dialog · 2018-06-21 · Ja,gern! Kommt sofort! DIALOGJUNI2018 DIALOGZUKUNFT3 W...
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dialog Deutscher Dialogmarketing Verband e.V. www.ddv.de Juni2018
ZUKUNFT:DerDialog vonMensch zuMenschwird von der Interaktion zwischenProgrammenabgelöst werden. SEITE3
CALLCENTER:Noch kaum imEinsatz,enttäuschenChatbots die Erwartungen, dennsie sind nicht intelligent. SEITE7
DATEN:Konsumentenwürdenmit ihrenDaten gernHandel treiben, bringt eineinternationale Studie an den Tag. SEITE8
TOPTHEMEN
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KünstlicheIntelligenzlernt nichts
„“Klaas Bollhöfer, Birds on Mars,
über Künstliche Intelligenz, die dem Menschenimmer öfter überlegen ist, aber auch häufigan Grenzen stößt. IntervIew SeIte 4
DIALOG JUNI 20182 DIALOG TICKER
Sonntagsarbeit in Callcenternerfordert einheitliche LösungDasBundesministerium für Arbeit undSoziales (BMAS)will für Callcenter offensichtlich keine bundesweite Ausnahmeverordnung vomVerbot der Sonn undFeiertagsarbeit erlassen.Die Arbeits undSozialministerkonferenz (ASMK) derBundesländer hatte imDezember 2017keinenBeschluss zumweiteren Vorgehen gefällt.In einzelnenBundesländernwird die Sonntagsarbeit weiterhin auf derBasis bestehenderGewerbeverordnungen geregelt. DieBundesregierung hat aber angedeutet, dasssie auf einenVorschlag derBundesländerwartet. Deshalb hat sich derDDVgemeinsammitUnternehmenundweiteren Verbänden andenNRWArbeitsminister KarlJosef Laumann als Vorsitzendender ASMKgewandt und eine bundeseinheitlicheLösung für die Sonntagsarbeit in Callcentern gefordert. BVN
EPrivacyVerordnung: die FolgenfürNonProfitOrganisationenDie aktuell in Verhandlung befindlicheEPrivacyVerordnungwirdwesentlicheAuswirkungen auf denBereich der elektronischenWerbunghaben, die auchNonProfitOrganisationenbetreffen.Was siezumBeispiel für die bisher geltendenPrivi
legien bei der Spendenwerbungbedeutetundworaufman sich einstellen sollte,möchte dieDatenschutzVeranstaltungklären, die am28. Juni in Frankfurt stattfindet. Siewird vomDDVundder FundraisingAkademie durchgeführt. Referentist Prof. Dr.UlrichWuermeling, Rechtsanwalt der Sozietät Latham&Watkins,Frankfurt undLondon.Die Teilnahme istfür DDVMitglieder kostenfrei. NichtMitglieder zahlen249Euro plusMwSt. Anmeldungen sindüber AnnikaEissfeldtmöglich. BVN
AlfredGerardi Gedächtnispreis:Bewerbungen bis 30. JuniAbsolventen vonHochschulenundAkademien können sich nochbis zum30. JuniumeineAuszeichnungbeimAlfredGerardiGedächtnispreis (AGGP) bewerben. ZurWahl stehendie drei Kategorien „Dissertation“, „BachelorArbeit“ und „Master/ Diplomarbeit“. Die eingereichte Arbeitsoll sich schwerpunktmäßigmit einemaktuellen ThemadesDialog undDataDrivenMarketings befassen und imErgebnis einenWissensfortschrittmit verwertbarenErkenntnissen für die Praxis erbringen.Der AlfredGerardi Gedächtnispreiswird vollständig gesponsert durch
Printus, Offenburg. Die Sieger bekommenihreAuszeichnungund einPreisgeld inHöhe von jeweils 2500Euro auf dem13.wissenschaftlichen interdisziplinärenKongress für Dialogmarketing, der in diesemJahr am26.September inHamburgstattfindet, überreicht. BVN
www.alfredgerardigedaechtnispreis.de
Global DMA:MartinNitscheist neuer ChairmanDDVPräsidentMartinNitsche ist imMaivomExecutive Committee derGlobal Alliance ofDataDrivenMarketingAssociations(Global DMA) zumneuenChairman gewähltworden.DieOrganisation repräsentiertVerbände auf der ganzenWelt, dieDialogmarketing in denMittelpunkt ihrerArbeit stellen. Derzeit sind27MarketingVerbändeTeil derGlobal DMA, darunter derDDV. BVN
http://globaldma.com
DDV TICKER HERAUSGEBERDeutscher DialogmarketingVerband e.V.Patrick Tapp (v.i.S.d.P.), PräsidentHahnstraße7060528FrankfurtTelefon: 069 / 401276500Telefax: 069 / 401276599www.ddv.de
REDAKTIONBoris vonNagy (BvN)Telefon: 069 /[email protected]:JoachimThommes (ts)Telefon 0641/ [email protected]: Andreas Liedtke (Ltg.),ThomasDahmen
VERLAGDeutscher FachverlagGmbH,HORIZONTMainzer Landstraße 25160326Frankfurt amMainInternet: www.horizont.netGeschäftsführung:AngelaWisken (Sprecherin), Peter Esser,MarkusGotta, Peter Kley, Holger Knapp,SönkeReimersAufsichtsrat: KlausKottmeier,Andreas Lorch, Catrin Lorch, Peter RußGesamtverantwortungHORIZONT:MarkusGottaVerlagsleitung: Peter GerichChristophKrug (SalesDirector)Telefon: 069 / 75951245HeinzKort (LeitungSales)Telefon: 069 / 75951875TimoLiebe (TeammanagerMedia Services)Telefon: 069 / 75951872
IMPRESSUMVertrieb: HeikeKoch (Ltg.)Telefon: 069 / 75951941Marketing Sales&Services:Boris Pawlenka (Ltg.)GesamtleitungPrintmedienServices: KurtHerzigProduktion:HansDreier (Ltg.)Logistik: Ilja Sauer (Ltg.)
Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste vom1.1.2018Erscheinungsweise: 4x jährlich.DDVMitglieder erhaltenDIALOGzusammenmitHORIZONT imRahmenihrer DDVMitgliedschaft.DIALOGwird vomDeutschen FachverlagimAuftrag desDDVproduziert.
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LiebeDialogLeser,
es ist nicht leicht, beimThemaKünstliche Intelligenz einen
kühlenKopf zu bewahren. Schon deshalb, weil immerwieder
einMythos berührt wird, der ein treuer Begleiter derMensch
heitsgeschichte ist: der vomKampf zwischenMensch und
Maschine. Generationen vonDenkern undSchriftstellern,
ScienceFictionAutoren undHollywoodRegisseuren haben
sich an ihmabgearbeitet, ohne dass derMythos anKraft und
Faszination eingebüßt hätte. Klar, dass er auch in dieDebatte
hineinspielt, die wir über dieRolle der Künstlichen Intelli
genz imMarketing führen.
Werden vomMenschen entwickelte Programme sich selbst
ständigmachen, um ihn amEnde zu beherrschen und zu
unterjochen?Das ist die Frage, die in der Auseinandersetzung
umdieKI, wenn vielleicht auch unbewusst, immermit
schwingt.Wie viel Kontrolle werdenwir behalten, wie viel
abgebenmüssen – undwollen?Darumgeht es auch bei den
Algorithmen, die in autonomenFahrzeugen eingesetzt wer
den, in Suchmaschinen undSprachassistenten.
Ich rede von „Programmen“.Daswird unseren Interview
Partner, denKIExpertenKlaasBollhöfer, freuen. Denn seiner
Ansicht nach ist Künstliche Intelligenz zunächst einmal das:
ein Programm, eineSoftware. Das klingt undramatisch,
nüchtern, vertraut. Unddas soll es auch. DennBollhöfer
EDITORIAL
„Es geht umGrundwerteund Ethik“
Patrick Tapp, Präsident desDeutschen DialogmarketingVerbands
plädiert für einen sachbezogenenDisput. Dafür, genau hin
zusehen, worumes imEinzelfall geht, weder imNegativen
noch imPositiven zu übertreiben und zu berücksichtigen,
dasswir erst „ganz amAnfang“ der Entwicklung stehen.
Natürlich kann auf diesenAnfang etwasGutes oder Schlech
tes oder beides folgen. Bollhöfer spricht über Chancen und
Risiken, Vor undNachteile. DennKünstliche Intelligenz ist
eine komplexeAngelegenheit, die viele Voraussetzungen hat
und zu großen Veränderungen führt. ZumBeispiel auch in der
Unternehmenskultur. Dort,meint er,müsse auf allenEbenen
mehr Verantwortung als bisher übernommenwerden. Damit
dieKI zu unseremNutzen, nicht zu unseremSchaden einge
setzt wird. Künstliche Intelligenz hat das Potenzial für das
einewie das andere. In der Debatte geht es deshalb auch
immer umGrundwerte undEthik. Unddiese Fragenmüssen
auch in denUnternehmen erörtert werden.
Ja, gern!
Kommtsofort!
DIALOG JUNI 2018 DIALOG ZUKUNFT 3
Wir schreiben das Jahr 2025.Gabriela Marie Kim, 31, hocktauf ihrer altenLedercouchundspricht leise, aber vernehmlich in den Raum: „ChattiBär,
kauf mir mal die silbernen Sneaker, von denen ich dir neulich erzählt hab. Viertelstunde, ja? Ich muss weg.“ ChattiBär ist ein aufmerksamer, geduldiger, stets netter und folgsamer Zuhörer. Er ist ein digitaler Assistent.Allerdings kein gewöhnlicher – er ist derChef.Ermachtnicht alles selber,weil er es auchgarnicht kann, sondern schickt die anderenChatbots los, koordiniert sie undgibt ihre Vorschläge und RechercheErgebnisse an Marieweiter. Esdauert11Minuten, bis es anderTürklingelt und ein FahrradKurier die silbernenSneaker bringt.
Diese Szene könnte sich so oder so ähnlich abspielen, wenn das Wirklichkeit wird,was zwei Mitarbeiter des Leipziger ThinkTanks 2B Ahead für wahrscheinlich halten.Sie haben sich mit mehr als einem DutzendFachleuten beraten und nach vielen Gesprächen und Diskussionen ein Modell entwickelt, wie der Kundendialog in sieben oderzehn Jahren aussehen könnte. Er wird vor allemdigitalisiert sein, das ist klar. Erwird individuell sein, auch klar. Aber er wird weitgehend ohne menschliches Zutun ablaufen,denn Kunden und Unternehmen kommunizieren vornehmlich überBotsmiteinander.
Flexibilität wird normalund zurNormDoch der Reihe nach. Die fortschreitende Digitalisierung ermöglichtmehr undmehr Individualisierung, weil sich Konsumenten immer größere Teile ihrer Welt so gestalten können, wie sie es möchten. Schon heute lassensich Musik, Filme und News zu jeder Zeitabrufen, kann Tag undNacht fast alles eingekauft, bestellt und storniert werden. Morgenund übermorgen wird es nochmehr sein. AusGewöhnung wird Gewohnheit, sagen die Zukunftsforscher und meinen: Flexibilität wirdzumNormalfall und zurNorm.
Auch im Kommunikationsverhalten:Niemandwird sich länger auf bestimmteMedien und Instrumente festlegen lassen, jederwird diejenigen nutzen, die ihm just in diesem Moment passen. 2025 werden das vielleicht noch EMails sein und Apps und Mes
senger, bestimmt aber digitale Assistenten,also Chatbots. Sie werden als Butler auf dieReise geschickt, um für ihre Besitzer Dingezu klären und zu erledigen. Denn je individueller die Welt, desto komplexer. Doch wer hatLust, sich dauernd mit verwickelten Fragenzu befassen?
Konventionen haltendoch bloß aufBots werden auch deshalb gebraucht, weilman mit ihnen sprechen kann – nach wie vordie einfachste und schnellste Art der Kommunikation. Bots sind Automaten, basierenauf Künstlicher Intelligenz und sorgen fürTempo. Das ist ein weiterer Wunsch der Konsumenten, dem die Unternehmen werdennachkommen müssen: Alles soll fix gehen,von jetzt auf gleich. Geduldwar gestern. Konventionen wie Höflichkeit, illustrieren dieTrendforscher, werden als unnötige Entschleunigungwahrgenommen.
Natürlich erwarten die Konsumentenvon ihrem Gegenüber in den Unternehmen,dass es sie erkennt und kennt. Das heißt,dass es alle Daten schon bei der Kontaktaufnahme parat hat. Ob das so ist, entscheidet allerdings in erster Linie – und viel mehrals heute – der Kunde. Er besitzt die Datenhoheit, er instruiert seinen Bot, was und wieviel der wem und wann preisgeben darf. Undder Bot lässt sich nicht erweichen, er hältsich daran. Die Unternehmenwerden die BedingungenderKunden für eineFreigabe ihrerDaten akzeptierenmüssen.
Auch in Zukunft wird es jedoch Konsumenten geben, die nicht auf technischeLösungen setzen. Weil sie der Technik nichttrauen. Oder weil immer nur Technik auchlangweilig wird. Einkaufen kann ein Erlebnissein, und genau das wird beim Einkauf gesucht. Die Produkte sind eher Beiwerk, esgeht um den menschlichen Kontakt, umSpaß und Vergnügen, auch mal um Selbstinszenierung.
Unternehmen verlierenden direktenKundenkontaktIm Jahr 2025 hat der Kunde so viel Machtwie noch nie. Unternehmen, die ihn belasten, belästigen, ihmdieZeit stehlen,werdengemieden und mit Missachtung gestraft.Aber selbst wenn nicht, verlieren sie in den
meisten Fällen den direkten Kundenkontakt, denn die Menschen übertragen zunehmend mehr Aufgaben an ihre intelligentenAssistenten. Was bleibt den Unternehmenanderes, als ebenfalls solche Helfer einzusetzen?
Es handelt sich nicht allein um ein digitales Wettrüsten. Denn die KonsumentenBots müssen – wenn sie die Bedürfnisse undInteressen ihrer Auftraggeber nicht nur verstehen, sondern auchbefriedigenwollen – dieProduktwelten kennen. Spätestens da kommen die Bots der Unternehmen ins Spiel: Siepräsentieren den KonsumentenBots die Angebote, modifizieren sie gegebenenfalls nachderen Wünschen, verhandeln mit ihnen überdie Preise und dieNutzungsdauer.
Interaktion zwischenintelligentenSystemenNicht von heute auf morgen, aber Schritt fürSchritt wird die menschliche Interaktiondurch maschinelle Interaktion ersetzt, glauben die Vordenker von 2B Ahead. Bis derGroßteil derKommunikationzwischenUnternehmen und Kunden zum Dialog zwischenintelligentenSystemen geworden ist.
Je enger dieUnternehmenmit denKunden verbunden sind, desto eher können sieihnen die gewünschten Produkte zu den ausgehandelten Konditionen anbieten. Und umso stärker kann die Loyalität der Kunden ausfallen. Übertreibung wird aber auch in Zukunft nicht das Mittel der Wahl sein. Unternehmen, welche die KundenBots zu sehr fürsich in Beschlag nehmen, werden vielleichtnoch schneller als heute die rote Karte gezeigt bekommen. Vom Kunden oder von seinemBot.
Marie gefallen die silbernen Sneaker,die ChattiBär – oder einer seiner Helfer – fürsie ausgesucht und auch gleich bezahlt hat.Sie schlüpft hinein, zieht die Tür hinter sichzu undmacht sich auf denWeg zumRendezvous mit dem Typen. Mal sehn, ob ChattiBärdazugelernt hat und diesmal richtig liegt.
JOACHIM THOMMES
Michael Carl, Maria Lübcke: Kundendialog2025,DerDialog zwischen intelligentenSystemen, Trendstudie des 2B Ahead ThinkTanks, Leipzig, 50Seitenwww.zukunft.business
Der ThinkTank 2BAhead entwirft einModell des künftigenDialogmarketings
Mein Freund, der Bot
1.DieKundenmöchtenmaximaleIndividualisierung der Angebote beiminimalemAufwand.Dazu nutzen siedigitale Assistenten –Bots –, die ihrenAlltag erleichtern, Aufgaben übernehmenundProzesse automatisieren.DieBots beschaffen Informationen,werten sie aus, beraten dieKundenundmanagen ihreBelange.
2.Daten sind der Schlüssel zu denBedürfnissen der Kunden. Quelledieser Daten ist die Interaktion.
3.Kunden geben ihreDaten nur dannfrei, wenn sie dafür einenMehrwertvon denUnternehmen erhalten.Undnur so lange, wie sie diesenMehrwertbekommen.
4.Kundensegmentierung undZielgruppen sind überholt. StandardNewsletter, SerienMails undMassenangebotewecken das Interesse desKundennichtmehr – siewerdenabgeschafft.
5.Umdie individuellenWünsche derKundenbedienen zu können, sindauchdieUnternehmen auf intelligente Systeme angewiesen, dieDatenauswerten unddie Präzision imKundendialog erhöhen. Sie setzen ebenfalls Bots ein.
6.DieKommunikation zwischenKundenundUnternehmenwirdhauptsächlich überBots stattfinden,also automatisiert sein. Der Austauschunter denBots ersetzt weitgehenddenDialog zwischenMenschen.Botswerden gemeinsamProbleme lösen,über denPreis unddieNutzungsdauerverhandeln.
7.Eswird so vieleBots geben,wie esheuteWebsites undApps gibt. DieBotswerden auf einzelne Fragen undLebensbereiche spezialisiert sein.Aber eswerden auchChefBots („ManagingBots“) vorhanden sein, die denKontakt unter denAssistenten undden zumNutzer knüpfen, sodassdieser nurmit einemBot zu tun hat.
8.DieProduktentwicklung ist an denKundendialog angedockt. DasProdukt der Zukunft entsteht imDialogder Assistenten.
Der Dialog der Zukunft –die zentralen Thesen
ILLUSTR
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IALOG
DIALOG JUNI 2018
Für die einen ist sie der Heilsbringer,für die anderen ein Schreckgespenst:Die Debatte um die Künstliche Intelligenz emotionalisiert und polarisiert.Klaas Bollhöfer dagegen betrachtet
KI zunächst einmal als Software und erwägtnüchtern Chancen und Risiken. Allerdings findet er auch, sie müsse mit der menschlichenIntelligenz„zuunseremVorteil“ verknüpftwerden. Ein Gespräch über Spezialisten und Generalisten, Fehler und Vorurteile, unbekanntesTerrain undUnternehmenskultur.
Seit ein, zwei Jahren wird über Künstliche Intelligenz nicht mehr nur in Expertenzirkeln diskutiert, sondern auch in einer breiteren Öffentlichkeit. Doch die Ausgangsfrage wird kaumnoch gestellt:Wozu brauchenwir KI eigentlich?Klaas Bollhöfer: Gegenfrage: Wozu brauchenwir Software?
Damit die vielen Computer undMinicomputerfunktionieren, die wir ständig und überall benutzen.
Genau. Letztlich ist KI aber nichtsanderes als Software. Künstliche Intelligenz besteht aus Algorithmen, die in einer Software programmiert sind, um inDaten Muster zu erkennen und darausSchlüsse zu ziehen. Heute wissen wir:Software wird praktisch überall gebraucht. In einpaar Jahrenwerdenwirdas so auch vonderKI sagen.
Benötigen wir KI, weil wir Menschenvon den Dingen, die wir selbst geschaffen haben, überfordert sind?
Wir wollen Aufgaben lösen,die wir mit traditioneller Softwarenicht mehr lösen können. Wir setzen KI etwa in Chatbots ein und inSprachassistenten, in autonomenFahrzeugen und bei der ZielgruppenAnalyse, bei der automatisierten Ausspielung von Werbungebenso wie bei Produktempfehlungen imECommerce.
Was hat KI der herkömmlichenSoftware voraus?
Herkömmliche Software ist regelbasiert: Siemacht immer genau das,
was man ihr vorher beigebrachthat – jedenfalls, solange sich keinFehler einschleicht. Man programmiert sie, legt die Regelnfest, und sie hält sich daran undarbeitet das Programmab. DiesenRahmenkann sie nicht überschreiten. KI dagegen stößt nicht soschnell an Grenzen, denn sie findetsich auch auf unbekanntemTerrainzurecht. Sie entdeckt die Regeln inden Daten, die sie bekommt. Undinnerhalb eines bestimmten Bereichs entscheidet sie selbst, welchen Lösungsweg sie einschlägt.Schließlich trifft sie Vorhersagen,die mit großer Wahrscheinlichkeitrichtig sind.
Befürworter und Gegner von Künstlicher Intelligenz sind sich in einemPunkt einig: Sie glauben, KI könnealles besser als wir. Ist es so?
Klaas Bollhöfer, Birds onMars, über Künstliche Intelligenz
FOTO:BIRDSONMARS
4 DIALOG INTERVIEW
„Wir stehen ganz amAnfang“
Nein, beim jetzigen Stand nicht. Wennwir heute von KI sprechen, reden wir über maschinelles Lernen. Dabei geht es immer umeng begrenzte Aufgaben: Der Automat sollSchach spielen oder Sprache erkennen oderein Auto fahren. Das klappt teils schon sehrgut, teils nochnicht so gut.Aber eineKI istweitdavon entfernt, beides zugleich zu tun: sowohlAuto zu fahren als auch zu sprechen.Das kriegtsie nicht hin – wir dagegen schon. Denn derMensch ist ein Generalist, der außerdem nochüber großartige spezielle Fähigkeiten verfügt.Künstliche Intelligenz dagegen ist bislang immer bloß einSpezialist.
Demnach ist KI nicht nur schlau, sondern auchdumm?
Ich finde es problematisch, im Zusammenhang mit KI Begriffe zu verwenden, die aufuns Menschen gemünzt sind. Fest steht: Wennes darum geht, mehr als Spezialistentum in dieKI hineinzubringen, also die menschliche Intelligenz nachzubauen, stehen wir noch ganzam Anfang. Denn wir wissen ja nicht einmal,was menschliche Intelligenz überhaupt ist.Schondeshalb könnenwir sie nicht nachbilden.
Woher rührt die Angst vor der KI?Sie ist uns in immer mehr Fällen über
legen. Das Paradebeispiel ist der mittels KIoperierende Schachcomputer, der die bestenSpieler der Welt schlagen kann. Das löst Ängste aus. Andererseits setzen wir schon seit Jahrhunderten Maschinen ein, die viel mehr können alswir.
Daran haben wir uns gewöhnt. Der Unterschiedzur KI liegt darin, dass sie uns im geistigen Bereich angreift, den wir als unsere ureigene Domäne reklamieren.
Das stimmt. Zurzeit hat die Angst davormit der Realität allerdings wenig zu tun. KI istbisher nicht in der Lage, zu denken oder ähnliche intellektuelle Leistungen zu vollbringen.Und das wird sie auch in absehbarer Zeit nichtkönnen. Ein anderer Punkt ist, dass Arbeitsplätze durch den Einsatz von KI überflüssigwerden. Das ist ganz sicher so. Es wird allerdings erst einmal solche Arbeiten betreffen,die eintönig sind – Buchhaltung zum Beispiel.Und natürlich solche Tätigkeiten, für die einextremes Tempo, also eine immense Rechenleistung in kürzester Zeit, erforderlich ist.
Wir fürchten uns auch vor dem Kontrollverlust,der daher rührt, dass wir vielleicht nicht mehrnachvollziehen können, wie die KI zu ihren Ergebnissen kommt.
Bei sehr vielen alltäglichen Vorgängenwissen wir nicht, warum sie so und nicht anders ablaufen, ohnedassunsdas störenwürde.
Aberwenn ichwollte, könnte ich jemand fragen,der esmir erklärt. Oder googeln.
In Google steckt eine Menge KI, und wirhaben kein Problem damit. Das zeigt, woraufes ankommt: die Verknüpfung unserer Intelligenz mit Künstlicher Intelligenz zu unseremVorteil. Anders gesagt: die Erweiterung unseres Vermögens, nicht seine Ersetzung. Das istzumindest meine Vorstellung davon. Dannübernimmt KI Aufgaben, die wir nicht mehrausführenkönnenoderwollen, spielt ihreStärke jedoch nur aus, wenn noch ein Mensch involviert ist. Einer, der die Software einsetzt,die Ergebnisse einordnet und umsetzt – oder
eben auch nicht. Es geht um eine Zusammenarbeit, bei der der Mensch die Verantwortungträgt.
Inwieweit kannKI selbstständig agierenunddazulernen?
KI lernt nichts. Jedenfalls nicht in demSinn, wie wir denBegriff sonst benutzen, wennwir ihn auf menschliches oder tierisches Verhalten anwenden. Wir lernen aus Erfahrungenoder durch Nachdenken und ändern daraufhinunsere Einstellung oder unser Verhalten. Alldas kann KI nicht. Sie kann sich lediglich ineinem bestimmten Umfang an neue Situationen anpassen. Dieser Umfang ist vorher umrissen unddamit nicht beliebig.
Kann KI, wenn sie einen zweiten oder drittenVersuch hat, besser werden?
Selbstverständlich, aber sie hat kein Bewusstsein davon, hat also nichts gelernt. Undsie kann nicht plötzlich alles anders machen,sich nicht selbst regulieren. Dazu bräuchte esEingriffe von außen.
Trifft sie eigeneEntscheidungen?In gewisser Weise schon. Sie kann auf
dem einen oder anderen Weg zum Ziel finden,das wird nicht vorgegeben. Allerdings hängenderWegunddasErgebniswieder vom Input ab,also dem Datenmaterial und den Algorithmen,welche die KI bekommt. Je nachdem ist dasResultat dann leichter oder schwerer vorherzusagenund zuplanen.
Hängt die Qualität des Outputs von der MasseanDaten ab,mit der dieKI gefüttert wird?
Zurzeit ja. Je mehr Daten und je größerdieRechenpower, die zur Verfügung steht, desto besser. Viele Algorithmen, die eingesetztwerden, sind schon uralt – sie stammen ausden 80er Jahren. Damals haben sie bloßnicht funktioniert, weil die Datenmengenund die Rechenleistung zu gering waren.Das ist nun anders und führt zu denbahnbrechenden Entwicklungen, diewir gerade erleben. Bald werden wir jedoch an einem Punkt angelangt sein, an demwieder mehr an den Algorithmen gearbeitetwird – auch deshalb, um weniger Daten undRechner einsetzen zu müssen, denn beides istteuer.
Ist Künstliche Intelligenz objektiv?Nein, es gibt viele Gelegenheiten, bei de
nen sich Neigungen und Vorurteile in die KIeinschleichen. Ich nennemal drei. Es kann beiden Daten passieren, die unbemerkt oder absichtlich eine tendenziöse Richtung mit sichbringen. Es kann bei der Programmierung derAlgorithmen geschehen, wenn es keine Qualitätskontrolle gibt, die dem entgegenwirkt. Undes kann bei der Interaktion mit Nutzern erfolgen, wie es beispielsweise beim Chatbot Tayvon Microsoft der Fall war, der sich im Dialogmit denNutzern zumRassisten entwickelt hat.
Wie lassen sich solche Fehler vermeiden?Das ist gar nicht so einfach, denn es han
delt sich ja ummethodische Schwächen, die dasganze System betreffen. Theoretisch könnteman einer KI beibringen, derartige Fehler zu erkennen und von sich aus für ein tolerierbaresAusmaß zu sorgen. Aber auch in dieser Fragestehenwir ganz amAnfang. Vorerstmüssen SoftwareSpezialisten diese Aufgabe übernehmen.
Sind die damit nicht überfordert?In der Tat darf man ihnen nicht zu viel
aufbürden, denn es sind alle gefordert. Nebentechnischen und organisatorischen Maßnahmen sind insbesondere auchmentale Veränderungen nötig – sie sind zweifellos am wichtigsten, aber auch am schwierigsten. Es brauchteine Unternehmenskultur, in der auf allen Prozessebenen Verantwortung für das Produktübernommenund großgeschriebenwird.
Das beißt sich möglicherweise mit dem Wettbewerbs und Zeitdruck, unter dem die Unternehmen stehen. Wie soll das zusammenpassen?
Grundsätzlich ändert sich ja nichts. DieUnternehmen müssen auch bislang schondurch die Qualität ihrer Produkte überzeugen,um am Markt Erfolg zu haben. Der Weg dahinwird lediglich steiniger. Und es wird schwerer,das Niveau auf Dauer zu halten. Womöglichwird der Sturz auch tiefer, wenn es schiefgeht.Denken Sie etwa an autonome Fahrzeuge:Wenn bei den Tests ein Mensch ums Lebenkommt, ist die Empörungweltweit groß.
Sollte KI reguliert werden?Ich denke ja. Die Frage ist nur, bis zu
welchem Grad. Prinzipiell aber könnten vor allem wir Europäer davon profitieren. Nämlich,wenn wir in unserem stärksten Bereich – imindustriellen Sektor – Standards setzen undFakten schaffen in puncto Sicherheit der Prozesse und Datenschutz. In diesem Feld könnten wir gerade durch Regulierung unsere Wettbewerbsvorteile behaupten.
Was ist Ihre Vision vonKünstlicher Intelligenz?Ich glaubedaran, dasswir dieStärkender
menschlichen und der Künstlichen Intelligenzzusammenführen können, sodass sie sich gegenseitig ergänzenundbefruchten.
Wie stehen die Aussichten dafür?Vor ein paar Jahren noch war KI haupt
sächlich ein ITThema. Es ging darum, wasmachbar ist, wie lange das dauert, was es kostet und soweiter. Inzwischenwird national undinternational vornehmlich über Themen wieDatenschutz, Transparenz und Ethik diskutiert– und zwar sowohl in der Forschung als auch inPolitik und Wirtschaft. Die Komplexität derKünstlichen Intelligenz ist indenKöpfenangekommen. Und es wird auch offen über die Gefahren gesprochen. Das stimmt mich optimistisch.
INTERVIEW: JOACHIMTHOMMES
DIALOG JUNI 2018 DIALOG INTERVIEW 5
Der 45Jährige ist Gründer undGeschäftsführer vonBirds onMars. Das inBerlin ansässigeUnternehmen entwickeltStrategien, Strukturen undApplikationenan denSchnittstellen vonmenschlicherundKünstlicher Intelligenz und coachtTeamsdafür. Zuvor warBollhöfer ChiefDataScientist von TheUnbelievableMachineCompany, ebenfalls in derHauptstadt.
Klaas Bollhöfer
„Wir stehen ganz amAnfang“
„Oft schleichensich Vorurteilein die KI ein“
Klaas Bollhöfer, Birds on Mars
Weniger ist mehr. Lieber einen Kanalrichtig betreiben als zwei halbherzig.Solche Plattitüden haben lange alsErfolgsformel für den ECommercegegolten. Doch seit OnlineStars wie
Amazon und Zalando Ausflüge in die wirklicheWeltunternehmen, scheint die Zeit der simplenSprüchevorbei. Zumal auch klassische Versandhändler wieOtto, die sich im Internet lange schwergetan haben,dort inzwischen reüssieren. Ist Multichannel alsodoch die richtige Strategie?
Ernst & Young Parthenon, Düsseldorf, und Arvato SCM Solutions, Gütersloh, beantworten dieFrage in einer gemeinsamen Studie mit einem kla
ren Jein. Das Nein darin ist offensichtlich:In praktisch allen Sortimentsberei
chen des ECommerce sind dieführenden Händler reine OnlinePlayer, die oft auch profitabel wirtschaften. Dagegen erhöhen sich durchmehrere Kanäle die Komplexität und damit auchdie Systemkosten enorm.Schließlich sind die Kunden ziemlich treulose Tomaten, die sich beim einenHändler informieren und
beimanderen kaufen.Dies bestätigt die Untersu
chung von Parthenon und Arvato, dieden anachronistischen Titel „Der König ist
tot, es lebe der König“ trägt. Ihr zufolge kaufen imDurchschnitt lediglich3Prozent derKunden onlineund offline beim selbenHändler. 59 Prozent haltenesmal so,mal so. 37Prozent gehen immer fremd.
Offen bleibt allerdings auch in dieser Analyseder Punkt, ob sich die Untreue der Kunden tatsächlich negativ auswirkt – oder ob sie sich alles in allemvielleicht ausgleicht. Wenn nämlich, vereinfachtgesagt, der eine Kunde sich beim Unternehmen Ainformiert, um dann beim Unternehmen B einzukaufen, während der andere Kunde sich bei Bschlaumacht, umbei A seinGeld auszugeben.
Parthenon und Arvato haben1500Kunden zuihremEinkaufsverhalten befragt und obendreinDa
ten zu Verkäufen und Warenbeständen von MultichannelHändlern im ModeSegment ausgewertet.Das zentrale Ergebnis: Multichannel kann einerichtige Strategie sein, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Zu ihnen gehöre insbesondere die Vernetzung der Online und OfflineSysteme im Unternehmen. Damit meinen die Autoren inerster Linie die Einbeziehung von Daten, die imLadenerhobenwerden.Dadurch lasse sichdieMarketingEffizienz erheblich steigern. Zudem könneder Umsatz durch ein besseres Management derWarenbestände über die Kanäle hinweg angekurbelt werden.
Diese Idee basiert darauf, dass im ModeBereich „üblicherweise“, wie es heißt, 10 bis 20 Prozent der Artikel unterschiedlich schnell verkauftwerden – je nachdem, ob sie imNetz oder im Ladenangeboten werden. So könne etwa ein Produkt online ein potenzieller Seller, aber nicht vorrätig sein,während es zur selben Zeit in der Filiale ein Ladenhüter ist und verramscht wird. Solche Fälle seiennicht immer vorherzusehen. Durch kanalübergreifende Transparenz und besseres BestandsManagement würden die Artikel jedoch dort verfügbar,wo sie nachgefragt werden.
Ob sich das dann auch lohnt, muss allerdingserst noch ausgerechnet werden: Dem besseren Abverkauf und den verminderten Rabatten stehen dieKosten insbesondere fürs Fulfillment gegenüber,wie die Autoren einräumen. Unterm Strich entscheide der Einzelfall.
In puncto Steigerung der MarketingEffizienzkonzentriert sich die Untersuchung auf den stationären Handel und die Daten, die sich in ihm insbesondere durch den Einsatz von Beacons sammeln lassen. Mit den winzigen, beispielsweise amRegal angebrachten Funksendern können unter anderem Laufwege und Verweildauern ermittelt undKunden daraufhin gezielt angesprochen werden.Ein großer Teil der Konsumenten kaufe nachwie vorregelmäßig in einemLadeneinundwerdedies auchweiterhin tun. Durch die Analyse und Kombinationvon Daten in zwei Kanälen könnten sichMultichannelHändler einen Vorsprung im Wettbewerb mitreinenOnlineHändlern verschaffen.
JOACHIMTHOMMES
Der Verkauf übermehrere Kanäle kann auch Vorteile haben
Quelle: Arvato SCM Solutions, Ernst & Young Parthenon
Kunden bevorzugen die KombinationWo in den vergangenen drei Monaten gekauft wurde
DDV dialog Juni 201818
30 40
38
56
1959
1122
25
Angabenin Prozent
Online Im Laden Online und im Laden
Bekleidung Schuhe Unterhaltungselektronik
Wie ein LadenhüterzumSeller wird
Quelle: Arvato SCM Solutions, Ernst & Young Parthenon
Online triumphiert bei der SucheVor dem Kauf informiere ich mich gern …
Anteile in Prozent
10
17
9
16
29
17
5
13
11
31
23
1
10
5
33
… im Geschäft
… in sozialenNetzwerken
… auf Online-Vergleichsseiten
… online in Foren,Blogs und Magazinen
… in Online-Shops
DDV dialog Juni 2018
14- bis 29-Jährige 30- bis 49-Jährige 50 plus
Quelle: Arvato SCM Solutions, Ernst & Young Parthenon
Heute hier, morgen daIch kaufe stationär und online …
DDV dialog Juni 201818
41 67 30 55 4355
4 4 2
Angabenin Prozent
… bei den gleichen Händlern … bei völlig unterschiedlichen Händlern … sowohl als auch
Bekleidung Schuhe Unterhaltungselektronik
DIALOG JUNI 20186 DIALOG MULTICHANNEL
Mehr und mehr Händler setzen auf Coupons. So erklärtsich Christoph Thye, Vorstand der Acardo Group inDortmund, denZuwachs an
eingelösten Gutscheinen im vergangenenJahr. Während das CouponVolumen beiHerstellern und Industrie in etwa gleichgeblieben sei, habe der Handel dieMengeum knapp ein Drittel gesteigert. Und seinInteresse an dieser Form der Verkaufsförderung nehme weiter zu, wie insbesondere der Einstieg von Aldi ins CouponingAnfang dieses Jahres zeige. „Auch derbislang eher zurückhaltende Handel entdeckt die Mehrwerte für sich“, kommentiert Thye.
Als Grund dafür macht er den extremen Wettbewerb im RetailBereichund den anhaltenden Druck durch „großeECommercePlattformen“ auf den statio
nären Handel aus. Zu den Vorzügen derGutschriften gehören nach Ansicht Thyesin erster Linie das Setzen von Kaufimpulsen unddasBewahren der Preisoptik.
Alles in allem sind nach Schätzungen von Acardo voriges Jahr rund130Millionen Euro durch die ClearingHäuser anden Handel ausgezahlt worden – 10 Millionen Euro mehr als 2016. ClearingHäuser verrechnen den Wert der eingelöstenCoupons zwischen Anbietern und Händlern. Die Anzahl der verteilten Couponshat sich mit rund 18 Milliarden Stück imVergleich zumVorjahr kaum verändert. Allerdings wurden in einzelnen Warengruppen wie Tiefkühlkost und Produkte zurKörperpflege weniger Rabatte eingeräumt, während in anderen wie Tiernahrung, Süßwaren und Getränke teilweiseerheblich mehr CouponKampagnen gefahrenworden sind.
DerTrendzudigitalen Instrumentenhält laut Acardo an. Im vergangenen Jahrseien 56 Prozent mehr Coupons über dasInternet eingelöst worden. Dennoch liegtihr Anteil am gesamten Kuchen lediglichbei 6 Prozent. Den größten Brocken machen nach wie vor Rabattzettel aus, dieim Laden ausgegeben und eingelöst werden. Ihr Anteil liegt bei 62 Prozent. Besonders wirksambleibenGutscheine, diedirekt am Regal angebracht sind: Sie haben unter allen Spielarten die höchstenEinlösequoten. Offenkundig spornt dieNähe zum Produkt die Kunden zum Zugreifen an.
In der Regel sparen die Kundendurch die eingeräumten Rabatte beischnelldrehenden Konsumgütern zwischen 20 und 30 Prozent des Ladenpreises, hat das ClearingHaus ermittelt. Zunehmend werde eine Mindestmenge an
gekauften Produkten vorausgesetzt. Vermehrt gebe es aber auch Aktionen übermehrere Marken oder das gesamte Sortiment hinweg. JOACHIMTHOMMES
Couponing unter der Lupe
Nähe spornt Kunden an
Laden¹
Sonstige
Internet³
Klassische Medien²
Quelle: Acardo Group
Ohne Umweg klappt es besserAnteil der Kategorien an den Einlösungen
Angaben in Prozent
DDV dialog Juni 2018
62
9
6
23
1) Coupons am Regal, Promotions, Check-out-Couponing, Check-in-Couponing2) Postwurfsendung. Tageszeitung, Handzettel, „Einkauf Aktuell“3) Coupon-Portale, Hersteller-Websites, Mobile Couponing
DIALOG JUNI 2018 DIALOG CALLCENTER 7
Der KundenService wird besser, aber die KundenZufriedenheit nimmt ab. Mit diesemParadox lässt sich am bestenwiedergeben, wie Entscheider
in Callcentern zur Künstlichen Intelligenzin Form von Chatbots stehen: Sie verbinden große Hoffnungen damit, aber auchstarke Befürchtungen. Sie wünschen sichvor allem eine Erreichbarkeit auch abseitsder üblichen Arbeitszeiten und eine Entlastung der Mitarbeiter von RoutineAufgaben. Zugleich jedoch bangen sie um ihren Ruf, falls sich die digitalen Helfer alsNieten herausstellen sollten oder andereProblememit sich bringen.
Dies hat der Düsseldorfer TechnologieDienstleister Damovo durch eine Umfrage herausgefunden, die er Ende Aprilveröffentlicht hat. Daran teilgenommenhaben 76 Entscheider – die Ergebnissesind mithin nicht repräsentativ, gebenaber ein Stimmungsbildwieder.
Und zwar ein durchaus differenziertes. Das ergibt sich schon aus den Antworten auf die Grundfragen zu den größtengeschäftlichen Herausforderungen: DreiViertel der Befragten nennen die Verbesserung und Automatisierung von Prozes
sen als wichtigste Aufgabe, doch nur einFünftel sieht Kostensenkung als wesentliche Anforderung. Offenbar werden die beiden Punkte – im Unterschied zu den Vorjahren – nicht miteinander verknüpft.Wenn dem so ist, muss die OptimierunganderenZielen dienen. Tatsächlichwerdenmehrere Themen genannt, die eine Steigerung der eigenen Leistung beinhalten.
Dazu sollen auch die Chatbots beitragen. Ob sie das allerdings wirklich können, scheint auch unter den Befragtenumstritten zu sein. Lediglich 6 der 76Umfrageteilnehmer haben nach eigenerAussage bereits Erfahrungenmit den digitalen Assistenten gesammelt. Gut einDrittel berichtet von Plänen für einenkünftigen Einsatz. Die Mehrheit indes istsich unsicher undwartet lieber ab.
Skepsis findet Markus Pöttinger,Managing Director der GKK Dialog Groupin Frankfurt, vollkommen angebracht.Denn bislang gebe es überhaupt keineKünstliche Intelligenz im Marketing, eswürden bloß „altbekannte Technologienals KI verkauft“. Und eine Anhebung derLeistungsfähigkeit vonChatbots scheiterean „nicht kombinierbaren Datensilos undDatenminderer Qualität“.
Zweifel grundsätzlicher Natur meldet auch Damovo an. Um Aufgaben lösen zu können, müssen Chatbots trainiert werden. Je größer das Problem,desto mehr. Doch je komplizierter undspezifischer die Angelegenheit, destoweniger Daten stünden den Unternehmen für das Training zur Verfügung,prognostiziertderDienstleister.Eskönn
ten „Jahre vergehen“, bis ein Botschwierige Fälle „in vernünftiger Qualität“ klären kann. Der Einsatz von Chatbots werde sich deshalb in den meistenUnternehmen kurz undmittelfristig aufdie Bearbeitung einfacher Sachverhaltebeschränken und die Arbeit der CallcenterAgenten nur ergänzen.
JOACHIMTHOMMES
Einsatz von Chatbots imKundenservice
EnttäuschteErwartungen
Quelle: Damovo
Kunden-Service wird besserWelche Chancen bieten Chatbots?
n = 76 Befragte
Ich stimme zu
48
33
29
20
13
13
Durchgehende Erreichbarkeit
Mehr Ressourcen oder Zeit für komplexe Probleme
Größere Mitarbeiter-Zufriedenheit durch Entlastung von Routine-Aufgaben
Höhere Agilität und Geschwindigkeit durch Prozess-Optimierung
Gleichbleibend hohe Service-Qualität
Kosten-Einsparung
DDV dialog Juni 2018
Quelle: Damovo
Kunden-Zufriedenheit nimmt abWelche Risiken bringen Chatbots mit sich?
n = 76 Befragte
Ich stimme zu
54
52
30
29
25
14
Frust oder Reputations-Verlust beim Versagen
Sinkende Kunden-Zufriedenheit
Sicherheitsbedenken
Hohe Wartungs-Intensität
Hohe Investitions-Risiken
Verschlechterung des Unternehmensklimas oder der Mitarbeiter-Zufriedenheit, da Arbeitsplätze wegfallen
DDV dialog Juni 2018
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DIALOG JUNI 20188 DIALOG NUTZERDATEN
Die Deutschen sind gar nicht besonders pingelig in puncto Datenschutz. Vielmehr teilen sieim Großen und Ganzen dieselben Überzeugungen wie Konsumenten in anderen Ländern. Dies geht aus einer Untersuchung her
vor, welche die Global Alliance of DataDriven MarketingAssociations, kurz: Global DMA, vorgelegt hat. Die Organisation mit Sitz im australischen Sydney repräsentiert27 DialogmarketingVerbände quer über den Globus undhat Konsumenten in zehn Ländern befragen lassen, welche Verhältnisse sie sich beim Umgang mit Daten wünschen und was nicht. Die wichtigste Erkenntnis lautet:Die Unterschiede zwischen den Ländern sind relativ gering. Die OnlineNutzer ticken in Argentinien nicht wesentlich anders als in Singapur, den Niederlanden oderdenUSA.Oder eben in der Bundesrepublik.
Unverkennbar vereinheitlicht die Globalisierungnicht nur die Märkte, sondern auch die Ansichten derKonsumenten – jedenfalls beimThemaDatenundPrivatsphäre. Grundsätzlich halten es die vom Londoner In
stitut Foresight Factory Befragten quasi für normal, online persönliche Daten mit Unternehmen zu teilen. Insbesondere hierzulande:Unter denDeutschen finden dies64 Prozent in Ordnung – das ist der Spitzenwert –, diegrößte Skepsis besteht bei den Franzosen (46 ProzentZustimmung). In diesem Punkt gehen die Meinungenstärker auseinander als sonst.
Doch die Frage ist offenkundig weniger das Ob alsdas Wofür. In allen Ländern meinen mehr als drei Viertelder Befragten, den größten Vorteil von der Offenlegungpersönlicher Informationen hätten die Unternehmen.Dass eher dieKonsumentendavonprofitieren, glaubt nochnicht einmal jeder Zehnte. Die Argumentation, mit mehroder präziseren persönlichenDatenwerde sich der Serviceder Unternehmen verbessern, findet in der Regel nur einDrittel stichhaltig. Die Zustimmung steigt, wenn Rabattewinken, sinkt jedochwieder, wennpersonalisierte Angebote als Gegenleistung in Aussicht gestellt werden.
So oder so verlangen die Konsumenten mehr Aufklärung von den Unternehmen, was die mit ihren Daten
machen oder vorhaben, und sie möchten dies stärkerkontrollieren. In diesem Punkt erreicht die ZustimmungWerte von über 80 Prozent, lediglich die Niederländerbegnügen sichmit 79Prozent.
Das Vertrauen der Konsumenten ist zweifellos nichtleicht zu gewinnen. Sie vor den Kopf zu stoßen, ist allerdings keine Option. Denn was dann passieren kann,zeigen die Antworten auf eine Frage, die ein bisschen ausdem Rahmen fällt: „Benutzen Sie AdBlocker beim Surfen?“ Sie bejaht gut jeder dritte Teilnehmer. Noch einmalso viele verneinen sie, erklären aber, sie könnten sich dasvorstellen.
Am liebsten wären die Konsumenten vielleichtselbst Unternehmer. Dann würden sie mit ihren DatenHandel treiben und sie womöglich gegen bare Münzeverkaufen. Dieser Idee können drei Viertel der Befragtenetwas abgewinnen.
Pro Land hat Foresight Factory im Durchschnitt1000 Leute ab18 Jahren befragt, in den USA 2000. DieStudie ist beimDDVerhältlich. JOACHIMTHOMMES
Global DMA: Studie zumThemaDaten undPrivatsphäre in zehn Ländern
Konsumenten sinddoch alle gleich
Quelle: Foresight Factory
Konsumenten, Daten und Unternehmen
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DDV dialog Juni 2018
„Daten und persönliche Informationen online zu teilen,gehört zur modernen Wirtschaft“
„Ich möchte mehr Kontrolle über die persönlichenDaten, die ich Unternehmen gebe“
„Im Tausch für meine Daten bekomme ich einenbesseren Service von den Unternehmen“
„Benutzen Sie Ad-Blockerbeim Surfen?“
„Wer profitiert Ihrer Ansicht nach zurzeit am meistenvom Austausch persönlicher Daten?“
„Meine Daten gehören mir und ich sollte mit ihnenhandeln können“
Argentinien Australien Deutschland Frankreich Großbritannien Kanada Niederlande Singapur Spanien USA
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Auf jeden Fall Ja Unternehmen Konsumenten Nein, kann ich mir aber vorstellen Top 2, Angaben in Prozent
?
DIALOG JUNI 2018 DIALOG UMFRAGE 9
Relevanz, Individualisierung undAutomatisierung– das sind die derzeit ammeisten genanntenSchlagwörter imDialogmarketing. In jedemFallwird dazu eineMengeDaten gebraucht. Doch istdas schon alles? Ist Dialogmarketing heute vorallemDatenMarketing?Spielen die kreative Ideeund ihreUmsetzung nurnoch die zweiteGeige?
UMFRAGE: JOACHIM THOMMES
„Das tun, was wirklichberührt“
GREGORHARTWIG,LeiterMarketing&Grafik Quisma,München:Kreation, Daten undTechnik brauchen sichgegenseitig, um imOnlineMarketing erfolgreichzu sein. Der Erfolg richtet sich amEndedanach,wie gut die Spieler aufeinander abgestimmt sind.Aus TouchpointswirksamePoints of Touchmachen kann aber nur guteKreation. Anders ausgedrückt:Wir sollten nicht alles tun, was technischmöglich ist, sondern das, wasMenschenwirklich berührt. BannerBlindheit unddasWegklicken vonSpots sind schließlich nur dasResultat schlechter Kreation. ZurKreation gehören jedochnicht nur plakativeBanner oder einlustiger Videoclip, sondern auchAnzeigentextebei Google undder richtige Content auf derWebsite. AufBasis der Kundendaten schaffenerst kreative Ideen begeisternde Inhalte, die denKundenwirklich erreichen. Kreative Ideenmachenden entscheidendenUnterschied und sindfür denWerbeerfolg sowichtigwie eh und je.
„Mit Insights verknüpfen“
AXELSCHÄFER,SeniorManager Product& IndustryMarketingEMEAAdobe,München:BeimdatengetriebenenMarketing solltemansich stets über eines imKlaren sein: Auch hinterKundendaten stehenMenschenmit individuellenBedürfnissen undPräferenzen.Wennwir alsoaufKundendaten setzen, umdie gerechtfertigteErwartungshaltung eines jeden InteressentenoderKundennachmaßgeschneiderten undjederzeit beziehungsweise über jedenKanalverfügbarenAngeboten zu erfüllen, gilt ein zentraler Leitsatz: Es geht immer umdenMenschenalsGanzes, nicht umdie bloßeSummederDatenpunkte.HatmandieseMaxime verinnerlicht,wird schnell klar, dass guteKreation auch in dertechnisiertenMarketingwelt einen festenPlatzhat. DieHerausforderung besteht jedochdarin,die kreativen Ideen engmit den gewonnenenInsights aus denKundendaten zu verknüpfen.MitHilfe KIgetriebener Automatisierung könnenwir diese neueDigital Creativity zu einemwahrenPerpetuummobilewerden lassen, vondemamEnde auchderKundeprofitiert.
„ContentBausteineverwenden“
GREGORWOLF,Geschäftsführer Evergage,Gerlingen bei Stuttgart:DasDialogmarketingwird durch zunehmendePersonalisierung beziehungsweise Individualisierung bestimmt.Dabei spielenDaten, Analysen undKreation eine gleichgewichtigeRolle.Daten etwa zuEngagement undVerweildauersindwichtigeParameter für die Intensität,mitder sichNutzermit einemThemaoder Produktbefassen. Ebensowichtig: Das kontextuelleZuordnen vonDaten zuThemen,Kategorien etcetera, wodurchdasNutzerverhalten besserinterpretiert werden kann. AnalyseToolsmüssen dieMasse anDaten beherrschen.DemDataEngineering kommt einewachsendeBedeutung zu: präzise Analysen, PrognosenunddynamischeSegmentierungen inEchtzeit,unterstützt durchAlgorithmen, die aufMachineLearning basieren. Bei derKreationwirdMarketingTechnologie zunehmendContentBausteine verwenden: Angezeigte Inhalte können inEchtzeit verhaltensbasiert verändert werden, umbesser auf den individuellenNutzerbedarf einzugehen.Daten alleinmachenKreation nichtwenigerwichtig. Sie helfen aber zunehmenddabei, Content undKreation zu verbessern.
„Der DatenSee isteine Pfütze“
MARKUSWIRTH,Leiter KreationGKKDialogGroup,Frankfurt:Kreation ist dieKunst, bekannteDinge, diewenigmiteinander zu tun zu haben scheinen, zukombinieren, umdaraus etwasNeues zu erschaffen. Es ist alles schon erzählt worden – aberderRemix bringt immerwieder neueSpielartenundFormenhervor. Doch für denRemix brauchtes vor allemeines: Input.Mit derDigitalisierunghaben sich für uns ungeahnteMöglichkeiteneröffnet, spannendeund relevanteGeschichtenzu erzählen. Geschichten, die präzise denNervderMenschen treffen. Das dachtenwir zumindest. DieWirklichkeit sieht aber oft noch auswievor zwei Jahrzehnten: Zielgruppe?HaushaltsführendeFrauen zwischen25und55 Jahren.Aha. Immerhin kennenwir dasGeschlecht.UnddasAlter, zumindest grob. Der großeDatenSee,
der uns versprochenwurde, ist inWirklichkeitnichtmehr als eine kümmerlichePfütze. Daherhat sich auchdieRolle derKreation nichtwesentlich geändert.Wir kreieren immer nochneue, spannendeund relevanteGeschichten aufderGrundlage, diemanuns zur Verfügung stellt.WenndasDatenMarketing künftig eine großeRolle spielenmöchte,muss es die Schleusenöffnen unddenSee fluten. Kreationmuss dannnur nochhineinspringen.
„AnspruchsvollereKreation“
ALEXANDERWINDHORST,Geschäftsführer ServiceplanOne,München:Daten sind für OnetoOneler nichtsNeues – nurihreMenge, ihre Verfügbarkeit und ihrHandlingwerden größer und komplexer.Wer „Daten“mit„Wissen ummeinenKunden“ gleichsetzt, erkennt für dieKreation nicht weniger, sondernungleichmehrMöglichkeiten.Wo es früher eineBotschaft an alle gab, kannman jetzt unterschiedliche Interessenmit demselbenAuto bedienen. Da hatman für dasselbeProdukt statteiner Selling Idea haltmal sechs verschiedene.Aber vergrößert das nicht die Vielfalt und denSpaß für dieKreation?DieMechaniken dahinterbleiben ja dieselben: schlaue Insights und guteIdeen – unddas zunehmend in einer Vielzahl anVarianten. Da kommtman eben nichtmehrweitmit der altenDenke, sondernmuss jedes Segmentoder gar jedenKunden einzeln vor Augen habenund ansprechen.MeineErfahrung ist: FürmehrIndividualität undRelevanz braucht es nichtweniger, sondern anspruchsvollere Kreation.
WelcheRolle spielt die Kreation imDatenMarketing?
FOTO:ADOBE
FOTO:EVERGAGE
FOTO:WINDHORST
FOTO:QUISMA
FOTO:GKK
ZwischenWunschundWirklichkeit
FOTO:DLAPIPER
U/K
Die Autoren Prof. Dr. StefanEngels und Dr. Bahne Sieverssind Rechtsanwälte beiDLA Piper UK, Hamburg.
DIALOG JUNI 201810 DIALOG RECHT
Der Bundesgerichtshof (BGH) hatentschieden, dass es den allgemeinenVoraussetzungendesGe
setzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) nicht widerspricht, wennsich die in Allgemeinen Geschäftsbedingungen enthaltene Einwilligung eines Konsumenten in die Kontaktaufnahme zu Werbezwecken auf mehrereKanäle bezieht (Urteil vom 1.2.2018 –Az.: III ZR196/17).
Gegenstand der Entscheidungwar folgendeEinwilligungsklausel:
„Ich möchte künftig über neueAngebote und Services der TelekomDeutschland GmbH per EMail, Telefon, SMS oder MMS persönlich informiert und beraten werden. Ich bin damit einverstanden, dass meine Vertragsdaten aus meinen Verträgen mitder Telekom Deutschland GmbH vondieser bis zum Ende des Kalenderjahres, das auf dieBeendigungdes jeweiligen Vertrages folgt, zur individuellenKundenberatung verwendetwerden.“
Da es sich bei dieser OptinKlausel umAllgemeineGeschäftsbedingun
gen handelt, war im Rahmender Inhaltskontrolle nach§ 307 Abs. 2 Nr. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs(BGB) zu prüfen, ob diesedemgesetzlichenGrundgedanken der § 7 Abs. 2Nr. 2und3UWGwiderspricht. Danach stelltWerbung mit einemTelefonanruf oderdurch elektronische
Post ohne vorherige ausdrückliche Einwilligung des Adressaten stets eine unzumutbare Belästigung dar. Unter einer Einwilligung indiesem Sinne sei jede Willensbekundung zu verstehen, die ohne Zwang, fürden konkreten Fall und in Kenntnis derSachlage erfolgt und mit der die betroffene Person akzeptiert, dass ihre
personenbezogenen Daten verarbeitetwerden.
Entsprechend seiner ständigenRechtsprechung hat der BGH festgestellt, dass eine Einwilligung für denkonkreten Fall in Kenntnis der Sachlage erteilt werde, wenn der Konsumentweiß, dass seine Erklärung ein Einverständnis darstellt und worauf sie sichbezieht. Nach Ansicht des Gerichts genügt die streitgegenständliche Klauseldiesen Voraussetzungen.
Dem Konsumenten werde insbesondere klar, dass mit individuellerKundenberatung seine eigene Beratung während und nach der Vertragslaufzeit gemeint ist. Zudem seien dieBeklagte und ihre Produktpalette demKunden bekannt, sodass er eine ausreichende Kenntnis über die zu erwartendeWerbung habe. Eine Konkretisierung sei daher in diesem Fall nicht erforderlich.
Der BGHhält die Klausel auch unter demGesichtspunkt der spezifischenEinwilligungserklärung für wirksam. Einer gesonderten Erklärung des Kundenfür jeden Werbekanal bedürfe es nicht.Schließlich sei dieKlausel auch imHinblick auf ihre Geltungsdauer wirksam,da keineder einschlägigen gesetzlichenRegelungen die zeitliche Begrenzungeiner Einwilligung vorsehe.
Aufgrund des konkreten Einzelfalls lässt sich mit der gebotenen Vorsicht folgende Tendenz ablesen: Ist –erstens–dasdieEinwilligungeinholende Unternehmen (allgemein oder demkonkreten Kundenkreis) mitsamt seinem Produktangebot bekannt und wird– zweitens – gleichzeitig eine Geschäftsbeziehung begründet, dann genügt eine Einwilligung zum Direktmarketing den gesetzlichen Anforderungen, auch wenn sie bloß den Werbegegenstand mit Informationen undBeratung zu neuenAngeboten undServices benennt.
Ein generelles Jaist zulässig
Zustimmung zumErhalt vonWerbung
JA
Der Bundesgerichtshof (BGH)hat entschieden, dass das Angebot des WerbeblockerPro
gramms Adblock Plus nicht gegen dasGesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verstößt (Urteil vom19.4.2018 – Az.: I ZR 154/16). EinVerlag und der Vertreiber der SoftwareAdblock Plus hatten darüber gestritten, ob das Unterdrücken von Werbung durch die Software auf den InternetSeiten der Klägerin unlauterist. InternetNutzer können die Software unentgeltlich einsetzen. Zudemging es um die Frage, ob das vorgesehene „Whitelisting“ rechtmäßig ist.
Durch die Software wird Werbung, die von AdServern ausgeliefertwird, automatisch blockiert, wenn derangesprocheneAdServer auf einer „Blacklist“ enthalten ist. DieBeklagte bietet den vonder Blockade betroffenen Unternehmen jedoch unter bestimmtenVoraussetzungen an,ihre Werbung von derBlockade durch dieAufnahme in eine „Whitelist“ auszunehmen. Dazu verlangt die Beklagtevon größeren Unternehmen unter anderemeineBeteiligung amUmsatz.
Nach Auffassung des Gerichtsstellt das Angebot des Werbeblockersgleich aus mehreren Gründen keinegezielteBehinderung imSinnedes §4Nr. 4 UWG dar: Zum einen liege keineVerdrängungsabsicht vor. Die Beklagte verfolge die Beförderung ihres eigenen Wettbewerbs durch die Erzielung von Einnahmen durch das„Whitelisting“. Dies setze die Funktionsfähigkeit der InternetSeiten derKlägerin gerade voraus. Das Angebotwirke zum anderen auch nicht unmittelbar aufdie vonderKlägerin angebotenen Dienstleistungen ein. Der Ein
satz des Programmsunterliege der autonomen Entscheidung der InternetNutzer.
Zwar bejaht der Senat eine mittelbare Beeinträchtigung des Angebots der Klägerin. Sie sei jedoch nichtunlauter, da keine gegen den Werbeblocker gerichteten Schutzvorkehrungen des InternetAngebots der Klägerin unterlaufenwürden.
Auch eine InteressenabwägunginsbesonderemitBlick auf diePressefreiheit der Klägerin führe nicht zudem Ergebnis, dass eine unlautereBehinderung der Klägerin anzunehmen sei. Die Klägerin könne möglichen Beeinträchtigungen mit zumutbaren Abwehrmaßnahmen begegnen.Als Beispiel nennt der Senat das Aus
sperren von Nutzern,die nicht bereit sind,auf den Einsatz vonWerbeblockern zu verzichten.
Durch das Angebot liege auch keine allgemeine Marktbehinderung vor. Nach Auffassung des BGH be
stehen keine hinreichenden Anhaltspunkte dafür, dass das Geschäftsmodell der Bereitstellung kostenloserInhalte im Internet zerstört wird.Außerdem stelle das Angebot keineaggressive geschäftliche Handlunggemäß § 4a UWG gegenüber Unternehmen dar, die an der Schaltung vonWerbung auf den InternetSeiten derKlägerin interessiert sind. Denn esfehle an einer unzulässigenBeeinflussung der Marktteilnehmer. Die Beklagtenutze eine ihr durchdenWerbeblocker eventuell zukommendeMachtposition jedenfalls nicht in einer Weise aus, die die Fähigkeit derMarktteilnehmer zu einer informierten Entscheidung wesentlich beschränkt.
Adblock Plus istnicht unlauter
Bundesgerichtshof urteilt überWerbeblocker
Das Landgericht Hagen hat entschieden, dass der Betreibereines InternetAuftritts beim
SocialMediaPortal Instagram unlauter handelt, wenn er Verlinkungenzu Websites von Unternehmen vornimmt, ohne dies als Werbung zu kennzeichnen (Beschluss vom 29.11.2017 –Az.: 23O45/17).
Auf Instagram veröffentlichtedieBeklagteBildbeiträge, auf denen sie mitverschiedenen Markenprodukten zu sehenwar, und versah diesemit direkten Links auf die Homepagedes jeweiligen Unternehmens. SolcheLinks fanden sich auch im Text nebenden Bildern in Verbindung mit denZeichen # oder @. Einen Hinweis mitdem Wort „Anzeige“ oder „Werbung“gab es nicht.
Das Landgericht hat festgestellt,dass es sich dabei um geschäftlicheHandlungen im Sinne des Gesetzes
gegen den unlauteren Wettbewerb(UWG) handelt, da die Nutzer unmittelbar auf die Website der Unternehmen geleitet werden, auf welchen siedie Waren entweder erwerben könnenoder erfahren, welche Unternehmen
diese anbieten. Der InstagramAuftritt erweckt nachAnsicht des Gerichts äußerlichdenAnscheineinesModeBlogs, bei dem sich Betreiber und Follower nurüber Mode unterhalten, ohne dass das vorherrschende
Ziel derWerbung und der kommerzielle Zweck für einen Durchschnittsverbraucher offensichtlichwerden.
Mangels Kennzeichnung derBeiträge als Werbung liege unter anderem ein Verstoß gegen § 5a Abs. 6UWG vor. Für eine Kennzeichnung genügten überdies auch nicht die Zusätze „@...“ oder „#...“, da die werblicheEigenschaft auch damit nicht offensichtlichwerde.
Links sind nicht immer nur Informationen
UnzulässigeSchleichwerbung
Das Landgericht Hannover hatentschieden, dass es sich beiBefragungen zur Kundenzufrie
denheit umWerbung handelt und ihreVersendung per EMail ohne Einwilligung des Empfängers als unerlaubteWerbung unlauter ist (Urteil vom21.12.2017–Az.: 21O21/17).
Gegenstand des Verfahrens wareine EMail der Beklagten an einen ihrer Kunden nach einem Geschäftsabschluss mit der Bitte um Feedback zuseiner Zufriedenheit mit der Abwicklung des Kaufs. Das Gericht legte derFragenachdemVorliegenvonWerbungdie Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH) zugrunde, nach welcher alle Maßnahmen eines Unternehmens, die mit dem Ziel der Förderungdes Absatzes erfolgen, als Werbungeinzustufen sind.Dazu zählt nebenunmittelbarer produktbezogener Werbung auch die mittelbare Absatzförderung mittels ImageWerbung oderSponsoring.Darunter fielen zudemBe
fragungen zur Kundenzufriedenheit,mit denen eine Kundenbindung erreicht oder verstärkt werden soll.
Eine nach § 7 Abs. 2 Nr. 3 desGesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) für die erlaubte Zusendung von Werbung per elektronischerPost erforderliche ausdrückliche Einwilligung des Adressaten lag nicht vor.Dabei stellte das Gericht fest, dassHändler auf der Plattform Amazon.desich imÜbrigen auch nicht auf gegenüber Amazon erfolgte Erklärungen berufen könnten, da diese allein imRechtsverhältnis zwischen der Plattform und dem Kunden gelten, aberkeine ausdrückliche Einwilligung inWerbeEMails durch einen Händlerdarstellen können.
Mit dieser Entscheidung folgtdas Gericht der eher restriktivenRechtsprechung, nach der Befragungen zur Kundenzufriedenheit einervorherigen Einwilligung des Kundenbedürfen.
Vorherige Einwilligungerforderlich
Befragungen zur Kundenzufriedenheit
FünfOptionen inder PlattformÖkonomieEs gibt fünf Strategien, wie Unternehmen mit der PlattformÖkonomie umgehen können. Die erste und mit Abstand schlechteste ist, den Kopf in den Sand zu stecken.Brockhaus hat jahrelang nichts gegen die PlattformWikipedia unternommen mit dem Argument, dass die Qualität von Wikipedia viel schlechter sei. Inzwischen gibt esBrockhaus nichtmehr.
Eine andere Möglichkeit ist, den Vertrieb über Plattformen zu verbieten. LouisVuitton und andere Luxusmarken versuchen zurzeit massiv, den Vertrieb überAmazon und Co einzuschränken. Das kannfür starke Marken in einem kleinen Segment sinnvoll sein, um sich von den Plattformen unabhängig zu machen. Für denGroßteil der Unternehmen ist diese Strategie jedoch höchstwahrscheinlich nicht dierichtige,weil sie über zuwenigMarktmachtverfügen.
Ein weiterer Weg ist, Plattformen alsMarketingWerkzeuge zu nutzen. ÜberCheck24 und Google können Unternehmen neue Kunden gewinnen, Wechat oderWhatsapp dienen der Kundenkommunikation, auf Kickstarter können neue Produkteeingeführt werden, und Plattformen wieYoutube oder Facebook eignen sich für dengezieltenEinsatz von Influencer undContentMarketing.Eine Nutzung ist sinnvoll, man sollte sich aber dessenbewusst sein, dass man sich von der jeweiligen Plattformabhängigmacht.
Das Unternehmen Anker ist ein sehr gutes Beispielfür die vierte Strategie: Eine Firma, die keine Produktion,keinen Shop und keine Logistik hat, stellt in China günstig einfach nachzuahmende Produkte wie USBNetzteileher und bewirbt und verkauft sie über Amazon. DiesePlatzhirschStrategie kann Unternehmen zu enormemWachstum verhelfen, birgt allerdings auch Gefahren.Amazon kann binnen kurzer Zeit selbst die Position vonAnker ausfüllen und das Unternehmen damit verdrängen.
Zu guter Letzt können Unternehmen auch selbstPlattformen bauen oder kaufen. Die Commerzbank hat2012 eine eigene Kreditplattform gegründet, auf derauch andere Banken anbieten dürfen. Immer, wenn einKundenicht zudenProduktenderCommerzbankgepassthat, wurde er auf die Plattform geführt und für die Vermittlung an eine andere Bank hat der Betreiber eine Provision kassiert.
Siemens und GE bauen gerade eine Plattform fürdie Kommunikation von Geräten untereinander – Stichwort Internet of Things. Mit diesem Vorgehen versuchenUnternehmen bereits heute, ein Teil der PlattformÖkonomie von morgen zu sein. Durch den Kauf einer Plattform erhalten Unternehmen Zugang zu deren Technologie undwerden selbst zumBetreiber.
Für welche Strategie ein Unternehmen sich auchimmer entscheidet: Sicher ist, dass die PlattformÖkonomie für das Thema Kundenbeziehung in den nächstenzehn Jahren eine hohe Bedeutung für die Frage habenwird, wem der Kunde eigentlich gehört. Noch ist offen,wieUnternehmenBeziehungen zuKundenaufbauenundgestalten können, die Teil der PlattformÖkonomie sind.Es bleibt also spannend.
Kundenbeziehungen in der PlattformÖkonomie
Große Chancen,knallharterWettbewerb
AutorMartin Nitsche, 47, istGeschäftsführer vonSolveta inPinneberg und einer der beidenPräsidenten desDeutschenDialogmarketing Verbands.
FOTO:DDV
FOTO:PRANODHM/FOTOLIA
Ein Teil der Wirtschaft funktioniert wie einePipeline: Anbieter kümmern sich um die Entwicklung, Herstellung und Distribution vonProdukten und Dienstleistungen, Kunden sindAbnehmer. In einem anderen Teil werden
Marktplätze als Plattformen zwischen Hersteller undKunden geschaltet: Sie führen Angebot und Nachfragezusammen, schaffen Vertrauen bei den Konsumentenund ermöglichen dieBezahlung.
Marktplätze – eine typische Form ist der Supermarkt – gibt es schon lange. Inzwischen beginnen sieaber damit, über die regionale oder auch nationale Bedeutung hinauszuwachsen. Aus der begrenzten wird eineglobale Reichweite, die überschaubare Kundeninteraktion zu einer komplexen – und die Rollen fangen an, intransparent zuwerden und sich zu vermischen.
Es gibt Plattformen speziell für einzelne Wirtschaftszweige und solche für viele Branchen.Myhammerbeispielsweise ist eine Plattform für Handwerker, Ubereine für den Bereich Mobilität. Auf Check24 werden unter anderemUrlaubsreisen, Flüge, InternetZugänge undVersicherungen angeboten. Auf Ebay kann eine Persongleichzeitig Käufer und Verkäufer sein. Auch im SoftwareBereich gibt es Plattformen: In einem AppStoreetwa werden die Nachfrage nach Apps und das AppAngebot zusammengeführt.
VomStartupzumGlobal PlayerAuf den ersten Blick bringen Plattformen viele Vorteilemit sich. Anbieter von Produkten und Dienstleistungenhaben durch die PlattformÖkonomie binnen kürzesterZeit eine globale Marktreichweite. Startups, die eineApp programmiert haben, bekommenweltweiten Zugangzu Verbrauchern via AppStore. Konsumenten profitierendurch den steigenden Wettbewerb von reduzierten Preisen. Auch die Produktvielfalt und auswahl ist gegenüberklassischen, regional begrenzten Marktplätzen um einVielfaches höher. Oftmals bieten Plattformen den Nutzern auch erweiterte und bessere Services. Zu guter Letzterhöhen sie den Komfort für Konsumenten. AmazonPrimeKunden etwa erhalten ihre Ware teilweise schon amTag der Bestellung und bekommen weitere exklusive Vorteile wieRabatte.
Doch Plattformen haben nicht nur Vorteile, es gibtdurchaus auch Folgen, die nachdenklich stimmen sollten. Die britische Zeitung „The Economist“ nannte Plattformen „Baadd“: big, anticompetitive, addictive unddestructive to Democracy – also groß, wettbewerbsfeindlich, abhängig machend und zerstörerisch für dieDemokratie. Plattformenwachsen ab einer gewissenGröße aufgrund von NetzwerkEffekten immer stärker. Sieverdrängen den Wettbewerb und binden Konsumentenan sich – gemeinhin als LockinEffekt bezeichnet. Undspätestens seit der Prägung des Begriffs „FakeNews“ istklar geworden, dass Plattformen nicht nur Auswirkungenauf die Wirtschaft haben, sondern das Meinungsbild inder Gesellschaft, der Politik und anderen Bereichennachhaltig beeinträchtigen und deshalb durchaus aucheineGefahr für dieDemokratie darstellen können.
Während Google, Apple, Facebook und Co noch vorwenigen Jahren als Glücksbringer empfunden wordensind, ist die öffentliche Meinung inzwischen kritischer.
Woher rührt dieser Wandel? Beispiel Amazon: Im vergangenen Jahr lag seinMarktanteil – inklusiveMarktplatz– am deutschen ECommerce bei 53 Prozent, wie T3Nberichtet hat. Damit klingelt jeder zweite Euro, der indiesem Segment ausgegeben wird, in Amazons Kassen.Aber es geht noch extremer: Das Unternehmen hat imBereich VoiceCommerce auf der Plattform Alexa einenMarktanteil von 100 Prozent. Wäre Amazon ein Land,würdees imglobalenRanking aufPlatz55von193 liegen– hinter Griechenland, aber deutlich vor Rumänien undBulgarien.
SolcheEntwicklungenhabendazu geführt, dass dieRegulierung durch staatliche Behörden an Bedeutunggewonnen hat. Google wurde 2017 von der EUKommission zu einer Geldstrafe in Höhe von 2,4 Milliarden USDollar verurteilt, weil es seine Marktmacht als SuchmaschinenBetreiber missbraucht hat. Es ist davon auszugehen, dass sich in den nächsten Jahren Kartellbehörden, aber auch Steuerbehörden, Datenschutzbehördenund andere Stellen intensiv mit der PlattformÖkonomiebeschäftigenwerden.
Kaufkriterium ist bloßnoch der PreisAnbieter können durch Plattformen sofort einen weltweiten Markt erschließen – egal, ob BusinesstoConsumer oder BusinesstoBusiness. Sie sind aber auch dannin einem globalen Markt, wenn sie eigentlich nur einlokaler Anbieter sein möchten. Dadurch sind sie einemstarken Wettbewerb ausgesetzt. Und so schnell dieserweltweiteMarktzugangerfolgt ist, so schnell kanner auchwieder durch den PlattformBetreiber beendet werden.So wurde zum Beispiel eine App von Axel Springer ausdemAppStore verbannt, weil die Inhalte nicht mehr denBestimmungen von Apple entsprachen. Ein deutlicherAusdruck für das Machtgefälle zwischen Anbieter undBetreiber.
Wer als Anbieter Plattformen nutzt, muss sich dessen bewusst sein, dass hier absolute Markttransparenzherrscht. Gute Bewertungen auf einem Marktplatz können den Absatz unverzüglich in die Höhe treiben. Eineschlechte kann ihn aber genauso schnell wieder zerstören. Zwar erhalten Anbieter auf den Plattformen vieleDaten, um ihr Geschäft zu optimieren. Jedoch bekommtder PlattformBetreiber dieseDaten auch.
So hat Amazon alsReaktion auf gut funktionierendeProdukte, die eine hohe Marge abwerfen und problemlosnachgemacht werden können, Amazon Basics ins Lebengerufen. Nicht ganz zufällig stehen solche Produkte inden Suchergebnissen weiter oben. Mit attraktiven Preisen können Anbieter auf einem Marktplatz schnell nachvorne kommen. Ist der Preis jedoch nur etwas zu hoch,sind sie auch schnell wieder aus den vorderen Plätzenverschwunden.
Wer auf einer Webseite nicht unter den Top 3 bis 5ist, hat eigentlich keine Chance. Die Differenzierung erfolgt nicht mehr über Qualität, Service, Marke oder denUSP – einzig und allein der Preis wird zum entscheidenden Kaufkriterium. Auch über Logistik und Bezahlung isteine Unterscheidung gegenüber dem Wettbewerb nichtmehr möglich, denn dabei handelt es sich in der RegelumPlattformFunktionen.
Doch das Wichtigste ist: Der Kunde gehört nichtmehr dem Verkäufer, sondern dem PlattformBetreiber.Einerseits – je nachdem, mit wem der Kaufvertrag zustande kommt – im juristischen Sinne, andererseits aberauch im übertragenen Sinn. Ein Käufer bei Amazon interessiert sichwahrscheinlichnicht dafür, obes sichumeinAmazonProdukt handelt oder um das Produkt einesMarktplatzAnbieters. Die mentale Kundenbeziehungwandert alsoweg vomVerkäufer undhin zur Plattform.
DIALOG JUNI 201812 DIALOG CRM
DIALOG JUNI 2018 DIALOG INSIDE 13
ReweundMerck sinddieGewinner des diesjährigen EDDI, deram2.Mai vor rund220Gästenin Frankfurt verliehen wordenist. Eine 13köpfige Jury aus
Anwendern und Dienstleistern sowie Wissenschaftlern im Bereich Dialogmarketing hat die beiden Preisträger aus rund40Nominierten ausgewählt.
Der Award zeichnet UnternehmenderDataDrivenEconomyaus, die imRahmen einer integrierten Marketingstrategielangfristig und nachweislich erfolgreichauf den crossmedialen Dialog mit demKunden setzen. Den vomDDV vergebenenEDDI – „Erfolg durch Dialog“ – gibt esnunmehr seit 25 Jahren.
In ihrer Begründung für die Verleihung an Rewe (Kategorie BusinesstoConsumer) hebt die Jury hervor, der LebensmittelHändler schaffe es durch eineintelligente und effiziente Multikanal
Strategie, die Kunden sowohl am Point ofSale als auch für den Lieferservice zu aktivieren. Bereits seit 2003 lege dasUnternehmen seinen Fokus auf Kundenzentrierung und nutze das Wissen über seineKunden – damals noch in Form von Haushaltskarten – für die Aussteuerung individueller Angebote.
Innovative Vertriebskanäle und Services – etwa „Rewe to go“ bei Aral, der„Rewe Servicepunkt“ in über 3500 Filialen und „Contactless Pay & Mobile Payment“ – seien Bespiele dafür, wie Rewedie konsequente Ausrichtung an denKunden praktiziere. Zudem setze es neben einer kreativen, auf den Content bezogenen Kommunikation und der Nutzung des PaybackPartnerprogrammsauch auf GamificationAnsätze in den Filialen.
MartinHerzfeld, Funktionsbereichsleiter Direktmarketing und Kundenkom
munikation der Rewe Group, erklärt, Dialogmarketing sei für dasUnternehmen einwichtiges Instrument der Kundenkommunikation. Mit seiner Hilfe könne es – neben Handzetteln, Radio und PoSWerbung – noch besser auf seine Kunden undihre Bedürfnisse eingehen und ihnen dieAngebote und Serviceleistungen unterbreiten, die sie sich wünschten. Die perDirektmarketing ausgesandten Botschaften inPrint undOnline seien auf dasKaufverhalten ausgerichtet und würden „dadurch grundsätzlich positiv aufgenommen“.
DasChemie undPharmaUnternehmenMerck gewinnt den EDDI in der Kategorie BusinesstoBusiness. Laut Jury istsein Dialog und Beziehungsmarketingdurch eine Vielzahl innovativer Formender Kundenansprache in einem komplexen Umfeld geprägt. Unter dem Dach der„PerformanceMaterials“ betreibe MerckTrendforschung und nutze sie gezielt alsInstrument zur Kundenbindung. Relevanter Content sei ein zentraler Bestandteilder Beziehungspflege mit den unter
Der EDDIAward 2018 geht anRewe undMerck
Konsequente AusrichtungamKunden
schiedlichen Zielgruppen der diversenUnternehmensbereiche.
Nicht zuletzt könne Merck als Vorbild in Sachen Social Media gelten. Sohabe es ein chemisches Molekül auf Instagram („Molecule of theDay“) vorgestelltund damit über100.000 Follower und Interessenten aus dem Bereich LifeScience im BtoBSegment gewinnenkönnen.
Christine BlumHeuser, SeniorBrand Manager Communication beiMerck, betont, ein gutes Verständnis fürdie Bedürfnisse von Kunden und Interessenten sei fürs Geschäft entscheidend. Eslasse sich insbesondere durch datengetriebeneAnalysenunddasAnstoßeneinesdigitalisierten und automatisierten DialogProzesses erreichen. „Wir setzen aufrelevanten Content in der Zielgruppenansprache. Die überwiegend wissenschaftlichen Zielgruppen lassen sich so am besten überzeugen“, soBlumHeuser.
Die EDDIPreisverleihung fand imRahmen des Dialog Summit statt, die unter der Trägerschaft desDDV steht. BVN
DerMAXAward desDeutschenDialogmarketing Verbands wird zu einer festen Größe: 42 Agenturen
und werbungtreibende Unternehmenhaben 228 Arbeiten eingereicht – einFünftel mehr als im Vorjahr, als der PreiszumerstenMal verliehenworden ist. Der
stärkere Zuspruch dürfte nicht zuletztauch auf die Kampagne zurückzuführensein, dieder VerbandgemeinsammitderAgentur Publicis Pixelpark, Hamburg,zur Bewerbung der Einreichungsphasedurchgeführt hat. In ihr standen sozialeNetzwerke imMittelpunkt.
MAX hat im vergangenen Jahr denvon1984 bis 2016 jährlich verliehenenDeutschenDialogmarketingPreis abgelöst. Zu den wichtigsten Änderungengegenüber dem ddp zählen neben neuen Kategorien vor allem das OnlineVoting, das über die Gewinner entscheidet, und das modernere Veranstaltungskonzept.
Eine erste Vorauswahl der Arbeitenwurde in den QualifizierungsJurys getroffen, die in Düsseldorf, Frankfurt undHamburg getagt haben. Ende Mai hatdie EntscheidungsJury festgelegt, welche der eingereichten Arbeiten zu denbesten Dialogkampagnen des Jahreszählen und zum OnlineVoting zugelassen sind. Die Abstimmung läuft vom 23.Juli bis 9. September und entscheidetüber Gold, Silber und Bronze. Die Preisverleihung findet am 21. September inBerlin statt.
DDVPräsident Patrick Tapp ziehteine positive Zwischenbilanz: „Die vermehrten Einreichungen zeigen, dass wirmit dem Wettbewerb auf dem richtigenWeg sind.“ BVN
MAX geht indie zweite Runde
DialogmarketingWettbewerb desDDV
Der Deutsche Dialogmarketing Verband hat an dem von der Bundesnetzagentur kürzlich veröffentlich
ten Jahresbericht 2017 bemängelt, dassdort nicht zwischen unerlaubter und erlaubter Telefonwerbung unterschiedenwerde. Der Bericht weist eine steigendeZahl der Beschwerden über Telefonwerbung imVergleich zumVorjahr aus.
DDVPräsident Patrick Tapp erklärt,die Bundesnetzagentur habemit ihrem vereinfachten ServiceAngebot für Verbraucher und einer Reihe spektakulärer Verfahren gegen namhafte Unternehmen mit Rekordbußgeldern zu erhöhter Sensibilitätund zur stärkeren Nutzung des Angebotsgeführt. Das sei grundsätzlich zubegrüßen.Allerdings gäben die vorgelegten Zahlenkeinen Aufschluss darüber, ob es sich umillegale Telefonwerbung oder gar Telefonbetrügereien handelt. „Es ist unsinnig,wenn hier gleich Gesetzesverschärfungengefordert werden“, kritisiert Tapp.
In dem Bericht wird nicht erwähnt,auf wie viele konkrete Fälle sich die Beschwerden beziehen undwie hoch der Anteil unseriöser Anrufe aus dem Ausland
ist. „Juristisch sind Anrufer aus dem Ausland häufig nicht zu belangen. Hier würden wir uns freuen, wenn die Bundesnetzagentur ihre technischen Möglichkeitenbesser ausspielen würde“, so der DDVPräsident.
Positiv wertet der DDV das vor einemJahr eingeführte „Rügeverfahren“, mitdem Unternehmen frühzeitig von eingehenden Beschwerden in Kenntnis gesetztwerdenundgegensteuern können.AttikusSchacht, Vorsitzender des KompetenzCenters Customer Services im DDV: „Diesen Ansatz begrüßen wir ausdrücklich.“Werbungtreibende wollten Verbraucher janicht belästigen, sondern mit ihnen kommunizieren. Wenn auf Probleme in derPraxis frühzeitig reagiert werden könne,ließen sich Kampagnen wirkungsvoll optimieren.
Der DDV setzt sich seit Jahrzehntenfür den Verbraucherschutz ein und hat inZusammenarbeit mit dem Callcenter Verband Deutschland (CCV) einen Branchenkodex erstellt, der verbindliche Regeln fürdas TelefonMarketing derMitglieder festlegt. BVN
DDV fordertdifferenzierte Analyse
Beschwerden über Telefonwerbung
DIALOG JUNI 201814 DIALOG MAILINGS
PrintMailings haben eine enormeWirkung. Das hat vor kurzem einmalmehr die CMCDialogpost Studie bestätigt, die der Collaborative Marketing Club (CMC) in Kooperation mit
der Deutschen Post durchgeführt hat. Teilnehmer wie Poster XXL, Mymuesli und Parfumdreams.de haben darin gezeigt, dass imECommerce klassischeWerbebriefe eine echte Chance haben. Die ConversionRate (CVR)von durchschnittlich 3,9 Prozent – in einigenTopKampagnen waren es sogar mehr als 10Prozent – lag deutlich über der andererKanäle,wie etwa demEMailMarketing, das in der Regel eine CVR im PromilleBereich verzeichnet.
Und das waren nicht die einzigen Leistungswerte, welche die Studie zutage gefördert hat.
ECommerce und klassische PrintMailings? Treffen da nicht zwei Welten aufeinander? Ja, aber zwei Welten, die erfolgreich zusammenspielen. DasPrintMailing bietet gerade OnlineHändlern einige Vorteile. Und essind nicht nur die Leistungswerte, die den Kanal attraktiv machen. Besonders im ECommerce gleicht das klassische Mailing wichtigeNachteile aus, weil oft der stationäre Kontaktpunkt fehlt. Höchste Zeit, sich diese Chancengenauer anzusehen.
Dialogmarketing pushtdenWerbemarktDem Dialog Marketing Monitor 2018 zufolge,den die Deutsche Post am 19. Juni veröffentlicht hat, ist das Dialogmarketing im vergangenen Jahr mit 4 Prozent Wachstum und einemVolumen von 18,8 Milliarden Euro der Haupttreiber des Werbemarkts. Dieser wächst insgesamt um2Prozent auf 41,6MilliardenEuro.Mit jeweils 0,3 Milliarden Euro legen die OnlineWerbung und die volladressierten Werbesendungenamstärksten zu. Immerhin6,5Milliarden Euro haben Werbungtreibende 2017für volladressierte Mailings ausgegeben – damit ist dieser Kanal der stärkste nach Online,Print und TV.
Eine besondere Rolle spielen volladressierte Mailings in der Bestandskundenwerbung, also Werbung, die sich speziell an bereits vorhandene Kunden einesUnternehmensrichtet. Für 28 Prozent der Unternehmen, diediese Kundengruppe gezielt ansprechen, istdie papierbasierte, volladressierte Werbesendung das wichtigste Instrument. Und geradeim ECommerce spielt die Bestandskundenwerbung eine entscheidende Rolle. Hier sindNeukunden hart umkämpft, Kundengewinnungwird immer teurer.
Individualisierung istkein ProblemAuf dem postalischen Weg erreichen Online
Shopsnahezu100Prozent ihrerKunden.Dennim Gegensatz zum EMailMarketing brauchtman für PrintMailings in diesemFall keinOptin.Und fürBestandskunden liegenbereits umfangreiche Informationen vor, sodass sie personalisiert und individuell angesprochen werden können.
Ein weiterer Vorteil für OnlineHändler:PrintMailings schließen die Erlebnislücke.Sie tut sich auf, wenn Kunden nicht mehr imstationären Handel einkaufen, sondern sichauch Alltagsprodukte nach Hause liefern lassen. In diesemFall fehlt das sinnliche Erlebnisbeim Einkaufen und zudem die Chance, Kunden über Warenproben am Point of Sale anneue Produkte heranzuführen. Diese Erlebnislücke schließen ProduktSamples, die perBrief ins Haus gesandt werden.Wenn der Kunde nicht in den Laden kommt, muss das Produkt ihnebenauf anderemWegerreichen.Unddas trifft durchaus das Interesse der Verbraucher. Laut dem Nielsen Mailing Panel steigernWarenproben die Öffnungsraten von Postwurfsendungen um gut 18 Prozentpunkte auf 57Prozent.
Kaufimpulse nochnachWochenAber auch ohne Warenproben liefern PrintMailings eine sehr gute Performance. DieCMC Dialogpost Studie bestätigt, wie nachhaltig Werbesendungen wirken. WährendEMailWerbung schnell gelöscht wird undbestenfalls kurzfristig im Newsfeed sichtbarist, bleiben postalische Werbesendungenmeist über längere Zeit im Haushalt liegen –und setzen so auch nach mehreren WochennochKaufimpulse.
Das PrintMailing ist also ein starker Kanal: vielseitig einsetzbar, mit enormer Wirkung. Der Dialog Marketing Monitor bestätigtzwar den Trend, dass die Digitalisierung auchdie OnlineWerbekanäle pusht. Insbesondereder Handel – also etwa ein Viertel der deutschen Unternehmen – favorisiert jedoch nachwie vor den klassischen Kundendialog übervolladressierteWerbesendungen.EinWeg, denkünftig auchmancheOnlineShops inderKundenansprache gehenwollen.
OnlineHändler profitieren vomWerbebrief
Mailings schließendie Erlebnislücke
● Ander Erhebung, die der CollaborativeMarketingClub –CMC,Berlin, inKooperationmit der DeutschenPost, Bonn, durchgeführthat, haben50OnlineShops unterschiedlicherBranchen teilgenommen, die bisher wenig inPrintMailings investiert haben.
● Verschickt wurdenMailingsmit einemGutschein und individuellemCode. ImDurchschnitt lag die ConversionRate (CVR) bei3,9Prozent.
● Je kleiner dieWarenkorbwerte, desto höherdie CVR: Shopsmit einemWarenkorbwert von50bis 99Euro erzielten imDurchschnitt eineCVR von4,2Prozent, solchemit einemWarenkorbwert unter 50Euro eine von5,6Prozent.
● PrintMailingswirken nachhaltig: 45Prozent der Bestellungenwurden in den erstenbeidenWochennachVersand des PrintMailings aufgegeben, 55Prozent dagegen in derdritten bis siebtenWoche.
● Die Studie kannhier bezogenwerden:www.deutschepost.de/marketingbooster
Die Studie imÜberblick
Quelle: Dialog Marketing Monitor 2018
Brief und Online legen am meisten zuDialogmarketing-Instrumente und Klassikmedien im Vergleich
Ausgaben in Milliarden Euro
2017 2016
9,1
8,5
7,2
6,2
3,0
2,7
1,7
1,2
1,2
0,1
9,4
8,4
7,3
6,5
3,0
2,7
1,8
1,3
1,2
0,1
Online-Marketing
Anzeigen
TV
Volladressierte Werbesendungen
Beilagen
Außenwerbung
Teil- und unadressierte Werbesendungen
Radio
Telefon-Marketing
Kino
DDV dialog Juni 2018
FOTO:DEUTSCHEPOST Autor Dirk Görtz, Jahrgang
1974, ist Vice PresidentProduktmanagement für Dialogmarketing der DeutschenPost, Bonn, für die er seit2007 arbeitet. Zuvor war erunter anderem in Werbeagenturen tätig. Görtz hat nachseinem Studium der Wirtschaftswissenschaften inBochum und Bern an derbritischen University of Surreyüber „Sprache und Dialogmarketing“ promoviert.
Quelle: CMC Dialogpost Studie DDV dialog Juni 2018
Kleine Münzen klingen besserJe geringer der Warenwert, desto höher die Conversion-Rate
5,6
4,2
2,3
1,5
0–49 50–99 100–199 Über 200Wert des Warenkorbs in Euro
Conversion-Rate in Prozent
Quelle: Dialog Marketing Monitor 2018
Mailings sind beliebtLeitmedien für die Bestandskundenwerbung
Anteile in Prozent
28
21
13
12
8
6
6
6
Volladressierte Werbesendungen
E-Mail-Marketing
Anzeigen in Printmedien
Aktives Telefonmarketing
Social-Media-Marketing
Beilagenwerbung
Außenwerbung
Sonstiges
DDV dialog Juni 2018
DIALOG JUNI 2018 DIALOG STUDIEN / TIMER 15
3./4. Juli 2018HORIZONTDigitalMarketingDaysinBerlinDie HORIZONT Digital Marketing Daysverstehen sich als TrendCheck fürMarketingEntscheider, DigitalProfis, Techiesund Innovationstreiber. Im Programm finden sich unter anderem Künstliche Intelligenz, Augmented und Virtual Reality,InfluencerMarketing sowie die DatenschutzGrundverordnung und die geplanteEPrivacyVerordnung.DerDDV istPartner der Veranstaltung. Mitglieder erhaltenSonderkonditionen.https://horizont.dfvcgevents.de/digitalmarketingdays
22./23. August 2018HORIZONTWerbewirkungsgipfelin FrankfurtDie Veranstaltung, die zum vierten Malstattfindet, bietet Werbungtreibenden,Vermarktern und Mediaplanern, aberauch Kreativen einen Überblick zumStand der Forschung. Zu den Themen gehören etwa BudgetFragen, die Rolle vonDaten und ViralHits. Marken präsentieren erfolgreiche Kampagnen aus dem laufenden Jahr. Der DDV ist Partner der Ver
anstaltung. Mitglieder erhalten Sonderkonditionen.www.conferencegroup.de
22./23. August 2018Planung&Analyse Insightsin FrankfurtDer Kongress unter dem Motto „MarketResearch: Next Level“ zeigt Zukunftspfade, Erfolgschancen und Best Cases. Neben Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden zu Branchenthemen gibt esStartupRunden und ImpulsVorträge.Das NetworkingEvent am Abend bietetGelegenheit zum Knüpfen und Vertiefenvon Kontakten. Der DDV ist Partner derVeranstaltung. Mitglieder erhalten Sonderkonditionen.www.conferencegroup.de
12./13. September 2018Dmexco inKölnDie bisherige „Messe undKonferenz für diedigitale Wirtschaft“ – so die Eigenwerbung– geht mit dem Trend und wird, wie es nunheißt, „von der Messe zum Medium“. Damit gemeint ist, dass die Dmexco nach wievor an zwei Tagen als Messe in Köln stattfindet, sich daneben aber einen Internet
Auftritt zulegt, der die Interessenten dasganze Jahr übermitNeuigkeitenundKnowhow versorgt. Gearbeitet wird an einer Präsenz für verschiedene Zielgruppen, sprichCommunitys.www.dmexco.de
21. September 2018MAXAward inBerlinMAX ist der DialogmarketingWettbewerbdes DDV für Agenturen und Unternehmenim deutschsprachigen Raum. Die bestenDialogkampagnen des Jahres werden mitGold, Silber und Bronze ausgezeichnet.Herzstück des MAX ist eine digitale Ausstellung der besten Kampagnen und einöffentliches OnlineVoting, bei dem dieSieger undPlatzierten ermittelt werden.www.maxaward.de
26. September 201813.wissenschaftlicherinterdisziplinärer Kongress fürDialogmarketing inHamburgDer wissenschaftliche interdisziplinäreKongress des DDV findet dieses Jahr ander FOMHochschule inHamburg statt. Eswerden aktuelle Forschungsprojekte ausunterschiedlichen Disziplinen mit Bezug
zum Dialogmarketing vorgestellt und derAustausch zwischen Wissenschaft undPraxis gefördert.Wie in jedemJahrwird imRahmen des Kongresses auch der AlfredGerardi Gedächtnispreis verliehen.www.ddv.de
23./24. Oktober 2018Neocom inBonnDie Neocom geht in diesem Jahr mit neuemKonzept und neuemVeranstaltungsortan denStart. Der Fokus liegt auf demMulti undOmnichannelHandelmit stärkererinternationaler Ausrichtung. Das Themenspektrum deckt die Bereiche „Technologie“, „Daten“, „Logistik“, „Plattformen & Marketplaces“, „Commerceanywhere & anytime“ und „Megatrendsfür den digitalen Handel“ ab. Das Programm sieht ein Plenum mit Keynotes,parallele Themenreihen und Workshopsvor. DieBranchenpreise in denKategorien„Neo Excellence in Multichannel“ und„Neo Personality of the Year“ werden imRahmenderNeocomNight verliehen.www.neocom.de
BranchenEvents imSommer undHerbst auf einenBlickTimer
ONETOONEMARKETINGIST VONGESTERNDiesenprovokantenSchluss zieht dieBadHomburger Agentur Syzygy aus ihrerStudie überDaten, Privatsphäre undPersonalisierung, die sie imMai unterBriten, DeutschenundUSAmerikanerndurchgeführt hat.Wie bei derGlobalDMAErhebung (Seite 8) gibt es auchhier keine prinzipiellen, sondern nurgraduelleUnterschiede zwischendenLändern. DiewichtigstenResultatelauten:DasMisstrauenderBefragten indieNutzungpersonenbezogenerDatendurchUnternehmen ist groß.Nur eineMinderheit ist der Ansicht, es lohne sich,persönlicheDaten preiszugeben, umonline ein personalisiertes Erlebnis zuhaben.DieMehrheit würde ihreDatenzu keinemPreis anUnternehmen verkaufen.Drei Beispiele, bezogen aufBefragte in
Deutschland: DieHälfte findet, dassMarken undHändler bereits zu viel übersiewissen.Nur jeder Siebte hält es fürdenkbar, dass er eigeneDaten gegenpersönlichere Erlebnisse eintauscht.Lediglich jeder Achtewäre damit einverstanden, Datenmit seiner Lieblingsmarkezu teilen.Syzygy zufolge bleibt denUnterneh
mennurwenig Zeit, das Vertrauensdefizit zu beheben.Und es gelinge ihnennur dann,wenn sie denWunschnachPrivatsphäre respektierten unddenKonsumenten dieMöglichkeit gäben,das selbst zu personalisieren,was siemöchten.Das bisherigeOnetoOneMarketing habe ausgedient undmüsse
durch ein „integrativesMarketing“ersetzt werden, das auf Ermächtigungdurch dieKundenbaue. TS
Nameder Studie: Digital Insight Survey2018Herausgeber: Syzygy, BadHomburgErscheinungsdatum:24.Mai 2018Befragter Personenkreis: ErwachseneinDeutschland, Großbritannien unddenUSABefragte Personen: je Land1000Preis: gratisWeitere Informationen: www.syzygy.de
USTEENSFAVORISIERENFACEBOOKNICHTMEHRUmfragen geben oftMeinungen undStimmungenwieder oder auchWunschbilder, diemit dem tatsächlichen Verhalten der Befragten nicht viel gemeinhaben.Mitunter legen sie auch falscheSchlüsse nahe, weil sie handwerklichschlecht gemacht sind oder bloß dieAnsicht der Studienautoren vermittelnsollen. Schonmehrfachwurde so derNiedergang von Facebook verkündet,doch der lässt nachwie vor auf sichwarten. EineUntersuchung desPewResearchCenters zur SocialMediaNutzungvonUSTeenagernmacht detaillierteAngabenüber das eigeneBefragungsDesign, was eineEinschätzung der Stichhaltigkeit der Studie erleichtert.Der PewErhebung zufolge, die auf der
Befragung von Jugendlichen imAlter von13bis17 Jahren und ihrer Eltern beruht,fahren die Teens derzeit auf Youtube,
InstagramundSnapchat ab. Facebookdagegen – vor drei Jahren laut Pewnochunangefochten auf demSpitzenplatz –wird nur noch von jedemzweiten Jugendlichen überhaupt genutzt. Und lediglichjeder zehnte davon gibt an, es unter densozialenNetzwerken „ammeisten“ zuverwenden.Nicht abgefragt wurde derEinsatz vonMessengern – zwei davon, derFacebookMessenger undWhatsapp,gehören bekanntlich zumZuckerbergImperium.Die Studie ermittelt auch die generelle
Einschätzung derBefragten zu sozialenNetzwerken. Dazuwurden ihnen verschiedeneAntwortOptionen vorgegeben.Der Auswertung zufolge fällt dasUrteildurchwachsen aus. Als positiv werden vorallemdieKontaktmöglichkeiten zuFreundenund zur Familie hervorgehoben.Unter denNegativpunkten ragt heraus,dass SocialMediaMobbing undGerüchteverstärke. Eingeräumtwird auch, dass esBeziehungen undpersönlichenKontakten schade, unrealistischeBilder vonanderen zeichne und ablenke. TS
Nameder Studie: Teens, SocialMedia&Technology 2018Herausgeber: PewResearchCenter,Washington, D.C.Erscheinungsdatum:31.Mai 2018Befragter Personenkreis: USTeenagervon13bis17 Jahren und ihre ElternBefragte Personen: 743Teenager,1058ElternPreis: gratisWeitere Informationen:www.pewinternet.org
Lesetipps fürMarketer
Persönliche Datensind ein wertvolles Gut
Quelle: Pew Research Center
Facebook auf dem vierten PlatzUS-Teens bevorzugen Youtube, Instagram und Snapchat
Angaben in Prozent
32
15
35
10
3
0,1
0,05
85
72
69
51
32
9
7
Youtube
Snapchat
Tumblr
DDV dialog Juni 2018
Das nutze ich Das nutze ich am meisten
Quelle: Pew Research Center
Social Media nützt und schadetUS-Teenager beurteilen die Effekte sozialer Netzwerke (Top 5)
Angaben in Prozent
40
16
15
9
7
27
17
15
14
11
Kontakt zu Freunden und zur Familie
Nachrichten und Informationen finden
Auf Gleichgesinnte treffen
Ist unterhaltsam, macht fröhlich
Selbstdarstellung
Verstärkt Mobbing und Gerüchte
Schadet Beziehungen und persönlichen Kontakten
Unrealistische Bilder von anderen
Lenkt ab, macht süchtig
Gruppenzwang
DDV dialog Juni 2018
Positive Effekte
Negative Effekte