Die 3 häufi gen Ursachengruppen für Juckreiz · 2015-03-04 · 70 © Katzen Magazin 3/10...

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© Katzen Magazin 3/10 70 Hauterkrankungen Von Silvia Rüfenacht Wie kann sich Juckreiz bei der Katze äussern? – Die Kat- ze ist in Sachen Juckreiz eine Künstlerin, denn sie kann dieses unangenehme Gefühl der Haut in ganz verschie- denen Formen zum Ausdruck bringen: • Kratzen (meist mit dem Hinterbein) • vermehrtes Lecken und Putzen • Beissen und Nagen (zum Beispiel an den Pfoten) • vermehrtes Reiben (zum Beispiel mit den Vorderbei- nen am Kopf) • Haare ausreissen oder abbeissen Bei all diesen Formen von Juckreiz kann man auf eine einfache Art unterscheiden, was noch normal ist und zum normalen Putzverhalten gehört oder was abnormal und zu viel ist: Wenn die Katze so viel leckt, putzt, kratzt genannte selbst induzierte Alopezie), das kann auch im Versteckten sein. Denn da sind die Katzen auch wieder Spezialisten. So zeigen einige Katzen den Juckreiz in An- wesenheit der Besitzer, aber andere Katzen jucken sich nicht, wenn man zuschaut, sondern verziehen sich an einen stillen Ort (zum Beispiel unters Bett oder in ein anderes Zimmer) und verursachen sich da die auffälli- gen Hautveränderungen. Mit einer Untersuchung einiger gezupfter Fellhaare der betroffenen Stelle unter dem Mi- kroskop (Trichogramm) kann dann festgestellt werden, ob die Haarspitzen schön normal in die Spitze auslaufen. Dann ist die Alopezie nicht von der Katze selbst indu- ziert. Aber wenn die Haarspitzen ausgefranst oder abge- brochen sind, ist das ein eindeutiges Zeichen, dass sich die Katze die haarlose Stelle selbst zugefügt hat. Die 3 häufigen Ursachengruppen für Juckreiz oder haarlose Stellen: • Hautparasiten • Allergien • Pilzinfektion Zwei häufige Ursachengruppen für Hautknoten und Schwellungen: • Bakterielle Infektionen (z.B. Abszesse) • Hauttumoren Bei Juckreiz immer zuerst an Hautparasiten (Ekto- parasiten) denken. Die häufigsten Hautparasiten bei der Katze sind: • Flöhe (Blutsauger) • Zecken (Blutsauger) • Ohrmilben (ernähren sich von Ohrschmalz und Haut- schuppen) • Herbstgrasmilben (ernähren sich von Zellsaft) • Raubmilben (Cheyletiella, Schuppenfresser) Alle diese Parasiten befallen nicht nur Katzen, sondern können auch Hunde, Kaninchen, andere Tiere, aber auch Menschen anstecken. Katzen mit Auslauf haben deutlich häufiger Hautparasiten, als Katzen ohne Freigang. Auch Stubenkatzen können sich anstecken, zum Beispiel wenn andere Katzen (oder Hunde) zu Besuch kommen, wenn sie an Ausstellungen gehen und so weiter. Die heutigen Mittel gegen Ektoparasiten (Ektoparasitika) bieten viele Möglichkeiten, die Prophylaxe und Therapie auf die Stärke des Befalls, die Zahl der Mitbetroffenen Tiere und dem Wiederansteckungsrisiko anzupassen. Einzig gegen die Zecken gibt es leider noch keine gut wirkende Prophylaxe für die Katze. Gute Zeckenmittel für Hunde sind toxisch für Katzen und dürfen auf keinen Fall angewendet werden. und so weiter, dass dabei die Haare abbrechen oder aus- fallen und dadurch haarlose Stellen entstehen, oder dass die Haut dabei gereizt und gerötet wird, Kratzspuren oder Krusten zeigt, ist das zuviel und eindeutig ein Zei- chen für Juckreiz (oder selten auch für Schmerzen oder ein psychogenes Problem) (Abb. 1). Was verursacht haarlose Stellen (Alopezie)? Hier gilt es zu unterscheiden, ob die Haare von sich aus ausfallen (zum Beispiel bei einer Entzündung im Bereich der Haarwurzeln, wie einer Hautpilzinfektion oder bakteriellen Infektion), ob die Haare nicht nach- wachsen (bei einer inneren Erkrankung) oder ob die Katze die Haare ausreisst, abbeisst oder ableckt (das so Allergien können sich bei Katzen sehr ver- schieden präsentieren Nicht nur bei den Ektoparasiten, auch bei der Allergie ist das wichtigste Symptom der Juckreiz, in all den verschie- denen Formen, die oben beschrieben sind. Im Gegen- satz zum Hund können Katzen verschiedene spezielle Erscheinungsformen bei einer Allergie zeigen. Nicht sel- ten können sogar mehrere dieser Erscheinungsformen dieselbe Katze plagen. Miliare Dermatitis – Dabei sieht oder spürt man auf der Haut unzählige (miliare) kleine gerötete Hauterhe- bungen (Papeln) mit winzigen Krusten, manchmal zu- sätzlich auch haarlose Stellen (Abb. 2). Diese Symptome sind meist über den Rücken, Bauch, Hals und/oder Kopf verteilt. Die kleinen Krusten fallen dann gerne zusam- men mit einem kleinen Haarbüschel aus, oder man kann sie leicht wegkratzen. Der beobachtbare Juckreiz kann unterschiedlich stark sein. Kopf und Hals-Juckreiz – Der Juckreiz ist hier oft stark und auf den Kopf und Hals fokussiert, manchmal auch an anderen Körperstellen zu beobachten. Es bilden sich dadurch deutliche Kratzspuren, blutende Stellen und Krusten, die sich die Katze immer wieder aufkrat- zen kann und somit nicht abheilen. Dadurch können sich bakterielle Infektionen entwickeln und das Ganze noch verschlimmern (Abb. 3). > Häufige Hautkrankheiten bei der Katze Die häufigsten Gründe, warum Katzen beim Tierarzt vorgestellt werden, sind Juckreiz, Krusten, haar- lose Stellen, Hautknoten oder Schwellungen. Viele verschiedene Krankheiten können der Grund für diese Veränderungen sein, die häufigsten werden hier besprochen. © Katzen Magazin 3/10 71 Abb. 1: Haarlose Stelle über den Rücken, die sich diese Katze durch vermehrtes Lecken und Putzen selbst zugefügt hat. Fotos: zVg Kleine Papeln und Krusten über den Rücken bei der miliaren Dermatitis. Zusätzlich besteht eine Alopezie. Aufgekratzte und blu- tige Veränderungen am Kopf mit Kopf- und Hals-Juckreiz. Abb. 3 Abb. 2

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Hauterkrankungen

Von Silvia Rüfenacht

Wie kann sich Juckreiz bei der Katze äussern? – Die Kat-ze ist in Sachen Juckreiz eine Künstlerin, denn sie kann dieses unangenehme Gefühl der Haut in ganz verschie-denen Formen zum Ausdruck bringen:• Kratzen (meist mit dem Hinterbein)• vermehrtes Lecken und Putzen• Beissen und Nagen (zum Beispiel an den Pfoten)• vermehrtes Reiben (zum Beispiel mit den Vorderbei-nen am Kopf)• Haare ausreissen oder abbeissenBei all diesen Formen von Juckreiz kann man auf eine einfache Art unterscheiden, was noch normal ist und zum normalen Putzverhalten gehört oder was abnormal und zu viel ist: Wenn die Katze so viel leckt, putzt, kratzt

genannte selbst induzierte Alopezie), das kann auch im Versteckten sein. Denn da sind die Katzen auch wieder Spezialisten. So zeigen einige Katzen den Juckreiz in An-wesenheit der Besitzer, aber andere Katzen jucken sich nicht, wenn man zuschaut, sondern verziehen sich an einen stillen Ort (zum Beispiel unters Bett oder in ein anderes Zimmer) und verursachen sich da die auffälli-gen Hautveränderungen. Mit einer Untersuchung einiger gezupfter Fellhaare der betroffenen Stelle unter dem Mi-kroskop (Trichogramm) kann dann festgestellt werden, ob die Haarspitzen schön normal in die Spitze auslaufen. Dann ist die Alopezie nicht von der Katze selbst indu-ziert. Aber wenn die Haarspitzen ausgefranst oder abge-brochen sind, ist das ein eindeutiges Zeichen, dass sich die Katze die haarlose Stelle selbst zugefügt hat.

Die 3 häufi gen Ursachengruppen für Juckreiz oder haarlose Stellen:• Hautparasiten• Allergien• Pilzinfektion

Zwei häufi ge Ursachengruppen für Hautknoten und Schwellungen:• Bakterielle Infektionen (z.B. Abszesse)• Hauttumoren

Bei Juckreiz immer zuerst an Hautparasiten (Ekto-parasiten) denken. Die häufi gsten Hautparasiten bei der Katze sind:• Flöhe (Blutsauger)• Zecken (Blutsauger)• Ohrmilben (ernähren sich von Ohrschmalz und Haut-schuppen)• Herbstgrasmilben (ernähren sich von Zellsaft)• Raubmilben (Cheyletiella, Schuppenfresser)

Alle diese Parasiten befallen nicht nur Katzen, sondern können auch Hunde, Kaninchen, andere Tiere, aber auch Menschen anstecken. Katzen mit Auslauf haben deutlich häufi ger Hautparasiten, als Katzen ohne Freigang. Auch Stubenkatzen können sich anstecken, zum Beispiel wenn andere Katzen (oder Hunde) zu Besuch kommen, wenn sie an Ausstellungen gehen und so weiter.

Die heutigen Mittel gegen Ektoparasiten (Ektoparasitika) bieten viele Möglichkeiten, die Prophylaxe und Therapie auf die Stärke des Befalls, die Zahl der Mitbetroffenen Tiere und dem Wiederansteckungsrisiko anzupassen. Einzig gegen die Zecken gibt es leider noch keine gut wirkende Prophylaxe für die Katze. Gute Zeckenmittel für Hunde sind toxisch für Katzen und dürfen auf keinen Fall angewendet werden.

und so weiter, dass dabei die Haare abbrechen oder aus-fallen und dadurch haarlose Stellen entstehen, oder dass die Haut dabei gereizt und gerötet wird, Kratzspuren oder Krusten zeigt, ist das zuviel und eindeutig ein Zei-chen für Juckreiz (oder selten auch für Schmerzen oder ein psychogenes Problem) (Abb. 1).

Was verursacht haarlose Stellen (Alopezie)?

Hier gilt es zu unterscheiden, ob die Haare von sich aus ausfallen (zum Beispiel bei einer Entzündung im Bereich der Haarwurzeln, wie einer Hautpilzinfektion oder bakteriellen Infektion), ob die Haare nicht nach-wachsen (bei einer inneren Erkrankung) oder ob die Katze die Haare ausreisst, abbeisst oder ableckt (das so

Allergien können sich bei Katzen sehr ver-schieden präsentieren

Nicht nur bei den Ektoparasiten, auch bei der Allergie ist das wichtigste Symptom der Juckreiz, in all den verschie-denen Formen, die oben beschrieben sind. Im Gegen-satz zum Hund können Katzen verschiedene spezielle Erscheinungsformen bei einer Allergie zeigen. Nicht sel-ten können sogar mehrere dieser Erscheinungsformen dieselbe Katze plagen.Miliare Dermatitis – Dabei sieht oder spürt man auf der Haut unzählige (miliare) kleine gerötete Hauterhe-bungen (Papeln) mit winzigen Krusten, manchmal zu-sätzlich auch haarlose Stellen (Abb. 2). Diese Symptome sind meist über den Rücken, Bauch, Hals und/oder Kopf verteilt. Die kleinen Krusten fallen dann gerne zusam-men mit einem kleinen Haarbüschel aus, oder man kann sie leicht wegkratzen. Der beobachtbare Juckreiz kann unterschiedlich stark sein.

Kopf und Hals-Juckreiz – Der Juckreiz ist hier oft stark und auf den Kopf und Hals fokussiert, manchmal auch an anderen Körperstellen zu beobachten. Es bilden sich dadurch deutliche Kratzspuren, blutende Stellen und Krusten, die sich die Katze immer wieder aufkrat-zen kann und somit nicht abheilen. Dadurch können sich bakterielle Infektionen entwickeln und das Ganze noch verschlimmern (Abb. 3). >

Häufi ge Hautkrankheiten bei der Katze Die häufi gsten Gründe, warum Katzen beim Tierarzt vorgestellt werden, sind Juckreiz, Krusten, haar-lose Stellen, Hautknoten oder Schwellungen. Viele verschiedene Krankheiten können der Grund für diese Veränderungen sein, die häufi gsten werden hier besprochen.

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Abb. 1: Haarlose Stelle über den Rücken, die sich diese Katze durch vermehrtes Lecken und Putzen selbst zugefügt hat. Fotos: zVg

Kleine Papeln und Krusten über den Rücken bei der miliaren Dermatitis. Zusätzlich besteht eine Alopezie.

Aufgekratzte und blu-tige Veränderungen am Kopf mit Kopf- und Hals-Juckreiz.

Abb. 3

Abb. 2

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Symmetrische Alopezie – Bei dieser Form fallen vor al-lem haarlose Stellen (Alopezie) auf, die auf beiden Körper-seiten etwa gleich verteilt sind (symmetrisch). Die Haut

selber sieht dabei normal oder nur leicht gereizt aus mit eventuell leich-ter Rötung oder kleinen Krüstchen oder Schuppen. Meistens sind diese Alopeziestellen über den Rücken oder am Bauch zu fi nden (Abb. 4).

Eosinophiler Granulom Kom-plex – Der Name eosinophil kommt von den eosinophilen Granulozyten, einer speziellen Art der weissen Blut-körperchen, die in diesen Hautverän-derungen vermehrt vorkommen.

Unter dem Überbegriff des eosi-nophilen Granulom Komplexes werden drei Untergruppen von Erscheinungsformen zusam-mengefasst:• Das eosinophile Plaque: Nässen-de, verdickte und erhabene, gerötete bis leicht orangefarbene, oft längliche,

scharf begrenzte Hautstellen, wo die Katze meist intensiv dran leckt oder kratzt (Abb. 5). Diese Plaques kommen oft am Rumpf, Hals oder Kopf vor. • Der indolente Ulcus: Gewebeverlust (Ulcus) und Hautverdickung ein- oder beidseitig an der Oberlippe, der nicht schmerzhaft ist (indolent). Obwohl diese Ver-änderungen furchterregend aussehen, beeinträchtigen sie die Katze meist erstaunlicherweise nicht stark beim fressen, und sie kratzt oder reibt auch nicht auffällig oft dran (Abb. 6).• Eosinophiles Granulom: Gerötete, verdickte Haut-stellen, die sich knotig anfühlen und manchmal leicht nässend und haarlos sind. Sie schmerzen nicht bei Berüh-rung und verursachen mehr oder weniger Juckreiz. Sie kommen gerne angrenzend an die Pfotenballen vor, am Kinn oder manchmal in der Maulhöhle (Abb. 7 und 8). Nicht vergessen darf man, dass neben einer Allergie auch andere Erkrankungen solche Symptome auslösen können, wie zum Beispiel Infektionen (Bakterien, Pilze, Viren), Ektoparasiten, Tumoren, etcetera und vor einer Diagnose nur aufgrund der Fotos oder der Beschreibung abzuraten ist.

Es gibt drei häufi ge Ursachengruppen für Allergien

Die Gründe einer Allergie können sehr verschieden sein und es ist immer empfehlenswert, diese Abzuklären und dann wenn möglich gezielt zu beheben. Der Weg bis zur Diagnose und zur erfolgreichen Therapie kann aufwen-dig und frustrierend sein, aber ist dennoch immer zu empfehlen. So hat die Katze eine Chance, wenn möglich ohne stärkere Medikamente ein glückliches und juck-reizfreies Leben zu geniessen.

Die häufi gsten Ursachen einer Allergie

Flohallergie – Die Allergie auslösende Substanz (das Allergen) ist dabei der Flohspeichel, der bei jeder Blut-mahlzeit des Flohs in kleinster Menge mit dem Flohstich in die Haut der Katze gelangt. Typischerweise fi ndet man bei einer Flohallergie (im Gegensatz zum normalen Flohbefall) keine oder nur vereinzelt Flöhe auf der Kat-ze, auch Flohkot ist rar oder nicht auffi ndbar. Dadurch ist diese Allergieform nicht einfach zu erkennen. Andere Tiere im selben Haushalt können mehr Flöhe und deut-lich weniger Juckreiz haben. Man hat zeigen können, dass es den Flöhen deutlich wohler ist auf einer nicht allergischen Katze und sich da besser/schneller vermeh-ren kann. Auf allergischen Katzen fi ndet man daher viel

weniger Flöhe. Aber ein einziger Flohstich reicht aus, um bei einer allergischen Katze starken Juckreiz und Haut-reaktionen am ganzen Körper auszulösen.

Futterallergie – Bei der Futterallergie reagiert eine Katze auf ein oder mehrere Nahrungsmittelproteine mit oben beschriebenen allergischen Symptomen. Allergie auslösend sind oft ganz normale Futterbestandteile wie zum Beispiel Rindfl eisch, Milchprodukte, Hühnerfl eisch, Lammfl eisch, Fisch, Getreideprodukte, Futterzusätze und so weiter. Eine Futterallergie kann sich ganz plötzlich gegen einen bestimmten Bestandteil entwickeln, auch wenn der Patient schon über längere Zeit dasselbe ge-fressen hat. Manchmal kommen zusätzlich Verdauungs-probleme dazu, oder eine futterallergische Katze kann auch nur Verdauungsprobleme ohne Juckreiz haben.

Atopische Dermatitis – Die atopische Dermatitis ist eine Allergie gegen Substanzen in unserer Umwelt, vor allem gegen Hausstaub- und Vorratsmilben, Pilzsporen oder Blütenpollen von Bäumen, Gräsern oder Kräutern. Diese Allergene dringen dann durch die Haut in den Kör-per ein und verursachen da eine allergische Reaktion mit Juckreiz. Beim Menschen kommt diese Allergieform auch vor und wird dann oft Neurodermitis genannt. All-ergien sind aber nicht ansteckend.

Was ist bei Hautpilzinfektionen (Dermatophy-tosen) zu bedenken?

Hautpilzerkrankungen stellen ein häufi ges und manch-mal langwieriges Problem dar. Der Pilz befällt dabei die

obersten Hautschichten, die Haare und viel seltener auch die Krallen. Die allerhäufi gste Hautpilzart bei der Katze heisst Microsporum canis. Andere Katzen, Hund und Menschen können leicht durch Kontakt mit infi zier-ten Haaren, Schuppen oder Pilzsporen direkt von Tier zu Tier oder durch die Umgebung angesteckt werden. Junge und langhaarige Katzen sind am häufi gsten von Hautpilzerkrankungen betroffen. >

Hauterkrankungen

Abb. 7

Abb. 8

Abb. 6

Abb. 4

Abb. 5

Haarlose Stellen beiderseits über den Rücken: Symmetri-sche Alopezie.

Gewebeverlust beidseits an der Oberlippe bei einer Katze mit indolen-tem Ulcus.

Knotige Verän-derungen an den Pfotenballen.

Grosse offene Stelle am Gaumen des Oberkiefers.

Nässende längliche Stelle am Oberschen-kel (eosinophiles Granulom).

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tige Stellen. Es entstehen keine deutlichen Hautknoten, sondern eher Löcher. Je früher aber diese Erkrankung erkannt und behandelt wird um so besser für den Pa-tient, weil die Tumorzellen sich mit langen unsichtba-ren Ausläufern tief in das gesunde Gewebe eingraben können und da schwer zu behandeln sind. Vorbeugend kann bei schönem Wetter regelmässiges Sonnencremen mit hohem Schutzfaktor (zum Beispiel Daylong ® 25) helfen oder die Katze kann beispielsweise animiert wer-den, über die Mittagsstunden (zehn bis 15 Stunden) ein Nickerchen im Haus zu machen.

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Hauterkrankungen

weissen oder hellen Ohren, Augenlidern und Nase vor und wird durch die schädlichen UV-Strahlen der Sonne ausgelöst. Dadurch können in den obersten Hautschich-ten die Zellen entarten und tumorös werden (sich dau-ernd vermehren ohne auf die körpereigenen Signale zum Wachstumsstopp zu reagieren). Die ersten Zeichen sehen harmlos aus beim Plattenepithelkarzimon: kleine Kruste(n), vielleicht Schuppen oder gerötete Haut auf der Nase, am Ohrrand (Abb. 13), Lidrand oder manch-mal auch auf der Stirn. Oft wird zuerst eine banale leichte Verletzung vermutet Abb. 14). Typischerweise verschwinden diese Veränderungen aber nicht nach zwei bis drei Wochen, sondern werden ganz langsam grösser und es entwickeln sich mehr Krusten und blu-

Zeichen einer Dermatophytose können haarlose Stellen mit leichter Schuppung, manchmal gerötet, manchmal mit Krusten und Borken bedeckt sein. Zusätzlicher Juck-reiz ist möglich. Kopf und Ohren sind vielfach zuerst be-troffen (Abb. 9), aber auch die Vorderbeine und -pfoten oder seltener andere Körperstellen. Untypische-re Bilder können auch vorkommen, wo man nicht von Anfang an eine Hautpilzerkrankung denkt. Erstaunlicher-weise sind in einem Mehrkatzenhaushalt meistens nicht alle Katzen von einer Pilzinfektion betroffen, obwohl der Pilz sehr ansteckend ist. Bei den Katzen ohne Haut- oder Fellveränderungen fi ndet man jedoch oft infektiöse Pilzsporen im Fell. Solche angesteckten, aber nicht er-krankten Katzen nennen wir «stille Träger». Sie stellen immer wieder neue Infektionsquellen dar, die man bei der Behandlung nicht vergessen darf.

Wenn eine Katze einen Haut-knoten oder eine Schwel-lung hat …

… kann es eine bakterielle Infektion (Abszess) sein. Bei einer Katze mit Freilauf ist der häufi gste Grund für eine von aussen sichtbare oder beim streicheln spürbare Schwellung oder Hautknoten eine Eiterbeule (Abszess). Dieser bildet sich gerne nach Auseinandersetzungen mit Art-genossen (oder seltener mit anderen Tieren), indem durch eine Bissverlet-zung oder einen Krallenhieb Bakte-rien tief in die Haut eindringen, sich dort schnell vermehren können und eine starke Entzündungsreaktion hervorrufen (Abszess). Oft sind diese

Abszesse anfänglich sehr schmerzhaft. Sie können spä-ter aufplatzen und der Eiter entleert sich durch ein oder mehrere Löcher in der Haut nach aussen (Abb. 10).

Es kann auch ein Hauttumor sein

Umfangsvermehrungen in oder unter der Haut können auch Tumoren (Neoplasien) sein. Ein Teil davon ist gut-artig (benigne) und wird dem Patienten keine grossen Probleme machen, aber es gibt auch bösartige Hauttu-moren bei der Katze, wo man am besten früh genug re-agiert. Vom Aussehen her kann man nie genau sagen, um welchen Tumor es sich handelt. Die genaue Tumorart wird mit Gewebeproben diagnostiziert, die mit einer dünnen Nadel (Feinnadelaspiration) oder mittels Biop-sie entnommen werden und mikroskopisch beurteilt werden. Damit kann der Verlauf und die Prognose abge-schätzt und für den einzelnen Patienten die verschiede-nen Therapiemöglichkeiten besprochen werden.

Häufi ge Hauttumoren bei der Katze sind:• Haarwurzeltumoren (Trichoblastom, Abb. 11) und Basalzeltumoren (beide meist gutartig)• Mastzelltumoren (meist gutartig bei der Katze)• Fibrosarkom (bösartig)• Plattenepithelkarzinom (bösartig)

Was ist ein Plattenepithelkarzinom?

Das Plattenepithelkarzinom nimmt bei der Katze eine Sonderstellung ein und wird darum an dieser Stelle ge-nauer besprochen. Es kommt vor allem bei Katzen mit

Abb. 9

Abb. 12

Abb. 10

Abb. 13: beginnendes Plattenepithelkarrzinom am Ohrrand.

Abb. 14

Dezente Haarlose Stelle auf der Nase bei dieser Katze mit einer Hautpilzinfektion.

Abb. 11: Hautknoten, der sich bei weiteren Untersuchungen als gutartig (Trichoblastom) entpuppt.

Mehrere Mastzelltu-moren am Kopf einer jungen Katze.

Plattenepithelkarzi-nom an der Nase.

Grosse blutige Wunde am der Schwanzbasis bei einem Abszess (Region wurde ausgeschoren).