Die Funktion der Flügeldecken der Käfer

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]left 28. ] 10. 7. 1914J wird. Die Auswertung des Druckes geschieht naeh jedem Versuch yon neuem, d~ sich die Elastizit~ts- verh~ltnisse des Gummffadens mit der Zeit ~ndern. Die Werte, die Basler an der Fingerbeere erh~it, sind etwa eben so hoch, wie die, die er mit dem ,,Ochro- meter" bekam, d. h. sie betragen 90--120 mm Wasser oder 6,6--8,8 mm Quecksiiber. Bis zu diesem Weft sinkt also der Blutdruck, der in der Aorta der Menschen etwa 180 mm Quecksilber betragt, ab, auf dem Wege yon der Aorta zu der Kapillaren der :[][and, wenn diese etwas tiefer gehalten wird, als das tIerz liegt. In den unteren Extremit~tea ist tier Kapillardruck nattirlich wesentlich hSher, betr~gt doch beim aufrecht stehen- den Menschen im FuB selbst in den Venen der Druck noch fiber 1200 mm V~rasser, d. h. 88 mm Quecksilber. P. Die Funktion der FlfigeRlecken tier K~ifer. In einer grSBeren anatomisehen Studie tiber den Flugapp~rat der Blatthornk~fer hat Ntellwag (Z. f. wiss. Zool. Bd. 108~ 1914, S. 359--429) eine l~eihe yon ]3eobach- tungen und Versuchen angestellt, die geeignet sind, uns eine Vorstellung fiber die fiugtechnische Bedeutung der starren Flfigeldecken (Elytren) der K~fer zu geben. Vor allem konnte die Ansicht widerlegt werden, daft diese Fl~chen als TragfI~chen (Drachenfl~t~hen) in Be- tracht kommen. Sehon die durch photographische Aufn~hmen gesicherte Beobachtung, dab die Kii~fer (es wurden haupts~chlich Versuche am 5{aikS.fer gemach~) beim Auffluge yon einer horizontalen Fl~che die Flug- richtung vertikal aufwarts oder sogar schr~g hack ri'wtcw~rts und aufw~rts bevorzugen, schliegt ftir alas Auffliegen eine tragende Funktiou der Flfigeldecken aus. Weitgehende (stets symmetrisch ausgeffihrte) Verstfimmelungen der Elytren machen die K~fer nicht unf~hig zum Fliegen, ja nach ihrer vSlligen Entfernung wurde normaler Flug beobachtet, doeh sind solche Tiere nur noch imstande langsam zu fliegen, wobei der Kgrper mit seiner L~ngsachse fas t senkrecht steht. Norma]e K~fer kSnnen anfter dieser Flughaltung noch eine andere einnehmen, b ei der .die Fluggeschwindig- keit weser/tlich grSger ist und die L~tngsachse des KSr- pers horizontal steht. Da nach Entfernung der Elytren die F~ihigkeit ver- Ioren geht, die horizontale K5rperhaltung einzunehmen, so vermutet Stellwag, dab der Luftwiderstand der FI/igeIdecken bei raschem Fluge die D~-ehung des K6r- pers in die horizontale Lage bewirkt, wodurch der Gesamtwiderstand verringert wird. Er fagt die Elytren als 2tabilisierungsfliichen auf. Ein Versuch erl~utert die Theorie: Wenn man einem in der Flugstellung praparierten K~fer eine Nadel durch die Flfigelwur- zeln quer durch den Kgrper stSgt, so h~ngt er an die- ser Achse zun~chst vertikal. Erzeugt man nun einen Luftstrom yon zunehmender St~rke, so dreht er sich in die horizontMe Lage. P. Natursehutz ~nd Miiekenbekgmpfung. AIs wirk- sames Mittel der Mfickenbek~mpfung wird die Vernich- tung der im Wasser lebenden Mtickenlarven angewandt, die durch ~berschichten tier kleinen stehenden Ge- wasser, die die Larven beherbergen, mit Petroleum oder Saprol erreichb~r ist. Der II. Deutsche Vogelschutz- tag in StuttFart (MM 1911) hat in sehr scharfer Weise gegen dlese Art der lV[ficke~bek~mpfung Stellung ge- nommen, mit der Begriindung, dab nicht nur die ge- samte niedere Fauna und die Unterwasserflora der behandelten Gew~isser vernichtet und den Amphibien die LMchpl~tze entzogen wfirden, sondern dug auch S~ugetiere und VSgel, die nur ihre Zunge mlt dem Kleine Mitteilung'em 699 Wasser benetzten, in kurzer Zeit unter schweren Qualen zugrunde gingen. Diesen Behauptungen gegenfiber weist nun Sehu- berg (Arbeiten a~o.s dem Kaiserlichen Gcsnndheitscmte Bd. 47, 1914, S. 2.52--290) experimentell nach, dab die ~berschichtung yon Gew~ssern mit Petroleum nur ftir luftatmende Wasserbewohner t6dlich wirkt, und auch ftir diese nur, wenn ihre AtemSffnungen so eng sind, dab sie durch das Petroleum verstopft werden, was auBer bei den Mfickenlarven z. B. noch ffir Wasser- wanzen zutrifft. Das Saprol ~bt in der Tat st~rkere Giftwirkungen aus, so dab es zu vermeiden ist, wenn die Fauna eines Mfickenbrutplatzes aus irgendwelchen Gr~inden, z. B. aus solchen des Naturschutzes, geschont werden soll. Was ~ber die Sehadigung von VSgeln anbelangt, so konnte 2chuberg eine solche bei Enten, Htihnera, AmseIn, Goldammern and Sperlingen, denen I~ngere Zeit hindurch nur Wasser geboten wurde, das mit Saprol (in der tibtichen oder sogar der doppelten iib- lichen Menge) fiberschichtet war, nicht nachweisen. Die VSgel tranken das Wasser und blieben gesund. Die Beobachtungen wurden zum Tell 31 Tage lung aus- gedehnt. Ftir S~tugetiere ist gleichfalls im Gesund- heitsamt (durch Rost) der Nachweis der Unsch~dlich- keit von Petroleum and Saprol in Mengen, wie Sie hSchstens in Betracht kommen kSnnen, erbracht worden. Auf Grund dieser experimentellen Erfahrungen weist ~ehuberg die Beittrchtungen des Vogelschutz- rages, die in Form apodiktischer Behauptungen formu- liert waren, als unbegr~indet zurfick. Es liegt bei der sachgem~fleu Anwendung des Petroleum- und SaproI- verfahrens kein Grund zur Besorgnis vom Standpunkte des Naturschutzes vor. P. Trotzdem ein Zusammenhang der ErnteertNige mit den Witterungsverh~iltnissen selbstverst~ndlich ist , ist es noch nicht gehngen, deaselben ziffernm~ftig fes~- zulegen. Das Wachstum und Reifen der Feldfrfichte verteilen sich fiber einen l~ugeren Zeitraum, so dab eine groBe 1V[annigfaltigkeit yon Kombinationen der einzelnen meteorolQgischen Elemente zu berficksichti- gen ist. Am deutIichsten ist noch tier Zusammenhaag mit den Niederschl~gen, well bier eindeutige Grenzen gegeben sind, die vollst~ndige Dtirre und die vollkom- men verregnete Vegetationsp~riode. In den Studies on Climate and Crops untersucht Arctowski den Zu- s~mmenhang des Kornertrages mit der Niederschlags- verteilung in den Vereinigten Staaten von Nordame- rika. (No. 4, Corn Crops in the United Staates, No. 5, On some climatic changes recorded in New York City. Amer. Geogr. Sot., Voh ~4, 1912, S. 745--760, Vol. 45, 1913, S. 117--131.) Aus den beigegebenen Karten geht hervor, daft die Ernte dort gute oder schlechte Ertr~ge aufweist, wo reichliche oder unbedentencle NiederschI~ge zur Verf~igung stehem Bei der gewaI- tigen Ausdehnung der Vereinigten Staaten ist es nicht zu verwu~dern, dab die gleichzeitigen Ernteertr~ge tier einzelnen G-ebiete recht versehieden ausfallen. Dabei zeigt sich ein Weiterwandern der fetten und mageren Jahre (ira allgemeinen yon Wes~ nach Ost), so dab Gebiete, welche in diesem Jahre einen schlechten Ernteertrag hatten, in einem der kommenden Jahre wieder gate Erfo]ge erzielen. Dieses Weiterwandern erfolgt mit der Verlagerung der Niederschlagszonen, die an die Wanderu~g der Depressionen erinnert, einer Erklgrung aber groBe Schwierigkeiten bereitet. Vor- erst steht nur die ausgleichende Gerechtigkeit des Mit-

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wird. Die Auswertung des Druckes gesch ieh t naeh jedem Versuch yon neuem, d~ sich die Elastizit~ts- verh~ltnisse des Gummffadens mit der Zeit ~ndern. Die Werte, die Basler an der Fingerbeere erh~it, sind etwa eben so hoch, wie die, die er mit dem ,,Ochro- meter" bekam, d. h. sie betragen 90--120 mm Wasser oder 6,6--8,8 mm Quecksiiber. Bis zu diesem Wef t s inkt also der Blutdruck, der in der Aorta der Menschen etwa 180 mm Quecksilber betragt, ab, auf dem Wege yon der Aorta zu der Kapillaren der :[][and, wenn diese etwas tiefer gehalten wird, als das tIerz liegt. In den unteren Extremit~tea ist tier Kapillardruck nattirlich wesentlich hSher, betr~gt doch beim aufrecht stehen- den Menschen im FuB selbst in den Venen der Druck noch fiber 1200 mm V~rasser, d. h. 88 mm Quecksilber.

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Die Funkt ion der FlfigeRlecken tier K~ifer. In einer grSBeren anatomisehen Studie tiber den Flugapp~rat der Blatthornk~fer hat Ntellwag (Z. f. wiss. Zool. Bd. 108~ 1914, S. 359--429) eine l~eihe yon ]3eobach- tungen und Versuchen angestellt, die geeignet sind, uns eine Vorstellung fiber die fiugtechnische Bedeutung der s tarren Flfigeldecken (Elytren) der K~fer zu geben. Vor allem konnte die Ansicht widerlegt werden, daft diese Fl~chen als TragfI~chen (Drachenfl~t~hen) in Be- t racht kommen. Sehon die durch photographische Aufn~hmen gesicherte Beobachtung, dab die Kii~fer (es wurden haupts~chlich Versuche am 5{aikS.fer gemach~) beim Auffluge yon einer horizontalen Fl~che die Flug- richtung vertikal aufwarts oder sogar schr~g hack ri'wtcw~rts und aufw~rts bevorzugen, schliegt ftir alas Auffliegen eine tragende Funktiou der Flfigeldecken aus. Weitgehende (stets symmetrisch ausgeffihrte) Verstfimmelungen der Elytren machen die K~fer nicht unf~hig zum Fliegen, ja nach ihrer vSlligen Entfernung wurde normaler Flug beobachtet, doeh sind solche Tiere nur noch imstande langsam zu fliegen, wobei der Kgrper mi t seiner L~ngsachse fas t senkrecht steht. Norma]e K~fer kSnnen anfter dieser Flughaltung noch eine andere einnehmen, b ei der .die Fluggeschwindig- keit weser/tlich grSger ist und die L~tngsachse des KSr- pers horizontal steht.

Da nach Entfernung der Elytren die F~ihigkeit ver- Ioren geht, die horizontale K5rperhaltung einzunehmen, so vermutet Stellwag, dab der Luftwiderstand der FI/igeIdecken bei raschem Fluge die D~-ehung des K6r- pers in die horizontale Lage bewirkt, wodurch der Gesamtwiderstand verr inger t wird. Er fagt die Elytren als 2tabilisierungsfliichen auf. Ein Versuch erl~utert die Theorie: Wenn man einem in der Flugstellung praparier ten K~fer eine Nadel durch die Flfigelwur- zeln quer durch den Kgrper stSgt, so h~ngt er an die- ser Achse zun~chst vertikal. Erzeugt man nun einen Luftstrom yon zunehmender St~rke, so dreht er sich in die horizontMe Lage. P.

Natursehutz ~nd Miiekenbekgmpfung. AIs wirk- sames Mittel der Mfickenbek~mpfung wird die Vernich- tung der im Wasser lebenden Mtickenlarven angewandt, die durch ~berschichten tier kleinen s t e h e n d e n Ge- wasser, die die Larven beherbergen, mit Petroleum oder Saprol erreichb~r ist. Der II. Deutsche Vogelschutz- tag in Stut tFar t (MM 1911) hat in sehr scharfer Weise gegen dlese Ar t der lV[ficke~bek~mpfung Stellung ge- nommen, mi t der Begriindung, dab nicht nur die ge- samte niedere Fauna und die Unterwasserflora der behandelten Gew~isser vernichtet und den Amphibien die LMchpl~tze entzogen wfirden, sondern dug auch S~ugetiere und VSgel, die nur ihre Zunge mlt dem

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Wasser benetzten, in kurzer Zeit unter schweren Qualen zugrunde gingen.

Diesen Behauptungen gegenfiber weist nun Sehu- berg (Arbeiten a~o.s dem Kaiserlichen Gcsnndheitscmte Bd. 47, 1914, S. 2.52--290) experimentell nach, dab die ~berschichtung yon Gew~ssern mit Petroleum n u r ftir luftatmende Wasserbewohner t6dlich wirkt, und auch ftir diese nur, wenn ihre AtemSffnungen so eng sind, dab sie durch das Petroleum verstopft werden, was auBer bei den Mfickenlarven z. B. noch ffir Wasser- wanzen zutrifft. Das Saprol ~ b t in der Tat st~rkere Giftwirkungen aus, so dab es zu vermeiden ist, wenn die Fauna eines Mfickenbrutplatzes aus irgendwelchen Gr~inden, z. B. aus solchen des Naturschutzes, geschont werden soll.

Was ~ber die Sehadigung von VSgeln anbelangt, so konnte 2chuberg eine solche bei Enten, Htihnera, AmseIn, Goldammern and Sperlingen, denen I~ngere Zeit hindurch nur Wasser geboten wurde, das mit Saprol (in der tibtichen oder sogar der doppelten iib- lichen Menge) fiberschichtet war, nicht nachweisen. Die VSgel t ranken das Wasser und blieben gesund. Die Beobachtungen wurden zum Tell 31 Tage lung aus- gedehnt. Ftir S~tugetiere ist gleichfalls im Gesund- heitsamt (durch Rost) der Nachweis der Unsch~dlich- keit von Petroleum and Saprol in Mengen, wie Sie hSchstens in Betracht kommen kSnnen, erbracht worden.

Auf Grund dieser experimentellen Erfahrungen weist ~ehuberg die Beittrchtungen des Vogelschutz- rages, die in Form apodiktischer Behauptungen formu- liert waren, als unbegr~indet zurfick. Es liegt bei der sachgem~fleu Anwendung des Petroleum- und SaproI- verfahrens kein Grund zur Besorgnis vom Standpunkte des Naturschutzes vor. P.

Trotzdem ein Zusammenhang der ErnteertNige mit den Witterungsverh~iltnissen selbstverst~ndlich ist , ist es noch nicht gehngen, deaselben ziffernm~ftig fes~- zulegen. Das Wachstum und Reifen der Feldfrfichte verteilen sich fiber einen l~ugeren Zeitraum, so dab eine groBe 1V[annigfaltigkeit yon Kombinationen der einzelnen meteorolQgischen Elemente zu berficksichti- gen ist. Am deutIichsten ist noch tier Zusammenhaag mit den Niederschl~gen, well bier eindeutige Grenzen gegeben sind, die vollst~ndige Dtirre und die vollkom- men verregnete Vegetationsp~riode. In den Studies on Climate and Crops untersucht Arctowski den Zu- s~mmenhang des Kornertrages mi t der Niederschlags- verteilung in den Vereinigten Staaten von Nordame- rika. (No. 4, Corn Crops in the United Staates, No. 5, On some climatic changes recorded in New York City. Amer. Geogr. Sot., Voh ~4, 1912, S. 745--760, Vol. 45, 1913, S. 117--131.) Aus den beigegebenen Karten geht hervor, daft die Ernte dort gute oder s ch l ech t e Ertr~ge aufweist, wo reichliche oder unbedentencle NiederschI~ge zur Verf~igung stehem Bei der gewaI- tigen Ausdehnung der Vereinigten Staaten ist es nicht zu verwu~dern, dab die gleichzeitigen Ernteertr~ge tier einzelnen G-ebiete recht versehieden ausfallen. Dabei zeigt sich ein Weiterwandern der fetten und mageren Jahre (ira allgemeinen yon Wes~ nach Ost), so dab Gebiete, welche in diesem Jahre einen schlechten Ernteer t rag hatten, in einem der kommenden Jahre wieder gate Erfo]ge erzielen. Dieses Weiterwandern erfolgt mit der Verlagerung der Niederschlagszonen, die an die Wanderu~g der Depression en erinnert , einer Erklgrung aber groBe Schwierigkeiten bereitet. Vor- erst steht nur die ausgleichende Gerechtigkeit des Mit-