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    NR. 29 11. 7. 2013 3,50

    sterreich3,8

    0/SchweizC

    HF6,5

    0

    /Frankreich,

    Italien,

    Spanien,

    Slowenien:4,6

    0/

    Portugal(cont.)

    :4,9

    0

    /Kanaren:4,9

    0/Griechenland:

    5,3

    0/Benelux:4,

    /Finnland:5,7

    0/Norwegen:NOK

    55,

    /Tschechien:CZK

    160,

    /Ungarn:HUF1520,

    GRILLENGemeinschaft am

    Feuer warum es nichtnur ums Essen geht

    FASHION WEEKDie junge Modeweltin Berlin eine Foto-reportage

    Die Geschichte der

    SPIONAGEVon Mata Hari bis Edward Snowden die Faszination des Geheimen

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    die vergangenen vier Jahre waren nicht leicht fr GuidoWesterwelle: Erst hoben ihn seine Parteifreunde in denHimmel, weil er sie bei der Bundestagswahl zum besten

    Ergebnis in der FDP-Geschichte gefhrt hatte, nur zweiJahre spter strzten sie ihn als Parteichef. Die offiziellenGrnde fr den Dolchsto waren das miserable Abschnei-den bei zwei Landtagswahlen und Westerwelles trichtesGerede von den Zustnden sptrmischer Dekadenz. In

    Wirklichkeit aber ist Guido Westerwelle ber die Zeitluftegestolpert: Nach der Finanzkrise sehnte sich die fentlich-keit nach einem anderen Politikertypus. Vielen erschiender bekennende Spapolitiker pltzlich zu grell, zu keifendund unsouvern.

    Als mein Kollege Hans-Ulrich Jrges und ich vor einigenTagen Guido Westerwelle in der Rotunde des Alten Mu-seums in Berlin zum stern-Gesprch trafen, begegnete uns

    ein Mann, der mit jeder Geste und jedem Wort betonte:Seht her, ich bin im Amt gereift. In der Tat scheint Wester-welle aus seinen Fehlern gelernt zu haben. Neu aber isteine solche Metamorphose in seiner politischen Biografiekeineswegs. Als ich ihn 1999 interviewte, lie er sich ineinem weien Anzug vor der Kulisse Venedigs ablichten eine Anspielung auf den schwulen Protagonisten inThomas Manns Novelle Tod in Venedig. Mit diesemindirekten Bekenntnis zu seiner Homosexualitt wollteWesterwelle rechtzeitig vor der Wahl des Parteivorsitzendendie letzten Vorbehalte gegen seine Person aus dem Wegrumen. 2004 sprachen wir in einem Berliner Zirkus berdie rot-grne Regierung, und Westerwelle attackierte:

    Die groen Probleme unserer Zeit werden wir nicht mitmoralinsauren Wichtigtuern lsen. Fr den Fotografenposierte er vor einem Clown.

    Westerwelle ist ein Kind der Popkultur. Er liebt undbeherrscht das Spiel mit Bildern und Assoziationen.Seine neue Rolle ist die des Staatsmanns.Er spielt sie gut. Aber es bleibt eine Rolle.Seite 52

    Inszenierungen

    Bilder mit Guido Westerwelle

    sind nie zufllig. 1999 fotogra-

    fiert ihn Andr Rival fr das

    SZ-Magazin im weien Anzug

    in Venedig eine Anspielung

    auf seine Homosexualitt.

    2004 lie er sich in der Posedes Zirkusdirektors ablichten

    Das Spielmit den Bildern

    EDITORIAL

    Dominik Wichmann

    Chefredakteur

    Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    Herzlichst Ihr

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    TITEL:

    MIKHAILKOROLEV

    SYBARITEIMAGES;

    LUDWIGWEGMANN;

    EWENMACASKILL

    THEGUARDIAN

    REUTERS;

    MICHAELAREHLE

    REUTERS;

    UNDERWOODUNDUNDERWOOD

    CORBIS;

    COL

    OURBOX;

    EDITORIAL:

    ANDRERIVAL

    AGENTURFOCUS

    2;INHALT:

    GENEGLO

    VER;

    THOMASRABSCH;

    EDOU

    EDOU

    GETTYIMAGES;

    STEFA

    NERNST

    PICTUREPRESS;

    SUSANNEWALSTROM

    PLAINPICT

    URE;

    R.U

    SHER

    WILDLIFE

    Diese WocheTitel

    SpionageWarum das Bespitzelnschon immer zum Handwerk der

    Mchtigen gehrte 38

    Politik

    AutobahnVor dem Urlaub kommtdie Aggression 19

    Zwischenruf Hans-Ulrich Jrges:Der amerikanische Albtraum 22

    stern-Trends1. Wahlumfrage2. Piratenpartei kann von derUS-Abhrare nicht profitieren 24

    gyptenNach dem Putschgegen Prsident Mursi das Land

    droht nun zu zerfallen 58Gesellschaft

    Die Welt verstehenKurze Antwortenauf aktuelle Fragen 20

    Auf dem Weg zur Arbeitmit Come-dian Michael Mittermeier, der zurzeitdas britische Publikum erobern will 24

    Vorher nachherEin Mann und seinPullunder: 40 Fotos von 1973 bis 2012 26

    TV-GerteWie uns internethigeFernseher aussphen 30

    NachrufSchauspieler Chiem van

    Houweninge ber seinen KollegenUlrich Matschoss 34

    FlugbegleiterIch kann viel ertra-gen eine Chefstewardess ber denturbulenten Alltag in der Luft 68

    Ein besonderer MenschEin Stutt-garter weist den Weg nach Mekka 74

    2GrillenWas fasziniert die Deutschenso an Glut und Kohlen? Erkundungeiner groen Sommerpassion 76

    Wirtschaft

    Job-AmpelWelche Studiengngesich am meisten lohnen 28

    Wissen

    Sehen und verstehenWeshalb uns indiesem Jahr so viele Mcken plagen 32

    DiagnoseEin Stich und Schmerzenin der linken Brust wie sich einunglaublicher Verdacht bewahrheitet 66

    Das stern-Gesprch

    Guido WesterwelleDer Auen-minister ber alte Verletzungen undneue Souvernitt 52

    Fotografie

    2Fashion WeekSpielwiese frNewcomer: So feiert Berlin die Mode 86

    58In gypten wandelt sich eine friedlicheRevolution zum blutigen Machtkampf

    68Bitte einmal ehrlich:Eine Stewardess packt aus

    52Westerwelle ganz anders: der

    Auenminister ber Krisen, falsche Freundeund eigene Fehler. Das stern-Gesprch

    Inhalt

    eMagazineDer sternerscheint

    auch fr iPads und

    Android-Tablets,

    immer mit exklusivem

    Zusatzmaterial.

    Download mittwochs

    ab 18 Uhr. Abonnen-

    ten des sternknnen

    das eMagazine

    kostenlos laden, siehe

    www.stern.de/eabo.

    Einzelkufer zahlen

    pro Ausgabe

    2,69 Euro, siehe www.stern.de/emagazine

    Fr wen spitzelte

    die NackttnzerinMata Hari? Werinspirierte denThriller-AutorJohn le Carr?Die Geschichteder Spionage istvoller schillernderCharaktere bis hin zu jenemMann, der nunden US-DienstNSA verriet 38

    Auf dem Titel angekndigte Themen sind mit einem2gekennzeichnet

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    JournalUnterhaltung

    Lars Eidinger Der schauspielerischeExtremist im Portrt 100

    AugenblickStellt die Weltauf den Kopf: IllusionsknstlerLeandro Erlich 110

    Was macht eigentlich?

    Die italienische JournalistinGiulianaSgrena, die 2005 im Irakentfhrt und nach ihrer Freilassungvon US-Soldaten beschossen wurde 126

    Lebensfreude

    Vorwrts!Im Fahrtest: der neueRenault Captur 104

    Im Bett mit der Moderatorin undSchriftstellerin Amelie Fried 106

    Was uns geflltSchnes und Gutesfr die beste Zeit des Jahres 108

    Leben, wo andere Urlaub machenKein Handy, keine Hektik hoch oben in den Allguer Alpen istdie moderne Welt abgemeldet 120

    Kultur-Tipps

    Was ich leseSchauspielerAxel Prahl liebt das Meer und die Erzhlungen Inselstolz 112

    Bestseller Buch 112

    FilmDer rasante Zauber-ThrillerDie Unfassbaren Now You See Me 114

    Bestseller FilmMit DVD-Tipp 115

    MusikMacht Sommerlaune: RobinThickes Popalbum Blurred Lines 116

    Bestseller Musik 116

    Rubriken

    EchoDie Seite der Leser 8Bilder der Woche 10Sehen und gesehen werden 30Luftblasen, Haderer, Til Mette 29, 36, 65Tetsche, Ein Quantum Trost 118, 119

    Impressum 97

    86Hinter den Kulissen

    der Berliner Fashion Week

    76Kaum scheintdie Sonne, wirdDeutschland einigGrillerland obganze Rehkeulen,fangfrische Fischeoder das klassische

    Wrstchen , alleskommt aufs Feuer

    120Nach einer Wanderung

    durch die Allguer Alpen:Schlafen wie ein Murmeltier

    NR. 29VOM 11. JULI 2013

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    Service fr Leser und Abonnenten

    Fragen an die Redaktion

    Telefon:040/37 03 35 42, Telefax:040/37 03 57 68

    E-Mail:[email protected]

    Artikelabfrage im Archiv

    Telefon:(Mo.Fr. 1012 Uhr): 040/37 03 38 88 Fax:040/37 03 57 81

    Bestellung lterer Ausgaben

    Anfragen mit gewnschter Heftnummer an stern-Versandservice,20080 Hamburgoder per E-Mail an [email protected]

    Wie finden Sie diesen stern?Ihre Meinung interessiert uns!stern-Leserbriefredaktion, Brieffach 18, 20444 Hamburg

    Telefax: 040 /37 03 56 27, E-Mail: [email protected] Redaktion behlt sich Krzungen vor. Bitte gebenSie Namen und Anschrift an.

    facebook.com/stern

    LESERSERVICE

    Ich finde es sehr gut, dass Sie diesesThema einmal aufgreifen, in einer Zeit, inder man glauben knnte, dass Familienicht mehr stattfindet, dass die Menschen

    Gemeinschaft zu anstrengend finden.Walter G. Wagner, Hasselroth-Niedermittlau

    Mit Konventionen brechensternNr. 28, Gemeinsam glcklich

    sein ein kleiner Leitfaden

    Der Titel zeigt eine traditionelleFamilie: Mutter, Vater, ein Sohn,eine Tochter. Mittlerweile gibtes viele Konstellationen: zwei

    Mtter, einen Alleinerziehenden,Ein-Kind-Familie und so weiter.Es ist an der Zeit, mit Konven-tionen zu brechen und diese Fami-lienformen auf das Titelbildzum Thema Familie zu setzen.Julia Engels, Elsdorf

    Selbstfrsorge betreibenEin wichtiger Faktor fr unserglckliches Familienleben ist Ent-schleunigung: als Eltern prsentsein, soweit wie mglich Zeit fr-und miteinander haben, dabeiSelbstfrsorge betreiben. Dennwer etwas geben will, braucht aucheine Quelle, um selbst aufzutan-ken. Die Entscheidung fr Kinder,ein Familienleben ist keine ein-malige. Sie muss tglich neuetrofen und praktiziert werden.Ingeborg Otterbach, Siegen

    EigenartigDa brennt die Welt AmerikasFreund-Spionage, Snowden,brennendes gpten, hilflose Bun-

    desregierung inklusive hilfloseGeheimdienste, die von allemnatrlich nichts wussten , undSie bringen als groen Titelbild-aufmacher ein Bild ber lck-licheFamilien? Eigenartig.Berthold F.J. Wagner,

    Achern-Sasbachried

    Spitze des EisbergssternNr. 28, Macht gegen Mut

    das Duell zweier ungleicher Patrioten

    Ihr Artikel ist gut recherchiert

    und auch fr Laien verstndlichgeschrieben, hat aber Lcken.

    Google, Facebook und Twittersind nur die Spitze des Eisbergs,das heit der sichtbare Teil. Bei-spiel:Virenscanner wie Norton undMcAfee sind amerikanischenUrsprungs und haben das liegt

    in der Natur der Sache besondereZugrifsrechte auf dem jeweiligenComputer, knnen jede Dateientdecken und gegebenenfallsversenden. Tglich laden sie aktu-alisierte Signaturen herunter.

    Wer garantiert mir, dass hier nurSignaturen heruntergeladenwerden? Panikmache? Das Sicht-bare lsst das Schlimmste frdas Unsichtbare befrchten.Wilke Walter, Rodgau

    sternNr. 26, Geschichte ber zwei

    Leipziger, die an die Ostsee zogen

    Sehr geehrte Damen und Herren,wer aus Leipzig oder von sonstwoauf den Dar kommt, sollte einsschon frh lernen: niemals durchden Strandhafer trampeln auchnicht fr denstern-Fotografen!Carsten Jensen, Neumnster

    Sehr geehrter Herr Jensen,der Fotoraf hatte die schwierieHrde zu nehmen, Vorpommern,Ostsee, Strand und die zentralenFiuren unserer Geschichte auf einFoto zu bannen. Sie haben ja recht:Man soll nie durch Strandhafertrampeln. Wenn ich die Aufnahme

    recht betrachte, sind unsere Prota-onisten immerhin nicht durch-etrampelt. Um sie herum scheintmir der Bewuchs heil. Aber ich saIhnen was: Ich mache bald Ferienan der Ostsee. Dann sehe ich mirden Strandhafer enau an. Da derOrt des Fotos an einem beranliet, muss ich zum Schauen keinenFu zwischen die Pflanzen setzen.Meine Eindrcke teile ich Ihnendann in einer E-Mail mit, nach denFerien. Versprochen.

    Herzlich, Ihr Bert Gamerschlag,stern-Autor Lebensart

    Fr die stern-

    Aktion Mutgegen rechteGewalt spen-deten Leserim Jahr 2000grozgig.Das machte

    Exit mglich

    Im Jahr 2000 untersttzte dersterndie Grndung der Organi-sation Exit, die inzwischen

    Hunderten von Neonazis half,aus der Szene auszusteigen.

    Seither begleitet unsere Redaktiondie Initiative mit zahlreichen

    Berichten, viele unserer Leseruntersttzten sie mit grozgigen

    Spenden.Jetzt bekommt Exitden Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osna-

    brck verliehen. Die Jury wrdigte

    das Engagement und dieBereitschaft zur kritischen Aus-

    einandersetzung mit denVorstellungswelten und denGedanken Rechtsextremer.

    ECHO

    ES STAND IM STERN

    REDE UND ANTWORT

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    FOTO:HGMPRESS

    ITALIEN

    GrenzfahrtWenn es um Asyl geht, handelneuropische Politiker noch immer

    nach dem Motto: Das Boot istvoll. In Wirklichkeit sind es die

    Boote der Verzweifelten, dievoll sind mit Menschen, dieaus Afrika fliehenvor Krieg und

    Hunger. Europa behandelt siewie Einbrecher, schtzt seine

    Grenzen, aber selten die Flie-henden. Die Menschen hier auf

    dem berfllten Boot hattenerst einmal Glck einige blicken

    gerade nach oben,dort leitenitalienische Soldaten von ihrem

    Kriegsschiff aus die Rettungs-aktion ein. Montag hat Papst

    Franziskus ein Zeichengesetzt,

    legte vor Lampedusa einenKranz ab und betete: fr die

    vielen Flchtlinge, denendasMittelmeer zum Friedhof wurde.

    Bilderder

    Woche

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    FOTO:LACIPERENYI

    GROSSBRITANNIEN

    LeerstundeWenn nichts geht, sagtman sich, der Aufschlag geht

    immer. Dann wirft man denBall in die Luft, zhlt Am,

    ster. Und beim dam ange-kommen, haut man ihn ins Netz.

    Einmal, zweimal, Doppelfehler.

    Tennis spielt sich im Kopf ab,sagt der Trainer. Wenn einmal

    der Wurm drin ist, geht alles insAus. Deshalb hat Sabine Lisicki,

    23, im Finale von Wimbledon sogeweint: aus Verzweiflung, weil

    ihr der Kopf nicht gehorchte.Sie war die Aufschlag-Queen,Darling des Centre-Court. Keine

    lchelte schner als sie. Sogarmit der kleinen Schale des Ver-

    lierers sah sie wie verzaubertaus. Bitte vormerken: nextyear in Wimbledon. Da lacht sie

    wieder. Dann als Siegerin.

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    FOTO:JOHANNESSTOETTERHGMPRESS

    ITALIEN

    KrtenkunstAusgetrickst! Sie denken, Sie

    shen hier einen Frosch. Schauen

    Sie genauer hin. Erst auf denzweiten Blick erffnet sich dieRaffinesse des Bildes. Na ja,vielleicht auch erst auf den drit-

    ten.Bei diesem farbenfrohen

    Geschpf handelt es sich nichtum einen Frosch. Es sind fnf

    Menschen. Dahinter steckt derBodypainter Johannes Sttter

    aus Sdtirol. Seine Inspiration,sagt er, stamme aus der Natur.Die Liebe zum Detail macht

    seine Bilder aus, die Menschenscheinen fast mit ihrer Umwelt

    zu verschmelzen. Bis zu fnfMonate lang plant er ein Motiv.

    Rund acht Stunden dauert es,einen Krper zu bemalen. 2012krte eine Jury Sttter zum

    besten Bodypainter der Welt.

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    FOTO:CHRISTINNEMUSCHILAIFTHENEWY

    ORKTIMES

    KANADA

    HausradHier zieht jemand mit demFahrrad einen ganzen Haushalt

    durch die Stadt, und diese Ge-schichte beginnt im Jahr 1750.Weil die Winter in Montreal

    hart sind, beschloss die Stadt-verwaltung damals, dass Mie-

    tern erst zum Sommer gekn-digt werden darf. Das gilt heute

    nicht mehr, aber viele haltensich noch an die Tradition und

    ziehen am 1. Juli um diesesJahr 115 000 Menschen gleich-zeitig. Als wrde man eine

    ganze Stadt verlegen. Es sindchaotische Tage, in den Straen

    stapeln sichMatratzen und Mll.Seit einigen Jahren gibt es eine

    Fahrradspedition, die sich aufdie Umzge spezialisiert hat.Das hat dann schon etwas voneiner Kutsche. Wie damals, 1750.

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    STERNTREND

    ALLE STERNTRENDS SIND FO RSA

    UMFRAGEN IMAUFTRAG DES STERN

    80 %

    sagen, dass zu

    dicht aufgefahrenwird

    39 %

    finden, dasszu viel von

    der LichthupeGebrauch

    gemacht wird

    INFOGRAFIK:1003BEFRAGTEAM2

    6.UND

    27.JUNI;FOTO:JOCHENTACKIMAGO

    POLITIK WIRTSCHAFT GESELLSCHAFT WISSEN KULTUR

    Die gute Nachricht zuerst: 71 Prozent der Deut-schen haben auf der Autobahn keine Angst,sind einigermaen entspannt unterwegs.Klingt gut, dieses aktuelle Umfrageergebnis fr

    denstern. Wo sich doch gerade Millionen auf den Wegin Richtung Sden machen, an die Meere, Haupt-sache, weg, dorthin, wo sie den Sommer vermuten.

    Aber all die anderen Ergebnisse klingen anders.Von Frieden keine Spur. 43 Prozent urteilen, es geheeher aggressiv zu auf den Autobahnen, und nur

    30 Prozent widersprechen. Eine groe Mehrheit fin-det, es werde zu dicht aufgefahren, viele klagen, dass

    Raser zu oft aublenden. Die Frage, ob es ein generel-les Tempolimit von 130 Kilometer pro Stunde gebensollte, spaltet die Nation in zwei etwa gleich groeTeile. Ja, sagen die lteren und die Frauen. Nein, weh-ren sich dieJngeren und die Mnner.

    Zwietracht und Aggression also, aber keine Angst.Wie ist das zu erklren? Vielleicht kalkulieren wirunterbewusst schon ein, dass wir noch einmal kmp-fen mssen, bis wir den Sehnsuchtsort erreichen.

    Vielleicht gehrt das Drngeln und Schimpfen sogar

    ein bisschen dazu als Ritual, zum sptestens nachder Fahrt hochverdienten: friedlichen Urlaub! 2

    Der letzte Kampf vor dem UrlaubDie Autobahn ist fr viele Deutsche eine ruppige Erfahrung

    Auto-Agression:Auf der linkenSpur wird zu oftgedrngelt

    WOCHE

    DIESE

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    1 AfghanistanWie verhlt sich die Bundeswehrbei der Mohnernte?Sie hlt sich raus. Die Zerstrung derFelder ist Aufgabe der afghanischen Armee.Die Bundeswehr darf laut Mandat denAfghanen lediglich technische Untersttzunganbieten.Amerikaner und Briten hingegendrfen Produktionslabore zerstren. Rund90 Prozent des Opiums weltweit stammenaus Afghanistan. In diesem Jahr wird laut

    2 sterreich

    Drfen Prsidentenmaschi-nen durchsucht werden?Nein. Das Vlkerrecht verbietetStaaten, Fahrzeuge, Gebude oderFlugzeuge eines fremden Staats-

    oberhaupts eigenmchtig zudurchsuchen. Sie stehen untereinem besonderen diplomatischenSchutz. Ohne Erlaubnis vonBoliviens Prsident Morales httesterreichs Polizei dessen Maschi-ne nicht filzen drfen. Er musstevorige Woche in Wien landen, weilangeblich NSA-Enthller Snowdenan Bord war. sterreich will denFlieger mit Erlaubnis inspiziert

    haben, Bolivien bestreiteteine Durchsuchung.

    Laura Himmelreich,stern-Politikredakteurin

    UN-Studie zum dritten Mal in Folge eineSteigerung der Ernte erwartet. Fr Bauern istder Anbau des Schlafmohns lukrativ. Bis zu8000 Euro betrgt der Erls fr einen HektarRohopium.Fr Weizen gibt es nur 100 Euro.95 Prozent der Anbauflche liegen im Sdenund Westen Afghanistans. Der Norden, wo

    die Deutschenstationiert sind, giltweitgehend alspoppy-free.

    Jan Christoph Wiechmann, stern-Autor,antwortet Leser Gnther Maahs

    Opiumernte in Helmand, Sdafghanistan. 2013 wird eine Rekordernte erwartet

    Evo Morales gibt sich emprt, weil erseinen Heimflug unterbrechen musste

    DIESE WOCHE

    Kurze Antworten auf aktuelle Fragen

    Die Welt verstehen

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    STERNTREND

    94 %

    nein

    ja

    Halten Sie dieEurokrise frberwunden?

    4

    VFOT

    OS:AP;HELMUT

    FOHRINGERDPA;INTERTOPICS;RONALD

    SC

    OTT;F1ONLINE;COLOURBOX;ACTIONP

    RESS

    Was wollen Sie wissen?

    Richten Sie Ihre Fragen an:[email protected]

    5 Spanien

    Ist tatschlich jeder zweiteJugendliche arbeitslos?Die Zahl ist alarmierend: Die

    offizielle Quote der arbeitslosgemeldeten Spanier zwischen15 und 24 Jahren liegt derzeit bei56,5 Prozent. Der Vergleichswertfr Deutschland: 7,6 Prozent. DochEurostat, das Statistikamt der EU,lsst bei all seinen ErhebungenSchler und Studierende auenvor sie stehen dem Arbeitsmarkt

    ja nicht zur Verfgung. Wrde mansie mitzhlen, wre die Quoteniedriger. Von der Gesamtzahl der15- bis 24-Jhrigen suchten vorigesJahr in Spanien 20,6 Prozenteinen Job, fanden aber keinen. InDeutschland waren es 4,1 Prozent.Trotz der Rechenmethode zeigendie Daten im langfristigen Ver-gleich, wie dramatisch die Lageist: 1995, sechs Jahre vor Einfh-rung des Euro, betrug die Euro-stat-Arbeitslosenquote fr jungeLeute in Spanien 39,6 Prozent, inDeutschland 8,9 Prozent. Der Eurolste in Spanien einen Boom aus,vor allem in der Bauwirtschaft, dieQuote sank zeitweise unter 20 Pro-

    zent. Mit der Finanz- und Immo-bilienkrise brachen alte Struktur-probleme wieder auf. Die Zahlder jugendlichen Erwerbslosenschnellte in die Hhe, ist heute gut

    17 Prozentpunkte hherals Mitte der 90er Jahre.

    Matthias Weber,

    stern-Politikredakteur

    4 USA

    Warum hufen sich dieUnflle von Fugngern?

    Vorsicht, Laternenpfahl! Immer

    mehr Passanten verletzen sich,weil sie beim Gehen auf ihrenHandys herumtippen oder telefo-nieren. Laut einer neuen Studiewurden 2010 insgesamt 1506 Han-dynutzer mit Gehirnerschtte-rungen oder Brchen in Notauf-nahmen behandelt, fast dreimalso viele wie noch 2004. Die Mehr-heit der Verletzten war unter 25Jahren. Forscher raten nun, dassEltern ihren Kindern beibringen,wie sie unterwegs sicher Nach-richten schreiben. Professor Jack L.Nasar von der Ohio State Univer-sity, einer der Autoren der Studie,fordert: Genauso wie sie sagen:Seht nach links und rechts,bevor ihr ber die Strae lauft!,sollten sie erklren: Bleibt stehen,

    wenn ihr telefoniertoder simst!

    Alexandra Kraft,

    stern-Redakteurin, New York

    3 Grobritannien

    Warum dankt die Queen nicht ab?Belgiens Knig Albert gibt auf, die niederlndische KniginBeatrix rumte jngst den Thron. Elizabeth II aber bleibt,ganz nach feiner englischer Monarchen-Art. Edward VIII war1936 der Erste und Letzte, der auf die Krone verzichtete, nm-

    lich um Wallis Simpson heiraten zu knnen. Mit ThronfolgerCharles und seiner Camilla tut sich das Volk immer nochschwer, sehnt also keinen Wechsel herbei. Nicht einmal das

    Alter der Regentin gibt Anlass zu Spekulationen.Windsor-Frauen leben lange. Queen Mum brachtees auf fast 102 Jahre. Und die Queen ist erst 87.Dagmar Seeland, stern-Bro London

    6 Deutschland

    Warum kriegt Bayern stetsdie beste Ferienzeit?

    Hochwasser Anfang Juni, eineHitzewelle zwei Wochenspter und zum Sieben-schlfer Temperaturen wie

    im Herbst: Beim Wetter weiman nie, wie es kommt. Die Fe-

    rienplanung der 16 Bundeslnderkann deshalb nicht nach demWetterbericht ausgerichtet sein.Seit 1971 vereinbaren die Lnderdie Ferienplanung in der jetzigen

    Weise. Ziel ist, dass nicht alle ge-meinsam in den Urlaub starten.

    Autobahnen und Hotels wrenberlastet, der Erholungswert frSchler und Eltern wre gering.Seit dieser Zeit wechseln die Ln-der auch in der Reihenfolge ab mit der Ausnahme von Baden-

    Wrttemberg und Bayern, dasdurch eine Parlamentsentschei-dung gebunden ist. Denn: DerBayerische Landtag hat eigensfestgelegt, dass es in BayernPfingstferien geben muss. Unter-richt und Schule nach denPfingstferien machen aber nurdann Sinn, wenn fr die Schlerein lngerer Zeitraum zur Verf-gung steht, um sich Wissen undKompetenzen anzueignen. Da-mit diese notwendige Lernphasesichergestellt ist, gehen die baye-

    rischen Schler mit den baden-wrttembergischen relativ sptin die Sommerferien. Ob das aberauch die schnste Ferienzeit ist,wie manche meinen, ist fraglich.Blickt man in die Klimadiagram-me von Mnchen bis Hamburg,sieht man: Im Juli und im Augustliegen Temperatur und Regen-menge jeweils nah beieinander.So gesehen haben die Schler inallen Lndern die gleichen Chan-cen auf schne Sommerferien.

    Und es bleibt ein Lotteriespiel.Garantien gibt es nicht. 2Bitte entscheiden: entweder gehenoder mit dem Handy hantieren

    Queen Elizabeth: Sie throntund thront und thront

    Dr. Ludwig Spaenle(CSU) ist

    Bayerischer Kultusminister

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    Wir haben Anlass, kriti-sche Fragen an unsselbst zu richten. Dennwir haben viel zu lan-ge geschwiegen, weg-

    geschaut oder sogarverstndnisvoll genickt, als wirhtten aubegehren mssen gegendie Verirrungen der Amerikaner.

    Wir Deutschen, wir Europer.Wir haben unsere Emprung

    heruntergeschluckt, als wir hrtenund dann auch sahen, in entsetz-lichen Bildern, dass Amerika foltert.

    Waterboarding, simuliertes Ertrn-ken, ging zwar in unseren Sprach-schatz ein, wurde aber beruhigendumgedeutet: Das Ersticken war jablo simuliert, es floss kein Blut.

    Wir wollten es nicht so genau wis-sen, als wir erfuhren, dass die USAGeheimgengnisse unterhielten,auf fremdem Territorium, berall inder Welt. Auch nebenan, in Polen,Rumnien und anderswo.

    Wir schoben die Hinweise zurSeite, dass Menschen verschlepptwurden in solche Verliese, zum ver-schrften Verhr, zur Folter. Wohlauch durch Flge ber Deutschland.Ohne richterlichen Haftbefehl, ohneBeistand, unter flagranter Verlet-

    zung ihrer Menschenwrde.Wir haben zugeschaut, viele Jahre

    lang, und nur verhalten Kritik

    gebt, als Menschen ohne Rechts-grundlage in Guantnamo gefangengehalten wurden, in Kfigen wieTiere und in Ketten wie Sklaven.

    Wir haben mit den Achseln ge-zuckt, als wir erfuhren, dass Ameri-

    ka unerklrte Drohnenkriege inanderen Staaten fhrte, in Pakistan,in Somalia, im Jemen und in vierweiteren Staaten. Drohnen, unbe-mannt ausgeschickt zur Ttung Ein-zelner, unter Bruch des Vlkerrechts.

    Wurde einmal versehentlich eineganze Hochzeitsgesellschaft umge-bracht, gab es Stirnrunzeln, dochbewafnete Drohnen soll auch dieBundeswehr bekommen. Ist dochtechnischer Fortschritt, liegt doch imTrendder Zeit, wird doch zum Muss.

    Mit einem Wort: Wir haben denVereinigten Staaten von Amerika,dem Reich des Guten, dem Bollwerkvon Demokratie und Freiheit, dereinzig verbliebenen Weltmacht,unserer Vormacht, jeden Kreditgegeben, sich von existenziellenErrungenschaften der Zivilisationzu verabschieden. Am 11. September2001 mit monstrser Boshaftigkeitangegrifen, antworteten die USAwie ein Reich des Bsen. Und wirhatten Verstndnis, gelobten un-eingeschrnkte Solidaritt, folgten

    und kuschten. Es ging ja um Ter-roristen der schlimmsten Sorte, umIslamisten, um al-Qaida.

    Nun geht es um uns. Der ameri-kanische Traum wird zum Alb-traum. Die unverbrchliche Ver-bundenheit, von Angela Merkeleben noch Barack Obama am Bran-denburger Tor geschworen, wird

    zerbrechlich. Und Obama wird alsCharaktermaske erkennbar. Wirhaben nicht aubegehrt gegen dieOpfer anderer. Begehren wir nunendlich auf, da wir selbst Opfer sind?

    Die Amerikaner und ihnen zuDiensten die Briten wollen nichtweniger, als die weltweite Kommu-nikation unter ihre Kontrolle zubringen. Auch unsere. Telefon, Inter-net, soziale Netzwerke. Komplett.Die automatisierte Erfassung allerBriefe in den USA 160 Milliarden (!)

    pro Jahr ofenbart den Totalitts-anspruch. Neue Rechenzentren sindim Bau, um die globale Kommuni-kation unablssig absaugen unddurchsieben zu knnen.

    Nun sind wir wach geworden. Nunwird uns unheimlich. Nun knntenwir erkennen, dass amerikanischeGeheimdienste auch im souvernenDeutschland noch schalten undwalten drfen. Vllig legal.

    Denn die alliierten Sonderrechtewurden in Vertrgen und Geheim-vereinbarungen verewigt. JosefFoschepoth, renommierter Histo-riker der Freiburger Universitt, hatdas aufgedeckt. Richtig ist, dass die

    Vorbehaltsrechte abgelst wurden.Falsch ist jedoch der Eindruck, alsseien sie ersatzlos aufgehoben, sagter. Das alliierte Recht zur ber-wachung des Post- und Fernmelde-verkehrs ist weder in der alten nochder neuen Bundesrepublik auerKraft gesetzt worden. Das erklrtdas Herumdrucksen unserer Politik.Denn daran waren Willy Brandt wie

    Helmut Kohl beteiligt.Die USA werden nicht einlenken.

    Sie werden der Politik versichern,dass die EU und befreundete Regie-rungen nicht abgehrt werden. Unsaber erfassen sie weiter. Begehrenwir jetzt nicht auf, ist die Messegelesen. Dann treten wir ein ins Zeit-alter der Totalberwachung. Unddann knnten wir, von unseren Kin-dern, die Frage hren, die sich DDR-Brger nach dem Zusammenbruchdes Stasi-Staats von Westdeutschen

    anhren mussten: Und das habt ihreuch gefallen lassen? 2

    Wir habenden USA

    jedenKredit

    gegeben,sich von

    Errungen-schaften

    der Zivilisa-tion zu ver-abschieden

    Der amerikanische

    AlbtraumFolter, Geheimgefngnisse, unerklrte

    Drohnenkriege und nun auch noch Totalberwachungder Kommunikation. Begehren wir jetzt endlich auf?

    DIESE WOCHE

    Hans-Ulrich Jrges,

    Mitglied der stern-Chefredaktion,

    schreibt jede Woche an dieser Stelle

    ZWISCHENRUF AUS BERLIN

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    Skandal ohne FolgenSeit Wochen bestimmt der NSA-Abhrskandal die Schlagzeilen derPolitik. Doch auf die Wahlabsichtender Deutschen zeigt die Affre keineAuswirkungen. Die Menschen wer-fen der Regierungkeinerlei Fehlervor, die Oppositionkann nichtpunkten. Das liegt daran, dass dieBrger selbst zwiegespaltensind.Auf der einen Seite wollen sie, dassmit ihren Daten kein Missbrauchbetrieben wird. Doch andererseits

    gehen viele im Internet uerstsorglos mit ihren persnlichen Datenum. Und wenn es um Terrorbe-kmpfunggeht, ist das Verstndnisfr mehr Kontrollen gro. Die Brgersehen, wie schwierig fr Politikerund Parteien die Gratwanderung zwischen Sicherheitsinteressen undInteressen des individuellen Daten-schutzes ist. berraschend ist,dass die Piratenbei diesem fr siezentralen Thema nicht profitierenknnen. Sie liegen weiter nur beidrftigen zwei Prozent. Die Brger

    trauen ihnen auch in diesen Fragenkeine Lsung zu.

    17.10 UhrCaf Rouge,

    London

    18.30 UhrLittle New-port Street,Chinatown

    19.45 UhrShowbeginn im

    Soho Theatre

    19.15 UhrDean Street,

    Soho

    Mittermeier auf Tour alle Termineunter: www.mittermeier.de

    0

    Bis spt nachts und morgensab sechs Uhr dann wiederhat er ber seinen Gags ge-brtet. 60 Seiten, eng be-schrieben. Kophrer aufden Ohren, Mumford &

    Sons in Konzertlautstrke. Arbeits-alltag bei Mittermeier, nur die Wit-ze sind dieses Mal auf Englisch. Ichfange hier noch einmal von vornean, sagt der 48-Jhrige. In Deutsch-

    land fllt der Comedian Stadien.Heute Abend ist er froh, wenn 140Zuschauer kommen.

    Jetzt aber los, bald ist Einlass. DasSoho Theatre, der Kellertempel derbritischen Comedy-Szene, ist nichtweit. Die Little Newport Streetrunter, wo chinesische Restaurant-besitzer stinkende Essensreste inblauen Mllscken vor die Tr wer-fen. Dann, Achtung: rechts gucken,nichts links, um die mehrspurigeShaftesbury Avenue lebend zu ber-

    queren. Rein nach Soho, ins Knst-lerviertel von London, wo sich joh-

    lende Jungs und Mdchen bereitsins Samstagabend-Koma trinken.

    Von der Stadt hat er auer Sohound etwas Chinatown bisher nichtsgesehen. Sightseeing? Ist nicht drin.Sicher, er freut sich, wenn auch einpaar deutsche Touristen in seineShow kommen, aber als harte Wh-rung zhlt nur ein britisches La-chen. Es ist ein Wagnis: zehn Showsals bayerischer Gast-Comedian imMutterland des Humors, in derHeimat von Monty Python und MrBean. Die Briten sind hier extremverwhnt. Wenn denen was nichtgellt, gehen die einfach raus. Ermag das. Den Wettbewerb um diebeste Pointe, den schrfsten Witz.

    Gedrngel vor dem Theater, Mit-

    termeier mittendrin. Die Kasse mel-det: ausverkauft. Eine halbe Stunde,dann muss er auf die Bhne. Mitter-meier ist der erste deutsche Stand-up-Comedian, ber den sich die Bri-ten amsieren. Darauf bin ich stolz.

    Vor ein paar Tagen mischte sich einSuperstar ins Publikum, Bono vonU2. Er war total begeistert, erzhltMittermeier. Danach waren sie nochein Bier trinken.2 Hannes Ross

    Michael Mittermeier

    BayerischerHumor-Gast-

    arbeiter in derbritischen

    Hauptstadt:Michael

    Mittermeier inChinatown

    London, kurz nach 17 Uhr im CafRouge, Chinatown, Ecke CharingCross Road. Vor dem Fenster Touris-tengewusel. Michael Mittermeiernippt an einem Cappuccino. Ingut zwei Stunden muss er auf derBhne im Soho Theatre stehen.

    DIESE WOCHE

    AUF DEM WEG ZUR ARBEIT

    Manfred Gllnerist Chef desForsa-Instituts in Berlin

    Wenn an diesem SonntagBundestagswahl wre

    STERNRTLWAHLTREND

    CDU/CSU

    FDP Grne Sonstige

    SPD Die Linke

    Wer Kanzler werden sollte

    Peer Steinbrck

    Angela Merkel

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    FOTO

    S:DALLASMORNINGNEWSACTION

    PRESS;G.J.MCCART

    HYTHEDALLASMORNINGNEWS

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    m es gleich vorwegzuneh-men: Dale Irby, 63, warSportlehrer und als solcher

    jemand, fr den ein Trai-ningsanzug mit drei Strei-fen zur Haute Couture ge-

    hrt. Kleidung muss ihm passen,nicht ihn schmcken. Und doch warselbst ihm die Pullunder-Panne am

    Anfang ungeheuer peinlich. Das war1974, Irby gerade im zweiten Jahr

    junger Lehrer in Dallas. Da sah er,dass er im Schuljahrbuch dasselbePolyesterhemd und denselben kaf-feebraunen Pullunder anhatte wieim Vorjahr. Er trat die Flucht nach

    vorn an und trug das Outfit auch imnchsten Jahr. So wurde aus derPeinlichkeit ein Projekt, das Irby40 Jahre lang durchzog. Seine Jahr-buchbilder haben etwas Trstliches:Da wechseln ber all die Jahre dieBrillengestelle, und die Haare wer-den grauer, trotzdem ist immeretwas von Bestand in seinem Leben.Und whrend der Pullunder lngstvon Motten lchrig gefressen ist,kann Irby stolz darauf sein, dass erdas Hemd beim letzten Mal noch

    immer zuknpfen konnte auchwenn es spannte. 2

    VORHER NACHHER

    Das nchsteFoto, derselbe

    Kragen: Sport-lehrer Dale Irby

    trug auf seinenJahrbuchfotos40 Jahre dieselbeKleidung. AmEnde hatteder Pullunder

    Lcher Jahr

    fr Jahr

    DIESE WOCHE

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    Es klingt nach Klischee unddoch ist es Realitt im Jahr2013: Wer sich auf dem Cam-pus einer Technischen Uni-versitt umsieht, erblickt vor allem junge Mnner.

    Und die jungen Frauen? StudierenRomanistik. Oder Germanistik.

    Dagegen spricht an sich nichts.Auer den Berufsaussichten.

    Die stern-Job-Ampel, eine Unter-suchung des Bildungswissenschaft-

    lers Michael Weegen, zeigt: Wer jetztElektrotechnik, Maschinenbau oderInformatik studiert, muss sich keineSorgen machen. Die Berufschancensind glnzend. Es locken hohe Ein-stiegsgehlter, Jobs im Ausland undrasche Karrieren. Schlechter sieht esin den Geisteswissenschaften aus.

    Trotzdem bleiben die sogenann-ten MINT-Fcher Mathematik, In-formatik, Naturwissenschaften undTechnik eine Bastion der Mnner.

    An den Technischen Universittenist nicht einmal jeder zehnte Stu-dierende weiblich. Daran konntenweder der jhrliche Girls Day nochstaatlich gerderte Initiativen vielndern. Obwohl in den vergangenen20 Jahren die Mdchen die Jungenbei den Bildungsabschlssen ber-holt haben, stieg die Zahl der Absol-ventinnen in den Ingenieurwissen-schaften lediglich von 14 Prozent1995 auf 22 Prozent 2011. Bei denElektroingenieuren stagniert dieser

    Wert seit Jahren bei zehn Prozent.Andere Lnder in Europa sind da

    schon weiter: So ist in Schwedenbereits jeder vierte Ingenieur eineFrau, in Deutschland sind es nurknapp 13 Prozent.

    Fr viele Fcher, fr die sich be-sonders Frauen einschreiben, stehtdie stern-Job-Ampel dagegen aufOrange oder Rot: Geschichte, Erzie-hungswissenschaft, Germanistik.

    Abseits von beruflichen Nischen ge-lingt Geisteswissenschaftlern derJobeinstieg oft nur schwer. Die An-zahl der Absolventen bersteigt die

    Zahl der Angebote deutlich. Mit derFolge, dass die Zahl der Arbeitslosen

    in diesen Fchern bei den unter 35-Jhrigen hoch ist.

    Der Druck auf die heutige Studen-tengeneration steigt, viele Abitu-rienten wollen sich daher nichtmehr nur auf ihre Leidenschaft frein Fach verlassen. In diesem Jahrdrngen rund 490 000 Erstsemesteran die Hochschulen. Durch doppel-te Abiturjahrgnge und die Aus-setzung der Wehrpflicht frchtenviele, dass sie keinen Studienplatzbekommen werden. Und selbst mit

    Studienabschluss ist der Berufsein-stieg nicht sicher. Denn bei einigenBranchen stt der Bachelor nachwie vor auf Skepsis, so mancher Per-sonalchef wnscht sich den guten,alten Dipl.-Ing. zurck. Dabei suchenviele Firmen dringend Nachwuchs,in einigen Branchen droht der Fach-krftemangel die deutsche Wirt-schaft auszubremsen. Daher lastetdie Entscheidung schwer auf den

    Abiturienten, die nach meist nurzwlf Schuljahren vor der Frage

    stehen: Was will ich studieren? Oderbesser: Was soll ich studieren?

    In welchen Studienfchern sind die Berufschancen gut? Das zeigt ein fr den sternentwickeltes Leitsystem. Vor allem junge Frauen sollten umdenken

    Jobs, Jobs, Jobs

    Noch ben dieStudenten amunbelebten

    Objekt. NachStudienab-schluss habenMediziner besteChancen aufeinen erfolgrei-chen Start insBerufsleben deswegen stehtdie Job-Ampelfr sie auf Grn

    stern-Job-Ampel 2013

    Berufsaussichten derbeliebtesten Studiengnge

    Humanmedizin

    Zahnmedizin

    Verwaltungswesen

    Informatik

    Bauingenieurwesen

    Wirtschaftsingenieurwesen

    Elektrotechnik

    Pharmazie

    Maschinenbau

    Chemie

    MathematikPhysik

    Rechtswissenschaft

    Sozialwesen

    Architektur

    Anglistik/Amerikanistik

    Lehramt

    Psychologie

    Erziehungswissenschaft

    Wirtschaftswissenschaften

    (BWL und VWL)

    Germanistik

    Biologie

    Soziologie

    PolitologieGeschichte

    DIESE WOCHE

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    Marion Schick

    Personalvorstandund Arbeits-direktorin derDeutschenTelekom ist diezweite Frauim Vorstand desUnternehmens,das sich selbsteine Frauenquoteauferlegt hat.Sie sagt: Invielen Kpfenist der unsin-nige Gedanke,dass TechnikMnnersache sei,fest verankert.Wir braucheneinen gesell-schaftlichenSinneswandel!

    FOTOS:WOLFGANGKUMMDPA

    Von Anglistik bis Zahnmedizin:

    Die ausfhrliche Analyse der Studiengngegibts unter www.stern.de/jobampel

    0

    Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem EU-Gipfel zur JugendarbeitslosigkeitProminenten in den Mund geschoben von Rolf Dieckmann

    Wir mssen enger

    zusammenrcken,

    liebe Kollegen

    der Europischen

    Union, damit wir die

    Probleme lsen

    die wir ohne sie

    nicht htten!

    Die Berufsaussichten fr Aka-demiker generell sind gut, ihre

    Arbeitslosenquote liegt bei geradeeinmal 2,4 Prozent. Das bedeutetquasi Vollbeschftigung. Doch diesist lediglich ein Mittelwert dieChance, eine feste Stelle zu finden,unterscheidet sich von Branchezu Branche.

    Michael Weegen, der Leiter desInformationssystems Studienwahlund Arbeitsmarkt (ISA) an der Uni-

    versitt Duisburg-Essen, hat daherdie Teilarbeitsmrkte fr Akade-miker untersucht. Die Aussichtenfr Bauingenieure und Soziologensind beispielsweise berhauptnicht vergleichbar, sagt er. Bei an-gehenden Lehrern komme es nichtnur auf die Fcherkombination,sondern auch auf die Schulform an.Fr angehende Juristen, von denen

    jedes Jahr bis zu 13 000 neu auf denArbeitsmarkt drngen, verbessernsich dagegen die Jobaussichten.Rechtswissenschaftler kommennicht nur im Gerichtssaal oderin Kanzleien unter, auch die IT-Branche stellt immer hufigerHausjuristen ein.

    Fr die Job-Ampel analysierteBildungswissenschaftler Weegendrei Bereiche. Erstens Absolven-ten: Wie viel Nachwuchs strmtauf den Arbeitsmarkt, gibt es viele Konkurrenten? Zweitens Erwerbs-ttige: Wie alt sind Arbeitnehmerin den verschiedenen Branchen?Gehen viele in Rente, werden

    Stellen frei? Und schlielich Ar-beitslose: Wie viele haben keine

    Arbeitsstelle? Wie hoch ist der An-teil der Jungen ohne Jobs? Gemein-sam mit demsternentstand darausein Leitsystem, das die Aussichtenfr die 25 beliebtesten Studien-cher zeigt. Daran knnen sich Abi-turienten orientieren Mnnerwie Frauen. 2 Katharina Grimm

    LUFTBLASEN

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    Es begann mit einem Hoch-zeitsgeschenk. Als der Infor-matiker Marco Ghiglieri, 29,vergangenes Jahr heiratete,gab es fr ihn und seine Fraueinen Flachbildfernseher.

    Eines jener Gerte, die sich ansInternet anschlieen lassen. Neu-gierig, was dabei so alles ablaufenmag, nahm der Wissenschaftler dasGeschenk mit ins Labor und unter-suchte es. Das Ergebnis verblfte

    ihn: Das Gert funkte heimlichlaufend Daten ins Netz.Seit 2009 sind internethige

    Fernseher, sogenannte Smart-TVs,auf dem Markt. Sie empfangen dasProgramm normal ber Satellit, Ka-bel oder Antenne. Zustzliche Infosder Sender gelangen per Internet-anschluss zum Zuschauer. Zwei vondrei verkauften Gerten enthaltendie neue Technik.

    Marco Ghiglieri und sein KollegeErik Tews, 30, beide Wissenschaftlerder TU Darmstadt, schauten sich dasneue Gert genauer an. Ein halbesJahr lang beobachteten sie, welcheDaten der smarte Fernseher an dieTV-Sender schickt, ohne dass es derBesitzer mitbekommt. Und ohnedass die Internetfunktion des Ge-rts berhaupt benutzt wurde.

    Die Darmstdter erstellten eineStudie mit dem Titel HbbTV IKnow What You Are watching (Ich

    wei, was du ansiehst). Der Inhalt,im Mai auf einem Fachkongress pr-sentiert, hats in sich denn TV-Sen-der riefen jede Menge Daten ab.

    Bei ARD-Programmen etwa erfol-gen Abfragen teils im Minutentakt.Dies geschehe, um stets das aktuelleInternetangebot vorzuhalten, heites bei der ARD. Die Forscher haltendas fr technisch nicht notwendig es sei denn, man wolle Einschalt-quoten genauer erfassen. KeineErkenntnisse gab es ber die RTL-Gruppe. Als brav erwies sich das ZDF,es forderte nicht dauernd Daten ab.

    Umso mehr entdeckten die For-scher bei Pro Sieben Sat 1. Auch hier

    wird periodisch abgefragt. Zudemwerden die Daten an Dritte ber-mittelt. Bei einem Pro-Sieben-Test-lauf ber fnf Tage tauschten dieComputer des Senders und das TV-Gert insgesamt vier Megabyte aus,

    das entspricht 2000 Schreibmaschi-nenseiten. 249-mal wurden Google

    Analytics, Chartbeat und Webtrekkkontaktiert. Alle drei protokollierendie Web-Nutzung. Zustzlich wurde1830-mal eine Verbindung zu Ama-zon-Servern in Irland hergestellt, obPro Sieben involviert war, ist unklar.

    All dies passierte, ohne dass je derInternetknopf des Gerts gedrcktworden wre. Pro Sieben Sat 1 be-grndet das so: Das ermglicht unszu sehen, welche Hinweise auf unse-

    re redaktionellen Inhalte zu welcherTageszeit am besten funktionieren.Chartbeat sei inzwischen abgeschal-tet, Google Analytics folge.

    Wir wissen nicht, was mit all die-sen Daten passiert, sagen die Wis-senschaftler. Sie vermuten, dass siezur Entwicklung personalisierterReklame dienen. Dafr haben sieein Beispiel gefunden: Der Nischen-sender Anixe TV blendete alle 15 Mi-nuten Werbung ein, im Datenstromwurde der Standort des Fernsehersbermittelt. Das Unternehmen lieeine stern-Anfrage unbeantwortet.

    Die anderen Sender betonen, alleDaten wrden durch Vernderungder IP-Adresse anonymisiert. MaritHansen vom DatenschutzzentrumSchleswig-Holstein ist trotzdemalarmiert: Bei Smart-TVs fehlenviele Selbstschutzmglichkeitender normalen Internetbrowser. 2

    Georg Wedemeyer

    Schne neue

    Fernsehwelt:

    Smart-TVs kn-

    nen viel und

    mehr, als ihre

    Besitzer ahnen

    Internetfhige Fernseher bermitteln heimlich jede Menge Datenan die TV-Sender eine Studie alarmiert Datenschtzer

    Sie wissen, was du guckst

    Wie er sich selbst siehtWie ihn Edward Snowden sieht Wie ihn Angela Merkel sieht Wie ihn seine Tchter sehen

    SEHEN UND GESEHEN WERDEN BARACK OBAMA, HELLHRIGER USPRSIDENT

    DIESE WOCHE

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    24 %

    Dass sie dieModeratorin

    Sylvie van derVaart gern

    im Fernsehensehen, sagen

    Mit dem TV-Sender RTL schlossdie 35-Jhrige gerade einen millio-

    nenschweren Deal, sie soll weiterLets Dance moderieren underneut beim Supertalent in der

    Jury sitzen. Auerhalb der Showsteigert die in Hamburg lebende

    Niederlnderin Sylvie van der

    Vaart ihren Marktwert durch immer

    neue Berichte ber ihr Liebes-

    leben. Doch gerade mal ein knap-pesViertel der Deutschen ist

    von ihren Sendungen begeistert,am ehesten noch die Jngeren

    (31 Prozent). 19 Prozent der Brgersehen sie nicht gern. Die brigen

    57 Prozent kennen sie nicht oderschauen ihre Shows gar nicht.

    Sylvie van der Vaart

    Ulrich ist tot, der Mann, mitdem ich jahrelang zusam-men im Tatort gespielthabe, und ich frage mich, obich eigentlich jemals wirk-lich per Du mit ihm war. Als

    Hollnder duze ich ja grundstzlichdie halbe Welt, Ulrich Matschossgehrte aber zu den Menschen, beidenen mir das selbst immer einbisschen komisch vorkam.

    Er war von seinem ganzen Wesenher eine Vaterfigur, verstrmteRespekt. Als ich im September 1981beim Tatort anfing, der Fall hieDer unsichtbare Gegner, da war ichgerade mal 40 Jahre alt und erschon Mitte 60. Seine Rolle in derSchimanski-Familie war zwar nicht

    besonders gro, aber sie war sehrwichtig: Als Kriminaloberrat KarlKnigsberg musste er den wildenHund Schimanski, den pedantischenBeamten Thanner und mich, denlssigen Hollnder, unter Kontrollehalten. Dabei half ihm seine souve-rne Prsenz, seine Ausstrahlung:Er war der Boss, da gab es keinenZweifel, das musste er gar nicht grospielen.

    Alle im Team mochten ihn, akzep-tierten seine vterliche Rolle auch

    abseits des Sets. Bei den Partys nachder letzten Klappe konnte er wun-

    derbare Geschichten erzhlen, undvertragen konnte er auch was. Ichhabe ihn allerdings nie betrunkenerlebt, dafr war er zu souvern.brigens hatte er physisch so garnichts von einem Klops, seinemSpitznamen als Kriminaloberrat.Es hat lange gedauert, bis ich ver-standen habe, dass der mit demNachnamen seiner Figur und denKnigsberger Klopsen zu tun hat.

    Als Ulrich 1991 aus der Serie aus-stieg, fehlte pltzlich etwas. Er wur-de auch nicht ersetzt. Seinen Serien-tod mit Anfang 70 hat er im echtenLeben um fast 25 Jahre berlebt. Waswill man als Schauspieler mehr? Ichhabe immer geglaubt, er sei damalsaus Altersgrnden bei Schimanski

    ausgeschieden, bis ich irgendwannerfuhr, dass er mit ber 80 noch inHollywood gelandet war: Im Thril-ler Red Corner spielte er an derSeite von Richard Gere. Fr einen,der in der Kriegsgefangenschaft zuseiner Liebe zum Schauspielberuffand, ist das doch eine wunderbarePointe. 2

    Ulrich MatschossChiem van Houweninge ber den Schauspieler, der fr das

    Team der Schimanski-Tatorte die Vaterfigur war

    Chiem van Houweninge,72, spielt den nieder-lndischen Schimanski-Assistenten Hnschen.

    Viele der Drehbcherstammen von ihm

    Von Duisburgbis Holly-

    wood: UlrichMatschoss

    starb mit96 Jahren

    Gesamt-kunstwerk ohneAngabe desGeburtsdatums:der Modezarbei der Vorstel-lung der Herbst/Winter-Kollek-tion von Chanelin Paris

    Karl als Kind:

    Zu seinem Ge-burtstag 2008lie Lagerfeldden stern(Nr. 37/2008)ins Fotoarchivblicken

    Jede Saison neue Kollektionen. Dasist seit Jahrzehnten sein Spiel. Da-rin ist Karl Lagerfeld Meister. AllesMaskerade das ist die Kernbot-schaft der bezopften Kunstfigur:Das Gesicht verschwindet hinter

    Sonnenbrille und Puder, unverhlltsind nur die Fingerspitzen. DasSchnellfeuer-Parlando gibt nichtspreis vom wahren Karl, sondernverwischt alle Spuren. Blo nichtsEchtes. Blo nicht festlegen lassen.Schon gar nicht beim Alter. Lager-feld probiert Geburtsjahre an wieunsereins Hemden. 2008 gab er eineParty zu seinem 70. Vier Jahre spterfeierte er seinen 79. Und diesesFrhjahr verkndete der gebrtigeHamburger, er sei 77. Nun habenzwei Hamburger eine Anzeige ge-funden, in der Lagerfelds Eltern dieGeburt ihres Karl Otto bekanntgeben. Jetzt steht fest: Am 10. Sep-tember wird Karl der Groe 80. Die

    Wahrheit ber Lagerfeld trgt seineLieblingsfarben: Schwarz auf Wei.

    LagerfeldsAltersweisheiten

    DIESE WOCHE

    LEUTE

    NACHRUF

    WAS HALTEN SIE VON?

    STERNTREND

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    www.stern.de/hadererUmfangreiches Archiv mit den Haderer-Cartoons

    Nahstliches Tohuwabohu

    DIESE WOCHE

    HADERER

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    VONLGEN

    UNDVERRAT

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    Geheimdienste setzengern auf Masse: Amneuen BND-Sitz inBerlin (l.) arbeitenbald 4000 Leute. Unddie Agenten nutzenschon immer neueTechnik unten dasMoskauer KGB-Bro.Nur ber aufgeflogeneSpione wird geredet:Hierzulande war eszum Beispiel GnterGuillaume (links nebenWilly Brandt), in denUSA Edward Snowdenund die Russin AnnaChapman

    Sie tuschen, tarnen und hintergehen, im

    Namen Ihrer Majestt, von Diktatoren oder

    Demokratien: Spione. Die Enthllungen

    des Ex-NSA-Mitarbeiters Edward

    Snowden sind eine neue Episode in der

    langen Geschichte der GeheimdiensteVon Holger Witzel und Florian Ggen

    GESELLSCHAFT

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    Die Kriegerin: Louise de

    Bettignies (18801918)Unter dem DecknamenAlice Dubois baute sieim Ersten Weltkrieg einNetzwerk von Geheim-agenten im besetzten TeilFrankreichs auf, genanntAlice Service. Sie be-

    schafften fr die Alliierten Informationen undorganisierten Fluchtrouten fr Kriegsgefange-

    ne. Doch de Bettignies flog auf und starb kurzvor Kriegsende in deutscher Gefangenschaft.

    Der Journalist: Richard

    Sorge (18951944)

    Zur Tarnung arbeitete erals Korrespondent derFrankfurter Zeitung inJapan. Doch der russisch-deutsche Kommunist warim Zweiten Weltkriegauch fr Josef Stalin

    ttig: Dank enger Beziehungen zur deutschenBotschaft kannte er die Angriffsplne der

    Deutschen und der Japaner und gab sie weiter.Sorge wurde 1941 enttarnt, 1944 hingerichtet.

    Fnf Menschen, fnf AbgrndeTOPSPIONE UND IHRE GESCHICHTE

    4

    D

    er Befehl kam vonganz oben und warrecht konkret. Ein-zeln und unaulligsollten zwlf SpioneLand und Leute er-kunden und wichti-ge Fragen vor demberfall klren:Sind die Menschen

    eher gro oder klein,stark oder schwach?

    Leben sie in Festungen oder nur inZelten? Ist der Boden fruchtbar, gibtes Bume? Habt Mut, schwor sieihr Anfhrer ein. Und ein paar Kost-proben sollten sie auch noch mit-bringen. Trauben am besten.

    Heute wrde man die verdeckteOperation in Kanaan Kriegs- und

    Wirtschaftsspionage nennen. Vorber 3000 Jahren bereiteten dieIsraeliten damit ihre sogenannte

    Landnahme vor. Mose schicktezwlf seiner besten Mnner.Die kamen nach 40 Tagen tatsch-

    lich mit Trauben und Granatpfelnzurck und priesen einmal mehrdas gelobte Land, in dem Milch undHonig flieen. Aber sie berichtetenauch von befestigten Stdten undkrftigen Mnnern, die man nie-mals unterwerfen knne. Gegen diesie sich klein wie Heuschreckenvorgekommen seien. Mose, so ber-liefert es das Alte Testament, gerietin eine Fhrungskrise. Wie sehrkonnte er sich auf seine Leuteverlassen?

    Die Spionage das Aushorchen,das Beobachten, der Verrat gehrtvon der Antike bis zur Gegenwartzum Handwerk der Eroberer undder Mchtigen, von Mose bis BarackObama. Die Spionage ist Teil desmenschlichen Verhaltensreper-toires. Die Logik ist einfach: Wermehr wei als der Gegner, hat dieKontrolle. Und wer die Kontrollehat, der siegt. Gegen die Menschen

    in Kanaan. Oder gegen die Russen.Oder gegen islamistische Terroris-ten. Weil es um so viel geht, denvielleicht entscheidenden Vorteilim Ringen um die eigene Existenz,dringen Spione in die innerstenZirkel der anderen vor; deshalb zah-len sie oft jeden Preis fr Geheim-nisse, auch jeden menschlichenPreis.

    Spione tuschen, belgen, betr-gen, um das eine, entscheidendeStck Wahrheit herauszufinden,

    sich den vielleicht entscheidendenVorsprung zu verschafen. Sie wer-

    den zu Verrtern, um Helden zuwerden. Wo haben die anderen ihreTruppen? Und wie viele? Wie weitsind die mit der Atombombe? Undwelche Bauplne haben sie? Wersind die Schlfer unter uns?

    Es ist dieser Grenzgang zwischenMut und Meineid, Schneid undSkrupellosigkeit, Tat und Untat, dieMelange aus menschlichen Ab-

    grnden, sanfter Verfhrung undbrutalem Hintergehen, die das Ge-schft der Spione ebenso faszinie-rend erscheinen lsst wie die Arbeitder Geheimdienste, das Schicksalder Nackttnzerin Mata Hari eben-so wie die Missionen der CIA oderdes sagenumwobenen israelischenGeheimdienstes Mossad. Die Ge-schichte ist voll von Figuren mitdramatischen Schicksalen, voll vonSex und Crime, immer im Rand-bereich der groen Politik, ob im

    simplen Schwarz-Wei des KaltenKrieges oder in der kompliziertenWelt nach den Anschlgen des11. September 2001. Kein Wunder,dass in Ian Flemings Fiktion dasberleben der menschlichen Zivi-lisation immer wieder von derManneskraft des SuperspionsJames Bond abhing im DienstIhrer Majestt und der westlichen

    Welt.

    Sie wollen alles wissen. Alles

    Und doch zeigen die EnthllungenEdward Snowdens ber die Sam-melwut der amerikanischen NSAund des britischen Geheimdiens-tes, dass die Spionage der Gegen-wart eine neue Stufe erreicht hat:Per Knopfdruck eines Beamten ir-gendwo in den USA knnen die

    Agenten in das Privateste fast jedenBrgers westlicher Staaten eindrin-gen. Die Dienste sind einem Zielnahe, von dem ihre sinistren

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    FOTOS:DAVID

    VONB

    LOHNNURPHOTOACTIONP

    RESS;EVERETT

    COLLECTIONACTIONP

    RESS;THEGRANGER

    COLLECTIONULLSTEIN;DPA;SYGMACORBIS2;FRANCOIS

    G.DURANDGETTY

    Held oder Verrter?Sie haben sich entschie-den. Die Demonstrantenvor dem Berliner Kanz-leramt wollen, dassDeutschland EdwardSnowden Asyl gewhrt.Die Jagd auf ihn begannam 9. Juni, als die briti-sche Zeitung Guardianein Videointerviewmit ihm verffentlichte.Snowden, 30 Jahre alt,Amerikaner, hatte frdie NSA gearbeitet bis er auspackte. Erstenthllte er, dass derUS-Geheimdienstdirekten Zugang zu den

    Nutzerdaten groerUS-Internetkonzernehat; dann, dass derbritische Geheimdienstalle Daten abzapft, dieber ein wichtiges Glas-faserkabel von Europain die USA flieen unddass die Amerikanerauch die EU ausspionie-ren. Snowden suchtnun ein Land, das ihmdauerhaft Asyl gewhrt

    Im Auftag Moskaus das Ehepaar Ethel und

    Julius Rosenberg,beide Kommunisten.Der Vorwurf: Atom-spionage. Sie wurden1951 in den USA zumTod verurteilt eineungewhnlich harteStrafe in Friedenszeiten.Selbst der Papst pro-testierte. Vergebens.1953 starben beide aufdem elektrischen Stuhl

    Der Verfhrer: Markus

    Wolf (19232006)

    Er leitete 34 Jahre langden Auslandsnachrichten-dienst der Stasi und eta-blierte die Methode Ro-meo: Er setzte charmanteSpitzel auf Sekretrinnenin BRD-Behrden an, sie

    gaukelten Liebe vor. Ein Opfer: Leonore St-terlin im Auenministerium. Ein Spion hatte

    sie gezielt nachrichtendienstlich geheiratet.Sie beging Selbstmord, als sie es erfuhr.

    Die Verratene: Valerie

    Plame, geboren 1963

    Die CIA-Agentin warSpezialistin fr denNahen Osten. Sie wurde2003 in einem Zeitungs-artikel geoutet, indem es um ihren Mannging, den Diplomaten

    Joseph Wilson. In einem Nebensatz stand,dass sie Agentin sei. Es gilt als erwiesen, dass

    die US-Regierung Plame verriet, weil sie dieDienste des Paars nicht mehr wollte.

    Der Verrter: Aldrich

    Ames, geboren 1941

    Schon Ames Vater hattebei der CIA gearbeitet, erselbst fing mit Anfang 20dort an, wurde spter Ab-teilungsleiter Gegenspio-nage UdSSR. Tatschlichspionierte er fr die Rus-

    sen. Etwa drei Dutzend US-Spitzel hat er ver-raten, fr einige endete das tdlich. Sein Motiv:

    Geld. Mehrere Millionen Dollar zahlte der KGB.1994 flog Ames auf, er bekam lebenslnglich.

    ick in die Welt berhmter Spitzel

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    Eli Cohen wurdeam 18. Mai 1965 inDamaskus gehngt.Der Agent desisraelischen Mossadpflegte in Syrien einImage als Juden-hasser, erfuhr so vonneuen Waffen, wurdeangeblich als syri-scher Verteidigungs-minister gehandelt.Er flog auf, als ernachlssig wurde,weil er nach Hause zuseiner Familie wollte.Alle Versuche Israels,den Meisterspionauszutauschen,

    scheiterten.

    US-Verteidigungsministerium arbeiten,

    150 Flle bekannter Spitzel untersucht.

    Allesamt US-Brger, die aufgeflogen waren.

    Fr 69 Prozent war der versprochene

    Lohn der Hauptgrund. Aldrich Ames zum

    Beispiel, der Amerikaner, der fr die

    Sowjets spionierte, leistete sich von den

    Geheimdienst-Millionen ein groesHaus und einen Jaguar. Und dann sind

    aus ihrer Stadt verbannt. Aus Sehnsucht und

    Geldnot also wurde der groe Frauenheld und

    Lebemann Giacomo Casanova im Jahr 1774

    zum Spion fr die Venezianer um wieder in

    der Hafenstadt leben zu drfen. Persnliche

    Krisen wie seine knnen ein Motiv sein, Spion

    zu werden. Aber da sind viele weitere.

    Aber immer wieder geht es vor al lem umGeld.2004 haben Forscher, die fr das

    Sie wollen alles ber uns wissen. Aber wir

    wrden auch gern alles ber sie wissen. Wer

    sind diese Spione? Warum machen sie das?

    Leider kann man Agenten nicht einfach

    befragen. Es bleiben nur die Enttarnten. Ihre

    Geschichten liefern Anhaltspunkte ber

    ihre Herkunft, ihre Motive und ihre Trume.

    Casanova war pleite, und er wollte nachHause, unbedingt. Die Venezianer hatten ihn

    Die Biografien der Aufgeflogenen geben Aufschluss ber mgliche GrnWER WIRD SPION UND WARUM?

    Vorgnger, vom franzsischen Kar-dinal Richelieu bis hin zu denSchergen des Stasi-Regimes, nurgetrumt haben: Sie knnen alleserfahren. Alles, alles.

    Was einen Spion zu einem gutenSpion macht und wie der klugeHerrscher seine Kundschafter hegtund pflegt, das hat bereits derchinesische General und Philosoph

    Sunzi beschrieben, etwa 500 Jahrevor Christus. Seine Schrift DieKunst des Krieges dient in Mili-trakademien und Management-seminaren bis heute als eine ArtStrategie-Bibel. Der erleuchteteHerrscher, heit es darin, werde dieIntelligentesten seiner Armee alsSpione einsetzen und so hervorra-gende Erfolge erzielen.

    Keine vertrauteren Beziehungenals zu Spionen drfe er, der Herr-scher, pflegen und nicht mit Silber-

    unzen fr sie geizen. Ihr Charaktermsse vorher auf Rechtschafenheitgeprft werden. Nur undurchschau-bare Spione seien noch gehrlicherals jede Unternehmung ohne sie.Dabei wollte sich der Chinese wederauf die Technik noch auf die Wissen-schaft verlassen. Geister-Orakelund mathematische Schlsse knn-ten Menschen nicht ersetzen, wennes darum gehe, Vorauswissen berden Gegner zu erlangen.

    Die Deutschen taub und plump

    Erfolgreiche Strategen wie Napo-leon und die vielen intrigantenFrsten des alten Europas kanntenSunzis Regeln und hatten sie verin-nerlicht. Zwischen ihren zahlrei-chen Kriegen lieferten sich alleKnigshuser Spionageschlachten um Erbfolge und Allianzen, mitPpsten und Barbaren rundum.Whrend die klassischen Gro-mchte England und Frankreich,aber auch Spanien und sterreich-Ungarn in den Phasen ihrer Macht

    und Ausbreitung bereits Hoch-Zei-

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    FOTO

    S:ULLSTEIN;DPA;SVENS

    IMON

    Rechts: Er war demKanzler so nahe. Derunauffllige Herr hinterWilly und Rut Brandt ein Stasi-Spitzel. GnterGuillaume (19271995),gebrtiger Berliner, trat1957 der SPD bei undstieg zum persnlichenReferenten des Bundes-kanzlers auf. 1974 wurdeer wegen des Verdach-tes auf Spionage festge-nommen. Die Verhaf-tung war einer derGrnde fr den Rck-tritt Brandts. 1981 konn-te Guillaume dank einesAgentenaustausches in

    die DDR ausreisen.Oben: Die GlienickerBrcke bei Potsdam istals Agentenbrckein die Geschichtsbchereingegangen. Hierfanden drei Austausch-aktionen zwischenden USA und derSowjetunion statt

    da die berzeugungstter,die fr ihrepolitische Ideologie spionieren, und jene, die

    Racheben wollen fr ein Unrecht, dasihnen ein Regime angetan hat. Einige

    spionieren auch, weil sie ein Familienmitglied

    darum bittet, also aus sozialem Druck.Andere werden unter Druck gesetzt,

    in der DDR zum Beispiel nutzte die StasiErpressungals Mittel der Rekrutierung. Die

    ein Leben als Spitzel

    US-Forscher rumten in der Studie mit einem

    beliebten Klischee auf: Fr die meisten sei

    der Kickund die Aufregung, die ein Agenten-leben bringt, allenfalls zweitrangig.

    Spione sind brigens zu 93 Prozent Mnner.

    Und sie sind jung: 46 Prozent steigen vor dem

    30. Lebensjahr in das Spionagegeschft ein.

    Mehr als die Hlfte sind beim Einstieg schonverheiratet. 4

    ten der Geheimdiplomatie erlebthatten mit berhmten Strippen-ziehern wie eben Richelieu, JosephFouch oder dem Wiener FrstenMetternich , spielten die deut-schen Kleinstaaten in dem Ge-werbe lange keine groe Rolle.Und waren den Methoden undTechniken der Gromchte nichtgewachsen.

    Mit den Weltkriegen undden brutalen Diktaturendieser Zeit samt Geheim-polizei, getrieben vomtechnischen Fortschritt,

    schlug auch in Deutschland die gro-e Stunde der Geheimdienste. Das20. Jahrhundert gilt als Bltezeit dergesamten Branche. Der Kalte Kriegzwischen Ost und West prgtenachhaltig alle Klischees vom aben-teuerlichen Agentenleben, von Be-

    schattungen, toten Brieksten undSchlapphten, Mikrofilmen undMorden mit der Regenschirmspit-ze, aber auch vom Agentenaus-tausch. Das zum Teil groteskeSpiel von Doppelagenten, ber-lufern und Abhrorgien wurdedabei gern in neutralen Lndernwie der Schweiz oder sterreich in-szeniert.

    Die Geschichten aus jener Zeitsind ebenso faszinierend wie ver-wirrend. Bei Topspionen wie demlegendren Kim Philby etwa wei bisheute angeblich niemand, auf wel-cher Seite der Mann wirklich stand.Erst galt der Cambrigde-Absolventwie vier seiner Studienfreunde alsglhender Kommunist. Er beliefer-te die Russen, lie sich dann aberauch vom britischen GeheimdienstMI6 anwerben.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg warer Verbindungsmann zur CIA, aberteilte sein Haus immer noch miteinem Freund, der spter als Sowjet-

    Agent enttarnt wurde. Philby stand

    immer wieder unter Verdacht, er-hielt aber auch Orden, wurde in denRuhestand gentigt und tauchte alsMI6-Agent im Nahen Osten wiederauf. 1963 beantragte er politisches

    Asyl in Moskau und ar-beitete weiter beim KGB. Befreun-det war er bei alldem mit demehemaligen MI6-Agenten und Au-tor Graham Greene. Irgendwann sollPhilbys Geschichte den Schriftstel-ler John Le Carr zum RomanDame, Knig, As, Spion inspiriert

    haben. Der Rest ist Fiktion. Kom-men Sie noch mit?

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    Mata Hari (18761917),die wahrscheinlichbekannteste Spioninder Geschichte. Jedochberragte ihre Selbst-darstellung als Femmefatale wohl ihreLeistung als Spitzel.Mata Hari war ihrKnstlername, dieNiederlnderin warTnzerin und hiebrgerlich MargarethaGeertruida Zelle. Siewurde wegen Spiona-

    ge in Frankreich zumTode verurteilt, hatteangeblich als Doppel-agentin fr Frankreichund Deutschlandgearbeitet. Doch bisheute ist unklar, obund an wen sie bri-sante Informationenweitergegeben hat.Das Bild oben zeigtihre Hinrichtung am15. Oktober 1917 naheParis. Sie verzichteteauf die Augenbinde

    Chinaist mit mehrerenDiensten aktiv. Das Ministe-rium fr Staatssicherheit(MSS) hat Oppositionelle

    (etwa Tibeter) und die Wirtschaft auf demSchirm, der Militrdienst MID Militr und Wis-senschaft. Firmen bemerken regelmig digi-tale Sphangriffe mit Spuren zu chinesischenHackern. Der parteieigene Dienst Bro 610

    berwacht auch in Deutschland die system-kritische Meditationsbewegung Falun Gong.

    ber Aktivitten des israeli-schen Mossad auf deutschemBoden steht im Verfassungs-schutzbericht kein Wort.

    Die Stuxnet-Cyberattacke auf das iranischeAtomprogramm wird von dem NSA-Ent-hller Snowden der NSA und dem Mossadzugeschrieben. Die Sabotage-Software legteIndustrieanlagen von Siemens lahm. Und

    somit war auch dieser deutsche Konzern direktoder indirekt ein Angriffsziel des Mossad.

    Die CIA(Central IntelligenceAgency) ist der wichtigste von16 Geheimdiensten der USA.Im befreundeten Deutschland

    flieen die Informationen vor allem ber dieBerliner Botschaft und Konsulate. Nebender NSA, die Kommunikationsleitungen undFunkverkehr anzapft, ist auch die dem Militrangegliederte DIA (Defense Intelligence

    Agency) mit Agenten ttig. Ihr Hauptquartierliegt in einer Stuttgarter Kaserne.

    Auslndische Geheimdienste interessieren sich fr Brger im Exil genWER IN DEUTSCHLAND SPIONIERT

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    FOTOS:H.

    ROGERVIOLET;NAMURLALANCESIPA

    Das syrischeRegime kmpftmit seinem allgemeinen unddem militrischen Geheim-dienst in Deutschland gegen

    seine Gegner. Bei Demonstrationen werdenExil-Syrer identifiziert, um sie durch Repres-sionen gegen Angehrige in der Heimat unterDruck zu setzen. Vier syrische Diplomatenwurden 2012 wegen Spionage ausgewiesen,

    ein Deutsch-Libanese wurde in Berlin alssyrischer Spion verurteilt.

    Der Iransteuert die Aktivit-ten des NachrichtendienstesMOIS von der Botschaft inBerlin aus. Neben Wirt-

    schaftsspionage und verdeckter Beschaffungvon Technologie zum Beispiel fr das Atom-programm werden Oppositionsgruppenausgeforscht. Rckblick: 1992 wurden in Berlinvier Anfhrer der kurdischen Minderheit im

    Iran im Restaurant Mykonos ermordet. Einerder Tter war frher beim Geheimdienst Irans.

    DerrussischezivileAuslandsgeheimdienstSWR (frher KGB) nutztMethoden aus dem Kalten

    Krieg. Vor Kurzem wurde ein Agentenehe-paar in Stuttgart verurteilt, das ber 20 Jahrelang Hunderte Dokumente von Nato undEU nach Moskau geliefert hatte. Aber auchelektronische Angriffe etwa ber prparierte

    Trojaner-E-Mails an Behrden oder Firmenwerden russischen Diensten zugeschrieben.

    wie fr Industriegeheimnisse

    4

    Dabei ist es keineswegs so, dasssich Drehbuch- und Roman-Auto-ren nur an den Spionen orientierthtten. Auch umgekehrt funktio-nierte der Ideenaustausch: Agentenklauten bei Schriftstellern undRegisseuren. So soll es beim KGBeine Spezialeinheit gegeben ha-ben, die sich mit dem Nachbau vonSpionagetechnik aus Filmen be-

    schftigte.Der wohl berhmteste Fall inner-

    deutscher Spionage trgt den Na-men Gnter Guillaume. Der hatte inder kurzen Phase der westdeutschenEntnazifizierung seine Zugehrig-keit zur NSDAP verschwiegen eineSteilvorlage fr die Stasi, das Minis-terium fr Staatssicherheit derDDR, ihn diskret zur Mitarbeit zubewegen. Guillaume galt als Orga-nisationstalent. In der westdeut-schen SPD arbeitete er sich ber

    Jahre bis zum Assistenten des Bun-deskanzlers hoch. Guillaume saschlielich im Machtzentrum derBonner Republik.

    Markus Wolf, Stasi-Auslandschefund lange als Mann ohne Gesichtberchtigt, verdankte seiner Top-Quelle regelmige Stimmungs-berichte aus dem Kanzleramt. Da-runter fiel zum Beispiel auch dieEinschtzung, dass Willy BrandtsOstpolitik keineswegs ein taktischesManver war, sondern ernst ge-meint. Umso bitterer war es fr dieStasi und die DDR, dass mit Guil-laumes Verhaftung im April 1974auch die ra Brandt zu Ende ging.Der erste SPD-Kanzler der Bundes-republik musste zurcktreten. Einpaar Jahre spter wurde der Spiongegen andere ausgetauscht und inder DDR als Kundschafter des Frie-dens gefeiert.

    Spionen ist oft nichts Menschli-ches fremd. Besonders perfide war

    jedoch die Taktik der sogenannten

    Romeo-Spione, die von der Stasi inden 60er und 70er Jahren in ganzenRudeln auf westdeutsche Sekret-rinnen angesetzt wurden, die beider Nato in Brssel oder in Minis-terien arbeiteten. Die Stasi-Offizie-re im besonderen Einsatz warennicht nur charmante Liebhaber,sondern hielten die Lge oft jahre-lang durch oder berredeten ihre

    Frauen sogar noch selbst zur Mit-arbeit. Wie im Fall des Ehepaars L.im Bonner Verteidigungsministe-rium. Einmal wurde L. von einemBundeswehroffizier beim Fotogra-fieren von Unterlagen erwischt undmit dem Scherz bedacht, Spionierensei hier aber verboten. Erst Monatespter flog das Ehepaar auf. DieSekretrin Leonore Stterlin nachder Inhaftierung ihres Ehemanneserstmals mit der Liebeslge kon-frontiert nahm sich in der U-Haft

    das Leben.

    Hauptmotive: Geld und Glaube

    Etwa 2500 Jahre nach dem chinesi-schen Spionage-Theoretiker Sunzi und mit mehr historischem Mate-rial hat der Geheimdiensthistori-ker Wolfgang Krieger die Theorieverfeinert, wie Menschen zu Spio-nen werden. Ihm ging es dabei nichtso sehr um schillernde Figuren, dieStars der Spionage-Historie, wieetwa jene niederlndische Nackt-tnzerin Margaretha GeertruidaZelle, Mata Hari genannt, die mal frdie Deutschen, mal fr die Franzo-sen spioniert haben soll und amSchluss als grte Spionin des Ers-ten Weltkriegs hingerichtet wurde.Krieger hlt die unscheinbaren Be-schafer hinsichtlich ihrer Spiona-geertrge fr viel erfolgreicher: dieHausangestellte oder den Pferde-knecht, einfache Soldaten, Wander-arbeiter oder Gaukler, die durch dieStdte und Drfer ziehen. Das

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    mus ist auch die ngstlichkeit inDemokratien gewachsen, sagt Krie-ger. Seitdem werden auch hierzu-lande unschuldige Brger in einemMae berwacht, wie man das bis-her nur aus Spielfilmen wie DasLeben der Anderen kannte. Diepolitische Aufgabe liegt fr Kriegerauf der Hand: Wir mssen stndigneu definieren, wo die Grenze zwi-

    schen dem legitimen Streben nachSicherheit und den Freiheitsrechtender Brger ist.

    Worin der Nutzen all der Sammel-wut besteht, ist ohnehin umstritten.Die Erfolgsgeschichten bleiben ne-buls, mit denen Barack Obama seinSchleppnetz im Internet rechtfer-tigt. Konkret werden dagegen im-

    mer nur die Flle, in denen alle tech-nische und menschliche Spionagenichts nutzte und niemand ausrei-

    chend vorbereitet war: der japani-sche Angrif auf Pearl Harbor, die

    Anschlge des 11. September 2001,die Attacken in London und Boston.

    Dass es, trotz aller Technik, letzt-lich wieder ein Mensch war, der den

    jngsten Spionageskandal ausge-lst hat, hat durchaus etwas Beruhi-gendes. Es war kein NSA-Computer,der die Seiten wechselte und sich andie Weltfentlichkeit wandte, son-dern mit Edward Snowden ein30-jhriger Amerikaner mit vier

    Laptops in der Tasche und einem nach allem, was man heute wei

    Bond mit Turnschuhen und Kafee-tasse in einem NSA-Rechenzentrumbeobachten. Die Spione kommennicht mehr aus der Klte, sondernhaben sich durch AbertausendeNchte vor Computerbildschirmenqualifiziert. Sie sind Hacker, Nerds,Beamte. Nicht nur das Bse istfast schon komisch banal, auch der

    Verrat.

    Das lteste Spionage-Desaster

    Dass ber die Ethik der Spionagegesprochen wird, ist historisch gese-hen ohnehin relativ neu. Die Ge-heimdienste sind erst in den letztenJahrzehnten Gegenstand der fent-lichen Diskussion geworden, sagt

    Wolfgang Krieger. Bis zum Zweiten

    Weltkrieg seien die Dienste tatsch-lich auch weitestgehend geheim ge-wesen. Von vielen wusste die fent-

    lichkeit nicht einmal, dass es sie gab.Aber selten, wohl nie, wurde Sinnund Zweck der Geheimdienstarbeitin so grellem Licht diskutiert wie inden vergangenen Wochen, seit klarist, dass ofenbar auch demokrati-sche Regierungen mehr Angst vorinneren und ueren Feinden ha-ben, als ihnen die Grundrechte ihrerBrger und Verbndeten wert sind.

    Die Arbeit von Geheimdienstenist auch immer Ausdruck von Angst,einer Furcht, die aus dem Gefhl

    entsteht, die Kontrolle zu verlieren.Durch die Bedrohung des Terroris-

    Ein komisch gemeinter Post aufeiner Facebook-Seite illustrierte die

    Wirklichkeit dieser schnen neuenWelt am vergangenen Wochenendedeutlicher als viele wortreiche Ana-lysen. Lieber Barack Obama, liebeCIA und NSA, schrieb dort jemand.Mir ist heute meine Festplatte ka-putt gegangen. Frage: Knntet Ihrmir bitte eine Kopie meiner Daten

    schicken? Porto bernehme ich, dan-ke. Es ist das Absurde der neuen

    Welt, dass selbst diese absurde For-derung technisch nicht absurd ist.

    Die digitale Technik schaft soauch eine neue Qualitt der Spiona-ge. Sie erlaubt es den Spitzeln welt-weit, ihren Zielobjekten ganz nah zukommen und doch in der Ferne zu

    bleiben. Wenn heute ber die Ethikdes Ttens diskutiert wird, weil Sol-daten von Kasernen in den USA

    aus Kampfdrohnen in Afghanistansteuern, dann findet diese Entwick-lung auch in der Spionage ihre Ent-sprechung. Er brauche nur Angabenzum Facebook-Konto oder der E-Mail eines Zielobjekts und knne danndie gesamte digitale Kommunika-tion jeder x-beliebigen Person beob-achten, sagte Edward Snowden.

    Sicher, die menschlichen Spione,jene, die sich in Gesellschaften ein-schleichen, die gibt es immer noch.

    Aber zumindest die westliche Welt

    lsst sich, davon mssen wir jetztausgehen, bequem von einem James

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    Jrgen Trittin

    Fraktionschefder Grnen

    Bereits vor zwanzig

    Jahren gab es Hin-weise auf Spionageder NSA gegen Deutschland.

    Allein, das Ausma der gesammel-ten Daten sowie die Dreistigkeitder Abhraktionen bertrefenselbst Verschwrungstheorien.Das war bisher unvorstellbar. Eineberwachung dieses Ausmaesenthllt zu haben ist das Ver-dienst Edward Snowdens. Deshalbmuss derjenige, der uns diesenDienst erwiesen hat, geschtztwerden. Diese Verpflichtung kn-nen Demokratien nicht Despotenberlassen. Die berwachungs-praktiken verstoen auf massive

    Weise gegen unsere elementarenGrundrechte. Die Totalberwa-chung kann kaum den Kampfgegen den Terror zum Ziel haben,sonst wren keine Bros in Brsseloder Botschaften ausspioniertworden. Im brigen bleibt richtig:

    Wenn die Sicherheit die Freiheitabschaft, haben die Terroristenihr Ziel die Zerstrung einer

    ofenen Gesellschaft erreicht.Die Kanzlerin muss gegenberden USA und Grobritannien klar-machen, dass diese Praktikengestoppt werden mssen. Be-stehende Vereinbarungen zumDatenaustausch (SWIFT, PNR)mssen aufgekndigt werden. DieBrger mssen in die Lage versetztwerden, ihre digitale Kommuni-kation sicher zu verschlsseln.

    Angela Merkel

    Bundeskanzlerin

    Eine Regierungs-sprecherin teilt mit:

    Die Bundeskanz-lerin hat von dengenannten Programmen sowieder angeblich flchendeckenden

    Aussphung Deutschlands erstdurch die aktuelle Berichterstat-tung Kenntnis bekommen. EineBewertung kann erst erfolgen,wenn die Tatsachen hinreichendfeststehen. Die Bundesregierungwird den Sachverhalt gemeinsammit ihren amerikanischen undeuropischen Partnern auklren.Darber hat die Bundeskanzlerinmit Prsident Obama bei seinemBerlin-Besuch ausfhrlich gespro-chen, in einem Telefonat am 3. Julihaben beide das Ziel der gemein-samen Sachauklrung nocheinmal bekrftigt. In diesen Tagenreist eine Delegation von Spitzen-beamten der Bundesregierungnach Washington, um ber alleFragen im Detail zu reden. An-schlieend wird Bundesinnen-minister Friedrich Gesprche inden USA fhren. Darber hinaus

    werden Expertengruppen aufEU-Ebene Gesprche mit denamerikanischen Partnern berdie Aufsicht ber die Nachrichten-dienste sowie Fragen von Daten-gewinnung und Datenschutzaufnehmen. Die Bundeskanzlerinsieht sich dem Schutz der Brgerin Deutschland in doppelter Hin-sicht verpflichtet dem Schutzvor terroristischen Bedrohungenebenso wie dem der Privatsphre.Jeder Eingrif in die Privatsphre

    muss dem Grundsatz der Verhlt-nismigkeit gengen.

    WAS HABEN SDie Bundesregierung tut so, als htte sie keine Ahnung von Amerikas Lauschangriff. KDREI FRAGEN

    ZU NSA, SNOWDEN

    UND PRISM

    ERSTENSWann genau erfuhren Sie von den

    Abhrprogrammen Prism undTempora? Haben Sie vor den

    jngsten Enthllungen Hinweisedarauf gehabt, dass der amerika-

    nische Geheimdienst NSA denTelefon- und Internetverkehr in

    Deutschland flchendeckendberwacht?

    ZWEITENSWie bewerten Sie diesen Lausch-

    angriff Amerikas? Verstt ergegen deutsches Recht?

    DRITTENSWas gedenken Sie zu tun, um die

    Bundesbrger vor solchen Aus-sphprogrammen zu schtzen?

    Wie knnen die Persnlichkeits-rechte jedes Einzelnen im Netz

    geschtzt werden?

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    80 %

    15 %

    nein

    ja

    Glauben Sie derErklrung der

    Bundesregierung,dass sie nichts

    von den Aktionendes US-Geheim-

    dienstes NSA

    gewusst habe?

    STERNTRENDINFOGRAFIK:1003BEFRAGTEAM3.UND

    4.JULI,QUELLE:FORSA;F

    OTOS:THOMAS&

    THOMAS;DAVIDS;IMAGO

    3;JENSSCHICK

    E;RAPHAELHNERFAUTHPHOTOTHEK

    Hans-GeorgMaaen

    Prsident desVerfassungs-schutzes

    Sein Sprecher teiltmit: Ich kann Ihnen keine Antwor-ten zukommen lassen. Der Sachver-halt ist ungeklrt. Vor der Bundes-pressekonferenz Anfang Juli sagteMaaen, sein Dienst habe von denSphaktionen der NSA erst aus derZeitung erfahren.

    Hans-PeterFriedrich

    Innenminister

    Ich habe von den

    Programmen erstdurch die Medien-berichterstattung erfahren. DassDeutschland flchendeckendberwacht wird, ist bisher nichtbewiesen. Gesetze mssen einge-halten werden. Wir arbeiten daran,Klarheit zu schafen. Die Wahl derMittel bei der Bekmpfung vonKriminalitt und internationalemTerrorismus muss rechtsstaatlichund verhltnismig sein. Es kannkeinesfalls um eine flchende-ckende, anlasslose berwachungaller Kommunikationsinhaltegehen, wie sie nun im Raum steht.

    SabineLeutheusser-Schnarrenberger

    Justizministerin

    Ich habe ber denGuardian und die

    Washington Post am 6. Juni vonden NSA-Programmen erfahren.Ich habe darauhin sofort gesagt,wrden die Vorwrfe zutrefen, seidas eine Katastrophe. Die Vorwrfeklingen nach einem Albtraum laHollywood. Im Vordergrund ste-hen jetzt Transparenz und Aukl-rung. Eine Totalberwachung derBrger darf es nicht geben. Das

    Aussphen befreundeter Botschaf-ten oder Vertretungen kann wohlkaum mit Terrorismusbekmp-fung erklrt werden. Ich habe ineinem Krisengipfel mit PhilippRsler die deutschen Vertretervon Google, Facebook, Apple undMicrosoft mit dem Ziel von Auf-klrung eingeladen. Hinterherwaren mehr Fragen ofen als vor-her. Jetzt mssen auch Sofortma-nahmen eingeleitet werden, dazuhabe ich mit Philipp Rsler und

    Rainer Brderle ein 13-Punkte-Programm vorgelegt.

    Peer Steinbrck

    Kanzlerkandidatder SPD

    Ich habe von den

    Abhraktivittenaus der Presseerfahren. Sie verlangen einegrundstzliche Debatte darber,in welchem Verhltnis privateSchutzrechte zu Sicherheitsinte-ressen stehen. Definitiv unvor-stellbar war fr mich, dass die USAbefreundete Regierungen undEinrichtungen der EU aushorchen.Dies ist strikt zu unterbinden. Esist nach wie vor ofen, in wieweitder BND und auch die Bundesre-gierung von Ausma und Tiefe der

    Abhraktivitten gewusst haben.Ich bin kein Experte, was dierechtliche Basis und Kontrolleder Nachrichtendienste betrift.Aber mir scheint ganz klar, dassProgramme wie Prism oder Tem-pora nach deutschem Recht nichterlaubt sind. Wenn Bundesbrgeroder deutsche Unternehmenin ihren Rechten verletzt wurden,dann muss sich damit auch diedeutsche Justiz beschftigen.Klar sein muss: Die EU-Richtlinie

    ber die Vorratsdatenspeicherungdarf keinen Bestand mehr haben.Sie muss grundlegend ber-arbeitet und gendert werden.Der Datenschutz der Brger-innen und Brger muss dabei imMittelpunkt stehen.

    Gerhard Schindler

    Prsident des BND

    Sein Sprecher teiltmit: Vielen Dankfr Ihr Interessean der Arbeit des

    BND. Zu Fragen, die den Einsatznachrichtendienstlicher Mittel

    angehen, nimmt der Bundes-nachrichtendienst grundstzlichnur gegenber der Bundes-regierung und den geheimtagenden parlamentarischenGremien Stellung.

    IE GEWUSST ?das sein? Der sternfragt nach bei der Kanzlerin, jetzigen und ehemaligen Ministern

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    DAS STERNGESPRCH

    Allein mitden Gttern Verraten von vermeintlichen Freunden und

    menschlich tief verletzt, erlebte AuenministerGuido Westerwelle seinen Sturz als FDP-Chef.

    Nun gibt er erstmals Einblick in seine Seele, beichtet

    Fehler und offenbart seine PlneVon Hans-Ulrich Jrges und Dominik Wichmann; Fotos: Gene Glover

    Guido Wester-welle in der vonantiken Statuen

    gesumtenRotunde des

    Alten Museumsin Berlin

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    Herr Westerwelle, wietief war das Tal, das Siein den vergangenen

    vier Jahren durchwan-dern mussten?Ziemlich tief. Wennich nicht schon vorherKrisen berstanden

    htte, dann htte ich es als nochtiefer empfunden.

    Wann war es am tiefsten?Vor zwei Jahren, nach Fukushimaund den beiden verlorenen Wah-len in Rheinland-Pfalz und Baden-

    Wrttemberg. Ich war noch FDP-Vorsitzender. Da habe ich etwaserlebt, von dem ich abstrakt wuss-te, das mich aber dann, als ich mit-tendrin war, doch erschttert hat.Ich hrte abllige Bemerkungenber mich von Leuten, bei denenich es nie erwartet htte.Sie waren zehn Jahre Parteichef,

    hatten das beste Wahlergebnisaller Zeiten fr die FDPgeholt pltzlich waren Sieein Ausgestoener.Natrlich war es auerordentlichverletzend, dass ich von Menschenpersnlich attackiert wurde, beidenen ich mir sicher war, dass sienicht nur politisch, sondern auchmenschlich eng und verlsslichmit mir verbunden waren. Dereine oder andere war ja auch durchmich etwas geworden. Wenn ge-rade die unter den Ersten sind, diesich besonders abschtzig uern,dann lernt man daraus frs Leben.

    Wer war das?Ich habe nicht einen oder einespeziell in Erinnerung, sonderneine schmerzhafte Phase mensch-licher Enttuschung keines-wegs brigens politischer. Darausist blo Politik gemacht worden.

    Wir mssen fein unterscheidenzwischen den politischen Konse-quenzen und der persnlichenEnttuschung. Da ich mir ohnehin

    vorgenommen hatte, nicht einviertes Mal die FDP als Spitzenkan-didat in eine Bundestagswahl zufhren, nmlich jetzt 2013, ist esmir politisch auch nicht so schwer-gefallen abzutreten. Ich bin mit derEntscheidung, den Parteivorsitzabzugeben, nicht nur einverstan-den, sondern vllig im Reinen.Das war richtig?Es war richtig fr die Koalition,fr die FDP Auch fr Sie?

    Fr mich ohnehin. Ich trauere die-ser Entscheidung nicht nach.

    Ich war erleichtert, als es entschie-den war.Haben Sie sich allein gelassengefhlt? Wer hat noch zu Ihnengestanden?Es gab auch viel Zuspruch. AberSchlagzeilen produzieren natrlich

    jene, die einen Namen haben undbesonders derb auf den Putz hauen.

    Wer hat in der FDP-Fhrung noch

    zu Ihnen gestanden? Genscher?Hans-Dietrich Genscher warmir immer ein wichtiger Ratgeber,auch damals. Ansonsten gilt:

    Wer wo wie stand, ist vergosseneMilch. Schwamm drber.

    Wie hat sich Angela Merkelverhalten?Auerordentlich korrekt undangenehm.

    War sie nur korrekt, oder hat sieauch menschliche Zuwendunggezeigt?

    Ja, sicher. Zwischen der Kanzlerinund mir gibt es nicht nur die po-litische Zusammenarbeit, die mansieht. Wir haben eine mehr als20-jhrige gemeinsame Wegstre-cke zurckgelegt. Ich bin mir ganzsicher: Wenn irgendwann mal alle

    mter hinter uns liegen, werdenAngela Merkel und ich uns immernoch auf ein Glas Wein trefen.Gab es in der Krise einenMoment, als sie Ihnen unter vierAugen gesagt hat: Auf michkannst du dich verlassen?

    Ja, den gab es. Solche Momentehaben wir brigens in den

    vergangenen 20 Jahren in beideRichtungen erlebt.

    Sie haben Merkel gesttzt?Es gibt niemanden in der erstenReihe der Politik, der nichtschon durch schwere Krisengegangen ist.Merkel nach der Wahl 2005.Da haben Sie zu ihr gestandenund den Lockungen GerhardSchrders fr eine Ampelkoali-tion widerstanden.Es gibt eine unausgesprocheneSchicksalssolidaritt zwischenMenschen, die lange einen

    gemeinsamen Weg gehen undwissen, dass Politik auch aus

    tiefen Tlern besteht. In derDemokratie hat jeder eine zweite,dritte oder auch vierte Chance.Ist Merkel eine persnlicheFreundin, oder gibt es so etwasnicht in der Politik?Ich bin mit ihr freundschaftlichverbunden, aber Freund ist frmich ein so exklusives Wort, dassman froh sein darf, wenn manim Leben eine Handvoll solcherMenschen hat. Mit meinem bestenFreund bin ich schon als Zehnjh-

    riger in die fnfte Klasse gegangen.Gibt es Menschen in der Politik,die Sie Freunde nennen?Ja, die gibt es.Zum Beispiel?

    Wenn ich irgendwann mal einBuch ber mein Leben schreibe,sagte ich es Ihnen. Es gibt auchein paar wirkliche, persnlicheFreunde in meiner FDP.Gab es mal einen Moment,in dem Sie daran dachten, ganzaus der Politik auszusteigen?

    Nein. In puncto Pflichtgefhl binich ein preuischer Rheinlnder.

    Bis heute kommendie schrecklichsten

    Droh- und Schmhbriefe

    Westerwelle aufdem Weg zum

    stern-Gesprchim Alten

    Museum. Eswurde 1823 bis

    1830 von KarlFriedrich

    Schinkel am Lust-garten errichtet

    und gilt als einesder schnsten

    Gebude desKlassizismus.Heute beher-

    bergt es dieAntikensamm-lung der Staat-lichen Museen

    zu Berlin

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    ich htte Sozialhilfeempngerbeschimpft. So hatte ich es abergar nicht gemeint, ich wollte bloklarmachen, dass sich Leistunglohnen muss. Auf diese Weise aberhabe ich mir den Vorhang selbstzugezogen.

    War es ein Fehler, dass SieAuenminister geworden sind?Htten Sie Finanzminister

    werden sollen?Nein. Wenn der Finanzminister inder europischen Schuldenkrisevon der FDP gestellt worden wre,bin ich nicht sicher, ob die Koali-tion gehalten htte.Sie meinen, wenn nicht WolfgangSchuble, sondern ein Liberalerdie Euro-Sttzungsaktionen

    verantwortet htte, wre die CSUvon der Fahne gegangen,die Koalition wre geplatzt?Ich schliee nicht aus, dass

    es erheblich greren Widerstandin der CDU/CSU-Fraktion gegebenhtte.Erst wre die Koalition zerbro-chen, dann womglich der Euro?Ob es so schlimm gekommenwre, wei ich nicht. Aber rck-blickend betrachtet, war dieRessortverteilung goldrichtig.Niemand kann sich einenschlanken Fu machen und Schuldauf den Partner abwlzen.

    Was die Auenpolitik angeht,scheint sich die Kanzlerin die

    wichtigsten Felder angeeignet zuhaben: Europa, USA, China Das tuscht. Natrlich ist die Rolleder Regierungschefin in der euro-pischen Schuldenkrise gro, aberwenn es um die Weiterentwick-lung Europas geht, ist das Auswr-tige Amt unverzichtbar. Die

    Auenpolitik wird unverndertim Auswrtigen Amt gemacht,in enger Abstimmung mit derKanzlerin.Dann mssen Sie das deutlicher

    machen.Wenn Sie den Eindruck haben,muss ich daran arbeiten. Aber inbewegten Zeiten sind Einverneh-men und Miteinander in einer Re-gierung gewiss auch kein Manko.

    War die Stimmenthaltung imWeltsicherheitsrat 2011 einFehler,