Die göttliche Vorsehung

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    Vorwort des bersetzers

    In den Jahren 1763-64 gab Emanuel Swedenborg in Amsterdam zwei Werkeheraus, die eng aufeinander bezogen sind, wie schon in dem gemeinsamen Titel

    Die Weisheit der Engel - deutlich wird. Das erste handelt ber die gttliche

    Liebe und Weisheit, das zweite ber die gttliche Vorsehung. Die Titel derzahlreichen neusprachlichen bersetzungen lieen in den meisten Fllen diesenZusammenhang nicht mehr erkennen. Auch die bisherigen deutschen Ausgabentitelten Die gttliche Liebe und Weisheit und Die gttliche Vorsehung und

    belieen es bei einem Hinweis auf den lateinischen Originaltitel. DerSwedenborg Verlag hat sich nun entschlossen, die Zusammengehrigkeit der

    beiden Werke durch Voranstellung des Obertitels wieder deutlich zu machen.Was die neue bersetzung betrifft, so ist darber im ersten Band der Weisheitder Engel alles Ntige gesagt.

    (Friedemann Horn)

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    Teil 1 - Die gttliche Vorsehung ist das Walten der gttlichen Liebe undWeisheit des Herrn.

    *1. Um zu verstehen, was das Wesen der gttlichen Vorsehung ist und dasie im Walten der gttlichen Liebe und Weisheit des Herrn besteht, ist eswichtig zu wissen, was in dem Werk Die gttliche Liebe und Weisheit dar-ber bereits gesagt wurde, nmlich: Im Herrn gehrt die gttliche Liebe dergttlichen Weisheit an, und umgekehrt (# 34-39); beide knnen nur sein undexistieren in dem, was von ihnen erschaffen wurde und etwas anderes ist als sieselbst (# 47-51); alle Teile des Universums wurden von der gttlichen Liebe undWeisheit erschaffen (# 52-60, 151-156); sie sind samt und sondersAufnahmegefe fr die gttliche Liebe und Weisheit (# 54-60); der Herr

    erscheint den Engeln als Sonne, deren Wrme Liebe und deren Licht Weisheitist (# 83-88, 89-98, 296-301); die vom Herrn ausgehende gttliche Liebe undWeisheit stellen eine Einheit dar (# 99-102); der Herr von Ewigkeit, Jehovah(Jahwe), hat das Weltall mit allen seinen Teilen aus sich selbst und nicht ausdem Nichts erschaffen (# 282-284, 290-295).

    *2. Vergleicht man das mit dem, was im genannten Werk ber dieSchpfung ausgefhrt wurde, so kann man zwar erkennen, da das Walten dergttlichen Liebe und Weisheit des Herrn das ist, was als gttliche Vorsehung

    bezeichnet wird. Aber weil dort die Schpfung und nicht die Erhaltung des Ge-

    schaffenen behandelt wurde, in der doch das Walten des Herrn besteht, soll nunhier die Rede davon sein: Jedoch in dem Abschnitt, der die Erhaltung derVereinigung der gttlichen Liebe und Weisheit bzw. des Gttlich-Guten und-Wahren im Erschaffenen behandelt, und zwar in dieser Reihenfolge:

    Das ganze Universum mit allen Einzelheiten ist aus der gttlichen Liebedurch die gttliche Weisheit erschaffen worden.

    Gottes Liebe und Weisheit gehen als Einheit von ihm aus.

    In allem Erschaffenen liegt eine Art Abbild dieser Einheit.

    Die gttliche Vorsehung zielt darauf ab, da jedes Erschaffene imallgemeinen wie im besonderen eine solche Einheit sei oder doch werde,wenn es das nicht ist.

    Nur in Verbindung mit dem Wahren der Weisheit ist das Gute wirklichgut, und nur im Verein mit dem Guten der Liebe ist das Wahre wirklichwahr.

    Ist das Gute der Liebe nicht mit dem Wahren der Weisheit vereint, ist es

    nicht wirklich, sondern nur scheinbar gut. Ebenso ist das nicht mit demGuten der Liebe vereinte Wahre nur scheinbar wahr.

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    Der Herr duldet nicht, da etwas geteilt ist. Deshalb mu es entweder imGuten und zugleich im Wahren oder im Bsen und zugleich im Falschensein.

    Was zugleich im Guten wie im Wahren ist, hat Realitt; nichtig ist, was

    zugleich im Bsen wie im Falschen ist.

    Die gttliche Vorsehung des Herrn hat es so eingerichtet, da das Bsezusammen mit dem Falschen zum Gleichgewicht, zur Reinigung und zurBeziehung dient, somit wird es zur Verbindung des Guten und Wahren

    bei anderen.

    Das ganze Universum mit allen Einzelheiten ist aus der gttlichen

    Liebe durch die gttliche Weisheit erschaffen worden.*3. Im Werk Die gttliche Liebe und Weisheit wurde gezeigt, da derHerr von Ewigkeit, Jehovah (Jahwe), seinem Wesen nach die gttliche Liebeund Weisheit ist und das Universum mit allen seinen Teilen aus sich erschaffenhat. Daraus ergibt sich auch, da das Universum mit allen Einzelheiten aus dergttlichen Liebe durch die gttliche Weisheit erschaffen wurde. Im erwhntenWerk wurde ferner nachgewiesen, da die Liebe ohne die Weisheit ebensowenig zu tun vermag, wie die Weisheit ohne die Liebe. Denn die Liebe kannohne die Weisheit, der Wille ohne den Verstand nichts denken, ja nicht einmal

    etwas sehen und empfinden oder reden. So kann denn auch die Weisheit ohnedie Liebe bzw. der Verstand ohne den Willen nichts tun. Wird Weisheit undVerstand die Liebe entzogen, so ist auch kein Wollen, mithin kein Handeln mehrvorhanden.

    Wenn sich dies beim Menschen so verhlt, wieviel mehr mu es bei Gott sogewesen sein, der die Liebe und Weisheit selbst ist, als er das Universum mitallen seinen Teilen erschuf!

    Die Besttigung dafr, da das Weltall mit allen Einzelheiten aus der gttlichen

    Liebe durch die gttliche Weisheit erschaffen wurde, liefern alle sichtbarenGegenstnde in der Welt: Stell dir nur irgendein Ding vor Augen und betrachtees mit ein wenig Weisheit, so wirst du dich darin bestrkt finden. Nimm

    beispielsweise einen Baum oder seinen Samen bzw. seine Frucht, nimm seineBlte oder sein Blatt, berdenke es weise, betrachte es mit einem scharfenMikroskop, und du wirst Wunderdinge sehen. Aber das Innere, das du nichtsiehst, ist noch viel wunderbarer.

    Anm. d. bersetzers: Swedenborg und seine Zeitgenossen verfgten berMikroskope von 30- bis 60-facher Vergrerung. Heutige Elektronen- oder

    Raster-Elektronen-Mikroskope erreichen leicht das mehr als Tausendfache. Inder Tat offenbaren sich die dabei zeigenden Strukturen als unglaublich schn

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    und fein.

    Betrachte nur die Ordnung in ihren aufeinanderfolgenden Stadien, etwa wie einBaum aus dem Samen heranwchst, bis er selber wieder neuen Samen hervor-

    bringt, und erwge, ob sich nicht in jeder Folge wieder das Streben zur

    Fortpflanzung ausdrckt. Denn das letzte Ziel bildet der Same, der dieFortpflanzungsfhigkeit erneuert. Willst du dir darber auch auf geistige WeiseGedanken machen und bei vorhandenem Willen kannst du das -, wirst du dannnicht der darin liegenden Weisheit gewahr? Entfaltest du dann dein geistigesDenken noch weiter, wirst du erkennen, da das weder am Samen noch an derirdischen Sonne liegt, die ja reines Feuer ist, sondern an Gott, dem Schpfer,und seiner unendlichen Weisheit. Und das nicht nur bei der Erschaffung,sondern ohne Unterbrechung auch hernach, bedeutet doch Erhaltung einfortwhrendes Entstehen; geradeso als ob du den Willen von der Handlung, den

    Gedanken von der Rede, das Streben von der Bewegung oder die Ursache vonder Wirkung trennen wolltest und damit Handeln, Reden, Bewegung undWirkung beendest.

    In alles Geschaffene ist zwar eine Kraft gelegt, aber diese tut nichts aus sich,sondern aus Dem, der sie hineingelegt hat. Betrachte auch irgendetwas anderesauf Erden, etwa den Seidenwurm, die Biene oder ein sonstiges Tierchen; be-obachte es zuerst natrlich, dann vernnftig und schlielich geistig. Knnendeine Gedanken nur tief genug eindringen, wirst du bei allem erstaunen. Undwenn du die Weisheit in dir zu Wort kommen lt, wirst du staunend ausrufen:Wer sieht nicht in alledem das Gttliche - samt und sonders Werke dergttlichen Weisheit!? Das steigert sich noch, wenn du die Nutzwirkungen allererschaffenen Dinge betrachtest, wie sie in ihrer Ordnung bis hinauf zumMenschen reichen, und vom Menschen wieder zum Schpfer, von dem sieausgingen, und wie von der Verbindung des Schpfers mit dem Menschen derZusammenhang aller Dinge und - wenn du es anerkennen willst auch dieErhaltung aller Dinge abhngt. Im Folgenden wird man sehen, da die gttlicheLiebe alles erschaffen hat, aber nichts ohne die gttliche Weisheit.

    Gottes Liebe und Weisheit gehen als Einheit von ihm aus.

    *4. Das ist auch aus dem offensichtlich, was im Werk Die gttliche Liebeund Weisheit ausgefhrt wurde, insbesondere aus dem Folgenden: Sein undDasein sind im Herrn eine Einheit, knnen aber unterschieden werden (# 14-17);dasselbe gilt fr das Unendliche im Herrn (# 17-22); die gttliche Liebe gehrtder gttlichen Weisheit an und umgekehrt (# 34-39); die Liebe kann ohne ihreEhe mit der Weisheit nichts bewirken (# 401-403); die Liebe tut nur etwas inVerbindung mit der Weisheit (# 409 f); die geistige Wrme und das geistigeLicht bilden bei ihrem Hervorgehen aus dem Herrn als der geistigen Sonne eineEinheit, ebenso wie die gttliche Liebe und Weisheit im Herrn (# 99-102). Aus

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    dem, was an den genannten Stellen ausgefhrt wurde, wird diese Wahrheitoffensichtlich. Da man aber nicht wei, wie zwei einheitlich zusammenwirkenknnen, die doch verschieden von einander sind, mchte ich hier zeigen, da esohne Form keine Einheit gibt. Denn eben die Form bewirkt die Einheit, ja, die

    Form bildet eine umso vollkommenere Einheit, wenn die Dinge, aus denen siesich zusammensetzt, untereinander verschieden, aber dennoch vereint sind.

    Ohne eine Form gibt es keine Einheit, vielmehr bildet die Form selbst dieEinheit: Jeder, der seinen Geist anstrengt, kann deutlich erkennen, da es ohneeine Form keine Einheit gibt, und wenn es sie gibt, es die Form selbst ist. Dennalles, was existiert, hat durch seine Form das, was man als seine Beschaffenheit,sein Prdikat, seine Zustandsvernderung oder auch Relation und anderes mehr

    bezeichnet. Darum ist etwas, das keine Form hat, ohne Beschaffenheit, und waskeine Beschaffenheit hat, ist auch nichts Wirkliches (est etiam nullius rei). All

    das bewirkt die Form selbst. Und weil sich alles, was eine Form hat -vorausgesetzt, diese ist vollkommen - gegenseitig auf einander bezieht, hnlichwie in einer Kette ein Glied auf das andere, so ergibt sich, da die Form selbstdie Einheit und damit den Gegenstand bildet, von dem sich je nach derVollkommenheit der Form etwas aussagen lt, wie Beschaffenheit, Zustandund dergleichen mehr.

    Alles, was die Augen in dieser Welt erblicken, aber auch alles, was sie nichterblicken - sei es verborgen im Inneren der Natur, sei es in der geistigen Welt -

    besteht aus solcher Einheit. Der Mensch ist eine solche Einheit, aber auch diemenschliche Gesellschaft. Die Kirche ist ebenfalls eine solche Einheit, fernerder ganze Engelhimmel vor dem Herrn. Mit einem Wort: das erschaffeneWeltall ist - nicht nur im allgemeinen, sondern auch im besonderen - eine solcheEinheit. Aber damit alles bis ins Einzelne eine Form haben kann, mu Er, deralles erschaffen hat, notwendigerweise die Urform sein und aus dieser alleshervorgegangen sein, was es an Formen gibt.

    Das alles ist im Werk Die gttliche Liebe und Weisheit gezeigt worden: Diegttliche Liebe und Weisheit sind Substanz und Form (# 40- 43); sie sind die

    Form in sich, folglich das Selbst und das Eine (# 44-46). Im Herrn sind diegttliche Liebe und Weisheit eine Einheit (# 14-17; 18-22), und von ihm gehensie als Einheit aus (# 99-102 und an anderen Stellen).

    Die Form bildet eine umso vollkommenere Einheit, wenn die Dinge, aus denensie besteht, verschieden von einander und dennoch vereint sind: Das ist demunentwickelten Verstand nur schwer begreiflich, scheint es doch, als ob eineForm nur dann eine Einheit bilden knne, wenn das, was sie bildet, einanderhnlich und gleichartig ist. Ich habe darber mehrfach mit Engeln gesprochen.Sie sagten, hier liege ein Geheimnis vor, das von ihren Weisen klar begriffen

    werde, aber den weniger Weisen dunkel bleibe. Doch sei es eine Wahrheit, daeine Form umso vollkommener ist, je unterschiedlicher die Dinge sind, ausdenen sie besteht, dabei aber doch auf besondere Weise eins. sie besttigten dies

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    durch den Hinweis auf die Gesellschaften in den Himmeln, die alle zusammendie Form des Himmels bilden, sowie anhand der Engel einer jeden einzelnenGesellschaft: je mehr jeder von ihnen sich von den anderen unterscheide, eineigenes, freies Wesen sei und somit wie aus sich, d.h. aus eigener Neigung

    heraus seine Gefhrten liebe, desto vollkommener sei die Form seinerhimmlischen Gesellschaft. Sie beleuchteten es auch durch den Hinweis auf dieEhe des Guten und Wahren: Je unterschiedlicher die zwei seien, destovollkommener knnten sie eine Einheit bilden. Dasselbe gelte fr Liebe undWeisheit. Das nicht Unterschiedene sei etwas Verworrenes, aus dem alleUnvollkommenheit der Form resultiere.

    Auf welche Weise das vollkommen Unterschiedene vereinigt wird und so eineEinheit bildet, belegten sie auch durch viele Beispiele, vor allem dadurch, wieder Mensch gebildet ist, der trotz der unzhlbaren Vielfalt in ihm eine Einheit

    darstellt - unterschieden in sich durch Hllen, vereinigt durch Bnder. Ebensoverhalte es sich auch mit allem, was zur Liebe und mit allem, was zur Weisheitgehrt, das nur als Einheit begriffen wird. Mehr darber findet man im WerkDie gttliche Liebe und Weisheit, # 14-22 und im Werk Himmel und Hlle,# 56 und 459. Dies wurde angefhrt, weil es zur Weisheit der Engel gehrt.

    In allem Erschaffenen liegt eine Art Abbild dieser Einheit.

    *5. Aus dem, was im Werk Die gttliche Liebe und Weisheit"verschiedentlich dargelegt wurde, lt sich ersehen, da die gttliche Liebe undWeisheit, die im Herrn eine Einheit darstellen, als solche von ihm ausgehen undin allem Erschaffenen wie in einer Art Abbild sind. Man vergleiche besonders #47-51, 54-60, 282-284, 290-295, 316-318, 319-326 und 349-357. Dort wurdegezeigt, da das Gttliche darum in allem Erschaffenen ist, weil Gott derSchpfer, der Herr von Ewigkeit, aus sich selbst die Sonne der geistigen Weltund durch diese alle Teile des Universums hervorgebracht hat. Daher, so wurdegezeigt, ist diese Sonne, die aus dem Herrn und in der der Herr ist, nicht nur dieerste, sondern die einzige Substanz, aus der alles stammt. Und weil sie die

    einzige ist, so mu sie auch in allem Erschaffenen sein, doch mit unendlicherMannigfaltigkeit, je nach den Nutzwirkungen.

    Da nun im Herrn die gttliche Liebe und Weisheit ist und in der aus ihmstammenden Sonne das gttliche Feuer und der gttliche Strahlenkranz, und daaus dieser Sonne geistige Wrme und geistiges Licht hervorgehen und beideeine Einheit bilden, so ergibt sich, da sich in allem Erschaffenen eine ArtAbbild dieser Einheit findet. Darum bezieht sich alles im Weltall auf das Guteund Wahre, ja auf deren Verbindung oder - was auf dasselbe hinausluft - aufdie Liebe und Weisheit und deren Verbindung. Denn das Gute gehrt zur Liebeund das Wahre zur Weisheit, da die Liebe alles gut und die Weisheit alles wahrnennt, was ihr Wesen ausmacht. Im Folgenden wird man sehen, da in jedem

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    Erschaffenen eine Verbindung von beiden liegt.

    *6. Viele Menschen erkennen an, da es nur eine einzige Substanz gibt, diedie erste und allumfassende ist. Doch welche Beschaffenheit diese Substanz hat,wei man nicht. Man meint, sie sei so einfach, da es nichts Einfacheres gebe,

    vergleichbar einem Punkt, der keine Ausdehnung hat. Aus unendlich vielenderartiger Punkte seien rumliche Formen entstanden. Doch das ist eineTuschung, die der Vorstellung des Raumes entspringt, weil nach dieserVorstellung das Kleinste als etwas Rumliches erscheint. Gleichwohl istzutreffend, da etwas umso grer und vollstndiger ist, je einfacher und reineres ist. Darum erblickt man in einem Gegenstand, je weiter man in ihn mit denAugen eindringt, desto Wunderbareres, Vollkommeneres und Schneres, in derersten Substanz aber das Allerwunderbarste, -vollkommenste und -schnste. DerGrund fr diese Tatsache besteht darin, da die erste Substanz der geistigen

    Sonne entstammt, die - wie gesagt - aus dem Herrn und in der der Herr ist. JeneSonne ist daher selbst die einzige Substanz und- da nicht rumlicher Natur- allesin allem und im Grten wie im Kleinsten des erschaffenen Alls.

    Anm. d..: Die Aufnahmen mit den heutigen Elektronen- und Raster-Elek-tronen-Mikroskopen besttigen das voll und ganz: Die dadurch sichtbar wer-denden feinsten Strukturen sind von einer Vollkommenheit und Schnheit, dieman sich bis vor kurzem noch nicht vorstellen konnte.

    Daraus folgt, da in dieser ersten und einzigen Substanz unendlich mehr liegt als

    je in den aus ihr entstandenen Substanzen - angefangen bei den sogenanntensubstantiellen bis zu den materiellen Phnomenen - zur Erscheinung kommenkann. Es kann in diesen nicht in seiner Flle erscheinen, weil es aus dergeistigen Sonne ber Stufen doppelter Art herabsteigt und dabei anVollkommenheit abnimmt. Daher kommt es auch, da - wie oben ausgefhrtwurde - etwas umso wunderbarer, vollkommener und schner erscheint, je mehrman bei seiner Betrachtung in es eindringt. Das wird gesagt, um zu belegen, dain allem Erschaffenen eine Art Abbild des Gttlichen liegt, da es aber beim

    Niedersteigen durch die Grade immer weniger zum Vorschein kommt, am

    wenigsten, wenn der von seinem hheren getrennte Grad durch irdische Stoffeeingeschlossen und verdeckt wird. Doch das mu dunkel erscheinen, solangeman nicht gelesen und verstanden hat, was im Werk Die gttliche Liebe undWeisheit ber die geistige Sonne (# 83-172), die Stufen oder Grade (#183-281) und die Schpfung des Universums (# 282-357) dargelegt wurde.

    Die gttliche Vorsehung zielt darauf ab, da jedes Erschaffene imallgemeinen wie im besonderen eine solche Einheit sei oder dochwerde, wenn es das nicht ist.

    *7. Das heit, da in allem Erschaffenen etwas aus der gttlichen Liebe undzugleich aus der gttlichen Weisheit oder - was dasselbe ist - Gutes und Wahres

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    bzw. eine Verbindung des Guten und Wahren liegt. Weil das Gute der Liebe unddas Wahre der Weisheit angehrt, wie oben (# 5) gezeigt wurde, soll im Fol-genden statt der Liebe und Weisheit hin und wieder das Gute und Wahregenannt werden und statt der Verbindung von Liebe und Weisheit die

    Vermhlung des Guten und Wahren.*8. Aus dem vorigen Abschnitt geht hervor, da die gttliche Liebe undWeisheit, die im Herrn eine Einheit sind und die als Einheit von ihm ausgehen,in allem von ihm Erschaffenen wie in einer Art Abbild sind. Von jener Einheitoder Verbindung, die als Ehe des Guten und Wahren bezeichnet wird, soll nunim besonderen die Rede sein. ber diese Ehe ist folgendes zu sagen: Sie bestehtim Herrn selbst, da die gttliche Liebe und Weisheit in ihm eine Einheit sind.Sie stammt vom Herrn, denn in allem, was aus ihm hervorgeht, sind Liebe undWeisheit vllig vereint. Beide gehen vom Herrn als der geistigen Sonne hervor,

    die gttliche Liebe als Wrme, die gttliche Weisheit als Licht. Die Engelnehmen sie zwar als zwei auf, aber der Herr verbindet sie bei ihnen. hnlichesvollzieht sich bei den Menschen der Kirche. Der Herr wird darum im Wort alsBrutigam und Mann, der Himmel und die Kirche als Braut und Weib bezeich-net, weil Liebe und Weisheit vom Herrn als eine Einheit bei den Engeln desHimmels und den Menschen der Kirche einflieen.

    Inwieweit daher Himmel und Kirche im allgemeinen, Engel und Mensch im besonderen in jener Vereinigung, der Ehe des Guten und Wahren, leben,insoweit sind sie Bild und hnlichkeit des Herrn, weil das Gute und Wahre imHerrn eine Einheit, besser gesagt: weil sie der Herr selbst sind.

    Liebe und Weisheit sind im Himmel und in der Kirche im allgemeinen, aberauch im Engel des Himmels und Menschen der Kirche eine Einheit, wenn Willeund Verstand, also Gutes und Wahres oder - was aufs selbe hinausluft - ttigeLiebe und Glaube bzw. - was wiederum aufs selbe hinausluft - die Lehre ausdem Wort und das Leben nach der Lehre eine Einheit bilden.

    Wie es aber geschieht, da jene zwei im Menschen und allem, was zu ihmgehrt, eins werden, ist im 5. Teil des Werkes Die gttliche Liebe und

    Weisheit dargelegt worden, wo von der Schpfung des Menschen undinsbesondere vom Entsprechungsverhltnis von Wille und Verstand mit Herzund Lunge in # 385-432 die Rede ist.

    *9. Auf welche Weise diese Einheit in dem zustandekommt, was sichunterhalb oder auerhalb des Menschen befindet, also bei Tieren und Pflanzen,wird im weiteren Verlauf dieser Abhandlung hin und wieder besprochenwerden. Die folgenden drei Punkte mssen jedoch vorausgeschickt werden:

    Im Universum und in allem, was darin vom Herrn erschaffen wurde,

    bestand eine Ehe des Guten und Waren.

    Diese Ehe wurde nach der Schpfung beim Menschen getrennt.

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    erwhnen, wen oder was ich gut nenne, so besagt es gar nichts. Hingegen besagtes etwas, wenn ich es mit diesem oder jenem verbinde, das als eins mit demGuten wahrgenommen wird, und dieses Etwas wird allein im Verstand mit demGuten verbunden, und jeder Verstand bezieht sich auf das Wahre. hnlich

    verhlt es sich mit dem Wollen: ein Wollen ohne Wissen, Wahrnehmen und Nachdenken darber, was der Mensch will, ist ein Nichts; es wird erst inVerbindung mit ihnen zu etwas. Alles Wollen ist Sache der Liebe und beziehtsich auf das Gute, alles Wahrnehmen und Denken gehrt zum Verstand und

    bezieht sich auf das Wahre. Damit ist klar, da ein abstraktes Wollen imUnterschied zum konkreten Wollen von diesem oder jenem nichts ist.

    Ebenso verhlt es sich mit jeder Nutzwirkung (usus), weil Nutzwirkungen etwasGutes sind. Ist die Nutzwirkung nicht auf einen bestimmten Gegenstandgerichtet, mit dem sie eins sein will, ist sie keine Nutzwirkung, also nichts. Die

    Nutzwirkung leitet alles, was zu ihr gehrt, aus dem Verstand ab und das, wassich ihr von daher verbindet oder beifgt, bezieht sich aufs Wahre; von ihm hatsie ihre Beschaffenheit.

    Diese wenigen Stze zeigen, da weder das Gute ohne das Wahre noch dasWahre ohne das Gute Realitt hat. Es wird gesagt, das Gute zusammen mit demWahren und das Wahre zusammen mit dem Guten sei etwas Wirkliches. Darausfolgt aber, da das Bse zusammen mit dem Falschen und das Falsche zu-sammen mit dem Bsen nichts Wirkliches ist (non sint Liquid), steht es doch imGegensatz zu jenem, und der Gegensatz zerstrt hier die Wirklichkeit. Darberin der Folge mehr.

    *12. Zu unterscheiden ist zwischen einer Ehe des Guten und Wahren imBereich der Ursachen und einer solchen im Bereich der Wirkungen. Erstere istdie Ehe von Wille und Verstand bzw. von Liebe und Weisheit. In allem, was derMensch will und denkt, was er so beschliet und anstrebt, liegt diese Ehe. Siegeht in die Wirkung ein und fhrt sie herbei. Im Wirken selbst aber erscheinendie beiden als etwas Verschiedenes, weil dann aus dem Gleichzeitigen ein

    Nacheinander wird. Will sich der Mensch z.B. Nahrung und Kleidung

    verschaffen, eine Wohnung haben, ein Geschft oder eine Arbeit verrichten, einGesprch fhren usw., so will und denkt oder beschliet und beabsichtigt er eszuerst gleichzeitig. Bringt er es aber zur Ausfhrung, folgt eins auf das andere,whrend sie in seinem Willen und seinen Gedanken doch immer nur eins sind.Das Ntzliche dieser Wirkungen gehrt zur Liebe bzw. zum Guten, die Mittelhingegen, durch die der Nutzen bewirkt wird, gehren zum Verstand bzw. zumWahren. Jeder kann diese allgemeine Feststellung durch besondere Erlebnisse

    besttigen, nur mu er dabei deutlich unterscheiden zwischen dem, was sichaufs Gute der Liebe und was sich aufs Wahre der Weisheit bezieht, ebenso wiees sich in der Ursache und wie in der Wirkung verhlt.

    *13. Es wurde schon mehrfach darauf hingewiesen, da die Liebe das Lebendes Menschen ausmacht. Man hat aber darunter nicht eine Liebe zu verstehen,

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    die von der Weisheit bzw. ein Gutes, das vom Wahren getrennt wre. Einegetrennte Liebe oder ein getrenntes Gutes htte keinerlei Realitt. Deshalb ist

    jene Liebe, die das innerste Leben des Menschen bildet, das von Gott stammt,Liebe und Weisheit zugleich. Auch die Liebe, die das Leben des Menschen

    ausmacht, sofern er sich im Zustand der Aufnahme befindet, ist nicht in derUrsache, sondern nur in der Wirkung getrennt. Denn keine Liebe lt sichvorstellen ohne ihre Beschaffenheit, diese aber ist die Weisheit. DieBeschaffenheit bzw. die Weisheit kann aber nur aus ihrem Sein hervorgehen,und das ist die Liebe. Darum sind sie eins, ebenso wie das Gute und Wahre.Weil nun aber das Wahre aus dem Guten und die Weisheit aus der Liebestammt, werden beide zusammengenommen die Liebe oder das Gute genannt,ist doch die Liebe in ihrer Form Weisheit und das Gute Wahrheit. Aus der Formallein aber stammt alle Beschaffenheit. So kann man also erkennen, da dasGute lediglich insoweit gut ist, als es mit seinem Wahren, dieses aber nur inso-weit wahr ist, als es mit seinem Guten eine Einheit bildet.

    *14. Ist das Gute der Liebe nicht mit dem Wahren der Weisheit vereint, istes nicht wirklich, sondern nur scheinbar gut. Ebenso ist das mit dem Guten derLiebe nicht vereinte Wahre nur scheinbar wahr.

    Es ist zwar eine Tatsache: es gibt kein Gutes, das an sich gut wre, wenn esnicht mit seinem Wahren, und kein Wahres, das an sich wahr wre, wenn esnicht mit seinem Guten vereinigt ist. Und doch gibt es ein vom Wahrengetrenntes Gutes und ein vom Guten getrenntes Wahres. Man findet es beiHeuchlern und Schmeichlern, bei bsen Menschen aller Art und bei denen, dienur in natrlichem, nicht aber in irgendeiner Art von geistigem Guten sind. Dieeinen wie die anderen knnen der Kirche, dem Vaterland, der Gesellschaft, denMitbrgern, den Bedrftigen, den Armen, Witwen und Waisen Gutes tun. Auchknnen sie Wahrheiten einsehen, aus der Einsicht heraus denken und aus demDenken reden und lehren. Aber bei ihnen ist solch Gutes und Wahres nichtinnerlich, d.h. nicht an sich gut und wahr, sondern nur uerlich, also scheinbar.Sie zeigen es nur um ihrer selbst und der Welt, nicht um des Guten und Wahrenwillen, d.h. es stammt bei ihnen nicht aus dem Guten und Wahren und gehrt

    daher nur Mund und Krper, nicht aber dem Herzen an.

    Man kann es vergleichen mit Schlacken, faulem Holz oder Unrat, die man mitSilber oder Gold berzogen hat. Wahrheiten der erwhnten Art kann man auchmit der Luft vergleichen, die man zwar einatmet, die aber verfliegt, oder miteinem Irrlicht, das zwar solche Dinge uerlich als echt erscheinen lt, dannaber pltzlich verschwindet. Auf hnliche Art erscheint bei so geartetenMenschen das Gute und Wahre, anders jedoch bei denen, die es hren undaufnehmen, davon aber nichts wissen. Denn jeder wird vom ueren je nachdem Zustand seines Inneren angeregt. Das Wahre, von wem es auch immerausgesprochen wird, dringt ja durchs Gehr in den anderen Menschen ein, under nimmt es mit seinem Verstand auf je nach seinem Zustand und seiner

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    Beschaffenheit. Bei Menschen, die durch Vererbung nur im Natrlich-Gutenund nicht in Geistig-Gutem sind, verhlt es sich ganz hnlich, da das Innere allesGuten und Wahren geistig ist und das Falsche und Bse austreibt; das nur

    Natrliche begnstigt es. Zum Bsen und Falschen geneigt sein und das Gute

    tun pat aber nicht zusammen.*15. Das Gute kann vom Wahren und das Wahre vom Guten getrennt werdenund nach der Trennung dennoch den Eindruck des Guten und Wahren machen,weil der Mensch die Fhigkeit hat zu handeln, die als Freiheit bezeichnet wird,und die Fhigkeit zu erkennen, Vernunft genannt. Der Mibrauch dieser beidenFhigkeiten ist der Grund, weshalb der Mensch uerlich anders erscheinenkann, als er innerlich ist, also auch wenn er bse ist, Gutes tun und Wahressprechen bzw. als Teufel sich in einen Engel des Lichts verstellen kann. ImWerk Die gttliche Liebe und Weisheit vergleiche man dazu folgende Stellen:

    Der Ursprung des Bsen liegt im Mibrauch der dem Menschen eigenenFhigkeiten, die als Vernunft und Freiheit bezeichnet werden (# 264-270). Diese

    beiden Fhigkeiten haben gute wie bse Menschen (# 425). Die Liebe kannohne eheliche Verbindung mit der Weisheit bzw. das Gute ohne eine solcheVerbindung mit dem Wahren nichts bewirken (# 401); sie wirkt nur inVerbindung mit der Weisheit oder dem Verstand (# 409). Die Liebe verbindetsich mit der Weisheit oder dem Verstand und macht, da Weisheit oderVerstand sich rckwirkend mit ihr verbindet (# 410-412). Weisheit oderVerstand werden nach Magabe ihres Vermgens von der Liebe erhoben und

    knnen dann wahrnehmen und in sich aufnehmen, was dem Licht aus demHimmel angehrt (# 413). Auch die Liebe kann auf hnliche Art erhobenwerden und aufnehmen, was der Wrme aus dem Himmel angehrt,vorausgesetzt, da sie ihren Gatten, die Weisheit, in einem solchen Grade liebt(# 414-415). Andernfalls zieht die Liebe Verstand bzw. Weisheit wieder vonihrer Erhebung herab, um im Einklang mit ihnen zu wirken (# 416-418). DieLiebe wird im Verstand gereinigt, sofern sie beide gleichzeitig erhoben werden(# 419-421). Die von der Weisheit im Verstand gereinigte Liebe wird geistigund himmlisch, die im Verstand befleckte Liebe hingegen sinnlich und

    fleischlich (# 422-424). Mit der Verbindung von ttiger Liebe und Glaubenverhlt es sich hnlich wie mit der von Liebe und Weisheit (# 427-430). DasWesen der ttigen Liebe in den Himmeln (# 431).

    *16. Der Herr duldet nicht, da etwas geteilt ist. Deshalb mu es entwederim Guten und zugleich im Wahren oder im Bsen und zugleich im Falschensein.

    Ziel des Wirkens der gttlichen Vorsehung besteht darin, da der Mensch imGuten und zugleich im Wahren lebe, da er nur auf diese Weise sein Gutes undseine Liebe, sein Wahres und seine Weisheit sein kann. Eben hierdurch ist derMensch ein Mensch und so ein Bild des Herrn. Der Mensch kann aber, solangeer in der Welt lebt, gleichzeitig im Guten und im Falschen und ebenso auch im

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    Bsen und im Wahren, ja sogar gleichzeitig im Guten und Bsen leben, alsoeine Art Doppelwesen sein. Diese Spaltung aber zerstrt das Bild des Herrn imMenschen und damit den Menschen selbst. Darum zielt die gttliche Vorsehungdes Herrn bei allen ihren Vorkehrungen darauf hin, diese Spaltung zu beheben.

    Und da es zutrglicher fr den Menschen ist, wenn er zugleich im Bsen undFalschen ist als zugleich im Guten und Bsen, darum lt der Herr ersteres zu -nicht weil er es will, sondern weil er es im Interesse des Ziels, das in der Erl-sung besteht, nicht verhindern kann. Der Mensch kann im Bsen und zugleichim Wahren sein, und um des Endzwecks der Erlsung willen verhindert es derHerr nicht, weil der menschliche Verstand bis ins Licht der Weisheit erhobenwerden und die Wahrheiten sehen oder anerkennen kann, wenn er sie hrt,obgleich seine Liebe unten zurckbleibt. Der Mensch kann auf diese Weise mitdem Verstand im Himmel, mit seiner Liebe aber in der Hlle sein. Das kann ihmnicht verwehrt werden, weil ihm die beiden Fhigkeiten, durch die er Mensch istund sich von den Tieren unterscheidet und durch die allein er wiedergeborenund damit erlst werden kann, Vernunft und Freiheit, nicht genommen werdenknnen. Aufgrund dieser Fhigkeiten kann der Mensch handeln im Einklang mitder Weisheit, aber auch im Einklang mit seiner Liebe zu dem, was nicht weiseist. Er kann aus der Weisheit von oben herabblicken auf seine untenzurckgebliebene Liebe, d.h. auf seine Gedanken, Absichten und Neigungen,also auf das Bse und Falsche, dann aber auch auf das Gute und Wahre in Lebenund Lehre, ohne deren Kenntnis und innere Anerkennung der Mensch nichtumgebildet werden kann. Die beiden Fhigkeiten wurden schon oben

    besprochen, und das soll in der Folge noch weiter geschehen. Dies ist also derGrund, warum der Mensch zugleich im Guten und Wahren, aber auch im Bsenund Falschen und abwechselnd im einen oder anderen sein kann.

    *17. Der Mensch kann, solange er in der Welt lebt, weder leicht in dieVerbindung oder Vereinigung des Guten und Wahren noch des Bsen undFalschen geraten. Denn solange er hier lebt, wird er im Zustand der Umbildungoder Wiedergeburt gehalten. Aber nach dem Tode gelangt der Mensch entwederin das eine oder das andere. Weil er dann nicht mehr umgebildet und

    wiedergeboren werden kann, bleibt er seinem innersten Wesen nach so, wie seinLeben in der Welt, d.h. wie seine herrschende Liebe beschaffen war. Fhrte erein Leben aufgrund der Liebe zum Bsen, wird ihm alles Wahre genommen, daser sich in der Welt durch Lehrer, aus der Predigt oder aus dem Wort verschaffthatte. Ist dies aber einmal entfernt, saugt er wie ein Schwamm das mit seinemBsen bereinstimmende Falsche auf, und umgekehrt das mit seinem Falschenbereinstimmende Bse. Hat er aber sein Leben aufgrund der Liebe zum Gutengefhrt, wird bei ihm alles Falsche entfernt, das er in der Welt aufgenommenhatte, weil er es gehrt oder gelesen, auf das er sich aber nicht versteift hatte.Stattdessen wird ihm nun jenes Wahre gegeben, das mit seinem Gutenbereinstimmt. Das ist es, was man unter den Worten des Herrn zu verstehenhat:

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    Darum nehmt ihm das Talent und gebt es dem, der zehn Talente hat; dennjedem, der da hat, wird gegeben werden, da er die Flle habe, dem aber, dernicht hat, wird auch das, was er hat, genommen werden. (Mat. 25/28 f; 13, 12;Mark. 4/25; Luk. 8/18; 19/24-26)

    *18. Jeder Mensch wird nach seinem Tode entweder zugleich im Guten undWahren oder im Bsen und Falschen sein, weil das Gute und Bse nichtmiteinander verbunden werden kann- weder das Gute mit dem Falschen desBsen noch das Bse mit dem Wahren des Guten. Es handelt sich dabei um Ge-genstze, die solange miteinander kmpfen, bis einer den anderen zerstrt hat.Menschen, die im Bsen und Guten zugleich sind, werden durch die Worte desHerrn in der Apokalypse an die Gemeinde zu Laodicea gekennzeichnet:

    Ich kenne deine Werke, da du weder kalt noch warm bist. Ach, da du doch

    kalt oder warm wrst! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, will ichdich ausspeien aus meinem Munde, (Apok. 3/15 f)

    sowie durch den Ausspruch des Herrn:

    Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassenund den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den anderenverachten. (Mat. 6/24)

    *19. Was zugleich im Guten wie im Wahren ist, hat Realitt (sit aliquid);nichtig hingegen ist, was zugleich im Bsen wie im Falschen ist.

    Oben in # 11 kann man nachlesen, da alles, was im Guten und zugleich imWahren ist, wirklich ist (sit aliquid). Daraus folgt, da das Bse zugleich mitdem Falschen nicht wirklich ist (non sit Liquid). Nicht wirklich sein aber heit,keine Kraft und kein geistiges Leben haben. Diejenigen, die im Bsen undzugleich im Falschen sind - und diese befinden sich samt und sonders in derHlle - haben zwar Kraft unter sich, denn der Bse kann Bses tun und tut esauch auf tausend Weisen, aber er kann aus seinem Bsen nur anderen Bsen einBses zufgen, nicht im geringsten aber den Guten. Und wenn das doch einmalgeschieht, so nur in Verbindung mit Bsem, das den Guten noch anhaftet.

    Hieraus entstehen deren Versuchungen, d.h. Anfechtungen von Seiten des ihnennoch anhaftenden Bsen. Daher ihre Kmpfe, durch die sie von ihrem Bsen

    befreit werden knnen. Weil die Bsen in Wirklichkeit keine Macht haben, istdie ganze Hlle vor dem Herrn wie ein Nichts, ja vllig machtlos. Ich habe dasdurch viele Erfahrungen besttigt gefunden. Erstaunlich aber ist, da imUnterschied zu allen Guten alle Bsen sich fr mchtig halten, weil sie allesihrer eigenen Macht, somit ihrer List und Bosheit, zuschreiben, whrend dieGuten ihrer eigenen Klugheit nichts zurechnen, sondern alles dem allmchtigenHerrn. Ein weiterer Grund, weshalb das Bse und zugleich Falsche nichtwirklich ist, liegt darin, da ihm kein geistiges Leben innewohnt. Darum wirddas Leben der Hllischen nicht als Leben, sondern als Tod bezeichnet. Da also

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    nur das Leben wirklich ist (quare cum omne aliquid est vitae), kann dem Todekeine Realitt zukommen.

    *20. Menschen, die im Bsen und zugleich in Wahrheiten sind, kann man mitAdlern vergleichen, die hoch fliegen, aber in dem Augenblick herabfallen, wo

    ihnen die Flgel genommen werden. hnlich verhalten sich Menschen nachdem Tode - wenn sie Geister geworden sind -, die zwar Wahrheiten eingesehen,darber gesprochen und sie gelehrt haben, dabei aber doch in ihrem Leben nichtzu Gott aufgeblickt hatten. Sie erheben sich hoch durch ihre Gedanken, jadringen bisweilen bis in die Himmel ein und tuschen Engel des Lichts vor.

    Nimmt man ihnen aber die Wahrheiten weg und schickt sie fort, fallen sie in dieHlle hinab. Tatschlich bedeuten die Adler auch Raubmenschen, die berintellektuelle Schau verfgen, und Flgel bezeichnen geistige Wahrheiten. Eswurde gesagt, so seien jene beschaffen, die in ihrem Leben nicht zu Gott

    aufblickten. Zu Gott aufblicken heit aber nichts anderes als sich bewut sein,da gewisse Handlungen Snde sind gegen Gott, und sie darum nicht tun.

    *21. Die gttliche Vorsehung des Herrn hat es so eingerichtet, da das Bsezusammen mit dem Falschen zum Gleichgewicht, zur Beziehung und zurReinigung dient, somit wird es zur Verbindung des Guten und Wahren beianderen.

    Aus den bisherigen Darlegungen kann man erkennen, da die gttlicheVorsehung des Herrn bestndig dahin wirkt, beim Menschen das Wahre mit dem

    Guten und das Gute mit dem Wahren zu vereinigen. Diese Vereinigung istnmlich die Kirche und der Himmel, ist sie doch im Herrn und in allem, was ausihm hervorgeht. Um dieser Vereinigung willen wird der Himmel eine Ehegenannt, ebenso die Kirche, und deshalb wird auch das Reich Gottes im Wortmit einer Ehe verglichen. Diese Vereinigung ist der Grund, da in der Israeliti-schen Kirche der Sabbat das Heiligste des Gottesdienstes war; denn er

    bezeichnet diese Vereinigung. Darauf beruht auch, da allen Teilen des Worteseine Ehe des Guten und Wahren zugrunde liegt. Dazu vergleiche man DieLehre des Neuen Jerusalems von der Heiligen Schrift (# 80-90). Die Ehe des

    Guten und Wahren entspringt aus der Ehe des Herrn mit der Kirche, und diesewiederum aus der Ehe der Liebe und Weisheit im Herrn; denn das Gute gehrtder Liebe und das Wahre der Weisheit an. Das alles zeigt, da es das bestndigeZiel der gttlichen Vorsehung ist, beim Menschen das Gute mit dem Wahrenund das Wahre mit dem Guten zu vereinen, weil so der Mensch mit dem Herrnvereint wird.

    *22. Viele haben diese Ehe zerrissen und zerreien sie noch, vor allemdadurch, da sie den Glauben von der ttigen Liebe trennen. Der Glaube gehrt

    ja doch dem Wahren und das Wahre dem Glauben an, ebenso wie die ttige

    Liebe dem Guten und das Gute der ttigen Liebe. Dadurch verbinden dieseMenschen bei sich das Bse und Falsche und werden so zum Gegenpol. DerHerr aber sorgt mithilfe des Gleichgewichts, der Beziehung und Reinigung

    = 17 =

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    dafr, da solche Menschen dennoch zur Verbindung des Guten und Wahren beianderen dienen.

    *23. Der Herr sorgt fr die Verbindung des Guten und Wahren bei anderendurch das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hlle. Aus der Hlle dnstet

    nmlich fortwhrend Bses zugleich mit Falschem aus, whrend der Himmelunausgesetzt Gutes und Wahres aushaucht. Jeder Mensch wird in diesemGleichgewicht erhalten, solange er in der Welt lebt, und durch dasGleichgewicht in der Freiheit des Denkens, Wollens, Redens und Handelns, inder er umgebildet werden kann. ber dieses geistige Gleichgewicht, aufgrunddessen der Mensch Freiheit hat, lese man nach im Werk Himmel und Hlle (#589-596 und 597-603).

    *24. Der Herr trgt Sorge fr die Verbindung des Guten und Wahren durch

    dieBeziehung.

    Das Gute wird nmlich in seiner Beschaffenheit nur erkanntdurch die Beziehung zum weniger Guten und durch den Gegensatz zum Bsen.Alle Wahrnehmung und Empfindung beruht darauf, wie auch dessen Qualitt.Denn alles, was angenehm ist, wird doch wahrgenommen und empfunden ausdem Gegensatz zu dem, was weniger angenehm und unangenehm ist, alles, wasschn ist, aus dem, was weniger schn oder unschn ist, ebenso alles Gute derLiebe aus dem weniger Guten und Bsen, und alles Wahre der Weisheit aus demweniger Wahren und Falschen. In jeder Angelegenheit mu es eineMannigfaltigkeit geben von ihrem Grten bis zum Kleinsten, und ist das auchin ihrem Gegenpol der Fall, ergibt sich so ein Gleichgewicht. Es entstehtentsprechend den Graden beiderseits ein Verhltnis zueinander, undWahrnehmen und Empfinden der Sache wird strker oder schwcher. Doch muman wissen, da durch Gegenstzlichkeit Wahrnehmungen und Empfindungenentweder aufgehoben oder verstrkt werden. Vermischen sich die Gegenstze,heben sie sich auf. Deshalb trennt der Herr das Gute und das Bse sorgfltig,damit sie sich beim Menschen nicht vermischen, wie er auch Himmel und Hllegetrennt hlt.

    *25. Bei anderen Menschen trgt der Herr auch Sorge fr die Verbindung des

    Guten und Wahren durch die Reinigung, die auf zwei Arten geschieht, einmaldurch Versuchungen, zum anderen durch Grungsprozesse (fermentationes).Geistige Versuchungen sind nichts anderes als Kmpfe gegen Bses undFalsches, das aus der Hlle aufsteigt und reizt. Durch sie wird der Mensch vonBsem und Falschem gereinigt und das Gute bei ihm mit dem Wahren und dasWahre mit dem Guten verbunden. Geistige Grungsprozesse vollziehen sichauf verschiedene Weise, und zwar sowohl im Himmel wie auf Erden. Doch inder Welt wei man nicht, was sie sind und wie sie geschehen. Bses undFalsches, wenn es in menschlichen Gesellschaften zugelassen wird, wirktnmlich hnlich wie jene Fermente, die man dem Mehl oder Most beifgt unddurch die das Fremdartige ausgeschieden, das Gleichartige aber verbunden undrein und klar wird. Das ist auch unter den Worten der Herrn zu verstehen:

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    Das Himmelreich ist gleich einem Sauerteig, den ein Weib nahm und unter dreiScheffel Mehl mengte, bis da es ganz durchsuert wurde. (Mat. 13/33; Luk.13/21)

    *26. Diese Nutzwirkungen sieht der Herr aus der Verbindung des Bsen und

    Falschen vor, die sich bei den Bewohnern der Hlle findet. Denn die Herrschaftdes Herrn erstreckt sich nicht allein auf den Himmel, sondern auch auf die Hlleund ist ein Reich der Nutzwirkungen. Die Vorsehung des Herrn bewirkt, da esdort nichts und niemand gibt, von dem und durch das nicht etwas Ntzlichesgeschieht.

    Teil 2 - Das Ziel der gttlichen Vorsehung des Herrn ist ein Himmel ausdem Menschlichen Geschlecht.

    *27. Der Himmel besteht nicht aus Engeln, die von Anbeginn an als solcheerschaffen wurden, und die Hlle geht nicht auf einen Teufel zurck, deranfnglich als Engel des Lichts erschaffen wurde und nachher aus dem Himmelherabgestrzt wurde. Vielmehr bestehen Himmel und Hlle aus demmenschlichen Geschlecht - der Himmel aus denen, die das Gute lieben und

    daher auch Einsicht in die Wahrheit haben, die Hlle aus denen, die das Bselieben und darum das Falsche fr wahr erkennen. Das ist mir durch langenUmgang mit Engeln und Geistern bekannt und zur Gewiheit geworden. Manvergleiche hierzu auch, was im Werk Himmel und Hlle # 311-316, imkleinen Werk Das Jngste Gericht # 14-27 und in der Fortsetzung vomJngsten Gericht und von der Geisterwelt von Anfang bis Ende ausgefhrtwurde.

    Da nun der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht besteht und einZusammenwohnen mit dem Herrn in Ewigkeit ist, so folgt, da er fr den Herrn

    das Ziel der Schpfung war und darum auch das Ziel seiner gttlichenVorsehung. Der Herr hat das Universum nicht um seinet-, sondern um derWesen willen erschaffen, mit denen er im Himmel zusammensein mchte. DasWesen der geistigen Liebe besteht nmlich darin, da sie den anderen das Ihrigeschenken will. In dem Mae wie sie das vermag, ist sie in ihrem Sein, ihremFrieden und ihrer Seligkeit. Sie entnimmt das der gttlichen Liebe des Herrn, dieauf unendliche Weise so beschaffen ist. Daraus folgt, da die gttliche Liebe,somit die gttliche Vorsehung, einen Himmel zum Ziel hat, der aus Menschen

    besteht, die zu Engeln geworden sind bzw. zu Engeln werden, denen sie alle

    Seligkeiten und Beglckungen, die der Liebe und Weisheit angehren, schenkenkann, und zwar aus sich selbst in ihnen. Sie kann auch gar nicht anders, weil jaihr eigenes Bild und ihre eigene hnlichkeit von der Schpfung her in ihnen

    = 19 =

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    angelegt sind. Das Bild (imago) in ihnen ist die Weisheit, die hnlichkeit(similitudo) die Liebe, und der Herr in ihnen ist die mit der Weisheit vereinteLiebe und die mit der Liebe vereinte Weisheit oder - was aufs selbe hinausluft -das mit dem Wahren vereinte Gute und das mit dem Guten vereinte Wahre.

    Diese Vereinigung wurde im vorigen Abschnitt behandelt.Man wei aber nicht, was der Himmel im allgemeinen, d.h. bei vielen und waser im besonderen, d.h. heim einzelnen Menschen ist, auch nicht, was er in dergeistigen und was er in der natrlichen Welt ist. Weil in ihm aber das Ziel dergttlichen Vorsehung besteht und darum viel daran liegt, es zu wissen, will iches in dieser Reihenfolge einigermaen erklren:

    Der Himmel ist eine Verbindung mit dem Herrn.

    Der Mensch ist von der Schpfung her so Geschaffen, da er immer enger

    mit dem Herrn verbunden werden kann. Je inniger sich der Mensch mit dem Herrn verbindet, desto weiser wird er.

    Je inniger sich der Mensch mit dem Herrn verbindet, desto glcklicherwird er.

    Je inniger sich der Mensch mit dem Herrn verbindet, desto bestimmter hater den Eindruck, als ob er sich selbst angehre, desto klarer erkennt eraber auch, da er in Wirklichkeit dem Herrn angehrt.

    Der Himmel ist eine Verbindung mit dem Herrn.

    *28. Nicht die Engel bilden den Himmel, sondern der Herr. Denn Liebe undWeisheit, in denen die Engel sind und die den Himmel ausmachen, stammennicht von ihnen, sondern vom Herrn, ja sind der Herr in ihnen. Und weil Liebeund Weisheit des Herrn sind und er darin ist, Liebe und Weisheit aber das Lebender Engel ausmacht, so ist offensichtlich, da ihr Leben dem Herrn angehrt, jader Herr ist. Die Engel bekennen selbst, da sie allein aus dem Herrn leben.

    Damit ist klar, da der Himmel eine Verbindung mit dem Herrn ist. Da es aberverschiedene Arten der Verbindung mit dem Herrn gibt und der Himmel beimeinen nicht der gleiche ist wie beim anderen, so ist auch klar, da der Himmelsich je nach der Art der Verbindung mit dem Herrn gestaltet. Man wird imfolgenden Abschnitt sehen, da darum die Verbindung mehr oder weniger engoder entfernt ist.

    Hier soll einiges ber diese Verbindung gesagt werden, nmlich wie sie entstehtund von welcher Art sie ist. Sie ist eine wechselseitige, vom Herrn zu denEngeln und von diesen zum Herrn. Der Herr wirkt ein in die Lebensliebe der

    Engel, und diese nehmen den Herrn in Weisheit auf, durch die sie sich ihrerseitsmit dem Herrn verbinden. Man mu aber wissen, da es den Engeln zwar

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    scheint, als ob sie sich durch ihre Weisheit mit dem Herrn verbnden, inWirklichkeit ist es jedoch der Herr, der sie durch die Weisheit mit sichverbindet, ist doch ihre Weisheit ebenfalls von ihm. Dasselbe gilt, wenn mansagt, der Herr verbinde sich mit den Engeln durch das Gute, whrend sich

    wiederum die Engel mit dem Herrn durch das Wahre verbinden; denn alles Gutegehrt der Liebe und alles Wahre der Weisheit an.

    Diese gegenseitige Verbindung ist aber ein Geheimnis, das wenige verstehen,wenn es nicht erklrt wird. Darum will ich es soweit als mglich auf falicheWeise enthllen. In dem Werk Die gttliche Liebe und Weisheit ist in # 404und 405 gezeigt worden, auf welche Weise sich die Liebe mit der Weisheitverbindet, nmlich durch die Wibegier (affektiv sciendi), aus der die Liebezum Wahren (affektiv veri) hervorgeht, durch das Verlangen nach Erkenntnis(affectio intelligendi), der die Wahrnehmung des Wahren entspringt, sowie

    durch ein Verlangen, geistig zu schauen, was man wei und erkennt, dem dasDenken entspringt. In alle diese Neigungen wirkt der Herr ein, da sieAbleitungen aus der Lebensliebe eines jeden Menschen sind, und die Engelnehmen diesen Einflu auf in ihrem Innewerden des Wahren und im Denken. ImDenken wird ihnen dieses Einflieen bewut, nicht in den Neigungen.

    Da nun den Engeln ihre Wahrnehmungen und Gedanken so erscheinen, als obsie ihnen selbst angehrten, whrend sie doch aus den Neigungen hervorgehen,die sie vom Herrn haben, so entsteht der Anschein, als ob sich die Engelihrerseits mit dem Herrn verbnden, whrend doch in Wirklichkeit der Herr siemit sich verbindet. Denn die Neigung bringt die Wahrnehmungen und Gedankenhervor. Diese Neigung nmlich, die zur Liebe gehrt, ist die Seele derselben.

    Niemand kann irgendetwas wahrnehmen oder denken ohne eine entsprechende Neigung, und jeder Mensch nimmt seiner Neigung gem wahr und denkt.Damit ist deutlich, da die wechselseitige Verbindung der Engel mit dem Herrnnicht aus ihnen, sondern nur wie aus ihnen hervorgeht. Dasselbe gilt auch fr dieVerbindung des Herrn mit der Kirche und der Kirche mit dem Herrn,himmlische und geistige Ehe genannt.

    *29. In der geistigen Welt kommt alle Verbindung durch Hinwendung(inspectio, eigtl. Hinschauen) zustande. Wenn dort einer an den anderen denkt,weil er mit ihm sprechen mchte, wird der andere sogleich gegenwrtig, und

    beide sehen einander von Aug zu Auge. hnliches geschieht, wenn einer auseiner Neigung der Liebe an den anderen denkt, nur entsteht durch diese Neigungeine Verbindung, durch die andere blo Gegenwart. Das ist eineEigentmlichkeit der geistigen Welt, weil dort alle Wesen geistig sind. In dernatrlichen Welt ist es anders, weil dort alle materiell sind. Und doch geschiehthnliches auch in der natrlichen Welt bei den Menschen in ihren geistigen

    Neigungen und Gedanken. Weil aber die natrliche Welt rumlich ist, whrendin der geistigen Welt Rume nur etwas Scheinbares (apparentiae) sind, darumgeschieht in der geistigen Welt wirklich, was in den Gedanken jedes

    = 21 =

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    Geistwesens vor sich geht.

    Das wurde dargelegt, damit man wisse, wie die Verbindung des Herrn mit denEngeln geschieht und die scheinbar wechselseitige der Engel mit dem Herrn.Alle Engel wenden nmlich ihr Antlitz dem Herrn zu, und dieser blickt ihnen

    auf die Stirn (aspicit illos in fronte). Die Engel hingegen erblicken den Herrndurch die Augen (aspiciunt Dominum oculis). Der Grund liegt darin, da dieStirn der Liebe und ihren Neigungen entspricht, das Auge aber der Weisheit undihren Wahrnehmungen. Die Engel wenden jedoch ihr Antlitz nicht von sich ausdem Herrn zu, vielmehr wendet der Herr sie sich zu, und zwar dadurch, da er inihre Lebensliebe einfliet und auf diese Weise in ihre Wahrnehmungen undGedanken eingeht.

    Ein solcher Kreis der Liebe zu den Gedanken und von den Gedanken zur Liebe

    durch die Liebe findet sich in allen Teilen des menschlichen Gemts, man kannsie auch als den Lebenskreis (circulus vitae) bezeichnen. In dem Werk Diegttliche Liebe und Weisheit findet sich einiges darber, u.a. folgendes: DieEngel wenden ihr Antlitz stndig dem Herrn als der geistigen Sonne zu (#129-134); alle Geistwesen, welcher Art sie auch seien, wenden sich auf hnlicheWeise ihrer herrschenden Liebe zu (# 140-145); die Liebe verbindet sich mit derWeisheit und bewirkt, da die Weisheit ihrerseits mit ihr verbunden wird (#410-412); die Engel sind im Herrn und der Herr in ihnen, aber weil die Engelnur die Aufnehmenden sind, ist der Herr allein der Himmel (# 113-118).

    *30. In der natrlichen Welt wird die Kirche der Himmel des Herrn genannt,und der Mensch der Kirche, wenn verbunden mit dem Herrn, ist der Engeldieses Himmels. Nach seinem Abscheiden von der Welt wird ein solcherMensch auch ein Engel des geistigen Himmels. Daraus geht hervor, da von derKirche, dem menschlichen Himmel, hnliches gilt wie vom Engelhimmel. Jenewechselseitige Verbindung mit dem Herrn, die beim Menschen den Himmel

    bildet, wurde vom Herrn bei Johannes mit den Worten offenbart:

    Bleibt in mir, und ich in euch; wer in mir bleibt, und ich in ihm, der bringt vieleFrucht; denn ohne mich knnt ihr nichts tun. (Joh. 15/4, 5, 7)

    *31. Man sieht daraus, da der Herr der Himmel ist, und zwar nicht nur imallgemeinen, sondern auch bei jedem einzelnen Himmelsbewohner im

    besonderen. Jeder Engel ist nmlich ein Himmel in kleinster Form. Aus ebensovielen Himmeln wie Engeln besteht der Himmel im allgemeinen. Man lese dazu# 51-58 im Werk Himmel und Hlle. so mge denn keiner bei sich den Irrtumnhren, der vielen zuerst in den Sinn kommt, der Herr halte sich im Himmelunter den Engeln auf oder sei bei ihnen wie ein Knig auf Erden in seinemReich; vielmehr ist er ber ihnen, was den Anblick betrifft, und in der dortigenSonne, was ihr Leben der Liebe und Weisheit betrifft, in ihnen.

    = 22 =

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    Der Mensch ist von der Schpfung her so beschaffen, da er immerenger mit dem Herrn verbunden werden kann.

    *32. Das wird deutlicher im dritten Teil des Werkes Die gttliche Liebe undWeisheit ber die verschiedenen Grade, vor allem aus folgendem: Es gibt drei

    gesonderte oder Hhengrade von der Schpfung her in den Menschen (# 230-235). Diese drei Grade sind in jedem Menschen von Geburt an, und in demMae, wie sie aufgeschlossen werden, ist der Mensch im Herrn und der Herr inihm (# 236-241). Alle Vollkommenheiten wachsen und steigen auf mit undentsprechend den Graden (# 199-204). Daraus geht hervor, da der Mensch vonder Schpfung her so beschaffen ist, da er durch die Grade hindurch immerenger mit dem Herrn verbunden werden kann.

    Vor allem mu man zuerst einmal wissen, was die Grade sind, und da es zwei

    verschiedene Arten von Graden gibt, nmlich gesonderte oder Hhengrade undfortlaufende oder Breitengrade, und worin der Unterschied besteht. Ferner muman wissen, da jeder Mensch von der Schpfung, also von Geburt an dreigesonderte oder Hhengrade in sich hat, und wenn er geboren wird, in denersten, den natrlichen Grad eintritt. In diesem Grad kann er fortgesetztwachsen, bis er vernnftig wird. In den zweiten, den geistigen Grad kommt er,wenn er nach den geistigen Ordnungsgesetzen lebt, die identisch sind mit dengttlichen Wahrheiten. In den dritten, den himmlischen Grad kann er auchgelangen, wenn er nach den himmlischen Ordnungsgesetzen lebt, die dasGttlich-Gute sind.

    Diese Grade schliet der Herr beim Menschen gem dessen Leben in derirdischen Welt wirklich auf, aber das wird wahrnehmbar und fhlbar erst nachdem Abscheiden des Menschen aus dieser Welt. Und soweit sie aufgeschlossenund dann vervollkommnet werden, wird der Mensch immer enger mit demHerrn verbunden. Die Verbindung kann durch Annherung in Ewigkeitwachsen, und das geschieht auch bei den Engeln. Dennoch kann kein Engelauch nur bis zum ersten Grad der Liebe und Weisheit des Herrn gelangen oderihn erreichen, weil der Herr unendlich, der Engel hingegen endlich ist. Zwischen

    dem Unendlichen und dem Endlichen gibt es keinen Vergleich (ratio). Daniemand ohne Kenntnis dieser verschiedenen Grade den Zustand des Menschenund seiner Erhebung und Annherung an den Herrn erkennen kann, ist im WerkDie gttliche Liebe und Weisheit von # 173-281 ausfhrlich davon die Redegewesen, was man nachlesen mge.

    *33. Nun soll in Krze gesagt werden, wie der Mensch enger mit dem Herrnverbunden werden kann, und wie diese Verbindung mehr und mehr inErscheinung tritt. Also: Wie wird der Mensch enger und enger mit dem Herrnverbunden? Es geschieht nicht allein durch das Wissen oder die Einsicht, auch

    nicht allein durch die Weisheit, sondern nur durch ein damit bereinstimmendesLeben. Das Leben des Menschen ist seine Liebe, und die Liebe ist vielfltig.Ganz allgemein gesprochen gibt es eine Liebe zum Bsen und eine zum Guten.

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    Erstere ist die Liebe, Ehebruch zu begehen, sich zu rchen, zu betrgen, zulstern und andere ihrer Gter zu berauben. Am Denken und Tun solcher Dingehat die Liebe zum Bsen ihre Wonne und Lust. Die Ableitungen bzw.

    Neigungen dieser Liebe sind ebenso zahlreich wie das Bse selbst, wozu sie sich

    entschlossen hat, und Empfindungen (perceptiones) und Gedanken dieser Liebesind so zahlreich wie das Falsche, das dieses Bse begnstigt und rechtfertigt.Dieses Falsche verbindet sich mit dem Bsen zur Einheit, ebenso wie sich Ver-stand und Wille zur Einheit verbinden. Sie trennen sich nicht voneinander, weileins zum anderen gehrt.

    Da nun, wie oben gesagt wurde, der Herr in die Lebensliebe eines jedenMenschen einfliet und mittels deren Neigungen auch in die Wahrnehmungenund Gedanken, aber nicht umgekehrt, so folgt, da er sich nicht enger mit ihmverbinden kann als seine Liebe zum Bsen samt ihren Neigungen - und diese

    sind Begierden - entfernt ist. Diese haben ihren Sitz im natrlichen Menschen,und der Mensch hat bei allem, was er als natrlicher Mensch tut, dieEmpfindung, es aus sich zu tun. Deshalb mu er auch das Bse jener Liebe wieaus sich entfernen, und in dem Mae, wie er das tut, kommt ihm auch der Herrnher und verbindet sich mit ihm. Jeder kann so mit seiner Vernunft erkennen,da die Begierden mit ihren Lsten die Tren vor dem Herrn versperren undverriegeln, und da der Herr die Begierden nicht austreiben kann, solange derMensch selbst die Tren verschlossen hlt und von auen her [d.h. aus seinemnatrlichen Menschen] verhindert, da sie geffnet werden. Aus den Worten des

    Herrn in der Apokalypse geht hervor, da der Mensch selbst die Tre ffnenmu:

    Siehe, ich stehe vor der Tr und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hrtund die Tr auftut, so gehe ich zu ihm ein und halte das Abendmahl mit ihm,und er mit mir. (3/20)

    Daraus wird klar: Soweit jemand das Bse als teuflisch und als Hindernis frden Eingang des Herrn flieht, wird er immer enger mit dem Herrn verbunden,am engsten der Mensch, der jene bsen Begierden als schwarze und feurige

    Teufel verabscheut. Denn das Bse und der Teufel sind eins, ebenso wie dasFalsche des Bsen und der Satan. Gerade so wie der Herr in die Liebe zumGuten und ihre Neigungen und durch sie in die Wahrnehmungen und Gedankeneinfliet - die samt und sonders vom Guten her, in dem der Mensch ist, dieWahrheit im Gefolge haben - fliet auch der Teufel, d.h. die Hlle, in die Liebezum Bsen und ihre Neigungen, d.h. Begierden ein, und durch diese in dieWahrnehmungen und Gedanken, die smtlich vom Bsen her, in dem derMensch ist, das Falsche im Gefolge haben.

    Auf welche Weise zeigt sich, wenn jene Verbindung immer enger wird ? Je

    mehr das Bse im natrlichen Menschen dadurch entfernt wurde, da er davorflieht und es verabscheut, desto enger wird der Mensch mit dem Herrn ver-

    bunden. Und weil Liebe und Weisheit, die letztlich der Herr selbst sind, nichts

    = 24 =

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    Nun gibt es drei Grade der Weisheit, einen natrlichen, einen geistigen undeinen himmlischen. Im natrlichen Grad der Weisheit ist der Mensch, solange erin der Welt lebt. Dieser Grad kann bei ihm hier bis zur hchsten Vollkommen-heit gelangen, ohne jedoch in den geistigen Grad eindringen zu knnen. Der

    geistige Grad schliet sich nmlich nicht in kontinuierlicher Weise an dennatrlichen an, sondern wird nur durch Entsprechungen mit ihm verbunden. Inden geistigen Grad tritt der Mensch erst mit seinem Tode ein, und auch dieserGrad kann bis zur hchsten Vollkommenheit gelangen, ohne jedoch in denhimmlischen eindringen zu knnen, da sich auch dieser Grad nicht inkontinuierlicher Weise an den geistigen anschliet, sondern nur durchEntsprechungen mit ihm verbunden wird. Hieraus lt sich ersehen, da dieWeisheit in dreifacher Beziehung erhoben, auf jedem Grad aber in einfacherBeziehung bis zu dessen hchster Vollkommenheit gebracht werden kann.

    Wer die Erhhungen und Vervollkommnungen dieser Grade begriffen hat, kanneinigermaen verstehen, was von der Weisheit der Engel gesagt wurde, nmlichda sie unaussprechlich sei. Und das ist sie in der Tat so sehr, da tausend Ideeneines Gedankens, den die Engel aufgrund ihrer Weisheit hegen, sich in einemGedanken menschlicher Weisheit nur in einer einzigen Idee darstellen knnen.Von den tausend Ideen, die im Gedanken eines Engels liegen, knnen 999 nicht

    beim Menschen Eingang finden, weil diese Ideen bernatrlich sind. Aufgrundlebendiger Erfahrung durfte ich fter erkennen, da dem wirklich so ist. Dochwie bereits gesagt, kann niemand in jene unaussprechliche Weisheit der Engel

    eindringen, auer durch Verbindung mit dem Herrn, und dieser gem. Denn al-lein der Herr erschliet den geistigen und himmlischen Grad, und auch nur beidenen, die weise aus Ihm sind. Und weise aus dem Herrn sind die Menschen, dieden Teufel, d.h. das Bse, aus sich ausstoen.

    *35. Es glaube aber niemand, jemand besitze Weisheit, weil er vieles weiund einigermaen versteht und verstndig darber reden kann, es sei denn, seinWissen sei mit der Liebe verbunden. Denn nur die Liebe bringt mittels ihrer

    Neigungen Weisheit hervor. Ist Wissen nicht mit Liebe verbunden, gleicht eseinem Meteor in der Luft oder einer Sternschnuppe, die verschwindet. Die mit

    der Liebe verbundene Weisheit hingegen ist wie das bleibende Licht der Sonneund wie ein Fixstern. Liebe zur Weisheit hat ein Mensch, soweit er dieteuflische Rotte, d.h. die Begierden des Bsen und Falschen verabscheut.

    *36. Die Weisheit, die zur Wahrnehmung gelangt, ist das Innewerden desWahren aus der Neigung zum Wahren, vor allem das Innewerden desGeistig-Wahren. Man hat zu unterscheiden zwischen Brgerlich-Wahrem,Sittlich-Wahrem und Geistig-Wahrem. Wer aus einer entsprechenden Neigungdas Geistig-Wahre innewird, hat zugleich auch ein Innewerden des Moralisch-und des Brgerlich-Wahren, ist doch die Neigung zum Geistig-Wahren derenSeele. Ich sprach zuweilen mit Engeln ber die Weisheit und hrte von ihnen,die Weisheit sei eine Verbindung mit dem Herrn, weil dieser die Weisheit selbst

    = 26 =

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    ist, und zu dieser Verbindung gelange er, soweit er die Hlle von sich ausstoe.Die Engel erklrten, sie stellten sich die Weisheit als einen prchtiggeschmckten Palast vor, zu dem man auf zwlf Stufen emporsteigt, wobei

    jedoch niemand auch nur zur ersten Stufe gelange, wenn nicht vom Herrn durch

    die Verbindung mit ihm und nach dem Ma dieser Verbindung. Je wie eremporsteige, erkenne der Betreffende auch, da niemand von sich, sondern nurvom Herrn aus weise ist. Ferner erkenne er, da alles, was er wei, nicht mehrist als einige Tropfen im Verhltnis zu einem groen See. Die zwlf Stufen zumPalast der Weisheit bezeichnen das mit dem Wahren verbundene Gute und diemit dem Guten verbundenen Wahrheiten.

    Je inniger sich der Mensch mit dem Herrn verbindet, desto

    glcklicher wird er.*37. Was oben # 32-34 von den Graden des Lebens und der Weisheit nachder Verbindung mit dem Herrn dargelegt wurde, gilt hnlich auch von denGraden der Glckseligkeit. Die Glckseligkeiten und Wonnen steigern sich soweit, wie sich beim Menschen die oberen Gemtsgrade, der geistige undhimmlische, aufschlieen. Nach Beendigung seines irdischen Lebens wachsen

    jene Grade, sofern sie erschlossen sind ,bis in alle Ewigkeit.

    *38. Kein Mensch, der den Lsten der Begierden zum Bsen verfallen ist,kann etwas von den Lustreizen der Neigungen zum Guten wissen, die imHimmel der Engel herrschen, denn die beiden Arten des Lustreizes sindinnerlich einander vllig entgegengesetzt, also auch im Inwendigen desueren. Auf der Oberflche unterscheiden sie sich freilich nur wenig. JedeLiebe hat nmlich ihr Lustgefhl, auch die zum Bsen. Das gilt fr Menschen,die ihren Begierden verfallen sind, beispielsweise der Liebe zum Ehebruch, zurRache, zu Betrug, Diebstahl und zur Grausamkeit. Bei den rgsten besteht dieLiebe, das Heilige der Kirche zu lstern und giftige Reden gegen Gott zu fhren.Die Quelle jener Lustgefhle ist die auf der Selbstliebe basierende Herrschsucht;sie entstehen aus den Begierden, die das Innere des Gemts beherrschen. Von da

    strmen sie hinab in den Krper und fachen Unreines an, das die Nerven kitzelt.So entsteht aus der Lust des Gemts entsprechend den Begierden die angenehmeErregung des Krpers.

    Jedem Menschen wird nach seinem Tode in der geistigen Welt zu erkennengegeben, wie und welcher Art das Unreine ist, das die Nerven des Krperskitzelt. Im allgemeinen bezieht es sich auf Aas, Exkremente, Dnger, stinkendeund urinartige Dinge; solcher Schmutz fllt ihre Hlle. Es handelt sich umEntsprechungen, worber man mehr findet im Werk Die gttliche Liebe undWeisheit # 422-424. Diese scheulichen Lustgefhle verwandeln sich jedoch inschreckliche Grausamkeiten. Weil alles aus seinem Gegensatz heraus erkanntwird, wurden diese Dinge angefhrt, denn nur so versteht man, wie und welcher

    = 27 =

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    Je inniger sich der Mensch dem Herrn verbindet, desto bestimmterhat er den Eindruck, als ob er sich selbst angehre, desto klarererkennt er aber auch, da er in Wirklichkeit dem Herrn angehrt.

    *42. Es scheint, da der Mensch umso weniger sich selbst angehre, je enger

    er mit dem Herrn verbunden ist. Das meinen jedenfalls alle Bsen wie auchjene, deren religise Meinung ist, sie stnden nicht mehr unter dem Joch desGesetzes, und niemand knne Gutes aus sich (a se) tun. Die einen wie dieanderen knnen sich nichts anderes vorstellen, als da das Bse nicht denkenund wollen zu drfen, sondern nur das Gute gleichbedeutend damit sei, sichnicht selbst anzugehren. Und weil Menschen, die mit dem Herrn verbundensind, das Bse weder begehren noch in der Lage sind, das Bse zu denken undzu wollen, ziehen die anderen, weil es so aussieht, bei sich den Schlu, diesheie, sich nicht selbst angehren, whrend doch das Gegenteil der Fall ist.

    *43. Es gibt eine hllische und eine himmlische Freiheit. Der Ersterenentspringt Denken und Wollen und - soweit die brgerlichen und sittlichenGesetze es nicht verhindern - Tun und Aussprechen des Bsen. Aus derhimmlischen Freiheit hingegen stammt Denken und Wollen und - soweit dieMglichkeit besteht - Reden und Tun des Guten. Was immer der Mensch inFreiheit will, denkt und tut, fhlt er als sein Eigenes; denn jegliche Freiheit desMenschen hngt mit seiner Liebe zusammen. Wer in der Liebe zum Bsen lebt,empfindet daher die hllische Freiheit als eigentliche Freiheit. Anders, wer inder Liebe zum Guten ist, fr ihn ist die himmlische Freiheit die wahre Freiheit.Fr beide ist der Gegensatz Sklaverei. Aber niemand kann leugnen, da nur einsvon beiden die wahre Freiheit sein kann. Auch lt sich nicht leugnen, da vomGuten geleitet werden, Freiheit, vom Bsen geleitet werden, Knechtschaft

    bedeutet. Denn Ersteres geschieht vom Herrn, Letzteres vom Teufel. DemMenschen erscheint, wie gesagt, alles als Eigenes, was er in Freiheit tut, da es zuseiner Liebe gehrt, und aus der eigenen Liebe handeln, heit in Freiheithandeln. Daraus folgt: die Verbindung mit dem Herrn bewirkt, da sich derMensch als frei und sich selbst gehrend erscheint, und je enger dieseVerbindung, desto freier und deutlicher (distinctius) sein eigen fhlt er sich, weil

    es zum Wesen der gttlichen Liebe gehrt, zu wollen, da das Ihrige demanderen, also dem Menschen und Engel angehren mge. Das ist das Wesenaller geistigen Liebe, und ganz besonders der gttlichen. Dazu kommt, da derHerr niemanden zwingt, weil alles, wozu jemand gezwungen wird, ihm nicht alssein eigen erscheint und darum nicht zu seiner Liebe werden, ihm also nicht alsetwas zu ihm Gehrendes angeeignet werden kann. Deshalb leitet der Herr denMenschen bestndig in der Freiheit, und in Freiheit wird er auch umgebildet undwiedergeboren. Hierber in der Folge mehr. Einiges findet man schon oben in #4.

    *44. Der Grund, weshalb der Mensch umso deutlicher den Eindruck hat, ergehre sich selbst an, je klarer er erkennt, da er dem Herrn angehrt, beruht

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    seiner Vernunft etwas begreifen, was ohne Raum und Zeit ist und nicht nurbehaupten, da es sei, sondern auch, da es das Ganze sei und das aus sich selbstBestehende, aus dem alles hervorgeht? Man denke aber nur tiefer darber nach,ob die Liebe oder irgendeine ihrer Neigungen, ob die Weisheit oder irgendeine

    ihrer Wahrnehmungen, ja ob das Denken in Raum und Zeit stattfinde, und manwird erkennen, da das nicht der Fall ist. Wenn nun das Gttliche die Liebe undWeisheit selbst ist, so folgt daraus, da es nicht in Raum und Zeit begriffenwerden kann, und damit auch nicht das Unendliche. Will man das deutlichererkennen, kann man weiter fragen, ob Gedanken in Zeit und Raum stattfinden.Gesetzt den Fall, ein Denkvorgang erstrecke sich ber 10 oder 12 Stunden -knnte ein solcher Zeitraum nicht unter Umstnden auch wie ein solcher von einoder zwei Stunden oder auch ein oder zwei Tagen erscheinen? Die Lnge richtetsich nach dem Zustand der Neigung, aus der die Gedanken hervorgehen. Beieiner freudigen Neigung denkt man nicht an Zeit, und 10 oder 12 Stundenerscheinen einem kaum wie ein Gedankengang von ein oder zwei Stunden;umgekehrt, wenn die Neigung schmerzlich ist. Dann wird einem die Zeit be-wut. Das zeigt deutlich: die Zeit ist nur etwas Scheinbares und richtet sich nachdem Zustand der Neigung, aus der das Denken hervorgeht. hnlich verhlt essich mit der Empfindung der rumlichen Entfernung, ob man nun spazierengehtoder sich auf Reisen befindet.

    *50. Engel und Geister sind Liebesneigungen und daraus hervorgehendeGedanken. Darum befinden sie sich nicht in Zeit und Raum, sondern nur in

    deren Anschein. Der Anschein (apparentia) von Zeit und Raum verhlt sich beiihnen gem den Zustnden ihrer Neigungen und den daraus entstehendenGedanken. Denkt daher einer von ihnen aus Neigung an einen anderen undmchte ihn sehen oder mit ihm reden, so stellt sich der Betreffende umgehendals gegenwrtig dar.

    Darauf beruht auch, da bei jedem Menschen Geister gegenwrtig sind, die diegleiche Meinung mit ihm teilen bse Geister beim Menschen, der die Neigungzu einem hnlichen Bsen hat, gute beim Menschen, der einem hnlichen Gutenzuneigt. Diese Geister sind auf eine Weise gegenwrtig, wie jemand, der zur

    selben Gesellschaft gehrt. Raum und Zeit tragen deshalb nichts zur Gegenwartbei, weil Neigung und daraus hervorgehendes Denken nichts mit Raum und Zeitzu tun haben und Engel wie Geister Neigungen und von daher rhrendeGedanken sind.

    Das alles wurde mir aus der Erfahrung vieler Jahre zu wissen gegeben,namentlich auch dadurch, da ich mit vielen nach ihrem Tode gesprochen habe,sowohl mit Menschen aus den verschiedenen europischen Staaten als auch mitMenschen aus verschiedenen Lndern Asiens und Afrikas, und sie alle warennahe bei mir. Gbe es fr sie Raum und Zeit, htte eine zeitraubende Reisedazwischen liegen mssen.

    Im Grunde wei das jeder Mensch aus dem, was von der Natur in ihm oder

    = 33 =

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    seinem Geist liegt. Mir wurde das dadurch zur Gewiheit, da niemand anirgend einen rumlichen Abstand dachte, wenn ich erzhlte, ich htte mit einemin Asien, Afrika oder Europa Verstorbenen gesprochen, beispielsweise mitCalvin, Luther, Melanchthon oder mit irgendeinem Knig, Statthalter oder

    Priester aus einem entfernten Lande. Dabei kam meinen Zuhrern nicht einmalder Gedanke: Wie konnte er nur mit ihnen reden bzw. wie konnten sie zu ihmkommen, da doch Lnder und Meere dazwischen lagen? Auch daran wurde mirklar, da bei allem, was mit der geistigen Welt zusammenhngt, niemandzeitlich und rumlich denkt. Im Werk Himmel und Hlle (# 162-169;191-199) kann man jedoch nachlesen, da auch in der geistigen Welt derAnschein von Zeit und Raum besteht.

    *51. Aus alledem kann man ersehen, da man sich das Unendliche undEwige, also den Herrn, ohne Zeit und Raum zu denken hat und da man es sich

    so auch vorstellen kann. Ferner, da es von allen auch so gedacht wird, die sichaus einer inwendigeren Vernunft heraus darber Gedanken machen, und dadann das Unendliche und Ewige eins ist mit dem Gttlichen. So also denkenEngel und Geister. Durch ein von Zeit und Raum abgezogenes Denken begreiftman die gttliche Allgegenwart und Allmacht, sowie das Gttliche vonEwigkeit, aber durchaus nicht mit Gedanken, die der Vorstellung von Raum undZeit verhaftet sind. Daraus ergibt sich, da man sich zwar Gott von Ewigkeitdenken kann, keineswegs aber eine Natur von Ewigkeit, und als weitereKonsequenz, da man sich eine Schpfung des Universums durch Gott, aber

    durchaus nicht aus der Natur vorstellen kann. Zu den Eigenschaften der Naturgehren Zeit und Raum, das Gttliche ist ohne diese. Im Werk Die gttlicheLiebe und Weisheit ist in # 7-10, 69-72, 73-76 und an weiteren Stellenausgefhrt worden, da das Gttliche ohne Raum und Zeit besteht.

    Das Unendliche und Ewige in sich kann auf nichts anderes abzielenals auf das Unendliche und Ewige, das von ihm her im Endlichenist.

    *52. Unter dem Unendlichen und Ewigen in sich ist das Gttliche selbst zuverstehen, wie im letzten Abschnitt gezeigt wurde, unter dem Endlichen allesvon ihm Erschaffene, insbesondere die Menschen, Geister und Engel. Abzielenauf das Unendliche und Ewige, das von ihm her im Endlichen ist heit, auf dasGttliche im Erschaffenen blicken, etwa wie der Mensch sein Bild im Spiegel

    betrachtet. Dafr finden sich manche Belege im Werk Die gttliche Liebe undWeisheit, vor allem da, wo nachgewiesen wurde, da im geschaffenenUniversum ein Bild des Menschen und ein Bild des Unendlichen und Ewigen,also ein Bild des Schpfers, d.h. des Herrn von Ewigkeit, zu finden ist (# 317-

    318). Doch mu man wissen, da das Gttliche in sich im Herrn ist, dasGttliche aus ihm (a se) aber das Gttliche vom Herrn in den geschaffenenDingen.

    = 34 =

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    *53. Um das besser verstndlich zu machen, mu es beleuchtet werden: DasGttliche kann nach nichts anderem streben als nach dem Gttlichen, und daskann es ausschlielich in dem von ihm Geschaffenen. Das zeigt sich auch daran,da niemand anders als aus dem Seinigen in sich (ex suo in se) einen anderen

    betrachten kann. Wer den anderen liebt, betrachtet ihn aus der ihm eigenenLiebe. Wer weise ist, betrachtet den anderen aus seiner ihm eigenen Weisheit.Zwar kann er sehen, ob der andere ihn liebt oder nicht, ob der Betreffende weiseist oder nicht, aber er sieht dies aus der Liebe und Weisheit in ihm selbst. Erverbindet sich daher soweit mit ihm, wie der andere ihn liebt und er den anderenliebt oder soweit der andere weise ist wie er selbst, denn so bilden sie eins.

    Ebenso verhlt es sich mit dem Gttlichen in sich, kann es doch nicht aus einemanderen, z.B. aus einem Menschen, Geist und Engel, sich selbst anschauen.Diese haben ja nichts Gttliches in sich, und aus einem anderen, in dem nichts

    Gttliches ist, auf das Gttliche schauen, wre gleichbedeutend damit, dasGttliche aus dem Nichtgttlichen betrachten, was unmglich ist. Daher kommtes, da der Herr so mit Mensch, Geist und Engel verbunden ist, da alles, wasBezug hat auf das Gttliche, nicht von ihnen, sondern vom Herrn ist. Denn, wieman wei, stammt alles Gute und Wahre, das jemand besitzt, nicht von ihmselbst, sondern vom Herrn, ja niemand kann auch nur den Herrn oder seinen

    Namen Jesus und Christus nennen, auer aus Ihm.

    Die Folgerung daraus ist: Das Unendliche und Ewige, das ein und dasselbe istmit dem Gttlichen, schaut alles auf unendliche Weise in den endlichen Wesenund verbindet sich mit ihnen, je nach dem Grade ihrer Aufnahme der Liebe undWeisheit. Mit einem Wort: Der Herr kann beim Menschen und Engel eineWohnsttte nur in dem finden und darin wohnen, was in diesen das Seinige ist,nicht aber in ihrem Eigenen, da dieses bse ist. Und wre es auch gut, so wre esdoch immer noch endlich und kann mithin das Unendliche nicht in sich und aussich fassen. Das zeigt, da der Endliche unmglich den Unendlichen, wohl aberder Unendliche das Unendliche schauen kann, das aus ihm in dem Endlichen ist.

    *54. Es scheint, als ob das Unendliche nicht mit dem Endlichen verbunden

    werden knne, weil zwischen dem Unendlichen und dem Endlichen keinVerhltnis besteht und das Endliche das Unendliche nicht fassen kann. Unddennoch gibt es eine Verbindung zwischen ihnen: Einerseits weil der Unendli-che alles aus sich selbst erschaffen hat, wie im Werk Die gttliche Liebe undWeisheit (# 282-284) dargelegt wurde, und andererseits weil der Unendlicheim Endlichen auf nichts anderes blicken kann als auf das, was vom Unendlichenin ihnen ist und den Endlichen wie etwas erscheinen kann, das in ihnen ist. Sogibt es also doch ein Verhltnis des Endlichen zum Unendlichen, nur geht esnicht vom Endlichen, sondern vom Unendlichen in ihm aus. Auf diese Weisekann auch der Endliche das Unendliche fassen, freilich nicht der Endliche insich, sondern wie in sich, u.z. durch das Unendliche, das aus sich in ihm ist.Hierber im Folgenden mehr.

    = 35 =

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    Die gttliche Vorsehung hat bei allem, was sie tut, das Unendlicheund Ewige im Auge, das von ihr stammt besonders bei derErlsung des menschlichen Geschlechts.

    *55. Das Unendliche und Ewige in sich ist, wie gesagt, das Gttliche selbst

    oder der Herr in sich. Das Unendliche und Ewige aus ihm aber ist dasausgehende Gttliche bzw. der Herr in anderen, aus ihm erschaffenen Wesen,also in den Menschen und Engeln. Und dieses Gttliche ist identisch mit dergttlichen Vorsehung; denn durch das Gttliche aus ihm sorgt der Herr dafr,da alles in der Ordnung, in der und zu der es geschaffen wurde, bewahrt werde.Weil das ausgehende Gttliche dies bewirkt, ergibt sich, da in all diesem diegttliche Vorsehung besteht.

    *56. Die gttliche Vorsehung hat bei allem, was sie tut, das Unendliche und

    Ewige im Auge, wie sich daran zeigt, da alles Geschaffene von seinem Anfangin Gott, dem Unendlichen und Ewigen, bis zum Letzten fortschreitet, und vomLetzten wiederum zum Ersten, aus dem es stammt. Das wurde im Werk Diegttliche Liebe und Weisheit im Kapitel ber die Schpfung des Universumsgezeigt. Und weil bei allem Wachstum zu innerst ein Erstes wirkt, von dem esstammt, so folgt, da das ausgehende Gttliche oder die gttliche Vorsehung beiallem, was sie tut, irgendein Bild des Unendlichen und Ewigen im Auge hat, inmanchem bis zur Anschaulichkeit, in anderem nicht so weit. Anschaulich stelltdie Vorsehung das Bild des Unendlichen und Ewigen in der Mannigfaltigkeitaller Dinge dar, sowie bei den Vorgngen der Befruchtung und Vervielfltigung.

    Ein Bild des Unendlichen und Ewigen in der Mannigfaltigkeit aller Dingezeigt sich darin, da es nichts gibt, das vllig mit einem anderen identisch wre,und da das auch in Ewigkeit nicht mglich ist. An den Gesichtern derMenschen von Beginn der Schpfung an ist das offenkundig und gilt genausofr ihre Seelen, die ja die Gesichter formen. Dasselbe gilt auch fr die

    Neigungen, Wahrnehmungen und Gedanken, aus denen sich ja die Seelenzusammensetzen. So gibt es im ganzen Himmel nicht zwei Engel oder zweiGeister, die identisch wren, und das kann auch in Ewigkeit nicht vorkommen.

    Ebenso verhlt es sich mit jedem sichtbaren Gegenstand in beiden Welten, dernatrlichen wie der geistigen. Man kann daher feststellen: die Mannigfaltigkeitist unendlich und ewig.

    Ein Bild des Unendlichen und Ewigen in aller Befruchtung und Vermehrungzeigt sich im Pflanzenreich an der Kraft, die im Samen liegt, sowie an derVermehrung im Tierreich, besonders deutlich bei den Fischen. Sie wrden,kme ihre Fhigkeit sich zu befruchten und zu vermehren voll zur Auswirkung,innerhalb eines Jahrhunderts das ganze Meer, ja die ganze Welt erfllen. So liegtauch in ihrem Fortpflanzungsvermgen das Streben, sich bis ins Unendliche zu

    vermehren. Und weil es von Anbeginn der Schpfung nicht an Befruchtungenund Vervielfltigungen gefehlt hat und in Ewigkeit fehlen wird, so folgt, da indieser Fhigkeit auch das Streben hin zur Ewigkeit liegt.

    = 36 =

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    *57. Dasselbe gilt fr die Menschen inbezug auf ihre Neigungen, die zur Liebeund ihre Wahrnehmungen, die zur Weisheit gehren. Die Mannigfaltigkeit dereinen wie der anderen ist unendlich und ewig, ebenso ihre Befruchtungen undVervielfltigungen, die geistiger Natur sind. Keines Menschen Neigung und

    Wahrnehmung ist der eines anderen so vollkommen hnlich, da sie identischwren, und das kann auch in Ewigkeit nicht sein. Die Neigungen knnen auch befruchtet und die Wahrnehmungen vervielfltigt werden ohne Ende.Bekanntlich knnen sich die Wissenschaften niemals erschpfen. DieseFhigkeit der Befruchtung und Vervielfltigung ohne Ende bzw. ins Unendlicheund Ewige erstreckt sich aufs Natrliche bei den Menschen, aufs Geistige beiden geistigen Engeln und aufs Himmlische bei den himmlischen Engeln. Aberdas gilt nicht nur fr Neigungen, Wahrnehmungen und Kenntnisse imallgemeinen, sondern auch fr alle, selbst deren kleinste Bestandteile im

    besonderen. Diese Eigenschaft beruht darauf, da sie vom Unendlichen undEwigen in sich durch das Unendliche und Ewige aus ihm entstehen. Doch weildas Endliche nichts Gttliches in sich hat, ist im Engel oder Menschen nichtsdavon sein Eigentum, nicht einmal das geringste; denn Mensch und Engel sindendlich und nur Aufnahmegefe, die an sich tot sind. Was lebendig in Menschund Engel ist, haben sie vom ausgehenden Gttlichen, das mit ihm verbundenist, weil es ihn berhrt und ihm daher als das Seinige erscheint. Im Folgendenwird man das deutlich sehen.

    *58. Die gttliche Vorsehung hat aber das Unendliche und Ewige von sich vor

    allem darum bei der Erlsung des menschlichen Geschlechts im Auge, weil ihrZiel der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht ist, wie oben # 37-45gezeigt wurde. Aus dieser Zielsetzung folgt, da die gttliche Vorsehung vorallem auch die Umbildung und Wiedergeburt des Menschen, also seine Erlsungim Auge hat, bildet sich doch der Himmel aus denen, die erlst oderwiedergeboren sind. Den Menschen wiedergebren heit aber, das Gute undWahre bzw. die Liebe und Weisheit bei ihm vereinigen, wie sie im vom Herrnausgehenden Gttlichen vereinigt sind. Darauf zielt daher die gttlicheVorsehung bei der Erlsung der menschlichen Geschlechts vor allem ab. Das

    Bild des Unendlichen und Ewigen liegt beim Menschen allein in derVermhlung des Guten und Wahren bei ihm. Dies wird im menschlichenGeschlecht bewirkt durch das ausgehende Gttliche, wie das Beispiel dererzeigt, die - erfllt mit dem ausgehenden Gttlichen, dem Heiligen Geist -geweissagt haben, und von denen im Wort die Rede ist. Bekannt ist es ebensodurch die Erleuchteten, die die gttlichen Wahrheiten im Licht des Himmelssehen, was vor allem fr die Engel gilt, welche die Gegenwart des Herrn, seinenEinflu und die durch ihn bewirkte Verbindung mit den geistigen Sinnenwahrnehmen, dabei aber auch erkennen, da die Verbindung nur in etwas be-steht, das man als Anschlu (adjunctio) bezeichnen kann.

    *59. Man wei noch nicht, da die gttliche Vorsehung in allem, was sie beimMenschen bewirkt, dessen ewigen Zustand im Auge hat. Sie kann nmlich

    = 37 =

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    nichts anderes im Auge haben, weil das Gttliche das Unendliche und Ewige istund dieses nicht in der Zeit und ihm folglich alles Zuknftige gegenwrtig ist.Diese Beschaffenheit des Gttlichen bringt es mit sich, da alles, was es

    bewirkt, bis ins einzelne ewig ist. Menschen aber, die aus den Kategorien von

    Zeit und Raum denken, begreifen das nur schwer - nicht nur, weil sie dasZeitliche lieben, sondern auch weil sie aufgrund der weltlichen, nicht derhimmlischen Gegenwart denken. Diese liegt ihnen so fern wie das Ende derErde. Menschen hingegen, die im Gttlichen sind, denken aus dem Herrn unddarum auch aus dem Ewigen, whrend ihre Gedanken in der Gegenwart sind.Bei sich sagen sie: Was ist schon etwas, das nicht ewig ist? Ist es nichtzeitbedingt, beziehungsweise wie nichts und wird auch zu einem Nichts, wennes ein Ende nimmt? Ganz anders das Ewige: Von ihm allein kann man sagen,da es Ist, weil sein Sein kein Ende nimmt. Wer so denkt, denkt in derGegenwart und doch zugleich aus dem Ewigen. Lebt der Mensch auchentsprechend, dann hat das ausgehende Gttliche oder die gttliche Vorsehung

    bei ihm immerwhrend den Zustand seines ewigen Lebens im Himmel im Augeund leitet ihn dorthin. Im Folgenden wird man sehen, da das Gttliche in jedemMenschen, er sei gut oder bse, auf das Ewige abzielt.

    Das Bild des Unendlichen und Ewigen stellt sich im Engelhimmelklar heraus.

    *60. Zu dem, was man unbedingt kennen sollte, gehrt auch derEngelhimmel; denn jeder religise Mensch denkt an ihn und mchte dahinkommen. Aber nur wer den Weg kennt, der zu ihm fhrt und ihn beschreitet,gelangt ans Ziel. Man kann ihn einigermaen kennen, wenn man etwas vomWesen der Engel wei, die den Himmel bilden und da niemand zu einem Engelwird oder in den Himmel kommt, der nicht etwas Engelhaftes (angelicum) ausder Welt mit sich bringt. Zu diesem Engelhaften gehrt die Erkenntnis desWeges, die nur erlangt wird, indem man ihn geht, sowie auf ihm wandelt in derErkenntnis desselben. In der geistigen Welt gibt es auch wirklich Wege, die zu

    jeder einzelnen Gesellschaft des Himmels bzw. der Hlle fhren. Jeder siehtdort wie von sich aus den ihm gemen Weg. Er sieht ihn, weil es dort fr jedeArt der Liebe einen Weg gibt, den die Liebe weist und der zu den Genossenfhrt. Niemand sieht dort andere Wege als die seiner Liebe entsprechenden, weilEngel nichts anderes sind als himmlische Liebesarten (amores), da sie sonst diezum Himmel fhrenden Wege nicht gesehen htten. Das wird jedoch bei derBeschreibung des Himmels deutlicher werden.

    *61. Jeder Menschengeist ist Neigung und daraus entspringendes Denken,und weil jede Neigung der Liebe und jeder Gedanke dem Verstand angehrt, ist

    jeder Geist identisch mit seiner Liebe und seinem Verstand. Darum denkt derMensch, ist er allein in seinem Geist - also bei sich zu Hause aus der zu seinerLiebe gehrenden Neigung. Daher kann man feststellen, da der Mensch nach

    = 38 =

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    dem Tode als Geistwesen die Neigung seiner Liebe und nur das zu dieserNeigung gehrende Denken ist. Diese Neigung ist bse, d.h. ist eine Begierde,wenn er das Bse liebte, und ist gut, wenn er das Gute liebte. Jeder hat eine gute

    Neigung, sofern er das Bse als Snde gemieden, und jeder eine bse Neigung,

    sofern er das nicht getan hatte. Da nun alle Geister und Engel Neigungen sind,so liegt am Tag: der ganze Engelhimmel besteht nur aus der Liebe aller Neigungen zum Guten und der damit zusammenhngenden Weisheit allerWahrnehmungen des Wahren. Und weil alles Gute und Wahre vom Herrnstammt, der die Liebe und Weisheit selbst ist, so ergibt sich, da der Engelhim-mel sein Abbild ist. Und weil ferner die gttliche Liebe und Weisheit ihrer Formnach Mensch ist, ergibt sich, da der Engelhimmel ebenfalls in eine solche Formgebildet ist. Hierber mehr im folgenden Abschnitt.

    *62. Der Engelhimmel ist ein Bild des Unendlichen und Ewigen, weil er ein

    Bild des Herrn und dieser der Unendliche und Ewige ist. Das Bild desUnendlichen und Ewigen Selbst erscheint im Himmel darin, da er sich ausMyriaden von Myriaden Engeln zusammensetzt und diese ebensovieleGesellschaften bilden, wie es gemeinsame Neigungen der himmlischen Liebegibt. Dabei unterscheidet sich wieder jeder einzelne Engel jeder einzelnenGesellschaft durch seine besondere Neigung von allen anderen. Dazu kommt,da die Form des Himmels im allgemeinen und besonderen aus ebenso vielen

    Neigungen besteht und diese Formen vor dem Herrn als Einheit erscheinen,ebenso wie jeder Mensch eine Einheit darstellt. Diese Form wird gem ihrer

    Vermehrung in Ewigkeit vervollkommnet. Je mehr menschliche Wesen in dieForm der gttlichen Liebe, die Form aller Formen, Eingang finden, destovollkommener nmlich wird die Vereinigung. Damit liegt am Tage, da sich dasBild des Unendlichen und Ewigen im Engelhimmel zeigt.

    *63. Wenn man diese kurze Schilderung des Himmels zur Kenntnisgenommen hat, wird klar, da die Neigung der Liebe zum Guten den Himmel

    beim Menschen bildet. Doch wer wei das heutzutage noch? Ja, wer wei auchnur, was Neigung der Liebe zum Guten ist und da die Zahl der Neigungen derLiebe zum Guten unendlich ist? Denn, wie gesagt, jeder Engel ist eine

    unterschiedliche Neigung, und die Form des Himmels besteht aus der Form allerNeigunge