Die Freundin über Yoga in Martinhal 04/2014

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184 => XX/2014 REISE Ommm… Bei diesem Ausblick kommt die Entspannung (fast) von allein Text: Yvonne Adamek; Hotels: Ellen Warstat; Redaktion: Edith Einhart Sonne, Sand und Lotussitz Alle Welt macht Yoga - da muss was dran sein, dachte sich freundin-Autorin Yvonne Adamek und buchte einen Yoga-Urlaub in Portugal. Ein ziemlich entspannter Erfahrungsbericht Plus: ganz besondere Retreats für Einsteiger und Profis

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Sonne, Sand und Lotussitz Artikel der Freundin über einen Yoga Aufenthalt im Martinhal Beach Resort & Hotel

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Page 1: Die Freundin über Yoga in Martinhal 04/2014

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REISE

Ommm… Bei diesem Ausblick

kommt die Entspannung (fast)

von allein

Text: Yvonne Adamek; Hotels: Ellen Warstat; Redaktion: Edith Einhart

Sonne, Sand und LotussitzAlle Welt macht Yoga - da muss was dran sein, dachte sich

freundin-Autorin Yvonne Adamek und buchte einen Yoga-Urlaub in Portugal. Ein ziemlich entspannter Erfahrungsbericht

Plus: ganz besondere Retreats für Einsteiger und Profis

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Kein schlechter Platz für den Sonnengruß: der Traumstrand Praia do

Carvoeiro an der Algarve

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Die Augen geschlossen, den Rücken so gerade, wie es nur irgendwie möglich ist, sitze ich da, eine Hand auf dem Bauch, und versuche, mich in

meine Atmung „hineinzufühlen“. Ein klarer Auftrag von Yogalehrerin Jana. Es gibt nur ein Problem: Ich höre nichts außer den Atemgeräuschen meines Matten-nachbarn Peter. Einatmen: „Hieeeeeeee!“ Ausatmen: „,Hüüüüüü, Pfrrrr!“. Was sich anhört wie ein ungeöltes Garagentor, erinnert mich schwer an die Atemübungen in meinem Geburtsvorbereitungskurs. Ich werfe Peter einen bösen Blick zu. Ohne Erfolg. Er ist ganz in sich versunken. Im Gegensatz zu mir hat er seinen Rhythmus wohl schon gefunden.

Bislang war ich nicht wirklich ein großer Yoga-Fan. Dynamische Sportarten wie Boxen oder Joggen waren eher mein Ding. Doch seit ein paar Monaten zwickt es im Knie und ziept im Rücken. Außerdem bin ich in etwa so beweglich wie eine Eisenstange. Das würde ich gern ändern. Und weil Yoga auch noch die Tiefenmuskulatur trainieren und sogar die Abwehrkräfte stärken soll, will ich

dem Ganzen eine Chance zu geben. „Am besten machst Du gleich eine ganze Woche“, riet mir eine Yoga-erfahrene Freundin: „So kommst du besser rein und bleibst dran.“ So viel Yoga am Stück? Dann aber bitte mit viel Sonne! Darum bin ich nun hier, im portugiesischen Städtchen Sagres. An der Algarve ist es schon längst sommerlich, wenn es in Deutschland noch unangenehm kühl ist. Außerdem kann man in dem Beach Resort, das ich mir ausgesucht habe, täglich zwischen verschiedenen Kursen wählen. Und das Beste: Hier kennt mich keiner! Ich kann mich also maximal ungehemmt verrenken (und dabei schön blamieren). Einmal Relaxmodus, bitte! Leider gibt Peter immer noch keine Ruhe. Ich rutsche ein bisschen auf meiner Matte hin und her, schließe ein weiteres Mal die Augen und versuche mich ganz auf die sanfte

REISE

1 Tausche Strandmatte gegen Yogamatte: freundin-Autorin Yvonne Adamek genießt das Meeresrauschen. 2 Beim Einzelunterricht mit Lehrerin Jana liegt der Fokus auf der richtigen Haltung. 3 Bereits nach drei Tagen fühlt sich die Autorin gelenkiger und hat mehr Energie. 4 Die Teilnehmer im Gruppenkurs konzent-rieren sich auf die Atmung

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Stimme von Jana zu konzentrieren. Unsere Lehrerin kommt eigentlich aus Deutschland, reist aber seit ein paar Jahren um die Welt, um Menschen wie mir Yoga näher zu bringen. Sie weiß genau, wie schwer es Anfänger oft haben, sich wirklich einzulas-sen. „Viele haben ein ganz falsches Bild von Yoga“, erzählt sie mir nach der Stunde. „Sie kommen zu mir und wollen einen schönen Körper. Dabei vergessen sie völlig, dass sie erst mit ihrem Inneren anfangen müssen, bevor sie ihr Äußeres verändern können.“ Bei Jana gibt es keine einschüchternde Profi-Atti-tude. Sie erklärt viel, korrigiert, wenn es nötig ist und geht auf das Level ihrer Schüler ein. „Fordern ohne zu überfordern“, lautet ihr Motto. Als ich kurz nach der Atmung mit ausgestreckten Armen in einer Art Dreieck stehe und meine Beine unter der Anstrengung zu zittern beginnen, bin ich nicht mehr sicher, ob ich mich nicht doch etwas überfordere. Mit hochrotem Kopf schaue ich suchend nach links und rechts. Wie machen das eigentlich die anderen? Peter ist immer noch ganz bei sich. Natürlich. Allerdings kämpft neben ihm eine Frau in grauer Jogginghose ähnlich verzweifelt wie ich mit ihrem Gleichgewicht. Als sich unsere Blicke treffen, nicken wir uns kurz zu. Unter Leidensgenossen wird man sich schnell sympathisch. Das beruhigt. Von Minute zu Minute frage ich mich weniger, wie ich wohl gerade aussehe, und fühle mich

sicherer. Als ich leicht verzweifelt versuche, meine Stirn im Sitzen auf meine gestreckten Beine zu bringen, lächelt mich sogar Peter ermutigend an. Wahrscheinlich muss ich meine Meinung zu ihm nochmal überdenken.

Das Leben abseits der Matte Aber erst einmal nehme ich mir eine kleine Auszeit – von Peter und vom Yoga. Zum Glück stehen in meinem Retreat immer wieder Wanderungen und Fahrradtouren auf dem Programm. Ich entscheide mich für eine dreistündige Entdeckungstour entlang der schroffen Steilküste von Sagres. Drei Stunden fahren wir über Schleichwege vorbei an weißgetüchten Wohnhäusern mit bröckeligen Fassaden, schlafenden Katzen und bellenden Hunden bis hin zum Leuchturm, dem Wahrzeichen des kleinen Städtchens im Süden Portugals, das auch bei Surfern sehr beliebt ist. Irgendwann gab es hier die „letzte Currywurst vor Amerika“. Heute stehen vor dem Touristenpunkt nur ein paar Verkaufs-stände mit Pullovern, Ansichtskarten und Kaffee. Sagres ist bestimmt keine Schönheit, aber irgendwie sehr ehrlich. Ich bestelle mir ein Bier (sehr gutes Anti-Ommm!) und setze mich an die Klippen mit Blick aufs Meer. Und langsam, ganz langsam, komme ich an. In den folgenden Tagen gelingt mir das Los-

Yoga an der Algarvefreundin-Autorin Yvonne Adamek buchte einen Yogakurs im „Marthinhal Beach Resort“ in Sagres an der Algarve in Portugal. Kosten (in der Nebensai-son): ab 88 Euro pro Person und Nacht inklusive Halbpension. Zweimal täglich Yoga- und Pilates- Angebote, dazu Fahrrad-und Wandertouren. Infos: martinhal.com

1 Blick aus einem der Fenster des „Martinhal Beach Resort“ 2 Mit

dem Rad kann man super die Gegend erkunden 3 Die gesamte

Martinhal-Anlage ist wunderschön in die Natur integriert

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Nach einer Woche mit zwei Yoga-Einhei-ten pro Tag muss ich nicht nur meine Mei-nung über Peter ändern. Bislang hielt ich es für leeres Gerede, jetzt spüre ich es langsam auch: Yoga ändert das Leben. Obwohl ich eigentlich ein Morgenmuffel bin, stehe ich plötzlich freiwillig um sechs Uhr auf, um bloß die erste Yogastunde des Tages nicht zu verpassen und im wahrsten Sinne des Wortes die Sonne zu begrüßen. Nach nur drei Tagen berühren meine Handflächen fast mühelos den Boden und meine Muskeln prickeln an Stellen, von deren Existenz ich bisher über-haupt nichts geahnt hatte. Jetzt kann ich viel besser verstehen, warum es allein in Deutsch-land 2,5 Millionen Menschen regelmäßig auf die Matte zieht. Und warum Promis wie Madonna oder Daniel Craig schon seit Langem auf Krieger & Co. schwören, um ihren Body zu perfektionieren. Streng genommen geht es beim Yoga natürlich nicht nur um die Übungen, sondern auch um vegetarische Ernährung, die Suche nach Erleuchtung und regelmäßige Meditation. Dazu kann ich nur sagen: Auch wenn das „Ommm“ mir mit jedem Tag leichter von den Lippen kommt, meine Erleuchtung habe ich hier mit Sicherheit nicht gefunden. Wahr-scheinlich nicht einmal ein Teelicht im großen Tunnel der Erkenntnis. Aber – oh yogisches Wunder – die Rückenschmerzen, die sind ganz einfach weg.

freundin-Autorin Yvonne Adamek beginnt seit ihrem Portugal-Urlaub wirklich jeden

Tag mit dem Sonnengruß.

REISE

››YOGA-REISEN FÜR EINSTEIGER UND PROFIS:

BITTE UMBLATTERN

1. Sich bei Profis informierenErkundigen Sie sich am besten bei erfahrenen Yogis und Yoginis nach ihren Erfahrungen und nach guten Lehrern. Viele Infos bietet auch die Facebook-Gruppe „European Yogi Nomads“. Hier informieren sich Yoga-Fans regelmäßig über News und gute Reiseziele. Weitere Portale für Beginner: yoga-infos.de und yogarela-tions.com. Viele Fragen rund um Yoga beantwortet amüsant das Buch: „Yoga für Dummies“ von G. Feuer-stein, 12 Euro, Wiley-Verlag

2. Auf erfahrene Anbieter setzen Anfänger wie Fortgeschritte-ne finden geeignete Reisen etwa bei yoga-und-reisen.de, beim Veranstalter neuewege.com (Nah-und Fernziele) oder lotus-travel.com (Reise-Schwerpunkte Thailand, Bali und Indien).

3. Kombinations-Möglichkeiten prüfen Sie mögen die Yoga-Kurse in Ihrem Fitness-Studio und finden Cluburlaub prima? Dann erkundigen Sie sich nach dem Yoga-Angebot von großen Club-Ketten wie zum Beispiel Robinson (robinson.

com): Der Club „Sarigerme Park“ in der Türkei etwa bietet neben Yoga z.B. auch Wassersport-Aktivitäten, Radfahren und Tennis.Aber auch bei anderen Veranstaltern gibt es spezielle Kombi-Angebote, die sich dafür eignen, um ins Yoga hineinzuschnuppern und gleichzeitig andere Sportarten kennenzulernen oder Kultur zu erleben. Etwa Segeln und Yoga (yogacruise.net) oder Kulturreisen und Yoga (über neuewege.com)

5. Auf individuelle Betreuung achten Dass Yoga wirkt, ist unum-stritten. Ganz wichtig allerdings: gut ausgebildete Lehrer, die Fehlhaltungen korrigieren und professionelle Hilfestellung geben. Achten Sie darauf, ob zum Programm auch eine Einzelstunde gehört. In dieser Zeit können Sie allein mit dem Lehrer jede Übung im Detail durchgehen. 6. Sich inspirieren lassen Eine besonders schöne Möglichkeit, sich einzustim-men: der stimmungsvolle Bildband „Great Yoga Retreats“. Tolle Yoga-Hotels in aller Welt. Taschen-Verlag, 320 Seiten, ca. 30 Euro

Wie finde ich die richtigeREISE?

Sieht entspannt aus? Ist es auch!

Autorin Yvonne Adamek beim Yoga am Meer

Gerade für Einsteiger ist das große Angebot oft verwirrend. Diese Tipps helfen Ihnen dabei, einen Yoga-

Urlaub zu finden, der genau zu Ihnen passt

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