die erlösung des tinkis
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© Lukas Salomon, 2009. Weitergabe ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors verboten.
2 2Kingdoms-Die Erlösung des Tinkis
Die Erloesung des Tinkis
Vor langer, langer Zeit gab es zwei Königreiche, die aneinander grenzten. Das eine gehörte König
Kraft. Es war sehr klein, doch die Einwohner waren glücklich und zufrieden. Das andere jedoch
gehörte Kaiser Salomon I., welches ungefähr zwölf Mal größer als das von Kraft war. Der Kaiser
führte das Land mit großem Geschick und auch hier waren alle zufrieden. Doch das Reich des
Kaisers hatte eine Militärmacht von 120.000 Mann, weshalb das Kraftreich praktisch nichts zu
melden hatte.
Doch dann tauchte im gebirgsreichen Kraftreich plötzlich ein Ungeheuer auf. Es spie Feuer und
machte eine Bauernansiedlung nach der anderen dem Erdboden gleich. Die einst so blühende
Wirtschaft Kraftiens brach total zusammen, die Börsenkurse sanken in den Keller und die
Mehrwertsteuer stieg in astronomische Höhen. Kurzum, König Kraft wusste nicht mehr, was zu
tun ist, denn all seine tapferen Jünglinge waren auf der Uni in Lukasstadt, der Hauptstadt
Lukiens. So machte er sich als Bittsteller auf nach Lukien in den Palast Kaiser Salomons auf. Es
war eine lange, entbehrliche Reise und sobald sie die Grenze Lukiens überschritten, wurden sie
sogar vom einfachen Landvolk gedemütigt. Wie froh waren sie, als endlich der Palast in Sicht
kam! Ein Bediensteter empfing sie mit den Worten: Euer alter Freund, Kaiser Salomon I., lässt
Euch ausrichten, dass er Euch sogleich die Ehre einer Audienz erweisen werde.“
Als König Kraft mit seinen Dienern in eine gewaltig große, mit Marmor ausgekleidete Halle kam,
erblickten sie Kaiser Salomon, der auf einem goldenen Thron am Ender der Halle saß. Es schein,
als wäre er weit weg, so groß war diese Halle. Dann ergriff der Kaiser das Wort: „Seid gegrüßt,
König Kraft! Teilt mir euer Anliegen mit.“ Kraft antwortete ehrfurchtsvoll: „So erweist mir die
Ehre und hört zu.“ Er erzählte die Geschichte des Monsters, das die Kraftier „Tinki“ nannten, was
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soviel heißt wie: Groß und gefährlich. Der Kaiser zögerte keinen Moment und rief nach
seinem Hofmeister: „Dobler! Holt mir den Draxler herbei!“. Dobler tat wie geheißen. Ein
stattlicher, jüngerer Mann betrat die Halle und warf sich zu Boden. „Erhebt Euch!“, rief Kaiser
Salomon. Draxler stand auf. „Mein Name ist Mathias Draxler und ich werde das Tinki besiegen!“.
Kraft stieß aus: „Ein Geschenk Gottes!“. „Wahrhaftig“, sprach auch der Kaiser, „doch nun lasst
uns keine Zeit verlieren, macht Euch auf!“. So zog Kraft mit Mathias von dannen. Einmal sprach
Kraft: „Auf Euch warten viele Gefahren, die Ihr ohne ein magisches Artefakt nicht lösen könnt.
Nehmt dieses magische Schwert. Immer, wenn Ihr es benutzt, sprecht: ‚Töte, töte, Schwert, so
töte!’ Ich selbst bin zu alt, um das Tinki selbst zu töten. Ich schenke euch mein ganzes
Vertrauen.“ Mathias Draxler war angesichts dieser Worte ganz gerührt. „Ja, das werde ich!“,
sprach er. Je näher sie dem Kraftalaya, dem Gebirge, in dem das Tinki hauste, kamen, desto mehr
verlassene, abgebrannte Dörfer sahen sie. Als sie nur noch einen Tagesmarsch von der Tinkihöhle
entfernt waren, stiegen Rauchschwaden auf. König Kraft sprach kein Wort mehr, zu sehr
schockte ihn der Anblick des Rauches, der das binnen Stunden verschlang, was er in den langen
Jahren nach dem Unabhängigkeitskrieg gegen Lukien mühsam aufgebaut hatte. Schließlich bebte
die Erde, da das Tinki gerade aufgewacht war. An einer Wegbiegung musste König Kraft sich von
Mathias trennen: „Komm da wieder `raus! Ich befehle dir, nicht zu sterben!“. Draxler zog sein
Schwert blank und salutierte damit. Ohne sich umzudrehen lief er zur Höhle. Am Höhleneingang
sprach er den Zauberspruch, um das Schwert zu benützen zu können. Dann ging er hinein. Das
Tinki hatte bereits auf ihn gewartet. Es stieß einen markerschütternden Schrei aus und stürzte
sich auf Draxler. Dieser hatte genau dies erwartet und rammte dem Tinki das Schwert in sein
Herz. Es gab einen lauten Knall, dann stand ein Mann vor ihm: „Habt unendlichen Dank, edler
Ritter. Ihr habt mich erlöst!“. Mathias kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dann sagte der
Mann: „Ich bin immer noch Tinki. Doch der böse Magier Pötti hat mich vor fünfzehn Jahren aus
Spaß in diese Kreatur verwandelt. Schließlich wurde ich darüber so wütend, dass ich alles
zerstörte.“ „Nun gut, lasst uns zu König Kraft gehen. Er wartet unten.“ Als sie beim König
ankamen, ließ der sich die ganze Geschichte von Tinki nochmals erzählen. Dann zogen sie zu dritt
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zum Schloss von Kraft. König Kraft gab eine Anweisung an seinen Leibarzt Schneider, dass er
den Neuankömmling gründlich untersuche solle. Am nächsten Tag kam Schneider wieder in die
Gemächer von König Kraft. Er sprach: „Euere Hoheit, meine Untersuchungen haben ergeben,
dass Tinki Ihr Sohn ist.“ „Das kann nicht sein! Ich lebe schon so lange einsam!“, rief Kraft aus.
„Doch dieses eine Mal, vor 23 Jahren“, sprach Schneider zaghaft. „Haltet ein!“, schnitt Kraft ihm
das Wort ab, „ich weiß, worum es sich handelt. Doch wie könnt Ihr es wagen, mir diese
unrühmliche Vaterschaft direkt ins Gesicht mitzuteilen?“ „Nun, ich wollte gleich zum Punkt
kommen…“, gab Schneider zur Antwort. „Für diese Frechheit werde ich Euch ins Reich des
Claudio verbannen!“. An dieser Stelle muss man wissen, dass das Reich des Claudio drei Mal
kleiner als das von Kraft ist, demnach 36 Mal kleiner als das Lukasische Reich, im Volksmund
Lukien genannt, ist.
Doch so fanden alle, bis auf den armen Schneider, ein glückliches Ende.