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GLOBALES WACHSTUM IN ZEITEN DER RENATIONA LISIERUNG DEUTSCHLANDS TOP500

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GLOBALES WACHSTUM IN ZEITEN DER RENATIONA LISIERUNG

DEUTSCHLANDS TOP500

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INHALTVORWORT 3

THESE 1 4WEITER STEIGENDE LEISTUNGSBILANZÜBERSCHÜSSE WERDEN DAS WACHSTUM DER TOP500 KAUM NOCH STÜTZEN KÖNNEN

THESE 2 5REGULIERUNG VERÄNDERT WETTBEWERBS POSITIONEN VON VOLKSWIRTSCHAFTEN ÜBER NACHT

THESE 3 8IN IHRER LEITINDUSTRIE NR. 1 – DEM AUTOMOBILBAU – IST DIE DEUTSCHE VOLKSWIRTSCHAFT VERWUNDBAR

THESE 4 10JOBS SIND DIE NEUE WÄHRUNG IM WELTHANDEL

THESE 5 12WEITER VERSCHÄRFTE WETTBEWERBS BEDINGUNGEN TREIBEN DEUTSCHE UNTERNEHMEN ZU NEUEN HÖCHSTLEISTUNGEN

FAZIT 18

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VORWORT

Wahlerfolge von Populisten nehmen zu und verun- sichern die Wirtschaft. Gerade deutsche Unternehmen würden in nationalen Abschottungsszenarien und unter einer Stagnation des Welthandels erheblich lei-den. Über Jahrzehnte hinweg hat eine fortschreitende internationale Arbeitsteilung für wachsenden Wohl-stand in Ländern gesorgt, die am globalen, wirtschaft-lichen Austausch von Produkten und Dienstleistungen teilgenommen haben. Für die Top500 sind im Zuge dessen wichtige Absatzmärkte entstanden, die dem Wachstum Jahr für Jahr neuen Schub geben konnten. Werden die zunehmend nationalen Ausrichtungen der Wirtschafts politik diese Erfolgsgeschichte der großen deutschen Unternehmen nun bald beenden?

Accenture analysiert seit vielen Jahren sehr intensiv die Entwicklung der größten Unternehmen Deutsch-lands auf Basis des jährlich in der WELT erscheinenden Rankings „Deutschlands Große 500“. Daher wissen wir: Die besonders erfolgreichen Top500-Konzerne zeichnen sich durch ihre Beweglichkeit in volatilen Märkten aus. Es gelingt ihnen immer wieder, auf ver- änderte Wettbewerbsbedingungen die besten Ant-worten zu finden. Auch bei den Untersuchungen der strategischen Reaktionen auf gegenwärtige Bedro-hungen für den freien Welthandel fand Accenture Muster, nach denen Growth Champions Wachstums-hindernisse antizipieren und Gegenmaßnahmen einleiten.

In dieser Studie beschreiben wir in fünf Thesen die aktuellen Herausforderungen hinsichtlich der welt-weit auftretenden Renationalisierungstendenzen und der damit einhergehenden Risiken für den Welthandel sowie Handlungsoptionen zur Absicherung der Umsätze in ausländischen Märkten. Es zeigt sich, dass die besonders Erfolgreichen unter den Top500 bereits heute mit drei strategischen Weichenstellungen ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Handels- beschränkungen stärken und neue Wachstumspo- tenziale erschließen:

• Wachstum: Zusätzliche Umsätze durch Platt- formen und Ökosysteme generieren

• Sustainability: Den Megatrend zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit nutzen

• Profitabilität: Neue Spielräume mit Kosten- senkungsprogrammen eröffnen

So wird deutlich, was Unternehmen von den Besten der Besten unter den 500 größten Unternehmen Deutschlands lernen können.

Für die Umsätze der 500 größten Unternehmen Deutschlands sind die Exporte seit Jahren der wichtigste Wachstumstreiber. Doch das Abflauen der Konjunktur in wichtigen Boom-Märkten, zunehmende Vorbehalte gegen den Freihandel und globale Tendenzen zur Renationalisierung können den Motor der deutschen Wirt-schaft zum Stottern bringen. Die Growth Champions entwickeln deshalb schon heute neue Strategien, um auch in Zeiten neuer Handelshemmnisse weiter expandieren zu können.

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THESE 1WEITER STEIGENDE LEISTUNGSBILANZ-ÜBERSCHÜSSE WERDEN DAS WACHSTUM DER TOP500 KAUM NOCH STÜTZEN KÖNNEN

Ihre Stärke auf ausländischen Märkten und die Fähigkeiten, immer wieder neue Länder zu erschließen, hat in der Vergangenheit die Umsatzentwicklung der Top500 maßgeblich vorangetrieben. Können die Ausfuhren auch künftig noch die gleiche Rolle in der Unternehmensentwicklung spielen? Accenture hat die Abhängigkeit vom Export sowie mögliche Wachstumshemmnisse in Auslandsmärkten untersucht.

Die Top500 sind die Wachstumslokomotive der deut-schen Wirtschaft. Jahr für Jahr wachsen die großen Milliarden-Umsatz-Konzerne deutlich stärker als das Bruttoinlandsprodukt. Ohne die Exporterfolge wäre das hohe Wachstum der Großunternehmen nicht möglich gewesen. Die Ausfuhren der deutschen Wirt-schaft insgesamt stiegen von 2005 bis 2015 um 4,3 Prozent pro Jahr1, also deutlich stärker als das Brutto-inlandsprodukt, das im gleichen Zeitraum preisunbe-reinigt um 2,8 Prozent pro Jahr nach oben kletterte2. Wie stark der Export mittlerweile zum Erfolg der deut-schen Wirtschaft beiträgt, zeigen volkswirtschaftliche Kennziffern. Der Leistungsbilanzüberschuss kletterte zwischen 2005 und 2015 von 158,2 auf 244,3 Milliar-den Euro3. Die Exportquote stieg in diesen Jahren

von 38 auf 47 Prozent4 an. Diese Zahlen sind auch ein Gradmesser dafür, wie hoch die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Exporterfolgen ein- zuschätzen ist.

Der Leistungsbilanzüberschuss ist zudem zum Risiko geworden. Wichtige Handelspartnerstaaten könnten auf einen ausgeglichenen Handel mit Deutschland drängen. Leistungsbilanzüberschüsse deuten auf Ungleichgewichte im Welthandel hin, die nicht belie-big zu steigern sind. Auf welche Rahmenbedingungen die deutschen Top500 künftig in den wichtigsten Aus-landsmärkten stoßen werden, entscheiden die jeweili-gen Regierungen zunehmend aus nationalen und pro-tektionistischen Motiven. Accenture hat untersucht, wo die größten Risiken liegen.

Deutschland: Exportvolumen und Leistungsbilanzüberschuss auf Rekordhoch (in Mrd. Euro)

1195,81123,8

1088,01092,61061,2

786,3

965,2

803,3

893,0952,0

984,1

LeistungsbilanzüberschussExporte

38 % 41 % 43 % 44 % 38 % 42 % 45 % 46 % 46 % 46 % 47 %

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

CAGR 2005–2015: +4,3 %

244,3213,6197,6193,2158,7158,2

195,3138,7159,0 154,9178,3

Quelle: Statistisches Bundesamt; Accenture Research Exportquote (in %; VGR-Konzept)

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THESE 2REGULIERUNG VERÄNDERT WETTBEWERBS-POSITIONEN VON VOLKSWIRTSCHAFTEN ÜBER NACHT

Zuletzt gab es zahlreiche Anzeichen für ein Erstarken nationaler Interessen im Welthandel. Accenture analysiert die Risiken für das Exportgeschäft der Top500.

Vor allem die unklare Haltung des neuen US-Präsiden-ten Donald Trump zum freien Welthandel und der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union haben einen Trend vorgegeben, der aus Sicht deut-scher Unternehmen beunruhigend ist. Weitere Fragen wirft das Scheitern des italienischen Verfassungsrefe-rendums auf, und im April 2017 fürchten viele bei den französischen Präsidentschaftswahlen ein neuerliches Indiz für den Vormarsch EU-kritischer Kräfte. Starke Rechtspopulisten gehen auch in den Niederlanden und in Österreich auf Wählerfang. Zusammen mit China, das seit jeher die Entwicklung der eigenen Wirtschaft staatlicherseits stark fördert, sind diese

sieben genannten Staaten die Top 7-Exportmärkte Deutschlands. Zusammen machten sie 2015 knapp 48 Prozent der Exporte und rund 58 Prozent des Leistungsbilanzüberschusses5 aus. Das heißt: In den wichtigsten Märkten sind derzeit Tendenzen zu sehen, die eine künftig stärker national ausgerichtete Wirt-schaftspolitik befürchten lassen. „Allein in der G20, also dem Club der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt, ist nach Berechnungen des Centre for Economic Policy Research die Zahl der Maßnahmen zum Schutz der eigenen Wirtschaft seit 2009 von 155 auf 463 gestiegen“, schreibt die ZEIT6.

LeistungsbilanzüberschussExporte

USA Frankreich UK Niederlande China Österreich Italien

Quelle: Statistisches Bundesamt; Accenture Research

71,379,2

50,6

89,0

35,9

53,5

113,7

102,8

-20,6

-8,7

58,2

21,0

58,0

8,9

Deutsche Exporte und Leistungsbilanzüberschüsse gegenüber ausgewählten Ländern in 2015 – Top 7(in Mrd. Euro)

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Die Wachstumsaussichten der deutschen Top500 sind somit stark abhängig von Staaten mit einer zuletzt deutlich gestiegenen politischen Risiko - struktur. Gravierende Risiken sind:

USADer neue US-Präsident Donald Trump will – seinen Ankündigungen zufolge – dafür sorgen, dass die Wertschöpfung verstärkt in den Vereinigten Staaten bleibt. Freihandelsabkommen steht er skeptisch gegenüber. Die drohenden Strafzahlungen für Volks-wagen aufgrund des Abgas-Skandals sowie der er- zielte Vergleich der Deutschen Bank wegen Hypo- thekengeschäften belegen, wie kostspielig Fehltritte in den Vereinigten Staaten bereits heute sind. Noch schärfere Gesetze könnten die Risiken erheblich erhöhen und möglicherweise sogar gezielt gegen marktanteilsstarke ausländische Wettbewerber ein- gesetzt werden.

GROSSBRITANNIENDer Austritt aus der Europäischen Union steht bevor. Denkbar ist ein sogenannter „harter Brexit“, der den Handel zwischen Unternehmen aus EU-Staaten und britischen Firmen deutlich erschweren würde. Im Rahmen eines Austritts aus der EU muss Großbritan-nien erhebliche Reformen anstoßen. Auch hier ist wahrscheinlich, dass der Schutz der Wirtschaft im eigenen Land ein wesentliches Motiv ist, um Nach-teile, die das Verlassen des EU-Binnenmarktes mit sich bringt, auszugleichen.

EUROZONEIn vielen Staaten der Eurozone werden EU-kritische Parteien immer stärker. Im Fall von Wahlerfolgen könnten weitere Staaten auf einen Austritt drängen, nötige Reformen verschleppen, Haushaltsvorgaben nicht einhalten und Regulierungen zulasten eines fai-ren Wettbewerbs verabschieden. Vor diesem Hinter-grund erscheint sogar die Zukunft des Euro unsicher. Ein Scheitern der gemeinsamen europäischen Wäh-rung wäre fatal: Deutsche Unternehmen müssten fortan für den Export ungünstige innereuropäischeWechselkurse und deren Schwankungen hinnehmen.

CHINA Auch im Reich der Mitte müssen deutsche Unterneh-men mit Überraschungen durch regulatorische Ein-griffe des Staates in den Markt rechnen. Im Dezember 2016 wurde bekannt, dass europäische Firmen ihre Gewinne in China nicht mehr wie bisher in Form von Dividenden an die Muttergesellschaften überweisen können, weil die Regierung der Kapitalflucht entgegen-wirken will. Bereits ein paar Monate zuvor schreckte ein Gesetzentwurf die Autoindustrie auf: Ab 2018 soll in China eine Quote für Elektroautos gelten. Da deutsche Hersteller vor allem bei Oberklasse-Fahr-zeugen mit großen Verbrennungsmotoren stark sind, entstünde für sie ein großer Nachteil. Schon heute ist die Regulierungsintensität in China dem OECD- Index zur Produktmarktregulierung zufolge deutlich höher als in europäischen Industriestaaten, den USA oder Japan.

Deutliche Unterschiede in der Regulierungsintensität nach Ländern – China und Russland mit den striktesten Regulierungen

Quelle: OECD (mit akuellsten Daten von 2013)

0,92Niederlande

1,08UK

1,11USA

1,19Österreich

1,26Italien

1,29Deutschland

1,39Belgien

1,41Japan

Irland 1,45

1,47Frankreich

Russland 2,22

China 2,86

Geringerer Indexwert bedeutet wettbewerbsfreundlichere Regulierung

OECD-Index: Produktmarktregulierung

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Ein weiteres Problem für die Wachstumsperspektiven der Top500 im Ausland besteht darin, dass den wach-senden Risiken in den wichtigsten Exportländern kaum steigende Chancen in neuen Märkten gegen-überstehen. Im 21. Jahrhundert erhielt das Wachstum der Top500 zunächst massiven Auftrieb durch den Aufschwung in den sogenannten BRIC-Staaten. Doch seit ein paar Jahren bröckelt die Story von den aufstre-benden Schwellenländern, die rund 40 Prozent der Weltbevölkerung stellen. Brasilien kämpft mit großen konjunkturellen Problemen. Russland gilt seit der Ukraine-Krise als politisch unsicher und bekommt die im Zuge dieser Auseinandersetzungen verhängten Wirtschaftssanktionen zu spüren. China stellt nach wie vor einen wichtigen Exportmarkt für Deutsch-land dar – wenngleich mit abnehmendem Volumen in 2015.

Doch echte Alternativen zu Brasilien, Russland, Indien und China sind Mangelware. Unter den ehemals als BRIC-Nachfolgestaaten ausgelobten Next Eleven gelten heute einige ebenfalls als politisch instabil. Zudem sind fast alle dieser Länder deutlich von den Wachstumsraten der BRIC-Staaten in deren Boom-phase entfernt. Kein Wunder also, wenn nach wie vor die meisten Auslandsinvestitionen der deutschen Industrieunternehmen in die Eurozone, nach China und nach Nordamerika fließen.

Die Top500 müssen sich daher fragen: Woher soll künftiges Wachstum kommen? Wie die Unternehmen auf diese Herausforderungen reagieren, untersucht Accenture, indem analysiert wird, wer die besonders erfolgreichen Unternehmen unter den Top500 sind und wie diese sich auf bevorstehende Aufgaben einstellen.

Entwicklung des deutschen Exportvolumens in die BRIC–Länder(in Mrd. Euro)

RusslandChina

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Quelle: Statistisches Bundesamt; Accenture Research Indien

5,5 6,8 8,7 10,4 11,2 11,7 11,3 10,4 9,9

17,3 23,4 28,232,3

20,626,4

34,5 38,1 35,829,2

21,84,2

6,47,3

8,2

8,1

9,3

10,910,4 9,1

8,99,721,2

27,529,9

34,1

37,3

53,8

64,966,8

66,974,4

71,4

7,35,9

112,8

123,1

83,2

122,9

63,1

48,2

121,3

73,272,2

127,0

99,8

Brasilien

Auslandsinvestitionen der deutschen Industrieunternehmen nach Zielregionen(Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich)

Quelle: DIHK (Umfrage vom Frühjahr 2016)

sonstige EU,Schweiz,

Norwegen

NordamerikaChina Asien/Pazifik(ohne China)

Eurozone Ost-/Südost-europa (ohne EU),Russland, Türkei

Süd-undMittelamerika

37

18

33

25

55

1916

8

Afrika, Nah-und Mittelost

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Für das Jahr 2015 wurden 397 Growth Champions ermittelt. Es sind die Unternehmen, die in den ver- gangenen fünf Jahren beim Umsatzwachstum den Durchschnitt der Top500 insgesamt sowie den Durch-schnitt der eigenen Branche übertroffen haben und zugleich höhere Gewinne als der jeweilige Branchen-durchschnitt realisieren konnten. Accenture bezeich-net diese besonders profitablen und schnell wach-senden Unternehmen als Growth Champions.

Neun Unternehmen gehörten in den vergangenen drei Jahren jedes Mal zu diesem Kreis: • Dürr • ElringKlinger • Fuchs Petrolub • Hugo Boss • Knorr-Bremse • L. Possehl • Trumpf • United Internet • Volkswagen

Die vollständige Liste der Growth Champions finden Sie hier:

accenture.de/wachstumschampions

Die Analyse der Growth Champions sowie der Top500 insgesamt zeigt, welche Branchen die wichtigsten Leitindustrien in Deutschland sind. Dominant sind der Maschinen- und Anlagenbau mit acht sowie die Auto-industrie mit sechs Unternehmen.

Die extreme Bedeutung der Autoindustrie für die Volkswirtschaft wird vor allem dann deutlich, wenn der Beitrag der einzelnen Branchen zum absoluten Umsatzzuwachs der Top500 im Jahr 2015 betrachtet wird. Auf die Autohersteller und -zulieferer entfallen stolze 59 Prozent. Ein Fünftel steuert die Gesundheits-wirtschaft bei, und knapp sieben Prozent8 kommen vom Maschinen- und Anlagenbau. Das Wachstum der deutschen Wirtschaft basiert also stark auf den Erfol-gen von exportabhängigen Branchen – insbesondere der Automobilindustrie.

Insofern würde aber gerade auch eine Schwächung der Automobilindustrie die deutsche Volkswirtschaft insgesamt besonders stark treffen. Neben den Risiken auf Exportmärkten muss sich die Branche mit neuen Technologietrends auseinandersetzen. So werden künftig weniger Verbrennungsmotoren und dafür mehr Elektroantriebe nachgefragt werden. Zudem wird eines Tages das autonome Fahren die Fahrzeuge und damit die Fahrzeugindustrie stark verändern. Diese Umwälzungen, möglicherweise gepaart mit ver-stärkter Regulierung, können erhebliche Marktanteils-verschiebungen zur Folge haben. Jüngere Hersteller (beispielsweise aus China oder Tesla aus den USA) verfügen damit über Angriffspunkte im Wettbewerb gegen gut etablierte Anbieter.

THESE 3IN IHRER LEITINDUSTRIE NR. 1 – DEM AUTOMOBIL-BAU – IST DIE DEUTSCHE VOLKSWIRTSCHAFT VERWUNDBAR

Die Erfahrung zeigt: Die Besten der besten deutschen Unternehmen antizipieren frühzeitig kommende Herausforderungen und entwickeln im Vorgriff darauf Stra-tegien, um Wachstumspotenziale zu sichern. Accenture hat daher zum siebten Mal die Wachstumssieger unter den Top500-Konzernen ermittelt. So werden auch die Branchen aufgedeckt, in denen besonders viele besonders erfolgreiche Unterneh-men tätig sind.

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In Deutschland beschäftigen die Autohersteller und -zulieferer 880.000 Mitarbeiter. Davon sind 250.000 in der Herstellung der Antriebstechnik tätig9. Diese Arbeitsplätze sind vermutlich weitgehend gefährdet, wenn sich Elektroantriebe durchsetzen, weil diese mit einem Bruchteil der derzeit für Verbrennungsmotoren benötigten Beschäftigten herzustellen sind. Deutsch-land hat im Zuge dieser Entwicklung als große Auto-mobilbaunation also besonders viel zu verlieren.

Allerdings sind die großen Unternehmen der Auto- mobilindustrie längst stark globalisierte Konzerne, die ihre Chancen weltweit wahrnehmen und die Risiken ebenso global gestreut haben. Es ist denkbar, dass

ein Rückzug des freien Welthandels die deutsche Volkswirtschaft und den heimischen Arbeitsmarkt hart trifft, in den Bilanzen der Growth Champions aus den Top500 aber keine Spuren hinterlässt. Das könnte dann der Fall sein, wenn diese Global Player, die schon heute deutlich mehr als die Hälfte ihrer Umsätze im Ausland erzielen, künftig auch höhere Anteile ihrer Wertschöpfung ins Ausland bringen. Accenture hat untersucht, welche Umsatz- und Beschäftigungs- entwicklungen es in den vergangenen zehn Jahren außerhalb Deutschlands für die deutsche Automobil-industrie gegeben hat.

Das absolute Umsatzwachstum der Top500 in 2015 wurde wesentlich durch die Automobil-industrie bestimmt

Absoluter Umsatzzuwachs der Top500 zum Vorjahr nach Branche (in Mrd. Euro)

Quelle: Unternehmen; Accenture Research

20,5

86,230,0

146,8

10,1

AndereAutomobilindustrie Pharma, Kliniken und Medizintechnik

Maschinen-und Anlagenbau

Umsatzzuwachs Top500 insgesamt

Anteil am Gesamtzuwachs

59 % 20 %

7 %14 %

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Die Top500 sind längst globale Unternehmen. Aber wie stark werden Arbeits-plätze ins Ausland verlagert? Accenture hat untersucht, welche Kennziffer die großen Konzerne der Autoindustrie im Ausland schneller steigern: den Umsatz oder die Beschäftigung? Und was bedeutet das für die Anfälligkeit gegenüber Einschränkungen im freien Welthandel?

Analysen einzelner Unternehmen zeigen: Viele der Top500 erzielen heute mehr als 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Das gilt zum Beispiel für die drei großen Automobilhersteller Volkswagen (80 Prozent), Daimler (85 Prozent) und BMW (85 Prozent) sowie für den größten deutschen Zulieferer Robert Bosch (80 Prozent)10. Top-Unternehmen aus anderen Branchen haben oft sogar noch höhere Umsatzanteile im Aus-land. Beispiele dafür sind Linde (93 Prozent), Merck (88 Prozent) oder SAP (87 Prozent)11. Accenture hat untersucht, wie sich der Auslandsanteil an den Umsätzen in den vergangenen zehn Jahren ent-wickelt hat. Zusammengefasst haben die drei großen Autohersteller diesen Wert von 76 auf 83 Prozent12

gesteigert. Im nächsten Schritt wurde für die Studie untersucht, ob die Expansion in ausländische Märkte vor allem auf Exporte oder auf Auslandsinvestitionen zurück zuführen ist – also beispielsweise den Aufbau zusät z licher Produktionsstandorte oder die Übernah-men von Firmen in anderen Ländern. Als Gradmesser dafür wurde die Beschäftigung im In- und Ausland gewählt. Für die Autohersteller zeigte sich, dass der Anteil der Auslandsbeschäftigung etwas geringer gewachsen ist als der Umsatzanteil im Ausland. Das heißt: Auch prozentual ist deren heimische Wert-schöpfung gestiegen.

Deutliche Diskrepanz zwischen Umsatz- und Beschäftigungsanteil in 2015 bei den deutschen Autoherstellern der Top500

THESE 4JOBS SIND DIE NEUE WÄHRUNG IM WELTHANDEL

Beschäftigungsanteil AuslandUmsatzanteil AuslandQuelle: Unternehmen

80,2 %85,3 %85,5 %

54,3 %

40,0 %

28,8 %

BMW VolkswagenDaimler

Ausgewählte Autohersteller

74,1 %79,0 %

82,9 %

63,7 %67,0 %

47,2 %

Autohersteller Chemie/PharmaAutozulieferer

Industrievergleich (Top-Unternehmen)

• BASF• Bayer• Fresenius SE• Merck

• Bosch• Continental• ZF Friedrichshafen

• BMW• Daimler• Volkswagen

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Auffällig ist, dass die drei Autohersteller sehr unter-schiedliche Auslandsanteile bei der Beschäftigung aufweisen. Volkswagen hat die höchste (54,3 Prozent) und BMW die niedrigste (28,8 Prozent) Quote. Daimler liegt mit 40 Prozent in der Mitte. Noch deutlich höher

ist der Anteil bei den drei größten deutschen Auto-mobilzulieferern Robert Bosch, ZF Friedrichshafen und Continental. Zusammengefasst kommen diese Unternehmen auf eine Quote von 67 Prozent13.

Die Umsatzverteilung ausgewählter Growth Champions unterstreicht die hohe Exportabhängigkeit

Quelle: CapitalIQ; Unternehmen; Accenture Research

ElringKlingerDaimler Robert BoschLinde SAP VWBMW

Umsatzanteil deutscher Unternehmen nach ausgewählten Regionen 2015

APACSonstige DeutschlandUSANordamerikaNAFTAChina

15 % 15 %27 %

20 %13 %

20 %

20 %26 %

16 % 32 %

17 %10 %

7 %16 %

18 %15 %

17 %

48 % 47 %35 %

60 %48 %

40 % 46 %

17 %28 %

20 %

7 %

Vereinfacht gesagt, tragen Unternehmen, die ihre Auslandsumsätze stärker steigern als ihre Auslands-beschäftigung, zum Anstieg der Leistungsbilanzüber-schüsse bei. Im Zuge der Renationalisierung droht genau diesen Unternehmen zunehmender protektio-nistischer Druck – das würde folglich u. a. die drei großen deutschen Autohersteller betreffen.

Zu befürchten ist auch: In einer stärker von Protektio-nismus geprägten Weltwirtschaft könnten Jobs zur neuen Währung im Welthandel werden – nämlich dann, wenn Konzerne gegenüber Ansprechpartnern aus der Politik zu Zugeständnissen gezwungen sind, um erfolgreich in dem jeweiligen Land Geschäfte machen und expandieren zu können. Solche Zuge-ständnisse sind beispielsweise die Verlagerung von Wertschöpfung oder auch der Zugang zu innovativen Technologien.

Was aber können die Top500 tun, um ihre Anfällig-keit gegenüber protektionistischen Tendenzen in wich-tigen Ländern zu reduzieren? Und haben die Growth Champions nicht vielleicht bereits Maßnahmen ein- geleitet, weil sie die Entwicklungen längst antizipiert haben? Accenture hat Handlungsoptionen für die Absicherung von Wachstumspotenzialen in Zeiten der Renationalisierung herausgearbeitet.

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Der Wachstumstreiber Export wird vor dem Hintergrund des aufgezeigten wirt-schaftspolitischen Stimmungswandels in wichtigen Regionen dieser Welt mehr und mehr zum Risikofaktor für die Top500. Eine zentrale Frage für das Management der großen deutschen Konzerne lautet daher: Mit welchen Strategien können die Unternehmen gegensteuern? Accenture sieht drei Wege, auf denen Unternehmen sich Wachstumspotenziale erhalten oder sogar neue erschließen können.

THESE 5WEITER VERSCHÄRFTE WETTBEWERBS-BEDINGUNGEN TREIBEN DEUTSCHE UNTER NEHMEN ZU NEUEN HÖCHSTLEISTUNGEN

Derzeit haben die Top500 wenig Grund zu klagen. Seit 2014 ist wieder ein Aufwärtstrend zu verzeich-nen. 2015 betrug das Wachstum der 500 größten Unternehmen Deutschlands 4,8 Prozent14. Insbeson-dere stehen zwei Gründe hinter dieser Entwicklung: Die Exporte stiegen wieder deutlich an, und gleich- zeitig wurde ein verstärkter Trend zum anorganischen Wachstum beobachtet. Eine ganze Reihe von Top500-Unternehmen konnte stark von Übernah- men profitieren.

So hat ZF Friedrichshafen den US-Autozulieferer TRW Automotive übernommen. Da TRW über ein komplett anderes Produktportfolio als ZF verfügt, birgt die Übernahme ein extrem hohes Wachstumspotenzial. Ungefähr 47 Prozentpunkte des Umsatzwachstums von insgesamt 58 Prozent15 sind auf diesen Zukauf zurückzuführen.

Die Dürr AG hat die HOMAG Group, einen Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen sowie Anlagen für die Möbel industrie, gekauft. Diese Übernahme bewirkte einen Umsatzzuwachs von 787 Millionen Euro und entspricht rund 66 Prozent des gesamten Erlöswachstums im Konzern16.

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Außerdem profitierte Robert Bosch stark von der Komplettübernahme der ZF Lenksysteme sowie der BSH Hausgeräte. Das Gleiche gilt für United Internet mit der Übernahme von Versatel sowie Gemalto mit der Akquisition von SafeNet.

Im ersten Halbjahr 2016 setzte sich diese Entwicklung mit einem weiteren Anstieg im Markt für Mergers & Acquisitions (M&A) fort. Demnach wurden in den ersten sechs Monaten 2016 mehr M&A-Deals mit deutscher Beteiligung abgeschlossen als in den vergleichbaren Zeiträumen ab 2007. Das Volumen hat sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 mehr als verdreifacht.

Die Belebung auf dem M&A-Markt ist als Teil der Top500-Strategie zur Absicherung der Wachstums- potenziale zu sehen. Erfolg in anderen Ländern wird immer stärker mithilfe von Fusionen und Übernahmen realisiert anstatt durch den Aufbau eigener Strukturen und Fähigkeiten im Ausland. So können die deutschen Top500 zu einem Teil des Ökosystems in der jeweili-gen Region werden.

Anzahl und Volumen der M&A-Deals mit deutscher Beteiligung im 1. Halbjahr 2007–2016

Volumen M&A-Deals mit deutscher Beteiligung (in Mrd. Euro)Quelle: Angermann M&A International AG Anzahl M&A-Deals

129

2007

526

2008

562

49

2009

653

34

2010

597

43

2011

655

103

2012

654

67

2013

664

63

2014

749

92

2015

852

52

867

2016

180

Darüber hinaus sieht Accenture drei Wege, auf denen Unternehmen sich Wachstumspotenziale erhalten oder sogar neue erschließen können.

Diese sind: • Wachstum: Zusätzliche Umsätze durch Plattformen

und Ökosysteme generieren

• Sustainability: Den Megatrend zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit nutzen

• Profitabilität: Neue Spielräume mit Kostensenkungs-programmen eröffnen

Mit diesen Maßnahmen können sich die Top500 den verschärften Wettbewerbsbedingungen stellen. Die erfolgreichen Konzerne werden sich so zu neuen Höchstleistungen treiben.

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WACHSTUM: ZUSÄTZLICHE UMSÄTZE DURCH PLATTFORMEN UND ÖKO-SYSTEME GENERIEREN

Die Digitalisierung verändert auch die deutsche Industrie erheblich. Das gilt für alle Branchen, in star-kem Maße auch für die Automobilproduktion sowie für den Maschinen- und Anlagenbau. Dem Wandel sollte sich kein Wirtschaftszweig verschließen, denn die digitale Transformation birgt große Chancen. Besonders große Wachstumsphantasien liegen in der „Plattform-Ökonomie“ und den „Smart Services“.

Industrie 4.0 eröffnet Unternehmen die Chance auf effizientere Abläufe und innovative neue Produkte und Dienstleistungen. Anbieter, die es verstehen, die vielen Daten, die innerhalb ihrer Geschäftsmodelle entstehen, zu aggregieren und mit entsprechender Intelligenz in neue Dienste zu transformieren, besitzen den Schlüssel zum Erfolg für die neue, digitale Welt.

Doch Geschäftsmodelle der Zukunft werden bald auch in weiteren Technologie-Generationen entste-hen – mit Industrie 5.0, 6.0 oder 7.0. Accenture hat das „Industry X.0 Framework“ entwickelt, um einen Ausblick auf die weitere Entwicklung zu bieten. Abzu-sehen ist, dass Smart Products und Smart Services künftig verstärkt über digitale Plattformen entwickelt und vertrieben sowie mit weiter ausgeklügelten Ana-lytic-Tools und künstlicher Intelligenz quasi selbstler-nend verfeinert werden. Über sie entstehen Ökosys-teme, in denen Unternehmen ihre Smart Services offensiver distribuieren und monetarisieren können.

Die Plattform-Ökonomie ermöglicht eine neue Form der Skalierung und Globalisierung. In unterschied- lichen Märkten können über Plattformen lokal ange-passte und hyperpersonalisierte Services zielgerich-tet an Kunden adressiert werden. Digitale Dienste sprengen das klassische Muster der Warenausfuhr und der Regulierung. Digitale Plattformen werden als globaler Verbund aufgebaut, die von lokalen Partnern (Partnering) in jedem Land als angepasste Ökosys-teme erscheinen.

INDUSTRY X.0 FRAMEWORK

ENTWICKLUNG & PRODUKTION

INTELLIGENTE PRODUKTE

ÖKOSYSTEME & SMART SERVICES

HYPERPERSONALISIERUNG & NEUE NUTZERERLEBNISSE

PLATTFORMEN, ANALYTICS & KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

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Page 15: DEUTSCHLANDS TOP500 GLOBALES WACHSTUM …Accenture analysiert seit vielen Jahren sehr intensiv die Entwicklung der größten Unternehmen Deutsch-lands auf Basis des jährlich in der

Signifikante Plattforminvestitionen Hohe Wertschöpfung mit PlattformenKeine signifikanten Plattforminvestitionen

Quelle: Accenture

Globaler Durchschnitt Deutschland

28 %

72 %

40 %

60 %

16 % 3 %

Geringere Fokussierung auf Plattformen und deren Monetarisierung in Deutschland

Bislang hinken deutsche Unternehmen allerdings in der Plattform-Ökonomie hinterher. Während im globa-len Durchschnitt 72 Prozent signifikant in Plattformen investieren, sind es in Deutschland nur 60 Prozent. Davon wiederum sind hierzulande lediglich drei Pro-zent bereits in der Monetarisierung ihrer Services weit fortgeschritten. Der Vergleichswert im globalen Durchschnitt ist mit 16 Prozent17 zwar ebenfalls auf niedrigem Niveau, aber mehr als fünfmal so hoch wie in Deutschland.

Top500-Unternehmen, die bereits mit B2B-Plattfor-men auf dem Markt sind, sind beispielsweise Siemens und Bosch. Siemens bietet über ihre Plattform Mind-Sphere ein Betriebssystem für das Internet of Things (IoT) an. Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe können über MindSphere die Daten, die

Sensoren zur Überwachung ihrer Maschinen und Anlagen liefern, umfangreicher analysieren. Die Ent-wickler erhalten über die Plattform zudem Werkzeuge zur Weiterentwicklung des Produktionssystems. Im Ergebnis werden notwendige Wartungsarbeiten sicherer vorausgesehen oder Energieverbräuche und Materialeinsätze gesenkt. Bosch stellt eine Suite zur Verfügung, über die Entwickler Anwendungen im Internet of Things schneller und effizienter bauen, implementieren und betreiben können.

SUSTAINABILITY: DEN MEGATREND ZUR STEIGERUNG DER WETTBEWERBS-FÄHIGKEIT NUTZENDer Megatrend Sustainability bietet nach wie vor große Chancen für die Top500. Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz ermöglichen Kostensenkun-gen und Profitabilitätssteigerungen. Eine transpa-rente und ökologische Ausrichtung der Unterneh-mensstrategie sorgt zudem für Vertrauen in die Marken. Dazu gehört auch, die Geschäftsmodelle in Einklang mit den gesellschaftlichen Anforderungen zu bringen und entsprechende Erfolge auch zu kommunizieren.

Denn: Die Chancen für globales Wachstum sind da. Allein in China und Indien können deutlich mehr als eine Milliarde Menschen in die Mittelschicht aufstei-gen und somit zu kaufkräftigen Konsumenten wer-den. Doch das setzt den schonenden Umgang mit den Ressourcen der Erde voraus. Weltweit kämpfen

alle Staaten mit großen Umwelt-Problemen, gegen die nur wenige gute Lösungen im Markt bereitge- halten werden. Diesen Anbietern werden weiterhin alle Türen offen stehen. Technologien, Produkte und Dienstleistungen, die beispielsweise gegen die Umweltverschmutzung in Ballungsräumen Wirkung zeigen oder der Verknappung von Ressourcen ent- gegenwirken, werden entgegen aller Tendenzen zum Aufbau von Handelshemmnissen ihren Markt auch in Zukunft finden. Unternehmen aus den Top500 verfügen über entsprechendes Know-how und können ihre Wachstumspotenziale durch die Weiterentwicklung entsprechender Technologien, Produkte und Services absichern.

Zum Beispiel lockt Vorreitern einer Kreislaufwirtschaft eine herausragende Position im Markt. Gerade in den deutschen Leitindustrien Mobilität, Chemie, Maschinen-bau oder Logistik sind nachhaltige Lösungen weltweit gefragt. Top-Manager der Top500 müssen daher ihre Marken entsprechend positionieren.

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Projektphase

Unternehmensweites Potenzial des nach-haltigen Geschäfts

Quantifizierung des Potenzials aus nach-haltigem Geschäft (Fokus auf 17 Initiativen)

Umsatz-wachstum

Aufbau immaterieller Werte

Kosten-reduktionCircular Economy/Kreislauf-wirtschaft, Verdichtung, Re-Design:

Risiko-senkung

Geschäftswert

Stei

geru

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posi

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Effe

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nega

tiver

Effe

kte

Zukünftiger WertIst-WertQuelle: Accenture

Stärkung des Geschäfts-portfolios durch Segmente wie Ernährung und Gesundheit:

2,2 Mrd. Euro

5,0 Mrd. Euro 4,8 Mrd. Euro

1,6 Mrd. Euro

Wachstumseffekt durch positiveres Markenimage:

Wachstumspotenzial Inkrementeller Umsatzin Jahr 10

Wertpotenzial Kapitalwert (NPV)

7,4Mrd. Euro

7,2Mrd. Euro

Vermeidung von Rohstoff-Mangel und möglichen Boykotten: Schutz eines Umsatzpotenzials von

Fallbeispiel: Wir haben 17 Nachhaltigkeitsinitiativen für einen internationalen Konsumgüter-hersteller identifiziert, die einen zusätzlichen Kapitalwert (NPV) von rund 7 Mrd. Euro versprechen

Ihre Labels sollten ein Garant für Produkte und Dienst-leistungen sein, die im Einklang mit den großen öko-logischen Herausforderungen stehen. So erschließen sie sich Wachstumspotenziale, stattlichere Margen und höhere Unternehmenswerte. Zudem verringern sie ihre Risiken.

Accenture hat exemplarisch für ein Unternehmen aus der Konsumgüterindustrie errechnet, welche finan- ziellen Effekte sich aus der konsequenten Fokussierung auf eine Sustainability-Strategie ergeben können.

PROFITABILITÄT: NEUE SPIELRÄUME MIT KOSTENSENKUNGSPROGRAM-MEN ERÖFFNENInvestitionen in die digitale Transformation, abneh-mende Wachstumsraten in den Boom-Staaten und gesättigte Heimatmärkte in Europa: Die deutschen Top500 drohen in eine Klemme aus Wachstums-schwäche und Investitionszwängen zu geraten. Finan-zielles Durchhaltevermögen kann zum entscheidenden Faktor im Wettbewerb werden. Zum Schlagwort in Vorstandsetagen wird „Ambidexterity“ – Beidhändig-keit. Traditionelle Produkte müssen mit der gleichen Kraft weiterentwickelt werden, mit der auch in neue, digitale Services investiert wird. Ohne die bewährten Produkte ist die Gegenwart nicht zu bewältigen, ohne neue Standbeine in der digitalen Welt haben Unter-nehmen keine Zukunftsperspektive.

Ihre Strukturen passen die Top500 mit Bottom-Line- Optimierungen an die veränderten strategischen Ausrichtungen an. So bauen sie Komplexität in den bestehenden Geschäftsmodellen ab, um Kapazitäten für neues Business in der digitalen Welt zu schaffen.

Umfangreiche Kostensenkungsprogramme haben unter anderen BASF, Lufthansa Cargo, ThyssenKrupp oder Siemens beschlossen.

Siemens will mit dem Effizienzprogramm „Vision 2020“ weltweit 7.800 Arbeitsplätze streichen und eine Milli-arde Euro einsparen18. ThyssenKrupp hat 2016 mit „Impact“ eine Ergebnisverbesserung von 850 Millio-nen Euro19 angestrebt. BASF nennt ihr Programm „DrivE – Drive Efficiency“ und plant Einsparungen in den Jahren 2016 bis 2018 mit einem jährlichen Beitrag zum Ergebnis von einer Milliarde Euro ab 201920. Lufthansa Cargo möchte mit einem Spar programm die Kosten um jährlich mindestens 40 Millionen Euro21 senken.

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Zweiter Treiber Dritter TreiberHaupttreiberQuelle: Accenture

Finanzielle Leistungsfähigkeit verbessern

Kostendopplungen eliminieren

Kostensenkungen in Wachstums-initiativen investieren

Margen verbessern

Deutschland

Gesamtdurchschnitt

Deutschland

Gesamtdurchschnitt

Deutschland

Gesamtdurchschnitt

Deutschland

Gesamtdurchschnitt

55 %

52 %

45 %

49 %

44 %

40 %

42 %

36 %

Deutschland

Komplexität reduzieren und flexibler auf Marktveränderungen reagieren

Gesamtdurchschnitt

12 % 22 % 28 % 62 %

58 %20 % 17 % 21 %

20 % 19 % 16 %

17 % 20 % 15 %

13 % 19 % 13 %

14 % 14 % 16 %

10 % 12 % 18 %

18 % 8 % 10 %

14 % 13 % 15 %

14 % 17 % 18 %

Wettbewerbsfähigkeit steigern

Deutschland

Gesamtdurchschnitt

62 %

55 %

27 % 19 % 16 %

20 % 19 % 16 %

Für deutsche Unternehmen ist die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Haupttreiber bei Kostensenkungen

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FAZITDie westliche Welt durchströmt ein wirtschaftspoli- tischer Klimawandel, der ein Pausieren der Globali- sierung bedeuten könnte. Unklar ist auch, welche Aus prägung der Protektionismus in China einnehmen wird. Die Top500 müssen wachsam sein, denn ihr Erfolgsmodell gerät ins Wanken. Der klassische Export droht als Wachstums treiber auszufallen.

Bislang ist noch schwer einzuschätzen, welche Aus-wirkungen der Regierungswechsel in den USA auf die Handelsbeziehungen zu Deutschland haben wird. Die Top500 werden die Entwicklungen mit großer Aufmerksamkeit verfolgen, schließlich sind die Ver- einigten Staaten der wichtigste Handelspartner der deutschen Volkswirtschaft. Ebenso ist die weitere politische Entwicklung in großen Staaten der Euro-zone wie Frankreich und Italien offen. Doch unabhän-gig davon steht fest, dass die Top500 in eine neue Ära eintreten müssen, in der andere Wachstumswege einzuschlagen sind. Dafür sprechen zwei Fakten: Zum einen können die schon jetzt hohen Leistungsbilanz-überschüsse nicht beliebig weiter gesteigert werden. Zudem sind die Jahre der BRIC-Euphorie beendet. Es gibt kein zweites China, das mit mehr als einer Milliarde Menschen ein zweistelliges Wachstum des Brutto inlandsprodukts vorlegt.

Demgegenüber stehen neue Chancen, die vor allem in der Globalisierung digitaler Märkte liegen. Für diese Zukunft müssen sich die Top500 fit machen. Die Growth Champions unter den Top500 verbessern ihre Wettbewerbsfähigkeit schon heute durch Wachstum in der Plattform-Ökonomie, im Megatrend Sustainability und durch Komplexitäts- und Kostenreduktion zur Verbesserung ihrer Profitabilität.

Bislang sind die Top500 aus Situationen des Umbruchs immer wieder gestärkt hervorgetreten. Mit der konsequenten Ausrichtung auf die in dieser Studie dargestellten Strategien können die großen deutschen Unternehmen auch in Zeiten der Renatio-nalisierung lukrative neue Wachstumspotenziale erschließen.

Quellen1 Statistisches Bundesamt / Accenture Research (siehe Grafik)2 Statistisches Bundesamt / Accenture Research3 Statistisches Bundesamt / Accenture Research (siehe Grafik)4 Statistisches Bundesamt / Accenture Research (siehe Grafik)5 Statistisches Bundesamt / Eigene Berechnungen6 http://www.zeit.de/2016/52/protektionismus-welthandel-

schutz-freihandel-handelspolitik-europa?wt_zmc=sm.ext.zonau-dev.mail.ref.zeitde.share_small.link.x

7 Accenture Research8 Accenture Research9 http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/autobranche-arbeits-

plaetze-in-gefahr-1.326866410 Berechnungen aus Top500-Daten der WELT11 Accenture Research12 Berechnungen aus Top500-Daten der WELT13 Berechnungen aus Top500-Daten der WELT14 Accenture Research15 ZF Friedichshafen, Geschäftsbericht 201516 Dürr, Geschäftsbericht 201517 „Thriving on disruption“ 2016, Accenture (siehe Grafik)18 Siemens, Die WELT (https://www.welt.de/wirtschaft/

article137178265/Kaeser-streicht-7800-Stellen-bei-Siemens.html)19 ThyssenKrupp (https://www.thyssenkrupp.com/de/newsroom/

pressemeldungen/press-release-62784.html)20 BASF (https://www.basf.com/de/company/news-and-media/

news-releases/2015/09/p-15-348.html)21 Lufthansa Cargo (https://lufthansa-cargo.com/de/specials/

business-reports-2015/main/home)

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ÜBER ACCENTURE

Accenture ist ein weltweit führendes Dienstleistungs-unternehmen, das ein breites Portfolio von Services und Lösungen in den Bereichen Strategie, Consulting, Digital, Technologie und Operations anbietet. Mit umfassender Erfahrung und spezialisierten Fähigkeiten über mehr als 40 Branchen und alle Unternehmens-funktionen hinweg – gestützt auf das weltweit größte Delivery-Netzwerk – arbeitet Accenture an der Schnitt-stelle von Business und Technologie, um Kunden dabei zu unterstützen, ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern und nachhaltigen Wert für ihre Stake-holder zu schaffen. Mit rund 394.000 Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind, treibt Accenture Innovationen voran, um die Art und Weise, wie die Welt lebt und arbeitet, zu verbessern. Besuchen Sie uns unter www.accenture.de.

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