Die Entstehung des Dogo Argentino · Die Entstehung des Dogo Argentino Im Jahr 1925 machte Antonio...

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Die Entstehung des Dogo Argentino Im Jahr 1925 machte Antonio Nores Martínez, noch keine 18 Jahre alt zusammen mit seinem um ein Jahr jüngeren Bruder Agustín den ersten Schritt in Richtung seiner Vision eines Jagdhundes für Großwild, welcher der rauen Landschaft und den speziellen Bedingungen und Traditionen der Jagd in Argentinien angepasst sein sollte.     Das Rezeptvon Dr. Antonio Nores Martínez war folgendes: 1. Old Fighting Dog of Córdoba – als Basis 2. Boxer – aufgeweckt und sanftmütig 3. Bullterrier – Furchtlosigkeit, Schmerzunempfindlichkeit 4. Englische Bulldogge – geräumiger Brustkorb und Mut 5. Mastiff – Kraft 6. Pointer – ausgeprägter Geruchssinn 7. Bordeauxdogge – kräftige Kiefer 8. Deutsche Dogge – Größe 9. Irischer Wolfshund – Jagdinstinkt, Kraft und Schnelligkeit 10. Pyrenäen-Mastiff – weiße Farbe, starke Knochen Antonio (rechts) und Agustín Nores Martínez bei der Jagd.

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Die Entstehung des Dogo Argentino Im Jahr 1925 machte Antonio Nores Martínez, noch keine 18 Jahre alt zusammen mit  seinem  um  ein  Jahr  jüngeren  Bruder  Agustín  den  ersten  Schritt  in  Richtung seiner  Vision  eines  Jagdhundes  für  Großwild, welcher  der  rauen  Landschaft  und den  speziellen  Bedingungen  und  Traditionen  der  Jagd  in  Argentinien  angepasst sein sollte.    

 

Das “Rezept” von Dr. Antonio Nores Martínez war folgendes:

1. Old Fighting Dog of Córdoba – als Basis 2. Boxer – aufgeweckt und sanftmütig 3. Bullterrier – Furchtlosigkeit, Schmerzunempfindlichkeit 4. Englische Bulldogge – geräumiger Brustkorb und Mut 5. Mastiff – Kraft 6. Pointer – ausgeprägter Geruchssinn 7. Bordeauxdogge – kräftige Kiefer 8. Deutsche Dogge – Größe 9. Irischer Wolfshund – Jagdinstinkt, Kraft und Schnelligkeit 10. Pyrenäen-Mastiff – weiße Farbe, starke Knochen

Antonio (rechts) und Agustín Nores Martínez bei der Jagd.

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Old Fighting Dog of Córdoba Dieser Hund ist auch unter den Namen „Perro de Pelea Cordobés“, „Viejo Perro de Pelea Cordobés“ und „Cordobeser Dogge“ bekannt. Er war ein Nachkomme der spanischen Doggen (der alten Alanos) und war weitestgehend identisch mit ihnen. Er wurde v.a. für den Zweck der Hundekämpfe von den Kolonisten nach Amerika gebracht und mit Bullterriern und anderen Kampfhunden gekreuzt. Antonios Idee war, den außerordentlichen Mut und Kampfgeist dieser Hunde als Basis zu verwenden. Andere Rassen sollten Höhe, Geruchssinn, Geschwindigkeit und Jagdtrieb geben.

Mit der Sturheit, die sie von ihren spanischen und baskischen Vorfahren hatten, machten sich Antonio und Agustín an die Arbeit. Dabei stand Agustín Antonio vom ersten Tag an zur Seite. Immer mit dem Ziel vor Augen einen nützlichen Hund zu erschaffen, auf der Grundlage dieses armen Córdoba-Kampfhundes. Dieser Hund, der heute ausgestorben ist, aber in unseren Dogos weiterlebt, verbrachte sein Leben meistens an Ketten hinter Gittern. Er wurde als Wach- und Schutzhund eingesetzt, aber eben auch für Hundekämpfe abgerichtet und war dem-entsprechend aggressiv. Ein wildes Tier, ein Gladiator für die Arena. Für diese Wesen zählte nur „töten oder getötet werden“.

Der grundlegende Gedanke und die frühe Arbeit der Brüder bestand hauptsächlich darin, den Kampftrieb des “Old Fighting Dog of Cordoba” zu eliminieren, also den Instinkt sich untereinander zu bekämpfen wegzunehmen, denn dieser würde die neue Rasse für die Jagd im Rudel unbrauchbar machen.. Ein Bemühen, das notwendig und letztendlich nahezu erfolgreich war. Bekannte Namen von Hunden die Antonio als Urväter des Dogo bezeichnete, sind Yarará, Pimienta, Tunney, Taitu und Tomsito.

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Córdoba­Kampfhunde: Oben rechts, ein bekannter Rüde dieser Zeit.  Auf den anderen Bildern,  Exemplare zu Beginn der Zucht   Links ein Viejo Perro de Pelea Cordobés – Old fighting dog from Cordoba. Bild um 1905.  Das gleiche Bild wurde, datiert auf 1901, als Alano veröffentlicht. Rechts ein Alano oder Spanischer Hund um ca. 1900 

 Alte Zeichnungen:   

Pointer  um 1904,  Deutsche Doggen  um  1905,  Pyrenäen‐Mastiff um 1934  Irischer Wolfshund um 1889 

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Das Einkreuzen

Zu Beginn des Einkreuzens prägten der Bullterrier, der Boxer und die Englische Bulldogge die neue Rasse. Der Irische Wolfshund, der Pointer und der Pyrenäen-Mastiff „sollten“ die Friedfertigkeit gegenüber Artgenossen während der Jagd garantieren. Die Boxer waren viel größer und stärker, als die Boxer, die wir von heutigen Ausstellungen kennen.

Die Bullterrier hatten einen athletischen Körperbau und waren viel größer als der Bullterrier heutzutage.

Viele Bulldoggen wurden aus England importiert, ihre starken Kiefer und ihr Kampfgeist durften bei der „Erschaffung“ des Dogo Argentino nicht fehlen.

Der Mastiff (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Mastiff) gab nicht nur Kraft, er hatte auch eine außergewöhnlich gute Nase. In den USA, Kuba und Brasilien wurden sie für die Jagd auf Sklaven verwendet, in Argentinien setzte man sie gegen Viehdiebe ein. Sie verbreiteten Furcht und Schrecken unter den Indianern.

Die ersten Pointer wurden aus Frankreich importiert um die Nasenleistung zu verbessern. Einem Pointer, „Tom“ schreibt Agustín die gute Laune der heutigen Dogos zu.

Nachdem die Brüder eine Rassebeschreibung der Bordeauxdogge gelesen hatten, war klar, auch diese Rasse wird Teil der Schöpfung des Dogo Argentino sein. Das übliche Problem war, wie auch bei anderen Rassen, wo einen „geeigneten“ Vertreter in Argentinien finden. Die Bordeauxdogge lieferte große Köpfe, einen kräftigen Kiefer und gute Höhe. Leider auch einen Gelbstich, den es wieder zu beseitigen hieß.

Es wurden viele Deutsche Doggen eingekreuzt, vor allem Harlekin-Doggen und das von Anfang an und immer wieder wenn der Dogo durch andere Rassen, wie etwa die Bulldogge an Höhe verlor.

Nach Antonios und Agustíns Meinung, vertritt der Irische Wolfshund das "non plus ultra" aller Rassen. Wegen seines immensen Preises gab es damals kein Exemplar in Argentinien und so konnte die Rasse erst später als geplant für die Zucht verwendet werden. Auch hier musste viel Geld in Importe gesteckt werden.

Aus den USA brachte Agustín Napoleon und Josefina mit. Sie waren die ersten Exemplare des Pyrenäen­Mastiff in Argentinien und er registrierte sie bei der Federación Cinológica Argentina. Ausgezeichnete Nase, Größe, Tem-perament und Robustheit waren ihre positiven Eigenschaften. Zu den Rassen ist am Ende noch zu sagen, laut Agustín wurden immer erstklassige Exemplare verwendet, reinrassig meistens mit Stammbaum, Champions oder Nachkommen von Champions. Beste Blutlinien aus der ganzen Welt. Aus anderer Literatur finden sich da auch andere Aussagen, nämlich dass die Einkreuzungen recht unwissenschaftlich, vielfach sogar unter Verwendung von Hunden die gerade da waren, also greifbar waren, durchgeführt wurden. Leider hat Antonio gerade zu Beginn keine genauen Aufzeichnungen geführt, somit wird man die Entstehung nie zu 100% zurückverfolgen können.

Die Anfänge Die Eltern von Antonio und Agustín, Vater Antonio Nores Sr. und seine Frau Isabel Martínez Berroetaran Martinda, diskutierten oft über die Jagd, über Jagdhunde und den Old Córdoba Fighting Dog. Sie waren sich einig, dass diese Hunde für die Jagd auf Großwild nicht geeignet sind, da sie sich selbst bekämpfen und nicht die Beute. Außerdem waren sie zu schwerfällig und langsam. Auch ihre Nasenleistung ließ zu wünschen übrig.

Antonio (18.11.1907 – 02.12.1956) und Agustín (1908 - 1973)  packte früh die Leidenschaft für Hunde. Mit dem Wörterbuch in der Hand begannen sie Bücher über Hundezucht, über den Ursprung europäischer Hunderassen, über Arbeitsbedingungen und die Jagd mit Hunden zu übersetzen und zu studieren. Während der Sommer in Santa Isabel (Córdoba) kümmerten sie sich um die Hunde der Saisonarbeiter, fütterten und pflegten diese erschreckend mageren Hunde. Etwa zu dieser Zeit hatte Antonio die Idee, eine neue Hunderasse zu schaffen. Dieser Hund sollte in der Lage sein, in den dortigen Feldern und Wäldern zu jagen. Er sollte das Wild töten oder zumindest bis zum Eintreffen des Jägers halten können.

Boxer, Bullterrier und Bulldogs um 1904. 

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Das  Zuchtziel: „Ein stumm jagender Hund mit hoher, ausdauernder Nase, kampftriebstark, wegen des wehrhaften Wildes, aber kein Raufer, da er mit anderen zusammenarbeiten musste, von weißer Farbe, damit er sich von seinen Gegnern abhob. Klein genug, um bullig zu bleiben und im dichten Bewuchs arbeiten zu können, aber groß genug, um schnell und stark zu sein.“ aus „Der Dogo Argentino“, Mag. Dr. OttoSchimpf

Diese Idee entstand vor allem durch die vielen Ausfälle europäischer Hunde, die den starken Wild- und Nabelschweinen und den Großkatzen in den sehr riesigen Ländereien oft nicht genug entgegenzusetzen hatten. Antonio´s Absicht war wie gesagt, den Old Córdoba Fighting Dog als Grundlage zu verwenden. Wahrscheinlich dachte er sich etwa zum Zeitpunkt der letzten (erlaubten) Hundekämpfe, dass dieser Hund nicht aussterben darf.

"Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen ... der Tag, als mein Bruder Antonio mir zum ersten Mal von seiner Idee erzählte, eine neue Rasse zu erschaffen, bei welcher er sich die außergewöhnliche Tapferkeit des „Old Fighting Dog of Córdoba“ zu Nutze machen wollte. Er wollte ihn mit anderen Rassen kreuzen, welche Größe, Geruchssinn, Schnelligkeit und Jagdinstinkt einbringen sollten. Doch mehr noch als alles andere wollte er die Kampfbereitschaft anderer Hunde gegenüber eliminieren, die das Jagen in einer Meute unmöglich machen würde. Ein Mix, der seine Rasse zu gesellschaftsfähigen Hunden machen würde, fähig, in Freiheit zu leben, in Familien und auf deren Anwesen, unter Beibehaltung der ursprünglichen Tapferkeit, jedoch in nützliche und sinnvolle Bahnen gelenkt: Jagdsport und Abschreckung von Räubern (Schädlingen)." (frei übersetzt aus: Agustin Nores Martinez, History of the Dogo Argentino)

Die Brüder, die beide noch zur Schule gingen, hätten ihr Vorhaben nicht ohne die Hilfe ihrer Familie und deren Freunde durchführen können. Ihr Studium erschwerte und verzögerte das ganze, denn sie hatten nur am Wochenende Zeit sich den Hunden und dem Aufbau des Zuchtstocks zu widmen. Ihr Vater lehrte sie, nicht nur Hunde zu vermischen. Bei ihrer Auswahl bedachten sie laut Agustín die Gesetze der Natur, genetische Gesetze und hielten sich an den Spruch „Natura non facit saltus“ („Die Natur macht keine Sprünge“). Die Finazierung erfolgte anfangs über das Taschengeld der Mutter, sowie über Herrn Merino, einem Spanier, Besitzer eines Ladens namens "El Buen Sandwich" und Freund des Vaters. Er war von ihrer Idee so begeistert, dass er jeden Samstag Essenreste vorbeibrachte. So war für das Futter der Tiere gesorgt.

Lange Zeit wurde ein Pfleger gesucht, letztendlich kam für dessen Entlohnung der Vater auf. Mr. Orelo hieß der Mann, der sich fortan um die Hunde kümmerte. Für seine Dienste bekam er später von Antonio zwei Hektar Land und ein Haus in der Villa Santa Isabel, wo er auch starb.

Begonnen haben die Martínez-Brüder also mit dem Córdoba-Kamphund. Viele dieser Hunde gehörten dem Onkel, Oscar Martínez. Er war es auch, der seinen Hof zur Verfügung stellte und schon bald standen dort 30 Muttertiere. Rüden waren nie mehr als 2-3 auf dem Grundstück. Die meisten wurden nur zum Decken geholt.

Somit waren drei Probleme gelöst, sie hatten einen Ort, einen Tierpfleger und die Nahrung für die Hunde und die Welpen. Nun konnten sie beginnen.

Beginn der Reinzucht

Antonio schrieb den ersten Standard für seine neue Rasse im Jahr 1928, also gleich zu Beginn der Zucht und lange bevor er promovierte. Um von Anfang an Inzucht und allzu enge Linienzucht zu vermeiden wurden Stämme, sogenannte Familien gegründet. Hunde aus diesen Familien wurden zuerst selektiert und dann verpaart. So schreiben es die Nachkommen der Brüder Martínez, jedoch ist aus vielen anderen Quellen bekannt, dass sowohl Inzucht als auch enge Linienzucht betrieben wurde. Aber zu den Familien. Die beiden be-kanntesten und oft in Büchern erwähnten, weil sie die besten Zuchtergebnisse hervorbrachten, hießen

Araucana und Guaraní. (benannt nach Indianerstämmen aus Chile und Paraguay)

Erste Dogos

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Die Zuchtergebnisse wurden auf Verwandte, Freunde und Bekannte in der näheren Umgebung verteilt, so konnte man für die Weiterzucht auf diese Tiere zurückgreifen. Viele Hunde gingen an Jäger um ihre Jagdfähigkeit zu testen. Dabei kannten nur Antonio und Agustín die Details der Stammbäume. Sie überwachten die ganze Zucht. Die Hunde wurden bei Kämpfen mit Pumas, Jaguaren, Pecaris, Wildschweinen und Nabelschweinen getestet. Die, die den Anforderungen nicht entsprachen wurden sterilisiert und verschenkt.

Später, als Antonio ein anerkannter Arzt war, halfen ihm sein medizinisches Wissen, sowie seine Kenntnisse in Biogenetik, Physiologie und Anatomie dabei, seinen Traum vom perfekten Hund immer weiter zu verbessern. Nach jedem Rückschlag begann ein neuer Kampf, nie verlor Antonio den Mut wenn es Schwierigkeiten in Bezug auf Höhe, Farbe, Maulform, etc. gab, wenn Probleme wie Taubheit, Afterkrallen oder langes Fell auftraten. Eine kurze Zeit nannte man den Dogo, weil kein Hund aussah wie der andere, auch „Körper ohne Kopf“. Auch dass seine Söhne anfangs kaum Interesse an seiner neuen Rasse zeigten, entmutigte Antonio nicht. Auf diesem Weg zum Erfolg wurde er wieder und wieder mit Problemen konfrontiert, aber durch seine Erfahrung und Entschlossenheit kam er letztendlich ans Ziel.

Als Agustín 1937 nach Esquel, einer kleinen Stadt in Patagonien ging, züchteten beide eigenständig weiter, tauschten aber regelmäßig gute Hunde untereinander aus. Antonio hatte sich sein eigenes Haus in Córdoba gebaut und die Hunde zogen nun vom Grundstück des Onkels zu ihm.

1947 hielt Antonio vor der Jägervereinigung in Buenos Aires ein Referat, welches im Mai desselben Jahres auch in der Zeitschrift „DIANA“, Nr. 89 abgedruckt wurde. Es beschreibt das Profil des Dogo Argentino, wie er für die Jagd in Argentinien sein sollte. „Welche Eigenschaften muss nun also ein Hund für unsere Art der Jagd haben? Zunächst einmal muss er stumm stöbern und darf erst beim Kampf mit dem Gegner laut werden… Zweitens sollte er eine gute Nase haben, aber eher wie der Pointer mit hoher Nase arbeiten, statt auf der Fährte, denn auf der Pumajagd z.B. pflegt die Großkatze die Hunde durch Widergänge, Kreisen und Überspringen großer Felsplatten und Schluchten von einer Fährte abzulenken. Wenn der Hund aber dem Puma mit hoher Nase selbst nachspürt, statt einer Spur zu folgen, so gelangt er immer zum Wild selbst… Drittens soll der Hund eher ein Kampfhund als ein schneller Hund sein, denn den Puma oder das Wildschwein einholen ist weniger schwierig als mit ihm fertig zu werden. Zum Schluss soll der Hund vor allen Dingen mutig sein. Wenn er den Puma erreicht, soll er ungeachtet seiner Verletzungen ihn halten können, bis der Jäger oder seine Gehilfen heran sind. Zur Not muss er auch allein mit einem wehrhaften Stück Wild fertig werden können, denn in unseren Wäldern ist es nicht möglich, Meuten von 30 und 40 Hunden auf Hunderte von Kilometern bis zum Einsatzort zu transportieren … Ich betrachte diesen Kampftrieb respektive das Packen und Halten als die wichtigste Eigenschaft. Denn in unseren Urwäldern, kann man kaum zu Fuß, geschweige denn zu Pferd eindringen, und eine Meute, die das Stück Dutzende von Kilometern hetzt ohne es zu stellen und zu packen, ist hier unnütz.“ Zwischen 1953 und 1956 brachte Antonio seine besten erwachsenen Dogos, sowie Welpen in Agustíns Villa in Santa Rosa (La Pampa). Inca und Tupac waren zwei dieser Hunde. 1953 kämpften die beiden bei einer Veranstaltung in San Luis, bei der Antonio den Dogo Argentino der Öffentlichkeit vorstellen wollte. Er tat das, weil die Stimmen der Skeptiker immer lauter wurden und wollte voller Stolz die Fähigkeiten „seiner“ Rasse demonstrieren. Eine Anzeige wegen „grausamer Handlungen“ führte dazu, dass diese Kämpfe nicht am ursprünglichen Veranstaltungsort, einem Theater stattfinden konnten. Sie mussten auf das Anwesen eines Freundes nahe der Stadt ausweichen. Tupac kämpfte gegen einen Puma und Inca mit einem Wildschwein. Es war aber ein derart, großer, kräftiger und mutiger Puma, dass Agustín Tupac aus dem Käfig nehmen musste, er hätte diesen Kampf sonst mit seinem Leben bezahlt. Dennoch ist zu sagen, er tat was von ihm verlangt wurde, er gab nicht auf und entsprach somit den Rasseanforderungen. Inca hatte leichtes Spiel mit der Wildsau.

Die Hunde die ihm Antonio brachte, behielt sich Agustín entweder selbst oder gab sie guten Freunden. Agustin begann mit der Registrierung seiner Zucht „del Chubut“ am 3. Februar 1954, dies sollte auch die Basis der Reinzucht sein. Der erste ins Argentinische Zuchtbuch aufgenommene Dogo hieß Mayoco del Chubut. Bis zu Agustíns Tod, im Jahr 1978 wurden 1031 Dogos eingetragen. Es war auch im Jahr 1954, als die Brüder bemerkten, dass die Hälfte der neuen Welpen taub zur Welt kam. Festgestellt wurde dies als die Hunde bereits zwei Monate alt waren, und sie mussten sich schweren Herzens von ihnen trennen. Untersuchungen Antonios ergaben, dass die Taubheit nicht allein, auf die Einkreuzung des tauben Bullterriers (oder wie Agustín in seinen Büchern schreibt, auf eine Bluttransfusion dieses Hundes), sondern auch auf Inzucht-Verpaarungen zurückzuführen war.

Tragischerweise hat es Antonio nicht mehr erlebt, wie sein Traum, für den er bis zu seinem Lebensende mit viel Leidenschaft kämpfte wahr wurde. Am 2. Dezember 1956 wurden er und ein Freund während einer Vogeljagd in Cañada de Luque, nahe Totoral, im Norden Córdobas ermordet. Dort in den Bergen, wo er seine Hunde trainierte. Man vermutete einen Raubmord.

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Nach Antonios Tod ist der Dogo Argentino in Córdoba selten geworden. Agustín wurde politisch verursacht (er nahm an einer Revolution teil) inhaftiert. Er durfte nicht einmal auf die Beerdigung seines Bruders gehen. Dogo-Besitzer „entsorgten“ ihre Hunde um nicht mit ihm in Verbindung gebracht zu werden. Agustín sagte, er hat persönlich erlebt, welche Opfer sein Bruder all die Jahre für diese Rasse gebracht hat, er kannte seine Ängste und Sorgen, sah die Früchte seiner Bemühungen und die Leidenschaft mit der er bei der Sache war. So fühlte er sich verpflichtet diese Arbeit fortzusetzen. Antonio hinterließ die Rasse perfekt definiert. Agustín sah seine Aufgaben darin, den Standard aufrecht zu erhalten und wusste, der Dogo musste als Rasse anerkannt werden. So formierte er, nachdem er aus der Haft entlassen wurde, den Dogo mit Hunden aus der Jägerschaft der Provinzen La Pampa, San Luis und Chubut neu. Mühsam suchte er noch verbleibende Exemplare des Dogo Argentino zusammen, wobei ihm ab 1961 auch sein jüngerer Bruder Francisco hilfreich zur Seite stand. Der Zuchtschwerpunkt wurde nach Esquel verlegt. Wie genau dieser Neustart verlief, mit welchen Hunden, und ob wieder Rassen eingekreuzt wurden, (was vermutet wird) ist nicht dokumentiert.

1965 wurde in Buenos Aires erstmalig ein Dogo als Schutzhund vorgeführt. Er bewies, dass die Rasse, die ursprünglich als reiner Jagdhund angedacht war, auch als Gebrauchshund bei der Polizei, der Armee und beim Grenzschutz erfolgreich eingesetzt werden konnte.

Agustín hat seinen Bruder von Beginn an unterstützt. Ein halbes Jahr-hundert beobachtete und studierte er den Dogo, machte Korrekturen in der Anatomie, machte Kreuzungen, jagte mit ihnen vom Pilcomayo Fluss bis zu den Anden, züchtete Hunderte über Hunderte von ihnen, lebte ein Leben lang mit ihnen. Nach seiner juristischen Karriere, er war u.a. Bezirksstaatsanwalt in Esquel, wurde er Botschafter in Kanada, was ihm ermöglichte die Welt zu bereisen. Er setzte sich für die Anerkennung im eigenen Land und weltweit ein. Er förderte die Rasse und verschenkte Dogos an Hundeliebhaber in

vielen Ländern. Jäger aus allen Ecken der Erde lud er zu Großwildjagden mit Dogos zu ihm nach Argentinien ein. Er wählte Hunde aus und sandte sie an alle fünf Kontinente, in die USA, nach Holland, Deutschland, Italien, Japan, Jugoslawien, Spanien, und in jedes Land Lateinamerikas. Je ein Paar ging an Prinz Bernhard der Niederlande (der sie zur Großwildjagd in Afrika einsetzte), sowie an Marschall Tito (Josip Broz), dem langjährigen diktatorischen Staatschef Jugoslawiens. Agustín blieb mit guten Züchtern in Argentinien und anderen Ländern in Kontakt und war stolz über deren Leistungen, besonders derer in Japan und Israel. Pampa del Chubut verschenkte er an Dr. Erich Schneider-Leyer, weil der ihn sehr bei der Anerkennung durch die FCI unterstützte. Sie wurde 1973 in Dortmund Weltsiegerin und ist heute noch auf Schloss Scheer (Baden-Württemberg) zu bewundern. Der Dogo Argentino wurde 1964 vom argentinischen Rasseclub, der Federación Cinológica Argentina und der Sociedad Rural Argentina, der Organisation, die dort für Eintragungen ins Zuchtbuch zuständig ist, anerkannt. International wurde der Dogo Argentino 1973 durch die FCI, als erste argentinische Rasse und als „flinker, leiser, mutiger und tapferer Jäger“ anerkannt. Agustíns letzter Wille war, mit einem Dogo an seinem Bett zu sterben. Begraben wollte er in der Einsamkeit der Anden werden, nur ein einfaches Kreuz sollte sein Grab zieren und die wachsame Figur eines Dogo Argentino sollte seinen Schlaf bewachen. Die Dogos haben jeden Augenblick seines unruhigen Lebens mit ihm geteilt und es war sein Wunsch, dass sie ihn bis an seine letzte Ruhestätte begleiten.

Antonios Vermächtnis Antonio vererbte seinen ältesten Kindern Rodolfo, Abel, Marta and Beatriz eine Reihe von Hunden. Sie brachten sie auf das Anwesen „la Cocha“, südlich von Córdoba und begannen mit „del Chubut“- und „Totoral“-Linien zu züchten. In den 80er- und 90er-Jahren halfen namhafte Züchter die Blutlinien aufzufrischen. Heute züchtet Beatriz´ Sohn, Dr. Ulises d’Andrea Nores, auf La Cocha Dogos. Der Zwinger nennt sich „El Criadero de Dogo Argentino de la Familia del Doctor Antonio Nores Martínez“, in den Pedigree´s steht „de la Cocha“, der offizielle Zwingername. Mut, Tapferkeit und Edelmut – „coraje, valentia y nobleza“ sind das Markenzeichen der Rasse Dogo Argentino und das Ziel der Züchter auf „la Cocha“ ist es, „einen Gladiator mit null Prozent Aggression zu züchten“. Und hier schließt sich der Kreis. Im November 2007 wurde in Justo Daract, nicht weit von San Luis, Antonios 100. Geburtstag gefeiert.

Martina Markati

Erste Exemplare des „Dogo Argentino“