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Vorname Nachname | 1. Preis Natur- und Technikwissenschaften Deutscher Studienpreis Die Preisträgerinnen und Preisträger 2020

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Vorname Nachname | 1. Preis Natur- und Technikwissenschaften

DeutscherStudienpreis

Die Preisträgerinnen und Preisträger 2020

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1Deutscher Studienpreis 2020

Wäre es zynisch zu behaupten, der Ruf der Wissenschaft habe von der Corona-Krise profitiert? Ihre Sichtbarkeit in der breiten Öffent-lichkeit ist während der Pandemie jedenfalls immens gestiegen, und Umfragen zufolge ist auch das Vertrauen der Menschen in Wissenschaft und Forschung erkennbar gewachsen. Dass das für die notorisch kritisch betrachtete Politik ebenso gilt, hat wesentlich damit zu tun, dass beide Sphären, so unterschiedlich sie sind, in der Krise eng zusammengearbeitet haben – mit Erfolg!

Die Politik bleibt hier in besonderer Weise auf wissenschaftliche Beratung angewiesen, und das gilt auch für all die anderen großen Herausforderungen, mit denen wir am Übergang zur Spätmoderne konfrontiert sind, innerhalb der Gesellschaft wie global – nicht zuletzt beim Schutz unserer Lebensgrundlagen. Diese Aufgaben stehen zwar derzeit im Schatten der Pandemie, haben aber nichts von ihrer Dringlichkeit verloren. Letzte Gewissheit kann die Wissen-schaft hier ebenso wenig liefern, wie es in der Politik die eine richtige Entscheidung gibt. Politiker, die die wissenschaftliche Expertise in ihrer ganzen Breite an Disziplinen einzubeziehen haben, stehen regelmäßig vor schwierigen Abwägungsprozessen, um am Ende zu nachvollziehbaren Entscheidungen zu kommen. Wissenschaftler wiederum müssen ihre Forschung vermitteln können, um gehört zu werden – und gleichzeitig die Grenzen der Erkenntnis und die Vor-läufigkeit des Wissens klar kommunizieren. Das sichert Vertrauen, zumal »alternative Fakten« angesichts der konkreten Bedrohung zwar an Attraktivität verlieren, aber ja nicht verschwunden sind, wie sich auf Demonstrationen gegen Corona-Beschränkungen immer wieder eindrücklich zeigt.

Der Deutsche Studienpreis 2020 prämiert nicht nur herausragende Dissertationen, der Preis legt auch Wert darauf, dass die Nachwuchs-akademiker ihre Forschungsergebnisse in die gesellschaftliche Diskussion einbringen. Sie sollen uns helfen, unsere komplexe Welt besser zu verstehen. Die diesjährigen Arbeiten leisten dazu in großer thematischer Bandbreite wieder einen beeindruckenden Beitrag. Als Schirmherr des Deutschen Studienpreises gratuliere ich den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich. Ihre Forschung zeugt genauso von wissenschaftlicher Beharrlichkeit und unvoreingenom-mener Neugier wie vom Mut zur kontroversen Debatte. Diesen Geist brauchen wir – gerade in diesen Zeiten.

Dr. Wolfgang SchäublePräsident des Deutschen Bundestages

Grußwort des Schirmherrn des Deutschen Studienpreises

»Ob Corona-Pandemie oder Klimawandel – die Politik ist bei vielen globalen Problemen auf einen engen Austausch mit der Wissenschaft angewiesen. Der Deutsche Studienpreis zeichnet Nachwuchsakademikerinnen und -akademiker aus, die in ihren Dissertationen drängenden Fragen der Zeit nachgehen und damit wichtige gesellschaftspolitische Debatten anstoßen.«

Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble Schirmherr des Deutschen Studienpreises

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Das Jahr 2020 war aufgrund der Corona-Pandemie auch ein Jahr der Wissenschaftskommunikation. Virologinnen und Epidemiologen waren präsent auf allen Kanälen: täg-liche Interviews in den Hauptnachrichten, Podcasts mit Spitzenabrufzahlen und bemerkenswerte Reichweiten auch in sonst medizinisch desinteressierten Filterblasen. Wissenschaftliche Expertise aus erster Hand war und ist gefragt wie nie, der Bedarf an guter Wissenschaftskommu-nikation durch Forschende hätte deutlicher nicht werden können. Auf der Agenda stand deren Förderung schon vor-her – auch auf der politischen: Längst vor Corona war aus der Wissenschaftspolitik zu vernehmen, sie wolle den Kultur wandel hin zu einer stärker kommunizierenden Wissenschaft voranbringen. Dabei rückt eine Gruppe in das Blickfeld, in die besondere Hoffnungen gesetzt wer-den – die Early Career Researchers.

Der wissenschaftliche Nachwuchs gilt als besonders geeig-net für diese Aufgabe, weil kompetent im Umgang mit al-len modernen Medien, kommunikationsaffin und -offen. Aus der Perspektive des Deutschen Studienpreises ist diese Einschätzung zutreffend: Jahr für Jahr nehmen Hunderte von Promovierten am Studienpreis teil und belegen ein-drucksvoll nicht nur die gesellschaftliche Relevanz ihrer Forschung, sondern ebenso ihr Interesse am Dialog mit der nicht fachlichen Öffentlichkeit, den Wunsch, mit ihren Forschungsthemen Gehör zu finden und in gesell-schaftliche Debatten hineinzuwirken. Diese Beteiligung ist für uns ein klares Indiz dafür, dass zum Selbstverständ-nis der aktuellen Generation junger Forschender mehr und mehr auch die öffentliche Debatte über die eigenen Projekte und Befunde gehört.

Wünschenswert wäre allerdings, dass dies künftig im Repu tationssystem der Wissenschaft eine wachsende Rolle spielt und zudem entsprechende Experimentier- und Freiräume zur Verfügung gestellt werden. Denn hier ist noch Luft nach oben: Bislang ist Wissenschaftskommuni-kation kein obligatorischer Bestandteil der Doktoranden-ausbildung und wird die gesellschaftliche Verantwortung Forschender dort kaum thematisiert. Aus Karriereper-spektive ist ein großes Engagement auf diesem Feld sogar wenig effizient: In Berufungsverfahren ist es am Ende eher unwesentlich, dafür steht es oft genug im eng getak-teten Alltag des wissenschaftlichen Nachwuchses in Kon-kurrenz zum erwarteten Publikations-Output.

Wenn die große Aufmerksamkeit, die der Wissenschaft in diesem Jahr zuteilwird, auch dazu führt, dass das Wissen-schaftssystem die eigene Kommunikationsarchitektur und mancherorts auch das eigene Selbstverständnis überprüft und in diesem Punkt an Ausbildungswegen und Anreiz-mechanismen arbeitet, wenn zudem die Politik dazu bei-trägt, dass Ressourcen in dieses Feld investiert werden können, wären dies wichtige Schritte, um dialoginteressier-ten Jungforschenden die Gestaltung des Kulturwandels zu ermöglichen.

In diesem Jahr haben 489 Promovierte am Deutschen Studien preis teilgenommen. In einem mehrstufigen Aus-wahlverfahren konnten acht Wissenschaftlerinnen und ein Wissenschaftler die Jury von der besonderen gesell-schaftlichen Relevanz ihrer Forschungsarbeiten überzeu-gen – und auch von ihren kommunikativen Fähigkeiten. Wir stellen sie Ihnen auf den folgenden Seiten vor. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Friederike SchneiderProgrammleiterin Deutscher Studienpreis

Editorial

1. PreisGeistes- und KulturwissenschaftenLucia Sommerer

Rechtliche Defizite automatisierter KriminalitätsprognosenZur Vorhersage kriminellen Verhaltens nutzt die Polizei zunehmend Computersysteme. Die Juristin Lucia Sommerer kritisiert deren unzulängliche juristisch-kriminologische Begleitung – und formuliert Mindestanforderungen, um Transparenz zu gewährleisten.

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4 5Deutscher Studienpreis 2020 Lucia Sommerer | 1. Preis Geistes- und Kulturwissenschaften

Immer häufiger setzt die Polizei intelligente Computersys-teme ein, die individuelles kriminelles Verhalten prognos-tizieren sollen: Seit 2017 erlaubt das Fluggastdatengesetz, automatisiert die Daten von Fluggästen zu verarbeiten – »zur Verhütung und Verfolgung von terroristischen Straf-taten und schwerer Kriminalität«. Ebenfalls seit 2017 ver-wendet das Bundeskriminalamt das System RADAR-iTE zur Vorhersage von Straftaten im Bereich des islamis-tischen Terrorismus. Und das Bundesland Hessen hat 2018 sein Polizeigesetz geändert, um das amerikanische Krimi-nalitätsanalyse-Programm Palantir Gotham einsetzen zu können.

»Keines dieser Systeme«, bemängelt die Juristin Lucia Sommerer, »konnte bei seiner Einführung auf eine um-fängliche juristisch-kriminologische Aufbereitung zurück-blicken.« In der Folge drohe die Aushöhlung einer Vielzahl verfassungsrechtlicher Garantien. Sommerer befürchtet unter anderem Diskriminierung und eine Beschneidung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung. Zudem bestehe die Gefahr, dass sich die Nutzerinnen und Nutzer dieser personenbezogenen Predictive-Policing-Systeme (PPS) allzu »maschinengläubig« auf deren Ergebnisse ver-lassen.

Vorannahmen und Vorurteile färben die Ergebnisse der Programme

Tatsächlich seien PPS nicht per se neutral, sondern schrie-ben Vorannahmen und Vorurteile qua Programmierung fort: »Werden neue Technologien ohne vorangegangenen wissenschaftlichen Diskurs eingeführt, können sich bei ihrer praktischen Verwendung problematische Modali-täten und Grundannahmen einschleifen, denen im Nach-hinein schwer beizukommen ist. Mir geht es nicht nur darum, die Rechtskonformität der PPS zu sichern, son-dern auch demokratisch zur Diskussion zu stellen, welche Wertentscheidungen überhaupt in einer Technologie ver-körpert sein sollen.«

Technologisch basieren PPS auf unterschiedlichen Kon-zepten: Regelbasierte Systeme wie RADAR-iTE greifen auf von Menschen eingegebene Wenn-dann-Regeln zurück. Das sind logisch verknüpfte Aussagen wie »Wenn Bedin-gung X eintritt, dann folgt Konsequenz Y«. Andere Systeme, die auf Maschinellem Lernen basieren, werden vor ihrem ersten Einsatz mit Musterdaten straffälliger Personen trai-niert. Anschließend bewerten sie neue Individuen hin-sichtlich ihres Kriminalitätsrisikos.

Besonders kritisch steht Sommerer Künstlichen Neuro-nalen Netzwerken (KNN) gegenüber. Dabei handelt es sich um eine »besonders intransparente Untergruppe der ma-schinell lernenden Systeme«. Die Juristin kritisiert, dass KNN »technologisch bedingt kaum Begründungen für ihre Entscheidungen liefern können«. Daher plädiert sie für ein grundsätzliches Verbot von KNN für personenbezogenes Predictive Policing – und ebenso von anderen »systemim-manent intransparenten Algorithmen, deren innere Zu-sammenhänge nicht einmal mehr Expertinnen und Ex-perten im Nachhinein im Detail nachvollziehen können«. Aber auch regelbasierte Systeme können zu einer Art Black Box mutieren: »Zu viele eingegebene Regeln erzeu-gen ebenfalls hochgradige Intransparenz.«

Systeme werden allzu maschinengläubig genutzt

Die größte Gefahr der aktuellen »algorithmischen Wende« in der Kriminalitätskontrolle sieht die Preisträgerin darin, dass die Systeme bei der Nutzung für unfehlbar gehalten und deren Entscheidungen blind vertraut würden: »PPS können zu einer Autoritätsfigur werden, deren Entschei-dungen die Nutzerinnen und Nutzer in selbstauferlegter

Gedankenlosigkeit nahezu blind folgen.« Psychologische Studien hätten bestätigt, dass es Menschen stets sehr schwerfalle, sich gegen das Ergebnis algorithmischer Be-rechnungen zu entscheiden – teils auch aus Zeit- und Rechtfertigungsdruck.

Den Terminus »selbstauferlegte Gedankenlosigkeit« hat Sommerer von den Arbeiten Hannah Arendts entlehnt. Die politische Philosophin und Publizistin beschrieb da-mit his torische Situationen, in denen Menschen – mit pre-kären Folgen – ihr eigenes Denken ausgeblendet haben. Aber auch heutige Algorithmen und komplexe Systeme können »zu einer gewissen Ehrfurcht und letztendlich zur Kapitulation vor der Undurchsichtigkeit einer Black Box führen«, sagt die Preisträgerin. Und damit ebenfalls zum »Ausschalten des eigenen Denkens«.

Um den »Schleier der Algorithmen«, der sich gegenwär-tig über menschliche Entscheidungen in der Kriminalitäts-kontrolle zu legen droht, zu lüften, hat Sommerer eine kompakte und rechtlich fundierte Checkliste mit Min-destanforderungen erarbeitet. Die Checkliste richtet sich an Entscheidungsträgerinnen und -träger in den Bereichen IT-Entwicklung, Polizei, Justiz und Politik. Ziel ist, bereits in der Designphase der Systeme Transparenz zu fördern. Dazu sollen unter anderem bei der Systementwicklung ge-troffene Entscheidungen protokolliert werden; die Sys-teme sollen – im Interesse der Betroffenen – in die Lage versetzt werden, ihre Entscheidungen zu begründen; und eine staatliche Kontrollstelle soll laufend überprüfen, ob Rechtsverletzungen vorliegen: »Erst wenn solch eine neue Transparenz- und Kontrollinfrastruktur mit einheitlichen, präzisen Qualitätsstandards etabliert ist, sollten PPS in Deutschland weiter entwickelt werden.«

Lucia Sommerer (31) studierte Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München, an der University of Oxford und der Yale Law School. Von 2016 bis 2019 promovierte sie an der Georg-August-Universität Göttingen zum Thema »Personen-bezogenes Predictive Policing und auto-matisierte Kriminalitätskontrolle«. Seit 2016 ist sie Mitarbeiterin am Institut für Kriminalwissenschaften der Universität Göttingen und seit 2018 Affiliate Fellow an der Yale Law School.

Beitragstitel  Selbstauferlegte Gedan - kenlosigkeit der algorithmischen Wende? – Kriminalwissenschaftliche Untersuchung über die Automatisie-rung der Kriminalprognose

Lucia Sommerer [email protected]

Promotion an der Georg-August-Universität Göttingen, Juristische Fakultät

Studienpreis-Juror Prof. Dr. Dres. h. c. Michael Quante

»Die Digitalisierung durchdringt zunehmend alle Lebensbereiche und stellt uns permanent vor neue Heraus-forderungen. In ihrer exzellenten Arbeit entwickelt Lucia Sommerer normative Kriterien für den verantwortbaren Einsatz von Algorithmen in der Krimi-nalitätsbekämpfung. Damit reicht ihr höchst aktueller Beitrag zur Interaktion von Mensch und Maschine weit über die juristische Debatte hinaus.«

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7Johanna Kirchhoff | 1. Preis Natur- und Technikwissenschaften

1. PreisNatur- und TechnikwissenschaftenJohanna Kirchhoff

Schnelltest auf resistente Keime hilft Leben rettenJohanna Kirchhoff forscht an einem optischen Verfahren, das Bakterien und deren Antibiotika-Resistenzen deutlich schneller diagnostiziert als bislang. Schwer Infizierte könnten damit künftig effektiver behandelt werden.

Multiresistente Keime verbreiten sich welt-weit in einem besorgniserregenden Ausmaß. Allein in Europa sterben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts jedes Jahr etwa 33.000 Menschen an Infektionen mit resistenten Er-regern. Entwickelt sich eine bakterielle Infek-tion zu einer lebensbedrohenden Sepsis – um-gangssprachlich: Blutvergiftung –, muss sofort mit einer wirksamen Therapie begonnen wer-den. Denn jede Stunde Wartezeit auf die rich-tige Behandlung verschlechtert die Überle-benschancen von Patientinnen und Patienten drastisch.

Weil es an schnellen Verfahren für die Dia-gnose fehlt, können Medizinerinnen und Me-diziner zunächst jedoch weder den Erreger noch seine Resistenzen bestimmen. Patien-tinnen und Patienten mit lebensbedrohlichen Infektionen werden daher unter Zeitdruck erst einmal mit Breitband- oder Reserveanti-biotika behandelt, die noch einen Erfolg er-hoffen lassen. »Bei eher harmlosen Keimen ist das jedoch so, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen«, sagt Johanna Kirchhoff. Und es begünstigt das Entstehen weiterer Resis tenzen.

Die Mikrobiologin forscht gemeinsam mit ihrem Team an einem laserbasierten Schnell-test, mit dem Bakterien und ihre Antibiotika-Resistenzen direkt diagnostiziert werden kön-nen. In dreieinhalb Stunden liegt das Ergebnis vor, auf das Medizinerinnen und Mediziner mit derzeitigen Methoden bis zu drei Tage warten müssen.

Ergebnis bereits nach dreieinhalb Stunden statt nach mehreren Tagen

»Die Evolution der Bakterien, die Entwicklung von Resistenzen können wir nicht aufhalten«, sagt Johanna Kirchhoff. »Aber wir können schnellere Tests entwickeln.« Das bedeutet: schneller das richtige Antibiotikum finden und es gezielter dosieren. Das erspart den Er-krankten Nebenwirkungen und erhöht ihre Chancen auf eine erfolgreiche Therapie. Und es hilft, die Entwicklung weiterer Resistenzen einzudämmen. »Das ist meine Motivation«, sagt die junge Wissenschaftlerin, die seit 2014 am Leibniz-Institut für Photonische Technolo-gien (Leibniz-IPHT) in Jena forscht und paral-lel an der Universität Jena und dem Center for Sepsis Control and Care (CSCC) des Universi-tätsklinikums promovierte. »Es kommt Men-schen jeden Alters und aller Bevölkerungs-gruppen zugute, denn Sepsis kann jeden treffen.«

Johanna Kirchhoff (35) studierte Biologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und an der Aristoteles-Universität Thessaloniki. Von 2014 bis 2019 promo-vierte sie an der Universität in Jena zum Thema »Charakterisierung der Antibio-tika-Suszeptibilitäten von Sepsis-Patho-genen mittels Raman-Spektroskopie«. Bis 2020 forschte sie dazu am Center for Sepsis Control and Care des Universitäts-klinikums Jena und am Leibniz-Institut für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT). Derzeit ist sie als Wissenschaft-liche Mitarbeiterin am Leibniz-IPHT in der Forschungsabteilung Spektroskopie und Bildgebung tätig.

Beitragstitel  Entwicklung eines spektroskopischen Schnelltests zur Detektion und quantitativer Charakterisierung von Antibiotika-Resistenzen bei Sepsis-Pathogenen

Johanna Kirchhoff [email protected]

Promotion an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Chemisch-Geowissenschaftliche Fakultät

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8 Deutscher Studienpreis 2020

1. PreisSozialwissenschaftenAndrea Binder

Gefahren für das Weltfinanzsystem Großbanken vergeben in Steueroasen sogenannte Eurodollar-Kredite und kreieren damit Geld für die internationale Wirtschaft. Diese Offshore-Kredite könnten jedoch, wie Andrea Binder herausfand, die globale Finanzwirtschaft destabilisieren.

Kirchhoff bestrahlt Bakterien aus Urinpro-ben mit Laserlicht. Innerhalb kürzester Zeit kann sie so herausfinden, mit welchem Bakte-rium jemand infiziert ist und gegen welche Antibiotika dieser Bakterienstamm bereits resis tent ist. Den laserbasierten Schnelltest entwickelte ein interdisziplinäres Forschungs-team des Leibniz-IPHT in Jena in Zusammen-arbeit mit der Universität und dem Universi-tätsklinikum. Kirchhoff hat mit ihrer Arbeit entscheidend dazu beigetragen, das Diagnose-verfahren weiter zu verkürzen und schnell die optimale Antibiotika-Konzentration zu er-mitteln. So erhalten Ärztinnen und Ärzte di-rekt die notwendigen Informationen für eine wirksame Behandlung – zielgerichtet statt mit Breitband-Antibiotika.

Spektroskopie liefert den Fingerabdruck der Bakterien

»Als Mikrobiologin fasziniert mich das Poten-zial des photonischen Verfahrens«, sagt Kirch-hoff. Die Untersuchungsmethode basiert auf der Raman-Spektroskopie, einer hochpräzisen Methode, mit der sich ein molekularer Finger-abdruck der Bakterien nehmen lässt. »Die Ra-man-Spektren der Bakterien enthalten bio-chemische Informationen, die Auskunft über ihre Zusammensetzung und ihren aktuellen Zustand geben«, erläutert die Mikrobiologin. Weil die Bakterien direkt in Flüssigkeit analy-siert werden können, entfallen zeitaufwen-dige Anreicherungsschritte. »Die Probenvor-bereitung geht einfach und schnell, und man benötigt nur wenig Probenmaterial.«

Auf einem Dielektrophorese-Chip fängt Kirchhoff die Bakterien aus Urinproben mit Hilfe elektrischer Felder ein und regt sie mit Laserlicht an. Das Spektrum des von den Bak-terien gestreuten Lichts verrät innerhalb von Sekunden, um welches Bakterium es sich han-delt. Der anschließende spektroskopische Re-sistenztest liefert in einer computergestützten statistischen Auswertung die optimale Dosie-rung des Antibiotikums – und zwar innerhalb von zwei Stunden. Klassische Resistenzprü-fungen benötigen mehr als 16 Stunden.

Die Preisträgerin ist Teil eines großen For-schungsteams, dass unter anderem daran ar-beitet, das Testverfahren mit Hilfe sogenann-ter Mikrofluid-Systeme zu automatisieren, zu parallelisieren und zu miniaturisieren: »Der Mikrofluid-Chip ist ein geschlossenes System, das den einfachen und sicheren Umgang mit dem infektiösen Material gewährleistet und sich leicht in ein Raman-Mikroskop einbauen lässt.« Damit können auch mehrere Proben gleichzeitig untersucht werden. Gleichzeitig soll neben Urin Blut als Matrix für das Verfah-ren erschlossen werden.

Ziel des interdisziplinären Forschungs-teams ist es, das photonische Testverfahren mit der Hilfe von Industriepartnern in ein mo-biles kompaktes Diagnosegerät zu integrieren, das kommerziell vermarktet werden soll. Dann könnte der Schnelltest auch Patien-tinnen und Patienten an Orten, an denen keine Klinik in der Nähe ist, zu einer pass-genauen Behandlung verhelfen.

Studienpreis-Juror Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Eckhard Nagel

»Sogenannte Multiresistente Bakterien sind Ursache für eine Vielzahl von Erkrankungen und Todesfällen. Mitverantwortlich dafür ist der unsachgemäße Einsatz von Antibiotika. Mit dem hervorragenden Forschungs beitrag von Johanna Kirchhoff kann hier entscheidend eingegriffen werden. Die von ihr entwickelte Methode wird die Behandlung von Erkrankten grundlegend verbessern, die Anzahl von Infektionen senken, Krankenhausaufenthalte verkürzen und auch Behandlungskosten reduzieren.«

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10 11Deutscher Studienpreis 2020 Andrea Binder | 1. Preis Sozialwissenschaften

Andrea Binder hat am Beispiel der Länder Großbritannien, Deutschland, Brasilien und Mexiko das Offshore-Finanz-wesen sowie dessen Verhältnis zum Staat untersucht. Im Rahmen ihrer Dissertation, die auf Geoffry Inghams sozio-logischem Konzept des Kredit-Geldes basiert, untersuchte die Politologin Bankstatistiken, betrieb historische Analy-sen und interviewte Expertinnen und Experten. Speziell befasste sie sich mit Offshore-Steuerplanung – die auf lega le Steuervermeidung oder illegale Hinterziehung hinaus laufen kann –, mit illegaler Geldwäsche sowie mit legaler Offshore-Geldschöpfung durch die Vergabe von Krediten.

»Viele Menschen wissen nicht genau, was unter Geld-schöpfung zu verstehen ist«, sagt Binder. »Die meisten glauben, das im Umlauf befindliche Geld stamme von der Zentralbank.« Tatsächlich drucken Zentralbanken nur ei-nen geringen Teil der umlaufenden Geldmenge. Den weit-aus größten Teil kreieren die nationalen Banken durch Kreditvergabe: Leiht eine Bank einer Kundin oder einem Kunden 20.000 Euro für den Kauf eines Autos, so kommen diese 20.000 Euro zusätzlich in Umlauf.

Ab den 1950er Jahren vergaben Londoner Banken Eurodollar-Kredite

Der Begriff Eurodollar kam in den 1950er Jahren auf. Das britische Pfund hatte seinen Status als Weltleitwährung an den US-Dollar verloren, und weltweit waren die Bank-geschäfte stark reguliert. »Dies bereitete vor allem den Londoner Banken Probleme«, erklärt Binder. »Denn die hatten zuvor den Handel des gesamten britischen Imperi-ums finanziert.« Um gegenüber den USA nicht ins Hinter-

Offshore-Banking war Mitauslöser der Finanzkrise 2007–2009

Binder hat herausgefunden, dass Engpässe im Offshore-Banking auch zur großen Banken- und Finanzkrise 2007–2009 beitrugen. Nach gängiger Vorstellung gilt als Haupt-auslöser dieser Krise die Pleite der Großbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Tatsächlich kündigten sich die Schieflagen aus diesen Verbriefungen aber bereits 2007 an. »Eine französische Großbank, die große Mengen dieser Papi ere gekauft hatte, konnte im Herbst 2007 deren Preis nicht mehr bestimmen«, sagt Binder. »Dies führte dazu, dass viele Banken sich wechselseitig nicht mehr trauten und der Interbankenmarkt an Liquidität verlor.« Die Risi-koscheu schwappte auf die USA über, und europäische Banken konnten ihre Eurodollar-Verbindlichkeiten nicht mehr refinanzieren. Da die Europäische Zentralbank (EZB) nicht mit US-Dollars aushelfen konnte, musste die US-Zen-tralbank über Devisen-Swap-Vereinbarungen mit der EZB den europäischen Banken US-Dollar-Liquidität bereitstel-len. Anderenfalls hätte schon 2007 ein Kollaps des Welt-finanzsystems gedroht.

»Solche Probleme mit Eurodollar-Krediten können je-derzeit erneut aufkommen«, sagt Binder. »Dies zeigt aktu-ell auch die Covid-19-Krise. Am 19. März 2020 musste die US-Zentralbank den Eurodollar-Markt abermals mit Liqui-dität stützen. Am Höhepunkt im Mai hatten die Devisen-Swap-Vereinbarungen ein Volumen von 450 Milliarden US-Dollar. Und das Ausfallrisiko trugen, wie schon 2007, die US-Steuerzahlerinnen und -Steuerzahler.«

Die Politologin sieht nicht nur Risiken für die Finanz-stabilität, sondern auch für die Demokratie: »Die Offshore-Geldschöpfung stellt ein besonderes Privileg der Groß-banken dar. Es bringt ihnen hohe Profite. Vorteilhafte Regeln für wenige untergraben jedoch den Gleichheits-grundsatz und stellen die Legitimität demokratischer Poli-tik in Frage. Als Abhilfe müsste entweder die Offshore-Geldschöpfung stärker reguliert werden, oder man wagt grundsätzlich Neues, etwa ein Vollgeldsystem, in dem nur Zentralbanken Geld schöpfen können.« Letzteres dürfte jedoch schwer umsetzbar sein, weil Privatbanken dann nur noch als Vermittler tätig sein könnten und ihr Privileg der Geldschöpfung verlören.

treffen zu geraten, vergaben die britischen Großbanken nun auch Kredite in US-Dollar. Zur Unterscheidung von US-Dollar-Krediten, die nur amerikanische Banken ver-geben können, wurden die in London generierten Dollar Eurodollar genannt.

Dies warf allerdings regulatorische Probleme auf. »Die Vergabe von Krediten in einer Fremdwährung außerhalb des ursprünglichen Währungsraums war ein Novum«, sagt die Preisträgerin. Das Problem: Im Krisenfall, wenn diese Kredite auszufallen drohen, ist die britische Zentralbank nicht in der Lage, die Banken mit US-Dollars zu stützen. Sie kann nur britische Pfund bereitstellen. Die amerika-nische Zentralbank wiederum sah sich nicht für auslän-dische Banken verantwortlich.

Die britische Zentralbank erlaubte die Eurodollar-Kredit-vergabe dennoch – unter dem Vorbehalt, dass diese Trans-aktionen auf gebietsfremde Banken beschränkt bleiben. »Die britische Wirtschaft sollte«, so Binder, »nicht in diese risikoreichen Geschäfte hineingezogen werden.« Dies war gleichsam die Geburtsstunde des Offshore-Banking. Denn die Londoner Banken eröffneten nun einfach Filialen auf den Kanalinseln.

In den folgenden Jahrzehnten ist das Offshore-Banken-system geradezu explodiert. Heute vergeben Großbanken von Europa bis Japan in ihren jeweiligen Steueroasen mas-senhaft US-Dollar-Kredite. »Die Offshore-Geldmärkte sind inzwischen so groß, dass ohne sie die internationale Wirt-schaft nicht finanzierbar wäre«, sagt Binder.

Es bleibt jedoch beim Grundproblem, dass die Groß-banken diese Offshore-Geldschöpfung außerhalb staatli-cher Kontrolle und nationaler Bankenregulierung betrei-ben. Geraten diese Großbanken in finanzielle Schieflage, können sie nur von der amerikanischen Zentralbank ge-stützt werden. Damit müssen die US-Steuerzahlerinnen und -Steuerzahler das Risiko tragen.

Andrea Binder (41) studierte von 2000 bis 2005 Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen an der Eberhard Karls Universität Tübingen, der Science Po in Paris und dem Hochschul-institut für internationale Studien und Entwicklung in Genf. Von 2006 bis 2014 arbeitete und forschte sie am Global Public Policy Institute, Berlin. Anschlie-ßend promovierte sie am Department of Politics and International Studies an der University of Cambridge zum Thema »The politics of the invisible: offshore finance and state power«. Seit Oktober 2019 ist sie Wissenschaftliche Mitarbei-terin an der Arbeitsstelle Internationale und Vergleichende Politische Ökonomie der Freien Universität Berlin.

Beitragstitel  Offshore-Banking: Wie Großbanken in Steueroasen globales Geld schöpfen und warum das ein Risiko für die Demokratie ist

Andrea Binder [email protected]

Promotion an der University of Cambridge, Magdalene College

Studienpreis-Jurorin Prof. Dr. Nicole Deitelhoff

»Das Weltfinanzsystem scheint für viele immer noch undurchschaubar. Andrea Binder macht mit ihrem exzellenten Forschungsprojekt die problematische Rolle der legalen Geldschöpfung in Steueroasen sichtbar. Zweifellos ein hochrelevantes, brisantes Thema, das der Aufmerksamkeit von Politik und Öffentlichkeit bedarf.«

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12 13Deutscher Studienpreis 2020

2. Preis Geistes- und Kulturwissenschaften Marie von Falkenhausen

Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten

2. Preis Geistes- und Kulturwissenschaften Veronika Settele

Geschichte der Massentierhaltung

Marie von Falkenhausen (28) studierte von 2010 bis 2016 Rechtswissenschaften an der Georg-August- Universität Göttingen und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und absolvierte 2017/2018 den LL.M. an der University of California, Berkeley. Von 2016 bis 2019 promovierte sie an der Georg- August-Universität Göttingen. Derzeit ist sie Rechts-referendarin am Kammergericht Berlin.

Beitragstitel  Menschenrechtsschutz in internationalen Lieferketten: Haften deutsche Unternehmen für die Zustände bei ihren Zulieferern?

Marie von Falkenhausen [email protected]

Promotion an der Georg-August-Universität Göttingen, Juristische Fakultät

2013 starben beim Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch über tau-send Menschen. Der baufällige Komplex fertigte unter anderem für in Deutschland tätige Modeketten – ebenso eine 2012 abgebrannte pakis-tanische Textilfabrik, in deren Flammen 200 Personen den Tod fanden. »Wer beim Textil-Discounter einkauft, wird oft schräg angeschaut«, sagt die Juristin Marie von Falkenhausen. »Denn den wirklichen Preis zah-len die Arbeiterinnen und Arbeiter in deren Lieferketten.«

Betroffen ist nicht nur die Textilindustrie. 2008 zeigte eine Studie der Vereinten Nationen, dass »fast alle Industrien Menschenrechte ver-letzen«. Falkenhausen hat nun untersucht, ob sich diesen Missständen mit privaten Schadensersatzklagen vorbeugen lässt: »Opfer von Men-schenrechtsverletzungen bei Zulieferern könnten so eine Entschädi-gung von dem Unternehmen verlangen, das die Produkte am Ende der Lieferkette abnimmt. Die Idee ist, die abnehmenden Firmen dazu zu bringen, sich stärker für eine Einhaltung der Menschenrechte bei ihren Zulieferern einzusetzen.«

Falkenhausen konzentrierte sich auf den BGB-Paragraphen 823 Abs. 1. Er »gewährt jedem einen Schadensersatzanspruch, der von einem anderen rechtswidrig an Leib, Leben, Freiheit oder Eigentum verletzt wird«. Dieses pragmatische nationale Deliktrecht sei hier je-doch mit den »politisch und ideologisch aufgeladenen« Menschenrech-ten des Völkerrechts in Einklang zu bringen: »Letztere wurden geschaf-fen, um Menschen vor staatlicher Willkür zu schützen. Unternehmen haben aber keine dem Staat vergleichbare Machtstellung.«

Schon ohne die völkerrechtlichen Komplikationen sei obiges BGB-Gesetz nicht zielführend: »Es setzt für die Unternehmen sogar Anreize, sich aus den Zuständen bei den eigenen Zulieferern herauszuhalten. Dann sinkt nämlich ihr Haftungsrisiko.« Grund seien die sogenannten Verkehrspflichten: Eine Haftung komme rechtlich nur in Betracht, wenn das Unternehmen zur Entstehung eines Schadens beigetragen oder das Vertrauen geschaffen hat, dass es sich um eine Gefahr küm-mern werde.

Die Vereinten Nationen und die Bundesrepublik setzen bislang auf freiwillige Ansätze – darunter Initiativen wie »Textilbündnis« und »Grü-ner Knopf«. Seit 2019 plant Berlin ein Gesetz, das Unternehmen nun auch bindende Verpflichtungen auferlegt. »Die vielen offenen Fragen benötigen klare Antworten«, sagt die Juristin. »Ich möchte Impulse dazu liefern.«

Massentierhaltung wird zunehmend zum Po-litikum. Immer mehr Menschen protestieren gegen die Bedingungen, unter denen land-wirtschaftliche Nutztiere in deutschen Stäl-len gehalten werden. Wie konnten sich solche Produktionsmethoden überhaupt etablieren? Die Historikerin Veronika Settele hat die Ge-schichte der deutschen Nutztierhaltung in Ost und West seit 1945 aufgearbeitet – und zeigt zugleich neue Wege aus dem Dilemma auf.

»Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Le-ben in Deutschland von Hunger und Mangel-erfahrung geprägt«, sagt Settele. Dies änderte sich in den folgenden drei Jahrzehnten rasant: Der Fleischkonsum in der Bundesrepublik und der DDR stieg von 20 bis 30 Kilo pro Kopf

und Jahr auf 80 bis 90 Kilo, der Eierkonsum verdreifachte sich. Diese Entwicklung ging Hand in Hand mit immer effektiveren Pro-duktionsmethoden und Zuchtoptimierungen; »Die Durchschnittskuh gab 1990 doppelt so viel Milch wie vierzig Jahre zuvor. Hühner legten mehr als doppelt so viele Eier, und Fleisch liefernde Tiere erreichten das er-wünschte Muskelwachstum in immer kürze-rer Zeit.« Der enorme Rationalisierungsschub zeigt sich auch darin, dass 1950 noch ein Vier-tel aller Beschäftigten in der Land-, Forstwirt-schaft und Fischerei tätig war, 2019 waren es noch 1,3 Prozent.

»Doch ab den 1960er Jahren geriet der alte Konsens, wonach mehr und günstigere Lebens-mittel uneingeschränkt erstrebenswert seien, ins Wanken«, so Settele. Fettes Schweine-fleisch wurde mit den zunehmenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Ab den 1980er Jahren kamen auch ökologische Bedenken gegen lokal konzen-trierte Tierhaltung auf. Zudem gerieten die neuen Bedingungen der Massentierhaltung immer stärker in Misskredit.

In der Folge taten sich kommunikative Fronten auf: »Die Fleischbranche verschanzte sich hinter technikdeterminierter Unaus-weichlichkeit, während zunehmend postma-teriell eingestellte Verbraucherinnen und Ver-braucher eine das Wohl der Tiere stärker berücksichtigende Haltung forderten. Die In-teressen berühren sich allerdings dort, wo der finanzielle Druck der Erzeuger von der Bereit-schaft zu höheren Ausgaben kompensiert werden kann.« Settele wundert sich, dass diese »Interessendivergenzen bisher nicht sys-tematisch ausgelotet« wurden – liegt in ihnen doch der Kern zu einem Kompromiss.

Veronika Settele (32) studierte von 2007 bis 2014 Politik- und Geschichtswissen-schaft (Europäische Politik und Gesell-schaft) an der Universität Innsbruck und der Princeton University sowie an der Freien Universität Berlin. Von 2015 bis 2019 promovierte sie dort. Derzeit ist sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen tätig.

Beitragstitel  Revolution im Stall und Rumor in der Gesellschaft: Landwirtschaftliche Tierhaltung in Deutschland seit 1945

Veronika Settele [email protected]

Promotion an der Freien Universität Berlin, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften

Die teils gravierenden Missstände in industriellen »Turbo-Ställen« haben historische Wurzeln.

Internationale Industrie-Zulieferer verletzen oft die Menschenrechte

ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Haften deutsche Unternehmen

für dortige Zustände?

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14 15Deutscher Studienpreis 2020

2. Preis Natur- und Technikwissenschaften Hans-Jürgen Heidebrecht

Mit Kuh-Antikörpern gegen bakterielle Infektionen

Immer mehr Bakterien entwickeln Resis-tenzen gegen Antibiotika, weil diese »viel zu häufig eingesetzt werden«, sagt Hans-Jürgen Heidebrecht. Zur Abhilfe hat der Lebens-mitteltechnologe die verfahrenstechnischen Voraussetzungen für ein neuartiges Therapie-verfahren geschaffen: Er will Bakterien im Darm und auf der Haut mit Antikörpern bekämpfen, die zu diesem Zweck von Kühen erzeugt werden.

Die Kühe werden dazu mit inaktivierten menschlichen Bakterien und Toxinen geimpft. Diese Impfung ist für sie unschädlich. Darauf-hin bilden die Kühe Antikörper, die Heide-brecht mit einem von ihm entwickelten Spezial verfahren aus der Milch extrahiert.

In Tierversuchen konnte Heidebrecht bereits Erfolge bei der Behandlung von Infektio nen mit dem Darmbakterium Clostri-dium difficile vorweisen, das für viele Kranken-hauskeim-Infektionen verantwortlich ist. Da-bei zeigte sich, dass ein Standard-Antibiotikum zwar das Wachstum der Bakterien unter-drückte. Doch nach Behandlungsende starben 90 Prozent der Tiere, weil sich die Keime in der antibiotikageschädigten Darmflora erneut vermehrten. Hingegen überlebten bis zu 100 Prozent der Tiere, denen Heidebrecht spe-zifisch gegen Clostridium difficile wirkende Kuh-Antikörper verabreicht hatte: »Die Antikörper inaktivierten nicht nur die Toxine, sondern verhinderten auch ein späteres Wieder-auftreten der Infektion.«

Dass Antibiotika bei Clostridium-difficile- Infek-tionen oft nicht helfen, ist auch aus Kranken-häusern bekannt. Infizierte Personen spre-chen zwar meist auf eine Antibiotika- Be handlung an. Nach Absetzen der Antibio-tika erleiden jedoch 25 bis 40 Prozent Rück-schläge – mit oft tödlichem Ausgang. »Grund ist unter anderem«, erklärt Heidebrecht, »dass Antibiotika zu unspezifisch wirken und die gesunde Darmflora zerstören. Bei meinen Tierversuchen blieb in der Gruppe, die mit Kuh-Antikörpern behandelt wurde, die Darm-flora intakt.«

Kuh-Antikörper-Präparate können aller-dings nicht in die Blutbahn injiziert werden, weil das menschliche Immunsystem sie dann als Fremdkörper angreifen und abbauen würde. So bleibt ihr Einsatz auf Darminfek-tionen, Hauterkrankungen und Infektionen im Mund-Nasen-Rachenraum beschränkt. Vor-erst setzt Heidebrecht die Kuh-Antikörper zur Behandlung von Hautinfektionen bei Hunden ein. Zur Vermarktung hat er bereits eine eige ne Firma gegründet.

Hans-Jürgen Heidebrecht (33) studierte von 2007 bis 2012 Lebensmittel- und Biotechnologie an der Technischen Universität München, wo er bis 2019 promovierte und aktuell als Wissen-schaftlicher Mitarbeiter tätig ist. Er hat das Unternehmen Heidebrecht Byotec gegründet und ist Mitbegründer der Doderm GmbH.

Beitragstitel  Kuh-Antikörper ersetzen Antibiotika

Hans-Jürgen Heidebrecht [email protected]

Promotion an der Technischen Universität München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt

Hans-Jürgen Heidebrecht erforscht Alternativen zu Anti-biotika, die aus Kuh-Antikörpern gewonnen werden.

Wer hierzulande psychotherapeutische Behandlung benötigt, muss viel Geduld aufbringen. Durchschnittlich 20 Wochen beträgt die Warte-zeit. »Knapp 30 Prozent aller erwachsenen Deutschen sind jedes Jahr von einer psychischen Erkrankung betroffen«, sagt Lara Bücker. »Doch vier von fünf erhalten keine Behandlung.« Zudem nimmt die Zahl der psychisch Erkrankten zu: »Der Anteil psychischer Erkrankungen als Grund für Arbeitsunfähigkeit stieg in den letzten 40 Jahren von zwei auf jetzt 16,6 Prozent.« Als weitere Barriere komme hinzu, dass viele Betroffene sich ihrer psychischen Probleme schämten.

Als Abhilfe hat die Psychologin internetbasierte Therapiepro-gramme entwickelt, die ohne Wartezeit zur Verfügung stehen. Diese sollen »den Psychotherapeuten nicht ersetzen, sondern diejenigen er-reichen, die sonst keine Therapie erhielten.« Die Wirksamkeit solcher internetbasierten Interventionen konnte in den letzten Jahren in vie-len Studien nachgewiesen werden: »Die Erfolge von Onlineprogram-men mit einer therapeutischen Begleitung liegen ähnlich hoch wie bei herkömmlicher Psychotherapie.«

Bücker entwickelte im Rahmen ihrer Dissertation ein Programm zur Selbsthilfe-Therapie pathologischen Glücksspielverhaltens (www.neustart-spielerhilfe.de), für dessen Nutzung sie unter anderem auf über 70.000 in Spielhallen ausgelegten Visitenkarten warb. Es ist speziell an die Bedürfnisse der oft überschuldeten und sozial zurückge-zogenen Zielgruppe angepasst. Weiterhin war sie an der Entwicklung einer Smartphone-App gegen Depressionen beteiligt.

Die Therapieerfolge konnte Bücker mit statistischen Auswertungs-methoden nachweisen. Die besten Ergebnisse brachten die Programme bei Personen, die keinerlei Therapieerfahrung besaßen. Vier von fünf Personen, die das Glücksspiel-Programm genutzt haben, würden es weiterempfehlen. Besonders gut wirkte es »bei älteren Personen und bei jenen mit stärker ausgeprägten Glücksspiel- und depressiven Symptomen«. Die App gegen Depressionen zeigte die größten Erfolge bei denjenigen, die mindestens einmal pro Woche auf sie zugriffen. Dies war jedoch nur bei einem kleinen Teil der Stichprobe der Fall. Bücker versucht nun im Rahmen ihrer Habilitation die Nutzung der Programme zu erhöhen. So will sie unter anderem das Glücksspiel-Programm durch spielerische Elemente für die Zielgruppe interes-santer gestalten.

2. Preis Natur- und Technikwissenschaften Lara Bücker

Digitale Psychotherapie

Lara Bücker (29) studierte von 2010 bis 2016 Psychologie an der Maastricht University und der Medical School Hamburg. Von 2017 bis 2019 promovierte sie am Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf (UKE). Derzeit absolviert sie eine Ausbildung zur Psychologi schen Psychotherapeutin am Institut für Psycho thera pie (IfP) in Hamburg.

Beitragstitel  E-Mental Health — Wie das Internet uns helfen kann, psychische Erkrankungen zu behandeln

Lara Bücker [email protected]

Promotion an der Universität Hamburg, Medizinische Fakultät

Um die langen Wartezeiten auf Psychotherapieplätze zu verkürzen,

hat Lara Bücker Online- Therapieprogramme entwickelt.

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16 17Deutscher Studienpreis 2020

Was zieht jüdische Israelis nach Berlin, und wie gestaltet sich ihr Leben dort? Was bedeutet Jüdisch-Sein in der Hauptstadt heute – 70 Jahre nach dem Holocaust? Diesen Fragen ging Vanessa Rau in ihrer ethno-graphischen Untersuchung nach. Anhand individueller Biographien zeichnete die Soziologin das Bild der neuen urbanen jüdischen Szene in Berlin, die ihren Zusammenhalt vor allem aus jüdischen und hebrä-ischen Events gewinnt. Zudem nahm sie selbst aktiv an dieser Szene teil, unter anderem, indem sie einem hebräischen Chor beitrat.

Der Chor allein schon zeigte, wie vielfältig und international das neue »Judentum Berlin-style« aufgestellt ist. Rau traf dort »junge Israe-lis, jüdische Migrantinnen und Migranten aus Nord- und Südamerika und Europa sowie zum Judentum konvertierte und nicht jüdische Deutsche«. Vom Chor ausgehend, spannte sich ein Netzwerk auf zu anderen jüdischen Treffs und Initiativen, darunter zu einer Berliner Synagoge und zu einem queeren Shabbat-Event in einem Kulturhaus im Osten der Stadt. »Dieses Netzwerk offenbarte eine extreme Diversi-tät – unter anderem in Gestalt divergierender Sprachen (vorwiegend Hebräisch, Deutsch und Englisch), unterschiedlicher Gruppenzugehö-rigkeiten und großer sozialer Unterschiede«, sagt Rau. Infolgedessen sei die Dynamik dieser Szene nicht etwa von Einverständnis und Kon-sens geprägt, sondern vielmehr von Widerspruch, Dissens und Unei-nigkeit über die vermeintlich gemeinsame Zugehörigkeit. Im Mittel-punkt dieser Uneinigkeiten stehe die Frage, was es bedeutet, heute in Berlin jüdisch zu sein.

Dies widerspreche der verbreiteten Vorstellung von einer statischen und monolithischen jüdischen Community, fasst Rau ihre Ergebnisse zusammen. Die Strukturen könne man eher als postinstitutionell klassifizieren. Religion sei darin keineswegs verschwunden, sondern nähme neue, vielfältige Formen an, die enge Grenzziehungen zwi-schen Religion und Säkularität in Frage stellten. »Doing be Jewish« – ein von der Soziologin Lena Inowlocki geprägter Terminus – sei im »Judentum Berlin-style« vor allem als ständiger, dynamisch verlau-fender Aushandlungsprozess zu verstehen.

2. Preis Sozialwissenschaften Vanessa Rau

Neue jüdische Gemeinschaften in Berlin

Elisa Pfeiffer hat eine effektive Gruppenintervention für traumatisierte geflüchtete Jugendliche entwickelt und validiert.

Vielen geflüchteten Kindern mit Traumafolge-störungen wird die Integration in die deutsche Gesellschaft erschwert, weil sie unter Sympto-men wie Albträumen, Schlafstörungen und Ängsten leiden. Eine Traumatherapie kann sie grundlegend entlasten. »Diese wurde jedoch nur einem geringen Prozentsatz der Betrof-fenen gewährt«, sagt Elisa Pfeiffer. Der Grund: »Das deutsche Gesundheitssystem war und ist nicht ausreichend auf eine flächendeckende Versorgung von psychisch erkrankten minder-jährigen Geflüchteten vorbereitet.«

Diese Versorgungslücke versucht die Psy-chologin mit ihrer Doktorarbeit zu schließen. Bei Traumafolgestörungen hat sich im Kinder- und Jugendbereich die Trauma-fokussierte ko-gnitive Verhaltenstherapie (Tf-KVT) bewährt, die dysfunktionale posttraumatische Kognitio-nen adressiert. Pfeiffer und ihr Team unter-suchten die Wirksamkeit dieses Ansatzes in mehreren deutschen Kliniken. Ergebnis: »Je stärker die Tf-KVT auf Identifikation und Um-strukturierung in den Kognitionen abzielte, desto höher war die Symptomreduktion. In den zwölf Monaten nach Therapieende ver-besserte sich der Therapieeffekt noch weiter.«

Junge Geflüchtete haben jedoch nur selten Zugang zu solchen Angeboten. Als Abhilfe ent-wickelte Pfeiffer das Konzept »Mein Weg«: Da-bei führen speziell geschulte und supervidier te Jugendhilfemitarbeiterinnen und -mitarbeiter eine eigens entwickelte Trauma-fokussierte Gruppenintervention mit minderjährigen Ge-flüchteten innerhalb ihrer Einrichtung durch. »Das Gruppen-Setting vermittelt«, so Pfeiffer, »ein Gefühl von Kohäsion, Partizipation und Dazugehören und sorgt für den in der Trauma-pädagogik wichtigen sicheren Raum.«

Die Effizienz des »Mein Weg«-Konzepts konnte die Preisträgerin wissenschaftlich nachweisen. »Nach acht Wochen berichteten die Teilneh-merinnen und Teilnehmer über signifikant weniger posttraumatische Belastungssympto- me und Depression.« Die Gruppeninterven-tion könne zwar keine Traumatherapie durch Kliniker ersetzen, habe sich jedoch als niedrig-schwellige Intervention für traumatisierte Ge-flüchtete bewährt – und damit Pfeiffers Ziel umgesetzt, die psychosozialen Versorgungs-lücken zumindest teilweise zu schließen. Ins-gesamt wurden mehr als 340 minderjährige Geflüchtete in 17 Jugendhilfeeinrichtungen erreicht.

Elisa Pfeiffer (30) studierte von 2010 bis 2015 an der Universität Konstanz Psychologie. Anschließend promovierte sie an der Universität Ulm und absol-vierte ihre Weiterbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Aktuell ist sie am Universitätsklinikum Ulm als Postdoktorandin und leitende Psychologin tätig.

Beitragstitel  Herausforderungen deutscher Versorgungssysteme durch traumatisierte Kinder und Jugendliche mit Fluchthintergrund: Eine Chance für neue Zugänge zwischen Pädagogik und Psycho-therapie

Elisa Pfeiffer [email protected]

Promotion an der Universität Ulm, Medizinische Fakultät

2. Preis Sozialwissenschaften Elisa Pfeiffer

Psychosoziale Versorgung von geflüchteten Kindern

Vanessa Rau (34) studierte von 2006 bis 2014 Politik- und Sozialwissenschaften an der University of Cambridge, der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Potsdam. Von 2014 bis 2019 promovierte sie an der University of Cambridge. Derzeit ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multi-ethnischer Gesellschaften in Göttingen

Beitragstitel  Judentum Berlin-style – Israelische Migration und neue jüdische Szenen in Berlin

Vanessa Rau [email protected]

Promotion an der University of Cambridge, Fitzwilliam College

Vanessa Rau untersuchte die durch Migration und Konversion entstandene urbane jüdisch-hebräische Szene in der Hauptstadt.

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18 19Deutscher Studienpreis 2020

Die folgenden 22 Finalistinnen und Finalisten haben es, neben den neun Preisträgerinnen und Preisträgern,

in die Endrunde des Deutschen Studienpreises 2020 geschafft.

Die Finalisten

Beitragstitel  Darf ich denn nun fliegen oder nicht? – Unsere individuellen moralischen Pflichten in Bezug auf den Klimawandel

Anna Luisa Lippold [email protected]

Promotion an der Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Philosophie und Erziehungs-wissenschaften

Beitragstitel  Religiosität – Eine Ressource im Umgang mit Traumata?

Andreas Stahl [email protected]

Promotion an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Evangelisch-Theologische Fakultät

Beitragstitel  Lawful by design? Empirische Beobachtungen zum globalen Verfahrensrecht

Isabel Lischewski [email protected]

Promotion an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Rechtswissenschaftliche Fakultät

Beitragstitel  Familiäre Autonomie und autonome Familie

Henrike von Scheliha [email protected]

Promotion an der Universität zu Köln, Rechtswissenschaftliche Fakultät

Beitragstitel  Als Elais plötzlich 15 war – Junge Geflüchtete in Europa zwischen Minder- und Volljährigkeit

Laura Otto [email protected]

Promotion an der Universität Bremen, Fachbereich Kulturwissenschaften

Beitragstitel  Emotionsgeladene Zahlen – Digitale Vermessungspraktiken zwischen Können und Müssen

Lisa Wiedemann [email protected]

Promotion an der Hafen City Universität Hamburg

Beitragstitel  Risikoethik der Banken – Zum Scheitern zu groß

Vandad Sohrabi [email protected]

Promotion an der Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Philosophie und Erziehungs-wissenschaften

Geistes- und Kulturwissenschaften

Beitragstitel  Können wir künstlicher Intelligenz vertrauen?

Emilio Rafael Balda Caniza [email protected]

Promotion an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik

Beitragstitel  Probabilistische Netzplanung für eine erfolgreiche Energiewende

Marie-Louise Kloubert [email protected]

Promotion an der Technischen Universität Dortmund, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik

Beitragstitel  Ein neuer Weg zu effizienteren, umweltfreundlichen Solarzellen – Die Aufklärung des Mechanismus der Singulettspaltung

Bettina Basel [email protected]

Promotion an der Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg, Naturwissenschaftliche Fakultät

Beitragstitel  Die Demokratisierung der Innenraumlokalisierung im Ultraschallgewitter

Philipp Rapp [email protected]

Promotion an der Universität Stuttgart, Fakultät für Konstruktions-, Produktions- und Fahrzeugtechnik

Beitragstitel  Anti-CRISPR – Ein Schalter für die Genschere

Mareike Hoffmann [email protected]

Promotion an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Naturwissenschaftlich-Mathematische Gesamtfakultät

Beitragstitel  Grundwasser – Eine globale Welt braucht globale Perspektiven

Robert Reinecke [email protected]

Promotion an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Fachbereich Geowissenschaften/ Geographie

Beitragstitel  Ein neues Kapitel in der Krebstherapie: Weniger Neben-wirkungen durch mehr Treffsicherheit bei der Bekämpfung von bösartigen Tumorzellen

Marc-André Kasper [email protected]

Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät

Natur- und Technikwissenschaften

Beitragstitel  Synthetische Treibstoffe führen zu klimafreundlicheren Eigenschaften von Kondensstreifen

Jonas Kleine [email protected]

Promotion an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Physik der Atmosphäre

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20 21Deutscher Studienpreis 2020

Durch Corona sind in diesem Jahr einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt und zu regelrechten Medienstars geworden. Finden Sie die Kommunikation durch Forschende in der Corona-Krise insgesamt geglückt?

Ein Grundprinzip der Forschung als Kernbereich der Wissenschaft ist, dass man sich auf unsicherem Terrain bewegt. Viele Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftler standen in den vergangenen Monaten mas-siv unter Beobachtung und mussten viel Druck aushalten. Wenn man jetzt schon eine Schlussfolgerung ziehen kann: Ja, es ist ihnen gelun-gen, viele Menschen in dieser von Unsicherheit geprägten Zeit mitzu-nehmen.

Begeistern soll sie, erklären und aufklären – und wird dann doch oft für verzerrte Darstellungen, Missverständnisse und negative Gefühle verantwortlich gemacht. Erwarten wir zu viel von der Wissenschaftskommunikation?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern muss klar sein, dass im öffentlichen Kommunikationsraum andere Regeln gelten als in ihren ›Scientific Communities‹. Wissenschaft kann schnell missverständlich werden oder Unsicherheiten und Ängste verstärken. Das kann die Wis-senschaft nicht verhindern, aber sie sollte so verständlich wie möglich kommunizieren. Für eine gute Wissenschaftskommunikation sind aber nicht allein die Forschenden zuständig. Die Medien müssen wissen-schaftliche Erkenntnisse in eine für die jeweilige Zielgruppe verständ-liche Sprache übertragen und vereinfacht wiedergeben. Diese Überset-zungsleistung setzt voraus, dass Medienschaffende sich ernsthaft und fernab von Skandalisierung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen aus-einandersetzen.

Kommunizieren junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lieber und besser über ihre Arbeit als die ältere Forschergeneration?

Es findet heute definitiv eine ganz neue, andere Form des Dialogs zwi-schen Wissenschaft und Gesellschaft statt: Die ältere Forschergenera-tion publizierte ausschließlich in wissenschaftlichen Journalen und Monographien. Die junge Generation orientiert sich an Onlinepublika-tionen und bewegt sich ganz selbstverständlich bei Twitter, Instagram und LinkedIn. Die wichtigen Fragen sind für mich: Gelingt es in den sozialen Medien, relevante Inhalte zu vermitteln, und kann die Gesell-schaft seriöse Informationen von Fake News unterscheiden?

Auch die Körber-Stiftung hat das Thema mit einem Round Table aufgegriffen. Was war die aus Ihrer Sicht wichtigste Erkenntnis?

Manche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden in den so-zialen Medien extrem angefeindet und diffamiert. Wir müssen For-schende noch besser auf solche verbalen Attacken vorbereiten, sie un-terstützen und schützen. Und wir müssen immer wieder betonen: Wissenschaftliche Erkenntnisse sind unabhängig. Das klingt selbstver-ständlich, wird aber vermehrt angezweifelt. Wissenschaftliche Ergeb-nisse werden immer stärker in Frage gestellt, wenn sie dem eigenen Weltbild nicht entsprechen. Ich bin überzeugt: Nur dialogorientierte Formate, die Politik, Gesellschaft und Wissenschaft an einen Tisch bringen, und eine weitere Professionalisierung sowohl der Wissen-schaftskommunikation als auch des Wissenschaftsjournalismus kön-nen einer weiteren Polarisierung der Gesellschaft, wie wir sie aktuell erleben, entgegenwirken. Die Corona Pandemie zeigt uns, dass dies eine der zentralen Zukunftsaufgaben ist.

»In der Öffentlichkeit gelten andere Kommunikations-regeln als in der Scientific Community«

Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Eckhard Nagel ist Kuratoriumsvorsitzender des Deutschen Studienpreises und leitet damit auch die Jury des Wettbewerbs. Er ist Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bayreuth, langjähriger Chefarzt und Gründungs mitglied des Nationalen und des Deutschen Ethikrates.

Fortsetzung: Die Finalisten

Beitragstitel  Berufliche Geschlechter-segregation und Geschlechter-ungleichheiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Ann-Christin Bächmann [email protected]

Promotion an der Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Beitragstitel  Komplexitätsdimensionen von Klimapolitik – Die Rolle von politischer Ökonomie, Kapitalmärkten und Stadtform

Waldemar Marz [email protected]

Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Volkswirtschaftliche Fakultät

Beitragstitel  Haten, Flamen, Trollen – Kommunikationsethik der post(ing)-bürgerlichen Öffentlichkeit?

Niklas Barth niklas.barth@ soziologie.uni-muenchen.de

Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät

Beitragstitel  Roboter – Die smarten Lern- und Lehrbegleiter von morgen? Evaluation der Akzeptanz und Anwend-barkeit sozialer Roboter in deutschen Bildungskontexten

Natalia Reich-Stiebert [email protected]

Promotion an der Universität Bielefeld, Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft

Beitragstitel  Frieden für alle: Wie baut man Staaten, die Männern und Frauen gerecht werden?

Diana Koester [email protected]

Promotion an der University of Oxford, Department of Politics and International Relations

Beitragstitel  Auf der virtuellen Couch – Geht psychische Gesundheit jetzt auch digital?

Anna-Carlotta Zarski [email protected]

Promotion an der Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie

Beitragstitel  Verrat an den Wähler*innen oder notwendiger Kompromiss? Positionsveränderungen in der parlamentarischen Repräsentation

Pola Lehmann [email protected]

Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin, Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät

Sozialwissenschaften

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22 23Deutscher Studienpreis 2020

Die Jurierung

Von den Besten die Wichtigsten! – so lautet das Motto des Deutschen Studienpreises. Da-mit steht die Studienpreis-Jury jedes Jahr vor der Herausforderung, aus den besten Disser-tationen diejenigen zu identifizieren, die nicht nur fachlich exzellent, sondern auch gesellschaftlich besonders relevant sind. Ge-sellschaftlich bedeutsam im Sinne des Deut-schen Studienpreises kann sowohl Anwen-dungs- als auch Orientierungswissen sein: Ausgezeichnet werden Forschende, die inno-vative Verfahren oder Produkte entwickeln, präzise Analysen und zukunftsweisende Model le im sozialen und politischen Feld vor-legen oder sachkundige Orientierung in aktu-ellen gesellschaftlichen Streitfragen bieten. Promovierte aller wissenschaftlichen Diszipli-nen können sich bewerben und ihre Wett-bewerbsbeiträge in den drei Fachsektionen Sozialwissenschaften, Natur- und Technikwis-senschaften und Geistes- und Kulturwissen-schaften einreichen.

Das Auswahlverfahren ist zweistufig: Zu-nächst begutachtet eine aus Mitgliedern des Studienpreis-Kuratoriums zusammen gesetzte Jury alle eingereichten Beiträge. In jeder der drei Fachsektionen nominiert sie etwa zehn Beiträge. In der zweiten Bewertungsrunde prä sentieren die Nominierten ihre Forschungs-ergebnisse persönlich. Für die Jury ist dabei die Präsentations- und Kommunikationsleis-tung entscheidend: Die Bewerberinnen und Bewerber müssen in der Lage sein, ihre For-schungen allgemeinverständlich darzustellen und die Jury von der gesellschaftlichen Bedeu-tung der Ergebnisse zu überzeugen. In jeder Sektion werden ein Spitzenpreis à 25.000 Euro sowie in der Regel zwei zweite Preise à 5.000 Euro vergeben. Der Schirmherr Bundes-tagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble zeichnet die Preisträgerinnen und Preisträger im Rah-men einer festlichen Abendveranstaltung in Berlin aus.

1 Tatjana König 2 Prof. Dr. Ulman Lindenberger 3 Prof. Dr. Dres. h. c. Michael Quante4 Dr. Elisabeth von Thadden 5 Dr. Ernst Dieter Rossmann, MdB 6 Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Eckhard Nagel 7 Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla 8 Joachim Müller-Jung 9 Prof. Dr. Peter-André Alt

10 Prof. Dr. Peter H. Seeberger 11 Prof. Dr. Nicole Deitelhoff

Das KuratoriumProf. Dr. Dr. Dr. h. c. Eckhard NagelVorsitzenderDirektor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, Universität Bayreuth

Tatjana KönigStellvertretende VorsitzendeVorständin der Körber-Stiftung, Hamburg

Prof. Dr. Peter-André AltPräsident der Hochschulrektorenkonferenz, Bonn

Prof. Dr. Nicole DeitelhoffGeschäftsführendes Vorstandsmitglied Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung,Goethe-Universität Frankfurt/M.

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Martin GrötschelPräsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (2015–2020)

Prof. Dr. Karin Holm-MüllerLeitung der Professur für Ressourcen- und Umweltökonomik, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-PyzallaVorstandsvorsitzende Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Prof. Dr. Heike KriegerFachbereich Rechtswissenschaft, Freie Universität Berlin

Prof. Shu-Chen Li, Ph.D.Lehrstuhl Entwicklungspsychologie und Neurowissenschaft der Lebensspanne, Technische Universität Dresden

Prof. Dr. Ulman LindenbergerDirektor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin

Prof. Dr. Ulrike von LuxburgProfessorin für die Theorie des maschinellen Lernens, Eberhard Karls Universität Tübingen

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Christoph MarkschiesPräsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Joachim Müller-JungRessortleiter Natur und Wissenschaft, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Prof. Dr. Armin NassehiProfessor für allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie, Ludwig-Maximilians-Universität München

Prof. Dr. Dres. h. c. Michael QuantePhilosophisches Seminar, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Dr. Ernst Dieter Rossmann, MdBVorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, Berlin

Prof. Dr. Peter H. SeebergerDirektor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Potsdam

Dr. Elisabeth von ThaddenVerantwortliche Redakteurin im Ressort Feuilleton, DIE ZEIT, Hamburg

Prof. Dr. Claudia WeberProfessorin für Europäische Zeitgeschichte, Europa-Universität Viadrina Frankfurt/O.

Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-EiblLeiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovations-forschung ISI, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Prof. Dr. Margret WintermantelPräsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) (2012–2019), Bonn

Der Wettbewerb 1

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24 25Deutscher Studienpreis 2020 Vorname Nachname | 1. Preis Natur- und Technikwissenschaften

Die Körber-Stiftung

stellt sich mit ihren operativen Projekten, in ihren Netzwerken und mit Kooperations-partnern aktuellen Herausforderungen in den Handlungsfeldern »Innovation«, »Internationale Verständigung« und »Lebendige Bürgergesell-schaft«. 1959 von dem Unternehmer Kurt A. Körber ins Leben gerufen, ist die Stiftung heute von ihren Standorten Hamburg und Berlin aus national und international aktiv.

Das Handlungsfeld »Innovation« …

Innovationen sind der Treibstoff für den Wohlstand und die Zukunfts-fähigkeit unserer Gesellschaft. Sie entstehen nur, wenn kluge und krea tive Köpfe auf ein Umfeld treffen, das Talente ermutigt und Raum für Experimente lässt. Darum investieren wir in den Nachwuchs ebenso wie in Spitzenforschung und engagieren uns für ein leistungs-fähiges Bildungs- und Wissenschaftssystem. Mit Naturwissenschaften und Technik, insbesondere den digitalen Technologien, legen wir zu-dem einen Schwerpunkt auf die Disziplinen, die den gesellschaftlichen Wandel besonders vorantreiben. Innovationen setzen eine Gesellschaft voraus, die dem Neuen offen gegenübersteht. In Veranstaltungen und Publikationen diskutieren wir deshalb die Chancen und Risiken von Innovationsprozessen und werben für ein Klima der kritischen Aufge-schlossenheit.

… im Bereich Wissenschaft

Wir verfolgen diese Ziele mit einer ganzen Reihe eigener Projekte: Der Deutsche Studienpreis sucht nach innovativen und gesellschaftlich rele-vanten Forschungsbeiträgen des wissenschaftlichen Nachwuchses. Durchbrüche in der Grundlagenforschung sind das Ziel des Körber Preises für die Europäische Wissenschaft. Der direkte Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu wechselnden Themen steht im Mittel punkt der Konferenzreihe Hamburger Horizonte. Um eine globale Verständigung über gemeinsame Werte bei der Entwicklung des Wissen schafts- und Hochschulsystems geht es beim »Welthochschul-gipfel«, dem Global University Leaders Council Hamburg. Was die Deutschen über Technik denken, untersucht das Technik Radar. Die jährliche Ana-lyse bietet fundierte Impulse für die Debatte um den Stellenwert, die Gestaltung und die Regulierung technischer Innovationen.

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Kontakt

Körber-StiftungDeutscher StudienpreisKehrwieder 12 · 20457 HamburgTelefon +49 · 40 · 80 81 92 - 143Telefax +49 · 40 · 80 81 92 - 304E-Mail [email protected]

Twitter @KoerberScience

www.koerber-stiftung.de | www.studienpreis.de

© Körber-Stiftung, Hamburg 2020

Die Körber-Stiftung

Gesellschaftliche Entwicklung braucht Dialog und Verstän-digung. Die Körber-Stiftung stellt sich mit ihren operativen Projekten, in ihren Netzwerken und mit Kooperations-partnern aktuellen Herausforderungen in den Handlungs-feldern »Innovation«, »Internationale Verständigung« und »Lebendige Bürgergesellschaft«. Die drei Themen »Technik braucht Gesellschaft«, »Europa zusammenhalten« und »Neues Leben im Exil« stehen derzeit im Fokus ihrer Arbeit. 1959 von dem Unternehmer Kurt A. Körber ins Leben gerufen, ist die Stiftung heute mit eigenen Projekten und Veranstal-tungen national und international aktiv. Ihrem Heimatsitz Hamburg fühlt sie sich dabei besonders verbunden; außer-dem unterhält sie einen Standort in Berlin.

Deutscher Studienpreis

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Körber-StiftungDeutscher StudienpreisKehrwieder 1220457 HamburgTelefon +49 · 40 · 80 81 92 - 143Telefax +49 · 40 · 80 81 92 - 304E-Mail [email protected] @KoerberScience

Impressum

Herausgeber: Körber-Stiftung, HamburgV. i. S. d. P. Dr. Lothar Dittmer

Redaktion: Friederike Schneider, Nina Ritter (Körber-Stiftung)Artikel zu den Ersten und Zweiten Preisen: Claus-Peter SesinInterview: Mann beißt Hund – Agentur für Kommunikation GmbHFotos: David Ausserhofer: S. 2–20, 22–23Deutscher Bundestag: S. 1Jonas Kleine: S. 19André Zelck: S. 21Gestaltung: Groothuis, Hamburg | groothuis.deLitho: Frische GrafikDruck: Bartels Druck GmbH

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