Destination Kroatien

Zadar gehört zu den Tou -ristenhochburgen des

Adriastaates. Die fünfgrößteStadt des Lands mit ihrenzahlreichen pittoresken Gas-sen und historischen Bautenwar einst Hauptstadt vonDalmatien. Diesen Begriffhört Damir Hordov, Marke-

tingmanager des regionalenTourismusverbands, nichtgern. „Wir sind die RegionZadar“, betont er. Denn jenehistorische Definition habejetzt keinen offiziellen Statusmehr, macht er deutlich.Im Laufe seiner über 2 000-jährigen Geschichte erlebte

die Adriametropole auf derflachen Halbinsel viele Hochsund Tiefs. Die römische Epo-che brachte Zadar den erstengroßen Aufschwung. Imfrühen Mittelalter brannte die Stadt nieder und wuchserneut.Während desZweiten Welt-und des Kroa-tienkriegsAnfang der 1990er-Jahrewurde die historische Alt-stadt schwer beschädigt. Doch davon bekommen dieunzähligen Touristen nichtsmehr mit. Die Plätze undStraßen mit den Bauten ausverschiedenen Stilepochenerstrahlen in altem Glanz.Und neue Attraktionen sindentstanden. So auch die 2005installierte Meeresorgel an

der Südwestspitze. DieAdriawellen drücken dortpermanent Luft in die 35 Orgelpfeifen und sorgenso für entsprechende Klang-effekte, die stärker werden,wenn Schiffswellen die

breiten Stufen erreichen.„Zwei bisdrei Stunden

dauert die normale Stadt-führung durch Zadar“, informiert Hordov. Dabeibekommt die Gruppe fast alleHighlights präsentiert. Umwenigstens die Hauptattrak-tionen der Stadt gesehen zuhaben, muss man rund einegeführte Stunde über dasMarmor pflaster der Altstadttippeln. Dabei reicht dann dieZeit nicht für das antike Glas -

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Z a d a r

Das antike Glasmuseumvon Zadar ist einzigartig

in Kroatien

Obwohl Kroatien vor Natur- und Geschichtsreichtum nur so strotzt, findet das jüngste EU-Mitglied

noch nicht bei allen Busreiseveranstaltern im deutschsprachigen Raum ausreichende Beachtung.

Dabei zählt der inselreiche Staat an der östlichen Adriaküste zu den populärsten Reisezielen der Welt.

p Die ehemalige Destillerie „Maraska“ am Yachthafen von Zadarsoll in den nächsten Jahren zum Hotel umgebaut werden

museum. „Es ist einzigartigin Kroatien“, unterstreichtHordov. In ihm sind vieleZeugnisse der Stadtgeschichtezu sehen. Erst nach demZweiten Weltkrieg begannenüberhaupt archäologischeAusgrabungen in Zadar. Für diese Fundstücke wurdedann in den 1970er- und1980er-Jahren das Museumgeschaffen.Schon auf den ersten Blickwird deutlich: Zadar ist mehrals einen Zwischenstoppwert. „Doch wir sind nie einerichtige Busdestination ge -wesen“, schildert Hordov dieSituation. Vor allem der Wegaus Deutschland ist in diekroatische Adria-Hafenstadtrecht weit. „Allerdings kom-men aus Graz und Klagenfurttraditionell viele Gruppen“,berichtet der Touristikmana-ger. Und obwohl sich durchdie seit 2003 durchgängigbefahrbare Autobahn vielesverbesserte, ist die Regionnoch weitgehend bustouris -tisches Neuland. „Für Bussesind wir der letzte Punktohne Zwischenübernach-tung“, ergänzt Hordov.Viele Busreiseveranstalternutzen Zadar vorrangig alsTransitstation für ihre Tourenin den kroatischen Süden.Besonders macht sich das in der Vor- und Nachsaisonbemerkbar. „Daran hat sichauch seit dem EU-Beitrittnicht viel geändert“,

konstatiert der Touristiker.Allerdings bleiben die Busgruppen, die Zadar alsunmittelbaren Zielort haben,inzwischen etwa fünf Tagedauerhaft. Wie viele Gruppenin die Stadt und die Regionkommen, kann Hordov nicht sagen. „Die Hotelsgeben uns keine Informa -tionen“, beklagt er.Von den 100 000 Touristen -betten in der Region Zadarstehen lediglich 8 200 inHotels. 1902 öffnete in Zadardas erste Hotel. Auf dernahen Insel Pag bauten dieÖsterreicher vor dem Welt-krieg noch einige solcherObjekte. „Essind alles alteHäuser. Teil-weise wurden sie inzwischen renoviert undmodernisiert“, berichtet Hordov. Doch die gruppen-touristischen Kapazitätenbleiben auf niedrigemNiveau. Denn in der jugos -lawischen Zeit wurden imGebiet Zadar keine neuenHotels gebaut. Und auch indem noch recht jungen Na -tionalstaat steht das Themanicht auf der Prioritätenliste.„Die Natur soll erhalten bleiben“, begründet der Touristikmanager den feh -lenden Infrastrukturaufbau.Es gibt einige wenige Terri -torien, für die mögliche Investoren ihre touristischenBebauungspläne vorlegen

können. Doch dort sollenvorrangig nur Hotels bis zumaximal 500 Betten entste-hen. „Ressorts oder solcheAnlagen sind nicht geplant“,bestätigt Hordov. Kroatiensetzt eher auf sanften Touris-mus und will seine Küsten-landschaft nicht mit Hotel-burgen verschandeln, wie sie aus anderen Mittelmeer -anrainerstaaten bekannt sind. In Zadar soll am Yachthafengegenüber der Altstadt inden nächsten Jahren einneues Hotel entstehen – ineinem unter Denkmalschutzstehenden Gebäude. Einstbeherbergte dieses Haus

am altenLeuchtturmdie berühmteLikördestille-

rie „Maraska“. Die seit 1768bestehende Brennerei istlängst in neue Produktions-stätten umgezogen. Daslange Zeit leere Objekt wirdentkernt und zum modernenTouristenquartier umfunktio-niert.Um Gruppen in die RegionZadar zu bringen, kann auchder internationale Flughafender Stadt genutzt werden.„Buspartner sind hier vor Ort vorhanden“, bestätigtHordov. Er selbst empfiehltein abwechslungsreichesWochenprogramm, das nachden individuellen Wünschendes Reiseveranstalters gestal-tet werden kann. Denn dienähere und weitere Umge-bung der uralten Hafenstadtbietet vielfältige Ausflugs-ziele. Allein fünf National-parks (Kornaten, Krka, Paklenica, Plitvička jezeraund Sjeverni Velebit) mitbeeindruckenden Landschaf-ten ermöglichen erlebnis -reiche Tagestouren. Die Wasserfälle und Schluch-ten im Krka-Nationalparkdienten in den 1960er-Jahrenals Naturkulissen für dieWinnetou-Verfilmungen mit Pierre Brice.„Sehr empfehlenswert“,

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Kroatien setzt eher auf sanften Tourismus

t Zadar präsentiert sich mit seinen verschiedensten Baustilen in alter Pracht

p Jeden Tag um 12 Uhr erscheint Imperator Diokletian mit Gattin aufdem Peristil in Split, um sich vom (Touristen-)Volk huldigen zu lassen

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Destination Kroatien

so Hordov, „ist ein Ausflugnach Split“. Rund 140 kmsind es von Zadar über diemautpflichtige Autobahn A1in die zweitgrößte Stadt desLandes. Optisch attraktiverist allerdings für die Gruppediese Tour über die National-straße 8, die sich unmittelbaran der Adriaküste entlang-schlängelt. Die Römer prägten das Stadt-bild von Split – und sindnoch immer präsent in Formvon römischen Soldaten, diesich ganztägigauf dem Peri-stil und derHafenprome-nade vor dem Eingang zurAltstadt gern von und mitden Touris ten fotografierenlassen. Täglich um 12 Uhrerscheint in einer Zeremonieder Imperator Diokletianhöchstpersönlich mit seinerGattin, um sich angemessen

vom (Touris ten-)Volk laut -stark huldigen zu lassen. Einknapp zehnminütiges Schau-spiel, das Hunderte Besucherauf den Peristil strömen lässt.Diokletian regierte von 284bis 305 und ließ in nur zehnJahren einen 30 000 m2

großen Palast errichten. DerPeristil wurde später Stadt-platz und bildet eines derAltstadtzentren. Die Altstadtselber gehört zu den faszinie-rendsten Architekturensem-bles und gehört seit 1979 zum

UNESCO-Welt -kulturerbe.Dass auch

dieses Terrain im Welt- undim Kroatienkrieg schwerbeschädigt wurde, ist für den Touris ten nicht (mehr)spürbar.Als „einzigartig“ charakte -risiert Hordov die Insel Pagnördlich von Zadar. Dieses

284 km2 große Eiland scheintauf den ersten Blick nur ausSteinen und Felsen zu be -stehen. Doch gerade dort entsteht eine internationaleKäsespezialität: der Paški sir.Grundlage dafür ist dergefürchtete Fallwind Bora.„Den möchten Sie nicht wirk-lich erleben“, meint Hordov.Denn wenn er mit Böen biszu 250 km/h über die Inselnfegt, werden nicht nurBrücken und Straßengesperrt, sondern wird auchder gesamte Schiffsverkehreingestellt. „Dann geht garnichts mehr“, schildert derTouristiker. Der Sturm peitscht das salzigeSeewasser auf die karstigeLandschaft. Die rund 28 000Inselschafe fressen die salz-haltigen Kräuter der anson-sten recht kargen Landschaft.Bis zu sechs Monate reift der luftgetrockente Käse aus dieser Schafsmilch. SolcheKäsereien können in Pagbesichtigt werden.

Pag und Nin sind auch jeneInselorte, in denen die Salz-gewinnung aus dem Meer-wasser den Touristen durchFührungen gezeigt wird.Darüber hinaus spielt Ninnoch eine ganz besondereRolle. Gilt diese Stätte dochals Wiege der kroatischenGeschichte. Neben denResten eines antiken Tempelsund eines römischen Hausessteht dort die kleinste Kathe-drale der Welt. Denn Nin war einst auch Bischofssitz.Die Inselhauptstadt Pagbefindet sich ziemlich zentralauf dem knapp 60 km langenund bis zu 10 km breitenKarstlandstrich der Ostadria.Der seit Ende des 15. Jh.bestehende Ort beherbergtnicht nur Käsereien und einSalzmuseum, sondern istauch für seine Čipka-Produk-tion bekannt. Die kleinenSpitzenkunstwerke werdenüberall angeboten. So sitzenvor vielen Häusern die (meist älteren) Frauen und

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Die Römer prägten das Stadtbild von Split

Wolff Ost-Reisen Abstecher nach ZadarZadar ist auch Bestand-teil einer Reihe von Kroatien-Programmendes Paketreiseveranstal-ter Wolff Ost-Reisen. Soenthält die siebentägigeReise „Kroatiens Insel-welt – Von der KvarnerBucht nach Zadar“ nebenAufenthalten in Rijekaund auf der Insel Rabauch einen zweitägigenBesuch der lebendigennorddalmatinischen Hafenstadt. Besichtigtwerden dabei die

Donatuskirche sowie die Dauerausstellung „Gold und Silbervon Zadar“, die viele wertvolle und prächtige Stücke der Kirchenkunst präsentiert. Auch Wolff Ost-Reisen hat die be-eindruckende Insel Pag in sein Arrangement aufgenommenund rundet den Besuch der Altstadt Pag mit einer Verkostungvon traditionellem Schafskäse mit Oliven bei einem GlasWein im Örtchen Kolan ab. Ebenfalls mit einer Stadtbesich -tigung in Zadar verbunden ist die achttägige Reise „Traum -haftes Kroatien“.

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p Von Zadar ist es nicht weit zumKrka-Nationalpark mit seinen ein-drucksvollen Wasserfällen. Er wirdbeispielsweise während der acht -tägigen Reise „Traumhaftes Kroatien“von Wolff Ost-Reisen besucht

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DestinationKroatien

sticheln die bizarren Gebilde.Eine andere Rarität bietet dieNordspitze der Insel. Vorbeian dem einstigen FischerdorfNovalja, das sich zu einerPartymeile der Insel ent-wickelte, führt die rechtschmale Straße nach Lun. Der kleine Ort selbst kannmit Reisebussen nicht ange-fahren wer-den. Deshalbsollte dieFahrt amParkplatz desOlivengartensenden. Und das ist auch eineder ganz besonderen Insel -attraktionen. Denn auf etwa 400 ha gibt es über 80 000 Olivenbäume, die teil-weise mehr als 1 000 Jahre altsind. Wegen der großenAnzahl und des Alters ist die-ser Olivengarten einzigartigin der Welt. Selbst ähnlichePlantagen in Griechenland

und Israel können damitnicht konkurrieren. DieGruppe kann mit Elektro -wagen durch einen Teil derAnlage kutschiert werden.Doch auch ein (geführter)Spaziergang auf einer vor -gegeben Route durch dasKultur- und Naturschutz -gebiet ist möglich.

Auch wenndie StraßezwischenLun undNovalja rela-tiv schmal

ist, so ist doch deren Fahr-bahnzustand – ebenso wieauf vielen anderen Streckendes Lands – nahezu makellos.Angst vor plötzlichen Schlag-löchern muss der Fahrerselbst auf untergeordnetenNebenstraßen in der Regelnicht haben. Um die Infrastruktur desLandes zu verbessern wird

nicht nur das Autobahnnetzerweitert, sondern ist aucheine Brücke zwischen demFestland und der HalbinselPelješac geplant, um eineproblemlose Verbindung mitDubrovnik herzustellen. Lautder kroatischen Presse erwar-tet das Land aktuell von derEU grünes Licht für dieses

Projekt, das mit 2,8 Mrd.Kuna (knapp 370 Mio. €) veranschlagt wurde. Die EUsoll sich mit 85 % an der Investition beteiligen. NachBaubeginn wird die Brückezwischen Klek und Brijestainnerhalb von drei Jahrenverkehrsbereit sein.

Herbert Schadewald

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Lun besitzt auf 400 haüber 80 000, teilweisemehr als 1 000 Jahre alte Olivenbäume p Die kleinste Kathedrale des Christentums aus dem 9. Jh. steht in

Nin, der Wiege der kroatischen Geschichte

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