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Die globale Omni-Channel-Revolution Auswirkungen des E-Commerce auf das Logistikimmobiliennetzwerk der Einzelhändler Online kaufen

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Die globale Omni-Channel-Revolution

Auswirkungen des E-Commerce auf das Logistikimmobiliennetzwerk der Einzelhändler

Onlinekaufen

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2 Die globale Omni-Channel-Revolution

Die Immobilienlandschaft verändert sich durch den Einfluss des E-Commerce schnell und radikal.

Der „Everywhere Commerce” wird zur neuen Norm. Die Einzelhändler erkennen, dass es nicht mehr ausreicht, den Kunden mehrere Einkaufskanäle anzubieten – stattdessen müssen diese vollkommen miteinander verbunden werden, um den Kunden ein nahtloses Omni-Channel-Einkaufserlebnis bieten zu können.

Darüber hinaus stellt diese Umwandlung die Definitionen der Begriffe „Einzelhandel” und „Einzelhändler” zunehmend in Frage. Immer mehr Hersteller verkaufen ihre Ware direkt an die Verbraucher und Marktplatzbetreiber wie eBay und Alibaba errichten Plattformen, auf denen Dritte ihre Waren verkaufen können, ohne selbst Warenbestände zu besitzen oder zu verkaufen. Der Internetriese Google ist ebenfalls in den Einzelhandel eingestiegen und bietet zusammen mit Einzelhändlern einen Express-Shopping-Service an.

Im vergangenen Jahr veröffentlichten wir den ersten Teil unserer dreiteiligen Serie, in der wir aufzeigten, wie der E-Commerce-Boom eine weltweite Nachfragewelle nach Logistikimmobilien auslöst. Im zweiten Teil dieser Serie betrachten wir einige der neuesten Trends und erläutern, was Einzelhändler, vom Standpunkt der Logistik und der Distributionsimmobilien aus gesehen, unserer Ansicht nach tun müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die globale Omni-Channel-Revolution hat bereits dramatische Auswirkungen. Doch in vielerlei Hinsicht hat sie soeben erst begonnen. Mit ihrem Voranschreiten wird die Optimierung der Lieferketten für die Performance des Einzelhandels immer wichtiger werden; die Bedeutung der Logistik- und Distributionsimmobilien als entscheidender Wettbewerbs-faktor wird für Einzelhändler immer deutlicher.

Craig MeyerVorstandsvorsitzender – Global Industrial BoardPresident – Industrial Brokerage, Americas

Einführung

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Die globale Omni-Channel-Revolution 3

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Wichtige Schlussfolgerungen

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Der Übergang zum Omni-Channel-Einzelhandel erfordert eine komplette Neuausrichtung der Einzelhandels-Lieferketten, um diese kunden-orientiert zu gestalten - und nicht wie bisher auf den Vertriebskanal zugeschnitten.

In einer Omni-Channel-Welt wird die Optimierung der Lieferketten für den Erfolg und die Marken-reputation der Einzelhändler noch wichtiger.

Einzelhändler müssen sicherstellen, dass ihr Immobiliennetzwerk vollständig auf ihre Omni-Channel-Lieferkettenstrategie abgestimmt ist; dies kann zum Beispiel durch die Zusammen-arbeit mit Logistikdienstleistern erfolgen.

Für Einzelhändler werden die passenden physischen Einzelhandels- und Distributionsimmobilien an den richtigen Standorten, versehen mit einer hohen Flexibilität, entscheidende Erfolgsfaktoren sein.

Die Spezifikation und das innere Layout der Vertriebszentren, die Einzelhändler für eine Omni-Channel-Logistik benötigen, werden sich aufgrund von unterschiedlichen Betriebsabläufen und unter-schiedlichen Fahrzeugtypen von Vertriebszentren, die Ladengeschäfte beliefern, unterscheiden.

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4 Die globale Omni-Channel-Revolution

Der weltweite Umsatz im B2C-E-Commerce wird laut eMarketer im Jahr 2014 1,5 Billionen US-$ überschreiten und bis zum Jahr 2017 auf über 2,3 Billionen US-$ steigen. Unabhängig davon durchgeführte Prognosen sagen auch weiterhin ein robustes Umsatzwachstum im Onlinehandel voraus, das das Umsatzwachstum in Ladengeschäften weit hinter sich lassen wird. Forrester rechnet damit, dass der Umsatz im Onlinehandel

Neueste Trends

in den USA zwischen 2013 und 2018 um 9,5 % pro Jahr steigen wird, während Europa ein Wachstum von 12 % pro Jahr verzeichnen wird. Die sogenannten Emerging Markets werden sich zu wichtigen Wachstumsmotoren entwickeln, da deren Mittelschicht anwächst und Smartphones und Tablets eine größere Verbreitung finden werden.

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Der weltweite Umsatz im B2C-E-Commerce, 2013 – 2017

Quelle: eMarketer

Der Online-Handel boomt – der grenzüberschreitende E-Commerce wird schnell, der Online-Lebensmittelhandel rasant anwachsen

Mittel- und Osteuropa

Nordamerika Westeuropa

Asien/Pazifik

Lateinamerika

Naher Osten und Afrika

Ausgaben für E-Commerce weltweit

$27bn $51bn

$48bn $75bn

$50bn $73bn$431bn $660bn $312bn $445bn

2013$1,251bn

2017$2,357bn

Ç 88.4% Steigerung

$384bn $1053bn

Ç 55%

Ç 90%

Ç 174%

Ç 48%Ç 43%Ç 53%

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Der internationale (grenzüberschreitende) E-Commerce wird boomen. Eine kürzlich von OC&C Strategy Consultants durchgeführte Studie zeigt, dass die globalen Suchvolumina bereits die lokalen Suchanfragen übersteigen. Es wird prognostiziert, dass die Exportzahlen im E-Commerce zwischen 2013 und 2020 um 30 % pro Jahr wachsen werden. Eine gesondert von EMOTA („European Multi-Channel and Online Trade Association“) durchgeführte Analyse legt nahe, dass die grenzüberschreitenden Umsätze in Europa zwischen 2013 und 2018 doppelt so schnell wachsen werden wie die nationalen Umsätze.

Durch dieses Wachstum wird die Wett-bewerbslandschaft im Einzelhandel deutlich internationaler bzw. globaler als zuvor, wodurch sich für Ein-zelhändler zwar einerseits Zugangswege zu neuen Kunden in neuen Märkten eröffnen, andererseits je-doch die Einzelhändler sich dadurch auch einem neuen Wettbewerb in ihren bisherigen Märkten ausgesetzt sehen.

Auch bei den Ausgaben im Online-Lebensmittelhandel wird ein Boom erwartet. Der Lebens-mittelhandel bildet in vielen Ländern die größte Warenkategorie im Einzelhandel. Bislang blieb er vom Vormarsch des Onlinehandels größtenteils unbeeindruckt. Selbst in Großbritannien, wo die Ausgaben im Onlinehandel bereits auf einem relativ hohen Niveau liegen, macht der Online-Lebensmittelumsatz dem „Institute of Grocery Distribution“ (IGD) zufolge nur 4,4 % des Gesamtumsatzes im Lebensmittelhandel aus. Dies wird sich jedoch ändern, da Einzelhändler in zahlreichen Ländern aufgrund der steigenden Nachfrage und des Kampfs um Beibehaltung von Marktanteilen ihr Online-Lebensmittelangebot

bereits aufstocken. Die „Boston Consulting Group“ (BCG) geht davon aus, dass der globale Online-Lebensmittelmarkt von 36 Milliarden US-$ im Jahr 2013 auf 100 Milliarden US-$ bis 2018 wachsen wird. Dieses Wachstum wird neue Anforderungen an Logistikimmobilien stellen.

Die bestehenden Modelle für den Online-Lebensmittelhandel variieren. In Großbritannien wickeln die großen Super-marktketten die Bestellungen in der Regel über ihre Laden-

geschäfte ab. Doch mit dem gestiegenen Volumen entwickelte sich, vor allem im

Großraum London, ein Trend hin zu spezialisierten Verteilzentren.

In Frankreich sind die wesentlichen Modelle „Click

und Collect“ und „Drive thru“, die erstmals von Auchan eingeführt wurden. In den USA wickelt Peapod, das zum niederländischen Einzelhandelsriesen

Ahold gehört, die Bestellungen über

spezialisierte Lager sowie kleineren Lagerräumen in

Läden der Supermarktkette Stop & Shop ab, um mehr als

20 Märkte zu bedienen. Beim Online-Händler Amazon Fresh hingegen erfolgt die

Abwicklung für vier Hauptmärkte über spezialisierte Lager. Berichten zufolge plant Amazon die Expansion in weitere 10 bis 20 neue Märkte. Instacart bietet in mehreren Städten einen Lebensmittel-Lieferservice am selben Tag an und greift dabei auf persönliche Einkäufer zurück, die Lebensmittelbestellungen in lokalen Supermärkten besorgen und ihre eigenen Fahrzeuge für die Auslieferung verwenden – das Unternehmen besitzt keine Ladengeschäfte, Lager oder LKWs.

kaufen

%

kaufengeöffnet

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Der Übergang zum Omni-Channel-Einzelhandel wird die traditionellen Wirtschaftsmodelle im Einzelhandel unter Druck setzen, da die Abwanderung in andere Vertriebskanäle die Ertragsströme verändern und die Produktivität des stationären Handels unterminieren wird. Zudem wird eine erhöhte Preis-transparenz Druck auf die Margen ausüben. Darüber hinaus wird der Omni-Channel-Handel die traditionellen Betriebs-modelle in Frage stellen.

Während die Lieferketten der meisten Multi-Channel-Einzelhändler auf unabhängig voneinander geführten Kanälen beruhen, wird beim Omni-Channel-Handel die Notwendigkeit, den Kunden eine nahtlose Ein-kaufserfahrung über alle - integriert betriebenen - Einkaufskanäle bereitzustellen, erhebliche betriebliche Umstrukturierungen erforderlich machen. Diese be-treffen sowohl Mitarbeiter, Prozesse, Technologien und externe Partner.

Statt das Geschäft an den verschiedenen Vertriebskanälen auszurichten, müssen sich Einzelhändler vollständig am Verbraucher orientieren, um eine erstklassige, auf Auswahl, Kosten, Komfort und Kontinuität basierende Einkaufserfahrung gewährleisten zu können.

Omni-Channel-Einzelhändler müssen ihr Geschäft am Verbraucher ausrichten, nicht an den Vertriebskanälen

Der Omni-Channel-Handel stellt bestehende Wirtschafts- und Betriebsmodelle im Einzelhandel in Frage und bietet zusätzlich erhebliche Vorteile

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Ist ein Omni-Channel-Ansatz erst einmal umgesetzt, kann dieser Einzelhändlern erhebliche Vorteile wie Umsatzsteigerungen durch eine erhöhte Verfügbarkeit und Reaktionsfähigkeit sowie ein gesteigertes Markenimage durch die Bereitstellung einer erstklassigen Einkaufserfahrung verschaffen. Das Ansehen einer Marke ist in der heutigen digitalen Welt tatsächlich mehr gefährdet als je zuvor, wenn es den Einzelhändlern nicht gelingt, die immer anspruchs-volleren Kundenerwartungen zu erfüllen.

VERBRAUCHER

KONT

INUITÄT AUSWAHL

KOSTEN

KOMFORT

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Quelle: IForce

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Die Logistik ist bereits als Unterscheidungsmerkmal für Einzel-händler anerkannt. Der Übergang zum Omni-Channel-Einzel-handel wird dies noch verstärken, da eine effiziente Logistik für Einzelhändler notwendig sein wird, um ein hohes Serviceniveau über alle Vertriebskanäle zu gewährleisten. Gleichzeitig wird dies sie in die Lage versetzen, mögliche Synergieeffekte zu nutzen, z.B. durch die Nutzung des Filialnetzes für das Fulfillment, für „Click und Collect“ oder bei der Retourenbearbeitung.

Das Fulfillment ist für jeden Omni-Channel-Betrieb von entschei-dender Bedeutung und wird zunehmend zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. In der Anfangszeit des E-Commerce basierte der Wettbewerb zwischen den Einzelhändlern weitgehend auf der Liefertreue. In reiferen Märkten jedoch konkurriert der Einzel-handel in Bezug auf die Lieferzeiten immer stärker. So wurde beispielsweise Amazon kürzlich ein Patent für den „voraus-schauenden Versand“ erteilt, um die Auftragsbearbeitungszeit zu minimieren². Auch hat Amazon in sieben Städten Großbritan-niens einen Sonntags-Lieferservice für Amazon Prime-Mitglieder gestartet, um die Lieferzeiten in diesen Märkten zu verkürzen. Da die Kunden jedoch auch Bequemlichkeit und Liefertreue schätzen, ist die Liefergeschwindigkeit zwar wichtig, aber nicht die einzige Erwägung.

Die Vertriebsform „Click und Collect“ verzeichnet in manchen Ländern ein schnelles Wachstum und wird sich zu einer immer wichtigeren Fulfillment-Komponente entwickeln, da die Verbrauch-

er diese oft als die bequemere und beständigere Fulfillment-Methode ansehen und einer Heimzustellung vorziehen. Viele Einzelhändler, die „Click und Collect“ anbieten, weiten derzeit ihr Netz an Abholstellen z.B. auf Bahnhöfe, U-Bahn-Stationen, Flughäfen und Nachbarschaftsläden aus. Diese Auswahl ist attraktiv für die Kunden, stellt die Einzelhändler jedoch vor weitere Herausforderungen.

Rücksendungen können ebenfalls eine große Herausforderung darstellen – für manche Einzelhändler werden die eigenen Kun-den zu ihren größten Zulieferern. In Branchen wie der Beklei-dungsbranche kann die Retouren-Quote bei Online-Bestellungen bis zu 50 % betragen. Während die Kunden einen bequemen und kostengünstigen Service mit einer schnellen Erstattung bzw. einem schnellen Umtausch wünschen, müssen die Einzelhändler ihre Kosten senken und den Wert der retournierten Waren maximieren. Die Lösung hierfür liegt in der Konzentration auf die Wertkurve für retournierte Produkte. Üblicherweise bestimmen der Wert und die relativen Bearbeitungskosten eines Produkts dessen endgültige Disposition auf dieser Kurve. Dies ist ein Bereich, der vielen Einzelhändlern eine Gelegenheit bietet, ihre Effizienz zu verbessern.

Diese logistischen Herausforderungen werden erhebliche Aus-wirkungen auf die Immobilien von Einzelhändlern haben, so z.B. auf die Gestaltung der Laden-Portfolios und die Vertriebsnetze.

Die Logistik wird sich zu einem noch wichtigeren Differenzierungsfaktor entwickeln3

Die Herausforderung der Retourenbearbeitung – die Lösung liegt in der Fokussierung auf die Wertkurve

Produktwert und relative Bearbeitungskosten bestimmen die endgültige Disposition

2 Bei diesem System kann Amazon seiner Aussage nach für seine Kunden Produkte, die für diese aufgrund früherer Bestellungen und anderer Faktoren interessant sein könnten, bis zur eigentlichen Bestellung in einer Warteposition bereithalten.

Arbeiter/ Internet und Ladengeschäft

Zurück zum Lieferanten

Rückführung mit geringer

Marge

Rückführung mit hoher

Marge

Ausschussware

Spende

Arbeiter/Auktion

Zurück in den Bestand

Wiederverwertung

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8 Die globale Omni-Channel-Revolution

Obwohl Omni-Channel-Einzelhändler weltweit ähnlichen Heraus-forderungen wie Warenverfügbarkeit, Sichtbarkeit, Reaktionsfähig-keit und Fulfillment gegenüberstehen, bestehen in unterschied-lichen Ländern unterschiedliche spezifische Anforderungen. Diese sind abhängig von den unterschiedlichen eingesetzten Technologien sowie den Wünschen der Kunden hinsichtlich des Einkaufs, der Bezahlung und der Warenzustellung bzw. -abholung (bzw. der Rücksendung).

Die Verfügbarkeit des Internets ist weltweit sehr unterschiedlich, ebenso wie die Art des Internetzugangs. In manchen Ländern, wie China, erfolgt er meist über mobile Geräte, während er in anderen Ländern, darunter derzeit den USA, eher über einen PC erfolgt. Die Akzeptanz „neuer“ Technologien mit dem Potenzial, den Internethandel und das Verbraucherverhalten zu prägen, wie z.B. Wearable Technologies und der 3D-Druck, ist ebenfalls höchst unterschiedlich.

Von der reinen Technologie abgesehen, zeigen sich die Unterschiede in vielerlei Hinsicht. So bevorzugen beispielsweise Verbraucher unterschiedliche Zahlungssysteme: In Indien ist die Bezahlung per Nachnahme weit verbreitet, in Brasilien wird häufig eine Ratenzahlung bevorzugt und in Russland wird tendenziell die Bargeldzahlung der Kartenzahlung vorgezogen.

Unterschiedliche Länder stellen unterschiedliche Anforderungen4

3 DHL Supply Chain Matters. E-Tailing in Emerging Markets: Die Herausforderung auf den „letzten Metern“

Außerdem variiert die Art der Auftragsabwicklung stark. So gewinnt z.B. in Großbritannien und Frankreich die Vertriebsform „Click und Collect“ bei der Abwicklung auf den „letzten Metern“ gegenüber der Heimzustellung an Bedeutung, während „Click und Collect“ in den USA weniger häufig vorkommt und auf dem chinesischen Markt noch eine untergeordnete Rolle spielt.

Die Bedeutung und das Wachstumspotenzial des Online-Lebens-mittelhandels variiert ebenfalls stark. Derzeit ist es in den USA relativ gering (unter 1 %) verglichen mit Großbritannien (fast 5 %). In beiden Ländern wird jedoch ein starkes Umsatzwachstum im Online-Lebensmittelhandel erwartet.

Die Qualität der Logistikinfrastruktur in den verschiedenen Ländern ist ebenso wie die Präsenz größerer Logistikfirmen und die Qualität der lokalen Postdienste (einschließlich der Möglichkeit, Einkäufe nachzuverfolgen und Rücksendungen zu verwalten) sehr unter-schiedlich. In manchen Ländern, in denen die Logistikinfrastruktur relativ unterentwickelt ist, müssen Einzelhändler unter Umständen eigene Lager und Zustellnetze aufbauen. Dies geschieht oft mit der Hilfe von Logistikdienstleistern. In China beispielsweise arbeitet der Marktführer Alibaba mit Paketdienstleistern zusammen, um ein Lager- und Logistiknetzwerk aufzubauen, das landesweit 24-Stunden-Lieferungen ermöglichen soll³.

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Der Übergang zum Omni-Channel-Einzelhandel erfordert eine vollständige Umwandlung des Geschäfts. Dies betrifft die Mitarbei-ter, Prozesse und Technologien. Doch auch die Umgestaltung von Immobilien ist ein wesentlicher Teil dieser Veränderung. Einzel-händler müssen sicherstellen, dass ihre Immobilien vollständig auf ihre Omni-Channel-Lieferkettenstrategie abgestimmt sind. Ist dies nicht der Fall, müssen sie, um wettbewerbsfähig zu bleiben, ihre Einzelhandels- und Distributionsimmobilien umstrukturieren. Da sich der Absatz von den konventionellen hin zu den digitalen Kanälen verschiebt, werden die meisten Einzelhändler weniger Einzelhandelsflächen benötigen. Unsere Untersuchungen legen jedoch den Schluss nahe, dass Ladengeschäfte für die meisten Einzelhändler weiterhin das Zentrum ihres Geschäfts bilden werden, wobei sie physische und digitale Kanäle integriert betreiben, um den Kunden eine interaktive und umfassende Einkaufserfahrung in den Ladengeschäften bieten zu können4. Infolgedessen gewinnen die Ladengeschäfte zunehmend an Bedeutung, da sie den Käufern eine erstklassige Einkaufserfahrung bieten sollen. Hier können die Verbraucher beispielsweise mehr über die Produkte erfahren und diese ausprobieren sowie in einen Dialog mit sachkundigem Personal treten.

Darüber hinaus werden die Ladengeschäfte durch die Unterstützung von „Click und Collect“, die Bereitstellung eines Kanals zur Abwicklung von Online-Bestellungen oder die Entgegennahme von Rücksendungen von Online-Einkäufen zunehmend zu einem Teil des Fulfillments.

Insofern wird das Wachstum des Omni-Channel-Handels die Unterscheidung zwischen Ladengeschäften und Vertriebszentren verwischen. Die Einzelhändler werden all ihre Immobilien ziel-orientiert einsetzen müssen, um den Nutzen zu maximieren.

Unter dem Gesichtspunkt der Vertriebsnetze müssen die Einzel-händler sicherstellen, dass sie über geeignete, ihre Lieferkettenziele unterstützende Immobilien und/oder einen passenden Logistik-dienstleister, der sie bei der Erreichung der Zielsetzung unterstützen

kann, verfügen. Dies bedeutet, dass die Einzelhändler ent-scheiden müssen, wie sie ihre Vertriebsnetze strukturieren wollen, um ihre unterschiedlichen Kanäle, Produkte und geografischen Gebiete zu bedienen, und ob sie ihre Immobilien selbst oder mithilfe von Logistikdienstleistern, entweder auf Grundlage einer dedizierten oder gemeinsamen Nutzung, führen möchten.

Expandieren Einzelhändler im Online-Geschäft, benötigen sie zusätzliche Logistikimmobilien. Beispiele:

• Einzelhändler, die ihr E-Commerce-Geschäft international ausbauen möchten, müssen ggf. zusätzliche Fulfillment- und lokale Retourenzentren errichten, um das erwartete Kunden-service-Niveau bereitstellen zu können.

• Mit der Zunahme des Online-Lebensmittelhandels benötigen in diesem Markt tätige Einzelhändler ein geeignetes Logistik- netzwerk, um mit dem Wachstum Schritt zu halten. In Gebieten mit hoher Umsatzdichte wird dies wahrscheinlich am effizien-testen durch spezialisierte Fulfillment-Zentren, weniger durch Ladengeschäfte, erreicht werden können.

• Einzelhändler, die schnellere Lieferzeiten - oder sogar einen Same-Day-Service - erzielen möchten, müssen ggf. ein Netzwerk an Logistikimmobilien errichten, um schnelle Reaktionszeiten in den großen Ballungsräumen der von ihnen abgedeckten Märkte zu ermöglichen. Ein solches entwickelt Amazon zur Zeit in den USA.

In vielerlei Hinsicht wird sich die Spezifikation und das innere Layout der Vertriebszentren, die Einzelhändler für eine Omni-Channel-Logistik benötigen, aufgrund von unterschiedlichen Betriebsabläufen und unterschiedlichen Fahrzeugtypen von Vertriebszentren unterscheiden, die alleine Ladengeschäfte beliefern. Während z.B. Bestellungen von Ladengeschäften in der Regel ganze Paletten und Kisten umfassen, beinhalten Online-Bestellun-gen üblicherweise Einzelartikel, die vor der Auslieferung einzeln

Erforderliche Maßnahmen – Immobilienausrichtung und -umgestaltung

4 JLL (2014). Die Stätten des Einzelhandels werden neu definiert. Die Rolle der physischen Fläche in einer zunehmend virtuellen Welt.

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verpackt werden müssen. Des weiteren wird die Belieferung des Nachschubs für Ladengeschäfte normalerweise mit Sattelaufliegern oder LKWs durchgeführt. Beim E-Fulfillment können hingegen kleinere Fahrzeuge oder Lieferwägen eingesetzt werden. Einzelhändler müssen zudem die Re-tourenbearbeitung planen und entscheiden, ob diese in ihren Fulfillment-Zentren bzw. in spezialisierten Retourenzentren erfolgen oder aber an einen Logistikdienstleister outgesourct werden soll. Diese Überlegungen können die Form und Höhe des Gebäudes (Länge, Breite, Höhe), die Anzahl und Art der benötigten Tore und in besonderem Maße die benötigten Freiflächen beeinflussen.

Angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich die Einzel-handelslandschaft entwickelt, müssen Einzelhändler ihre Vertriebsnetze und Gebäude flexibel planen, sodass diese an eine veränderte Verbrauchernachfrage angepasst werden können.

Dies ist bei Immobilien oft schwierig, da Gebäude und Netzwerke kurzfristig nur schwer geändert werden können – ein Faktor, der Einzelhändler oft zur Zusammenarbeit mit einem Logistik-dienstleister veranlasst, insbesondere bei der Abdeckung von saisonalen Spitzen.

In manchen Situationen kann es für Einzelhändler ange-bracht sein, die Verantwortung für die Auftragsabwicklung an Großhändler oder Zulieferer zu delegieren. Die Bestellungen werden dann direkt an die Kunden versendet und das Ver-triebsnetz des Einzelhändlers vollständig umgangen. Diese als „Streckengeschäft“ bekannte Praxis ist ein zunehmender Trend, der durch Verbesserungen der IT-Infrastruktur und bei der Zusam-menarbeit mit den Zulieferern ermöglicht wurde.

Quelle: JLL, 2014

Ein Modell für Omni-Channel-Logistik

Paket-zentrum

Paketsortier-zentrum

Regionales Sammelzentrum

RDC-Einzelhandels-

geschäft

Einzelhandels-geschäft

@

E-Fulfillment-Zentrum

Warenlager des Lieferanten

3PL

Kunde

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KAUFEN geöffnet

Die globale Omni-Channel-Revolution 11

Schlussfolgerung Der Übergang zum Omni-Channel-Einzelhandel stellt die logistischen Abläufe von Einzelhändlern in Frage und erfordert eine völlige Umgestaltung ihrer Lieferketten, um in Bezug auf Auswahl, Kosten, Komfort und Kontinuität des Service den Anforderungen der Verbraucher entsprechen zu können. Einzelhandels-Lieferketten müssen zukünftig am Verbraucher und nicht an den Verkaufskanälen ausgerichtet werden, und zunehmend agil und innovativ sein, um einer schwankenden Kundennachfrage gerecht zu werden.

In der wachsenden Omni-Channel-Welt des „Everywhere Commerce” wird die Lieferkettenoptimierung für den Erfolg und das Markenimage von Einzelhändlern noch bedeutungsvoller.

Einzelhändler müssen sicherstellen, dass ihre Immobilien vollständig auf ihre Omni-Channel-Lieferkettenstrategie abgestimmt sind. Für Einzelhändler werden daher passende Einzelhandels- und Distributionsimmobilien an den richtigen Standorten - versehen mit Flexibilität für Veränderungen - auch in einer zunehmend virtuellen Welt entscheidende Erfolgsfaktoren bleiben.

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JLL Kontakte

COPYRIGHT © JONES LANG LASALLE IP, INC. 2014. This report has been prepared solely for information purposes and does not necessarily purport to be a complete analysis of the topics discussed, which are inherently unpredictable. It has been based on sources we believe to be reliable, but we have not independently verified those sources and we do not guarantee that the information in the report is accurate or complete. Any views expressed in the report reflect our judgment at this date and are subject to change without notice. Statements that are forward-looking involve known and unknown risks and uncertainties that may cause future realities to be materially different from those implied by such forward-looking statements. Advice we give to clients in particular situations may differ from the views expressed in this report. No investment or other business decisions should be made based solely on the views expressed in this report.

Februar 2015

Philip MarsdenEMEA Head of Logistics & Industrial+44 (0)207 087 [email protected]

Michael Fenton Head of Industrial – Australia +612 9220 8634 [email protected]

Stuart RossHead of Industrial – China +86 21 6133 [email protected]

Jon SleemanDirectorEMEA Logistics & Industrial Research+44 (0)20 7087 [email protected]

Aaron L. AhlburnSenior Vice PresidentDirector of Research, Industrial & Retail, Americas+1 424 294 [email protected]

EMEA

ASIA PACIFIC

RESEARCH

Guy GueirardEMEA Director of Logistics & Industrial+33 659 03 74 [email protected]

Timo TschammlerManagement Board Germany, Office & Industrial+49 69 2003 [email protected]

Deutschland

Dirk WichnerHead of Retail Leasing Germany+49 30 203980 [email protected]