Die deutsche Agrarwirtschaft im Wandel

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24 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Unternehmen und Märkte Die deutsche Agrarwirtschaft im Wandel Werner Klohn und Walter Roubitschek Zur Zeit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 war jeder zweite Berufstä- tige Bauer, 1950 war es in beiden deut- schen Staaten immerhin noch jeder Fünfte, derzeit ist es in Deutschland nur noch jeder Fünfzigste. Schon hieran zeigt sich der bedeutende Wandel der Landwirtschaft als Wirtschaftszweig. Die Entwicklung verlief in den beiden deutschen Staaten jedoch nicht ein- heitlich, so dass zunächst eine getrennte Betrachtung erfolgen soll, um die bis in die Gegenwart reichenden Strukturun- terschiede zu verstehen. Die westdeutsche Agrarwirt- schaft 1950-1990 In den ersten Jahren der Nachkriegszeit stellte in Westdeutschland die Nah- rungsmittelversorgung der Bevölkerung – darunter auch mehrere Millionen Ostflüchtlinge – eine große Herausfor- derung dar. So wurde die landwirt- schaftliche Nutzfläche durch Kultivie- rung von Ödland zunächst auf 14,3 Mio. ha (1960) ausgeweitet. Spä- ter, mit angestiegener Ernährungssiche- rung, verringerte sie sich wieder bis auf 11,77 Mio. ha (1990). Die Landwirtschaft in Westdeutsch- land hat tiefgreifende Veränderungen durchgemacht, die als Strukturwandel bezeichnet werden. Am eindrucksvolls- ten zeigt sich dieser an der Verringerung der Zahl landwirtschaftlicher Betriebe (ab 2 ha) von etwa 1,2 Mio. im Jahr 1960 auf rund 551.000 im Jahre 1990 . Gleichzeitig vergrößerte sich die durchschnittliche Flächenausstattung pro Betrieb von 11 ha auf 21 ha. Mit dem Größenwachstum ging zumeist eine Spezialisierung der Betriebe auf wenige Produktionszweige einher. Dies führte auch zu einer Lockerung der ur- sprünglich recht festen Kombination von Bodennutzung und Tierhaltung. Mechanisierung, Kapitalisierung und Ertragssteigerung Einen wesentlichen Einfluss auf die Ver- änderungen der Agrarwirtschaft hatte die Mechanisierung, die sich in der zu- nehmenden Verwendung von Acker- schleppern/Traktoren anstelle von Zugtieren sowie der Verbreitung weite- rer Maschinen und technischer Einrich- tungen (Melkmaschinen, Fütterungsan- lagen usw.) ausdrückte. Als Folge redu- zierte sich die Zahl der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft von 3,72 Mio. 1960 auf 1,57 Mio. 1990. Durch den erhöh- ten Einsatz von Mineraldünger , Fort- schritte in der Pflanzen- und Tierzüch- tung sowie weitere Intensivierungsmaß- nahmen stiegen die Erträge auf dem Feld wie im Stall enorm an. Die zunehmende Technisierung und Kapitalisierung der Produktion erforder- te von den Betrieben ständige Anpas- sungen, die sich vor allem im Größen- wachstum niederschlugen. Betriebsflä- chen und Tierbestände wurden stetig er- höht . Nach dem Prinzip „Wachsen oder Weichen“ wurden vor allem klei- nere Betriebe aufgegeben oder nach Eintritt des Betriebsleiters in den Ruhe- stand nicht weitergeführt. Die so frei gewordenen Flächen wurden von ex- pansionswilligen Betrieben übernom- men. Der nach 1980 rückläufige Verbrauch an Stickstoffdünger ist die Folge ei- nes umweltbewussteren Verhaltens der Landwirte, die durch gezielte und be- darfsgerechte Düngung Beeinträchti- gungen der Umwelt zu vermeiden ver- suchen. Leitbild: bäuerlicher Familienbetrieb Neben den von der Agrarpolitik als Leitbild der westdeutschen Landwirt- schaft propagierten bäuerlichen Famili- enbetrieben entstanden ab den 1970er Jahren in einzelnen Betriebszweigen zu- nehmend auch vertikal integrierte ag- rarindustrielle Unternehmen, die hohe Produktionsanteile auf sich vereinigen. Die Betriebe werden in Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe unterschieden. Bei Haupterwerbsbetrieben wird die Ar- beitszeit des Betriebsinhabers überwie- gend im Betrieb eingesetzt und sein Er- werbseinkommen stammt überwiegend aus dem Betrieb. In Nebenerwerbsbe- trieben wird die Arbeitszeit des Be- triebsinhabers überwiegend außerbe- trieblich eingesetzt oder die außerland- wirtschaftlichen Erwerbseinkommen sind größer als die landwirtschaftlichen Einkommen. Die Haupterwerbsbetriebe werden weiter unterteilt in Vollerwerbs- und Zuerwerbsbetriebe. Betragen die au- ßerbetrieblichen Einkommen bis zu 10% der gesamten Erwerbseinkommen, handelt es sich um einen Vollerwerbs- betrieb. Bei Zuerwerbsbetrieben betra- gen die außerbetrieblichen Einkommen über 10%, aber unter 50% der gesamten Erwerbseinkommen. Die ostdeutsche Landwirtschaft 1945-1990 Viel stärker als von Standortbedingun- gen und ernährungswirtschaftlichen Gesichtspunkten wurde die Landwirt- schaft Ostdeutschlands zwischen 1945 und 1989 von einer marxistisch-leninis- tischen Agrarpolitik und von planwirt- schaftlich-bürokratischen Vorgaben ge- prägt. Bodenreform 1939 existierten auf dem Territorium der heutigen neuen Länder rd. 573.000 Landwirtschaftsbetriebe mit rund 6,4 Mio. ha landwirtschaftlicher Fläche (LF). Davon nahmen die Großbetriebe mit über 100 ha fast 30% ein. In Meck- lenburg dominierten extensiv wirtschaf- tende Gutsbetriebe, während sich in der Magdeburger Börde unternehmerisch geleitete Großbetriebe konzentrierten. In den futterwüchsigen und viehstarken Gebieten Thüringens und Sachsens herrschten klein- bis mittelbäuerliche Familienbetriebe vor . Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ab September 1945, wurde in der Sowjetischen Besatzungszone je- der private Grundbesitz über 100 ha mit allen Gebäuden, lebendem und totem Inventar enteignet. Dazu kam der Besitz der sog. Kriegsverbrecher und Naziakti- visten. Von diesem Landfonds der Bo- denreform mit rd. 3,3 Mio. ha entstan- den u.a. 210.000 Neubauernwirtschaf- ten. Rund 1 Mio. ha wurden nicht auf- gesiedelt. Die 555 leistungsfähigsten Betriebe (auf 3,2% der LF) führte man als volkseigene Güter (VEG) weiter. Melioration – Maßnahmen zur Verbesserung der Boden- und Wasserverhältnisse der Kulturflächen Realerbteilung – Erbrecht, nach dem das Land zwischen den Nachkommen aufgeteilt wird Schlag – Feld oder Feldteil, das im Rahmen einer Fruchtfol- ge zusammenhängend bearbeitet wird vertikale Integration – Unternehmen, das alle Stufen der Erzeugung/Herstellung über die Verarbeitung bis hin zur Vermarktung in sich vereinigt

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24Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Unternehmen und Märkte

Die deutsche Agrarwirtschaft im WandelWerner Klohn und Walter Roubitschek

Zur Zeit der Gründung des DeutschenReiches 1871 war jeder zweite Berufstä-tige Bauer, 1950 war es in beiden deut-schen Staaten immerhin noch jederFünfte, derzeit ist es in Deutschland nurnoch jeder Fünfzigste. Schon hieranzeigt sich der bedeutende Wandel derLandwirtschaft als Wirtschaftszweig.Die Entwicklung verlief in den beidendeutschen Staaten jedoch nicht ein-heitlich, so dass zunächst eine getrennteBetrachtung erfolgen soll, um die bis indie Gegenwart reichenden Strukturun-terschiede zu verstehen.

Die westdeutsche Agrarwirt-schaft 1950-1990In den ersten Jahren der Nachkriegszeitstellte in Westdeutschland die Nah-rungsmittelversorgung der Bevölkerung– darunter auch mehrere MillionenOstflüchtlinge – eine große Herausfor-derung dar. So wurde die landwirt-schaftliche Nutzfläche durch Kultivie-

rung von Ödland zunächst auf14,3 Mio. ha (1960) ausgeweitet. Spä-ter, mit angestiegener Ernährungssiche-rung, verringerte sie sich wieder bis auf11,77 Mio. ha (1990).

Die Landwirtschaft in Westdeutsch-land hat tiefgreifende Veränderungendurchgemacht, die als Strukturwandelbezeichnet werden. Am eindrucksvolls-ten zeigt sich dieser an der Verringerungder Zahl landwirtschaftlicher Betriebe(ab 2 ha) von etwa 1,2 Mio. im Jahr1960 auf rund 551.000 im Jahre 1990�. Gleichzeitig vergrößerte sich diedurchschnittliche Flächenausstattungpro Betrieb von 11 ha auf 21 ha. Mitdem Größenwachstum ging zumeisteine Spezialisierung der Betriebe aufwenige Produktionszweige einher. Diesführte auch zu einer Lockerung der ur-sprünglich recht festen Kombinationvon Bodennutzung und Tierhaltung.

Mechanisierung, Kapitalisierung undErtragssteigerungEinen wesentlichen Einfluss auf die Ver-änderungen der Agrarwirtschaft hattedie Mechanisierung, die sich in der zu-nehmenden Verwendung von Acker-schleppern/Traktoren � anstelle vonZugtieren sowie der Verbreitung weite-rer Maschinen und technischer Einrich-tungen (Melkmaschinen, Fütterungsan-lagen usw.) ausdrückte. Als Folge redu-zierte sich die Zahl der Arbeitskräfte inder Landwirtschaft von 3,72 Mio. 1960auf 1,57 Mio. 1990. Durch den erhöh-ten Einsatz von Mineraldünger �, Fort-schritte in der Pflanzen- und Tierzüch-tung sowie weitere Intensivierungsmaß-nahmen stiegen die Erträge auf demFeld wie im Stall enorm an.

Die zunehmende Technisierung undKapitalisierung der Produktion erforder-te von den Betrieben ständige Anpas-sungen, die sich vor allem im Größen-wachstum niederschlugen. Betriebsflä-chen und Tierbestände wurden stetig er-höht �. Nach dem Prinzip „Wachsenoder Weichen“ wurden vor allem klei-nere Betriebe aufgegeben oder nachEintritt des Betriebsleiters in den Ruhe-stand nicht weitergeführt. Die so freigewordenen Flächen wurden von ex-pansionswilligen Betrieben übernom-men.

Der nach 1980 rückläufige Verbrauchan Stickstoffdünger � ist die Folge ei-nes umweltbewussteren Verhaltens derLandwirte, die durch gezielte und be-darfsgerechte Düngung Beeinträchti-gungen der Umwelt zu vermeiden ver-suchen.

Leitbild: bäuerlicher FamilienbetriebNeben den von der Agrarpolitik alsLeitbild der westdeutschen Landwirt-schaft propagierten bäuerlichen Famili-

enbetrieben entstanden ab den 1970erJahren in einzelnen Betriebszweigen zu-nehmend auch � vertikal integrierte ag-rarindustrielle Unternehmen, die hoheProduktionsanteile auf sich vereinigen.

Die Betriebe werden in Haupt- undNebenerwerbsbetriebe unterschieden.Bei Haupterwerbsbetrieben wird die Ar-beitszeit des Betriebsinhabers überwie-gend im Betrieb eingesetzt und sein Er-werbseinkommen stammt überwiegendaus dem Betrieb. In Nebenerwerbsbe-trieben wird die Arbeitszeit des Be-triebsinhabers überwiegend außerbe-trieblich eingesetzt oder die außerland-wirtschaftlichen Erwerbseinkommensind größer als die landwirtschaftlichenEinkommen. Die Haupterwerbsbetriebewerden weiter unterteilt in Vollerwerbs-und Zuerwerbsbetriebe. Betragen die au-ßerbetrieblichen Einkommen bis zu10% der gesamten Erwerbseinkommen,handelt es sich um einen Vollerwerbs-betrieb. Bei Zuerwerbsbetrieben betra-gen die außerbetrieblichen Einkommenüber 10%, aber unter 50% der gesamtenErwerbseinkommen.

Die ostdeutsche Landwirtschaft1945-1990Viel stärker als von Standortbedingun-gen und ernährungswirtschaftlichenGesichtspunkten wurde die Landwirt-schaft Ostdeutschlands zwischen 1945und 1989 von einer marxistisch-leninis-tischen Agrarpolitik und von planwirt-schaftlich-bürokratischen Vorgaben ge-prägt.

Bodenreform1939 existierten auf dem Territoriumder heutigen neuen Länder rd. 573.000Landwirtschaftsbetriebe mit rund6,4 Mio. ha landwirtschaftlicher Fläche(LF). Davon nahmen die Großbetriebemit über 100 ha fast 30% ein. In Meck-lenburg dominierten extensiv wirtschaf-tende Gutsbetriebe, während sich in derMagdeburger Börde unternehmerischgeleitete Großbetriebe konzentrierten.In den futterwüchsigen und viehstarkenGebieten Thüringens und Sachsensherrschten klein- bis mittelbäuerlicheFamilienbetriebe vor �.

Gleich nach dem Ende des ZweitenWeltkriegs, ab September 1945, wurdein der Sowjetischen Besatzungszone je-der private Grundbesitz über 100 ha mitallen Gebäuden, lebendem und totemInventar enteignet. Dazu kam der Besitzder sog. Kriegsverbrecher und Naziakti-visten. Von diesem Landfonds der Bo-denreform mit rd. 3,3 Mio. ha entstan-den u.a. 210.000 Neubauernwirtschaf-ten. Rund 1 Mio. ha wurden nicht auf-gesiedelt. Die 555 leistungsfähigstenBetriebe (auf 3,2% der LF) führte manals volkseigene Güter (VEG) weiter.

Melioration – Maßnahmen zur Verbesserung der Boden-und Wasserverhältnisse der Kulturflächen

Realerbteilung – Erbrecht, nach dem das Land zwischenden Nachkommen aufgeteilt wird

Schlag – Feld oder Feldteil, das im Rahmen einer Fruchtfol-ge zusammenhängend bearbeitet wird

vertikale Integration – Unternehmen, das alle Stufen derErzeugung/Herstellung über die Verarbeitung bis hin zurVermarktung in sich vereinigt

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25Die deutsche Agrarwirtschaft im Wandel

Die Waldflächen gingen meist in dasEigentum der Länder über.

Verordneter genossenschaftlicher Zu-sammenschlussMitte 1952 verkündete die führendeStaatspartei SED den „Aufbau des Sozi-alismus“. Bis zum Frühjahr 1960 wurdenfast alle Bauern in LandwirtschaftlichenProduktionsgenossenschaften (LPG) zu-sammengeschlossen. Als Folge verschie-denster Zwangsmaßnahmen flüchtetenviele Bauern über die bis zum Mauerbau1961 offene Grenze nach Westdeutsch-land. Zur Unterstützung der neu gegrün-deten LPG wurden u.a. die ehemaligenMaschinen-Traktoren-Stationen zu„Kreisbetrieben für Landtechnik“ (KfL)ausgebaut und „Agrochemische Zen-tren“ (ACZ) gebildet.

Neben der Hauptaufgabe, den Nah-rungsbedarf aus heimischer Quelle zudecken, war es vorgegebenes Ziel des„Arbeiter- und Bauernstaates“, die Le-bensbedingungen auf dem Lande zu ver-bessern. Auf Kosten der anderen Volks-wirtschaftsbereiche wurden der Land-

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und Nahrungsgüterwirtschaft Sonder-konditionen eingeräumt. Die Agrarbe-triebe fungierten auf dem Lande alsHauptarbeitgeber und übernahmen vie-le öffentliche Funktionen (u.a. Bauwe-sen, Verkehr, soziale und kulturelleDienste).

Einrichtung industriemäßiger Großbe-triebeNach 1970 lauteten die zentralen Vor-gaben und Losungen der Agrarpolitik:„Intensivierung, Spezialisierung undKonzentration der Produktion“ bei „ho-rizontaler und vertikaler Kooperation“sowie „Anwendung industriemäßigerProduktionsmethoden“. Zwischen 1976und der ersten Hälfte der 1980er Jahreforcierte die Partei- und Staatsführungbisher nicht gekannte Betriebs-, Stall-und � Schlaggrößen. Gleichzeitig wurdedie betriebliche Trennung der Pflanzen-und Tierproduktion durchgesetzt. Manbildete staatliche Kombinate für indus-trielle Tierproduktion, für Landtechniksowie für Bau und � Melioration undrichtete in jedem Bezirk eine auf verti-kale Integration orientierte „Agrar-In-dustrie-Vereinigung“ ein.

Angesichts der auch im Agrarsektordesolater werdenden Situation Ende der1980er Jahre (u.a. Rückgang an Investi-tionen, ungenügende Ersatzteilversor-gung, verschlissene Verarbeitungskapa-zitäten bei weiterer Nichtbeachtungvon Marktgesetzen sowie politisch mo-tivierte Eingriffe der Zentralbürokratie)stagnierten Produktivität und Leistun-gen �. Damit verschärften sich auchdie Mängel in der Versorgung der Be-völkerung. Trotz einer Stützung derEinzelhandelspreise mit zuletzt 32 Mrd.Mark je Jahr gab der DDR-Bürger auchwegen des fehlenden bzw. verteuertenAngebots an hochwertigen Industriewa-ren nahezu die Hälfte seines Einkom-mens für Nahrungs- und Genussmittelaus. Dazu kam eine deutliche Beein-trächtigung der Umwelt (Bodenver-dichtung auf 28% der LF, Güllebelas-tungen, Flurausräumung u.a.). Auch imAgrarsektor der DDR war die Zeit reiffür eine Wende.

1989 bewirtschafteten 1162 auf Pflan-zenproduktion spezialisierte LPG-Pflan-zenproduktion insgesamt 5.261.890 ha(= 4528 ha je Betrieb). Daneben be-standen 78 VEG (P) mit einer Durch-schnittsgröße von 5030 ha sowie 199Gärtnerische Produktionsgenossen-schaften. Außerdem existierten 2682LPG-Tierproduktion sowie 312 Tier-zucht-VEG. Dazu kamen 31 KombinateIndustrielle Mast (KIM). Alle diese Er-zeugerbetriebe wurden von 264 Agro-chemischen Zentren und 168 Kreisbe-trieben für Landtechnik unterstützt.Neben anderen Betriebsformen bestan-

den noch hunderte zwischengenossen-schaftliche Einrichtungen für Landtech-nik, Bauwesen und Melioration.

Nach 1990 erfuhr diese Betriebsstruk-tur eine grundlegende Transformationin bürgerliche Rechtsformen nach demLandwirtschaftsanpassungsgesetz(�� Beitrag Roubitschek, S. 118).

Gegenwärtige StrukturenIm Jahr 2001 bewirtschafteten rund400.000 Betriebe (ab 2 ha Fläche) an-nähernd 17 Mio. ha landwirtschaftlicheFläche. Davon befanden sich etwa27.000 in den neuen Ländern. Die inden alten und neuen Länden unter-schiedliche Entwicklung spiegelt sich inden gegenwärtigen Strukturen nochdeutlich wider. Die ostdeutschen Groß-betriebe wurden nach der Wiederverei-nigung in landwirtschaftliche Betriebeunterschiedlicher Rechtsform überge-führt, die in ihrer Flächenausstattungzumeist erheblich über denen der altenLänder liegen, so dass große Unter-schiede in den Rechtsformen undden Betriebsgrößen zu erkennen sind. Während im Altbundesgebiet Ein-zelunternehmen (bäuerliche Betriebe)überwiegen, dominieren in Ostdeutsch-land andere Rechtsformen. In West-deutschland, und dort vor allem in denGebieten mit � Realerbteilung, liegt derAnteil der Nebenerwerbsbetriebe sehrhoch �.

Wirtschaftliche BedeutungDie wirtschaftliche Bedeutung derLandwirtschaft in Deutschland istzunächst als relativ gering einzuschät-zen, denn sie trägt zur Bruttowertschöp-fung nur rund 1% bei. Bezieht man dievor- und nachgelagerten sowie die be-teiligten Wirtschaftsbereiche wie dieHerstellung von Düngemitteln, Pflan-zenschutz- und Futtermitteln, landwirt-schaftlichen Maschinen und Werkzeu-gen, die Ernährungsindustrie, �����

26Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Unternehmen und Märkte

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den Lebensmittelhandel, das Veterinär-wesen etc. mit ein, so liegt die Bedeu-tung sehr viel höher. Dieses so genannteAgribusiness trägt insgesamt 14,8% zumProduktionswert der Volkswirtschaftbei, in agrarischen Intensivgebieten lie-gen die Werte sogar noch beträchtlichhöher �.

Dominanz tierischer ProdukteBezüglich der Verkaufserlöse der Land-wirtschaft kommt den tierischen Er-zeugnissen besondere Bedeutung zu �.Mit weitem Abstand steht die Milch an

der Spitze, gefolgt von der Schweine-haltung, der Getreideerzeugung und derRinderhaltung. Damit sind von den ers-ten vier Rangplätzen drei von durch tie-rische Erzeugnisse belegt.

Einbindung in den Weltagrar-handelDer deutsche Außenhandel mit Agrar-und Ernährungsgütern ist weltwirt-schaftlich gesehen von großer Bedeu-tung. Im Jahre 2000 stand Deutschlandvon allen Staaten an dritter Stelle beiden Agrareinfuhren und an vierter Stel-

le bei den Agrarausfuhren. Die Han-delspartner sind überwiegend in der Eu-ropäischen Union bzw. in anderen euro-päischen Ländern gelegen � �, derHandel mit Staaten in Übersee hat da-gegen einen vergleichsweise geringenUmfang. Die Handelsbilanz ist nichtausgeglichen, die Einfuhr überwiegt. Beiden Agrareinfuhren nehmen Obst, Süd-früchte und Gemüse einschließlich der

entsprechenden Konserven sowie Ge-nussmittel (Kakao, Kaffee, Tabak), diein Deutschland nicht oder nur in gerin-gen Mengen erzeugt werden können, ei-nen großen Umfang ein.

Neue HerausforderungenDie deutsche Landwirtschaft sieht sicheiner Vielzahl von Herausforderungenausgesetzt. Neben der Sicherung des Be-rufsstandes und einer gedeihlichen Ent-wicklung des ländlichen Raumes wirdvon ihr eine stärkere Berücksichtigungökologischer Ansprüche (z.B. Wasser-und Bodenschutz) gefordert. Dazu giltes, die Ansprüche der Verbraucher andie Nahrungsmittelsicherheit zu ge-währleisten. Andererseits verschärfendie zunehmenden internationalen Ver-flechtungen der Agrarwirtschaft und dieOsterweiterung der EU die Konkurrenz-situation auf den Agrarmärkten.�

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27Die deutsche Agrarwirtschaft im Wandel

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