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Impressum
Produktlinie/Reihe: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt
Titel: Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
Veröffentlichung: Juli 2017
Herausgeber: Bundesagentur für Arbeit
Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung
Rückfragen an: Ilona Mirtschin
Regensburger Straße 104
90478 Nürnberg
E-Mail: [email protected]
Telefon: 0911 179-1080
Fax: 0911 179-3532
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Internet: http://statistik.arbeitsagentur.de
Zitierhinweis: Bundesagentur für Arbeit, Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung,
Berichte:Blickpunkt Arbeitsmarkt – Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern
2016, Nürnberg, Juli 2017
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Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
3
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze .................................................................................................................................................................. 4
1. Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung ............................................................................................................................... 5
1.1 Erwerbsneigung und -beteiligung in Deutschland ............................................................................................................. 5
1.2 Erwerbstätigkeit in Europa ................................................................................................................................................ 7
2 Beschäftigung ........................................................................................................................................................................ 9
2.1 Beschäftigung im Zeitvergleich ......................................................................................................................................... 9
2.2 Soziodemographie der Beschäftigten .............................................................................................................................. 10
2.3 Beschäftigung nach Branchen ......................................................................................................................................... 10
2.4 Formen der Beschäftigung .............................................................................................................................................. 12
2.5 Beschäftigung nach Bundesländern ............................................................................................................................... 15
3 Arbeitslosigkeit ..................................................................................................................................................................... 16
3.1 Arbeitslosigkeit im Zeitvergleich...................................................................................................................................... 16
3.2 Soziodemographie der Arbeitslosen ................................................................................................................................ 17
3.3 Besondere Personengruppen .......................................................................................................................................... 18
3.4 Dynamik und Dauer der Arbeitslosigkeit .......................................................................................................................... 19
3.5 Arbeitslosigkeit nach Bundesländern .............................................................................................................................. 20
3.6 Erwerbslosigkeit in Europa .............................................................................................................................................. 21
4 Förderung ............................................................................................................................................................................ 22
Glossar ......................................................................................................................................................................................... 23
4
Das Wichtigste in Kürze
Die Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern sind in Deutschland in den letzten zehn Jahren
deutlich gestiegen.
Zwar haben sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern verringert, doch auch 2015 waren – absolut und relativ –
deutlich mehr Männer als Frauen erwerbstätig.
Nur in wenigen Ländern Europas ist die Erwerbsbeteiligung insgesamt und insbesondere von Frauen so hoch wie in
Deutschland.
Frauen und Männer sind unterschiedlich in den verschiedenen Formen der Erwerbstätigkeit vertreten: Rund zwei Drittel der
Selbstständigen sind Männer. Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind ebenfalls mehrheitlich männlich. Minijobs
sind hingegen eine Frauendomäne.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen ist zuletzt stärker gewachsen als die der Männer.
Teilzeitbeschäftigung kommt bei Frauen weiterhin deutlich häufiger vor als bei Männern.
Frauen sind überproportional im tertiären Sektor, Männer häufiger in der Landwirtschaft und der Industrie beschäftigt.
Männer verdienen im Mittel deutlich mehr als Frauen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von der Berufswahl über
die Familienpflichten bis hin zu den Rahmenbedingungen für eine Aufwärtsmobilität.
In Ostdeutschland ist der Anteil sozialversicherungspflichtig beschäftigter Frauen an der Bevölkerung höher als in West-
deutschland.
Die Arbeitslosenquote für Frauen ist – anders als noch in den neunziger Jahren – geringer als die Quote der Männer.
Männer haben ein höheres Risiko ihre Beschäftigung zu verlieren und arbeitslos zu werden, aber auch bessere Chancen
Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung wieder zu überwinden.
Der Anteil Langzeitarbeitsloser ist bei Frauen höher als bei Männern.
Frauen stehen deutlich häufiger als Männer vor der Herausforderung neben der Arbeitsuche alleine für die Erziehung eines
oder mehrerer Kinder verantwortlich zu sein.
Frauen sind nicht ganz entsprechend ihrem Anteil an den Arbeitslosen und ihrer relativen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit
an der Förderung durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen beteiligt.
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
5
1. Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung
Sowohl die Erwerbsneigung als auch die Erwerbsbeteiligung
von Frauen und Männern ist in den letzten Jahren deutlich
gestiegen. Auch im internationalen Vergleich wird dies deut-
lich: Nur in wenigen europäischen Volkswirtschaften ist die
Beteiligung von Frauen und Männern am Erwerbsleben so
hoch wie in Deutschland. Trotzdem existieren auch am deut-
schen Arbeitsmarkt weiterhin erhebliche Unterschiede zwi-
schen den Geschlechtern.
1.1 Erwerbsneigung und
-beteiligung in Deutschland
2015 gingen in Deutschland 40,3 Millionen Menschen einer
Erwerbstätigkeit1 nach – 21,5 Millionen Männer und
18,8 Millionen Frauen. Addiert man zu den Erwerbstätigen
die Zahl der Erwerbslosen, ergibt sich eine Zahl von insge-
samt 42,2 Millionen Erwerbspersonen, die dem deutschen
Arbeitsmarkt 2015 zur Verfügung standen.2
1 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus „Stand und Entwicklung der
Erwerbstätigkeit , Fachserie 1 Reihe 4.1.1 2 Zu Begriffsdefinitionen und fachlichen Erläuterungen siehe Glossar.
ERWERBSPERSONEN
2015 lebten in Deutschland 26,4 Millionen Frauen und
26,8 Millionen Männer im erwerbsfähigen Alter von 15 bis
64 Jahre. Die Zahl der Frauen in dieser Altersgruppe, die
eine bezahlte Tätigkeit ausübten oder suchten, ist in den
zehn Jahren von 2005 bis 2015 um 1,0 Millionen auf
19,2 Millionen gestiegen. Nur aufgrund dieses deutlichen
Plus bei den weiblichen Erwerbspersonen konnte auch die
Zahl der 15- bis 64-jährigen Erwerbspersonen insgesamt um
mehr als eine halbe Million wachsen (Männer: -0,4 Millionen
auf 22,0 Millionen).
Bildet man als Maß für die Erwerbsneigung die Erwerbsquo-
te, indem man die Zahl der Erwerbspersonen in Relation zur
Bevölkerung setzt, zeigen sich innerhalb der letzten zehn
Jahre folgende Veränderungen: Waren 2005 nur
66,8 Prozent der Frauen zwischen 15 und 65 Jahren er-
werbstätig oder auf der Suche nach einer Erwerbstätigkeit,
galt dies 2015 bereits für 72,9 Prozent (Abb. 1).
Datenquelle:
Erwerbsquoten und Erwerbstätigenquoten von Frauen und MännernAnteil der Erwerbspersonen bzw. Erwerbstätigen an der Bevölkerung (15 bis unter 65 Jahre)
Statistisches Bundesamt, Mikrozensus
66,8%72,9%
59,5%
69,8%
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
20
10
20
11
20
12
20
13
20
14
20
15
Frauen
Erwerbsquote
Erwerbstätigenquote
80,4% 81,9%
71,2%77,7%
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
20
10
20
11
20
12
20
13
20
14
20
15
Männer
Erwerbsquote
Erwerbstätigenquote
Abbildung 1
6
Die Erwerbsquote der Männer erhöhte sich bis 2013 um
1,9 Prozentpunkte auf 82,3 Prozent. In den letzten beiden
Jahren war sie leicht rückläufig. 2015 war bei Männern eine
Erwerbsquote von 81,8 Prozent zu verzeichnen. Der Ab-
stand zwischen den Geschlechtern hat damit zwar abge-
nommen, die Erwerbsquote der Männer liegt aber weiterhin
deutlich über derjenigen der Frauen.
ERWERBSTÄTIGKEIT
Ausschlaggebend für den Anstieg der Erwerbspersonen ist –
bei rückläufiger Bevölkerungszahl – ein deutliches Wachs-
tum bei den Erwerbstätigen. Deren Zahl ist im Jahrzehnt
2005 bis 2015 um 3,2 Millionen Erwerbstätige zwischen 15
und 65 Jahren gestiegen. Mit einem Plus von 2,2 Millionen
trugen Frauen deutlich stärker zu diesem Wachstum bei als
Männer mit +1,0 Millionen. Die Zahl der erwerbslosen Men-
schen in Deutschland hat sich im gleichen Zeitraum mehr als
halbiert.
Während es bei der Zahl der erwerbstätigen Männer im
Zeitverlauf Aufs und Abs gibt, ist das Wachstum bei der
Erwerbstätigkeit von Frauen seit 2005 ungebrochen. Der
Anteil der männlichen Erwerbstätigen an allen Männern
zwischen 15 und 65 Jahren – die Erwerbstätigenquote – hat
sich zuletzt nur leicht und aufgrund einer gestiegenen Er-
werbsbeteiligung Älterer erhöht. Die Erwerbstätigenquote der
Frauen ist in den letzten Jahren hingegen durch ein Plus in
allen Altersgruppen spürbar angestiegen. Von 2005 bis 2015
hat sie sich um zehn, die der Männer um knapp sie-
ben Prozentpunkte erhöht. 2015 waren 69,8 Prozent der
Frauen in Deutschland zwischen 15 und 65 Jahren erwerbs-
tätig; bei den Männern waren es 77,7 Prozent. Am stärksten
ausgeprägt ist die unterschiedliche Beteiligung der Ge-
schlechter am Erwerbsleben bei den 30- bis unter-40-
Jährigen, aber auch in der Altersgruppe 60 bis unter 65
Jahre mit einer Differenz von mehr als zehn Prozentpunkten.
Bei den mittleren Altersgruppen spielt offenbar eine Rolle,
dass Frauen in der Zeit der Familiengründung und Kinderer-
ziehung noch öfter die Erwerbstätigkeit unterbrechen.
FORMEN DER ERWERBSTÄTIGKEIT
Rund drei Viertel der Erwerbstätigen in Deutschland sind
sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Neben diesen zäh-
len geringfügig entlohnte Beschäftigte, Beamtinnen und
Beamte, Selbstständige und mithelfende Familienangehörige
sowie Menschen in Arbeitsgelegenheiten zu den Erwerbstä-
tigen. Die Beteiligung von Frauen und Männern an diesen
Formen der Erwerbstätigkeit fällt unterschiedlich aus
(Abb. 2).
Datenquelle:
Daten der Selbständigen/ Mithelfenden Familienangehörigen und
Beamtinnen/ Beamten nach der Stellung im Beruf
Formen der Erwerbstätigkeit - FrauenanteilJuni 2016*, Jahresdurchschnitt 2015**, Jahresdurchschnitt 2016***
Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Statistik der BA
sozialversiche-
rungspflichtig
Beschäftigte*
ausschließlich
geringfügig
entlohnt
Beschäftigte*
im Nebenjob
geringfügig
entlohnt
Beschäftigte*
Selbständige/
Mithelfende
Familienange-
hörige**
Beamtinnen/
Beamte**
Arbeitsge-
legenheiten***
46% 63% 56%
34% 46% 40%
Abbildung 2
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
7
Nur gut ein Drittel der Selbstständigen und mithelfenden
Familienangehörigen ist weiblich. Blendet man die mithel-
fenden Familienangehörigen aus, fällt der Frauenanteil bei
den 4,2 Millionen Selbstständigen noch um zwei Prozent-
punkte geringer aus. Bei den knapp zwei Millionen Beamtin-
nen und Beamten ist der Frauenanteil in den letzten Jahren
deutlich gestiegen und lag 2015 bei 46 Prozent. Personen in
Arbeitsgelegenheiten nach dem SGB II sind mehrheitlich
männlich. Dagegen ist geringfügige Beschäftigung eine
Frauendomäne. Deutlich mehr als die Hälfte der im Neben-
job geringfügig entlohnt Beschäftigten und fast zwei Drittel
der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten sind
Frauen.
ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG UND
FACHKRÄFTESICHERUNG
Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zahl der
Erwerbspersonen in Deutschland bis 2030 voraussichtlich
deutlich zurückgehen. Auch wenn steigende Zuwanderung
dem derzeit entgegenwirkt, besteht die Gefahr, dass sich ein
Mangel an Fachkräften entwickelt. Eine steigende Erwerbs-
neigung der Frauen wird wahrscheinlich den Effekt des Be-
völkerungsrückgangs nicht ausgleichen. Bei den Frauen wird
damit eine Entwicklung eintreten, die für die Männer schon in
den letzten Jahren begonnen hat: Trotz steigender Erwerbs-
quote sinkt die Zahl der Erwerbspersonen.3
Ein wesentliches Potenzial besteht in einer Erhöhung des
Arbeitszeitvolumens von Frauen. Vor allem Mütter arbeiten
nicht so viele Arbeitsstunden wie Männer und Frauen ohne
Kinder.4 Eine Möglichkeit rückläufigen Zahlen bei den Er-
werbspersonen und einem drohenden Mangel an Arbeits-
kraft zu begegnen, kann in einer Umwandlung von Teilzeit-
in Vollzeitstellen und einer Erhöhung der durchschnittlichen
Arbeitszeit berufstätiger Mütter liegen. Dazu müssen die
Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.
1.2 Erwerbstätigkeit
in Europa
Die Erwerbsbeteiligung der Frauen und Männer in Deutsch-
land zählt 2016 zu den höchsten in Europa. Noch vor zehn
3 siehe hierzu: Bundesministerium für Soziales und Arbeit (2013): Arbeits-
marktprognose 2030. Eine strategische Vorausschau auf die Entwicklung von Angebot und Nachfrage in Deutschland. Berlin. URL: http://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/a756-arbeitsmarktprognose-2030.html 4 Vgl. auch: Statistisches Bundesamt (2015): Erwerbstätige Mütter sind im
Schnitt 27 Stunden pro Woche berufstätig. Pressemitteilung Nr. 171. Wiesba-den. URL: https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2015/05/PD15_171_122.html
Jahren belegte Deutschland im europäischen Vergleich
einen mittleren Rang.5
ERWERBSBETEILIGUNG
Die Erwerbstätigenquote der Männer im Alter von 15 bis
unter 65 Jahren betrug 2016 im Durchschnitt der EU-Staaten
71,8 Prozent. Deutschland liegt mit einer Quote von
78,5 Prozent deutlich über dem EU-Wert. Übertroffen wird
Deutschland innerhalb der EU nur von den Niederlanden und
der Tschechischen Republik (79,6 bzw. 79,3 Prozent). Dar-
über hinaus ist die Erwerbstätigenquote der Männer auch in
Island und der Schweiz höher als in Deutschland (Abb. 3).
Die Erwerbstätigenquote von Frauen im Alter von 15 bis
unter 65 Jahren liegt in allen europäischen Ländern unter der
von Männern. EU-weit beträgt sie 61,4 Prozent. Deutschland
hat mit einer Quote von 70,8 Prozent die dritthöchste in der
EU und wird nur von Schweden und Dänemark (74,8 bzw.
72,0 Prozent) übertroffen. Außerhalb der EU erreichen Is-
land, Norwegen und die Schweiz ebenfalls höhere Erwerbs-
tätigenquoten von Frauen als Deutschland (Abb. 4).
Die Unterschiede in den Erwerbstätigenquoten von Frauen
und Männern sind in Europa zum Teil beträchtlich. Am gra-
vierendsten sind sie in Malta (25,7 Prozentpunkte) sowie
einigen südeuropäischen EU-Staaten (Italien:
18,4 Prozentpunkte; Griechenland: 17,7 Prozentpunkte)
ausgeprägt. Demgegenüber sind die Unterschiede zum Teil
im Baltikum sowie in den skandinavischen Ländern gering. In
Deutschland fällt der Geschlechterunterschied
(7,7 Prozentpunkte) etwas geringer aus als im Durchschnitt
der EU (10,4 Prozentpunkte).
5 In diesem Abschnitt werden Daten zur Erwerbsbeteiligung verwendet, wie
sie von der europäischen Statistikbehörde Eurostat publiziert werden. Diese Daten können geringfügig von den national veröffentlichten Daten abweichen.
8
BESCHÄFTIGUNGSPOLITISCHE ZIELE –
„EUROPA 2020“
Ein Ziel des Europäischen Rates innerhalb der Strategie
„Europa 2020“ ist eine Erwerbstätigenquote von 75 Prozent
für die 20- bis 64-jährigen Frauen und Männer6. Deutschland
hatte dieses Ziel für die Bevölkerung insgesamt bereits 2011
erfüllt. 2016 gab es außer Deutschland weitere sieben Län-
der (Dänemark, Niederlande, Schweden, Vereinigtes König-
reich, Tschechische Republik, Estland sowie Litauen), die
das Ziel erreicht haben. Mit Schweden gibt es lediglich ein
Land der EU, das dieses Ziel nicht nur insgesamt, sondern
auch separat sowohl für Frauen als auch für Männer erreicht
hat.
In einem nationalen Reformprogramm7 hat sich Deutschland
weitergehende Ziele gesetzt. Es beinhaltet eine Erwerbstäti-
genquote von 77 Prozent insgesamt und 73 Prozent bei den
Frauen. Diese nationalen Ziele wurden bereits 2014 erreicht;
2016 stieg die Erwerbstätigenquote auf 78,7 Prozent insge-
samt sowie 74,5 Prozent für Frauen.
6 Europäische Kommission (2010): Beschluss des Rates über Leitlinien für
beschäftigungspolitische Maßnahmen der Mitgliedstaaten, Leitlinie 7. Brüssel. http://ec.europa.eu/europe2020/europe-2020-in-a-nutshell/targets/index_de.htm 7 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2017): Nationales Reform-
programm http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Europa/nationales-reformprogramm-2017.pdf?__blob=publicationFile&v=20
Datenquelle:
Erwerbstätigenquoten von Männern (15 bis unter
65 Jahre) im europäischen VergleichJahresdurchschnitt 2016
Eurostat
Erwerbstätigenquote
Männer
unter 50%
50% bis unter 60%
60% bis unter 70%
70% und höher
Abbildung 3
Datenquelle:
Erwerbstätigenquoten von Frauen (15 bis unter
65 Jahre) im europäischen VergleichJahresdurchschnitt 2016
Eurostat
Erwerbstätigenquote
Frauen
unter 50%
50% bis unter 60%
60% bis unter 70%
70% und höher
Abbildung 4
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
9
2 Beschäftigung
Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bilden mit
Abstand die größte Gruppe der Erwerbstätigen in Deutsch-
land. Die Beschäftigung von Frauen hat in den letzten jahren
stärker zugenommen als die von Männern. Es bleiben aber
geschlechtspezifische Unterschiede bestehen.
2.1 Beschäftigung
im Zeitvergleich
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat
sich von Juni 2006 auf Juni 2016 um 18 Prozent auf
31,4 Millionen erhöht. Wie bei allen Erwerbstätigen profitier-
ten auch bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
Frauen stärker vom Wachstum. Die Zahl der weiblichen
Beschäftigten ist innerhalb dieses Jahrzehnts um knapp
2,6 Millionen angewachsen – das ist nicht nur relativ, son-
dern auch absolut ein größeres Plus als bei den Männern
(Abb. 5).
KONJUNKTUR- UND JAHRESVERLAUF
Die Beschäftigungsentwicklung der letzten zehn Jahre war
bei den Frauen wesentlich konstanter und weniger konjunk-
turreagibel als bei den Männern. In der Wirtschaftskrise
2008/2009 ging die Beschäftigung von Männern deutlich
zurück, in den Jahren danach konnte sie ähnlich stark wach-
sen wie die der Frauen. Ein zentraler Faktor, warum die
Beschäftigung von Männern stärker dem Auf und Ab der
Wirtschaft folgt, liegt in der unterschiedlichen Beschäftigung
nach Branchen. Während Männer überproportional im kon-
junkturabhängigen Verarbeitenden Gewerbe tätig sind, arbei-
ten überdurchschnittlich viele Frauen in weniger konjunktur-
abhängigen Dienstleistungsbranchen wie dem Gesundheits-
und Sozialwesen.
Mit einem Hoch im Spätsommer und einem Tief zu Jahres-
beginn schwanken die Beschäftigtenzahlen bei Männern
auch im Jahresverlauf stärker als bei Frauen. Diese Entwick-
lung ist ebenfalls in Zusammenhang mit geschlechtsspezifi-
schen Schwerpunkten bei der Berufswahl zu sehen. So
arbeiten z.B. sehr viel mehr Männer als Frauen in Berufen,
deren Beschäftigung ein klares Saisonmuster besitzt, wie
beispielsweise in Bau- und Außenberufen.
VOLL- UND TEILZEIT
Die Zunahme der Frauenbeschäftigung in den letzten zehn
Jahren basiert allein auf mehr Teilzeitbeschäftigung; die Zahl
der vollzeitbeschäftigten Frauen hat sich hingegen faktisch
nicht verändert (Abb. 5). Bei den Männern hat sich zwar
auch die Teilzeitbeschäftigung erhöht, jedoch war das Plus
deutlich geringer als bei den Frauen. Diese Aussage ändert
sich auch nicht, wenn man berücksichtigt, dass sich die
Erfassung der Arbeitszeit verbessert hat, was den Anstieg
aufgrund eines technischen Effekts etwas überzeichnet, da
von den vor Dezember 2012 als vollzeitbeschäftigt Gemelde-
ten offenbar ein Teil tatsächlich in Teilzeit arbeitete.8
8 Hintergrund dieses technischen Effekts waren Umstellungen in den Lohnab-
rechnungsprogrammen der Arbeitgeber, die zu einer Überprüfung und Aktuali-sierung der Angaben zur Arbeitszeit führten. Eine Abschätzung für die Grö-ßenordnung dieses Umstellungseffekts liefert die Auswertung, dass neun Prozent der im Dezember 2012 gemeldeten Teilzeitbeschäftigten zum Juni 2011 als vollzeitbeschäftigt gemeldet worden waren. Für weitere Details siehe: Bundesagentur für Arbeit (2013): Methodenbericht. Neue Erhebungsin-halte „Arbeitszeit“, „ausgeübte Tätigkeit“ sowie „Schul- und Berufsabschluss“ in der Beschäftigungsstatistik. Nürnberg. http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Grundlagen/Methodenberichte/Beschaeftigungsstatistik/Generische-Publikationen/Methodenbericht-Neue-Erbebungsinhalte-Arbeitszeita-ausgeubte-Taetigkeit-sowie-Schul-und-Berufsabschluss-in-der-Beschaeftigungsstatistik.pdf
Datenquelle:
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigtejeweils Juni 2006 und 2016
Statistik der BA
2006 2016 2006 2016
MännerFrauen
Vollzeit
Teilzeit
7,7 Mio 7,7 Mio
13,5 Mio15,1 Mio
4,1 Mio
6,8 Mio
0,9 Mio
1,7 Mio
12,0 Mio
14,5 Mio 14,6 Mio
16,8 Mio
Abbildung 5
10
2.2 Soziodemographie der Beschäf-
tigten
In der Altersstruktur der sozialversicherungspflichtig beschäf-
tigten Frauen machen sich die Jahre der Familiengründung
und die geringere Erwerbsneigung älterer Frauen bemerk-
bar. Die Beschäftigung von Menschen ohne deutschen Pass
nimmt überproportional zu.
ALTERSSTRUKTUR
Die Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
auf die Altersgruppen folgt bei Männern und Frauen der
Demografie (Abb. 6). Über alle Altersgruppen hinweg beträgt
der Frauenanteil gut 46 Prozent. Unmittelbar zum (mögli-
chen) Beginn des Erwerbslebens liegt der Frauenanteil an
den Beschäftigten unter 40 Prozent, bis Mitte Zwanzig steigt
er auf gut 47 Prozent. Dies könnte darauf zurückzuführen
sein, dass junge Frauen länger im Schulbildungssystem
bleiben. Der anschließende Rückgang des Frauenanteils bis
zu Beginn der 40-er Jahre dagegen dürfte eher auf Fami-
lienpflichten beruhen. In der zweiten Hälfte der 40-er Jahre
steigt der Anteil weiblicher Beschäftigter nennenswert an. In
den älteren Jahrgängen, die kurz vor dem Renteneintritt
stehen oder dieses Alter bereits erreicht haben, sind wiede-
rum überproportional viele Männer beschäftigt. Dies könnte
mit den Rahmenbedingungen für Frauen zum (vorzeitigen)
Renteneintritt zusammenhängen.
STAATSANGEHÖRIGKEIT
Zwölf Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten
Männer und acht Prozent der Frauen besitzen keinen deut-
schen Pass. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Män-
nern stellten Beschäftigte türkischer Staatsangehörigkeit mit
Abstand die größte Gruppe. Auf Platz zwei folgen Polinnen
und Polen, danach italienische und rumänische Beschäftigte.
Der Zuwachs der Beschäftigung wird sowohl bei Frauen als
auch bei Männern stark von der Zuwanderung geprägt. So
wuchs die Zahl der Beschäftigten mit ausländischen Pass im
letzten Jahr deutlich stärker als die Zahl der beschäftigten
Deutschen (Frauen: +10 Prozent bzw. +1 Prozent; Männer:
+11 Prozent bzw. +1 Prozent). Deutlich zweistellige Zu-
wachsraten sind bei beiden Geschlechtern bei Beschäftigten
aus den elf neuen osteuropäischen EU-Staaten sowie aus
den acht nichteuropäischen Asylzugangsländern zu be-
obachten9. Damit waren 2016 insgesamt 620.000 Männer
und 395.000 Frauen aus den neuen osteuropäischen EU-
Staaten sowie 82.000 Männer und 19.000 Frauen aus den
Asylzugangsländern sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Eine ebenfalls überdurchschnittliche Zunahme gab es bei
Beschäftigten aus den so genannten GIPS-Staaten10 auf
311.000 beschäftigte Männer und 183.000 beschäftigte
Frauen.
2.3 Beschäftigung nach Branchen
Frauen und Männer setzen in ihrer Berufswahl und bei den
Branchen, in denen sie tätig sind, unterschiedliche Schwer-
punkte. Mit dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie Er-
ziehung und Unterricht gibt es Wirtschaftszweige, in denen
viel mehr Frauen als Männer tätig sind. Das Verarbeitende
Gewerbe, der Bereich Bergbau, Energie- und Wasserversor-
gung und das Baugewerbe sind dagegen Männerdomänen.
9 Zu den nichteuropäischen Asylzugangsländern zählen: Afghanistan, Eritrea,
Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien. Die osteuropäischen EU-Erweiterungsstaaten sind Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland, Litauen, Bulgarien, Rumänien und Kroatien. 10 Die GIPS-Staaten umfassen Griechenland, Italien, Spanien und Portugal.
Datenquelle:
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach
Alter, Geschlecht und ArbeitszeitJuni 2016
Statistik der BA
500.000 500.000250.000 250.000
MännerFrauen
Alter
VollzeitTeilzeit Vollzeit Teilzeit
15
25
35
45
55
65
15
25
35
45
55
65
Abbildung 6
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
11
FRAUEN- UND MÄNNERDOMÄNEN
Allgemein sind Frauen eher im tertiären Sektor, Männer
hingegen vor allem in der Landwirtschaft und der Industrie
beschäftigt. Mit fast 3,5 Millionen sozialversicherungspflichtig
beschäftigten Frauen und einem Anteil weiblicher Beschäf-
tigter im erwerbsfähigen Alter von 77 Prozent im Juni 2016
war das Gesundheits- und Sozialwesen der Wirtschaftszweig
mit absolut und relativ den meisten Frauen. Ebenfalls sehr
viele Frauen waren im Bereich Erziehung und Unterricht
beschäftigt (Frauenanteil 71 Prozent). In Privathaushalten
und sonstigen Dienstleistungen, zu denen u. a. Reisebüros
und Call-Center zählen und in der öffentlichen Verwaltung
waren gut zwei Drittel der Beschäftigten Frauen. Von Män-
nern dominiert ist vor allem das Baugewerbe – fast neun von
zehn Beschäftigten im erwerbsfähigen Alter sind hier Män-
ner. Im Bergbau, der Energie- und Wasserversorgung traf
dies auf rund vier von fünf Beschäftigten zu. Im Bereich
Verkehr und Lagerei und im Verarbeitenden Gewerbe waren
drei von vier Beschäftigten Männer (Abb. 7).
Anzeichen für eine grundlegende Änderung dieser Schwer-
punkte von Männern und Frauen gibt es zumindest auf Ebe-
ne der Fachkräfte kaum. In der Berufswahl und Tätigkeit der
1,6 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Aus-
zubildenden im Herbst 2016 spiegeln sich weitgehend die
hergebrachten Muster. Die meisten männlichen Azubis gab
es unverändert in Maschinenbau- und Fahrzeugtechnikberu-
fen; die meisten weiblichen in medizinischen Gesundheitsbe-
rufen sowie in Büroberufen.
AKTUELLE ENTWICKLUNG
In fast allen Branchen ist die Zahl der Beschäftigten im er-
werbsfähigen Alter von 2015 auf 2016 gestiegen. Insgesamt
errechnet sich binnen Jahresfrist eine Zunahme um 572.000
Beschäftigte. Dies entspricht einem Plus von knapp
zwei Prozent. Am stärksten gewachsen sind das Gesund-
heits- und Sozialwesen (+143.000 sozialversicherungspflich-
tig Beschäftigte zwischen 15 und 65 Jahren) sowie die sons-
tigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (+98.000). Auf Rang
drei folgt der Handel (+48.000). Merkliche Rückgänge in den
Beschäftigtenzahlen gab es im Bereich Finanz- und Versi-
cherungsdienstleistungen sowie im Bereich Bergbau, Ener-
gie- und Wasserversorung.
Auffällig ist, dass die Zahl der beschäftigten Männer in frau-
endominierten Branchen wie Gastgewerbe, Gesundheits-
und Sozialwesen, Kunst und Unterhaltung aber auch in pri-
vaten Haushalten stärker zunahm als die Zahl der beschäf-
tigten Frauen. In anderen frauendominierten Branchen wie
Öffentliche Verwaltung sowie Erziehung und Unterricht nahm
unverändert die Zahl der beschäftigten Frauen stärker zu als
die der Männer.
Datenquelle: Anteile ohne nicht zuordenbare Angaben
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Branchen, Geschlecht und Arbeitszeit15 bis unter 65 Jahre, Anteile in Prozent
Juni 2016
Statistik der BA
MännerFrauen
Vollzeit Teilzeit Vollzeit Teilzeit
Beschäftigte
Insgesamt
in Mio
25
37
31
32
33
32
26
24
26
23
21
18
14
14
7
22
40
41
33
30
24
29
28
20
11
11
7
11
7
6
48
18
19
27
33
41
28
43
46
60
61
73
66
76
82
5
5
9
8
3
3
16
5
7
6
7
2
9
3
5
Insgesamt
Gesundheits- und Sozialwesen
Erziehung und Unterricht
Sonst. Dienstleistungen, Priv. Haushalte
Öff. Verwaltung, Verteidigung; Sozialvers.
Finanz- und Versicherungsdienstl.
Gastgewerbe
Handel; Instandhalt. u. Reparatur v. KfZ
Wirtschaftliche Dienstleistungen
Information und Kommunikation
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Verarbeitendes Gewerbe
Verkehr und Lagerei
Bergbau, Energie, Wasser/ Entsorgung
Baugewerbe
31,12
4,50
1,19
1,14
1,72
0,98
1,73
0,53
1,02
4,27
4,52
0,97
0,24
6,67
1,62
Abbildung 7
12
KONSEQUENZEN
Die unterschiedliche Verteilung der Geschlechter auf die
Branchen hat vielfältige Folgen: Unterschiedliche saisonale
und konjunkturelle Muster der Beschäftigung (siehe auch
2.1) werden dadurch ebenso beeinflusst wie geschlechts-
spezifische Veränderungen der Arbeitslosenzahlen im Kon-
junktur- und Jahresverlauf. Die Tatsache, dass Frauen
überwiegend in Branchen tätig sind, die in den letzten Jahren
stark gewachsen sind, war offenbar ein Katalysator für den
Anstieg der weiblichen Erwerbstätigenquote.11
ENTGELT
Das monatliche Bruttoarbeitsentgelt von sozialversiche-
rungspflichtig Vollzeitbeschäftigten der Kerngruppe12 insge-
samt lag im Jahr 2015 (neuere Daten liegen nicht vor) im
Mittel bei 3.084 €. Dabei bezogen Männer mit 3.262 € ein
deutlich höheres mittleres monatliches Bruttoarbeitsentgelt
als Frauen mit 2.773 €13. Die Unterschiede in den Arbeits-
entgelten ergeben sich aus vielen Faktoren. Zum einen spie-
len die unterschiedlichen Berufsfelder bzw. Branchen-
schwerpunkte von Frauen und Männern eine Rolle. Zum
anderen verfügt ein höherer Anteil der sozialversicherungs-
pflichtig beschäftigten Männer über ein abgeschlossenes
(Fach-)Hochschulstudium, womit in der Regel eine höhere
Entlohnung einhergeht.
Neben den beschriebenen Unterschieden weisen Frauen
öfter familienbedingte Erwerbsunterbrechungen oder fami-
lienbedingte Teilzeitarbeit auf. Damit werden möglicherweise
Aufstiegschancen und damit höhere Erwerbseinkommen
verzögert oder verhindert14. Die Auswirkungen auf die Ent-
geltdifferenz zwischen Frauen und Männern lassen sich auf
der Grundlage der Beschäftigungsstatistik nicht ermitteln.
Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes lag der
bereinigte Gender Pay Gap 2014 bei sechs Prozent15.
11 Vgl. Brenke, Karl (2015): Wachsende Bedeutung der Frauen
auf dem Arbeitsmarkt. DIW Wochenbericht Nr. 5. Berlin. URL: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.495833.de/15-5.pdf 12 Zur Methodik der Entgeltauswertungen: Methodenbericht „Bruttomonatsen-
tgelte von Beschäftigten nach der Revision 2014“, Nürnberg Juli 2016, https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Grundlagen/Methodenberichte/Beschaeftigungsstatistik/Generische-Publikationen/Methodenbericht-Bruttomonatsentgelte-nach-Revision-2014.pdf 13 Weitere Informationen zu Arbeitsentgelten siehe „Sozialversicherungspflich-
tige Bruttoarbeitsentgelte – Entgeltstatistik – Stichtag 31.Dezember 2015“ https://statistik.arbeitsagentur.de/nn_300648/SiteGlobals/Forms/Rubrikensuche/Rubrikensuche_Form.html?view=processForm&resourceId=210368&input_=&pageLocale=de&topicId=746742&year_month=201512&year_month.GROUP=1&search=Suchen oder im Entgeltatlas https://entgeltatlas.arbeitsagentur.de 14 Vgl. hierzu bspw. Gartner/Hinz: Löhne von Frauen und Männern: In Schief-
lage, IAB-Forum 1/2009; Löhne von Frauen und Männern, IAB, Aktueller Bericht 7/2016. 15 Destatis: Drei Viertel des Gender Pay Gap lassen sich mit Strukturunter-
schieden erklären Pressemitteilung vom 14.3.2017
2.4 Formen der Beschäftigung
Teilzeitarbeit und Minijobs sind Frauendomänen. Mehr als
viermal so viele Frauen wie Männer arbeiten in Teilzeit; zwei
Drittel aller ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten
sind weiblich. Die weitaus stärkere Nutzung dieser beiden
Beschäftigungsformen durch Frauen stellt zwei der markan-
testen Unterschiede zwischen den Geschlechtern am Ar-
beitsmarkt dar.
TEILZEITBESCHÄFTIGUNG
47 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten
Frauen arbeiteten im Juni 2016 in Teilzeit, d. h. weniger als
die tariflich oder vertraglich normalerweise vereinbarte Ar-
beitszeit. Bei den Männern ist es nur jeder Zehnte. In Ab-
hängigkeit vom Alter gibt es deutliche Unterschiede zwi-
schen den Geschlechtern: Bei weiblichen Beschäftigten
steigt die Teilzeitquote bis zu Beginn der 40-er Jahre konti-
nuierlich an und erreicht in diesem Alter den Höchstwert von
58 Prozent. Danach nimmt die Teilzeitquote bis zu den ren-
tennahen Altersgruppen stetig ab. Teilzeitquoten von mehr
als 10 Prozent haben männliche Beschäftigte zum einen in
den 20er und zu Beginn der 30er Jahre. Hierzu könnten die
Regelungen zur Elternzeit plus betragen. Zum anderen sind
es 60-Jährige und Ältere, die vermehrt Teilzeitarbeit in An-
spruch nehmen (vgl. Abb. 6).
In allen Wirtschaftszweigen arbeiten mehr Frauen im er-
werbsfähigen Alter in Teilzeit als Männer. Selbst in den Be-
reichen mit einer insgesamt hohen Teilzeitquote arbeiten
relativ mehr Frauen in Teilzeit als Männer: so sind mehr als
die Hälfte der beschäftigten Frauen im Bereich Erziehung
und Unterricht, im Gastgewerbe sowie im Gesundheits- und
Sozialwesen in Teilzeit tätig, aber nur etwa jeder dritte (Er-
zeihung und Unterricht, Gastgewerbe) bzw. jeder fünfte
(Gesundheits- und Sozialwesen) beschäftigte Mann. In eini-
gen Branchen übertrifft die Teilzeitquote der Frauen die der
Männer um ein Vielfaches: In der öffentlichen Verwaltung ist
fast die Hälfte der Frauen, aber nur knapp jeder zehnte
Mann in Teilzeit angestellt. Im Finanz- und Versicherungs-
sektor sind mehr als vier von zehn Frauen teilzeitbeschäftigt,
aber nur sechs Prozent der Männer (siehe auch Abb. 7).
MINIJOBS
Mitte 2016 waren insgesamt 7,4 Millionen Menschen gering-
fügig entlohnte Beschäftigte. Diese Beschäftigungsform wird
umgangssprachlich oft als „Minijob“ bezeichnet. Minijobbe-
https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2017/03/PD17_094_621.html
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
13
rinnen und -jobber können diese Tätigkeit neben einer weite-
ren Beschäftigung ausüben (geringfügig Beschäftigte im
Nebenjob) oder ausschließlich im Minijob beschäftigt sein
(ausschließlich geringfügig Beschäftigte). Ausschließlich
geringfügig beschäftigt waren insgesamt 4,9 Millionen Per-
sonen, darunter 3,9 Millionen im Alter zwischen 15 und 65
Jahren.
Die geringe Abgabenlast, die pauschal vom Arbeitgeber zu
tragen ist, und das deutsche Steuersystem („Ehegattensplit-
ting“) machen Minijobs zumindest auf den ersten Blick zu
einer attraktiven Erwerbsform für Paare, die nicht beide
Vollzeit arbeiten.16 Unter diesen Rahmenbedingungen er-
scheint es bei einem traditionellen Rollenverständnis nicht
verwunderlich, dass zwei Drittel der ausschließlich geringfü-
gig entlohnt Beschäftigten im erwerbsfähigen Alter Frauen
sind.
Ausschließlich geringfügige Beschäftigung ist auch bei Be-
ziehern von Leistungen aus der Grundsicherung verbreitet.
So hat ein gutes Drittel der abhängig Beschäftigten erwerbs-
fähigen Leistungsbezieher einen ausschließlichen Minijob.
Der überwiegende Teil von ihnen ist weiblich: Im September
2016 waren 57 Prozent der 395.000 erwerbsfähigen Leis-
tungsberechtigten mit Minijob Frauen. Die Gründe dafür
können vielfältig sein. Es könnte zum einem damit zusam-
16 Nicht beachtet wird dabei oft, dass der minijobbende Part – meist die Frau
– vom anderen ökonomisch abhängig wird und auch bei Zahlung der freiwilli-gen Beiträge kaum Rentenansprüche erwirbt.
menhängen, dass Frauen oft aus familiären Gründen nicht in
der Lage sind, eine sozialversicherungspflichtige Beschäfti-
gung aufzunehmen, weil beispielsweise die Kinderbetreuung
nicht gesichert ist. Zum anderen könnten auch die Jobcenter
immer noch den Fokus auf eine sozialversicherungspflichtige
Beschäftigte von Männern als Hauptverdiener richten. Ein
Minijob kann aber auch infrage kommen, weil keine sozial-
versicherungspflichtige Beschäftigung gefunden wurde.
Die meisten ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftig-
ten im erwerbsfähigen Alter sind in den wirtschaftlichen
Dienstleistungen (749.000) sowie im Handel mit Instandhal-
tung und Reparatur von Kfz (743.000) beschäftigt. Im Gast-
gewerbe sind – im Vergleich zu den sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigten – relativ viele Minijober tätig. Ähnlich
wie bei der sozialversicherungspflichtigen Teilzeitbeschäfti-
gung ist auch bei den Minijobs der Frauenanteil im Gesund-
heits- und Sozialwesen besonders hoch. Im Finanz- und
Versicherungssektor sowie bei den sonstigen Dienstleistun-
gen sind ebenfalls fast vier von fünf Minijobbern weiblich
(Abb. 8).
Datenquelle:
Ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte nach Branchen und Geschlecht15 bis unter 65 Jahre, Anteile in Prozent
Juni 2016
Statistik der BA
MännerFrauen
ausschließlich
geringfügig
entlohnt
Beschäftigte
Insgesamt
in Mio
67
82
62
77
65
78
66
70
65
56
61
66
41
45
43
33
18
38
23
35
22
34
30
35
44
39
34
59
55
57
Insgesamt
Gesundheits- und Sozialwesen
Erziehung und Unterricht
Sonst. Dienstleistungen, Priv. Haushalte
Öff. Verwaltung, Verteidigung; Sozialvers.
Finanz- und Versicherungsdienstl.
Gastgewerbe
Handel; Instandhalt. u. Reparatur v. KfZ
Wirtschaftliche Dienstleistungen
Information und Kommunikation
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Verarbeitendes Gewerbe
Verkehr und Lagerei
Bergbau, Energie, Wasser/ Entsorgung
Baugewerbe
3,89
0,38
0,16
0,45
0,06
0,03
0,55
0,74
0,75
0,08
0,05
0,27
0,21
0,01
0,13
Abbildung 8
14
EINFÜHRUNG DES MINDESTLOHNES
Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes von
8,50 Euro pro Stunde hat sich insbesondere auf die aus-
schließlich geringfügig entlohnte Beschäftigung ausgewirkt.
Die Zahl der so Beschäftigten hatte sich zum Jahreswechsel
2014/2015 merklich verringert. Nach aktuellen Erkenntnissen
des IAB ist etwa knapp die Hälfte der beendeten Minijobs
darauf zurückzuführen, dass die betroffenen Minijobber
direkt in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung über-
gingen.
Die Abnahme zeigt sich sowohl bei den ausschließlich ge-
ringfügig entlohnten Beschäftigten insgesamt als auch bei
den Minijobbern, die aufstockende Leistungen aus der
Grundsicherung für Arbeitsuchende beziehen.
Da Frauen mehrheitlich Minijobs ausüben, ist die quantitative
Auswirkung bei ihnen größer als bei Männern17.
17 siehe dazu Kurzbericht des IAB 11/2017
http://doku.iab.de/kurzber/2017/kb1117.pdf
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
15
2.5 Beschäftigung
nach Bundesländern
Die Beschäftigungsquote setzt die quantitativ bedeutendste
Erwerbstätigengruppe, die sozialversicherungspflichtig Be-
schäftigten, ins Verhältnis zur Bevölkerung. Wie die Erwerbs-
tätigenquote liegt auch die Beschäftigungsquote, bezogen
auf die 15- bis unter 65-Jährigen, für Frauen mit
54,2 Prozent unter dem Wert für Männer (62,0 Prozent). Die
regionalen Unterschiede sind allerdings beachtlich:
62,0 Prozent der Sächsinnen im erwerbsfähigen Alter sind
sozialversicherungspflichtig beschäftigt, aber weniger als
jede zweite Frau in Nordrhein-Westfalen (49,8 Prozent; Abb.
9).
In Nordrhein-Westfalen ist zudem der Unterschied in den
Beschäftigungsquoten von Frauen und Männern mit knapp
neun Prozentpunkten am größten. Im Osten Deutschlands
ist der Unterschied gering. In Mecklenburg-Vorpommern,
Brandenburg, Sachsen und Berlin übertraf 2016 die Beschäf-
tigungsquote von Frauen sogar die der Männer.
Generell liegt die Beschäftigungsquote der Frauen in Ost-
deutschland mit 58,5 Prozent über der in Westdeutschland
mit 53,2 Prozent. Zudem haben Männer und Frauen in Ost-
deutschland gleich hohe Beschäftigungsquoten. In längerfris-
tiger Beobachtung zeigen sich folgende Entwicklungen: die
Beschäftigungsquoten der Männer in Ost und West nähern
sich immer mehr an. Die Differenz bei den Frauen hat sich
zuletzt nicht mehr vergrößert.
Datenquelle: Bevölkerung zum 31.12.2015
Beschäftigungsquoten von Frauen in Prozent15 bis unter 65 Jahre, Vergleich zu Männern
Juni 2016
Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Statistik der BA
Beschäftigungsquote
Deutschland
Frauen: 54,2
Männer: 60,3
Beschäftigungsquote der Frauen liegt um ...
Prozentpunkte über/ unter der der Männer
+3,0
+1,3
+0,8
+0,0
-0,8
-1,0
-3,2
-3,8
-6,5
-7,2
-7,2
-7,3
-7,4
-8,0
-8,1
-8,9
Mecklenburg-Vorpommern
Brandenburg
Sachsen
Berlin
Sachsen-Anhalt
Thüringen
Hamburg
Schleswig-Holstein
Bremen
Saarland
Bayern
Hessen
Rheinland-Pfalz
Baden-Württemberg
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Berlin52,1
Sachsen-Anhalt
59,3
Rheinland-Pfalz51,7
Thüringen60,7
Hessen53,1
Saarland50,0
Niedersachsen52,5
Bayern56,9
Nordrhein-Westfalen
49,8
Brandenburg60,0
Hamburg56,5
Bremen48,8
Baden-Württemberg
55,2
Sachsen62,0
Schleswig-Holstein
53,6 Mecklenburg-Vorpommern
59,1
bundeslaender
BeschQuoFrauen
unter 50,0%
50,0% bis unter 55,0%
55,0% bis unter 60,0%
60,0% und mehr
Abbildung 9
16
3 Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit von Frauen und Männern konnte in den
letzten Jahren abgebaut werden. Die Arbeitslosenquote von
Frauen liegt mittlerweile unter der Quote von Männern. Be-
stimmte Probleme von Frauen am Arbeitsmarkt wie die Her-
ausforderung alleinerziehend und arbeitsuchend zu sein,
geringere Abgangschancen und ein höherer Anteil an Lang-
zeitarbeitslosen bestehen aber fort.
3.1 Arbeitslosigkeit im
Zeitvergleich
Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist in Deutschland 2016
auf 2,7 Millionen im Jahresdurchschnitt gesunken – das sind
gut zwei Millionen weniger als noch 2005, als die Arbeitslo-
sigkeit einen Höchststand hatte. Frauen und Männer konnten
von der guten Arbeitsmarktlage profitieren.
RELATIVE BETROFFENHEIT
Diese positive Entwicklung bei den absoluten Arbeitslosen-
zahlen drückt sich auch in einer rückläufigen Arbeitslosen-
quote aus, die 2016 für Frauen 5,8 Prozent und für Männer
6,4 Prozent betrug (Abb. 10).
Die Arbeitslosenquote der Frauen lag damit das achte Jahr
in Folge – wenn auch teils sehr knapp – unter der Quote der
Männer. Noch in den 1990-er Jahren war die Arbeitslosigkeit
in erster Linie weiblich, was vor allem durch die hohe Frau-
en-Arbeitslosigkeit im Osten bedingt war.
AKTUELLE ENTWICKLUNG
Von 2015 auf 2016 ist die Arbeitslosigkeit sowohl von Frauen
als auch von Männern gesunken. Die Arbeitslosigkeit bei
Frauen konnte stärker reduziert werden als bei Männern –
die Arbeitslosenquote der Frauen sank um 0,4 Prozent-
punkte auf 5,8 Prozent, die der Männer um 0,2 Prozent-
punkte auf 6,4 Prozent. Dies ist zum einen darauf zurückzu-
führen, dass Frauen eher in Wachstumsbranchen im Dienst-
leistungsbereich arbeiten. (vgl. Abschnitt 2). Zum anderen
wurde die Entwicklung der Arbeitslosigkeit 2016 durch die
Flüchtlingszuwanderung belastet, die überwiegend männlich
war. Infolgedessen sank der Anteil der Frauen an allen Ar-
beitslosen um einen Prozentpunkt auf 45 Prozent.
In der Arbeitslosenversicherung konnte die Arbeitslosigkeit
sowohl für Frauen als auch für Männer etwas stärker redu-
ziert werden als in der Grundsicherung für Arbeitsuchende.
Datenquelle:
Arbeitslosenquoten (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) nach GeschlechtJahresdurchschnitte
Statistik der BA
8,5%
10,8%
9,2%
11,7%
7,4%
8,3%7,0% 6,4%
10,6%
12,2%
9,5%
11,8%
8,2%
7,9%
6,7%5,8%
19
95
19
96
19
97
19
98
19
99
20
00
20
01
20
02
20
03
20
04
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
20
10
20
11
20
12
20
13
20
14
20
15
20
16
Frauen
Männer
Abbildung 10
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
17
Der Anteil arbeitsloser Frauen, die im Rechtskreis SGB II
betreut wurden, blieb unverändert bei 70 Prozent, der Anteil
bei den Männern stagnierte ebenfalls bei 69 Prozent.
3.2 Soziodemographie der Arbeits-
losen
Männer sind im Vergleich zu Frauen relativ häufig am An-
fang und Ende des Berufslebens arbeitslos. Frauen sind
relativ oft in der Mitte des Erwerbslebens ohne eine bezahlte
Arbeit. Der Anteil der Arbeitslosen ohne abgeschlossene
Berufsausbildung ist bei Frauen und Männern fast gleich
hoch.
ALTERSSTRUKTUR
Insgesamt waren 2016 deutlich mehr Männer als Frauen
arbeitslos. Das zeigt sich auch bei den absoluten Zahlen
nach Altersgruppen. Bezieht man die Zahl der Arbeitslosen
einer Altersgruppe auf die Gesamtzahl der arbeitslosen
Frauen bzw. Männer, ergibt sich folgendes Bild: Fast jeder
zehnte arbeitslose Mann war jünger als 25 Jahre, aber nur
jede dreizehnte Frau (Abb. 11). In der Mitte des Erwerbsle-
bens zwischen 25 und 55 Jahren sind relativ mehr Frauen
als Männer arbeitslos. Dies dürfte auch darin begründet sein,
dass der Wiedereinstieg von Frauen nach einer familienbe-
dingten Pause nicht immer einfach ist. Der Anteil der Älteren
ab 55 Jahren war 2016 bei Frauen und Männern gleich hoch.
QUALIFIKATION
Fehlende Qualifikation stellt für sehr viele Arbeitslose eine
Hürde bei der Integration ins Erwerbsleben dar. Fast
1,3 Millionen arbeitslose Menschen hatten 2016 keine abge-
schlossene Berufsausbildung. Die Unterschiede zwischen
den Geschlechtern sind gering. Der Anteil arbeitsloser Frau-
en ohne Ausbildung betrug 49 Prozent (Männer: 48 Prozent).
Der Akademikeranteil war bei Frauen mit 8 Prozent und
Männern mit 7 Prozent ebenfalls fast gleich hoch.
STAATSANGEHÖRIGKEIT
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit 2016 war insgesamt von
der Zuwanderung beeinflusst. 2016 hatte bereits fast jeder
vierte Arbeitslose keinen deutschen Pass: Das waren
283.000 Frauen (Anteil an allen arbeitslosen Frauen:
23 Prozent) und 346.000 Männer (23 Prozent). Während die
Arbeitslosigkeit von deutschen Männern und Frauen 2016
abnahm, gab es sowohl bei ausländischen Frauen als auch
Abbildung 11
Datenquelle: *Berechnung der Anteilswerte ohne das Merkmal keine Angabe
Arbeitslosigkeit nach Merkmalen und GeschlechtAnteil an allen Arbeitslosen in Prozent
Jahresdurchschnitt 2016
Statistik der BA
unter 25 Jahre
25 bis unter 55 Jahre
55 Jahre und älter
Deutsche*
Ausländer*
Akademische Ausbildung*
betriebliche/ schul. Ausbildung*
ohne abgeschl. Berufsausbildung*
Berufsrückkehrende
Alleinerziehende
MännerFrauen
7,8
71,5
20,6
76,5
23,5
7,9
42,9
49,2
18,1
3,8
9,9
69,5
20,6
76,6
23,4
7,4
44,5
48,1
1,3
0,1
18
Männern deutliche Zuwächse, und zwar insbesondere bei
zwei Ländergruppen: den nichteuropäischen Asylzugangs-
ländern sowie den EU-Beitrittsstaaten 2007 (Bulgarien, Ru-
mänien).
Die Zahl der arbeitslosen Bulgaren und Rumänen stieg 2016
auf 43.000 (+27 Prozent). Damit waren 2016 23.000 Frauen
(+25 Prozent) Frauen und 20.000 Männer (+30 Prozent) aus
Bulgarien und Rumänien arbeitslos. Nicht weiter gestiegen
ist dagegen die Arbeitslosigkeit von Menschen aus den süd-
europäischen Staaten Griechenland, Italien, Portugal und
Spanien (GIPS-Staaten). In diesen Ländern tritt eine wirt-
schaftliche Erholung ein; die Abwanderung von Arbeitskräf-
ten wird offenbar gebremst. Die Zahl der Arbeitslosen aus
den GIPS-Staaten ging auf 65.000 zurück (-2 Prozent). Vom
Rückgang profitierten Männer (-3 Prozent auf 37.000) und
Frauen (-1 Prozent auf 27.000).
Die Auswirkungen der Flüchtlingszuwanderung auf die Ar-
beitslosigkeit wurden 2016 immer sichtbarer. Längerfristige
Entwicklungen lassen sich indirekt, über eine Abgrenzung
nach der Staatsangehörigkeit der Arbeitslosen aufzeigen.
Betrachtet werden hierbei die acht wichtigsten Asylzugangs-
länder (Abgrenzung entsprechend Fußnote 9). 2016 gab es
insgesamt 148.000 Arbeitslose aus diesen Ländern
(+95 Prozent). Nicht alle von ihnen sind als geflüchtete Men-
schen nach Deutschland gekommen. Es kann jedoch davon
ausgegangen werden, dass die Zunahme im Laufe des Jah-
res 2016 im Wesentlichen auf der Flüchtlingszuwanderung
beruht. Die Zahl der arbeitslosen Männer nahm gegenüber
2015 um 55.000 (116 Prozent) auf 102.000 zu, die der ar-
beitslosen Frauen um 17.000 (59 Prozent) auf 46.000. Die
größte Gruppe stellen Syrer mit 62.000 arbeitslosen Män-
nern und 23.000 arbeitslosen Frauen.
Seit Mitte 2016 kann die Zahl der arbeitslosen geflüchteten
Menschen ausgewiesen werden. Zum Jahresende waren es
insgesamt 164.000 arbeitslose Geflüchtete, 115.000 Männer
und 49.000 Frauen. Nach Abschluss des Asylverfahrens
haben die meisten Geflüchteten Anspruch auf Leistungen
aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende: 78 Prozent der
arbeitslosen Männer und 90 Prozent der arbeitslosen Frauen
wurden durch Jobcenter betreut.
3.3 Besondere Personengruppen
Die große Gruppe der Alleinerziehenden besteht fast aus-
schließlich aus Frauen. Einer Rückkehr in den Arbeitsmarkt
stehen vielfach ungelöste Kinderbetreuungsprobleme entge-
gen. Die wesentlich kleinere Gruppe der arbeitslosen Berufs-
rückkehrenden umfasst ebenfalls fast nur Frauen (siehe
auch Abb. 11).
ALLEINERZIEHENDE
2016 war fast jeder zehnte Arbeitslose (238.000 Personen)
alleinerziehend. Allerdings tragen weibliche Arbeitslose sehr
viel öfter als Männer die alleinige Verantwortung für ein oder
mehrere Kinder. Die Zahl der alleinerziehenden Frauen, die
arbeitslos gemeldet waren, lag 2016 mit 218.000 zehnmal so
hoch wie die Zahl der arbeitslosen alleinerziehenden Männer
(20.000). Insgesamt ist fast jede fünfte arbeitslose Frau
alleinerziehend (Männer: 1 Prozent). Zwischen 30 und 44
Jahren erzieht fast jede dritte Arbeitslose allein eines oder
mehrere Kinder.
Arbeitslose Alleinerziehende sind schlechter qualifiziert als
der Durchschnitt aller Arbeitslosen. Hinzu kommt, dass sie
vergleichsweise oft Beschäftigungen in Berufen mit ungüns-
tigen Arbeitszeiten suchen wie Verkäufer, Reinigungskräfte,
Kochberufe, Hauswirtschaftsberufe oder Erziehungs- und
soziale Berufe. Sie sind deshalb vergleichsweise lange ar-
beitslos und werden überwiegend von Jobcentern betreut
(92 Prozent der arbeitslosen alleinerziehenden Frauen bzw.
87 Prozent der alleinerziehenden arbeitslosen Männer).
Dass es für Alleinerziehende besonders schwer ist, Kinder-
ziehung und Beruf zu vereinbaren, weil entweder die Kinder-
betreuung nicht im erforderlichen Maße gesichert werden
kann oder aber Arbeitgeber Vorbehalte haben, zeigt sich
auch in der SGB II-Hilfequote18. Während im Schnitt jeder
zehnte Haushalt Leistungen aus der Grundsicherung be-
zieht, ist es bei Alleinerziehenden-Bedarfsgemeinschaften
über ein Drittel (36 Prozent). Mit steigender Kinderzahl
nimmt die Hilfequote drastisch zu. Bei Alleinerziehenden-
Bedarfsgemeinschaften mit drei und mehr Kindern liegt sie
bei über 70 Prozent (zum Vergleich: Paar-
Bedarfsgemeinschaften mit drei und mehr Kindern
19 Prozent). Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der alleinerzie-
henden erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (205.000
Personen) erzielt ein Einkommen aus Erwerbstätigkeit, mit
dem der Bedarf der Bedarfsgemeinschaft nicht gedeckt wird.
Der Anteil ist deutlich höher als bei erwerbsfähigen Leis-
tungsberechtigten insgesamt (27 Prozent). Hilfebedürftigkeit
von erwerbstätigen Alleinerziehenden entsteht überwiegend
deshalb, weil sie entweder nur einen Minijob (80.000 Perso-
nen) oder eine (Teilzeit-)Beschäftigung mit einem Einkom-
men unter 850 Euro ausüben (45.000 Personen).
BERUFSRÜCKKEHRENDE
Berufsrückkehrende sind Frauen und Männer, die ihre Er-
werbstätigkeit oder Arbeitslosigkeit zur Betreuung von Kin-
18 SGB II-Hilfequoten für Bedarfsgemeinschaften setzen Bedarfsgemein-
schaften des jeweiligen Familientyps in Beziehung zu allen Familien oder Lebensformen desselben Familientyps in der Bevölkerung.
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
19
dern oder pflegebedürftigen Angehörigen unterbrochen ha-
ben und innerhalb angemessener Zeit wieder in den Beruf
zurückkehren wollen (§ 20 SGB III). Arbeitslose Berufsrück-
kehrerinnen und Berufsrückkehrer sind eine vergleichsweise
kleine Gruppe. Mit einem Frauenanteil von 95 Prozent waren
2016 die meisten der insgesamt 48.000 arbeitslosen Berufs-
rückehrenden Frauen.
Aufgrund ihres Alters – fast alle (93 Prozent) sind jünger als
50 Jahre – und ihrer überdurchschnittlichen Qualifikation –
über zwei Drittel verfügen über eine abgeschlossene Berufs-
ausbildung – stellen Berufsrückkehrende aber eine interes-
sante Gruppe zur Sicherung des Fachkräftebedarfs dar.
3.4 Dynamik und Dauer der Arbeits-
losigkeit
Das Risiko arbeitslos zu werden ist für Frauen seit Jahren
geringer als für Männer. Einmal arbeitslos sind ihre Chan-
cen, die Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Beschäf-
tigung zu beenden, aber ebenfalls niedriger.
ZUGANGSRISIKEN UND ABGANGSCHANCEN
Bezieht man die Zahl der Personen, die ihre Beschäftigung
verloren haben und sich arbeitslos melden, auf die sozialver-
sicherungspflichtig Beschäftigten, erhält man ein Maß für das
Risiko arbeitslos zu werden. Das Gegenstück ist die Ab-
gangschance aus Arbeitslosigkeit, die die Zahl der Arbeitslo-
sen, die eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt
ergreifen, in Relation zum Arbeitslosenbestand setzt.
Im Vergleich zum Vorjahr ist 2016 das niedrige Risiko so-
wohl für beschäftigte Frauen als auch Männer arbeitslos zu
werden, erneut leicht gesunken. Für Frauen ist das Risiko
arbeitslos zu werden geringer als für Männer. Sind sie je-
doch arbeitslos geworden, finden sie schwerer als Männer
eine Beschäftigung und bleiben häufiger und länger arbeits-
los. Die Chancen, Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer
Beschäftigung zu überwinden, sind 2016 bei Frauen etwas
gestiegen, während sie bei Männern leicht rückläufig waren
(Abb. 12). Dies ist auch durch die Flüchtlingszuwanderung
bedingt: die Abgangschancen sind bei ausländischen Män-
nern gesunken.
Die Unterscheide zwischen Männern und Frauen können vor
allem durch die immer noch vorhandenen geschlechtstypi-
schen Muster der Berufswahl erklärt werden. So arbeiten
Männer vorwiegend in konjunkturreagiblen und saisonab-
Datenquelle:
Zugangsrisiken in und Abgangschancen aus Arbeitslosigkeit nach Geschlecht in Prozentgleitende Jahresdurchschnitte Dezember 2008 bis Dezember 2016
Statistik der BA
1,06 1,23 1,09 0,99 0,95 0,93 0,89 0,84 0,80
0,82 0,86 0,80 0,76 0,73 0,70 0,68 0,65 0,62
20
08
20
09
20
10
20
11
20
12
20
13
20
14
20
15
20
16
Zugangsrisiken
7,68
6,77
8,098,23
7,40 7,25 7,23 7,36 7,28
5,33 5,255,79 6,03 5,79 5,67 5,81 6,04 6,14
20
08
20
09
20
10
20
11
20
12
20
13
20
14
20
15
20
16
Abgangschancen
Männer
Frauen
Abbildung 12
20
hängigen Berufen und Branchen, die Einfluss auf die Dauer
der Beschäftigungsverhältnisse haben. Von allen beendeten
Beschäftigungsverhältnissen 2015 wurden bei Männern
43 Prozent nach weniger als sechs Monaten beendet; bei
Frauen waren es lediglich 37 Prozent.
VERBLEIB NACH BESCHÄFTIGUNGSAUFNAHME
Die Unterschiede bei Beschäftigungsdauern bzw. bei der
Nachhaltigkeit von Beschäftigungsaufnahmen sind auch bei
Beschäftigungsaufnahmen von Arbeitslosen zu sehen. Ob-
wohl Frauen seltener als Männer ihre Arbeitslosigkeit durch
die Aufnahme einer Beschäftigung beenden, gelingt es den
ehemals arbeitslosen Frauen jedoch besser als Männern
sich am Arbeitsmarkt zu etablieren. Eine Verbindung von
Arbeitslosen- und Beschäftigtenstatistik ermöglicht es für die
Arbeitslosen, die 2015 eine Tätigkeit am ersten Arbeitsmarkt
aufgenommen haben, festzustellen, ob sie unmittelbar da-
nach, ein halbes Jahr und ein Jahr später noch sozialversi-
cherungspflichtig beschäftigt waren. Dies war für 66 Prozent
der Frauen und für 61 Prozent der Männer der Fall. Frauen
haben in beiden Rechtskreisen höhere Verbleibsquoten in
Beschäftigung.
DAUER UND LANGZEITARBEITSLOSIGKEIT
Mit einer durchschnittlichen bisherigen Dauer von
75 Wochen waren arbeitslose Frauen 2016 im Mittel
acht Wochen länger im Arbeitslosenbestand als Männer.
Knapp zwei Fünftel der arbeitslosen Frauen (468.000) waren
bereits ein Jahr oder länger arbeitslos, und werden daher als
langzeitarbeitslos bezeichnet (Abb. 13). Der Anteil der Lang-
zeitarbeitslosen liegt bei Frauen damit wie in den Jahren
zuvor über dem Anteil langzeitarbeitsloser Männer
(35 Prozent). Die Zahl der Langzeitarbeitslosen lag bis 2015
leicht über einer Million. 2016 wurde diese Grenze erstmals
seit 2007 unterschritten. Rückgänge gab es bei beiden Ge-
schlechtern, bei Frauen war die Abnahme sogar stärker als
bei Männern (-5 Prozent auf 468.000 bzw. -4 Prozent auf
525.000). Gleichzeitig hat sich die durchschnittliche bisherige
Dauer der Arbeitslosigkeit sowohl bei Frauen als auch bei
Männern erhöht. 2016 waren langzeitarbeitslose Frauen im
Mittel bisher 164 Wochen und Männer 158 Wochen arbeits-
los.
3.5 Arbeitslosigkeit nach
Bundesländern
Regionale Unterschiede in der Wirtschaftskraft der Bundes-
länder, aber auch demografische Entwicklungen bestimmen
grundsätzlich die Differenzen bei der Arbeitslosigkeit der
Datenquelle:
Bestand an langzeitarbeitslosen Frauen und Männern nach AltersgruppenJahresdurchschnitt 2016, Anteil langzeitarbeitsloser Frauen und Männer an allen Arbeitslosen
Statistik der BA
1.0
00
9.0
00
35
.00
0
51
.00
0
57
.00
0
57
.00
0
62
.00
0
70
.00
0
76
.00
0
47
.00
0
1.0
00
2.0
00
12
.00
0
42
.00
0
54
.00
0
56
.00
0
55
.00
0
70
.00
0
86
.00
0
88
.00
0
57
.00
0
2.0
00
15 bis u.20 Jahre
20 bis u.25 Jahre
25 bis u.30 Jahre
30 bis u.35 Jahre
35 bis u.40 Jahre
40 bis u.45 Jahre
45 bis u.50 Jahre
50 bis u.55 Jahre
55 bis u.60 Jahre
60 bis u.65 Jahre
65 u.älter
6%12%
25%34%
39% 43% 44% 46%51% 48%
56%
6%10%
23%30%
35%39% 42% 45%
49% 46%54%
Männer
Frauen
Abbildung 13
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
21
Bundesländer. Im Süden Deutschlands ist die Arbeitslosig-
keit nach wie vor deutlich geringer als im Osten und Norden.
Die geringste Arbeitslosenquote für Frauen und Männer
wurde 2016 mit 3,3 bzw. 3,7 Prozent in Bayern erreicht
(Abb. 13). Die höchsten Arbeitslosenquoten für Frauen und
Männer wurden für Bremen mit 10,0 bzw. 11,0 Prozent aus-
gewiesen.
So wie deutschlandweit übersteigt die Arbeitslosenquote der
Männer die der Frauen in allen Bundesländern. In Mecklen-
burg-Vorpommern ist die Differenz der Arbeitslosenquoten
von Männern und Frauen mit 1,9 Prozentpunkten am größ-
ten. Auch in Berlin sind Frauen spürbar seltener arbeitslos
als Männer. In Baden-Württemberg und Hessen sind Frauen
und Männern etwa gleichermaßen von Arbeitslosigkeit be-
troffen.
3.6 Erwerbslosigkeit in Europa
Die international vergleichbare Erwerbslosenquote der 15-
bis 64-Jährigen belief sich in Deutschland 2016 auf 4,2 Pro-
zent. Das war die zweitniedrigste Quote in der Europäischen
Union. Eine geringere Quote wies nur die Tschechische
Republik mit 4,0 Prozent auf. Im Durchschnitt der 28 EU-
Staaten war die Erwerbslosenquote der 15- bis 64-Jährigen
2016 mit 8,7 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in
Deutschland.
Anders als in Deutschland, wo die Erwerbslosenquote der
Frauen mit 3,8 Prozent deutlich unter der von Männern lag
(4,5 Prozent), war die weibliche Erwerbslosenquote im
Durchschnitt der EU-Staaten etwas höher als die männliche
(8,9 bzw. 8,5 Prozent).
Bei längerfristiger Betrachtung unterscheidet sich die Ent-
wicklung in Deutschland vom EU-Trend: Während die euro-
paweite Erwerbslosenquote der Frauen von 2008 bis 2013
stetig zunahm und erst in lezten drei Jahren rückläufig war,
hat sich die deutsche Quote in den letzten zehn Jahren ver-
ringert. Dies gilt grundsätzlich auch für die Erwerbslosenquo-
te der Männer, allerdings mit der Ausnahme, dass sich auch
die deutsche Quote im Krisenjahr 2009 leicht erhöht hat.
Die schlechte Lage auf dem Arbeitsmarkt, die sich in hohen
Erwerbslosenquoten ausdrückt, ist vor allem in den süd- und
osteuropäischen Staaten ein Hindernis für eine stärkere
Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern. Während im
EU-Schnitt die weibliche und männliche Erwerbslosenquote
nur wenig differieren, waren in den Staaten mit ohnehin
hoher Erwerbslosigkeit, wie Griechenland und Spanien,
Frauen noch stärker von Erwerbslosigkeit betroffen als Män-
ner.
Abbildung 14
Datenquelle:
Arbeitslosenquoten (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) von Frauen in ProzentVergleich zu Männern
Jahresdurchschnitt 2016
Statistik der BA
Arbeitslosenquote der Frauen liegt um ...
Prozentpunkte unter der der Männer
Arbeitslosenquote
Deutschland
Frauen: 5,8
Männer: 6,4
-0,2
-0,2
-0,4
-0,4
-0,4
-0,5
-0,6
-0,7
-0,8
-0,9
-0,9
-1,0
-1,1
-1,1
-1,5
-1,9
Baden-Württemberg
Hessen
Rheinland-Pfalz
Niedersachsen
Bayern
Thüringen
Nordrhein-Westfalen
Sachsen-Anhalt
Sachsen
Saarland
Schleswig-Holstein
Bremen
Hamburg
Brandenburg
Berlin
Mecklenburg-Vorpommern
Berlin9,0
Sachsen-Anhalt
9,2
Rheinland-Pfalz4,9
Thüringen6,5
Hessen5,2
Saarland6,7
Niedersachsen5,8
Bayern3,3
Nordrhein-Westfalen
7,4
Brandenburg7,4
Hamburg6,5
Bremen10,0
Baden-Württemberg
3,7
Sachsen7,0
Schleswig-Holstein
5,8 Mecklenburg-Vorpommern
8,7
bundeslaender
AloQuoFrauen
unter 6,0%
6,0% bis unter 7,0%
7,0% bis unter 8,0%
8,0% und mehr
22
4 Förderung
Frauen profitieren nahezu entsprechend ihrem Anteil an den
Arbeitslosen und der relativen Betroffenheit von Arbeitslosig-
keit von Fördermaßnahmen. Unterschiede im Einsatz der
Instrumente können unterschiedlichen Bedarfen in der Un-
terstützung von Frauen und Männern folgen. 21 Prozent der
Männer, die 2016 an einer Maßnahme teilnahmen, waren
Ausländer, 18 Prozent Ausländerinnen.
MINDESTBETEILIGUNG VON FRAUEN
Der Gesetzgeber verpflichtet Arbeitsagenturen und Jobcen-
ter die berufliche Situation von Frauen zu verbessern und
Frauen mit den Mitteln der Arbeitsmarktpolitik entsprechend
ihrem Anteil an den Arbeitslosen und ihrer relativen Betrof-
fenheit von Arbeitslosigkeit zu fördern (§ 1 Abs. 2 Nr. 4
SGB III). Basierend auf dem Anteil von Frauen an allen Ar-
beitslosen und den geschlechtsspezifischen Arbeitslosen-
quoten kann eine Mindestbeteiligung für Frauen an Förder-
maßnahmen berechnet werden. Dieser Sollwert von
42,7 Prozent wurde 2016 mit einem Frauenförderanteil von
42,0 Prozent knapp verfehlt. In der Arbeitslosenversicherung
wurde die Zielförderquote von 40,0 Prozent mit einem Frau-
enförderanteil von 41,6 Prozent übertroffen. In der Grundsi-
cherung wurde der Zielwert von 43,8 Prozent dagegen nicht
erreicht (Ist: 42,4 Prozent).
INSTRUMENTE DER ARBEITSMARKTPOLITIK
Insgesamt nahmen 2016 im Jahresdurchschnitt 361.000
Frauen und 507.000 Männer an einer arbeitsmarktpolitischen
Maßnahme teil (Abb. 15). Gegenüber 2015 ist die Zahl der
Teilnehmerinnen leicht (+3 Prozent) und die der Teilnehmer
deutlich (+10 Prozent) gestiegen. Der Anstieg geht fast voll-
ständig auf mehr ausländische Menschen zurück. Dies dürfte
in Zusammenhang mit der Flüchtlingszuwanderung stehen.
Da geflüchtete Menschen überwiegend männlich sind, nahm
die Teilnehmerzahl ausländischer Männer besonders stark
(+62 Prozent) zu. Jeweils gut die Hälfte der Maßnahmeteil-
nehmer und -teilnehmerinnen wurde im Rechtskreis SGB III
von einer Arbeitsagentur betreut.
Männer profitierten überdurchschnittlich oft von Maßnahmen
zur Berufswahl und -ausbildung (knapp ein Viertel aller Maß-
nahmeteilnehmer). Ein Schwerpunkt der Förderung von
Frauen liegt in der beruflichen Weiterbildung. Gut jede vierte
Maßnahmeteilnahme einer Frau galt der beruflichen Weiter-
Datenquelle:
Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente nach GeschlechtJahresdurchschnitt 2016 und Zeitreihe
Statistik der BA
Männer
Deutsche
Frauen
Deutsche
Männer
Ausländer
Frauen
Ausländer
201620152014
Aktivierung u. berufl. Eingliederung
Förderung abhängiger Beschäftigung
Maßn. zur Teilh. behinderter Menschen
Förderung der Selbständigkeit
Sonstige Maßnahmen
Berufliche Weiterbildung
32%
7%3%
10%
24%
23%
37%
8%
3%
12%
16%
24%
361.000
507.000
Frauen Männer
37%
49%
6%
7%
37%
49%
7%
8%
34%
46%
7%
12%
830.000 809.000 868.000
Abbildung 15
Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2016
23
bildung, aber nur fast jede sechste von Männern. Darüber
hinaus nahmen jeweils knapp ein Viertel der geförderten
Frauen und Männer an Maßnahmen der Aktivierung und
beruflichen Eingliederung teil.
Sowohl bei Frauen als auch bei Männern befand sich knapp
die Hälfte der geförderten Teilnehmer an beruflicher Weiter-
bildung in Maßnahmen, die zu einem anerkannten Berufsab-
schluss führen. Dabei unterscheiden sich die Zielberufe von
Frauen und Männern deutlich. Bei Frauen dominieren – so
wie auch bei der Erstausbildung – die sozialen Berufe: Fast
jede dritte der 39.000 Teilnehmerinnen im Jahresdurch-
schnitt 2016 will einen Beruf in der Altenpflege erlernen
(12.500 Teilnahmen). Ebenfalls beliebt sind Ausbildungen im
Büro- und Sekretariatswesen und der Steuerberatung (5.000
bzw. 3.100 Teilnehmerinnen) sowie im Bereich Erziehung,
Sozialarbeit, Heilerziehungspflege (3.000 Teilnehmerinnen).
Die meisten der 35.000 Männer streben dagegen einen
Abschluss in technischen oder ähnlichen Berufen an: An der
Spitze steht der Bereich Maschinenbau- und Betriebstechnik
(3.500 Teilnehmer), gefolgt von der Post und Lagerwirtschaft
sowie der Altenpflege (jeweils 3.200 Teilnehmer) an. Auf
Rang vier stehen Qualifizierungen in der Informatik (2.500
Teilnehmer).
FÖRDERUNG VON AUSLÄNDERINNEN UND
AUSLÄNDERN
Die Zahl der ausländischen Geförderten hat 2016 stark zu-
genommen. Dies ist vor allem eine Folge der Flüchtlingszu-
wanderung. Neben Integrationskursen, die vom Bundesamt
für Migration und Flüchtlinge (BAMF) durchgeführt werden,
wurden auch verstärkt BA-Maßnahmen eingesetzt, um die
geflüchteten Menschen auf eine Integration in den Arbeits-
markt vorzubereiten. 64.000 Maßnahmeteilnehmerinnen und
106.000 Maßnahmeteilnehmer hatten 2016 keine deutsche
Staatsbürgerschaft. Der Anteil der Ausländer an den Geför-
derten lag allerdings leicht unter ihrem Anteil an den Arbeits-
losen: ausländische Frauen stellten 2016 23 Prozent der
arbeitslosen Frauen bzw. 18 Prozent der Geförderten; bei
den Männern lagen die Anteile bei 24 bzw. 21 Prozent. Der
Anteil ausländischer Personen an allen Geförderten hat 2016
deutlich zugenommen.
Die meisten ausländischen Frauen und Männer nahmen an
Maßnahmen der Aktivierung und beruflichen Eingliederung
teil (24.000 Frauen bzw. 50.000 Männer). Daneben haben
für ausländische Mitbürger Maßnahmen zur Berufswahl und
Berufsausbildung (11.000 Teilnehmerinnen bzw. 19.000
Teilnehmer) sowie der beruflichen Weiterbildung (15.000
Teilnehmerinnen bzw. 15.000 Teilnehmer) eine große Be-
deutung.
WIRKSAMKEIT ARBEITSMARKTPOLITISCHER
INSTRUMENTE
Die Wirksamkeit arbeitsmarktpolitischer Instrumente kann
anhand der Eingliederungsquote aufgezeigt werden. Die
Eingliederungsquote gibt den Anteil der Maßnahmeabsol-
venten an, der sechs Monate nach Maßnahmeende sozial-
versicherungspflichtig beschäftigt ist. Eingliederungsquoten
liegen aktuell für die Maßnahmeaustritte im Zeitraum Mai
2015 bis April 2016 vor.
Die Eingliederungsquoten für Frauen und Männer liegen
meist nah beieinander. Zu den Maßnahmen mit den höchs-
ten Eingliederungsquoten gehören die Instrumente zur För-
derung abhängiger Beschäftigungen (u.a. Eingliederungszu-
schüsse19). 79,8 Prozent der geförderten Frauen und rund
75,6 Prozent der geförderten Männer waren sechs Monate
nach Ende der Förderung in sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigung. Bei der beruflichen Weiterbildung waren
hingegen Männer mit einer Eingliederungsquote von
55,2 Prozent etwas erfolgreicher als Frauen (53,1 Prozent).
19 Für die Förderung mit Eingliederungszuschüssen gibt es eine Nachbe-
schäftigungspflicht, geregelt im § 92 SGB III.
24
Glossar
Abgangschance/Chance, Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zu beenden
Die Abgangschance bezieht den Abgang aus Arbeitslosigkeit eines Monats in Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt einschließlich (außer-)betrieblicher Ausbildung
auf den Arbeitslosenbestand des Vormonats. Um saisonale Schwankungen auszugleichen, wird ein gleitender Jahresdurchschnitt verwendet. Aufgrund von
Datenrevisionen kann es zu Abweichungen mit früheren Veröffentlichungen kommen.
Beschäftigungsquote
Die Beschäftigungsquote ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (einer bestimmten Personengruppe) an der entsprechenden Gesamtbevölke-
rung. Im Gegensatz zur Erwerbstätigenquote berücksichtigt die Beschäftigungsquote nur die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, nicht aber bspw. Selbst-
ständige oder Minijobber; sie ist daher niedriger als die Erwerbstätigenquote.
Erwerbspersonen
Erwerbstätige und Erwerbslose bilden die Gruppe der Erwerbspersonen.
Erwerbslose
Zu den Erwerbslosen zählt, wer nicht erwerbstätig ist, aber in den letzten vier Wochen aktiv nach einer neuen Tätigkeit gesucht hat.
Erwerbsquote
Die Erwerbsquote ist ein Maß für die Beteiligung der Wohnbevölkerung am Erwerbsleben. Sie wird berechnet als Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstätige und
Erwerbslose) an der Bevölkerung. Wie bei der Beschäftigungsquote und der Erwerbstätigenquote ist eine Einschränkung auf Personengruppen möglich, z.B. die
Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jahren.
Erwerbstätige
Als Erwerbstätiger gilt gemäß dem Konzept der ILO, wer älter als 15 Jahre ist und pro Woche mindestens eine Stunde gegen Entgelt arbeitet; auf den zeitlichen
Umfang der Tätigkeit kommt es nicht an.
Erwerbstätigenquote
Die Erwerbstätigenquote ist der Anteil der Erwerbstätigen (einer bestimmten Personengruppe) an der entsprechenden Gesamtbevölkerung. Im Gegensatz zur
Beschäftigungsquote werden hier neben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auch andere Erwerbstätige berücksichtigt; die Erwerbstätigenquote liegt
daher höher als die Beschäftigungsquote.
Förderung von Frauen – Mindestbeteiligung nach § 1 Abs. 2 Nr. 4 SGB III
Die Agenturen für Arbeit und die Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende sind verpflichtet zur Verbesserung der beruflichen Situation von Frauen beizutra-
gen. Frauen sollen mindestens entsprechend ihrem Anteil an den Arbeitslosen und ihrer relativen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit gefördert werden (§ 1 Abs. 2
Nr. 4 SGB III). Der angestrebte Förderanteil für Frauen berechnet sich wie folgt:
rkFAF = AanALF * rkALQF / (AanALF * rkALQF + AanALM * rkALQM)
(AanALF: Anteil der Frauen an den Arbeitslosen nach dem Rechtskreis; rkALQF: rechtskreisanteilige Arbeitslosenquote Frauen; AanALM: Anteil der Männer an
den Arbeitslosen nach dem Rechtskreis; rkALQM: rechtskreisanteilige Arbeitslosenquote Männer)
Geringfügig Beschäftigte
Seit April 2003 gilt das zweite Gesetz für moderne Dienstleistung am Arbeitsmarkt, in dem auch der Bereich der geringfügigen Beschäftigung (Minijobs) neu
geregelt wurde. Es sind zwei Arten von geringfügigen Beschäftigungen zu unterscheiden:
1. geringfügig entlohnte Beschäftigung: Eine geringfügig entlohnte Beschäftigung nach § 8 (1) Nr.1 SGB IV liegt vor, wenn das Arbeitsentgelt aus dieser Beschäf-
tigung (§ 14 SGB IV) regelmäßig im Monat 450,- € nicht überschreitet. Bei Kombination einer sozialversicherungspflichtigen Hauptbeschäftigung mit einem Mini-
Job bleibt dieser sozialversicherungsfrei.
2. kurzfristige Beschäftigung: Eine kurzfristige Beschäftigung liegt nach § 8 (1) Nr.2 SGB IV vor, wenn die Beschäftigung für eine Zeitdauer ausgeübt wird, die im
Laufe eines Kalenderjahres seit ihrem Beginn auf nicht mehr als 2 Monate oder insgesamt 50 Arbeitstage nach ihrer Eigenart begrenzt zu sein pflegt oder im
Voraus vertraglich begrenzt ist.
Zugangsrisiko/Risiko, aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung heraus arbeitslos zu werden
Das Risiko, aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung heraus arbeitslos zu werden, bezieht den Zugang in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung am 1. Ar-
beitsmarkt einschließlich (außer-)betrieblicher Ausbildung eines Monats auf den Bestand an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung des Vormonats. Um
saisonale Schwankungen auszugleichen, wird ein gleitender Jahresdurchschnitt verwendet. Aufgrund von Datenrevisionen kann es zu Abweichungen mit früheren
Veröffentlichungen kommen.