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TEXT RAUM Bibliodrama Information 8. JAHRGANG 17. AUSGABE NOVEMBER 2002 Gesellschaft für Bibliodrama e.V. DIE BEDEUTUNG UND WIRKUNG DER GRUPPE IM BIBLIODRAMAPROZESS THEORETISCHE ÜBERLEGUNGEN UND PRAKTISCHE BEOBACHTUNGEN DAS GRUNDTVIG-PROJEKT DIE NEUE SCHRIFTENREIHE "BIBLIODRAMA KONTEXTE" BUCHBESPRECHUNGEN, TERMINE, BERICHTE

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TEXT

RAUM

Bibliodrama Information8. JAHRGANG 17. AUSGABE NOVEMBER 2002

Gesellschaft für Bibliodrama e.V.

DIE BEDEUTUNG UND WIRKUNGDER GRUPPE IM BIBLIODRAMAPROZESS

THEORETISCHE ÜBERLEGUNGEN UND PRAKTISCHE BEOBACHTUNGEN

DAS GRUNDTVIG-PROJEKTDIE NEUE SCHRIFTENREIHE "BIBLIODRAMA KONTEXTE"

BUCHBESPRECHUNGEN, TERMINE, BERICHTE

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Das Redaktionsteam Brief an die Leserinnen und Leser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3

Grundsätzliche Beiträge

Jürgen Weiß „Ein weites Feld...“ Bibliodrama und Gruppenprozesse aus der Sicht derThemenzentrierten Interaktion (TZI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4

Ursula Runschke Funktion und Wirkung der Gruppe im Bibliodrama – Die Gruppe ist der eigentliche Ort von Bibliodrama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

Maria Elisabeth Aigner „Werkstatt.Bibliodrama” - Eine Gruppe von BibliodramaleiterInnen auf dem Weg. . . . . . . . . .7Márta Muzsnai Hubai Die Anwendung und Wirkung der Methoden des Bibliodramas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9Else Natalie Warns Rituale im Bibliodrama – bibliodramatische Symbolhandlungen im Gruppenkontext . . . . . .14Else Natalie Warns „Jakobs und Labans Steine“ oder „Was steht im Mittelpunkt - die Gruppe, der Text

oder der gesellschaftliche Kontext?“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18

Praxisbeschreibungen

Annegret Möser Bibliodrama - ein biblischer Text kommt mir entgegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21Ulrich Müller „Auf dem Weg nach Emmaus“ - Bibliodrama-Wochenende für Väter und Kinder . . . . . . . . .22Karl-Martin Harms Bibliodrama mit Jugendlichen im Schwarzlicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Cäcilia Koch „Was geht uns Maria an?“ Zwei Praxisberichte: Portraits von Maria aus Nazareth . . . . . . . . .27

Vom Bibliodrama zum Gottesdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29Marjan Meeuwsen/ “Parc imaginaire” – Die Gruppe an der Schnittstelle von Playing Arts und Bibliodrama . . . . .31

Andreas Pasquay

Resonanzen

Regine Joy Birke Resonanz auf den Studientag der AG BibliOdrama über Rituale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33Ildikó Donáth-Muntag Erste Resonanz auf das Symposium in Graz und die Konsultationstage . . . . . . . . . . . . . . . . .33

Buchbesprechungen

Heiner Aldebert „Resonanzen – Schwingungsräume Praktischer Theologie“ Gerhard Marcel Martin zum 60. Geburtstag, hrsg. von Constanze Thierfelder und Dietrich Hannes Eibach . . . . . . .34

Hans-Jörg Rosenstock „Bibliodrama – Theorie, Praxis, Reflexion“ hrsg. von Uta Pohl-Patalong und Elisabeth Naurath . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .35

Else Natalie Warns „Liturgische Körper – Der Beitrag von Schauspieltheorien und –techniken für die Pastoralästhetik“ von Marcus A. Friedrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36

Uta Pohl-Patalong „Die therapeutische Dimension des Bibliodramas” von Hans Christoph Goßmann . . . . . . . .37

Nachrichten aus der Bibliodramabewegung

Peter Varga Gründung des Ungarischen Bibliodrama Vereins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38Kriszta Eisenbarth Einladung zu den Ungarischen Bibliodramatagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38

Pressemeldung über den Kongress in Graz 2002-09-27 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38Angebote aus der Bibliodramabewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39

Nachrichten aus der Gesellschaft für Bibliodrama e.V.

Einladung zur Mitgliederversammlung, zum Studientag und andere Treffen . . . . . . . . . . . .40Vorankündigung der Schriftenreihe „Bibliodrama Kontexte“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41Grundtvigprojekt Bibliodrama-Lanzeit-Fortbildungin Europa, 2. Projektjahr . . . . . . . . . . . . .42Einladung zum Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43Angebote von Mitgliedern der GfB e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . Extra-Blatt in der Mitte des Heftes

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Liebe Leserinnen und Leser,

Mit dieser Ausgabe sind wir mit dem Erschei-nen des TEXT RAUMES nun wieder im Rhyth-mus und bitten so mit leichterem Herzenum Nachsicht für die Verspätung des letztenHeftes. Leider erreichte deshalb unsereöffentliche Einladung für dieses Heft, theore-tische und praktische Beiträge zum ThemaDIE GRUPPE IM BIBLIODRAMA zu schrei-ben, einige mögliche Autoren zu spät.Aber dafür glückte es uns, einzelne Biblio-dramatikerInnen für Beiträge zu gewinnen,die sich mit der Bedeutung und Wirkung derGruppe im Bibliodramaprozess befassen. Sofinden sich reflektierte Beschreibungen vonErfahrungen mit verschiedenen therapeuti-schen und spielpädagogischen, gruppendy-namischen, seelsorgerlichen, didaktischen,ästhetischen und anderen Ansätzen imBibliodrama und genaue - auch kritische -Beobachtungen zu den Fragen, die sich ausdem Verhältnis der verschiedenen Arbeits-formen zur Gruppe, zu den einzelnen Teil-nehmenden, zu den Leitenden, zu den Kon-texten und zum (Gruppen-)Prozess desBibliodramas ergeben. Bei manchen Auto-rInnen wird der Bezug zum Text kaum mehrerwähnt, vielleicht, weil er selbstverständ-lich ist für das Bibliodrama? Bei anderenspiegelt sich das Gruppengeschehen im Pro-zess mit dem Text. Werden nicht vieleGruppenprozesse durch den jeweiligen Textausgelöst? Die Frage der Textwahl könnte indiesem Zusammenhang noch einmal anBedeutung zunehmen.

DIE ERSTEN SECHS ARTIKEL reflektieren dengenannten Zusammenhang. Jürgen Weiß ausMecklenburg zieht den Vergleich zurThemenzentrierten Interaktion (TZI) undGruppendynamik. Ursula Runschke ausJosephstal beschreibt, ausgehend vomPsychodrama, Bedeutung und Wirkung derGruppe im Bibliodrama. Màrta MuzsnaiHubai aus Budapest stellte eine Kurzfassungihrer Doktorarbeit „Anwendung und Wir-kungen der Methoden des Bibliodramas“zum Abdruck zur Verfügung. Maria ElisabethAigner aus Graz reflektiert den konkretenGruppenprozess der Mitglieder einer konti-nuierlichen Bibliodrama Werkstatt. ElseNatalie Warns aus Bielefeld überdenkt dieRolle der Teilnehmergruppe und der gewähl-ten Texte bei ihrer Planung und Durchfüh-rung eines Studientages über Rituale imBibliodrama.

Aber PRAXIS UND REFLEXION sind schwerzu trennen. So sind auch die fünf Praxisbei-spiele zu Bibliodramen mit bestimmten

Gruppen mehr oder weniger reflektiert.Ulrich Müller aus Dresden hat mit Väternund ihren kleineren Kindern bibliodrama-tisch gearbeitet. Karl Martin Harms ausHannover hat Schwarzlichttheater für dasBibliodrama mit Jugendlichen entdeckt.Caecilia Koch aus der Schweiz hat mit Frau-en das Leben Marias durchgespielt und ist zueinem liturgischen Spiel im Gottesdienstgelangt. Annegret Möser beschreibt, wie ineiner Gruppe jede/r über einen ästhetischenunbewussten Zugang einen eigenen Text fin-det.Andreas Pasquay beobachtet die Rolle derGruppe in einem experimentellen Bibliodra-ma-Workshop mit Tanz und „playing art“.Unter Resonanzen reagiert Regine Joy Birkeaus Berlin auf den Studientag über Rituale.

Dieses Mal sind viele BUCHBESPRECHUNGENzusammengekommen: Hans-Jörg Rosen-stock informiert kurz über das Buch „Biblio-drama – Theorie, Praxis, Reflexion“ heraus-gegeben von Uta Pohl-Patalong undElisabeth Naurath. Heiner Aldebert hat dasBuch „Resonanzen – Schwingungsräumepraktischer Theologie“ gelesen, das zu Ger-hard Marcel Martins 60. Geburtstag heraus-kam. Else Natalie Warns hat das Buch „Litur-gische Körper – Der Beitrag vonSchauspieltheorien und –techniken für diePastoralästhetik“ von Marcus A. Friedrich fürdas Bibliodrama entdeckt. Uta Pohl-Patalongdenkt über „Die therapeutische Dimensiondes Bibliodramas“ bei Hans Christoph Goß-mann nach.

In einer Arbeitsgruppe zum Thema „ETHIKIM BIBLIODRAMA“ beim Symposium inGraz hatte sich als erster gemeinsamer Satzder Teilnehmenden folgende Formulierungherausgeschält: Ethik im Bibliodrama grün-det sich auf der Ehrfurcht vor den Teilneh-menden als Menschen, vor ihrem Gruppen-prozess, vor dem Bibeltext und vor Gott.Jemand fügte hinzu: „auch: Ehrfurcht vorsich selbst als Leitung“. Damit ist das Themadieses Heftes aufgenommen und zugleicherweitert worden.Das nächste Heft, Nr.18, soll die Überlegun-gen des „Ethiktages“ vom 12. Januar 2002weiterführen und vertiefen: Thema: ETHIKim Bibliodrama. Wir wollen ausführlich vonden Arbeitsformen und ersten Begriffsamm-lungen zu verschiedenen Themen berichten,die sich nicht nur beim „Ethiktag“ ergebenhaben. Auch die Arbeitsgemeinschaft derBibliodrama-WeiterbildnerInnen (AGBW)will sich weiter damit befassen.„Ethik“ betrifft die Verantwortung der Lei-tung und der Teilnehmenden im und für den

Bibliodramaprozess. Aus der Bibliodrama-Supervision wissen wir: Das Thema „Ethik“kommt auf, wenn jemand empfindet, diesoder das im Bibliodrama hätte vermiedenwerden können, ja sogar: hätte nicht passie-ren dürfen. Es spricht leidvolle Lernerfahrun-gen von Leitenden und das Entstehen vonWiderstand bei Teilnehmenden an – alsoungern ausgesprochene Erlebnisse. Den-noch können und müssen sie vielleicht ein-mal zur Diskussion gestellt werden, wennohne Namens- und Ortsnennung berichtetwird. Also – kleine und große Beiträge, diepositive und negative Erfahrungen in diesemZusammenhang darstellen und/oder reflek-tieren, sind uns willkommen. Es sollten auchnicht unbedingt so lange Beiträge wie die inden Heften 14 und 15 sein. Etwa 4 bis 7Schreibmaschinenseiten wären gut.Wer Mut und Lust hätte, etwas zu schreiben,melde sich bitte bis Ende Dezember 2002bei der Redaktion.

DIE SILHOUETTEN von Gruppensituationenhat Else Natalie Warns aus Photos vonBibliodrama-Veranstaltungen herausgezeich-net - vielleicht wecken sie ja bei manchemErinnerungen?!

DAS LAYOUT für dieses Heft haben Kati undNils Becker aus Berlin gestaltet. Angelika undManfred Wolter, die unsere Zeitschrift vonBeginn an grafisch und verlagstechnischbetreut hatten, mussten mit schwerem Her-zen ihr Werk in andere Hände legen. DieRedaktion dankt Ihnen für die Kreativität,Mühe und den Geschmack, mit dem sie 15Heften des TEXT RAUM ein Gesicht gegebenhaben.

Mit herzlichen Grüßen aus der Redaktion

Else Natalie Warns, Uta Pohl-Patalong,Gudrun Jäger, Andreas Pasquay, WolfgangWesenberg

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Der Vergleich zeigt, dass es deutlich Berüh-rungen zwischen diesen ‘Denkmodellen’gibt. Deshalb ist es aus meiner Sicht durch-aus sinnvoll, sich an die Einsichten derGruppendynamik und der TZI für die Pla-nung und Durchführung eines Bibliodramaszu erinnern, sie zu berücksichtigen und zunutzen. Denn: als LeiterIn eines Bibliodra-mas brauche ich nicht nur eine Vorstellungdavon, zu welchen ‘Zielen’ ich mit dembiblischen Text ‘an sich’ und für die einzel-nen TeilnehmerInnen kommen will, son-dern ich brauche eine solche ‘Zielvorstel-lung’ auch für ‚die Gruppe'. Im aktuellenVerlauf des Bibliodramas muss diesesGruppenziel als innerer Kompass der Lei-tung erhalten bleiben und die „Entwick-lungsphasen der konkreten Gruppe“ müs-sen im Vollzug berücksichtigt werden. Dennwer in der Leitung eines Bibliodramas den

Gruppenprozess missachtet, der begibt sichin die Gefahr, vom ihm aufgefressen, alsovon seiner Eigendynamik abhängig zu wer-den. Für die Wahrnehmung dieses Prozes-ses erweisen aus meiner Sicht die Modellevon Rubner/Rubner (bzw. auch von Dant-scher) vor allem als ‘Analyseinstrument’ ihrebesonderen Stärken - vor allem in derBeachtung der Grundängste und -konfliktein den einzelnen Phasen auf Seiten derGruppenmitglieder (5) und der Leitung (hierbesonders durch die Wahrnehmung undReflexion der Gegenübertragungen im Lei-tungsteam). So können Antworten auf Fra-gen gefunden werden, die für das Erreichendes Gesamtzieles eines Bibliodramas ausmeiner Sicht unabdingbar sind:A) im Blick auf den 'Standort' der Gruppe:

In welcher Phase befinden sich die ein-zelnen Gruppenmitglieder?

In welcher Phase befindet sich die(Gesamt-)Gruppe?In welcher Phase befinden sich die ein-zelnen Mitglieder des Leitungsteams?In welcher Phase bewegt sich das Teamals Ganzes?Stimmt die Phase der Gruppe mit derder Leitung überein?

B) im Blick auf weitere Schritte im Prozessdes Bibliodramas durch die Reflexiondes Gruppenprozesses und entspre-chend hilfreiches Verhalten der Leitungin den verschiedenen Phasen.

Rubner/Rubner nennen folgende Aspektefür die einzelnen Phasen:

Zu 1.: ORIENTIERUNG UND ABHÄN-GIGKEIT: „Themen und Strukturen setzen,die eine erste Orientierung und die Infor-mationsaustausch ermöglichen; -Freiraumlassen für die Annäherung, bzw. Distanzie-rung, für Sich-Öffnen und Sich-Verschlies-sen; -überschaubare und angstreduzieren-de Strukturen setzen, die persönlicheBegegnung ermöglichen; - Möglichkeiteneinräumen, den persönlichen Bezug zumKursthema herzustellen.“

Zu 2.: KAMPF UND FLUCHT: „Themenund Strukturen setzen, die Auseinanderset-zung (zwischen den TN und zwischen derGruppe und der Leitung) ermöglichen, d.h.Raum zum Austragen von Konflikten geben;- Feedback - Übungen einbauen; - Sich aus-einandersetzen mit den ihr geltenden nega-tiven Übertragungen und den auf sie gerich-teten Projektionen (aber sich nierechtfertigen) - die Leitung muss standfestsein, d.h. sich ihre Leitungsrolle nicht ausder Hand nehmen lassen; - Aggression undDestruktion zulassen und in sich aufneh-men als etwas Menschliches, d.h. nicht wer-ten und (ver)urteilen; - im Konflikt zwischenTN muss er Mittler (nicht Richter) sein, d.h.er soll neutral bleiben.“

Zu 3.: AUTONOMIE UND INTERDE-PENDENZ: "-Integration von Außenseiternin die Gruppe; -Gelegenheiten schaffen,dass der einzelne seine Fähigkeiten erkenn-nen und zum Wohl des Ganzen einbringenkann; -Aufgaben und Strukturen setzen, dieGemeinsamkeit schaffen und gemeinsamesSchaffen ermöglichen."

TEXT RAUM

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Jedes Bibliodrama durchläuft seinen eigenen Gruppenprozess und als solches unterliegtes neben allem anderen auch gruppendynamischen ‘Gesetzmäßigkeiten’ und Abläufen.

In ihrem Buch "Bibliodrama als Prozess" (1) unterscheiden N. Warns und H. Fallner fünfSchritte (2) der Annäherung an biblische Texte in einem Bibliodrama.Solche ‘Schritte’ in einem Prozess kennen auch ‘die Gruppendynamik’ (3) und die "The-menzentrierte Interaktion" (TZI) nach Ruth Cohn. Hier haben sich besonders A. und E.Rubner mit den "Entwicklungsphasen einer Gruppe" (4) auseinandergesetzt.

Setzt man die Einsichten dieser Autoren miteinander in Beziehung, ergibt sich folgendesnatürlich etwas schematisches ‘Bild’:

GRUNDSÄTZLICHE BEITRÄGE ZUM THEMA BEDEUTUNG UND WIRKUNG DER GRUPPEIM BIBLIODRAMAPROZESSJürgen Weiß, Mecklenburg-Vorpommern

"Ein weites Feld...": Bibliodrama undGruppenprozesse aus der Sicht der TZI (Themenzentrierte Interaktion)

WARNS/FALLNER(Bibliodrama)

1. Einlassung undSensibilisierung

2. Berührung undKonfrontation

3. Identifikation und"Auseinander-Setzung"

4. Differenzierung undAktualisierung

5. Zusammenfassung, Ritu-al, Abschied

DANTSCHER(Gruppenarbeit)

1. Voranschluss- oderOrientierungsphase

2. Machtkampfphase

3. Vertrautheitsphase

4. Differenzierungsphase

5. Trennungsphase

RUBNER/RUBNER(TZJ)

1. Orientierung undAbhängigkeit

2. Kampf und Flucht

3. Autonomie undInterdependenz

4. Vertrauen und Intimität

5. Trennung und Abschied

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Zu 4.: VERTRAUEN UND INTIMITÄT: "-Zunehmendes Sich-Zurücknehmen undÜbertragen von Verantwortung auf einzelneund auf die Gruppe; -Themen und Struktu-ren setzen, die persönlichen und emotiona-len Austausch (auch und gerade inform vonPaargesprächen) ermöglichen; -Vielfalt derGefühle zulassen und zur Sprache kommenlassen (aber sie nicht agieren!); -Feedback-Übungen anbieten."

Zu 5.: TRENNUNG UND ABSCHIED: -"Möglichkeiten zur Rückschau und zur Vor-schau, zur Auswertung und zum Transfergeben; -Feedback (v.a. auch gegenüber derLeitung) ermöglichen; -Raum zum Trauernlassen; -Abschiedsrituale anbieten; -jedenden eigenen Weg gehen lassen".

Besondere Aufmerksamkeit verdient nachmeiner Erfahrung die zweite Phase ("Kampfund Flucht"). In dieser ‚Machtkampfphase'fallen für den Gesamtprozess wesentlicheEntscheidungen. Es kann zwischen Teilneh-mern untereinander und zwischen Teilneh-mern und Leitung zu 'Zerreißproben'kommen. Wenn es gelingt, den Macht-kampf 'offen' auszutragen, wird der Über-gang der einzelnen und der Gesamtgruppezu "Autonomie und Interdependenz" mög-lich. Wird er verdeckt ('unbewusst') agiert,sind "Abspaltungen" (vom Rückzug bis zumAusscheiden von Gruppenmitgliedern) zuerwarten und möglich. Und ein solches Verhalten einzelner odervon Subgruppen wird in vielen Fällen eine'neue Krise' in der Gruppe und zwischenGruppe und Leitung auslösen.In der TZI spricht man in diesem Zusam-menhang von "Störungen" und gibt ihnenden Vorrang vor der weiteren ‚Sacharbeit',weil man sie als einen zur Zeit nicht verfüg-baren (unbewussten) Beitrag ‚der/s Stören-den' zum Thema versteht. Und so verstanden sind solche ‚Störungen'einerseits ein deutlicher Hinweis auf "Uner-ledigtes" und verdienen besondere Beach-tung. Um sie "aufzuarbeiten", bedarf es anderer-seits einer größeren Energie auf Seiten derLeitung und der Gruppe:

die Leitung muss 'einsehen', dass siedem Gruppenprozess nicht genügendAufmerksamkeit und Beachtunggeschenkt hat;die Gruppe wird mit "regressiven Ver-haltensweisen" einzelner Gruppenmit-glieder konfrontiert. Das 'stört' alle, diefür sich schon 'weiter' waren.

Zugleich entstehen in diesem komplexen'Störungsfeld' die Energien, die (gruppendy-

namisch) nötig sind, damit die Gruppe indie je nächste Phase eintreten kann.Wenn ein "Störung" nicht bearbeitet wird,dann hat der Gruppe entweder

A) der Leidensdruck gefehlt, der zur Klä-rung nötig ist, oder

B) die Leitung hat die notwendige Aus-einandersetzung durch unsachgemäßeInterventionen verhindert, oder

C) Leitung und/oder Gruppe hatten vordem sich in der Störung zeigenden Konfliktzu viel Angst und das hat

D) dazu geführt, dass der 'Tiefenkonflikt'weder von der Leitung noch von derGruppe wahrgenommen werden konntebzw. wurde.Das Gesamtfeld wird noch dadurch ver-kompliziert, dass jede und jeder einzelneim Kontext ihrer und seiner psychisch - phy-sischen Konstitution eine unterschiedlicheGrundeinstellung zu solchen ‚Störungen'hat. Während manche schon eine schlichte‚Auseinandersetzung' als dramatische Kriseerleben, brauchen andere erst einen ‚hefti-gen Konflikt', um sich einer ‚Störung' zustellen. Wenn Störungen grundsätzlich nicht beach-tet werden, kann es in einer Bibliodrama-gruppe zu dramatischen Szenen kommen.Solche Szenen werden in der Regel alsschrecklich, vernichtend und auswegloserlebt: Urängste werden reaktiviert (Regres-sion) und alte (in den Primärbeziehungenerlernte) Lösungsstrategien werden unbe-wusst eingesetzt. Erst wenn es zunächst mindestens einemBeteiligten gelingt, aus diesen alten Musternherauszutreten, kann es zu Lösungenkommen. Für dieses 'Heraustreten' wird invielen Fällen die Hilfe einer/s Dritten benö-tigt. Ihr/sein Dazwischentreten, ihre/seine'Draufsicht' ("Supervision") schafft Distanzund Raum und hilft, die 'Gespenster derVergangenheit', die sich in "Abwehrmecha-nismen" ("Übertragung", "Gegenübertra-gung", "Projektionen") 'verdinglicht' haben,aufzulösen. Diese Funktion kann die Leitung überneh-men, wenn sie selbst nicht ‚in das Drama'verwickelt ist. Solche Verwicklungen kannsie vermeiden, wenn sie sich entsprechendverhält (vgl. bes. Pkt. 2).

Summa summarum: Für die Planung undGestaltung eines Bibliodramas bieten dieEinsichten und Erkenntnisse ‚der Gruppen-dynamik' und ganz besonders der TZI viele‚Ressourcen' an, die BibliodramaleiterInnenaus meiner Sicht nicht ungestraft missach-ten können und deren Chancen und Nut-zung sie nicht verschenken sollten.

Solche gruppendynamischen ‚Prozess-Modelle' erreichen allerdings dann ihreGrenzen und überfordern sich selbst, wennsie nicht mehr als 'innerer Kompass' (derLeitung) verstanden werden, sondern alsvorgegebene 'Fahrtroute' für das aktuelleGeschehen in einer Gruppe, die als solche'abgefahren' werden kann und ‚abzuarbei-ten' ist.Die "Bibliodrama Fortbildung in Aufbau-form" umfasst inzwischen fünf Kursteile. Esbietet sich an, auch diese fünf Kurswochenmit den fünf Entwicklungsphasen einerGruppe in Beziehung zu setzen. Zunächst ist davon auszugehen, dass jedeKurswoche für sich die einzelnen Gruppen-phasen ‚durchläuft' bzw. eben ‚Unerledigtes'im nächsten Kursteil (als ‚Störung') wieder‚auftaucht'.

Weiterhin nimmt nach meinem Verständnisdieses Modell der Bibliodramafortbildung inden Schwerpunkten für die einzelnen Kurs-wochen zumindest für den zweiten undvierten Kursteil die Gruppenphasen eben-falls in den Blick, wenn für die zweite Kurs-woche ("Kampf und Flucht") formuliertwird: "2. Kursabschnitt: ein biblischer Textin Korrespondenz zur sozialen Wahrneh-mung - Glauben und interpersonale Bezie-hungen". Der 'Machtkampf' wird wohl sogarinitiiert und betont, wenn in diesem Kursteilein biblischer Text zum Thema wird, in demes in besonderer Weise um das Verhältnisvon Frau und Mann geht.Und: es braucht "Vertrauen und Intimität"(4. Phase) um sich in der vierten Kurswocheauf das je eigene Gottesbild im Kontext derGottesbilder 'der anderen' einlassen zukönnen.

1) BIBLIODRAMA ALS PROZEß, HG.V. E. N. WARNS UND

H. FALLNER, 2. AUFL. LÜNEBURG 1999.

2) DASS ES SICH DABEI NICHT NUR UM EINE INHALTLICH-SACHLICHE ODER FORMAL-METHODISCHE ABFOLGE HAN-DELT, SONDERN AUCH UM ZEITLICH AUFEINANDER FOL-GENDE SCHRITTE, DEREN REIHENFOLGE NICHT BELIEBIGVERÄNDERBAR IST, ERGIBT SICH MEINES ERACHTENS AUSDEM GESAMTDUKTUS.

3) VGL. Z. B.: R. DANTSCHER: ARBEITSMATERIAL FÜRGRUPPENARBEIT, 2. AUFL., GELNHAUSEN 1977.

4) A. UND E. RUBNER: ENTWICKLUNGSPHASEN EINERGRUPPE, IN: THEMENZENTRIERTE INTERAKTION, H. 2,1991, S. 34 - 48.

5) VGL. DAZU RUBNER/RUBNER, A.A.O., S. 39FF. SIE

ANALYSIEREN DORT DIE EINZELNEN PHASEN UNTER DEN

DREI ASPEKTEN: "1. MERKMALE UND VERHALTENSWEI-SEN"; "2. DIE GRUPPE BEHERRSCHENDEN GEFÜHLE,PHANTASIEN UND WÜNSCHE" UND "3. KOMMUNIKA-TION UND INTERAKTION".

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„Bibliodrama in der Gruppenarbeit fürBeratung, Seelsorge und Verkündi-

gung“ hieß lange das Motto des Weiterbil-dungsprogramms für Bibliodrama-Leiten inBaukastenform im Studienzentrum fürevangelische Jugendarbeit Josefstal. DieseFormulierung macht deutlich, dass dieGruppe mit ihrem Primat des Erlebens vorder Erkenntnis - die aber zwingend dazukommen muss - für das Bibliodrama konsti-tutiv ist. Entsprechend wird oft am Ende vonBibliodrama-Seminaren das Miteinander inder Gruppe hervorgehoben und dieser aus-drücklich gedankt.

Zu den methodischen Schritten zu Beginneines Bibliodrama-Seminars gehört die Bil-dung eines Vertrauensnetzes. Diesgeschieht, indem die mitgebrachte Unsi-cherheit akzeptiert wird, indem Raum gege-ben wird für die Erfahrung von Körperwahr-nehmung, durch kreative Impulse zurKommunikation untereinander und Trans-parentmachen der Verfahrensschritte. Sowird das Sich-Zeigen und Von-sich-Spre-chen behutsam erleichtert.Die Aufmerksamkeit der Leitung auf dieEinzelnen, auf die Gruppe und den Textund die Balance zwischen diesen drei Grö-ßen wirkt auf die Einzelnen und dieGesamtgruppe. Die gestalterischen undspielerischen Elemente sollten Schritt fürSchritt ermutigend eingeführt werden.Dann können die Heiterkeit und der Ernstim biblischen Spiel mit Rollenübernahmeund Rollentausch ansteckend wirken undvermehrte Spielfreude auslösen. Masken-verhalten kann allmählich beiseite gelegtwerden. Die Leitung achtet weiter auf dieEntwicklung einer Kommunikationskultur.In den Auswertungsrunden, die der Integra-tion des Erlebten im bibliodramatischenSpiel dienen, muss oft zu Beginn desgemeinsamen Prozesses darauf hingewie-sen werden, dass wertfreie Beobachtungengeäußert werden. Dieses Kommunikations-verhalten sollte auch in den Supervisions-Seminaren und denen zur „übenden Lei-tung“ durchgehalten werden, wenn dasjeweilige Leitungsverhalten reflektiert wird.Unterstützt wird diese Regel durch das sub-jektive Rollen- und Kommunikationsfeed-back, in dem wahrgenommene Gefühle

ausgedrückt werden, und im Teilhabenlas-sen der anderen (Sharing) an Assoziationenaus dem eigenen Erleben, die durch dasbibliodramatische Spiel ausgelöst wurden.Ehrlichkeit sich und anderen gegenüberbekommt Raum. Respekt vor dem unter-schiedlichen Erleben der anderen kann ent-stehen. Verallgemeinerungen auf der Mei-nungsebene werden aufgelöst, weil sicheine Ahnung von unterschiedlichem Erle-ben eingestellt hat. Die Verständigungspro-zesse werden differenzierter, aber auchspannender. Neben dem Respekt demanderen gegenüber entwickelt sich Neu-gierde, Interesse an der je anderen Lebens-geschichte - auf den Weg gebracht durchdie gemeinsame Begegnung mit dem bibli-schen Text. Voraussetzung für solch eineKommunikationsqualität dürfte allerdingseine überschaubare Gruppe sein, die nichtmehr als 13 bis 15 Teilnehmende umfasst.

Bibliodramatische Grundhaltung: mit der Gruppe gehen

Damit sich die Einzelnen in Abstimmungmit der Gruppe und im Blick auf den Textfrei entfalten können, bedarf es einer Lei-tung, die sich trotz gründlicher text- undmethodenbezogener Vorbereitung auf denGruppenprozess einstellt und Impulse flexi-bel verändert. Die Gruppe wird bei Verän-derungen mitverantwortlich. Das entsprichteiner Maxime J. L. Morenos, der für einensolchen Umgang mit der Gruppe steht, fürden der Mensch auf Gemeinschaft undGesellschaft bezogen ist und dies verant-wortlich zu gestalten hat.

Wenn sich Kommunikationskultur und flexi-bles Leitungsverhalten verbinden, kann esfür die TeilnehmerInnen über das zu Beginndes gemeinsamen Arbeitens ausgespannteund immer mehr verstärkte VertrauensnetzGruppe zu einem Trampolineffekt kom-men: Einzelne nützen die Gruppe mit ihrenMöglichkeiten des Unterstützens, des Auf-fangens, des hilfreichen Begleitens. Sie nüt-zen den Überschuss- und Mehrwertcharak-ter der Gruppe, um Erfahrungen mit ihrenfremden Rollen zu machen und um so ihrVerhaltensrepertoire zu erweitern. DieserTrampolineffekt, die unterstützende Energie

der Gruppe, ermöglicht es dann auch, auseiner Identifikation im Rollentausch in dieGegenrolle zu gehen, um beispielsweiseeine konflikthafte Situation aus der anderenPerspektive wahrzunehmen und Verfesti-gungen zu verwandeln. Natürlich müssendie sich so einlassenden TeilnehmerInnendarauf vertrauen können, aus den über-nommenen Rollen wieder entlassen zu wer-den. Die Reflexion des Rollentausches kannzu der Einsicht führen, dass ein solcher Per-spektivwechsel in der Übertragung in All-tagssituationen ein hilfreiches Mittel in Kon-fliktsituationen sein kann.

Wirkungen von Bibliodrama durch die Gruppe

Wer Bibliodrama über einen längeren Zei-traum als Weiterbildung erlebt, machtErfahrungen und erfährt Veränderungen,die in besonderem Maße durch die Gruppevermittelt werden. Welcher Art diese seinkönnen, zeigen Äußerungen von Teilneh-menden nach dem über sechseinhalbWochen gehenden Weiterbildungspro-gramm:

Ich habe größere Freiheit und Mut zurSpontaneität gewonnen.Ich habe allmählich gelernt, den eige-nen Beitrag mutiger einbringen zu kön-nen.Die intensiven Auswertungsrundenohne analytisches Denken habennachhaltig Tiefen berührt.Die ungelebten Seiten sind deutlichergeworden. Ich bin mehr zum Eigenengekommen und habe so im Umgang mitanderen deren ganz andere Lebensent-würfe besser aushalten können.Ich habe gelernt, gelassener mit Einzel-nen und Gruppen und deren Blockadenumzugehen.Ich habe spontanen Empfindungennachgehen können.Ich kann mich herausfordern lassen,Veränderungen vorzunehmen.Ich habe Aggression und Wut in mirentdeckt, die lange verdeckt waren. Daskann Befreiung bedeuten.Ich konnte im geschützten RahmenPower und Aggressivität zulassen.

Ursula Runschke, MünchenFunktion und Wirkung der Gruppe im Bibliodrama - Die Gruppe ist dereigentliche Ort von Bibliodrama

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Dadurch bin ich lebendiger gewordenund näher an mich herangekommen.Ich kann mich mehr im eigenen Körpererleben.Ich habe die Erfahrung gemacht, Wei-nen zuzulassen. Das wird sich auf dieeigene Seelsorgepraxis auswirken.Ich kann verschiedene Facetten im Ver-halten zulassen.Ich bin authentischer geworden.

Auswirkungen auf den Alltag

Gleichsam als Nebenprodukt der Erfahrun-gen in und mit der Gruppe im Bibliodramagewinnen die Teilnehmenden eine Kompe-tenz, die in Kommunikationssituationen imAlltag zum Tragen kommen wird. Die hierpraktizierten Haltungen und Verfahrenswei-sen können auf heitere wie auch auf krisen-hafte Alltagssituationen angewandt befrie-

dend wirken. So sind Parallelen unserer inund mit der Gruppe entwickelten Kommu-nikationsweisen mit dem Konzept dergewaltfreien Kommunikation festzustellen,die Marshall B. Rosenberg für die unter-schiedlichsten Krisensituationen auf unse-rem Erdkreis entwickelt hat.1

Auch in der gewaltfreien Kommunikationgeht es um:

beobachten ohne zu bewerten,Gefühle wahrnehmen und ausdrücken,die Bitte um das, was unser Lebenbereichert (was in der Bibliodrama-gruppe oft spontan geschieht),ein empathisches Aufnehmen (was inder Bibliodramagruppe einerseits in derAuswertung, andererseits in der Interak-tion des Spiels geschieht),ein vollständiges Ausdrücken von Ärger(die befreiende Wirkung wurde in den

geschilderten Erfahrungen der Weiterbil-dungskandidatInnen deutlich),die beschützende Anwendung vonMacht,die eigene Befreiung und die Unterstüt-zung von anderen,die Wertschätzung und das Ausdrückenvon Anerkennung in gewaltfreierKommunikation.

In einer Bibliodramagruppe wird zusätzlichder Zugang Einzelner zur ihrer Spontaneitätmit ihren Einfällen und der sich anschlie-ßenden kreativen Gestaltung eröffnet. Diesist sicher auch eine wichtige Komponentefür die Übertragung in nicht immer einfacheAlltagssituationen.

1 M. B. ROSENBERG, GEWALTFREIE KOMMUNIKATION –AUFRICHTIG UND EINFÜHLSAM MITEINANDER SPRECHEN.PADERBORN 2002.

Der erste Freitag dieses Monats, Nach-mittag, es ist knapp vor 15.00 Uhr.

Wie so oft geht die große schwere Holztürzum Caritashaus nicht auf. Ich läute bei derTelefonseelsorge im ersten Stock – irgend-wo oben am Balkon Gelächter. Der Türöff-ner summt und ich drücke mich gegen dasGewicht der Tür. Stimmen von oben,Lachen, ein wenig müde von einer anstren-genden Woche schleppe ich mich in denersten Stock. Bekannte Gesichter sehen mirentgegen. Begrüßung, Hallos, Umarmun-gen, Taschen abstellen, Schuhe ausziehen,ankommen, Worte wechseln, wer ist da,wer fehlt, wer kommt noch...?, ein neuesGesicht, ich strecke meine Hand aus undstelle mich vor, Tische werden verschoben,noch ein Glas Wasser getrunken, die letztenReste einer mitgebrachten Suppe ausgelöf-felt und ein Kirschenstrudel verschlungen.Wer hat für heute vorbereitet? Endlichkommen wir auf dem schon so vertrautenSisalteppich zu sitzen. Ich freue mich ein-fach, hier zu sein, auf das, was kommenwird und von dem ich nicht weiß, wie eswerden wird: auf einige Stunden Bibliodra-ma...

In Österreich gibt es zwar schon längereZeit sporadische Bibliodrama–Events; eine

fließende Bewegung oder eine Szene istaber erst im Begriff zu entstehen. Vor rundvier Jahren hat die Österreichische Gesell-schaft für Pastoralpsychologie (ÖGfP) damitbegonnen, Weiterbildungskurse für Biblio-dramainteressentInnen anzubieten. Derzwei Jahre dauernde Kurs impliziert u.a.auch die gemeinsame Arbeit in kleinenregionalen Peergruppen. Dort wird experi-mentiert und gespielt, anzuleiten gewagtund erprobt; kritisiert, diskutiert und reflek-tiert und mitunter auch supervidiert. DiePeergruppe des ersten Weiterbildungstur-nus, die sich im Raum Graz zusammenge-funden hat, hat mit dem Ende der Ausbil-dung beschlossen, sich als Gruppeweiterzutreffen, um gemeinsam Bibliodra-ma zu praktizieren. Anfangs geschah dassehr zaghaft – mit einer ersten lilafarbigenEinladung eines initiativ Gewordenen, derdie „Katze aus dem Sack lässt...“ und ein-fach Ort (ein Pfarrsaal in einer Grazer Pfarr-re) und Zeit (17.00 Uhr, Winterzeit) für einerstes Treffen festsetzt und einlädt, zukommen – mit Ideen und Wünschen, wiewir weitermachen könnten. Bei diesemersten Spielabend versuchten wir eineBalance, die uns bis heute zu schaffenmacht – nämlich jene zwischen „demgemeinsamen Spiel, des Experiments, der

Erfahrung“ und „der Reflexion, dem gegen-seitigem Austausch oder den notwendigenInitiativsetzungen in Sachen Öffentlichkeits-arbeit“. Die Gruppe, die sich an diesemersten Abend zusammengefunden hat, warrelativ klein. Bei Kaffee und Schwedenbom-ben versuchten wir – allesamt sehr eigen-willige Charaktere, wie es eben bei Biblio-dramatikerInnen üblich ist –, uns darauf zueinigen, wie viel Struktur wir für weitereVorhaben brauchen, wer wann einen Pro-zess vorbereiten könnte, ob wir die Gruppefür Interessierte erweitern sollen usw. Dererste Baustein für eine gemeinsame Spiel-werkstatt wurde an jenem Abend gelegtund die erste Phase einer gemeinsamenSuchbewegung konnte beginnen, in der wiruns als angehende BibliodramaleiterInnenund als Spielgruppe auf den Weg machen,um von- und miteinander zu lernen.

Unsere Gruppe ist von Anfang an ein Kon-glomerat an Verschiedenheiten: Männerund Frauen, bereits mehr oder weniger alsBibliodramareferentInnen tätig, mehr amgemeinsamem Spiel oder eher am gegen-seitigen Austausch interessiert, Lautere undLeisere – Aktivere und Zurückhaltendere,Befreundete und Distanziertere. Allengemeinsam ist: sich zusammenzufinden,

Maria Elisabeth Aigner, Graz„Werkstatt.Bibliodrama“ – eine Gruppe vonBibliodramaleiterInnen auf dem Weg Die Werkstatt.Bibliodrama und ihr Entstehungsprozess

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weil es bei diesem Treffen um Bibliodramageht. Unsere Gruppe gestaltet sich bei jederZusammenkunft anders: Bunte Farben, dieineinander fließen – jedes Mal ergibt sichdabei ein anderes Bild: Je nachdem, wer zudiesem Zeitpunkt in welcher Farbe leuch-tet, wer fehlt, wer die neutralen und diedunklen Farben einbringt und wer mit denhellen oder grellen ankommt. Das Ganze istmehr als die Summe seiner Teile, und diesesGanze ist geprägt vom gemeinsamen Inter-esse am Bibliodrama. Die Lust am gemein-samen Spiel, am Experiment, am methodi-schen Erproben und Vertiefen brauchtStruktur und Klarheit sowie Verbindlichkeit,was wir uns erst mühsam erarbeiten muss-ten. Weil sich die Intensität eines dreistün-digen Bibliodramaprozesses, der abwech-selnd von zweien aus unserer Rundevorbereitet und geleitet wird, vehementRaum verschafft, blieb der gegenseitige Aus-tausch nur zu oft auf der Strecke. So scho-ben wir Extra-Treffen ein, bei denen wirüber unsere Erfahrungen als ReferentInnensprachen, Überlegungen anstellten, wo wirBibliodrama anbieten könnten und welcheWerbestrategien dabei zu verfolgen sind.Recherchen waren in der Zwischenzeit zutätigen, Kontakte zu knüpfen, Fotosessionszu organisieren, Abstracts von Lebensläufenfür diverse Homepages zu schreiben. Dabeiwurde unterschiedlich viel an Energie undEngagement investiert. Stimmt da dasGeben und Nehmen noch? Wer spricht die-ses Thema der Gegenseitigkeit wann undwie an? Kann das sein, dass Konkurrenzschon zu einem so frühen Zeitpunkt einThema wird?

Langsam – nach zwei bis drei Jahrengemeinsamer Suche nach dem trial-and-error-Prinzip – hat sich eine Struktur für diegemeinsame Arbeit herauskristallisiert, diefür alle Beteiligten hilfreich ist: wir gründendie „Werkstatt.Bibliodrama“. Ein Kern vonacht Leuten setzt alle zwei Monate jedenersten Freitag einen Spieltermin fest. Wirtreffen uns um 15.00 Uhr und spielen bismax. 18.30 Uhr. Zu diesem von jemandemvon uns vorbereiteten und geleiteten Pro-zess laden wir Bibliodramainteressierte ausunserem Freundes- und Bekanntenkreisein, um mit uns gemeinsam Bibliodrama zupraktizieren. Anschließend setzen sich die„Werkstattleute“ noch zusammen, um überLeitungsstil, Prozessverlauf, methodischeFragen zu diskutieren. Da wir alle in dergleichen Ausbildung waren und in unter-schiedlichen kirchlichen und außerkirch-lichen Kontexten Bibliodrama leiten, befin-den wir uns prinzipiell auf demselben

Erfahrungslevel und sind auch geübt ingegenseitigem Feedback und Kritik. Trotz-dem stellen gerade die gegenseitige Kritik,der Austausch über neue Auftragsmöglich-keiten, die unterschiedlichen Suchbewe-gungen in methodischer Hinsicht Reibungs-punkte dar. Diese Reibungspunkte sindständig Herausforderung; sie fordern auf,miteinander in Kontakt und im Austauschzu bleiben, auch wenn es mühsam undschwierig wird.

Die Gruppe im Bibliodrama – Erkennt-nisse auf dem Hintergrund der Werk-statt.Bibliodrama

In diesen spezifischen Erfahrungen, die wirals eine Gruppe angehender wie bereitspraktizierender BibliodramaleiterInnen imRahmen einer gemeinsamen „Werkstatt“machen, spiegelt sich auch die Bedeutungder „Gruppe“ als solche im Rahmen einesBibliodramaprozesses wider: Im Bibliodra-ma kommt der Gruppe – egal ob es ihrbewusst ist oder nicht - die Aufgabe zu, fürBalance zu sorgen. Dabei geht es um denAusgleich von Gewichtungen unterschied-lichster Art, wie z.B. das gleichzeitige wieungleichzeitige Zusammenspiel zwischenText, Gruppe, Ich und dem Kontext, in demder Prozess stattfindet. Es kann auch um dieBalance zwischen Strukturvorgaben oderInterventionsschritten und dem Zulassen-können dessen, was im Prozess geradeGestalt und Raum nehmen will, gehen. Inunseren Prozessen als Werkstatt erleben wirdiese Balancefindungen in mehreren Varia-tionen: natürlicherweise im Rahmen dereigenen Spielprozesse, aber auch außerhalbdavon, häufig als Spannung, die geprägt istvon den Polen der Lust an der gemeinsa-men Spielerfahrung und der Notwendig-keit, die Arbeit zu strukturieren und sich zuorganisieren.

Das Zusammenfinden einer Gruppe – egalob im Bibliodrama oder sonst wo –geschieht weiter nicht ohne Gruppendyna-mik. Damit geht die Frage einher, welchenRaum gruppendynamische Prozesse ein-nehmen bzw. wer der jeweiligen Dynamikwelches Gewicht gibt. Wenn auch die TZI-Regel „Störungen haben Vorrang“ für dieprozessorientierte Arbeit in Gruppen unab-dingbar bleibt, kann es sein, dass die „Stör-faktoren“ übermächtig ihre Gestalt zu ent-falten beginnen. Der Prozess, der in derfortandauernden Bewegung der Einzelnensowie der Gruppe als Ganze mit dem Textfließen will, kann dadurch permanent eine

Unterbrechung erfahren. Die andere Seiteder Medaille ist, wenn sich eine Gruppeaufgrund zu starker Harmoniebedürfnisseoder aus Konfliktscheu der eigenen Kraft,von der der Bibliodramaprozess auch zueinem ganz wesentlichen Teil lebt, beraubt.Der Text oder das Thema kommen ja erstdurch die Bewegung der Gruppe insSchwingen und nehmen so andere Aggre-gatzustände an. Im gegenseitigen Austauschim Rahmen unserer Werkstatt erleben wirdiese Spannung zwischen Harmoniebedürf-nis und Konfliktfähigkeit sehr häufig. Gera-de wenn es um die gegenseitige Kritik unse-rer Arbeit geht, erleben wir, wiefruchtbringend die wohlüberlegte Balancezwischen wertschätzender Würdigung ein-erseits und Konfrontation andererseits ist.Dies gilt in unserem Fall eben auch nichtnur für den Kontext des Bibliodramapro-zesses selbst, sondern auch im Miteinander„davor und danach“, wenn es um Vor- undNachbereitung, sowie um die damit in Ver-bindung stehenden organisatorischen Fra-gen geht.Ein mit der Gruppendynamik häufig in Ver-bindung stehendes - jedoch womöglichbesonders in der Bibliodramaszene gerneunter den Teppich gekehrtes - Thema ist dieKonkurrenz. Auch in Bibliodramaprozessenbringt es die Unterschiedlichkeit der Einzel-nen, die eine Gruppe bilden, mit sich, dassKonkurrenz entsteht – untereinander, inner-halb des Leitungsteams oder auch zwischenTeilnehmerInnen und Leitenden. Konkur-renz kann auch durch den Text ins Spielkommen, ist aber in jedem Fall bereicherndund befruchtend, sofern sie sein darf undproduktiv mit ihr umgegangen wird. Sie isteine Chance, die eigenen Stärken undSchwächen zu reflektieren sowie gegebe-nenfalls zu überprüfen, ob das gegenseitigeGeben und Nehmen im Miteinander undgegenseitigen Lehr- und Lernprozess nochstimmt. Unsere Werkstatt, in der wir alsangehende und teilweise schon praktizie-rende BibliodramaleiterInnen experimen-tieren und unsere Leitungsfunktion erpro-ben, liegt das Thema Konkurrenzgewissermaßen automatisch in der Luft.Dabei machen wir die Erfahrung, dass Kon-kurrenz dann zum Problem wird, wenn wiruns - sei es nun beabsichtigt oder unbeab-sichtigt - Informationen vorenthalten. Werhat wo einen Auftrag bekommen, wer ist anwelchem Thema dran, wer arbeitet mitwem an welcher Sache, wer plant ein neuesProjekt usw. sind wichtige Anliegen, dieausgetauscht werden müssen, wenn unseregemeinsame Suche, unser voneinander Ler-nen im Fluss bleiben soll.

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Die Gruppe, die sich gemeinsam einerSache widmet – sei es nun in einem singulä-ren Bibliodrama-Event oder wie in unseremFall im Rahmen unserer Werkstattarbeit –stellt eine Herausforderung für alle Beteilig-ten dar. Die Einzelnen bestimmen in ihrerRollenübernahme (ganz gleich ob diese inAlpha-, Beta- und Gammatypologien einge-reiht wird oder in der Unterscheidung zwi-schen den „Lauten“ und den „Leisen“ wahr-nehmbar ist) die Gruppenformation, das,was die Gruppe ausmacht und auch atmos-phärisch ausstrahlt. Besonders spannendwird dies, wenn sich die Gruppe öfterszusammenfindet, um gemeinsam an einerSache zu arbeiten. Wer bringt welche Farbeins Spiel? Wer spielt das „Zugpferd“, werbleibt in passiver Zurückhaltung, wer hatimmer das erste oder das letzte Wort - odergibt es womöglich gar keine analysierbarenRegelmäßigkeiten dieser Art? Das Sich-Erle-ben im Gruppengefüge bedeutet immer,

sich Projektionen auszusetzen und Flächendafür anzubieten. Insofern ist die Gruppeimmer ein Ort der Selbsterfahrung, auchwenn dies in einem Bibliodramaprozess -beispielsweise von der Leitung her - nichtexplizit thematisiert wird. Die Gruppe alsGanzes, als Subjekt der Bewegung, fordertund fördert die Einzelnen zur Rollenüber-nahme. Dabei ermöglicht das Setting einesBibliodramas, auch andere Rollen zu wäh-len, auszuprobieren und zu spielen, als wirsie in unseren biografischen Gruppenkon-texten eingeübt haben. Etwas von dieserMöglichkeit ist auch in unserem Miteinan-der als Werkstatt spürbar, wie beispiels-weise die Lust am Verrücken festgefahrenerRituale, um andere Perspektiven zugewinnen oder wenn jemand aus unsererRunde den Zusammenhang zwischeneinem erlebten Bibliodramaprozess undunserem Miteinander als Gruppe reflektiert.Das Gemeinsame, das uns im Rahmen

unserer Arbeit als „Bibliodramawerkstätte“verbindet, beinhaltet die Chance, Neuesauszuprobieren, an Sperrigem dranzublei-ben, zu schauen, was wachsen will. InAnlehnung an die Möglichkeiten an Grup-penerfahrungen, die ein Bibliodramapro-zess bietet, merken wir auch, wie dergemeinsame Prozess als Werkstatt sich sei-nen Weg bahnt und entfaltet. Dabei spürenwir, dass wir diesen Prozess zwar aufmerk-sam gestalten und verantwortlich tragenkönnen, ihn letztendlich aber auch nicht inder Hand haben oder „machen“ können.Auch in diesem Prozess gilt es wie imBibliodrama, dass es die Balance zwischen„Handeln“ und „Loslassen“ braucht, damitdie Gruppe dem zur Gestalt verhelfen kann,wovon auch im schwarzen und weißenFeuer, in dem die Texte geschrieben sind,die Rede ist.

Der vorliegende Text ist eine Kurzfassungder ersten Dissertation Ungarns zumBibliodrama

Theoretische Einleitung

Das Bibliodrama ist die Darstellung undVerarbeitung biblischer Geschichten inGruppen durch Teilnehmende, die von derBibel angesprochen werden. Diese identifi-zieren sich mit biblischen Figuren und tre-ten miteinander und mit der Botschaft derBibel in Beziehung. Der Leiter der Biblio-drama-Gruppe verfügt über eine spezielleQualifikation.Die heutige Praxis des Bibliodramas schöpftaus mehreren Quellen und greift auf liturgi-sche, dramatische und therapeutische Vor-aussetzungen zurück.Verglichen mit dem Psychodrama besitztdie Methode folgende Charakteristika: ImBibliodrama gruppieren sich die Szenenund Gruppen nicht um die persönliche,sondern um die kollektive Vergangenheit,um das kollektive Unbewusste und dasgemeinsame Erbe. Die Wahl des Themas istnicht vollkommen frei, die Zeitgeschichtebesitzt eine hervorgehobene Rolle. In

einem Spiel kann es gleichzeitig mehrereProtagonisten geben. Der Rollentausch istungewöhnlich: Das Gruppenmitglied ver-setzt sich in die Situation einer Person vonvor mindestens zweitausend Jahren. Diegesamte Zeit über bleibt die biblischeGeschichte im Mittelpunkt, die eventuellenseelischen Probleme der Darsteller sindzweitrangig. (1.1)

Bei J. L. Moreno kommt der Begriff desBibliodramas nicht vor. Für die religiösorientierte Anwendung des Psychodramasführte er den Begriff des Axiodramas ein,was zeigt, dass es für Moreno selbstver-ständlich war, dass auch der Glaube und diereligiöse Überzeugung des Menschen imZentrum des Drama-Spiels stehen können.Zur Freude der Vertreter des Bibliodramashaben die Autoren der biblischen Bücherihre Aussagen oft sehr plastisch und drama-tisch formuliert, obgleich sie selbst dann dieauf mündlichem Wege tradierten Glau-benszeugnisse nur schriftlich fixiert haben.Wichtig zu wissen ist für uns, dass die Tra-denten der biblischen Geschichten vorallem von der Absicht, Zeugnis abzulegen,geleitet wurden: Sie wollten die Befreiung

aus der Gefangenschaft, die wundersameHeilung, die heilende Frohbotschaft unddie auf den verwinkelten Pfaden desLebens wegweisende Lehre verewigen.Jene Geschichten und Unterweisungen, diewir heute in den Bibliodrama-Gruppen auf-leben lassen, komprimieren die Erfahrun-gen und Überzeugungen von Generatio-nen.Da ich in meiner Arbeit die durch dasBibliodrama ausgelösten Wirkungen unter-suche, verweise ich in der Einleitung meinerArbeit auf frühere Forschungen, die sich mitder Gruppenwirkung, dem Wirkungsme-chanismus der dramatisierten Spiele, derKatharsis und den psychotherapeutischenWirkungen beschäftigt haben (1.2).

Mein enger gefasstes Thema umfasst die imBibliodrama auftretenden religiösen Erleb-nisse beziehungsweise die Auswirkungender religiösen Rollen. Aus diesem Grunddefiniere ich in meiner Einleitung, was ichunter den Begriffen “religiöse Rolle” (1.3),beziehungsweise “religiöses Erlebnis” (1.4)verstehe. Nach Auffassung des schwedi-schen Religionspsychologen H. Sundén„wird die Beziehung zu Gott auf dem Weg

Márta Muzsnai HubaiDie Anwendung und Wirkung der Methodendes BibliodramasReligiöses Erlebnis und Wirkung religiöser Rollen inBibliodrama-Gruppen

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gewisser Rollen vermittelt. Wenn es in einerErzählung darum geht, wie jemand inBeziehung zu Gott getreten ist, dann ist die-ser Bericht gleichzeitig ein strukturierendesRollenmuster, das in bestimmten Situatio-nen übernommen wird.”1 Die Interaktionzwischen Gott und Mensch besitzt vorge-formte Modelle, die am ehesten in den hei-ligen Schriften verfügbar sind. In diesenberichten die Zeugen davon, auf welcheWeise einzelne Personen mit Gott in Bezie-hung getreten sind und wie Gott ihnengeantwortet hat. Der gläubige Menschinternalisiert im Allgemeinen die Beziehungmit dem Heiligen, indem er die heiligenErzählungen der religiösen Tradition aufle-ben lässt. Er identifiziert sich mit der heili-gen Person, dem biblischen Helden, demZeugen und gleichzeitig auch mit seinemAntagonisten, dem Schöpfer, dem Erhalter,dem Barmherzigen, dem Racheübendenund auch dem Erlöser. Wenn ich die Erleb-nisse der Darsteller einer religiösen Rolle inBibliodrama-Spielen untersuche, dannsuche ich unter anderem eine Antwort aufdie Frage, ob zu der religiösen Rolle tatsäch-lich das religiöse Erlebnis dazugehört.In einem kurzen Exkurs befasse ich michmit der heutigen Aktualität der „zeitlichweit zurückliegenden Rollen” (den Heldender Legenden, den literarischen Helden,den biblischen Gestalten) und stelle dieFrage, was das Gruppenmitglied mit seinervon ihm gespielten Rolle zu tun hat und wasfür eine Beziehung zwischen dem Grup-penmitglied und der von ihm „heraufbe-schworenen” bibliodramatischen Rolle imBibliodrama-Spiel entsteht (1.3.5). Ichskizziere, welche Kenntnisse wir vermittelnund welche dramatischen Techniken wiranwenden müssen, um die Identifikationmit den biblischen Rollen im Bibliodramazu fördern.

In meiner Arbeit gebrauche ich das Wort„Rolle” im unterschiedlichen Sinn (1.3.7).Ich unterscheide die Rollen des Gruppen-mitgliedes innerhalb und außerhalb desGruppenprozesses und die unterschied-lichen Arten der biblischen Rollen. Ichmache einen Unterschied zwischen zweiArten von „religiösen Rollen”: Als „geheilig-te” Rollen bezeichne ich die Rollen jener,deren Gestalt sich eindeutig auf den Seitender Bibel abzeichnet. Dazu gehören dieherausragenden Gestalten der Heilsge-schichte (Adam, Abraham, Josef, David,Maria, Paulus, usw.), dazu gehören auch dieRollen Jesu, des Schöpfers und des Engels(die in anderem Zusammenhang auch alsmythische Gestalten bezeichnet werden).

Mit der aus der Welt des Psychodramas ent-nommenen Bezeichnung des „Antagonis-ten” versehen wir all jene, die im Verlaufdes Bibliodrama-Spiels den geheiligten Per-sonen begegnen und mit ihnen in einebevorzugte Beziehung treten. Im Weiterenstelle ich einige Versuche zur Definition vonReligion vor, von denen ich vom Stand-punkt unserer Forschung her diejenigeGustav Menschings für die Geeignetstehalte: „Die Religion ist eine erlebnishafteBegegnung mit dem Heiligen und die han-delnde Antwort des vom Heiligen bestimm-ten Menschen.”2 Die Erforschung des religi-ösen Erlebnisses war schon immer einherausragendes Gebiet der religionspsycho-logischen Wissenschaft. In meiner Arbeitführe ich die bekanntesten Herangehens-weisen der Erforschung des religiösen Erleb-nisses an (1.4.2). Da dieses Gebiet für dieVertreter der Psychologie und Theologiegleichermaßen von Bedeutung ist, erörtereich auch, welche Bedeutung das von mirgewählte Thema für die Pastoralpsychologieund die Seelsorge besitzt (1.5).

Fragestellungen meiner Untersuchung

Auf die folgenden Fragen, von denen ichmich in meinen Untersuchungen leiten ließ,habe ich versucht, in meiner Arbeit eineAntwort zu finden:

1. Hängt die Wirkung auf die Bibliodra-ma-Gruppe davon ab, an welchem bibli-schen Thema gearbeitet wird?

2. Erfährt jemand, der eine religiöseRolle spielt, auch ein religiöses Erlebnis?

3. Wir behaupten, daß nicht nur derjeni-ge, der die „heilige, geheiligte” Rolle spielt,ein religiöses Erlebnis im Bibliodramaerfährt, sondern auch dessen Antagonist,derjenige also, der im Spiel der „heiligen,geheiligten” Person persönlich begegnet.

4. Erfahren der Darsteller der religiösenRolle und sein Antagonist das religiöseErlebnis gleichermaßen?Nach R. Otto ist das religiöse Erlebnis „imstrengen Sinne genommen undefinierbar,nur umschreibbar“3. Es gibt einen Unter-schied zwischen religiösen Erlebnissen.Sind die Abweichungen und die einzelnenKomponenten des religiösen Erlebenserfassbar?

Methodische Erwägungen

Bei der Wahl der Methode hatte ich einlangfristiges Ziel vor Augen. Für die Unter-suchung der Wirkung des Bibliodramashabe ich eine solche Methode entwickelt(3.1), mit deren Hilfe die in den Bibliodra-

ma-Gruppen erlebten Wirkungen nicht nurmiteinander, sondern auch mit den Wirkun-gen der Predigt verglichen werden können.Nach der detaillierten Beschreibung derAnfertigung der Bewertungsskala und desoffenen, auf das Erlebnis bezogenen Frage-bogens erläutere ich, wie wir die, mit demAusfüllen des Fragebogens verbundenenDilemmas gelöst haben. Später verweise ichauf die verschiedenen Arten der Verarbei-tung und Auswertung der gesammeltenAngaben (3.1.3). In meiner Arbeit konzen-triere ich mich nur auf die obigen Fragenund untersuche deshalb nur einen Teil dererhaltenen Angaben.

Die zur Untersuchung der Wirkungen desBibliodramas angefertigte Bewertungsskalabesteht in ihrer endgültigen Form aus mehrals 60 Angaben (Nr. XVII im Anhang derArbeit). Im Interesse der Übersichtlichkeitund Handlichkeit der Angaben habe ich fol-gende, größere Kategorien geschaffen:

Ausmaß der persönlichen Betroffenheit,inwieweit hat es den Verstand ange-sprochen,inwieweit hat es mit der Realität kon-frontiert,in welchem Maße wurde ein religiösesErlebnis vermittelt,hat es gestärkt,hat es mich zu anderen geführt,hat es beruhigt,hat es zum Tun angespornt?

Die Bewertungsskala habe ich von Fachleu-ten prüfen lassen. Mit Hilfe dieses Verfah-rens entstand die kürzere Angabenreihe mitden 14 Angaben, welche die von uns zuuntersuchen gewünschten Fragenbereicherepräsentieren (3.2).

Nachdem wir die Messinstrumente derMessung angepasst haben, haben wir unsauch bemüht, den zu untersuchenden„Gegenstand” (das Bibliodrama) auf ent-sprechende Weise auf die Untersuchungvorzubereiten: In den von uns geleitetenBibliodrama-Gruppen haben wir bei derTextwahl in jedem Fall die, für eine Darstel-lung geeigneten, eine dramatische Span-nung oder einen Konflikt enthaltendenTexte bevorzugt. Wir haben versucht, bibli-sche Schriften unterschiedlicher Gattungenund Texte unterschiedlichen Inhalts auszu-wählen (3.3).

Um auch die charakteristische Wirkung desBibliodramas auf die Gruppenteilnehmer(ihren Beruf und ihre Einstellung) untersu-

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chen zu können, haben wir einige Stan-darddrehbücher auf der Grundlage derGeschichte von Elisa und Naäman und aufder Grundlage einer Unterweisung derBergpredigt angefertigt (3.3.1). Von derenAnwendung haben wir erwartet, mit ihrerHilfe die für die einzelnen Gruppen charak-teristischen Wirkungen und die gruppen-spezifischen Abweichungen in der Rezep-tion erfassen zu können. Als „homogene”Gruppe betrachteten wir die Gruppen derauf dem Gebiet der Heilung, des Unterrich-tens und der Pastoration Tätigen, sowie diedeutschen und ungarischen Gruppen.Dass wir die zu den einzelnen Bibliodrama-Veranstaltungen vorbereiteten Drehbücherfür den Leiter beibehalten und nach jedereinzelnen Veranstaltung ein Protokoll ange-fertigt haben, hat nicht nur die Verarbeitungund Deutung der in unserer Arbeitgebrauchten Angaben erleichtert, sondernist auch für die weitere Forschung von Nut-zen (3.4).

Wir haben in drei unterschiedlichen Grupp-pen Probeuntersuchungen durchgeführt.Auf Grund der bei den Voruntersuchungengemachten Erfahrungen haben wir die Fra-gebögen erweitert und ihre endgültige Formerarbeitet (4).

Unsere Angaben sammelten wir nach 18Bibliodrama-Spielen in 11 unterschied-lichen Gruppen. Die Zahl der Teilnehmerbetrug im Durchschnitt 10 bis 15 Personen.Zur Unterscheidung der Gruppen gabenwir ihnen kurze Namen, die auf die Charak-teristika der Gruppen hinweisen. Die für dieeinzelnen Gruppen charakteristischenAngaben stelle ich einzeln vor (5.1). AlsErgebnis unserer Untersuchungen standenuns, nur auf Grund der geschlossenen Fra-gebögen, von 159 Bibliodrama-Spielern je61 Antworten, insgesamt 9700 Antwortenzur Verfügung. Bei der Analyse der Anga-ben wendeten wir statistische Methoden anund führten Gruppierungen durch (5.2).

Mit dem biblischen Themazusammenhängende Wirkungen

Hinsichtlich des Inhalts des biblischen Tex-tes, der als Grundlage für das Spiel gewähltwurde, haben wir drei, sich voneinandermarkant unterscheidende Kategoriengeschaffen:

Geschichten, in denen das Heiligeerscheint („Hierophanie”);Erzählungen, in denen eine Begegnungmit Jesus stattfindet („Begegnung mitJesus”);

Berichte, in denen die Lehre Jesu imZentrum steht („Lehren Jesu”) (6.1.1).

Wir haben untersucht, ob die auf die ein-zelnen Fragen gegebenen Antworten tat-sächlich die einzelnen inhaltlichen Grup-pen voneinander abgrenzen und habenfestgestellt, daß sich die Antworten beibestimmten Punkten signifikant voneinan-der unterscheiden. Während wir die neunPunkte4 und die Durchschnittsantwortender einzelnen inhaltlichen Gruppen mittei-len, fassen wir auch die inhaltlichen Cha-rakteristika in Worte:

Die Mitglieder der Gruppe, die dieBegegnung mit Jesus bearbeitete, fühl-ten sich eher wie neugeboren (4. Ant-wort) als diejenigen, die sich mit denLehren Jesu und seinen Geboten für dasReich Gottes beschäftigten.Das Erlebnis der Hierophanie ist fesselnd. Die Mitglieder der Gruppen, diedie Begegnung mit Jesus bearbeiteten,kamen mehr in Schwung (14. Antwort)als die Mitglieder derjenigen Gruppen,die einen Text über das Erscheinen desHeiligen bearbeiteten.Das Erlebnis der Hierophaniebeschränkte den Horizont der Teilneh-mer (nach Angaben der Teilnehmer imAnschluss an das Erlebnis). Die LehrenJesu eröffneten demgegenüber eine Per-spektive (zumindest entsprechend ihrerÄußerungen unmittelbar nach demSpiel). Die Mitglieder der Gruppen, diedie Lehren Jesu bearbeiteten, sahen ihrLeben in einem größeren Rahmen (15.Antwort) als die Mitglieder der Grup-pen, die das Erscheinen des Heiligendarstellten.Am ehesten waren diejenigen, die eineBegegnung mit Jesus erlebt hatten, voneinem Gefühl des Dankes erfüllt. Fürdiese inhaltliche Gruppe ist signifikantcharakteristisch, dass die Teilnehmer -im Gegensatz zu allen anderen Befrag-ten - von dem Gefühl der Dankbarkeiterfüllt waren. Im Vergleich mit den Ant-

worten der Gruppe, die sich mit den„Lehren Jesu” befasste, ist der Unter-schied noch signifikanter.Das Kennenlernen der Lehren Jesukonnte die Teilnehmer nicht beflügeln(19. Antwort).In den Situationen, bei denen eineBegegnung mit Jesus stattfand, fühltensich die Teilnehmer „als solche, dererman sich erbarmt hat” (21. Antwort).Nach der Bearbeitung der Texte vomTyp „Begegnungen mit Jesus” war dasBedürfnis, alles hinzugeben, stärker alsim Durchschnitt anzutreffen (22. Ant-wort).Da, wo eine Begegnung mit Jesus statt-gefunden hat, war man „stärker an einerFortsetzung interessiert” (siehe 24. Ant-wort: „Es war zu früh zu Ende”), alsdort, wo „das Heilige erschienen war”.Bei den Begegnungen mit Jesus wurdevon den Teilnehmern die Ausstrahlungvon Majestät eher erfahren (25. Ant-wort), als bei der Beschäftigung mit denLehren Jesu.Bei der Hierophanie stand das ethischeElement im Hintergrund, bei den Leh-ren Jesu hingegen im Vordergrund. Der-jenige, der mit den Lehren Jesu konfron-tiert wurde, schämte sich mehr (38.Antwort) als der, der ihm persönlichbegegnete.Die Begegnung mit Jesus verunsichertedie Teilnehmer weniger (42. Antwort),als die Hierophanie. Am ehesten wur-den sie von der Konfrontation mit derLehre Jesu verunsichert.In Kenntnis der Lehre Jesu erinnerteman sich mehr an die Alltagssorgen (43.Antwort), als in den anderen beidenFällen (Begegnung mit Jesus und Hier-ophanie).Das Gefühl des Geleitetseins (46. Ant-wort) war bei der Begegnung mit Jesusstärker als bei den Hierophanien.Das Erlebnis der Hierophanie brachtedie Teilnehmer weniger zum Nachden-ken (47. Antwort), als die Begegnungmit Jesus und seinen Lehren.

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Bei der Hierophanie stand das ethischeElement weniger im Vordergrund (49.Antwort).Im Fall der Hierophanien fühlten sichdie Teilnehmer am wenigsten angespro-chen (54. Antwort).

Auf Grund des Obigen können wir erklärenund als eine unserer wichtigen Thesen auf-stellen, daß die Wirkungen auf die Teilneh-menden in der Bibliodrama-Gruppe (auch)davon abhängen, welches biblische Themabearbeitet wird.

Wenn im Spiel einer Gruppe „das Heiligeerscheint”, kann auf Grund unserer For-schungen bei den Teilnehmern mit den fol-genden Wirkungen gerechnet werden: Esengt ihren Horizont ein (15. Antwort), fes-selt, hält den Schwung zurück (14. Ant-wort), die Teilnehmer fühlen sich nicht sosehr persönlich angesprochen (54. Ant-wort), werden weniger zum Nachdenkenangeregt (47. Antwort) und das ethischeElement gerät in den Hintergrund (38. und49. Antwort).

Wenn im Spiel einer Gruppe „eine Begeg-nung mit Jesus stattfindet”, können die Teil-nehmer auf Grund meiner Forschungen Fol-gendes erfahren: Sie fühlen dieAusstrahlung von Majestät (25. Antwort), siewürden am liebsten alles hingeben (22.Antwort), sie fühlen sich wie Menschen,derer man sich erbarmt hat (21. Antwort)und wie wiedergeboren (4. Antwort), siesind vom Gefühl der Dankbarkeit erfüllt(18. Antwort), erhalten eindeutige Weisung(46. Antwort), fühlen sich nicht verunsichert(42. Antwort) und haben das Gefühl, dassdas Spiel zu früh zu Ende gegangen ist (24.Antwort).

Wenn in einem Gruppenspiel die „Lehrenund Gleichnisse Jesu” das Thema bilden,kann auf Grund meiner Forschungen mitfolgenden Wirkungen gerechnet werden:Den Teilnehmern fallen ihre Alltagssorgenein, sie begeistern sich wenig, das ethischeElement gerät in den Vordergrund (Schuld-gefühl entsteht, der Teilnehmer wird mitden Normen konfrontiert), er wird verunsi-chert, das Gefühl der Majestät kann sichabschwächen.

Wirkungen im Zusammenhang mit der bibliodramatischen Bearbeitung

Es stellt sich die Frage, ob es möglich ist, dieWirkungen des Bibliodrama-Spiels unab-hängig vom Inhalt des Textes zu untersu-

chen. Können wir die Wirkung der biblio-dramatischen Bearbeitung von der Wirkungdes biblischen Textes selbst trennen und nurdie Wirkung der dramatischen Bearbeitungund des Drama-Spiels untersuchen?Ja, dies ist möglich. Wir haben die nach derVerlesung des Textes gegebenen Antwortenmit den nach dem Spiel gegebenen Ant-worten verglichen und bei jeder einzelnenFrage das Maß der Abweichung untersucht.Dabei war augenfällig, dass das Maß derpersönlichen Betroffenheit und der Wertder Wirkung auf den Verstand deutlichgestiegen waren (6.2). Die Abweichung derauf die einzelnen Fragen bezogenen Durch-schnittswerte nach der Textlesung und nachdem Spiel werden in einer Graphik darge-stellt. (Diese ist nur im Original der Disserta-tion nachzuschlagen, die Redaktion)

Mit Hilfe dieser Herangehensweise konntenwir die Tendenz der Veränderung sogar per-sonenbezogen untersuchen, da dieselbenPersonen denselben Fragebogen zweimalhintereinander ausgefüllt haben. (Weitere Details siehe Anhang!)

Religiöse und nichtreligiöse Rollen

Wir haben versucht, die in der Bibliodrama-Gruppe spielbaren Rollen vom theologi-schen Standpunkt her in drei, deutlichunterscheidbare Gruppen zu unterteilen.

A) Die Rollen der zentralen Personen derbiblischen Heilsgeschichte bezeichnen wirals „von der Tradition geheiligte” Rollen(beispielsweise die Rolle Adams, Abrahams,Jakobs, Samuels, Elias, Davids, Jonas, Jesu,des Petrus und des Apostels Paulus).

B) Die Rollen der Personen, die denoben erwähnten biblischen Personenbegegnen und mit ihnen in Beziehung tre-ten, sind die sogenannten „Antagonisten”-Rollen (zum Beispiel die Rolle der “Ehebre-cherin”, der “Samaritanerin”, desNikodemus und andere).

Die unter a) und b) aufgeführten Rollenbezeichnen wir gleichermaßen als religiöseRollen, da die Angehörigen beider Grup-pen in betonter Weise Träger der religiösenBotschaft sind.

C) Die sonstigen Figuren haben wir ineiner gesonderten Gruppe zusammenge-faßt. Unter ihnen sind die in der Bibelnicht erwähnten, vermuteten schemati-schen Rollen. Da vom Standpunkt derbiblischen Tradition diese Gestalten nichtTräger der religiösen Botschaft sind, nennenwir diese Rollen damit „nichtreligiöse Rol-len”.

Gruppierung der von uns untersuchtenRollen in den Bibliodrama-Gruppen aufGrund der obigen Gesichtspunkte:

A) GEHEILIGTE ROLLEN:Jesus, Elia, Jako, „der” mit Jakobkämpft, Samuel, die Totenbeschwöre-rin von En-Dor

B) ANTAGONISTEN-ROLLEN:„die Ehebrecherin”, die Astarte-Pries-terin, der Baal-Prophet, „die Sünde-rin”

C) NICHTRELIGIÖSE ROLLEN:alle sonstigen Personen.

Religiöse Rolle und religiöses Erlebnis

Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischenreligiösen und nichtreligiösen Rollen sowiedem religiösen Erlebnis fanden wir Folgen-des:

Während des Bibliodrama-Spiels erfuh-ren viele der Darsteller ein religiösesErlebnis, unabhängig davon, ob ihreRolle unserer Einteilung zufolge als reli-giös oder nichtreligiös galt (cf. 6.4). Wirkönnen also festhalten, dass das Mitgliedder Bibliodrama-Gruppe nicht nur ineiner religiös bezeichneten Rolle einreligiöses Erlebnis erfahren kann. Den-noch…war das religiöse Erlebnis bei denGruppenmitgliedern, die eine „geheilig-te” Rolle spielten, deutlich charakteristi-scher als bei den beiden anderenGruppen (6.3);können wir von denen, die eine „Anta-gonisten”-Rolle gespielt haben, nichtsagen, dass sie in charakteristischerWeise Anteil an einem religiösen Erleb-nis gehabt hätten (6.3).

Untersuchung kulturabhängiger Wirkungen

Wir haben auch Untersuchungen in Biblio-drama-Gruppen angestellt, bei denen dieeine Hälfte der Teilnehmer Deutsche, dieandere Hälfte Ungarn waren. Die beidendeutlich unterscheidbaren Gruppen (unter-schiedliche kulturelle Einbettung, unter-schiedliche bibliodramatische Vorbildung)bildeten eine gemeinsame Bibliodrama-Gruppe und spielten ein gemeinsamesBibliodrama-Spiel. Auf diese Weise kon-nten wir eine Antwort auf die Frage suchen,inwieweit die Wirkung eines Bibliodrama-Spiels, über den Inhalt und die Rolle hinaus,davon bestimmt wird, ob das Gruppenmit-glied Deutscher oder Ungar ist und ob diedramatische Vorbildung eher vom Psycho-

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drama oder eher vom Rollenspiel geprägtist.

Die Antworten der beiden Gruppen wichennur bei drei Fragen deutlich voneinanderab. Die Abweichungen traten hinsichtlichder Tiefe des Erfahrens des religiösen Erleb-nisses und des Maßes der persönlichenBetroffenheit auf:

Eher den deutschen Teilnehmern fielenihre Alltagssorgen ein.

Die deutschen Teilnehmer meinten, dass„dies nur in dieser Gemeinschaft realisiertwerden konnte”.

Die deutschen Teilnehmer fühlten diefurchterregenden Züge Gottes weniger alsdie ungarischen Gruppenmitglieder.

Die Unterschiede wurden durch die Analy-se der Erwartungen definierbar. Wir stelltenfest, dass in der vorliegenden Gruppe diedeutschen Teilnehmer eher an der Methodeund der Gemeinschaft, die ungarischenTeilnehmer mehr am Glauben und am eige-nen Erleben interessiert waren. Die durchdas Bibliodrama in den beiden Gruppenausgelösten markanten Abweichungen lie-ßen sich also mit den deutlich unterschied-lichen Erwartungen der beiden Gruppenerklären und in Zusammenhang bringen.

Zusammenfassung

Die Arbeit gibt einen Einblick in die Vorbe-reitungsarbeit, in deren Verlauf die beidenFragebögen, mit deren Hilfe die Wirkungdes Bibliodramas gemessen werden kann,ihre endgültige Form erhalten haben. Fol-gende Feststellungen konnten bewiesenwerden:

Die Wirkung des biblischen Textes, derdie Grundlage des Bibliodrama-Spielsbildet, ist nachweisbar und messbar.Die spezifischen Wirkungen des Text-charakters (Hierophanie, Begegnung mitJesus, Lehren Jesu) sind erfassbar.Es besteht ein Zusammenhang zwischender gespielten religiösen oder nichtreli-giösen Rolle und dem religiösen Erleb-nis.Im Falle deutscher oder ungarischerTeilnehmer können die nationalenBesonderheiten der Wirkungen desBibliodramas mit Hilfe der von unsgeschaffenen Mittel nicht nachgewiesenwerden. Die Unterschiede zwischenden beiden Gruppen erklären sich ausden unterschiedlichen Erwartungen andie Teilnahme.Die bei den berufsspezifischen Gruppen

aufgetretenen Abweichungen im Pro-zess des Bibliodrama-Spiels sind typischfür den jeweiligen Beruf und denaktuellen Kontext der Ausübung desBerufes.

Die Arbeit motiviert zu einer weiteren Erfor-schung der Zusammenhänge. Es gibt Fra-gen, zu deren Beantwortung bereits die zurVerfügung stehenden Angaben zu genügenscheinen. Von der weiteren Aufarbeitungder Angaben können wir eine Antwort aufwichtige Fragen im Zusammenhang mit derPersönlichkeits- und Fertigkeitsentwicklung,sowie der Therapie erhoffen.

(Für die LeserInnen haben wir die ausführli-che und aufgegliederte Tabelle am Schlußersetzt durch den Fragenkatalog und dieZahl der Anworten in Klammern.)

Bezeichnung der Fragen:

1. Ich bin mit der Erwartung gekommen, dass...(113)

2. Es wäre schade, gewesen, nicht dabei gewesen zu

sein. (119)

3. Es ist schwierig, dieses Erlebnis mit Worten auszudrü-

cken. (105)

4. Ich fühle mich wie wiedergeboren. (104)

5. Ich fühle mich wie vernichtet. (103)

6. Ich brauche noch Zeit, die Lehre zu ziehen. (100)

7. Ich fühle mich glücklich. (103)

8. Ich bin ganz friedvoll. (116)

9. Ich fühle mich wie ein Staubkörnchen. (100)

10. Ich fühle mich gereinigt. (101)

11. Ich bin aufgeregt. (100)

12. Mir fehlt etwas. (98)

13. Ich fühle Ärger in mir. (102)

14. Ich bin in Schwung gekommen. (138)

15. Ich sehe mein Leben in einem größeren Rahmen.

(138)

16. Ich bin enttäuscht. (120)

17. Ich bin erneut zuversichtlich. (115)

18. Ich bin erfüllt mit dem Gefühl der Dankbarkeit.

(136)

19. Ich könnte fliegen. (131)

20. Ich würde hier am liebsten alles verlassen. (101)

21. Ich fühle mich wie einer, dem Erbarmung zuteil

wurde. (102)

22. Am liebsten würde ich alles von mir hingeben. (96)

23. Das bibliodramatische Spiel war reinigend/

befreiend. (97)

24. Das Spiel ist zu früh zu Ende gegangen. (103)

25. Ich habe die Ausstrahlung der Majestät gespürt. (99)

26. Jetzt verstehe ich die Botschaft der Bibel besser.

(101)

27. Ich mußte das Erlebnis mit jemandem teilen. (103)

28. Ich habe ein Geschenk bekommen, was nicht zu

vergelten ist. (104)

29. Die Reinheit des Geschehens hat mich ergriffen.

(100)

30. Dieses Erlebnis war herrlich. (103)

31. Mir ist auch das wichtig, wieviel wir da sind. (100)

32. Was hier geschehen ist, war ein Triumph der Ver-

nunft. (100)

33. Das war nur in dieser Gemeinschaft zu erleben.

(102)

34. So wie bisher kann ich mein Leben nicht fortführen.

(108)

35. Ich habe Gottes furchterregende Anziehung gefühlt.

(102)

36. Manchmal habe ich mich einsam gefühlt. (103)

37. An einem Punkt bin ich hängengeblieben. (102)

38. Ich habe mich geschämt. (121)

39. Meine Aufmerksamkeit ist abgeschweift. (120)

40. Ich empfand Abneigungen. (113)

41. Ich war empört. (120)

42. Ich bin unsicher geworden. (121)

43. Mir sind meine alltäglichen Sorgen eingefallen.

(122)

44. Das bibliodramatische Spiel ist mir nahe gegangen.

(133)

45. Es hat mir neue Perspektiven gegeben. (120)

46. Es hat mir eine eindeutige Weisung gegeben. (121)

47. Es hat mir zu denken gegeben. (138)

48. Es war aufschlussreich. (110)

49. Mit meinen Maßstäben ist es schwierig zu vereinba-

ren. (117)

50. Dinge, die mich früher gestört haben, sind jetzt in

Ordnung. (122)

51. Ich hatte Anteil an einem religiösen Erlebnis. (116)

52. Die Persönlichkeit des/r Leiter/in war ausschlagge-

bend. (114)

53. Das gemeinschaftliche Erlebnis ist für mich entschei-

dend. (101)

54. Die Botschaft der Bibel hat mich angesprochen.

(100)

55. In meinem Glauben bin ich sicherer geworden.

(116)

56. Es war auch wichtig, wer neben mir war. (102)

57. Es hat mir geholfen, wichtige Fragen zu klären. (120)

58. Ich bin zu einem Entschluß gekommen. (109)

59. Ich möchte eine wichtigere Rolle spielen. (97)

60. Auf meine Fragen habe ich Antworten bekommen.

(96)

61. Ich war gerührt. (59)

1 H. SUNDÉN, DIE RELIGION UND DIE ROLLEN, BERLIN

1966, P. 13.

2 G. MENSCHING, DIE RELIGION. ERSCHEINUNGSFOR-MEN, STRUKTURTYPEN UND LEBENSGESETZE, MÜNCHEN

1960, P. 15.

3 R. OTTO, A SZENT [DAS HEILIGE], BUDAPEST 1997,P. 16.

4 1. PERSÖNLICHE BETROFFENHEIT, 2. WIRKUNG AUF

DAS GEFÜHL, 3. MOBILISIERUNG VON GEFÜHLEN, 4.KONFRONTATION MIT DER REALITÄT, 5. ERWECKUNG

RELIGIÖSER GEFÜHLE, 6. VERMITTLUNG VON KRAFT, 7.HINWENDUNG ZU ANDEREN, 8. BERUHIGUNG, 9.BEWEGUNG ZUR TAT.

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Als ich im April 2002 eingeladen wurde,einen Studientag der Arbeitsgemein-

schaft BibliOdrama (Berlin - Brandenburg)zum Thema „Rituale im Bibliodrama“ zugestalten, fing ich neu an, über dieses Wortund die damit verbundenen Erwartungenund Erfahrungen nachzudenken.Neu? Ja, denn eigentlich ist das, was ichunter Ritual, rituellen Handlungen, verste-he, für mich völlig selbstverständlich mitdem Bibliodrama verbunden. Ich denkesogar, dass das Bibliodrama selbst in denmeisten Fällen so etwas wie ein Groß-Ritualist. Und ich kann mir kaum ein Bibliodramavorstellen, in dem nicht rituelle Momente,Handlungen, Texte vorkommen. Die innereHaltung, mit der man sich auf einen Biblio-dramaprozess einlässt, entspricht der Hal-tung zu einem Ritual. Etwas jenseits unsrerselbst ist gegenwärtig, will zum Ausdruck,zur Sprache kommen. Wir sind darauf ein-gestimmt, wir nähern uns ehrfurchtsvoll. Oftwird am Schluss des Bibliodramas der Textgefeiert.Aber, fangen wir lieber von vorne an. Ichhabe natürlich verschiedene Texte zumThema gesucht und gelesen. Die habenmich wieder vorsichtiger gemacht beimUmgang mit diesen Worten.Die Begriffe Ritual und rituell in meinerphilosophischen, religionsgeschichtlichen,archäologischen, theatertheoretischen,ästhetischen Literatur sind so vielfältigbesetzt, kommen in so grundverschiedenenBereichen vor, dass meine Erkenntnis amEnde war: ich bin nicht in der Lage, eine all-gemeine Begriffsbestimmung, die überAtmosphärisches hinaus geht, zu liefern.

Begriffsbestimmungen sind vielleicht sowie-so nicht Sache des Bibliodramas.Aus der Theaterarbeit kenne ich die Suchenach Ritualen aus fremden oder vergange-nen Kulten. Aber Beschreibungen von Ritu-alen z.B. aus dem weiten Feld der verglei-chenden Religionswissenschaften könneneinem je nachdem einen gelindenSchrecken einjagen, einen abstoßen odersehnsüchtig machen.In der Theater-Arbeit mit Menschen ausanderen Kontinenten und Kulturen (Indios,Afrikaner, Inder) habe ich aber gelernt, Ehr-furcht vor ihren Ritualen zu empfinden undsie ernst zu nehmen. Es geht - nicht nur fürdas Theater - immer um die historischen,politischen und kulturellen Kontexte. Beiden internationalen Bibliodrama-Kongres-sen in Gelnhausen und in Bad Segeberg fin-den Begegnungen mit Menschen aus ande-ren Ländern und Kulturen, mit derenGedanken und Arbeitsformen regelmäßigstatt. Die Bibliodrama-Werkstatt im Bibel-zentrum bei den Kirchentagen in Stuttgart1999 und Frankfurt 2001 hatte zu Erfahrun-gen mit WorkshopleiterInnen und Podiums-rednerInnen aus anderen Ländern eingela-den.Gesellschaftlich geht es um Überwindungvon Vorurteilen, ohne dass man dabei dasBewusstsein für den eigenen kulturellen,religiösen Standort verliert. Das gilt beiminterreligiösen und auch beim interkonfes-sionellen Bibliodrama genauso. Es ist einunermesslich weites Feld.Und wie ist es mit Ritualen in der Bibel?Im Alten Testament kann einem alles begeg-nen, was man sich an unverständlich Ent-

setzlichem (Opfer-Rituale und Bestrafungs-Rituale) bis freundlich Anrührendem vor-stellen kann.Im Alten und Neuen Testament gibt es auchTexte, die eine deutliche Warnung vorbestimmten Ritualen als bösem Zauberbeinhalten, z.B. wäre ein Bibliodrama zuNaëmans Heilung (2.Kö 5.1) ein interessan-tes Projekt. Letztlich geht es dabei umAbwehr fremder Kulturen und Kulte.In vielen biblischen Geschichten gibt essymbolische Handlungen, z.B. wenn inJeremia 19 ein Krug zerbrochen wird, oderwenn Hesekiel einen Brief essen muss (Hes2.3). Wenn man so etwas sinnlich körper-lich nachzuvollziehen versucht, kommtman auf ganz neue Aspekte der Sinnbilder.Ich erinnere mich an ein Bibliodrama, indem das Team mit Esspapier und flüssigenNahrungsmitteln Texte zum aufessen her-stellen ließ. Das Essen war - selbst in dereinfachen unprätentiösen Form - ein Ritual.In den neutestamentlichen Heilungsge-schichten gibt es symbolische Handlungen,manchmal zusätzlich durch begleitendeReden gedeutet, die große Wirkungen zei-gen. Sie könnte ich als Rituale bezeichnenund in rituellen Nachvollzügen zu erfor-schen suchen.Im kirchlichen Raum haben wir dannschließlich die mit vorformulierter Sprachebegleiteten gottesdienstlichen Rituale, dieauf biblische Texte zurückgehen (Abend-mahl, Taufe, Segen usw.) und traditionellevolkstümliche Bräuche, die auf alte Überlie-ferungen zurückgehen. Auch die Salbung istja ein solches Ritual, das zunehmend wie-der in den Gottesdiensten Aufnahme findet.(So salbt Andreas Pasquay in seinen Taufri-tualen Paten und Eltern und beauftragt sie,indem er ihnen das Kreuz mit Nardenöl indie geöffneten Hände legt, zu ihrem Dienstals PatIn und als Elternteil im NamenGOTTes).

Als Letztes nenne ich die sogenannten All-tagsrituale und Zwangsrituale, von denen inPsychologie und Psychotherapie die Redegeht. Wir haben alle solche bewussten undunbewussten Rituale in unserem Leben ent-wickelt, hilfreiche und zwanghafte, je nach-dem womit sie lebens- oder familienge-schichtlich vernetzt sind.All das kann im Bibliodrama vorkommen.Also, wovon soll hier die Rede sein?Zwei Zitate will ich einbringen, die mirzuletzt zugefallen sind und die sozusagenan den beiden äußeren Enden der einanderwidersprechenden Aussagen zu diesemThema stehen. Sie umfassen, wenn man sowill, die Problematik signifikant. Das erste

Else Natalie Warns, BielefeldRituale im Bibliodrama – bibliodramatischeSymbolhandlungen im Gruppenkontext

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stammt von Werner Jetter aus „Symbol undRitual - Anthropologische Elemente imGottesdienst“ (1978):„Jedes Ritual gewährt Sprache und Ausdruckund bindet zugleich daran. Erfahrungen wer-den von ihm vorformuliert, zum Ausdruckgebracht und den Teilnehmern zur Verfü-gung gestellt, so dass sie nicht alles einzelneimmer selbst suchen und sich mit den ande-ren darüber verständigen müssen.“ (97f.)„Das Ritual ist somit geronnene Erfahrung,soziales Gedächtnis.“ Der Glaube kann sichdes Rituals bedienen. Er kann sich „in festge-legte Vollzüge, geformte Anrufungen, stili-sierten Zuspruch, hervorgehobene, feierli-che, von einem Einverständnis vorweg schongetragene Vokabeln kleiden und an derenOrt in umschriebene Situationen begebenund sich darin wiederfinden.“ (98)Umgekehrt können Rituale auch „diegemeinsame und die persönliche Entfaltungdes Glaubensverständnisses und seiner freie-ren Ausdrucksmöglichkeiten beschränken,das Nach- und Weiterdenken behindern,statt Sprachgewähr(ung) Sprachverarmungbewirken“ (98). Rituale „binden ans Alte undsetzen es fort“. Sie wollen „Dauer undschließen sich gerne an etwas an, das schondauerhaft erscheint. Sie sind im buchstäb-lichsten Sinn die geborenen Traditionsver-mittler“ und gewinnen dann „rasch an Auto-rität“ (98).Wiederholung und Vertretung erinnern andie Gefahr neurotischer Zwangsrituale (vgl.S. 99).Dieser Zusammenhang begegnet einem,wenn es im Bibliodrama bei der biografi-schen Berührung mit einem Thema oderText um religiöse Sozialisation, um Erfah-rungen geht, die einen Menschen dazugebracht haben, sich als „kirchengeschä-digt“ zu verstehen oder sich unhinterfragt inkirchlicher Tradition geborgen gefühlt zuhaben und plötzlich mit Kritik daran kon-frontiert zu sein. Dann arbeitet das Biblio-drama auf der biografischen Ebene und löstmeistens verfestigte „Rituale“ auf. Oder es

rührt Rituale an und läßt sie neu wirksamwerden.Das zweite Zitat hat mich mehr beein-druckt. Es stammt von Emmanuel Levinasaus „Neue Talmud-Lesungen“ (Verlag neueKritik, Frankfurt/Main 2001). Im ausführ-lichen erklärenden Nachwort des Überset-zers Frank Miething auf S. 113 wird Levinasim Zusammenhang der Beschreibung von„Transzendenz in der jüdischen Hermeneu-tik“ zitiert mit folgenden Worten über den„letzten Sinn des Ritus“:„Was die „Freidenker“ gern als Verpflichtunggegenüber einem doch leeren Himmel ver-spotten, ist, auf rätselhafte Weise, die abso-lute Öffnung der Seele: Öffnung der Selbst-losigkeit (dés-intéressement), des Opfersohne Gegenleistung, der ohne Antwort oderEcho bleibenden Rede, zu der das „Gottver-trauen“ und das Gebet die Kraft verleihenmüssen“ (L’au-delà, 139).“Es sieht ganz so aus, als seien die rituellenHandlungen eine Fortsetzung von Seelenzu-ständen, indem sie den inneren Reichtumder Seele aussprechen oder inkarnieren, undals seien sie für den andächtigen Gehorsamdas, was ein Lächeln für die Güte, ein Hän-dedruck für die Freundschaft und eine Lieb-kosung für die Zuneigung sind“ (L’au-delà,22).Ich entnehme dem, dass ein Ritual nicht„die Sache selbst“ ist, sondern eben wie dieLiebkosung für die Zuneigung etwas verkör-pert, vergegenwärtigt, versinnbildlicht, ver-gewissert. Und: Die „Öffnung der Seele alsTranszendieren der Exegese über den Buch-staben hinaus“ geschieht nach Levinas,„wenn die Seele von der Verantwortung fürden anderen Menschen ergriffen wird“,erklärt Miething. Ich zitiere ihn weiter:„Diese Verantwortung macht uns fähig, dasAndere in uns aufzunehmen. Das Anderekann nur von außen kommen, die dazunötige Ausgesetztheit heißt demnach auchExteriorität. Nur die Verantwortung öffnetuns für das Andere und für den anderenMenschen.“

Ich glaube, mich hat dieser Text so beein-druckt, weil mir beim Lesen klar wurde,dass viele Rituale während der Bibliodrama-prozesse entstanden sind aus solch einemGefühl der Verantwortung für die teilneh-menden Menschen im Angesicht dieses„Anderen“ wie z.B. Bewegungsgebete. Eswurde manchmal und immer öfter notwen-dig, dem Transzendieren der Auslegungeines Textes durch den Bibliodramaprozessin das „Jenseits des Verses“, wie Levinas dasnennt, einen erlebbaren Ort, einen atmos-phärischen Raum, eine sprachliche Form,einen sinnlichen Ausdruck zu verleihen.

Wir haben das mit Herzklopfen, mit ängst-licher Bemühung um die angemessenenWorte und Handlungen erlebt. Wenn wirwirklich nahe am Prozess, im Raum desBibeltextes und innerlich bei der jeweiligenGruppe waren und authentisch reagierenkonnten, fielen mir oder jemandem aus derGruppe - nach einem Moment der Medita-tion oder Versenkung, kurzer Abkapselungvom Geschehen - die Worte und Bewegun-gen z.B. für ein spontanes Bewegungsgebetzu.Nicht immer hielten die Formulierung undBewegungsvorschläge einer späteren kriti-schen Beurteilung völlig stand, aber fastimmer waren sie im Prozess verständlichund nachvollziehbar für die Teilnehmen-den. Oft haben wir sie am Ende gemeinsametwas verändert, ehe sie aufgeschriebenwurden.Eines ist ihnen aber allen gemeinsam, sowie sie dann zur Erinnerung aufgeschriebenwurden, sind sie nicht ohne weiteres zuübernehmen in andere Bibliodrama-Abläu-fe. Sie sind eng verwoben mit dem jeweili-gen Gruppenprozess zu einem bestimmtenText oder Thema. Es sind eben nicht alteüberlieferte, in eine feste Form eingegange-ne Worte und Handlungen, sondern emp-findliche atmosphärische ästhetische liturgi-sche Gebilde.

Noch einmal, wovon reden wir also?Ich kann nur von meinen Erfahrungenreden mit Ritualen, rituellen Handlungenund Worten

zu biblischen Textenzu biblischen Themennach der Berührung mit biblischen Tex-tenvor, in und nach bibliodramatischenProzessen

und schließlich vom Umgang mit Ritualen,die in biblischen Texten vorkommen.Ich habe auf dem Studientag in Berlin eini-ge Beispiele vorgestellt:

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1. Rituale zu Beginn:

Das sogenannte „Bibliodrama-Ritual“(siehe Warns/Fallner, Bibliodrama als Pro-zess, 2. Aufl. S. 111 ff.), ein Kreisritual mitAnnäherung an einander und an die Mitte,den Text, durch das die Teilnehmendeneines Workshops auf einen Bibliodramapro-zess eingestellt werden. Wichtig ist, dass dieLeitung Worte findet, die für sie selbst undfür die eingeladene Gruppe passen. Selbstnachdem dieses Ritual für viele Gruppen soetwas wie eine Tradition geworden ist, stelleich es zwar meistens mit meinen Wortenund Bewegungen zu Anfang einmal vor,warte dann aber, dass die Gruppen danachfragen und es sich für jeden Tag wünschen.Dabei werden die Worte nur einmalgesprochen und an den folgenden Tagenwerden die Bewegungen stumm nachvoll-zogen, so dass jede und jeder sich seineneigenen Text dazu denken kann.

Beim Bibliodrama-Kongress im Mai2000 zum Thema „Lebenskunst“ in Geln-hausen haben Heiner Aldebert und ich eini-ge zu den Tagesthemen passende Gedichte,Lieder und Gebete aus verschiedenen Reli-gionen in einem kleinen Heft zusammenge-stellt und mit verschiedenen Bewegungenund Handlungen verbunden (siehe Doku-mentation „Lebenskunst“ 2000). Daraussuchten wir dann je nach Prozess undAtmosphäre für jeden Morgen etwas aus.Als Beispiel möge der Text von Else Lasker-Schüler „O Gott, schließ um mich deinenMantel fest“ dienen, während dessen Verle-sung die Menschen zu zweit diesemUmschließen und Gehaltensein körperlichsinnlich nachspüren konnten.

Ich suche allerlanden eine Stadt,die einen Engel vor der Pforte hat.Ich trage seinen großen Flügel gebrochen schwer am Schulterblatt und in der Stirne seinen Stern als Siegel.

Und wandle immer in die Nacht ...Ich habe Liebe in die Welt gebracht,daß blau zu blühen jedes Herz vermag,

und hab’ ein Leben müde mich gewacht,in Gott gehüllt den dunklen Atemschlag.

0 Gott, schließ’ um mich deinen Mantel fest!Ich weiß, ich bin im Kugelglas der Rest; und wenn der letzte Mensch die Welt vergießt,du mich nicht wieder aus der Allmacht läßt und sich ein neuer Erdball um mich schließt.

Else Lasker-Schüler (1876-1945)

Gegen Ende des Kongressgeschehens undim Zusammenhang der bibliodramatischenWorkshops war dieses kleine Ritual fürdiese spezielle Gruppe ein bewegendesErlebnis.

2. Beispiel für eine kleinste „rituelle“ Handlung

(Nach einem vorgegebenen Spiel-Muster)zum Thema eines Textes vor dessen Einga-be: Wie im Spiel „Schnickschnackschnuck“mit den Handsymbolen für Stein, Schereund Papier überlegt sich jede und jederHaltung und Gesten zu den vier Begriffen:„geben – nehmen – empfangen – verwei-gern“ im ganz persönlichen Kontext. Wiemache ich das?Man steht sich zu zweit gegenüber. Zu demVers „Schnickschnackschnuck“ schwingtman einen Arm schnell hin – her – hin undmacht dann sofort eine der vier Gesten. Eslöst Überraschung und oft Betroffenheitaus, welche beiden Begriffe und welche derVarianten von Gesten und Haltungen dazuin der Paararbeit aufeinander treffen. Dader Ablauf sehr schnell ist, werden auchbeim zweiten Mal oft die symbolisiertenBegriffe spontan und nur halb bewusstgewählt. Im anschließenden kurzenGespräch darüber, was einem jetzt dazueinfällt, welche Szenen das heraufbe-schwört, welche Lebenskontexte dasberührt, ist die erste Begegnung mit demBibeltext in einer gewissen Tiefenschichtschon vorbereitet.

3. Ein Element aus einem Bibeltext ritualisierend untersuchen

In der Geschichte vom blinden Barti-mäus (Markus 10,46-52) wird u.a. erwähnt,dass er seinen Mantel abwarf, um zu Jesuszu kommen – eine oft übergangene Kleinig-keit. Ich habe diesen Vorgang während desProzesses, nach der Texteingabe, körperlichmehrmals und in Variationen wiederholenlassen und die Teilnehmenden animiert,viele Assoziationen zu dem zuzulassen, wasmich bergend umschließt, wärmt, hältoder/und zugleich bindet oder sogar fesselt,

und was ich doch ablegen muss, um einenneuen Weg zu begehen, um eine neueSicht zu gewinnen. Ich habe die Gefühledazu bewusst werden lassen. Ich habeangeregt, sich gestalterisch mit diesem Man-tel zu befassen und dann schließlich dasAblegen als gemeinsames Ritual zu feiern. Indiesem einen scheinbar nebensächlichenElement steckt die ganze Geschichte, die jain die Frage Jesu mündet: „Was willst du,das ich dir tue?“

In der Apostelgeschichte (18,1-7a) wirderzählt, dass Paulus nach Ärger mit derGemeinde in Korinth „seine Kleider aus-schüttelte“ und sagte, nun gehe er zu denHeiden. Diese ebenfalls kleine symbolischeHandlung ist ähnlich und doch so anders.Sie hat einen momentanen Beziehungskon-text. Es lohnt sich, zu untersuchen, waswürde ich aus meinen Kleidern schüttelnwollen, wenn ich mich lösen will, wenn ichmich gegen etwas entscheiden will. Und eskann Situationen geben, wo es in einerGruppe notwendig wird, die Berührung mitsolch einem Zusammenhang durch einerituell gebundene gemeinsame Handlungaufzufangen, zu begleiten, zu stützen.

4. Ein zentrales Element aus einem Text am Schluss des Prozessesals Ritual feiern

In einem Wochenkurs der Bibliodrama-Grundausbildung - nach einem wilden undschmerzlichen Gruppenprozess zur Dreier-beziehung Hagar, Sarah, Jakob hatte eineKlein-Gruppe zu Hagars Begegnung mitGott(es Engel) an der Quelle verschiedeneSegenshandlungen mit Wasser vorbereitet,die ein Labsal für die Großgruppe wurden.

Zur Geschichte der Frau am Brunnen(Joh 4) habe ich verschiedene Brunnen-feiern und -feste am Schluss erlebt,besonders erinnere ich mich an eine Bibel-woche, wo am Schluss mit Topfpflanzenund Ziegeln um eine Wanne ein Brunnengebaut wurde. Die Frauen der Gemeindehatten während des vorbereitenden Biblio-dramas lauter Wasser-Segenssprüche ausder Bibel auf Papiere geschrieben, die alsgeölte kleine Rollen von der Samariterin fürjeden aus dem „Brunnen des lebendigenWassers“ geschöpft wurden.

Zum Text über das steinerne Herz, dasGott den Menschen aus der Brust nehmenund dafür ein lebendiges Herz einsetzenwill (Hes 11,19), hatten alle während einesrituellen Ganges einen Stein in der Handvor der Brust getragen und über Erstarrung,Versteinerung u.ä. meditiert. Am Schlusskonnte der Stein in einem Sandhaufen in

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der Mitte des Raumes abgelegt werden. Mitder Hand fühlten die Teilnehmendenzunächst die leere Stelle, dann langsam dasschlagende Herz und wurden sich der gro-ßen Verletzlichkeit dessen bewusst, bis siezum Dank an Gott für seine Lebendigkeitund treue Schlagkraft fanden. Dieser rituel-le Abschluss eines bewegten Bibliodramata-ges für Frauen wurde mit spontan gefunde-nen Worten in „gehobener“ Spracheangeleitet. So etwas kann nur gelingen,wenn man so im Kontakt mit der Gruppeist, dass man fühlt, was jetzt notwendig ist.Dieser Kontakt kann allzu leicht gestört sein,wenn man als Leiterin zu stark involviert istin was auch immer; das habe ich selbstschmerzlich erlebt.

5. Eine zentrale Handlung mit Redeaus einem Text übernehmen

Das Abendmahl, die Taufe, sind solcheRituale, die das Bibliodrama mit dem Got-tesdienst verbinden.

Zum Beispiel kann die Fußwaschungritualisiert werden durch Wiederholungendes Vorgangs samt der begleitenden Worte:Man wäscht einander die Füße nacheinan-der mit Sand, mit kaltem Wasser, mit Salz,mit warmem Wasser und Seife, mit Eucerin,mit Öl. Ich kenne das von Fritz Rohrer ausder Beratungsstelle für Gottesdienste inFrankfurt und von verschiedenen Kirchenta-gen. Nach einem solchen Bibliodramapro-zess mit einem Pastoralkolleg wurde vondem ältesten teilnehmenden Pfarrer, dersich zuerst gesträubt hatte mitzutun, gesagt,wir seien dadurch erst wirklich in die Tie-fendimension dieser Zeichenhandlung Jesueingedrungen. Es hätte ihm eine neue Sichtauf Jesu Beziehung zu ihm und seine Bezie-hung zu den Amtsbrüdern eröffnet.

Am Ende von Kursen zu Ps 30 haben

wir manchmal den Vers: „Er wird deine Kla-gen verwandeln in einen Reigen und dirden Sack der Trauer ausziehen“ als Zusage-Ritual gefeiert. Nachdem es um die eigenereligiöse Biographie und die Schichtung deseigenen Gottesbildes gegangen war, saßennun alle unter je einer Decke und konntenklagen, schimpfen, mit Gott hadern, trau-ern, seufzen, fragen – wir nannten es „mur-murieren“ (nach dem französischen Wortfür murren). Schließlich haben wir Leite-rInnen je einer/m Teilnehmenden dieDecke langsam abgenommen mit den Wor-ten „ER hat versprochen, dass ER dir denSack der Trauer abnehmen und deine Klagein einen Reigen verwandeln wird.Vertraue!“Dann wurde das Ritual im Schneeballsys-tem weitergegeben. Oft haben wir dannleise Musik für einen (israelischen) Tanz ein-gespielt. Auf das Tanzen konnten sich nichtimmer alle einlassen, das ging manchen zuschnell, aber das Befreitwerden aus der Kla-gehöhle mit der Zusage aus dem Psalmwurde allgemein als leibhaftes Sinnbild undheilsame Handlung empfunden..

6. Ein Textelement ausweiten, einenText weiterführen durch ein Ritual

In einem einwöchigen Grundkurs zumStreit um das Abendmahl (1.Kor 11,17-34)hatte jede und jeder ein eigenes Tischtuchauf geschöpftem Papier mit Farben gestal-tet. Und zwar zu folgenden Fragen zu denvier Seiten: „Was nährt – was zehrt – wo istDefizit – wo ist Fülle in meiner Wahrneh-mung von eigenem Glauben, Gemeinde,Gottesdienst und Abendmahl?“– besondersunter dem Focus von Spannungen oder garStreit. Für den Abschluss wurde in Klein-gruppen eine Agapefeier vorbereitet. Wiedas oft geschieht, inszenierte sich der Textnoch einmal selbst, indem es ernsthaften

Streit gab. Einige wollten nämlich in derAgapefeier Wasser als „lebendiges Wasser“statt roten Weines oder Saft für „Blut“ aus-geben. Mühsam entwickelten sich eineForm und Texte für diese Feier, die versöh-nend und tolerant für beide Seiten waren.Das war wirklich notwendend für dieseGruppe.

7. Bewegungsgebete, die aus einemBibliodramaprozess heraus oder zubestimmten Phasen der Qualifizierungzur Bibliodramaleitung spontan entstehen:

Im Bibliodrama-Leitungstraining zumThema „Selbstkonzept“ hatte es biografischund gruppendynamisch konfrontierendeErfahrungen gegeben, alle waren aufge-wühlt. Ich versuchte zu bündeln mit folgen-dem, in den letzten Minuten in mir entstan-denem Bewegungsgebet: (Die Bewegungenergeben sich aus dem Text, die Gruppeübernahm sie direkt im Vollzug von mir):

Gott Schöpfer, Beweger, Heilige Geistin,

Ich bin die/der ich bin,von dir geschaffenunverwechselbar

und doch geformt durch alles,was man mir eingehämmert,aufgedrückt,in die Ohren geblasen,in den Mund gelegt,an die Hand gegeben,eingefüttert und eingefiltert hat,was man mir – wie zu große oder zu kleine Schuhe- verpasst hat,

und auch verwandelt durch Dich,durch das,

was mein Herz erfüllt,was mein Denken weitet,was meine Hände öffnet,was meine Füße leicht macht,

und schließlich bereichert durch Dich,durch alle,

denen ich begegnet bin,von denen ich etwas gelernt habe,mit denen ich etwas erlebt und gelitten habe,mit denen ich reden und schweigenund tanzen kann.

So bin ich die/der ich bin,geschaffen und gewordenunverwechselbar.Dank sei Dir, Schöpfer, Beweger, HeiligeGeistin. Amen

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Kurzbibliodrama zu einem Bibel-text, der ein Ritual enthält (1. Mose 31,41-54)

Für den oben beschriebenen Studientagder Arbeitsgemeinschaft BibliOdrama

(Berlin-Brandenburg) war ich auch gefragtworden: „Wie geht man im Bibliodrama miteinem Bibeltext um, der ein Ritual enthältoder selber rituell ist?“ Zu dieser Frage woll-te ich praktisch arbeiten, also am Nachmit-tag ein Bibliodrama mit einer relativ großenGruppe versuchen.Ich habe lange in der Bibel nach solchenTexten geforscht und sehr unterschiedlicheErzählungen gefunden. Welchen sollte ichwählen?Drei wichtige Fragen gibt es für mich bei derWahl eines Textes: die nach der Gruppe,die nach dem gesellschaftlichen Kontextund die nach meinem eigenen Verhältniszum Text. (Denn es ist eine Illusion, als Lei-terin authentisch arbeiten zu können, ohnedas eigene Verhältnis zu einem Text geklärtzu haben.)

Was kenne ich für Erwartungen an einBibliodrama mit Ritualen?Die vordergründigste ist, dass etwas gebo-ten wird, was „gut tut“, was „schön, segens-reich, tröstlich“ ist, was man „leicht für dieeigene Arbeit übernehmen“ kann. Ich habesolche Angebote erlebt, in denen mit vielTanz und Musik, Meditation im eigenenKontext, mit schönen Materialien undrituellen Handlungen eine Wohlfühlatmo-sphäre geschaffen wurde, ohne dass dasBesondere eines Bibeltextes ins Gewichtfiel. Solch ein Wellness-Angebot soll esoffensichtlich nicht sein. Dazu ist die Fragezu konkret. Was für eine Gruppe erwartetmich also?Es wird eine große Gruppe mit bis zu 30Teilnehmenden sein, die sehr unterschiedli-che Erwartungen haben. Und: Die Gruppekennt sich offenbar aus mit Bibliodramaer-fahrungen und Leitungsproblemen und hateine praktische Frage zu einer bestimmtenArt von Text im Bibliodrama.Wollen sie hauptsächlich diskutieren? Wol-len sie Methoden „einheimsen“? Wollen sievor allem etwas erleben?

Bibliodrama lässt sich kaum theoretisch ver-mitteln, ohne dass man sich auf die prakti-sche Ebene begibt. Das Wesentliche ent-zieht sich der Begrifflichkeit. Dennoch halteich es auch für ein bibliodramatisches„Spiel“, kreativ nach den angemessenenWorten / Be-griffen für die Darstellung des-sen zu suchen, was im Bibliodramageschieht.

Was für einen Kontext habe ich im Momentzu diesem Thema? Das umfasst individuelleund gesellschaftliche Bezüge.Während ich biblische Geschichten mitRitualen nachschlage, laufen im Fernsehennebenan die täglich sich steigernden Nach-richten über die entsetzlichen Vorgänge inIsrael, die mich seit Monaten beunruhigen.Da springt mir die Geschichte von Labanund Jakob ins Auge, die Steine aufrichtenfür ein Trennungsritual (1. Mose 31,41–53).Dieser Text wird manche Erwartung enttäu-schen, fürchte ich. Aber er muss es sein. Erbekommt Klang, er „schwingt mit“ im Sinnevon Resonanz mit den Nachrichten. Fürmich ist er dran in einem größeren gesell-schaftlich-religiösen Zusammenhang. Ichwerde ihn der Gruppe zumuten.Welches „ästhetische Medium“ wähle ich?Der Text gibt es ganz klar vor: Steine! Eswurden also drei Eimer mit etwas kleinerenals eigroßen Steinen bereitgestellt.Nach dem Vormittag mit Vortrag und kur-zem An-Probieren von kleineren rituellenHandlungen zu verschiedenen Texten(siehe S.19) - und Prozesszusammenhängenkonnte ich die Gruppe für das Experimentmit „Labans Steinhaufen“ gewinnen.

Der Text 1. Mose 31,41-54:

(Nachdem Jakob fortgezogen ist mit Frauen,Kindern, Gesinde und der Herde, reistLaban ihm sieben Tage lang nach und stelltihn auf dem Gebirge Gilead zur Rede.Jakob antwortet darauf:)41. So habe ich diese zwanzig Jahre in dei-nem Hause gedient, vierzehn um deineTöchter und sechs um deine Herde, und duhast mir meinen Lohn zehnmal verändert.42. Wenn nicht der Gott meines Vaters, derGott Abrahams und der Schrecken Isaaks aufmeiner Seite gewesen wären, du hättest

mich leer ziehen lassen. Aber Gott hat meinElend und meine Mühe angesehen - und hatdiese Nacht rechtes Urteil gesprochen.’43. Laban antwortete und sprach zu Jakob:„Die Töchter sind meine Töchter, und dieKinder sind meine Kinder, und die Herdensind meine Herden, und alles, was du siehst,ist mein. Was kann ich heute für meineTöchter oder ihre Kinder tun, die sie geborenhaben? 44. So komm nun und laß uns einen Bundschließen, ich und du, der ein Zeuge sei zwi-schen mir und dir.“ (Buber/Rosenzweig:„und etwas sei da zu einem Zeuge zwischenmir und dir“) 45. Da nahm Jakob einen Stein und richteteihn auf zu einem Steinmal (Buber: Stand-mal).46. Laban aber sprach zu seinen Brüdern:„Leset Steine auf!“ Und sie nahmen Steineund machten davon einen Haufen (Buber:einen Wall) und aßen daselbst auf demSteinhaufen (Wall). 47. Und Laban nannte ihn Jegar-Sahadutha,Jakob aber nannte ihn Gilead.48. Da sprach Laban: „Der Steinhaufe seiheute Zeuge zwischen mir und dir, dahernennt man ihn Gilead.“ 49. und Mizpa, denn er sprach: „Der HERRwache als Späher über mir und dir, wenn wirvoneinander gegangen sind, 50. so daß du meine Töchter nicht be-drückst oder andere Frauen dazu nimmst zumeinen Töchtern. Es ist hier kein Mensch beiuns; siehe aber, Gott ist der Zeuge zwischenmir und dir.“ 51. Und Laban sprach weiter zu Jakob:„Siehe, das ist der Haufe und das ist dasSteinmal, das ich aufgerichtet habe zwischenmir und dir! 52. Dieser Steinhaufe sei Zeuge, das Stein-mal sei auch Zeuge, daß ich nicht an diesemHaufen vorüberziehe zu dir hin oder du vor-überziehest zu mir hin an diesem Haufenund diesem Mal in böser Absicht!53. Der Gott Abrahams und der GottNahors sei Richter zwischen uns, der Gottihres Vaters!“54. Und Jakob schwor ihm bei dem Schrek-

Else Natalie Warns, Bielefeld„Jakobs und Labans Steine“ oder „Was steht im Mittelpunkt - die Gruppe, der Textoder der gesellschaftliche Kontext?“

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ken Isaaks, dem Gott seines Vaters. UndJakob opferte auf dem Gebirge und ludseine Brüder zum Essen. Und als sie geges-sen hatten, blieben sie auf dem Gebirge überNacht.

Der Ablauf

Am Vormittag hatten etwa 30 Bibliodrama-tikerInnen mit mir rituelle Handlungen zuverschiedenen Bibeltexten und zubestimmten Prozess-Situationen betrachtetund zum Teil ausprobiert, wie ich das indem obigen Beitrag „Rituale im Bibliodra-ma“ beschrieben habe. Wir hatten uns aufder Grenze zwischen Erfahrungs- und Refle-xionsebene befunden. Jetzt sollte es einrichtiges Bibliodrama sein. Wobei ich mirbewusst war, das man während eines „Stu-dientages“ die Meta-Ebene nicht ganz aus-blenden kann. So animierte ich die Gruppezunächst zu individuellen Erfahrungen undBerührungen mit wichtigen Themen desBibeltextes.

Erfahrungsübungen

Zur Einstimmung auf der körperlich-emo-tionalen Ebene griff ich Verben aus demText auf:

Gehen, laufen, Tempi variieren undnachspüren.Zu zweit: weglaufen, nachlaufen, ein-holen. Woran erinnere ich mich?Experimente mit einem gedachtenLeuchtpunkt: ihn imaginieren und „indie Hand nehmen“, vor sich hinwerfenund ihm folgen: ganz nah, weit weg, ihnversehentlich verlieren und suchen, ihnnach hinten werfen und dort suchen,ihn blindlings wegschleudern undsuchen, zögerlich, eilig, ängstlich auf ihnzu gehen. Der Punkt bewegt sich, ichverfolge ihn. Wie geht es mir dabei?Mit Haltungen und Gesten sich gegenandere MitspielerInnen abgrenzen“,etwas abwehren. Woher kenne ich das?Einen „Grenzpunkt“ setzen. Eine Grenz-linie gestisch definieren. Darüber hin-

weg zu anderen Kontakt aufnehmen.Wie geschieht das?

Ich habe anschließend bewusst keinen Aus-tausch darüber vorgeschlagen, sondern dieaufkommenden inneren Szenen als Impulsfür den nächsten Schritt genutzt:

Graphische Gestaltung von Steinen:

Ein oder mehrere Steine sollten auf zweiSeiten be-„zeichnet“ oder be-„schriftet“werden zu je zwei Aspekten im individuel-len Spannungsfeld von:Abgrenzung vollziehen – Bindung / Ver-bindlichkeit eingehen.

Stein/e wählen, in der Hand wärmenund herum tragen, dabei wahrnehmen,was mir zu dem oben genanntenSpannungsfeld vor Augen tritt. Das bio-graphisch kurz bedenken – und demStein (bei mehreren Bezügen den Stei-nen) zuordnen.Relativ „spontan“ mit Graphit Symboleoder Schriftzeichen für die beidenAspekte auf Vorder- und Rückseite derSteine zeichnen. Es entsteht eine Artvon „Runen-Steinen“.

Intrapersonaler Dialog

Den (einen ausgewählten) eigenen Steinso an einem isolierten Platz im großenRaum aufstellen, dass beide Seiten zusehen sind.Sich abwechselnd auf die eine und dieandere Seite des Steines stellen undinnerlich per Ich den beiden AspektenSprache geben.

Texteingabe

Der Text wurde zweimal vorgelesen.Danach habe ich kurz angesprochen,

1. worum es hier geht: eine „Scheidung“– und zwar auf Tod und Leben2. und was vor sich geht: - reden – Steineaufrichten – essen – einen rituellen bin-

denden Text sprechen – Gott anrufen –schwören - am Ort verweilen.

Die Geschichte ist erschreckend und faszi-nierend in ihrer Stringenz. Es bedarf kaumeiner Andeutung zu ihrem Realitätsbezug.Kaffee-Pause (mit der Bitte, sich nicht aus-zutauschen).

Raum-Erfahrungsspiel zum Thema Vergangenheit - Gegenwart – Zukunft:

PartnerIn wählen. In der ersten Rundeist A das ICH und B repräsentiert für Ajeweils Vergangenheit, Gegenwart oderZukunft. Dabei geht es deutlich nichtdarum, die Beziehung zu diesem Part-ner/dieser Partnerin ins Spiel zu bringen,sondern mit seiner/ihrer Hilfe das eige-ne Verhältnis zu den jeweiligen Lebens-zeiten zu imaginieren während der fol-genden Bewegungs- und Distanz/Nähe-Experimente.Zum Beispiel: Alle A’s schließen dieAugen, stellen sich vor, das die B’s jetzt„die Vergangenheit“ sind. Die B’s stellensich Rücken an Rücken zu den A’s.Augen öffnen. Alles, was jetzt angesagtwird, wird experimentell, nachspürend,schweigend nachvollzogen:Wie ist es, wenn die Vergangenheit inmeinem Rücken ist? Wenn sie sich vonmir löst? Oder wenn ich mich von ihrlöse? Sie bleibt zurück – wende ichmich zu ihr um? Wie ist mein Abstandzu ihr? Soll sie mitgehen – wie?Wie ist es, wenn ich die Vergangenheitnicht deutlich fühle, aber von ihrerAnwesenheit weiß? Kann ich ihr ent-kommen? Sie läuft mir nach. Plötzlichholt sie mich ein und packt mich imNacken. Ich weise sie zurück, setzeeinen Abstand durch... usw... usw.Ähnliche Versuche werden mit Gegen-wart und Zukunft gemacht und imagi-niert. Und immer wieder fragen dieICHs sich: Welche der Raum-Konstella-tionen und Bewegungsabläufe stimmtsymbolisch für mich? Was fällt mir dazuein?Nach dem Wechsel der Rollen undeinem nochmaligen Durchlauf gibt esein Gespräch zu viert über diese Erfahrun-gen und einen vielleicht sich auftuendenBezug zur biblischen Geschichte.

Aktualisierung mit einem Ritual

Dazu werden die Textblätter verteilt.Was sind bei mir jetzt für Themen ange-

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klungen? Nach diesem Motto findensich drei Gruppen zusammen.Jede/r hat ihre/seine bezeichneten Stei-ne bei sich und damit den Kontakt zueigenen Abgrenzungsszenen aufge-nommen. Und alle haben den Text vorsich. Es entstehen längere Gesprächs-runden in den drei Gruppen – zuerst alsAustausch über die Erfahrungen mitdem eigenen Stein und dann über diesich daraus ergebenden Anknüpfungenan den Bibeltext.In den Gruppen soll daran anschließend– wenn möglich – eine rituelle Szene,ein Ritual im aktuellen Kontext entwik-kelt und später im Plenum vorgestelltwerden.

Man könnte einwenden, dass das eine (zu)hohe Anforderung zu diesem Zeitpunkt desBibliodramas ist. Aber wir waren mit diesemThema seit dem Morgen im Kontakt. Unddie meisten Teilnehmenden hatten Lei-tungserfahrungen.

Für viele der Teilnehmenden hatte der bis-herige Prozess tiefgehende individuelle,biographische Berührungen bewirkt.Gruppendynamisch läge es nahe, das jetztverbal zu thematisieren, dem viel Raum zugeben – womöglich im Plenum.Ich habe mich aber entschlossen, dieseDynamik wieder in die drei Gruppen undin den Raum des Textes zurück zu lenken ,indem ich vor dem Gespräch über die eige-ne Betroffenheit die Textblätter zu lesenempfahl, und indem ich eine Form derBearbeitung der individuellen Berührungdurch Entwicklung eines Gruppen-Ritualsnach dem Duktus des Textes vorschlug. Esist meine Erfahrung, dass solch eine gestal-terische Herausforderung eine indirekteVerarbeitung und gleichzeitig das Findeneiner Aussage dazu ermöglicht. Und in die-

sem Fall war meine Hoffnung, dass über dasweniger intellektuelle sondern spontanerituelle Agieren schon beim Ausprobiereneine spirituelle lösende Atmosphäre ent-stünde.

Zwei Gruppen übernahmen den Vorschlagund fanden ihr Ritual nach intensivenGesprächen und lebhaften praktischen Ver-suchen mit ihren Steinen.Eine dritte Gruppe verweigerte sich dieserAufgabenstellung. Ich beobachtete heftigeDiskussionen, die sich auf theologische undpolitische Fragen einpendelten.Einerseits könnte das eine Verdrängung derzu nahe gekommenen persönlichen Aspek-te signalisieren. Andererseits befriedigte esmich, dass mein eigener aktueller politi-scher Kontext hier zur Sprache kam, wennauch ausgelöst durch den Ärger einigerFrauen über Jakobs Drohungen mit dem„Gottesschrecken“, (der zum Teil auf dieBeurteilung der Spannungen im heutigenIsrael übertragen wurde). Es scheint mir teil-weise verständlich, dass die Gruppe auf die-sem Hintergrund nicht zu einem rituellenSpiel fand.Schließlich brach eine Untergruppe aus undfing an, mit Steinen etwas auszuprobieren.Aber es kam für diese dritte Gruppe zu kei-ner Vorstellung im Plenum mehr.

Vorstellung der Rituale im Plenum

Keine der beiden anderen Gruppen wolltedie anderen Teilnehmenden in ihr „Spiel“des Rituals integrieren. Deshalb war eswichtig, dass die Haltung der „Zuschauen-den“ nicht die einer distanzierten Beobach-tung oder gar Bewertung sei. Meine Anre-gung lautete:

Sich nach den Vorgaben der agierendenKleingruppe setzen und schweigend,respektvoll abwarten, bis deren „Instal-lation“ fertig ist.Beim „Zuschauen“ auf die eigenenAssoziationen und Gefühle achten undsich bewusst werden, mit welcher Per-son oder Figur der gezeigten rituellenSzene ich identifiziert bin.Anschließend seitens der „Zuschauen-den“ nur Fragen stellen, wenn unbe-dingt nötig, ansonsten darüber Auskunftgeben, „was ich innerlich mit vollziehenkonnte bei diesem Ritual“.Für die „Spielenden“: aus der Rolle her-aus noch etwas zu einander sagen,wenn nötig, ansonsten entrollen.

Es wurden zwei rituelle Szenen an einer„Grenze“ vorgestellt, in denen Steine indivi-

duell „benannt“, also mit einem eigenenNamen angesprochen, und schließlich invielfältiger Weise „abgelegt“ wurden. In denSzenen waren Beziehungsgefüge, Abgren-zungsgebärden zu sehen und Abgrenzungs-worte zu hören. Das Problem einer ver-bindlichen Verabredung über einedeutliche Abgrenzung hinweg wurde ineiner Weise symbolisiert oder mit wenigenWorten berührt, die uns alle in den Bannschlug. Und mir schien, dass die „Zuschau-enden“ innerlich mitgingen.

Wenn ein bewegendes Spiel stattgefundenhat, wenn ein Ritual ernsthaft vollzogenwurde, vermeide ich oft ein Nachgespräch,weil ich denke, die ästhetische und spiri-tuelle Sprache dieser Handlungen brauchtkeine Übersetzungen ins Begriffliche –weder psychologisch noch theologisch. Siespricht für sich selbst.Und dass unter 30 Teilnehmenden eineGruppe nichts gezeigt hatte, fand ich undfanden die anderen „in Ordnung“. Nicht inallen Lebenssituationen hat man die Frei-heit zur Einlassung auf „Rituale“. Und imBibliodrama darf eine Anregung, eineGruppenaufgabe selbst auch kein „Zwangs-ritual“ werden!

Es gab nach einer Pause ein Nachgesprächzu dem ganzen Tag in Form einer Fragestun-de nach Einzelheiten, Erfahrungen, Textenusw.Beim Abschied haben viele Teilnehmendefür neue befreiende persönliche Erfahrun-gen an diesem Tag und andere für den „Textim Kontext“ gedankt.

Wenn ich mich frage: „War das eine biblio-dramatische Texterschließung, eine Ausle-gung im Gruppenprozess?“, dann denkeich: unter der Bedingung, das Ritual in denMittelpunkt stellen zu sollen, hoffentlichwohl. Bei dieser Geschichte ist in demDetail der Handlung mit den Steinen alleskomprimiert, was mir wesentlich erscheintzwischen Laban und Jakob und Gott - oderübertragen: in einer Bedrohungssituationzwischen Menschen vor Gott. Deshalb fandich es in diesem Fall legitim, den Prozessmit diesem Text am Ende auf eine Aktuali-sierung als rituelle Handlung hinzuführen.Sie hat sich letztlich für diese Gruppe andiesem Tag als fruchtbar erwiesen – dankder „Mit-Leitung“ durch die Ruach, um dieich in meinem eigenen heimlichen Vorbe-reitungs-Ritual gebeten hatte.

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Bibliodrama - Veranstaltungen haben inder Regel in der Mitte einen Textraum,

in dem sich das Geschehen zwischen Text,Gruppe und Leitung bewegt.Angeregt durch Arbeitsformen, die vorallem Christoph Riemer eingebracht hat(siehe auch sein Buch „Das Eigene entfal-ten“), möchte ich eine Tagesveranstaltungbeschreiben, die zum Ziel hat, dass die Teil-nehmenden einen/ihren biblischen Text fin-den, der sie in ihrer augenblicklichenLebenssituation berührt. Der Prozess derTextfindung steht also im Mittelpunkt, nichtein bereits benannter biblischer Text.Die Gruppe bestand aus 10 Gemeinderefe-rentinnen und Gemeindereferenten, die inder Gemeindepastoral hauptberuflich tätigsind, sie kannten sich untereinander ausberuflichen Kontakten. Sie, die oftmalseinen biblischen Text „nehmen“ und ihn imHinblick auf eine Gemeindesituation ausle-gen, sollten - auch durch die Unterstützungder anderen - erleben, dass ihnen ein Text„entgegenkommt“ und sie berührt.

1. Arbeitsphase

“Notieren Sie für sich alleine wichtigeBegriffe, die Sie im Moment beschäftigenund berühren.”“Suchen Sie die drei wichtigsten Begriffe

aus. Gestalten Sie diese Begriffe miteinem Stück knitterbarem Papier. Wiesehen diese Begriffe aus? Hängen Sie dieGestaltungen auf.““Betrachten Sie die gestalteten Begriffe

aus verschiedenen Perspektiven, gebenSie dem Zusammenhang der Begriffeeinen Namen.”“Gehen sie nun zu den Gestaltungen

der anderen. Betrachten Sie sie ebenfalls

und notieren Sie Ihre Assoziation aufeinem Stück Papier, das sie umgekehrtvor die gestalteten Begriffe der anderenlegen.”“Jede und jeder geht jetzt zum eigen

Ort zurück, liest die Assoziationen deranderen und wählt diejenige aus, diesie/ihn im Moment am meisten berührt.”

Der Prozess soll mit den Begriffen undInhalten beginnen, die für die Teilnehmen-den momentan im Vordergrund stehen.Gleichzeitig geschieht durch die Gestaltungmit Papier und die Rückmeldung der ande-ren eine Erweiterung der eigenen Sicht-weise.

2. Arbeitsphase

“Wählen Sie den für Sie wichtigstenBegriff/die wichtigste Assoziation aus undbilden Kleingruppen. In den Kleingrup-pen nennen Sie Ihren Begriff und bittendie jeweils anderen, diesen Begriff zuspielen. Sie haben die Chance, dasGeschehen von außen zu betrachten, dieSpielerinnen und Spieler geben nachdem Spiel Rückmeldungen, was ihnen imSpiel aufgefallen ist.”

Danach werden die Begriffe der anderenTeilnehmenden in der gleichen Weise bear-beitet.

Nach dem Kleingruppengeschehen:“Jede und jeder nimmt sich zwei Blätterund zwei Kreiden mit verschiedenen Far-ben. Sie schließen die Augen, lassen dasGeschehen des Vormittags nachklingen,und Sie malen Ihre innere Resonanz ein-mal mit der rechten Hand, und auf dasandere Papier mit der linken Hand. Diebeiden Blätter hängen Sie ebenfalls zu

ihren Gestaltungen.”Das gespielte nonverbale Feed-back derKleingruppenmitglieder soll helfen, deneigenen Begriff in seinen Dimensionenwahrzunehmen und in den eigenenLebens- und Arbeitszusammenhang einzu-ordnen.

Die gemalte Resonanz ist ein ersterAbschluss dieser Arbeitsphase und auchein wichtiger Teil der Gestaltung.

3. Arbeitsphase

“Gehen Sie zu den Gestaltungen derjeweils anderen und überlegen beimBetrachten, welcher biblische Text in die-sen Zusammenhang gehört.Als Hilfsmittel stehen Bibeln zur Verfü-gung, auch eine Konkordanz, wenn Siebestimmte Begriffe nachschlagen wollen.Notieren Sie den Vers/den Abschnitt,

den Sie meinen, auf einem Zettel, undlegen ihn ebenfalls umgedreht vor dieGestaltungen.“Anschließend lesen die Teilnehmenden

die ihnen zugedachten biblischen Texteund wählen den aus, der ihnen momen-tan nahe ist. Die entsprechenden Versekönnen auf große Zettel geschriebenund ebenfalls zu den Gestaltungengehängt werden.Am Ende geht die ganze Gruppe anjeden Ort, lässt die Teilnehmenden dieTexte selbst laut lesen und wiederholtden ausgewählten Text selbst laut.

Das ist eine lange, anstrengende aber auchintensive Phase für die Teilnehmenden unddie Leitung. Die Teilnehmenden müssenneu wahrnehmen, ihren Einfällen trauen,Fragmente eines biblischen Textes, die

BEISPIELE AUS DER BIBLIODRAMAPRAXIS -REFLEKTIERT UNTER DEM THEMA: DAS VERHÄLTNIS VON GRUPPE - TEXT - LEITUNG

Annegret Möser, PaderbornBibliodrama - ein biblischer Text kommt mir entgegen

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ihnen beim Betrachten der Gestaltungenkommen, nachschlagen und ergänzen.

Bei der eigenen Suche kommen den Teil-nehmenden Texte in Gestalt der durch dieanderen ihren Gestaltungen zugeschriebe-nen Texte “entgegen”; sie können sichüberraschen, einholen, berühren underinnern lassen, aber auch zu den Textideender anderen auf Distanz gehen.

4. Arbeitsphase

“Gehen Sie in Zweiergruppen und set-zen Sie sich Rücken an Rücken.”

A. berichtet B.: “Was täte mir gut, wenn ichan meine Lebenssituation, meine Umge-bung, meine berufliche Situation denke...”.B. malt mit farbiger Kreide auf einem gro-ßen Bogen das mit, was er oder sie von A.versteht. Selbstverständlich sind nichtGegenstände zu malen, sondern in Farben,

Formen das auszudrücken, was B. von A.verstanden hat.Wenn A. zu Ende erzählt und B. zu Endegemalt hat, kann der Blick auf das entstan-dene Bild erfolgen, dabei kann B. vom eige-nen Verstehensprozess erzählen, A. kanndas Verstehen von B. im Bild betrachten.Danach werden die Rollen gewechselt.

Nach dem Austausch nimmt jede undjeder das eigene Bild. Aufgabe ist jetzt,den gefundenen biblischen Text in einerfrei gewählten Form in das zugemalteBild einzufügen.In einer abschließenden Runde können

Resonanzen und Einfälle zu dieser Ver-bindung von Bild und biblischem Textmitgeteilt werden.

Das zugemalte Bild erweitert den Blick aufdie eigene Lebenssituation und fügt eineweitere Perspektive hinzu. Dazu ist es wohl-tuend, jemanden beim Bericht über dieeigene Lebenssicht “im Rücken” zu haben.

Überraschend ist die Verbindung von Bildund ausgewähltem biblischen Text; sie ist invielgestaltiger Form möglich.

Wie es weiter gehen könnte?

Im Hinblick auf einen Arbeitstag scheint derBlick auf die eigene Lebensperspektive inVerbindung mit einem aufgefundenen bibli-schen Text ausreichend. Ist mehr Zeit zurVerfügung, wäre jetzt zu fragen, wie dereigene Ort mit dem biblischen Text (dasgestaltete Bild) mit der Bewältigung vonanstehenden persönlichen wie auch politi-schen Fragen in Verbindung zu bringen ist.Für die Teilnehmenden waren gerade dieArbeitsphasen bereichernd, bei denen dieKollegen etwas „für sie“ in Form von zuge-schriebenen Texten oder gemalten Bilderngetan haben. Dazu bietet die Verbindungvon Bild und biblischem Text so etwas wieden Boden für die anstehende nächste Zeit.

Vorgeschichte

Der Text

Im Januar 02 gab es im Rahmen meinerArbeit die Herausforderung, den Text

Lukas 24,13- bibliodramatisch für eineGruppe zu gestalten. Die zur Verfügung ste-hende Zeit: nur 60 Minuten. Es war fürmich ein erster Versuch, der von der Grup-pe erstaunlich gut angenommen wurde.Der Kurz-Entwurf forderte nun zu einergründlicheren Bearbeitung heraus.So beschließen Gottfried Doehring und UliMüller miteinander, den o. g. Text gemein-sam und neu für ein Projekt vorzubereiten.Geplant wird ein Bibliodrama-Tag in einerDresdener Gemeinde. In drei gemeinsamenVorbereitungssitzungen zu je ca. drei Stun-den wächst das gemeinsame Konzept, fastbis zur Fertigstellung. Dann müssen wir fest-stellen, dass aus Mangel an Teilnehmer-Beteiligung der geplante Bibliodrama-Tagnicht stattfinden kann. Wie weiter? Ich ent-schließe mich, den Entwurf allein nochmalsganz neu zu erarbeiten, da ich ein Vater-Kind-Wochenende Anfang Juni 02 im Rüst-zeitheim Wohlbach/V. zu leiten habe. Mir

ist es wichtig, einen Entwurf praxisbezogenzu erproben.

Diesen für Wohlbach allein zu erarbeiten,ergibt sich aus der Verlegenheit, dass der fürdas Wochenende geplante Mitarbeiterseine Zusage zurücknehmen muss. Rechtkurzfristig kann noch jemand gewonnenwerden, der allerdings in der Verantwor-tung für die Gruppe noch unerfahren ist.

Der institutionelle Rahmen

Hier sei angemerkt, dass sich die Männerar-beit mit ihren Angeboten speziell auch andie Gruppe der Männer zwischen 30 und50 Jahren wendet. - Auf ihr Vatersein ange-sprochen, nehmen sie wiederholt Angebotewahr, in denen sie - wie hier - vom Freitag17 Uhr bis Sonntag 13 Uhr Gelegenheithaben, mit ihren Kindern (6-10 J.) gemein-sam die Zeit zu gestalten. Alle Programmge-staltung hat tagsüber die Kinder im Blick.Sie sind der Maßstab. Für die Kinder ist eswichtig, möglichst “viel Vater” zu erleben,da es für eine gesunde Persönlichkeits-Ent-wicklung erforderlich ist. – Mit Kindern und Erwachsenen gleichzeitig

zu arbeiten ist also geboten, aber was geht?Schnell sind Kinder über- und Erwachseneunterfordert. So stellt sich für mich vonAnfang an die Frage: Kann man mit dieserZielgruppe überhaupt per Bibliodramaarbeiten? Ich habe es gern und positivbeantwortet und mit einem ersten Versuchbegonnen. – Elf Väter mit je einem Kindwaren angereist. Die gute familienfreundli-che Atmosphäre im Haus, inklusive Verpfle-gung, Unterkunft und ruhiger Lage gabenzum Gelingen des Wochenendes gute Vor-aussetzung.

Die Begründung für den Text Lukas 24,13-35

Wie o. g. beanspruchen Arbeitswege- undAufgaben oft viel Zeit und Kraft für dieErwachsenen bzw. für die Väter, sodass siedie Wege ihrer Kinder oft nur teilweisesehen, verstehen oder mitgehen (können).Besonders Väter sollen durch die Textbe-gegnung erfahren: Der gemeinsame Wegmit dem Kind und der Kontakt mit ihmkann - wie in der Emmausgeschichte - neueHorizonte erschließen.

Die Methoden

Sie sind für die nicht alltägliche Zielgruppeder Kinder und Erwachsenen ausgewählt.Die Berührungs- und Konfrontationsphasenimmt den größten Raum ein, um Vorver-ständnis für die vielen Wegsituationen zuschaffen. Der Text ermöglicht auch andere

Ulrich Müller, Dresden„Auf dem Weg nach Emmaus“Bibliodrama zu Lukas 24,13-35 an einem Wochenendefür Väter und Kinder vom 7.-9. 6. 02 in Wohlbach

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Fachberatung/Supervision Bibliodrama

Kontroll-Supervision für BibliodramaleiterInnen Samstag 9. 11. 2002, 9.30 – 14.30 Uhr , 8.3.2003 und 3. 10. 2003 jeweils 9.30 – 18.30 UhrLeitung: Heinrich Fallner, Anmeldungen an: H. Fallner, Hochstraße 15, 33615 Bielefeld, Tel. 0521/122830, fax 122818Zusage nach Reihenfolge der Anmeldungen.

Bibliodrama-Fachberatung / Supervision für Einzelne undKleingruppen nach telefonischer Absprache:- Andrea Brandhorst (GfB), Religions-Lehrerin und Dr. Hermann

Brandhorst (GfB), Bielefeld, Tel. 0521/440799- Angelika Brennemann (GfB), Gymnasiallehrerin, Supervisorin in

Ausbildung nach den Standards der DGSv, Lübbecke, Tel. 05741/310635

- Ursula Claas, (GfB, DGSv). Havixbeck, Tel 02507/7786.- Bärbel Dalheimer (GfB), Supervisorin nach den Standards der

DGSv, Bochum, Tel. 0234/262360- Friedel Eichler (GfB, DGSv), Diakon, Tönisvorst,

Tel. 2151/701887- Bernd Fichtenhofer, Dipl. Päd., Supervisor, Psychodramaleiter

(DAGG/DFP), Berlin, Tel. 030/68302241- Ilona Hassebrauck (GfB), Diakonin, Herford, Tel. 05221/108585- Anne Held (GfB), Diakonin, Supervisorin (DGSv), Bielefeld

Tel. 0521/402299- Ilona Hermann, Dipl. Rel. Päd., Dozentin (FH), Supervisorin

(DGSv), Lehrte, Tel. 05175/4323- Christine Kandler (GfB), Dipl. Soz. Päd., Dipl. Rel. Päd.

Supervisorin (DGSv), Bielefeld, Tel. 0521/972838- Ute Knie (GfB), Pastorin, Offenbach, Tel.: 006982 -4689 - Franz Josef Knist, Dipl. Theologe, Psychodramaleiter (DFP), Köln,

Tel. 0221/6806050 - Ilsetraud Köninger (GfB), Päd., Psychotherapeutin für KBT, Super-

visorin, Altenmünster, Tel. 08295/854- Birgit Kremmers-Knick (GfB), Dipl. Theologin Supervisorin

(DGSv), Freiburg, Tel. 0761/200522- Annegret Möser (GfB), Dipl. Theologin, Paderborn

Tel. 05251/91995- Burckhard Ohnesorge, (GfB) Pfarrer, Wetter a. d. R.,

Tel. 0233555/801685- Dietrich Redecker (GfB, TZI grad.), Pfarrer, Hattingen

Tel. 02324/31496- Hans-Jörg Rosenstock (GfB), Dipl. Theologe, Bielefeld

Tel. 0521/3040983- Friedhelm Siegemund (GfB), Pfarrer, Gifhorn, Tel. 05371/4393- Betty Simon (GfB), Supervisorin (DGSv), Wehrheim,

Tel. 06081/5429- Bärbel Spreitz (GfB), Lehrerin, Supervisorin in Ausbildung nach

den Standards der DGSv, Herford, Tel 05221/83667- Else Natalie Warns (GfB), Theaterpädagogin, Bielefeld,

Tel. 0521/491635- Angelika Wolter (GfB), Dipl. Grafik-Designerin, Supervisorin

(DGSv), Steinfurt, Tel. 02551/2813

Workshop – Angebote

ERWACHSENENBILDUNG BETHEL/SAREPTA/ LINDENHOFin Zusammenarbeit mit der GfB e.V.

Maskenbau und –spiel zu dem biblischen Text „Jakob amJabbok“ (als Vertiefg. für Ästhetik anrechenbar)3. – 6. April 2003, „Stille Kammer“ Bielefeld (mit der Möglichkeit,beim Ökumenischen Kirchentag Maskenspiele auf den Straßenaufzuführen)Leitung: Else Natalie Warns (Spiel- und Theaterpädagogin, Biblio-dramaleiterin (GfB) und Anja Maria Gummersbach, Dipl. Kulturpä-dagogin; Pädagogische Leitung: Wolfgang Roos-PfeifferAnmeldung: Diakon Wolfgang Roos-Pfeiffer, Nazarethweg 5-7,33617 Bielefeld, Tel.: 0521/144-4117, Fax: 0521/144-6109,

BURCKHARDTHAUS GELNHAUSENPlaying Arts und Spiritualität

3.12. – 7.12. 2003 Tagungsstätte BurckhardthausLeitung: Prof. Dr. G. Marcel Martin und Christoph Riemer Anmeldung: Burckhardthaus, Sekretariat A. Feix, Herzbachweg 2,63571 Gelnshausen, tel 06051 / 89 –0, fax 06051 / 89- 200

EVANGELISCHE AKADEMIE NORDELBIEN„Aus dem Wüstensand holst du dir deine Wohnstatt wie-

der heim“ (Nelly Sachs) Bibliodrama-Seminar: Freitag 29.11.2002, 18-21 Uhr, Samstag30.11. 2002, 10 –18 Uhr in der EVAK Hamburg Leitung: Antje Kiehn und Ottmar Reinertsen; Anmeldung: Antje Kiehn, Evangelische Akademie Nordelbien inHamburg, Esplanade 15, 20354 Hamburg, Telefon 040/355056-0,Fax 040/355056-16.

EVANGELISCHE ERWACHSENENBILDUNG BADENGottesbegegnung im Bibliodrama

Bibliodrama zum Kennenlernen für Interessierte, 31.10.– 3.11.02in RastattLeitung: Gisela Hahn-Rietberg, P., BibliodramaleiterinAnmeldung : Landesstelle f. Ev. Erwachsenenbildung in Baden,Postfach 22 69, 76010 Karlsruhe, fon 0721/91 75-340, fax0721)91 75-336E- mail: [email protected]

ANDREAS PASQUAY„Zeichen der Engel“ - Ein Abend für Erwachsene im Advent,

am 6.12. 2002, 20.00– 21.30 Uhr, im Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindehaus, Wiescheid, in Zusammenarbeit mit der VHS-Lan-genfeld, Erwachsenenbildungsreihe 2002 „AUF DEN ZWEITENBLICK“ der Evangelischen Kirchengemeinde LangenfeldLeitung: Andreas Pasquay (Pfarrer, Bibliodramaleiter GfB) undMarjan Meeuwsen (Spiel- und Theaterpädagogin, Diplomsozialpä-dagogin); Anmeldung: P. Pasquay, Langenfeld, Tel 02173/22354

„Lust auf eine etwas andere „Wohnungssuche“??„Den leeren Raum füllen oder Wo die Liebe wohnt“ Bibliodrama

TERMINE 2002 -2003Bibliodrama-Angebote von Mitgliedern der Gesellschaft für Bibliodrama e.V

Page 24: DIE BEDEUTUNG UND WIRKUNG DER GRUPPE IM ...freeweb.dnet.it/herrnils/Archiv/textraum_2.pdfJürgen Weiß aus Mecklenburg zieht den Vergleich zur Themenzentrierten Interaktion (TZI) und

TEXT RAUM

mit Heinz Grasmück (Theologe, Dramaturg) im Wechselspiel vonTEXT-RAUM, Chorälen und freier Bewegung. - ErlöserkircheLangenfeld, 2.-4. 10. 2003

Bibliodrama in der Karwoche 2003Den biblischen TEXT im Kontext von ‚Werden und Vergehen’, von‚Destabilisierung und Neuanfang’ wie ein Geheimnis des Lebensentdecken. Bibliodrama in Resonanz zur Aktion KunsTraumKirche2003 in der Erlöserkirche, Langenfeld. 14.-16.4.2003,19– 22 Uhr

Auf den zweiten BlickImprovisationsworkshop mit Gottesdienst zu bibl. Psalmen(Gongs/Perkussion/Flöten/ eigene Instrum.) in der ErlöserkircheLangenfeld am 15. 3. 2003.Leitung: Karola Pasquay (Improvisation, Flöten) und Uwe Fischer-Rosier (Gong, Perkussion), Leitung und Anmeldung: Andreas Pas-quay (Pfarrer, Bibliodramaleiter, GfB) (02173/22354)

EV. ERWACHSENENBILDUNGSWERK Westf. u. LippeTut auf die Tore zum Leben

Bibliodrama-Schnuppertag zu Psalm 118 (nur für Frauen) 16. November 2002, 10 – 17 Uhr in LübbeckeLeitung: Antje Rösener, Carmen Berger-ZellIn Koop. mit dem Frauenreferat im Kirchenkreis LübbeckeAnmeldungen und Informationen: Ev. ErwachsenenbildungswerkWestfalen und Lippe e.V., Tel: 0231/5409-15 e-mail: [email protected]

PÄDAGOGISCHES INSTITUT DER EKVWBibliodrama zum Kennenlernen

Einführungsworkshop 6.- 8. März 2003 in Villigst Leitung: Andrea Brandhorst, Heiner Halverscheid.Anmeldung/Anfragen: Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildungder EkvW, Postfach 5020, 58225 Schwerte, Tel.02304/755150,Fax 02304/ 755247, e-mail: [email protected]

PASTORAL-KOLLEG DER EKVW in Koop. mit GfB e.V. Bibliodramatische Elemente in der Gemeindearbeit

6.-10. Oktober 2003 in Iserlohn Leitung: Andrea Brandhorst (GfB) und P. Helmut Wiegand, Anmeldung/Anfragen: Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildungder EkvW, Postfach 5020, 58225 Schwerte, Tel.02304/755150,Fax 02304/ 755247, e-mail: [email protected]

BILDUNGSSTÄTTE KIRCHRÖDER TURMin Zusammenarbeit mit der GfB e.V.

Bibliodrama zum Kennenlernen - Heilsame Begegnungen,die das Leben verändern, 25. – 27.4.2003Leitung: Peter Lincoln (Studienleiter, Pastor und Focusing Trainer)und Margaret Lincoln (Germanistin, Pädagogin, Bibliodramaleiterin)Anmeldung: Kirchröder Turm, Hermann-Löns-Park 6/7, 30559Hannover Tel. 0511/ 954970, e-mail: [email protected]

ERWACHSENENBILDUNG KIRCHENKREIS PADERBORN im Projekt „Blut =Leben“ ein Bibliodramawochenende

„Die blutflüssige Frau“ 21.-23.3.2003Leitung: Andrea Brandhorst, Christine Kandler, Matthias BöhmAnfragen: EEB Kirchenkreis Paderborn, Tel 02521-500217, fax

05251-500255, e-mail: [email protected]

AG BIBLIODRAMA BRANDENBURGStudientag zum Thema: Bibliodramatische Annäherungen

zu den Texten des Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlinin Zusammenarbeit mit der Projektgruppe „Bibliodrama Werkstattauf dem Kirchentag“, am 25. Oktober 2002, Haus der Kirche, Berlin-Charlottenburg Anmeldung: Gabriele Fichtenhofer, Sonnenallee 315, 12057 Berlin, Tel 030/68302240, Fax 030/68302242,[email protected]

Vertiefungsangebote

ERWACHSENENBILDUNG BETHEL - NAZARETH/SAREPTA/LIN-DENHOF in Zusammenarbeit mit der GfB e.V.

Erfahrungsraum Körper Bewegung Interaktion für BibliodramaCoaching und Supervsion, Vertiefungskurs , 12. – 15. 5. 2003Leitung, Heinrich Fallner, Bibliodramaleiter (GfB), Lehrsupervisor(DGSv), Anfragen und Anmeldung: Heinrich Fallner, Hochstr 15, 33615Bielefeld, Tel.0521/122830,fax 122818

„Bibel meets Tai Ji und Qi Gong“, Körperarbeit im Bibliodra-ma , 27.-29. 6. oder 10.-12.10.2003, „Stille Kammer“ BielefeldLeitung: Anja Fecke (Dipl. Religions- und Gemeindepädagogin,Bibliodrama-Leiterin (GfB), Tai Ji-Lehrerin, Coach in Ausbildung)Pädagogische Leitung: Wolfgang Roos-Pfeiffer

„Tot oder lebendig”, themenorientiertes Arbeiten imBibliodrama, 14.-16.11.2003 im Liborianum PaderbornLeitung: Martin Neumann, Theaterpädagoge, Schauspieler, Regis-seur, und Dr. Annegret Möser, (Bibliodramaleiterin (GfB)Pädagogische Leitung: Wolfgang Roos-Pfeiffer, Anmeldung undInformation für alle drei Kurse: Diakon Wolfgang Roos-Pfeiffer,Nazarethweg 5-7, 33617 Bielefeld, Tel.: 0521/144-4117, Fax:0521/144-6109, E-mail: [email protected]

BURCKHARDTHAUS GELNHAUSENHoly Erotic - Das Lied der Lieder

Das Hohelied Salomos musikalisch erleben und ausdrücken. Die-ser Kurs wendet sich an professionelle Musiker ebenso wie anmusikalische Menschen (Notenkenntnisse nicht erforderlich) 14.7. – 19.7. 2003 in Gelnhausen Leitung: Moshe Budmor, Prof. Emeritus f. Musik, Komponist undDirigent, Anmeldung: Burckhardthaus, Sekretariat A. Feix,

Körperexegese – Körperwahrnehmung und Bewegungss-schulung im Bibliodrama und in der Arbeit mit GruppenKurs 1: 20.10. – 24.10.2003, Kurs 2: 23.3. – 26.3. 2004Texte auf vertiefende Weise mit unserem Körper wahrnehmen undauslegen - Grundlegende Übungen Leitung: Ellen Kubitza, Hamburg Anmeldung: Sekretariat I. Gronau, Herzbachweg 2, 63571 Geln-hausen, tel 06051/89 –0, fax 06051/89- 200

EV. ERWACHSENENBILDUNG WESTFALEN/LIPPEin Zusammenarbeit mir dem PI der EKvW

Bibliodrama als Übergangsritual – Rituale im Bibliodrama

Page 25: DIE BEDEUTUNG UND WIRKUNG DER GRUPPE IM ...freeweb.dnet.it/herrnils/Archiv/textraum_2.pdfJürgen Weiß aus Mecklenburg zieht den Vergleich zur Themenzentrierten Interaktion (TZI) und

TEXT RAUM

Vertiefungskurs Bibliodrama, Übungen und Reflexion des Ablaufseiner Bibliodramaeinheit, die sich am Prozessverständnis Morenosorientiert - rituelle Situationen in biblischen Texten.Zielgruppe: Menschen mit Vorerfahrungen im Bibliodrama undPsychodrama,Leitung: Klaus Werner Stangier, Antje Rösener Freitag, 8.11., 18 Uhr bis Sonntag, den 10.11.02, 13 Uh Im Haus Villigst, Schwerte, Anmeldungen und Informationen:Ev. Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e.V., Tel: 0231/5409-15, e-mail: [email protected]

Kollegiale Beratung im Bibliodrama - Projektgruppe- Bibliodrama anleiten und reflektieren - fachlicher Austausch -

Informationen aus der Bibliodramabewegung - gemeinsame Projekte beraten und Absprachen zur Weiterarbeit

treffen. Die Gruppe trifft sich 1 - 2x im Jahr, jeweils freitags nach-mittags von 15.00 – 19.00 Uhr.Anmeldung und weitere Informationen bei: Antje Rösener, Tel:0231-540914

Vertiefungskurs mit Heidemarie LangerAnleitung üben, Live-Supervision und Feedback der Ausbildungs-gruppe, Theoriebildung (Text, Ich, Gruppe, Kontext)Umfang: zwei Wochen: 7.-11.4. 2003 und 8.-12.9.2003 In HausReineberg, Hüllhorst Infos: Antje Rösener 0231/5409-14, Inge Zimball 0231/ 5409-49

LIBORIANUM PADERBORNBibliodrama und Playing Arts – Vertiefungswochenende zur

ästhetischen Arbeit im Bibliodrama 22. – 24. November 2002 inPaderborn, Leitung: Christoph Riemer, Annegret Möser Anmeldung: Liborianum, An den Kapuzinern 5–7, 33098 Pader-born, Tel. 05251/121455

EVANGELISCHE ERWACHSENENBILDUNG BADENBibliodrama-Fortbildung – Paare in der Bibel

15.-17.11. 2002 im Hohenwart Forum, Leitung Doris Immich, Bibliodrama u.PsychodramaleiterinAnmeldung : Landesstelle f. Ev. Erwachsenenbildung in Baden,Postfach 22 69, 76010 Karlsruhe, fon 0721/91 75-340, fax0721)91 75-336, e-mail [email protected]

BILDUNGSSTÄTTE KIRCHRÖDER TURM in Zusammenarbeit mit der GfB e.V.

Muss es immer malen sein? –Ästhetische Gestaltung imBibliodrama – 22. – 24. 11. 2002Leitung: Margaret Lincoln und Angelika Wolter

Bibliodrama und die Kraft der Stimme (Mk 4.39)Verhältnis von Stimme und Gefühl, Bedeutung von Stimmübungen für das Bibliodrama 24. –26.1.2003 in HannoverLeitung: Margaret Lincoln und Ursula Roggenkamp

Prozessaufbau im BibliodramaSchwerpunkte der Prozessphasen im Bezug zum Textverständnis,zur Gruppendynamik und zur Berührung der Einzelnen.10.-12. 10. 2003 in Hannover, Leitung: Hans-Jörg Rosenstock (GfB), Margaret Lincoln,

Anmeldung: Kirchröder Turm, Hermann-Löns-Park 6/7, 30559Hannover Tel. 0511/ 954970, e-mail: [email protected], Die Kurse sind als Vertiefungskurse der GfB anerkannt

WILL RHEINLAND/WESTFALENerinnern – vergegenwärtigen – Ausdruck finden

Die Bedeutung der Körpersignale bei der Leitg. von Gruppen8.10. – 12.10. 03 im Angela-Merici-Haus Bornheim HerselLeitung: Heinrich Fallner, Lehrsupervisor. Bibliodramaleiter GfB, Sr.Lioba Michler, Lehrbeauftragte für TZI, Dietrich Redecker, Lehrbe-auftragter für TZIAnmeldung: Dietrich Redecker, In der Behrenbeck 51 a, 45527Hattingen, tel 022324 – 31496, fax 02324 – 935219

Bibliodrama-WeiterbildungsangeboteGrundkurse

ERWACHSENENBILDUNG BETHEL - NAZARETH/SAREPTA/LIN-DENHOF in Zusammenarbeit mit der GfB e. V und Ev. Erwachse-nenbildungswerk Westf./Lippe

Neuer Grundkurs Bibliodrama 2003–2005Zweijährige Bibliodrama-Grundausbildung zur selbständigenArbeit mit Bibliodrama in Schule, Gemeinde und Erwachsenenbil-dung – entspricht der Rahmenkonzeption der GfB e.V.Umfang: 5 Kurswochen, 40 St. Fachsupervision, Abschlussprojektmit schriftlichem Bericht und Kolloquium, Pädagogische Leitung: Wolfgang Roos-Pfeiffer, Kursleitung: Dr.Wolfgang Wesenberg (GfB), Angelika Wolter (GfB, DGSv), Gastre-ferent/in: Heinrich Fallner (GfB, DGSv), Else Natalie Warns (GfB),Fachsupervision: Anne Held (GfB)Anfragen an: Erwachsenenbildung Bethel, Wolfgang Roos-Pfeiffer,Nazarethweg 4-7, 33617 Bielefeld, Tel.: 0521/144-6105, [email protected]

PASTORAL-KOLLEG DER EKvW in Kooperation mit der GfB e.V. Neuer Grundkurs Bibliodrama 2003 -2005

Umfang: 5 Kursabschnitte incl. Kolloquium, 20 EinheitenSupervsion, schriftliche Abschlussarbeit, Zertifikat, Beginn: 10.-14.Februar 2003 in d. Stillen Kammer, Leitung: Andrea Brandhorst (GfB), P. Udo Schneider Striedelmeyer,Anfragen: Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der EKvW,Büro Sabine Schipper, Tel.02304/755144Fax 02304/ 755157, e-mail: [email protected]

ZENTRUM FÜR MEDIEN KUNST KULTUR DER EV.-LUTH. LANDESKIRCHE HANNOVERSin Koop. mit der Gesellschaft für Bibliodrama e. V.

Fortbildung zum Bibliodramaleiten 2003 – 2005für Hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter mit theologischer Qualifikation und Praxisfeld in derGemeinde- und Sozialarbeit, Jugend- und Erwachsenenbildung

- 1. Grundphase, Kurse 1 - 4. Es geht um eigene bibliodramati-sche Erfahrungen und die Umsetzung von bibliodramatischenElementen im eigenen Praxisfeld. - 2. Vertiefungsphase, Kurse 5 – 9, verschiedene Zugehensweisenkennen lernen, eigene bibliodramatische Arbeitsmethoden unddie Entwicklung der persönlichen Kompetenz vertiefen.

Page 26: DIE BEDEUTUNG UND WIRKUNG DER GRUPPE IM ...freeweb.dnet.it/herrnils/Archiv/textraum_2.pdfJürgen Weiß aus Mecklenburg zieht den Vergleich zur Themenzentrierten Interaktion (TZI) und

TEXT RAUM

- Prozessbegleitend finden statt: 5 Bibliodrama-Werkstatt-Tageund 5 Tage Fachberatungen.

- Praxisberatung im eigenen Arbeitsfeld (auf Anfrage). -Abschluß im Kolloquium mit einem Zertifikat.

Informationstag: Januar 2003Leitung: Bärbel Dalheimer, Supervisorin nach DGSv., Bibliodrama-leiterin (GfB), Hans-Jörg Rosenstock, Theologe, Bibliodramaleiter(GfB), Friedhelm Siegemund, Pastor und Bibliodramaleiter (GfB),Bernd Hillringhaus, Bibliodramaleiter (GfB), Referent für Spiel- undTheaterpädagogik, Information und Anmeldung: Zentrum fürMedien Kunst Kultur im Amt für Gemeindedienst der Ev.-luth. Lan-deskirche Hannovers, Bernd Hillringhaus, Archivstraße 3, 30169Hannover, Tel.: (05 11) 12 41-5 94, Fax: (05 11) 12 41-9 70 E-Mail: [email protected]

BILDUNGSSTÄTTE KIRCHRÖDER TURM in Zusammenarbeit mit der GfB e.V.

Neuer Grundkurs Bibliodrama 2004 - 2006Umfang: 6 Wochenenden und 3 verlängerte Wochenenden (4Tage) incl. Supervision, Kolloquium, schriftl. Abschlussarbeit undZertifikat. - 1. Kursabschnitt: 6. – 8. 2. 2004Leitung: Silvia Bammel (Bibliodramaleiterin und Körpertherapeu-tin), Gert Stührmann (Pastor, Seelsorger, Bibliodramaleiter (GfB)und Margaret Lincoln (Germanistin, Bibliodramaleiterin) - Anfra-gen: e-mail: MLincoln @kirchroederturm.org

EVANGELISCHE ERWACHSENENBILDUNG BADENBibliodrama leiten und begleiten 2003 – 2005

Grund- und Vertiefungskursin 7 Kursabschnitten , 6 Tage Supervision, Regionalgruppen,schriftl. Projektbericht, KolloquiumLeitung: Gisela Hahn-Rietberg, P., BibliodramaleiterinAnmeldung: Landesstelle f. Ev. Erwachsenenbildung in Baden,Postfach 22 69, 76010 Karlsruhe, fon 0721/91 75-340, fax 0721)91 75-336E- mail: [email protected]

HELMUT KRELLER NÜRNBERG Weiterbildung zum/zur Bibliodramaleiterin

Umfang 15 Wochenenden: 9 WE gechlossene Gruppe, 5 WESonderseminare bei anerkannten BD-Leiterinnen, 1 WE Psycho-drama, Abschlussarbeit, Colloquium, Beginn: 13.-15.12. 2002 inder „Spiel-Zeit“ in Nürnberg Leitung: Helmut Kreller, Pfarrer, BD-Weiterbildner, Psychodrama-leiter mit Co-LeitungenAnfragen: Zentrum für Pastoralpsychologie, Emilienstr.1, 90489Nürnberg, tel. 0911/5430081,fax 0911/5441345, e-mail: [email protected]

Angebote zur Qualifizierung für Bibliodrama-Leitung und -BeratungERWACHSENENBILDUNG BETHEL - NAZARETH/SAREPTA/LIN-DENHOF in Koop. mit der GfB e.V.

Qualifizierungskurs 2004 – 2006Der Kurs setzt den Abschluß eines Bibliodrama-Grundkurses vor-aus. Ziele: Befähigung zur Planung, Durchführung und Dokumen-tation von Bibliodramaseminaren bzw. -unterrichtseinheiten sowiezur Fachberatung für Bibliodrama in Schule, Gemeinde und

Erwachsenenbildung. Der Kurs gliedert sich in 9 dreitägige Lei-tungstrainings. Dazu kommen 30 USt Einzelsupervision, 20Sitzun-gen im Praxisteam sowie 40 USt eigene Bibliodramapraxis.Den Abschluß bilden eine schriftliche Arbeit und ein KolloquiumPäd. Leitung und Auskunft: Wolfgang Roos-Pfeiffer (0521/144-6105) Kursleitung: Heinrich Fallner, NN; Gastreferentin: Else NatalieWarns;Tagungsort:Bielefeld.Bitte Prospekte und Auskunft anfordern bei der ErwachsenenbildungBethel, Wolfgang Roos-Pfeiffer, Nazarethweg 4-7, 33617 Bielefeld,Tel.: 0521/144-6105, email: [email protected]

Vorankündigung

GESELLSCHAFT FÜR BIBLIODRAMA E.V.

Herzliche Einladung zum Studientag und zur Migliederver-sammlung der Gesellschaft für Bibliodrama e.V.

Samstag, 18. Januar 2003, 9.30-18.00 Uhr Studientag mit dem Thema : „Das bisherige und das zukünfti-ge Profil der GfB und die Schwerpunkte ihrer Arbeit“Der Studientag wird vorbereitet von Sabine Haupt-Scherer, Christine Kandler und Hans-Jörg Rosenstock. Grundlage sind dievom Vorstand zusammengestellten und erarbeiteten Materialien.

Sonntag, 19. Januar 2003, 9.30 - 12.30 Uhr Mitgliederversammlung mit Wahl des VorstandesGäste sind herzlich willkommen. Anmeldeschluß: 3. Januar 2003Auskunft und Anmeldung: EAE-Geschäftsstelle, Frau H. Slotta,Burghof 5, 14776 Brandenburg / Havel, Tel. 03381 / 250 27 21;Fax: 03381 / 250 27 13.

Veröffentlichungen

Buch „Bibliodrama als Prozess“ Warns/Fallner 2. Auflage, Jansen Verlag Lüneburg 1999, ISBN - Nr. 3-928954-30-X , VLB, direkt bestellen:Jansen Verlag, Fax 04134/7876e-mail: [email protected]

Ausschreibungen von Bibliodrama-Angeboten für 2003 ff.bitte bis Ende Januar 2003 an die Reaktion schicken: e-mail:[email protected]

TEXT RAUM Bestellungen über folgende Adresse:Angelika Wolter, Kleppgarten 2, 48565 Steinfurt Fax: 02551/81845 · e-mail: [email protected]

Herausgeber: Gesellschaft für Bibliodrama e.V., Else Natalie WarnsSenner Hellweg 26, 33659 Bielefeld, Tel. 0521/491635 · Fax4943108, e-mail: [email protected]

Page 27: DIE BEDEUTUNG UND WIRKUNG DER GRUPPE IM ...freeweb.dnet.it/herrnils/Archiv/textraum_2.pdfJürgen Weiß aus Mecklenburg zieht den Vergleich zur Themenzentrierten Interaktion (TZI) und

TEXT RAUM

23

Schwerpunktsetzungen. Ich habe mich fürden Focus „Weg“ entschieden, denn derEmmausweg lädt deutlich zum Nacherle-ben, und Mitgehen ein. Konkret heißt das:sich aufmachen, gemeinsam den Weggehen, miteinander reden, aufeinanderhören, sich verstehen und sich beistehen.Lösungen finden für Über-Lebens-Wege.(Wegstrecken werden gesichtet, differen-ziert, erhellt.) Dieses Nacherleben verschie-dener Wege ist auch der Altersklasse derKinder (6–10 Jahre) gemäß und stärktzugleich die Beziehung der Väter zu ihrenKindern. Im spielerischen und akzentuier-ten Umgang mit Wegsituationen wird imVorfeld zum Text ein Erfahrungsraum zumVerständnis von Lukas 24 geschaffen. Soerfolgt die Textbegegnung selbst erst im letz-ten Teil (Sonntag) und zugleich im Vertrau-en darauf, dass die gemeinsamen Weg-Erfahrungen vom Wochenende sich in ihrerBedeutung und Begegnung mit dem Texterschließen.

Gibt es auch die berechtigte Hoffnung, dassdas Angestoßene in Erwachsenen-Gesprä-chen am Abend und im familiären Bereichzu Hause nachwirkt?Die thematisch orientierte Körperarbeitkommt bei den Kindern (noch) nicht so an.Ihr „Leibarchiv“ ist wohl noch leer. Spieleri-sche Bewegungsabläufe werden gern ange-nommen.

Geplanter Ablauf

„Väter und Kinder gemeinsam auf demWeg“

Freitag18.00 Uhr Gemeinsames ABENDESSEN19.15 Uhr ANKOMMEN in der Gruppeund Sensibilisieren.Textbezug „unterwegs sein“

Lied-Polonaise in den Tagesraum (DasWandern ist des Müllers Lust)bei jeder Strophe verändern - im Kreis

gehend:A) Väter gehen im Kreis außen, KinderinnenB) Väter laufen am Ort, Kinder gehenweiterC) Väter und Kinder gehen entgegenge-setztD) Väter und Kinder gehen Hand inHandE) Väter tragen ihr Kind

Aus den Bewegungsformen a) bis e) sindleicht Gesprächs-Möglichkeiten für dieErwachsenen (am Abend) abzuleiten etwa:

A) zur väterlichen Beschützer-Rolle...B) zur Entwicklung der KinderC) zur Identität und (kommenden)PubertätD), E) Väter-Defizite (?) und Erfahrungenmit dem Kind

19.30 Uhr BEGRÜßUNG, Vorstellung undOrganisatorischesWillkommensgruß: Wir sind hier für einWochenende gemeinsam im Haus „wiezuhause“.Thema: Füße und unterwegs sein

Alle ziehen Schuhe aus, Entspannung.Alle legen ihre Schuhe in die Mitte,

Schuhberg.

19.40 Uhr ALLGEMEINE KÖRPERARBEITStehen ohne Schuhe, Füße spüren,

Wochen- und TageswegFest stehen, Füße zur Erde, Kopf zum

Himmel, was verbindet Kopf und Fuß?Sehen – Väter und Kinder nebeneinan-der, wahrnehmen, da sein, sich freuen.Nur Augen bewegen, sehen nach

oben, unten, links, rechts - Blickwinkel?Augen und Kopf in alle Richtungen

bewegen - Blickwinkel?Hohle Hand vor Augen - eingeschränk-

tes Sehen.Gehen, jeder für sich (Stolpergefahr) –

Väter und Kinder verlieren sich.

Verunsicherungen: Sich vorstellen: „Es istdunkel – ich bin ganz allein - wo bin ich - zuwem gehöre ich?

19.50 Uhr PERSÖNLICHE VORSTELLUNGThema: Verständnis füreinander

Vater sucht Schuh vom Kind aus demSchuhberg, stellt sein Kind kurz mitNamen... vor und mit: „Der schönsteWeg für mein Kind ist, wenn...“.Umgekehrt sucht das Kind den Schuhvom Vater, stellt den Vater vor undwenn es mag: „Der schönste Weg fürmeinen Vater ist, wenn...“, und: „MeinLieblingstier ist... und bewegt sich so...“(Geste oder Pantomime).

20.10 Uhr BERÜHRUNG und Konfronta-tion, Textimpuls: „Du stellst meine Füßeauf weiten Raum” Wege mit Angst bis Freu-de (Ps. 31,9)

Zwei Szenen bei David erzählt:1. Samuel 17,34 – Davids Mut als Schaf-hirt, 1. Samuel 17,45 – Davids Mut imKampf gegen Goliath

Der weite Raum: von der Angst zur Über-windung der Angst.

20.15 Uhr PERSÖNLICHER AUSTAUSCH -sich mitteilen

Gespräch im Vater-Kind-Paar: „Einbesonderer Weg / ein Erlebnis war ...“

20.20 Uhr TAGESABSCHLUß: Ziel: Gebor-genheit suchen

im Plenum einen (wichtigen) Gedan-ken vom Abend nennenAbendritual: Kreis, Kerze in der Mitte,

Gebet, Lied

20.30 Uhr Väter bringen Kinder zurNACHTRUHE

21.15 Uhr Angebot: Erweiterte Vorstellungder Väter untereinander, Ziel: einanderkennen lernen

“Am runden Tisch”: Vatersein - wiegeht es mir dabei? Als Ergänzung evtl.Frage-Impulse s. o. a) bis e)

Samstag9.30 Uhr (noch) BERÜHRUNG und Kon-frontation: Erinnerung: “Du stellst meineFüße auf weiten Raum” Ziel: Aktivierung

Einzelne Kinder und Väter stellen spon-tan vor dem Plenum Gesten der Verun-sicherung, der Angst, der Freude dar(Anknüpfung Ps. 31,9)

9.45 Uhr ENTDECKEN DER FÜLLE derWege. Ziel: Aktivierung

Vierergruppen - zwei Väter und zweiKinder - notieren mit “Weg” zusammen-gesetzte Worte auf Karten (Papier undStifte).

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10.00 Uhr GEMEINSAMES ÜBERLEGEN:Welche Wege gibt es?

Gruppenergebnisse werden vorgestellt.Die Worte werden sortiert nach den

Kriterien: gegensätzlich – zusammenge-hörig, einmalig, doppelt, ähnlich, ergän-zend...

10.15 Uhr DIFFERENZIERUNG: Was wirdauf den entsprechenden Wegen benötigt?Ziel: auf einander hören

Auf bereitstehenden Tischen vieleWeg-Utensilien wie z. B. Taschenlampe,Messer, Brot, Trinkflasche, Stadt- oderFahrplan, BibelDie Utensilien = Symbole werden von

einzelnen Kindern ausgewählt mit denWorten: “Das brauche ich für den Weg,denn...”.

10.30 Uhr VERTIEFUNG in zwei Gruppen:Kindergruppe: Bildgestaltung als Ergeb-

nissicherung. In einem eigenen Raummalen die Kinder mit Wachsstiften einBild auf Papier über einen für siebesonders wichtigen Weg oder einbesonders wichtiges Erlebnis.Vätergruppe: Vertiefung.

Jeder Vater „prägt“ auf einer „Medaille“(farbiger Karton) seinen ihm für das Kindwichtigsten Wert ein.(Gestaltung mir Farbstiften als Wort,Symbol oder Bild – ca. 15 Min.) ImAnschluss daran ist eine Medaillen-Vor-stellung mit Nachfragen in Gruppen (dreiVäter) für ca. 15 Min.

11.00 Uhr AUSTAUSCH DER VÄTER undKinder von Medaillen und Bildern, also vonWerten und Erfahrungen - Ziel: verstehenlernen

Kinder zeigen den Vätern ihre Bilder.„Vater, verstehst du es?“Jeder Vater fragt sein Kind, etwa: „Was

entdeckst du auf meiner ‚Medaille’?“Die Bilder der Kinder werden zu einer klei-nen Ausstellung gebracht. Sie erzählenGeschichten; und es ist lohnend bei denKindern nach dem „Wie“ und „Was“ nach-zufragen, um die Kinder besser zu verste-hen und die Beziehungen zu ihnen zu stär-ken.

12.00 Uhr MITTAGESSEN

14.00 Uhr Alle sind auf dem Waldweg,sammeln NATURMATERIALIEN für einenzu gestaltenden Erlebnisweg, unterwegsgibt es Picknick.

16.00 Uhr (Einige) Kinder und Väter gestal-

ten den ERLEBNISWEG im Freien, d. h.einen Weg, der in einem Kreis von außennach innen geht. Dieser Weg ist mit dengesammelten Materialien ausgelegt.

16.30 Uhr WER WAGT ES darüber zugehen? - Ziel: Fühlen - Wie fühlt sich das an, wenn ich barfuß überGras, Tannennadeln, Brennnesseln, Stei-ne... laufe? Am Ziel, in der Mitte gilt es, eineKerze anzuzünden und mit dem Lichtzurückzugehen. Schaffe ich das? Was emp-finde ich auf dem Weg? Jede und Jeder darfeinmal ganz im Mittelpunkt sein. Und Väterund Kinder können über gemeinsamgemachte Weg-Erfahrungen sprechen.

18.00 Uhr ABENDESSEN19.l5 Uhr ZUSAMMENFASSUNGTextimpuls: Die Bildgeschichte „Papa Löweund seine glücklichen Kinder“ wird gelesenund die Bilder werden über Tageslicht-schreiber gezeigt. (Papa Löwe geht mitjedem einzelnen Kind einen besonderenWeg.)

19.45 Uhr TAGESABSCHLUSS: Ziel:Geborgenheit suchen

im Plenum: einen wichtigen Gedankenvom Tag nennenAbendritual: Kreis, Kerze in der Mitte,

Gebet, Lied

20.00 Uhr Väter bringen Kinder zurNACHTRUHE

21.00 Uhr Angebot: GESPRÄCHSRUNDEfür die Väter – Ziel: Kontakte suchen/vertiefen

Gesprächsrunde „Wege meines Vatersmit mir“ - und „Was mir für mein Kindwichtig ist“...

Sonntag

9.30 Uhr Weiter BERÜHRUNG und Kon-frontation

Anknüpfung an die Erfahrungen dervergangenen Tage und Vorstellung desBibeltextes der Emmausgeschichte alsModell für KonfliktbewältigungErzählen des Textes für Kinder und

Väter (Lukas 24,13-35)

10.00 Uhr IDENTIFIKATION und Ausein-andersetzung“Emmausgang” – Ziel: Weg-Erfahrungensammeln

30 Min. Zeit für einen Weg im Freienfür Vater-Kind-Paar mit gegenseitigemFragen: Wie geht es dir? - Was ist dein

Kummer, deine Hoffnung? Was hilft dir?

10.30 Uhr AKTUALISIERUNG - Ziel: Ergeb-nissicherung

Vater leistet ein Versprechen und besie-gelt es mit einem Gutschein für seinKind, welchen die Kinder gern anneh-men.Kind sagt einen jetzt für das Kind wichti-gen Satz zum Thema.

10.45 Uhr VERTRAUENSÜBUNG mit Stab,um Feingefühl zu entwickeln.

Vater-Kind-Paar mit Stab auf offenerHandfläche, Vater führt / Kind führt.

10.55 Uhr RITUAL UND ABSCHIEDGedanken bündelnim Kreis stehen mit Kerze, Lied, Gebet,

SegenEinladung an alle, den Psalm 23 ver-

trauend mitzusprechenund Väter legen - so sie mögen - dem

Kind die Hände auf Kopf oder Schulterund sprechen dem Kind zu: „Es segneund behüte dich unser Gott, der All-mächtige und der Barmherzige, derVater, der Sohn und der Heilige Geist.“

Auswertung der durchgeführten Veranstaltung

Ich hatte vorher sehr überlegt, ob Lukas 24wirklich erst am Sonntag eingebracht wer-den sollte. - Doch mir waren die verschie-denen Weg-Erfahrungen am Vortag wichtig.Klar ist, dass der Text längst nicht ausge-schöpft werden konnte. Er könnte auchakzentuierter erzählt werden, als mir dasgelang – anschließend an die “Vertiefun-gen” vom Sonnabend.Persönliches Fazit:

Ich möchte noch weitere Gestaltungs-möglichkeiten zur Intensivierung prüfen.Für mich war die Erfahrung bei diesem

Bibliodrama ermutigend. Ich hatte Freu-de am Prozess, fand ihn spannend. Undich habe den Eindruck, dass ich mit die-sem Text immer noch nicht fertig bin.

LITERATUR:

MIX, MARGARETE / RÖDDING, GERHARD, SYMBOLE IM

KINDERGARTEN - VERSTEHEN UND GESTALTEN. GÜTERS-LOHER VERLAGSHAUS, 2. AUFLAGE, 2001

JANOSCH, VORLESEBUCH „PAPA LÖWE UND SEINE

GLÜCKLICHEN KINDER“, MOSAIK-VERLAG MÜNCHEN,1998

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Die Arbeit mit Schwarzlicht1 in Kombi-nation mit Methoden des prozesso-

rientierten Bibliodramas begeistert Jugendli-che und mich. Wie diese Kombinationaussehen kann, zeige ich exemplarischanhand eines Bibliodramaprozesses, denich in einer Mädchengruppe2 in einer länd-lichen Gemeinde begleitet habe. Text-grundlage ist die Begegnung zwischen Saulund der Totenbeschwörerin von Endor (1.Sam 28,3-25). Dazu habe ich vier Thesenentwickelt.

These 1: Bibliodrama mit Schwarzlichtbietet Jugendlichen ausreichend Schutz,der sie ermutigt, sich auf der Bühne zuzeigen.

In Konfirmandengruppen erlebte ich häufigJugendliche, die darstellendes Spiel verwei-gerten. Vielen war es peinlich, sich auf derBühne zu zeigen. Bei der Arbeit mitSchwarzlicht ist das anders. Jugendlichespüren intuitiv, dass im Schwarzlicht andereGesetze gelten als im Tageslicht. Auf derBühne ist es im Schwarzlicht Tag, denn esist etwas zu sehen, und gleichzeitig ist esNacht. Dieser Zwischenzustand zwischenTag und Nacht, Tages- und Traumbewusst-sein, Realität und Phantasie, erleichtert esJugendlichen, sich zu zeigen.Im Schwarzlicht können sie sich freibewegen, weil sie vor dem Tageslicht undden kritischen Blicken der übrigen Teilneh-mer geschützt sind. Selbstzweifel an dereigenen Person und Unzufriedenheit mitdem eigenen Körper treten zurück. ImSchwarzlicht fällt nicht auf, wer Pickel hatoder wessen Haare fettig sind. Die Persön-lichkeit der Spielenden tritt hinter die Rollezurück.In der Mädchengruppe hatten wir zumThema "Schwesternkonkurrenz" mit der

Perikope über Maria und Marta (Lk 10,38-42) gearbeitet. Es zeigte sich allerdings, dassdie Teilnehmerinnen sich eine Geschichtemit "action" wünschten. Sie bevorzugtenetwas "Gruseliges", weil das zu Schwarzlichtgut passen würde. So kam ich auf die Toten-beschwörerin von Endor.Die Gruppe hörte den Text und entwickelteIdeen zur spielerischen Umsetzung.Jede wählte eine Rolle und beschäftigte sichdamit, wie sie ihre Rolle verkörpern könnte.Aus weißen Stoffen - gut geeignet sind alteLaken und Gardinen - wählte sich jede eineKostümierung. Dann suchte jede den Ortauf der Bühne, von dem aus für sie dasSpiel beginnen sollte. Andere beschäftigtensich damit, passende Musikstücke auszusu-chen und die Bühne mit weißen Stoffen fürdas Spiel einzurichten. Bevor das Spiel begann, ließ ich die Spie-lenden ihren Platz auf der Bühne findenund versuchte sie durch ein Rolleninterviewfür die Rolle anzuwärmen. Dabei stellte ichfest, dass die Imaginationsfähigkeit derJugendlichen über Sprache nur ansatzweiseangeregt werden konnte. Die Mädchen fan-den vielmehr durch ihre Musikauswahl indie Rolle hinein. Das geschah in der Weise,dass sie vor dem Spielbeginn die Texthand-lung in Segmente und Szenen einteilten, fürdie sie ein passendes Musikstück aussuch-ten. Die Gruppe brauchte diese intensivePhase der Musikauswahl, um sich später aufder Bühne frei bewegen zu können.Nach einem ersten Spieldurchlauf gabensich die Spielenden Feedback. Im weiterenSpielverlauf wurden die Rollen getauschtund das Gruppenspiel im Kirchenraum inAbstimmung mit den Musikstücken wieder-holt und variiert. Am Ende stand in derRegel eine öffentliche Aufführung im Got-tesdienst3. Die Gruppe wünschte eineöffentliche Aufführung, weil sie Ihre Begei-

sterung über die Wirkungen des Schwarz-lichtes anderen zeigen wollte.Im Schwarzlicht fiel es den Mädchen leicht,in die Rollen des alten Königs, der Totenbe-schwörerin und des Geistes von Samuel zuschlüpfen.Sabine4 spielte die Totenbeschwörerin. Siehüllte sich in weiße Gardinentücher. Auchihr Gesicht war von einem Schleier be-deckt. Erst in der Begegnung mit Saul lüfte-te sie ihren Schleier.Sie tat etwas Verbotenes, König Saul hattealle Totenbeschwörer des Landes verwie-sen. Sie war als einzige übrig geblieben undmusste sich verstecken. Ihre geheimenPraktiken durften nicht entdeckt werden.Deshalb ging sie verschleiert. Sie wolltenicht erkannt werden. Als Saul sie ansprach,war ihr Geheimnis gelüftet. Da blieb ihrnichts anderes übrig, als die Schleier zuheben und mit Saul von Angesicht zu Ange-sicht zu sprechen. Dies ist meine Deutung.Sabine folgte im Spiel ihren Impulsen.

These 2: Die Arbeit mit Schwarzlichtermöglicht es den Teilnehmenden, dieBotschaft des Textes über den Weg derVerfremdung zu erleben und zu aktuali-sieren.

Schwarzlicht wirkt verfremdend. Der Alltagund die Realität einer Texthandlung erschei-nen in einem anderen Licht. In der Mög-lichkeit zur Verfremdung liegt unter ande-rem der Reiz an der Arbeit mitSchwarzlicht. Jede Verfremdung stelltzugleich eine Form der Aktualisierung einesTextes dar.Als Leiter habe ich das Bedürfnis, auf derBühne etwas Neues zu sehen. NeueErkenntnisse über einen Text gewinne ich,wenn die Spielenden ihren unbewusstenImpulsen folgen. Die Arbeit mit Schwarz-licht öffnet nach meiner Beobachtung dasUnbewusste der Spielenden und ermöglichtden Zugang zu neuen Sehweisen und Inter-pretationen des Textes.In den von mir geleiteten Schwarzlichtspie-len wirkte das Zusammenspiel vonSchwarzlicht und eingespielter Hinter-grundmusik verfremdend und zugleich fürdie Spielenden motivierend.In der Mädchengruppe war das Abspielenvon Musik konstitutiv für das Spiel. Mit gro-ßem Eifer suchte die Gruppe aus mitge-brachten CDs Musikstücke, die ihrer Mei-nung nach die Stimmung einer bestimmtenSzene trafen. Ich war immer wieder ver-blüfft, mit welch genauem Gespür für dieAtmosphäre einer Geschichte oder einerSzene die Musikauswahl getroffen wurde.

Karl-Martin Harms, HannoverBibliodrama mit Jugendlichen

im Schwarzlicht

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Dabei kam den Jugendlichen ihre guteKenntnis von Pop- und esoterischer Musikzu Gute. Die Auswahl von Musikstückennahm jedes Mal im Gruppenprozess einenlangen Zeitraum ein. Ich hatte des öfterenversucht, diese Zeit zu verkürzen und dieTeilnehmerinnen ermutigt, ohne Musik aufdie Bühne zu gehen. Sie gebärdeten sichdann unbeholfen und unsicher.Im Laufe der Zeit habe ich verstanden, siebrauchen die Musik, um zu einem tänzeri-schen und pantomimischen Ausdruck zukommen. Erst das Zusammenspiel vonSchwarzlicht und Musik ermöglichte einfreies Spiel.Die Gruppe bevorzugte einen tänzerisch-pantomimischen Ausdruck, in dem Worteallenfalls vereinzelt bestimmte Gebärdenunterstrichen. Der weitgehende Verzichtauf sprachlichen Ausdruck ist für mich einIndiz dafür, dass Jugendliche sich in derSprache des Musik und des Tanzes weitmehr zu Hause fühlen als in der Welt derWorte.Im Spiel zur Totenbeschwörerin von Endorbewegten sich zu Beginn zwei Spielerinnenals Soldaten tänzelnd auf Saul zu, als diesersie zu sich befahl, um nach einer Totenbe-schwörerin zu fragen.Ich habe ein für höfische Verhältnisse frem-des Bild gesehen. Tänzelnde Soldaten gibtes sonst nicht. Diese tänzelnden Soldatenkönnten so verstanden werden, dass Saulnur dann einen Ausweg aus der Krise findet,wenn er sein militärisch-männliches Macht-gehabe aufgibt, seine weiblichen Seitenentdeckt und integriert. Die Darstellerrin-nen haben daran nicht gedacht, sie folgtenihren Impulsen und verkündeten so ihreWahrheit.

These 3: Okkulte Rituale stellen fürJugendliche eine Faszination dar. DieArbeit mit Schwarzlicht kommt diesemInteresse von Jugendlichen entgegen.

Das Interesse am Thema "Okkultismus" warmeines Erachtens ein wichtiges Motiv fürdie Entscheidung der Gruppe für den Textaus 1. Sam 28. Dieses Interesse zeigten dieMädchen im Einsatz von technischen Mit-teln wie einer "Thunderlamp" und damp-fenden gefrorenem Stickstoff.Der Altar der Horstedter Dorfkirche wurdezum Wohnort der Totenbeschwörerin. Sabi-ne stand auf einem Stuhl hinter dem Altarund schaute von erhobener Position aus ineine Thunderlamp. Dabei handelt es sichum eine gläserne Lampenkugel, die beiBerührung im Innern Blitze ausstößt. DieseLampe war sozusagen eine Aktualisierung

der Kristallkugel, einem typischen Attributder Wahrsagerinnen. Neben der Thunder-lamp stand ein offener Styroporkasten mitauf Minus 200 Grad gefrorenem dampfen-den Stickstoff.Die Totenbeschwörerin hüllte sich bei derBeschwörung des Geistes von Samuel inStickstoffrauch. Dessen Geist wurde auf derdem Altar gegenüberliegenden großenEmpore lebendig.Im Gottesdienst mussten sich die Zuschauerwährend des Spiels nach vorne und nachhinten wenden und konnten auf dieseWeise die Zerrissenheit von König Saul miterleben, der genau auf dieser Achse zwi-schen der Totenbeschwörerin und demGeist des Samuel vor dem Altar stand. Saulblickte der Totenbeschwörerin in die Augenund hatte zugleich den Geist des totenSamuel im Rücken, der im Auftrag Gottesdie Verwerfung Sauls ausspricht.Mir wurde an dieser Konstellation deutlich:Samuel im Rücken Sauls wird zum Sinnbildfür das alte Leben Sauls, das keine Zukunftmehr hat. Das Neue, eine Veränderung,liegt als Möglichkeit in der Totenbeschwöre-rin zum Greifen nahe vor Saul. Dieser aberlässt sich von den Worten des Samuelniederschmettern.Der sagt in 1. Sam 28,16: "Gott ist deinFeind geworden." Diese Worte haben fürSaul ein großes Gewicht.An der Bedeutung, die Saul Samuels Pro-phezeiung beimisst, wird deutlich, dass ersich innerlich nicht von den Wertvorstellun-gen seines bisherigen Lebens lösen kann.Sein Verhältnis zur Frau von Endor musshöchst ambivalent gewesen sein. Denn wiekonnte er Hilfe von einer Frau annehmen,wenn er zuvor alle Totenbeschwörer desLandes verwiesen hatte. Zudem wird es fürihn vermutlich undenkbar gewesen sein,überhaupt von einer Frau Hilfe anzuneh-men. Es ist Ausdruck höchster Verzweiflung,dass er sich an sie wendet. Verzweiflungaber macht oft blind und lässt das rettendeNaheliegende nicht erkennen.Die Frau aus Endor appelliert mit ihrenWorten: "Iß, dass Kraft in dir sei", (1. Sam28,22) an Sauls "Lebenskraft und Würde alsMensch - auch wenn er als König geschei-tert ist."5

These 4: Schwarzlicht ist ein geeignetesMedium zur Auseinandersetzung derJugendlichen mit dem Thema "Tod".

Jugendliche erleben in der Pubertät den"Tod der Kindheit". Durch den Tod ihnennahestehender Menschen und Tiere wirdihnen zudem ihre eigene Endlichkeit

bewusst. In der Distanz zur Realität, die dasSchwarzlicht bietet, können Jugendlicheihre Todeserfahrungen und ihre Fragen undÄngste bearbeiten.Es war für mich nicht überraschend, dassSabine die Rolle der Totenbeschwöreringewählt hatte. Wenige Wochen zuvor warihr Großvater gestorben. Sabine konnte inihrer Rolle eine Alternative zu den Konflikt-lösungsmustern ihrer Familie durchspielen.Die verfolgte Totenbeschwörerin musstesich nicht mehr verstecken und ver-schleiern. Der König, der den Bannfluchüber sie und ihresgleichen gesprochenhatte, brauchte ihre Hilfe. Aus dem Verfol-ger war ein Opfer geworden; und aus demverfolgten Opfer konnte eine Retterin wer-den6. Sie ist es, die Saul mit Nahrung stärkt.In der Gruppe haben wir darüber gespro-chen, dass es an Saul liegt, wie er die ihmangebotene Hilfe für sich deutet. Für Saulbleibt diese Frau vermutlich eine Totenbe-schwörerin, die Kontakt zur Unterwelt hat.Die Gruppe empfand die Frau am Ende alsEngel, der Saul in einer persönlichen Krisebeisteht.

Schlussbemerkung: Im Schwarzlichtwerden Erwartungen ent-täuscht.

Was Saul in 1. Sam 28 erlebt bzw. woran erscheitert, ist ein für Bibliodramaprozessewichtiges Phänomen. Die Hilfe, die Rettungals Möglichkeit, wird Saul von einer Positionaus zugespielt, von der er sie nicht erwartet.Saul wendet sich ja nur deshalb an dieTotenbeschwörerin, weil er die Stimme desSamuel hören will, der einst der Garant sei-nes Königtums war. Deshalb fühlt sich Saultief getroffen, als aus dem Munde desSamuel nur vernichtende Worte zu verneh-men sind. Es ist für Saul jenseits der Vorstel-lung, dass ihm von einem anderen Men-schen Rettung widerfahren könnte.An der Figur und an der Rolle des Saul habeich sehr viel für mein Selbstverständnis alsLeiter gelernt. Das Scheitern des Saul hängtdamit zusammen, dass seine Erwartungenenttäuscht werden.Wenn ein Hilfesuchender im vorhineinweiß, wie die Rettung auszusehen hat, wirder scheitern, wenn der vermeintliche Retteranders erlebt wird als erwartet. Die man-gelnde Flexibilität des Saul erinnert michdaran, dass es für einen Gruppenprozesshinderlich sein kann, wenn ich mit einerfesten Konzeption eine Gruppe anleite.Es heißt in der Bibel zu Recht: "Du sollst dirkein Bild machen" (Ex 20,4; Dtn 5,8).Ich ertappe mich immer wieder dabei, wieich mit vorgefertigten Bildern und Vorstel-

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lungen einer Gruppe begegne. Wenn ichmich in der Vorbereitung mit einem Textbeschäftige, dann neige ich dazu zu den-ken, auf diesen Punkt wird es hinauslaufen.Saul in der Begegnung mit der Totenbe-schwörerin von Endor und die lebendigenErfahrungen mit Gruppen lehren mich, dieBilder über den Haufen zu werfen undgemeinsam mit der Gruppe aufmerksam fürdas Wunder zu sein, dass sich vielleichtdann und dort ereignet, wo wir es amwenigsten erwartet hätten7. Das Medium Schwarzlicht ist für solcheErfahrungen hilfreich, denn eine Gruppe,die im Schwarzlicht spielt, wird schon auf-grund des fremdartigen Lichtes wenigerverführt sein, sich sklavisch an die Bilderdes Textes zu halten, sondern vielmehr imSpiel ihren unbewussten Impulsen folgen.Das Schwarzlicht enttäuscht Erwartungen,vorgefasste Meinungen und Bilder, denn indiesem Licht ist alles anders als in der All-tagsrealität. Gerade deshalb ist im Schwarz-lichtspiel so viel möglich. Auf der Bühnekann sich im Spiel das Unerwartete ereig-nen.

1 SCHWARZLICHTLAMPEN FUNKTIONIEREN NUR IN

ABGEDUNKELTEN RÄUMEN. SIE ABSORBIEREN DAS LICHT

UND LASSEN NUR UV-STRAHLEN DURCH. TREFFEN DIESE

AUF WEIßE STOFFE, SO LEUCHTEN SIE. DIE SPIELENDEN

WERDEN IM SCHWARZLICHT NUR SICHTBAR, WENN SIE

WEIßE KLEIDUNG TRAGEN.

2 DIE MÄDCHENGRUPPE REKRUTIERTE SICH AUS KON-FIRMANDINNEN UND KONFIRMIERTEN DER EV.-LUTH.JOHANNES-DER-TÄUFER-KIRCHENGEMEINDE IN HOR-STEDT.

3 INSOFERN HAT DIE VON MIR BESCHRIEBENE BIBLIO-DRAMAARBEIT EINE NÄHE ZUM BIBELTHEATER. VGL. F.ROHRER, BIBELTHEATER, HAMBURG 1990.

4 NAME VON MIR GEÄNDERT.

5 L. JUNG, IN: S. AHRENS U. A., UND SCHUF SIE ALS

MANN UND FRAU. EINE PERIKOPENREIHE ZU DEN

LEBENSWIRKLICHKEITEN VON FRAUEN UND MÄNNERN

ZU DEN SONN- UND FEIERTAGEN DES KIRCHENJAHRES,GÜTERSLOH 1996 (2), 336 F.

6 VGL. HIERZU DIE THEORIE VOM "DRAMADREIECK" IMRAHMEN DER TRANSAKTIONSANALYSE: R. ROGOLL,NIMM DICH, WIE DU BIST. WIE MAN MIT SICH EINIG

WERDEN KANN. EINE EINFÜHRUNG IN DIE TRANSAK-TIONSANALYSE, FREIBURG 1981 (9), 55.

7 VGL. K. STANGIER, JETZT. BIBLIODRAMA IM SPAN-NUNGSFELD VON PSYCHODRAMA UND LITURGIE, KÖLN

A. Portraits von Mariaaus Nazarethein Bericht von der Interessengemein-schaft Bibliodrama (IGB) Schweiz-Liech-tenstein-Vorarlberg

An den ordentlichen Jahresversammlungender Interessengemeinschaft Schweiz-Liech-tenstein-Vorarlberg folgen nach dem statua-rischen Teil jeweils zwei Spieleinheiten, dievon ein bis zwei Mitgliedern des Vereinsgeleitet werden. In diesem Spielteil findenwir Gelegenheit, selber zu spielen, Neuesoder Gewagtes auszuprobieren, zu experi-mentieren. Zugleich bietet das interne Spielunter ausgebildeten Bibliodrama-LeiterIn-nen die Möglichkeit der Intervision.

In diesem Januar hieß das Thema ‘Portraitsvon Maria aus Nazareth’, verbunden mitden methodischen Wegen von ‘open space’und der ‘dreifachen Gattungsprobe’. Openspace als offener Raum für freie Wahl einesTextes, einer Gruppe, der Spielmethodenund ‚die dreifache Gattungsprobe’ über Tra-gödie, Komödie oder Absurdes Theaternach dem englischen Regisseur Peter Brook(siehe M. Martin, Sachbuch Bibliodrama.1995, S. 15 und 81).

Hintergründe für die Themen- undMethodenwahl

Der Stellenwert von Maria ist im Glaubens-leben der Christen sehr unterschiedlich jenach Konfession, Region, Tradition undauch über die Zeitepochen hin. Wie kön-nen wir heute in unserer Zeit und in unse-ren Lebenssituationen einen positivenZugang zu ihr finden oder uns der Bezie-hung zu ihr klärend bewusst werden, wie esbei anderen biblischen Personen auch mög-lich ist?

Was bringen uns die biblischen Texte nebenden archetypischen Wurzeln und derenAusgestaltungen durch Volksfrömmigkeit inWort und Praxis?

Die synoptische Schau der biblischen Texte,worin Maria namentlich genannt wird, zeigtauf, dass es nur wenige Situationen sind. Essind dies das Gemeinsame und je dasSondergut bei Matthäus und Lukas inner-halb der sogenannten Kindheitsgeschichte,zwei Texte bei den Synoptikern bezüglichFamilie, bei Johannes je ein Text am Anfangund am Ende des Wirkens Jesu sowie amAnfang in der Apostelgeschichte, wo allezusammen sind, und damit - Maria nichtdirekt genannt - auch am Pfingstfest.

Die Texte sind bekannt, vielleicht zubekannt. Sind sie auch zu verbraucht? Oderkönnen sie noch was Neues, Intensives her-geben?Kann die Methode ‘open space’ etwasermöglichen, wenn innerhalb der neun vor-gelegten Texte gewählt werden kann,zudem die Gruppenzusammensetzung unddie Methode frei ist?Kann die dreifache Gattungsprobe Tragö-die, Komödie und Absurdes Theater neueGesichtspunkte und Erlebnistiefe bringen?Geht uns Maria heute noch was an?

Vorbereitungen durch die Leitung

Die Titel zu den Texten aus Matthäus,Lukas, Johannes und der Apostelgeschichtewerden möglichst von Maria her formuliert,auf Blätter mit Angabe der Textstelle rund-um im Raum aufgehängt. Darunter liegenauf Stühlen die entsprechenden Textblätter.Gestaltungsmaterialien sind im Raum.

Maria wird / ist schwanger Lk 1,26-38,Mt 1,18-25.

Cäcilia Koch, Wolfwil/SchweizWas geht uns Maria an ?*Zwei Praxisberichte aus der Schweiz

*TITEL DES GLEICHNAMIGEN BUCHES VON ELISABETH MOLTMANN-WENDEL U.A.

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Maria besucht Elisabeth Lk 1,39-56.Maria bringt Jesus zur Welt Lk 2,1-7,

Lk 2,15-20.Maria mit Jesus im Tempel Lk 2,21-39.Suche nach dem 12-jährigen Jesus

Lk 2,41-52.Die wahren Verwandten Lk 8,18-21.An der Hochzeit in Kanaa Joh 2,1-12.Maria unter dem Kreuz Joh 19,25-27.Maria mit den Aposteln und anderen Frauen in Jerusalem Apg 1,12-14,

(2,1-4).

Verlauf

1. Spieleinheit

Anwärmphase und LiedtanzEinführung und Vorgaben für die erste

SpieleinheitDie Leitung nennt die Titel der Textstellenund erläutert die Methode von ‚openspace’. JedeR Teilnehmende wählt freieinen der neun Texte und die Gruppe, mitder sie/er in der aktuellen Situation arbeitenmöchte. Auch die Methode (Standbild,Miniszene, Gestaltung mit Gegenständenetc.) wird nicht vorgegeben.Da die Methode von open space nicht allenTeilnehmenden bekannt war, wurde wiefolgt angeleitet:

Ihr geht im Raum umher, lest die Texte,entscheidet euch für einen und bleibtdort stehen.Jemand aus der entstandenen Gruppeliest den Text gleichzeitig mit den ande-ren in den Raum hinein laut vor.Es gibt noch die Möglichkeit, dieGruppe zu wechseln – ohne weitereErklärung, sondern durch Abstimmungmit den Füssen.Nun bereitet ihr innerhalb dieserGruppe vor. Ihr erspielt den Text,besprecht, wie ihr nachher ein lebendi-ges Porträt von Maria im Plenum ein-bringt. Wir werden sie in der Reihenfol-ge der Texte sehen. Spiel- und

Vorbereitungszeit in der Gruppe ca. 50Minuten.

Es wurden folgende Themen/Texte gewählt:Maria ist schwanger - zwei Personen - Mariaund ein Bekannter.Maria und Elisabeth - eine Person - Mono-drama, wechselnd zwischen Maria, Josef,Elisabeth.Im Tempel - eine Person – Simeon - Körper-ausdruck und Gesang.Maria sucht Jesus - fünf Personen - Suchen,Jesus in seiner Mitte.Die wahren Verwandten - vier Personen -Maria hört verschiedene Ansichten undReaktionen von Leuten in ihrem Umfeld.Hochzeit zu Kanaa - drei Personen - RollenMaria und Jesus unter den Spielenden stetswechselnd, variierend mit der Aussage “Siehaben keinen Wein mehr”.Unter dem Kreuz - eine Person - Mariaschaut zurück auf ihr Leben, besonders alsMutter.

Zur Leitung, Begleitung

Bei der Vorbereitung dachten wir zwei Lei-tenden, nach jedem Portrait die Eindrückeder Zuschauenden hereinzuholen. Dochdie dargebotenen Bilder wirkten so dicht,machten teilweise so betroffen, dass nurStille angezeigt war, um dann zum nächstenPortrait weiter zu gehen. So sahen wir neunoch nie so wahrgenommene Lebenssitua-tionen von Maria, von einer Frau, von einerMutter - von uns heute.

Nach der Mittagspause erfolgte die zweiteSpieleinheit. Als Leitende entschieden wir,sogleich in die zweite Spielphase zu tretenund in der Auswertung dann beide Spieler-fahrungen einbringen zu lassen und zu ver-gleichen.

2. Spieleinheit

Liedtanz wie obenKurze Einführung zu Methode und Ziel

der „dreifachen Gattungsprobe“ Tragö-die, Komödie oder Absurdes Theater. Eswird in der gleichen Gruppe mit demgleichen Text gearbeitet.

Die Leitung gibt Impulse, um einen Weg zufinden:wörtlich genau nehmen,überzeichnen,radikalisieren;lustvoll fantasieren;verfremden,ins Gegenteil verkehren,

Rollen ergänzen,in andere Zeit versetzen;etwas riskieren, auch Unlogisches,verkörpern, was nicht zu verkörpern ist;wählen eines Wortes, einer Aussage, einesTextes oder eines Bildes;von persönlicher Betroffenheit ausgehen.

Vorbereiten in den Gruppen während25 Minuten.Einbringen der Portraits in der gleichenReihenfolge.

Auswertung: Erfahrungen, die gemacht wurden

Die erste Spieleinheit, in welcher auchschon lustvolle und überraschend keckeMomente auftauchten, war viel dichter,ursprünglicher, bewegender, obwohl beimzweiten, veränderten Spiel zusätzlicheAspekte zum Vorschein kamen und persön-liche Erinnerungen anklingen ließen (zumBeispiel wenn der kleine Jesus, der nicht inden Tempel gehen wollte, von seinen Elternhinein gezerrt wurde).

Maria kam ins Bild, in unser Leben als Frau,als Mutter, als Prophetin, als ‘Gottesknech-tin’ (Wilhelm Fuhrmann vergleicht das Wort‚Magd’ mit ‚Knecht’ für die Propheten inden sogenannten Gottesknecht-Liedern,setzt es parallel).

Absurdes Theater zu spielen ist anspruchs-voll, wenn es nicht banal lustig sein soll.Tragödie, Komödie oder Absurdes Theatersind nicht einfach zu ‚machen’, sondernwerden sich eher aus Spannungsmomentenheraus ergeben, aus einer Notsituation,damit sich etwas auflösen kann. Dann ist esmehr ein prozesshafter Vorgang als einmethodisches Vorhaben, wie wir es uns fürdiesen Tag gestellt hatten, um Erfahrungendamit zu machen.Zudem musste der Wiedereinstieg nach derMittagspause in den Text und ins Spiel vonjeder Kleingruppe und den Einzelnen selbergeleistet werden; denn die Standorte warenzu unterschiedlich. Dazu braucht es erfah-rene Bibliodramaleute.

Die Worte ‘Komödie’, ‘Tragödie’ und‘Absurdes Theater’ können bestimmte Vor-stellungen auslösen und dadurch einenZugang eher erschweren als ermöglichen.Hilfreicher sind Impulse, wie sie obengenannt wurden: wörtlich genau nehmen,überzeichnen, einen Aspekt ins Gegenteilverkehren etc. Dann können Texte undSpielende noch neue, ergänzende Gesichts-punkte, Schattenaspekte und Berührungen

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einbringen und erleben.Es war ein guter Tag!

Wir haben gewagt, uns in relativ kurzer Zeitauf Texte einzulassen und das, was um dasThema ‚Maria’ entstanden ist, in der ganzenVielfalt einander mitzuteilen. Wir konntenuns über unsere Betroffenheiten austau-schen und die methodischen Schwierigkei-ten anschauen. Wir haben gewagt, uns überneue Wege einander auszusetzen. - UndMaria bekam Knochen und Blut und Bodenunter die Füße, ja, ein Stück Boden bei unsheute, um neue Begegnungen mit ihr zuermöglichen.

Eine Idee, ein Wunsch entsteht

B. Was geht uns Mariaan - vom Bibliodramazu einem Gottesdienst

Angeregt von der obigen Erfahrung mitBibliodrama-Leitenden, arbeitete ich nach-träglich in einer Frauengruppe (Leiterinnenvon Kindergottesdiensten) mit zwei von die-sen Marien-Texten. Für diese Gruppe hieltich eine etwas längere Einführung. DieTexte wurden von den Teilnehmendenanders gestaltet, es kamen andere vielfältigeAussagen. Wiederum wurde starke Identifi-kation mit Maria als Frau, als Mutter undauch als Tochter einer Mutter möglich.

Nun begann sich in mir der Wunsch zuregen, von diesen Erfahrungen einem wei-teren Kreis von Menschen mitteilen zukönnen. Wolfwil ist ein kleiner regionalerMarien-Wallfahrtsort. Wäre es möglich, hieram jährlichen regionalen Wallfahrtsgottes-dienst vom 15. August “Maria” vom Altar-bild herunter steigen und sie mehr“Mensch” werden zu lassen, wie es imBibliodrama geschehen konnte? Es locktemich auch, mit Erfahrungen und Gestaltun-gen aus dem Bibliodrama eine Liturgie zufeiern.

Anfrage an Bibliodrama-Erfahrene

Um einen solchen Weg, einen solchenSchritt zu wagen, braucht es Erfahrung undVertrautheit mit Bibliodrama. So fragte ichbei zwölf Frauen und einem Mann nach,die schon mehrmals im Bibliodrama waren,ob sie sich interessieren würden und bereitwären, ein paar Lebensstationen Mariasbibliodramatisch zu erarbeiten und dannetwas davon in kurzer prägnanter Fassung

im Wallfahrtsgottesdienst am 15. Augusteinzubringen. Positive Rückmeldungenwaren nur wenige.Danach verteilte ich wie üblich die Biblio-drama-Ausschreibung zum Thema “Wasgeht uns Maria an” für vier Zusammenkünf-te. Es meldeten sich sieben Frauen.Bei der ersten Zusammenkunft machte ichklar, dass wir nicht auf den regionalen Got-tesdienst hinarbeiten, sondern Bibliodramaerleben wollen. Wohl aber möchte ichjedes Mal mit einem der von mir ausge-wählten Texte arbeiten. Nach dem viertenMal werde ich auf die Anfrage bezüglichdes Gottesdienstes zurück kommen.

Motivationen der sieben Mütter und Groß-mütter für die Anmeldung zu diesemThema waren: große Distanz zu Maria -Maria ist ganz fremd geworden - von derTradition geprägt, Interesse, mal neu hinzu-schauen - Maria ist mir besonders lieb - aufder Suche nach mehr Beziehung zu Maria -der Wunsch, Maria als Schwester sehen zukönnen.

Vier Texte und vier mal Bibliodrama

Zum Wesen des Bibliodramas gehört, dassjeder Text verschiedene und vielschichtigeThemen und Aspekte liefern kann und jedeSpielgruppe ihr eigenes ‘Spiel’ gestaltet,welches wiederum durch Vorgaben der Lei-tung mehr oder weniger mitgeprägt wird.Darum werde ich zu den vier Spieleinhei-ten nur ein paar wesentliche Punkte vonunserem Weg nennen.

Erster Text: Maria wird / ist schwanger,Mt 1,18.

Dazu kommt Dt 22,23-24, wo es um dieSteinigung geht, wenn eine Verlobte miteinem anderen Mann zusammen war undschwanger wurde.In diese Lebensbedrohung hinein brauchendie Spielenden auch den Engel Gabriel. DieRollen Maria, Gesetz und Engel Gabrielwerden mehrfach besetzt. Jede Spielendewählt aus dem Text nur ein paar wenigeWorte, die sie immer wieder einbringt.So steht Maria in der Spannung zwischenbedrohendem geschriebenem Gesetz unddem Engel Gabriel mit seiner Zusage vonGottes Dasein und der Wichtigkeit ihresKindes. In einer zweiten Szene folgt eineBegegnung von Maria mit Josef.In der Auswertung kommt bereits eine ver-änderte Sicht auf Maria zum Ausdruck. Eswar also nicht einfach eine glorreicheErwählung, da war zuerst die Frage, wie es

zu einer Schwangerschaft gekommen war,eine offene Frage; da waren Bedrohungund Angst und Ringen um Vertrauen. Dakamen Fragen, wie Josef, die Verwandtenund Bekannten zu Maria standen, wie siesich verhielten damals – wie sie sich / wiewir uns verhalten heute!(Am vorausgehenden Wochenende war dieschweizerische Abstimmung über die Entkri-minalisierung des Schwangerschaftsab-bruchs. Die Situation von Maria war alsohochaktuell. Zudem war die Verurteilungeiner Frau in Nigeria wegen Schwanger-schaft und Geburt noch in bester Erinne-rung.)

Am Schluss werden die Spielenden eingela-den, ihre wichtigen Aussagen, Wahrneh-mungen, Gedanken und Fragen auf einBlatt zu notieren. Dies taten sie dann nachjedem der folgenden drei Bibliodramen.

Zweiter Text: Die wahren VerwandtenJesu, Mk 3,31-35.

Da es ja um Maria geht, gebe ich folgendeVorgaben: Zuwendungen und Abwendun-gen Jesus gegenüber; in Kleingruppen ver-schiedene Rollen und Aussagen über Jesussammeln. Gekennzeichnet mit je einemStück Stoff, werden diese Meinungen überJesus Maria mitgeteilt.Gestalterisch beginnen die Spielenden, ihreRollentücher um Maria zu legen oder beiAbwendung und Ablehnung ihr vor dieFüsse zu werfen. (Im Gottesdienst werdenalle Rollentücher Maria übergehängt.)

In der Auswertung kommt eine starke Iden-tifikation mit Maria als Mutter, aber aucheine neue geschwisterliche Beziehung und -zur Überraschung der Spielenden - ein Ver-ständnis und Anteilnehmen an Mariasschwierigem Leben zum Ausdruck. “Mariabraucht auch uns!”

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Dritter Text: Maria beim Kreuz, Johannes 19,25-27.

Redewendungen mit ‘Kreuz’ werdengesammelt und einige davon dargestellt undnachempfunden, unter anderem ‘aufsKreuz legen’, ‘ans Kreuz heften’. Im folgen-den Schritt wird der Raum des Geschehens/ des Szenenspiels bezeichnet. An die Säuleim Raum werden zwei rote Tücher gebun-den. Dann tritt jede Frau einzeln in diesenKreuzigungsraum.Der Weg der Spielenden könnte sobezeichnet werden: grosse Trauer,Schmerz, Hilflosigkeit, gegenseitige Zuwen-dungen; Ablehnung dieser Gewalttat,Suche nach Hoffnungszeichen.(Johannes kam im Bibliodrama nicht insSpiel; es waren Maria und die Frauen.Darum blieb es in der Liturgie beim Textvon Joh 19,25.)

Vierter Text: Pfingsterlebnis, Apg 2,1-2; 4a.

Ausgangspunkt ist das letzte Standbild vonder Kreuzszene. Nach einiger Zeit des Ver-harrens beginnen sie, aus der tiefen Trauerheraus zu treten, als Zeichen legen einigeihre Tücher ab, sie finden sich zusammen,stärken einander, treten aus dem Kreuzi-gungsraum heraus in einen neuen Raum,sie fragen nach Erfahrungen mit Jesus unddessen Verhalten; brechen gemeinsam aufzum jeweils eigenen Weg. Freie Bewegungzu Musik mit farbigen Rebgazen.Zum Schluss das Lied: “Wenn eine alleineträumt” (von der Leiterin eingebracht).

Der Entscheid

Wir wählten vier Lebensstationen vonMaria. Die Frauen spielten meist mit nurwenigen Worten, aber umso dichter undeindrucksvoller wurde die Atmosphäre.Diese Spielgestaltungen und -erfahrungenauf dem Hintergrund von verschiedenenLebenserfahrungen waren im Raum undverbanden uns alle miteinander. Wir gingenmit Maria selber einen Weg, jede einzelneTeilnehmerin, aber auch wir zusammen alsGruppe. Ich zähle mich als Leiterin bewusstauch dazu.

Nach den gemeinsam gemachten Erfahrun-gen auf diesem Stationenweg entschliessensich alle, bei einem Gottesdienst mitzuge-stalten und von ihren Erfahrungen undBetroffenheiten anderen mitzuteilen. EineTeilnehmerin sagt: “Ich habe zwar nochkeine Worte für mein jetziges Empfindennach diesen vier gemeinsamen Vormitta-

gen. Die alten Worte, auch für meineBeziehung zu Maria, stimmen nicht mehr,neue habe ich noch nicht. Aber vielleichtwerde ich sie finden. Es ist viel geschehen inmir.”Wir wollen den Schritt vom Bibliodrama imengeren vertraut gewordenen Raum desOrtes und der Gruppe in die Öffentlichkeiteines Gottesdienstes wagen, um davon wei-ter zu erzählen.

Vorbereitungen für den Gottesdienst

Erstellen eines Verlaufsplanes für dengesamten Gottesdienst mit Zwischentexten,Musik, Gebeten und passenden Liedern. Esist mir wichtig, dass die Liturgie mit denBeiträgen der Spielgruppe und einer akti-ven Beteiligung der Gemeinde mit Gebet,Musik und Gesang eine Einheit wird. Diebiblischen Szenen sollen in einfacher Formdargestellt werden und danach die Aussa-gen der heutigen Frauen zum Ausdruckkommen.So entstand für die vier Stationen einGrundmuster von Einleitung und Überlei-tung durch eine Sprecherin - Bibeltext -biblische Szene - Flötenmusik - Aussagenund Fragen der Frauen von heute – Liedan-sage und Gemeindelied.

Besprechen mit der verantwortlichenVorbereitungsgruppe des Dekanats. Es istuns allen bewusst, dass eine solche Gestal-tung in dieser Region aufgrund der vorgän-gigen Liturgien ein Wagnis ist - aber siewagen es!

Noch vor der Sommerpause treffen sichdie Spielenden für folgende Absprachen:Wer übernimmt in welcher Szene welcheRolle? (Es zeigt sich, dass drei verschiedeneFrauen die Rolle von Maria übernehmenwerden.) Welches könnten die ausgewähl-ten Fragen und Aussagen sein und wiekönnen sie kurz und wesentlich formuliertwerden (als Hausaufgabe); welche Tücherbraucht es für welche Rolle?

12. AugustKirchenraum wahrnehmen, Stimme schu-len (eine wirkungsvolle Übertragungsanlagekommt aus Kostengründen nicht in Frage);die einzelnen Bilder erstellen. Für die bibli-schen Szenen werden Rollentücherbenützt, für die Rollen der Frauen vonheute werden keine Tücher verwendet.Achten auf die Wege, Choreografie, Hal-tungen, Aussagen, Stimmen. Dabei solltenSpontaneität und Echtheit nicht verlorengehen.

13. AugustGesamtprobe mit der Sprecherin, die durchdas ganze Spiel führt, der Lektorin für dieBibeltexte, der Flötistin, dem Pfarrer. DieOrganistin sollte ihre Aufgabe ohne Probeerfüllen können.

15. AugustWir treffen uns eine Stunde vor Beginn desGottesdienstes, um die noch unsicherenStellen zu besprechen.

Der Verlauf des Gottesdienstes

Der Weg der vier Stationen ist der Kern desGottesdienstes, davor sollen die Pilger sicheinfinden können mit Musik, Lied, Gebet,und am Schluss mit dem Segensgebet ent-lassen werden. Die Spielenden sitzen zuBeginn in den vorderen Bänken verteilt,also unter den Leuten, ebenso wieder amSchluss.

Verlauf

Orgelmusik - Begrüssung - Wallfahrtslied –Wechselgebet Einführung zum liturgischen SpielLebensstationen von Maria:

1. VerkündigungFlötenmusik - Sprecherin - BibeltextGesetz / Maria / EngelFlötenmusik, Maria bleibt am Ort.

Frauen von heute mit ihren Fragen undAussagen. Sprecherin, GemeindeliedWährend des Liedes gehen alle an denersten Platz zurück.

2. Die wahren VerwandtenSprecherin - BibeltextMaria, Jesus suchendAussagen der verschiedenen Leute, als Zei-chen hängen sie ihr Tuch Maria über.Flötenmusik

Frauen von heuteSprecherin, GemeindeliedDie Spielenden bereiten sich seitwärts vor.

3. Beim KreuzSprecherin - BibeltextZwei Soldaten stellen ein Kreuz (aus zweidünnen Baumstämmen, mit rotem Tuch).Frauengruppen, Flötenmusik

Sprecherin, GemeindeliedAlle bleiben als Bild stehen.

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4. PfingstenSprecherin - BibeltextFlötenmelodie: „Wenn eine alleine träumt“, zweimal Aussagen der Frauen, LiedtextLied einmal spielen und einmal singen.Alle holen farbige Rebgaze.Eine nach der anderen spricht von ihrerHoffnung, Vision oder ihrem Vorhaben, ent-zündet eine Kerze auf dem Kerzenständervor dem Altartisch.Gemeindelied dreimal: „Wenn eine alleineträumt”, dazu einfache Gestaltung der Spie-lenden, beim dritten Mal an den erstenPlatz in den Bänken zurückgehen.Dank - und SegensgebetSchlusslied der Gemeinde

Das Wagnis hat sich gelohnt

Die Teilnehmenden am Gottesdienst wur-den schon mit dem ersten Szenenbild mitSpannungen konfrontiert, die sich über dieweiteren Szenen weiter entwickelten.Spannungen zwischen Gesetz und Leben,zwischen Angst und Hoffen, zwischenBefürworten und Ablehnen bis zur Bedro-hung, zwischen Erwartungen und Verurtei-len, zwischen Machtlosigkeit, Trauer undMut zu neuem Leben. Es wurden auch kon-krete Anfragen an uns heute gestellt.Während der Feier war unter den Anwesen-den eine intensive Aufmerksamkeit spürbar.Nach dem Gottesdienst kamen viele guteEchos, von Alten und von Jungen, von Frau-en und von Männern. “Das waren gültigeAussagen, ob für die Menschen damals oderfür uns heute”, war eine Aussage. Die spie-lenden Frauen äusserten sich bei den zweiProben dahin, dass die Qualität eines Biblio-dramas nicht mehr erreichbar sei. Die Litur-gie aber wurde für sie wiederum zu einemtiefen Erlebnis, ja Begeisterung war spürbar.“Wenn du mir vor drei Monaten gesagt hätt-test, dass ich im Wallfahrtsgottesdienst mit-machen würde, hätte ich gelacht. Jetzt aberwar das ein starkes Erlebnis für mich.” Auchandere sagten aus, dass sie wiederum vielgewonnen und neue Schritte gewagt hätten.Es war wie ein neuer Aufbruch auf ihrembibliodramatischen - und vielleicht auch spi-rituellen Weg. Das Wagnis hat sich gelohnt!

Ich komme zum Seminar, komme an,treffe mich mit anderen. Gemeinsam fan-

gen wir an, vergraben jeweils unserGeheimnis, die Textstelle, geheim gehalten.Ich folge meiner Spur, beschäftige mich mitmeinem Geheimnis, mit den Texten vonBonhoeffer, Mechthild von Magdeburg undJohannes Tauler, mit den Bildern von Fran-cois Ozon oder Pedro Almodovar, mit denangebotenen Spielimpulsen. Ich spiele mitihnen, verwandle sie. Ich spreche mit Dir,Du bist in meiner Tagesgruppe. Deine Spurbegleitet mich auch, regt mich an, stößtmich manchmal ab. Ich mache mit Dir

zusammen, oder neben Dir her, manchmalganz ohne Dich. Deine Energie und meineEnergie mischen sich, wir begegnen uns imPerformance-Parc. Unsere Worte reihensich zu einem gemeinsamen Text. Morgenist ein anderes Du mit mir zusammen. AmEnde der Woche sind Du und Du und Duund ich auf gemeinsamen verschiedenenparallelen zueinanderhinführenden vonein-anderwegführenden Spuren gewandelt.Dazwischen – das Geheimnis – das ewigeDu.

Marjan Meeuwsen, Langenfeld„Mein blühendes Geheimnis“Der Ausgangstext für den folgenden Beitrag

„Mein blühendes Geheimnis“

Christoph Riemer – Heinz Grasmück –Harry Hauber, Experimentelles Bibliodra-ma, Gelnhausen 2002Der Versuch, Choreographisches Tanzthea-ter, Playing arts und Bibliodrama als koope-rierende Prozesse in ein neues Resonanz-feld zu bringen.

Ich komme zum Seminar,komme an,treffe mich mit anderen.

Die Gruppe ist eine wesentliche Vorausset-zung für den Prozess, auch wenn die jeeigene Spur das eigentliche Thema seinwird. Ohne Begegnung mit den/m ‚Ande-ren’ öffnet sich kein Resonanzraum.Ohne den/das ‚Andere’ öffnet sich keineSpur.

Gemeinsam fangen wir an,vergraben jeweils unser Geheimnis,die Textstelle,geheim gehalten.

Der Biblische TEXT spielt mit.Er ist Schlüssel, Leit-Wort und Geheimnis ineinem. Er wird zum/r Mit-SpielerIn.In einer getanzten Gruppenperformancetrifft man/frau ‚zufällig’ auf den eigenenBibelTEXT, der nicht gelesen, sondern als‚Geheimnis’ vergraben wird.Er begleitet den eigenen Prozess dennoch.Am Ende ausgegraben zeigt es sich, wiewirksam er war.

Ich folge meiner Spur,beschäftige mich mit meinem Geheimnis,mit den Texten von Bonhoeffer,Mechthild von Magdeburgund Johannes Tauler,

Andreas Pasquay, Langenfeld„Parc imaginaire” – Die ‘Gruppe’ an derSchnittstelle von Playing Arts und Bibliodrama.

Ein Gespräch im Rückblick auf eine gemeinsame bibliodrama-tische Erfahrung von Marjan Meeuwsen (Playing arts) undAndreas Pasquay (Bibliodrama)

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mit den Bildern von Francois Ozonoder Pedro Almodovar,mit den angebotenen Spielimpulsen.

Neben den biblischen TEXTen tauchen wei-tere Impulse auf. Auch sie werden Teil desProzesses, der Gruppe: Sie werden zu jeeigenen Personen im ‘Parc imaginaire’:

Marjan und Mechthild, Andreas und Johannes, Werner und Pedro.

Die Paarungen sind geheimnisvoll und wirk-sam.

Ich spiele mit ihnen,verwandle sie.

Die Gruppe kennt leibliche und imaginaireTeilnehmende. Sie alle wahrzunehmen öff-net eine besondere Gruppendynamik.Jede/r dieser Mitspielenden kann sich ent-ziehen, wann er/sie will und sich wiederneu offenbaren:

Marjan genauso wie Mechthild,Andreas genauso wie Johannes,Werner genauso wie Pedro.

Ich spreche mit Dir,Du bist in meiner Tagesgruppe.

Die Gruppe verändert sich ständig. Auchwer allein auf seiner Spur weilt, bleibt Teilder Gruppe. Auch wer für sich die Reso-nanz mit seinem/ihrem imaginairen Partne-rIn sucht, bleibt im Resonanzfeld der ge-samten Gruppe. Nur wer bewusst dieGruppe verlässt, tritt aus dem Rahmen.Auch das ist möglich – und geschieht.

Täglich verändern sich die Kleingruppenvergleichbar mit dem Prinzip des ‚Openspace’. Die Tagesgruppen – „Geheimbün-de“ tragen zur Intensität der eigenen Spu-rensuche bei. Sie sind Gesprächsforen,

Impulsgeber und kritische Begleitung ineinem. Sie sind nicht angeleitet, sondernbestimmen ihre eigene Form und ihr eige-nes Tempo. Gerade das macht sie so effek-tiv - und - unberechenbar.

Deine Spur begleitet mich auch,regt mich an,stößt mich manchmal ab.

Vom Mitspielenden lernen und sich vonihm/ihr anregen lassen: Die Gruppe ist einResonanzfeld hoher Intensität. Leiblicheund imaginaire Teilnehmende gehörengleichermaßen dazu. Der biblische TEXTspielt immer mit.

Auch er/sie ist Teil der Gruppe, ist spie-lende, handelnde Person.Auch er/sie kann sich verändern, kannanregen, abstoßen.

Ich mache mit Dir zusammen,oder neben Dir her,manchmal ganz ohne Dich.

Diese Gruppe trägt, aber sie bestimmtnicht. Wichtig: Das eigene Tempo der eige-nen Suchbewegung ist autonom. Es kannsogar zu einem Stillstand kommen. Auchdies ist möglich – zuweilen sogar sinnvoll.Die Pausen im Parc imaginaire sind unge-mein kreativ. Und neben diesem eigenenretardierten Tempo ist gleichzeitig ein ganzhohes Tempo anderer möglich. Das Tempoder Gruppe ist der Querschnitt aller einzel-nen Bewegungen.

Deine Energie und meine Energie mischensich,wir begegnen uns im Performance-Parc.

Am Abend eines jeden Tages kommen allezusammen, alle Teilnehmenden – die leib-lichen und die imaginairen. Alle Spuren, diegegangen worden sind, vermischen sich ineiner gemeinsamen Performance zu einemneuen Ganzen. Die Energie ist hoch. DieBereitschaft zum Experiment ist sehr hoch.Die Gruppe selber wird zum Ereignis.

Vorbild dieser Form ist der morgendlichePark in Hongkong, wo zum Tagesanbruchhunderte von Menschen parallel zueinan-der und scheinbar ohne ZusammenhangMorgenübungen (Tai Chi und ähnliches)machen.

Der Performance-Parc des Abends ist einerder Höhepunkte im Gruppengeschehen.

Es wird nicht vorgeführt.Es wird nicht aufgeführt.

Es wird nicht nachgemacht.Es wird ‚gespielt’.

Die Gruppe inszeniert ihr eigenes Themaselbst. Der biblische TEXT setzt sich sichtbarin diesem Spiel in Szene. Es ist verblüffend –und voller Geheimnis.

Unsere Worte reihen sich zu einemgemeinsamen Text. Morgen ist ein anderesDu mit mir zusammen.

Nach dem Performance-Parc des Abends:eine Runde der leiblich Teilhabenden ineiner strengen liturgischen Form.Jede/r sagt einen Satz, ein Wort – nichtmehr. Kein Zerreden, keine Fortführung desGeschehens auf einer sprachlichen Ebene,die nur zerstören würde.

Ein Satz, ein Wort – das reicht.Es entsteht ein neuer Text.Es ist erstaunlich – der biblische TEXT istin ihm enthalten.

Am Ende der Wochesind Du und Duund Du und ichauf gemeinsamenverschiedenenparallelenzueinanderhinführendenvoneinanderwegführendenSpuren gewandelt.

Die Gruppe ist ein Resonanzraum, ist Spiel-Geschehen, ist Kommunikation der je eige-nen Suchbewegungen. Gegenseitige Ach-tung und Sensibilität und die Wahrung derGeheimnisse sind die Spielregeln desGruppengeschehens.

Dies bedeutet für den/die Einzelnen einhohes Maß an Eigenverantwortung undSpielfreude. Dies mag – sicherlich – somanche/n befremden oder gar überfordern.Rückmeldungen von ‚Playing-Arts-Unerfah-renen’ im Nachhinein aber zeigen: Es istgerade diese Form der Gruppenarbeit, diebefreien und zu einem spirituellen Ziel füh-ren kann. Nur: Das Ziel ist immer schon einanderes.

Dazwischen- das Geheimnis – - das ewige Du.

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Als Teilnehmerin des genannten Studien-tages habe ich Else Natalie Warns als

Referentin zum Thema Rituale erlebt.Eine Übung war mir besonders eindrücklichund ich komme der Anregung gern nach, sieaus meiner Sicht zu schildern.Wir hatten die Möglichkeit einer Begeg-nung mit unserer Vergangenheit, unsererGegenwart und unserer Zukunft! Höchst-persönlich! Wir suchten uns zu dieser Part-nerarbeit eine/n Zweite/n, die/der jeweilsdiese Rolle übernahm. Else Natalie Warnsleitete sparsam aus dem Hintergrund zuverschiedenen Imaginationen an.Am deutlichsten erinnere ich mich in etwaan folgende Anweisungen:

AUS DER 1. SEQUENZ: Der/die Protagonis-tIn steht mit dem Rücken zu seiner/ihrerVergangenheit, spürt die Vergangenheit imRücken. Sie berührt ihn/sie. „Sie steht (liegt)hinter dir. Trägt sie dich? Hält sie dich? Wastut sie?“Dann bewegt sich die Protagonistin vor-

wärts und entfernt sich von ihrer Vergan-genheit; diese folgt, begleitet, holt ein,kommt näher, noch näher, erreicht sie!„Wie fühlst du dich?“ „Kannst du dichumdrehen, deiner Vergangenheit ins Augeschauen?“

AUS DER 2. SEQUENZ: „Deine Gegenwartsteht dir gegenüber. Schau sie an. Was fühlstdu?“ Stehen und anschauen. Impulsennachgeben.

AUS DER 3. SEQUENZ: „Deine Partnerinstellt jetzt deine Zukunft dar. Sie steht weitvon dir entfernt. Nimm sie in den Blick.Kannst du auf sie zugehen? Nähere dich indem Tempo, das für dich richtig ist – bis duankommst.“

Diese Übung hat mich sehr berührt und mirauch Überraschendes gezeigt. Es ist ebendoch zweierlei, ob ich über meine Vergan-genheit / Gegenwart / Zukunft nachdenke,mir etwas vorstelle, mich erinnere – oder ob

ich ihr „leibhaftig“ begegne! Ich war glük-klich, meine Gegenwart an mein Herz neh-men zu können. Es stimmte mich anderer-seits nachdenklich, nur zögerlich auf meineZukunft zugehen zu können.

Im Austausch zu dritt gab es noch guteBemerkungen untereinander. Ich fühltemich bereichert und habe noch Monatedanach ein Gefühl dazu.In Abwandlung dieser Übung habe ich esnoch einmal aufleben lassen bei einemBibliodrama-Schnuppertag zum Thema„Sorgen“ (Mt 6,25-34).Wir haben die Teilnehmenden, auch wie-der in einer Partnerarbeit, einer „Sorge“begegnen lassen. Die Sorge verfolgte sie bisdahin, dass sie von der Sorge eingeholt wur-den und die Belastung und den Druck kör-perlich spüren konnten. Die Protagonistenbestimmten, wie viel Druck die Sorge ausü-ben durfte – wie viel sie bereit waren, zuspüren. Auch die Körperhaltung - ob ste-hend, gebeugt, am Boden kniend oder lie-gend – bestimmte jede/r selbst. Sein/ihr„Stop“ war das Merkmal des „Genug!“.Wie viel halte ich aus? Wie gehe ich mitdem Druck meiner Sorgenlast um?Die Beobachtungen waren beeindruckendund für den, der wollte, aufschlussreich.

RESONANZEN

Regine Joy Birke, BerlinResonanz auf den Studientag der AG BibliOdramaBerlin-Brandenburg am 19. April 2002

Aus ungarischer Sicht waren wir ziemlichdarauf konzentriert, wie man so ein

internationales Treffen zustande bringt, dadie Aufgabe demnächst uns zusteht. Dochhaben wir dies dann schnell vergessen,wegen der Fülle der Erlebnisse, die auf unszuströmten. Der generelle Eindruck für unswar: "weil das Paradies in Euch wurzelt",die Ihr dieses Treffen für uns organisierthabt, konnte alles gelingen:Die Sorgfalt, die sich bereits im Programm-falter zeigte.Die Stimme des Gongs. Farben und Gedicht bei der Eröffnung.Die Blumengedichte, die uns in jedemRaum erwartet haben. Der Pilgertanz am Ende, der uns ermöglichthat, noch einmal jedem in die Augen zusehen.

Der erste Abend der Konsultationsgruppe,wo wir mit wunderbarem Wein, Essen undLandschaft bewirtet wurden. Man hat überall die sorgende weiblicheHand spüren können. Wir haben die steirische "couleur locale"sehr genossen, ganz besonders am Volks-tanzabend, wo sie auch von Rosenwolfhervorgehoben wurde ("ein Westfale in derSteiermark"). Wo so viele verschiedene Persönlichkeitenzusammenarbeiten, kommt es unbedingtzu Auseinandersetzungen, nicht nur zwi-schen den Menschen, sondern zwischenden verschiedenen "Stilrichtungen" auch.Die drei Konsultationstage haben ein gutesBeispiel gegeben, dass eine Gruppe dochzum Einklang kommen kann…"weil dasParadies in uns wurzelt".

Ildikó Donáth-Muntag, Dora Falvay aus BudapestErste Resonanz auf das Symposium in Graz und die Konsultationstage

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Der Titelbegriff “Resonanzen” verdanktsich einem Beitrag des Jubilars zum 4.

Mitteleuropäischen Bibliodramakongress imFrühjahr 20001, in dem Gerhard MarcelMartin feststellte, im Bibliodrama gehe eserklärtermaßen “um das Phänomen derResonanz, darum also, dass Traditionen undGegenwart, Texte und Menschen in eingemeinsames Feld von durchaus differen-zierten, sich gegenseitig verstärkenden, aberauch irritierenden und verfremdendenSchwingungen geraten”2. Dabei reicht – soMartin - die Bandbreite der Resonanz-Phä-nomene vom glücklichen Erleben der„Schöpfungsgnade“ im Marburger Früh-lingsregen bis hin zur spirituellen Resonanz-katastrophe in Gestalt von Mordphantasiendes jüdischen Establishments gegenüberdem vermeintlichen Provokateur Jesus vonNazareth.Die Herausgeber der „Martin-Festschrift“,Constanze Thierfelder und Dietrich HannesEibach unternehmen es nun mit diesemBand, Begriff und Phänomenologie derResonanz zum praktisch theologischenParadigma zu erheben:„Resonanzen wahrzunehmen und auszulö-sen, sich davon inspirieren zu lassen, undauch wieder reflexiv von ihnen Distanz zugewinnen kann als Bild für eine praktisch-theologische (Denk-) Bewegung verstandenwerden. Dieses Bild steht für einen AnsatzPraktischer Theologie, in dem christlicheTexte und Traditionen im gegenwärtigenKontext zu subjektiven und doch reflektier-ten Resonanzen und Dissonanzen heraus-fordern“3.Die Herausgeber wünschen sich unter demLeitwort der Resonanz eine Praktische The-ologie, die berücksichtigt, dass religiöseErfahrungen Zeit, sowie „innere und äußereRäume“ brauchen. Sicherheit und Eindeu-tigkeit werden zugunsten von Vielfalt undMehrdeutigkeit aufgegeben, die Phänome-ne in ihrer Ganzheit erschließen sich nur imsubjektiven Erleben. Neben den Intellekttreten als Wahrnehmungskategorien gleich-berechtigt Körperlichkeit und Sinnlichkeit:„Texte und Körper begegnen sich in Schwin-gungsräumen von gegenwärtigen und ver-

gangenen Erfahrungen und setzen damiteinen mehrdimensionalen Prozeß inGang“4

Wird „Resonanz“ so zum praktisch theolo-gischen Paradigma erklärt, dann fragt sich:Was leistet der Begriff und welches andereParadigma löst er ab? Diese Fragestellungreizt zum Durchforschen des Sammelban-des, und wer sie durchhält, wird auf sei-ner/ihrer persönlichen Suche Geschmackan dieser Festschrift finden. Am Ende kann– angesichts der Heterogenität der Auto-rInnen und ihrer Gegenstände – keine ein-deutige Antwort stehen, wohl aber eine imLeser, in der Leserin gewachsene Perspekti-ve (nachklingende Resonanz ?).Meine Quintessenz lautet: In der Perspekti-ve von „Resonanz“ verliert das autonome,selbstreflexive, neuzeitlich-einsame Subjektan Boden. Es gelingt zunehmend weniger,den Phänomenen, Texten und Personenwertend gegenüber zu stehen und sichallenfalls nach Begegnung zu sehnen. Andie Stelle des Subjektes tritt (s)eine flexiblePlazierung in Sphären der Bezogenheit, inÜberschneidungen, Erneuerungen, Rückbli-cken biographischer und theologischer Art,aus denen kreativ Neues, teils Gutes, teilsSchlechtes, erwächst.Der Band gliedert sich in fünf Teile:

1. Predigt als Resonanzgeschehen, 2. Bibliodrama als Resonanzgeschehen, 3. Resonanzphänomene, 4. Resonanzen zu Bildern, Poesie, Tanzund Biographie, 5. Interreligiöse Resonanzen.

Im ersten Teil geht zunächst Manfred Josut-tis den Bedingungen eines glückenden Pre-digtgeschehens nach: Es gehe darum, sichdem Einfluß des Textes möglichst umfas-send auszusetzen, ihm „in leiblicher undseelischer Gespanntheit zu entsprechen“,sich gezielt von der „homiletischen Aufga-be“ zu entlasten, um dadurch die Selbster-mächtigung der neuzeitlichen Theologieüber die Texte zurückzunehmen.Heike Radeck schreibt über „Predigt undIntimität“ und bietet mit dem „Bibliolog“von Peter Pitzele ein Modell an, wie in einerArt narrativem Diskurs zwischen PredigerIn

und Gemeinde Texte als begehbare Räumeerlebt werden, in denen eine „intime“, eineBeziehung stiftende Begegnung stattfindenkann. Auch Albrecht Grötzinger wirbt dafür,den/die PredigerIn von der Last alleinigerSinnstiftung für die HörerInnen zu entlas-ten. Vielmehr gehe es „nur“ darum, für das„homiletische Argument“ Raum zu schaf-fen, womit eigentlich nichts anderes als einegestaltete Atmosphäre gemeint ist, in dersich den Hörern die tragende Botschaft desTextes dann in einem Resonanzgeschehen –traditionell formuliert: durch den GeistGottes - erschließt.Im zweiten Teil beschreibt zunächst ElseNatalie Warns ein Experiment, in dem einsystematisch theologischer Text aus demBereich der Lesetheologie (K. Huizing)(erstes System) mit einem biblischen Text(zweites System) in einem bibliodramati-schen Prozeß (drittes System) in Verbindunggebracht wurde. Trotz gleicher Interessen(Realisierung christlicher Existenz unter denBedingungen der Gegenwart anhand bibli-scher Texte) ließen sich die beiden Reso-nanz-Systeme Bibliodrama und Lesetheolo-gie nur bedingt in „Einklang“ miteinanderbringen. Fazit: Auch Resonanz im Sinnebesten Willens zur gegenseitigen Bezogen-heit ist kein Allheilmittel zur Überwindungbleibender systemischer Unterschiede (des-wegen muß es noch lange nicht zur Reso-nanzkatastrophe kommen). Dietrich Stoll-berg fokussiert das Verhältnis vonBibliodrama und TZI auf die Frage nach derMöglichkeit bzw. Überflüssigkeit der Lei-tungsfunktion. Abgesehen davon, dasssowohl angeleitete, als auch völlig freieBibliodramen (etwa in erfahrenen Gruppenoder unter Bibliodrama-LeiterInnen) mög-lich sind, bedarf die von Stollberg gegenü-ber dem Bibliodrama Marcel Martins alter-nativ grundsätzlich favorisierte kollektiveLeitung einen weit ausladenden institutio-nalisierten Programm-Diskurs, der in derRegel den Rahmen eines Bibliodramassprengen wird. Leitungsfunktion wird imBibliodrama tatsächlich auch nur dann pro-blematisch, wenn sie sich einem offenenProzess entgegenzustellen beginnt bzw.diesen gar nicht mehr wirklich wahrnimmt.Man könnte dann von einer Resonanzblo-ckade sprechen. Siegfried Essen schließlichstimmt mit postmodernen Erkenntnistheo-retikern, systemisch-konstruktivistischenTherapeuten und Buddhisten darin über-ein, dass der im Westen etablierte Selbstbe-

BUCHBESPRECHUNGENHeiner AldebertResonanzen. Schwingungsräume Praktischer Theolo-gie. Gerhard Marcel Martin zum 60. Geburtstag,Constanze Thierfelder, Dietrich Hannes Eibach (Hrsg.), Stuttgart 2002, 267 Seiten.

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griff „eine redundante, d.h. immerfort zuerneuernde Konstruktionsleistung des Men-schen ist, ...ein ständig energieverbrauchen-der, geistiger Konstruktionsprozess, der dieGegenwärtigkeit des Geistes vernebelt“5.Der von Essen vertretene Weg des Biblio-dramas als systemische Inszenierungsarbeit(als Dekonstruktion des Selbst) befreie dem-gegenüber dazu, sich in spontan über-nommenen Rollen jenseits gewohnter „Ich-Selbst“ Vorgaben unerwartet stimmig undganz zu erleben, mithin gesünder.Im dritten Teil beziehen sich Markus AnsgarFriedrich und Wolfram Schüffel in unter-schiedlicher Weise auf das Phänomen desTinitus (Ohrensausen). Für Friedrich stelltdas plötzliche Auftreten des Tinitus ein„Anzeichen einer Implosion des Subjek-tes“6 dar. Damit spätestens sei das Ende derSelbstidealisierung gekommen, das Raumschaffe, das Andere in uns, die „Theoreso-naz“, quasi subjektiv ontologisch wahrzu-nehmen. Wolfram Schüffel erlebt imUmgang mit Tinitus-Patienten als Arzt undTherapeut plötzlich einen Bibelvers (Deu-teronomium 5, 9) völlig neu: Resonanzenzwischen therapeutischer Arbeit und Text-hermeneutik. Je tiefer der Arzt die Patientinversteht, umso überraschend tiefer kann ereinen biblischen Text erschließen. Auch derumgekehrte Weg erscheint vorstellbar.Wolfgang Teichert vollzieht seinerseitsbegeistert die philosophischen Überlegun-gen Peter Sloterdjks nach, konkret dessenGesprächsangebot an die Theologie unterdem Stichwort „Raum“. Diese Raum-Theo-rie erweist sich beim näheren Hinsehenweitgehend als Beziehungs-Anthropologie,die nicht völlig neu, aber sprachlich anspre-chend formuliert ist: Der Mensch wird als„Hauchexistenz“ im Gegenüber zu Gottbegriffen. Als Menschen leben wir in „inter-intelligenten Innenräumen“, auf Beziehungangelegt. Sogar unser Bauchnabel, sonstgerne als Gegenstand des eigenen um sichselbst Kreisens diffamiert, wird neu als ersterAusdruck unserer Mitexistenz im Mutterleibgedeutet. Geburtstage sind dann Gedenkta-ge der Urbegleitung, gegen Descartes „ichdenke, also bin ich“ konstatiert Teichert mitSloterdijk: „an mich wird gedacht, also binich“7. Trauer schließlich wird als ein Raum-Leiden verstanden, das Fern-Nähe in Bezugauf das Verlorene erzeugt. Im Sinne desChristentums bleibt der/die Verlassene aufeinen zuverlässigen Ergänzer angewiesen,mithin auf Gott als den Resonanzpunkt sei-ner/ihrer Trauer.Zum vierten Teil trugen höchst unterschied-liche Autoren Resonanzen zu Bildern, Poe-sie, Tanz und Biographie bei. Im Zentrum

dieses Kapitels, vielleicht sogar des ganzenBandes steht Henning Schröers „Musik fälltuns ins WORT. Öde ade! Re-vision der Re-sonaz“. Aus dem Krankenhaus, kurz vor sei-nem Tod und gedruckt schon von jenseitsder Todesgrenze trifft uns seine Botschaft:„Re-vision, wieder neu sehen, das istes...Und nun erst Re-sonanz! Wieder derKlang, wieder der Ton!“8 Henning Schröerrät uns zur Verlangsamung, zur Re-Vision,zur Wiederholung des bereits Durchschau-ten als Wiederverzauberung, als „Remythi-sierung: Komm und sieh erneut!“9 IngriedRiedls wunderbarer Aufsatz zu den Integra-tionsaufgaben der zweiten Lebenshälftenach C. G. Jung verhält sich zu HenningSchröers Gedicht kongenial und gibt demJubilar Marcel Martin und uns Altersgenos-sen über 40 (noch) wesentliche Lebensauf-gaben vor. Dietrich Hannes Eibach stellt eingemaltes Bibliodrama von Rembrandt vor:gemalte Provokation für alle, die biblischeFiguren zu Klisches bürgerlicher Wohlan-ständigkeit verkommen ließen. ChristophRiemer entzieht sich in unmittelbarerZusammenhanglosigkeit der Schreibaufga-be, seine fotografische Porträtsequenz (25Jahre Marcel und Christoph) verwirrt undberührt. Horst Schwebel, Dorothee Sölleund Ulrike Suhr machen mit ihren Beiträ-gen deutlich, wie lebensgeschichtlich Iden-tität ist. Jürgen Moltmann läßt gegenüberdem Normalbild der Totentanz-Tradition alsdüstere Vergegenwärtigung des mementomori einen Gegenklang erklingen: Lord ofthe dance, der Tanz in die Auferstehung. Im fünften Teil dokumentiert Michael Pyedie Wirkung, die Marcel Martin - als Gast-

professor in Japan - auf die dortige Kulturhatte. Offen bleibt allerdings, ob es wirklichzutrifft, dass die touristischen Pilgerströmezu den Wirkungsstätten Martin Luthers mitden Pilgerwegen des Shin-Buddhismus zuvergleichen sind. Davon würden wir unsallzu gern persönlich überzeugen. Der letzte Beitrag des Buches dokumentiertgleichermaßen die Chance und die Grenzedes Unternehmens „Resonanz“ insgesamt.Hans-Martin Barths Frage nach der Bedeu-tung von Begriff und Phänomen der „Spiri-tualität“ für den interreligiösen Dialog führtin die gleichen schwebenden Unschärfenwie die Erhebung von „Resonsanz“ zumPraktisch-theologischen Paradigma. Einer-seits verbindet Spiritualität wie Resonanz inelementarer Form Menschen und geistigeGehalte unterschiedlichster Religion undWeltanschauung, andererseits erweisensich die konkreten Spiritualitäten - in Ver-bindung mit den hinter ihnen stehendendogmatischen und ethischen Grundpositio-nen - dann doch wieder als schwer vermitt-telbar. Ähnlich geht es uns mit dem Phäno-men der Resonanz. Es bringt zwar vielesmiteinander ins Schwingen, zu einemGleichklang kommt es dadurch aber nochlange nicht. Aber das sollte uns nicht stören.

1 VGL. GERHARD MARCEL MARTIN, ZUSAMMENFAS-SUNG DES VORTRAGS “LEBENSKUNST THEOLO-GISCH”, TEXTRAUM DOKUMENTATION LEBENS-KUNST-BIBLIODRAMA, BIELEFELD 2000, 9F.

2 MARTIN (2000), 9.

3 THIERFELDER/EIBACH (2002) (IM FOLGENDEN ZITIERT

ALS TE), 13.

4 EBD.; 5 TE 77.; 6 TE 118.; 7 TE 143.; 8 TE 166.;9 EBD.

Ein qualitativ gutes Buch! 22 Autor(inn)enstellen auf maximal 10 Seiten in erfri-

schender Kürze eigene Zugänge zum Biblio-drama dar. Der erste Teil zeigt Theorien zu theologi-schen und therapeutischen Ansätzen:Bibliodrama und Exegese (Müller), Befrei-ungstheologie (Melsbach), FeministischeTheologie (Pohl-Patalong), interreligiöserDialog (Aldebert), Religionspädagogik (Loh-kemper-Sobiech), Theater u. Psychodrama(Keßner-Schulz), Gestalttherapie (Goß-mann), Konfliktvermittlung/Mediation (Hoff-mann / Weißmann).

Der zweite Teil führt in die Praxis kirchlicherHandlungsfelder: Jugendarbeit (Engeler),KU (Markert), Grundschule (Klaes), Sehbe-hinderte (Jung), Seelsorge (Schulz), Predigt-vorbereitung (Wolf-Withöft) und Predigt/Bibliolog (Muchlinsky) und Liturgie (Frie-drich). Es gibt allerdings keine reinen Praxis-darstellungen, die Praxis wird in allen Bei-trägen sogleich reflektiert.Der dritte Teil reflektiert das Thema „Bezie-hungen“ in verschiedenen Verhältnisbe-stimmungen wie „Text und Selbst“ (Kreller),„Gottes – u. Menschenbild“ (Radeck), „Altund Jung“, „Leib und Seele“(Naurath),

Hans – Jörg RosenstockBibliodrama. Theorie-Praxis-ReflexionHerausgegeben von Elisabeth Naurath und Uta Pohl-Patalong; Kohlhammer 2002; ISBN 3-17-017180-1; 25 Euro.

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„Theater- und Schauspielästhetikhaben die Ästhetik der Liturgie bis

heute an zahlreichen Orten inspiriert,sowohl im Modus theoretischer Beschrei-bung als auch in experimenteller Praxis.Dabei greifen die akademischen Deuter derLiturgie ästhetische Impulse aus dem Thea-ter anders auf als die liturgischen Praktiker.Diese unterschiedlichen Zugänge möchteich nachzeichnen.“ So beschreibt MarcusA. Friedrich das Anliegen seines Buches.Ich habe tagelang hintereinander in diesemBuch gelesen und bin fasziniert - als Thea-terpädagogin und Bibliodramatikerin.Und das soll auch meine Blickrichtung fürdiese Resonanz auf das Buch sein. DennBibliodrama kommt einerseits an vielenStellen explizit vor, andererseits umfassenModelle der Pastoralästhetik und die Lehrevom liturgischen Handeln auch viele gene-relle Grundfragen des Bibliodramas wiezum Beispiel die zentrale Bedeutung desKörpers als Medium der Erfahrung und Dar-stellung. Das wird bereits im sehr ausführ-lichen Inhaltsverzeichnis deutlich:In den drei großen Hauptkapiteln werdendrei pastoralästhetische Modelle dreiSchauspielästhetiken gegenübergestellt.

I Im Einleitungskapitel geht es zunächstum die Gegenüberstellung von Schau-spielerin und Liturgin, dann um dieBegründung, warum in die heutigeLiturgiewissenschaft theater- und schau-spielästhetische Modelle eingebrachtwerden. Das Ziel ist eine neue „liturgi-sche Bildung“ der PfarrerInnen. Undschließlich werden die drei paradigmati-schen Theatermodelle von Stanislawski,Brecht und Grotowski kurz vorgestellt.II. Die Schauspielästhetik KonstantinStanislawskis wird der „SchöpferischenPastoralästhetik“ zugeordnet,III. die Schauspielästhetik Bertold

Brechts einer „Epischen Pastoralästhe-tik“ und IV. die Schauspielästhetik Jerzi Grotows-kis einer „Spirituellen Pastoralästhetik“.

Und zwar geschieht das in einer für Lese-rinnen und Leser herausfordernden Weisein zwei Spalten nebeneinander: in der lin-ken Spalte findet man die jeweilige Thea-tertheorie und Praxis beschrieben – in derrechten Spalte werden die Entsprechungenim liturgischen Erleben und Handeln darge-stellt und die pastoralästhetischen Theorienauf ihre angemessene Rezeption der Schau-spieltheorien und -techniken hin unter-sucht. Das hat (nicht nur rein lesetechnisch)die Konsequenz, dass die Deduktion vomTheater her geschieht. Manche Leser diesesumfangreichen Buches (über 300 Seiten!)könnten hier schon in erste Schwierigkeitenkommen, denn die rechten Spalten lassensich kaum ohne die linken Spalten lesen.Man ist zum ständigen hin- und hersprin-gen, hin- und herblättern gezwungen.Mir kommt das ganze Buch wie ein großesGlasperlenspiel vor – eine virtuose Jonglagemit Begriffen aus mindestens sechs ver-schiedenen „Ästhetiken“. Die Auseinander-setzung mit der pastoralästhetischen Litera-tur nimmt im Verhältnis zu den praktischenVorschlägen für die Entwicklung einerneuen liturgischen Bildung den breiterenRaum ein. Das Buch wurde eben als Disser-tation vorgelegt. Die Darstellung der Thea-terästhetiken hingegen ist für mich sehranschaulich und fesselnd. Das Schlusskapi-tel V versucht eine erste Verhältnisbestim-mung der drei Modell-Paare zueinanderunter den Aspekten von Wahrnehmung –Verkörperung – Deutung. Für mich ist derBezug zum Theater selbstverständlich. Solese ich mit Begeisterung die feinteiligenUntersuchungen und Gegenüberstellungenvon Theater und Liturgie. Mich als Nicht-

theologin überzeugt auch der Bezug zu denjeweiligen pastoralästhetischen Modellenund die darin enthaltene differenzierte Aus-einandersetzung mit praktischen Theologenwie Manfred Josuttis, Albrecht Grözinger,Helmut Wenz, Michael Meyer-Blank, Diet-rich Stollberg, Dorothee Sölle und vielenanderen, vor allem aber mit den Veröffentli-chungen von Gerhard Marcel Martin. Aberam stärksten interessiert mich der eherimplizit vorhandene Zusammenhang vonTheater und Bibliodrama. Die linke Seite alsAusgangspunkt, die Herleitung aus der The-aterarbeit entspricht meinem weniger the-rapeutischen als rezeptionsästhetischenBibliodrama-Ansatz.

Zu Kapitel IIStanislawskis vorurteilsfreie Einlassung aufeinen Text, die Verkörperung der erstenintuitiven Resonanzen darauf, seine „Ein-fühlung“ in die Figuren, Verdichtung derErinnerungen im eigenen Körper zur Annä-herung an eine Figur, die Frage nach „Textund Untertext“, das handelnde Analysieren,die ganze genaue „Arbeit an den physi-schen Handlungen“, die „ich bin´s“-Identi-fikation, die „magischen Wenn’s“, all das -von Anfang an in meine Biblidramaarbeitübernommen - tritt mir wieder plastisch vorAugen mit seiner Herkunft aus der russi-schen Theaterarbeit des vorigen Jahrhun-derts. Die dem zugeordnete „SchöpferischePastoralästhetik“ enthält viele Anknüpfungs-themen zum Bibliodrama wie etwa denersten Zugang zu einem Text über die eige-ne “emotionale Resonanz“, die Arbeit ander Gebärde zur Erkundung der Tiefendi-mension von (biblischen) liturgischenHandlungen, die Identifikation und Reprä-sentation von Rollen, die Möglichkeit, bibli-sche Texte szenisch wirklich auszuloten,und vieles mehr.

Zu Kapitel IIIBrechts epische Schauspieltheorie, vorallem seine Praxis der Theaterarbeit, dieTextwahl unter gesellschaftspolitischenAspekten, die Textrezeption nicht durchEinfühlung sondern zugleich mit kritischerVernunft, sein Darstellen als „Zeigen“,besonders sein Zuschauerbezug und der„Lehrstück“-Ansatz, werden einer „epi-

Else Natalie WarnsMarcus A. Friedrich, “Liturgische Körper –Der Beitrag von Schauspieltheorien und –techniken für die Pastoralästhetik“Ein Buch über Pastoralästhetik für das Bibliodrama gelesenKohlhammer Verlag 2001, Reihe Praktische Theologie heute 54, ISBN 3-17-016882-7

„Fremdes und Eigenes“ (Rösener), „Indivi-duum und Gesellschaft“ (Roese).Die Hälfte der Beiträge wurden von Perso-nen verfasst, die in den letzten Jahren beiUrsula Runschke (Josefstal) eine psychodra-matisch orientierte Bibliodramaweiterbil-dung abgeschlossen haben, dazu gehören

die Herausgeberinnen. Mir gefällt an die-sem Buch, dass Bibliodrama - bei aller Plu-ralität - vom Wesen her als hermeneutischerAnsatz (Müller / Pohl-Patalong / Naurath)verstanden wird. Mich beeindruckt u.a. derkurze Praxisbeitrag von Ulrich Jung, Pfarrerim Schuldienst an der Schule für Blinde und

Sehbehinderte in Nürnberg. Jung zeigtexemplarisch an der Bartimäus-Geschichteund an der Bethesda-Geschichte, wie Seh-behinderte Heilungsgeschichten bibliodra-matisch erarbeiten. Für 25 Euro ist das Buchleider recht teuer.

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schen Pastoralästhetik“ zugeordnet, die sichgegen „kulinarische Liturgien“ und „Triviali-sierungstendenzen“ verwahrt zu Gunstenvon aktuellen Bezügen, von „Anspielen“ imGottesdienst, von liturgischen Werkstättenbei den Kirchentagen bis hin zum „Politi-schen Nachtgebet“. Das entspricht imBibliodrama der Tendenz, gesellschaftlicheThemen zu benennen und Bibeltext dazuauszusuchen, sozial-geschichtliche Informa-tionen nicht auszuschließen, dem Trendnach „wellness-Bibliodrama“ oder reinerBiografiearbeit entgegen zu wirken, bis hinzu den gelegentlichen Versuchen, Aktuali-sierungen aus einem Bibliodramaprozess alsbewusst gestaltete Aufführung zu veröffent-lichen.

Zu Kapitel IVBei Grotowskis späten entgrenzendenMethoden des Zugangs zu Figuren und Tex-ten, der „ritual art“, dem „mystery play“,die eigentlich anthropologische Experimen-te zur „transzendierenden Wahrnehmung“und Ausbildung des „Wesens des In-Dividu-ums“ darstellen, mit dem Ziel, keineAnsammlung von Fertigkeiten zu erreichen,sondern Blockierungen zu „zertrümmern“,wird man an Grasmücks und RiemersBibliodrama-Experimente erinnert.

Grotowskis Auffassung vom Text als Indivi-duum, als „eigene künstlerische Wirklich-keit“ entspricht meinem bibliodramatischenTextverständnis mit der offenen direktenEinlassung auf Bibeltexte (z.B. ohne vorheri-ge Einführung durch Kommentare). Gro-towskis Interesse am Kultischen im Theater,seine Auseinandersetzung mit Mysterien alsambivalentes Spiel von „Hohn und Anbe-tung“ entspricht die Zulassung von Antitex-ten, „Antiliturgien“ als authentischer Begeg-nung mit dem Bibeltext im Biblioddrama.In diesem Kapitel stellt Friedrich unteranderen die Veröffentlichungen von Man-fred Josuttis und G. Marcel Martin heraus,die mit dem wirkmächtigen „Geheimnis“„heiliger“ Texte und „transzendentenLebensdimensionen“ rechnen, von einem„inkarnatorischen Verständnis“ sprechen. Ehe man als Leserin auf der „Himmelsleiter“abzuheben oder vom „Sprungbrett in dietranszendente Lebensdimension“ abzustür-zen droht, führt Friedrich Josuttis kritischeAnmerkung „...keine Magie gegenüber Gottund keine Manipulation gegenüber denMenschen...“ ein und erdet uns wieder.

Zu Kapitel VIch kann Friedrich nur zustimmen, wenn ersich im Schlusskapitel gegen eine Hierarchi-

sierung der drei Modell-Paare ausspricht,sie als einander ergänzend und „konse-quent nicht zu trennen“ ansieht. In dem Buch „Spielraum des Lebens –Spielraum des Glaubens“ (Hrsg. Klaus Hoff-mann, Hammburg 2001) hatte er in seinemBeitrag „ Spielen, als spielten wir nicht“noch Stanislawski und Brecht stark gegen-einander abgesetzt und auf die Unterschei-dung von „dramatischem“ und „epischem“Bibliodrama bezogen. So wie Brecht in seinen späten theoreti-schen Schriften und in der Arbeit am „Berli-ner Ensemble“ Stanislawskis Einfühlungdann doch miteinbezogen hat, so, denkeich, arbeiten wir im Bibliodrama praktischauch mit einem eigenen, aus verschiedenenQuellen stammenden Repertoire. Es ist abersicher gut und notwendig, sich die verschie-denen schauspielästhetischen Ansätzeanhand dieses Buches in ihrer Tiefendimen-sion noch einmal genau anzusehen und siein der eigenen Arbeit nicht ungenau zu ver-wenden, wahllos zu mischen, sondern sinn-voll zu ergänzen. Deshalb kann man diesesumfangreiche Buch allen (besonders denan einer vertieften Verwendung von thea-terästhetischen „Methoden“ interessierten)Bibliodramatikern zu lesen empfehlen.

Die Verhältnisbestimmung zwischenBibliodrama und Therapie begleitet

das Bibliodrama von seinen Anfängen an.Neben Abgrenzungen sind immer auchGemeinsamkeiten zumindest zu manchentherapeutischen Richtungen benannt wor-den, nicht zuletzt zur Gestalttherapie. Indem kürzlich erschienenen Büchlein vonHans-Christoph Goßmann wird nun jedocheinmal von gestalttherapeutischer Seite ausgefragt, ob und in welcher Weise bibliodra-matisches Arbeiten im Rahmen gestaltthera-peutischer Prozesse seinen Ort haben kann.Die Schrift basiert auf der Graduierungsar-beit des Verfassers im Rahmen seiner Aus-bildung am Forschungs- und Fortbildungsin-stitut für Gestalttherapie, Systemisches undKreativität. Nach einer Einführung inGrundlagen des Bibliodramas und seineHermeneutik fragt Goßmann nach der Legi-timität der Anwendung von Bibliodrama imRahmen der Gestalttherapie und zwar

sowohl aus gestalttherapeutischer wie austheologischer Perspektive. Von gestaltthera-peutischer Seite aus spricht vor allem dasZiel, einen Zugang zu den eigenen Gefüh-len zu bekommen, für bibliodramatischesArbeiten, weil dieses im Spiel Identifika-tionsmöglichkeiten eröffnet, die über diekognitive Dimension hinausführen. Vonbibliodramatischer Seite aus muss dieseFrage nach Goßmann theologisch beant-wortet werden, da Bibliodrama seinen Ortin der christlichen Theologie hat. Der Autorstellt die Übereinstimmung zwischen derchristlichen Rechtfertigungslehre, der einAnsatz der unbedingten Annahme ent-spricht, und der gestalttherapeutischenÜberzeugung, dass alle Muster der Klien-tinnen und Klienten zu akzeptieren sind,dar, und betont auf dieser Grundlage dieKompatibilität zwischen Bibliodrama undGestalttherapie. Beide können auf dasPsychodrama als eine ihrer Wurzeln verwei-

sen, was ebenfalls Gemeinsamkeitenerklärt. Goßmann zeigt jedoch - im Rük-kgriff auf Marcel Martin - auch die Unter-schiede zwischen Bibliodrama und Psycho-drama auf und weist auf dieDifferenzierung in unterschiedliche biblio-dramatische Ansätze hin. Bibliodrama wirddamit eine therapeutische Dimension zuer-kannt, ohne dass es zu einer Therapieformwird. Das letzte Kapitel beschreibt einebibliodramatische Einheit zu Gen 13,1-12,die der Autor im Rahmen seines gestaltthe-rapeutischen Abschlusses durchgeführt hat.Die einzelnen Schritte der Vorbereitung -der Auswahl des Bibeltextes, seiner Exegeseund der Methodenwahl - werden reflektiertund anhand eines Fallbeispiels die faktischetherapeutische Dimension des Bibliodra-mas gezeigt. Neben der Einführung inbibliodramatisches Arbeiten für gestaltthe-rapeutisch Tätige trägt dieses Büchlein ingut lesbarer Weise zur neueren bibliodra-matischen Diskussion um die Verwendungbibliodramatischer Elemente in unter-schiedlichen Kontexten bei und bereichertdie theoretische Debatte um das Verhältniszwischen Bibliodrama und Therapie durcheinen konkreten Zugang.

Uta Pohl-Patalong, HamburgHans-Christoph Goßmann: Die therapeutischeDimension des Bibliodramas. Ein Beitrag zur Verhältnisbestimmung und Gestalttherapie, MK-VerlagMöchmühl 2002, 61 S., ISBN-Nummer 3-9806440-9

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NACHRICHTEN AUS DER BIBLIODRAMABEWEGUNG

Am 7. Juni 2002 wurde in Budapest derUngarische Bibliodrama-Verein gegrün-

det. In Ungarn hat das Bibliodrama bereits inden sechziger Jahren fußgefasst, aber erstnach 1990 verbreiterte es sich zu einereigentlichen Bewegung. Aus den zahlrei-chen privaten Initiativen ist nun der Ent-schluss reif geworden, einen Verein als recht-liche Person zur Vertretung des Bibliodramasin der Öffentlichkeit zu gründen. Präsidentindes Vereins wurde Kriszta Eisenbarth, stell-vertretenderPräsident Peter Pius Varga,Geschäftsführerin Ildikó Donáth-Muntag.

Zur Vereinsgründung hat auch die Mitarbeitmit deutschen Vereinen im Rahmen deseuropäischen Austauschprojektes (Grundtvig)maßgeblich beigetragen. Eine der wichtigstenZielsetzungen des ungarischen Vereins ist dieVerbreitung von Bibliodrama als alternativverwendbare Methode in den verschieden-sten Bereichen der Seelsorge. Der Verein istvon vornherein ökumenisch gesinnt, strebteine weitgehende Unabhängigkeit von politi-schen Parteien und den Kirchen an, ist aberallen Interessenten gegenüber offen, unab-hängig vom religiösen Engagement.

Als Ergebnis der Zusammenarbeit mit denProjektpartnern in Österreich, Deutschland,Dänemark und der Schweiz soll auch inUngarn zukünftig die Ausbildung von Biblio-drama-LeiterInnen organisiert und die dazunotwendige Fachliteratur angeschafft und insUngarische übersetzt werden.Der Verein pflegt Kontakt mit anderen gleich-gesinnten Gesellschaften sowohl in Ungarnals auch im Ausland.Kontakt: Peter Pius Varga, Alkotmány u. 18,H-2051 Biatorbágy, Tel: 0036/30/9543537, E-Mail: [email protected]

Peter Pius Varga, Biatorbágy/UngarnGründung des Ungarischen Bibliodrama-Vereins

Alle, die das Bibliodrama lieben, heißenwir, die Mitglieder des Ungarischen

Bibliodrama - Vereins bei den UNGARI-SCHEN BIBLIODRAMATAGEN im Sommer2003 herzlich willkommen. Wir werden am Donnerstagabend, 12. Juni,beginnen und am Sonntagmittag, 15. Juni,schweren Herzens voneinander Abschied

nehmen, nachdem wir uns bei Liturgien,Vorträgen und in Workshops näher kennengelernt und wiedergesehen haben.Anschließend treffen sich die Mitglieder derEuropäischen Lernpartnerschaft (Grundtvig/ Sokrates) für Bibliodrama. Fehlende Unga-rischkenntnisse sollen kein Hindernis sein,deutsch, englisch und ungarisch lassen sich

gleichwohl übersetzen. Genaueres werdetIhr / werden Sie bald, jedenfalls aber recht-zeitig erfahren (z.B. durch Ankündigung imnächsten Text Raum). Jetzt ist es uns ersteinmal wichtig, dass Ihr/Sie sich das Datumvormerken. Im Namen der ungarischenBibliodramatikerInnen grüßt alle Interessen-ten herzlich Kriszta Eisenbarth, Vorsitzendedes Ungarischen Bibliodramavereins

E-Mail: [email protected]ärIn des Vereins: Ildikó Donáth-Mun-tag: [email protected]/

Kriszta Eisenbarth, BudapestEinladung zu den Ungarischen Bibliodramatagen12.-15. Juni 2003 in/bei Budapest

Zum Thema "... weil das Paradies in unswurzelt" fand vom 6.-8. September im

Bildungshaus Mariatrost, Graz, das ersteinternationale Bibliodramasymposium statt.Unter den 70 Teilnehmenden waren auchGäste aus Deutschland, Ungarn, derSchweiz und England. Die VeranstalterIn-nen (Österreichische Gesellschaft für Pasto-ralpsychologie, Institut für Pastoraltheologieund Pastoralpsychologie der Karl-Franzens-Universität Graz und das BildungshausMariatrost) luden dazu ein, sich im interna-tionalen Austausch mit den Chancen, Her-rausforderungen und Grenzen des Biblio-dramas zu beschäftigen. DieEröffnungsreferate von Dipl. psych. & theol.

Siegfried Essen und Dr. Ludwig Zeier setz-ten sich mit den theologisch-philosophi-schen Grundlegungen zum Thema "Biblio-drama - Paradies Spielen" auseinander. Workshops und ein Open Space - Tagermöglichten es den Teilnehmenden,Bibliodrama zu praktizieren und offene Fra-gen zu diskutieren. Schließlich brachtenStatements der LändervertreterInnen Bei-träge zur internationalen Situation desBibliodramas und dessen Entwicklungen imjeweiligen kulturellen und kirchlichen Kon-text. Über die Bedeutung dieses kreativenZugangs zu biblischen Texten für die euro-päische Kultur sprachen der Dekan derKatholisch-Theologischen Fakultät der Karl-

Franzens-Universität, Univ. Prof. Dr. Ger-hard Larcher, der Bürgermeister der StadtGraz, Alfred Stingl, sowie Kanonikus Dr.Heinrich Schnuderl in ihren Grußwortenund dankten dem Veranstaltungsteam ver-treten durch Mag. Dr. Maria Elisabeth Aig-ner und Mag. Gabriele Dorneger. ImAnschluss an das Symposium fand das dritteKonsultationstreffen im Rahmen des vonder Europäischen Union finanziell unter-stützten Projektes "Bibliodrama-Langzeit-fortbildungen in Europa" statt. Die Delegierten verabredeten weitereImplementierungsstrategien und Vernet-zungsmöglichkeiten im Bereich Bibliodra-ma in den europäischen Ländern. Für Österreich waren beide Veranstaltun-gen wichtige Schritte zur Verbreitung desBibliodramas als einer zeitgemäßen Formreligiöser Bildung. Weitere Informationen: Maria ElisabethAigner, Tel. 0316 - 380-6152 oderhttp://www-uni-graz.at/bibliodrama

Pressemeldung: Erstes internationales Bibliodramasymposium inÖsterreich - Dritte Konsultation der europäischen Lern-partnerschaft Bibliodrama in Graz im Rahmen des Förderpro-gramms Grundtvig der Europäischen Kommission

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ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR PASTO-RALPSYCHOLOGIE UND INTEGRATIVE PÄDAGOGIK Krisenintervention im BibliodramaSeminar vom 2.12. (17 Uhr) – 8.12. 2002 (12Uhr) im Ev. Bildungshaus, Deutschfeistritz 208,Leitung: Dr. Ludwig Zeier und Mag. HerwigHohenbergerAnmeldung an Frau Mag. Elisabeth Wimmer,ÖGFP, Seidenhofstr. 54, A 8020 Graz

WERKSTATT:BIBLIODRAMA GRAZBibliodrama Spiel-Nachmittagein Graz, Grabenstraße 39Spiel-Termine 6.12.2002, 7.2.2003, 4.4.2003;13.6.2003 jeweils freitags 15 – 18 Uhr, Korordinator 2002/2003: Christian Ortner. e-mail: [email protected]

PROF. DR. GERHARD MARCEL MARTIN„Werdet Vorübergehende“ - Bibliodrama zuausgewählten Sprüchen des Thomas-Evangeli-ums Achtung: Termin um eine Woche vorver-legt!Wochenende 8.11.-10.11.2002 Info/Anmeldung: Haus Gutenberg FL-9496 Balzers (Fürstentum Lichtenstein) Tel.: 00423/388 11 33, Fax.: 00423/388 11 35 e-mail: gutenberg@haus gutenberg.li Prof. Dr. Gerhard Marcel Martin D-35037 Marburg, Bismarckstr. 11 Priv.-Tel.: 06421/23414 Dienstl: 06421/2824284, Fax.: 06421/282 4290 e-mail: [email protected] Playing Arts und Spiritualität3.12. – 7.12. 2003 Tagungsstätte BurckhardthausLeitung: Prof. Dr. Gerhard Marcel Martin undChristoph RiemerAnmeldung: Burckhardthaus, Sekretariat A. Feix,Herzbachweg 2, 63571 Gelnshausen, tel 06051 / 89 –0, fax 06051 / 89- 200

BIBLIODRAMAZENTRUM REINHARDSWALDWeiterhin voneinander lernen - Bibliodrama-Supervision, Termine anfragenLeitung: Doris Immich, Christian GremmelsMit sich übereinstimmen - 8.-10.11 2002Leitung: Doris Immich, Christian GremmelsAnfragen: Doris Immich, Villaweg 16 ½, 34359Reinhardshagen-Vaake, Telfax 05544/645

HEIDEMARIE LANGER -THE HOUSE OF GLO-BAL VALUES Ökumenische Basis-Fortbildungim Bibliodrama, Leitung: Heidemarie Langer 4 Wochen in 2003,weitere Wochen in 2004; Auswahlwochenende13.-15.12.2002 in Bad Boll Anfragen: Beate Sorg-Pleitner, Ev. Akademie,73087 Bad Boll, [email protected] zur Bibliodrama-Leitung (ZHL)Leitung: Heidemarie LangerUmfang: mindestens 4 Wochen Prozess-Beglei-tung-Lernen, persönliche Supervision, individuellzu vereinbarende StudiengängeAnmeldung: Heidemarie Langer, Maria Louisenstr.141, 22301 Hamburg, Tel.040-481400

„und das Licht scheint in der Finsternis

Bibliodrama und Meditation, 2.-5.12.2002 imökumenischen Zentrum für Meditation undBegegnung Neumühle; Leitung Heidemarie Lan-ger; Anmeldung: 66693 Mettlach-TünsdorfWerkstatt Bibliodrama, 6.-7. Dezember 2002Liturgische Werkstatt, 8. Dezember 2002in Basel, Leitung Heidemarie LangerAnmeldung: Agnes Leu, Forum für Zeitfragen, Leonhardskirchplatz 11, CH-4001 Basel

STUDIENZENTRUM FÜR EVANGELISCHEJUGENDARBEIT JOSEFSTALWeiterbildungsprogramm Bibliodrama-Leiten „Bibliodrama – das Spiel zum biblischen Text“Fachtagung: „Bibliodrama: Von den Anfängenbis heute“ 4. – 6.11.2002 Seit Oktober 1992 fanden 7 Abschlüsse des sei-nerzeit 6 ½ Wochen (heute 8 ½ Wochen)umfassenden Weiterbildungsprogramms inBibliodrama-Leiten statt. Leitung: Ursula Runsch-ke in Zusammenarbeit mit Leitern der Weiterbil-dung und Referenten eines anderen Bibliodrama-Konzeptes; TeilnehmerInnen: Bibliodrama-leiterInnen und am Bibliodrama InteressierteGeschlossenen Gruppe:Im Herbst 2002 Beginn der geschlossenenGruppe, die zum Abschluß der Weiterbildung inBibliodrama-Leiten führen soll.„Entwicklung der Leitungsfähigkeiten, Seminarzur übenden Leitung“25.-29.11.2002 Leitung: Ursula Runschke, evtl.mit Assistenz aus dem letzten Abschlußkurs;Anmeldung: Studienzentrum für Ev. Jugendarbeit,Aurachstr. 5, 83727 Josefstal, Fax: 08026/97 56-50

MEISTER ECKEHART HAUS KÖLNWeiterbildung Bibliodrama: Leitung vonBibliodramagruppen.Eine neue Gruppe beginnt im Januar 2003 !Informationsmaterial über Aufbau und Ablauf derWeiterbildung schicken wir Ihnen auf Anfragegerne zu; Anfragen an: Meister Eckehart Haus,Klaus Werner Stangier, Odenthalerstr, 401. 51069 Köln, Tel 0221 –9604120Bibliodrama in IserlohnFreitag, 8.11.02, bis Sonntag, 10.11.02Leitung: Klaus-Werner StangierInformation und Anmeldung: Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Westfa-len und Lippe, Tel.: 0231/5409-40Bibliodrama-Wochenende im Meister EckehartHaus , 22.11. – 24.11.02Leitung: Uta Brauweiler, Christoph FuhrInformation: Utta Brauweiler, Kartäusergasse 9, 50678 Köln, Tel.:0221 -3382278„...und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.“(Lk. 2, 8b.) Wir suchen unseren Platz im Weih-nachtsgeschehen; Leitung: Cornelia Kleijn-Stan-gier und Klaus-Werner Stangier, 15.12. 2002,17.00 bis 21.00 Uhr; Anfragen an: Meister Ecke-hart Haus, Klaus Werner Stangier, Odenthalerstr.401, 51069 Köln, Tel 0221 –9604120

EVANGELISCHE AKADEMIE HOFGEISMARLiterarisches Bibliodrama...der Versuch, poetische Texte von Sarah Kirschmit dem bibliodramatischen Ansatz zu erschlie-

ßen; 6.-8. Dezember 23.8.2002Leitung: Mag. Dr. Maria Elisabeth Aigner (Graz),Hannes Eibach (Marburg), Dr. Heike Radeck(Kassel), Prof. Dr. Tim F. Schramm (Hamburg) mitLiteraturwissenschaftlerin Dr. Heidi Gidion (Göt-tingen); Anmeldung und Info: Evangelische Aka-demie Hofgeismar, Tel. 05671 – 881126,e-mail: Ev. [email protected] Riese und Maria Salzmann

BIBLIODRAMA-WOCHENENDE31.1. – 2.2.2003 in Radebeul bei DresdenAnmeldung: Maria Salzmann 0351 – 8388969Uta Riese 034364 – 88877

ODENWALDINSTITUTBIBLIODRAMA-INTENSIV-ANGEBOT„Die Geburt des Lichts“ 08.11.-10.11.2002Eine bibliodramatische Spurensuche.Kursleitung: Hannelore Morgenroth...“und das Licht scheint in die Finsternis...“31.01.-02.02.2003 Eine bibliodramatischeBegegnung mit dem Dunklen/Abgründigen/Dämonischen in uns anhand eines ausgewähltenbiblischen TextesKursleitung: Hannelore Morgenroth„Werdet Vorübergehende“ 28.03.-30.03.2003Bibliodrama zu ausgewählten Sprüchen des Tho-masevangeliums. Kursleitung: G. Marcel Martin,H. Morgenroth„Von Fall zu Fall“ oder vom Baum der Erkenntniszum Lebensbaum. 23.05.-25.05.2003 Eine Neuin-terpretation der Paradies / Sündenfallgeschichte ausder Sicht einer ganzheitlich orientierten Medizin.Kursleitung: Dr. med. K. Strauss, H. Morgenroth„So lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebtin mir“ 11.07.-13.07.2003 - Dem innerenChristus begegnen oder der göttlichen Vision inmir Raum geben, Kursleitung: Hannelore Mor-genroth; Anmeldung und Information: Oden-waldinstitut, Trommstr.25, 69483 Wald-Michel-bach, Tel 06207/6050, fax 06207/ 605111e-mail: [email protected]

HANNELORE MORGENROTHWeiterbildung Bibliodrama Die heilende Dimension in biblischen Geschich-ten und alten Symbolen neu entdeckenZwei-Jahres-Grundkurs 2003/2004 im Raum-München, Kloster Bernried, Starnberger See mitGastreferenten; Leitung: Hannelore Morgenroth,Theologin, Dozentin für Rel. Päd., Therapeutin,Bibliodramaleiterin; Anfragen an : H. Morgen-roth, Friedenstr.19, 82178 Puchheim, tel 089-8001046, fax 089-80078639

DAS HAUS E.V. GRÜNTALBibliodrama Angebote, die auch als Ausbil-dungs-Bausteine gelten23. – 26.1. 2003 Ltg. Ruth Passauer, ChristaMöllers22. - 25.4. 2003 Ltg. Ruth Passauer, AngelikaRomeikAnmeldung: DAS HAUS e.V. Grüntal, Dorfstr. 39,16230 Sydower Fließ, tel. 03337-46180,fax03337-463434e-mail: [email protected]

ANGEBOTE AUS DER BIBLIODRAMABEWEGUNG

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BURCKHARDTHAUS GELNHAUSEN inZusammenarbeit mit der GfB e.V. im Rah-men des von der EU geförderten Sokrates-Grundtvigprojektes 2Nationales Bibliodrama-Forum –Arbeitsgemeinschaft BibliodramaWeiterbildung (ABW) - Information undDiskussion über das Europa-Projekt 15. –17. 12. 2002 in GelnhausenLeitung: Christoph Riemer 3. FORUM Bibliodrama – TEXTRAUMBegegnung, Austausch, Kollegiale Bera-tung – OPEN SPACE, 17. – 20. 11. 2003im Burckhardthaus, (auf den Herbst ver-legt wegen des Ökumenischen Kirchenta-ges in Berlin); Leitung: Christoph Riemer,Andreas Pasquay, Else Natalie WarnsAnmeldung: Kursbüro, Herzbachweg 2, 63571 Gelnhausen, Tel. 06051/89212, Fax 06051/89200

UNGARISCHER BIBLIODRAMA VEREINUngarische Bibliodramatage-Liturgien, Vorträge, Workshopsvom 12. bis 15. Juni 2003 in/bei Buda-

pest; Leitung: Krizsta Eisenbarth, IldikòDonáth-Muntag, Péter VargaInformationen: Kriszta Eisenbarth, Vorsit-zende des Ungarischen Bibliodramaver-eins, oder Ildikó Donáth-Muntag als

Geschäftsführerin des Vereins: E-Mail:[email protected]

EVANGELISCHE AKADEMIE NORDEL-BIEN in Zusammenarbeit mit Burck-hardthaus und GfB e.V.16. InternationaleBibliodramakonferenz, 25. bis 28.Sep-tember 2003 in Bad Segeberg Thema: „Gastmahl, Gastfreundschaft,Abendmahl“Essen, Gastfreundschaft, Abendmahl sindleiblich und konkret erfahrbare Wohlta-ten. Darum stehen sie im Zentrum derjüdischen und – im Falle der Eucharistie –der christlichen Tradition.

Welche Erinnerung vergegenwärtigtgemeinsames Segnen und Essen? Wie istder Zusammenhang von bibliodramati-schem und sakralem Handeln? Wieso hältEssen Leib und Seele zusammen? Undwarum haben die Fremden in Teilen derjüdischen Tradition ein verbrieftes undpraktiziertes Gastrecht? Fremdheit, Virtua-lität und sakramentliches Tun stehen inuntergründigem Zusammenhang. Es sindeinander befragende Lebensentwürfe. DerKongress wird mit den Passah- undAbendmahlstexten experimentieren.Leitung: Wolfgang Wesenberg (Ges. f.

Bibliodrama), Christoph Riemer (Burck-hardthaus Gelnhausen), Antje Rösener (Ev.Erwachsenenb. Westf/Lippe e.V.), Wolfgang Teichert (Ev. Akademie Nordel-bien)Anmeldung: Evangelische AkademieNordelbien, Frau Hunzinger, Tel. 040 – 355056-38, Fax 040 – 35 5056-51, e-mail:[email protected]

AUS DER GESELLSCHAFT FÜR BIBLIODRAMA E.V.

Herzliche Einladung zum Studientag und zur Mitgliederver-sammlung der Gesellschaft für Bibliodrama e.V. 2003

Samstag, 18. Januar 2003, 9.30 -18.00 UhrSTUDIENTAG Thema : „Das bisherige und daszukünftige Profil der GfB und dieSchwerpunkte ihrer Arbeit“"...denn es war gut gebaut" (Luk.6,48)Wenn die Gesellschaft für Bibliodramaein Haus wäre, wie müßte das Funda-ment aussehen und auf welchem Grundmüßte es gelegt werden, damit das Hausdie Stürme der Zeit übersteht?

Dazu wollen wir auf der Grundlage vonLukas 6,47-49 arbeiten.Wir bitten Euch, zum Studientag einSymbol und einen biblischen Text mitzu-bringen, die ihr mit der Gesellschaft fürBibliodrama verbindet.Der Studientag wird vorbereitet vonSabine Haupt-Scherer, Christine Kandlerund Hans-Jörg Rosenstock.Grundlage sind die vom Vorstandzusammengestellten und erarbeitetenMaterialien. Ort: Stille Kammer

Sonntag, 19. Januar 2003, 9.30- 12.30 Uhr MITGLIEDERVERSAMMLUNG mit Wahl des VorstandesGäste sind herzlich willkommen. Anmeldeschluß: 3. Januar 2003

Auskunft und Anmeldung: EAE-Geschäftsstelle, Frau H. Slotta, Burghof 5,14776 Brandenburg / Havel, Tel. 03381 /250 27 21; Fax: 03381 / 250 27 13.

VORANKÜNDIGUNGEN

Stipendien für Teilnahmeam Seminar Krisenintervention imBibliodrama 6.-8. Dezember 2002

in Deutschfeistritz bei Graz

Das Seminar soll klären, was man alsLeiterIn bibliodramatischen Spiels auspsychologischer Sicht tun - bzw. nochwichtiger - lassen sollte und wie manmit möglicherweise auftretenden kriti-schen Situationen umgehen sollte.Leitung: Dr. Ludwig Zeier und Mag.Herwig Hohenberger (beide ÖGfP)

Die GfB kann die Teilnahme an diesemSeminar weitgehend unterstützen.InteressentInnen aus Deutschland mel-den sich bitte bei Wolfgang [email protected] oder 03381 /250 27 21.

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Im Jahr 2003 wird im EB-Verlag, Hamburg, in Zusammenarbeit mit der Gesell-schaft für Bibliodrama e.V. eine neue Schriftenreihe erscheinen:

BIBLIODRAMA – KONTEXTEBeiträge zur Theorie der Bibliodrama-Praxis

Das Herausgeberteam besteht aus: Dr. habil. Heiner Aldebert, MünchenProf. Dr. Gerhard Marcel Martin, MarburgWolfgang Teichert, HamburgElse Natalie und P. i. R. Eberhard Warns, Bielefeld

Ein Redaktionskreis umfasst zusätzlich:P. Dr. Hermann Brandhorst, BielefeldProf. em. Helmut Kiewning, HemmingenHans-Jörg Rosenstock, Dipl. Theol., Bielefeld

Es sollen zwei Hefte von ca. 120 Seiten im Jahr erscheinen mit je zwei Beiträgenzu verschiedenen Themen, die zum einen reflektierte Bibliodrama-Praxis aus denverschiedenen Bibliodrama-Ansätzen zum Inhalt haben, zum anderen die Berüh-rung des Bibliodramas mit anderen angrenzenden Themenkreisen und Gebietenreflektieren, wie z.B.

Tim Schramm: Bibliodrama liturgischHans-Jörg Rosenstock: Kommentierte Bibliographie zur Bibliodrama-LiteraturHelmut Kiewning: Neue Erfahrungen mit alten Geschichten/Wolfram Mäwers - Narratives Rollenspiel als bibliodramatische MethodeSiegfried Essen: Bibliodrama aus systemischer SichtHeike Radeck: Relektüre von poetischen Texten mit bibliodramatischen

MethodenSvea Paul: Zwischen Angst und Vertrauen - Arbeit mit

bibliodramatischen Elementen in der GrundschuleMartina Gnadt: Bibliodrama und Befreiungstheologie

Als Leserschaft denken wir uns GemeindeleiterInnen, LehrerInnen, PfarrerInnen,MitarbeiterInnen in diakonischen und therapeutischen Einrichtungen und andereInteressierte, die an einer spezifischen Kompetenzerweiterung durch Bibliodramainteressiert sind.Und wir wenden uns damit an BibliodramatikerInnen, die ihr in den Ausbildungenerworbenes Basiswissen spezifizieren und die Reflexion ihrer Praxis vertiefen wollen.Diese Hefte können im EB-Verlag abonniert oder einzeln bestellt werden. DieZusendung erfolgt portofrei. Preis: Einzelheft 10.- Euro, Abo-Preis 8,70 Euro (2Hefte im Jahr).

Bestelladresse:EB-Verlag, Dr. Brandt e.K.Rainer KuhlMoorweg 25, 22869 SchenefeldTel.: 040 / 4905180Fax: 040 / 40195233Mail: [email protected]: www.ebverlag.de

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Sokrates-Grundtvig 2 Bildung für Europa

Projekt: Bibliodrama-Langzeit-Fortbildungen in Europa

Veranstaltungen im zweiten Projektjahr

27.-29. September 2002 (Evangelische Akademie Nordelbien, Bad Segeberg, Deutschland): Hamburger Bibliodrama-Tage ("Gottesknechtslieder bei Jesaja")

November 2002 (Csillaghegyi Evangelikus, Budapest, Ungarn): Nationales Bibliodrama-Forum Ungarn

06.-08. Dezember 2002 (Graz, Österreich): Seminar für Bibliodrama-Leitende"Krisenintervention im Bibliodrama"

15.-17. Dezember 2002 (Gelnhausen, Deutschland): Nationales Bibliodrama-Forum, Arbeitsgemeinschaft Bibliodrama, Informations- und Diskussionsveranstaltung über das Europa-Projekt

14.-16. Februar 2003 (Erwachsenenbildung Bethel, Bielefeld, Deutschland): Dreitägiger integrativer Bibliodrama-Workshop "...werden wir sein wie die Träumenden" (Bibliodrama für und mit Menschen mit Behinderungen)

28. Mai - 01. Juni 2003 (Ökumenischer Kirchentag, Berlin, Deutschland): Bibliodramawerkstatt Internationales Forum für Networking und Öffentlichkeitsarbeit

12.-15. Juni 2003 (Budapest, Ungarn): Internationale Ungarische Bibliodramatage

15.-18. Juni 2003 (Budapest, Ungarn): 4. Konsultationstreffen (Projektabschluss)

Projektauswertung und Abschluss, Beschlussfassung zu einer europäischen Rahmenkonzeption, Absprachen und Planun-gen im Hinblick auf "Vergleichbarkeit", "Durchlässigkeit", verbindliche Kooperationsformen und Folgeprojekte, Perspekti-ven für ein europäisches Bibliodrama-Netzwerk.

Teilnehmende Einrichtungen / Länder:

Kontakt: Wolfgang Roos-Pfeiffer (Projektkoordinator)Erwachsenenbildung Bethel, Nazarethweg 4-7, D - 33617 BielefeldTel.: ++49/521/144-6105, Fax: -6109eMail: [email protected]

Csillaghegyi Evangelikus Gyülekezet- es Templomepitö Alapitvany, UngarnEgyhazforum Alapitvany, UngarnTeologisk Pædagogisk Center - Folkekirkens Pædagogiske Institut, LØgumkloster, DänemarkGesellschaft für Bibliodrama e.V., DeutschlandArbeitsgemeinschaft Bibliodrama Schweiz, SchweizÖsterreichische Gesellschaft für Pastoralpsychologie und integrative Pädagogik, ÖsterreichBurckhardthaus Gelnhausen, Evangelisches Institut für Jugend, Kultur und Sozialarbeit e.V., DeutschlandEvangelische Akademie Nordelbien, DeutschlandErwachsenenbildung Bethel, Nazareth Sarepta Lindenhof, Deutschland (Projektkoordination)

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Wie hoffentlich schon allseits bekannt,findet dieser 1. Ökumenische Kir-

chentag von Mittwoch, dem 29. Mai bisSonntag, dem 1. Juni in Berlin statt. Er stehtunter der Losung: „Ihr sollt ein Segen sein“.

Wie in Stuttgart und Frankfurt wird es aufdiesem Kirchentag auch wieder einen Treff-punkt Bibliodrama geben, eine Kooperationzwischen der AG BibliOdrama in Berlin undBrandenburg und der Gesellschaft fürBibliodrama (GfB). Wir sind eingebunden indas Projekt des Bibelzentrums und werdenin Berlin-Mitte „Im Haus am KöllnischenPark“ unser Domizil haben.

Die Struktur ist ähnlich wie in den vergan-genen Jahren, d.h. es wird Bibliodrama-Workshops à 3 Stunden am Donnerstag

Nachmittag und am Freitag und Sonnabendjeweils vor- und nachmittags geben. DenWorkshops liegt der jeweilige Tagestext desKirchentages zu Grunde. Am Donnerstag-vormittag gibt es eine Forumsveranstaltungin Verbindung mit der europäischen Biblio-drama-Lernpartnerschaft für interessierteGemeindeleiter und Ehrenamtliche zumThema: Wie mit bibliodramatischer Arbeitbeginnen? Die Verlegung auf diesen Platzhat damit zu tun, dass am Donnerstag(Himmelfahrt) alle Programmangebote erstab 11.00 beginnen dürfen - und das wirdfür Workshopangebote zu knapp.

Wir werden sowohl vom Platz her, als auchvon der Bereitschaft vieler Leute her, min-destens 7 Workshops parallel anbietenkönnen. Darüber hinaus wird es wieder

einen großen Infostand geben mit Büchernund Neuigkeiten aus der Bibliodrama-Szene und auch helfende Personen, dieNeugierigen Auskunft geben werden.

Die gebildete Projektgruppe ist eifrig amarbeiten, Ansprechperson istBernd Fichtenhofer, Sonnenallee 315,12057 Berlin, Tel.: 030/683 022 41, E-Mail:[email protected].

Also jetzt schon den Termin vormerken - imnächsten TEXT RAUM werden wir dann dasProgramm abdrucken können, damit diePlanung noch leichter fällt.

Für die ProjektgruppeBernd Fichtenhofer

Wer sich an der Vorbereitung des Forums beteiligen will, kann sichim Internet einloggen unterhttp://www.playing-arts.de/fs_forum.htm.

Vorinformation zum Bibliodrama-Projekt auf demÖkumenischen Kirchentag 2003 in Berlin

Adressen der Autoren dieses Heftes:Aigner, Dr. Maria Elisabeth, Institut für Praktische Theologie, Parkstraße 1 / I; A-8010 Graz

Aldebert, Dr. Heiner, Ichoring 47, D-82057 Icking

Birke, Regine Joy, Hakenfelder Straße 9 A; D-13587 Berlin

Harms, P. Karl-Martin, Klingerstraße 1; D-30655 Hannover

Hubai, Dr. Màrta Muzsnai, e-mail: [email protected]

Koch, Caecilia, Kirchstraße 2; CH- 4628 Wolfwil

Meeuwsen, Marja / Pasquay, P. Andreas, Alt Wiescheid 20; D-40764, Langenfeld

Möser, Dr. Annegret, Paggels Hof 28; D-33106 Paderborn

Müller, Diakon Ulrich, Julius-Scholtz-Straße 11, D-01217 Dresden

Muntag, Ildikó Donáth / Falvay, Dora, e-mail: über [email protected]

Pohl-Patalong, Dr. Uta, Buschkamp 8; D-22339 Hamburg

Rosenstock, Dipl. theol. Hans-Jörg, Schlangenstraße 44a, D-33607, Bielefeld

Runschke, Ursula, Falkenstraße 19; D-81541 München

Varga, Dr. Peter Pius, H-2051 Biatorbàgy, Alkotmàny u. 18

Warns, Else Natalie, Senner Hellweg 26, D-33659 Bielefeld

Weiß, Dr. P. Jürgen, Kirchliches Bildungshaus der Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs, Bahnhofstraße 20; D-19288 Ludwigslust

Wesenberg, Dr. Wolfgang, Krügerstraße 1; D-10439 Berlin

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TEXT

RAUM

Herausgeber Gesellschaft für Bibliodrama e.V.

Dr. W. Wesenberg . Krügerstraße 1 . 10439 Berlin . Telefon (030) 4244002 . Fax (030) 42800920

Bankverbindung: Ev. Darlehensgenossenschaft Berlin . Konto Nr. 79 16 79 . BLZ 100 602 37

Redaktion Else Natalie Warns . Senner Hellweg 26 . 33659 Bielefeld . Telefon (0521) 491635 . Fax (0521) 4943108

Entwurf und Satz Kati und Nils Becker . Berlin . e-mail: [email protected]

Versand Angelika Wolter . Kleppgarten 2 . 48565 Steinfurt . Telefon (02551) 2813 . fax (02551) 81845