Die Europawahl und der Volksentscheid in München am 17 ... · am 17. Juni 1984. In Gesamt-Bayern,...

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Die Europawahl und der Volksentscheid in München am 17. Juni 1984 Am 17. Juni fanden die zweiten Direktwahlen der Abgeordneten des Europaparlaments statt. Der Bundesrepublik Deutschland stehen in diesem Gremium 81 von 434 Sitzen zu, um die sich 727 Kandidaten, darunter 164 Frauen bewarben. Für die CDU kandidierten 126 Europa-Politiker, für die SPD 78, für die FDP 189, für die CSU 19 und für die Grünen 18. Alle Parteien hatten große Anstrengungen unternommen, die Wähler zum Urnengang zu moti- vieren, um dadurch den Wunsch nach einem vereinten Europa deutlich zum Ausdruck zu brin- gen. Allerdings gelang dies nur bedingt. Das Institut für angewandte Sozialwissenschaften (lnfas) stellte nach der Wahl fest: "Desinteresse und Mißvergnügen an Europa schlugen sich in einer nie- drigen Wahlbeteiligung nieder." In diesem Bericht werden die Ergebnisse der Europawahl in München dargestellt und mit aus- gewählten Zahlen verglichen. Von den 819393 wahlberechtigten Münchener Bürgerinnen und Bürgern beteiligten sich nur 362626 Personen (44,3 %) an der Wahl des zweiten Europäischen Parlaments, obwohl die Mög- lichkeit zur Stirpmabgabe bis 21 Uhr bestand. Zum Vergleich, im Jahre 1979 bei der ersten Euro- pawahllag die Wahlbeteiligung bei 55,1 %. Damals schon sprachen die Parteien von der "langwei- ligsten Wahl der letzten Jahrzehnte". Es läßt sich feststellen, daß noch nie seit Bestehen der Bun- desrepublik Deutschland in München das Interesse an einer politischen Wahl so gering war, wie am 17. Juni 1984. In Gesamt-Bayern, dem Bundesland mit der geringsten Beteiligung an der Europawahl war ein Rückgang gegenüber der ersten Wahl des Europäischen Parlaments im Jahre 1979 um 12,8 Pro- zentpunkte zu registrieren. Auf Bundesebene betrug die Abnahme 8,9 Punkte (von 65,7 % auf 56,8 %). Beim Vergleich der Wahlbeteiligungsquoten in den Großstädten der Bundesrepublik rangiert München auf der Schlußposition. In Hamburg z. B. gingen 58,2 % der Berechtigten zur Wahl, in Stuttgart 51,1 % , das damit als Landeshauptstadt den Durchschnitt von Baden-Württemberg 48,3 % ) übertraf. Ein Blick auf die Beteiligungsquoten der einzelnen Münchener Stadtbezirke ermöglicht interes- sante Feststellungen. In Feldmoching-Hasenbergl, einem Stadtbezirk, der bei der letzten Kom- munalwahl im Frühjahr dieses Jahres durchaus im "Mittelfeld" der Wahlbeteiligungsskala mit 63,5 % rangierte, beteiligten sich nur 39,2 % der Wahlberechtigten an der Europawahl. Ebenso ließ das Wahlinteresse in Allach-Untermenzing stark nach, das vom 2. Platz in der genannten Rangliste auf den 10. rutschte. Umgekehrt war die Entwicklung in der Altstadt, der Maxvorstadt- Universität und der Maxvorstadt-Königsplatz-Marsfeld im Gegensatz zur Kommunalwahl im März dieses Jahres bei der Europawahl mit an der Spitze. Am eifrigsten beteiligten sich, wie schon so oft, die Wahlberechtigten in Obermenzing am Urnen- gang. Allerdings fiel gerade hier der Unterschied des Wahlinteresses zu anderen Wahlen sehr deutlich aus (51,2 % bei der Europawahl, 71,1 % bei der letzten Kommunalwahl). Dies gilt auch im Vergleich zur Europawahl1979. Von 100 Wahlberechtigten nahmen in diesem Stadtbezirk vor 5 Jahren über 12 Personen mehr von ihrem Wahlrecht Gebrauch als in diesem Jahr. Auf der Ebene von München insgesamt waren es im statistischen Mittel nur knapp 11 Personen, die nach 5jähri- ger Tätigkeit des Europaparlaments sich am Urnengang nicht mehr Der Stadtbezirk mit dem geringsten Wahlbeteiligungsunterschied ist im übrigen das Isarvorstadt-Glockenbach- viertel. Deutliche Verschiebungen in der Rangfolge der Wahlbeteiligungsskala gegenüber der Europawahl 1979 sind allerdings nicht zu beobachten. Eine Erörterung, ob und gegebenenfalls welche Zusammenhänge zwischen Wahlbeteiligung und den Stimmanteilen der einzelnen Parteien festzustellen sind, erfolgt im Anschluß an die Dar- stellung der Parteiergebnisse. 143

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Die Europawahl und der Volksentscheid in München am 17. Juni 1984

Am 17. Juni fanden die zweiten Direktwahlen der Abgeordneten des Europaparlaments statt. Der Bundesrepublik Deutschland stehen in diesem Gremium 81 von 434 Sitzen zu, um die sich 727 Kandidaten, darunter 164 Frauen bewarben. Für die CDU kandidierten 126 Europa-Politiker, für die SPD 78, für die FDP 189, für die CSU 19 und für die Grünen 18. Alle Parteien hatten große Anstrengungen unternommen, die Wähler zum Urnengang zu moti­vieren, um dadurch den Wunsch nach einem vereinten Europa deutlich zum Ausdruck zu brin­gen. Allerdings gelang dies nur bedingt. Das Institut für angewandte Sozialwissenschaften (lnfas) stellte nach der Wahl fest: "Desinteresse und Mißvergnügen an Europa schlugen sich in einer nie­drigen Wahlbeteiligung nieder." In diesem Bericht werden die Ergebnisse der Europawahl in München dargestellt und mit aus­gewählten Zahlen verglichen. Von den 819393 wahlberechtigten Münchener Bürgerinnen und Bürgern beteiligten sich nur 362626 Personen (44,3 %) an der Wahl des zweiten Europäischen Parlaments, obwohl die Mög­lichkeit zur Stirpmabgabe bis 21 Uhr bestand. Zum Vergleich, im Jahre 1979 bei der ersten Euro­pawahllag die Wahlbeteiligung bei 55,1 %. Damals schon sprachen die Parteien von der "langwei­ligsten Wahl der letzten Jahrzehnte". Es läßt sich feststellen, daß noch nie seit Bestehen der Bun­desrepublik Deutschland in München das Interesse an einer politischen Wahl so gering war, wie am 17. Juni 1984. In Gesamt-Bayern, dem Bundesland mit der geringsten Beteiligung an der Europawahl war ein Rückgang gegenüber der ersten Wahl des Europäischen Parlaments im Jahre 1979 um 12,8 Pro­zentpunkte zu registrieren. Auf Bundesebene betrug die Abnahme 8,9 Punkte (von 65,7 % auf 56,8 %). Beim Vergleich der Wahlbeteiligungsquoten in den Großstädten der Bundesrepublik rangiert München auf der Schlußposition. In Hamburg z. B. gingen 58,2 % der Berechtigten zur Wahl, in Stuttgart 51,1 % , das damit als Landeshauptstadt den Durchschnitt von Baden-Württemberg 48,3 % ) übertraf. Ein Blick auf die Beteiligungsquoten der einzelnen Münchener Stadtbezirke ermöglicht interes­sante Feststellungen. In Feldmoching-Hasenbergl, einem Stadtbezirk, der bei der letzten Kom­munalwahl im Frühjahr dieses Jahres durchaus im "Mittelfeld" der Wahlbeteiligungsskala mit 63,5 % rangierte, beteiligten sich nur 39,2 % der Wahlberechtigten an der Europawahl. Ebenso ließ das Wahlinteresse in Allach-Untermenzing stark nach, das vom 2. Platz in der genannten Rangliste auf den 10. rutschte. Umgekehrt war die Entwicklung in der Altstadt, der Maxvorstadt­Universität und der Maxvorstadt-Königsplatz-Marsfeld im Gegensatz zur Kommunalwahl im März dieses Jahres bei der Europawahl mit an der Spitze. Am eifrigsten beteiligten sich, wie schon so oft, die Wahlberechtigten in Obermenzing am Urnen­gang. Allerdings fiel gerade hier der Unterschied des Wahlinteresses zu anderen Wahlen sehr deutlich aus (51,2 % bei der Europawahl, 71,1 % bei der letzten Kommunalwahl). Dies gilt auch im Vergleich zur Europawahl1979. Von 100 Wahlberechtigten nahmen in diesem Stadtbezirk vor 5 Jahren über 12 Personen mehr von ihrem Wahlrecht Gebrauch als in diesem Jahr. Auf der Ebene von München insgesamt waren es im statistischen Mittel nur knapp 11 Personen, die nach 5jähri­ger Tätigkeit des Europaparlaments sich am Urnengang nicht mehr b~teiligten. Der Stadtbezirk mit dem geringsten Wahlbeteiligungsunterschied ist im übrigen das Isarvorstadt-Glockenbach­viertel. Deutliche Verschiebungen in der Rangfolge der Wahlbeteiligungsskala gegenüber der Europawahl 1979 sind allerdings nicht zu beobachten. Eine Erörterung, ob und gegebenenfalls welche Zusammenhänge zwischen Wahlbeteiligung und den Stimmanteilen der einzelnen Parteien festzustellen sind, erfolgt im Anschluß an die Dar­stellung der Parteiergebnisse.

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Ergebnis der Europawahl in München am 17. Juni 1984 Tabelle 1

Wahl- Wahl- Un- Gül-

Stadtbezirk be- Wäh- be- gült. tige

rech- ler teilig. Stim- Stim- CSU % SPD % tigte in% men men

1 Altstadt · ............ 5152 2204 42.8 11 2193 1153 52.6 595 27.1

5 Maxvorstadt-U niversität .... 6569 2958 45.0 18 2940 1269 43.1 873 29.7

6 Maxvorstadt-Königspl.-Marsf. *) 9258 3918 42.3 53 3865 1622 42.0 1359 35.1

7 Maxvorstadt-Josephsplatz .. 11259 4934 43.8 46 4888 1914 39.2 1660 34.0

9 Ludwigsvorstadt ........ 5003 2016 40.3 21 1995 988 49.5 535 26.8

10 Isarvorstadt-Schlachthofviertel . 6724 2646 39.4 22 2624 1134 43.2 929 35.4

11 Isarvorstadt-Glockenbachviertel 103l3 4408 42.7 42 4366 1864 42.7 1513 34.6

12 Isarvorstadt-Deutsches Museum 4776 1907 39.9 20 1887 723 38.3 687 36.4

13 Lehel · ... 7776 3769 48.5 29 3740 1741 46.5 1024 27.4

14 Haidhausen . 19207 7964 41.5 87 7877 3122 39.6 2905 36.9 16 Au .... '" . l3 261 5629 42.4 64 5565 2302 41.4 2066 37.1

17 Obergiesing . 29299 12385 42.3 128 12257 4749 38.8 5369 43.8

18 Untergiesing-Harlaching 33594 15624 46.5 159 15465 7104 45.9 4960 32.1

19 Sendling ......... 21962 9429 42.9 79 9350 3661 39.2 3780 40.4

20 Schwanthalerhöhe · .. 12896 5087 39.4 51 5036 1990 39.5 2076 41.2

21 Neuhausen-Oberwiesenfeld 14716 6672 45.3 70 6602 2594 39.3 2561 38.8

22 Schwabing-Fieimann . . . . 31503 14430 45.8 114 14316 5877 41.0 4925 34.4

23 Neuhausen-Nymphenburg . 28021 14174 50.6 138 14036 6585 46.9 4500 32.1

24 Thalk.-O'sendl.-Forstenr.-Fürstenr. 39421 18578 47.1 157 18421 8118 44.1 6515 35.4

25 Laim · ...... 37153 16678 44.9 176 16502 7202 43.6 6290 38.1

26 Schwabing-West ... 20687 8948 43.3 78 8870 3328 37.5 3002 33.8

27 Milbertshofen-Hart . . 57489 24140 42.0 200 23940 9716 40.6 9229 38.5

28 Neuhausen-Moosach . 45138 19858 44.0 189 19669 8352 42.5 7579 38.5

29 Bogenhausen . . . . 44024 20379 46.3 150 20229 9560 47.3 5922 29.3

30 Ramersdorf-Perlach . 60046 24797 41.3 254 24543 10509 42.8 9527 38.8

31 Berg am Laim. . . . 24650 10 117 41.0 96 10021 4232 42.2 4097 40.9

32 Trudering ...... 24453 10851 44.4 94 10 757 5873 54.6 2707 25.2

33 Feldmoching-Hasenbergl . 36215 ° 14201 39.2 124 14077 6299 44.7 5584 39.7

34 Waldfriedhofviertel 31927 14656 45.9 165 14491 6415 44.3 5222 36.0

35 Pasing .... 26578 12748 48.0 126 12622 5946 47.1 3959 31.4

36 SoHn · ...... 14758 7199 48.8 45 7154 3668 51.3 1604 22.4

37 Obermenzing . . . 14504 7514 51:8 44 7470 4017 53.8 1488 19.9

38 AHach-Untermenzing.' . 16844 7767 46.1 69 7698 3857 50.1 2463 32.0

39 Aubing · ....... 20976 8695 41.5 86 8609 3856 44.8 3124 36.3

40 Lochhausen-Langwied 3775 1656 43.9 15 1641 838 51.1 448 27.3

41 Hadern · ..... · . 29466 l3 690 46.5 127 l3 563 6227 45.9 4641 34.2

München zusammen . · ...... 819393 362626 44.3 3347 359279 158405 44.1 125718 35.0

*) Mit Wirkung vom I. 10. 1983 wurden die früh'eren Stadtbezirke 6 und 8 zusammengelegt.

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Von den gültigen Stimmen entfielen auf St.-Bez.-

Grüne % FDP % EAP DZP BP DFL EFP FRP NPD OED MBu Nr.

240 10.9 85 3.9 10 12 21 34 4 7 15 14 3 1 444 15.1 184 6.3 4 23 17 57 5 12 24 23 5 5 528 13.7 149 3.9 5 13 35 69 13 13 23 22 14 6 773 15.8 239 4.9 6 21 37 119 12 16 43 36 12 7 231 11.6 124 6.2 6 8 6 48 2 8 27 8 4 9 328 12.5 94 3.6 3 14 21 50 1 14 19 11 6 10 616 14.1 145 3.3 3 17 34 75 7 19 49 12 12 11 308 16.3 65 3.4 8 7 16 41 1 5 17 9 - 12 553 14.8 204 5.5 4 21 23 73 1 12 20 50 14 13

1129 14.3 303 3.8 15 24 59 158 19 25 59 36 23 14 700 12.6 204 3.7 6 19 50 87 11 19 62 30 9 16

1145 9.3 390 3.2 14 28 105 196 22 37 102 62 38 17 1487 9.6 1072 6.9 14 74 135 250 26 54 137 112 40 18 1058 11.3 361 3.9 7 20 67 180 8 33 112 36 27 19

573 11.4 124 2.4 15 18 42 83 4 13 54 28 16 20 841 12.7 228 3.4 10 17 58 129 11 23 79 28 23 21

1839 12.9 947 6.6 19 36 75 287 28 49 113 82 39 22 1489 10.6 762 5.4 15 56 113 216 22 50 115 73 40 23 1834 9.9 1028 5.6 31 64 114 290 29 48 148 145 57 24 1514 9.2 673 4.1 29 41 122 235 27 75 152 87 55 25 1463 16.5 572 6.4 5 18 62 239 18 32 56 52 23 26 2691 11.2 1088 4.5 38 69 146 405 36 83 236 140 63 27 1902 9.7 832 4.2 33 49 150 308 29 71 187 107 70 28 2197 10.9 1593 7.9 34 62 128 308 27 67 124 143 64 29 2172 8.9 1089 4.5 46 82 193 326 32 102 259 154 52 30

874 8.7 353 3.5 9 30 76 130 14 25 94 57 30 31 ·1020 9.5 660 6.1 15 21 83 151 28 44 65 68 22 32 1069 7.6 424 3.0 23 40 102 181 14 51 201 50 39 33 1369 9.4 725 5.0 23 43 112 229 28 66 121 92 46 34 1335 10.6 739 5.8 14 45 88 208 21 53 91 93 30 35

851 11.9 697 9.8 9 19 48 106 9 23 30 81 9 36 834 11.2 710 9.5 6 29 45 149 11 24 48 81 28 37 602 7.8 449 5.8 13 21 53 76 9 22 70 40 23 38 794 9.2 371 4.3 14 38 56 117 20 41 95 42 41 39 159 9.7 107 6.5 2 11 13 14 1 7 10 16 5 40

1292 9.5 713 5.3 19 31 118 202 22 59 118 78 43 41

38254 10.6 18503 5.2 527 1141 2623 5826 572 1302 3175 2198 1025 M. zus.

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Die Stimmenanteile der Parteien bei der Europawahl in München

Abh ildung 1

.CSU . SPD FDP GRUENE 0 SONST I GE

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Veränderung der Stimmenanteile bei der Europawahl in München

Abbildung 2

.csu . SPD FDP • GRUENE o SONSTIGE

7.

6.

5.

4.

3.

2.

i.

0.

-i.

-2.

-3.

-4.

-5.

-6.

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Die Ergebnisse der Europawahl im regionalen Vergleich

Abbildung 3

60.

50.

40.

30.

20.

10.

0.

St!mmen der CSU !n 1. .)

St adt MmlOchlm

60.

50.

~0.

30.

20 .

10.

Rgg .8&2. Obliiilrbauurn

St!mmen der FDP !n 1.

0 . ~ww~~~~~~~~~~=

Stadt Mu""ch,,n Land Boygrn

Rgc .BS2. Ob"rbaugrn

.) 1m Bundl:lsQsbl Bt CDU und (SV .

148

60.

50.

40.

30.

20.

10.

0.

60.

50.

40.

30.

20.

St!mmen der SPD !n 1.

St!mmen der Gruenen !n 1.

1 0. -+- rTrnTTTOl

0. ~~~-L~~~~~~~~~~

Land Baugrn

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Diese sind in Tabelle 1 zusammengefaßt und in Abbildung 1 grafisch veranschaulicht. Es ist zu erkennen, daß die CSU mit 44,1 % die Partei mit dem größten Stimmenanteil geblieben ist. Gegenüber den vorangegangenen Europawahlen ist dieser allerdings um 5,3 Prozentpunkte zurückgegangen. Damit gilt bei Verwendung des Verlusts in Prozentpunkten als Maßstab die Christlich-Soziale-Union als der größte Verlierer der Europawahl in München. Die Veränderung der Stimmanteile ist in Abbildung 2 dargestellt. Demnach waren die eindeutigen Gewinner am n. Juni 1984 die Grünen, die einmal mehr sich als drittstärkste Partei in München erwiesen. Sie erhielten 10,6 % der gültig abgegebenen Stimmen und verbesserten damit ihr Ergebnis aus dem Jahre 1979 uni ,6,6 Prozentpunkte oder um 165 %. Erfolge konnten auch einige kleinere politische Gruppen verbuchen. Der Friedensliste z. B. gelang es, bei ihrer ersten Kandidatur für das Europaparlament 1,6 % der gültigen Stimmen zu er­obern. Dieser Partei ist es mit Sicherheit gelungen, ihr Wählerpotential in hohem Maße zu mobili -sieren. Auch die Befragungsaktion am Wahl tag vor den Toren der Wahllokale zur Abrüstung dürfte in der Hauptsache von dieser Partei veranstaltet worden sein. Zu den Verlierern gehörte dagegen auch die FDP und die SPD. Wenngleich es den Freien Demo­kraten in München gelungen wäre mit 5,2 % die Fünf-Prozent-Klausel zum Einzug in das Parla­ment zu überwinden, was ihnen auf Bundesebene allerdings versagt blieb, so mußten sie dennoch empfindliche Verluste hinnehmen. Gegenüber der Wahl von 1979 verloren sie mehr als 18000

, Stimmen, entweder weil sie ihre Wähler nicht zur Stimmabgabe mobilisieren konnten oder weil diese inzwischen zu einer anderen Partei übergewechselt sind. Von den FDP-Wählern des Jahres 1979 gab nur mehr jeder zweite auch im Jahre 1984 seine Stimme dieser Partei. Die Einbuße der SPD gegenüber den ersten Wahlen vor 5 Jahren betrug 2,4 Prozentpunkte. In absoluten Zahlen ausgedrückt verloren sie 40 383 Stimmen und erreichten nur mehr einen Stim­menanteil von 35,0 %, obwohl ein Vierteljahr vorher bei der Stadtrats- und Oberbürgermeister­wahl noch beachtliche Siege zu feiern waren. In der Abbildung 3 sind die Stimmenanteile der Parteien in München den Ergebnissen des Regie­rungsbezirks Oberbayern, des Landes Bayern und des gesamten Bundesgebietes gegenüberge­stellt. Es ist deutlich erkennbar, daß die Stimmenanteile aller Parteien in München nur geringfü­gig von den Anteilen auf Bundesebene differieren. Die CSU, die FDP und die Grünen liegen etwas über den Bundesergebnissen, die SPD dagegen leicht darunter, wobei die Stimmanteils­unterschiede bei der FDP, aber auch bei den Grünen so gering ausfallen, daß kaum ein Trend abgeleitet werden kann. Deutlicher fielen dagegen zumindest für die CSU und die SPD die Unter­schiede beim Vergleich mit dem Regierungsbezirk Oberbayern und dem Land Bayern aus. Wäh­rend die Münchener SPD-Ergebnisse deutlich die im Umland ausgezählten Anteile übertrafen, gilt für die CSU das Gegenteil. Da bei der vergangenen Europ~wahl wohl kaum tagespolitisch aktuelle Themen das Wahlverhal­ten geprägt haben, kann davon ausgegangen werden, daß die Parteien ihre Stimmen nur von ihren Stammwählern bekommen haben. Dies geht auch aus der Tatsache hervor, daß absolut gesehen alle Parteien bei den letzten Wahlen seit 1982 noch nie weniger Stimmen bekommen haben als gerade am 17. Juni 1984. Demnach sind die Ergebnisse der Europawahl insofern für die einzelnen Parteien von großem Interesse, weil aus ihnen abgeleitet werden kann, wie groß derzeit ihr Stammwählerpotential ist und wohin die politisch nur mäßig interessierten Bürger und Bürgerin­nen tendieren. Eine Möglichkeit, dies zu ermitteln, besteht darin, den maximalen Stimmenunter -schied für jede Partei in den letzten Jahren zu ermitteln, wobei es sich anbietet, den Zeitraum seit 1982 zu betrachten, da bei der Bundestagswahl in diesem Jahr die Beteiligungsquote sehr hoch lag und der zeitliche Abstand zu ihr noch nicht allzu groß ist, so daß sich während dieser Zeit kaum umwälzende politische Trendänderungen ereignet haben dürften. Die so ermittelten potentiellen Wähler stellen offensichtlich für jede Partei das Reservoir dar, aus dem sie bei optimaler Motiva­tion schöpfen kann. Es errechnen sich folgende Zahlen:

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CSU SPD FDP Grüne

145917 . 141209 40328 13395

Da sich die Anzahl der im betrachteten Zeitraum wahlberechtigten Bürger und Bürgerinnen nur unwesentlich geändert hat, kann man, indem man die ermittelten Zahlen zueinander ins Verhält­nis setzt, die Gesinnung der Wahlberechtig~en, die am 17. Juni nicht zur Wahl gingen, ermitteln. Es ergibt sich: Von den 456 767 Nichtwählern sind circa 25 % nicht zum Urnengang zu motivieren. Von den verbleibenden Wahlberechtigten tendieren 42,8 % zur CSU, 41,4 % zur SPD, 11,8 % zur FDP und 3,9 % zu den Grünen. Errechnet man das Verhältnis der für jede Partei tatsächlich abgegebenen Stimmen zu den theore­tisch möglichen, so ergibt sich ein Wert, der die Mobilisierung der tatsächlichen Wähler zum Aus­druck bringt. Für die einzelnen Parteien ergeben sich folgende Werte:

CSU 52,1 SPD 47,1 FDP 31,3 Grüne 74,1

Demnach gelang es den Grünen am bes~en, ihre Anhänger zum Urnengang zu motivieren. Mit deutlichem Abstand folgt die CSU vor der SPD. Das Schlußlicht unter den großen Parteien bildete die FDP, die nur etwajeden dritten ihrer potentiellen Wähler dazu bewegen konnte, zur Wahl zu gehen und für sie zu stimmen. Es folgt eine Analyse der Wahlergebnisse auf der Ebene der Stadtbezirke. Zunächst werden für jede Partei die Zusammenhänge zwischen Stimmenanteil und Wahlbeteiligung erläutert. Sie sind als Kombination graphisch in den Streudiagrammen 4 bis 7 dargestellt, wobei die den Sternchen (*) zugeordneten Zahlen die Stadtbezirksnummern bezeichnen. Die Lage des Sternchens ist bestimmt durch den Stimmenanteil im jeweiligen Stadtbezirk in Abhängigkeit von der Wahlbe­teiligungsquote. Für die CSU ist klar eine positive lineare Korrelation zu erkennen, das heißt in den Stadtbezirken mit hoher Wahlbeteiligung fielen auch die Stimmanteile der Christlich-Sozialen-Union über­durchschnittlich hoch aus. Der Stadtbezirk37 zum Beispiel, Obermenzing, ist demnach der Stadt­bezirk mit der höchsten Wahlbeteiligung und gleichzeitig dem fast höchsten CSU-Stimmanteil. Umgekehrt liegen die Wahlbeteiligungsquoten und gleichzeitig auch die Anteile der CSU in den Stadtbezirken 20 und 12, Schwanthalerhöhe und Isarvorstadt-Deutsches Museum, sehr niedrig. Allerdings sind auch Abweichungen von dieser augenfälligen Regressionsgeraden feststellbar. In Trudering, der Altstadt und Lochhausen-Langwied beteiligten sich nur durchschnittlich viele Wähler am Urnengang, die größtenteils für die CSU stimmten. Es ist zu bemerken, daß diese Feststellungen rein deskriptiv sind, so daß aus ihnen z. B. nicht abge­leitet werden kann, eine allgemein hohe Wählermobilisierung würde gleichzeitig überdurch­schnittliche CSU-Erfolge nach sich ziehen. Es ist sicherlich nicht richtig, daß die CSU in der Schwanthalerhöhe nur deshalb 39,5 % bekam, weil es den Parteien nur in geringem Umfang gelang, die Wähler zum Urnengang zu motivieren. Das Schaubild der SPD läßt ebenfalls einen deutlichen linearen Zusammenhang erkennen, jedoch in der umgekehrten Richtung: In den Stadtbezirken, in denen die Wahlberechtigten relativ zahlreich zur Urne gingen, sind die Anteile der Sozialdemokratischen Partei am geringsten und umgekehrt, dort wo nur wenige Wahlberechtigte zur Urne gingen, taten dies in der Hauptsache Wähler der SPD. Da die CSU und die SPD die beiden größten Parteien mit einem Stimmanteil von insgesamt fast 80 % sind, folgt dies allerdings fast zwangsläufig aus.den Feststellungen für die CSU.

150

Page 9: Die Europawahl und der Volksentscheid in München am 17 ... · am 17. Juni 1984. In Gesamt-Bayern, dem Bundesland mit der geringsten Beteiligung an der Europawahl war ein Rückgang

Wahlbeteiligung und Stimmenanteil der CSU bei der Europawahl in München

Abbildung 4

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151

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Wahlbeteiligung und Stimmenanteil der SPD bei der Europawahl in München

Abbildung 5

55. S'tlrnmanßntal1 1n %

50.

152

Page 11: Die Europawahl und der Volksentscheid in München am 17 ... · am 17. Juni 1984. In Gesamt-Bayern, dem Bundesland mit der geringsten Beteiligung an der Europawahl war ein Rückgang

Wahlbeteiligung und Stimmenanteil de_r FDP bei der Europawahl in München

Abbildung 6

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153

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Wahlbeteiligung und Stimmenanteil der Grünen bei der Europawahl in München

Abbildung 7

15.

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Page 13: Die Europawahl und der Volksentscheid in München am 17 ... · am 17. Juni 1984. In Gesamt-Bayern, dem Bundesland mit der geringsten Beteiligung an der Europawahl war ein Rückgang

Neue Aufschlüsse bieten dagegen wieder die Schaubilder für die FD P und die Grünen (Abbildun­gen 6 und 7), die aus optischen Gründen in einem anderen Maßstab dargestellt sind. Die Skala der Stimmanteile ist von 2 % bis 17 % gezeichnet. Es ist festzustellen, daß der positiv lineare Zusam­menhang zwischen Wahlbeteiligung und Stimmenanteil, wie er für die CSU feststellbar war, auch für die FDP beobachtet werden kann. Sogar die Extrempunkte der beiden Parteien sind identisch: In der Schwanthalerhöhe, einem Stadtbezirk mit sehr niedriger Wahlbeteiligung, sind auch die FDP-Anteile minimal; auf der anderen Seite erreichte die FDP in Obermenzing ebenso wie die CSU nahezu ihr bestes Ergebnis. Die Sternchen in dem FDP-Diagramm liegen sogar noch dichter an der gedachten Regressionsgeraden als im CSU -Schaubild. Dagegen sind kaum Zusammenhänge zwischen Wahleifer der Bürger und Bürgerinnen und den Stimmanteilen der Grünen feststellbar. In mehreren Stadtbezirken mit geringer Wahlbeteili­gungsquote sind sowohl überdurchschnittlich gute und ebenso überdurchschnittlich schlechte Ergebnisse für die Grünen zu registrieren, wie z. B. in der Isarvorstadt-Deutsches Museum und in Feldmoching-Hasenbergl. In Neuhausen-Nymphenburg gingen zwar 50,6 % der Berechtigten zur Wahl, 14,2 % mehr als im Mittel, der Stimmanteil der Grünen entspricht jedoch exakt dem Stadt­durchschnitt. Die Abbildungen 8 bis 11 stellen für die vier größten politischen Parteien die Veränderung der Stimmanteile in den Stadtbezirken dar, die nach den Erfolgen bei der Europawahl1979 sortiert aufgelistet sind. Indem man den Pfeilen von links nach rechts folgt, kann die Veränderung der Stimmanteile, sowie die geänderte Rangordnung in der Erfolgsskala bei den nachfolgenden Wah­len abgelesen werden. Diese Abbildungen sollen im folgenden an ausgewählten Beispielen kom­mentiert werden. Die traditionellen CSU-Hochburgen Obermenzing, Trudering und Ludwigsvorstadt rangieren seit jeher an der Spitze der CSU-Rangliste. Ihre Positionen änderten sich von Wahl zu Wahl meist nur um eine Rangstelle. Das "ehemalige Schlußlicht" Obermenzing dagegen hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Zunächst verbesserte sich dieser Stadtbezirk von der letzten Position um 4 Plätze bei der Landtagswahl im Jahre 1982, anschließ~nd um weitere 6 Positionen bei der Bundestagswahl im Jahre 1983, bis es bei der letzten Stadtratswahl wieder auf den vorletzten Platz zurückrutschte und bei der Europawahl1984 schließlich den d,rittletzten Platz belegte. l!mge­kehrt ist in der Isarvorstadt-Deutsches Museum eine ständig fallende Tendenz beobachtbar. Schwabing-West rangierte schon immer am Ende dieser Rangliste. Viel getan hat sich auch im .', Lehel. Bei den einzelnen Wahlen änderte sicp. seiI:te Position um jeweils mindestens 4 Plätze. Besondere Beachtung verdienten außerdem die Isarvorstadt-Glockenbachviertel, wo seit der Landtagswahl 1982 eine beachtliche Aufwärtsbewegung stattfand, Sehr 'kontinuierlich stellt sich die S'PD-Grafik dar. Hier gibt es weder atif den vorderen noch auf den hinteren Plätzen erwähnenswerte Verschiebungen. SPD-Hochburgen waren und sind noch immer die Stadtbezirke Obergiesing, die Schwanthalerhöhe, Berg am Laim und Sendling. Dage­gen rangierten die CSU-Festen Obermenzing, Solln und Trudering stets am Ende der SPD-Skala. Bemerkenswerte Veränderungen fanden dagegen im "Mittelfeld" statt. Als Beispiel mag hier ebenfalls das Isarvorstadt-Glockenbachviertel sowie das Isarvorstadt-Schlachthofviertel dienen, wo sich offensichtlich in der Vergangenheit ausschlaggebende Wählerwanderungen ereigneten. Deutlich erkennbar ist der Abrutsch in Haidhausen, einem Stadtbezirk, in dem die SPD sowohl bei den vorangegangenen Landes- und Bundestagswahlen sowie auch bei den beiden Europawah­len überdurchschnittliche Ergebnisse aufzuweisen hatte, auf einen mittleren Platz bei den Stadt­ratswahlen im März dieses Jahres .

. Ähnlich ausgeglichen stellt sich die FDP-Grafik (Abbildung 11) dar, die ebenfalls konstante FDP­Hochburgen, aber auch anhaltende Schwachgebiete erkennen läßt. Während die Positionen der Stadtbezirke von der Landtagswahl1982 zur Bundestagswahl1983 und Münchener Stadtratswahl 1984 nur geringfügig wechselten, scheint das FDP-Wahlverhalten bei den Europawahlen völlig unberechenbar zu sein. Mit Ausnahme der ersten und letzten Plätze, die sich kaum änderten,

155

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Die Veränderung der CSU-Stimmenanteile in % in den MÜßchener Stadtbezirken seit der Europawahl 1979

Abbildung 8

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9 Ludwigsvorstadt ...................... .

37 Obermenzing .. .

1 Altstadt ................... .

32 Trudering ................. .

40 Lochhausen-Langwied .. .

36 Solln ............................. .

38 Allach-Untermenzing .............. .

13 Lehel .......... . ........... .

23 Neuhausen-Nymphenburg

29 Bogenhausen ....................... .

35 Pasing .......................... .

18 Untergiesing-Harlaching ............... .

41 Hadern .................. .

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39 Aubing ......... : ................. .

33 Feldmoching-Hasenbergl ................ .

11 Isarvorstadt-Glockenbachviertel ............ .

6 Maxvorstadt-Königsplatz-Marsfeld

34 Waldfriedhofviertel ... .

5 Maxvorstadt-Universität ........ .

25 Laim ......................... .

24 Thalkirchen-O'sendl.-Forstenried-Fürstenried.

28 Neuhausen-Moosach ..

30 Ramersdorf-Perlach .................... .

22 Schwabing-Freimann ................... .

12 Isarvorstadt-Deutsches Museum ... .

7 Maxvorstadt-Josephsplatz ..

16 Au ................. .

14 Haidhausen ..................... .

21 Neuhausen-Oberwiesenfeld.

31 Berg am Laim ... .

20 Schwanthalerhöhe ..... .

27 Mtlbertshofen-Hart ..... .

26 Schwabing-West ....... .

19 Sendling ......... .

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39.3 37.5 39.2

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Page 15: Die Europawahl und der Volksentscheid in München am 17 ... · am 17. Juni 1984. In Gesamt-Bayern, dem Bundesland mit der geringsten Beteiligung an der Europawahl war ein Rückgang

Die Veränderung der SPD-Stimmenanteile in % in den Münchener Stadtbezirken seit der Europawahl 1979

Abbildung 9

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17 Obcrgicsing

20 Schwanthalerhöhe

31 Berg am Laim ....................... .

19 Sendling .......................... .

16 Au ......................... .

30 Ramersdorf-Perlach .................... .

27 Milbertshofen-Hart ................. .

21 Neuhausen-Oberwiesenfeld ............... .

14 Haidhausen ................. .

33 Feldmoching-Hasenbergl .......... .

28 Neuhausen-Moosach ................... .

12 Isarvorstadt-Deutsches Museum ......... .

25 Laim ............................. .

11 Isarvorstadt-Glockenbachviertel ............ .

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34 Waldfriedhofvierte'l ............ .

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10 Isarvorstadt-Schlachthofviertel

26 Schwabing-West ................. .

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24 Thalkirchen-O'sendl.-Forstenried-Fürstenried.

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5 Maxvorstadt-Universität ................. .

38 Allach-Untermenzing .................. .

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37 Obermenzing ....................... .

Europawahl 1979 Landtagswahl 1982 Bundestagswahl 1983 Stadtratswahl 1984 Europawahl 1984

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Page 16: Die Europawahl und der Volksentscheid in München am 17 ... · am 17. Juni 1984. In Gesamt-Bayern, dem Bundesland mit der geringsten Beteiligung an der Europawahl war ein Rückgang

Die Veränderung der FDP-Stimmenanteile in % in den MÜßchener Stadtbezirken -. seit der Europawahl 1979

Abbildung 10 Europawahl 1979 Landtagswahl 1982 Bundestagswahl 1983 Stadtratswahl 1984 Europawahl 1984

Swulb,lirk:

36 Solln ..

37 Obermenzing

29 Bogenhausen

26 Schwabing-West ....... .

22 Schwabing-Freimann ................... .

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18 Untergiesing-Harlaching ................. .

5 Maxvorstadt-Universität .............. .

24 Thalkirchen-O'sendl.-Forstenried-Fürstenried .... .

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34 Waldfriedhofviertel .................... .

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7 Maxvorstadt-Josephsplatz ................ .

6 Maxvorstadt-Königsplatz-Marsfeld .......... .

25 Laim ............................. .

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31 Berg am Laim

9 Ludwigsvorstadt ................... .

14 Haidhausen ........................ .

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10 Isarvorstadt-Schlachthofviertel

12 Isarvorstadt-Deutsches Museum .......... .

17 Obergiesing ........................ .

11 Isarvorstadt-Glockenbachviertel ............ .

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Die Veränderung der Stimmenanteile der Grünen in % in den Münchener Stadtbezirken seit der Europawahl 1979

Abbildung 11 Europawahl 1979 Landtagswahl 1982 Bundestagswahl 1983 Stadtratswahl 1984 Europawahl 1984

Swolbczirk:

26 Schwabing-West ................... .

13 Lehel ............................ .

7 Maxvorstadl-Josephsplatz ................ .

5 Maxvorstadt-Universitäi ................. .

37 Obermenzing ........................ .

22 Schwabing-Freimann ................... .

12 Isarvorstadt-Deutsches Museum ............ .

14 Haidhausen ......................... .

36 Solln ............................. .

6 Maxvorstadt-Königsplatz-Marsfeld .......... .

I Altstadt ........................... .

29 Bogenhausen ................ .

10 Isarvorstadt-Schlachthofviertel ............. .

9 Ludwigsvorstadt ...................... .

11 Isarvorstadt-Glockenbachvicrtel ............ .

24 Thalkirchen-O'sendl.-Forstenried-Fürstenried .... .

32 Trudering .......................... .

27 Milbertshofen-Hart .................... .

21 Neuhausen-Oberwiesenfeld ............... .

20 Schwanthalerhöhe .................... .

28 Neuhausen-Moosach ................... .

16 Au .............................. .

23 Neuhausen-Nymphenburg ............... .

35 Pasing ............................ .

18 Unlergiesing-Harlaching ................. .

41 Hadern ........................... .

34 Waldfriedhofviertel .................... .

19 Sendling ..................... .

39 Aubing ................... .

30 Ramersdorf-Perlach ............... .

25 Laim ........................ .

38 Allach-Untermenzing ............ .

31 Berg am Laim ....................... .

40 Lochhausen-Langwicd ............. .

17 Obergiesing ........................ .

33 Feldmoching-Hasenbergl ................ .

6.4 ______________ ~~ ~

6.2 ______________ ~~ Eo

6.2 ______________ ~~ ~

5.9

5.3

5.2

5.2

5.1

5.0

4.7

4.7

4.6

4.4

4.4

4.3

4.2

4.1

4.1~~~~~~--~~

4.1

4.0

3.9 3.9

3.8 3.7

3.7

3.6 3.6

3.6 9.9

3.3

3.3

3.2

3.1 9.0 3.0 2.9 ______________ ~~

11.9 ~ 19.4 ~ 14.9 ~ 16.5

11.9~ 12.7~ ::::~ 16.3

11.9 12.7 15.8

11.2 12.6 12.9 15.1

11.0 12.4 12.6 14.8

11.0 12.2 12.1 . 14.3

10.4 11.0 12.1 14.1

9.6 Eo 10.3 Eo 11.2 13.7

9.6 ~ 10.1 I'l 11.0 12.9

9.5~ 9.8 Eo 10.2 12.7

9.1 ::::><E 9.9 12.6

8.9 9.8 12.5

8.3 9.8 11.9 9.3

8.1 8.6========--===== 9.2 11.6

7.4 8.3 9.2 11.4

7.'~ 8.2 ========--===== 11.9

7.4 8.0 11.2

7.1 7.7 8.3 11.2

7.0 7.5~ 8.2 10.9

7 •• ~ 7.2 8.1 10.9

6.9 7.2 8.0 10.6

6.7 7.1 7.9 10.6

6.7 7.1~ 7.4 9.9

6.4 ======--=====: 6.8 7.2 9.7

6.1 6.7 7.0 9.7

6.0 Eo 6.5 6.9 9.6

6 •• ~ 6.3 6.8 9.5

5.9 6.3 6.7 9.5

5.7 6.2 6.6 9.4

5.7 6.1 6.4 9.3 5.5 . 6.1 , .. ~ 9.2

'5.3 ======--=====:: 5.6 6.3 9.2

5.3 5.5 6.2 8.9

4.8 5.5 5.9 8.7 4.7 ~ 5.9 5.5 7.8

4.7 4.9 5.1 7.6

Page 18: Die Europawahl und der Volksentscheid in München am 17 ... · am 17. Juni 1984. In Gesamt-Bayern, dem Bundesland mit der geringsten Beteiligung an der Europawahl war ein Rückgang

fanden enorme Bewegungen in der FDP-Rangliste statt. Zu berücksichtigen ist allerdings der geringe Skalenabstand in der Mitte dieser Liste, der zu deutlichen Reaktionen in der Abbildung bei nur geringfUgiger Veränderung fUhren kann. Überraschend wenige Platzwechselläßt die Veränderungsgrafik für die Grünen (Abbildung 11) erkennen. Die markantesten Bewegungen fanden in dem Zeitraum zwischen der Europa­wahl 1979 und der Landtagswahl1982 statt, in dem die Grünen sich erst ~!lmählich etablierten. In Trudering z. B., wo sie im Jahre 1979 verhältnismäßig stark begannen, rutschten sie in der Folge­zeit auf die hinteren Plätze. Umgekehrt waren sie in Sendling während der Gründungsphase recht schwach, um sich im Anschluß auf die vorderen Plätze vorzuschieben. Ähnliches gilt auch in Thal­kirchen-Obersendling. Abwärts weisen dagegen die Pfeile in der Altstadt. Jeden Stadtbezirk einer näheren Analyse zu unterziehen, würde den Rahmen dieser Untersu­chung sprengen. Deshalb sollen weitergehende Betrachtungen der Abbildungen 8 bis 11 dem in­teressierten Leser vorbehalten bleiben. Nun wendet sich dieser Bericht den Briefwählern zu, die auch bei der Europawahl zunehmend an Bedeutung gewannen (siehe Tabelle 2). Ihr Anteil an den gültigen Stimmen betrug am 17. Juni 20,1 %. Zum Vergleich, bei den vergangenen Kommunalwahlen vor einem Vierteljahr lautete die entsprechende Vergleichszahl 14,5 % . Diese Differenz beruht jedoch nicht so sehr auf einer Zunahme der absoluten Briefwahlstimmen, sondern hat seine Ursache eher in der geringen Wahl­beteiligung der Urnenwähler. Besonders hoch lag der Briefwähleranteil in Obermenzing, wo 28,8 % der Wähler oder 13,9 % der Wahlberechtigten ihre Stimme per Wahlschein abgaben. Hohe Anteile errechnen sich auch in der Altstadt, in der Ludwigsvorstadt und im Lehel, wo jeweils zumindest jede vierte Stimme eine Briefwahlstimme war. Relativ niedrig dagegen war dieses Verhältnis in den Stadtbezirken· Aubing, Feldmoching-Hasenbergl, Ramersdorf-Perlach und Allach-Untermenzing. Hier kamen auf einen Briefwähler mehr als sechs Urnenwähler. Wie schon bei den vergangenen Wahlen lagen die CSU-Anteile in fast allen Briefwahlbezirken deutlich über dem CSU-Gesamtergebnis. Die einzige Ausnahme war Obergiesing, wo nur 41,5 % der Stimmen auf die CSU entfielen. In genau der Hälfte der Stadtbezirke stimmten mehr als die Hälfte der Briefwähler für die CSU. In der Altstadt errechnet sich sogar ein Anteil von 65,2 %.

Von den Briefwählern profitierten im allgemeinen auch alle übrigen Parteien mit Ausnahme der SPD. Der Briefwahlstimmenanteil der FDP z. B. liegt um 0,5 Prozentpunkte oder 9,6 % über ihrem Gesamtergebnis. Auch die Grünen unterscheiden sich um + 0,2 Prozentpunkte von ihrem Endergebnis. Vorteile hatten aber auch die kleineren Parteien durch die Briefwahlstimmen.

Die SPD dagegen verschlechterte sich hier deutlich. Nur 28 % der Briefwähler votierten fUr sie. Über die 35 % -Marke, ihrem Gesamtergebnis, kamen sie nur in ihren Hochburgen Obergiesing, Feldmoching-Hasenbergl und Sendling. In den CSU-orientierten Stadtbezirken Altstadt, Lud­wigsvorstadt, Solln und Obermenzing votierte nicht einmaljeder fünfte für die Sozialdemokraten.

Zugleich mit der Europawahl fand in Bayern am 17. Juni ein Volksentscheid zur Änderung der Ver­fassung Bayerns statt. Insbesondere der Artikel 141 mit der folgenden Fassung sollte eingefügt werden:

,,(1) Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen ist, auch eingedenk der Verantwortung für die kommenden Generationen der besonderen Fürsorge jedes einzelnen und der staatlichen Gemeinschaft anvertraut. Mit Naturgütern ist schonend und sparsam umzugehen .....

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Briefwahlergebnis der Europawahl in München am 17. Juni 1984

Tabelle 2

Briefwähler Von den gültigen Briefwähler-

Gült. je 100 stimmen entfielen in % auf Brief-

Stadtbezirk wähler Stim- Wahl-men Wähler perech- CSU SPD FDP Grüne Son-

tigte stige

1 Altstadt · ............ 610 607 27.7 11.8 65.2 16.6 3.6 9.6 5.0 5 Maxvorstadt-Universität .... 679 676 23.0 10.3 51.5 21.3 7.7 15.2 4.3 6 Maxvorstadt-Königspl.-Marsf*) 798 783 20.4 8.6 50.9 25.5 3.7 13.1 6.8 7 Maxvorstadt-Josephsplatz .. 1044 1032 21.2 9.3 45.9 27.1 5.5 15.7 5.8 9 Ludwigsvorstadt ........ 529 525 26.2 10.6 58.5 16.9 6.1 12.2 6.3

10 Isarvorstadt-Schlachthofviertel 505 500 19.1 7.6 48.6 27.2 5.6 12.4 6.2 11 Isarvorstadt-Glockenbachviertel 965 962 21.9 9.4 53.8 22.5 4.1 14.2 5.4 12 Isarvorstadt-Deutsches Museum 344 341 18.0 7.2 45.4 25.8 4.1 16.7 8.0 13 Lehel · ... · . · . 1004 996 26.6 12.9 55.2 20.0 5.0 12.9 6.9 14 Haidhausen . · . · . 1604 1584 20.1 8.4 46.2 30.3 4.1 13.3 6.1 16 Au ...... · . 1111 1104 19.7 8.4 48.5 27.2 3.8 14.7 5.8 17 Obergiesing . · . 2372 2353 19.2 8.1 41.5 41.1 2.9 9.2 5.3 18 U ntergiesing-Harlaching 3409 3362 21.8 10.1 54.0 23.8 6.9 9.5 5.8 19 SendJing ......... 1911 1897 20.3 8.7 43.5 36.9 4.3 10.5 4.8 20 Schwanthalerhöhe · .. 933 926 18.3 7.2 47.6 31.5 3.3 10.7 6.9 21 Neuhausen-Oberwiesenfeld 1356 1349 20.3 9.2 44.8 30.6 4.6 13.2 6.8 22 Schwabing-Freimann . . . . 3337 3320 23.1 10.6 48.1 27.0 7.9 11.7 5.3 23 Neuhausen-Nymphenburg . 3263 3234 23.0 10.8 54.4 22.9 6.7 11.0 5.0 24 Tha1k.-O'sendl.-Forstenr.-Fürstenr. 3610 3580 19.4 9.1 48.7 28.8 5.6 10.3 6.6 25 Laim · ....... 3267 3223 19.6 8.8 48.5 32.6 4.5 8.9 5.5 26 Schwabing-West ... 2228 2212 24.9 10.8 44.4 27.6 5.8 16.1 6.1 27 Milbertshofen-Hart . . 4780 4741 19.8 8.3 45.8 31.6 5.4 11.3 5.9 28 Neuhausen-Moosach . 3480 3451 17.5 7.7 46.0 31.8 5.1 11.0 6.1 29 Bogenhausen .... 4942 4913 24.3 11.2 54.0 22.9 8.6 9.8 4.7 30 Ramersdorf-Perlach . 4088 4053 16.5 6.8 48.3 31.6 4.8 9.1 6.2 31 Berg am Laim. . . . 1902 1884 18.8 7.7 53.5 30.0 3.6 9.0 3.9 32 TIudering ...... 2109 2092 19.4 8.6 55.4 22.3 7.2 10.1 5.0 33 Feldmoching-Hasenbergl . 2159 2146 15.2 6.0 46.0 36.7 3.2 9.2 4.9 34 Waldfriedhofviertel 2721 2688 18.6 8.5 49.2 29.5 5.4 9.6 6.3 35 Pasing .... 2484 2473 19.5 9.3 51.9 26.2 6.4 9.8 5.7 36 So11n · ...... 2056 2044 28.6 13.9 56.1 19.5 9.1 10.6 4.7 37 Obermenzing ... 1801 1788 24.0 12.4 58.2 17.1 9.2 10.2 5.3 38 Allach-Untermenzing. · . 1282 1270 16.5 7.6 54.4 25.1 6.4 8.3 5.8 39 Aubing · ....... 1313 1305 15.1 6.3 46.8 31.5 4.2 10.7 6.8 40 Lochhausen-Langwied 284 281 17.1 7.5 50.9 27.4 7.1 8.5 6.1 41 Hadern · ..... · . 2588 2571 18.9 8.8 50.0 28.9 5.4 9.8 5.9

München zusammen . · ...... 72 868 72266 20.1 8.9 49.8 28.0 5.7 10.8 5.7

*) Mit Wirkung vom I. 10. 1983 wurden die früheren Stadtbezirke 6 und 8 zusammengelegt.

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(2) Staat, Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts haben die Aufgabe,

die Denkmäler der Kunst, Geschichte und der Natur sowie die Landschaft zu schützen und zu pflegen, herabgewürdigte Denkmäler der Kunst und der Geschichte möglichst ihrer frühe­ren Bestimmung wieder zuzufünren, die Abwanderung deutschen Kunstbesitzes ins Ausland zu verhüten.

(3) Der Genuß der Naturschönheiten und die Erholung in der freien Natur, insbesondere das Betreten von Wald und Bergweide, das Befahren der Gewässer ... ist jedermann gestattet ..... "

In der Hauptsache hatten nur die Grünen zu einer Ablehnung dieses Gesetzes aufgerufen, um damit diese Maßnahme als völlig unzureichend ftir den Umweltschutz abzuqualifizieren. An die­sem Boykott-Aufruf beteiligten sich jedoch nicht alle ihre Anhänger. In der Landeshauptstadt waren 95,1 % der gültig abgegebenen Stimmen für diesen Gesetzesentwurf. 1187l allerdings waren ungültig, das sind 3,3 %. Sie müssen wohl ebenfalls als Proteststimmen eingestuft werden, da bei einer Alternative kaum ein formaler Abstimmfehler möglich war. Zusammen mit den Nein-Stimmen wurden demnach 29 035 Stimmzettel gezählt, die sich dem Aufruf zur Änderung der Verfassung des Freistaates Bayern nicht anschlossen. Das sind 8,1 % der abgegebenen Stim­men. Die Beteiligung am Volksentscheid lag um 0,1 Prozentpunkte unter der Beteiligungsquote an der Europawahl. Auch diese Nichtwähler sind wohl dem Volksentscheid negativ gegenüberge­standen.

Dip/. -Math. Herbert Grosser

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