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© Alle Rechte bei Verlag Europa-Lehrmittel, Düsselberger Straße 23, 42781 Haan-Gruiten. Urheberrechtlich geschützt. Die EZB kauft Staatsanleihen Die negative Schuldenpolitik einzel- ner Euro-Staaten in den vergange- nen Jahren und die darauf folgende Sparpolitik hat dazu geführt, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung in einigen südeuropäischen Staaten, aber auch in Frankreich nicht oder sehr gering entwickelte. Die Arbeits- losenquote beträgt in Griechenland 25 Prozent, in Spanien 23 Prozent, in der gesamten Eurozone 11 Pro- zent, in Deutschland nur 5 Prozent. Dramatisch ist die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in einzelnen südeuropäischen Ländern. Ver- schiedene Wirtschaftsexperten be- gründen den fehlenden Aufschwung dieser Staaten auch in den ausblei- benden Wirtschaftsreformen. Insbe- sondere der starre Kündigungs- schutz wird oft als Erklärung für die fehlenden Dynamik in der Wirtschaft herangezogen. Die Inflation in Höhe von 0,2 Prozent in den Eurostaaten ist sehr niedrig. In einzelnen Staaten liegt die Preisentwicklung bereits unter der Nullprozentmarke. Die niedrige Inflationsrate ist zum Teil durch den Verfall des Ölpreises zu erklären. Die EZB strebt eine Inflationsrate in Höhe von 2 Prozent an. Sie will auf jeden Fall eine Deflation mit ihren sehr negativen Folgen vermeiden. Aus diesem Grund und um die Schuldner- länder wie Griechenland zu entlasten hat die EZB in den vergangenen Jahren den Leitzins extrem gesenkt. Quantitative Lockerung (quantitative easing) Nun hat die EZB eine weitere weit- reichende geldpolitische Maßnahme angekündigt, um die niedrige Inflati- on in der Eurozone zu bekämpfen. Nach den Worten von Präsident Mario Draghi kauft die EZB bis Ende September 2016 monatlich für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere aus den Euro- Ländern auf. Im März soll damit be- gonnen werden. Die Wertpapierkäu- fe sollen gemäß den Anteilen der Staaten an der EZB erfolgen. Das Instrument der "Quantitativen Lo- ckerung" wurde bereits von anderen

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Die EZB kauft Staatsanleihen

Die negative Schuldenpolitik einzel-ner Euro-Staaten in den vergange-nen Jahren und die darauf folgende Sparpolitik hat dazu geführt, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung in einigen südeuropäischen Staaten, aber auch in Frankreich nicht oder sehr gering entwickelte. Die Arbeits-losenquote beträgt in Griechenland 25 Prozent, in Spanien 23 Prozent, in der gesamten Eurozone 11 Pro-zent, in Deutschland nur 5 Prozent. Dramatisch ist die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in einzelnen südeuropäischen Ländern. Ver-schiedene Wirtschaftsexperten be-gründen den fehlenden Aufschwung dieser Staaten auch in den ausblei-benden Wirtschaftsreformen. Insbe-sondere der starre Kündigungs-schutz wird oft als Erklärung für die fehlenden Dynamik in der Wirtschaft herangezogen. Die Inflation in Höhe von 0,2 Prozent in den Eurostaaten ist sehr niedrig. In einzelnen Staaten liegt die Preisentwicklung bereits unter der Nullprozentmarke. Die niedrige Inflationsrate ist zum Teil durch den Verfall des Ölpreises zu erklären. Die EZB strebt eine Inflationsrate in Höhe von 2 Prozent an. Sie will auf jeden Fall eine Deflation mit ihren sehr negativen Folgen vermeiden. Aus diesem Grund und um die Schuldner-länder wie Griechenland zu entlasten hat die EZB in den vergangenen Jahren den Leitzins extrem gesenkt. Quantitative Lockerung (quantitative easing)

Nun hat die EZB eine weitere weit-reichende geldpolitische Maßnahme angekündigt, um die niedrige Inflati-on in der Eurozone zu bekämpfen. Nach den Worten von Präsident Mario Draghi kauft die EZB bis Ende September 2016 monatlich für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere aus den Euro-Ländern auf. Im März soll damit be-gonnen werden. Die Wertpapierkäu-fe sollen gemäß den Anteilen der Staaten an der EZB erfolgen. Das Instrument der "Quantitativen Lo-ckerung" wurde bereits von anderen

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Notenbanken wie z. B. von der amerikanischen Notenbank Fed1 und der Bank of England erfolgreich angewendet. Keinen Erfolg hatte die japanische Notenbank mit dem quantitive easing. Die EZB wird nicht allein am Markt auftreten, sondern die na-tionalen Notenbanken beauftragen, Staatsanleihen zu kaufen. Auf diese Weise soll jedes Mitgliedsland einen Teil des Risikos tragen. Lediglich das Risiko für ein Fünftel der Aufkäufe soll unter den Mitgliedsländern geteilt werden.

Der massenhafte Kauf von Staatsanleihen ist aber auch unter Notenbankern umstritten. Kritiker betonen, das Zinsniveau im Euroraum mit einem Leitzins von 0,05 Prozent sei bereits extrem niedrig, was insbe-sondere die Sparer und die Lebensversicherungen belaste. Eine Altersvorsorge angesichts derart niedri-ger Zinsen sei sehr schwierig. Des Weiteren wird be-fürchtet, dass die EZB die Reformbemühungen in Krisenländern bremst, wenn sie den Staaten in gro-ßem Stil Schuldscheine abkauft. Der Kurs des Euros sinkt aktuell kontinuierlich.

1. Welchem Ziel ist die EZB durch den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemein-schaft verpflichtet? (Buch, S. 380)

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2. Wann liegt nach den Regeln des Stabilitätsgesetzes in Deutschland Preisniveaustabilität vor?

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3. Warum ist die Deflation gefährlicher als die Inflation?

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4. Welche Bedeutung hat der Leitzins? (Buch, S. 380)

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5. Welchem Instrument der EZB entspricht die "Quantitative Lockerung"? (Buch, S. 359)

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1 Damit ist das Zentralbank-System der Vereinigten Staaten gemeint, das allgemein auch US-Notenbank genannt wird.

Der Präsident der EZB heißt ................................................

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6. Warum führt das Instrument "Quantitative Lockerung" zum Kursverfall des Euros?

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7. a) Wo lag der historische Tiefstand des Euro? (Buch, S. 361)

7. b) Wie hoch ist der Außenwert des Euros aktuell?

7. c) Wie wirkt sich die Abwertung des Euros auf den Außenhandel aus?

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8. Wie kann sich ein schwacher Euro auf die Wirtschaft auswirken?

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9. Worin können Gefahren der "Quantitativen Lockerung" liegen?

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10. Worin könnte ein Zusammenhang zwischen einem starrem Kündigungsschutz und hoher Jugendarbeitslosigkeit liegen?

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Lösungsvorschläge:

1. Das vorrangige Ziel der EZB ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten.

2. Als stabil bezeichnet man eine Preissteigerung von maximal 2 Prozent.

3. Aufgrund des Preisverfalls warten die Unternehmer und Verbraucher mit ihren Investitio-nen und ihrem Konsum ab, weil sie rechnen, dass die Preise noch weiter sinken werden. Viele Unternehmen kommen dadurch in Schwierigkeiten, weil sie ihre Produkte nicht mehr verkaufen können. Die Unternehmen werden Arbeitskräfte entlassen. Es droht als Folge eine Massenarbeitslosigkeit.

4. Der Leitzins ist der Zinssatz, den die Banken bei einer Kreditaufnahme bei der EZB be-zahlen müssen. Ist er gering, können die Banken wiederum an Unternehmen und Konsu-menten günstig Kredite vergeben. Die Bereitschaft zur Investition und zum Konsum kann damit gesteigert werden.

5. Die "Quantitative Lockerung" entspricht der Offenmarktpolitik.

6. Mit dem Instrument der "Quantitativen Lockerung" wird der Kapitalmarkt mit viel Liquidität versorgt. Es besteht ein hohes Angebot an Euros. Da die Nachfrage nicht im gleichen Um-fang vorliegt, fällt der Preis, also der Kurs für den Euro.

7. a) Der Tiefstand des Euro lag im Jahr 2 000 bei 83,05.

7. b) Die Schüler recherchieren mit ihrem Smartphone.

7. c) Mit einer Abwertung bekommt man für den Euro weniger ausländisches Geld. Eine Ab-wertung des Euros verbilligt die Exporte und verteuert Importe.

8. Ein schwacher Euro begünstigt insbesondere exportorientierte Unternehmen und export-orientierte Wirtschaftszweige, weil der Preis ihrer Waren im Ausland fällt. Damit steigt die Nachfrage nach diesen Gütern, es wird mehr produziert und evtl. werden Arbeitsplätze ge-schaffen. Allerdings verteuert sich die Beschaffung von Importgütern.

9. Die "Quantitative Lockerung" führt dazu, dass der Reformdruck auf (ehemalige) Schulden-staaten entfällt. Weiterhin besteht langfristig die Gefahr einer Inflation. Dem hohen Angebot an Geld stehen nicht genügend Güter gegenüber. Damit steigt der Preis. Darüber hinaus kann der sehr geringe Zins die Unternehmen zu Investitionen veranlassen, die keine Absatz-chancen ergeben. Privatpersonen verschulden sich in hohem Ausmaß, weil nur ein sehr ge-ringer Zins für Darlehen gezahlt werden muss. Es bilden sich so genannte Blasen, z. B. auf dem Immobilienmarkt.

10. Jugendliche treten nach ihrer Schule und Ausbildung auf den Arbeitsmarkt. Die Unter-nehmen zögern jedoch aufgrund des starren Kündigungsschutzes mit einer Einstellung. Ein starrer Kündigungsschutz ist besonders günstig für Personen mit einem Arbeitsplatz. Sie können nur unter erschwerten Bedingungen entlassen werden.

"Demokratie gestalten" liegt als aktualisierte achte Auflage vor. Sie wurde am 24.07.2014 mit der Nummer 165/04-B amtlich zugelassen.