Die Godronschen Bastarde zwischen Aegilops- und Triticumarten

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23. 1. 1920J " Mitteilungen aus verschiedeaen Gebieten. 77 bereits gewoanenen Er~ahrungen und lie[err gleich- zeitig einige neaere Daten, die auf das Problem Bezug haben~ Er konute thermotropische Reaktionen nach- weisea bei de n Keirasprossen yon Haler, 5~ais, Sonnen- b!ume, Kresse und Wicke, bei halbwfichsigen Spro~sen ~,on Leln und endlich bei den Keimwurzeln der Erbse. Die Keimsprosse reagieren immer positiv , d. h. s~e weaden s[ch der WRrmequelle zu, und zwar tritt dieser Erfolg immer erst bei so[chen Temperatar[agen ein, die oberhalb des Wachstumsoptimums liegen. Die_s er- weckt die berechtigte Vermutung, dal~ es ~ich hier urn eiaen ganz eidfachen Krfimmungsmechanismus handelt: dutch h6here Temperatur w/rd das Wachstum gehemmt, and da diese D~mpfung naturgemRi] auf der w~rmeren Seite starker ist, so 4reten positive Krfimmungen auf. Diese ErklRrung entspricht al~o derjenigen, die Blaauw aueh Ifir den Phototropismus gegeben hat. Kompli- zierter liegen die Verh'Xltni~se bei den Keimwurzeln. :Hier sind die Krfimmungen bei Temperaturlagen unter- lialb des Optimums positiv, oberhalb des Optimums uegativ; die Wurzel sucht also immer die Region auf, in der optimate Wachstumsbedingungen herrschen. Temperaturen, die sich in der N~he des Optimums (ca. 29 ~ C) bewegen, rufen keinen Effekt hereof. Veto Zweekm~igkeitsstandpunkt aus ist dieses Verhalten durchaus begreiflich, doch gibt es noch keine Anhalts- punkte dafflr, wie diese Vorg~.nge mechanisch zu deuteu siud. Offenbar spielen bier noch verwickeltere Reiz- rorg:,tnge mit herein, und die Frage bedar[ einer wei- teren Kl'~runff. Die Godronsehen Bastarde zwisehen A.~gilops- und Tritienmarten (W. Bedly, Zeitschr. f. ind. Abstl. 20, 1919). In der Vererbungslehre werden vielfach als BastaTde, die koustant bleiben und sich den Mendel- schen Spaltungsregeln nicht f~igen, die Kreuzungeu zwischen Triticum vulgate (Weizen) uud der ver- wandten Gattung Aegilops ovata angef~ihrt. Diese Kombination wurde 1854 yon Godron herges~ellt. Selbstbefruchtung des Bastards getang ia[olge der Ste- rilit~t des Pollens nicht, da:gegen gI~ickte die Rfick- Rreuzurtg mit .dem Vater (Tritieum), und es entstand auI diese Weide eine Form, die Godron A. speltae- formis nannte nnd die neben elner iiberwiegenden Menge Triticummerkmale auch einige charakteristische Aegilopscharaktere aufweist. Dieses A. speltaeformis ist ~n selbstfertil und vererbt konstant welter. Bally suchte nun dieses selfsame ~erhalten auf- zukl'~ren Und gelangte .duhei zu folgendem Ergebnis: Triticum vulgare hat 8, Aegilops ovata 16 und der Bastard Triticum X Aegilops ha~ entsprechend 12 8+-~6 ploide Chrom omo. riti um hro- mosomeu siud yon dea Aegil~psehromosomen dureh die. Grebe deutlieh versehieden u.ncl lassen sieh gel dem Bastard in den mei~ten F~llen noeh seharf auseinander- halten. Bei der l~eduktionsteilung treten mm in den Makrosporenzellen des Bastards Unregelm~iBigkeiten au~, die mitunter dazu f~ihren, dai~ Zellen entstehen, die blb$ die Chromosomen des einen" Elters auf- weisen. Nun zeigtdie Beobachtung, dab die dutch die Rfickkreuzung mit Triticum gewonnene, konstante Form A. speltaeformis 6 haploide weizen~hn.liche Chro- mosomen besitzt. Dies fiihrt Bully zu Iolgender Hypo- these: ,Bei der ]Reduktionsteiluug der Yfakrosporen- mutterzelle . . kSnnen Tochterzel_ten gebildet w,erden, die au~schlieBlich Triticumchromatin in ihren Kern~n fiihren. Nur diese sind entwicklung~f~hig. Aus der Befruehtung einer Eizelle, die sich in dem aus einer derartigen Toehterzelle entwickelten Embryosack ~indet und die vierchromc~omig ist, mit einem acht~hromo- somigen Weizenspermakern, entwiekelt .sich die zwSIL (diploid-) chromosomige A. speltaeformis, die demnach einen homozygotischen, aller Erwartung nach kon- stanten Artbastard darstellt." Danach sind also bei .~. speltaeformis alle A.-Chromosome eliminiert, und es besteht ffir die Theorie nur noch die Schwierigkeit, zu erkl';lren, warum das KreaT.ung, sprodukt iiberhaupt noeh A.-Merkmale aufweist. Da muI~ denn entweder Vererbung durch das Zytopl~sma (unabh~ugig.von den Chromasomen ) oder, neueren Ansehauungen ent- sprechend, Faktorenaustau~ch bei den Reduktionspro- zessen angenommen werden. ~tark. _Mitteilungen aus verschiedenen Gebieten. Die Grenze der Totaireflexion. Die Grenze der Totalrefiexion ist nicht absalut sehar~, ~ondern in tier N'~he des Grenzenmittels finder ein allm~hlicher, wenn auch auf kleinen Winkeiraum beschr~nkter, t3bergang zwischen Helligkeit und Dunkelheit st~ttt. Au~ dem zahlenm~Big dargestellten Verlaui der Abfall: kurven geh~ hervor, dab die ger~uge vorhandene Ver- waschenheit der Grenzlinie M~ssungen der Tota|- reflexion mittel~t Reiraktometer kaum beeintrf~ehtigen wird. (R: Krii[~, Ztschr. f. In~trumentenkd. tL 3, 1919.) Wetterkundllehe Lehrfilme. Dureh kinemato- gr.aphlsche Naturaufnahmen und durch Selbstbe- wegungsbi,lder {lebende Zeichnungen) la~sen sich Witterungsvorg[%nge and unsere theoretischen Erl~uterungen dazu verdeutliehea. Beide Gat~ tungen mfissen in der Praxis zusammenwirkem Die Zahl der Themen f~ir solche Filme iat grSl~er, als man yon vornherein annimmt. Bedenken richT~n sich gegen die Selbstboweguagsbilder, well sie 1. fiber den ZeitverlauL 2. fiber die Sieherheit der erl~uterten Theoreme tRuscken. Dazu ist zu sagen, dull Lehr- filme als Ill ustrierung eines Vortrm.ges nicht-dem Zu- fatlspubtikum der Lichtspiettheater, sondern nut einer besonders zu instruierenden Zuh6rer~chaft yon Bit- dungsbeflissenea geboten werden sollen. :F~ kommt auf Versuche an. (W. R. Richter, Meteorol. Ztschr. I~f. 3/4, 1919.) Ein neuer KreiselkompaB. D. Marfienssen gibt die Konstruktion und die Theorie eines neuen Kreisel- kompasses bekannt, den d, ie GeselLsch.aft fiir nautisehe Tmstrumente naeh ~einen Angaben au~f den M:arkt; ge- bracht hat. Derselbe unterscheidet sich von dem friiher von Martienssen beschri.ebenen KompaB dadurch, da~ er auch an[ stark ~chlingernde m Schif[ die Nord-Sfid Riehtung fehlerfrei angibt. Erreicht wird dies durc~ Anbringung eines ~weiten sogenannten Stabilisierungs kreis~ls und einer besonderen Lagerung des scbwim mend aufgehgn~wten aazeJgenden Systemes. .(D. Mar- tienssen, MeteoroL Ztschr. H. 6, 1919.) Seiroeeobeobaehtungen im sfidwestllchen Teile PaHistinas. Fortl~ufende Beobachtungen w~ihrend einer langea. ~tnd kr~[tigen Sciroccoperiode Corn 12. ~ 18. Mai ~ 1916 ergaben eine sehr gleich- m~Bige Ten~peratursteigerung veto - B~ginn bi,s zum HShepunkte des Scirocc~. Die h~chste be- obachtete Temperatur ,betrug 43,1 o. gegeniiber dem normal~u mittleren Monatsmaximum yon 27,9 o C. Das Ende des Sciroccos war .dutch ei.nen auffalleud starken Temperatursturz gekennzeichnet. Innerhalb v~, 1~ ~tund.~n fiel die Tem~eratu~ um 22 ~ Die

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23. 1. 1920J " Mi t t e i l ungen aus v e r s c h i e d e a e n Geb ie t en . 77

bereits gewoanenen Er~ahrungen und lie[err g le ich- zeitig einige neaere Daten, die auf das Problem Bezug haben~ E r konute thermotropische Reaktionen nach- weisea bei de n Keirasprossen yon Haler, 5~ais, Sonnen- b!ume, Kresse und Wicke, bei halbwfichsigen Spro~sen ~,on Leln und endlich bei den Keimwurzeln der Erbse. Die Keimsprosse reagieren immer posit iv , d. h. s~e weaden s[ch der WRrmequelle zu, und zwar t r i t t dieser Erfolg immer ers t bei so[chen Temperatar[agen ein, die oberhalb des Wachstumsopt imums liegen. Die_s er- weckt die berecht igte Vermutung, dal~ es ~ich hier urn eiaen ganz eidfachen Krfimmungsmechanismus handel t : dutch h6here Tempera tur w/rd das Wachstum gehemmt, and da diese D~mpfung naturgemRi] auf der w~rmeren Seite s ta rker ist, so 4reten positive Krfimmungen auf. Diese ErklRrung en t spr ich t al~o derjenigen, die Blaauw aueh Ifir den Photot ropismus gegeben hat. Kompli- zierter l i e g e n die Verh'Xltni~se be i den Keimwurzeln. :Hier s ind die Krf immungen bei Temperatur lagen unter- lialb des Optimums positiv, oberhalb des Optimums uegativ; die Wurzel sucht also immer die Region auf, in der opt imate Wachstumsbedingungen herrschen. Temperaturen, die sich in der N~he des Optimums (ca. 29 ~ C) bewegen, rufen keinen Effekt hereof. Veto Zweekm~igke i t s s t andpunk t aus i s t dieses Verhal ten durchaus begreiflich, doch gibt es noch keine Anhalts- punkte dafflr, wie diese Vorg~.nge mechanisch zu deuteu siud. Offenbar spielen b ier noch verwickeltere Reiz- rorg:,tnge mi t herein, und die Frage bedar[ einer wei- teren Kl'~runff.

Die Godronsehen B a s t a r d e zwisehen A.~gilops- und Tri t i enmarten (W. Bedly, Zeitschr. f. ind. Abstl. 20, 1919). In der Vererbungslehre werden vielfach als BastaTde, die kous tan t bleiben und sich den Mendel- schen Spal tungsregeln nicht f~igen, die Kreuzungeu zwischen Tr i t i cum vulgate (Weizen) uud der ver- wandten G a t t u n g Aegilops ovata angef~ihrt. Diese Kombinat ion wurde 1854 yon Godron herges~ellt. Selbstbefruchtung des B a s t a r d s getang ia[olge der Ste- r i l i t~ t des Pollens nicht, da:gegen gI~ickte die Rfick- Rreuzurtg mi t .dem Vate r (Tritieum), und es ents tand auI diese Weide eine Form, die Godron A. spe l tae - formis nann te n n d die neben elner iiberwiegenden Menge Tr i t icummerkmale auch einige charakterist ische Aegilopscharaktere aufweist. Dieses A. speltaeformis ist ~ n selbstfer t i l und vererbt kons tan t welter. Bally s u c h t e nun dieses selfsame ~erha l ten auf- zukl'~ren Und gelangte .duhei zu folgendem Ergebnis: Tr i t icum vulgare ha t 8 , Aegilops ovata 16 und der Bas ta rd Tr i t icum X Aegilops ha~ entsprechend 12

8+-~6 ploide Chrom omo. riti um hro- mosomeu siud yon dea Aegil~psehromosomen dureh die. Grebe deutlieh versehieden u.ncl lassen sieh gel dem Bastard in den mei~ten F~llen noeh seharf auseinander- halten. Bei der l~eduktionsteilung t re ten m m in den Makrosporenzellen des Bastards Unregelm~iBigkeiten au~, die mi tun te r dazu f~ihren, dai~ Zellen entstehen, die blb$ die Chromosomen des einen" Elters auf- weisen. Nun z e i g t d i e Beobachtung, dab die dutch die Rfickkreuzung mi t Tr i t i cum gewonnene, konstante Form A. speltaeformis 6 haploide weizen~hn.liche Chro- mosomen besitzt. Dies f i ihrt Bully zu Iolgender Hypo- these: ,Bei der ]Reduktionsteiluug der Yfakrosporen- mutterzelle . �9 . kSnnen Tochterzel_ten gebildet w,erden, die au~schlieBlich Tr i t icumchromat in in ihren Kern~n fiihren. Nur diese sind entwicklung~f~hig. Aus der Befruehtung einer Eizelle, die sich in dem aus einer derar t igen Toehterzelle entwickelten Embryosack ~indet

und die vierchromc~omig ist, mit einem acht~hromo- somigen Weizenspermakern, entwiekelt .sich die zwSIL (diploid-) chromosomige A. speltaeformis, die demnach einen homozygotischen, aller Erwartung nach kon- stanten Ar tbas t a rd darstel l t ." Danach sind also bei .~. speltaeformis alle A.-Chromosome eliminiert , und es besteht ffir die Theorie nur noch d i e Schwierigkeit , zu erkl';lren, warum das KreaT.ung, sprodukt i iberhaupt noeh A.-Merkmale aufweist. Da muI~ denn entweder Vererbung durch das Zytopl~sma (unabh~ugig.von den Chromasomen ) oder, neueren Ansehauungen ent- sprechend, Faktorenaustau~ch bei den Reduktionspro- zessen angenommen werden. ~tark.

_Mitteilungen aus v e r s c h i e d e n e n Gebieten.

Die G r e n z e der Totaireflexion. Die Grenze d e r Totalrefiexion is t n icht absalut sehar~, ~ondern in tier N'~he des Grenzenmit te ls finder ein allm~hlicher, wenn

a u c h auf kleinen Winkei raum beschr~nkter, t3bergang zwischen Hell igkeit und Dunkelhei t st~ttt. Au~ dem zahlenm~Big dargestell ten Verlaui der Abfall: kurven geh~ hervor, dab die ger~uge vorhandene Ver- waschenheit der Grenzl in ie M~ssungen der Tota |- reflexion mit tel~t Reiraktometer kaum beeintrf~ehtigen wird. (R: Krii[~, Ztschr. f. In~trumentenkd. tL 3, 1919.)

W e t t e r k u n d l l e h e Lehrfilme. Dureh kinemato- gr.aphlsche Naturaufnahmen und durch Selbstbe- wegungsbi,lder {lebende Zeichnungen) la~sen sich Witterungsvorg[%nge and unsere theoretischen Er l~uterungen dazu verdeutliehea. Beide Gat~ tungen mfissen in der Prax i s zusammenwirkem Die Zahl der Themen f~ir solche Filme iat grSl~er, als man yon vornherein ann immt . Bedenken richT~n sich gegen die Selbstboweguagsbilder, well sie 1. fiber den ZeitverlauL 2. fiber die Sieherheit der e r l ~ u t e r t e n Theoreme tRuscken. Dazu is t z u sagen, dull Lehr- filme als Ill us t r i e rung eines Vortrm.ges n ich t -dem Zu- fatlspubtikum der Lichtspiet theater , sondern nut einer besonders zu ins t ruierenden Zuh6rer~chaft yon Bit- dungsbeflissenea geboten werden sollen. :F~ kommt auf Versuche an. (W. R. Richter, Meteorol. Ztschr. I~f. 3/4, 1919.)

E in neuer KreiselkompaB. D. Marfienssen gibt die Kons t ruk t ion und die Theorie eines neuen Kreisel- kompasses bekannt , den d, ie GeselLsch.aft f i i r nautisehe Tmstrumente naeh ~einen Angaben au~f den M:arkt; ge- bracht hat. Derselbe unterscheidet sich von dem friiher von Martienssen beschri.ebenen KompaB dadurch, da~ er auch an[ s t a rk ~chlingernde m Schif[ die Nord-Sfid Riehtung fehlerfrei angibt. Er re ich t wird dies durc~ Anbr ingung eines ~weiten sogenannten Stabil is ierungs kreis~ls und einer besonderen Lagerung des scbwim mend aufgehgn~wten aazeJgenden Systemes. .(D. Mar- tienssen, MeteoroL Ztschr. H. 6, 1919.)

Se iroeeobeobaehtungen im s f idwest l lchen Teile PaHist inas . Fort l~ufende Beobachtungen w~ihrend einer langea. ~tnd kr~[t igen Sciroccoperiode Corn 12. ~ 18. Mai ~ 1916 ergaben eine s e h r gleich- m~Bige Ten~peratursteigerung veto - B~ginn bi,s zum HShepunkte des Scirocc~. Die h~chste be- obachtete Tempera tur ,betrug 43,1 o. gegeniiber dem normal~u mi t t le ren Monatsmaximum yon 27,9 o C. Das Ende des Sciroccos war .dutch ei.nen auffalleud s ta rken Tempera turs turz gekennzeichnet. Innerha lb v~, 1~ ~tund.~n fiel die Tem~eratu~ um 22 ~ Die