Die Heirat des Pöttis
description
Transcript of Die Heirat des Pöttis
DIE HEIRAT DES POETTIS
© Lukas Salomon, 2009. Weitergabe ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors verboten.
2 Die Heirat des Pöttis
Die Heirat des Poettis
Vor langer, langer Zeit, jedoch noch nicht so lange, als die, in der das Tinki erlöst wurde, gab es
immer noch die seit einer Ewigkeit bestehenden Königreiche Kraftien und Lukien. Doch in
Lukiens Hauptstadt waren die Bürger sehr besorgt, da Gerüchte eines bevorstehenden Krieges
die Runde machten. Diese Gerüchte wurden zwar vom Pressesprecher des Kaisers nicht
bestätigt, aber auch nicht dementiert. Hinter den Fassaden des Lukier Palastes liefen jedoch
Krisenberatungen an.
Kaiser Salomon schrie wutentbrannt: „Was soll das? Wie viele?“ Dobler antwortete:
„Siebentausend Schiffe, Hoheit.“ Salomon antwortete: „Nun, Sie sind noch inkompetenter als ich
dachte. Holen Sie mir einen fähigeren Kriegsstrategen, holt mir Vallaster!“ „Hoheit, ich bin
lediglich Ihr Hofmeister, aber…“ Salomon murmelte vor sich hin: „Exekution, Exekution,
Guillotine“. Darauf hin machte sich Dobler von dannen. Wenige Augenblicke später betrat ein
trauriger Admiral gesenkten Hauptes den Thronsaal. „Lukapowa im Achtelfinale gegen Krafina
ausgeschieden. Glatt. 6:1, 6:2“ Salomon antwortete: „Hisst die schwarzen Flaggen auf dem
Center Court von Lukasstadt, und die Craftian Open sollen verdammt sein!“ Vallaster antwortete
untröstlich: „Wie wahr, wie wahr…“ Doch Salomon ließ sich auf keine weiteren Trauergespräche
ein und begann sogleich: „Admiral, wir haben ein Problem. Siebentausend Schiffe von der Insel
der Hödis steuern die Lukische Küste an! Und unsere Flotte liegt immer noch bei Pearl Claudio!“
Vallaster entgegnete: „Hödis! Wir sind dem Untergang geweiht. Bei ihrer Hirnmasse können Sie
nicht sinken! Und ihre Segeltechnik…Sie spannen Hosen auf den Mast, und der Nordwest‐Deo
bläst ihnen in die Segel!“ Salomon antwortete: „Nun, ihr Problem. Bauen Sie sofort zehntausend
Trieren! Bis in zwei Wochen müssen sie fertig in Liräus liegen!“ Vallaster schüttelte unglaublich
den Kopf: „Fünfzehn Doppelfehler. Achja, zu den Trieren. Wird gemacht!“
© Lukas Salomon, 2009. Weitergabe ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors verboten.
3 Die Heirat des Pöttis
Und so lagen vierzehn Tage nach diesem Gespräch zehntausend wendige, mit Balisten
gespickte, Tieren im größten Hafen Lukiens, Liräus, oder, wie er auch von den Einheimischen
genannt wurde, Lotterdam. Für die Schiffstaufe wurden zwölf Tankwagen voller Sekt verwendet,
und für die Feuertaufe kam der wiederauferstandene FWHM Mair, der sich in letzter Zeit mehr
der Astrologie und der Zahl sieben sowie sechs Nullen zugewandt hatte, mit Martinshorn und
Blaulicht angefahren. Nach einem Tag voller Feiern und Wettkämpfen, bei der sogar der große
Samuel Mangeng eine Rede hielt, kam es am nächsten Tag zur feierlichen Angelobung des
Oberkommandos über die neuen Schiffe für Admiral Vallaster. Aufgrund der vielen Völker, die
innerhalb von Lukien lebten, wurde die Ansprache größtenteils in Englisch gehalten. Vor dem
Lukier Palast hatten sich vier Millionen Leute versammelt, die zuerst die Angelobung des
Vizeadmirals, des Kollaborateurs Major Gurki, der die Seiten gewechselt hatte, miterlebten. Der
Höchstrichter Lukiens sprach die wichtigsten Worte im Leben Gurkis vor: „I, Major Georgi Gogov,
weiter übersetzte ein lukisch Sprechender, gelobe feierlich, dem Staate Lukien, dem Kaiser
Salomon sowie der mir unterstehenden Flotte treu zu bleiben, so Gott mir dabei helfe.“ Unter
tosendem Applaus der Prachtstraße Lukiens, genannt „Not the Mall“, verließ Major Gurki die
Bühne. Der eigentliche Hauptteil der Inauguration begann. Admiral Lukas Vallaster betrat die
Bühne. Erneut sprach der Höchstrichter den wichtigen Text vor, doch beim Wort „flottfully“
versprach er sich, deshalb musste die Angelobung wiederholt werden. Am Abend der Zeremonie
fand eine Parade in den Lukier Palast statt, die Admiral Vallaster größtenteils volksnah in einem
in der Stratosphäre schwebendem Heißluftballon absolvierte. Danach spielten noch The Boss
Bruce Kraftsteen sowie viele andere bekannte Musiker ein mitreißendes Konzert, das dem Inhalt
der Rede von Vallaster entsprach. Er sprach von einer besseren Flotte, doch jeder Ruderer müsse
Opfer dafür bringen. Er sei der Sohn eines Paddelbootfahrers, der vor sechzig Jahren nicht das
Geld hatte, sich die Präsidentensuite im Hilton‐Hotel in Lukasstadt zu mieten. Schlussendlich
ward es Mitternacht, und es ward morgen, dritter Tag. An diesem Tag stach die enorme Flotte in
See, um als Lukasfighter ohne Nachtfahrlizenz die insgesamt siebzigtausend Hödis abzufangen.
Als am Horizont die ersten Pentagramme in Sicht kamen, sprach Vallaster anerkennend: „Sooooo
© Lukas Salomon, 2009. Weitergabe ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors verboten.
4 Die Heirat des Pöttis
viele, und doch soooo wenig Intelligenz!“ Und schon hörte man den Kampfschrei der Hödis:
„666, 12, 17!“. Daraufhin begannen Vallasters Ruderer ebenfalls, sich noch stärker in die Riemen
zu legen. Plötzlich gab der Admiral das Zeichen zum sofortigen Stopp, das der Betätigung einer
Notbremse in einem Zug ähnelte. „Wir haben eine Nachricht erhalten!“ Die Besatzungen der
zehntausend Trieren ahnten Schlimmes. „Loger Lederer hat die Craftian Open gewonnen, im
Finale setzte er sich gegen Kafael Kadal durch!“. Auf den Decks brannte Jubel aus, Schweizer
Kreuze wurden gehisst, Lederer wurde ein Nationalheld. Doch nachdem die aktuellen
Sportnachrichten in Lukiens staatlichen Radiokanal vorbei waren, ging es mit der Schlacht 50
Meilen vor Lukiens Küste weiter. Vallaster ließ seine Reihen in ein einer Formation, die dem
Head‐Logo gleichte, ankämpfen, während der höd’sche Admiral seine Galeeren in Form eines
Apfelsaft‐Tetrapaks staffelte. Schlussendlich lagen dreitausend Galeeren der Hödiflotte
zwanzigtausend Meilen unter dem Meer, und die Elitetruppen des Admirals Vallaster hatten das
Flaggschiff der Hödis umzingelt. „Ein letztes Wort, Demokrate?“, fragte Vallaster in Richtung des
Staatspräsidenten der demokratischen Republik Staten Hödi. „Vielleicht“, antwortete der
Präsident. „Wollten deine Schiffe uns angreifen und einen Vorgänger des D‐Days inszinieren?“,
fragte Vallaster erneut. „Nein. Wir wollten lediglich Pöttis Junggesellenabschied feiern und dann
seine Hochzeitsgäste werden!“. Vallaster rief erstaunt: „Das ist aber nun sehr problematisch, mit
einem 0:6, 0:6, 0:5‐Rückstand zu vergleichen. Nun, wir werden euch zum Orte der Hochzeit
eskortieren, währenddessen darf Mair sieben Millionen Planken löschen.“ Und so ruderten die
beiden Flotten in fröhlicher Zweisamkeit an die lukische Küste, genauer gesagt, ankerten sie vor
dem Hafen Pöttistadts. Dort gingen dann zwanzigtausend Hödis und hunderttausend Lukier von
Bord, um Pöttis Hochzeit zu feiern.
Unterdessen liefen im Magiersaal zu Pöttistadt die Vorbereitungen für die Hochzeit des bösen
Magiers Pöttis auf Hochtouren. Er heiratete eine zuvor unbekannte Angehörige des
Mangengstammes, ihre ersten vier Buchstaben des Vornamens ließen auf eine niedere Tätigkeit
schließen, doch in Wahrheit war sie eine wichtige Mitarbeiterin des weisen Mangengs. Doch man
© Lukas Salomon, 2009. Weitergabe ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors verboten.
5 Die Heirat des Pöttis
musste annehmen, dass sie aufgrund der Hochzeit mit Pötti nicht mit aller Weisheit des
Mangengs gesegnet war, doch auch das konnte täuschen. Als Mitgift waren zehntausend Liter
getrockneten Preiselbeersaftes vorgesehen, die sie problemlos mitbringen konnte. Im einfachen
Volke ging das Gerücht umher, Pötti hätte sie durch einen Liebestrunk verzaubert, doch Pöttis
Pressesprecher dementierte das vehement. So kamen die Hödis mit Unmengen an
Preiselbeersaft in den Magiersaal, um dort den Junggesellenabschied ihres Freundes zu feiern.
„Auf dass er schon bald die ewige zwölfte Erleuchtung finde!“, rief das Oberhödi. „Nein, die
siebzehnte!“, entgegnete ein Oberunteroberhödi. Nach ein paar Gläsern Preiselbeersaft artete
diese Auseinandersetzung in eine „internasionale Generasionenschlägerei“ aus, in der alle
zwanzigtausend Hödis und fünfzigtausend Lukier verwickelt waren. Am Schluss waren alle Hödis
flachgelegt und festgenagelt und das Geschenk der Lukier an Pötti konnte überreicht werden. Es
war eine goldene Schallplatte der Beatles‐Coverband Metallica. Auch Kraft ließ einen Boten mit
einem ähnlichen Geschenk aufwarten, doch wie es die Vorurteile erwarten ließen, war Krafts
silberne Schallplatte aus Alufolie gefertigt. Am Tag darauf fand die langersehnte Hochzeit statt,
die Kaiser Salomon persönlich durchführte. „Lieber Pötti, ich hoffe, du bist dir bewusst, in welche
nicht mehr revidierbare Gefahr du dich begibst. Im besten Falle wird der Tod euch scheiden.
Bedenke die Alimente! Bedenke die schönen Aktivitäten als Junggeselle! Bedenke die
Eingeschränktheit, die du die nächsten Jahre deines Lebens haben wirst. Willst du dir das wirklich
antun?“ Pöttis Antwort war eindeutig: „Wenn se falsche Sache mascht, denn zauber‘ isch se
wech.“ Daraufhin brach tosender Applaus aus, der sich mit der Zustimmung seiner Gemahlin
noch vermehrte. Schlussendlich standen die letzten Truppen des Rebellenführers Lins
gemeinsam mit der Kraft’schen Armee und der Kaiserlichen Leibgarde Ehrenspalier, durch den
Feuerwehrhauptmann Mair mit dem dreifachen zwölften der siebenundzwanzigsten Martinshorn
begleitet von der Blaulichtkapelle auf seinem Auto fuhr. Die lukischen Leibgarden unter dem
Kommando von Mathias Draxler richteten ihr Bajonett gen Himmel und schossen fünf Mal. Pötti
war verheiratet.