesem faszinierend wider-

sprüchlichen Phänomen hat sich die De-

wezet im Mai 2015 in einer Themenserie

genähert. Einen Monat lang führte die

Zeitung ihre Leserinnen und Leser täglich

in den Wald. Sie lüftete seine Geheim-

nisse, rekonstruierte seine Geschichte,

porträtierte seine Bewohner – und ver-

mittelte sogar, wie er duftet. In einer

Crossmedia-Serie mit vielen multimedi-

alen Höhepunkten und Leser-Veranstal-

tungen setzte die mit einem Nadelwald-

Duftstoff imprägnierte Print-Ausgabe das

vielleicht stärkste Ausrufezeichen.

Warum ausgerechnet der Wald? ln einer

Region wie dem Weserbergland entfal-

tet das Thema enorme Reichweite. Der

Wald ist allgegenwärtig – journalistisch

allerdings eher als Hintergrundkulisse,

selten als Hauptdarsteller. Dabei ist der

Wald ein Quell fur Geschichten. Es gibt

jede Menge zu entdecken und zu erzäh-

len. So spürte die Redaktion unter der

Überschrift „Was versteckt der Wald?”

Urnengräber, alte Bunker und verlassene

Stollen auf, andere Folgen inspizierten

den Wald als Bühne für Märchen und Sa-

gen, als frequentierten Erlebnisort, als

historisches Schlachtfeld, Naturküche,

Friedhof, Schauplatz von Verbrechen

oder täglichen Arbeitsplatz.

So zahlreich die Funktionen, so unter-

schiedlich sind die Menschen, die durch

Beruf oder Hobby an den Wald gebun-

den sind – und Stoff für Reportagen

liefern. Oder die Tiere, die im Dunkeln

durchs Unterholz streifen, in eine Infra-

rot-Fotofalle tappen und sich auf der

originellen Bilderseite „Nachts im Wald”

treffen. Optische Aushängeschilder wa-

ren überdies die ganzseitigen Grafiken,

die den heimischen Wald von den Baum-

arten bis zu den Besitzverhältnissen da-

tenjournalistisch durchforstet haben.

Themenseiten zu den ältesten Bäumen,

zum Wirtschaftsfaktor Wald, zu tatsäch-

lichen und vermeintlichen Katastrophen

(Brände, Kyrill, Waldsterben) und zu

Wolf und Luchs rundeten das Programm

ab – um nur einige der 30 Print-Themen

zu nennen. Nicht zu vergessen: Wie viel

Wald steckt in der eigenen Zeitung?

Die Serie wurde durch und durch cross-

medial konzipiert. Online wurden nicht

nur alle Themen in einem Dossier ver-

sammelt, sondern echte Mehrwerte ge-

schaffen. So lädt eine Multimedia-Repor-

tage zur kulinarischen Wanderung durch

den Wald ein, in einem sehenswerten

Kurzfilm testet die Redakteurin, wie ge-

nießbar Brennnesseln sind. Weitere Mul-

timedia-Reportagen, Videos, Audios mit

Vogelstimmen, Klickstrecken zur Flora

und Fauna, ein Quiz und interaktive Gra-

fiken komplettieren das digitale Angebot.

Die dritte Säule der Serie: Die Dewezet

hat ihre Leser zu Veranstaltungen mit

echten Wald-Experten eingeladen. Ei-

ne Vogelstimmen-Wanderung mit dem

NABU, eine Diskussion über Wölfe, eine

Einführung in die Naturfotografie, eine

Exkursion mit einem Förster und eine

Walderlebnisführung für Kinder standen

auf dem Programm – und erfreuten sich

großer Nachfrage.

Frank Werner

Chefredakteur bis April 2015

Wolf und Luchs machen das Programm rund

Noch Fragen?

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UMWELT

Seite 16 Sonnabend, 23. Mai 2015HINTERGRUND

Bärlauch und Tiermarken

Einen intensiven Knoblauch- oder Zwiebelgeruch ver-strömt der Bärlauch. Maiglöckchen haben ähnlicheBlätter, verbreiten sich allerdings an gänzlich anderenStandorten – und verbreiten ihren intensiven, typi-schen Duft, der oft auch für Seifen verwendet wird.Waldmeister und Holunder verströmen ebenfalls Gerü-che. Nach Honig duftet die Traubenkirsche, die im Bu-chenwald aber kaum eine Rolle spielt. Im Frühjahr hin-terlassen Tiere wie Waschbären und Marder ihre Duft-marken. Wenn Füchse markieren, riecht das streng –ähnlich der Markierungen, die Katzen setzen. Für dieNase der Menschen nicht wahrnehmbar sind die Mar-ken der Hirsche und Rehböcke. Wildschweine riechenwie Maggi – und zwar das ganze Jahr über.

So duftet der Wald – testen Sie selbstVom Bärlauch bis zum Herbstlaub: Gerüche im Laufe der Jahreszeiten

Rubbeln Sie über diese Fichte!Reiben Sie mit dem Finger über den Baum und halten Sie die Zeitung da-nach an die Nase. Erleben Sie, wie dieser Baum duftet!

Den Wald mit allen Sinnen erleben – wenn wir dort Erho-lung suchen, hören wir Vögel zwitschern, spüren Sonneauf der Haut, fühlen vielleicht auch verschiedene Holzar-ten. Und wir nehmen ganz verschiedene Gerüche wahr.Diesen Duft holen wir heute in die Zeitung – dieFirma Schubert International hat uns die Note„Fichte“ mit der Nummer 60420 geliefert.Der Druckfarbe beigemischt, können wir sounseren Lesern ein besonderes Lese-Er-lebnis bieten. Nach dem Rubbeln über dasgroße Foto entfaltet sich der Fichtenduft.

Fichten und Linden duften

Kiefernwälder entfalten ihren typischen Geruch besonders in heißen undtrockenen Sommern. Wenn Holz geschlagen wird, dünsten die Stämme Ge-rüche aus – Buche riecht allerdings kaum. Fichte wird mancherorts im Spät-sommer gehauen – dann verbreitet sich ein intensiver Duft, da es zu dieserZeit auch häufig warm ist. Eichen riechen nach Essig. Die Hunds-Rose ver-breitet einen süßlichen Duft; Linden riechen nach Honig. Auch der Lebens-baum duftet aromatisch. Borkenkäfer locken ihre Artgenossen mit Phero-monen an. Die Duft-Mischung aus Harz und Alkohol machen sich die Forst-wirte zunutze, um den Borkenkäfern eine Falle zu stellen.

Stinkmorchel und Herbstlaub

Um Pilzgeruch wahrzunehmen, muss man schon nahmit der Nase rangehen. Die Stinkmorchel macht ihremNamen allerdings alle Ehre durch ihren intensiven, aas-artigen Geruch – kurz: sie stinkt. Typisch im Herbst:Wenn die Blätter auf den Waldboden fallen, fangen siean zu modern.

Duftneutral

Nahezu geruchlos durch die Kälte. Im Winter wird vielHolz geschlagen – aber weil die Wärme fehlt, kann sichder typische Harzgeruch nicht so stark ausbreiten.

VON KERSTIN HASEWINKEL

WALD

UN ERS

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UMWELT

INFO

Die Wald-Serie (siehe obenstehender Text) wird flankiertvon Veranstaltungen für un-sere Leser: Den Auftaktmacht am morgigen Sonntageine Vogelstimmenwande-rung, außerdem stehen Er-lebnisführungen – einmal fürKinder, einmal für Erwachse-ne – auf dem Programm.Auch das heftig diskutierteThema Wolf darf natürlichnicht fehlen – dazu gibt es ei-ne Diskussionsrunde. Alle An-gebote sind kostenlos, dieTeilnehmerzahlen aber be-grenzt. Daher wird um recht-zeitige Anmeldung gebeten.

� Morgen Vogelstimmen-wanderung: Mit dem NabuHessisch Oldendorf/Hamelngeht’s in das „Revier der

Von der Wald-Erlebnisführung zur Diskussion über das Thema Wölfeschwarzen Vögel“, zu Schwarz-specht und Schwarzstorch. Treff-punkt ist Sonntag, 3. Mai, um 6Uhr auf dem Parkplatz des Bax-mannbades in Hessisch Olden-dorf. Von dort geht es ins Natur-schutzgebiet Hohenstein. OhneAnmeldung.

� Diskussionsrunde rund umdas Thema Wölfe: Am Mittwoch,13. Mai, 16 Uhr, im WisentgehegeSpringe (maximal 20 Teilnehmer).Die Diskussion wird über die Laut-sprecher am Wolfsgehege für Be-sucher übertragen.

� Unterwegs mit Naturfoto-grafen: Treffpunkt am Samstag,16. Mai, 11 Uhr, auf dem Parkplatzam Finkenborn. Von dort geht esRichtung Klütrestaurant – auf derStrecke werden Fotos von ver-

schiedenen Motiven wie Blumen,Moosen und Totholz gemacht(maximal 20 Teilnehmer).

� Walderlebnisführung fürKinder zwischen sechs und zehnJahren: Am Sonntag, 17. Mai, um15 Uhr, in Zusammenarbeit mit

dem Waldpädagogikzentrum Wi-sentgehege auf Flächen der nie-dersächsischen Landesforstenam Nesselberg (maximal 20 Teil-nehmer). Treffpunkt ist der Wan-derparkplatz Tivoli (Brünnighau-sen). Bei der Anmeldung Alters-angabe bitte nicht vergessen.

� Führung durch den Waldrund um die Heisenküche –für Erwachsene: Am Donnerstag,28. Mai, mit Ottmar Heise, Leiterdes Stadtforstamtes. Los gehtes um 16 Uhr vom Parkplatz Hei-senküche (max. 20 Teilnehmer).

� Anmeldungen für alle Ver-anstaltungen – bis auf die Vo-gelstimmenwanderung – bittean [email protected] odertelefonisch ab Montag unter Tel.05151/200421. hen

Sonnabend, 2. Mai 2015 Seite 9

HAMELN

Young- und Oldtimer, liebe-voll gepflegte Einzelstücke undverschiedene Hybrid-Sportwa-gen. Der Treser Club Hamelnstellt zwischen 15 und 17.30Uhr auf dem Rathausplatz 75Fahrzeuge aus. Alle Wagennehmen im Laufe der Ausstel-lung an einer Zeitprüfung teil.

Alte Schätze,rasante Schlitten

FREIZEIT

HAMELN HEUTE

Redaktion:Tel. 200420E-Mail-Adresse Redaktion:[email protected] Leserbriefe:[email protected] Lokalredaktion:200429

NOTDIENSTE

� Notfallpraxis: Hastenbe-cker Weg 2, 05151/22222.

� Notfalltelefon: Chirurg, 05151/109359. Augenarzt, 05151/22222. Krankenhaus, 05151/97-0. Zahnarzt, 05151/925079. Frauenarzt, 05151/22222. Tierarzt, 05281/621310 . Frauenhaus, 05151/25299.� Apotheke: Heute: Hirsch-

Apotheke, Bahnhofstr. 6,Aerzen, 05154/8301, undApotheke am Rathaus,Hauptstr. 4, Salzhemmen-dorf, 05153/803585. Zu-satznotdienst 18 - 20 Uhr:Turm-Apotheke am Posthof,Am Posthof 3, Hameln,05151/28766. So.: Sonnen-Apotheke, Brückenstr. 22,Klein Berkel, 05151/678727.

KONTAKT

Ein Wald voller ÜberraschungenMal gefürchtet, mal geliebt: Unser Wald / Dewezet startet Themenserie

prichwörtlich sehen wir denWald vor lauter Bäumen

nicht. Und fürwahr, der Waldist mehr als die Summe seinerBäume. In ihm treffen sichSehnsüchte und Ängste, ro-mantische Schwärmereien undhandfeste Wirtschaftsinteres-sen. Er ist real und fiktiv zu-gleich, täglicher Job und Pro-jektion von Wildnis und Hei-mat. Er prägt nicht nur Land-schaften, sondern das Denkender Menschen, die seit jeher inenger Beziehung zum Wald le-ben. Mal fürchteten sie ihn alsunheimlichen Ort, mal liebtensie ihn als Inbegriff einer hei-len, alltagsentrückten Welt.Diesem höchst widersprüchli-chen Phänomen will die Dewe-zet in einer Themenserie aufdie Spur kommen. Folgen Sieuns in den Wald! Grundlegendstellt sich die Frage:Wann ist ein Waldüberhaupt einWald? Natürlich istdie Antwort inDeutschland gesetz-lich geregelt. ImSinne des Bundes-waldgesetzes ist „je-de mit Forstpflan-zen bestockte Grundfläche“ einWald, sofern es sich – etwasvereinfachend – nicht um eineBaumplantage oder -schule,Parkanlage oder landwirt-schaftlich genutzte Fläche han-delt. Die Vereinten Nationendefinieren Wald als mindestens0,5 Hektar große Fläche, diewenigstens zu zehn Prozentvon Baumkronen überschirmtsein muss (beim „geschlossenenWald“ 60 Prozent). Aber Bäu-me allein machen noch keinenWald. Ökologisch gesehen han-delt es sich um eine komplexeLebensgemeinschaft von Pflan-zen und Tieren, die in geschlos-senen Kreisläufen funktioniert.Wald erzeugt sogar sein eigenesKlima: An heißen Tagen ist eskühler, in kalten Nächten wär-mer als in der Umgebung. Doch wer aus solchen Defi-nitionen ableitet, es gäbe „denWald“, befindet sich – um imBild zu bleiben – auf dem Holz-

SVON FRANK WERNER weg. Insgesamt ist Deutschland

zu einem Drittel, Niedersach-sen zu einem Viertel seiner Flä-che bewaldet. Doch Wald istnicht gleich Wald. Es gibt di-verse Besitzstände (fast dieHälfte der Fläche ist in privatenHänden) und vor allem unter-schiedliche Waldarten. Die imWeserbergland verbreitetenMischwälder unterscheidensich von Nadelwäldern, Berg-wälder von Auenwäldern, undder alles dominierende Wirt-schaftswald ist etwas anderesals der seiner natürlichen Ent-wicklung überlassene Natur-wald oder der gänzlich unbe-rührte Urwald, den es inDeutschland in Reinform nichtmehr gibt. Was auch daran liegt, dassimmer mehr Menschen die Ru-he des Waldes suchen, die des-halb umso schwieriger zu fin-

den ist. Lust auf denWald hatten dieMenschen aber kei-neswegs immer. AlsNaherholungszieletablierte sich derWald erst im 19.Jahrhundert, nach-dem sich sein Imagefundamental ge-wandelt hatte: Ausdem dunklen,

furchteinflößenden Ort, in demschauderhafte Gestalten hau-sen, erwuchs eine idyllische Ge-genwelt zur entstehenden In-dustriegesellschaft, die denstressgeplagten Stadtbewoh-nern Stille und Abgeschieden-heit versprach. An diesem Bild einer heilen,unverfälschten Natur hat sichin seinen Grundzügen bis heutenichts geändert, außer dass derSonntagsspaziergänger inzwi-schen von Trekking-Enthusias-ten, Crossläufern und Moun-tainbikern überholt wird. DerWald, der sich angesichts des„Waldsterbens“ vor 30 Jahrenerstaunlicher Gesundheit er-freut, entwickelt sich zusehendszum Freizeit- und Erlebnispark,das traditionelle Waldgasthausweicht dem Baumhotel mit in-tegriertem Klettergarten undBaumwipfelpfad. Als Goetheim Winter 1777 den HarzerBrocken bestieg, trugen sichüber das gesamte Jahr gerademal 421 Besucher ins Brocken-buch ein. Heute liegt die Zahlbei rund einer Million im Jahr.Der Wald ist längst kein einsa-mer Ort mehr. Etwas allerdings ist geblieben

von der alten Unheimlichkeit.Allein in den Wald zu gehen,gilt manchem Großstädter im-mer noch als Wagnis. Und inunseren Märchen lebt das Bildeines Waldes fort, in dem He-xen und Räuber ihr Unwesentreiben, während die Heldenaus dem Dunkel herausfindenmüssen. Ohne vom „bösenWolf“ verspeist zu werden –noch so ein altes Bild, das inden dauererregten Debattenum die Rückkehr des Wolfesgerade eine Renaissance erlebt. Auch politisch ist der Waldkein unberührtes Terrain. Im

19. Jahrhundert avancierte ernicht nur zum Inbegriff heilerNatur, sondern auch zum nati-onalen Symbol der Deutschen.Die junge Nationalbewegungverschrieb sich dem Wald alsOrt, an dem die Nation im My-thos der „Hermannsschlacht“geboren wurde. Im Kaiserreichwurden nationale Denkmälerbevorzugt im Wald errichtet,Orden und Hoheitszeichenschmückte das „Eichenlaub“,das Blatt des deutschesten allerBäume. Der Wald stand für ei-nen ursprünglichen, kraftvollenNationalcharakter, der im Ge-

gensatz zu den Franzosen oderEngländern noch nicht den Be-quemlichkeiten der Zivilisationanheimgefallen war. Wer den Wald auf eine bloßeAnsammlung von Bäumen re-duziert, springt also viel zukurz. Der Wald hat viel mehrzu bieten. In unserer heute be-ginnenden Serie gehen wir aufEntdeckungsreise: Die Natur,die Menschen, der Wirtschafts-faktor, die Geheimnisse – alldas kommt zur Sprache. Seiensie gespannt! Der Wald stecktvoller Überraschungen.

� SEITE 12/13

WALD

UN ERS

Gehen Sie mituns in denWald! Nicht nurin den Blätter-wald unsererZeitung: ImRahmen derSerie bietenwir auch eineReihe von Ver-anstaltungenzum Thema an(siehe Info-Boxunten). Dana

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UMWELT

Seite 16 Donnerstag, 21. Mai 2015HINTERGRUND

Oder warum man die Zeitung auch mal quer einreißen sollte

n der Ausgabe der heutigenDewezet, könnte – rein theo-

retisch – eine Dewezet von vorfünf Wochen stecken. Denn dasPapier, auf das die Zeitung ge-druckt wird, ist aufbereitetesAltpapier. „Ein extra Baumwird für uns nicht gefällt“, sagtCarsten Wilkesmann, Leiter derDruckerei in Hottenbergsfeld.Die Dewezet wird ausschließ-lich auf aufbereiteten Altpapiergedruckt. Dennoch: Der riesigePapierberg, der in Deutschlandverbraucht wird, braucht nunmal auch Nachschub. Papierfa-sern können nicht unendlichoft wiederverwertet werden,brechen, gehen auch mal kaputtoder verloren. Irgendwannkommt also natürlich auchFrischholz in diesen Kreislauf. Um zu erklären, wie vielHolz, wie viel Baum, in einerAusgabe der Dewezet steckt,muss man allerdings zunächstden Prozess der Papierherstel-lung nachvollziehen. Verein-facht erklärt: Um aus Holz Pa-pier zu machen, müssen die ge-schälten Stämme in einer ArtHäcksler zerkleinert werden.Die einzelnen Holzfasern, diedabei entstehen, werden dannmit Wasser zu einem Brei ge-mischt. Wird diesem das Was-ser wieder entzogen und die Fa-sern in Form gepresst, enstehtPapier. Für die industrielle Ver-wendung wird der Holz-Breiauf schier unendlichen Bahnengetrocknet und dann auf eineRolle gewickelt, die im Druck-zentrum zum Einsatz kommt.Altpapier wird auf ähnlicheWeise produziert. „Jede Holz-Faser kann bis zusechsmal recycelt werden“,weiß Wilkesmann. Die Faserneiner Zeitung können ganzleicht sichtbar gemacht werden.Wilkesmann erklärt: „Reißtman der Länge nach ein Stückaus der Zeitung heraus, entstehtein relativ gerader Schnitt.Denn man reißt mit der Rich-tung der kleinen Fasern. Reißtman jedoch die Zeitung querein, werden beim genauen Hin-sehen einzelne kleine Zackensichtbar.“ Diese Zacken sind dieHolzfasern. Die Dewezet ist auf reinemAltpapier gedruckt – wirklichefrische Fasern sind nicht ent-halten. Um genau zu sein: Essind nur Fasern von Papier ent-halten, die bereits ein-, zwei-,drei-, vier-, fünf- und sechsmalrecycelt wurden. Bei einerdurchschnittlichen Wochen-ausgabe mit 32 Seiten und 108Gramm sind also jeweils 18Gramm der verschieden oft re-cycelten Fasern enthalten. AmBeispiel der einfach recyceltenFasern: Bei einer verkauftenAuflage von 30 500 Exemplaren(zusammen mit den PyrmonterNachrichtenund der Neben-ausgabe Boden-werder der De-wezet) sind dasrund 549 000Gramm. Dassind umgerech-net rund 549Kilo einfach re-cycelte Fasern. Für die Her-stellung vonZeitungspapiereignen sichnicht alle Höl-zer. „Nadelbäu-me sind bessergeeignet alsLaubbäume“, weiß Wilkes-mann. Für die Herstellung wer-den meist Fichte, Lärche, Tan-ne oder Kiefer verwendet. Einedurchschnittliche Fichte wiegtwaldfrisch 750 bis 850 Kilo-gramm pro Festmeter. Getrock-

IVON SVENJA-A. MÖLLER

Wie viel Wald steckt in einer Dewezet?

net sind dasnoch etwa480 Kilo-gramm pro

Kubikmeter. Die 18 Grammeinfach recycelte Fasern, die ineiner Dewezet verarbeitet wer-den, entsprechen damit ledig-lich 0,00375 Prozent der ge-trockneten Fichte. Für eineAusgabe muss also kein Baum

gefällt werden, für die gesamteProduktion fällt hochgerechnetnatürlich irgendwann auch malein Baum. Denn auch die recy-celten Fasern waren irgend-wann einmal Frischholz unddamit ein Baum. In der Woche werden in derDruckerei in Hottenbergsfeldrund 75 Tonnen Papier ver-braucht. „Fast jeden Tag

kommt ein Lkw und bringt Pa-pier. Pro Ladung sind das so 22bis 23 Tonnen“, weiß der Be-triebsleiter. Jährlich werden inder Druckerei rund 4000 Ton-nen Papier verbraucht. Dassind laut Wilkesmann rund4750 Tonnen Altpapier, also100 Güterwaggons voll Altpa-pier. Papier, dass im Druckzen-trum nicht mehr verwendet

wird – Reststücke auf den Pa-pierrollen oder fehlerhafte Ex-emplare – werden in einem10-Tonnen-Container gesam-melt und an ein Dämmstoff-werk im Harz weitergeleitet.Auch das Altpapier der Dewe-zet wird also wiederverwendetund nicht einfach entsorgt. Das Altpapier, das für dieDewezet verwendet wird, erhält

die Druckerei von drei Liefe-ranten. Dabei haben zwei ihrenSitz in Deutschland, ein Liefe-rant kommt ursprünglich ausSkandinavien. Ohnehin kämeviel Papier aus den nordischenLändern, so Wilkesmann.„Dort gibt es einfach noch ge-nug Frischholz“, erklärt Wil-kesmann. Ebenso würde in die-sen Ländern noch heute weni-ger recyceltes Papier für denDruck verwendet werden. Da-mit klärt Wilkesmann auch denTrugschluss, dass besondershelles Papier viele frische Fa-sern enthält, auf. „Papier ist im-mer grau. Das liegt an demStoff Lignin. Das skandinavi-sche Papier enthält zum Bei-spiel zu einem Großteil Frisch-fasern, ist aber auch grau“, soWilkesmann. Lignin oder auch Lignine istein farbloser, fester Stoff, derneben der Zellulose wichtigsterBestandteil des Holzes ist undfür die Verholzung von Pflan-zen verantwortlich ist. Ebensoist der Stoff verantwortlich fürdie Vergrauung der Zeitung. Jeweniger Lignin ein Zeitungspa-pier enthält, desto länger hältdie Zeitung. Lignin ist sehr festbis spröde und hell- bis dunkel-braun gefärbt. Zudem wirdUV-Licht von dem Stoff fastvollständig absorbiert. Weiter-hin sind Lignine hydrophob –also nicht wasserlöslich. Damitsind sie biologisch und auchchemisch schwerer abbaubarals andere natürliche Stoffe. Pa-pier, egal, ob mit 100 ProzentFrischfaseranteil oder 10 Pro-zent Frischfaseranteil, ist im-mer bräunlich verfärbt. „Um esweiß zu bekommen, muss mandie Fasern entweder öfter wa-schen oder chemisch behan-deln. Man kann zum BeispielKreide darüberlegen“, erklärtWilkesmann den Prozess. Und:„Natürlich wollen viele Herstel-ler ihr Papier immer heller ha-ben. Dabei muss man aber auchimmer den Aufwand und denNutzen bedenken.“ Wird eineFaser länger und intensiver ge-waschen, muss dafür auchmehr Energie verwendet wer-den, was wiederum zu einemhöheren Energieverbrauchführt. Früher, so weiß Wilkesmann,sei in Deutschland nur wenigAltpapier für die Herstellungvon Zeitungspapier verwendetworden. „Anfang bis Mitte der90er setzte sich Greenpeacedann dafür ein, das Chlorblei-chen zu stoppen und allgemeinmehr Altpapier zu nutzen.“ ImLaufe der Jahre seien dann vielePapierfabriken gebaut worden– vorwiegend in Ostdeutsch-land. „Die befinden sich meistin Ballungsräumen wie Leipzigoder Berlin. Denn für die Her-stellung benötigt man viel Was-ser und eben das Altpapier.“Das kann schnell und einfachaus den nahegelegenen Groß-städten angeliefert werden. Übrigens kann der Lauf vonHolz und Papier auch umge-dreht werden. Zusammen miteinem niederländischen De-sign-Label hat die Niederlände-rin Mieke Meijer ein Verfahrenentwickelt, mit dem aus Altpa-pier ein Stoff entwickelt werdenkann, der dem natürlichenHolz in vielerlei Hinsicht ähn-lich ist. Für das sogenannteNewspaperWood – Zeitungs-holz – werden alte Zeitungenfest aufgerollt und die einzel-nen Lagen mit einem speziellenLeim verklebt. So entstehtSchicht für Schicht eine ArtBaumstamm. Aus diesem kön-nen dann Bretter gesägt wer-den. Das Design-Label hat be-reits erste Prototypen wie Mö-bel und Schmuck mit dem Pa-pier-Holz hergestellt.

Für jede Ausgabe der Dewezet wird natürlich auch frisches Holz benötigt. Der Großteil jedoch ist Altpapier. Dana

WALD

UN ERS

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UMWELT

Florian Rußler, Telefon: 0171/626 3042, E-Mail: [email protected]

Der grüne Fußabdruck

Die Volontäre wollen ermitteln, wie grün Deutschland wirklich ist. Sie recherchieren, wie die

Menschen in der Region ökologisch wohnen, essen, trinken und sich umweltbewusst kleiden.

Auch die eigene Zunft sparen sie nicht aus, untersuchen, wie nachhaltig Journalismus ist.

Überall sprießen Bio-Supermärkte aus

dem Boden, immer mehr Leute essen

vegan, und aus der Steckdose fließt auf

Wunsch Öko-Strom. Die Themen Um-

weltbewusstsein und Nachhaltigkeit sind

allgegenwärtig. Deshalb wollten wir, die

Volontäre der Augsburger Allgemeinen

2014/2015, uns ansehen, wie grün

Deutschland wirklich ist. Wir wollten er-

fahren, wie man ökologisch wohnt, isst,

trinkt und sich umweltbewusst kleidet.

Irgendwann fragten wir uns, wie öko-

logisch unsere eigene Arbeit eigentlich

ist. Unsere Recherchen führten uns nach

München, Neu-Ulm, ins Allgäu und sogar

nach Unterfranken. Wir schrieben Un-

mengen an Papier voll und arbeiteten

stundenlang am Computer. Kann guter

Journalismus überhaupt nachhaltig sein?

Wir beschlossen, für jeden Artikel einen

ökologischen Fußabdruck zu erstellen.

Da sich das als sehr kompliziert her-

ausstellte, entwickelten wir eine eigene

Skala. Wir zählten, wie viel Blatt Papier

wir vollschrieben oder ausdruckten. Wir

stoppten, wie lange unsere Computer

liefen, und rechneten aus, wie viele

Kilowattstunden sie dabei verbrauch-

ten. Wir ermittelten auch, wie hoch der

C02-Ausstoß auf unseren Dienstfahrten

war. ln jeder Kategorie konnte man ei-

nen (umweltschonend) bis fünf Punkte

(ressourcenzehrend) sammeln. So hat

László Dobos beispielsweise für seinen

Artikel per Telefon recherchiert und da-

her kein Gramm C02 produziert. Zudem

verbrauchte er wenig Papier. Nur sein

Computer lief verhältnismäßig lange.

Deshalb erhielt er insgesamt fünf von

15 Punkten. Diesen Fußabdruck haben

wir für jeden Artikel zu „Grünes Leben”

erstellt und als Grafiken angehängt. Ne-

ben unseren Printartikeln (siehe Anhang)

haben wir ein Online-Dossier erstellt,

Videos gedreht (Verkehrsmitteltest),

ein Quiz entwickelt und per Scribble-

Live konnte jeder Leser verfolgen, wie

unsere Schwerpunktausgabe entsteht.

Unter #GruenesLeben haben wir unsere

Schwerpunktausgabe auch in den sozia-

len Netzwerken bei Facebook und Twitter

gespielt.

Florian Rußler

Wie ökologisch arbeiten Journalisten?

Noch Fragen?

Augsburger Allgemeine. . .U N A B H Ä N G I G E Ü B E R P A R T E I L I C H E T A G E S Z E I T U N G

www.augsburger-allgemeine.deSAMSTAG/SONNTAG, 7./8. NOVEMBER 2015 AUSGABE AS | NR. 257 | 71./164. JAHRGANG PREIS ¤ 2,00

Schauer, 16 GradNach etwas Regen

nur zum Teil noch SonneWetter

Eiskalt und viel geliebtFrankreichs Superstar Alain Delon

feiert 80. GeburtstagFeuilleton

Ein bitterer FallWolfgang Niersbachs Zukunftals DFB-Präsident ist ungewiss

Sport

EineSchwerpunkt-Ausgabe

unserer jungen Kollegenrund um die Themen

Bio, Nachhaltigkeit undUmweltschutz

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Schaden für dasAirport-Image

Immer wenn man denkt, jetzt gehtes aufwärts für den Flughafen in

Memmingerberg, kommt die nächs-te schlechte Nachricht. Das Ausder Fluglinie Intersky, die das All-gäu auf direktem Weg mit Berlin,Hamburg und Köln verbunden hat,passt auch in diese Reihe – kurznachdem der Flughafen verkündethatte, dass das Unternehmen beiden Passagierzahlen wieder im Auf-wärtstrend ist.

Für das Ende von Intersky istnicht der Allgäu-Airport verant-wortlich. Im Gegenteil, die Allgäuerleiden nun wie eine Reihe andererFlughäfen darunter, dass die Flug-gesellschaft wirtschaftlich abge-stürzt ist. Den Bodensee-Airport inFriedrichshafen trifft das deutlichhärter, dort brechen fast 20 Prozentder Passagiere weg.

Das Aus für Intersky hat im All-gäu nur geringe wirtschaftlicheAuswirkungen – 21000 von 860000Passagieren hatte die Gesellschafttransportiert. Was schwerer wiegt,ist der Imageschaden, denn wiedereinmal waren die mit viel Mühe auf-gebauten innerdeutschen Verbin-dungen von Memmingerberg ausnicht von Dauer. Es scheint so, alsmüssten sich die Regionalflughäfenaus diesem Segment komplett ver-abschieden: Innerhalb Deutschlandsfunktioniert der Punkt-zu-Punkt-Verkehr kaum. Da lohnen sichallenfalls die Zubringer zu dengroßen Drehkreuzen.

KommentarVON ULI HAGEMEIER

»[email protected]

gen kommt jedoch zu einem un-günstigen Zeitpunkt für den Flug-hafen: Am 22. November entschei-den die Wähler in Memmingen undim Landkreis Unterallgäu in zweiBürgerbegehren indirekt über dieZukunft des Airports. Formal gehtes um die Frage, ob Stadt und Kreisgemeinsam mit anderen KommunenGrundstücke auf dem Flughafenge-lände kaufen und so die Betreiber-gesellschaft finanziell stützen kön-nen. Dieses Engagement hatte derFreistaat zur Voraussetzung für eineLandesförderung in Höhe von zwölfMillionen Euro gemacht. Mit die-sem Geld soll die Start-und-Lande-Bahn ausgebaut werden. Sagen dieWähler Nein zum Engagement derKommunen, ist auch die Förderungdurch das Land in Gefahr – und da-mit die Entwicklung des Airports.

Den Flughafen Friedrichshafentrifft das Aus für Intersky hart, denndie Airline war mit 115000 Passa-gieren jährlich die wichtigste Regio-nalfluggesellschaft am Bodensee-Airport. Das entspricht nach Anga-ben des Flughafen-Managementsfast 20 Prozent der Gesamtpassa-gierzahl. »Kommentar

Flüge überrascht. Am Donnerstag-abend war es Menschen ähnlich er-gangen, die von Düsseldorf, Ham-burg und Berlin nach Friedrichsha-fen wollten. Die meisten Fluggäste,die gestern ab Memmingerberg ge-bucht hatten, waren offenbar vorherper Mail informiert worden und garnicht erst zum Airport gekommen.

In einer Stellungnahme des All-gäu-Airports heißt es, das Jahreszielvon 860000 Passagieren werde er-reicht – trotz der Einstellung für dieStrecken nach Hamburg, Berlin undKöln. Seit der Aufnahme der Ver-bindungen im März (Köln seit Ok-tober) wurden 21000 Passagiere ge-zählt. Das Aus für die Verbindun-

fens Friedrichshafen hatte die Lea-singgesellschaft der Intersky-Ma-schinen am Donnerstag vier Flug-zeuge beschlagnahmt, weil Ratennicht bezahlt worden seien.

Nach Angaben der österrei-chischen Internetseite vol.at hat In-tersky Schulden in Millionenhöhe.Das Verkehrsministerium hatte mitdem Entzug der Fluglizenz gedroht,falls das Unternehmen nicht seine fi-nanzielle Leistungsfähigkeit bewei-se. Noch habe Intersky diese Lizenzaber, sagte ein Ministeriumsspre-cher gestern.

Am Freitag standen Passagiere inBerlin ratlos vor den Anzeigetafeln,sie wurden von der Absage ihrer

VON ULI HAGEMEIER

Memmingerberg Schlechte Nach-richten für den Allgäu-Airport inMemmingerberg: Die Fluglinie In-tersky hat ihren Betrieb eingestellt.Die für gestern geplanten Flügenach Hamburg, Berlin und Köln-Bonn wurden abgesagt. Auch die fürdie nächsten Tage geplanten Ver-bindungen sind gestrichen. Für denAirport bedeutet das ein Ende derinnerdeutschen Verbindungen.

Intersky werde am Montag einInsolvenzverfahren beantragen,teilte das österreichische Unterneh-men mit. Das Unternehmen sei „fi-nanziell angeschlagen“, Verhand-lungen mit potenziellen Investorenhätten „leider zu keinem positivenErgebnis geführt. Die Flieger blei-ben ab sofort vorübergehend amBoden.“ Über eine mögliche Fort-führung des Flugbetriebs müsse derInsolvenzverwalter entscheiden.

Passagiere, die bereits Tickets fürabgesagte Flüge bezahlt hätten,müssten sich ab Montag an dasLandgericht Feldkirch (Vorarlberg)wenden, teilte Intersky auf Nachfra-ge mit. Nach Angaben des Flugha-

Rückschlag für den Allgäu-AirportFlughafen Die Fluglinie Intersky stellt wegen Insolvenz alle innerdeutschen Verbindungen ein.Passagiere werden vom Aus überrascht. Warum es zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommt

Berlin Geschäftsmäßige Sterbehilfewird in Deutschland verboten. Nacheiner eindringlichen Debatte setztesich im Bundestag am Freitag einentsprechender Gesetzentwurf ge-gen heftige Kritik durch. Vereineoder Einzelpersonen dürfen dem-nach künftig keine Beihilfe zum Sui-zid als Dienstleistung anbieten.

Der Abstimmung ohne Frakti-onszwang war eine einjährige Mei-nungsbildung über die heikle Ge-wissensfrage in Parlament und Öf-fentlichkeit vorausgegangen. Mit ei-nem neuen Straftatbestand drohenkünftig bis zu drei Jahre Haft, wennetwa einem unheilbar Krebskrankengeschäftsmäßig ein tödliches Medi-kament gewährt wird. Kritiker hat-ten vor einer Kriminalisierung vonÄrzten und einer Einschränkung desSelbstbestimmungsrechts der Be-troffenen gewarnt. Dennoch erhieltder Verbotsantrag 360 von 602 ab-gegebenen Stimmen. (dpa)

Mehr zum Thema Sterbehilfe le-sen Sie in der Politik. Im Wochenend-Journal berichten wir über fünf eh-renamtliche Hospizhelfer.

Geschäft mitdem Sterbenwird verbotenDeutliche Mehrheit

im Bundestag

Dichten ist wieder inPoetry Slam Augsburg ist gerade deutsche Hauptstadt der Saal-Poeten

VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Augsburg Über das Verhältnis vonJugend und Sprache ist schon vielgeschrieben worden. Viel Warnen-des und Pessimistisches vor allem.Hoffnung darauf, dass die schlimms-ten Befürchtungen doch übertriebensein könnten, nährt nun eine Veran-staltung in der Brechtstadt Augs-burg. Dort steigt heute ab 20 Uhrdas Finale der deutschsprachigenPoetry-Slam-Meisterschaften.

Ein Poetry Slam ist eine ArtWettkampf von Autoren. Seine Re-geln sind einfach, die Vielfalt derBeiträge dafür umso größer: Es gibteinen Einzel- und einen Teamwett-bewerb. Fünf Minuten hat jeder

Teilnehmer oder jedes Team, umeinen selbst geschriebenen Textvorzutragen. Hilfsmittel sind verbo-ten, dafür sind fast alle Arten desAusdrucks erlaubt. Gedichte, Kurz-geschichten, Performances; gespro-chen, gereimt, gerappt…

Poetry Slams erfreuen sich seitden 90er Jahren stetig wachsenderBeliebtheit. Die Meister-schaften in Augs-burg haben in denvergangenen vierTagen mehrmalsdas Kongresszen-trum, in dem heuteauch das Finale statt-findet, und mehrere klei-ne Bühnen der Stadt ge-

füllt. Und die gut 200 Teilnehmerwie auch das Publikum sind in gro-ßer Mehrzahl Jugendliche und jungeErwachsene. Die besten „Slammer“können von ihrer Kunst leben. Aberder wahre Lohn der Poeten sindRuhm und der Applaus des Publi-kums. Das wählt auch die neuenMeister: Sieben zufällig aus allen

Zuhörern ausgewählte Ju-roren verteilen

Punkte an dieKandidaten. UndBrecht? Wirdnicht rezitiert.

Aber es hätte ihmwohl gefallen.

O TV Der BR zeigt heute ab21.55 Uhr HighlightsFoto: Ulrich Wagner

Flugschreiber stütztAnschlags-Verdacht

Moskau Die Anzeichen, dass es sichbei dem in Ägypten abgestürztenrussischen Flugzeug um einen An-schlag gehandelt hat, verdichtensich. Die Auswertung der Black Boxder Unglücksmaschine (224 Tote)stützt nach Angaben aus Ermittler-kreisen diesen Verdacht. Die Datendes Flugdatenschreibers deutetenauf einen „brutalen, plötzlichen“Absturz des Airbus am vergangenenSamstag hin, hieß es gestern.

Der russische Präsident WladimirPutin hat inzwischen die Ausset-zung aller Flüge von Russland nachÄgypten angeordnet.

Mehr über die Situation in Ägyp-ten lesen Sie in der Politik. Dort fin-den Sie auch ein Interview mit demTerror-Experten Jürgen Todenhö-fer. (afp, dpa, AZ)

Asyl: Innenministerverärgert SPD

Berlin Einen Tag nach der Präsenta-tion der Asylpläne von Union undSPD hat Bundesinnenminister Tho-mas de Maizière mit seiner Idee fürneuen Ärger gesorgt, Syrern in Zu-kunft einen geringeren Schutzstatuszu gewähren. Der CDU-Politikerwill Menschen aus dem Bürger-kriegsland künftig nur noch einenAufenthalt auf Zeit ermöglichen undden Familiennachzug verbieten. AmFreitagabend sprach de Maizièrenur noch davon, dass es in der Ko-alition Gesprächsbedarf gebe. DieSPD hat bereits entschiedenen Wi-derstand angekündigt.

Mit dem ausgehandelten Asyl-Kompromiss der schwarz-rotenKoalition zeigte sich Bayerns Minis-terpräsident Horst Seehofer zufrie-den. (dpa) »Leitartikel und Politik

● Der Umsatz lag im Vorjahr bei 35Millionen Euro.● Finanzielle Schwierigkeiten wur-den 2011 bekannt. Im September2015 hieß es, die Fluglinie stehe zumVerkauf. Zuletzt bestand die Flottenur noch aus einer eigenen Maschine,die anderen waren geleast. (mun)

● Gegründet wurde die Fluglinie mitSitz in Bregenz 2001.● 150 Mitarbeiter waren bisher fürdas Unternehmen tätig. Die Airlinehat ihren Sitz in Bregenz, Friedrichsha-fen ist der Heimatflughafen.● 20 Ziele in zehn Ländern wurdenbis zuletzt angeflogen.

Die Fluggesellschaft Intersky

Auf dem Weg zur Radstadt

Gute Aussichten für Radler: Nochdieses Jahr wird die Engstelle un-ter der Luitpoldbrücke beseitigt. Inder Jakobervorstadt wird ein ge-fährlicher Abschnitt entschärft.

Blickpunkt Lokales

Auf einen Blick

Redaktion

Politik 4–8Rätsel/Sudoku 20Roman 12Sport 25–28Sport regional 29–30Wetter 12Wirtschaft 8–11

Augsburg 36–48Bayern 13–16Fernsehen V20Feuilleton 21Feuilleton regio. 42–43Hilfe in Notfällen 40Panorama 19–20

Anzeigen

Kunsthandel V28Mietmarkt V24–V25Reisemarkt 17Tiermarkt V19Traueranzeigen 33–36Unterricht 17Veranstaltungen 22–24Verkäufe/Kaufges. ab V26Verschiedenes 32

Ausschreibungen 17Baumarkt 32Bekanntschaften ab V13Geldmarkt V13Geschäftsverbind. V13Immo-Börse V21–V23Job-Börse V7–V12Kino 22Kfz-Börse V15–V19

Kontakt

Redaktion Tel. (08 21) 777- 0Fax (08 21) [email protected]

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UMWELT

2 NUMMER 257 SAMSTAG, 7. NOVEMBER 2015

Meinung & Dialog

Die Hauptsache Zeichnung: Sakurai

Leserbriefe

Zuschriften schicken Sie bitte an:

Augsburger AllgemeineBriefe an die ZeitungPostfach: 86133 Augsburg

Fax: 0821/777-2115E-Mail: [email protected]

Geben Sie bei Ihren Zuschriften den Artikel

an, auf den Sie sich beziehen, und Ihre

vollständige Adresse. Haben Sie bitte Ver-

ständnis dafür, dass wir nicht jede Zu-

schrift veröffentlichen können und dass wir

uns Kürzungen vorbehalten müssen.

Wie grün sind wir wirklich?aiVolo-Schwerbunkt Zwölf Nachwuchsjournalisten der Redaktion haben sichGedanken darüber gemacht. Dabei betrachteten sie auch ihre eigene Arbeit

Überall sprießen Bio-Super-märkte aus dem Boden, im-mer mehr Leute essen vegan

und aus der Steckdose fließt aufWunsch Öko-Strom. Die ThemenUmweltbewusstsein und Nachhal-tigkeit sind allgegenwärtig. Deshalbwollten wir, die Volontäre der Augs-

burger Allgemeinen (so heißen die„Azubis“ in der Redaktion), uns an-sehen, wie grün Deutschland wirk-lich ist.

Wir wollten erfahren, wie manökologisch wohnt, isst, trinkt undsich umweltbewusst kleidet. Ir-gendwann fragten wir uns, wie öko-logisch unsere eigene Arbeit eigent-lich ist. Unsere Recherchen führtenuns nach München, Neu-Ulm, insAllgäu und sogar nach Unterfran-ken. Wir schrieben Unmengen anPapier voll und arbeiteten stunden-lang am Computer. Kann guterJournalismus überhaupt nachhaltig

sein? Wir beschlossen, für jeden Ar-tikel einen ökologischen Fußab-druck zu erstellen. Da sich das alssehr kompliziert herausstellte, ent-wickelten wir eine eigene Skala. Wirzählten, wie viel Blatt Papier wirvollschrieben oder ausdruckten.Wir stoppten, wie lange unsereComputer liefen, und rechneten aus,

wie viele Kilowattstunden sie dabeiverbrauchten. Wir ermittelten auch,wie hoch der CO2-Ausstoß auf unse-ren Dienstfahrten war. In jeder Ka-tegorie konnte man einen (umwelt-schonend) bis fünf Punkte (ressour-cenzehrend) sammeln. So hat LászlóDobos für seinen Artikel auf Capitoper Telefon recherchiert und daher

kein Gramm CO2 produziert. Zu-dem verbrauchte er wenig Papier.Nur sein Computer lief verhältnis-mäßig lange. Deshalb erhielt er ins-gesamt fünf von 15 Punkten. Alleunsere Artikel und Öko-Bilanzenfinden Sie in dieser Zeitung unterdem Schlagwort „Grünes Leben“.

Ihre Zeitungs-Volontäre

Diese zwölf Volontäre haben recherchiert, wie grün das Leben

in Deutschland ist. Foto: Ulrich Wagner

Es bleibt bei MerkelsPolitik der offenen Grenzen

Leitartikel Die Große Koalition versucht, die Masseneinwanderung besser zu steuern.Aber sie gibt keine Antwort auf die drängender werdende Frage nach einer Begrenzung

VON WALTER ROLLER

[email protected]

Nach wochenlangem hartenStreit hat sich die GroßeKoalition auf weitere Maß-

nahmen im Kampf gegen dieFlüchtlingskrise verständigt. Manist also handlungsfähig und ver-sucht gemeinsam, den AnsturmHunderttausender besser zu steu-ern. Das ist eine gute Nachricht. AmKern des Problems jedoch, demanhaltend starken und unkontrol-lierten Zustrom von Flüchtlingenaus den muslimischen Krisenregio-nen, ändert dieser mit Hängen undWürgen erreichte Beschluss nichts.

Die Masseneinwanderung gehtungehindert weiter. Bis zum Endedes Jahres wird über eine MillionMenschen die offenen deutschenGrenzen passieren; 2016 und 2017ist mit ähnlich hohen Zahlen zurechnen. Spätestens dann dürfte so-gar dem überzeugtesten Anhängerder „Willkommenskultur“ klar

werden, dass auch die Aufnahme-fähigkeit Deutschlands begrenzt ist.Noch gelingt es, Aufnahme undVersorgung der Neuankömmlingemit einer gewaltigen Kraftanstren-gung zu gewährleisten. Auf Dauerhingegen wird Deutschland nichtjedem, der Einlass begehrt, die Tü-ren öffnen können. Nicht nur we-gen der immensen Kosten und derRisiken für den inneren Zusam-menhalt. Nicht nur, weil der Staatdie Kontrolle über sein Gebiet zu-rückgewinnen muss. Die Begren-zung und Steuerung der Zuwande-rung ist die Voraussetzung dafür,dass die Eingliederung der Men-schen gelingt und dieser historischeProzess dem Land am Ende zumVorteil gereicht. Nur: Auf die Fra-ge, wie dies zu schaffen ist und wasauf Deutschland noch zukommt, hatdie Koalition keine überzeugendeAntwort. Es gibt keinen Plan, derüber den Versuch eines verbesser-ten Krisenmanagements hinausgin-ge. Die Regierung bleibt alles in al-lem auf jenem Kurs, den die Kanzle-rin eingeschlagen hat. Merkels ge-schichtsträchtige Sätze, wonach es„keine Obergrenze für Asyl“ gebe

und es „nicht in unserer Macht liegt,wie viele Menschen nach Deutsch-land kommen“, scheinen in Steingemeißelt.

Der CSU-Vorsitzende Seehoferhat etliche der nun beschlossenenMaßnahmen angeschoben. Dochsein Versuch, die Kanzlerin zu ei-nem Kurswechsel zu bewegen undihr ein weltweit beachtetes Signalfür die begrenzte Aufnahmefähig-

keit abzuringen, ist gescheitert.Transitzonen in Grenznähe hättengezeigt, dass es keinen automati-schen Anspruch auf Einreise gibt.Die SPD war nur zu „Aufnahme-zentren“ bereit, wie man sie schonlängst hätte einführen können. DieKoalition will die Asylverfahren be-schleunigen und abgelehnte Be-werber vom Balkan konsequent aus-weisen. Gut so. Die Frage ist nur,ob jetzt endlich die Umsetzung derBeschlüsse gelingt. Eine spürbare

Entspannung der Lage ist von alldem nicht zu erwarten. Deshalbwird der Friede in der Koalitionnicht von Dauer sein. Die Rissezwischen CSU und CDU, SPD undUnion sind nur zugekleistert. Dienötige Debatte darüber, in welchemAusmaß Zuwanderung erfolgenkann und soll, hat erst begonnen.

Alle Umfragen belegen, dass dieSorgen der Bevölkerung vor denFolgen einer unkontrollierten Mas-seneinwanderung wachsen undimmer mehr Bürger das Gefühl ha-ben, dass die Politik diese Krisenicht in den Griff bekommt. Diekleinteilige Beschlusslage der Ko-alition trägt nicht dazu bei, den dro-henden Vertrauensverlust zu ver-hindern. Die weit überwiegendeMehrheit der Deutschen ist zu hu-manitärer Hilfe bereit und weiß ge-nau, dass Deutschland Zuwande-rer gebrauchen kann und auf vieleJahre hinaus viele Menschen auf-nehmen muss. Aber sie will wissen,wohin die Reise gehen soll und wasdie Politik konkret tun will, um dieFlüchtlingszahlen zu reduzieren.Auf diese drängenden Fragen hatdie Politik keine Antwort.

Der Politik drohtein schwerer

Vertrauensverlust

Vernunft und Redlichkeit

Zum Leitartikel „Ohne die Kirchen könn-ten wir die Flüchtlingskrise nicht be-wältigen“ von Daniel Wirsching (Mei-nung & Dialog) vom 3. November:

Dank an Daniel Wirsching für dieseüberfällige Stellungnahme. Erweist so nebenbei auf ein Dilemmahin, das jeden von uns betrifft. Je-der Mensch, der nicht total abge-stumpft oder innerlich erkaltet ist,wird für Menschen in Not Mitleidund Mitgefühl aufbringen undversuchen zu helfen. Die Hilfsbe-reitschaft für ankommendeFlüchtlinge kommt aus dem Her-zen, sie ist emotional. Diese vonHerzen kommende Zuwendung zuanderen Menschen ist es ja, wasden Menschen ausmacht. Anderer-seits besitzt der Mensch auch einenVerstand. Und mein Verstand sagtmir, dass die Aushebelung desRechtsstaates, die mit der unkon-trollierten Zuwanderung begon-nen hat, unsere Gesellschaft in einChaos stürzen wird. Der bräunli-che Mob, der Häuser anzündet, ist janur die Spitze des Eisberges. DieSchere zwischen Arm und Reichdroht doch immer größer zu wer-den. Die schiere Menge der Ankom-menden wird unseren Sozialstaatzunehmend belasten, und das schürtdann auch zunehmend Ängste undFrust bis hin zur Wut. Es ist unred-lich, die Probleme kleinzureden,die Wahrheit zu verschweigen odermit dem Finger auf den anderen zuzeigen.

Also: Mit Vernunft und Redlich-keit! Nur so kann es gelingen.Hans P. Kettl, Kempten

Das ist gefährlich

Ebenfalls dazu:Die Kirchen, deren führende Köpfekeine demokratische Legitimationhaben, mischen sich in die Politikein. Das ist gefährlich. KardinalMarx, Vorsitzender der DeutschenBischofskonferenz, hat vor kurzemgeäußert, dass Geld bei der Bewälti-gung der Flüchtlingskrise keineRolle spielen dürfe. Geld spielt ebenschon eine bedeutende Rolle. Mankann den Euro nur einmal ausgeben.

Denn das Geld, das Staat undauch die Kirchen für Flüchtlingeausgeben, fehlt natürlich woanders.Wo bleibt die Hilfe für die unter-privilegierten und bildungsfernendeutschen Bürger? Werden alleMöglichkeiten ausgeschöpft, umHartz-IV-Empfängern wieder einwürdiges Leben zu gewährleistenund ihnen geeignete Arbeit zu ver-mitteln? Asylrecht für politisch Ver-folgte ja, aber nicht jeder Flücht-ling ist politisch verfolgt. Zu denKriegsflüchtlingen zählen welt-weit zig Millionen. Die kannDeutschland nicht alle aufnehmen.Genfer Konvention hin, GenferKonvention her, unsere Aufnah-mefähigkeit ist am Ende.Georg Biedermann, Günzburg

Nichts hinzuzufügen

Zum Leitartikel „Populisten gegen Gut-menschen? Schluss mit diesem Un-sinn!“ von Michael Stifter (Meinung &Dialog) vom 3. November:

Dem Leitartikel ist nichts hinzuzu-fügen – genauso sehen es sehr vielebesorgte Bürger.Sabine Müller, Leipheim

Pflicht, nach Hause zu gehen

Zur Berichterstattung über die Flücht-lingskrise allgemein:

So kann es nicht weitergehen. HerrSeehofer hat recht, wir können nurKriegsflüchtlinge aufnehmen, keineWirtschaftsflüchtlinge.

Wo sollen die vielen Menscheneinmal Arbeit finden? Was werdenunsere Kinder einmal dazu sagen?Außerdem, wenn der Krieg zuEnde ist, ist es die Pflicht der vielenjungen Männer, nach Hause zu ge-hen, um ihr Land wieder aufzubau-en, wie es bei uns die Deutschentun mussten, denn auch unser Landlag in Schutt und Asche.Maria Knöferle, Immenstadt

Engagierte jammern nicht

Ebenfalls dazu:Ich habe festgestellt, dass diejeni-

gen, die sich hineinknien, um denFlüchtlingen zu helfen, gar nichtjammern. Es ist nicht die Polizei,und es sind nicht Ehrenamtliche, esist nicht die engagierte – kirchlichoder nichtkirchlich – Jugend, diesich beklagen. Nein! Es sind dieanderen, die keine Last auf sich neh-men, welche ständig anklagen undsich unzufrieden über die Flüchtlin-ge äußern.Harald Probst, Aitrang

Fall für den Staatsanwalt

Zu „Klassenfahrt auf Staatskosten“ (Pa-norama) vom 6. November:

In meinen Augen ist das massivsteVeruntreuung von Fördermittelnsowohl durch die Schule als auchdurch die Jobcenter. Die Förder-mittel sind dafür gedacht, Kindersozial schlechter gestellter Famili-en nicht von Klassenfahrten auszu-schließen, und nicht, um einerganzen Klasse Förderberechtigtereine Klassenfahrt zu finanzieren,welche selbst besser betuchte Elternihren Kindern nicht so ohne Wei-teres finanzieren würden oderkönnten. Staatsanwalt, überneh-men Sie!Anton Hofmann, Biessenhofen

Welt der Leere

Zum Leitartikel „Darf die Politik vor-schreiben, wie man sterben soll – undwie nicht?“ von Martin Ferber (Meinung& Dialog) vom 5. November:

Herr Martin Ferber, Ihr Artikel umdie Pflege und das Sterben hat imGroßen und Ganzen meine Zustim-mung, wenn es um Menschen geht,die sich noch verständigen können.Gerade die Menschen in der Hos-piz- und Palliativversorgung leistenhervorragende Arbeit. Doch wiesteht es mit Menschen, die in eineranderen Welt leben (Demenz,Wachkoma), die sich nicht mehr zuihrer Person äußern können? Wa-rum darf ich nicht über mein Ster-ben selbst bestimmen? Mittels Pa-tientenverfügung konnte ich auchmein Sterben regeln, sodass ichnicht in einer Welt des Vergessensund der Leere leben muss.Eugen Domberger,Obergessertshausen

Rom – und Wolfsburg!

Zu „Im Zentrum des Verbrechens“ (Pa-norama) vom 5. November:

Der Prozess gegen die „Mafia Capi-tale“ richtet sich gegen die ortsüb-liche Wirtschaftskriminalität bzw.das „Organisierte Verbrechen“,gut so! Wir werden gespannt sein,ob sich im Falle „Castello delLupo“, also Wolfsburg, Entspre-chendes abspielen wird, denn das,was die dortigen Wirtschaftsführereinschließlich der verbundenenPolitiker – ist ja schließlich ein halb-staatlicher Betrieb! – aufgeführthaben, war kein „Kavaliersdelikt“,sondern fällt für mich unter dieRubrik „Organisiertes Verbrechen“und sollte als solches geahndetwerden.Horst Schmaltz, Lindenberg

Lebensrecht des Schweins

Zu „Keine Angst vor der Bratwurst“(Wirtschaft) vom 28. Oktober und demLeserbrief „Keine Angst vor der Wurst“vom 4. November:

Das Schwein sollte Ihnen bekanntsein und nicht der Metzger. Tötenist des Metzgers Job, aber was bzw.wen tötet er da? Ein Lebewesen,das Leben möchte und nicht mildgewürzt auf Ihrem Teller landenwill. Jedes Lebewesen hat ein Ge-burtsrecht auf Leben, jedoch wirddieses Lebensrecht von uns Men-schen verwehrt aus Egoismus.Birgit Zielauf, Kissing

20 NUMMER 257 SAMSTAG, 7. NOVEMBER 2015

Panorama

prozess von der Roh-faser bis zum Verpackendes Produkts.

I Finde das Öko-Teil!Testen Sie, ob Sie den Un-terschied erkennen unteraugsburger-allgemei-ne.de/nachhaltigkeit

Laut „GOTS-Working-Group“ erhaltennur die Händler diese Zertifizierung,die sich an diese Kriterien halten:● Mindestens 70 Prozent des Klei-dungsstücks sollen aus biologischerzeugten Naturfasern bestehen.● Als Grundlage dient die EU-Bio-Verordnung.● Betrachtet wird der Produktions-

GOTS – Global Organic Textile Standard

Aber woher weiß man nun, wieviel man auf ein Bio-Kennzeichengeben darf? Die Textilexpertenscheinen sich darin einig zu sein,dass vor allem Bio-Aufdrucke grö-ßerer Ketten mit Vorsicht zu genie-ßen sind. „Wenn bio draufsteht,wurde nicht unbedingt nach fairenArbeitsbedingungen produziert“,sagt Verkäuferin Naumann.

Im kleinen Shop „Auryn Nature-fashion“ können Kunden bei einzel-nen Teilen nachverfolgen, woherdie Stücke kommen. Eine Widmungauf einem Pullover etwa zeigt: „Ma-rianne“ hat diesen Pulli aus Seideund Mohair gestrickt. Diese Nähezum Hersteller hat auch ihren Preis:220 Euro.

Doch was bieten die Öko-Klei-dungsstücke – abgesehen von einemguten Gewissen? Wer zum Beispielan einer Strickmütze riecht, wirdsofort merken, dass sie keinen auf-dringlichen Duft hat. Im Gegensatzzum unangenehmen Geruch vielerpreisgünstigerer Kleidungsstücke,die man noch nicht gewaschen hat.

schen hängt ein Parka mit kuscheli-gem Fellfutter. Kundin DanielaWeinhold schlüpft in die blaue Ja-cke: „Was ist denn das für ein Fell,wenn das ein veganer Laden ist?“,fragt sie. Mitarbeiterin Ute Nau-mann erklärt, dass die feinen Här-chen aus recycelten PET-Flaschengemacht wurden. Der Parka kostet330 Euro.

Im Schaufenster steht eine Hand-tasche. Sie wirkt edel. Auch die Ta-sche besteht aus recyceltem Kunst-stoff und Kunstleder. Ihr Preis: 90Euro.

Ist Plastik also ökologisch sinn-voller als Material aus der Natur?Nicht unbedingt. Der Verkäuferinzufolge achten viele ihrer Kundendarauf, welche Auswirkungen ihrKonsum auf die Umwelt hat. In die-sem Fall ist recyceltes Plastik durch-aus sinnvoll. Daniela Weinhold siehtdas nicht so. Sie trägt ungern Kunst-stoff. Wenn sie einkauft, greift siezur Bio-Baumwolle. „Bei der Her-stellung wird weniger Wasser ver-braucht“, erklärt sie.

schwarzes Leinenkleid, figurbetont,würde sich zum Beispiel auch füreine Hochzeit eignen. Und mit ei-nem Preis von hundert Euro ist esnicht teurer als andere Kleider. DieBlusen kosten im Vergleich mehr –weit über hundert Euro pro Stück.Doch das schreckt Kunden offenbarnicht ab, im Geschäft am Viktua-lienmarkt ist viel los.

Obwohl es Mode von schick bislässig gebe, habe man es schwer,sich ausschließlich mit zertifiziertenKlamotten einzukleiden, sagtSchmitt. Man müsse erst einmal dasPassende finden – und tiefer in dieTasche greifen. Ihr Tipp: „Wernicht so viel konsumiert, Kleidunglange trägt und aus zweiter Handkauft, tut auch was für die Um-welt.“ Tiefer in die Tasche greifen –damit hat die Expertin nicht un-recht. Dafür spricht schon derName des nächsten Shops: „Dear-goods“. „Dear“ heißt „lieb“, „teu-er“; „goods“ heißt „Waren“. DasSchaufenster ist dekoriert mit Zwei-gen und Streetart-Kunst, dazwi-

VON KATRIN FISCHER

UND CAROLIN OEFNER

München Wer an Öko-Mode denkt,hat ein Bild im Kopf: Walle-Walle-Kleidchen in Matschgrün. Dochstimmt dieser Eindruck noch? Ve-gan und Öko liegen voll im Trend –muss es da nicht mittlerweile einegroße Auswahl an Kleidung geben?Und was kostet nach Bio-Richtlini-en hergestellte Mode eigentlich?

In Augsburg kann man diesenFragen nur schwer nachgehen. Dortwirbt nur ein Laden damit, Bio-Kleidung zu verkaufen. In Münchenspielt „bewusstes Shoppen“ schoneine größere Rolle. Es gibt Kartenund Touristenführer, die von einemÖko-Shop zum nächsten leiten. Vie-le Läden sind im Glockenbachvier-tel, wo viele Cafés nur Sojamilchverwenden und Bio-Supermärktekeine Seltenheit sind. Obwohl derTrend in der Großstadt Einzug ge-halten habe, sei „Grünes Leben“ imBezug auf Kleidung schwierig, sagtVerena Schmitt vom UmweltinstitutMünchen. Der Begriff „bio“ sei nurbei Lebensmitteln rechtlich ge-schützt. In der Textilbranche könnesich die Industrie das Biosiegel an-heften und selbst kontrollieren. Zu-verlässig sei dagegen GOTS, einweltweit gültiger Textilstandard.

Im Laden „Grüne Erde“ tragenviele Stücke dieses Kennzeichen.Der Shop gehört zu einer Kette mit13 Filialen. Überall werden nach-haltig produzierte Waren verkauft.Jogginghosen, Wollpullis und – tat-sächlich – auch schicke Teile. Ein

Öko-Mode – riecht gut, sieht gut ausaaaaaaaGrünes Leben Vegan und Bio ist im Trend. Den Kühlschrank mit solchen Produkten

aufzufüllen, ist nicht allzu schwer. Bei Kleidungsstücken wird es schon komplizierter

Auch unsere beiden Autorinnen Katrin Fischer (links) und Carolin Oefner haben den Test gemacht. Sie wollten unter anderem wissen: Riechen Öko-Kleidungsstücke wirklich

besser? Und: Kann man in Bio-Mode schick aussehen? Fotos: Carolin Oefner, Katrin Fischer

Pulli,

gestrickt von

„Marianne“.

Sonntag, ARD, 20.15 Uhr Jetzt darfauch noch Krusenstern philosophie-ren. „Manchmal sind die rätselhaf-testen Menschen eben die verlo-ckendsten“, sagt die Kripo-Assis-tentin. „Na, geht so“, antwortet la-pidar, wie es seine Art ist, Haupt-kommissar Thiel. Na, geht so,möchte man auch zu dem aktuellenFall aus Münster sagen. Es gibt jaZeitgenossen, die den „Tatort“ nuranschauen, wenn das launige DuoBoerne und Thiel ermitteln.

Weil es so nett und humorvoll zu-geht, die Welt nicht ganz so schlechtist wie etwa bei den durchhängen-den Kollegen aus Dortmund. Hiergenügt schon eine Tote im Swim-mingpool eines Therapiezentrums,um die Handlung schleppend vo-ranzutreiben. Auch wenn die Pa-

tienten hier Besucher heißen, sindsie doch ein Kuriositätenkabinett, indem unter anderem ein Autist undZahlenfetischist, ein Zwangsneuro-tiker und eine Frau, die dem Liebes-wahn von Telenovelas verfällt, be-handelt werden.

Für den Rechtsmediziner Profes-sor Dr. Karl-Friedrich Boerne, derauf seinen geplanten Tauchurlaubverzichtet, ein gefundenes Fressen.Am Ende absolviert er doch noch ei-nen lebensrettenden Tauchgang,wobei ein Sumpf aus Steuerhinter-ziehung ausgetrocknet wird. Müns-ter ist eben nicht Chicago oder Pa-lermo. Aber das wusste Frank Thielschon vorher.

„Schwanensee“ mit den zu er-wartenden Boerne-Anspielungenauf Tschaikowski wird wieder eineTopquote einfahren. Aber man hatschon Originelleres in dem Vorzei-ge-„Tatort“ gesehen. Rupert Huber

Prof. Boernetaucht ab

Tatort: Schwanensee

„Boerne und Thiel“ alias Liefers und

Prahl bei den Dreharbeiten. Foto: dpa

Olympia-Medaille im Müll

Mithilfe der Öffentlichkeit sucht diePolizei in der australischen Metro-pole Melbourne nach dem Besitzereiner Olympiamedaille. Die Bron-zemedaille von den OlympischenSpielen 1952 in Helsinki wurde imJuni zusammen mit anderen Erinne-rungsstücken im Müll vor einemHaus gefunden. Sie sei bis zu 6500Euro wert. Auch eine Teilnahme-Medaille von den Spielen 1948 inLondon wurde gefunden. Der Poli-zei zufolge wurden die Medaillennicht als verloren gemeldet, eineVerbindung zu gemeldeten Einbrü-chen konnte bislang ebenfallsnicht hergestellt werden.

Zu guter Letzt

Der Sonntags-KrimiNamen & Nachrichten

PROZESS

Fünf Jahre Haft wegenTotschlags an KhaledIm Prozess um den Tod des 20-jäh-rigen Asylbewerbers Khaled istder Angeklagte zu fünf Jahren Haftverurteilt worden. Das Landge-richt Dresden sprach den 27-Jähri-gen gestern wegen Totschlagsschuldig. Der Mann, der wie seinOpfer aus Eritrea stammt, hatte imJanuar nach einem Streit mit Khaledauf diesen eingestochen. Die Ver-teidiger hatten Freispruch gefordertund dies mit Notwehr begründet.Der Fall hatte als mögliche Tat vonRechtsextremisten Aufsehen er-regt, ehe er sich als Streit unterLandsleuten aufklärte. (dpa)

SONDERVORSTELLUNG

Todkranker Fan durfte neuen„Star Wars“-Film sehenDer Wunsch eines sterbenskranken„Star Wars“-Fans in den USA, vorseinem Tod vorab die neue Folgeder Science-Fiction-Filmreihe zusehen, ist in Erfüllung gegangen.Die Frau des 32-jährigen DanielFleetwood schrieb am Donnerstagauf Facebook, ihr Mann habe gera-de „Star Wars: Episode VII – DasErwachen der Macht“ in einer un-bearbeiteten Fassung angeschaut.Regisseur J.J. Abrams habe dasPaar am Mittwoch angerufen und zuder Sondervorstellung eingeladen.Daniel Fleetwood leidet an einer sel-tenen Krebserkrankung des Bin-

degewebes. ImJuli sagten ihmseine Ärzte, dasser nur noch we-nige Monate zuleben habe. Inden USA kommtder Film MitteDezember in dieKinos. (afp)

„Star Wars“: Die

Saga geht weiter.

Schicht-nudel-auflauf 1

großerFluss

unklar,milchig

Speise-fett

Zwei-finger-faultier

Haupt-stadtvon Si-zilien 6

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3

arabi-scherSack-mantel

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Eile Bau-abfall

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Die Gewinner vom 05.11.15

Schwedenrätsel:

Glückwunsch an

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Glückwunsch an

E.-M. Baumhackl, Ichenhausen

Die Lösungen vom 06.11.15

Agentur (1-7)

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REANIDRO■

NUN■ 4 9 7 8 5 2 1 3 6

1 3 8 7 6 4 9 2 5

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8 2 6 1 7 9 3 5 4

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7 5 4 9 8 3 6 1 2

9 8 2 6 1 5 4 7 3

6 1 3 2 4 7 5 9 8

648

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Sudoku-Gewinnrätsel. Wenn Sie das Lösungswort und / oder die Lösungszahl herausgefunden

haben, rufen Sie einfach unser Glückstelefon an. Annahmeschluss für die heutigen Lösungen ist

am Sonntag um 24:00 Uhr. Aus allen richtigen Lösungen wird der Gewinner durch Losentscheid

ermittelt. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Mitarbeiter der Mediengruppe Pressedruck, des Allgäuer Zeitungsverlages und deren Heimatverlage

sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Jeder Anruf kostet nur 0,50 Euro aus dem Festnetz der

DTAG. Anrufe aus den Mobilfunknetzen sind deutlich teurer. Wir wünschen viel Glück!

2 5 3

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7 9 4

2 6

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4 6

6 7 2

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a

b

c

Sudoku Schwierigkeitsgrad: schwer

Und so gehts:

Füllen Sie das Rastergitter nur mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei

gilt es folgendes zu beachten: in jeder waagerechten Zeile und in

jeder senkrechten Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen!

Und auch in jedem der neun umrahmten 3 x 3 Felder kommt jede

Zahl von 1 bis 9 nur jeweils einmal vor.

a b c

RScan-Raetsel1

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UMWELT

SAMSTAG, 7. NOVEMBER 2015 NUMMER 257 11Wirtschaft

Holz, Lehm, Stroh und Sand: In den Lehmhäusern von Martin Schuth sind viele natur-

belassene Materialien eingebaut. Hier ein Blick in sein Wohnzimmer.

Das Ökohaus liegt idyllisch an einem

See. Es hat zwei Außenterrassen.

Der gläserne Überbau schützt die beiden Lehmhäuser von Martin Schuth vor Wind und Wetter. Die Temperaturen im Glasgebäude sind dadurch höher als draußen. Das wirkt

sich positiv auf die Heizkosten aus. In dem milden Klima gedeihen zudem südländische Pflanzen wie Palmen, Bananen, Olivenbäume und Feigen. Fotos: Alexander Kaya

Das Mauerwerk der Wohnhäuserbesteht aus gewöhnlichen Ziegel-steinen. Statt mit Styropor sind dieWände mit Hanfmatten isoliert. DerPutz ist eine Mischung aus Lehm,Stroh, Sand und Sägemehl. Die De-cke des Wohnzimmers und der offe-nen Küche ist aus Holz, im Kaminund im Fußboden ist Recycling-Material verbaut: Ziegel und Dielenaus einem Abrisshaus.

Ganz ohne Heizung geht es imWinter aber nicht. Deswegen sind inden Wänden Heizstäbe verlegt. EineWärmepumpe erzeugt Heizungs-wärme und Warmwasser für die 150Quadratmeter Wohnfläche. DieKosten dafür gibt Schuth mit 100Euro im Monat an. Günstig sei erauch beim Stromverbrauch, den erauf 80 Euro pro Monat beziffert.Darin sind allerdings die Stromkos-ten für das große, bunte Aquariumim Nebengebäude nicht eingerech-net. „Den überwiegenden Teil desStromverbrauchs decke ich mitPhotovoltaik“, erzählt Schuth. DieAnlage ist auf dem Dach eines La-gergebäudes neben seinem Glas-Wohnhaus installiert.

Da der Hausherr im Rollstuhlsitzt, gibt es einen Aufzug. Der istMarke Eigenbau und funktioniertganz ohne Strom. Wenn Schuthnach oben will, fährt er in den Me-tallkorb und löst eine Bremse. EinGegengewicht an einer Seilwindefällt dann nach unten und ziehtgleichzeitig den Metallkorb hinauf.Auf dem Weg hinab wiederumdrückt er den Korb mit seinem Kör-pergewicht nach unten und das Ge-gengewicht hinauf.

Schönes Wetter und laue Som-merabende genießt der Tüftler ger-ne außerhalb des Hauses. Gleich ne-benan liegt ein kleiner See, über dener mit seiner eigenen Erfindungschippern kann. Als Motor des klei-nen Bootes dient ein Elektroroll-stuhl. Dessen Räder treiben übereine Walze zwei Schaufelräder an.

Diese Besonderheiten im undums Haus verleiten Martin Schuthzu der Aussage, dass er sein Lebendort gar nicht mit dem Leben in sei-ner vorherigen Wohnung in Ulmvergleichen könne. Eine halbe Milli-on Euro habe das Ökohaus gekostet,sagt er. Und: „Ich würde jederzeitwieder mit Lehm bauen.“ Dabeigibt er aber zu bedenken, dass sichin den vergangenen Jahren in Sa-chen Umweltbewusstsein und Ener-gieeffizienz natürlich vieles verän-dert hat. So sei eine Dreifachvergla-sung heute Standard. Sein Glashaushat nur einfache Scheiben. Das magzwar die Ökobilanz trüben. Bislanghat die Konstruktion aber auch allenHagelschauern standgehalten.

I Mehr Einblicke in das Ökohaus:www.augsburger-allgemeine.de/gruenesleben

VON JENS NOLL

Unterroth Wer die Tür zum Glas-haus von Martin Schuth öffnet, be-tritt eine andere Welt. Zwei brauneLehmgebäude im Pueblo-Stil stehendarin, drum herum wachsen Pal-men, Bananen, Feigen und Oliven-bäume. Was aussieht wie ein Ort inMexiko oder im Südwesten der USAist in Wahrheit ein Grundstück inUnterroth im Landkreis Neu-Ulm.

Durch die Scheiben des Glasge-bäudes ist das trübe Herbstwetterdraußen zu sehen. „Schade, dass ge-rade keine Sonne scheint“, sagtSchuth. „Dann wäre es jetzt richtigwarm.“ Dennoch ist in dem gepflas-terten Hof zwischen den Lehmhäu-sern zu spüren, dass die Temperaturein paar Grad höher ist als draußen.

Vor zwölf Jahren ließ sich Schuthnach eigenen Plänen sein neues Zu-hause, eigentlich ein Haus im Haus,errichten. Zuvor hatte er intensiv imInternet recherchiert. Einerseits hatihn die Verknüpfung von Industrie-und Wohnarchitektur fasziniert,zum anderen hat er ein Bewusstseinfür ökologisches Bauen und Woh-nen entwickelt. Auch wenn das Ge-bäude exotisch anmutet, betontSchuth, der mit seiner PartnerinYing zusammen wohnt: „Alle Ge-werke, die zum Bau nötig waren,habe ich im Umkreis von 20 Kilo-metern beziehen können.“

Im größeren der beiden Lehmge-bäude sind über zwei Etagen Wohn-zimmer, Küche, Schlafzimmer,Toilette und Bad untergebracht. Imeinstöckigen Nebengebäude hat sichder Unternehmer sein Büro einge-richtet. Ein weiteres Badezimmer istdarin, zudem ein kleiner Wohnbe-reich. Wer um das L-förmige Ge-bäude herumläuft, kommt über eineTreppe auf eine große Dachterrasse,die wiederum über einen Steg mitdem Hauptgebäude verbunden ist.„Das hier ist viel mehr Lebens-raum“, sagt Schuth, während er vonder Dachterrasse in den Hof blickt.

Der 57-Jährige schätzt das Lebenim Lehmhaus wegen der Optik unddes angenehmen Raumklimas. Dochauch aus ökologischer Sicht schnei-det das Haus im Haus besser ab alsviele konventionelle Bauten. DieGlashülle habe den Effekt, dass dieTemperatur im Innern nahezu im-mer zehn Grad über der Außentem-peratur liege, erzählt er. Denn dasGlas hält neben Regen und Schneeauch kalten Wind ab. Andererseitswird die Konstruktion bei starkerSonneneinstrahlung nicht zumTreibhaus: Sensoren messen Tem-peratur und Wind. Bei Bedarf öff-nen sich automatisch einige Fensterund die Jalousien unterm Glasdachfahren aus. Die Lehmhäuser haltenzudem Hitze ab. „Im Sommer wirdes hier drin nie wärmer als 23Grad“, sagt Schuth.

Schöner Wohnen im Lehmhaus unter GlasaaaaaaaGrünes Leben Martin Schuth hat nach eigenen Plänen ein außergewöhnliches Zuhause im Landkreis Neu-Ulm geschaffen.

Das futuristisch und zugleich exotisch anmutende Gebäude hat nicht nur im Hinblick auf die Umwelt Vorzüge

auskommen, sagt Sambale (Altbau-Einfamilienhaus: 20 bis 30 Liter).● Strohballenhaus Zu Ballen ge-presstes Stroh ist ein natürlichesBaumaterial, das in der Region produ-ziert wird und gute Dämmeigen-schaften besitzt. In Verbindung mitHolz und Lehmputz lassen sich da-raus massive Häuser fertigen, die vonkonventionellen Wohnhäusern äu-ßerlich nicht zu unterscheiden sind.● Erdhäuser Ein großer Teil des Hau-ses wird ins Erdreich hineingebaut.Dadurch ist es besser vor Witterungund Kälte geschützt. Im Sommerkühlt das Erdreich dafür mehr.● Klassisches Haus Auch in konven-tioneller Bauweise lasse sich nach-haltig bauen, sagt Sambale. Ein Para-debeispiel ist die Verwendung vonHolz aus regionaler Produktion. Auchbeim Dämmen und Verputzen kön-nen nachwachsende Rohstoffe einge-setzt werden. Allerdings fügt Sam-bale hinzu: „Nicht nur die Herstellung,auch der laufende Betrieb, zum Bei-spiel das Heizen, muss nachhaltigsein.“ Das heißt: möglichst wenigfossile Brennstoffe verwenden. (jsn)

Das Bewusstsein der Menschen fürNachhaltigkeit beim Bauen wächst.Heute gebe es viele Wege, ein Hausökologischer und energieeffizienterzu machen, sagt Martin Sambale, Ge-schäftsführer des Energie- und Um-weltzentrums Allgäu (Eza) in Kempten.● Energie-Effizienz-Haus Die Ener-gieeinsparverordnung (EnEV)schreibt vor, welchen energetischenMindeststandard ein Neubau oderein Haus, das umfassend saniert wird,haben muss. Wenn Effizienzhäuserdiese Vorgaben noch unterschreiten,bekomme der Bauherr eine Förde-rung, sagt Sambale. Je kleiner die Zahl,umso besser ist der Energiestan-dard. Beispiel: Ein Energie-Effizienz-Haus 55 hat 55 Prozent des Primär-energiebedarfs eines Hauses mit EnEV-Standard. Beim Primärenergiever-brauch wird die ganze Kette der Ener-gieproduktion mit eingerechnet.● Passivhaus Eine gute Gebäudehül-le mit ordentlicher Wärmedämmunglässt den Energiebedarf eines Hausesstark sinken. Einige Passivhäuserkönnen mit umgerechnet nur 1,5 LiternHeizöl pro Quadratmeter und Jahr

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