Die Buchreihe für Querdenker und Vordenkerinnen politische ... · Band 150 „Geht doch!...

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Morgenland Denkpfade in eine lebenswerte Zukunft politische ökologie Oktober 2019_37. Jahrgang_ISSN 0933-5722_B 8400 F

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MorgenlandDenkpfade in eine lebenswerte Zukunft

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Für einige der vor uns liegenden ökologischen und sozialen Herausforderun-gen gibt es längst Lösungsansätze. Andere kluge Ideen sind zu Unrecht aus der Debatte verschwunden und verdienen erneut Beachtung. Mit dem Ziel, Möglichkeitsräume für die Zukunft zu öffnen, durchschreitet dieser Jubilä-umsband umweltpolitische Denkräume der letzten dreißig Jahre. Von Arten-schutz über Postwachstum bis hin zur Verkehrswende: Pfiffige Köpfe stellen das intellektuelle und praktische Instrumentarium der Umweltpolitik auf den Prüfstand und entwickeln Pfade in ein lebenswertes Morgen. So entsteht eine Art Who’s Who der Nachhaltigkeitsdebatte, das die wichtigsten Themenfelder sowie spannende Vor- und Querdenker(innen) versammelt.

Die Welt steht vor enormen ökologischen und sozialen Herausforderungen. Um sie zu bewältigen, braucht es den Mut, ausgetretene Denkpfade zu verlassen, unliebsame Wahrheiten auszusprechen und unorthodoxe Lösungen zu skizzieren. Genau das tut die politische ökologie mit einer Mischung aus Leidenschaft, Sachverstand und Hartnäckigkeit. Die vielfältigen Zugänge eröffnen immer wieder neue Räume für das Nachdenken über eine Gesellschaft, die Zukunft hat.

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• Seit über 30 Jahren unorthodoxe Lösungen für soziale und ökologische Herausforderungen

• Themen von A wie Abfall bis Z wie Zeitwohlstand

• Bewegt sich jenseits ausgetretener Denkpfade

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auf die Große Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft

vorbereitet. Band 100 „Re-Vision – Nachdenken über ökolo-

gische Vordenker“ stellt Klassiker der Ökologiebewegung vor.

Band 150 „Geht doch! Geschichten, die zum Wandel anstiften“

präsentiert 30 zukunftsfähige Projekte, die praktisch zeigen,

wie es sich gemeinschaftlich und nachhaltig leben, wirtschaf-

ten und forschen lässt – unterhaltsame Nachschlagewerke mit

nach haltiger Wirkung sind beide Bände!

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Vorwort

politische ökologie 157-158 *Denkpfade ins Morgenland6

Liebe Leserin, lieber Leser,

1989 war nicht nur für mich persönlich ein einschneidendes Jahr, weil sich mit der

Gründung des „Büros für Ökologie und Kommunikation“ der Weg für den heutigen

oekom verlag ebnete: Die ganze Welt war in dieser Zeit im Umbruch. Ein System-

wechsel zeichnete sich ab. Und die Wucht des Falls der Mauer und der Grenzen ließ

mich und meine Mitstreiterinnen und Mitstreiter hoffen, dass nun endlich auch in

Sachen Ökologie der Beton in den Köpfen bröckeln könnte. Ermutigt zu solchen

Hoffnungen hatten mich damals persönliche Kontakte zu Vor- und Querdenkern

wie Christiane Busch-Lüty, Carl Amery, Hans-Peter Dürr und Ernst Ulrich von Weiz-

säcker. Denn bereits zwei Jahre zuvor, 1987, hatte ich innerhalb der E.F. Schuma-

cher-Gesellschaft die Zeitschrift politische ökologie gegründet.

Getreu dem Ausspruch von Albert Einstein, dass man Probleme niemals mit der-

selben Denkweise lösen könne, durch die sie entstanden sind, war es von Anfang

an unser Kernanliegen, die Bahnen herkömmlichen Denkens zu verlassen und Brü-

cken zu bauen zwischen den unterschiedlichen Disziplinen und Erfahrungswelten.

Mit diesem Ansatz brachten wir immer mehr Autorinnen und Autoren aus Politik,

Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft – gerade auch mit widersprüchlichen

Positionen – an einen Tisch.

Der Anspruch ist dabei seit nunmehr gut 30 Jahren in unseren vielen verschiede-

nen Publikationsformaten der gleiche geblieben: Wir wollen bei der Suche nach

Antworten auf all die Zukunftsfragen, die seit damals ja eher mehr als weniger

geworden sind, eine intellektuelle Plattform und verlegerische Heimat sein. Und

zwar für etwas, für das unsere Gesellschaft mit all ihren realen und vermeintlichen

Sachzwängen kaum noch Raum lässt: für das offene, kreative und zukunftssensible

Nachdenken darüber, wie wir eigentlich innerhalb der planetaren Grenzen leben

wollen.

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Vorwort

politische ökologie 157-158 *Denkpfade ins Morgenland 7

Obgleich Nachhaltigkeitsthemen gerade sehr en vogue sind, haben wir als Gesell-

schaft die Tragweite des anstehenden Wandels noch nicht wirklich erfasst. (1) Mit

dem Ziel, Möglichkeitsräume für die Zukunft zu öffnen, durchschreitet diese Fest-

schrift daher ökologische Denkräume der letzten dreißig Jahre. Von Artenschutz

über Digitalisierung bis zur Zukunft der Postwachstumsgesellschaft: Kluge und

engagierte Köpfe stellen das intellektuelle und praktische Instrumentarium der

Umweltpolitik auf den Prüfstand und entwickeln Pfade in ein lebenswertes Mor-

gen. Dafür haben wir aus dem Archiv der politischen ökologie die Texte zutage ge-

fördert, die dank ihres Weitblicks auch heute noch relevant sind. Diese Denkpfade

stellen wir hier in Auszügen vor – online können Sie sie kostenlos in voller Länge

nachlesen. So entsteht beim crossmedialen Lesen eine Art Who’s Who der Nach-

haltigkeitsdebatte, das die wichtigsten Themenfelder sowie spannende Vor- und

Querdenker(innen) versammelt.

Viel Spaß beim Neu- und Wiederentdecken wünscht

Jacob Radloff

(1) Vgl. „Wir brauchen tiefergehende Analysen.“ Interview über die Zukunft des nachhaltigen Verlegens: www.oekom.de/morgenland

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Inhalt

politische ökologie 157-158 *Denkpfade ins Morgenland8

Zeit wird‘s! Die Wiedereinbettung der Ökonomie in Natur und GesellschaftVon Reinhard Loske

Ökologischen Anstand übenWachstumskritik im Wandel Von Niko Paech

„Hallo liebe Politiker da oben!“ Klimaproteste der Fridays-for-Future-Bewegung Ein Interview mit Carla Reemtsma

No jobs on a dead planet Suffizienz und Postwork-GesellschaftVon Maja Hoffmann und Tobi Rosswog

Neu Maß nehmen Der Mensch und die NaturVon Ulrich Grober

Aufklärung 2.0 Die Gottesfrage in der Nachhaltigkeits debatteVon Markus Vogt

Gedankengänge

Inhaltsverzeichnis

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Denkansätze

Ökonomie als „Lebenswissenschaft“ Das Nachhaltigkeitsprinzip als wissen-schaftstheoretische HerausforderungVon Christiane Busch-Lüty

Unwirtschaftliches Wachstum Einige Bemerkungen über Wirtschafts-theorie und Globalisierungspraxis Von Herman E. Daly

Die herrschende Ordnung überwinden! Gründung eines WeltzukunftsratsVon Jakob von Uexküll

Die vier E‘s Merkposten für einen maßvollen Wirtschaftsstil Von Wolfgang Sachs

Vom Triumph des Augenblicks zur Ästhetik der Dauer Ansatzpunkte, Nachhaltigkeit sinnlich erfahrbar zu machenVon Detlev Ipsen und Astrid Wehrle

Der Mensch zwischen Natur und Kultur Ursachen und Perspektiven für unseren Umgang mit der Natur Von Günter Altner

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Inhalt

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Die Grenzen des Raubbaus Konsum und PsycheVon Wolfgang Schmidbauer

Vom Recht der Natur zum Recht auf Natur Umweltrecht und EthikVon Uta Eser

Einiges gewonnen, aber weiterhin umkämpft Gender und NachhaltigkeitVon Christine Katz

Die neuen Braungrünen Umweltengagement von rechtsVon Yannick Passeick und Lukas Nicolaisen

Die Erde als Mandantin Juristischer KlimaschutzVon Hermann E. Ott

Unter Druck Ozeane im KlimawandelVon Mojib Latif

Fangt an zu pflanzen! Natürliche Lösungen für die globale KlimakriseVon Felix Finkbeiner

„Klimawandel steht nicht an erster Stelle“ Artenvielfalt und InsektensterbenEin Interview mit Andreas Segerer

Nicht die Bodenhaftung verlieren Boden- und Klimaschutz Von Katharina Reuter

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Lasst tausend Zeiten blühen! Eine Kulturrevolution der Zeit Von Karlheinz A. Geißler

Wenn Bäume klagen könnten Idee und Stand der juristischen Diskussion über Eigenrechte der Natur Von Jörg Weber

Ein Blick zurück Gender-Perspektiven in der deutschen UmweltforschungVon Irmgard Schultz

Ausweg Öko-Diktatur Demokratie, Umweltschutz und die Neue Rechte Von Thomas Jahn und Peter Wehling

Problemzonen

Im Treibhaus sind nicht alle gleich Die Machtfrage im Klimaschutz Von Bernhard Pötter

Wiege der Menschheit in Gefahr Ozeane Von Onno Groß

Ab in die Schonung Paradigmenwechsel in den WäldernVon Martin Kaiser und Gesche Jürgens

Störfaktor Mensch Bedeutung und Gefährdung von Biodiversität Von Bruno Streit

„Der letzte Dreck“ Gründe für die gesellschaftliche Ignoranz des Bodenproblems Von Martin Held

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Inhalt

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Der blinde Fleck Metallische Rohstoffe Von Rebecca Heinz und Johanna Sydow

Die systemische Intelligenz radikaler Kritik Zur Aktualität von Elmar Altvaters ökologischer Kapitalismusanalyse Von Ulrich Brand und Markus Wissen

Riskantes Basteln Neue Gentechnik Von Angelika Hilbeck

Dekarbonisiert, digital und demokratisch Energieversorgung im Jahr 2050 Von Claudia Kemfert

„Es wird kein Eigentum an Verkehrsmitteln mehr geben“ Die Mobilität der Zukunft Ein Interview mit Andreas Knie

Stadt statt Land UrbanisierungstendenzenVon Beate Lohnert

Die größeren Zusammenhänge sehen Klima und Migration aus entwicklungs-politischer Sicht Von Bernd Bornhorst

Die Erde stirbt, die Hoffnung nicht Grüner Populismus Von Stephan Lessenich

Schwindende Spielräume Zivilgesellschaft und Demokratie Von Barbara Unmüßig

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Pokern um Energie und Macht Globale Versorgungssicherheit Von Sascha Müller-Kraenner

Mehr systemische Intelligenz, bitte! Der Nachhaltigkeitsdiskurs missachtet die Naturgesetze Von Elmar Altvater

Folgenreich erfolglos Zur Bilanz der Grünen Gentechnik Von Manuel Schneider

Ohne die Erneuerbaren kein Wasser! Ein Kommentar von Hermann Scheer

Zur Psychopathologie des Autofahrens Das Automobil und die Schwierigkeit des Verzichts Von Gerhard Bliersbach

Riskiert die Megastadt sich selbst? Herausforderung Mega-Urbanisierung Von Günter Mertins

Stirbt die Natur, flieht der Mensch Umweltflüchtlinge – Ursachen und Lösungsansätze Von Frank Biermann

Werkzeugkasten

Kann ökologische Politik jemals populär sein? Politik und Umweltschutz Von Peter Cornelius Mayer-Tasch

Aufstieg alternativer Eliten Fortsetzung der Neuen Sozialen B ewegun gen mit anderen Mitteln Von Peter Wahl

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Inhalt

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Wandel durch Annäherung Transformative Nachhaltigkeitsforschung Von Armin Grunwald

Es geht nicht von heute auf morgen Bildung für nachhaltige EntwicklungVon Jürgen Forkel-Schubert und Heike Molitor

Technologischer Wandel ist kein SchicksalPolitikgestaltung im digitalen ZeitalterVon Benno Pilardeaux und Maja Göpel

Vom WellenreitenPolitische Risiken der TransformationenVon Ortwin Renn

Die Finanzwende ist kein SelbstläuferGeld und GemeinwohlVon Gerhard Schick

Mit Steuern ökologisch steuern Ökologische Steuerreform: Erfolge, vertane Chancen und LehrenVon Rudi Kurz und Angelika Zahrnt

Kampf ums ÜberlebenMilitarismus in Zeiten der KlimakriseVon Michael Müller

In Möglichkeiten denkenRevitalisierung des PolitischenVon Günther Bachmann

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Für die finanzielle Unterstützung danken wir der Selbach Stiftung.

Verantwortung für die Gesellschaft Wissenschaft in der Großen Transformation Von Uwe Schneidewind

Der Mensch im Mittelpunkt Bildung für nachhaltige Entwicklung Von Ulrich Müller

Triebkräfte für den Wandel? Digitalisierung und Nachhaltigkeit Von Tilman Santarius und Steffen Lange

Mehr schlecht als Recht Die Möglichkeiten und Grenzen der rechtlichen RisikosteuerungVon Gerhard Roller

Ins Morgen investierenZukunftsfähige Finanzwirtschaft Von Tim Jackson

Das beste Instrument Ökologische Steuerreform: Intelligente Steuerung des ökologischen UmbausVon Anselm Görres und Ernst Ulrich von Weizsäcker

Kooperation statt Konfrontation Die Friedensdimension der Agenda 2030 Von Marc Baxmann

Was getan ist. Und was zu tun ist.30 Jahre politische Ökologie in Deutschland Von Harald Welzer

Rubriken

Vorwort InhaltImpressumVorschau

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Denkansätze

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Solange Nachhaltigkeit ein abstraktes Leitbild bleibt, lässt sie sich allenfalls mo-

ralisch einklagen. Noch fehlt ihr die sinnliche Komponente, um Menschen zu be-

geistern. Ein Einstieg in die Suche nach der Ästhetik der Nachhaltigkeit.

Ansatzpunkte, Nachhaltigkeit sinnlich erfahrbar zu machen

Vom Triumph des Augenblicks zur Ästhetik der Dauer

pö 692001

Von Detlev Ipsen und Astrid Wehrle

Kann Nachhaltigkeit sinnlich sein, soll Nachhaltigkeit sinnlich sein? Sollte man sie wahrnehmen können, sehen, hören, riechen oder ertasten können? Soll Nachhaltigkeit unsere Sinne anregen? Diese Fragen aufzuwerfen unterstellt, dass die persönliche Motivation, sich für ein Ziel zu engagie­ren, dass die Herausbildung gesellschaftlicher Werte, die Formulierung politischer Strategien und letztendlich die Entscheidung darüber, in welche Richtung sich eine Gesellschaft entwickelt, we­sentlich davon abhängt, ob eine Entwicklungsidee, ein Konzept über die Sinne erfahrbar ist und die Sinnlichkeit vieler Menschen positiv anspricht. Dies schließt wissenschaftliche Analysen und rationale Diskurse über Entwicklungswege nicht aus, aber relativiert die Rationalität als einzige Grundlage der Herausbildung von Werten und Entwicklungskonzepten. Nachhaltigkeit ist ein theo­retischer Begriff, der so abstrakte Konstrukte wie Zeit und Raum, Nutzungsmuster, Verteilungsstruk­turen und Ressourcen in einen sowohl analytischen wie normativen und politischen Bezug zuein­ander setzt. Aber eben weil der Begriff zugleich analytisch, normativ und politisch ist, stellt sich die Frage nach der ästhetischen Qualität der aus ihm heraus formulierten Ziele und Handlungsstrate­gien. Normative und politische Begriffe bleiben ohne ein ästhetisches Korrelat stumpf, sie müssen die Sinne ansprechen, um Menschen zu mobilisieren und Machtkonstellationen zu verschieben. Wenn es nicht gelingt, Nachhaltigkeit mit sinnlicher Erfahrung zu verknüpfen, wird es nur schwer­lich zu mehr als moralisch eingeklagten und gesetzlich erzwungenen Veränderungen kommen. [...] Warum ist bislang ökologische Ästhetik mehr ein Postulat, bestenfalls ein Experimentierfeld und kein an Symbolen und Bildern reiches Feld? [...]

Ästhetisieren statt moralisieren Wo kann eine Ästhetik der Nachhaltigkeit ansetzen, wie können Bilder voller Schönheit entstehen, die der Idee eines schonenden Umgangs mit der natürlichen Umwelt Perspektive geben und sie aus dem Gefängnis moralischer Restriktionen befreien? Zunächst ist es die Arbeit einer ästhetischen Archäologie und Spurensuche. [...]

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Kostenloser Download der Langfassung: www.oekom.de/morgenland

Zu den Autor(inn)en

Detlev Ipsen (1945­2011) studierte Soziologie, Volks­

kunde und Psychologie und war als Professor für

Stadt­ und Regionalsoziologie an der Universität

Kassel tätig.

Astrid Wehrle, geb. 1959, studierte Architektur und

Städtebau in Konstanz und Kassel. Sie promovierte

2003 im Fach Planungswissenschaften.

Zum Zweiten wären den Triumphen des Augenblicks, denen man sich nicht entziehen kann und will, also der Schönheit von Autos und Kleidung, der Glanz der Dauer gegenüberzustellen. Für manche ist das Geräusch der Windanlagen schon so eine Ästhetik der Dauer, lassen sich Solaranla­gen nicht auch so gestalten? Wir haben in fast allen Kulturen die Bilder der Beständigkeit, die wir manchmal Ewigkeit nennen, gespeichert. Das „Panta rei“ des Wassers, die Geräusche des Windes, die Wiederkehr des Frühlings bieten Ansatzpunkte einer Ästhetik des Dauerhaften. Auf den Begriff der Heimat müssen wir verzichten, weil er einige Zeit noch den Beigeschmack der Heimatfront nicht los wird. Und doch findet der unmittelbare Raum, das Quartier und die Region eine zunehmende Aufmerksamkeit in Zeiten der Öffnung und Mondialisierung des Alltags. Hier ließe sich eine Ästhetik der Zuständigkeit, des unmittelbaren Wissens, der Kommunikation entwi­ckeln, die der Dynamik des Raumes die Vertrautheit des Ortes gegenüberstellt. [...]Eine Ästhetik der Nachhaltigkeit lässt sich vielleicht aus der Perspektive des Weltalls entfalten oder aus der Exotik, die das Andere als anders akzeptiert. Eines darf sie jedoch nicht: Sich als moralische Instanz gegenüber der »Kurzhaltigkeit« installieren. Wir sind alle auf kurzfristige Befriedigungen angewiesen und dennoch verstehen wir den Sinn der Dauer. Die Bilder einer dauerhaften Ent­wicklung sollten die Dialektik zwischen heute und morgen, zwischen dem Ich und dem Anderen, zwischen Lebenswelt und Umwelt nicht auflösen, sondern aufgreifen. Die Bilder der Nachhaltigkeit müssen auch die Dialektik von Tradition und Moderne aufnehmen und eine einseitige Auflösung dieser Dualität vermeiden. [...]Nur wenn sie diesen Dualismus überwindet, wird sie in Form und Inhalt „eigenständig“ und kann dann die utopische Energie vermitteln, die zur Durchsetzung eines nachhaltig gestalteten Natur­verhältnisses notwendig ist.

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Von Ulrich Grober

Februar 2019, ein Schnappschuss von einer Demo der Fridays-for-Future-

Bewegung in der Bankenmetropole Frankfurt am Main: Leuchtende Augen, offene

Münder. Jemand hat den blauen Planeten aufs Schild gemalt, weiter hinten Sprü-

che wie „Eispole statt Braunkohle“ und „A hot earth is not cool“. Selfies werden

gemacht. Bezaubernd lächelnd reckt ein junges Mädchen aus der ersten Reihe ein

lindgrünes, mit Filzstift beschriebenes Stück Pappe schräg in die Kamera des

FAZ-Fotografen: „Another world is POSSIBLE!“ Das fröhliche Bild vermittelt etwas

von dem Flow, den dieses Ereignis ausstrahlt, macht Lust, sich einzuklinken. „Eine

andere Welt ist MÖGLICH!“ Lange nicht mehr gehört, urplötzlich taucht da die alte

Parole wieder auf – mit neuer Energie geladen. Inmitten des jugendlichen Stimmen-

gewirrs wirkt sie kein bisschen abgedroschen, hölzern, gestrig. Macht es Sinn, sie zu

revitalisieren?

Einen Versuch, denke ich, ist es wert. Gerade jetzt, in dieser kritischen, krisenhaf-

ten und entscheidenden historischen Situation (vgl. S. 258 ff.) lässt sich an der

Der Mensch und die Natur

Neu Maß nehmen

Empathie für die Um- und Mitwelt ist eine erneuerbare Ressource,

von deren Wachstum das Gelingen der Großen Transformation ab-

hängt. Wir brauchen sie in Zukunft dringender als Seltene Erden

oder Algorithmen, denn sie eröffnet Möglichkeitsräume für eine

andere Welt.

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politische ökologie 157-158 *Denkpfade ins Morgenland 51

alten Parole neu Maß nehmen für die nächste Welle der Großen Transformation in

Richtung Nachhaltigkeit. Bei der anstehenden Bündelung aller Kräfte wird auch

das eindringliche Plädoyer von Astrid Wehrle und Detlev Ipsen, „Nachhaltigkeit

mit sinnlicher Erfahrung zu verknüpfen“, ein neues Gewicht bekommen. Was sie

2001 „Ästhetik der Dauer“ nannten, gehört zu dem Flow, der uns in die vielfältigen

Prozesse der Transformation hineinzieht. Schönheit ist ein »Lebens-Mittel« und eine

Quelle des Glücks. In Zukunft mehr denn je.

Nur eine Woche vor dieser Aktion in Frankfurt hatte Greta Thunberg, die Galions-

figur der Fridays-for-Future-Bewegung, das Weltwirtschaftsforum in Davos aufge-

mischt. In der winterlichen Glitzerwelt der Schweizer Alpen war das Prozedere das-

selbe wie jedes Jahr seit 1981. Unter der Regie des schwäbischen Entrepreneurs

Klaus Schwab kamen über 3.000 sogenannte Global Player aus Wirtschaft, Politik

und Medien zusammen, um ihre Gesamtstrategie nachzujustieren. Deren funda-

mentale Orientierung ist das Bestreben, alles und alle den Gesetzen des Marktes zu

unterwerfen. Ihr Mantra: Wachstum, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit. Ihr

Zukunftsdenken kreist um ein „Weiter so“ mit Kurskorrekturen auf der Basis eines

euphorisch inszenierten Techno-Futurismus. Imprägniert ist es mit dem neolibera-

len Slogan der 1980er-Jahre: „Es gibt keine Alternative.“

Die Enkelgeneration ergreift das Wort

2019 sollte es in Davos um eine neue „Architektur der Globalisierung“ gehen und

um eine „gemeinsam geteilte Zukunft in einer gespaltenen Welt“. Doch Thunbergs

kurzer Auftritt sprengte die Routine und entfaltete medial vermittelt eine weltweit

wirksame Dynamik: „Ich bin hier, um zu sagen: Unser Haus steht in Flammen“,

erklärte sie mit zunächst zaghafter Stimme. Angereist war sie mit der Bahn. Über-

nachtet hat sie in einem Iglu-Zelt im Schnee. „Ich will eure Hoffnung nicht [...].

Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr die gleiche Angst habt, die

ich tagtäglich verspüre. Und dann will ich, dass ihr handelt.“ Die junge Schwedin

nutzte das Forum zu einer frontalen Attacke auf die Klasse der Superreichen und

Mächtigen. Auf deren Hoffnung, die Welt weiter nach ihrem Bild zu formen, zu

verändern, zu optimieren. Auf die ewig folgenlos bleibenden Lippenbekenntnisse

zum nachhaltigen Wandel.

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Da ist etwas Bedeutsames passiert: Die im Nachhaltigkeitsdiskurs so oft beschwo-

rene Enkel(innen)generation ergriff das Wort. Thunberg markierte glasklar einen

Antagonismus. Dem Credo dieser mächtigen Klasse „Unser »way of life« ist nicht

verhandelbar“ bot sie die Stirn mit ihrer Gewissheit: Die lebbare Zukunft für meine

Generation und all der folgenden ist nicht verhandelbar. Sie sprach dieser Klasse

die angemaßte Deutungshoheit über die Zukunft ab.

Der kurze Satz von der „anderen Welt“ war von Anfang an gegen die Macht von

Davos gerichtet. 1998 hatte ihn der spanische Journalist und Attac-Gründer Ignacio

Ramonet zum ersten Mal formuliert. Die Parole sei, schrieb er mir, „ein Appell an

die Imagination“. Sie beinhalte kein Programm, sondern eröffne eine Debatte. „Die-

se ‚andere Welt‘ muss erst unter Beteiligung aller, auf demokratische Weise, defi-

niert werden“, so Ramonet. Es ist ein offenes und einladendes Konzept, keine fest-

gezurrte Strategie für eine »schöne neue Welt« oder eine irgendwie »bessere Welt«.

Und dennoch ist sie nicht beliebig interpretierbar. Gemeint, erklärt Ramonet, sei

immer eine Welt, die „weniger ungerecht, weniger verschmutzt, weniger ungleich

und weniger machohaft“ ist. Dafür Spielräume, Denkräume, Möglichkeitsräume zu

öffnen, war damals das Ziel. Der kurze Satz wurde auf dem Weltsozialforum 2003

in der brasilianischen Metropole Porto Alegre erweitert, angereichert und mit Le-

ben erfüllt. „Eine andere Welt ist nicht nur möglich. Sie ist im Entstehen. An einem

stillen Tag, wenn ich achtsam lausche, höre ich sie atmen.“ Hier ertönte – unver-

kennbar – eine weibliche Stimme. Es war die Stimme der indischen Schriftstellerin

Arundhaty Roy. Ihr schönes Denkbild behauptet sanft und entschieden, dass im

Schoß der alten Gesellschaft eine neue heranwachse und zu atmen beginne. Die

Vorstellungen von Transformation und Durchbruch zu einer „anderen Welt“ werden

„Das Naturschutz-Leitbild ,Natur Natur sein lassen’

weiter und viel großräumiger denken – darin liegt

ein Schlüssel zu unserem Überleben.“

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Denkansätze

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hier nuanciert von der Metaphorik des keimenden Lebens, des embryonalen Wer-

dens, des Gebärens und der Entbindung. Nichts bleibt wie es ist. Was wird, taucht

schon auf. Die Zukunft hat schon begonnen. Einen achtsamen Blick auf das rich-

ten, was geschieht, und dann das, was davon wünschenswerte und lebbare Zukunft

enthält, gelassen und entschlossen begleiten, fördern, stärken, zum Durchbruch, zur

»Entbindung« verhelfen – ein solches Handeln wäre genuin nachhaltig.

Die Parole von der „anderen Welt“ geht aufs Ganze – wie das Prinzip Nachhaltigkeit

und die Große Transformation. Diese Perspektive geht leicht verloren, wenn man

daran geht, Nachhaltigkeit »runterzubrechen« und zu operationalisieren. Dann fi-

xiert sich der Blick – notwendigerweise – auf die Stellschrauben, nicht mehr auf das

Aggregat. Vor lauter Bäumen sieht man den Wald nicht mehr. Doch beide Sicht-

weisen sind komplementär. Denn Nachhaltigkeit ist weit mehr als ein effizientes

Ressourcenmanagement, nämlich ein neuer zivilisatorischer Entwurf. Wenn man so

will: ein Systemwechsel. Eine „andere Welt“ und Klimaschutz, das gute Leben und

Artenvielfalt – das eine ist ohne das andere nicht zu haben.

Dabei macht die Parole keine Aussage über den Grad an Wahrscheinlichkeit, dass

wir die multiplen Krisen des 21. Jahrhunderts meistern werden. Doch sie ist ein star-

ker Einspruch gegen die grassierende Endzeitstimmung, die unser Handeln lähmt

statt zu beflügeln. Diese ist zum Nährboden für einen neuen Sozialdarwinismus

geworden, der das Recht des Stärkeren und das „Rette-sich-wer-kann“ propagiert –

eine dumpfe Variante des neoliberalen Kults der Wettbewerbsfähigkeit. Die Parole

formuliert die Gewissheit, dass die Möglichkeit einer lebbaren, lebenswerten und

liebenswerten Zukunft real vorhanden ist. Die Optionen offen halten ist der An-

teil an Verantwortung, den jeder und jede im eigenen Umfeld übernehmen kann.

„Keep the options open“, hieß es schon im Brundtland-Bericht der Vereinten Natio-

nen, der 1987 das Konzept nachhaltiger Entwicklung auf die Weltbühne brachte.

Der Bericht trug den Titel „Our common future“, unsere gemeinsame Zukunft.

Schlüsselkompetenz der Nachhaltigkeit

„Eine andere Welt ist möglich“ öffnet unsere Pforten der Wahrnehmung für einen

Möglichkeitsraum und dessen Energien und Potenziale. Der Schlüssel dazu liegt

freilich nicht isoliert im kognitiven Bereich. An dieser entscheidenden Schwelle

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Denkansätze

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kommt das Reich der Emotionen, der Sinnlichkeit und der Werte ins Spiel. Mit

diesem Sensorium erkunden wir die Möglichkeitsräume und finden das, was uns

berührt, Resonanzen auslöst, uns begeistert und wirklich wichtig ist. So erschließen

wir uns ein Spektrum von Verhaltens- und Handlungsoptionen. Das Handeln (Greta

Thunbergs „Act!“) erfolgt letztlich immer auf der Basis von Gefühlen. Der Hunger

nach Schönheit, nach sinnstiftenden Symbolen und Landmarken, nach dem „Glanz

der Dauer“, wie Wehrle und Ipsen es nennen – all das gehört dazu. So rückt Empa-

thie in den Kern der Nachhaltigkeitsstrategie. Sie ist eine erneuerbare Ressource,

von deren Wachstum alles abhängt. Wir brauchen sie in Zukunft dringender als

Seltene Erden oder Algorithmen.

Das englische Wort „empathy“, das um 1900 in der amerikanischen Psychologie

aufkam, ist eine Übersetzung des deutschen Fachausdrucks „Einfühlung“. Damit

benannten Anthropologinnen und Philosophen in der Nachfolge der Romantik die

Fähigkeit des Menschen, sich in ein Gegenüber hineinzuversetzen, Resonanz zu spü-

ren und auszulösen und an diesem »Seelenkontakt« zu wachsen. Bei dem Gegen-

über – und das ist wichtig – kann es sich um ein Naturphänomen handeln, um ei-

nen Mitmenschen oder um ein Artefakt, ein menschengemachtes Ding. Einfachster

Ausgangspunkt ist der Blickkontakt; jemandem auf Augenhöhe gegenüber zu ste-

hen und sich selbst in der Pupille des/der Schauenden wahrzunehmen. Es ist diese

Ansicht, sagt der Philosoph Ivan Illich, „die mir Wirklichkeit verleiht“. Empathie

ist mehr als Altruismus. Sie schafft eine organische Verbindung von Selbstsorge,

Fürsorge und Vorsorge. Insofern ist sie eine Schlüsselkompetenz der Nachhaltigkeit.

Empathische Beziehung zur Natur

Alle drei Ebenen von Empathie – Selbstsorge, Fürsorge und Vorsorge – sind von

enormer Bedeutung, wenn die Große Transformation gelingen soll. Besonders drin-

gend aber brauchen wir eine neue, empathische Beziehung zur Natur und zum

Naturschönen. Zur Biosphäre, dieser hauchdünnen, lebensspendenden Hülle des

blauen Planeten, ebenso wie zum Wildnis-Biotop vor unserer Haustür. Das Natur-

schutz-Leitbild „Natur Natur sein lassen“ weiter und viel großräumiger denken – da-

rin liegt ein Schlüssel zu unserem Überleben. Und nicht primär in den technischen

Lösungen. Die heutigen Ansätze von ökologischem Landbau und Waldbau, von

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Denkansätze

politische ökologie 157-158 *Denkpfade ins Morgenland 55

neuen Formen des einfachen Lebens, von einer ressourcenleichteren Zivilisation,

haben tiefe Wurzeln in unserem kulturellen Erbe. Ich denke zum Beispiel an Erich

Fromms Entwürfe einer lebensfreundlichen, „biophilen“ Alternative zu den „ne-

krophilen“ Konsummustern der spätkapitalistischen Industriegesellschaft mit ihrer

Nähe zum Verbrauchen, Vernichten, Tod und Töten. Oder zu Albert Schweitzers

Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“, zusammengefasst in dem Satz: „Ich bin Leben,

das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Goethe hat sich sein Leben lang

in der wilden und freien Natur bewegt, sich in ihre Stimmungen versenkt. Über sei-

ne intime Beziehung zum Wilden hat er ein Gedicht geschrieben. „Einsamste Wild-

nis“ beginnt mit den Versen: „Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken / Und Welt

und ich, wir schwelgten im Entzücken“. – Das ist exakt die Gegenperspektive zu

dem Tunnelblick auf die Krisen und Katastrophen, der uns heute zu lähmen droht.

Der jungen Klimaaktivistin in Frankfurt wäre für ihre Zukunft eine große Portion

von diesem Geiste zu wünschen. Die Aufschrift auf ihrem Pappschild hatte übri-

gens den Zusatz: „We are unstoppable“. Wir sind nicht aufzuhalten. Bangemachen

gilt also nicht.

Was machen Sie morgen

definitiv anders als

heute?

Ich will enkelgerecht leben,

ich werde nämlich bald

Großvater.

Zum Autor

Ulrich Grober, geb. 1949, ist Publizist und

Buchautor. Seine Themenfelder sind Ökologie,

Nachhaltigkeit und zukunftsfähige Lebens-

stile. Ihn beschäftigt vor allem die Verknüp-

fung von kulturellem Erbe und Zukunftsvi-

sionen.

Kontakt

Ulrich Grober

E-Mail [email protected]

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MorgenlandDenkpfade in eine lebenswerte Zukunft

politische ökologie

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Für einige der vor uns liegenden ökologischen und sozialen Herausforderun-gen gibt es längst Lösungsansätze. Andere kluge Ideen sind zu Unrecht aus der Debatte verschwunden und verdienen erneut Beachtung. Mit dem Ziel, Möglichkeitsräume für die Zukunft zu öffnen, durchschreitet dieser Jubilä-umsband umweltpolitische Denkräume der letzten dreißig Jahre. Von Arten-schutz über Postwachstum bis hin zur Verkehrswende: Pfiffige Köpfe stellen das intellektuelle und praktische Instrumentarium der Umweltpolitik auf den Prüfstand und entwickeln Pfade in ein lebenswertes Morgen. So entsteht eine Art Who’s Who der Nachhaltigkeitsdebatte, das die wichtigsten Themenfelder sowie spannende Vor- und Querdenker(innen) versammelt.

Die Welt steht vor enormen ökologischen und sozialen Herausforderungen. Um sie zu bewältigen, braucht es den Mut, ausgetretene Denkpfade zu verlassen, unliebsame Wahrheiten auszusprechen und unorthodoxe Lösungen zu skizzieren. Genau das tut die politische ökologie mit einer Mischung aus Leidenschaft, Sachverstand und Hartnäckigkeit. Die vielfältigen Zugänge eröffnen immer wieder neue Räume für das Nachdenken über eine Gesellschaft, die Zukunft hat.

Die Reihe für Querdenker und Vordenkerinnenpolitische ökologie

19,95 € (D), 20,60 € (A)www.oekom.de

Immer am Puls der Zeit, meistens ihr voraus

Die Buchreihe für Querdenker und Vordenkerinnen

politische ökologie

• Seit über 30 Jahren unorthodoxe Lösungen für soziale und ökologische Herausforderungen

• Themen von A wie Abfall bis Z wie Zeitwohlstand

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• Mit Leidenschaft, Sachverstand und Hartnäckigkeit für den Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis

• Die hochwertig gestalteten Schwerpunktbände

behalten noch Jahre nach Erscheinen ihre Gültigkeit

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ten und forschen lässt – unterhaltsame Nachschlagewerke mit

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